Kinder der Westkurve | Auszug

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Fotos: Oliver Drückler (2)

438 | Fanfreundschaften

Die Südtribüne beim Hinspiel des UEFA-Cupfinales gegen Juventus 1993

Dortmunder Vereinsführung hat sich mehrfach von der »Borussenfront« distanziert, offiziell existiert sie heute nicht mehr. Eine bedeutende Rolle bei der »Beseitigung der Borussenfront« wird laut »Wikipedia« bis heute dem Dortmunder Fanprojekt zugeschrieben. Mit Hilfe sozialer Projekte im Vereinsumfeld sei es gelungen, einem Großteil der Gruppe neue Perspektiven aufzuzeigen. DFB-Präsident Theo Zwanziger zeichnete das Dortmunder Fanprojekt 2006 »in Anerkennung seines besonderen Einsatzes für Freiheit, Toleranz und Menschlichkeit und gegen nationalistische, rassistische und fremdenfeindliche Erscheinungsformen« mit dem Julius-Hirsch-Preis aus. Die aktive Dortmunder Fanszene hat sich in den Folgejahren insbesondere unter der Federführung der aktiven Ultragruppierung »The Unity« zudem verstärkt gegen rechtsradikale Tendenzen im Stadion zur Wehr gesetzt. Einen offen ausgetragenen Konflikt zwischen den Ultras und einer der drei Generationen der »Borussenfront« hat es – anders als z. B. in Bremen – aber nicht gegeben. Das mittlerweile eher »dezente« Auftreten der restlichen »Frontler« bei BVB-Spielen schreiben Insider eher dem oben beschriebenen Umstand des Generationenwechsels zu. Unter der Hand gilt Dortmund in entsprechenden Kreisen allerdings sogar als Sammelbecken für Rechte, ganz nach dem extrem polarisierenden Motto: Wer in NRW rechts ist, geht zur Borussia. Ein Dortmunder Szenekenner berichtet: »An die bei ›Wikipedia‹ beschriebene,

Immer zahlreich in Hamburg vertreten – der BVB-Anhang

konsequente Auseinandersetzung mit rechtsextremen Tendenzen glauben wohl nur die Autoren – oder es handelt sich um Wunschdenken«

Erste Risse hinterließen tiefe Furchen Die Fanszene hatte sich Mitte der Achtziger gewandelt, die Trennung zwischen Hooligans und Kutten war manifestiert, »normale« Zuschauer waren in den Fankurven anders als heute eher selten. Die Hooligans waren ab Mitte des Jahrzehnts die dominierende Gruppe in den deutschen Stadien – auch in Dortmund. Über die Jahre und die neue Fan- und Hooligan-Generation wurde die Freundschaft der Dortmunder und Hamburger weitergetragen,

Die Hooligans beider Clubs waren sich schon Ende der 1980er-Jahre nicht mehr grün


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