Südtirol Panorama Oktober 2009

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panorama

Mai 2009

südtirol

www.panorama-online.com – Nr. 04|2009 – 1,80 Euro

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INHALT

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News & Trends

EDITORIAL

Titel 12

Frauen als Inhaberinnen Südtirol Panorama zeigt 10 Frauen, für die Gender keine Rolle spielt und die Mut bewiesen haben, ihr eigenes Unternehmen zu gründen oder zu führen.

Unternehmer & Märkte 08 Appell an die Südtiroler Politik Christoph Oberrauch, Präsident des Unternehmerverbandes, spricht im Interview über die Versäumnisse der Landespolitiker und seine Sehnsucht nach einer Wende in der Krise.

25 Deutsche Präzision Peter Schedl, der neue Generaldirektor der Südtiroler Sparkasse über seine Beweggründe, nach Bozen zu ziehen und über die Chancen der regionalen Banken.

Geld & Finanzen 28 Der richtige Zeitpunkt? Berater sind sich einig: Die Zeit für Investitionen ist gekommen. Aber welche Anlagestrategien sind die richtigen? Ein Überblick zu Immobilien, Aktien und Wertanlagen.

Luxus & Lifestyle 32 Manager mit Bodenhaftung Der gebürtige Vahrner Kurt Kuen leitet das Master Franchise der Park Plaza Hotels in Europa. Ein Porträt über einen Hotelmanager, der von der Expansionslust getrieben wird.

35 Up to Date Trends der Baselworld 2009 | Travel-Insidertipp Barcelona

Spezial Architektur & Ambiente 36 Image der Südtiroler Verbände Eine exklusive Umfrage über die Bekanntheit und Beliebtheit der Südtiroler Interessenverbände.

38 Mit Blogs durch die Krise Eine Übersicht zu den neuen Marketingformen, ihren Eisatz in Südtirol und ihre Effizienz in der Kundenakquise.

42 Die richtige Beraterwahl IT-Berater, die Unternehmen bei der Auswahl des richtigen ERP-Systems unterstüzten, erleben einen Boom. Südtirol Panorama zeigt, was einen guten Berater ausmacht.

44 Das Spiel neu erfinden Ein Gastkommentar des Wirtschaftsberaters Heinz Peter Hager über die Oppurtunität der Krise

46 Ruiniert Facebook die Karriere? Immer mehr Personaler durchstöbern auf Facebook die Profile von Bewerbern. Wie Risiken vermieden werden können und wie der gute Ruf wiederhergestellt werden kann.

Mut und Courage Stellen Sie sich vor, unsere Titelgeschichte würde lauten: „10 Männer, die sich unternehmerisch was trauen“. Sie würden sagen, na und? Was ist die Geschichte, was ist Besonderes daran? Nichts! Bei Frauen ist das anders. Noch heute. Wenn sich eine Frau als Unternehmerin selbstständig macht oder einen großen Betrieb übernimmt, ist es immer noch etwas, wo man genauer hinhört. Nichts Außergewöhnliches mehr wie in den Siebziger Jahren, aber immerhin. Aber warum gibt es so wenige Unternehmerinnen? Liegt es an ihren Qualifikationen oder an ihren mangelnden Möglichkeiten? Fragen, die uns zu unserer Titelgeschichte inspiriert haben. Wir zeigen zehn Frauen, die weder machtbesessen, noch selbstzufrieden oder berechnend sind, sondern im Vergleich mit ihren männlichen Kollegen ganz einfach eine andere Distanz zur Macht aufgebaut haben. Sie wollen zwar Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, sie wollen leistungsbereit sein und sich für ihre Ziele einsetzen, sie wollen aber nicht gierig erscheinen. Ihre Arbeitswelt in der sie sich entfalten, ist von Bewegung, Innovation und Respekt gekennzeichnet. Und auch den „Karrierekiller Familie“ widerlegen sie deutlich: Von zehn Unternehmerinnen haben acht Kinder. Sie schimpfen und ärgern sich und sprechen auf den Seiten 8 und 46 von argen Versäumnissen der Südtiroler Politik, die nicht rechtzeitig auf die Krise reagiert hätte: Christoph Oberrauch, Unternehmer und Präsident des Unternehmerverbandes, und Karl Heinz Hager, der wohl einflussreichste Wirtschaftsberater Südtirols.

50 10 legale Steuertricks Nur kein Risiko: zehn legale Tricks, wie Unternehmen Geld sparen können, ohne am Fiskus vorbeizuarbeiten.

Service 29 29 30 56 57 58

Portfolio: Goldman Sachs Finanzkommentar: Ende oder Wende? Finanzkolumne: Gegenwinde im Finanzsektor Termine des Monats Event des Monats: Ball des Sports Was macht eigentlich … Alexander von Egen?

VERENA PLIGER

Impressum Erscheinungstermin: 8. Mai 2009 Projektleitung: Verena Pliger Verantwortlicher Direktor: Kurt W. Zimmermann Autoren: Ariane Löbert, Edit Meraner, Melanie Ockert Korrektur: Eva Sotriffer Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Grafik und Produktionsleitung: Ralf Kohler Marketing und Verkaufsleitung: 0471 304599 Herausgeber: ff-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 7.10.98 Südtirol Panorama: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 48, Fax 30 45 11, www.panorama-online. com, panorama@ff-bz.com Druck: Kärntner Druckerei, Klagenfurt (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück

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NEWS & TRENDS

Foto: Lucia Degonda

Ein Preis – Sechs Sieger

Das Büro Höller & Klotzner gehört mit dem Projekt „Berufsschule Bozen“ zu den sechs Siegern des diesjährigen Architekturpreises

Das Architektenduo Höller & Klotzner war nur einer der sechs Preisträger des diesjährigen Südtiroler Architekturpreises. Auch Silvia Boday & Rainer Köberl, Siegfried Delueg, Christoph Mayr Fingerle, Modus architects sowie Markus Scherer & Walter Dietl durften sich über eine Auszeichnung freuen. Während sich mancher Kritiker über diese exaequo-Entscheidung verblüfft zeigte, erkannten andere darin die hohe Qualität der Südtiroler Architekten. Zum dritten Mal wurde in diesem Jahr auch der „Kunst-am-BauPreis“ verliehen, der an die beiden Künstler Alois Mayr und Philipp Messner ging. An ersteren für das Projekt „Steigenwand“ im Gebäude der Vip in Latsch, an zweiteren für das Projekt „Volumen“ in der Handelskammer Bozen.

Michael Grüner wurde in seinem Amt als Präsident des Verwaltungsrates der Raiffeisen Landesbank bestätigt. Über das schwierige Bankenjahr zog er eine positive Bilanz: Insgesamt konnte die Landesbank 867 Millionen Euro an Krediten vergeben – das sind 21 Prozent mehr als noch im Vorjahr – und die Bilanzsummer konnte um 38 Prozent gesteigert werden. „Uns ist es wichtig, die Risiken, die wir übernehmen, zu kontrollieren und überschaubar zu hal-

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Foto: RLB

Zurückhaltung bei Investmentfonds

Das Gespann hat sich bewährt: Präsident Michael Grüner und Generaldirektor Zenone Giacomuzzi von der Raiffeisen Landesbank

ten. Wir vergeben gute Kredite für gute Unternehmen“, sagte Präsident Grüner. Die umsichtige Risikopolitik der letzten Jahre bestätigte sich damit also auch im letzten Jahr. Dagegen war das Anlagegeschäft von vorsichtigen Kunden geprägt: Die indirekten Einlagen wie Wertpapiere Dritter, Investmentfonds oder Veranlagungen in Versicherungsprodukten sind im Jahr 2008 um 9,80 Prozent auf 1.390 Millionen Euro gesunken.


KARRIERESPRUNG

In Südtirol … NEUER SCHWUNG FÜR DORF TIROL MANUELA ZISCHG ist Direktorin

des Tourimusvereins Dorf Tirol

Benediktiner und Rockgitarrist Wolf Notker ermahnte die Manager zu mehr Moral

Die Besucherzahlen der Therme Meran nehmen kontinuierlich zu und der Umsatz konnte von 6,1 Millionen im Jahre 2006 auf 15,6 Millionen Euro im Jahre 2007 gesteigert werden. Unter anderem ein Verdienst der Vinschgerin Manuela Zischg. Seit der ersten Stunde war sie dabei, zunächst als Direktionsassistentin, dann als Leiterin für Marketing & Presse. „Ich habe das Marketing von Null aufgebaut, es war eine äußerst spannende und aufregende Zeit“, so die 27-Jährige. Jetzt verlässt sie die Therme Meran und bricht zu neuen Ufern auf: Die Schlanderserin wird Anfang Mai neue Direktorin des Tourismusvereins Dorf Tirol und kümmert sich hier um die touristische Vermarktung und Weiterentwicklung der Feriendestination Dorf Tirol als Sonnenterrasse Merans. Ausreichend Erfahrung im Tourismus hat sie dafür bereits: Nach Abschluss des Laureatsstudiengangs Tourismusmanagement in Bruneck ging sie 2002 als eine der ersten Erasmus-Studentinnen für ein Austauschsemester nach Madrid, machte ein Praktikum bei einem Reiseveranstalter in Australien, arbeitete als Reisebegleiterin einen Sommer lang auf einem Mittelmeer-Kreuzschiff und war Marketing-Assistentin beim weltweit größten Skiverbund, Dolomiti Superksi in Gröden.

Wenn er rockt, scheuen Manager zurück „Long live Rock’n’Roll“, das ist das Programm der Band „Feedback“ mit Nummern von AC/DC bis zu den Rolling Stones. In der Mitte ein grauhaariger Rockgitarrist. Sein Name ist Wolf Notker. Sein Beruf: oberster Repräsentant des weltweiten Benediktiner-Ordens mit 8.000 Mönchen und 16.000 Nonnen. Sein Ziel ist es, Krankenhäuser und Kliniken zu bauen und verschiedene Welten zusammenzubringen. Er ist aber auch dafür bekannt, die Mächtigen in die

Mangel zu nehmen – Topmanager im Besonderen. Ihnen würde die Distanz zu sich selbst fehlen und sie hätten Schwierigkeiten Maß zu halten, „Die Manager lassen sich von der Wirtschaft und vom internationalen Wettbewerb treiben“, so der Theologe bei seinem Gastvortrag auf Einladung der Stiftung Südtiroler Sparkasse im Waltherhaus in Bozen. Unter dem Titel „Wirtschaft und Ethik – gibt’s nur Moral mit vollem Bauch“ wurde er seinem Ruf als Mahner gerecht.

Foto:Weinfestival

Das WineFestival zieht durch Europa

Das Merano WineFestival auf „Eurotour“

Vom 9. bis 11. November ist es wieder so weit: Meran ist Schauplatz der internationalen Weine. Bereits jetzt bewirbt Organisator Helmuth Köcher das Merano WineFestival & Gourmet: Er geht auf „Eurotour“. Erste Station war das Münchner Künstlerhaus. Fachleute degustierten Spitzenweine und typische Spezialitäten aus Italien. Die Stadt Wien wird dann die nächste Station der „Eurotour“ sein.

… und anderswo KÄMPFER FÜR MENSCHENRECHTE GABRIEL N. TOGGENBURG

ist Jurist für die EU-GrundrechteAgentur in Wien Zehn Jahre lang hat er an der Eurac zu den Themen Menschenrechte, Minderheitenrechte, Sprachpolitik und Fragen des Europarechts geforscht. Einen Namen machte er sich aber vor allem als Initiator der Bozner Erklärung zum EUMinderheitenschutz. Diese an alle Staats- und Regierungschefs der EU adressierte Erklärung zeigte auf, wie sich die Europäische Union vermehrt in Sachen Minderheitenschutz einbringen kann. Jetzt erklimmt er im Bereich Menschenrechte die internationale Karriereleiter: Er tritt in den Dienst der Europäischen Union und ist seit April Jurist für die Grundrechte-Agentur in Wien. Die EU-Institution besteht seit zwei Jahren und soll sich zur zentralen Drehscheibe für Menschenrechtsschutz im EU-Verband entwickeln. Toggenburg, der unter anderem als Gastprofessor an der Universität Miami und an der Universität Innsbruck tätig ist, ist Vater von zwei Töchtern und mit einer Wiener Ärztin verheiratet.


KURZ NACHGEFRAGT

NEWS & TRENDS

Günther Hölzl ist Inhaber des Meraner Weinhauses SÜDTIROL PANORAMA: Können Sie nach dem Besuch der ProWein in Düsseldorf und der Vinitaly in Verona einem Trend für die Vermarktung der Südtiroler Weine ablesen?

Foto: suedtirolfoto.com / Helmuth Rier

Foto: Privat

Günther Hölzl

GÜNTHER HÖLZL: Ich denke, dass Südtirols aromatische Weißweine auf dem italienischen Markt auch heuer guten Absatz finden werden, denn auf nationaler Ebene haben wir bezüglich Qualität keine Konkurrenz. Allerdings wird der Preis stärker unter die Lupe genommen werden.

Ja, die Konsumenten besinnen sich wieder auf Reduktion. Sie informieren sich und selektionierten bewusster. Starweine, die es nicht sind, werden damit endlich verschwinden. Luxusprodukte, die sich in kurzer Zeit mit gutem Marketing und mit viel Geld diese Positionierung erkauft haben, aber die Qualität nicht halten können, werden verschwinden.

Foto: www.summa09.eu

Gibt es Tendenzen, mit Weinkonsum bewusster umzugehen?

Der Besuch einer Weinfachmesse ist im April ein Muss für jeden Südtiroler Weinkenner: Wer in diesem Jahr nicht Gast auf der Vinitaly in Verona (u.re.) oder der ProWein in Düsseldorf (u.li.)war, genoss internationale Weine bei der Summa09 von Alois Lageder (links) im Casòn Hirschprunn.

Welche Produzenten werden von diesem Trend profitieren?

Jene, die kein standardisiertes Massenprodukt produzieren, das den Erfordernissen eines globalisierten Weltmarktes entspricht. Also individuelle Weine, die die Handschrift der Winzer und der Natur tragen. Die Seele der Natur und das Herz der Winzer spiegeln sich in „Herz und Seele“ dieser Weine wider. Diese Weine sind gesuchter denn je. Sie sind die Gewinner der Krise.

Foto: www.mdna.com

Ja, durchaus. Produzenten erkennen, dass weniger Ertrag, wenn möglich aus alten Reben und in den richtigen Böden, einen ausdruckstärkeren Wein ergibt.Weniger ist mehr. Ehrliche Arbeit, nämlich die im Weinberg und im Keller, die Kraft der Beziehung zwischen Mensch und Natur ist gefragt. Nicht aufgeblasenes Marketing, das viel kostet und blendet.

Foto: Vinitaly

Fällt Ihnen auf, dass sich Produzenten diesem Trend bereits anpassen?

Optimismus hält an Südtiroler Weinliebhaber, Produzenten und Sommeliers brauchten im letzten Monat nicht nur eine gute Ausdauer, sondern auch gute Geschmacksnerven. Gleich zwei Weinmessen und damit zwei Stimmungsbarometer standen an: Die Weinmesse ProWein in Düsseldorf und die Vinitaly in Verona. Überraschenderweise trübte die weltweite Krise nicht das Bild der beiden Messen: Beide Messen ließen mit

einem Besucher- und Ausstelleranstieg aufhorchen.Optimistisch sehen die italienischen Aussteller auch dem Absatz entgegen: Märkte wie Mittel- und Nordeuropa, Südamerika und auch Asien zeigten eine ungebrochen starke Nachfrage. Dagegen ist der Markt in den USA, Großbritannien und Japan eher eingebrochen. Auffallend: Gar einige Südtiroler Weinkenner haben in diesem Jahr keine der beiden Messen besucht. Einer davon ist der Weinexperte Peter Kantioler: „Ich war auf der von Alois Lageder organsierten Summa09 in Margreid. Mir ist die Vinitaly mittlerweile zu überlaufen und zu laut. Hier finde ich interessante Weine in schönem Ambiente.“


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Im Kühlen lebt es sich besser

Foto: Serisolar

Das Mart in Rovereto erreicht mit den Schutzfolien von Serisolar eine Energieersparnis zwischen 30 und 50 Prozent. Klimaanlagen müssen damit kaum mehr zum Einsatz kommen - das spart erheblich Strom und Co²-Emissionen.

einer Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren erreichen die Folien eine Energieersparnis bis zu 50 Prozent. Beachtlich: Ohne Schutzfolie wurde eine Glastemperatur von 84,7 Grad gemessen, mit Schutzfolie betrug die Temperatur gerade mal 46,4 Grad.

„Kimm einer“ ins neue Kulturzentrum für ihre Veranstaltungen. Unter der Leitung der Architekten Höller & Klotzner wurde der teils denkmalgeschützte Bau saniert und mit einem neuen goldfarbenen Zubau erweitert. Der Meraner Traditionsbetrieb Gufler Holzwerkstatt OHG wurde dabei als Generalunternehmen mit der Realisierung des Holzzubaus, der Maßmöbel, Holzböden und Türen sowie mit der Restaurierung der alten Fenster beauftragt. www.gufler.com

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Foto: Raiffeisenkasse Meran

Nach knapp vier Jahren behutsamer Sanierung entsteht nun im Herzen von Untermais das neue Kultur- und Veranstaltungszentrum Kimm. Der Name steht für „Kultur in meran mais“ und ist der dialektale Ausdruck für „komm!“. Es ist Aufforderung zum Eintreten, zum Benutzen, zum Erleben. Vereine, Verbände, Organisationen, Firmen aber auch Privatpersonen aus Meran und Umgebung finden hier die idealen Voraussetzungen

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Entspricht Ihr aktuelles Depot Ihren Vorstellungen?

Foto: Serisolar

Die Absolventen des KlimaHausMasters der Universität Bozen haben sich kürzlich im Mart, dem Museum für Moderne Kunst in Rovereto über neue Formen thermischer Isolierung informiert. Die von der Firma Serisolar installierten Sonnenschutzfolien auf 2200 qm Dachfläche ließen sie die Vorteile dieses Systems erkennen. „Damit kann sich das Mart nie übermäßig erhitzen und wir haben immer eine angenehme Raumtemperatur von 23 Grad“, so Walter Pancin, technischer Leiter des Museums. Mit

DEPOT. Analyse

Das neue Kulturzentrum Kimm in Untermais

Die Vermögensspezialisten.


UNTERNEHMER & MÄRKTE

Foto: Ludwig Thalheimer

Wann kommt die Wende?

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Der Ausweg aus der Krise wird zur Zerreißprobe – die produzierenden Firmen in Südtirol wollen stärker aus ihr hervorgehen als die ausländische Konkurrenz. Doch damit dieses Kalkül aufgeht, brauchen Firmen stärkere Finanzspritzen vom Land. Das jedenfalls fordert der Unternehmer Christoph Oberrauch

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

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ann die Erholung der Märkte eintreten wird, ist selbst für einen Präsidenten des Unternehmerverbandes schwierig zu sagen. „Wüsste ich es, so wäre ich über Nacht ein reicher Mann“, so Christoph Oberrauch, der neben dem Unternehmerverband auch der Durst-Gruppe und der Alupress als Präsident vorsteht. Zwei Unternehmen, die von der Krise mit größter Wucht getroffen werden. Um das Bestehen seiner Firmen macht er sich aber keine Sorgen. Sie würden trotz momentaner Kurzarbeit die Krise sogar gestärkt überstehen und vielleicht ihren Marktanteil sogar ausbauen können. Weniger rosig sieht Oberrauch die Lage der Südtiroler Gesamtwirtschaft. Im Interview wirft er der Landesregierung Versäumnisse in den letzten Monaten vor.

SÜDTIROL PANORAMA: Noch im Herbst waren Sie der Überzeugung, Südtirol könnte der Krise trotzen. Ein Standing, das Sie im Frühjahr revidieren mussten ...

vileg, so viele Beamte zu haben. Das verzerrt allerdings die Lage am Arbeitsmarkt und ist der Grund warum wir eigentlich eine so geringe Arbeitslosigkeit haben. Hier wird es einen Wandel geben müssen. Bislang glaubten die Beamten immer, nicht arbeitslos werden zu können. Aber wenn die Geldmittel nicht mehr fließen, wird es für die Beamten auch nicht mehr genügend zu verwalten geben.

„Die Politik befand sich am Beginn der Krise im Wahlkampf, wodurch jedes Projekt hintergründig war“, Christoph Oberrauch

OBERRAUCH: Die Krise hat einige Bran-

chen sehr viel stärker betroffen, als wir es uns erwartet hatten. Die Bauindustrie, die Automobilindustrie und inzwischen auch die Investitionsgüterindustrie wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Finanzsystem ist weltweit zusammengebrochen, vor allem die Exportkunden sind nicht mehr in der Lage Leasingverträge abzuschließen und Kreditmittel von den Banken zu erhalten. Auch Südtirol kommt aus diesem System nicht heraus. Werden die Auswirkungen auf die Realwirtschaft erst noch kommen?

In den besagten Branchen wird sicher noch etwas auf uns zukommen. Hauptsächlich die Automobilindustrie muss sich kapazitätsmäßig auf eine richtige Größe einpendeln. Einige Marken und auch einige Werke werden verschwinden. Wagen Sie eine Prognose über die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen?

Ein Blick in eine Zukunft mit ungewissem Ausgang: Präsident Christoph Oberrauch am Sitz des Unternehmerverbandes in der Bozner Schlachthofstraße

Die Arbeitslosen werden europaweit sicher weiter steigen. Für Italien rechnet die Confindustria mit einem Anstieg auf neun, wahrscheinlich sogar zehn Prozent. Auch in Südtirol wird die Zahl ansteigen. Bislang sind wir auf Gemeinde-, Landesund Staatsebene relativ gut betucht mit Beamten. Kein anderes Land hat das Pri-

Befürchten Sie Massenentlassungen wie man sie aus Deutschland kennt auch für Südtirol?

Von insgesamt 3000 Arbeitsplätzen in der Automobilzulieferindustrie arbeiten in Südtirol bereits heute 2700 auf Kurzarbeit. Dazu zählen Mitarbeiter der Unternehmen Röchling, GKN Driveline und Alupress. In meinem eigenen Unternehmen, der Alupress, mussten wir weltweit 500 Arbeiter in Kurzarbeit schicken. Leider haben wir noch immer keine Planungssicherheit. Wüssten wir, dass es noch ein weiteres Minus von 50 oder 70 Prozent geben würde, dann könnten wir etwas dagegen tun. Aber solange wir nicht wissen, was morgen kommt, können wir auch keine Maßnahmen ergreifen. In der Zwischenzeit haben wir zusammen mit der Landesregierung die Kurzarbeiter in Ausbildung geschickt, damit sie nach Ende der Krise besser ausgebildet sind. Werden die Auswirkungen auf die Südtiroler Realwirtschaft noch kommen?

In den besagten Branchen wird sicher noch etwas auf uns zukommen. Hauptsächlich die Automobilindustrie muss sich kapazitätsmäßig auf eine richtige Größe einpendeln. Einige Marken und auch eini-

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UNTERNEHMER & MÄRKTE ge Werke werden verschwinden. Erst dann wird es wieder eine Normalität geben. Ihre Unternehmen Durst und Alupress sind in den am meisten von der Krise betroffenen Branchen tätig – werden sie die Krise unbeschadet überstehen?

Die Bauwirtschaft trifft die Krise besonders stark. Hätte man nicht gerade hier mehr Akzente setzen können?

Auf jeden Fall. Wir hätten uns gewünscht, dass die Baukostenabgabe reduziert oder abgeschafft würde. Das ist nicht geschehen und das hat einen einfachen Grund: Hätte das Land diese Ab-

Foto: Ludwig Thalheimer

Foto: Ludwig Thalheimer

Gedanken gekommen, dass sie ja auch das Land verwalten müssten. Die Krise und die Wahlen sind sicher zu einem ungünstigen Zeitpunkt zusammengefallen. Dennoch: Man hätte vorher reagieren müssen.

Christoph Oberrauch ist dafür bekannt, Standpauken zu halten. Ob Staat, Region, Land oder öffentliche Körperschaften – Oberrauch nimmt kein Blatt vor dem Mund, um für die Rechte der Unternehmer zu kämpfen

se besser aufgestellt sind. Das betreiben wir im Moment ziemlich konsequent, es ist unsere langfristige Strategie. Es klingt brutal, aber in Krisenzeiten wird der Starke stärker, der Schwache verschwindet. Ähnlich einer natürlichen Auslese. Ziemlich rüde Ansichten. Hoffentlich nicht auf Kosten der Mitarbeiter ...

Nein, aber die momentane Nachdenkpause schadet uns keineswegs. Erstmals sind auch in Südtirol Arbeitsplätze in Gefahr. Das ist in gewisser Weise auch gut so. Sie werden sehen, nach der Krise wird der Arbeitsplatz wieder viel wertvoller sein. In Südtirol wurden Arbeitsplätze die letzten Jahre nicht mehr geschätzt – kein Wunder bei einer Arbeitslosigkeit von nur 2,4 Prozent. Es erfolgt wieder ein Umdenken in die richtige Richtung.

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Ja, vor allem das Konjunkturpaket und die Senkung der Irap-Steuer sind ein sehr positiver Beitrag zur Abmilderung der Krise und zur Stärkung des Standortes Südtirols. Allerdings hat Südtirol die Maßnahmen später gesetzt als andere Länder. Die USA haben bereits vor dem großen Paket in London Anfang April zwölf Pro-

Foto: Ludwig Thalheimer

Ja, denn wer heute gut aufgestellt ist, wird aus der Krise noch stärker hervorgehen. Dies wird sowohl bei Durst als auch bei Alupress der Fall sein. Die Alupress hat kein Liquiditätsproblem, insofern können wir die Krise sogar als Chance für günstige Zukäufe von Firmen nutzen, damit wir nach der Kri-

Die Südtiroler Landesregierung hat nach dem Landeshaushalt von 140 Millionen der Wirtschaft nun ein Konjunkturpaket von einer Milliarde Euro zugesichert. Zeigen Sie sich damit zufrieden?

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zent des Bruttosozialprodukts für die Wirtschaft ausgegeben, Japan sogar 16 Prozent. Das nahe Trentino hat bereits Monate vorher 850 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Hat Südtirols Politik die Krise unterschätzt?

Es scheint so. Bereits im September waren wir uns darüber im Klaren, dass schlechtere Zeiten auf uns zukommen werden. Ich habe bereits damals beim Landeshauptmann vorgesprochen. Allerdings befand man sich zu genau jener Zeit im Wahlkampf, wodurch jedes Argument hintergründig war. Die Zeit danach haben sich unsere Politiker dann mit den Ergebnissen der Wahlen befasst, Posten und Politikergehälter verteilt. Wie sie dann langsam alle Posten verteilt haben, sind sie langsam auf den

gabe abgeschafft, hätten die Gemeinden, die den Großteil der Abgaben erhalten, Ausgleichsforderungen an das Land erhoben. Die Eurac hat auf Ihr Bestreben hin ein Projekt zur Messung und Reduzierung der Bürokratiekostenreduzierung für Unternehmen und Bürger in Angriff genommen. Geht das Projekt voran?

Das Projekt ist nicht so leicht zu realisieren. Jeder ist überzeugt, dass es eines Bürokratieabbaus bedarf, allerdings weiß niemand, wo man überhaupt ansetzen soll. Ein Hauptproblem liegt darin, dass außgerechnet die Beamten, die eigentlich den Großteil an Bürokratie verursachen, mit dem Abbau beauftragt werden. Damit wird der Bock zum Gärtner gemacht. Ein Projekt dieser Größenordnung müsste professionell angegangen werden. Frü-


UNTERNEHMER & MÄRKTE her wurde dafür ein Berater von McKinsey losgeschickt, der jedes Detail auf seine Sinnhaftigkeit überprüft hat. Haben Sie denn keinen konkreten Vorschlag wo man ansetzen könnte?

Sind die Kontrollen in Südtirol im Vergleich zu anderen Regionen zu streng?

Lassen Sie es uns so ausdrücken: Steigt ein Südtiroler Unternehmer am Morgen aus dem Bett, ist er mit einem Fuß quasi schon im Gefängnis. Italien hat die schärfsten Gesetze Europas, aber sie werden nicht überall gleichermaßen angewandt. Kontrolliert werden sie nur in Südtirol, gerne von deutschsprachigen Beamten. Wenn das so weitergeht, werden sich keine jungen Unternehmer mehr finden lassen. Werden junge Unternehmer dadurch nicht auch zur Abwanderung animiert?

Ja, vor allem in Richtung Billigsteuerländer wie Österreich. Dort ist etwa die Einkommenssteuer für die Gesellschafter sehr viel niedriger. In Österreich beträgt die Körperschaftsteuer nur 25 Prozent, in Italien kommen wir zusammen mit der Irap auf 70 Prozent. Die Irap ist sowieso die gemeinste aller Steuern. Auch wenn

Foto: Unternehmerverband Südtirol

Das Vernünftigste wäre, wenn man etwa bei Baugenehmigungen einen „silenzio assenso“ (Anm. d. Red.: Stillschweigen) beschließen würde. Der Bauherr oder der Architekt garantiert mit der Eingabe, dass das Projekt den gesetzlichen Normen entspricht. Erhält die Bauleitung nach einer Deadline keine Antwort bezüglich Mängel, dann gilt der Bau als genehmigt und jede weitere Kontrolle ist überflüssig.

Eine starke Frau zwischen zwei starken Männern: Emma Marcegaglia, Präsidentin der italienischen Confindustria, beim Treffen mit Christoph Oberrauch und Luis Durnwalder im Frühjahr letzten Jahres in Bozen

Unternehmen keinen oder kaum einen Gewinn machen, muss die Irap bezahlt werden. Die Folgen sind uns bekannt: Der Cash Flow wird schlecht, die Leute haben kein Geld mehr, die Steuern zu bezahlen und müssen dafür bei den Banken Kredite aufnehmen. Sagt die Bank nein, ist das Unternehmen pleite. Das ist ein untragbarer Zustand. Dieses System wurde wirklich sehr gut ausgeklügelt von unseren römischen Politikern.

Der Unternehmer, Präsident und Kritiker. Christoph Oberrauch, 68, rangiert beim Ranking der reichsten Südtiroler auf den ersten Plätzen. Er ist Präsident des Unternehmerverbandes sowie des Verwaltungsrates der beiden Unternehmen Durst und Alupress (im Bild rechts) in Brixen. Sein Vermögen wird vom Wochenmagazin ff auf insgesamt 200 Millionen Euro geschätzt. Die Durst-Gruppe beschäftigt 183 Mitarbeiter und ist Weltmarktführer im Bereich Industriedruck. Neben dem Werk in Lienz hat die Gruppe, die einen Umsatz von 51,5 Millionen Euro erzielt, auch Ableger in Mexiko und Singapur. Die Alupress dagegen ist ein Zulieferbetrieb für Knorr-Bremsen, für Bosch und Siemens. Mit 320 Mitarbeitern und einem Umsatz von 57 Millionen Euro, wurde das Un-

ternehmen in den letzten Monaten von der Krise heftig getroffen, teilweise mit einem Auftragsminus von 30 bis 40 Prozent. Mit einem Eigenkapital von 27,8 Millionen ist das Unternehmen aber sehr stabil aufgestellt.

Bietet unser Standort mit seinen hohen Steuern überhaupt noch Vorteile?

Ganz so dramatisch darf man es auch wieder nicht sehen. Das Beste, das wir in Südtirol haben, sind die Leute: Sie sind positiv, fleißig, arbeitsam und loyal. Unser größtes Problem ist aber in der Tat die Zugehörigkeit zum Steuersystem Italiens. Denn die erste Produktivität unserer Unternehmen vor Abzug der Vorsteuer ist sehr gut, die Produktivität nach Steuern dagegen ist eher schlecht. Kann man dies als Aufruf zur Steuerautonomie verstehen?

Auf jeden Fall, sie wird auch die nächsten Jahre realisiert werden. Nur wissen wir nicht, ob sie unseren Vorstellungen entsprechen wird. Ich würde mir wünschen, dass Südtirol völlig autonom die Steuereinnahmen und -ausgaben bestimmen darf. Damit hätten wir mehr Spielraum für Förderungs- und Steuerungsmaßnahmen. Heute können Politiker kaum aktiv handeln, sie haben nur eine Verwaltungsbefugnis. 80 Prozent des Haushalts sind gebunden, es bleiben also nur mehr ◀ 20 Prozent Gestaltungsspielraum. INTERVIEW: VERENA PLIGER

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Ulla Hell, Inhaberin des Architekturbüros „Plasma Studio“ in Sexten

Christa Flora, Inhaberin der Werbeagentur „Flora & Partner“ in Bozen

Karin Goller-Gasser, Inhaberin von „Gasser Transporte“ in Bozen

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Marion Pristinger, Inhaberin des Hotels „Rosenbaum“ in Nals

Alexandra Stelzer, Gründerin des Modelabels „De Call“ in Meran

10 Elke de Biase, Geschäftsführerin der „Industrietechnik“ in Brixen

Sonja Schmidhammer, Präsidentin der Firmen „Schmidhammer“ und „Engo“


UNTERNEHMER & MÄRKTE

Edit Kapferer, Inhaberin des Interieurstores „Lebensraum“, Lana und Meran

Eva Ploner, Inhaberin der PR-Agentur „Daviso“ in Bozen

Ruth Volgger, Inhaberin des gleichnamigen Bauunternehmens in Vahrn

Unternehmerinnen zeigen Mut zum Risiko

Weibliches Unternehmertum ist in Südtirol noch immer keine Selbstverständlichkeit. Südtirol Panorama zeigt zehn Frauen, die mit Engagement und Courage den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben und für die TEXT: VERENA PLIGER FOTOS: ALEXANDER ALBER das Thema Gender keine Rolle spielt.

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bwohl gut ausgebildete Frauen heute in fast allen Wirtschaftszweigen zu finden sind, sind sie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen im oberen Management von Politik, Technik und Wirtschaft noch immer unterrepräsentiert. Genauso wie es noch immer deutlich weniger weibliche Unternehmerinnen gibt. In Südtirol haben nur ein Viertel aller Südtiroler Einzelunternehmen eine Frau als Gründerin. In Italien liegt der Prozentsatz bei rund 23 Prozent, im europäischen Durchschnitt bei mehr als 30 Prozent.

ERFOLGSFAKTOR FRAU. Da-

bei ist erwiesen, dass Frauen im obersten Management ein klarer Erfolgsfaktor sind. Die Studie „Women matter“ der international tätigen Beratungsfirma McKinsey hat ergeben, dass Frauen, die eine Führungsposition innehaben, sogar mehr Gewinn erwirtschaften. Konkret: Unternehmen mit mehr als drei Frauen im Vorstand erwirtschaften eine bis zu 53 Prozent höhere Eigenkapitalrendite. McKinsey führt das darauf zurück, dass Vielfalt in Geschlecht, Nationalität, Religion oder Alter („Gender Diversity“) wesent-

lich dazu beiträgt, das Image des Unternehmens zu fördern und das Klima im Unternehmen selbst positiv zu beeinflussen. Investoren würden sich sogar eher dazu bereit erklären, in ein Unternehmen zu investieren, in dem „Gender Diversity“ praktiziert wird. DREI FRAUEN MIT VORBILDCHARAKTER. Maria Nieder-

stätter vom Bauunternehmen Niederstätter, Margherita Fuchs von Mannstein von der Brauerei Forst oder Juliane Egartner von der Wipptaler Bau AG: Drei Frauen, die vor Power nur so strotzen! Ihre

Betriebe erwirtschaften Millionenumsätze (Forst 115 Mio. Euro), sie selbst gelten als Synonym weiblichen Unternehmertums. Sie führen das Ranking der erfolgreichsten Unternehmerinnen an und haben Vorbildcharakter. Und zwar für eine ganze Reihe von Frauen, für die das Thema „Gender“ keine Rolle spielt und die mit Risikobereitschaft, Konfliktfähigkeit, hoher Widerstandsfähigkeit und einem eigenen authentischen Führungsstil ihren eigenen Betrieb führen. Südtirol Panorama hat sich auf die Suche nach ihnen gemacht. Wer sind Südtirols Unternehmerinnen? Was zeichnet ihren Führungsstil und ihre Unternehmensführung aus? Wie bringen sie Familie und Karriere unter einen Hut? Wie groß sind ihre Schwierigkeiten, sich bei männlichen Mitarbeitern durchzusetzen? Das Ereignis ist eine Gruppe von zehn Frauen quer durch alle Branchen, Altersgruppen, Landesteile, Umsatzzahlen (wobei sich nicht jede von ihnen bereit erklärte, die Umsatzzahlen zu veröffentlichen) und quer durch alle sozialen Schichten. Bemerkenswert: Nur zwei der Karrierefrauen haben noch keine Kinder.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE

Marion Pristinger HOTEL ROSENBAUM, NALS

▶ Branche: Hotel ▶ Umsatz: 370.800 Euro ▶ Mitarbeiter: 10 Würde Marion Pristinger nicht über ein so hohes Maß an Sturheit verfügen, stünde heute in der Dorfmitte von Nals ein modernes Hotel. Ein Hotel mit Pulthaupt und StahlGlasfassade. Niemand würde erfahren, dass ihre Oma als

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Model während des zweiten Weltkriegs den Männern den Kopf verdreht hat und Luis Trenker, der beste Freund ihres Opas, hier Geschichten erzählt hat. Bei der Übernahme der Pension „Rosenbaum“ vor sechs Jahren hatte die ehemalige Amateur-Rennradfahrerin eine klare Vision: Alles was in diesem Haus passiert ist, muss seinen Niederschlag finden, in der Architektur wie im Interieur. Architekten bemühten sich um Vorschläge. Die tra-

ditionsbewusste Frau erteilte ihnen Absagen, genauso wie ihren Männern: Heiratsanträge schoss sie in den Wind. Bis sie sich in einen Bozner Architekten verliebte. Sie sagte ja, zu seinem Antrag wie zu seinen Entwürfen. Entstanden ist ein Hotel, das vor Romantik und Ahnenforschung nur so strotz: Die alten Mauern stehen im Vordergrund, zu jedem Bild, jeder alten Truhe oder jedem Weinstock weiß Marion Pristinger eine Anekdote zu erzäh-

len. Nichts hier ist anonym. Ihr Erfolgsrezept: Sie möchte ihren Gästen, bis heute verstärkt aus dem deutschsprachigen Raum, das ursprüngliche Südtirol zeigen. Mit hausgemachten Marmeladen und Schnäpsen, handgemachten Zirbelholzsäckchen und gesunden Baumaterialien: Die rauen Holzböden massieren die Füße und die Wände aus Lehmgerste und Quarzit sorgen für ein Minimum an Feuchtigkeit in den Zimmern.


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Edit Kapferer LEBENSRAUM, LANA & MERAN

▶ Branche: Interieurdesign ▶ Umsatz: Keine Angaben ▶ Mitarbeiter: 2 Betritt sie den Raum, drehen sich nicht nur Männer nach ihr um: 1,85 Meter groß, flotter grauer Kurzhaarschnitt, meist mit XXL-Ray-Ban-Brille. Einstimmige Meinung: Diese Frau hat Geschmack – eine „Typa“

sozusagen. Nicht nur an ihrem Äußeren liebt Edit Kapferer das Überdimensionale: In ihrem Interieurgeschäft „Lebensraum“ in Lana hängen auf 350 qm imposante Geweihlüster mit riesiger Spannweite, in ihrem neuen Geschäft in Meran Poufs aus Kuhfell neben Schnittblumenarrangements. Alle zwei Monate erneuert sie ihr Sortiment. Ursprünglich hat die Kaiserhof-Abgängerin in Dorf Tirol das Hotel „Küglerhof “ geführt. Aus ihrem

Faible für Dekoration hat sie vor neun Jahren in der Meraner Putzgalerie ihr erstes Dekorationsgeschäft eröffnet. Heute richtet sie Hotels, Privatwohnungen oder Penthouses von Bozen bis Zürich ein. Holzböden und Leuchten kombiniert sie mit frechen Stoffen und Wandfarben. Sie ordnet alles wie selbstverständlich an – als hätte es immer dagestanden. „Egal ob jemand Rot oder Cremetöne liebt, es kommt nur auf die Harmonie an. Ich selbst

liebe Naturmaterialien von Seide bis zu Loden. Ich mag nichts Verspieltes und Kleinkariertes“, so Edit Kapferer, die sich seit geraumer Zeit ganz einfach Edit K. nennt. Gerade deshalb wohnt sie selbst auf einem alten Bauernhof in Dorf Tirol. „Leider hat man in Südtirol sehr viel verkitscht und verschnörkelt. Inzwischen erkennt man aber eine Wende hin zum einfachen, edlen Design. Weniger ist einfach mehr“, so Edit K.

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Christa Flora FLORA & PARTNER, BOZEN

▶ Branche: Werbebranche ▶ Umsatz: Keine Angabe ▶ Mitarbeiter: 7 Rund 250 Werbeagenturen gibt es in Südtirol. Viele von ihnen haben in den letzten Jahrzehnten einen Aufschwung erlebt. Denn das geplante Kommunizieren mit der Öffentlichkeit, ist unverzichtbarer Part jedes unternehmerischen Agierens geworden. Eine Entwicklung, an der Christa Flora, Inhaberin und alleinige Geschäftsführerin von „Flora & Partner“, in strategischer und gestalterischer Funktion seit über 10 Jahren teil hat. Von Umsatzrückgängen ist bei „Flora & Partner“ trotz Zeiten der Krise, in denen viele Unternehmen ihre Werbeaktivitäten auf ein Minimum reduziert haben, nichts zu spüren. Im Gegenteil: Christa Flora versucht Hürden immer als Chance zu sehen und entdeckt in der Krise auch eine neue Chance für Unternehmen, die mit Knowhow und Herz bei der Sache sind: „Ich bin froh, dass sich alle wieder richtig anstrengen müssen. Das tut nicht nur der Branche gut, sondern ich erhoffe mir dadurch auch eine qualitative Steigerung der allgemeinen Kommunikations- und Werbekultur.“ Die zweifache Mutter (5 und 1,5 Jahre), die ihre Agentur als ihr drittes Kind bezeichnet, hat betriebswirtschaftliches Management studiert und stammt aus einer musischen Familie (u.a. war Paul Flora ihr Onkel). „Viele Menschen denken, dass Kreativität einfach nur Begabung ist und dass uns die „Big Ideas“ haufenweise in den Schoss fallen. Doch kreatives Arbeiten hat darüber hinaus auch sehr viel mit komplexen Denkstrategien und mit Methodik zu tun“, so Flora. Wer-

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bung ist ein Wettbewerb des Denkens, dem sich die Unternehmerin mit Begeisterung und entsprechendem Erfolg stellt. Aktuell arbeitet „Flora & Partner“ an Projekten für Auftraggeber wie die Sportler AG, die Universität Innsbruck, die Kunstdünger GmbH oder die Sel AG.

Und wie bringt die Werbeexpertin Christa Flora Karriere und Familie unter einen Hut? Ganz einfach: Sie nimmt sich genauso wie ihr Gatte, ein Unternehmer im Sportbereich, jeden zweiten Tag eine Auszeit und verbringt den Nachmittag mit den Kindern. „Fragen wie:

‚Sammeln wir Würmer oder brauen wir doch lieber Stinkbrühe‘, holen mich schnell weit weg vom wunderbar aufregenden Agentur-Wahnsinn und blasen mir den Kopf frei für Neues. Kinder sind meine beste Inspiration und sie machen glücklich“, so die gebürtige Meraner.


UNTERNEHMER & MÄRKTE einer PR-Agentur? „Ich habe bereits während meines Studiums die Organisation der Red-Bull-Events in Tirol und Vorarlberg übernommen. Aus dieser Leidenschaft sozusagen habe ich meine eigene Firma gegründet. Ich hatte ja nichts zu verlieren“, so die diplomierte Spinning-Trainerin. Heute führt sie in einem alten Bozner Stadthaus mit Stuck an den Wänden und knorrigem Holzboden eine der wenigen PRAgenturen Südtirols.

Eva Ploner DAVISO, BOZEN

▶ Branche: PR-Agentur ▶ Umsatz: 180.000 Euro ▶ Mitarbeiter: 2 Als die 1,80 große Bruneckerin nach neun Jahren im Ausland – von Bologna über Brüssel nach

Vancouver – 2003 nach Südtirol zurückkehrt, ist nichts mehr so wie vorher. Sie merkt, dass sie hier beruflich neue Wege gehen muss. Als Dolmetscherin wird sie hier kaum ihr Glück finden. „Ich hatte das Gefühl, man braucht mich hier nicht. Es sind sowieso alle zweisprachig“, so Eva Ploner, die als ge-

lernte Dolmetscherin die Jahre davor unter anderem für die Bischofskonfernz in Brüssel Französisch-Deutsch gedolmetscht hat. Couragiert und ohne Erwartungen gründete sie vor sechs Jahren kurzerhand ihre PRAgentur „Daviso“. Aber wie kommt eine Dolmetscherin zu

An einer pompösen Struktur war sie nie interessiert, nach außen zu protzen, das war nie ihr Ding. Eva Ploner sieht sich in einer Brückenfunktion zwischen Nord und Süd, vor allem aber als Tor zu Italien für deutsche, österreichische und Schweizer Firmen. Zu ihren internationalen Kunden zählen bekannte Firmen wie der Modehersteller Giesswein, Living Kitzbühel oder seit kurzem ein Hundeleinenhersteller aus Hamburg. Für den Auftritt ihrer Kunden auf dem italienischen Markt bereitet Ploner Promotionkonzepte vor, organisiert Events, Seminare, Incentives und versucht die Marken in die millionenstarken Auflagen der italienischen Medien zu bringen. Reine Pressearbeit macht bei Daviso nur rund 20 Prozent aus. Ihr Erfolgsgeheimnis? „Oft braucht es ein gewisses Maß an Dreistigkeit, vor allem, um an Medien ranzukommen. Vor zwei Jahren habe ich mich etwa mit zwei Säcken voller Produkte eines meiner Kunden an der Rezeption von Mondadori vorbeigeschlichen. Auf legalem Wege hätte ich die Redaktion nie und nimmer von den Produkten überzeugen können“, so die angehende Weinakademikerin Eva Ploner, die in den letzten Jahren auch das Südtiroler Wirtschaftsforum, die Weinkost auf Schloss Maretsch oder die Chili-Promotion der Südtiroler Sparkasse organisiert hat.

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Ulla Hell PLASMA STUDIO

▶ Branche: Architekturbüro ▶ Umsatz: 75.000 Euro ▶ Mitarbeiter: 0 – 2 Wer das kleine Büro von Ulla Hell oberhalb von Sexten betritt, käme nicht auf die Idee, dass hier die Pläne für 37 Hektar Park und drei 13.000-qmgroße Gebäude entstehen. „An Aufträgen wie dieser Internationalen Gartenbauschau

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in China komme ich nur, ich mit dem Büro des deutschen Architekten Holger und seiner argentinischer Frau Eva in London zusammenarbeite. Zusammen ziehen wir die großen Aufträge an Land“, so Ulla Hell, die mit dem völlig abstrakten Entwurf einer Etage des „Hotel America“ in Madrid ihren Durchbruch gefeiert hat. Dennoch: Wirklich rentabel sind internationale Projekte selten. Mehr als Prestige verspricht die Teilnahme

an internationalen Wettbewerben nur selten: „Als ich noch keine Kinder hatte, war es mir egal, für einen Wettbewerb mit 1000 Teilnehmern die ganze Nacht durchzuarbeiten. Heute nehme ich nur mehr an geladenen Wettbewerben teil, wo die Finanzierung für den Entwurf von vornherein gesichert ist“, so Hell. Weitaus rentabler sind ihre Bauten in Südtirol, wie das Hotel „Königswarte“ in Sexten oder das Tetris-Haus in Innichen. „Süd-

tirol hat sehr aufgeschlossene Bauherren, das ist eine Seltenheit“, so Ulla Hell, Mutter von zwei Mädchen im Alter von 6 und 4 Jahren. Um zu vermeiden, dass sie sich ähnlich wie immer mehr ihrer Kollegen einen Zweitjob suchen muss, verlangt sie seit kurzem eine kleine Vorauszahlung für jeden Entwurf. Damit würde sich der Bauherr laut Hell auch mehr Mühe geben, seine genauen Vorstellungen und Ideen zu definieren.


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Alexandra Stelzer DE CALL, MERAN

▶ Branche: Mode ▶ Umsatz: Keine Angabe ▶ Mitarbeiter: 8 – 12 Mode aus Südtirol hat wenig Tradition. Als Alexandra Stelzer, Absolventin der Modeakademie in Florenz, vor 15 Jahren mit Haute Couture „Made in Südtirol“ an den Start ging, gab es viele Skeptiker im Land. Doch bereits im ach-

ten Jahr knackte sie mit ihrem Modelabel „De Call“ die Umsatzmarke von einer Million. Heute entwirft sie bis zu zwölf Kollektionen pro Jahr, lässt ausschließlich in Italien produzieren und kleidet Schauspieler wie Jutta Speidel oder die Hauptdarsteller des „Tatort“ ein. Zu ihren Kundinnen zählen neben Südtiroler Businessfrauen aber auch Prinzessinnen aus Dubai, Bahrain oder Riad. Im letzten Jahr schneiderte sie der Tochter eines Immobilien-

hais aus Dubai in 600 Arbeitsstunden ein mit 20.000 Swarovski-Steinen und 10.000 Perlen besetztes Seidenbrautkleid. Der Jetset wird mittlerweile nicht mehr nur im eigenen Geschäft am Odeonsplatz in München bedient, sondern mittlerweile auch in berühmten Hotels wie dem „Hotel de Paris“ in Monte Carlo. „Wir müssen uns immer neue Verkaufsstrategien überlegen und auch Einsparungen bei den Mieten und beim Personal vornehmen. Die Wirtschafts-

krise trifft uns genauso wie Armani oder Prada“, so Stelzer, die vor kurzem ihr Geschäft in der Meraner Innenstadt geschlossen und den Verkaufspunkt in ihr Meraner Atelier verlegt hat. Auch in München ist De Call nicht mehr in den „Fünf Höfen“ zu finden (Miete rund 20.000 Euro monatlich), sondern hat sich in einem nur halb so großen Geschäft am Odeonsplatz eingemietet. Alexandra Stelzer hat einen fünf Jahre alten Sohn.

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UNTERNEHMER & MÄRKTE Sonja Schmidhammer SCHMIDHAMMER GMBH UND ENGO GMBH

▶ Branche: Anlagenbau und Eissportmaschinen ▶ Umsatz: Insg. 20 Mio. Euro ▶ Mitarbeiter: Insg. 112 Als Sonja Schmidhammer nach ihrem BWL-Studium in Padua die rechte Hand ihres Vaters wurde, hatte dieser bereits Großes mit ihr vor. Anfangs sollte sie in seiner Firmengruppe die Finanzverwaltung übernehmen. Heute steht sie zwei dieser Firmen mit einem Gesamtumsatz von 20 Millionen Euro als Präsidentin des Verwaltungsrates vor: der Schmidhammer GmbH und der Firma Engo. Erstere ist in Südtirol seit 55 Jahren führend im Anlagenbau im Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsbereich. Zweitere ist international ausgerichtet und bedient den Markt mit einem typischen Nischenprodukt: „Engo“ produziert in Terenten seit über 30 Jahren Eisaufbereitungsmaschinen, Banden, Uhren, also die komplette Ausstattung für ein Eisstadion. Eishallen in ganz Europa sind mit Produkten von „Engo“ ausgestattet, von Spanien über Wien bis hin nach Kasachstan, selbst für die den Olympischen Spiele in Turin konnte Sonja Schmidhammer mehrere Eishallen ausstatten. Im Moment hofft sie auf einen Auftrag bei den Olympischen Spielen in Sotschi. „Es gibt keine bessere Maschine, ansonsten würden wir sie bauen“, so die ansonsten eher bescheidene Inhaberin. Während Sonja Schmidhammer gleich zwei Industriebetriebe führt, werden weltweit nur wenige Unternehmen in diesem Bereich von Frauen geführt. „Manchmal wird mein Mann, der auch im Unternehmen tätig ist, von den Kunden zuerst begrüßt. Jeder nimmt einfach automatisch an, dass

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ein Mann der Inhaber sein muss“, so die Mutter von einem 18-jährigen Sohn und einer 14-jährigen Tochter. Trotz Wirtschaftskrise sind beide ihrer Unternehmen weiterhin gut mit Aufträgen ausgelastet: „Wir können auf langjährige Erfahrung zurückblicken und

sind für Qualität und Termintreue bekannt. Außerdem ist gerade in Zeiten der Krise Energie ein Thema, jeder versucht, das Energiepotential optimal zu nutzen und Maximum an Kosten zu sparen. Aus unserem Energiemanagement können unsere Kunden Nutzen ziehen und möglichst viel Energie ein-

sparen“, so die Brunecker Unternehmerin. Eine Pionierin im Bereich Energie ist sie übrigens auch in ihren eigenen vier Wänden. In Pfalzen hat sie für sich und ihre Familie vor zwölf Jahren das erste Niedrigenergiesparhaus Südtirols mit den heutigen Klimahaus A-Kriterien erbauen lassen.


UNTERNEHMER & MÄRKTE schluss der Handelsoberschule in der Hand hat. Erst macht sie sich mit „Schuhe Ruth“ südtirolweit einen Namen, dann steigt sie nach zwanzig Jahren Erfolg aus, übergibt ihre Anteile ihrer Tochter Alexandra, mit der zusammen sie auch die Immobilienagentur führt. Statt weiter Schuhe zu verkaufen – sie stand auch immer selbst im Laden – steigt sie in den Verkauf von Immobilien ein. Sie baut Häuser und verkauft sie. Wer sich am Vahrner Dorfplatz umsieht, sieht lauter Gebäude, die die Handschrift von Ruth Volgger tragen. Jedem ihrer Häuser gibt sie einen Namen. Nicht irgendeinen: Die Gebäude heißen Karolina wie ihre Mutter, Alexandra wie ihre Tochter oder Maximilian wie ihr Sohn. Als sie ihr eigenes Fernheizwerk baut, benennt sie es nach ihrer Kondominiumsverwalterin Nadja. Ganz nach dem Motto: Ehre wem Ehre gebührt. Wenn sie auch Stadt-Immobilien unter den Bozner- und Brixner Lauben, in Sterzing und in der Brunecker Stadtgasse besitzt und internationale Labels nach Südtirol holt, ihre größte Kraft hat sie während der letzten drei Jahren in Vahrn investiert. „Ich wollte den Bürgern ein Optimum an Nahversorgung bieten. Heute haben wir einen Zahnarzt, eine Apotheke, ein Obstgeschäft eine Raiffeisenbank hier. Darauf bin ich richtig stolz“, so Ruth Volgger, die am Dorfplatz auch eine kleine Bar betreibt.

Ruth Volgger BAUUNTERNEHMEN VOLGGER RUTH KG

▶ Branche: Bauwirtschaft ▶ Umsatz: 900.000 Euro ▶ Mitarbeiter: 2 Wer die schillernde Ruth sieht, möchte kaum meinen, dass ihr

Erfolg im kleinen Dorf Vahrn seinen Ursprung nahm, das auch heute noch als ihr Aktivitätsmittelpunkt fungiert. Eigentlich wollte sie nach Hollywood, doch dann wurde sie mit 18 Mutter, ihr Vater verstarb und sie sollte als Erbin seinen Hof und Besitz verwalten. Von da an lebte sie ihren amerika-

nischen Traum in Vahrn. Eine Frau, die gerne etwas bewegt. Wer von ihrem Auftreten Arroganz oder Abgehobenheit ableitet, der irrt. Denn ihr unternehmerisches Tun tut sie ab: „Ich habe ja nichts gelernt, das Einzige was ich kann, ist Verkaufen“, so Ruth Volgger. Und das beweist sie, seit sie den Ab-

Übrigens: Von teuren Gürteln oder Handtaschen bekannter Labels hält sie nicht allzu viel. „Jede Mutter hat ihrem Kind einen eigenen Namen gegeben“, meint Ruth Volgger. Ganz nach diesem Motto lässt sie sich RUTH auf ihre Hose oder ihren Gürtel applizieren. Ruth ist genauso Phänomen wie Label.

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Karin Goller-Gasser GASSER TRANSPORTE

▶ Branche: Transportwesen ▶ Umsatz: 2 Mio. Euro ▶ Mitarbeiter: 11 Es war der 25. April 1998. Hermann Gasser stürzt in Mellaun oberhalb von Brixen mit seinem Motorrad. Er stirbt noch an der Unfallstelle. Der Transportunternehmer hinterlässt ein 15 Jahre altes Unternehmen, seine Frau Karin und

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vier kleine Kinder. Das jüngste erst knapp zwei Jahre alt. Keiner wusste, wie es weitergehen sollte, der Schock saß zu tief. In den ersten drei Tagen nach dem tragischen Todesfall beschließt Ehefrau Karin, das Lebenswerk ihres geliebten Mannes weiterzuführen. Keine leichte Aufgabe: Sie kennt zwar die Zahlen, operativ am war sie Sitz in Bozen aber nie tätig. Also beginnt sie, die Verwaltung und den Warenein- und -ausgang an Mitarbeiter zu delegieren,

liest sich in Bilanzen ein und setzt alles in Bewegung, um die Qualität und den Kundenservice zu halten. Sie pendelt Tag für Tag von Mellaun nach Bozen, ihre Kinder finden in den Omas enge Bezugspersonen. Sie denkt sich in Betriebslogiken ein, lernt, Verträge auszuhandeln und Entscheidungen zu treffen. Bis heute, elf Jahre später, konnte sie den Umsatz auf 2 Millionen Euro steigern. Selbst jetzt, wo viele der großen Transportfirmen

vor dem Aus stehen, gibt es bei „Gasser Transporte“ keinen Fahrer mit zu wenig Fahrten. „Bei unseren Stammkunden wie Autohäusern oder Handwerkern punkten wir mit immer pünktlicher Auslieferung und zuverlässigen Fahrern. Das macht sich in Krisenzeiten bezahlt“, so die Unternehmerin. Beachtlich: In diesem Sommer schließt sie ihr Philosophiestudium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innbruck ab.


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Elke de Biase INDUSTRIETECHNIK, BRIXEN

▶ Branche: Industrie ▶ Umsatz: 9 Mio. Euro ▶ Mitarbeiter: 55 Sie spielt in einer Liga mit Global Playern wie Siemens, Honeywell oder Johnson. Als einziges nicht konzerngebundenes Unternehmen in Europa bietet „Industrietechnik“ die ganze Palette an Reglern für die Gebäudeautomation, Thermos-

taten, Strömungswächtern, Feuchtigkeitsmessern, Sensoren bis hin zu Steuer- und Regelventilen. Für Elke de Biase ein Aufstieg mit Hürden: Als die passionierte Taucherin und ehemalige Handballspielerin (Serie A1) nach einer vierjährigen Erfahrung in Padua 1996 nach Brixen zurückkehrt, beginnt sie im Familienunternehmen „Industrietechnik“ ihren Traum zu leben: Mit Regel- und Steuergeräten im Koffer geht sie auf Verkaufstour um die gan-

ze Welt. Sie bringt Aufträge aus Asien, Europa, Südafrika, Nahost und Nordamerika nach Brixen. Dennoch: Obwohl ihr Vater schon lange keine operativen Geschäfte mehr tätigt und die Tochter das Unternehmen alleine leitet, gibt ihr Vater das Zepter noch nicht ganz aus der Hand – trotz der Tatsache, dass sie das Unternehmen in den letzten Jahren zu einem international agierenden Industriebetrieb gemacht hat und aus nichtssagenden Ven-

tilen stylische Produkte entworfen hat. Aber die zweifache Mutter (6 und 9 Jahre) ist eine Kämpfernatur. Seit April betreibt sie ihren wohl härtesten Kampf: „Vorher haben wir von der Krise nichts gespürt, aber seitdem ist der Markt weltweit eingebrochen. Unsere Kunden erhalten ganz einfach keine Finanzierungen mehr. Eigentlich wollten wir den Umsatz auf 10,5 Millionen Euro steigern, doch es wird bei den 9 Millionen bleiben“, so de Biase.

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Foto: Alexander Alber

Der smarte Schwabe

Schlank, sportlich, erfolgsverwöhnt: So präsentiert sich der Stuttgarter Peter Schedl. Seit einem Monat ist er der neue Generaldirektor der Südtiroler Sparkasse. Im Interview spricht er über die Chancen des Retailgeschäfts und warum er nicht des Geldes wegen nach Bozen gekommen ist. SÜDTIROL PANORAMA: Woran haben Sie gedacht, als Sie gehört haben, Sie sollen der neue Generaldirektor der Südtiroler Sparkasse werden? PETER SCHEDL: Es ist eine große Ehre

und Verantwortung, eine Herausforderung, die in meine Lebensplanung passt. Sie haben für die Deutsche Bank in Frankfurt, Mailand, London, Singapur oder Mumbai gearbeitet, warum jetzt ausgerechnet Bozen?

Ich habe kein Problem damit. Mit diesem Land verbinde ich unglaublich

„Ich bin nicht nur wegen des schönen Umfelds gekommen. Dieses konnte ich mir in der Vergangenheit auch nicht aussuchen“ Peter Schedl

viele positive Erinnerungen. Aber ich bin nicht nur wegen des schönen Umfelds gekommen. Das Umfeld konnte ich mir auch in der Vergangenheit nicht aussuchen. Als ich etwa nach Mumbai ging, war das Umfeld total anders. Da zählte nur die berufliche Herausforderung. Welchen Vorteil haben Südtiroler Banken gegenüber anderen Banken?

Südtiroler Banken machen einfach eine ganze Reihe von Sachen besser, da sie klassische regionale Retailbanken sind. Lange wirkte das Retail-Banking langweilig. Doch gerade im Moment zeigt

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UNTERNEHMER & MÄRKTE sich, dass das Retail- und Firmenkundengeschäft ja ganz spannend sein kann, vor allem langfristig gesehen.

2008 hat die Sparkasse 23 Prozent mehr Kredite vergeben. Birgt diese hohe Kreditvergabe nicht auch Risiken?

Die Sparkasse beweist sehr eindrucksvoll, dass es in Südtirol keine Kreditklemme gibt. Andererseits sind wir auch sehr stark angehalten, das Risiko umsichtig zu managen. Denn auch wenn Banken Risikonehmer sind, müssen sie achtgeben, nicht die Balance zu verlieren.

Weil Südtiroler Banken nicht auf das Investmentbanking gesetzt haben?

Was ist Ihre persönliche Einschätzung – haben wir den Tiefpunkt an den Börsen bereits erreicht?

Für mein persönliches Portfolio hoffe ich, dass wir den Boden bereits erreicht haben. Liest man die internationale Wirtschaftspresse, so sagt die Hälfte der Experten, dass der Tiefpunkt erst kommen wird, die andere Hälfte behauptet, dass wir bereits unten angelangt sind. Ich möchte mich weder dem einen noch dem anderen Lager anschließen. Ich denke aber, dass sich noch kein nachhaltiger Weg nach oben auftut. Es hängt alles davon ab, wie stark in Europa der Aufprall in der Realwirtschaft sein wird.

Foto: Alexander Alber

In der Phase, in der die Investmentbanken weltweit hofiert wurden, hatten die Retailbanken die Notwendigkeit erkannt, ihre Hausaufgaben zu machen. Sie sind effizienter und kundenorientierter geworden. Wir hatten fünf bis zehn goldene Jahre für das Investmentbanking. Es wurden Renditen erwirtschaftet, die traumhaft waren. Wenn aber ein Markt so rasant nach oben geht, dann neigen Marktteilnehmer zu Übertreibungen und das war meines Ermessens ein entscheidender Faktor, der die Krise ausgelöst hat. Das Investmentbanking steht auf der Kippe, wird es sich wieder erholen?

Haben Sie sich also für eine regionale Bank in einem kleinen Land entschieden, weil diese in Zeiten der Krise besser dasteht?

Nein, überhaupt nicht. Ob die Situation hier für mich leichter wird, das wage ich auch zu bezweifeln. Denn wie stark die Finanzkrise Südtirol trifft, das wird sich erst noch zeigen. Für mich waren die 16 Jahre bei der Deutschen Bank einfach ein langes erfolgreiches Kapitel. Ich bin 41 und wollte in meiner zweiten Lebenshälfte einen neuen professionellen Bogen spannen. Dafür glaube ich hier das richtige gefunden zu haben. Das Gesamtergebnis der Sparkasse ist 2008 um ein Drittel gesunken. Ist dieses Ergebnis auf die hohen Investitionen (13 Geschäftsstellen) zurückzuführen, oder bereits Folge der Finanzkrise?

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Ihr Vorgänger Timothy M. Brooks hätte sich gewünscht, dass einer seiner Vize seinen Posten übernimmt. Doch Plattner ließ zwei Headhunter engagieren. Ist das für Sie nun eine gute oder weniger gute Ausgangslage?

Foto: Alexander Alber

Ja, ich denke schon. Die Frage ist nur, wann und wie schnell. Im Bankgeschäft schlägt das Pendel immer nach links oder nach rechts – und das ist auch gut so. Ansonsten würde man träge und selbstgefällig werden. Im Moment liegt das Retailkundengeschäft im Trend, es werden aber auch wieder Zeiten kommen, wo es als zu langweilig und kostenintensiv angesehen wird. Allerdings wird das Pendel nicht im Ausmaß der letzten Jahre in Richtung Investmentbanking zurückschlagen. In dieser Form wird es in absehbarer Zeit kaum wieder funktionieren.

„Ich bin ein sehr bodenständiger Mensch und trage am liebsten Jeans und Turnschuhe. Allerdings hat man mich bereits davor gewarnt, dass sich dies in Bozen ändern könnte“, so der in Stutt-gart geborene Banker Peter Schedl

Nun, ich denke die Sparkasse hat sich – auch im internationalen Vergleich – hier ganz beachtlich geschlagen. Der Reingewinn ist nur um rund ein Drittel zurückgegangen. Es ist einfach zu sagen, die Bank hätte noch ein besseres Ergebnis erzielen können, aber sie arbeitet ja nicht in einem isolierten Raum und kann sich damit aus dem Wettbewerb auch nicht komplett raushalten. Insofern halte ich das Ergebnis als sehr respektabel.

Es hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile sind, dass ich niemandem verpflichtet bin und auch mit niemandem die vielzitierte Leiche im Keller habe. Ich werde im Team das machen, was ich für richtig halte. Von 1400 Leuten werden 400 sagen, endlich kommt einer, auf den wir schon lange gewartet haben, 400 werden sagen, oh Gott, der hat uns gerade noch gefehlt, die restlichen warten mit ihrem Urteil erstmal ab. Die Nachteile sind, dass man niemanden kennt und erstmal Unternehmenspolitik, Seilschaften und Leute verstehen muss. Das braucht seine Zeit. Es ist, als würde man eine neue Sprache erlernen. Auf welche Änderungen werden sich die Mitarbeiter der Südtiroler Sparkasse mit Ihnen als neuem Direktor einstellen müssen?

Ich bin ein Teamplayer. In Italien und in Asien hatte ich unglaublich viel mit den Leuten vor Ort zu tun. Das werden die Kolleginnen und Kollegen auch hier merken, sicher werden sie mich häufig


Foto: Alexander Alber

Mit Serisolar wird Glas zum Sonnenschutz

Seit mehr als 10 Jahren ist Seri-

Deutsche Präzision „Ein mit deutscher Präzision und Seriosität arbeitender Manager mit internationaler Erfahrung von London bis Singapur und deshalb mit einer globalen, nicht engstirnigen Sichtweise, der jedoch aufgrund seiner Italien-Erfahrung auch die etwas lockere, flexiblere und kreativere „Ader“ übernommen hat, welche die international erfolgreichen italienischen Unternehmer kennzeichnet“, so Norbert Plattner, Präsident der Südtiroler Sparkasse über sein neues Zugpferd. In Stuttgart vor 41 Jahren geboren, hat Peter Schedl eine ziemlich steile Karriere hingelegt. Sein Sprungbrett dafür war nach Abschluss seines BWL-Studiums die Deutsche Bank, Deutschlands größtes Kreditinstitut. Er startete in der strategischen Konzernplanung in Frankfurt und wurde Schritt für Schritt mit neuen internationalen und alleinverantwortlichen Managementaufgaben betraut. Zu seinen beruflichen Stationen zählten neben Frankfurt auch London, Mailand, Mumbai und Singapur. In Italien hat er für die Deutsche Bank das Filialgeschäft in Italien (240 Geschäftsstellen) sowie die Tochtergesellschaft „Finanza & Futuro“ (1.000 Anlageberater) geleitet. Unter anderem war Schedl für den Aufbau des Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank in Asien verantwortlich. Zuletzt leitete er das globale Konsumentenfinanzierungsgeschäft der Deutsche-BankGruppe. Als Generaldirektor führt er die Südtiroler Sparkasse seit 1. April 2009.

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in den einzelnen Tälern antreffen. Mir macht das Spaß und ich hoffe, dass die Kolleginnen und Kollegen gleicher Meinung sind.

solar Marktführer im Bereich der

Wer ist Peter Schedl privat?

Privatsphäre und halten Vandalen-

Ich bin, denke ich, ein sehr bodenständiger Mensch, der am Wochenende auch gern mal Jeans und Turnschuhe trägt. Allerdings hat man mich bereits davor gewarnt, dass sich dies in Bozen ändern könnte.

akten und Explosionen stand. Im Be-

Glasschutzfolien: Sie schirmen die Innenräume vor einer übermäßigen Sonneneinwirkung ab, schützen die

sonderen lösen die Sonnenschutzfolien das Problem der Überhitzung bei Glasfassaden und bewirken so eine Reduzierung der Klimatisierungskosten von bis zu 50 % - das hat wiede-

Timothy M. Brooks war der bestbezahlte Manager des Landes.

Wirklich? Na dann herzlichen Glückwunsch!

rum einen geringeren CO2-Ausstoß zur Folge. SCHUTZ UND WOHLBEFINDEN ÜBER EIN JAHRZEHNT.

Sagen Sie bloß, Sie wüssten das nicht?

Nein wirklich nicht. Man spricht von 700.000 Euro Brutto im Jahr. Spielen Sie in derselben Liga?

Ich werde Ihnen sicher nicht sagen, wieviel ich verdiene. Das weiß nur meine Frau. Wenn Sie die jetzt anrufen, dann wird sie es aber auch schon wieder ver◀ gessen haben. INTERVIEW: VERENA PLIGER

Zonenvertretung Südtirol Engelbert Rassler +39 335 6619444 Serisolar srl 38121 Trento Tel. +39 0461 950065 - Fax +39 0461 959196 info@serisolar.com - www.serisolar.com

palmassociati.it - foto Carlo Baroni

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GELD & FINANZEN

Wege aus dem Labyrinth Die Berater sind sich einig: Es ist der richtige Zeitpunkt für Investitionen. Allein die Strategien gleichen einem Labyrinth. Südtirol Panorama gibt einen Einblick in den Anlagedschungel zwischen Immobilien, Aktien und Aktienfonds oder außergewöhnlichen Anlagen wie Gold, Diamanten und Uhren.

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or Kurzem noch warnten viele Experten vor einer drastischen Geldentwertung. Die billionenstarken Konjunkturpakete drohten zu einer galoppierenden Inflation zu führen. Jetzt ist die Inflationsrate in der Eurozone auf ein Rekordtief von 0,6 Prozent gefallen. Was bedeutet das für die Anleger? Ist jetzt etwa der richtige Zeitpunkt für Investitionen gekommen? Wenn ja, für welche Form? Ob Geldanlage, Immobilien oder Wertanlagen – drei Experten beantworten für Südtirol Panorama Fragen, in welchen Bereichen sich Investitionen gerade jetzt lohnen.

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GELDANLAGE ANSCHAFFUNGEN FORCIEREN?

Da die Aktienkurse auf breiter Front ins Bodenlose gefallen sind und damit viele börsenquotierte Unternehmen unter dem Buchwert bewertet sind, sieht Hansjörg Augschöll, Geschäftsführer der Laurin Capital Management SIM, einen guten Zeitpunkt für das Börsengeschäft. Geldanlagen dürfen die Anleger aber nicht in eine finanzielle Bredouille bringen. Es ist wichtig abzuklären, wie viel ein Anleger verlieren kann. So kann sich ein Anleger etwa aufgrund seiner finanziellen Lage nur ei-

nen kleinen Verlust leisten, während andere größere Verluste verkraften können. Wer jetzt investiert, sollte laut Augschöll aber nicht gleich kalte Füße bekommen, wenn die Aktienkurse nochmals um vielleicht 10 Prozent oder mehr fallen. Denn die Volatilität an den Börsen ist immer noch sehr hoch. Die zweite Frage betrifft die Risikofreudigkeit: Ein Anleger riskiert beispielsweise unabhängig von seiner Risikofähigkeit bei einer 100.000 Euro-Anlage 40.000 Euro zu verlieren, ein anderer Anleger ist dazu nicht bereit. Wenige Anleger würden diese beiden Faktoren laut Augschöll richtig einschätzen.


BÖRSE AKTUELL

Ende oder Wende?

SÜDTIROL PANORAMA: Kann man das Risiko an der aktuellen Lage messen?

Bei den alten Griechen musste ein Drama den Zuschauer schaudern, frieren und zittern lassen. Alles musste ganz hoffnungslos sein, kein Ausweg, nichts, nur dann, so die Annahme des Aristoteles, könne sich die Seele des Betrachters am Ende des Stücks neu aufstellen. Freude und Optimismus entstehen aus erlittenem Leid – immer wieder. Die Erkenntnis daraus: Das Ende ist niemals das Ende, es ist immer die Wende.

Wie soll investiert werden?

Man muss diversifizieren: entweder mit Aktienindexen oder mit Aktienfonds. Ich würde auf global aufgestellte Aktienfonds setzen. Allerdings muss man auch mit dem Risiko der hohen Volatilität leben können. Seit 2001 raten wir zu so genannten flexiblen Fonds, bei denen der Verwalter den Aktienanteil zwischen 0 und 100 Prozent variieren kann. Diese Investments steigen in guten Zeiten vielleicht nur um 30 Prozent, wenn andere um 40 bis 50 Prozent steigen, dafür verlieren sie in schlechten Zeiten weniger als andere. Welche Anlagen werden unterbewertet?

Großes Potential haben die High Yield Bonds, das sind hochverzinsliche Firmenanleihen. Bestimmte Firmen zahlen 6 bis 7 Prozent Spread über den Staatsanleihen. Wenn sich dieser Spread wieder normalisiert, steigt die Quotierung dieser Bonds wieder.

Foto: pixelio.de / Rainer Sturm

HANSJÖRG AUGSCHÖLL: Nein, absolut nicht. Denn wir sind in einer außergewöhnlichen Zeit. Man sieht es an dem Volatilitäts-Index (VIX), der die Marktvolatilität basierend auf dem Optionshandel an der Wall Street misst. Im Jahr 2008 lag er bei über 70. Jetzt ist er bei 40. Der Durchschnitt liegt bei 20. Ich sehe jetzt trotz der hohen Volatilität einen günstigen Zeitpunkt, um in Aktien zu investieren.

Aktienkurse sind in den letzten Wochen ins Bodenlose gefallen. Eine Chance?

Welche andere Investments abseits der Aktien- und Immobilienfonds gibt es?

Das sind Investments, die auf bestimmte zukunftsträchtige Themenbereiche spezialisiert sind. Hier kommt es auf die Weitsicht und das Erkennen von Potentialen an. Die Finanzprodukte müssen dem Investor aufgrund seiner Geschichte gefallen. Beispielsweise die Gewinnung von Energie aus Windkraftanlagen, die in Amerika noch unterentwickelt ist. Es gibt riesige Flächen, die für Windkraftanlagen prädestiniert sind. Die Obama-Regierung unterstützt diesen Bereich jetzt sehr stark. Wer als Investor beteiligt ist, kann hier also gute Gewinne erzielen. Als Kleininvestor kann man nicht direkt investieren, aber im Rahmen von Investmentfonds ist eine Beteiligung möglich. Und außerhalb Amerikas?

Interessant ist für mich der Bereich Wasserversorgung. Denken wir alleine an die vielen Großstädte mit ihren alten Infrastrukturen. Hier sind jede Menge Wasserleitungen zu erneuern. TOP:

▶ Fonds, die in erneuerbare Energien investieren und Corporate-Bonds. FLOP: Hansjörg Augschöll findet, dass die Zeit für ein Börsengeschäft gekommen sei

▶ Investmentzertifikate und unseriöse Hedgefonds.

So zeigen auch wirtschaftliche Entwicklungen, dass Börsenkrisen aller Art auf einer Kurve über 40 Jahre nur mehr kleinere oder größere Bergund Talfahrten mit Wendepunkten sind. Und wir heute? Der Jahresbeginn führte uns die Fortsetzung der negativen Tendenzen von 2008 vor Augen. In den ersten Märztagen wurden wir Zeugen einer Rallye, bei der die Aktienpreise sich abrupt erholten. In manchen Fällen kam es sogar zu einem Ausgleich der vorausgegangenen Kursverluste. Die Märkte profitierten von den Interventionen der Finanzmarktaufsicht und den „Rettungspaketen” der Regierungen. Die Zinsen erreichten ein historisch tiefes Niveau und die Märkte wurden mit Liquidität überschwemmt. Ermunternde Signale kommen auch aus dem Bereich der Rohstoffe. Offen bleibt jedoch, ob die aktuelle Rallye bereits das Signal ist, dass es wieder aufwärts geht oder ob es erneut zu Korrekturen nach unten kommt? Aber kommt es wirklich darauf an? Wäre es nicht klüger, die Chancen aus der Situation zu ergreifen, und sich langfristig zu orientieren? LAURA DEMICHELIS ist Vize CEO der Pra-

der Bank.

PORTFOLIO

GOLDMAN SACHS Die US-Investmentbank zählt zu den Gewinnern der Finanzkrise. In einem von Konkurrenten (Lehman Brothers, Bear Stearns) dezimierten Umfeld verdiente Goldman Sachs im ersten Quartal 2009 überraschend gut und will nun möglichst schnell die 10 Milliarden US-Dollar schwere Staatshilfe zurückzahlen. THOMAS AMONN 160$ 140$ 120$ 100$ 80$ 60$

Jänner 09

April 09

Die Entwicklung der Investmentbank Goldman Sachs von Jänner bis April 09

Südtirol Panorama Mai | 2009

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KOMMENTAR VON THOMAS AMONN

Mit unheimlichem Tempo drehen die wirtschaftlichen Prognosen ins Negative. Im April 2008 hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) den Abschreibungsbedarf für den amerikanischen Finanzsektor mit 945 Milliarden US-Dollar beziffert. Sechs Monate später wurde diese Schätzung auf 1,4 Billionen aktualisiert. Der im April 2009 veröffentlichte Halbjahresbericht schockte dann mit der Zahl von 2.712 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig wurden erstmals die drohenden Verluste auf Kredite, Wertpapiere und Derivate in Europa quantifiziert: 1.193 Milliarden US-Dollar. Insgesamt also rund 3,9 Billionen US-Dollar – mehr als ein Zehntel des addierten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von USA und Europa. Auch die Konjunkturprognosen für 2009 wurden drastisch nach unten geschraubt. Noch im Jänner 2009 rechnete der IWF mit einem geringeren Wachstum der Weltwirtschaft von 0,5 Prozent. Die aktuelle Voraussage beträgt atemberaubende 1,3 Prozent: Zum ersten Mal seit sechs Jahrzehnten wird heuer die globale Wirtschaftsleistung also schrumpfen. Behält der IWF Recht, so stehen den Industrieländern Rezessionen von bis vor kurzem unvorstellbarem Ausmaß bevor: Japan mit minus 6,2 Prozent; Deutschland mit minus 5,6 Prozent, Italien mit minus 4,4 Prozent. Auch das Jahr 2010 wird bestenfalls eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau liefern: In der Eurozone und in Großbritannien mit einem Minus von 0,4 Prozent und in den USA mit 0,0 Prozent. Dass angesichts eines derartigen Doppelschlags von Wirtschafts- und Finanzkrise die Staatsbudgets aus dem Ruder laufen, kann nicht verwundern. Das amerikanische Staatsdefizit wird zweistellig ausfallen (2009 minus 13,6 Prozent vom BIP, 2010 minus 9,7 Prozent vom BIP), doch auch in der Eurozone können sich die Fehlbeträge sehen lassen: Deutschland mit minus 4,7 Prozent (2009) und minus 6,1 Prozent (2010), Italien mit minus 5,4 Prozent (2009) und minus 5,9 Prozent (2010). Ein Ausweg aus der Krise wird sich vermutlich in die Länge ziehen. Die enorme Neuverschuldung der Staaten wird in Konkurrenz zum Kapitalbedarf der Unternehmen treten. Der Banksektor wird auf Jahre die Relation von Eigenkapital zu Aktiva aufpäppeln. Daher werden, auch wenn die Notenbanken ihre Leitzinsen auf Nahe-Null-Niveau halten, die Kredite für die Realwirtschaft knapp und teuer bleiben. Zugleich werden die Budgetnöte die Staaten über kurz oder lang zu Steuererhöhungen zwingen – auch das nicht gerade ein guter Dünger für das zarte Pflänzchen Konjunktur.

IMMOBILIEN DER SICHERSTE SCHUTZ?

Welche Immobilien kommen als Geldanlage in Frage?

Da nicht mehr jede Immobilie in jeder Lage zu jedem Preis gekauft wird, sind die Preise in den weniger interessanten Lagen zurückgegangen. Wer also bereit ist, außerhalb der Top-Lagen zu wohnen, kann jetzt mitunter ein Schnäppchen machen. Wer allerdings eine Immobilie aus Investitionsgründen kauft, muss der Lage besondere Berücksichtigung schenken. Markus Sader von Immobilien Sader analysiert die momentane Situation:

Für private Investoren sind Kleinwohnungen in schönen Wohnanlagen zu empfehlen, die vermietet werden und zu einem späteren Zeitpunkt der nächsten Generation zur Verfügung stehen oder jederzeit wieder veräußert werden können. Im Bereich Gewerbeimmobilien würde ich zum Kauf von Geschäftslokalen in Stadtlagen mit guter Rendite raten. Wichtig ist dabei, dass ein guter Mieter vorhanden ist und die Lage der Immobilie interessant ist. Es sollte nur

Gute Ausgangslage: Der Käufer hat im Moment ein großes Angebot an Immobilien in Südtirol – und die Zinsen sind auf einem historischen Tief

Foto: photocase / himberry

Gegenwind

SÜDTIROL PANORAMA: Soll jetzt wieder in Immobilien investiert werden? MARKUS SADER: Ja, denn derzeit hat

der Käufer in Südtirol ein großes Angebot an Immobilien, die Verkäufer sind verhandlungsbereit und die Zinsen sind auf einem historischen Tiefpunkt. Und in welche Immobilien sollte man jetzt investieren?

Privatpersonen würde ich denkmalgeschützte Immobilien, also Immobilien die sich in Sanierung befinden, empfehlen. Denn es gibt hier besondere steuerliche Vorteile: Die Mieteinnahmen sind steuerfrei und 36 Prozent der Sanierungskosten bis zu einem Maximalbetrag von 48.000 Euro pro Wohnung können von der Einkommenssteuer abgesetzt werden. Für mich sind das die interessantesten Investitionsobjekte im Moment.

Immobilienexperte Markus Sader sieht einen erhöhten Trend zum Wohnen in der Stadt

in Top A-Lagen investiert werden.Weiters sind auch Bürolokale in Wohnbauzonen zu empfehlen, die zu einem späteren Zeitpunkt in Wohnungen umgewidmet werden können. Von welchem Kauf würden Sie abraten?

Als Geldanlage sollten nur Immobilien gekauft werden, die einen raschen Wie-


GELD & FINANZEN derverkauf garantieren. Probleme beim Verkauf haben wir bei kleinen touristischen Objekten. Diese von der Besitzerfamilie abhängigen Strukturen rechnen sich betriebswirtschaftlich nicht, da kaum ein kalkulatorischer Unternehmerlohn berechnet wird und damit die Renditefähigkeit fehlt.

derne Uhren, die nicht so bekannt sind, allerdings kann man im Falle des Verkaufs nicht vorhersagen, ob ein Markt dafür vorhanden ist. Josef Stefan vom Dorotheum in Wien erkennt eine erhöhte Nachfrage an Gold und Schmuck

TOP:

▶ Alterswohnungen in touristisch interessanten Zonen für Großanleger und zu sanierende denkmalgeschützte Wohnungen für Privatpersonen.

Ist unter den Steinen der Diamant immer noch der Favorit?

Der Diamant ist ein beliebter Stein, der gerne gekauft wird, und zwar in Größen von einem halben Karat und einem Karat bis zu fünf und sechs Karat aufwärts.

FLOP:

▶ Touristische Objekte, die von der Besitzerfamilie geführt sind und sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen.

WERTANLAGEN IN LUXUS INVESTIEREN?

SÜDTIROL PANORAMA: Steigt die Popularität von Gold, Diamanten und teuren Uhren? JOSEF STEFAN: Bei Gold und Schmuck

ist seit der Finanzkrise eine vermehrte Nachfrage zu verzeichnen, dies ist auch darauf zurückzuführen, dass das Bewusstsein für ihren Wert durch das mediale Interesse wieder präsent ist. Bei teuren Uhren, die in den letzten Jahren speziell für Herren ein beliebtes Kaufobjekt waren, ist das Interesse unverändert hoch. Der Goldpreis ist in den letzten Monaten gestiegen. Soll jetzt noch in Gold investiert werden?

Gold, Schmuck und Uhren sollen grundsätzlich nicht als Renditeanlagen, sondern als Wertsicherungsanlagen gekauft werden. Eine alte Regel sagt, dass ein gewisser Prozentsatz des Vermögens in diesem Bereich angelegt werden soll. Dies gilt auch heute noch, deshalb sollte auch jetzt noch trotz des hohen Goldpreises Gold gekauft werden. Außerdem wurde Gold bereits zu wesentlich höheren Preisen gehandelt. Was ist beim Kauf von Goldschmuck zu beachten?

Foto: stock.xchng / greekgod

Gold und Schmuck hat in den letzten Monaten deutlich an Popularität und damit an Wert gewonnen. Josef Stefan vom Auktionshaus Dorotheum in Wien erklärt das Potential von Luxus-Wertanlagen:

Die Welt funkelt wieder. Diamanten sollten laut Josef Stefan im Moment aber nicht als Renditeanlagen sondern als Wertsicherungsanlage erworben werden

Bei Schmuck, der fabriksmäßig in großen Mengen angefertigt wird, ist die Wiederveräußerung wesentlich schwieriger als bei Einzelstücken. Einerseits ist das Unikat durch die Handarbeit eines Goldschmiedes hochwertiger und andererseits kann es besser im Rahmen von Auktionen zum Verkauf angeboten werden. Welche Uhren sollen unter Berücksichtigung der Wiederveräußerung gekauft werden?

Für die Wiederveräußerung muss ein größerer Markt vorhanden sein. In diesem Sinne ist der Kauf von bekannten und beliebten Marken wie zum Beispiel Rolex und Patek Philippe ratsam. Oft sind diese Uhren auch gesuchte Sammlerstücke, deren Wert durch die Begehrtheit steigt. Es gibt auch schöne mo-

Gibt es offizielle Diamantenpreise?

Nein, aber das Dorotheum oder jedes Diamant-Prüflabor kann den Wert eines Diamanten feststellen. Wichtig: beim Kauf immer ein Zertifikat verlangen. Wie geht der Verkauf von Schmuck aus Privatbesitz beim Dorotheum vor sich?

Der Verkauf kann in einer Auktion erfolgen, die den Vorteil bietet, dass der Preis durch das Interesse der Leute, die mitbieten, bestimmt wird. Der Schmuck kann aber auch zu einem Fixpreis in Kommission gegeben werden. TOP:

▶ Eine gute Mischung aus Goldbarren, Münzen, Schmuck und Diamanten. FLOP:

▶ Massenware beim Goldschmuck. EDIT R. MERANER

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Foto: Privat

LUXUS & LIFESTYLE

Expansion à la Kuen Als er vor 40 Jahren aus Vahrn wegzog, war er gelernter Koch. Heute leitet er das Master-Franchise der Park Plaza Hotels. Ein Porträt über einen Manager, der in den letzten neun Jahren acht Hotels in und um London eröffnet hat und jetzt kurz vor dem Ruhstand in Kroatien noch einmal richtig Gas gibt. 32

Südtirol Panorama Mai | 2009


LUXUS & LIFESTYLE men haben in Großbritannien. Sie alle waren schon einmal Gast in einem der von ihm geführten Park Plaza Hotels. SEIT 40 JAHREN IN ENGLAND. Kurt Kuen

mag sie, die Engländer, seit 40 Jahren lebt er in London. Hier hat er die amerikanische Park-Plaza-Gruppe zu einer der bekanntesten Hotelketten Großbritanniens gemacht. Als er 2000 den Posten als Vice President übernahm, stand in Großbritanien gerade mal ein Park Plaza Hotel. Neun Jahre später sind es acht. Vom Hotelprojekt bis zur Hoteleröffnung hat er die Neubauten koordiniert und betreut, Direktoren und Mitarbeiter eingestellt und darauf geachtet, dass die Hotels gewinnbringend geführt werden. BEFÖRDERUNG ZUM EUROPA-CHEF.

Seinen US-Bossen war dies nicht genug: Dem bodenständigen Südtiroler und Vater von erwachsenen Töchtern trauten sie noch mehr zu. Ganz Europa sollte an seiner unternehmerischen Brillanz Anteil haben: Er sollte an der kroatischen Küste ein Nobelviertel etablieren und auch alle übrigen Expansionen der Hotelkette in Europa koordinieren. Dafür verliehen ihm seine Chefs im April letzten Jahres den Titel Senior Vice President. Heute, ein Jahr nach seiner Beförderung, nennt er die Küste Kroatiens bereits seine zweite Heimat: In den nächsten fünf Jahren wird Kuen hier die vier Ressorts und fünf Campingplätze aus der Zeit Titos zu einem Nobel-Feriendorf für 15.000 Gäste verwandeln. VOM PRAKTIKANTEN ZUM HOTELCHEF.

Er ist Marathon gelaufen, von London nach Paris geradelt und hat den Machu Picchu bestiegen. Gerade war der sportliche Manager Kurt Kuen für eine Woche auf Skitour in Island (im Bild)

T

ony Brown, Prinz Charles oder die Queen: Namen, die uns Macht, Reichtum und Skandale signalisieren. Sie lächeln von den Titelblättern der Boulevardpresse und zirkulieren am liebsten unter sich, weit ab von uns Normalos. Einer, der es geschafft hat, ganz nah an sie ranzukommen, ist der gebürtige Vahrner Kurt Kuen. Er kennt alle, die Rang und Na-

Sein unternehmerisches Talent hat Kurt Kuen keineswegs von der Pieke auf gelernt. Er stammt weder aus einer Hoteliersfamilie noch hat er eine Tourismusmanagementschule besucht. Er hat Koch gelernt, genau wie seine Mutter. Sein damaliger Chef beim Hotel Elephant in Brixen, der Vater des Grünen-Politikers Hans Heiss, erkannte sein Potential bereits früh. „Nach meiner Lehre kam Herr Heiss auf mich zu und meinte, ich solle raus in die Welt gehen, um meine Kochkenntnisse zu perfektionieren.“ Heiss schickt den damals 18-Jährigen nach St. Moritz. Hier merkt er erstmals, dass Kuen nicht sein ganzes Leben hinter dem Herd verbringen möchte. Also besucht er die Hotelfachschule „Hospra“, beginnt Praktika an der Rezeption und schafft etwas, das man eigentlich nur aus den USA kennt: Er schafft den Sprung vom Praktikanten in die Hotelführung. „Die Eigentümer des Hotels

`Berner Hof´ in Interlaken hatten Schwierigkeiten, das Hotel effizient zu führen. Der Chef trank zu viel und der Empfangschef verließ das Hotel mitten in der Saison. Also nahm ich trotz Praktikumsvertrag gemeinsam mit meiner Chefin das Ruder in die Hand“, so Kurt Kuen. Eine lehrreiche Zeit, wie sich zeigen wird. Ein Jahr später verlässt er die Schweiz, sammelt Erfahrungen in Spanien, bevor es ihn nach Großbritannien zieht. Das war vor 40 Jahren.

„Die Direktoren lasse ich an der langen Leine, ich lasse sie eigenverantwortlich arbeiten...“ Kurt Kuen

KEIN WORT ENGLISCH. Die Anfangszeit

auf der Insel ist rau. Er spricht kein Wort Englisch und sein neuer Chef setzt ihn ausgerechnet im Service ein, einem für ihn völlig neuen Bereich. Mit Hilfe eines Tonbandes bringt er sich Englisch bei. „Als Kellner wollte ich hier nicht verrecken, also musste ich den Sprung zum Oberkellner schaffen. Das ging nur mit perfektem Englisch“, so Kuen. Vier Monate später ist er Oberkellner im Hotel „Mitre“ und darf zum ersten Mal Stars und Sternchen wie Katharine Hepburn oder König Hussein Hummer und Austern servieren. Zufrieden ist er immer noch nicht, er möchte ins Management. Wieder fängt er ganz unten an: Vom Rezeptionisten im „Mayfair“ an die Spitze der britischen Thistle-Hotelgruppe. In den 28 Jahren bei der Gruppe macht er das „Gosforth Park Hotel“ in Newcastle zu „Großbritanniens Hotel des Jahres“, leitet das Londoner „The Royal Horseguards“ oder das „The Tower“, das mit seinen 1500 Betten das größte Hotel der ThistleGruppe ist. MIT ALLEN MITARBEITERN PER DU. Heu-

te sitzt er in der Empfangshalle im Park Plaza Viktoria, seinem Baby sozusagen. Das erste Hotel der Gruppe, das er in Großbri-

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LUXUS & LIFESTYLE SEHNSUCHT NACH SÜDTIROL. So wohl er

Foto: Privat

sich in London fühlt, er vermisst die Südtiroler Berge. Drei bis vier Mal pro Jahr kommt er nach Vahrn, vor allem zum Bergsteigen und Skifahren. Hier hält er nach wie vor eine kleine Wohnung. In Großbritannien lebt er auf dem Land, rund 60 Kilometer von London entfernt. „Meine Frau ist Hundetrainerin für Neufundländer, insofern ist es ideal, im Grünen zu wohnen,“ so der Sportfreak Kuen. Zur Arbeit fährt er übrigens nicht mit einer Limousine, sondern mit dem Zug und mit dem Motorroller. Insgesamt 1000 Südtirolern soll er in London Arbeit verschafft haben. „Ich habe nicht mitgezählt, ich helfe einfach wo ich kann“, so der bescheidene Top-Manager. Generell genießt er es, Südtiroler um sich zu scharen. Einmal im Jahr findet in seinen Hotels das „Südstern-Treffen“ statt. Rund 120 Südtiroler, die in Großbritannien arbeiten, waren es in diesem Jahr. Er begrüßt sie alle mit ehrlicher Freundlichkeit und einem kameradschaftlichen Schulterklopfen. Kurt Kuen ist eben ein Südtiroler mit Bodenhaftung geblieben. ◀

Der Vahrner Kurt Kuen mit dem ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair

telgruppe ist kein leichtes Spiel. „Von den Auswirkungen der Terroranschläge in New York 2001 haben wir uns fünf Jahre lang nicht erholt. Die Reisenden hatten einfach Angst, in großen Metropolen zu urlauben. Interessanterweise hat es nach dem Terroranschlag auf London im Juli 2007 nur zwei Monate gedauert, um wieder normale Buchungszahlen zu erreichen“, so Kuen. Zur momentanen Wirtschaftskrise hat er eine geteilte Meinung. „Niemand weiß, was los ist. Grundsätzlich herrscht in London Ratlosigkeit. Für uns ist die Krise bis jetzt gar nicht so schlecht. Denn durch den Absturz des Pfunds hat die Reisefreudigkeit der Europäer nach England wieder zugenommen“,

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Foto: Park Plaza Nottingham

VERENA PLIGER

Die Park Plaza Hotel-Gruppe Die amerikanische Hotelgruppe Park Plaza mit 35 Hotels weltweit gehört genauso wie Radisson, Country Inns & Suites oder Park Inn zum international agierenden Carlson-Konzern. Weit mehr als die Hälfte der Hotels sind in Europa, in Städten wie Amsterdam, Berlin, Budapest oder Dublin. Aufgeteilt ist die Gruppe in Park Plaza Hotels und Art-Hotels. Die Art-Hotels gibt es nur in Europa, sie sind nicht mit der Carlson-Gruppe verzweigt. Sie werden von Designern projektiert und von Künstlern ausgestattet, wie etwa das „Andy Warhol-Hotel“ in Berlin. Kurt Kuen (r. mit Lady Di und Prinz Charles) leitet als Senior Vice President das Master-Franchise der Park Plaza Hotels in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. In Großbritannien gibt es heute acht Park Plaza Hotels, ein weiteres ist in Planung. Das bislang größte ist das vor einem Jahr eröffnete „County Hall“ mit 1021 Zimmern und mit einem interessanten Geschäftsmodell: Mehr als die Hälfte davon sind Appartements und

Foto: xxxxxxxxxxxxxxxx

WIRTSCHAFTLICHER ZUSAMMENBRUCH. Der Aufbau einer solchen Ho-

so Kuen. Dennoch hofft er auf ein baldiges Ende der Krise. Sein Hauptproblem: Neue Erweiterungspläne müssen erst mal auf Eis gelegt werden, da Banken keine Finanzierungen mehr zusichern.

Foto: Park Plaza Riverbank

tannien eröffnet hat. Zufrieden sieht er aus. Ein Mann, der mit sich selbst im Reinen ist, der weiß was er erreicht hat, seine Wurzeln aber nie verloren hat. An der Rezeption geht es hektisch zu, ihren Chef begrüßen die Rezeptionisten nicht mit „Hello Mr. Senior Vice President“ sondern mit einem „Hi Kurt“. Kurt Kuen ist mit jedem Mitarbeiter per Du. Er liebt den persönlichen Kontakt zu seinen Mitarbeitern. Rund tausend sind es nur in Großbritannien. Seine Mitarbeiterführung lautet: Lead by Example. Offenheit und Ehrlichkeit stehen dabei im Vordergrund. „Wenn jemandem etwas nicht passt, dann soll er es sagen. Die Direktoren der Hotels lasse ich an der langen Leine, ich lasse sie eigenständig und eigenverantwortlich arbeiten. Zuerst müssen sie aber mein Vertrauen gewinnen“, so Kurt Kuen.

Penthouses, die an private Eigentümer verkauft wurden. Diese Investoren bekommen für die ersten fünf Jahre eine Garantie von sechs Prozent und sind danach am Gewinn des Hotels beteiligt. Der Vorteil: Sobald das Hotel fertiggestellt ist, ist die Struktur durch die Investoren bereits vollends abbezahlt. Damit ist die Hotelgruppe nicht mehr von Krediten abhängig. Nach demselben Finanzierungsmuster wird auch das noch im Bau befindliche „Westminster Bridge“ direkt hinter dem Riesenrad gemanagt.


LUXUS & LIFESTYLE

Glamour rund um die Uhr Die Baselworld ist die größte Uhrenmesse der Welt. Hier werden die neuesten Modelle präsentiert. Trend 2009: Teure Uhren sind nicht nur mehr Liebhaberei und Statussymbol, sondern auch Kapitalanlage. „Pershing Tourbillon“ von Parmigiani Die Uhrenmanufaktur ist für ihre Exklusivität bekannt. So wurde dieses Modell nur 40 Mal angefertigt, für reiche Fans der Luxuswerft Pershing. Mit freier Sicht auf Räderwerk und Doppelfederhaus wird das markante PalladiumGehäuse auf Anfrage auch mit Diamanten besetzt. Preis ab 190.500 Euro

LESEZEICHEN DAS BONUS-GEHEIMNIS

Das Ende der Business Class ist erreicht. Martin Suter, der zu diesem Thema 15 Jahre lang Kolumnen in den Schweizer Medien verfasst hat, will nicht mehr. Dafür hat er seine letzten Kolumnen in ein neues Business Class-Buch verpackt. Zentrales Thema: Die Jahresprämien des Managements, die gehütet werden wie wertvolle Diamanten. Die kleinen Satiren lassen schmunzeln und die erfolgssüchtigen Manager irgendwie menschlich erscheinen. Suters Humor ist auch in diesem Werk witzig und tiefgründig zugleich. INFOS: Martin Suter, „Das Bonus-Geheim-

nis und andere Geschichten aus der Business Class“, Diogenes Verlag, 19,50 Euro

REISE INSIDER-TIPP „Defy Classic Open S Anniversary“ von Zenith Das 1969 entwickelte und rasch bekannt gewordene Uhrwerk El Primero 400 verkörpert den Schöpfergeist und die Raffinesse der Manufaktur Zenith. Es ist das einzige Uhrwerk, das kurze Zeiträume auf die Zehntelsekunde genau messen kann. Dieses ChronographenWerk umfasst 278 Einzelteile und 31 Rubine. Die Uhren aus der Kollektion New Vintage 1969 werden in limitierter und nummerierter Auflage lediglich 2009 verfügbar sein.

„Grand Chronographe Régulateur“ von Montblanc

Barcelona

Eleganz auf den ersten Blick: Montblanc entwirft die passende Uhr zum luxuriösen Schreibutensil. Mit elegantem Scharniergehäuse, wobei das Regulator-Ziffernblatt mit dezentralem Stundenzeiger bei der Zwölf sofort ins Auge fällt. Bei der Sechs findet sich ein Restzeit-Warnzeiger, der genau dann rot leuchtet, wenn die Energiereserven zu Ende gehen. Dann heißt es wieder: per Hand aufziehen!

„Stirrup Chronograph“, von Ralph Lauren Endlich ist es soweit: Das Modelabel Ralph Lauren bringt auch Uhren auf den Markt. Mit 30-Minuten und 12-Stunden-Zähler und Automatikwerk von Jaeger-LeCoultre. Preis: 17.000 Euro

MUST-HAVE DES MONATS

Mit Louis Vuitton auf Entdeckungstour Eine Städtereise mit Luxusanspruch und mit der Entdeckung geheimer Plätze abseits typischer Touristenwege. Mit dem Soundwalk MP3 Audioguide des Luxus-Labels Louis Vuitton ist das jetzt möglich: Mit drei Ikonen des chinesischen Kinos begibt sich der Hörer auf eine außergewöhnliche Citytour durch die Metropolen Beijing, Shanghai oder Hong Kong. Geschichten, die perfekt auf die gewählte Route abgestimmt sind, werden untermalt von den typischen Geräuschen und Klängen der jeweiligen Orte. Der Audioguide steht auf der Website Louis Vuitton im MP3-Format zum Download. INFO: 13 €, www.louisvuittonsoundwalk.com/

VON ALEXA STAMPFER | Die Brixnerin ist

Retail-Managerin bei „The North Face“, hat vier Jahre in Barcelona gelebt und lebt seit einem Monat Kopenhagen. Eine moderne, trendsetzende und multikulturelle Metropole mit mediterranem Klima, die jeden Tag aufs Neue überrascht und wo an jeder Ecke eine andere Sprache gesprochen wird. Die Stadt verführt und lässt nie mehr los. ▶ Nüchtern & stylish: Mit seinen glatten weißen Linien ist das Museum für Zeitgenössische Kunst (MACBA) in El Raval selbst ein Ausstellungstück. Auch wenn die Nüchternheit des von Richard Meier entworfenen Gebäudes bei manchem Besucher Unbehagen hervorruft. www.macba.es ▶ Tapas-Kult: Das Cal Pep hat seinen Ruf zu Recht. Die Tapas sind immer frisch und je nach Saison immer verschieden. Keine Reservierungen möglich, Wartezeit einplanen. Adresse: Plaça de les Olles, 8 ▶ Abdancen und zentral logieren: Das „Omm“ ist ein einzigartiges Design-Hotel. Mit eigenem Club und herrlicher Dachterrasse mit Blick auf den eleganten Passeig de Gracia. DZ ab 270 €, www.hotelomm.es ▶ Sinnliche Verzauberung: Der süße Duft und die wunderschön bunten Candy-Kreationen vom Geschäft „Papabubble“ lassen einen nicht mehr los. Carrer Ample 28


CONSULTING

Das Image der Verbände

Foto: Oliver Oppitz

Foto: Oliver Oppitz

Foto: Alexander Alber

Foto: Alexander Alber

Wie bekannt sind eigentlich Südtirols Interessenverbände in der Bevölkerung und wie gut ist ihr Image? Eine Umfrage im Auftrag von Südtirol Panorama ist diesen beiden Fragen nachgegangen. Mit überraschenden Ergebnissen, die manchen Verbandsdirektor ins Grübeln bringen werden.

Walter Meister (HGV), Arnold Schuler (Gemeindenverband), Hans Peter Munter (LVH) und Werner Frick haben noch einiges an Imagepflege zu tun. Ihre Verbände haben zwar einen hohen Bekanntheitsgrad, zählen aber nicht zu den beliebtesten Verbän-

Die Bekanntheit der Interessenverbände

D

ie Verbandstätigkeit in Südtirol ist nach wie vor rege. Ingesamt 12,9 Prozent der Südtiroler zählten sich laut Astat 2008 zu einem Berufsverband angehörig. Wobei die Männer doppelt so stark vertreten sind wie die Frauen. Doch wie bekannt sind diese Verbände generell in Südtirol? Und wie kommen sie in der Bevölkerung an? Im Auftrag von Südtirol Panorama hat die Beratungsagentur „Dr. Gruber & Partner“ eine telefonische Erhebung bei 700 Personen durchgeführt um die Bekanntheits- und Sympathiewerte der Verbände zu messen.

0

20

40

60

80

100

LVH

92 %

KVW

90 %

Gemeindeverband

88 %

Kaufleute/Dienstleister

88 %

LVH UND KVW DOMINIEREN. Auf den

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Südtirol Panorama Mai | 2009

HGV

Quelle: Dr. Gruber & Partner

ersten Blick überrascht das Ergebnis kaum: Quasi gleichauf mit rund 90 Prozent dominieren der Landesverband der Handwerker (LVH) und der Katholische Verband der Werktätigen (KVW). „Prinzipiell ist es schön zu sehen, dass die Verbände in der Südtiroler Bevölkerung einen so hohen Stellenwert haben. Für den LVH freut es mich besonders, da bei der Umfrage ja auch italienischsprachige Bürger befragt wurden. Es zeigt, dass wir auch hier im Gedächtnis sind“, so Hanspeter

Unternehmerverband

SBB

84 %

80 %

78 %

Der LVH und der KVW sind an der Spitze des Ranking zur Bekanntheit der Verbände. Weit abgeschlagen: der Südtiroler Bauernbund und der Unternehmerverband


CONSULTING

BEKANNT ABER WENIGER BELIEBT. Wer

bekannt ist, muss noch lange kein gutes Image haben. Das zeigt sich vor allem am Beispiel LVH, der zwar der bekannteste, gleichzeitig aber auch als der am wenigsten sympathische Verband eingestuft wird. „Natürlich ist das kein gutes Ergebnis und es kommt für mich auch überraschend. Denn wir haben keine Rückmeldungen, dass das Handwerk als solches oder der LVH im Moment bei den Leuten auf Antipathie stoßen würden“, so Munter. Auch die Beliebtheit des HGV und des hds ist keinesfalls rosig, sie liegen auf den unteren Rängen. Hoch im Kurs im SympathieRanking stehen dagegen der Bauernbund und der KVW.

Die Beliebtheit der Südtiroler Verbände 0

2

4

6

8

Bauernbund

KVW

Quelle: Dr. Gruber & Partner

Munter, Direktor des LVH. Knapp dahinter mit einem Bekanntheitsgrad von 88 Prozent liegt der Verband der Kaufleute und Dienstleister, der bei der Umfrage noch unter diesem Namen und nicht mit der neuen Bezeichnung hds genannt wurde. „Wir freuen uns sehr über das Ergebnis. Es ist für uns zugleich Verpflichtung, unsere Mitglieder mit unseren Strukturen und Serviceleistungen weiterhin täglich bestens zu unterstützen“, so Werner Frick, Direktor des hds. Entscheidend werden beim hds künftige Befragungen sein. Mit dem neuen Namen wird es marketingtechnisch eine große Herausforderung sein, die relative hohe Bekanntheit des alten Namens auch in Zukunft zu erreichen. Am wenigsten Bekanntheit hat laut Studie der Südtiroler Unternehmerverband und der Südtiroler Bauernbund. Beide Verbände sind nur zwei Drittel der Bevölkerung bekannt.

10

8,27

7,73

Unternehmerverband

7,43

HGV

7,37

Gemeindeverband

7,33

Kaufleute/Dienstleister

7,29

LVH

7,27

SELBSTSTÄNDIGE SIND KRITISCHER.

Deutliche Unterschiede gibt es in der Beurteilung der Sympathie. Sprich: Selbstständige stellen den abgefragten Verbänden ein schlechteres Zeugnis aus als es Beschäftigte tun. Beispiel Unternehmerverband: Selbstständige in Industrie und Handwerk geben dem Verband die Note 7,3 auf der Sympathieskala von 1 bis 10, während Beschäftigte ihm die Note 8,08 geben. Am stärksten ausgeprägt ist dieser Unterschied beim hds. Während die Beschäftigten dem Verband 7,65 Punkte auf der Sympathieska-

Der Südtiroler Bauernbund erhält von der Bevölkerung die höchsten Sympathiepunkte. Der bekannteste Verband, der LVH, ist zugleich aber auch der unbeliebteste

la geben, sind es bei den Selbstständigen zwei Punkte weniger. Bei der Einschätzung der Beliebtheit gibt es auch lokale Unterschiede, wobei die Pustertaler den Verbänden die besten Noten geben. Doch woher rührt es, dass die Bevölkerung positiver eingestellt ist als die Verbandsmitglieder? „Es zeigt, dass es Defizite in der Kommunikation mit den unterschiedlichen Teilöffentlichkeiten gibt. Die Bevölkerung und die Mitglieder werden anders erreicht“, so ◀ Studienleiter Gernot Gruber. VERENA PLIGER

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Bloggen gegen die Krise

Foto: Walter Hofmann, Österreichische Nationalbibliothek

Foto: Hermann Kosel, Österreichische Nationalbibliothek

Foto: Heinrich Blechner, Österreichische Nationalbibliothek

CONSULTING

Die einen fordern mehr Werbung, die anderen den effizienten Einsatz von Marketinginstrumenten und Budgets. Eine Übersicht der neuen Marketingformen, mit denen Unternehmen und Agenturen in der Wirtschaftskrise konfrontiert werden. Können mit Blogs neue Kunden gewonnen werden?

W

erbung und Produktinnovationen sind in Krisenzeiten erfolgreicher. So das Ergebnis einer aktuellen Studie der deutschen Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Sie beleuchtete vor Kurzem die Markenorientierung von mehr als 10.000 Verbrauchern beim Einkaufen von ausgewählten Produktgruppen in neun Ländern Europas, darunter Deutschland, Frankreich und Italien. Doch wie passt der erhöhte Werbeanspruch zu den finanziellen Ressourcen der Unternehmen? DREI TRENDS ABLESBAR. Laut einer in-

ternationalen Umfrage des Web-Beraters HeBS (Hospitality eBusiness Strategies, Inc) zur Marketing-Budgetplanung von Tourismusregionen gibt es drei Trends, die in Marketingkreisen ablesbar sind. Sie sollen nicht nur Hoteliers und Gastwirten ein Umsatzplus bringen:

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Südtirol Panorama Mai | 2009

AUF BLOG-SUCHE. Möglichkeiten für

Marketingexperte Hannes Treichl betreibt Österreichs meist verlinkten Business-Blog

▶ Budgets für Online-Marketing werden erhöht, Offline-Budgets werden ins Online-Budget verschoben. ▶ Die Nachfrage nach Web 2.0-Marketing und Social-Media-Netzwerken wird immer größer. ▶ Website-Optimierung wird immer stärker als kosteneffiziente MarketingInitiative angesehen.

einen kostengünstigen Einsatz des Marketing-Budgets bietet Online-Marketing auf verschiedensten Kanälen. In Weblogs – ein auf einer Webseite geführtes und öffentlich einsehbares Journal – können sich Interessengruppen auf direktem Weg austauschen. Blogs überschwemmen allerdings das Internet und es wird immer schwieriger, zwischen guten und schlechten Blogs zu unterscheiden. Dem Vorteil des direkten Kontakts zum Kunden steht ein gewisser Zeitaufwand (für Lesen und Antworten) gegenüber. Dennoch können Unternehmen hier ihre Zielgruppe treffen – entweder auf einem eigenen externen Corporate Blog (Firmenblog) oder auch auf branchenspezifischen Seiten. NEUE COMMUNITIES IN SÜDTIROL KAUM GENUTZT. Wer Blog-Content aus


CONSULTING

SÜDTIROL PANORAMA: Gewinnt die Marketingbranche durch die Krise? HANNES TREICHL: Viele Marketingkollegen spekulieren über eine neue Auftragslage, da manche Unternehmen, veranlasst durch die Wirtschaftskrise, auf die Idee kommen könnten, verstärkt in Werbung zu investieren. Ob das tatsächlich so ist, bleibt noch abzuwarten. Ich persönlich bemerke keinen Unterschied zu vorher. Es zahlt sich auch aus, wenn man wie wir über viele Jahre verlässlich mit den Unternehmen zusammenarbeitet. Natürlich treiben die aktuellen Anforderungen den Panikpegel nach oben. Doch während sich andere Unternehmen jetzt erst wieder um Kunden aufwendig bemühen müssen, sind andere vorbereitet und können diesen Kommunikationsvorteil gut nutzen.

Foto: www.eurac.edu

Also mehr Social Network?

Unbedingt. Was früher am Stammtisch besprochen wurde, passiert heute weltweit auf schnelleren Wegen und über mehr Kanäle mit teils enormen Reichweiten. Dieser ständige Austausch bringt außerdem viel Spaß. Viele Unternehmen sind da heute schon sehr erfolgreich und Mitarbeiter dürfen die Netzwerke nutzen, um Kontakte aufzubauen. Diese Personalisierung bringt auch den Firmen ein positiveres Image, zum Beispiel wenn ein Mitarbeiter im Chat oder Blog in seinem Profil auch seinen Arbeitgeber benennt. Immerhin transportiert jeder Mitarbeiter sein Unternehmen, nicht nur der Geschäftsführer.

Foto: www.mountainbike-suedtirol.blogspot.com

Zu den Gewinnern der Krise gehören die Marketingprofis. Einer davon ist Hannes Treichl. Der 36-jährige Managementberater aus Schwaz in Tirol gibt ein eigenes Internet-Journal heraus, das schon nach kurzer Zeit Österreichs meist verlinkten Business-Blog wurde und täglich über 3.500 Leser vernetzt.

aufgeschlossen für neue Kommunikationswege zu sein. Zum Beispiel werden in Online-Communities viele Netzwerke aufgebaut und letztendlich transportiert der Mitarbeiter dabei ja auch seine Firma. Das soll kein Freibrief zum unbegrenzten Chatten oder Bloggen sein. Aber man verbaut sich mit einer generellen Sperre viele Möglichkeiten.

Nimmt auch die Bedeutung von Weblogs in Krisenzeiten noch weiter zu?

Foto: www.spaghetti-mit-knoedel.com

Südtirol möchte, muss hierzulande noch auf die Suche gehen. Einige Vorreiter gibt es aber: So bietet die Eurac beispielsweise einen Education-Blog (www.weiterdenker.com), auf dem Kurse, aber auch Diskussionen zusammenlaufen. An der Universität Bozen haben Designstudenten einen inoffiziellen Blog initiiert, auf dem sich Studenten über WG-Zimmer und Projekte austauschen. Auch andere Social-Media-Netzwerke (Facebook, MySpace u.a.) oder auch das Twittern (Englisch: Zwitschern ) werden in Südtirol bisher eher wenig bis kaum für Marketingzwecke genutzt. Dabei liegt hier ein großes Potential, bietet doch zum Beispiel das „Gezwitscher“ einen kostenlosen Meinungsaustausch mittels Kurzmitteilungen, der auf der Unternehmenswebseite für mehr Traffic sorgen könnte.

Ja. Deutschland ist dabei schon recht weit, auch in Österreich arbeitet man schon stärker mit dieser Kommunikationsform. Man erkennt ein starkes Nord-Süd-Gefälle. In Italien müssen noch viele Grundlagen vermittelt werden. Nur wenige Südtiroler Institutionen bloggen. Mit gutem Beispiel voran gehen die Blogs der Eurac, „Mountainbike Südtirol“ oder „Spaghetti mit Knödel“.

trauen. Es muss aber endlich Schluss sein mit der anonymen Ansprache und dem oftmals recht unpersönlichen Sprachstil. Die Kunden wollen die Menschen, die Gesichter hinter dem Produkt und der Dienstleistung sehen. Das wirkt gleich viel authentischer. Die Kunden wollen ja nicht bei Robotern kaufen, sondern bei Menschen.

Würden Sie allen Unternehmen einen eigenen Unternehmensblog empfehlen?

Dazu würde ich nur bedingt raten. Blogs sind für die schnelle Information von Interessengruppen sehr gut geeignet. Aber mittlerweile hat fast jeder einen Blog, da kommt der Blogger kaum mit dem Lesen hinterher, geschweige denn, dass er in allen Gesprächen aktuell mitreden kann. Unternehmen sollten in Mitarbeiter investieren, die relevante Blogs beobachten, mit diskutieren und somit nah am Nutzer bleiben. Und was passiert noch auf dem Markt?

Welche Besonderheiten fordert Marketing in Krisenzeiten?

Was bedeutet das für die Unternehmenskommunikation?

Nicht nur in Krisenzeiten, aber jetzt ganz besonders, kommt es auf den Kontakt zu den Kunden an. Es geht um Neugewinnung oder auch das Zurückgewinnen von Kunden und vor allem deren Ver-

Das Internet macht es möglich. Dank moderner Tools ist eine 1-to-1-Kommunikation keine fixe Idee mehr. Die Umsetzung kann dann sehr vielfältig ausfallen. Ich kann Unternehmen nur raten,

Wären wir in den USA, hätte ich Twitter genannt, aber diese Form des Bloggens entwickelt sich hierzulande erst noch. Communities wie Facebook oder MySpace sind interessant und haben längst ◀ eine größere Anhängerschaft. MELANIE OCKERT

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CONSULTING PR-INFO

Wirtschaftsoffensive ’09 Als Partner aller Südtiroler Unternehmen setzt sich die Handelskammer Bozen für eine positive Entwicklung der Wirtschaft in Südtirol ein. Um die heimischen Betriebe auch in schwierigen Zeiten zu unterstützen, startet die Handelskammer am 11. Mai die Wirtschaftsoffensive 2009.

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ach Jahrzehnten einer extrem positiven Wirtschaftsentwicklung wurde bereits in den letzten Jahren ein konjunktureller Abschwung erwartet. Hinzu kam eine Finanz- und Bankenkrise unerwarteten Ausmaßes und der entsprechende Niederschlag auf die Realwirtschaft. Nun stellt sich die Frage, wie der derzeit schwierigen Situation begegnet werden kann. Unter dem Titel „Wirtschaftsoffensive – Impulse der Handelskammer“ hat der Kammerausschuss beschlossen, den Unternehmen folgende Zusatzleistungen anzubieten: STABILISIERUNG DER UNTERNEHMEN

▶ Sprechstunden und Beratungen Den Unternehmen werden auf Bezirksebene kostenlose Sprechstunden und Folgeberatungen im Ausmaß von bis zu zwei Tagen mit Experten in den Bereichen Controlling, Finanz- und Kostensituation, Markt, Innovation und Kooperation sowie strategischer Neuorientierung angeboten. ▶ Unternehmens-Selbsttest Eine vom Wifo – Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer – ausgearbeitete Software ermöglicht es den Unternehmen, die eigenen Bilanzkennzahlen mit den Durchschnittswerten der jeweiligen Branche zu vergleichen und somit die eigene Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage besser einzuschätzen. ▶ Unternehmensplattform Zukunft Eine Internetplattform der Handelskammer gestattet es den Unternehmen,

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Verbesserungsvorschläge in den Bereichen Bürokratiebelastung, bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung und positive Wirtschaftsentwicklung zu unterbreiten. KOOPERATIONSFÖRDERUNG. Mit einem

Sonderprogramm will die Eos – Export Organisation Südtirol der Handelskammer – Anreize für Kooperationsmodelle bieten, die auch für kleinere Betriebe die organisatorischen Voraussetzungen schaffen, um in neuen Märkten Fuß zu fassen. Geboten werden Beratung und Hilfestellung für den Aufbau der entsprechenden Organisationsstrukturen.

Flughäfen. Hinzu kommt die Organisation von Messebeteiligungen des Sektors Tourismus. ZAHLUNGSTERMINE. Um mit gutem Bei-

spiel voranzugehen, zahlt die Handelskammer 2009 sämtliche Rechnungen der Südtiroler Unternehmen bei Sicht. ALTERNATIVE STREITBEILEGUNG. Den

Unternehmen werden Informationen und Beratungen über die Möglichkeiten der alternativen Streitbeilegung (Schiedsgericht, Mediation) geboten, die es gestatten, Geld und Zeit zu sparen. CE-KENNZEICHNUNG. Als Hilfe für die

SONDERPROGRAMM WEITERBILDUNG.

Den Unternehmen wird vom Wifi, dem Weiterbildungsservice der Handelskammer, ein spezielles kostenloses Weiterbildungspaket zu aktuell relevanten Themen angeboten, wie etwa Kreditverhandlung, Liquiditätsmaßnahmen, Kostenanalyse und -senkung, strategische Neuausrichtung und Mitarbeiterführung in schwierigen Zeiten. FÖRDERUNG DES EINZELHANDELS. Zur

Förderung der nachhaltigen Entwicklung des Einzelhandels und der Nahversorgung wird sich die Handelskammer an entsprechenden Marketingaktivitäten beteiligen. TOURISMUSWERBUNG. Zusammen mit

der SMG beteiligt sich die Handelskammer an der Organisation von Zubringerdiensten für Fluggäste von den naheliegenden

Unternehmen wird ein Beratungs- und Schulungsdienst für die CE-Kennzeichnung und die Produktsicherheit eingerichtet. ABENDVERANSTALTUNG. Unter dem

Motto „Optimal vorbereitet zur Bank – was Unternehmer(innen) über die veränderten Bedingungen der Kreditvergabe wissen müssen“ informieren renommierte Vertreter der heimischen Banken am Montag, 11. Mai, um 19.00 Uhr in der Handelskammer Bozen, Südtiroler Straße 60. ◀ infobox

Handelskammer Bozen Tel. 0471 94 56 42 wirtschaftsoffensive@handelskammer. bz.it www.handelskammer.bz.it/ wirtschaftsoffensive


CONSULTING PR-INFO

Finanzkrise

Beratung kann helfen Die Zeiten für den Finanzsektor sind schwierig geworden. Für Peter Mayr und die Südtirol Bank steht fest: Spezialisierung und gute Beratung sind wichtiger denn je. Denn schlecht beratene Anleger haben größere Schwierigkeiten, durch die Finanzkrise zu kommen.

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HONORARBERATUNG. Über viele Jah-

re konnten Freiberufler, wie etwa Wirtschaftsberater und auch andere physische Personen Honorarberatungen in Wertpapier-Angelegenheiten durchführen. Dies soll nun anders werden. Die neuen EU-Bestimmungen verlangen für die Ausübung der reinen Beratung eine Eintragung in ein Berufsalbum. Um diese Eintragung zu erlangen, müssen bei einer Prüfung entsprechende Qualifikationen nachgewiesen werden. Banken und Sim’s brauchen in Zukunft ebenfalls eine eigene Ermächtigung. Die Südtirol Bank hat sie auf Anfrage hin bereits erhalten. Die neue Form der Honorarberatung erfordert allerdings spezialisierte Strukturen, die von einzelnen Beratern wahrscheinlich nur mehr sehr schwer geführt werden können. „Echte“ Beratung beschränkt sich nicht auf eine Erläuterung von Kosten, Renditen, Risiken des Produktes oder der Dienstleistung. Sie muss auch die persönliche Veranlagung des Anlegers berücksichtigen, seine Risikobereitschaft, seine zukünftigen Erwartungen an die

Vor mehr als einem Vierteljahrhundert machte sich Peter Mayr (2.v.l.) auf, um sich im Finanzsektor zu spezialisieren. Heute ist er Präsident der von ihm gegründeten Südtirol Bank. Hier im Bild mit seinem Führungsteam (v.l.n.r.) Josef Ruffa, Christian Lato und Oscar Kiesswetter

Foto: Alexander Alber

rundsätzlich ist klarzustellen: Selbst die beste Beratung kann vor negativen Marktentwicklungen und Krisen nicht verschonen – auch der beste Arzt kann nicht jede Krankheit heilen. Der Begriff Beratung ist mittlerweile ziemlich strapaziert. Es gibt sie aber, die gute Beratung. Sie ist Gegenstand einer Kundenbeziehung, setzt ein Vertrauensverhältnis voraus, große Erfahrung und Kompetenz und ist auch nicht durch Internet-Informationen zu ersetzen. Als hilfreich für den Anleger scheinen sich einige einschlägige neue EU-Bestimmungen abzuzeichnen. Sie sind zum Teil bereits verabschiedet worden. Unter anderem wird künftig unterschieden zwischen Honorarberatung und Verkaufsberatung.

Wertentwicklung, sein restliches Vermögen, den Anteil von Immobilien, Gold oder Kunstwerken, die Steuerbelastung, die Nachfolgeregelung, den eventuellen Schuldenstand usw. Eine solche Analyse braucht Zeit und Know How, Analyseprogramme und Datenbanken. Das Ergebnis muss sich auf ein Gutachten oder Gesamturteil beschränken, dem nicht unbedingt ein Vertragsabschluss oder eine zusätzliche Investition folgen muss. Die Südtirol Bank bietet Honorarberatungen an. VERKAUFSBERATUNG. Neben der Ho-

norarberatung wird es weiterhin die sogenannte „Verkaufsberatung“ geben. Sie kann nach wie vor von allen im Album der „Promotori Finanziari“ eingetragenen Anlageberatern geleistet werden, allerdings kostenlos. Wie gut eine Verkaufsberatung für den Anleger ausfällt, hängt wesentlich davon ab, welche Investitionen der Verkaufsberater anzubieten hat. Da hat ein Berater, der für eine Bank arbeitet, die auf Wertpapiere spezialisiert ist und als Broker agiert, unvergleichlich mehr Möglichkeiten, gut zu beraten, als einer, der

nur mit ein paar hauseigenen Produkten aufwarten kann und diese – egal, ob für den Anleger geeignet oder nicht – verkaufen soll. Peter Mayr ist ein „alter Hase“ im Geschäft. Mit ihm können sich die Mitarbeiter der Südtirol Bank in ihrer Arbeit, die von äußerster Seriosität geprägt ist, eines wertvollen Erfahrungspotentials bedienen. Italienweit arbeiten für die Südtirol Bank, deren Bankpartner der Raiffeisenverband Salzburg ist, auch 220 Anlageberater (Promotori Finanziari), die ihre Kundschaft dank der Spezialisierung und der Brokertätigkeit der Südtirol Bank individuell und professionell beraten und mit einer großen Vielfalt an Investitionsmöglichkeiten dienen können. ◀

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Südtirol Bank Esperantostraße 1 39100 Bozen Tel. 0471 06 70 00 info@suedtirolbank.eu www.suedtirolbank.eu

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CONSULTING

„Ein Softwarewechsel ist ein nicht zu unterschätzendes Ereignis“, meint der IT-Experte Joachim Pfeifer

Die Qual der Wahl Ob Einkauf, Lagerhaltung, Kundenkontakte oder Buchhaltung – fast alles läuft heute papierlos. Um sich im Wirrwarr von Hard- und Software zurechtzufinden, nutzen Unternehmen immer öfter die Dienste von IT-Beratern. Südtirol Panorama erklärt, worauf es bei einer solchen Beratung ankommt.

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RP-Systeme erleben einen Boom. Firmen nutzen diese spezielle Verwaltungssoftware, um sämtliche Prozesse eines Betriebes vom Einkauf über Warenwirtschaft, Produktion, Verkauf bis hin zu Buchhaltung und Personalmanagement zu verwalten. Das System so zu gestalten, dass es sich flexibel der geschäftlichen Entwicklung anpasst, ist eine enorme Herausforderung. Entsprechend laut wird der Ruf nach IT-Beratern, die bei der Auswahl des richtigen Systems den Unternehmern unterstützend zur Seite stehen. Vor allem aber auch beim Auf- oder Ausbau dieser Infrastrukturen. Art und Umfang einer solchen Beratung richten sich ganz nach den Bedürfnissen des jeweiligen Auftraggebers. „Eine Be-

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ratung, die sich hauptsächlich auf die Hardware beschränkt, lässt sich oft in wenigen Stunden abwickeln. Denn es geht dabei meist nur um die Auswahl eines passenden Serversystems, einer Netzwerkstruktur, einer Antivirensoftware oder Firewall“, sagt Joachim Pfeifer, Senior Partner der Bozner Alpin GmbH. Der ITBerater führt dazu Gespräche mit dem Kunden und falls vorhanden mit einem IT-Verantwortlichen der Firma. Dabei werden die jeweiligen Anforderungen festgestellt und darauf basierend ein Konzept erstellt. Es werden verschiedene Angebote eingeholt, aus denen der Kunde das für ihn passende auswählen kann. DER LANGE WEG ZUM PASSENDEN ERP-SYSTEM. Wenn

komplexere Probleme zu lösen sind, also zum Beispiel die Auswahl einer Verwaltungssoftware ansteht, ist der Consulting-Prozess meist wesentlich länger und auch tiefgehender. „Dazu wird anhand von Interviews mit verschieden Personen aus den einzelnen Abteilungen des Unternehmens eine detaillierte Analyse der unterschiedlichen Erfordernisse und daraus ein Pflichtenheft erstellt“, so Pfeifer. Dieses Pflichtenheft enthält möglichst detailliert die Anforderungen des Unternehmens in technischer und organisatorischer Hinsicht und muss von den potentiellen Anbietern einer Verwaltungssoftware abgearbeitet werden. In einer Vorauswahl werden diese Anbieter vom IT-Berater bereits auf drei bis fünf eingeschränkt. Pfeifer beschreibt

die Kriterien dieser Vorauswahl: „Dabei geht es zuallererst um die Branche des Unternehmens, da die meisten Standardsoftwares branchenspezifisch sind. Dann spielt auch die Größe des Anbieters eine Rolle, die zur Größe des Kunden passen sollte, damit da ein ungefähres Gleichgewicht herrscht.“ Besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen kann auch die räumliche Nähe zum Anbieter eine Rolle spielen, aus der sich bei eventuell auftretenden Problemen kurze Wege und schnelle Problemlösungen ergeben können. ENTSCHEIDUNGEN ABWÄGEN. Die drei bis fünf vor-

ausgewählten Anbieter erhalten also das Pflichtenheft und unterbreiten auf dieser Basis in einer Präsentation, die


zwischen einem halben und einem ganzen Tag dauern kann, ihr Angebot. Nach diesen Präsentationen bewerten die Schlüsselpersonen eines Unternehmens, die auch bei den Interviews am Anfang befragt wurden, sowohl das Angebot als auch den Anbieter und fällen eine Entscheidung. Nachdem die Auswahl getroffen wurde, gibt es zwei Szenarien. Entweder der IT-Berater zieht sich zurück und der Kunde betreut die Implementierung der Verwaltungssoftware selbst – das ist dann sinnvoll, wenn er entsprechende Ressourcen und das technische Know-How im eigenen Haus hat. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Berater auch die Projektleitung bei der Einführung der Software übernimmt. Für die Implementierung, die Einschulung der Mitarbeiter und die Betreuung der Software ist aber in jedem Fall der Anbieter zuständig. RISIKOFAKTOR SOFTWAREWECHSEL. Wenn ein Unter-

nehmen wächst und sich weiterentwickelt, ist häufig der

Was macht einen guten IT-Berater aus? Genau wie ein Architekt etwas von Baumaterialien und Arbeitsabläufen am Bau verstehen muss und als Bauleiter gleichzeitig ein guter Projektmanager sein sollte, ist es im IT-Bereich sinnvoll, wenn man neben dem technischen KnowHow ein fundiertes Wissen über betriebswirtschaftliche Prozesse mitbringt. Ein guter ITBerater sollte also wissen, was in einem Unternehmen passiert, wenn ein Einkaufs- oder Verkaufsvorgang getätigt wird. Er sollte darüber hinaus auch branchenspezifische Kenntnisse besitzen, um die organisatorischen und kaufmännischen Unterschiede und die daraus resultierenden Abläufe einschätzen zu können.

Wechsel von einer veralteten Software zu einem neuen, leistungsstärkeren und besser passenden Modell nötig. Hierbei lauern etliche Gefahren: „Ein Softwarewechsel ist ein nicht zu unterschätzendes Ereignis, weil eine Unternehmenssoftware sämtliche Bereiche eines Betriebes miteinschließt und damit auch alle Mitarbeiter, die in irgendeiner Weise mit Computern arbeiten“, so Pfeifer. Zudem funktioniert jede Software komplett anders und nicht zuletzt geht es bei einem Wechsel ja darum, dass die neue Software viel mehr und Neues leisten soll. Man betritt also immer komplettes Neuland. „Man darf also diese Prozesse nicht unterschätzen und sollte eine längere Vorlauf- und Einschulungszeit einkalkulieren, um einen möglichst reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Dafür ist ein gut funktionierendes Projektmanagement enorm wichtig“, ergänzt der Fachmann. Er weiß, dass die Schulung der Mitarbeiter dabei eine wesentliche Rolle spielt, die laut Pfeifer leider häufig vernachlässigt werde. Nicht selten sehen sich die Mitarbeiter als Leidtragende solcher Softwarewechsel, weil sie mit den neuen Programmen nicht zurecht kommen und mit ihren Problemen weitgehend alleingelassen werden. „Ein nicht geschulter Benutzer kann unter Umständen ein ganzes Projekt gefährden, weil plötzlich ganz normale Abläufe nicht mehr richtig funktionieren und die Schuld dann gerne den neuen Programmen gegeben wird.“ Nicht zuletzt deshalb ist das konsequente Einbinden der Mitarbeiter in allen Projektphasen vom Auswahl- bis zum Implementierungsprozess der betrieblichen Internettechnologie ein wichtiger Erfolgsfaktor auf dem Weg durch den ITDschungel. ◀ ARIANE LÖBERT


CONSULTING

„Die Krise ist eine Opportunität. Sie bietet eine enorme und einmalige Chance“, so der Bozner Wirtschaftsberater und Steuerprüfer Heinz Peter Hager

Foto: Alexander Alber

Neues Spiel, neue Regeln Die Boomzeiten sind zu Ende. Jetzt gilt es, das Spiel neu zu erfinden und zu inszenieren. Wie man die besten Spieler findet und welche Spielregeln dabei zu beachten sind, erklärt Wirtschaftsberater Heinz Peter Hager für Südtirol Panorama in seinem Gastkommentar.

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as Spiel lief. Die Spielregeln waren klar und einfach. Es kam nur auf zwei Dinge an: Man musste darauf achten mitspielen zu dürfen und nicht auf der Ersatzbank zu sitzen und man musste es schaffen, in der richtigen Liga zu spielen. So lief es in der Wirtschaftswelt der letzten zehn Jahre. Seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 wird nicht mehr gespielt. Das Selbstläuferspiel gibt es nicht mehr. Wer spielen möchte, der muss sich sein Spiel schon selbst organisieren und inszenieren, Spieler suchen und Spielregeln neu erfinden. Wer die psychische und finanzielle Kraft dafür aufbringen kann, ist ein Gewinner. Vielleicht der Gewinner der Wirtschaftskrise. Mit der Krise umzugehen und was daraus zu machen, das wird die große Herausforderung der nächsten beiden Jahre. Wenn ich an die Arbeit der letzten Monate denke, so kann ich es selbst kaum glauben. Ausgerechnet wir Berater gehen zu unseren Kunden und fragen: Muss denn die neue Investition wirklich sein? Seid Ihr denn wirklich gut finanziert? Passt auf, Ihr wisst wie es Vorzeigeunternehmen ergangen ist – alles riskiert, alles verloren. Ja, ausgerechnet wir Berater drücken bei unseren Kunden auf die Bremse. Unsere Arbeit wird damit mühseliger. In den letzten Monaten sind die ersten Sanierungsfälle ins Haus geflattert. Würde es bei diesen einzelnen Fällen bleiben, wäre das alles kein Problem. Aber die Zahl der Sanierungsfälle wird in den nächsten Monaten noch weiter steigen. Verhindern kann dies niemand, dafür muss ich genauso wenig Schwarzseher wie Hellseher sein. Südtirol ist Teil der globalisierten Welt. Wir müssen auf den Worst Case vorbereitet sein. Gerne würde ich der Wirtschaftsentwicklung des Wifo Glauben schenken, die zwar von einer negativen Entwicklung aber noch nicht von einer Rezession spricht. Für mich ist aber wahrscheinlich, dass es im zweiten Halbjahr 2009 noch ein starkes Nachbeben geben wird. Denn erst da werden die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Krise zutage kommen. Bis jetzt haben sich ja nur die Finanzmärkte erholt. Meine Befürchtung ist, dass wir dann auch Entlassungen in größerem Stil nicht mehr ausschließen können. Erholt sich der Markt nicht, könnten ein Teil der Südtiroler, die

„Mit der Krise umzugehen und was daraus zu machen, das wird die große Herausforderung.“ Heinz Peter Hager

heute in Kurzarbeit sind, schon bald auf der Straße stehen. Bei Hoppe ist dieser Fall bereits eingetreten. Die sozialen Folgen und Spannungen werden gravierend sein. Und was macht die Südtiroler Politik? Sie glaubte anfänglich, dass man die größte Krise seit 1929 teilweise mit Aussitzen bewältigen kann. Erst nach Monaten konnte ein gut strukturiertes Maßnahmen-Paket präsentiert werden, welches hoffentlich kurzfristig durch geeignete Maßnahmen der öffentlichen Verwaltung umgesetzt wird. Ich wünsche mir, dass sich auch die Beamten des Ernstes der Lage bewusst sind. Erschreckend ist oft die Ungerechtigkeit: Während in der Sanität diskutiert wird, ob es zumutbar sei, 20 Leute zu entlassen, stehen in der gewerblichen Wirtschaft Hunderte von Leute vor einer ungewissen Zukunft. Ich kenne genügend Firmen, in denen die Befürchtung besteht, einen Teil der Mitarbeiter in den nächsten zwölf Monaten entlassen zu müssen. Trotz der negativen Aussichten bin ich sehr wohl der Überzeugung, dass wir ein solides Wirtschaftsgefüge und einen guten Wohlstand haben. Wir haben das Glück, über ein sehr starkes territoriales Bankensystem zu verfügen, wo es noch einen persönlichen Kontakt zwischen Banken und Unternehmen gibt. Wir haben aber auch das Glück, eine solide politische Struktur sowie auszeichnende Verwaltungskompetenzen zu haben, welche es ermöglichen, bei Krisenfällen konkret zu intervenieren. In anderen italienischen Regionen zählen mittlerweile nur mehr nackte Fakten. Dort entscheidet einer dem Unternehmer unbekannter Banken-Riskmanager, ob das Unternehmen fällt oder nicht. Die Krise als Schicksalsschlag sehen, das müssen Unternehmer deshalb aber noch lange nicht. Denn die Krise ist auch eine

einmalige Opportunität. Ja, vor allem für jene Unternehmen, die klare strategische Ausrichtungen und ein professionelles Management haben, ist sie eine enorme und einmalige Chance. Wer heute liquide ist und expansiv denkt und handelt, kann nach dieser Krise dastehen, wie er ohne Krise nie hätte dastehen können. Aus drei einfachen Gründen: Erstens kann man günstig investieren, weil die Investitionsgüterindustrie im Moment nicht zu 100 Prozent ausgelastet ist. Zweitens kann man Akquisitionen von Unternehmen machen, die vorher niemals zum Verkauf gestanden hätten oder die man sich vorher einfach nicht hätte leisten können. Drittens kann man sich mit anderen Firmen zusammenschließen und damit größer werden. Dafür gibt es auch steuerliche Begünstigungen. Der Nutznießer aus diesen drei Punkten ist jener Unternehmer, der eine klare Strategie und ein professionelles Management hat, über die notwendige Liquidität verfügt und die notwendige Courage besitzt. Die Krise ist für mich auch eine große Opportunität für das Wirtschaftssystem im Allgemeinen: Der Arbeitsplatz erhält wieder Gewicht und wird wieder geschätzt. Es wird nicht mehr eine Selbstverständlichkeit sein arbeiten zu dürfen. Der Bürokratieabbau, über den man seit Jahren spricht, wird unumgänglich, da wir uns dieses System nicht mehr leisten können. Die eine oder andere lang ersehnte Reform wird auf Staatsebene oder durch die Landesregierung endlich weitergebracht. Schlussendlich wird Südtirol zur notwendigen Normalität zurückkehren. Auch für das Beratungsgeschäft bringt die Krise neue Möglichkeiten mit sich. Gefragt sind Berater, welche gut vernetzt und leistungsfähig sind, strukturiert agieren und die notwendige Flexibilität und Innovationskraft besitzen, um in einem veränderten Umfeld bei neuen Spielregeln ihre Kunden preiswert und professionell beraten zu können. Die Krise wird im Beratungsgeschäft, wie auch allgemein, zu einer Selektion führen, da nicht jeder die Kraft, Professionalität und Anpassungsfähigkeit im neuen Umfeld haben wird. Ich gehe zudem davon aus, dass die Krise – wie in den anderen Sektoren – auch zu einem Generationswechsel führen wird. ◀ HEINZ PETER HAGER

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Karrierekiller Facebook?

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Foto: Privat

Foto: matox.com/pierre

Your personaler is watching you! Auf Facebook lernen Personaler oder Headhunter die Bewerber von einer ganz anderen Seite kennen: Betrunken auf der Party oder lallend in der Disco. Können diese Fotos die berufliche Karriere ruinieren?

Südtirol ist im Facebook-Fieber. Mit unterschätzten Gefahren für die eigene Karriere: International nutzen immer mehr Personaler dieses soziale Netzwerk, um den persönlichen Lebensstil von Bewerbern zu durchleuchten. Südtirol Panorama zeigt die Risiken - und den Weg zurück zum guten Ruf.

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ls das Online-Netzwerk Facebook 2004 gegründet wurde, war es ausschließlich für Studenten und Akademiker in den USA gedacht. Inzwischen ist diese Einschränkung längst aufgehoben worden. Facebook hat mit 200 Millionen registrierten Nutzern mittlerweile sogar mehr Einwohner als Brasilien oder Japan. Und ein Ende des Wachstums ist noch lange nicht in Sicht. Auch in Südtirol erlebt das Netz-

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werk mittlerweile eine nicht enden wollende Beitrittsflut. Vor allem seit Herbst vergangenen Jahres tummeln sich immer mehr Südtiroler im digitalen Raum und geben hier ihre privatesten Details preis: wo sie den gestrigen Abend verbracht haben, wie viele Drinks sie dabei konsumiert haben, ob die Spaghetti Carbonara al dente waren, ob sie müde sind oder warum sie sich auf das anstehende Wochenende freuen.

VERHÄNGNISVOLLE FOTOS. Der durchschnittliche Facebook-Nutzer nennt dabei weltweit rund 120 „Freunde“ sein Eigen. Damit diese Freunde auch sehen können, auf welcher Party oder auf welcher Bergtour er gestern war und wer alles anwesend war, werden möglichst viele Fotos gepostet: Profilbilder, Bilder von Freunden aber auch Fotos, die dem User zum Verhängnis werden können. Denn immer mehr Headhunter und Personalchefs prüfen die Profile


potenzieller Bewerber - besonders in Facebook. Immer häufiger werden Kandidaten bereits vor dem Vorstellungsgespräch per Internetrecherche gezielt ins Fadenkreuz genommen. Wer hier unvorsichtig ist, kann schnell seinen Traumjob abhaken. Für Bewerber mit dunklen Flecken auf der Internetweste kann das schon mal das vorzeitige Aus bedeuten. Nicht nur Facebook ist eine Gefahrenzone für die eigene Karriere. Für viele Personaler ist es längst Standard, den Namen des Kandidaten durch die Suchmaschine zu jagen. Das kann so manches zum Vorschein bringen, was man eigentlich lieber vertraulich behandeln möchte und ohne, dass der Personaler davon Wind bekommt. IN SÜDTIROL NOCH KAUM PRAKTIZIERT.

Kennt man dieses Phänomen auch in Südtirol? Wühlen sich auch hierzulande Personaler durch die Facebook-Profile ihrer Kandidaten? Noch nicht in dem Maße wie in Deutschland oder den USA: „Südtirol ist einfach zu klein. Hier kennt jeder jeden. Möchte ich Informationen über einen Kandidaten, so greife ich zum Telefon und innerhalb eines Tages habe ich alle Infos, die mich interessieren“, so Barbara Jäger von der Personalagentur Business Pool. Sehr wohl weiß sie aber von Kollegen aus anderen Ländern, die bei Kandidaten Internetrecherche betreiben: „Klar wäre es mithilfe von Suchmaschinen heute ein Leichtes, private Dinge über andere herauszufinden, aber für uns ist dies nicht die richtige Strategie. Wir möchten nicht im Privatleben des Kandidaten herumstöbern“, so Jäger. HILFE FÜR DEN GUTEN RUF IM WEB.

Mittlerweile existiert eine große Zahl von Anbietern, die versprechen, die – freiwillig oder unfreiwillig – beschmutzte Weste wieder reinzuwaschen. Softwares durchsuchen die virtuelle Welt nach abstoßenden Fotos, übler Nachrede und extremen Meinungen, die der Kunde selbst mal ins Netz gestellt und dann vergessen hat. Gegen eine Gebühr von rund 30 Euro machen sie digitale Altlasten sowie deren Urheber oder Verbreiter ausfindig und verlangen von diesen anschließend, die Informationen zu löschen. Diese aggressivere Form der Imagepflege nennt sich „reputation defender“. Wie sinnvoll diese Programme sind und ob sie tatsächlich den Ruf des Kandidaten retten können, erklärt die Wiener Reputationsmanagerin Susanna Wieseneder im Interview.

Foto: www.susannawieseneder.at

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Personaler achten darauf, wie sich der Kandidat im Web präsentiert. Reputationsmanager wie Susanna Wieseneder (li.) unterstützen Kandidaten, die beschmutzte Wäsche im Web wieder reinzuwaschen

SÜDTIROL PANORAMA: Gibt es Hinweise, dass auch immer mehr Arbeitgeber soziale Netzwerke wie MySpace oder Facebook nach Informationen über Berufskandidaten durchstöbern? SUSANNA WIESENEDER: Dazu gibt es keine Studien, aber man weiß, dass dies im research immer stärker in Betracht gezogen wird. Grundsätzlich sollte sich ein Bewerber aber immer gut überlegen, was er aktiv ins Netz hineinstellt. Welche der sozialen Netzwerke können am hinderlichsten sein für die eigene Karriere und warum?

Jene Netzwerke, die eindeutig persönlichen und beruflichen Schaden zufügen und die ethisch-moralische Geschmacksgrenze überschreiten. Worauf achten und wonach suchen die Personaler beim Stöbern in den Profilen der Kandidaten besonders?

Sie achten darauf, wie sich der Kandidat im Netz präsentiert: in welchen Netzwerken und Plattformen er zu finden ist und welcher Content dort zu finden ist, zum Beispiel extreme politische Ansichten und erotische Vorlieben. Oft erhält der Kandidat aufgrund der Ergebnisse der Online-Recherche auch bewusst keine Einladung zum Vorstellungsinterview. Den wahren Grund dafür erfährt der Bewerber oft bis zum Schluss nicht.

Sollte man aus Karrieregründen auf eine Mitgliedschaft in einem sozialen Netzwerk verzichten?

Das hängt sehr stark von der Position und dem Alter ab. Mit 50 als CFO eines großen Unternehmens habe ich sicher weniger Drang, mich auf Facebook zu tummeln. Eher ist man da Mitglied von XING oder LinkedIN. Wie effektiv sind kostenpflichtige Dienste, wie etwa Reputation Defender, die dabei helfen sollen, alte Jugendsünden aus dem Web zu tilgen?

Man muss sich bewusst sein, dass nicht immer alles „reparabel“ ist, aber Dienste dieser Art sind sehr hilfreich. Denn auch wer auf seiner persönlichen, längst bereinigten Homepage vor Jahren einmal zweideutige Äußerungen stehen hatte, muss damit rechnen, dass diese wieder ans Tageslicht befördert werden. Mit welchen Mitteln kann man sich eine weiße Weste im Internet anlegen?

Mit einem persönlichen Reputationsmanagement. Das besteht aus vier Schritten: Regelmäßig nach eigenen Treffern suchen, eigene Einträge auf Webseiten oder in Foren entfernen lassen, den Betreiber bitten, veraltete Einträge in Suchmaschinen zu tilgen und eigene Fotos und Texte schützen lassen – notfalls mit Hilfe eines Anwalts, denn niemand hat das Recht, ohne Einverständniserklärung persön◀ liche Fotos zu veröffentlichen. VERENA PLIGER

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CONSULTING PR-INFO

Vertrauen allein reicht nicht Drum prüfe, wer sich ewig bindet: Fusionen und Übernahmen müssen objektiv bewertet werden. Wie Unternehmen schlechte Abschlüsse und folgenschwere Verluste eines Deals vermeiden können, erklärt Michael Hölzl vom Beratungsunternehmen Lexington.

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Wahrscheinlichkeit des Erfolgs

kurz

hoch

Dauer der Umsetzung

niedrig

Doppelte Funktionen zusammenführen

Operative Aufgaben teilen

Anlagen etwa in der Produktion gemeinsam nutzen

Bestehende Produkte über neue Vertriebskanäle verkaufen

lang

Lexington Italien hat in den letzten Jahren verstärkt Fusionen, Firmenübernahmen oder Firmenverkäufe begleitet und gelenkt. Das Hauptaugenmerk der Tätigkeit liegt dabei im Ausland: Mittlerweile ist Lexington Italien in sieben europäischen Ländern tätig. „Wir betreuen sehr viele Projekte in Osteuropa, dort steckt noch ein großes Potential“, so Michael Hölzl von Lexington. „Allein in den letzten drei Jahren waren wir im Auftrag mehrerer Kunden aus Südtirol und dem

Wie Sie Synergien bewerten können

Quelle: Goeffrey Cullinan, Jean-Marc Le Roux und Rolf-Magnus Weddigen

as Beratungsunternehmen Lexington beschäftigt zwischen Berlin (D) und Bozen mehr als 50 Berater in den verschiedensten Branchen, Industrien und Disziplinen. Starke Schwerpunkte setzt das international tätige Unternehmen dabei in der Entsorgungsund Energiewirtschaft, in der Konsumgüter- und Chemieindustrie, im öffentlichen Sektor und bei Finanzdienstleistungen. Die Beratungskompetenzen sind dabei stets fokussiert auf Strategie-, Finanz-, Prozessund Organisationsleistungen und werden durch Spezialthemen wie Facility-Management (FM) und Mergers and Akquisitions (M&A) abgerundet.

Neue Produkte über neue Vertriebskanäle verkaufen

Mögliche Synergien einer Fusion lassen sich am besten als konzentrische Kreise darstellen. Die Kreise in der Nähe des Zentrums versprechen Kosteneinsparungen, jene am Rand Maßnahmen, die schnellen Umsatz erzeugen


CONSULTING PR-INFO

Wie Sie Fehleinschätzungen vorbeugen können In jeder Phase des M&A-Prozesses lauern verschiedene Quellen für Fehlurteile. Die Tabelle zeigt die wichtigsten Psychofallen und mit welchen Strategien Unternehmen sich vor teuren Fehlern schützen können. PHASEN DES M&A-PROZESSES

Quelle: Dan Lovallo, Patrick Viguerie, Robert Uhlaner und John Horn

Erste Due Diligence Welchen Mehrwert bringt das Unternehmen an sich? Welche Umsatz- und Kostensynergien sind zu erwarten? Wie hoch ist der erste Gebotspreis? Wie viel Zeit, Geld und andere Ressourcen kostet die Integration?

PSYCHOFALLEN

GEGENMASSNAHMEN

Bestätigungstendenz

Suchen Sie gezielt nach Gegenargumenten

Überzogener Optimismus

Stützen Sie sich bei Synergieschätzungen auf Erfahrungswerte aus vergleichbaren Geschäften.

Unterschätzen kultureller Unterschiede

Führen Sie eine Human Due Dilligence durch.

Unterschätzen des Projektaufwands

Stützen Sie sich bei der Planung des zeitlichen und finanziellen Aufwands auf Erfahrungswerte aus vergleichbaren Transaktionen. Etablieren und aktualisieren Sie Best Practices.

Interessenskonflikte

Holen Sie sich objektiven Rat von Experten.

Angebotsphase Bieten, bis der Verkäufer zustimmt.

Fluch des Gewinners

Setzen Sie sich ein Preislimit und melden Sie Bietergefechte. Etablieren Sie ein ständiges M&A-Team.

Abschlussphase Detailliertere Buchprüfung. Festlegen von Zahlungsmodalitäten und letzten Details vor Abschluss des Geschäfts.

Ankereffekt

Engagieren Sie neue, unvoreingenommene Analysten.

Versunkene Kosten

Bereiten Sie immer einen Plan B und verschiedene Alternativen vor.

Fusionsexperte Michael Hölzl vom Beratungsunternehmen Lexington

Ausland in Griechenland, Rumänien, Albanien und Ungarn unterwegs, um potenzielle Firmen zu identifizieren.“ Das europäische Consulting-Unternehmen, eben auch mit starker Südtiroler Identität, führt und begleitet einen Firmenkauf beziehungsweise -verkauf von Beginn der Kauf- beziehungsweise Verkaufsabsicht bis zur erfolgreichen Übernahme. Die Überprüfung und Ermittlung des Unternehmenswertes sowie die Analysen eines realistischen Kauf- oder Verkaufspreises zählen dabei genauso zu den Aufgaben wie die eigentliche Verhandlung und der anschließende Integrationsprozess. Die Herausforderungen und Probleme im Übernahmeprozess sind dabei sehr umfangreich. Der Kauf oder Verkauf eines

Unternehmens ist eine Weichenstellung im Leben eines jeden Unternehmers. Fragen, Zweifel und Befürchtungen stehen an der Tagesordnung. Der Berater hat die Aufgabe, die Chancen und Risiken aufzuzeigen, Handlungsalternativen zu entwickeln und eine optimale Auswahl sowie Umsetzung sicherzustellen. „Der Verkauf einer Firma ist für die meisten Unternehmer eine Erfahrung, die sie nur einmal im Leben machen. Entsprechend groß ist die Unsicherheit hinsichtlich der Verfahrensfragen, der gesetzlichen Bestimmungen und des zu erzielenden Preises. Ein Unternehmer muss uns in der Phase des Übernahmeprozesses zu hundert Prozent vertrauen können. Hier ist unsere Überzeugungskraft gefordert“, so der 34-jährige Fusionsexperte. Im Prozess selbst ist gebührende Sorgfalt geboten. Eine gründliche Due Diligence ist von Beginn an sicherzustellen. Dazu wird das zu kaufende oder zu verkaufende Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft. Dazu gehören Informationen über Markt, Kunden, Kostensituation und Kompetenzen. Kommen die Analysen zu einem positiven Ergebnis, beginnt das Beratungsunternehmen mit Vertragsverhandlungen und der Festlegung und Implementierung der Projektorganisation.

Ob nach Abschluss der Übernahme aber auch die erhofften Effekte eintreten, hängt in erster Linie von der erfolgreichen Integration der beteiligten Unternehmen ab. „Wir schätzen nicht nur das finanzielle Risiko (Financial Due Diligence) ab, sondern kümmern uns auch aktiv um eine konsequente Integrationsplanung“, so Michael Hölzl. Denn tendenziell werde der Integrationsprozess als lästiges Beiwerk gesehen, das schnellstmöglich erledigt werden müsse, um sich wieder dem Tagesgeschäft widmen zu können. „Bei uns nimmt ein Integrationsprojekt je nach Umfang und Komplexität der Fusion ein bis zwei Jahre in Anspruch und umfasst eine Vielzahl von Einzelprojekten“, so Hölzl. Das Hauptproblem des Integrationsprozesses sei, die unterschiedlichen Unternehmenskulturen miteinander in Einklang zu bringen. „Eine Herausforderung, die wir bis dato jedoch ◀ stets mit Erfolg gemeistert haben“.

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Lexington Italien Runkelsteiner Straße 8, 39100 Bozen Tel. 0471 97 43 42, Fax 0471 05 11 42 info@lexington-company.com www.lexington-company.com

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CONSULTING

10 legale Steuertricks Italien liegt in Punkto Unternehmensbesteuerung unter den Spitzenreitern der 27 EU-Länder. Ein Nachteil, der sich nachhaltig auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit auswirkt. Südtirol Panorama zeigt 10 Tricks, wie Unternehmen Geld sparen können, ohne dabei am Fiskus vorbeizuarbeiten.

Foto: photocase.com / jonicore

Nur kein Risiko! Eine Flucht vor den Steuerfahndern muss nicht sein. Es gibt auch legale Wege, dem Fiskus einen Streich zu spielen

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1. AUFWERTUNG VON

2. GRÜNDUNG VON

IMMOBILIEN

Im Jahresabschluss zum 31. Dezember 2008 können Gewerbeimmobilien mit einer Ersatzsteuer von 3 Prozent (für Wohneinheiten 1,5 Prozent) aufgewertet werden. Ab der steuerlichen Wirkung der Aufwertung 2013, oder für eine eventuelle Veräußerung 2014, ergibt sich durch die erhöhte Abschreibung ein klarer Steuervorteil. Auch durch einen verminderten Mehrerlös bei einer eventuellen Veräußerung.

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3. SCHENKUNG VON

4. ABFINDUNG DER

HOLDINGSTRUKTUREN

FAMILIENUNTERNEHMEN

Für natürliche Personen, die mehrere Unternehmen in Form von Kapitalgesellschaften besitzen und die ausgezahlten Gewinne einiger Gesellschaften zur Finanzierung anderer Gesellschaften verwenden, empfielt sich die Gründung einer Holdingstruktur. Denn die Dividendenausschüttungen an natürliche Personen werden wesentlich stärker besteuert als jene zwischen Kapitalgesellschaften.

Normalerweise wird bei der Schenkungs- und Erbschaftssteuer zwischen Verwandten ein Freibetrag von einer Million Euro angewandt. Wenn nun aber die Mehrheit der Geschäftsanteile eines Unternehmens den Kinder und dem Ehepartner als Schenkung abgetreten wird und diese die Anteile für zumindest fünf Jahre halten, ist diese Schenkung steuerfrei. Sie zählt nicht für die Anrechnung des genannten Freibetrages von einer Million Euro.

GESCHÄFTSFÜHRER BEI MANDATSBEENDIGUNG

Die Abfindung der Geschäftsführer von Gesellschaften bei Mandatsbeendigung kann von der Gesellschaft steuerlich jährlich in Abzug gebracht werden. Die Geschäftsführer können diese Abfindung erst bei Mandatsbeendigung begünstigt versteuern. Ein weiterer Steuervorteil ergibt sich bei Einzahlung dieser jährlichen Rückstellungen in eine Versicherungspolizze.


5.

LEASING VON GEWERBEIMMOBILIEN

Obwohl die steuerliche Mindestlaufzeit von Leasingverträgen in den vergangenen vier Jahren von ursprünglich acht auf jetzt 18 Jahren angehoben wurde, ist Immobilienleasing wegen seiner kurzen Laufzeit immer noch interessant. Vor allem im Vergleich zu der 33jährigen Abschreibung von Gewerbeimmobilien.

6. FIRMENWAGEN AN MITARBEITER

Wenn Firmenwagen lohnabhängigen Mitarbeitern für betriebliche und private Zwecke für mehr als die Hälfte eines Geschäftsjahres zur Verfügung gestellt werden, können entsprechende Anschaffungsund Betriebskosten steuerlich zu 90 Prozent (normalerweise nur zu 40 Prozent) abgeschrieben werden. Außerdem gibt es in diesem Fall keine Einschränkungen in Bezug auf den steuerlichen Höchstanschaffungswert von 18.076 Euro.

7.

EINSCHRÄNKUNGEN DER AUSWIRKUNGEN DER ZINSSCHRANKE

Ab 2008 können Kapitalgesellschaften Schuldzinsen nur mehr im Ausmaß von 30 Prozent des Ergebnisses aus der operativen Geschäftstätigkeit zuzüglich Abschreibungen und Leasingaufwendungen abschreiben. Um die Auswirkungen dieser Zinsschranke einzuschränken, bietet sich die Umwandlung in eine Personengesellschaft oder die Aufnahme von Hypothekardarlehen an.

8. VERRECHNUNG VON VERLUSTEN

Ab 2008 ist die Verrechnung von Verlusten aus Unternehmen mit vereinfachter Buchführung mit dem Gesamteinkommen wieder möglich: Wenn also ein Unternehmen, das Verluste schreibt, zur ver-

einfachten Buchführung zugelassen ist und die Inhaber oder Teilhaber über sonstige Einkommen verfügen, kann der Verlust direkt und sofort im Geschäftsjahr verrechnet werden.

9.

VERMIETUNG VON PRIVATIMMOBILIEN AN DAS EIGENE UNTERNEHMEN

Durch die Vermietung von Privatimmobilien an das eigene Unternehmen zu einem Mietzins, der ungefähr dem Katasterwert entspricht, verfügt das Unternehmen steuerlich über einen Abzugsposten. Gleichzeitig zahlt der Vermieter nicht mehr Steuern, als wenn er die Immobilie nicht vermieten würde. Bei denkmalgeschützten Immobilien kann der Vermieter – unabhängig von der Höhe des Mietzinses – sogar nur den niedrigsten Katasterwert der Schätzzone versteuern. Das Unternehmen kann zudem die unter Umständen wesentlich höhere Miete steuerlich in Abzug bringen.

10. GRUPPENBESTEUERUNG

Für Kapitalgesellschaften mit geringem Steuereinkommen und mehreren Gesellschaftern mit keinen oder nur sehr geringen sonstigen Einkommen, kann sich durch die Durchgriffsbesteuerung ein Steuervorteil ergeben. Denn der Steuersatz der Gesellschafter könnte unter dem Gesellschaftssteuersatz von derzeit 27,50 Prozent liegen. Durchgriffsbesteuerung heißt, dass die Gesellschafter anstelle der Gesellschaft die Steuer zahlen. Auf Gruppenebene ergibt sich durch die Gruppenbesteuerung der Vorteil, Gewinne mit Verlusten und Steuerguthaben mit Steuerschulden von allen Gesellschaftern direkt zu verrechnen. ◀ GEORG HESSE* *Georg Hesse ist Steuerberater in Meran

www.provinz.bz.it/wasser-energie


CONSULTING PR-INFO

Übersetzungen mit Stil

Foto: Alexander Alber

Ob Website, Kundenbroschüre oder Geschäftsbrief: Das Büro von Stefano Peroni und Lorenza Bonetti passt jede Form von Texten an sämtliche europäische und osteuropäische Sprachen an

Hat Ihr Unternehmen einen neuen Kunden in Russland? Kein Problem: Ob juristische oder technische Texte, das Übersetzungsbüro „Bonetti & Peroni“ überträgt jeden Text in das Äquivalent der gewünschten Zielsprache. Damit steht Ihren Geschäftsbeziehungen nichts mehr im Wege.

D

ie weit verbreitete Meinung, man müsse für eine gute Übersetzung nur zwei Sprachen beherrschen, ist ein Konzept der Vergangenheit. STIL UND NATÜRLICHKEIT. Unterneh-

men und Institutionen haben gemerkt, dass eine gelungene Übersetzung weit mehr als nur gute Sprachkenntnisse erfordert. Voraussetzung sind nach wie vor die perfekte Beherrschung von Grammatik und Syntax der Muttersprache, das optimale Verständnis der Ausgangssprache und ein ausgeprägtes linguistisches Gefühl für Jargons und sprachliche Nuancen. Daneben müssen Übersetzer aber auch die Fähigkeit besitzen, Themen in gedruckten und digitalen Medien zu recherchieren und schnell die korrekten Fachbegriffe für die erforder-

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lichen Gebiete zu finden. Nur so können Stil und Natürlichkeit des Ausgangstextes auch in den Zieltext übertragen werden. Berufsübersetzer mit Erfahrung, technischem Know-how und der notwendigen Organisationsstruktur erfüllen diese Grundbedingungen und sind in der Lage, dem Kunden jegliche Textsorten angemessen zu übersetzen – ob Werbeslogans, PR-Meldungen, technische oder juristische Texte. Die Agentur „Bonetti & Peroni“ mit ihrem Stab an kompetenten und erfahrenen Profis bedient seit nunmehr fast zehn Jahren zur vollsten Zufriedenheit ihrer Kunden den Südtiroler Markt. WELCHE SIND DIE STÄRKEN DER AGENTUR? Alle Mitarbeiter von „Bonetti & Pero-

ni“ übersetzen in ihrer Muttersprache. Nicht

wortwörtlich sondern sinngemäß. Nur so kann der Zieltext so flüssig und natürlich wie das Original klingen. Sämtliche abgeschlossene Übersetzungen werden überdies von einem weiteren Mitarbeiter lektoriert und, falls notwendig, sprachlich verfeinert. Die Agentur, die das ganze Jahr über geöffnet ist, ist für ihre Termintreue bekannt und bietet ihren Kunden auf Anfrage auch ◀ Sprachberatung per Telefon.

infobox

Bonetti & Peroni Übersetzungsagentur Frontkämpferstraße 3 39100 Bozen Tel. 0471 30 00 66 info@bonetti-peroni.it


CONSULTING PR-INFO

Erneuerbare Energie braucht das Land Die Volkswirtschaft wächst und damit auch der Energiebedarf, der Verkehr und die Umweltverschmutzung. Warum in dieser Phase das Thema Grüne Energie immer wichtiger wird und welches Potential es in Südtirol noch zu nutzen gibt, erklärt Energie-Landesrat Michl Laimer im Interview. SÜDTIROL PANORAMA: Wir können nicht mehr zurück, sondern müssen nach vorne blicken. Wie stark hilft uns hier das Thema Grüne Energie?

ist klar: Die fossilen Energieträger gehen ihrem Ende zu, sind von den Kosten her zu teuer und alles andere als umweltfreundlich. Die Grüne Energie hat gegenüber den herkömmlichen Energieträgern Erdöl, Erdgas und Kohle den entscheidenden Vorteil, erneuerbar zu sein, das heißt nachwachsend und CO2-neutral zu sein. Was muss in den Köpfen der Südtiroler geschehen, damit es zu einem Umdenken beim Energieverbrauch kommt?

Zum Glück wird die Grüne Energie in Südtirol bereits sehr ernst genommen, den Rest übernimmt der zunehmende Druck auf den Geldbeutel. Ohne Zweifel zählt Südtirol heute bereits zu den Vorreitern bei der Nutzung erneuerbarer Energie in Europa. Mit 0,33 qm Sonnenkollektorenfläche pro Einwohner – ein Drittel der Sonnenkollektorenfläche ganz Italiens – haben wir bereits einen der höchsten Durchschnittswerte europaweit, dank einer weitsichtigen Förderungspolitik. Vorbildwirkung haben auch unsere mittlerweile 60 Biomasse-Fernheizwerke auf Landesebene. Sie liefern günstige und saubere Energie in Haushalte und Betriebe und machen uns zudem unabhängig von unsicheren Energieimporten fossiler Natur aus dem Ausland. Sorgen macht uns der Individualverkehr, der unbedingt ein Umdenken der Menschen und eine Revolution bei den neuen Antriebsformen erfordert.

Foto: Alexander Alber

MICHL LAIMER: Die Marschrichtung

„Wir müssen die bestehenden Gebäude energetisch sanieren, denn sie verbrauchen teilweise bis zum Zehnfachen der Energie eines Klimahauses“, so Landesrat Laimer

Einen Großteil der Energie verschlingt die Heizung von Wohngebäuden. Ist das KlimaHaus die richtige Antwort darauf?

Davon bin ich fest überzeugt: Ein warmer Mantel für das Haus ist das Um und Auf, die Heizmethode ergibt sich dann von selbst. Deshalb ist es im Interesse des Landesumweltressorts, die optimale Wärmedämmung der Gebäude zu forcieren. Bei Neubauten sind wir mit unserer KlimaHaus-Initiative bereits bei einem sehr guten Punkt angelangt. Seit Jänner 2005 ist der Mindestenergiestandard eines KlimaHauses C in Südtirol gesetzlich vorgeschrieben. Jetzt müssen wir die bestehenden Gebäude energetisch sanieren, denn sie verbrauchen teilweise bis zum Zehnfachen der Energie eines Klimahauses.

ergieunabhängig wie möglich zu werden, den Anteil an erneuerbaren Energien stetig zu steigern (derzeit liegen wir bei über 50 Prozent unseres Gesamtenergiebedarfs ohne Verkehr) und aus dieser Vorbildfunktion für andere Regionen Europas den größtmöglichen ökonomischen Nutzen zu ziehen. Das heißt anders ausgedrückt, Südtirol über die Grenzen hinaus zu einem Musterland in Sachen nachhaltiger Energieerzeugung und technologischem Know-How zu machen. Um so viele Synergien wie möglich zu erzeugen, können wir die lokale Wertschöpfung steigern und neue, ◀ qualifizierte Arbeitsplätze schaffen.

infobox

Autonome Provinz Bozen Herr Landesrat, wohin geht die Reise in punkto Grüne Energie in Südtirol?

Wenn Sie damit die Zukunft der Energieversorgung in Südtirol ansprechen, dann kann ich Sie auf unser Bestreben hinweisen, in den nächsten Jahren so en-

Ressort für Raumordnung, Umwelt und Energie Rittnerstraße 4 39100 Bozen Tel. 0471 41 77 04 www.energie-sparen.it

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CONSULTING PR-INFO

7 Pakete zum Erfolg KMUs müssen sich immer schwierigeren Herausforderungen stellen: Das Gesamt-Tiroler Beratungsunternehmen Futura ZmU bietet Kunden aus Handwerk, Handel und Tourismus ein Top-Angebot an betriebswirtschaftlicher Beratung und begleitet sie mit sieben Leistungspaketen zum Erfolg.

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as Rad der Zeit dreht sich auch in der Südtiroler Wirtschaftslandschaft unaufhörlich. Vor allem für klein- und mittelständische Betriebe bringt dies Veränderungen mit sich, die nicht mehr alleine zu bewältigen sind. Um diese Herausforderungen zu meistern, bietet das Gesamt-Tiroler Beratungsunternehmen Futura ZmU klein- und mittelständischen Unternehmen aus Handel, Handwerk und Tourismus eine fokussierte betriebswirtschaftliche Beratung und Begleitung. Futura ZmU, das „Zentrum für moderne Unternehmensführung“, ist ein Zusammenschluss von Marktführern aus Süd-, Ost- und Nordtirol auf den Gebieten der Unternehmensfinanzierung, der Unternehmenssteuerung und der Unternehmensentwicklung. Das Angebot der Futura ZmU umfasst sieben Leistungspakete mit folgender Zielsetzung:

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1. PAKET:

2. PAKET:

GEWINN STEIGERN

ARBEITSBELASTUNG SENKEN

Um Gewinne zu steigern, müssen die Zuflüsse an Geld im Unternehmen gesichert sein. Futura unterstützt seine Kunden in folgenden Bereichen: ▶ Kosten senken An welchen Stellen können Einsparungen vorgenommen werden? ▶ Kapitalbindung reduzieren Kann das Forderungsmanagement und der Betrag gebundener Gelder verbessert werden? ▶ Umsatz erhöhen Wie lautet die Preispolitik? Welche Produkte sind die richtigen? ▶ Deckungsbeitrag verbessern Wie viel vom Umsatz bleibt den Unternehmern nach den direkt zurechenbaren Kosten?

Unternehmer leiden oft darunter, dass zu viele Aufgaben bei ihnen selbst hängen bleiben. Mit folgenden Ansätzen kann Futura Betriebe entlasten: ▶ Verwaltung optimieren Funktioniert die Buchhaltung? Ist der Geldfluss im Unternehmen geregelt? ▶ Mitarbeiter optimal einsetzen Wie viele Mitarbeiter braucht es und wie findet man die richtigen? ▶ Selbstmanagement Was sind die Ziele und wie viel Energie sollte dafür aufgewendet werden? ▶ Funktionen auslagern Was müssen die Inhaber selbst erledigen und was können andere Partner für sie bewältigen?


CONSULTING PR-INFO

3. PAKET: MARKTPOSITION AUSBAUEN

Damit Unternehmer jetzt und in Zukunft Erfolg haben, müssen sie nicht nur mit Volldampf unterwegs sein, sondern auch die richtige Landkarte zur Verfügung haben. Futura festigt und verbessert die Erfolgsaussichten mit Einsichten zum Markt und der Ausrichtung des Unternehmens. ▶ Marktkonzept Was sind die Bedürfnisse des Marktes? Wo steckt Potenzial für Produkte? ▶ Produktkonzept Welche Produkte kann man wie am besten verkaufen?

Nachfolgeregelung im Handwerk. „In Zukunft möchte ich als Geschäftsführer meines Unternehmens im Bereich Installation von Heizungsanlagen und sanitären Anlagen kürzer treten. Aufgrund des fehlenden Nachfolgers aus der eigenen Familie Franz Lahner, Lahhabe ich gemeinsam ner Franz GmbH mit Futura ZmU nach einem Investor gesucht und diesen jetzt auch gefunden. Anhand einer genauen Bewertung wurde der Wert meines Unternehmens ermittelt. Futura ZmU hat mich bei den Verhandlungen begleitet und das bestmögliche Ergebnis für mich persönlich erzielt.“

Controlling und Vermarktung im Hotelbereich. „Vor allem der von Futura ZmU angewandte Finanzierungsplan und das Controllinginstrument haben mir dabei geholfen in die Zukunft zu blicken. Ich habe gelernt schnell zu erkenBruno Wolf, Hotel Heinz in Reischach nen wie es mit der Liquidität auf meinem Bankkonto aussieht und wie Werbung gezielt platziert werden muss. Interessant wurde die Arbeit vor allem dann, als wir begonnen haben, die Auslastung des Hotels zu verbessern und herauszufinden an welche Zielgruppe und mit welchen Mitteln das Hotel besser und effizienter vermarktet werden kann.“

▶ Absatzkonzept Was sind mögliche Verkaufskanäle für das Angebot? ▶ Erfolg am Verkaufspunkt Worauf achtet der Kunde und wie kommt das Produkt am besten an?

4. PAKET: BÜROARBEIT ERLEDIGEN

▶ Kundenabrechnung Futura stellt sicher, dass alle Rechnungen und Projektabrechnungen zeitnah und korrekt gestellt werden und eine Nachkalkulationen von Aufträgen durchgeführt wird. ▶ Mahnwesen Futura treibt Forderungen mit den notwendigen Mahnstufen ein. ▶ Ablage Futura legt Unterlagen richtig ab, damit sie vollständig sind und jederzeit einfach gefunden werden können. ▶ Belege aufarbeiten Futura bereitet sämtliche notwendigen Unterlagen für die Buchhaltung auf, auch gerne im Betrieb vor Ort.

5. PAKET: UMSETZUNG BEGLEITEN

Zwar haben Unternehmer konkrete Vorstellungen, wie der Betrieb funktionieren sollte, allerdings entwickeln sich die Dinge oft anders als erwünscht: Futura begleitet seine Kunden in ihrem Alltag.

Sortimentsanalyse im Handel. „Unser Unternehmen hatte viele Pläne für die Zukunft. In erster Linie ging es darum, die finanziellen Erträge zu steigern ohne dabei die Identität unseres Bekleidungsgeschäftes zu verlieren. Mit Futura ZmU haben Kurt Silbernagl, wir durch eine SorSport Mode Siltimentsanalyse den bernagl in Seis konkreten Gewinnbeitrag unserer Warengruppen ermittelt und darauf aufbauend unseren Einkauf und die Positionierung der Waren im Geschäft selbst optimiert. Das hilft uns heute einerseits Geld zu sparen, andererseits uns bei unseren Kunden noch besser und vor allem auch rentabler zu präsentieren.“

▶ Finanzen im Griff Wie kann das Unternehmen regelmäßig den Zahlungen nachkommen? ▶ Führung mit Weitblick Wie wird auf Fehler und Mitarbeiterkrisen reagiert? ▶ Lieferanten managen Wie viel sollte wann bestellen werden? ▶ Kunden betreuen Wie kann verhindert werden, dass Kunden nicht oder zu spät bezahlen?

6. PAKET: ERFOLGREICH GRÜNDEN

▶ Erfolg planen Haben Neugründer und Jungunternehmer alle Kosten und Investitionen eingeplant? ▶ Ziele realisieren und überwachen Wie reagieren Unternehmen frühzeitig auf sich abzeichnende Fehlentwicklungen oder Engpässe? ▶ Finanzielle Unterstützung sichern Wie kann die Finanzierung der Unternehmen optimal organisiert werden? ▶ Optimale Rahmenbedingungen Wie kann das Unternehmen und seine Idee optimal im Internet und in Broschüren präsentiert werden?

7. PAKET: FÜHRUNGSWECHSEL REGELN

▶ Unternehmen kennen Kennen die Unternehmer die erfolgsrelevanten Bereiche ihrer Firma? ▶ Umfeld neu bewerten Welche Faktoren sind im Moment die neuen Herausforderungen? ▶ Persönlichkeit nutzen Wie können Aufgaben nach Stärken optimal verteilt werden? ▶ Finanzierung sicherstellen Ist die Entwicklung des Unternehmens finanzierbar und sind die Finanzpartner als Partner in das Vorha◀ ben involviert?

infobox

Futura ZmU Runkelsteiner Straße 8 Tel. 0471 05 30 17 info@futura-zmu.eu www.futura-zmu.eu

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TERMINE DES MONATS

DIENSTAG

04.05.

05.05.

MITTWOCH

DONNERSTAG

Foto: stock.xchng / mzacha

SAMSTAG

SONNTAG

09.05.

10.05.

GRÜNDERINNEN Wifi Informationsveranstaltung für alle, die mit dem Gedanken spielen ein Unternehmen zu gründen. Mit Antworten zum Thema Steuern und Lizenzen. Von 9 bis 12.30 Uhr, 25 Euro, www.wifi.bz.it

LABYRINTH Franzensfeste Eröffnung der gemeinsamen Landesausstellung 2009 von Südtirol, Tirol und Trentino: „Labyrinth :: Freiheit“. Auf 14.000 qm in der Festung Franzensfeste, Eintritt frei. www.lab09.net

15.05.

17.05.

WEINKOST Maretsch Auftaktsymposium anlässlich der Bozner Weinkost (bis Sonntag 16.05.) zum Thema „Synergien in der Vielfalt“. Von 9.30 bis 12.30 Uhr im Schloss Maretsch in Bozen. www.weinkost.it

WEIN & MODE Nals Ein Wein-Event der besonderen Art: raffinierte Kombination von OpenAir-Dinner an verschiedenen Plätzen, Modenschau und Weinverkostung. Ab 18 Uhr. www. weinstrasse.com

AKTIONSTAG Museen Rund 46 Museen Südtirols beteiligen sich am 5. Internationalen Museumstag, der dem Thema „Museum und Tourismus“ gewidmet ist. Ein weltweiter Aktionstag. www.provinz.bz.it

19.05.

22.05.

kunStart 2009 Messe Bozen Eröffnung der vielseitigen und provokativen Messe der Zeitgenössischen Kunst. Offenheit ist auch beim Wettbewerb „Uncensored“ für junge Künstler gefragt. www.kunstart.it

KLUGE KÖPFE Pienzenau, Meran 80 kluge Unternehmer treffen sich auf Schloss Pienzenau zum Seminar „Best Minds Meet“, um gemeinsam mutige Unternehmensperspektiven für die Zukunft zu entwickeln. www.tis.bz.it

25.05. – 26.05.

27.05.

RUSSLAND Business Russland ist für viele Unternehmen ein attraktiver und wichtiger Exportmarkt. Das Seminar liefert kompakte Informationen zu Land, Leuten und Business, 1.290 Euro, www.eurac.edu

HOTELUMBAU Brixen In diesem eintägigen Seminar erfahren Hoteliers wie ihre Bauvorhaben zum Erfolg führen! Vom Konzept über die Planung bis zur Finanzierung. Hotel Grüner Baum, www.hgv.it

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30.05. – 31.05.

03.06.

04.06.

05.06.

SMG-Forum Waltherhaus Thema der diesjährigen Hauptveranstaltung ist „Die neue Sehnsucht: Authentizität“. Mit Simonetta Carbonaro, Expertin im Bereich Konsumpsychologie. Ab 16 Uhr. www.smg.bz.it

TRI-ALPE-ADRIA Weissensee Die Architekturtagung präsentiert Konzepte, Trends und neuestes Wissen. Eine Vernetzung der österreichischen, italienischen und slowenischen Bauszene. www.tri-alpeadria.com

UVS Hotel Sheraton Nach Emma Marcegaglia wird in diesem Jahr der neue Bischof Karl Golser ein Referat auf der Vollversammlung des Südtiroler Unternehmerverbandes halten. www.unternehmerverband.bz.it

Foto: www.oldtimer-suedtirol.it

OLDTIMER Nals Bergrennen mit Gleichmäßigkeitslauf von OldtimerMotorrädern (bis Jahrgang 1985) von Nals nach Obersirmian. 1. Wertungslauf am Samstag, 2. am Sonntag. Tel. 0471 678619

07.06.

Foto: Alexander Alber

Foto: suedtirolfoto.com / Helmuth Rier

02.06.

29.05.

23.05. Foto: suedtirolfoto.com / Othmar Seehauser

21.05.

EU-GESCHÄFTE Seminar Renzo Pravisano über die bedeutsame Funktion von Dreiecksgesprächen in Bankgeschäften innerhalb und außerhalb der EU. Für Wirtschafts- und Steuerberater, 124 Euro. www.wifi.bz.it

Foto: suedtirolfoto.com / Helmuth Rier

20.05.

Foto: suedtirolfoto.com / Udo Bernhart

13.05. – 16.05.

KONFLIKTFREI Eurac Lösung durch Konfrontation – ist das überhaupt möglich? Ja! Das Seminar zeigt den Umgang mit schwierigen Mitarbeitern und Mittel für ein konflikfreies Betriebsklima. 790 Euro, www.eurac.edu

Foto: www.kunstart.it

11. – 12.05.

VOLKSKUNST Innsbruck Nach Umbauarbeiten Wiedereröffnung des neuen Tiroler Volkskundemuseums. Im Mittelpunkt steht Luzifier. Ab 18 Uhr in den Stadtsälen. www.tiroler-landesmuseen.at

18.05.

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FREITAG

07.05.

Foto: suedtirolfoto.com / Othmar Seehauser

MONTAG


EVENT DES MONATS

Wirtschaft trifft Sport Eigentlich sollte der Ball des Sports ein relaxter Abend für die Sportler sein. Doch Jahr für Jahr dasselbe Zittern: Wer wird Sportler des Jahres? Dieses Jahr geht die Trophäe an Alex Schwazer und Manuela Mölgg. Ein Moment, den sich auch Sponsoren und Wirtschaftsvertreter nicht haben entgehen lassen. Eva Leitner und Alex Treyer

Auch dem Sextner Unternehmer Franz Senfter liegt die Förderung des Sports am Herzen

Unternehmerin Ruth Volgger und Rudi Rienzner, Raiffeisen Energieverband

Die Sportler des Jahres 2009: Alex Schwazer und Manuela Mölgg

Stefan Leitner (Krücken), Giulia Mancini und Werner Albrecht Sportfreunde: Robert Brunner und Walter Ausserhofer, Präsident der Sporthilfe

Immer ein Lächeln auf dem Gesicht: die Geschwister Manuela und Manfred Möllg

Ein sportliches Paar: Roland Fischnaller und Denise Karbon

Fotos: Helmuth Molling

Helga Thaler Ausserhofer, Baron Felix Longo mit seiner Gattin und Walter Ausserhofer

Josef und Gabi Prader sowie Beatrix Baessato von der Prader Bank

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PERSONALIEN

Was macht eigentlich … … Alexander von Egen? Vierzehn Jahre lang saß er im Südtiroler Landtag. Viele nannten ihn einen schrägen Vogel, der unter anderem mit seinen stylishen Anzügen für Aufsehen sorgte. Heute ist Alexander von Egen Ehrenbürger von Kaltern und stellt als Wirtschaftsmediator Kontakte in der ganzen Welt her. SÜDTIROL PANORAMA: Seit 15 Jahren sind Sie nicht mehr in der Landespolitik tätig. Blicken Sie mit Wehmut zurück?

Sie arbeiten heute als Wirtschaftsmediator. Ein seltener Beruf, noch dazu in Südtirol. Was machen Sie also genau?

Nachdem ich aus der Politik ausgestiegen war, wollte ich etwas völlig anderes machen. Also habe ich in die Privatwirtschaft gewechselt und meine kleine Beratungsfirma IBS gegründet. Als Mediator ist es hier meine zentrale Aufgabe, Geschäftsanbahnungen in die Wege zu leiten, jemandem die Tür aufzumachen und Kontakte herzustellen. Dabei unterstütze ich meine Kunden auch in der Standortsuche oder bei einer Beteiligung. Ich war in den letzten Jahren viel unterwegs – in Tschechien, Polen, Ungarn, aber auch in China beispielsweise.

ALEXANDER VON EGEN: Lassen Sie es

mich so ausdrücken: Die 15 Jahre waren eine sehr schöne Zeit und ich habe viele Kontakte knüpfen und für Südtirol arbeiten können. Das hat mir sicher geholfen. Meinen kleinen Beitrag für mein Heimatland habe ich damit politisch bereits geleistet.

Ich hatte nie vor, 30 Jahre in der Politik zu verbringen. Obwohl mich eine Kandidatur für das Europaparlament oder das Parlament in Rom sehr wohl gereizt hätte. Aber ich bin einfach nicht mehr in der Laune, das ganze Land abzufahren, um Wahlkampf zu betreiben und mich selbst in den Vordergrund zu stellen. Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik im April 1994 haben Sie sich erstmal nach London abgesetzt, was haben Sie dort gemacht?

Ich wollte einfach Abstand gewinnen und die Zeit in London hat mir sehr gut getan. London ist für mich die internationalste Stadt Europas, ein Schmelztiegel von Sprachen, Kulturen und Leuten. Ich habe mich dort kulturell und wirtschaftlich weitergebildet und zu der Zeit auch das Buch „Die Südtirolfrage im Englischen Parlament“ verfasst. Mit diesem Werk ist es mir gelungen nachzuweisen, dass etwa Churchill die Anliegen Südtirols bei der Pariser Konferenz 1946 unterstützt hat. Damit wurde der Grundstein für den Pariser Vertrag gelegt.

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Foto: Alexander Alber

Aber hat ein ehemaliger Vollblutpolitiker, wie Sie es waren, nie mehr Sehnsucht nach der politischen Bühne?

Sie stammen aus einer adeligen Familie und besitzen ein Weingut in Kaltern, wie groß ist ihr Besitz? Alexander von Egen

Wenn man als alte Tiroler Adelsfamilie in Jahrhunderten denkt, dann redet man zwar über die Arbeit, nicht aber über Vermögen oder Eigentum.

Der Botschafter Alexander von Egen ist weit über die Grenzen Südtirols hinaus bekannt. Man kennt ihn als Botschafter des Landes und der Marktgemeinde Kaltern. Von Egen stammt aus einer alten Tiroler Adelsfamilie, hat Rechtswissenschaften in Padua und Innsbruck studiert, war zwischen 1980 und 1983 für drei Jahre Vizebürgermeister der Gemeinde Kaltern und in den darauffolgenden 14 Jahren Landtagsabgeordneter und Vizepräsident der Regionalregierung. Zur gleichen Zeit stand er auch dem Südtiroler Wirtschaftsring als Direktor vor. 1994 beendete er seine politische Laufbahn und ist in die Privatwirtschaft eingestiegen. Er hielt sich zu Studienzwecken in Peking, London und New York auf und gründete unter anderem die Beratungsagentur IBS. Alexander von Egen, der auch gute Kontakte zum Vatikan hat, ist Weingutbesitzer und lebt in Kaltern und Innsbruck.

Wie glücklich sind Sie, vor wenigen Wochen mit der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Kaltern ausgezeichnet worden zu sein?

Natürlich fühlt man sich sehr wohl, wenn man in so einer schönen Gemeinde wohnen darf und hier auch noch Ehrenbürger ist. Ich sehe die Auszeichnung aber auch als Verpflichtung, Kaltern auch in Zukunft zu unterstützen und wenn es gewünscht wird, auch zu repräsentieren. Schließlich haben wir generell gesprochen den Gemeinden alles zu verdanken, sie sind schließlich die Wurzeln der Demokratie in unserer Ti◀ roler Heimat. VERENA PLIGER



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