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franz 5 – Dezember 2010/Januar 2011

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franzmagazine.com CULTURE ON WEB AND PAPER dicembre dezember 2010 /gennaio Januar 2011


INDEX

COLOPHON

6. und du mittenrin

publisheR inside cooperativa sociale

von Evelyn Gruber-Fischnaller

editor in chief Fabio Gobbato creative direction Anna Quinz Kunigunde Weissenegger

12. il natale dei migranti

EDITOR MARCO BASSETTI

di Marco Bassetti

art direction Riccardo Olocco Daniele Zanoni

16. Statt der Engel

photo direction Alexander Erlacher

di Celine Hausmann

18. LA STORIA QUASI VERA DI SANTACLAUS.COM di Yomo

24. Nel paese di nod di Giulio Bonanome

photo michelangelo agostinetto Alexander Erlacher Roberto Gigliotti Paolo Quartana Paolo Risser Chiara Sonda Tiberio Sorvillo Tourist Information BZ illustrations Armin Barducci thanks to Fulvio Giorgi

30. GlÄserne tage von Lissy Pernthaler franz 5 – Dicembre 2010/Gennaio 2011

TEXT Marco Bassetti Giulio Bonanome Evelyn Gruber-Fischnaller Celine Hausmann Lissy Pernthaler Yomo

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COVER Francesca De Angeli, 34, Advocate by Tiberio Sorvillo


EDITORIAL

Statt der Weihnachtsbäume. Die wir dem Papst schicken. Statt der Kerzenlichter. Die mehr verbrennen als erleuchten. Statt der Weihnachtsstollen und Lebkuchen. Die uns fetter machen. Statt des Glühweins. Der uns aber zutraulich macht. Statt des Adventkalenders. Der am 5. schon ausgefressen ist. Statt der Sternspritzer. Die zum Himmel stinken. Statt der Geschenke. Die sich jedes Jahr wiederholen. Statt der Weihnachtsgans. Die wieder dran glauben musste. Statt des Familienzaubers. Der oft nicht einmal in der sogenannten heiligen Nacht anhält. Statt der Engel. Die nach Weihnachten wieder abhauen.

Neben Schneeflockenküssen, Kerzenschein, Tannenbaumschmuck und Lebkuchenduft gibt es auch abgeschaffte Künstlerbrücken, migrantische Weihnachten, verrückte Rauschgoldengel. Evelyn GruberFischnaller, Marco Bassetti und Celine Hausmann haben sich umgehört und berichten über aufschlussreiche Realitäten. Und wie seht ihr diese Zeit und was bedeutet sie euch? Impulse zu eigenen Überlegungen und Gedanken geben die etwas anderen Weihnachtsgeschichten von Yomo, Giulio Bonanome und Lissy Pernthaler. So wünschen wir eine angeregte und bedachte Zeit – nicht nur jetzt, sondern auch das ganze Jahr 2011.

Es weihnachtet wieder sehr in Südtirol. Anlass für Franz, statt der üblichen Weihnachtsgaukeleien die lichten, aber auch schattigen Seiten dieser sogenannten schönsten Zeit im Jahr einer näheren Betrachtung zu unterziehen. franz 5 – Dezember 2010/Januar 2011

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Kunigunde Weissenegger


Und du mittendrin von Evelyn Gruber-Fischnaller Fotos von Paolo Risser (2001) und Paolo Quartana (2002)

25.

November, es ist schon dunkel und mir ist kalt, noch bevor ich aus dem Haus gehe. Ich bin spät dran und laufe los, genieße die Abendluft. Bars, Parkplatz, Kreisverkehr lasse ich hinter mir und dann passiere ich diesen Ort. Schon immer hat es mich zum Wasser gezogen, besonders wenn ich nachdenklich bin oder es mir schlecht geht. Mir kommt es vor, als würde das Wasser meine Schwere und Angst mitnehmen, sie mir entreißen, bis ich wieder ganz leicht bin. Ich gehe über diese Brücke und erinnere mich an vieles. Das Licht der Straßenlampen leuchtet heute noch ein bisschen heller und weiter als sonst, die frühe Weihnachtsbeleuchtung zeichnet – Lämpchen für Lämpchen – eine kleine Stadt in die Luft. Weihnachtszeit. Wir kaufen Kerzen und Dekoration, schmücken Wohnungen und Häuser, Balkone, Fenster, wir bekleiden ganze Städte, jeden freien Platz, Straßen,

Verkehrsinseln, Bögen, Bäume. Ich lege meinen Weg in die Stadt gerade dann zurück, als der Weihnachtsmarkt eröffnet wird. Helle Lichter, geschäftiges Tun und ein kleiner Bub, der angesichts des ganzen Rummels und des Feuerwerks hoffnungsvoll fragt: „Kommt heute schon das Christkind?“ Jedes Licht ist willkommen und jede Wärme In den Jahren 2001 bis 2003 durchbrach eine Künstlerinitiative die Vorherrschaft von Engeln und Tannenzweigen mit roten Maschen in der Weihnachtszeit. Die „Künstlerbrücken“. Das Projekt, schreibt die Kuratorin Letizia Ragaglia in der Dokumentation, sucht als Ausstellung unter freiem Himmel zum Einen die Auseinandersetzung mit der weihnachtlichen Bedeutung des Lichts, behandelt zum Anderen aber auch die autonome Rolle des Elementes Licht in der zeitgenössischen Kunst. Die Künstlerbrücken seien

„Im öffentlichen Raum spielt der Mythos vom Künstler eine immer geringere Rolle, der Kontext gewinnt dagegen mehr an Bedeutung.“ Letizia Ragaglia, Kuratorin der Künstlerbrücken franz 5 – Dicembre 2010/Gennaio 2011

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PAOLO QUARTANA PAOLO QUARTANA

ELISABETH WEISS, INSIEME – GEMEINSAM, TALFERBRÜCKE

JULIA GINO ALBERTI, RESCHENBRÜCKE franzBORNEFELD, 5 – Dezember 2010/Januar 2011

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PAOLO RISSER

ROBERT PAN, K AMPILLER BRÜCKE

keine Dekorationen, die der bloßen Verschönerung dienen sollen, sondern vielmehr Werke, die auf die physische und emotionale Erfahrung der Leuchtkraft selbst setzen. Ich bin angekommen und treffe Paul Thuile, Lehrer, Künstler und Dozent an der Freien Universität Bozen. Paul Thuile wurde 1959 in Bozen geboren und besuchte die Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Im Winter 2001/2002 gestaltete er im Rahmen des Projekts die Palermobrücke in Bozen. Wir trinken Tee in gemütlicher Umgebung, während draußen die besinnliche Zeit ausgerufen wird. Ein Abend also, wie gemacht dafür, sich über Festlichkeit, Weihnachten und Kulturschaffen zu unterhalten.

Winter – 2001/2002 und 2002/2003 – hat es die Künstlerbrücken gegeben. Anfang und Ende nah beieinander: Was fällt dir dazu heute noch ein?

Evelyn Gruber-Fischnaller: Nur 2

Jede Stadt, jeder Ort gibt regelmäßig Geld dafür aus, um je nach Jahreszeit oder Gelegenheit eine gewisse Stimmung zu erzeugen, vor allem natürlich rund um Weihnachten. In Bozen ist das nicht anders: Zu Weihnachten wurde immer viel gemacht. 2001 war die Stadt aber aufgeschlossen gegenüber einer künstlerischen Initiative, die der Überzeugung war, auch abseits der reinen Verzierung den Menschen etwas zu geben, eine künstlerische Begegnung im städtischen Raum, die trotzdem das weihnachtliche Credo nicht aus den Augen verliert. Im

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PAOLO QUARTANA rightee.com

PAOL A & GIANCARLO FASOLI, PALERMOBRÜCKE

Winter 2001/2002 und 2002/2003 wurden mehrere Brücken in Bozen von unterschiedlichen Künstlern gestaltet. Das Leitmotiv war Licht, also nichts untypisches für Weihnachten. Natürlich war die künstlerische Herangehensweise etwas anders, zeitgenössische Kunst ist nicht nur Schmuck. Dann plötzlich – weil es ja nicht mehr nur Sterne und Engel waren, die in der Nacht geleuchtet haben – ist den Menschen bewusst geworden, dass zu Weihnachten etwas gemacht wird in der Stadt und wie viel es kostet. Es hat auch nicht jede Installation einwandfrei funktioniert. Insgesamt war aber das größte Problem, dass es als zu wenig weihnachtlich empfunden wurde. Wie hast du dein Projekt ausgewählt?

Jeder Künstler hat eine Brücke bekommen, per Los. Meine war die Palermobrücke. Ich bin zuerst einmal über die Brücke gegangen und habe beobachtet, was passiert. Man fühlt sich dort als Fußgänger total verloren zwischen all den Autos, du hast nur diesen schmalen Streifen, es ist laut und du kannst deinen Weg nicht genießen. Ich habe dann an die 200 Holzrahmen aufgestellt und ausgeleuchtet. Mein Projekt hat den Fußgängern einen Tunnel, einen Schutz gegeben; man hat ein neues Gefühl für die Brücke bekommen, für den Weg, den man gerade geht. So, dass man ihn lieber geht, anders auf jeden Fall. Du hast wieder Platz bekommen. Die Entscheidung, in der Weihnachtszeit Brücken durch künstlerische Installationen mit Licht

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zu schmücken, war durchaus sinnvoll. Die Brücken ziehen sich durch die ganze Stadt, vom Norden bis in den Süden – verbinden Stadtteile. Aus kalten Übergangsorten wurde durch die Kunstinstallationen ein besonderer Ort geschaffen. Die Brücke ist ja an sich schon eine religiöse Metapher, „religio“ aus dem Lateinischen bedeutet zusammenfügen, verbinden. Welche Reaktionen haben die Künstlerbrücken ausgelöst? Es wurde sehr, sehr viel darüber gesprochen, also aus der Sicht der Kulturschaffenden war das Projekt ein Erfolg. Über Kunst muss geredet werden. Es gab ein starkes Echo, die Leute haben es sich angeschaut, sind die Brücken abgefahren, auch jene, die nicht zu ihrem Stadtviertel oder zu ihrer täglichen Route gehörten. Der Kritikpunkt war hauptsächlich das Geld – viele waren der Meinung, für Kunst kann man schon Geld ausgeben, aber nur dann, wenn etwas Bleibendes geschaffen wird. Die Medien haben die Diskussion um das Budget angeheizt; in der Diskussion ging es nicht um die Auseinandersetzung mit den Arbeiten. Durchgesetzt haben sich die Argumente der Wirtschaftstreibenden, die Christkindlmarkt-Besucher würden irritiert und verschreckt. Dabei ging es ja gar nicht um Provokation, sondern darum zu reflektieren, was Weihnachten ist, was weihnachtlich sein kann. Weihnachten kann viele Bedeutungen haben. Die Menschen haben aber meist eine genaue Vorstellung davon, was weihnachtlich ist: Kerzen, Engel, Girlanden, Tannenbaum. Wieso eigentlich? Wir kennen das alles so, es ist etwas Vertrautes. Aber was es bedeutet, was dahintersteht, das wissen wir oft gar nicht mehr. Das franz 5 – Dicembre 2010/Gennaio 2011

Thema Licht an sich passt natürlich zu Weihnachten: Weihnachten ist ein Fest, Licht wird in die dunkle Jahreszeit gebracht, Licht ist das Symbol für Hoffnung. Natürlich, die Leute wollen sich freuen, ich will mich ja auch nicht ärgern über etwas, was mir nicht gefällt. Für den einen sind die normalen Weihnachtslämpchen schön, andere können sich über neue Ideen freuen. Für den einen ist es schön, wenn alle Häuser gleich sind, ein sogenanntes traditionelles Aussehen haben, der andere mag sich lieber durch neue Formen anregen lassen. Kann die Kunst eine Lanze brechen für mehr Auseinandersetzung mit den scheinbar allseits anerkannten Werten? Kunst kann, eine andere Sichtweise auf unsere Lebensumwelt zeigen. Das provoziert manchmal. Ich wollte aber mit meinem Projekt nicht irritieren, sondern vielmehr den Weg über die Brücke verändern und ein neues Bewusstsein entstehen lassen. Wie in der Schule: Positive Effekte gibt es ja am ehesten, wenn die Schüler motiviert sind, nicht erschreckt. Zeitgenössische Kunst provoziert natürlich am meisten, wenn sie den geschützten Raum einer Galerie oder eines Museums verlässt und im öffentlichen Raum statt findet. Dort erwischt sie die Menschen mitten in ihrem Lebensraum, in dem sie sich bewegen. Wenn es um Mode oder Autos geht, sind die Leute aufgeschlossener, lassen sich führen. Die Mode provoziert auf den Laufstegen, aber in abgeschwächter Variante wird sie im Geschäft gekauft. Warum findet eine Entwicklung in diesem Bereich leichter Akzeptanz? – Alle beschäftigen sich zwangsläufig damit, setzen sich damit auseinander. Anziehen müssen wir uns jeden Tag. 10


PAOLO RISSER

pAUL THUILE, PALERMOBRÜCKE

Aber noch einmal zurück zu meinem Projekt auf der Palermobrücke: Wenn ich imstande war in den Menschen, die den Weg über die Brücke genommen haben, durch meine Installation ein anderes Gefühl zu erwecken, als es bis dahin immer war – ein Gefühl von Heimkommen, Wärme und Geborgenheit – dann war es ein Erfolg. Und es hat mit Weihnachten zu tun!

beschützt zu fühlen. Gibt mir das weihnachtliche Diktat der Verzierung und Verschönerung ein anderes Gefühl?

Auf meinem Weg nach Hause nehme ich mir Zeit und Raum für Beobachtungen und Gedanken. Die Frage, die sich mir stellt, ist: Worin sehen wir weihnachtliche Werte, kulturelle Werte in der Weihnachtszeit? Ich gehe langsam und versuche mich durch die vielen Lichter warm und

Die Künstlerbrücken haben ohne Zweifel der Subjektivierung von Kunst und Kultur Vorschub geleistet: Wir alle sorgen mit unserem Handlungs- und Reflexionsvermögen für die Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse, besonders was die Ausgestaltung und Nutzung der öffentlichen Räume angeht – unser aller Räume. Bei der Frage nach der Rolle von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum ist weniger interessant wie die Antwort lautet, sondern vielmehr, wer sie überhaupt beantwortet. Es ist ein emanzipatorisches Prinzip von Mensch, Kunst und Kultur.

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Il natale dei migranti Per gettare uno sguardo inedito sul Natale siamo andati al centro giovani Papperlapapp. L’incontro con quattro migranti, quattro riflessioni sul Natale franz 3 – Ottobre 2010

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TOURIST INFORMATION BOLZANO/BOZEN

igliaia di visitatori ogni anno, macché migliaia milioni, forse miliardi. Da tutte le regioni, da tutta Europa, da tutto il mondo. L’artigianato locale, le specialità gastronomiche, gli ettolitri di vin brulè per riscaldarsi le mani e il cuore, la promozione del territorio, l’invasione

delle piste da sci, i moon boot utilizzati per le vie del centro come scarpe da passeggio, l’economia che gira e che s’impenna. Sì perché se è in Lapponia che la Babbo Natale srl ha la sua sede centrale, una delle sue succursali più importanti sta certamente in Alto Adige. I Christkindlmarkt, i mercati del bambin Gesù, quello che aveva cacciato i mercanti dal tempio, sotto Natale sono tra i principali showroom della penisola. Il Natale a Bolzano è tante cose, un “fatto sociale totale” (Marcel Mauss) che coinvolge una pluralità di livelli, una stratificazione di significati sotto il peso della quale il significato originario della festività sembra spappolarsi. Cos’è oggi il Natale per i bolzanini? Per distanziarci dall’ottica del nativo, per gettare uno sguardo diverso sul fenomeno, per guadagnare una posizione di osservazione inedita, non irrigidita entro schemi consolidati, lo abbiamo chiesto ai migranti. Cittadini in transito da altri luoghi del pianeta che a Bolzano hanno messo le radici, per i quali Bolzano è ora la loro casa. Siamo andati al centro giovani Papperlapapp, da molti anni luogo di ritrovo giovanile aperto all’incontro interculturale, e abbiamo intervistato quattro ragazzi di diverse provenienze. “Io lavoro al Papperlapapp da circa un anno – afferma Lauretta Rudat, coordinatrice pedagogica del centro giovani di piazza Parrocchia – sono entrata in un momento in cui il centro era già maggiormente frequentato da migranti. Questa situazione rappresenta per noi una grande sfida perché ci spinge a ricercare un nuovo modello di approccio al mondo giovanile, a ripensare il nostro modo di lavorare, a sperimentare nuove modalità di interazione. Uno dei progetti del nostro centro, Interkult, è stato pensato proprio a questo scopo. L’uso degli stereotipi – conclude Lauretta Rudat – è sempre la via più facile da seguire,

di Marco Bassetti Foto di Alexander Erlacher

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ahmed

ma lavorando sull’incontro culturale si scopre un’importante fonte di ricchezza per tutti”. Ahmed, originario del Pakistan, a Bolzano da 7 anni. Il Natale è una festa molto sentita a Bolzano, basta fare un giro per il centro per accorgersene, le luci, i negozi sempre aperti... Ma viene festeggiata solo dai cristiani, io non mi sento coinvolto. Io sono musulmano e devo seguire l’insegnamento del Profeta e, dal momento che il Profeta non ha festeggiato questa festa, noi non la festeggiamo. Capisco che per voi il Natale sia un’occasione molto speciale, viene celebrata la nascita di Gesù, ma per me il 25 dicembre è una giornata come tutte le altre. Nella mia tradizioni le feste principali sono due: Id al-fitr, festa con cui si celebra la fine del Ramadan, e Id al-adha, festività che ricorda il sacrificio di Abramo. Sento queste feste come un dono di Dio, ma quale sia il loro significato profondo non saprei dirlo. Sono solo uno studente dell’islam, devo studiare ancora molto, franz 5 – Dicembre 2010/Gennaio 2011

abdallah

di notte lavoro come panettiere ma due tre volte al giorno vado in moschea a pregare. La mia è una tradizione diversa, ma anche se spesso vengo guardato male solo perché porto la barba lunga, io rispetto la vostra. La mia religione insegna che finché non rispetto le altre religioni non posso neppure considerarmi un musulmano. L’islam insegna la pace e non la guerra, se ci sono le guerre tra religioni diverse è colpa dell’ignoranza. Abdallah, originario del Marocco, da 7 mesi a Bolzano, da 13 anni in Italia. Il Natale è una festa importante, però per chi come me trascorre le festività lontano dalla famiglia non è la stessa cosa, in Marocco ho tanti fratelli e sorelle che non vedo da molto tempo. Il Natale per me non ha un significato religioso, però è un momento per stare insieme agli amici. Sono musulmano ma il luogo dove vivo diventa la mia casa, ora sono qui e festeggio il Natale insieme a tutti gli altri. Vorrei rimanere a Bolzano a lungo, sono venuto qui per 14


michele

sistemarmi, qui si sta bene. Parlo tre lingue, tedesco inglese e francese, per adesso faccio il volontario al dormitorio di via Macello ma da gennaio inizio a lavorare.

simul

di prezioso seppur privo di valore materiale.

Michele, originario del Veneto, da 20 anni a Bolzano. Il Natale è una festa che prima di tutto coinvolge la famiglia. Noi festeggiamo il 24 sera e poi il 25 andiamo a Verona a casa di mia nonna, 99 anni e ancora prepara da mangiare per tutti. I miei genitori si sono trasferiti a Bolzano vent’anni fa e poco dopo sono nato io. Quando ero ragazzino a Natale c’era tutta una tradizione da seguire, l’albero, il presepe… Ma col tempo la religione ha perso il suo ruolo e io ho perso la fede, oggi credo solo nel destino, una grande libreria in cui tutto è già scritto. Oggi il Natale è soltanto business, il mercatino di piazza Walther solo un’operazione di marketing, non si respira più la vera atmosfera natalizia, il significato originario del Natale si è perso. Tuttavia a Natale a me piace scrivere e ai miei genitori regalo delle poesie, qualcosa

Simul, originario del Bangladesh, a Bolzano da un anno, da 10 in Alto Adige. Il Natale a Bolzano è bello perché c’è molto movimento, tante persone che girano per la città e turisti che vengono da tutta Europa. Sono musulmano ma, vivendo qui da molti anni, ho tanti amici con cui festeggio il Natale e il Capodanno. Con la famiglia invece festeggio le festività dell’islam. Quando c’è la festa del Ramadan ci ritroviamo tutti insieme e, dopo aver pregato, mangiamo e a festeggiamo, perché così c’è scritto nel Corano. Non riesco ad andare spesso in moschea, però cinque volte al giorno prego a casa con mio padre e i miei tre fratelli. Penso che tutte le persone debbano avere la possibilità di esercitare la propria religione, i cristiani e i musulmani credono in un solo dio e questo è un importante elemento che unisce le due culture. Siamo tutti esseri umani, non ha senso dividersi, è molto meglio essere amici.

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Statt der Engel di Celine Hausmann, giornalista foto di Roberto Gigliotti per Lungomare

C’

era una volta la città degli angeli. Decine di migliaia di angeli, angeli in ceramica, angeli per cui altrettante decine di migliai di persone salgono su pullmann affollati e arrivano a Bolzano. Thun è Natale – recita lo slogan natalizio di quest’anno della più nota azienda altoatesina. E Bolzano è Natale. Dunque, se la matematica non tradisce, Thun è Bolzano. Innegabile, il marchio di ceramica decorata è uno dei simboli della nostra città, e a Natale poi, ne diventa uno dei vessilli più amati dagli italiani, come la Scavolini di una volta. Ma che fine ha fatto la grandiosa, tenera e natalizia Sacra Famiglia Thun che troneggiava solo un’anno fa in Piazza Vittoria, protetta dall’abbraccio “caloroso” del monumento? L’allegra famigliola è caduta, ma si è rialzata, è stata girata a contemplare l’arco trionfale, forse per farle notare dove esattamente si trovava, è stata derisa, ma anche amata. Forse. E ora non c’è

più. Che Bolzano abbia smesso di essere Thun e Thun di essere Natale? Eppure una simpatica mucca accoglie ancora i tanti visitatori alle porte della città, e gli angeli sovrastano i Portici cittadini come agognata decorazione natalizia… Pochi mesi dopo il Natale scorso Lungomare ha pensato a riguardo ad un progetto dal titolo significativo, Statt der Engel, parte del più ampio Osservatorio Urbano. Una lettera al sindaco di Bolzano proponeva di costruire passerelle in Piazza Vittoria che permettessero ai turisti ed ai cittadini di meglio fruire del piacere e della visione della Sacra Famiglia Thun (per maggiori informazioni www. lungomare.org). Il progetto non ha avuto un seguito, per ora, ma la gioiosa famigliola, quest’anno non c’è a fare mostra di se all’ombra del monumento. Che si temessero nuovi, sconvenienti, atti vandalici al? O forse, la cultura è riuscita a dimostrare che anche se Bolzano è Natale, e Thun è Natale, non necessariamente Bolzano deve essere Thun? Ai posteri…

Questo Natale l’allegra e ceramica Sacra Famiglia Thun non fa più mostra di sé in piazza Vittoria a Bolzano. Cosa sarà successo? Se qualcosa è successo… franz 5 – Dicembre 2010/Gennaio 2011

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tiberio servillo

michelangelo agostinetto

apertura di museion, franz 5maggio – Dicembre 2008

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La storia quasi vera di santaclaus.com Racconto di Yomo, designer di inferni

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orreva l’anno 1998 quando, il giovane Seymoure Pawkins, venne folgorato dalla strabiliante idea di fornire al vecchio portatore panciuto di regali un identità telematica, diventando il fondatore di santaclaus.com. Seymoure era un ragazzo giovane, nonostante i lineamenti. Nato in un piccolo paese dell’entroterra americano, Blackwater Tennessee, era cresciuto in un ambiente informaticamente stimolante. Il padre, Nathan Pawkins, era programmatore in una piccola società di software per stampanti. Ma non di quei software che semplificano la vita o che fanno funzionare meglio le cose. Il suo compito era quello di creare codificazioni sempre diverse di modo che ogni stampante avesse una percentuale di fallimento nell’installazione pari al 65%. Fu un vero affare per tutte le più grandi aziende del settore che in breve tempo si rivolsero a lui per creare problemi e quindi rendere impossibile il funzionamento corretto dei loro prodotti. Una variabile necessaria per tenere il compratore per le palle. Seymoure quindi sapeva benissimo come fare soldi, come farli velocemente e nel modo più scorretto possibile. Con il modico investimento di 34$ a

quattordicianni era l’unico proprietario del dominio www.santaclaus.com. Grazie all’aiuto del padre in poco tempo aveva una mail perfettamente funzionante: dear@santaclaus.com, un sito pressochè mediocre con povere gif animate di renne dal naso rosso, uno sfondo luccicante di Babbo Natale che sorride delicato mentre il fuoco del camino illumina la stanza e l’indirizzo e-mail enorme e lampeggiante al centro. Ora gli serviva pubblicità, tanta. Visibilità, ancora di più, ma soprattutto tanta, tanta fortuna. All’epoca google non funzionava ancora perfettamente e vi erano tanti altri concorrenti che ne minacciavano l’assoluta egemonia. L’algoritmo che lo regolava era imperfetto e nessuno sapeva se avrebbe retto alla prova delle masse che si stavano per affacciare sul web alla soglia del nuovo millennio. Così, per una serie di improbabili quanto fortunate coincidenze, fu proprio Sergey Brin (inventore di Google) a sentire il compulsivo bisogno di rendere la propria creazione un faro in questo mare di novità che era la rete. Era dicembre, di neve non se ne era ancora vista ma di spirito natalizio ce ne era fin troppo. La decisione fu rapida: Google doveva essere il motore di ricerca di Babbo Natale. Gli ci volle un attimo

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pochi giorni, data la sua straordinaria efficenza, mezzo mondo aveva ricevuto una cordiale mail di ringraziamento con un simpatico Oh-oh-oh dorato alla fine. Ma Seymoure sapeva di poter fare di più. Tutto quel sonno perso doveva iniziare a tornargli indietro sotto forma di denaro. Così iniziò ad inserire le coordinate bancarie del suo conto da studente, esattamente dopo la firma Oh-dorata. Ma fu ben attento dal non specificare nelle lettere di fare un versamento. Non voleva essere accusato di truffa, quindi lui lo mise là, in piccolo, appena leggibile. Uno spunto. Una cosa talmente assurda che solo un idiota ci sarebbe potuto cascare. E il primo idiota fu Walter J. Biff, canadese d’adozione. Era talmente

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Chiar a Sonda

per trovare il sito di Seymoure e in men che non si dica ecco che la mail lampeggiava esattamente sotto la barra dove inserire l’oggetto delle ricerche. Seymoure faceva colazione come tutti i giorni, il sito era stato aperto ad aprile, largamente in anticipo rispetto alle festività. Fino ad adesso aveva ricevuto solo 3 mail. Tutte e 3 di un coetaneo suo vicino di casa che, con il suo 56k, lo sfotteva per aver buttato via dei dollari in un idea tanto idiota. Dopo aver sparecchiato accese il computer, rimanendo alquanto sorpreso nel vedere che nella sua casella postale aveva ricevuto 89 mail di bambini e genitori. Le lesse tutte quante con calma, ridendo per l’assurdità di alcune richieste. Era domenica, quindi non doveva andare a scuola e fuori era brutto tempo. Pensò di usare il tempo a disposizione per rispondere a tutti. In poco tempo e dopo tanti Oh-oh-oh aveva finito, era felice e si sentiva utile. Quella sensazione di gioia che ci dà l’aiutare qualcuno, il dare speranza a chi non ne ha. In un attimo la mail fu nuovamente invasa. Da un lato era molto lusingato da tali attenzioni, da un altro iniziava ad essere spaventato. Gli ci volle l’intero pomeriggio per rispondere a tutti. Verso sera la casella era ingolfata da più di 1000 mail, alcune in triplice copia per essere sicuri. Qualunque essere umano normale sarebbe impazzito, Seymoure no. Iniziava a sentire in lui il potere della gioia natalizia. Si sentiva una divinità, anzi, ancora di più, si sentiva la festività per eccellenza. Lui, all’età di 14 anni, era diventato Babbo Natale. Passò tutta la notte a rispondere. In


emozionato dall’aver ricevuto risposta da Babbo Natale che non ci pensò su due volte e fece il versamento. Il ragionamento fu semplice: ho chiesto a Babbo Natale le nuove scarpe della Nike magiche che fanno fare i salti come Michael Jordan, lui ha detto che mi può mandare la parte magica ma che la parte scarpa deve procurarsela come tutti quanti, quindi io gli anticipo il costo della scarpa, lui penserà poi al resto. Walter J. Beaff aveva 34 anni, credeva in Babbo Natale ed era idiota dalla nascita. Oramai era passata una settimana, Seymoure, per riuscire a rispondere a tutte le mail, fingeva di essere malato da altrettanto tempo. Non viveva più se non per digitalizzare una risposta ai sogni del mondo intero.

Venerdì mattina fu la banca del suo paese ad essere sorpresa. La madre di Seymoure ricevette la telefonata da un impiegato che le diceva di essere mortificato a nome della struttura per cui lavorava, ma che non potevano più fornirgli il servizio fino ad adesso assicurato. Il conto del figlio aveva fatto aumentare il capitale interno del 300% ed era oramai insostenibile riuscire a garantire una liquidità così imponente. Così le chiesero gentilmente di spostare almeno una parte dei soldi presso una struttura più adatta alle sue esigenze. La madre non capiva, pensò ad uno scherzo di cattivo gusto e corse in banca per parlare con il titolare. Fu un ambulanza a riportarla a casa. Era svenuta quando, domandando l’importo del conto del figlio, le era

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michelangelo agostinetto

stata risposta una cifra che si aggirava intorno ai 10 milioni di dollari. Seymoure era così diventato contemporaneamente sia il più giovane Babbo Natale che la storia avesse mai conosciuto che il più giovane milionario che internet avesse mai generato. Una volta sveglia iniziò a martellarlo di domande, voleva sapere da dove venivano tutti quei soldi, in che cazzo di casino si era andato ad infilare. Ottenne risposta soltanto quando il padre tornò a casa da lavoro. Insieme ricostruirono l’assurda storia che li aveva portati ad essere i genitori di un truffatore così abile quanto dedito al suo ruolo. Ma oramai, alla luce dei fatti, era impossibile restituire i soldi a tutti. Anche volendo non sarebbero mai riusciti a risarcire tutti i donatori senza

l’aiuto della banca che li aveva appena scaricati. Fu allora che a Seymoure venne un altra idea. Se Babbo Natale fosse esistito veramente adesso starebbe preparando tutti i regali, aiutato dai folletti e dalle renne. Gli serviva qualcuno che andasse a comprare i regali, qualcuno che lo aiutasse nell’imballarli e ancora qualcun’altro che lo aiutasse a spedirli. Al sentire quelle parole i suoi genitori si arrabbiarono con lui ancora di più, fu il loro avvocato a convincerli che forse quella era davvero la soluzione più semplice e logica per questa delicata questione. Grazie ad alcune conoscenze altolocate riuscirono a convocare in brevissimo tempo una riunione d’emergenza all’interno del municipio di Blackwater.

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Erano arrivati tutti, i rappresentanti dei negozi del paese, il responsabile delle poste, il direttore della locale fabbrica di cartoni, l’associazione Anziani per i Bambini, il centro Lavoro per Messicani e il direttore della scuola. Convennero tutti che il tempo era poco e che non sarebbero mai riusciti a fare davvero tutti quei regali, che le poste non sarebbero mai state in grado di spedire tutti quei pacchi e che era praticamente impossibile mettere ordine in tutto quel casino. Fu nuovamente Seymoure a capire che bisognava mettere in riga questa massa di adulti senza fantasia in quel momento di confusione e frustrazione. Carico della posizione che internet gli aveva affidato si rimboccò le maniche e iniziò a dare ordini a tutti. I negozianti, guidati dalle migliaia di email stampate grazie all’aiuto del padre redento di Seymoure, fecero degli improvvisi ordini di massa dai loro fornitori, che furono ben felici di soddisfare. Nel frattempo, gli anziani dell’associazione Anziani per i Bambini e i Messicani del centro Lavoro per Messicani, iniziarono a preparare le scatole, prese dalla vicina fabbrica di cartoni, finalmente felice di essere utile per la comunità. Nel giro di una settimana interminabile tutto era quasi pronto. Ogni autoveicolo del paese venne utilizzato per trasferire i pacchi, che per necessità di spazio erano stati imballati nella scuola locale, verso il centro smistamento delle poste. Fu proprio questa fase finale quella più delicata. E fu proprio in questa fase che subentròla fantascienza natalizia. Nessuno sa esattamente che cosa successe, ma per la prima volta dopo 150 anni dalla sua fondazione, il sistema delle poste americane funzionò. Non meglio o peggio rispetto al passato.

Semplicemente, funzionò. In quella settimana, l’ultima di Dicembre, furono spedite ben 4677 scatole contenenti i più disparati desideri che il mondo avesse mai generato nella sua totale innocenza. Il 25 sera, Seymoure e la sua famiglia rientrarono a casa stremati, consapevoli di aver fatto qualcosa di incredibile. Di averlo fatto soprattutto per gli altri, perchè la loro casa era vuota, senza nessun addobbo, solo stampanti e carta, ovunque, carta piena di desideri altrui. Il conto in banca era stato svuotato, così come i negozi locali che registrarono un incasso mai visto. Il piccolo paese di Blackwater Tennessee era diventato ufficialmente la succursale minore del polo nord. Seymoure Pawkins, da milionario, era tornato ad essere un ragazzino con un sito scomodo.

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Nello stesso momento, in un’altra nazione, Walter J. Biff stava scartando uno strano pacco che gli era arrivato dall’america. Erano le sue scarpe, le sue Air Jordan della Nike, modificate con un pennarello dorato. Ai lati Seymoure aveva pensato bene di aggiungere a mano la scritta: magic is in the Air Jordan. Il giorno seguente Walter J. Biff si svegliò presto, sovreccitato da quell’inaspettato regalo, indossò le scarpe e corse in strada per provarle. Fu portato d’urgenza in ospedale il pomeriggio stesso, nella foga del momento aveva eseguito una perfetta schiacciata senza calcolare però che il suolo del campo nel quale si allenava sempre era diventato una lastra di ghiaccio. Babbo Natale può rendere magiche delle scarpe, ma non può renderti meno idiota di quello che sei.


Nel paese di Nod Racconto di Giulio Bonanome Illustrazioni di Armin Barducci

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A.

non era mai stato a Bolzano. Ci arriva in una splendida giornata di dicembre, il cielo azzurro e il freddo pungente accolgono lui e le decine di turisti che scendono dal treno. Non ci mette molto ad arrivare in piazza Walther. Lo spirito natalizio riempie gli occhi e i polmoni, è un luogo pieno di sorrisi, famiglie felici e cioccolata calda. Un luogo candido per persone candide. Passeggia un po’ tra le casette in legno, cercando di capire cosa riesca ad attirare tanta gente. Gnomi e folletti di legno in mezzo ad angioletti, palle colorate da appendere sugli alberi di natale in salotto, morbide scarpette per bambini, candele colorate che illuminano paesaggi innevati dipinti sul legno, cappelli e guanti fatti a mano, deliziosi dolcetti con pinoli e frutta secca, luci tiepide che illuminano campane e teiere, colorate con l’azzurro del cielo e il bianco della neve. Ma soprattutto il dolce sorriso dei venditori, pronti a spiegare tutti i segreti dei loro prodotti. Sembra una piccola valle dell’Eden, dove anche i pianti dei bambini sono misurati in zucchero filato e dolci carezze. Alcuni giorni prima C. gli ha chiesto il piacere di sostituirlo al mercatino. Non era un lavoro particolarmente faticoso, era già tutto pronto e si sarebbe potuto fermare a casa sua. Anche se non lo sentiva da diversi anni, A. non si era stupito particolarmente della richiesta, inoltre aveva pensato sarebbe potuta essere la giusta occasione per rivedere C. Mentre si esercita mentalmente in sorrisi e cordialità natalizia, arriva di fronte all’unica casetta di legno ancora chiusa, tira fuori una chiave, apre la porta ed entra. Una volta trovato l’interruttore della luce l’interno si

illumina di giallo e oro. Diversi orologi a cucù sono appesi alla parete, prima di aprire le finestre della casetta dovrà farli ripartire tutti. Guardandosi intorno vede sullo stretto bancone una busta, dovrebbe contenere le istruzioni di C. sui prezzi e la merce in vendita. Nella busta trova un album e un foglio scritto a mano, la scrittura è quella di C. L’album però non contiene foto di orologi a cucù, come si aspetta. Ci sono articoli di giornale, ritagli di riviste, volantini pubblicitari, altri fogli scritti a mano, con diverse calligrafie, molte foto. Alcune foto non gli dicono nulla, sembrano provenire dal passato di diverse persone, in altre invece riconosce C. e alcuni venditori del mercatino. Sì, sono decisamente le stesse persone che ha visto girovagando per la piazza fino a un attimo fa. Un foglio finisce a terra, si china a raccoglierlo, sembrerebbe una poesia ma lui non capisce il tedesco. Rimette il foglio nell’album, lo chiude e si siede a leggere le istruzioni lasciategli da C.

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**** lavora alla casetta dove fanno il miglior Zelten di Bolzano. Gli piace cucinare tanto quanto gli piace mangiare, ma non è sempre stato così. Dice che non ricorda esattamente in che anno la assaggiò per la prima volta. L’unica cosa che ricorda è che l’inverno doveva essere stato particolarmente rigido e durante la notte doveva essersi rotto l’impianto di riscaldamento . Per questo, la mattina, quando arrivò a casa sua, la trovò morta assiderata nel letto. Nemmeno ora riesce a spiegarsi cosa lo spinse in quel momento. Dopo tutti questi anni sostiene che in realtà è un desiderio di ogni uomo e in quel momento trovò il coraggio e l’occasione per farlo. Si avvicinò al letto e si sedette al suo


fianco, la accarezzò a lungo e si sdraiò accanto a lei. Le prese la testa tra le mani, forse volle sussurrarle qualcosa, quindi avvicinò le labbra all’orecchio ma non ne uscì nessuna parola. Solamente le morse il lobo. Poi strinse, lo serrò tra i denti e tirò. Lo strappo produsse un rumore secco. Il sangue iniziò a macchiare il cuscino, ma lui non se ne curò. Masticò a lungo quel pezzo di orecchio, mentre con la lingua lo rigirava in bocca. Poi toccò a tutto l’orecchio. Questa volta fu un po’ più duro da strappare, dovette lacerare

con gli incisivi alla base, all’attaccatura con la testa. Ne venne via anche un po’ di pelle con attaccati dei capelli. Ma a lui non dispiacque. Anzi. Ancora oggi sostiene che i bocconi più grandi sono più saporiti.

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******** sta alla casetta dei pupazzi. Ha moltissimi modelli di varie forme e dimensioni, ma sono tutti riconoscibili dalla somiglianza dei visi, a prima vista teneri e innocenti. La gente dice che ha molto talento, ma lei insiste che c’è stato un duro lavoro di ricerca. Addirittura


afferma che nessuno sarebbe in grado di fare bambole come le sue. Il suo modello preferito sono gli angeli, perchè dice che le sue creature non sono di questo mondo. Sostiene che Dio quando ha creato l’uomo ha fatto un solo errore: donargli la vita. Lei questo errore non lo fa, dice. Le sue creazioni perfette restano fuori da questo lurido mondo. Dice però che il fallimento di Dio è stato una buona fonte di ispirazione per il suo modello. Partendo dal suo errore, ha cercato di capire cosa potesse diventare un essere umano privato della vita. Fece diversi tentativi negli anni, prima con sconosciuti, poi con suo marito, infine con suo figlio che fu l’unico a realizzarne pienamente le aspettative. Era nato da pochi giorni e stava dormendo sereno nella culla quando andò a prenderlo. Lo chiuse dentro una scatola abbastanza grande da contenerlo e lo portò in cantina, dove teneva gli attrezzi. Al primo accenno di pianto, nella totale oscurità, perchè non voleva ancora vedere il suo futuro modello, mise la scatola sul bancone, aprì il coperchio e rovesciò all’interno una soluzione particolare, simile a vernice. Poi la richiuse, accese la luce della stanza e si mise seduta a fumare, ascoltando i lamenti soffocati della piccola creatura. Fino al silenzio più totale. Dopo aver atteso il tempo necessario, si decise a riapire la scatola. Il corpo era stato bloccato nell’agonia della morte dalla vernice solidificata. Aveva ottenuto l’immagine perfetta che cercava. Il volto del bambino sembrava veramente di un altro mondo. Le palpebre serrate sugli occhi pieni di lacrime, le guance gonfie di strilli, la piccola bocca rotonda protesa ad urlarli. ******* non è mai stata una persona particolarmente attiva. Anche ora che

aziona la giostra in piazza sembra che non sia pienamente contento di quello che fa. In verità non è esatto affermare che sia contento o meno. Semplicemente non sente niente. Preferisce così. Se dovesse pensare a come si sente o a cosa vuole fare, starebbe sicuramente male. Di questo è fermamente sicuro. Mi ha confidato che ogni decisione che ha preso nella sua vita gli ha provocato, in qualche misura, sofferenza. Se dovesse succedere che si senta costretto a fare una scelta, di qualsiasi tipo essa sia, percepirebbe il vuoto dentro di sè farsi opprimente, il cervello uscire dalle orecchie e la testa appesantirsi fino a staccarsi dal collo. Sudori e brividi freddi sarebbero come scariche sulla pelle e lo stomaco cercherebbe di rigettare il senso di vuoto attraverso violenti conati. Dice anche che una cosa così non gli è mai successa, ma è sicuro potrebbe accadere. Per questo fin da giovane ha capito che è meglio lasciare che le cose seguano il loro corso, senza preoccuparsi e stare male inutilmente. Ne ha conferma tutti i giorni, dice, quando sente le notizie di persone disperate per un’alluvione o vede passare un corteo funebre e vede la gente piangere e battersi il petto. Non sente niente. Nemmeno quando toccò a lui partecipare a un corte funebre, nemmeno quando la salma fu quella di sua madre. D’altra parte come avrebbe potuto battersi il petto e disperarsi allora? Già prima della sua morte, la sua stessa esistenza gli era diventata indifferente. Persino la sera in cui lei morì, quando passò di fronte alla sua camera e la vide. Ai piedi del letto il bicchiere rovesciato e l’acqua che le serviva per prendere le pillole. Sul letto c’era lei che lo fissava, gli occhi infossati nel volto di vecchia, una mano a stringersi il petto e l’altra tesa verso la porta. Con la voce strozzata cercava

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di invocare il suo aiuto. Se ne stette sulla porta a osservarla per un po’, incuriosito dagli spasmi di quel piccolo corpo grinzoso. Avrebbe potuto salvarla, sarebbe potuto intervenire in qualche modo. Ma era convinto che se avesse fatto qualcosa sarebbe stato lui a morire soffocato. Quindi restò immobile sulla porta per qualche minuto, forse spinto dalla curiosità. Poi passò oltre e se ne tornò in camera. Il corpo lo fece portare via solo diversi giorni dopo, quando ormai iniziava a puzzare.

A. sta leggendo in maniera ossessiva, non vede l’ora di porre fine a quella lettura atroce, ma sente anche una curiosità morbosa ad arrivare almeno in fondo a quella pagina. Mentre lotta disperatamente contro sè stesso per distogliere lo sguardo, un pensiero riesce a distrarlo per un attimo, il pensiero di come C. abbia potuto venire a conoscenza di quei particolari tanto intimi quanto agghiaccianti. Poi subito riprende a leggere.

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******* ha sempre fatto il suo dovere.


Non si è mai lamentato nemmeno una volta. Questo però non ha mai contato nulla per le persone intorno a lui. Ebbe un fratello, più giovane di appena un anno. Suo fratello aveva tutto. Faceva poco e otteneva molto. Qualche sorriso appena e subito riceveva rispetto, riconoscimenti, amore. Lui invece venne sempre lasciato in disparte, nessuno era lì quando aveva bisogno d’aiuto. Il fratello non potrà mai immaginare il sentimento di profondo disprezzo che provò per lui in quei lunghi anni. Disprezzo che presto divenne odio. Odio che a sua volta fece nascere un desiderio profondo di vendetta. La vendetta, che portò alla morte del fratello, si svolse come segue. Innanzitutto lo convinse a raggiungerlo nel luogo in cui si trovava. Non era un luogo particolarmente appartato o nascosto, era dove lavorava ogni inverno, un posto che gli infondeva sicurezza e dove sapeva di essere compreso. Una volta arrivato laggiù, spinse il fratello ad occuparsi delle sue faccende, così che potesse vedere coi suoi occhi dove si trovava. Per questo, prima di ucciderlo, gli lasciò il tempo di capire quanto invece lui, il fratello, fosse fuori luogo, e quanto invece io fossi finalmente rispettato e accettato per quello che ero realmente. Previdi anche il momento esatto della tua morte, facendolo scandire dai molti orologi appesi alla parete della piccola stanza. Ti ho ucciso colpendoti alla testa con una grossa pietra, ripetutamente, più e più volte, fino a vedere l’interno della scatola cranica, fino a macchiare di sangue persino i piccoli uccelli impagliati che davano ritmo ai miei gesti col loro finto e ridicolo cinguettare meccanico. Chissà se sarai già morto quando leggerai queste righe, ogni volta va diversamente. Ma poco importa,

io ottengo la mia vendetta, che ogni notte della mia vita ho sognato e che ora si compie. E con la tua morte posso finalmente smettere di fuggire e restare qui, a Nod, sicuro che nessuno mai potrà uccidermi, sicuro che la mia iniquità finalmente acquisterà un senso, perchè così è scritto e così è sempre stato.

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C. non saprà mai se A. lesse per intero quel foglio. E’ rimasto a lungo nell’ombra dietro di lui e averlo così vicino ha fatto esplodere troppo velocemente il sentimento di odio che aveva alimentato la sua vendetta. E’ al culmine della sopportazione. Riesce appena a ricordarsi di far scattare gli orologi, prima di avventarsi sopra A. con la grossa pietra che tiene in alto sopra la testa. A malapena sente il rumore della scatola cranica spaccarsi, come un grosso melone caduto a terra. Continua a colpire con forza il corpo di A., già privo di vita e riverso a terra. Ma non si ferma. Vuole essere sicuro di vedere il suo interno, vuole frugarvi dentro per essere certo che non si tratti di un sogno. Continua a colpire con energia, scavando nelle viscere e sparpagliando il contenuto tutt’intorno. Per lo stesso motivo getta la pietra e trascina A. sulla neve appena fuori dalla porta, per poter scorgere meglio il rosso del sangue sul bianco della neve. Ed è euforico alzando la testa e accorgendosi degli sguardi agghiacciati delle persone vicine, che lo stavano osservando, impietrite da tanto orrore. Quelle persone, quegli sguardi, non c’erano mai stati nei suoi sogni. Così finalmente C. si alza e richiude la porta della casetta, avviandosi verso casa. Finalmente è sereno, il suo unico pensiero è per il giorno seguente, sarà una giornata dura al mercato di piazza Walther, dovrà sfoderare il suo sorriso migliore per i molti turisti. D’altra parte è quasi Natale.


Gläserne Tage von Lissy Pernthaler, Autorin, Schauspielerin, Performancekünstlerin Foto und Idee: Alexander Erlacher, Kunigunde Weissenegger

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A:

Sie schmiegten ihre Körper aneinander und ließen die Welt die Welt sein. Alles war möglich. Sie konzentrierten sich aber nur auf ihre Geburt. Sie wuschen sich, sie wuschen sich gegenseitig. Und alles, alles verbarg sich hinter dem Licht. Es strahlte hell, weiß und glich einer neuen Sonne. B: Das waren sie. Ein Paar ohne jegliche Zukunft. Ein Moment, ein Augenblick, ein kitschiger Hollywoodatemzug. Sie lachten darüber. Oft. Es war so geworden, wie der Schimmel an den Fensterbrettern. Jahrelang da, und unbeachtet. Man stößt sich nicht mehr daran. Es sind Traumfetzen und jemand macht die Tür auf im Traum. Deine alte Balkontür, von der schon die Farbe abblättert, eigentlich schon seit du in diese Wohnung eingezogen bist. Und im Traum öffnet diese Person deine Balkontür – die einfachste Handlung überhaupt. Du beobachtest sie einfach. Und erst Stunden später, im Wachsein des gläsernen Tages, fällt es dir auf. In einem unbewussten Moment. Du schaust versonnen aus dem Fenster und dein Blick geht durch die Glasscheibe der Balkontür und dir fällt auf: So, wie die Person in deinem Traum die Balkontür aufgemacht hat, kannst du sie gar nicht mehr öffnen, weil schon immer, seit du eingezogen bist, die Klinke defekt war. A: Aus der Umlaufbahn wirst du geschmissen. Gnadenlos. Und ich rufe Emil an, weil er der Einzige ist, der meinen Namen kennt. Emil, sage ich zu heftig und forsch in den Hörer, Emil, ich glaube, ich löse mich auf. Ich kann das alles nicht mehr. Die Wirklichkeit ist so geworden, wie wenn man an

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einem Laden vorbei geht und eine angeknackste Glasscheibe sieht. Sie ist noch nicht auseinandergefallen, aber man sieht den Einschlag, den Riss, die Risse, die Krakeleen, die tausend möglichen Splitter. Und es ist nicht so, dass die Wahrheit diese Fensterscheibe ist. Nein, das denke ich nicht. Die Wirklichkeit ist genau diese Szene: Du, der am Laden vorbeigeht und diese kaputte, aber doch noch irgendwie stabile Glasscheibe sieht. Verstehst du mich? Und Emil fragt mich, wo ich gerade bin und was passiert sei. Und ich sage: Ich stehe mitten auf der Straße und kann nur mehr in Stößen atmen. Und die Welt, Emil, die Welt rückt mir zu nahe. Sie frisst mich nicht auf, nein, keine Zähne, weißt du, sie verschluckt sich an mir. Und das ist nun die Reaktion, alles ist zu nahe, aber ohne dass du es kennst. B: Emil und Frieda sahen sich an und wussten, dass sie eine Lüge waren. Ein Konstrukt. Sie hatten sich in der Heftigkeit eines kompromisslos kitschigen Augenblicks nicht vorsichtig genug verhalten. Sie waren Weihnachtsengel. Sie waren nur real in diesem Zauber dieser paar Tage, wo der Glanz der ganzen Lichter und Kaufhäuser, das Schillern der Straßen und der Geruch der gebrannten Mandeln zu einem Glänzen in den Augen wurde. Dieser Moment passierte sehr selten, aber die meisten Menschen erlebten ihn am ehesten zu Weihnachten. Und in diesem Szenario hatten sie sich kennen gelernt. Frieda beschlug die Busscheibe mit ihrem Atem und zeichnete gedankenverloren etwas in das kondensierte Wasser. Es war ein Stern. Frieda fuhr nach Hause. Es war kurz vor Weihnachten. Emil saß eine Reihe hinter ihr, im übervollen Bus.

ren abrupt stoppen, da ein Autofahrer, der auf der Bushaltestelle geparkt hatte, just in diesem Moment, als der Busfahrer losfahren wollte, ausparken wollte, um dem Bus freie Fahrt zu gewähren – aber den Vorder– mit dem Rückgang verwechselte. Das brachte Emil die paar Sekunden wieder ein. Der Bus stoppte, der Busfahrer sah den vor Kälte schlotternden Emil und entschied, ihn doch noch mitzunehmen. Weihnachtsnettigkeit der Verkehrsbetriebe. Sie hatten einen Ruf zu verlieren, da sie seit dem Einbruch des Winters immer wieder so viele Ausfälle von S-Bahnen, Trambahnen und U-Bahnen hatten. Zu viele peinliche Fauxpas, so dass die Fahrer angewiesen wurden, mehr auf die Kunden einzugehen. Emil hopste schnell in den Bus und die Türen schlossen sich und verbannten die Kälte für eine Weile in die Welt hinaus. Der Bus war rappelvoll und er blieb unten stehen, auch wenn er sonst im Doppeldecker immer oben saß. Nun aber stand er eng eingepfercht im Gang, neben zu vielen Menschen mit zu vielen Einkaufstüten und starren, gestressten Gesichtern. Oben saß Frieda und malte einen Stern in die von Kondenswasser beschlagenen Scheiben. Emil stieg an der Potsdamer Brücke aus, er wollte noch ins Kino, Frieda wollte weiter fahren bis zur Oranienstraße.

A: Er hätte ihn beinahe verpasst, da er auf dem Glatteis nicht laufen konnte. Doch der Busfahrer musste im Anfah-

B: Emil beugte sich zu Frieda vor, jedenfalls in seiner Vorstellung. Er sah sie nur von hinten, ihren großen Mantelkragen mit einer Pelzimitation, ihre kleinen roten Ohren. Und ein Stück von ihrem Gesicht. Aber er wollte sich zu ihr beugen und ihr irgendetwas ins Ohr flüstern. Sie summte nämlich. Ein Weihnachtslied. Und da bremste der Bus und Emil wurde nach vorne geschleudert. Seine Arme wurden mit der Wucht des Bremsvorgangs auseinandergerissen

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und landeten wie in einer großen weiten Umarmung um Friedas Hals. Somit hatte Emil Frieda fest im Griff, als der Bus ins Schleudern geriet und sich begann um seine eigene Achse zu drehen. Die Menschen im Bus schrien. Emil hielt die Luft an. Frieda klammerte sich mit ihren Händen an Emils Hände, die sie von hinten umschlungen. Der Bus kam zum stehen. Das Neonlicht leuchtete immer noch gleich grell vor sich hin, als wäre nichts geschehen. Der Stern den Frieda in die Fensterscheibe gezeichnet hatte war nicht mehr da. An seiner Stelle war die Scheibe von ihren Händen und Emils Händen und ihrer Jacke komplett frei gewischt worden. Beide sahen aus dem Fenster. Sie standen mitten auf einer Kreuzung, mitten im vorweihnachtlichen Verkehrschaos im oberen Stockwerk eines Doppeldeckerbusses und sahen das gesamte Ausmaß der Massenkarambolage, die mitten in der Innenstadt herrschte. Im Bus war es still. Eine kurze Sekunde lang. Emil empfand sie als Ewigkeit. Frieda drehte sich in dieser einen stillen Sekunde zu Emil um und sah ihm in die Augen. Sie glänzten noch. Das beruhigte sie. Danke, sage ich zu diesem Mann, der mich während der ganzen Schleuderfahrt gesichert hatte. Danke, sagt er zu mir. Ich versuche zu lächeln, wahrscheinlich gelingt es mir nicht. Deine Augen glänzen, sage ich. Deine auch, sagt er. Das ist gut, sage ich. Ich bin Frieda. Und ich muss jetzt ganz schnell aus diesem Bus. Mir reicht das für heute. Ich wollte sowieso die Nächste aussteigen. Er nickt verständnisvoll. Zum Glück ist nicht mehr passiert, dir geht es ja gut, oder?, fragt er mich. Ja, alles gut, nur noch ein bisschen zittrig. Wenn ich jetzt denke, dass ich auf die glatte Straße muss… Ich suche meine Sachen zusammen. Durch die Drehung wurde franz 5 – Dezember 2010/Januar 2011

meine Tasche nach vorn geschleudert und der Inhalt hat sich im Bus unter den vorderen Sitzen verstreut. Beim Aussteigen steht der junge Mann auf einmal wieder neben mir. Ich bin Emil, komm, hake dich unter, zu zweit können wir nicht so leicht fallen, ich lade dich auf eine Tasse Tee ein, was hältst du davon? Ich schaue ihn lächelnd an. Das hört sich nach einem guten Weihnachtsbeginn an! A: Im letzten Augenblick, in dem der Bus an der Potsdamer Brücke angehalten hatte, fiel es Frieda wie Schuppen von den Augen. Hier in der Nähe musste doch dieses Buchantiquariat sein. Sie wollte ihrer Mutter eine Ausgabe eines vergriffenen Buches zu Weihnachten schenken. Sie sprang auf und flutschte im letzten Augenblick durch die Bustür hinaus in die dunkle Kälte. Aus dem Bus waren noch mehr Menschen ausgestiegen und alle strömten in Richtung Einkaufspassagen. Es war nicht real. Diese ganzen Lichter, diese Menschen. Jedes Jahr immer wieder dasselbe. Und immer nahm ich mir vor, wie wahrscheinlich alle, es das nächste Jahr besser hinzubekommen. Dieses schöne Fest nicht in das Zeichen des Stresses zu stellen. Aber da waren die Menschen, mit mir, wie Ameisen. An der roten Fußgängerampel bildeten sich Trauben. Dunkle Menschentrauben. Ich begann ein Weihnachtslied zu summen, das ich irgendwo aufgeschnappt hatte. Und sofort ärgerte ich mich. Ich liebte diese Weihnachtslieder und durch diesen Rummel entzogen sie sich jeglicher Magie. Ich frage mich, wie Kinder heute Weihnachten wahrnehmen, im Vergleich wie ich es früher tat, in meiner Kindheit. Auf dem Land. In den Bergen. Es war nicht real. Es passierte. Es war 35


eine Implosion und Explosion zugleich. Emil und Frieda, beide in derselben Menschentraube, sie ganz am Rand, er mitten drin, eingepfercht, mittlerweile auf dem Platz vor den Kaufhäusern angekommen, sie alle spürten die Druckwelle und zuerst wurden ihre Herzen, dann ihre Ohren erfasst. Es fühlte sich an als würde jemand sehr heftig an ihren Trommelfellen ziehen und es herausreißen, mit aller Wucht. Dann wurden sie alle kurz nach vorn gerissen, um danach heftig nach allen Seiten davon geschleudert zu werden. Die Bombe war in einem parkenden Auto am Rande des belebten Platzes der Fußgängerzone geparkt. Die Menschen, die weiter weg waren, fielen einfach um. Die Menschen, die näher dran waren, wurden in die Luft geworfen und herumgedreht. Die Druckwelle ließ Bäume, Glasscheiben und umstehende Autos zerplatzen, alles zerschmolz zu fahrigen Teilen, die durch die Luft schnitten und die Weltordnung neu gestalteten. Die Newtonschen Gesetze wurden für Augenblicke aufgehoben und Frieda und Emil wurden erfasst und schwammen in der Luft und wurden dann von herabstürzenden Gebäudeteilen aus der Luft gerissen und unter ihnen begraben. Es ist nur mehr dunkel. Und ich kann nicht weinen. Zuerst denke ich. Scheiße. Ich denke das ist ein Traum. Ich denke, was ich vor ein paar Augenblicken gemacht habe. Ich versuche meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Es gelingt mir nicht. Es knistert und rauscht. Von weiter Ferne. Meine Ohren fiepen. Es ist dunkel und rauchig. Es stinkt. Ich wische mir Staub von den Wimpern. Ich fühle Feuchtigkeit und schmecke Blut im Mund. Dann schreie ich. Ich schreie Hilfe! Nur einmal. Einmal sehr langgezogen. Ich warte, ich höre nichts um mich herum. Ich muss meinen Atem beruhigen. Ich versuche mich zu orientiefranz 5 – Dicembre 2010/Gennaio 2011

ren, zu bewegen. Ich erinnere mich an die Menschentraube, ich erinnere mich plötzlich, wo ich war. Aber wer bin ich, wohin wollte ich. Ja, ich bin Frieda. Ich muss weinen, ich erkenne mich, es gibt mich also noch. Plötzlich umfasst mich eine Hand am Oberarm, mein Herz setzt kurz aus, ein Schrei entfährt mir. Bitte hilf mir! Bitte hilf mir, wo sind wir? Wer bist du? Eine Explosion, eine Bombe, mitten in der Stadt, wie ist so was möglich. Sie sind hier, sie wollen uns töten, sie wollen uns auslöschen! Die Stimme des Mannes zerspringt vor Panik. Ich höre ihn aus weiter Ferne. Ich sehe vage seine Umrisse, ich sehe und fühle, wie sein Brustkorb sich hebt und senkt. Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Und dann umarme ich ihn. Alles ist gut, es ist jetzt vorbei. Ich bin Frieda, wer bist du? Der Mann tastet nach meinem Gesicht, ich spüre seinen rasenden Herzschlag und bin mir auf einmal nicht mehr sicher, ob es nicht mein rasender Herzschlag ist. Emil bin ich. Ich bin hier gefangen. Eingesperrt. Mit dir. Ich, ich bekomme schwer Luft, ich muss meine Jacke ausziehen! Emil und Frieda befinden sich unter den Trümmern des Seitenflügels der Einkaufspassage. Sie hilft ihm die Jacke zu öffnen und spürt dabei lauter warmes Blut. Frieda übergibt sich. Emil hält sie fest. Sie kauern sich zusammen. Sie warten. Sie atmen schwer. Ihre Körper fühlen sich wie Blei an. Es ist doch Weihnachten. Was passiert hier? Ich muss nach Hause!, sage ich zu Emil. Ja, wir werden nach Hause gehen. Wir warten, bis sie uns herausholen. Geht es dir gut? Hast du Schmerzen?, fragt er mich. Mir ist so furchtbar kalt. Er tastet nach seiner Jacke und zieht sie mir über meinen Mantel. Sie finden uns. Wir warten hier. Ich rufe 36


jetzt! Komm her. Er zieht mich zu sich, ich umschlinge seinen Oberkörper und presse mich an seinen vor Blut ganz nassen Bauch. Aber es ist wärmer. Ich höre Emil nach Hilfe rufen.

Mir kam auf einmal alles so klein vor. Die Welt draußen gab es nicht mehr. Nur mehr unsere Welt hier drinnen, in dieser künstlichen Höhle mitten in der Außenwelt. Ich hörte mich das Weihnachtslied summen, das ich vor der ExStunden später hörten sie von draußen plosion auf der Straße gesummt hatte. immer noch Geräusche von Hubschrau- Mittlerweile fror Emil auch. Liebe Friebern, hörten Hunde bellen, hörten das da, ich wünsche dir frohe Weihnachten! Knacken der Mauern über ihnen. Von Er küsste meine Stirn. Ich dir auch, Zeit zu Zeit bröckelte feiner Sand und Emil! Ich lächelte, ich war mir sicher, kleine Steinchen auf sie herab. dass er das Lächeln in meiner Stimme hören konnte. Frieda? Bist du wach? Er fuhr mit seiner Hand über meine von Tränen und Sie schmiegten ihre Körper aneinander Angst verklebte Wange. Ich dämmerte und ließen die Welt die Welt sein. Alles vor mich hin. Ich konnte seine Stimme war möglich. Sie konzentrierten sich jetzt immer besser hören, das Piepen in aber nur auf ihre Geburt. Sie wuschen meinen Ohren ließ nach. sich, sie wuschen sich gegenseitig. Und Ja, ich bin wach. Meine Stimme klang alles, alles verbarg sich hinter dem schwach und meine Kehle war ausgeLicht. Es strahlte hell, weiß und glich trocknet. einer neuen Sonne. franz 5 – Dezember 2010/Januar 2011

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