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Ausstellung Holzschnitte

Ausstellung im Café Frei St.Gallen Bruggen von Rico Breitenmoser

Ich mache alles, was mir zufliegt

Ist es ein Selbstportrait, dieser Denker mit Hut und Brille? Sicher ist es nicht, aber dieser Holzschnitt passt zu Rico Breitenmoser. Holzschnitte aus 40 Jahren sind im Kaffee Frei in St.Gallen Bruggen zu sehen. Ein Denker ist er sicher, aber ein Denker, der für seine Gedanken einen kreativen Ausdruck sucht und findet.

Aus allen Bildern strahlt die Aufmerksamkeit eines Menschen, der die Welt wahrnimmt mit allen Nuancen und Facetten. Natur und Mensch, Ereignisse und Alltägliches sind es ihm wert, im Holzschnitt verewigt zu werden.

Staunen und Handwerk

Auslöser für sein künstlerisches Schaffen war während seiner Lehrzeit zum Buchdrucker ein Auftrag für ein Gedichtbüchlein. ‘Ich bekam neben dem Bleisatz einige schwarze Holzklötze. Das grosse Erstaunen erfolgte nach dem ersten Abzug auf Papier. Wunderschöne zarte Blumenmotive erfreuten mein Auge’, erinnert er sich. Staunen zu können, ist wohl für jedes kreative Tun Voraussetzung zum Gelingen, dazu die Fähigkeit, umzusetzen, was das staunende Auge sieht. In der Person von Rico sind diese Fähigkeiten wunderbar vereint – und zwar so, dass jedes Bild bei dem Betrachter und der Betrachterin Resonanz auslöst, sei es auch ein Staunen, oft auch ein Schmunzeln, ein Erinnern oder ein Fragen nach der Geschichte dahinter. Bilder – in welcher Technik auch immer geschaffen, werden ja erst lebendig im ‘Auge des Betrachters/ der Betrachterin’.

Infiziert und engagiert

Die Begegnung mit Heinz Keller, Lithograph, Retoucheur und Holzschnittkünstler infizierte Rico für immer. Seine erste Arbeit war der Linolschnitt ‘Kinder in Marseille’. Der Blick fällt auf die Kinder in einer düsteren Umgebung. Man erahnt die Geschichte dahinter von Kindern in einer lebensunfreundlichen Welt. Als Grundlage für seine Drucke dienen ihm oft Fotografien, denn auch das Fotografieren ist ein geliebtes Hobby für ihn. Neben dem Bürojob war dies ein wichtiger Ausgleich. Mit der Fotografie engagierte er sich auch im Umweltschutz, indem er in den Achtzigerjahren – als das Bewusstsein für das richtige Entsorgen von Abfällen noch wenig vorhanden war – in Wald und Feld Umweltsünden fotografierte – so beispielsweise eine ‘vergessene’ Badewanne im Wald oder Pneus im Sitterwald. Damals konnte er diese Bilder mit Text im St.Galler Tagblatt und im �

Anzeiger veröffentlichen – damit einen wichtigen Beitrag für mehr Umweltbewusstsein leisten und beispielsweise eine Aufräumaktion im Galgentobel initiieren. Seine Idee, die Bilder von der verschandelten Umwelt in den Schaufenstern der Stadt auszustellen, kam beim damaligen Chef der Multergasse nicht gut an. Als Mitglied des ältesten Fotoclubs organisierte er Fotoausstellungen mit Fotografen aus den drei Ländern Schweiz, Österreich und Deutschland. Engagement und Kreativität leben bei Rico Hand in Hand. Fotos dienen Rico oft als Vorlage für seine Holzschnitte. Man staunt, wie viel Ausdruck er in dieser Technik beispielsweise in ein Portrait schneiden kann. Der Pferdeknecht erscheint mit seinem verschmitzten Lächeln und der Zigarette im Mundwinkel überaus lebendig. Auch die Klöpplerin in Kroatien zeigt im Bild ihr Handwerk anschaulich. Kraft und Freude schöpft Rico auch aus der Musik. In den 70er Jahren spielte er den Bass in verschiedenen Bands – zu Hause manchmal Gitarre zusammen mit Mundharmonika. Seit zwölf Jahren existiert nun die Band «Vintage Groove» wo die Mundharmonika das Hauptinstrument ist. Vor Corona trat die Gruppe bis zu zwanzig Konzerten pro Jahr auf. ‘Jetzt haben wir wieder drei Konzertauftritte in Aussicht’, freut er sich.

Immer wieder verleiht der Holzschnittkünstler seiner Sorge um die Umwelt Ausdruck, so im Bild ‘Letzter Baum’. Vor dieser öden Fabrikkulisse wirkt der zerstörte Baum verstörend auf die Betrachterin. Auch Alltägliches, wie Turnschuhe oder Reissverschlüsse sind es ihm Wert in einem Bild dargestellt zu werden. Wie er Schuhbändeln im starren Werkstoff Holz so viel Bewegung einhaucht, bleibt das Geheimnis des Künstlers.

Berufsbedingte Pause

Als Offsetdrucker arbeitete er 22 Jahre lang bei der Druckerei Fürer, anschliessend leitete er die Druckerei im Lutzenberg und betreute dort während zehn Jahren Jugendliche. ‘Es war mir wichtig, den jungen Leuten auf Augenhöhe zu begegnen, sie so zu nehmen wie sie sind mit all ihren Sorgen und Nöten. Die Rahmenbedingungen brauchten sehr viel Kraft, und ich war nach zehn Jahren schlicht ausgelaugt’, erinnert er sich.

Nach einer gesundheitlich bedingten Auszeit kaufte er die Druckerei in Bruggen. Mit Unterstützung seiner Frau Rosi. Eine gute Zeit! ‘Ich habe auch erfahren, wie sehr die Bröggler zusammen halten. Viele Aufträge hatte ich direkt aus dem Quartier.’ Über Dreissig Jahre leben Rico und Rosi in Bruggen. Die ‘Kinder’ sind längst flügge, wohnen aber in der Nähe so, dass Rico und Rosi sich über das Grosselternsein freuen können.

Künstlerischer Neustart

Nach dem Verkauf der Druckerei war wieder viel Raum für künstlerische Entfaltung. ‘Wenn ich merke, es liegt mir, mache ich es’. Die Kreativität des Ehepaars ist schon im Garten spürbar – und Rico widmete sich wieder viele Stunden seiner Passion, dem Holzschneiden. Eine entzückende Serie Bilder vom Viehmarkt, der in Bruggen eine legendäre Veranstaltung ist, entstand. Zwei Bauern, die Hände in den Hosensäcken, verhandeln über den Preis einer Kuh, und auch die Schellen dürfen nicht fehlen. Der tiefverschneite Winterwald und die beiden Holzbrücken – wo früher die Zweibruggenmühle stand – wurden in Holz verewigt. Sachte Ansätze zu einem eher abstrakten, modernen Stil sind ebenfalls auszumachen. Ein Besuch im Café Frei ist immer ein Genuss, aber während der aktuellen Ausstellung von Rico Breitenmoser ein Muss.

Text: Ruth Rechsteiner/ 17. Februar 2022 Foto: Kurt Rechsteiner

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