sn | supporters news #79

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supporters news # 79 | 05.2015

Das Magazin des HSV Supporters Club

Der wahre Stoff: Wie ein Trikot entsteht Taktik: Rasenschach f체r Fortgeschrittene Interview mit HSV-Pr채sident Jens Meier

Alte Heimat Erinnerungen an die legend채ren Spielst채tten des HSV

Preis: 2,00 Euro



INTRO

Editorial

Foto: Miroslav Menschenkind

Moin! Endlich ist es so weit! Ihr haltet die neue „supporters news“ in den Händen und dürft euch erneut auf interessante Themen rund um den HSV freuen. Ein Editorial ist ja eigentlich ein kleiner Ausblick auf das Magazin, aber ganz ohne Rückblick geht es in dieser Ausgabe nun doch nicht.

Tim-Oliver Horn

Wir freuen uns, dass die letzte Ausgabe so gut bei den meisten Lesern angekommen ist. Aber wir haben uns natürlich ganz besonders die Kritik zu Herzen genommen: Natürlich ist es nicht unser Anspruch, allen zu gefallen, aber die eine oder andere Formulierung in unserem Interview, vor allem zum Thema Pyrotechnik, hätten wir wohl besser noch mal überdacht. Sei es drum. Sportlich hatten wir uns in der letzten Ausgabe eine ruhige Rückrunde ohne Abstiegskampf gewünscht. Leider ist es nicht ganz so gekommen. Zum Redaktionsschluss standen wir noch auf dem letzten Tabellenplatz. Hoffen wir, dass die Mannschaft seitdem eine Kehrtwende eingeleitet hat und in den verbleibenden Spielen die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holt. Trotz der wiederum turbulenten Saison erleben wir aber auch, dass der Verein in schweren Zeiten zusammensteht. Wir denken hierbei insbesondere an die eindrucksvollen Aktionen „Alle Mann an Bord“ und „Bin ich dein Typ“. Mehr dazu im Magazin. Vielen Dank an alle Unterstützer. Für diese Ausgabe haben wir unter anderem mit dem neuen HSVPräsidenten Jens Meier gesprochen, verfolgen die Entstehung eines HSV-Trikots, werfen einen Blick auf die Geschichte der Spielsysteme und liefern Tipps für eure nächste Tischfußball-Partie. Außerdem blickt Axel Formeseyn kritisch auf die letzte Mitgliederversammlung zurück. Nun wünsche ich euch viel Spaß mit der neuen „supporters news“ und ein paar letzte erfolgreiche Spiele. Alle Mann an Bord! Für die Abteilungsleitung Euer

Tim-Oliver Horn, Abteilungsleiter

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INTRO

Inhalt

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20

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50 4

56

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Inhalt

INTRO

Mit dem HSV auf Reisen

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Geschnitten oder am Stück?

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Andreas Kloß folgt seinem HSV rund um die Welt. Auch das Trainingslager in Dubai ließ er sich nicht entgehen. Ein Erlebnisbericht.

Editorial 3 Dialog 6

Kurzmeldungen 10

Ein TV-Vertrag beschert englischen Klubs volle Taschen. Doch was sagen deutsche Verantwortliche und Fans dazu? Eine Analyse der Salamispieltage.

TRIBÜNE

VEREIN

Schnappschuss: Tschüss und Danke, Jaro! 8

Alte Heimat

Nächste Saison bekommt die HSV-Arena wieder ihren alten Namen: Volksparkstadion. Ein Ort volGeschichten – genauso wie am Rothenbaum.

Ein Hamburger in Australien

20.000 Kilometer von Hamburg entfernt verfolgt Peter Steinort jedes Spiel seines HSV. Ein Gespräch über Zeitzonen und Fußball-Affinität der Australier.

Der einzige wahre Stoff

Wie entsteht ein Fußball-Trikot? Chefdesigner Jürgen Rank gewährt einen Einblick.

Keine Ultras, keine Stimmung Viele HSVer wünschen sich die „Chosen Few“ zurück. Ein Kommentar.

News aus den Fanclubs

14 ler

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20

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Zwei Gesichter

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Niveau, weshalb, warum?

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Bin ich Dein Typ?

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Interview mit Jens Meier

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Zeit, dass sich was dreht

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Kurzes aus dem Verein

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Die U23 schloss die Hinrunde ungeschlagen als Tabellenerster ab. Dann folgte eine Durststrecke.

Ein Rückblick auf die Mitgliederversammlung im Januar – und ein pessimistischer Ausblick.

HSVer kämpfen gegen Blutkrebs.

Der HSV-Präsident über die Stimmung im Verein und eine mögliche Anpassung der Satzung.

Tischfußball beim HSV: Henning Ramcke leitet die Abteilung und verrät Tricks.

Hanseatics kehren zurück, Rollstuhl-Basketballer sind Vize-Pokalsieger. News aus den Abteilungen.

SPIELFELD Frank Wettstein im Interview

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Geschichte zum Anfassen

Nächste Pressekonferenz

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SCHLUSSPHASE

Der Finanzvorstand erklärt, wie es um den Klub steht, warum die Ausgliederung richtig war und weshalb der HSV-Kader zu teuer ist.

16 Trainer in elf Jahren: So sieht sie aus, die Kontinuität beim HSV. Eine Bildergalerie.

Rasenschach für Fortgeschrittene 4-4-2 oder 5-4-1 oder 3-5-2: Jede Zeit hatte ihr Spielsystem. Auch Ernst Happel hatte eine Vorreiterrolle.

Zwischen zwei Buchdeckeln steckte ein besonderes Exponat des HSV-Museums. Ein Rundgang.

HSV kompakt

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Impressum

Herausgeber: Hamburger Sport-Verein e. V., Supporters Club, Sylvesterallee 7 , 22525 Hamburg, Telefon: 040/4155-1500, Fax: -1510 Verantwortlich für die Inhalte: Abteilungsleiter Tim-Oliver Horn (V.i.S.d.P.), Stellvertreter Martin Oetjens sowie die Beisitzern Carsten Bürger, Mathias Helbing und Thomas Kerfin. Erscheinungsweise: vierteljährlich | Auflage: 55.000 Exemplare Autoren: Kathrin Ehrcke, Axel Formeseyn, Anne Gnauk, Otto Gruhn, Andreas Kloß, Johannes Kühner, Tina Kuttig, Mathis Paus und Frank Willig Fotografen: Glenn Hunt, Andreas Kloß, Marco Kopp, Johannes Kühner, Roman Pawlowski, Witters Sport-Presse und sonstige genannte Bildquellen Koordination und Realisierung: publish!, Hannover | Druck: Quensen Druck+Verlag, Hildesheim Namentlich gekennzeichnete Artikel, Leserbriefe und Kommentare geben nicht unbedingt die Meinung der Abteilungsleitung des Supporters Clubs als Herausgeber der supporters news wieder. Wir bitten freundlichst um Beachtung der Anzeigen und danken allen Anzeigenkunden für ihre Treue.

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INTRO

Leserbrief: Niemals zweite Liga Liebe HSV Vereins-Kameraden, nachdem vor der Saison der HeuschreckenKühne-Kapitalismus unserem Verein Seele und Tafelsilber geraubt hat, stellen wir heute völlig verblüfft fest, dass wir noch immer nicht um die Meisterschaft oder wenigstens um europäische Fleischtöpfe mitspielen. Nein – es ist alles wie vorher oder gar noch schlimmer. Zu e.-V.-Zeiten hätten die Spieler wenigstens gekämpft. So oder so ähnlich wird es mir als bekennenden Plus-Verbrecher beinahe täglich um die Ohren gehauen. Man hätte es ja vorher schon gewusst. War mir vorher auch klar (so ein gewaltiger Umbruch dauert nun mal länger als ein paar Wochen) und ich kann grundsätzlich auch mit Kritik dieser Art leben. Was mich aber komplett anwidert, ist die neue Nörgler-Masche, dass man doch endlich mal absteigen müsse, damit die „peinliche“ beziehungsweise „arrogante“ Uhr endlich verschwindet. Unsere eigenen Fans wollen, dass wir absteigen? Wegen einer Uhr im eigenen Stadion? Und wieso überhaupt arrogant? Ob es wohl irgendein FCB-Fan arrogant findet, dass zig Titel das eigene Briefpapier zieren, wobei die unwichtigsten aus Platzmangel einfach weggelassen werden?

Die exklusive, ununterbrochene Erstklassigkeit ist doch das einzige, das den HSV noch von Graupenklubs unterscheidet! Warum soll denn bitte diese über Jahrzehnte erbrachte und nach wie vor andauernde sportliche Leistung nicht Ausdruck im eigenen Stadion finden? Und wie kommt auch nur ein einziger HSV-Fan auf den Gedanken, dass wir absteigen sollten? Im Gegenteil! Gerade jetzt heißt es doch wieder einmal, sich zu wehren und im Schlussspurt – wie zu e.-V.-Zeiten schon so oft – das sprichwörtliche Abstiegsgespenst zu vertreiben! Zweite Liga gibt es in Hamburg genug – IMMER erste Liga nur ein Mal! In diesem Sinne sollten wir uns nicht länger selber schwächen, sondern alle zusammenstehen und dafür kämpfen, dass wir unseren gegnerischen Sportsfreunden auch künftig als einzige in Deutschland entgegenschmettern können: NIEMALS ZWEITE LIGA! Christian Hamann

Foto: Witters

Dialog Leserbrief: sn 78

Liebe SC-Magazin-Verantwortlichen, ich bin ein leidenschaftlicher Leser des Magazins und unterstütze mit meinem Beitrag gerne! Was ich jedoch nicht unterstütze, ist die Verbindung von Gewalt und Fußball. Denn wenn ich mich nicht verguckt habe, wird in der Werbung auf S. 47 der letzten Ausgabe auf dem „Hamburg Hardcore“-Shirt ein Schlagring gezeigt. Das geht in meinen Augen gar nicht, zumal oben in der Werbung noch der Slogan „kein Bock auf Bremer“ abgedruckt ist. Ich würde Sie daher bitten, die Werbung strenger zu kontrollieren! Viele Grüße, Tim Oehr

Euer Feedback ist wichtig: Leserbriefe, Kritiken und Anregungen zur supporters news, dem Supporters Club und zum HSV bitte an: supporters@hsv.de Leserbriefe geben nur die Meinung des Einsenders wieder. Die Redaktion behält sich bei Zuschriften die Auswahl und das Recht der sinnwahrenden Kürzung vor.

Meinungen zur sn aus dem Netz

Der Supporters Club ist auch bei

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Dialog

Mitreden und beteiligen! Aktuelle Themen aus der Welt des Supporters Club aus erster Hand mitbekommen – und sich sogar beteiligen: Nirgendwo sonst geht das besser als bei den monatlichen öffentlichen Sitzungen der Abteilungsleitung. Im Fanhaus ging es bei einem der letzten Treffen zum Beispiel um die Situation im Block 22C und den Wunsch nach einer Lautsprecheranlage in den Blöcken 24-26A. Zukünftig sollen auf der Tagesordnung auch die Besuche von Gästen aus dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und dem e. V. Platz finden. Und selbstverständlich sind auch alle Mitglieder des Supporters Club dazu aufgerufen, sich an Diskussionen zu beteiligen oder eigene Tagesordnungspunkte einzubringen. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen bekommt die Abteilungsleitung dadurch ungefiltert mit, was

die Vereinsmitglieder beschäftigt. Zum anderen besteht direkt die Möglichkeit, über diese Tagesordnungspunkte in einen Dialog zu treten. Auch Kritik ist selbstverständlich jederzeit willkommen – sofern sie als Grundlage für sachliche Diskussionen dient.

Die Abteilungsleitungssitzungen sind jeden zweiten Mittwoch im Monat um 19 Uhr im Fanhaus (Stresemannstraße 162), die nächste also am 13. Mai. Kurzfristige Änderungen werden auf www.hsv-ev.de veröffentlicht. |

Die Abteilungsleitung freut sich auf regen Besuch bei den öffentlichen Abteilungsleitungssitzungen.

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INTRO

Na shledanou, Jaro! David Jarolim hängt nach neun Jahren und 342 Pflichtspielen für unseren HSV die Fußballschuhe an den Nagel, und wir sagen Auf Wiedersehen (na shledanou) und Danke für die geile Zeit.

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Schnappschuss

Foto: Witters

E

s war wie ein großes Familientreffen, allerdings mit über 32.000 Teilnehmern. Das Abschiedsspiel von unserer HSV-Legende David Ja-

rolim war ein rauschendes und bisweilen emotionales Fußballfest. Der Einladung in sein Wohnzimmer, das Volksparkstadion, folgten zahlreiche ehemalige HSV-Spieler wie Mladen Petric, Sergej Barbarez und Mehdi Mahdavikia sowie Ex-Kollegen aus der tschechischen Nationalmannschaft. „Ich bin glücklich und gerührt, dass so viele Fans zu diesem Spiel gekommen und so viele alte Kollegen meiner Einladung gefolgt sind“, sagte Jarolim sichtlich gerührt, nachdem er minutenlang seine Ehrenrunde gedreht und mit der Nordkurve gefeiert hatte. Dass der Mittelfeldkämpfer mit seinem Dream-Team 5:7 gegen die HSV Allstars unterlag, war da längst nur eine Randnotiz. |

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Foto: HSV-Area

INTRO

Party vor und nach jedem HSV-Heimspiel gibt‘s auf dem Gelände der Firma Body Attack gegenüber der S-Bahnstation Eidelstedt.

Die neue Party- und Livekonzert-Fläche auf dem Gelände der Firma Body Attack, direkt gegenüber der S-Bahnstation Eidel­ stedt in Hamburg, erfreut sich wachsender Besucherzahlen. Vor und nach jedem HSV-Heimspiel haben die HSV-Fans auf dem Weg zum oder vom Stadion die Möglichkeit, als „Warmup“ oder „‎ Aftershow“ die Party-Area kostenlos zu besuchen. Neben Bier vom Fass, Speisen und KaffeeSpezialitäten erwartet die Stadiongänger Live-Musik.

Denkmal für „Burschi“ Verschmitztes Lächeln, Daumen hoch – so haben Hermann Rieger alle HSVer in Erinnerung. Damit dieses Bild niemals verblasst, hat der Verein dem am 18. Februar 2014 verstorbenen Kult-Masseur des HSV ein Denkmal gesetzt. Zum ersten Todestag von „Burschi“, wie Riegers Spitzname war, enthüllte die Klubführung um Dietmar Beiersdorfer im Beisein der Mannschaft eine 180 Kilogramm schwere und 1,90 Meter große Bronze-Statue vor dem Volksparkstadion in Hamburg. „Wir vermissen Hermann Rieger. Ich bin froh, dass ich ihn nun wieder jeden Tag sehen kann“, sagte Beiersdorfer bei der Zeremonie, der rund 100 geladene Gäste beiwohnten – darunter auch HSV-Ikone Uwe Seeler und ehemalige HSV-Spieler wie Nico-Jan Hogma. Rieger, der in seiner Zeit beim HSV zum Klub-Idol aufstieg und sogar einen eigenen Fanclub (Hermanns treue Riege) hatte, knetete 26 Jahre die Oberschenkel und Waden der HSV-Fußballprofis. Im Jahr 2004 musste Rieger seinen Beruf aufgrund einer Krebserkrankung aufgeben. Der Sympathieträger, der aus dem bayrischen Mittenwald an die Elbe kam, wurde von Spielern, Funktionären und Fans gleichermaßen geschätzt. Aber auch im übrigen Fußball-Deutschland war der

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zufrieden: „Bislang wurden unsere Erwartungen sogar übertroffen. In Anbetracht der Tatsache, dass wir erst vor wenigen Wochen angefangen haben und die Werbung fast nur über das Internet lief, ‎sind wir mit der Anzahl der durchschnittlichen 200 bis 300 Besucher pro HSV-Heimspiel sehr zufrieden. Tendenz steigend“, so Michael Wendt. Die Party-Fläche in der Schnackenburgallee 217 ist bei allen HSVHeimspielen a ‎ b zweieinhalb Stunden vor und direkt nach dem Spiel geöffnet. |

Den Anfang zur Opening-Party am 22. Februar machte HSV-Rapper Elvis, gefolgt von Torfrocks Vorband Meyer. Weitere HSVSzene-Bands wie Abschlach und die Hamburger Jungz folgen. In Zukunft sollen aber auch Cover- und Top40-Bands für ausgelassene Stimmung sorgen. Dabei wollen wir uns aber nicht auf eine Musikrichtung festlegen, sondern ein vielfältiges Programm auf die Beine stellen. Betreiber Jan Budde (Body Attack) und Michael Wendt (1887-Musik.de) zeigen sich

Alle Mann an Bord!

Physiotherapeut bis zuletzt beliebt. Rieger verkörperte den HSV vorbildlich und war ein gern gesehener Gast bei anderen Bundesligisten. Allein bei seiner Beisetzung versammelten sich rund 3.000 Fans, Spieler und Wegbegleiter, die ihm noch einmal die letzte Ehre erweisen wollten. Die Bronze-Statue formte der spanische Bildhauer Pedro Requejo Novoa. Insgesamt arbeitete der Künstler fünf Monate an dem Denkmal. „Leider habe ich Rieger nicht kennenlernen dürfen, habe seine Wärme aber immer gespürt“, sagte der Künstler bei der feierlichen Einweihung. Hermann Rieger wurde 72 Jahre alt. | Foto: Witters

Start geglückt

Die Lage ist ernst bei unserem HSV. Darum haben wir als Supporters Club den Aufruf „Alle Mann an Bord! ... gemeinsam die Klasse halten“ gestartet. Wir wollen damit unserer ersten Mannschaft zeigen, dass wir auch in der derzeit schwierigen sportlichen Lage hinter ihr stehen und sie bedingungslos unterstützen. Denn nur wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir dem Abstiegsgespenst die Stirn bieten und am Ende die Klasse halten. Beim Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg folgten bereits tausende HSVer unserem Aufruf. Jetzt geht es darum, auch in den restlichen Begegnungen zusammenzustehen, um unseren Hamburger SV wieder in ruhigere Fahrgewässer zu manövrieren. Wir haben jetzt einfach keine Zeit mehr für Lagerdenken. Daher ist es auch völlig egal ob AG oder e. V., es geht einzig um unseren, den gesamten HSV, die Basis unserer Leidenschaft, ja teilweise unseres Lebens. Darum bitten wir alle HSVer: Unterstützt uns und euren HSV bei der Mission „Gemeinsam die Klasse halten“. Nur durch die Mitwirkung aller beteiligten HSVGruppen ist der für den Klub so wichtige Verbleib in der Fußball-Bundesliga zu schaffen. Lasst uns alle Kräfte mobilisieren! |


Kurzes

„1.000 Meilen für den HSV …“

... heißt es in einem Klassiker von Abschlach, der beschreibt, was HSV-Fans für Auswärtsspiele ihres Teams auf sich nehmen. Im Bundesligavergleich müssen die Anhänger der Rothosen in einer Saison zwar nicht die weitesten Strecken zurücklegen – es sind aber deutlich mehr als jene 1.000 Meilen aus dem Abschlach-Song.

Ticker

+++ Bargeld. Die ungeliebte Bezahlkarte „Stadiondeckel“ ist

15.384 km Wegstrecke pro Saison

seit dem Heimspiel gegen Paderborn bei Borussia Dortmund abgeschafft. Ab sofort können Stadionbesucher wieder Bier und Bratwurst in bar bezahlen, das teilte der Klub auf seiner Homepage mit. Zur nächsten

4.615 Euro Pkw-Kosten pro Saison

Saison will der BVB ein eigenes Bezahlsystem entwickeln. +++ Boykott. Trotz der sportlich hervorragenden Ausgangslage, Darmstadt 98 spielt um den Bundesliga-Aufstieg mit, haben sich die Fans gegen einen Stadionbesuch Ende April

ca. 140 Std. Zeit auf der Straße

Verein

km pro Saison

1.

Bayern München

17.270

2.

Hertha BSC

3.

km pro Spiel

Pl.

Verein

1.016

10.

17.188

1.011

FC Augsburg

16.260

4.

SC Freiburg

5.

Als Grund geben die Ultragruppen des Vereins die „skandalösen Einlasskontrollen“ an. +++

Basis: Google Maps, Hin- und Rückfahrt

Teuer. Der Feuerzeug-Wurf von

Kosten: 0,30-Euro-km-Pauschale

Gelsenkirchen wird für den Be-

Durchschnittsgeschwindigkeit: 110 km/h

Pl.

bei RB Leipzig ausgesprochen.

km pro Saison

km pro Spiel

Hannover 96

11.502

677

11.

Mönchengladbach

11.158

656

956

12.

FSV Mainz 05

10.566

622

16.124

948

13.

FC Schalke 04

10.472

616

Hamburger SV

15.384

905

14.

SC Paderborn

10.428

613

6.

Werder Bremen

13.654

803

15.

1. FC Köln

10.126

596

7.

VfB Stuttgart

12.964

763

16.

Eintracht Frankfurt

10.100

594

8.

VfL Wolfsburg

12.638

743

17.

Bayer Leverkusen

9.856

580

9.

1899 Hoffenheim

11.758

692

18.

Borussia Dortmund

9.812

577

schuldigten richtig teuer. Rund 43.000 Euro Schadensersatz stehen im Raum. Beim Schalker Heimspiel gegen den 1. FC Köln verletzte ein geworfenes Feuerzeug S04-Kotrainer Sven Hübscher am Kopf. +++ Innovativ. Der englische Siebtligist Dulwich Hamlet, beheimatet im Südosten Londons, reagiert auf die immer höheren Ticketpreise in der Premier League und lockt Fußball-Fans mit einer kreativen Kartenpreisaktion ins eigene Stadion. Jeder Sta-

Blick zurück: supporters news 62 In der Ausgabe 62 beschäftigte sich die „supporters news“ unter anderem mit dem Fansein hinter der Mauer in der damaligen DDR. Wie war das Fan-Leben eines HSVers dort? Wie muss das gewesen sein, als HSV-Fan keine Spiele besuchen zu können, die Spiele noch nicht einmal offiziell im Fernsehen sehen zu dürfen? In Zeiten vor Internet und Videotext war eine „Grundversorgung“ mit Infos über die Fußballliebe aus der Hansestadt für Ostdeutsche kaum zu gewährleisten. Trotzdem gab es eine große Anhängerschaft des HSV auch zu DDR-Zeiten im Osten. Ausgabe 62 erzählt

Geschichten aus dem Arbeiter- und Bauernstaat über selbstgenähte Fanartikel, unliebsame Begegnungen mit der Volkspolizei und HSV-Zeitungsartikel in Stasi-Akten. Ebenfalls berichete Trainer Bruno Labbadia in einem Interview über seine ersten Monate beim HSV. Knapp zwei Wochen nach Erscheinen des Magazins war die erste Amtszeit des quirligen Ex-Stürmers dann aber auch schon wieder beendet. In der Folge verpasste der HSV nicht nur den Sprung auf die Europapokalränge, sondern – bis heute schmerzhaft – das Finale der Europaleague im eigenen Stadion. |

dionbesucher darf so viel oder so wenig für ein Ticket zahlen, wie er möchte. Der Saisonrekord von 811 Zuschauern konnte zu Saisonbeginn überboten werden. Beim Heimspiel gegen Hampton & Richmond Borough begrüßte der Verein insgesamt 2.856 Zuschauer. +++

Ausgabe 62 als PDF www.hsv-sn.de/sn62.pdf


INTRO

Zeit für „Zeitspiel“

„Zeitspiel“ Einzelausgabe: 7,80 Euro zzgl. Porto. Nur im Direktvertrieb erhältlich.

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Auf die Ohren

Gerade jetzt, in Zeiten des Um- und Aufbruchs, kommt dieser Song wie gerufen: Herbie Kopp, einigen schon bekannt durch seinen Rock-Titel „Wir sind wieder da“, zeigt erneut, wie fest er die Raute im Herzen trägt. Mit „Für immer mein Verein“ beweist der Sänger Kopp viel Gespür für echten hanseatischen Stadionrock. Der Song ist eine Hommage an den Hamburger SV und vor allem an seine Fans, die dem Klub auch in schweren Zeiten zur Seite stehen. Anderes musikalisches Genre, gleiche Aussage: Der Rapper DaWeed hat eine Hymne über seine Heimatstadt Hamburg geschrieben. Sprachgewaltig bringt er mit seinem neuen Track „Hamburg“ das Gefühl der Menschen in der Nordmetropole auf den Punkt. Die Liebe zum Hamburger SV, zum Wasser und zum alltäglichen Schnack auf der Straße verarbeitet Rapper DaWeed gekonnt in seinen Reimkreationen zu einem stimmigen Stadtbild. Beide Songs sind im Handel über iTunes und Amazon erhältlich. Die offiziellen Videoclips findet ihr über das Videoportal Youtube. |

Rohbau-Träume

Visionen nehmen Gestalt an: Auch wenn es langsamer vorangeht als geplant, so wird aller Voraussicht nach der FC United of Manchester spätestens zur neuen Spielzeit im eigenen Stadion seine Ligaspiele bestreiten. Der Klub, der vor zehn Jahren als Antwort von frustrierten Fans über den Einstieg eines US-Investors beim Traditionsverein Manchester United gegründet wurde, sieht in dem Bau den nächsten Schritt, ein vollwertiger Fußball-Verein zu werden. Noch gleicht das rund sieben Millionen Euro teure Projekt einem Rohbau, aber die Verantwortlichen des Klubs, der erst in die 6. Liga aufgestiegen ist, sind zuversichtlich, dass die Arbeiten schon in den nächsten Monaten abgeschlossen sein werden. Insgesamt soll das Stadion im Nordosten Manchesters Platz für 4.500 Zuschauer bieten. Aber nicht nur der Verein, sondern auch die Gemeinde soll von dem Fußballplatz profitieren. So hat der Fan-Verein seit seiner Gründung im Jahr 2005 mehrere soziale Projekte in der näheren Umgebung angeschoben, die direkt den Menschen im Viertel zugutekommen. |

„Wenn wir nicht 0:1 zurückliegen würden, könnten wir 1:0 führen.“ (Kuno Klötzer)

Foto: Witters

Auf dem Markt der Fußball-Magazine gibt es einen neuen Mitspieler: „Zeitspiel“ heißt das 92 Seiten starke Blatt, das sich in vielerlei Hinsicht von anderen Magazinen abhebt. So widmet sich „Zeitspiel“ schwerpunktmäßig jenen Ereignissen im Fußball, die in der allgemeinen Berichterstattung eher am Rande Berücksichtigung finden. Einerseits blickt das Magazin dabei nostalgisch auf die „gute alte Zeit“ zurück, andererseits begleitet es den Fußball aber auch aktiv auf seinem Weg durch die Gegenwart: im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen, Insolvenzen und Hoffnungsträger unter den Klubs. Der Blick wandert dabei auch über die Landesgrenzen der Bundesrepublik hinaus: Fans und Fanszenen werden als unverrückbare Bestandteile des Fußballs gesehen, denen insbesondere unterhalb der kommerziellen Ebene häufig eine tragende Rolle zukommt. Jährlich werden vier Ausgaben des Fußball-Magazins erscheinen, jede wird einen großen Leitartikel beinhalten, der sich intensiv und von möglichst vielen Seiten aus betrachtet mit einem aktuellen Thema, das den schönsten Sport der Welt bewegt, beschäftigen wird – in der Premieren-Ausgabe beispielsweise mit dem Thema „Überleben im Turbokapitalismus. Fußballvereine zwischen TV-Geldern, Insolvenzgefahr und einbrechenden Zuschauerzahlen“. Ebenfalls im ersten Heft: Fußball in Tansania, der Gästeblock des 1. FC Magdeburg, Borussia Neun­k irchen, Schlesien, der Spandauer SV, Borussia Fulda und vieles mehr. Infos zum neuen Fußball-Magazin – welches auch im sozialen Netzwerk Facebook zu finden ist – und Möglichkeiten zur Heft-Order finden sich auf der Webseite www.zeitspiel-magazin.de. |


Kurzes

Fast ausverkauft

7.500 verkaufte Exemplare in 3,5 Jahren: Pünktlich zum 125. Geburtstag des HSV ist im September 2012 das Buch „Kinder der Westkurve“ erschienen. Sieben HSVer haben darin die komplette Geschichte der HSV-Fans in Wort und Bild aufbereitet – nach intensiven Recherchen, unzähligen Interviews und sehr viel akribischer Arbeit. Auf 660 Seiten und mit mehr als 2.000 Abbildungen blicken die Autoren auf alle Epochen der HSV-Fankultur zurück. Das Buch beschreibt zum Beispiel die großen Erfolge des HSV aus Sicht seiner Fans, erzählt von den Anfängen der ersten HSV-Fanclubs und setzt sich auch mit den kritischen Aspekten der Fankultur auseinander. Nun biegt das Projekt auf die Zielgerade ein. Sechs Jahre nach dem Startschuss haben die Macher des Werks knapp 7.500 Exemplare unter die Leute gebracht. Die letzten Restbestände sind für 19,90 Euro erhältlich, unter anderem unter www.hsv-buch.de. Für HSV-Fanclubs gibt es stark vergünstigte Konditionen. Detailierte Informationen dazu gibt es auf Anfrage unter per E-Mail: shop@schriftmanufaktur.com. |

Gläserner Fan

„Karta kibica“. Das heißt auf Polnisch FanKarte. Eine Plastikkarte mit Name, Geburtstag, Größe und einem Foto des Betreffenden. Die Karte sieht fast so aus wie ein Personalausweis. In polnischen Fußballstadien übernimmt die „karta kibica“ genau diese Funktion, sie identifiziert den Zuschauer und erlaubt ihm in Kombination mit der Eintrittskarte den Zugang zum Stadion. Mitsamt Foto werden die gesamten gesammelten Daten vom Klub an ein zentrales Meldesystem weitergeleitet, in dem bereits mehr als eine Million Besucher von Fußballspielen und

anderen Massenveranstaltungen registriert sind. Ausgedacht hat sich das ganze der polnische Gesetzgeber, der sich durch diese Maßnahme mehr Sicherheit bei großen Menschenaufkommen verspricht. Das „Gesetz zur Sicherheit bei Massenveranstaltungen“ verpflichtet die Vereine, ihre Fans gläsern zu machen, ob sie wollen oder nicht. Doch allmählich regt sich Widerstand bei einigen Klubs. Acht Vereine aus der ersten polnischen Liga haben sich von der Karte verabschiedet – auch der derzeit erfolgreichste Legia Warschau. Die Karte erschwere den Stadionbesuch, wie der

polnische Fußballverband auf seiner Internetseite beklagt. Die Folge: immer geringere Zuschauerzahlen. Derzeit kommen durchschnittlich knapp über 8.000 Fans zu einem Spiel. Liga und Klubs hoffen durch den Wegfall der Karte auf vollere Stadien. Erstligist Katowice hat einen kreativeren Umgang mit der ungeliebten Fan-Karte gefunden: In Kombination mit einem Klubkonto erhalten die Anhänger bei Niederlagen 50 Prozent und bei Unentschieden 25 Prozent des Eintrittspreises erstattet. So wird die Karte zum Zahlungsmittel im Stadion oder dem Fan-Shop. |

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TRIBÜNE

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Heimat

Von Frank Willig · Fotos: Witters

Alte Heimat Wehmut gehört bei HSV-Fans zum Dasein. Ganz besonders, wenn es um die Spielstätten Rothenbaum und Volksparkstadion geht. Dort wurde Geschichte geschrieben, die den Verein noch heute prägt.

F

rüher war alles besser. Natürlich. Dass dem so ist, weiß jeder – nicht nur der geneigte Fußballfan. Denn so wie Traditionen überliefert werden, wird auch die Verklärung der guten alten Zeit von Generation zu Generation weitergereicht. Nicht anders beim HSV und insbesondere dann, wenn es um seine beiden beziehungsweise eigentlich drei Spielstätten geht. Als die Tage des engen und oft emotional aufgeladenen Sportplatz am Rothenbaum im Jahr 1963 gezählt waren und es für die Rothosen ins Volksparkstadion ging, saß der Stachel bei vielen HSVern tief. Obgleich Proteste ausblieben. „Das Präsidium hat Entscheidungen gefällt, und die wurden akzeptiert“, blickt HSV-Urgestein Walter Koninski zurück und verweist auf die zugleich unter den Mitgliedern herrschende Euphorie im Zuge der Bundesliga-Gründung, welche Anlass für den Stadionwechsel war. Als 35 Jahre später der Umbau des Volksparkstadions in einen reinen Fußball-Ground auf der Agenda stand, hieß es erneut vom gewohnten Steh- oder Sitzplatz Abschied zu nehmen. Da war der alte Rothenbaum mit seinem Klubheim „Löwenburg“ schon längst HSV-Geschichte.

Nostalgie am Rothenbaum

So richtig interessant wurden in Deutschland Stadien nach dem Ersten Weltkrieg, als das Zuschauerinteresse am Fußball stetig wuchs. In einer Zeit, als man während der Halbzeit noch ungestört zum Tor des gegnerischen Torwarts wechseln konnte, als Stehplätze das Stadion beherrschten. Sand wurde seinerzeit zu Kurven aufgeschüttet und mit Schotter bedeckt, die Anhänger standen in Anzug und Krawatte bis an die Seitenlinie des Spielfeldes heran. Aus einem Meer von Hüten stieg Tabakqualm empor, dazwischen tummelten sich Kinder in Matrosenanzügen. In diesen Tagen machte sich Oscar Algner junior, Jahrgang 1923, zum ersten Mal auf den Weg zum Sportplatz Rothenbaum – der ersten großen HSV-Spielstätte, wo der noch junge Klub nach dem Zusammenschluss des SC Germania von 1887, des Hamburger FC

1888 und des FC Falke 1906 im Jahr 1919 regelmäßig seine Heimspiele austrug. Bei Algners Stadionpremiere 1928/29 gegen Victoria Hamburg verfügte der Rothenbaum bereits über eine Drainage, gut 30.000 Plätze und hatte seine offizielle Einweihung gegen den aktuellen Meister 1. FC Nürnberg im Jahr 1924 (1:1) längst hinter sich. Mit seinem ebenfalls HSV-verrückten Vater und dessen Freunden drückte sich Algner auf eine Bierbank, die gerade einmal einen Meter hinter der Torlinie Fußball hautnah garantierte, erzählt er in „Kinder der Westkurve“. Ein Szenario, welches wohl jeden heutigen Fußballfan Adrenalin in die Adern pumpen sollte. Schließt man nun noch die Augen und stellt sich einen Besuch im unmittelbar dem Stadion gegenüberliegenden Klubheim nach dem Abpfiff vor ...

Traum-Klubheim Löwenburg

Jenes hatte der Klub – um die HSV-Gemeinschaft von Anfang an zu pflegen – bereits 1921 in einer schmucken Gründerzeitvilla eingerichtet und mithilfe seiner Mitglieder liebevoll und gediegen ausgestattet – schließlich wurde hier so manche Gastmannschaft empfangen. Zur „Löwenburg“ hatten ausschließlich HSV-Mitglieder Zutritt, im Keller befanden sich Umkleiden und Duschen, ein großer Saal im Parterre, Geschäftszimmer und Konferenzraum waren oben angesiedelt. Auch der Kartenvorverkauf ging in der Burg – dem Sammelpunkt aller HSVer – über den Tresen.

Aufbruch zu Neuem

Es waren schöne Zeiten, doch entwickelte sich die Welt und damit auch der Fußball weiter. Die Gründung der Bundesliga war für 1963 auf dem Programmzettel notiert, der HSV musste infolgedessen aus- beziehungsweise umziehen. Nahe liegt der Gedanke, dass mit dem anstehenden Umzug in die riesige Betonschüssel Volksparkstadion einiges verloren gehen sollte, doch weit gefehlt: „Rückwirkend habe ich den Wegzug vom Rothenbaum des Öfteren bedauert. Dort fühlten wir uns zu Hause, dort war das Klubhaus,

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TRIBÜNE

„Das Spiel wurde zur Nebensache. Es wurde immer enger im Block.“ eine ganz andere Atmosphäre“, blickt Oscar Algner zwar wehmütig zurück, doch bot das im fernen Stadtteil Bahrenfeld gelegene und universell einsetzbare städtische Rund mit breiter Laufbahn, flach ansteigenden Zuschauerrängen und komplett anderem Flair auch Chancen für Neues: Denn erst in den unendlichen Weiten der Mega-Stadien konnten sich die ersten Fanclubs frei entwickeln, der erste Fanblock entstehen. Zunächst auf der Osttribüne, später auf der bald legendären Westtribüne. Block E, Block 13, Dachverbandscontainer oder Mitgliederblock sind weitere Schlagworte. Doch welcher Umzug geht schon gänzlich ohne Stottern über die Bühne? Verlor der HSV zwischen den überaus erfolgreichen Jahren im Fußballnorden 1947 und 1963 lediglich 20 Heimspiele und freute sich auf den nun bevorstehenden Siegeszug in der Bundesliga, folgte zügig Ernüchterung: „Wir waren im Norden dominierend, warum sollten wir nicht dominierend in Deutschland sein? Dass sich das in den ersten 20 Jahren ganz anders darstellte, kam für uns sehr überraschend“, schmunzelt Walter Koninski heute. Viele Plätze blieben leer: In der ersten Bundesligasaison brachte es der HSV noch auf einen Zuschauerschnitt von etwas mehr als 34.000, zwei Jahre später gerade einmal noch auf 23.000.

Dirk Mansen, der an jenem Unglücktag im Block war, blickt zurück: „Das Spiel wurde zur Nebensache. Es wurde immer enger im Block, die ersten bekamen Panik, immer mehr drängten nach unten. Mir blieb die Luft weg. Direkt vor mir waren einige Fans dabei, den Zaun mit Zangen und Bolzenschneidern zu öffnen. Die Ordner vor den Blöcken gestikulierten wie wild und versuchten am Ende des Spiels, die Fluchttore zu öffnen. Anscheinend hatte aber niemand Schlüssel dafür. Der Zaun brach, ich stand hilflos davor und merkte, wie es nun Stück für Stück nach vorn ging. Ich stand inzwischen fast an der Kante und sah, wie neben mir Fans an den abgerissenen Stahlenden des Zauns durch die Lücke gedrückt wurden … und dann fiel ich nach vorn. Ich lag auf einigen anderen Fans auf der Tartanbahn direkt vor dem Block und merkte, wie sich die Menge von oben über mich ergoss. Unter mir lag jemand, der anscheinend bewusstlos war, hellblau angelaufen.“ Glücklicherweise gab es am jenem Tag keine Menschenleben zu beklagen, doch stand der HSV unter tiefem Schock. Größere Umbaumaßnahmen wurden diskutiert, letztlich blieb es aber auch aus Kostengründen bei kleineren, wie den Bau von zusätzlichen Wellenbrechern, verstärkten Zäunen oder Nottüren.

Ende des Rothenbaum

Umbau zum reinen Fußballtempel

Das Stadion am Rothenbaum gab es zwar zu diesem Zeitpunkt noch, doch spielte der HSV dort nur noch in Ausnahmefällen. Das letzte Pflichtspiel an alter Wirkungsstätte war schließlich ein in jeder Hinsicht trauriges: Am 19. August 1989 empfingen die Rothosen in der 1. DFB-Pokal-Runde den MSV Duisburg. Zum einen schied der HSV mit 2:4 aus, zum anderen kam es zu heftigen Ausschreitungen zwischen den Fangruppen. Für den HSV stand damit fest, dass dies das letzte Spiel am Rothenbaum gewesen sein sollte. Da auch das Training schon längst nach Ochsenzoll „ausgelagert“ war und der HSV im Stadtteil Rotherbaum nahezu nicht mehr stattfand, beschloss der Hamburger Senat 1991 eine Umnutzung des traditionsreichen Geländes. Drei Jahre später, am 5. September 1994, fiel die alte Sitzplatztribüne trotz aller – wenn auch zugegebenermaßen späten – Versuche des Hamburger SV, das alte Vereins-Erbe zu erhalten.

Schwarzer Tag 09.06.1979

Trauer und Entsetzen anderer Art herrschte bereits 15 Jahre zuvor, als der 9. Juni 1979, auf den alle HSVer hingefiebert hatten, in einer Katastrophe endete. Der HSV war am Spieltag zuvor mit einem Remis in Bielefeld nach 19 Jahren endlich wieder Deutscher Meister geworden und erwartete nun zum Schaulaufen und Feiern am letzten Spieltag 78/79 die Bayern. Das Volksparkstadion war mit 61.314 Zuschauern restlos ausverkauft, möglichst viele versuchten mittels Kartentausch und anderen Tricks in die Westkurve zu gelangen – dorthin, wo das „Fanherz“ des HSV den Titel feiern wollte.

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Umfangreiche Baumaßnahmen sollten schließlich erst 1998 beschlossen werden, als die HSV-Chefetage den lang gewünschten und bereits geplanten Umbau des Volksparkstadions absegnete – zum quasi dritten Stadion der HSV-Geschichte. Für die erste der riesigen und weitläufigen Leichtathletik-Arenen war damit das Ende gekommen. Bereits am Montag nach dem letzten Saisonspiel 1997/98 rollten die Bagger an und begannen die Ostkurve einzureißen. Der Umbau fand samt 90-Grad-Drehung des Spielfeldes während des laufenden Spielbetriebs statt, sodass manch Dauerkarteninhaber im Saisonverlauf 98/99 mehrfach seinen Platz wechseln musste. Im Ergebnis stand nun eine Spielstätte, wie sie sich die meisten HSV-Anhänger gewünscht hatten – und der Verein war vor allem wieder Herr im eigenen Hause: Die Stadt Hamburg hatte dem Klub die Liegenschaft mit der Auflage überlassen, ein WM-taugliches Stadion zu errichten. In diesem gilt es nun auch in der aktuellen Serie 2014/15 die Weichen für weitere Jahre Bundesliga zu stellen – damit in der kommenden Spielzeit, wenn die Spielstätte wieder offiziell Volksparkstadion heißen wird, niemand sagen kann: „Früher war alles besser ...“ |

Weitere Geschichten über die Stadien des HSV stehen in dem Buch „Kinder der Westkurve“ | www.hsv-buch.de


Heimat

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Auswanderer

Von Mathis Paus · Foto: Glenn Hunt

Ein Hamburger in Down Under Auch wenn fast 20.000 Kilometer zwischen Brisbane und Hamburg liegen – Peter Steinorts Leidenschaft für den HSV kann das nichts anhaben. Der Auswanderer verfolgt auch in Australien alle Spiele. Ein echter Hamburger in Australien: Was hat dich nach Down Under verschlagen? Nachdem meine erste Frau 2003 verstarb, habe ich erneut geheiratet, eine Australierin, die 16 Jahre in meinem geliebten Hamburg lebte. Da sie gern wieder nach Hause wollte und meine Kinder schon Familie haben, war es für mich keine Frage, nach Australien auszuwandern. Jetzt leben wir seit sieben Jahren in Brisbane.

Gibt es australische Freunde, die deine Faszination für den HSV teilen und sich die Live-Spiele mit dir gemeinsam anschauen? Leider nein. Meine Frau interessiert sich gar nicht für Fußball, und meine Freunde vor Ort konnte ich auch noch nicht überzeugen, ein Spiel mit mir anzuschauen. Aber mit einem alten Bekannten aus Bielefeld bin ich teilweise während der Übertragung via Skype in Kontakt.

Versuchst du trotz der Entfernung und des Zeitunterschieds, die Spiele des HSV zu verfolgen? Ja. Hier in Brisbane sehe ich die Spiele mit acht, neun Stunden Zeitunterschied im Internet, also meistens zu nachtschlafender Zeit. Vergangenen Sommer, als ich im Deutschlandurlaub war, habe ich mir im Stadion die Partie Hamburg gegen Hoffenheim angeschaut. 1:5 stand es am Ende. Für diese Pleite bin ich 18.000 Kilometer gereist.

Welchen Stellenwert hat der Fußball in Down Under, und wie reagieren die Australier auf deine Leidenschaft für Fußball? Allgemein ist in Australien nach den Erfolgen der Nationalmannschaft eine sehr positive Stimmung für Fußball. Brisbane Roar, der Verein meiner australischen Heimat, steht im Mittelfeld der Liga und hat eine breite Fan-Basis. Rugby und Australian Football sind aber beliebter als Fußball. Meine Freunde verstehen meine Leidenschaft für den HSV und nehmen schon Anteil an meiner Stimmung, die leider in der letzten Zeit eher schlechter ist, da mir die vielen Niederlagen zusetzen.

Ist das nicht hart, jedes Wochenende mitten in der Nacht aufzustehen? Meine innere „HSV-Uhr“ lässt mich ohne Wecker rechtzeitig wach werden, um am Computer die Spiele zu sehen. Am besten ist es für mich, wenn der HSV die Abendpartie in Deutschland bestreitet, weil ich sie dann gleich beim Aufstehen um 4:30 sehen kann. Da bin ich dann auch gut ausgeschlafen.

Soweit reicht die Leidenschaft für den Fußball dann doch nicht. Leider. Du bist Jahrgang 1941. Seit wann drückst du für den HSV die Daumen? Ich bin seit 1950 HSV-Fan, also seit 65 Jahren. Ich habe noch die Spiele am Rothenbaum, später in der Betonschüssel Volkspark und dann in der neuen Arena gesehen. Welcher Spieler der derzeitigen Mannschaft ist dein Lieblingsspieler, und wer ist für dich die größte Persönlichkeit beim HSV? Artjoms Rudnevs und Heiko Westermann sind meine Favoriten der heutigen Mannschaft. Einsatz und Wille stimmen immer. Ohne Frage ist Uwe Seeler die große Spielerpersönlichkeit des HSV. Nicht zu vergessen: Trainerlegende Ernst Happel, der den HSV in den Achtzigern prägte. |

Die Voraussetzungen klingen gar nicht so schlecht. Schon einmal darüber nachgedacht, einen HSV-Fanclub in Brisbane zu gründen? Nein, in meinem Bekanntenkreis – alles Australier – ist dafür keiner zu gewinnen.

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Foto: Witters

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Trikots

Von Mathis Paus

Der einzig wahre Stoff Mit keinem anderen Utensil identifizieren sich Fußball-Fans wohl mehr als mit dem Trikot ihres Vereins. Doch wie entsteht eigentlich ein HSV-Jersey? Adidas-Chefdesigner Jürgen Rank gibt einen Einblick.

E

s tat schon weh. Immerhin steckten zwei Jahre Arbeit im Design des neuen Trikots. Die intensive Kreativphase, die Meetings, die Ab- und Rücksprachen mit den Leuten vom Merchandising, dem Marketing und natürlich dem Vorstand des Hamburger SV. Umfragen, Meinungsforschung – was ist hip, welcher Stil ist gerade angesagt? –, die Modemessen, die vielen Flugmeilen. Am Ende war es ein Mausklick, der den Entwurf des neuen HSV-Trikots vor der offiziellen Vorstellung ins Internet stellte und damit jedem zugänglich machte. Jürgen Rank, Chefdesigner für Fußballbekleidung bei Adidas, kann seine Enttäuschung darüber gut verbergen. Er sagt dann Sätze wie: „Natürlich möchte man immer, dass ein neues Trikot auch mit den nötigen Hintergrundinformationen und in einem dafür würdigen Rahmen der Öffentlichkeit präsentiert wird.“ Oder: „Ein Trikot ist einfach mehr als nur ein Bekleidungsstück, es ist ein sehr wichtiges Stück Vereinsidentifikation und sehr wichtig für Fans und Spieler. Da möchte man auch, dass ein neues Trikot den Spielern und Fans dementsprechend präsentiert und zelebriert wird.“ Zwei Jahre Arbeit, und dann wird einem der magische Moment der Präsentation genommen – ein Wutausbruch wäre gut nachzuvollziehen. Rank hingegen schlägt

diplomatische Töne an, als wolle er damit andeuten, dass nicht der richtige Entwurf im World Wide Web kursiert. Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein Medienprofi, der sich nichts anmerken lässt. So wie Ranks Arbeitgeber, der Spekulationen um neue Trikot-Kollektionen, die im Internet kursieren, stets unkommentiert lässt. Seit 2004 arbeitet Rank für die Sportartikelfirma mit den drei Streifen. Als Chefdesigner für Fußballbekleidung ist er verantwortlich für die Mode auf den Fußballplätzen dieser Welt. Auch das Weltmeister-Trikot der deutschen Nationalmannschaft, das vor dem Turnier heftig wegen seines ungewohnten Designs kritisiert wurde und heute mit mehr als drei Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten deutschen Nationaltrikots zählt, stammt aus seiner Feder. Der 44-jährige Bayreuther nimmt Kritik an seinen Kreationen und denen seines elfköpfigen Teams sportlich. „Wenn es um das Aussehen eines Trikots geht, sind Fans immer mit Leidenschaft dabei“, sagt Rank. Da gebe es naturgemäß unterschiedliche Meinungen. „Am Ende sollte der Großteil überzeugt sein“, räumt er aber ein. Für Rank ist das Gelingen eines neuen Trikots Bürde und Ansporn zugleich, erst recht, wenn es sich um einen Traditionsverein wie den Hamburger SV mit über 70.000 Mitgliedern und Anhängern

auf der ganzen Welt handelt. Seit der Saison 2007/2008 verantwortet Rank das HSV-Trikotdesign. „Durch die langjährige Partnerschaft kennen wir die Ansprüche und Wünsche des Hamburger SV gut“, sagt Rank. „Wir legen viel Wert auf Kommunikation.“ Wie wichtig diese ist, bestätigt Timo Kraus, Leiter Merchandising beim HSV: „In den Gesprächen findet ein intensiver Ideenaustausch statt. Aktuelle Einflüsse, Themenschwerpunkte für die Gestaltung und Verkaufserfolge von Vorgängermodellen werden definiert.“ Am Ende geht es immer darum, welches Design den HSV am besten repräsentiert. Hat man sich auf eine Richtung geeinigt, macht sich Rank mit seinem internationalen Team an die Arbeit und entwickelt die ersten Ideen. Zuständiger Designer der aktuellen HSV-Trikots ist der Engländer Lavy Ohayon.

Kreatives Chaos? Nein, danke!

Kreative Arbeit ist viel strukturierter als gedacht: „Es gibt verschiedene Phasen im Produktionsprozess“, erklärt Rank, der in London Design studiert hat. So ist die Entstehung eines neuen HSV-Trikots einem strikten Ablauf angepasst. „In der Inspirationsphase versuchen wir alles aufzusaugen, was mit dem Hamburger SV zu tun hat. Da fahren wir auch schon mal in den Norden nach Hamburg, gehen ins Stadion,

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Foto: adidas

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Trikot-Designer Jürgen Rank.

um die Atmosphäre, das Lebensgefühl der Stadt kennenzulernen.“ Damit die Trikots nicht ausschließlich nach dem persönlichen Geschmacksempfinden der Designer ausfallen, unterhält die Sportartikelfirma aus Herzogenaurach eine eigene Forschungsabteilung. Ihre schlichte und doch komplizierte Aufgabe: immer am Puls der Zeit zu sein. „Trends aus der Modewelt werden gesammelt und ausgewertet“, erklärt Rank. Aber auch Einflüsse aus Kunst und Architektur spielen eine Rolle. Wichtig sei zudem Marktforschung. Jugendliche und Fußballprofis werden nach ihren Wünschen und Ansprüchen an ein Trikot befragt. „Für das WM-Trikot haben wir auch den U20-Nationalspieler Levin Öztunali interviewt. Die Funktionalität des Trikots steht natürlich im Vordergrund“, sagt Rank. So müssen die modernen Hightech-Textilien vor allem leicht und atmungsaktiv sein. Zurück in Herzogenaurach beginnt dann die Arbeit an den ersten Entwürfen. Dazu verwenden Rank und sein Team ein sogenanntes Moodboard – eine Art Pinnwand, an der collageartig Bilder, Logos, Symbole sowie erste Zeichnungen des Trikots angebracht sind. Statt mit Stift und Papier, wie so mancher Modezar, entwickelt das Design Team die Ideen am Computer weiter. Durch 3D-Zeichnungen sind die ersten Trikotdesigns plastisch auf dem Bildschirm zu sehen. „So bekommt man ein erstes Gefühl, ob das Design funktioniert“, sagt Rank. Nach der Konzeptphase, in der bereits der HSV erste Entwürfe eingesehen hat, folgt

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das Feedback des Klubs. Gefällt ein Vorschlag besonders gut, produziert Adidas die ersten Muster. Nach einer finalen Abnahme geht es letztlich in die Endproduktion. Dabei ist die Arbeit am HSV-Heimtrikot besonders schwierig. Der Verein gibt klare Vorgaben: Sogar per Satzung ist definiert, in welchem Rahmen das Design verändert werden darf. An den Grundfarben – weiß, blau und rot – wird nicht herumexperimentiert, stellt HSV-Merchandising-Chef Timo Kraus klar: „Die Einhaltung des Corporate Designs und der damit verbundene traditionelle Ansatz sind sehr wichtig.“ Wie bei allen anderen Bundesligisten geht es beim Heimtrikot um einen Wiedererkennungswert, um Identifikation. Nach dem Motto: Meine Farben, mein Verein.

„Ein Trikot ist nicht nur ein Kleidungsstück“

Rank, der selbst großer Fußball-Fan ist, weiß um diese Bedeutung: „Ein Trikot ist nicht nur ein Kleidungsstück, es ist ein modisches Statement, das die DNA eines Vereins transportieren soll.“ Nach diesem Maßstab haben Rank und sein Team das aktuelle HSV-Heimtrikot entwickelt. Die Grundfarbe weiß wird durch zwei schlanke Mittelstreifen in den Farben Rot und Blau unterbrochen. Der rote Streifen steht für die Stadt Hamburg und der blaue für den HSV. Beide Streifen symbolisieren die enge Verbindung zwischen Hansestadt und Klub. „Optisches Highlight ist das Detail auf der Rückseite des Trikots“, sagt Rank. Kurz unterhalb des Kragens prangen zwei Türme und der alte Mariendom, die symbolisch auf das maritime Hamburg verweisen. Das Vereinswappen ist auf die linke Seite des Trikots gestickt, so dass die Raute direkt am Herzen der Spieler und Fans ist.

Das übernächste HSV-Trikot ist bereits in Arbeit

In Hamburg kommt das Trikot gut an, und glaubt man den Umfragen der OnlineSportportale, welcher Verein das schönste Jersey hat, dann steht der HSV hinter Borussia Mönchengladbach auf Platz

zwei der Stil-Tabelle. Eine nette Anerkennung, wie Rank findet. Besonders stolz ist der Chefdesigner auf das diesjährige Auswärtstrikot. „Hier hat uns der HSV großen Freiraum gelassen.“ Vor allem bei der Farbauswahl: ein schwarzes Trikot mit grauen Streifen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Streifenanordnung leicht verschoben ist und die HSV-Raute formt. „Die Grafik ist dezent und trotzdem ein Hingucker“, freut sich Rank und zollt seinem Designer großes Lob für dessen Kreativität. Die rote Neonfarbe am Kragen und an den Ärmeln sei zudem ein gelungener Kontrast. Der Glanz des Trikots hat sich zwar noch nicht auf das Fußballfeld übertragen, aber auf die Verkaufszahlen. „Das diesjährige Auswärtstrikot bewirkt gute Absatzzahlen“, erklärt Kraus. Der HSV-Merchandising-Chef nennt keine genauen Zahlen, aber auch Rank bestätigt: Das Trikot sei ein Verkaufsschlager. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Outfit und Erfolg? Rank lächelt und schüttelt mit dem Kopf: „Ich weiß aber, dass viele Fußballer sehr abergläubisch sind und sich von einem Trikot, in dem sie erfolgreich waren, nur ungern wieder trennen.“ Unstrittig dürfte indes sein, dass ein Trikot eine Verbindung zu sportlichen Erfolgen oder besonderen emotionalen Momenten schafft. So steht für viele HSVer das hellblaue Trikot der Saison 2012/2013 für die Rückkehr von Rafael van der Vaart nach Hamburg. In der Kreativ-Abteilung in Mittelfranken arbeiten Chefdesigner Rank und sein Team bereits am HSV-Trikot der Zukunft. Der Entwicklungsprozess für die übernächste Spielzeit ist bereits angelaufen. Ausgerüstet mit Notizblöcken, Diktiergeräten und Kameras machen sie sich wieder auf die Reise durch die Republik, um von Trendforschern, Wissenschaftlern und jugendlichen Fußballern zu erfahren, wie die Sportmode im Jahr 2016 aussieht. „Wir sind sehr zufrieden mit dem HSV-Trikot. Aber Design entwickelt sich stetig weiter“, erklärt Rank den Arbeitseifer. Und wie sieht nun das Trikot zur nächsten Saison aus? Kein Kommentar. |


Fotos: adidas

Trikots

Lavy Ohayon, der die HSV-Jerseys für die aktuelle Saison entworfen hat, bei der Arbeit in Herzogenaurach.

Sorgfältig prüft Ohayon, welche Farben am besten zusammenpassen.

Mit Stift und Papier: Die ersten Ideen werden häufig noch von Hand gestaltet

... am Computer bearbeitet. Mit Hilfe von 3D-Zeichnungen werden die Trikot-

und erst später ...

Entwürfe plastisch am Bildschirm dargestellt.

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Von Otto Gruhn · Foto: Witters

Keine Ultras, keine Stimmung Die „Chosen Few“ haben schon immer angeeckt. Jetzt, wo die Stimmung im Stadion schlechter wird, wünschen sich viele HSVer die Ultras zurück. Ein persönlicher Kommentar zum Rückzug der CFHH.

I

ch gehöre zum Jahrgang 1965 und bin seit 2004 HSV-Mitglied. Mein Lebensmotto: „Tue recht und scheue niemand!“ Das gefällt verständlicherweise nicht jedem. Vielleicht auch dir nicht beim Lesen dieses Textes. Als Dauerkartenbesitzer gehe ich leidgeprüft immer noch zu allen Heimspielen. Nicht so der größte Teil unserer Ultras CFHH. Die Ausgliederungsentscheidung im Mai in Verbindung mit dem Verlust wesentlicher Mitglieder-Rechte war für viele von ihnen kaum erträglich. Auch die Art und Weise, wie und von wem für den Anteilsverkauf geworben wurde. So unter anderem von Leuten, die heute scheinheilig behaupten: „Ich war ja eigentlich gegen die Ausgliederung, aber ...“ Den letzten Stoß versetzten unseren Ultras die Vorfälle um das Bayernspiel. Zur Erinnerung: Während des Spiels wird im Block 22C ein Plakat hochgehalten mit der bekannten Abkürzung A.C.A.B. (all cops are bastards). In voller Montur stürmt daraufhin die Polizei den Block, setzt gezielt Reizgas und Schlagstock ein, entfernt das Plakat und hinterlässt mehr als 100 Verletzte. Allen Beobachtern – und auch neutralen Medien – ist klar, dass dieser Polizeieinsatz – milde formuliert – unverhältnismäßig war. Und die Reaktion unseres Vorstands? Nimmt er unsere HSV-Mitglieder in Schutz? Er taucht ab. Er verurteilt nicht

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den brutalen Polizeieinsatz und fordert nicht einmal Aufklärung. Stattdessen lässt er ohne Absprache die Schlösser von dem Raum auswechseln, in dem die CFHHler ihre Fahnen, Transparente, Trommeln gelagert haben. Die Ultras geben zwar noch bis zum Saisonende Gas, ziehen sich dann aber von jedem weiteren Support der Profimannschaft zurück. Wenn man weiß, mit wie viel Herzblut sich diese Leute für unseren HSV „den Arsch aufgerissen“ haben, dann ist ihre Entscheidung nur allzu verständlich. Auf der MV im Januar hätte der Vorstand angemessen reagieren können. Doch kein nachträgliches Bedauern oder gar eine Würdigung der geleisteten Arbeit dieser HSV-Mitglieder. Nur erbärmliches Verschweigen. Auch von der neuen Abteilungsleitung kam und kommt bisher keine wertschätzende Stellungnahme. Ganz im Gegenteil: In der letzten Ausgabe der sn greift sie die Behauptung ihres Interviewers Axel Formeseyn, es gäbe einen Kodex der Ultras, dass auswärts „Pyrotechnik einfach gezündelt werden muss“ auf und wertet das behauptete Verhalten als „asozial“ (sn 78, S.40). Immerhin lässt die Abteilungsleitung mich diesen nicht unkritischen Text in der neuen sn abdrucken. Vielleicht bin ich aber auch zu naiv und gutgläubig und merke nicht, dass dieser Text als Alibi für eigenes Nichtstun missbraucht werden könnte. „Seht her,

wir haben doch in der sn 79 Verständnis für die Ultras gezeigt und sie sogar als vorbildlich gelobt.“ Ich fürchte, mein unterschwelliger Ärger über populistisches Verhalten bricht wieder mal durch. Darum zurück zum Thema. Ich beobachte diese Ultras seit fast 15 Jahren und meine, diesen sang- und klanglosen Abgang haben sie nicht verdient. Ich fand zwar auch nicht alles gut, was von ihnen kam, aber insgesamt haben sie unglaublich viel Positives für unseren Verein und die Fanszene geleistet. Wer da ganz anderer Meinung ist, möge gerne aufhören zu lesen und sich an netten Geschichtchen und schönen Bildern wie in der letzten sn erfreuen (z.B. „Eine Familie mit Schuhtick“, S.16. und Knäbel im Nebel, S. 25). Für die anderen Mitglieder – und auch die Ultras direkt – will ich skizzieren, was mir besonders gut in Erinnerung geblieben ist: »» Ihr habt unsere Mannschaft in jeder Situation unterstützt. Gerade auch unmittelbar nach Gegentoren. Bedingungslos also. Und ohne Rücksicht auf Stimme, Freizeit, Geldbeutel und zum Teil den Arbeitsplatz. Ohne euren Einsatz wäre diese Mannschaft schon 2014 abgestiegen! »» „Arschloch, Wichser, Hurensohn und auch noch schwul“ oder gar rassistische


Kommentar

Sprüche wurden durch eure Präsenz im Block nicht mehr angestimmt. »» Ihr habt uns und die Spieler mit genialen Choreographien erfreut. Nicht zu toppen die zum 125-jährigen Vereinsjubiläum 2012: In rund 17.000 Arbeitsstunden wurden 45.000 Doppelhalter hergestellt. Teamarbeit hoch fünf! Ergebnis: Gänsehaut im Stadion, ein unvergessliches Wirgefühl! Das schaffen keine noch so großzügigen Investoren, wenn sie denn irgendwann mal da sein sollten. »» Ihr habt euch nach innen und außen sozial engagiert. Viele Jugendliche brachten sich durch und bei euch für alle möglichen Aktivitäten aktiv ein. Sie fühlten sich wertgeschätzt und fanden eine Art Heimat, gar eine Familie in ihrem Verein. Auch nach außen wart ihr vorbildlich engagiert. So habt ihr zum Beispiel Kleider für das Flüchtlingslager am Volkspark und Gelder für Kinder mit einer schlimmen Nervenkrankheit gesammelt. Berechtigt stolz konntet ihr auf dem Volksparkett einen symbolischen Scheck übergeben. »» Einige von euch haben sich auch überregional auf Kongressen oder bei öffentlichen Expertenrunden eingebracht. Zum Beispiel für Mitgliederrechte und den Erhalt von Fankultur und gegen eine

zunehmende Kommerzialisierung. Sie waren auch von Medienvertretern geschätzte Gesprächspartner. Geschätzt, weil sie unaufgeregt und argumentierend für unsere gemeinsame Sache eintreten konnten. Ich nenne hier als Beispiele Philipp Markhardt und Johannes Liebnau – obwohl ich weiß, dass beide eine persönliche Hervorhebung ablehnen würden. »» Besonders wichtig erscheint mir als ein Zeuge der Achtziger- und Neunzigerjahre, dass ihr es mit anderen geschafft habt, das negative Image des damaligen HSV zu wandeln. War St. Pauli der weltoffene, linksorientierte Verein, prägten beim HSV gewaltbereite und rechtsorientierte Gruppen das Bild. Dass diese sich in eurer Zeit zunehmend zurückgezogen haben, ist auch euer Verdienst. Eine starke Gruppe – wie eure – mit positiven Grundsätzen ist mutig und zeigt Rassisten die Rote Karte. Einen in alten Klischees verhafteten Kollegen konnte ich vom neuen Bild des HSV durch folgende Geschichte überzeugen: In einem Sonderzug zu einem Auswärtsspiel meinte ein angetrunkener Fan mit einem antisemitischen Singsang Beifall zu ernten. Doch seine Enttäuschung mag groß gewesen sein, als er sich auf freiem Feld wiederfand. Irgendein Mutiger hatte die Notbremse

gezogen, und gemeinsam hatte man ihn nach draußen befördert. Wie gesagt: Eine starke Gruppe.

Fazit

Wie groß der Verlust durch den Rückzug der CFHH für unseren HSV ist, wird sich für viele erst im Laufe der Zeit zeigen – abhängig auch davon, wie sich Poptown oder andere Gruppen entwickeln werden. Den Rückzug der Ultras bedauere ich persönlich sehr, weil ich fast immer das Gefühl hatte, hier stehen Jugendliche zusammen, reden nicht nur, sondern engagieren sich vorbildlich und authentisch mit Kopf, Herz und Hand für unseren Verein und die Fankultur. Darauf können alle Beteiligten stolz sein und haben unseren Dank verdient. |

Anmerkung der SC-Abteilungsleitung: In unserem Interview, welches aus einem launigen Gespräch herausgearbeitet wurde, fiel die Aussage eines AL-Mitglieds über den besagten Kodex, welche der Autor Axel Formeseyn so übernommen hat. Übrigens ging es dabei um das Wolfsburg-Spiel in dieser Saison – also ohne CFHH-Beteiligung. Somit war diese Aussage vielmehr auf aktuelle Vorfälle und momentan aktive Gruppen bezogen. Das entschuldigt nicht unsere unüberlegte Aussage, wobei zumindest gewisse Kodexe in der Ultraszene nicht ganz von der Hand zu weisen sind.

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OFCNews Von Fans für Fans

Ihr tragt die Raute nicht nur alleine im Herzen, sondern teilt die Leidenschaft für den HSV mit vielen Mitstreitern in eurem Fanclub. Gemeinsam erlebt ihr kuriose Auswärtsfahrten, sorgt regional für Aufsehen durch ungewöhnliche oder karitative Aktionen und organisiert Veranstaltungen außerhalb des Spieltagbetriebs. Auf diesen Seiten eurer supporters news kommen die OFCs des Hamburger SV zu Wort. Ihr seid deshalb herzlich eingeladen, uns mit interessanten Geschichten, lustigen Anekdoten und schönen Erlebnissen aus eurem Fanclub-Alltag zu versorgen. Mailt uns eure (bitte nicht allzu langen) Texte sowie Fotos an die Adresse supporters@hsv.de. Wir freuen uns auf eure hoffentlich zahlreichen Rückmeldungen und euer Mitwirken. |

Harburg Vikings auf Auswärtstour.

Zehn Jahre Harburg Vikings Unser Fanclub erblickte im Jahre 2005 das Licht der Welt. Frank Schubert und Daniel Mindt formten aus einer kleinen Gruppe von HSVern die Harburg Vikings. Ende Mai 2006 wurde die Verbindung zum HSV auch endlich offiziell. Seither dürfen wir uns mit Stolz zu den vielen HSV-Fanclubs in Deutschland zählen. Zusammen haben wir viel erlebt, durften Gäste wie Hermann Rieger, Joris Mathijsen oder Oliver Scheel bei uns begrüßen. Wir pflegen gute Freundschaften zu anderen Fanclubs und sind ständig unterwegs. Neben den Fahrten zu Auswärtsspielen machen wir uns jedes Jahr zur Bootstour nach Brunsbüttel sowie zum Zelten nach Grömitz auf. Als Fanclub mit großem Gemeinschaftssinn engagieren wir uns auch bei mehreren sozialen Projekten. So haben wir vor zwei

Jahren eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um Einrichtungen wie die Mittagskinder – hier bekommen benachteiligte Kinder ein kostenloses Mittagessen – oder das Kinder-Hospiz Sternenbrücke zu unterstützen. Unser OFC wird von Thorsten Kriszio geführt. Im Vorstand sitzen Volker Gellers sowie Andreas Schubert. Insgesamt hat unser Club 35 Mitglieder, die alle stolz auf unsere starke Gemeinschaft sind. Gemeinsam hoffen wir auf noch viele schöne Jahre mit unserem HSV! |

Foto: privat

Besonderer Fanclub

Raute erobert die Insel „Die Atmosphäre im Stadion war super, viel besser als in England!“ Das hatte gesessen: Ein größeres Lob von einem englischen Fußball-Fan kann es für einen deutschen Verein und seine Anhänger nicht geben. Jim Curtis hat sich gemeinsam mit seiner Frau Ruth vor 13 Jahren mit dem HSV-Virus infiziert. Ein Freundschaftsspiel 2002 zwischen dem Hamburger SV und Manchester City sollte für die beiden zur Erleuchtung und Bekehrung gleichermaßen werden. Das Ehepaar reiste als CityFan nach Hamburg und trat die Heimreise auf die Insel als HSVer an – zumindest im Herzen. Denn bis die beiden den Fanclub „HSV Supporters United Kingdom“ gründeten, sollten noch zwei Jahre vergehen. Gemeinsam

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mit Dave Pearson, HSV-Anhänger und bereits seit 1998 als Ansprechpartner für den HSV Supporters Club in England tätig, machten sie ihren Traum 2004 wahr. Nur ein Jahr später war der Fanclub „HSV Supporters UK“ als offizieller OFC vom HSV anerkannt. Mittlerweile haben die Supporters UK weit über 100 Mitglieder aus dem gesamten Königreich versammelt. Damit gehören sie zu den größten ausländischen HSV-Fanclubs überhaupt. Besondere Regeln gibt es nicht: „Wir haben keine Aufnahmeformulare, und es gibt auch keine Mitgliedsausweise oder so etwas“, sagt Jim. „Wir verlangen lediglich, dass die Leute den HSV und seine Anhänger würdig vertreten.“ So wie Jim, Ruth und Dave es seit Jahren tun. |

Dave Pearson.

Ruth Curtis.

Jim Curtis.


OFC-News

Thema

Zwei Jahrzehnte Leidenschaft Vor über 20 Jahren traf sich eine Gruppe von Freunden der Raute, um das gemeinsame Fußball-Hobby als Fanclub zu zelebrieren. Damals hatte man nicht im Entferntesten daran gedacht, dass man heute, zwei Jahrzehnte später, zu den Dinos unter den HSV Fanclubs zählt. Expansion stand nie auf den Fahnen der Blauen Celler, und wird es auch in Zukunft nicht. Jedoch hat sich die Mitgliederzahl im Laufe der Jahre auf rund 100 eingependelt – vom Kleinkind bis zum 80-jährigen HSVer. Wir haben in unserem Fanclub eine große Vielfalt an Charakteren, die sich gut

ergänzen und zusammenhalten. Am 26. Juli 2014 war es dann endlich so weit: Unsere Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum standen an. Vormittags wurde ein Kleinfeldturnier ausgetragen, welches die gastgebende Mannschaft „aus Versehen“ gewann. Am Abend fand im Stadthaus Bergen eine Party mit Livemusik von Abschlach! und den Kneipenterroristen statt. Beide Bands waren nicht kontaktscheu und mischten sich vor und nach den Auftritten unter die Besucher der Party. Ein geiler Abend. Für die nächsten 20 Jahre wünschen wir uns, dass unser HSV die schwere Zeit übersteht und irgendwann mal wieder einen Titel holt. Denn so einen Erfolg zu feiern, blieb unserem Fanclub auch nach all den Jahren verwehrt. | von Daniel Eglite

20 Jahre Leidenschaft aus der Herzogstadt Celle.

Botschafter des SC in Hannover Die Raute hat offiziell Einzug in die Region Hannover gehalten: SC-Abteilungsleitung und Regionalbetreuer für Niedersachsen/ West haben mich, Andreas Voigt, zum SCBotschafter ernannt. Zu meiner Person: 46 Jahre, zweifacher Familienvater, Hannoveraner, von Beruf Tageszeitungs-Redakteur. Ich war Mitbegründer und bis Ende Februar Vorsitzender des OFC Hamburger Botschaft Hannover, aktuell bin ich stellvertretender Vorsitzender. HSV-Fan bin ich seit 1979, Vereinsmitglied seit 2004. Warum einen Botschafter für die Region? Weil es hier eine lebendige Fanszene gibt mit vier Fanclubs und über 100 Mitgliedern. Was will ich erreichen? Ich möchte gerne die Gaststätte Alexander zu einem zentralen Treff für HSVer entwickeln. Wir haben im „Alex“ ideale räumliche Bedingungen: mit dem Gewölbekeller zum HSV-Schauen, mit der angeschlossenen Bar „Marlene“ für

Kleinkunst und Konzerte, die sich ebenso hervorragend eignet für mögliche SC-Regionaltreffen. Fragen und Anregungen? Ich bin über E-Mail unter andreas.voigt@ ofc-hamburgerbotschaft.de zu erreichen. Wer eigene Ideen hat, die Region Hannover voranzubringen – immer her damit. Gemeinsam lässt sich mehr bewegen. |

SC-Botschafter in Hannover: Andreas Voigt.

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SPIELFELD

Von Mathis Paus · Fotos: Roman Pawlowski

„Unser Kader ist zu teuer“ Sportlich wie wirtschaftlich befindet sich der Hamburger SV auf Talfahrt. Finanzvorstand Frank Wettstein erklärt, wie es um den Klub steht, warum die Ausgliederung richtig war und nicht jeder Investor zum HSV passt.

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Herr Wettstein, Sie gelten in der Fußballszene als Experte für Klubs, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Borussia Dortmund haben Sie 2005 vor der Insolvenz gerettet. Warum ist der HSV Ihr schwerster Fall? Dass der HSV mein schwerster Fall ist, sagen Sie. Ob der HSV mein schwerster Fall wird, bleibt abzuwarten. Damals war die wirtschaftliche Situation beim BVB deutlich kritischer als heute beim Hamburger SV und lässt sich deshalb auch nicht miteinander vergleichen. Kurzfristig müssen wir als HSV die Voraussetzungen für die neue Saison schaffen. Aufgrund der angespannten sportlichen Situation planen wir zweigleisig für die erste und zweite Liga. Wir werden auch einen Lizenzantrag für die zweite Liga stellen. Dies war beim BVB damals nicht erforderlich, denn der BVB war zum vergleichbaren Zeitpunkt bereits einige Punkte besser. Unser Hauptziel jetzt ist natürlich der Verbleib in der Bundesliga, aber wir wollen kein Risiko eingehen und vorbereitet sein. Die Augen vor der Realität zu verschließen, macht keinen Sinn.

wettbewerbsfähigen Kader zu stellen. Auf lange Sicht wollen wir natürlich so aufgestellt sein, dass Transfers aus eigenen Mitteln finanziert werden können.

Genau das tat der Verein lange Zeit. Sollte für den HSV nicht das Credo gelten: Keinen einzigen Euro Schulden für sportlichen Erfolg? Das ist ein Ansatz, den ich grundsätzlich teilen würde. Aber für den HSV ist das gar nicht notwendig. Wir sind im operativen Geschäft gut aufgestellt, um einen

Ein nicht unerheblicher Betrag von 17,5 Millionen Euro. Wie wollen Sie so viel Geld aufbringen? Idealerweise haben wir bis dahin Eigenkapital zur Rückzahlung der Anleihe eingeworben. Ich bin da sehr zuversichtlich. Sollte das aber nicht eintreffen, gibt es Rückfalloptionen. So könnte z. B. ein neuer Vermarkter-

Sie sind jetzt seit vier Monaten Finanzvorstand beim Hamburger SV. Wie fällt ihre Zwischenbilanz aus? Ich bin nicht nur für Finanzen, sondern auch für Recht, Personal, IT und das Stadionmanagement verantwortlich. Auch diese Bereiche gilt es in die Beurteilung einzubeziehen. Vor meinem Arbeitsantritt hat der Klub gute Vorarbeit geleistet. Die Ausgliederung des Profifußballs ist ein richtiger Schritt gewesen, um die Strukturen im Verein zu professionalisieren. Die Posten im Aufsichtsrat und in der Führung sind gut besetzt. Neben den richtigen kurzfristigen Entscheidungen geht es jetzt darum, auch einen langfristigen Planungshorizont zu entwickeln. Nicht nur die nächste Saison gilt es zu planen, sondern perspektivisch zu arbeiten. Ich denke da speziell an das Jahr 2019, weil dann die Rückzahlung der Fananleihe fällig wird.


Frank Wettstein


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Vertrag ausgehandelt werden. Auch eine neue Fananleihe könnte aufgelegt werden. Wir werden in jedem Fall Lösungen finden. Durch die Zehn-Millionen-Spende von Herrn Otto (Alexander Otto, Ex-AufsichtsratsChef, spendete zum Bau des Leistungszentrums jüngst zehn Millionen Euro. Anm. d. Red.) sind die Baukosten für das Campus-Gebäude gedeckt. Ich gehe davon aus, dass noch Ende dieses Jahres der erste Spatenstich erfolgt. Noch immer drücken den Klub knapp 90,5 Millionen Euro Schulden. Wenn man von Schulden spricht, darf man nicht alles vermischen. Da muss ich einige Zahlen geraderücken. Der HSV hat wie jedes andere Unternehmen auch operative Verbindlichkeiten. Die gehören zu jedem Unternehmen dazu und drücken nicht per se, da sie wiederkehrend zur Verfügung stehen. Der HSV hat auch Investitionen getätigt, die langfristig finanziert wurden. So hat der HSV Schulden aus der Stadionfinanzierung mit rund 30 Millionen Euro. Daneben bestehen Verbindlichkeiten aus der Fananleihe von rund 18 Millionen Euro, sonstige Finanzschulden von 10 Millionen Euro und Netto-Transferverbindlichkeiten von rund 6 Millionen Euro.

„Wir können ordentliche Gehälter zahlen.“ Braucht der HSV bei einem durchschnittlichen Umsatz von über 100 Millionen Euro pro Saison also mehr Geld oder muss einfach das vorhandene besser eingesetzt werden? Der HSV muss in erster Linie sein Budget einhalten. Grundstein für die finanzielle Gesundung des Klubs war die Ausgliederung. Durch sie hat der HSV überhaupt erst wieder Handlungsspielraum erlangt, sonst wären Transferinvestitionen nicht ohne Weiteres möglich. Die neu geschaffenen Strukturen werden Verlässlichkeit und Vertrauen schaffen. Wo sehen Sie das Hauptproblem für die finanzielle Schräglage, und welche Maßnahmen haben Sie getroffen, um gegenzusteuern? Die finanzielle Situation ist der Wechselhaftigkeit im Spielbetrieb geschuldet. Die permanente Neubesetzung in der sportlichen Führung in den vergangenen Jahren war da sicher nicht von Vorteil. Das gilt auch

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Mann der Zahlen: Frank Wettstein will den HSV finanziell wieder auf Kurs bringen.

für den Spielerkader, der in der Breite zu teuer ist. Der Klub ist heute Opfer der Transferpolitik vergangener Jahre. Wir werden in Zukunft keine Reserven mehr haben, wenn sich eine durchwachsene Saison an die nächste reiht. In dieser Spielzeit lässt sich der Klub seinen Spielerkader über 50 Millionen Euro kosten. Kann sich der HSV Großverdiener wie beispielsweise Rafael van der Vaart noch leisten oder braucht es einen radikalen Schnitt? Ich denke, wir sind in der Lage, ordentliche Gehälter zu zahlen. Aber wir können uns es nicht mehr leisten, zwei Top-Spieler auf jeder Position zu halten. Im Übrigen geht das den meisten unserer Wettbewerber genauso. Orientiert sich der HSV in Zukunft an Vereinen wie Augsburg oder Mainz? Ja, da können wir uns kurzfristig abschauen, was Augsburg und Mainz richtig und vor allem besser gemacht haben. Wir müssen aus diesen Beispielen lernen. Aber das Modell Mainz eins zu eins auf den Hamburger SV zu übertragen, das wird nicht funktionieren. Welche Rolle nimmt in Ihren Planungen der milliardenschwere Investor Klaus-Michael Kühne ein? Herr Kühne hat Aktien im Wert von 18,75 Millionen Euro gekauft und ist perspektivisch mit 7,5 Prozent am HSV beteiligt. Damit ist Herr Kühne der erste hinzugewonnene Gesellschafter und nimmt damit die Rolle eines Aktionärs ein.


Frank Wettstein

Das Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen KPMG schätzt den Gesamtwert des Klubs auf 330 Millionen Euro. Hat Herr Kühne demnach nicht ein Schnäppchen gemacht? Die Zahl von 330 Millionen Euro ist schlichtweg falsch. Der ermittelte Unternehmenswert liegt deutlich darunter. Wir haben das Angebot von Herrn Kühne kritisch geprüft. Fakt ist, dass kein anderer Interessent den Kurs von Herrn Kühne bezahlen wollte. Wir haben uns dann in der Gesamtbetrachtung für das seriöse und marktkonforme Angebot von Herrn Kühne entschieden. Gehen Sie davon aus, dass die Entscheidung wohl überlegt ist und wir uns nicht vom schnellen Geld haben leiten lassen. Unter Fans haben Investoren nicht den besten Ruf, auch Herr Kühne ist für viele HSV-Fans ein rotes Tuch. Neben den Vereinsanteilen hat er auch die Namensrechte am Stadion für insgesamt 16 Millionen Euro erworben. Imagekampagne oder Herzensangelegenheit? Das habe ich nicht zu beurteilen. Ich schaue mir den Markt an und vergleiche nach kaufmännischen Kriterien. Der Preis pro Saison ist kein schlechter und liegt über dem Liga-Durchschnitt. Ein gutes Geschäft für den HSV. Und dass Herrn Kühne der HSV extrem am Herzen liegt, dürfte außer Frage stehen. Die Suche nach Investoren gestaltet sich schwierig. Gibt es außer Kühne und Helmut Bohnhorst, der vier Millionen Euro zahlte, weitere Geldgeber? Die Suche gestaltet sich nicht schwieriger, als ich sie mir vorgestellt habe. Für mich ist das Jahr 2019

wichtig. Hier gilt es die Fananleihe abzulösen und darauf arbeite ich hin. Es macht doch keinen Sinn blind Aktien zu verkaufen. Entscheidend ist doch, wer in Zukunft Mitgesellschafter wird. Wir suchen Partner, mit denen sich der gesamte Verein identifizieren kann. Es gab auch schon Gespräche mit potenziellen Investoren, aber wir sind nicht darauf angewiesen, auf jedes Angebot einzugehen. Der HSV braucht Partner, die zu ihm passen. Zudem besteht die Möglichkeit, bei einem späteren Verkauf von Klub-Anteilen höhere Einnahmen zu generieren. Voraussetzung ist natürlich eine bessere sportliche Entwicklung. Bayern München hat es vorgemacht: Der Verein hat Sponsoren wie Adidas, Allianz und Audi zu Investoren gemacht, die auch im Aufsichtsrat sitzen. Könnte das Modell auch beim HSV Schule machen? Es wäre wünschenswert. Unsere Sponsoren wie Emirates oder Adidas sind echte Weltmarken und in ihren Führungsgremien sitzen große Führungspersönlichkeiten, die zusätzliches Ansehen sowie Know-how in den HSV mit einbringen würden. Davon kann ein Klub nur profitieren. Derzeit steht das aber nicht zur Debatte. Der HSV gilt derzeit als kriselnder Pleiteklub. Welches Bild wollen Sie dem Verein wiedergeben? Das eines Traditionsklubs, der seriös wirtschaftet, der wieder voll wettbewerbsfähig ist und sportlich den Anschluss an das obere Tabellendrittel hergestellt hat. Dafür möchten wir alle die Voraussetzungen schaffen. Ich bin überzeugt, wenn wir unsere Hausaufgaben machen, werden wir das auch schaffen. |

Zur Person: Frank Wettstein ist seit November vergangenen Jahres Finanzvorstand des Hamburger SV. Der gebürtige Rheinländer, der vor seinem Engagement beim HSV zuletzt als Wirtschaftsprüfer in Aachen arbeitete, gilt in der Branche als ausgewiesener Finanzexperte und Mann für die schwierigen Fälle. So hat Wettstein 2004/05 den wirtschaftlich stark angeschlagenen Verein Borussia Dortmund vor der Insolvenz bewahrt. Auch Alemannia Aachen und 1860 München wurden von Wettstein beraten. Der 41-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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N채chste PK

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Fotos: Witters


Trainer

16 Trainer hat der HSV in den vergangenen elf Jahren der Presse vorgestellt. Auch eine Form von Kontinuit채t.

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Taktik

Von Tina Kuttig · Foto: Witters

Rasenschach für Fortgeschrittene Fußball ist vielmehr als ein Spiel, bei dem 22 Leute einem Ball hinterherlaufen. Von der „Schottischen Furche“ bis zum „Schweizer Riegel“ – eine Geschichte über die Entwicklung der Taktik.

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ußball – Wer ist eigentlich dieser großartige Sport, dem die Menschen Wochenende für Wochenende folgen, der Fans in den Wahnsinn treibt, ihnen große Reisestrapazen aufbürdet und sie vor Glück und Verzweiflung weinen lässt? Die Anfänge des Fußballs sind im Mittelalter zu finden. Gespielt nach dem Leitsatz: Alles ist erlaubt. Nicht selten führte der Mangel an Regeln zu Gewaltorgien und somit auch immer wieder zu einem Ausübungsverbot dieser Sportart. Was wir heute als Fußball kennen, entwickelte sich erst in den britischen Public Schools Anfang des 18. Jahrhunderts. Eine erste Regelniederschrift folgte erst um 1840 herum, allerdings je nach Schule und Bezirk noch in unterschiedlicher Form. Erst auf der Versammlung von 1848 in Cambridge hat man dem Sport zu einer größeren Einheitlichkeit verholfen. Nun ließ auch die Gründung der ersten großen Fußballorganisation nicht mehr lange auf sich warten, die englische Football Association (FA) von 1863. Von nun an verbreitete sich der Fußball im Land immer schneller und wurde immer klarer definiert. Ein Verbot des Handspieles, einer der ersten Amtshandlungen der FA. Dazu kam 1866 die Erlaubnis eines Passes in die Spitze, solange sich noch drei gegnerische Spieler hinter dem Ball

befanden, ein Vorgänger der Abseitsregel. Bis dato waren tatsächlich nur Pässe nach hinten und Querpässe erlaubt, also um Boden gut zu machen gab es keine andere Möglichkeit außer Laufen und Dribbeln. Bemerkenswert ist, dass erst 1870 die Torwartposition anerkannt wurde, zuvor waren dies wechselnde Spieler, denen allen das Handspiel erlaubt war. Es dauerte bis 1912, bis das erlaubte Handspiel nur auf den eigentlichen Torwart beschränkt war, natürlich nur in seinem Hoheitsgebiet, dem Strafraum. Am 30.11.1872 kam es zum ersten organisierten Fußball-Länderspiel. England und Schottland standen sich in Glasgow gegenüber. Trotz einer aus heutiger Sicht unvorstellbar offensiven Aufstellung (England spielte mit einem etwas schiefen 1-2-7, Schottland seinerseits mit einem 2-2-6) endete das Spiel torlos.

Mehr und mehr rücken Taktik und Spielsysteme in den Fokus

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Fußballs war die Legalisierung des Profitums durch die FA im Jahre 1885. Die Grundlage des Sports war geschaffen. Immer Menschen interessierten sich für den Mannschaftssport. In den Pubs plauderten die Menschen darüber. Auch die Einführung von Regeln kultivierte das Spiel

Stück für Stück. Das zuvor stumpfe Anrennen auf das gegnerische Tor machte schnell keinen Sinn mehr. Die Teams begannen sich vermehrt mit Taktik und Spielsystemen auseinanderzusetzen. Die „schottische Furche“, ein 2-3-5, etablierte sich als erstes richtiges Spielsystem. Der Fußball wurde durch die regen Handelsgeschäfte der Briten schnell zu einem „Exportschlager“, fand in Südamerika, Ungarn oder auch Österreich begeisterte Abnehmer, zunächst stur nach britischem Vorbild. Internationale Verbreitung, internationale Verwaltung: Der FußballWeltverband FIFA wurde 1904 gegründet. 1925 folgte dann der erste große Eingriff der FIFA in das Reglement. Aufgrund einer anhaltenden Torflaute änderte der Verband die Abseitsregel. Zur Diskussion standen zwei Varianten: Eine zusätzliche Linie, 36,5 Meter vor dem Tor, die das Abseits markieren sollte sowie die Idee, dass zwei gegnerische Spieler hinter dem Ball genügten, um das Abseits aufzuheben. Welche Version sich durchsetzte, dürfte hinlänglich bekannt sein. Manche sagen, dass dieser Beschluss zu der Entwicklung des dritten Verteidigers geführt hat, andere meinen, es habe schon vorher sich in die Defensive zurückziehende Mittelläufer gegeben. Wie dem auch sei, das WM-System war geboren, ein 3-22-3. Die Namensgebung bezieht sich dabei

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Der „Totaalvoetbal“ unter Happel war stilprägend. auf die Positionierung der Spieler auf dem Platz. Das gleichnamige Turnier wurde fünf Jahre später, also 1930, das erste Mal ausgetragen. Uruguay gewann den ersten WM-Titel in der Geschichte des Fußballs.

Ein Brasilianer erfindet die Raumdeckung

4-4-2: Wiktor Maslow, in den Sechzigerjahren Trainer von Dynamo Kiew, erfand das Pressing.

5-4-1: Trainer Helenio Herrera kultivierte mit Inter Mailand den Catenaccio in den Sechzigerjahren.

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Nachbar Brasilien sorgte um 1941 für eine Optimierung des weit verbreiteten WMSystems. Jeweils einer der beiden Außenläufer und Halbstürmer stand tiefer als gewohnt. Das Pendant rückte dafür leicht nach vorne. Das Quadrat des WM-Systems wurde zu einem Parallelogramm. Die Spielformation 4-2-4 war geboren. Zur gleichen Zeit tüftelte der brasilianische Trainer Zezé Moreira an einer Raumdeckung, mit der sich Fluminense einen Namen machen sollte. Die brasilianische Nationalmannschaft feierte mit diesen Änderungen große Erfolge, die beiden WM-Titel von 1958 und 1962. Das WM-System war abgelöst und bei der WM 1966 bereits bedeutungslos. Dafür gab es Varianten des 4-2-4. So spielte der spätere Weltmeister England mit diesem System. Der damalige Final-Gegner Deutschland trat mit einem 4-3-3 an, welches sich auf dem Platz allerdings als 4-1-3-2 präsentierte. Weitere Experimente wurden von einem Mann namens Wiktor Maslow durchgeführt, der wohl seine erfolgreichste Zeit als Trainer bei Dynamo Kiew von 1964 bis 1970 hatte. Dort entwickelte er bereits das Pressing, welches heute als die modernste Form des Verteidigens gilt, sowie ein 4-4-2. Das laufintensive Spiel erforderte von den Spielern eine tadellose Fitness, die nur durch intensives Training zu erlangen war. Erst das Profitum erlaubte es den Spielern mehr Zeit auf dem Fußballfeld zu verbringen als in den Fabrikhallen. So sorgte die konsequente Weiterentwicklung des Sports auch für ein gewisses Maß an Wohlstand. Um sich einem solchen Spiel zu erwehren, ließ der Schweizer Karl Rappan seine

Mannschaften verteidigen. Die Art und Weise dieser Form der Defensive war neu. Mit sage und schreibe sieben defensiv agierenden Spielern ließ Rappan spielen. Er führte die Position des Liberos ein, zog seine Außenläufer weit zurück und ließ sie als Innenverteidiger agieren. Vor die Abwehrreihe postierte er zusätzlich zwei defensive Mittelfeldspieler. Nur blieben die ganz großen Erfolge der Schweizer Nationalmannschaft aus, wodurch diese Taktik lediglich als Kuriosität und das Recht des Schwächeren abgetan wurde.

Siegeszug des Defensivfußballs

Es musste ein Italiener kommen, Gipo Viani, um den bis heute kritisch betrachteten Siegeszug des Defensivfußballs loszutreten – besser bekannt unter dem Namen „Catenaccio“. In Italien verbreitete sich das Spielsystem rasend schnell. „La grande Inter“ feierte mit diesem System die größten Erfolge. Inter Mailand unter Trainer Helenio Herrera war es schließlich auch, das die internationale Fußballwelt von ihrer Idee Fußball zu spielen, überzeugte. Die traurige Seite dieser Geschichte sind anhaltende Gerüchte über Spielabsprachen, brutale Fouls und verbale Entgleisungen, die bei keinem Spiel gefehlt haben. Die offensichtliche Schwäche des Systems blieb ebenso nicht lange unentdeckt: Überzahl für den Gegner im Mittelfeld. Dem begegneten die Italiener mit einem offensiveren Libero, um eine zusätzliche Anspielstation zu schaffen. Die Italiener hatten ihr Spiel gefunden – „Il gioco all`italiana“. Der Triumph bei der WM 1982 sollte zum Höhepunkt italienischer Mauerkunst werden. Kaum ein Jahr später, am 25. Mai 1983, traf der Hamburger Sportverein auf Juventus Turin. Um den damals weltbesten Außenverteidiger Antonio Cabrini zu binden, stellte Ernst Happel Lars Bastrup auf die rechte Seite. Da im italienischen System die Manndeckung ziemlich starr an


Taktik

ihre Taktik angepasst war und man sich in der Liga auch mit keinem anderen System konfrontiert sah, reagierte Trapattoni mit einer Verschiebung des Verteidigers Claudio Gentile auf links. Ein Loch, ein so wunderbares Loch, entstand nun auf der rechten Seite, in das sich eigentlich Mittelfeldspieler Marco Tardelli hätte fallen lassen sollen, es aber nicht immer ausreichend tat. Wir wissen, wer es genutzt hat: Felix Magath erzielte das goldene Tor zum Europapokal-Sieg.

Vordenker Happel betritt neue Pfade

Unter Ernst Happel gelangen aber nicht nur große Titelgewinne, sondern auch noch eine viel seltenere Begebenheit: Eine Vorreiterrolle unseres Vereins in der Bundesliga. Denn Happel ließ den HSV, den seit der WM 1974 bekannten „Totaalvoetbal“ spielen, womit wir einer der ersten deutschen Mannschaften waren. Der Name lässt seine Herkunft nur schwer verbergen. Unsere Nachbarn aus den Niederlanden waren mit Rinus Michels und Ajax Amsterdam die Väter dieser Taktik. In der damaligen UdSSR fand unter Walerij Lobanowskyj bei Dynamo Kiew eine ähnliche Entwicklung statt. Bei Ballbesitz sollten die Spieler die gesamte Breite des Spielfeldes nutzen, bei gegnerischem Ballbesitz die Räume „eng machen“. Der Spieler ohne Ball gewann mehr und mehr an Bedeutung. Einen Unterschied bildeten die Rochaden, die unter Michels längs stattfanden und unter Lobanowskyj quer. Der Ukrainer hinterließ noch weitere Spuren im heutigen Profifußball. Er nutzte als einer der ersten computergestützte Spielanalysen, sammelte massenweise Daten für jedes Spiel. Etwas, das heutzutage zum Trainings- und Spielalltag gehört. Während in Deutschland ein 1-3-3-3 in den Achtzigerjahren der Standard war, entschied sich in Argentinien ein Mann namens Carlos Bilardo dazu, ein 3-5-2 spielen zu lassen, welches in der defensiveren

Ausrichtung zu einem 5-3-2 wurde. Die auf den Kopf gestellte „Schottische Furche“ – eine Rückbesinnung auf die Anfänge. Auch die deutsche Nationalmannschaft profitierte bei der WM 1990 in Italien von dieser taktischen Ausrichtung und konnte somit ihren dritten Titel einfahren. Trotz des eingeführten Rückpassverbotes Anfang der Neunzigerjahre war das Jahrzehnt von destruktivem Fußball geprägt, der sein Heil in der Defensive suchte. In der Regel spielten Vereine und Nationalmannschaften mit einem Fünfer-Mittelfeld.

Das Zeitalter des Tiki-Taka und der Fußball-Ästhetik

Um die Jahrtausendwende sollten es die Spanier sein, die erneut Schwung in den Sport brachten, es entstand das 4-2-3-1-System, das vor allem auf schnellen, präzisen Kurzpässen basiert – besser bekannt unter der Namenskreation TikiTaka. Das System entwickelte sich vergleichsweise schnell zum neuen Standard im Profifußball. Bereits bei der WM 2010 liefen 18 der 32 Mannschaften zumindest einmal in dieser Formation auf. Über die Jahre haben sich aber nicht nur die Systeme geändert, sondern auch die Ansprüche an die verschiedenen Positionen. Ein Spielmacher, der mit rennen und verteidigen muss, ein Innenverteidiger, der auch Vorstöße wagt, ein Linksfuß auf rechts und andersherum. Die früher so klar definierten Positionen verschwimmen mehr und mehr im modernen Fußball. Nicht Wenige sind der festen Überzeugung, dass es keine Weiterentwicklung im Fußball mehr geben wird. Aber das haben auch schon frühere Generationen gedacht. Lassen wir uns überraschen. |

4-3-3: Den „Totaalvoetbal“ machte der Niederländer Rinus Michels groß.

3-5-2: Carlos Bilardo verhalf Argentinien mit dem neuen Spielsystem zum WM-Titel 1986.

Der Fußball in den Neunzigerjahren war ein Fest für Verteidiger. 37


SPIELFELD

Von Andreas Kloß (Text + Fotos)

Mit dem HSV auf Reisen Wann immer Andreas Kloß Zeit hat, folgt er seinem Verein rund um die Welt. Auch das letzte Trainingslager in Dubai ließ er sich nicht entgehen. Ein Erfahrungsbericht zwischen Tradition und Moderne.

17.01.2015 Die Anreise

Erst an Weihnachten habe ich den Flug gebucht. Mit Ukraine International von Prag über Kiew nach Dubai und zurück für 238 € – inklusive Reiserücktrittsversicherung. Mit Kumpel Christoph und seinem Auto ging es zunächst in die tschechische Hauptstadt. Kleiner Flughafen mit günstigem Parkhaus und kostenlosem Shuttleservice. Pünktlich hob unser Flieger Richtung Kiew ab. Eineinhalb Flugstunden und zweieinhalb Stunden Wartezeit später stiegen wir planmäßig in die Maschine nach Dubai ein. Nach fünf Stunden erreichten wir unser Ziel mitten in der Nacht. Nach ewig langer Warterei an der Passkontrolle (Wahnsinn, was hier um drei Uhr morgens los ist!) ging es mit einem Mietwagen Richtung Easy Flat Hostel – wir hatten uns für die günstigste Übernachtungsmöglichkeit vor Ort entschieden. Die Suche nach unserer Unterkunft gestaltete sich aber schwieriger als angenommen, da die Straßenbeschilderung in Dubai nicht im Entferntesten mit unserer deutschen vergleichbar ist. Viele enge Gassen sorgten für weitere Verwirrung, sodass uns ein Angestellter der Pension einsammeln musste. Endlich angekommen im Hostel konnte auch die nächtliche Dunkelheit nicht verbergen, dass Sauberkeit in unserer Bleibe nur eine Nebenrolle spielte. Also rein ins Acht-Bett-Zimmer, Augen zu und durch.

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18.01.2015 Testspiel HSV vs. FK Astana 0:0

Nach einer sehr kurzen Nacht ging es für uns morgens zum Spielerhotel „The Meydan Hotel“. Hier erhofften wir uns weitere Informationen über die Trainingszeiten und Spielansetzungen in den nächsten Tagen. Im schmucken Hotel konnte gleich der HSV-Betreuerstab um Mario Mosa begrüßt werden, die Journalisten waren natürlich auch da sowie eine Hand voll Fans, die ebenfalls im Spielerhotel wohnten. Training war an diesem Vormittag nicht angesetzt, und so verbrachten wir die nächsten Stunden bis zum ersten Testspiel im Hotel. Das Gebäude liegt direkt neben der Pferderennbahn, die sich im Besitz der Scheichfamilie befindet. Beim höchstdotierten Pferderennen der Welt, welches immer in den Wintermonaten in Dubai stattfindet, kommen rund 80.000 Besucher. Eine Woche im Doppelzimmer im Meydan kostet dann rund 30.000 Euro – Wahnsinn! Pünktlich ging es dann zum hermetisch abgeriegelten Trainingszentrum Nad Al Sheba Sports Complex, wo am Nachmittag das Testspiel gegen den kasachischen Vertreter FK Astana, immerhin dreimaliger Meister und Europa-League-Teilnehmer, anstand. Das ganze Trainingsgelände war in blau-weiß-schwarz gehalten, dazu wurde überall die Raute angebracht. Beeindruckend, so etwas habe ich noch in keinem Trainingslager zuvor gesehen. Auch sonst wurde sich richtig Mühe gegeben.

So gab es für alle Zuschauer kostenlose Erfrischungsgetränke, Sitzplätze und sogar Fahnen von Klubmanager Bernd Wehmeyer. Nur das Spiel konnte da nicht so ganz mithalten. Unter den Augen des Scheichs gab es anfangs ein paar gute Szenen und Chancen, das wurde zum Ende des Spiels aber immer weniger, sodass ein torloses Remis auf der Anzeigetafel stand. Direkt mit dem Schlusspfiff ging es für uns weiter Richtung Al Ain, wo am Abend die Eintracht aus Frankfurt ein Testspiel absolvierte. Vor nur sehr wenigen Zuschauern gewannen die Frankfurter am Ende mit 3:1, sehr spannend kann es nicht gewesen sein, sonst hätte ich auf der Tribüne wohl kein kurzes Nickerchen gemacht. Im Anschluss ging es dann zurück zum Flughafen und von dort mit dem Bus zum Hostel, welches nach etwas Sucherei dann auch wieder gefunden wurde.

19.01.2015 Training und die Dubai Mall

Zu Fuß ging es an diesem Morgen zum Hotel der Hamburger Pressevertreter, welche uns mit ihrem Shuttle-Bus zum Trainingsgelände mitnahmen. Nach dem Fußball haben wir uns dann noch ein wenig in der Stadt umgeschaut und die riesige Dubai Mall besucht. Ein riesiger Einkaufstempel bestehend aus einer unglaublich großen Auswahl an Geschäften, einem riesigen Food-Court, einer Schlittschuhbahn und


Trainingslager

Spielerisch unterlegen: Der HSV verliert sein Testspiel gegen Manchester City mit 0:2.

Zum Einschlafen: Das Testspiel von Frankfurt.

Das Aquarium in der Dubai Mall ist beeindruckend.

Attraktion: Die Wasserspringer in der Dubai Mall.

einem überdimensionalen Aquarium, das über 10.000.000 Liter Wasser fasst. In dieser Mall prallen in Dubai Tradition und Moderne aufeinander. Verschleierte Frauen in traditionellen Gewändern, die im pinkfarbenen Bentley vorfahren und bei Gucci die neuesten Kleider einkaufen. Ein starker Kontrast.

atemberaubende Aussicht auf Dubai. Ein netter Stewart war so nett, ein Foto von mir mit der Raute zu schießen, eigentlich sind Banner auf dem Turm absolut verboten, aber er war wohl Fußballfan. Mit dem Taxi ging es schließlich wieder zurück zum Spielerhotel und zum Nachmittagstraining unter Flutlicht. Anschließend gab es dann noch ein Spiel der HSVAngestellten gegen die Angestellten der Trainingsanlage.

sein, als nur einige bierbäuchige Fußballfans ausstiegen. Vor rund 5.000 Zuschauern unterlag der HSV letztlich mit 0:2 (0:0) gegen das englische Topteam. Klar war City spielerisch überlegen, aber auch der HSV kam zu ein paar Torchancen, unter anderem wurde ein Tor von Zoltán Stieber wegen Abseits nicht gegeben, Philipp Müller traf zudem die Latte. Insgesamt ein unterhaltsamer Abend und guter Abschluss des Trainingslagers. Die Journalisten waren auch noch so nett, uns auf dem Rückweg am Flughafen abzusetzen, von wo aus es um vier Uhr morgens nach Kiew ging und weiter nach Prag. Am frühen Abend waren wir wieder zurück in Hamburg. Danke für die Unterstützung an Christoph, Mario Mosa, Fummel Wehmeyer, Physio Mario Reicherz, das Team vom Trainingsplatz und die Hamburger Journalisten für die Fahrdienste. Auf ein Neues in 2016. |

20.01.2015 Auf dem höchsten Gebäude der Welt

Während Christoph noch einen Abstecher nach Bahrain machte, ging es für mich mit dem Taxi zum Journalisten-Hotel und mit ihnen zusammen zum Training. Für den Nachmittag hatte ich mir dann ein Ticket für die Aussichtsplattform des höchsten Gebäudes der Welt gekauft – Burj Khalifa. Als wir 2007 das letzte Mal in Dubai waren, war der Bau erst 95 Stockwerke hoch. Heute hat das Gebäude 163 Stockwerke und misst insgesamt 828 Meter. Die Besucherplattform mit offener Terrasse liegt im 148. Stockwerk. Hierfür ging es in 90 Sekunden zuerst in den 125. Stock und dann in noch mal 30 Sekunden weiter zu „At the top SKY“. Über 555 Meter hoch, eine

21.01.2015 Testspiel HSV vs. Manchester City 0:2

Nach dem letzten Vormittagstraining ging es im Journalisten-Bus erneut nach Al Ain zum abendlichen Testspiel des HSV gegen Manchester City. Begleitet wurde City von rund 200 Fans, 100 von ihnen wurden nach einer Verlosung vom Verein eingeladen: das All-inclusive-Paket mit Flug, Hotel, Trinken und Fußball – starke Aktion. Mit ein paar City-Fans kamen wir vor dem Stadion ins Gespräch. Ihr Fanbus war versehentlich für den Spielerbus gehalten und in die Katakomben gewunken worden. Die Verwunderung muss sehr groß gewesen

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Von Frank Willig · Fotos: Witters

Geschnitten oder am Stück? Nach dem TV-Vertrag auf der Insel haben die englischen Klubs volle Taschen – und die Diskussionen in Deutschland begonnen: Sollen die Spieltage stärker ausgeweitet werden, um mehr Geld zu erhalten?

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ie Diskussionen sind mal wieder in vollem Gange: Sollen und dürfen die Bundesliga-Spieltage in immer dünnere Salami-Scheibchen zerstückelt werden? Panik steigt nach dem englischen 6,9-Millarden-Euro-TV-Deal bei den deutschen Vereins-Bossen hoch. Immerhin könnte der Bundesliga der Verlust der Konkurrenzfähigkeit im internationalen Geschäft drohen – wenn sich bei den Spielansetzungen nichts ändert. Auf der anderen Seite wächst bei vielen Fans die Sorge vor weiteren ungeliebten Anstoßzeiten am Mittag, in der Nacht oder am Montag – für welche das unabhängige Fan-Bündnis ProFans monatlich gar den Negativpreis SAM vergibt: das SpielAnsetzungs-Monster. Bald 22 Jahre ist es nunmehr her, da flimmerten erstmals Live-Bilder eines Montagabendspiels über die deutschen Mattscheiben: Der frischgebackene Sender DSF übertrug am 18. Oktober 1993 das 1:1 der beiden Zweitligisten FC St. Pauli und VfL Bochum direkt vom Millerntor in die Wohnstuben. Was für das TV-Publikum eine bequeme Sache war, ärgerte seinerzeit vor allem die Gästefans – die nach dem Abpfiff durch die Nacht tourten, um in den Ruhrpott zurückzukommen. Deren Unmut griff schnell auf andere Fanszenen über, als klar war: Den Montagskick wird es künftig regelmäßig im deutschen Unterhaus geben. „ScheißDSF“, schallte es von mancher Tribüne, sogar mit gasgefüllten Ballons wurde versucht, den Übertragungskameras die freie Sicht auf das Spielfeld zu nehmen. Auch in Liga eins ärgerte sich manch Stadionbesucher über Terminverschiebungen, sodass sich 2001 die Fan-Initiative „Pro 15:30“ gründete – um „der weiteren Zerschlagung der Spieltage“ und den damit verbundenen Problemen entgegenzutreten.

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Anstoßzeiten

Während sich TV-Junkies und Groundhopper über die Salami-Spieltage vielleicht noch freuen dürften, lässt sich der Unmut derjenigen Fans, die möglichst bei jedem Spiel ihre Farben vor Ort unterstützen möchten, nachvollziehen. Schwierigere Reisebedingungen bei Abendspielen, erforderlicher Urlaub bei Montags- oder auch früh angesetzten Freitagabendpartien sowie schlechte Planbarkeit aufgrund kurzfristiger Spielansetzungen machen nicht nur in Deutschland das aktive Fanleben schwer. Um in diesem Zusammenhang einmal die Statistik zu bemühen: Bereits in der Serie 2000/01 hatten die Anhänger der Dortmunder Borussia satte 19 von 34 Ligabegegnungen unter Flutlicht zu verdauen – und mit den damit verbundenen logistischen Problemen zurechtzukommen. In der vergangenen Saison 2013/14 musste Zweitligist Kaiserslautern immerhin achtmal am mittlerweile verhassten Montag ran, Eintracht Frankfurt zwei Spielzeiten zuvor sogar neunmal; davon sechsmal in der Fremde, wenn der Spieltag erst am Dienstag in der Früh endet.

England hängt die Bundesliga ab

Trotz aller Argumente von Fan-Seite: Auch diejenigen der Deutschen Fußball Liga sowie der Vereinsführungen klingen durchaus nachvollziehbar. Während sich die englischen Klubs – und zwar nicht nur die dortigen Top-Vereine – über den erst im Februar geschlossenen TVVertrag in den Spielzeiten 2016/17 bis einschließlich 2018/19 insgesamt 6,9 Milliarden Euro TV-Gelder in die Vereinssäckel stopfen können, landet die Bundesliga gerade mal bei knapp einem Viertel dieser Beträge – der 2017 auslaufende Vierjahresvertrag ist mit 2,51 Milliarden Euro dotiert.

„Unter Umständen mit Traditionen brechen.“ DFL-Oberhaupt Christian Seifert versetzt dies in Angst. Angst davor, dass sich die Premier League künftig „in der Bundesliga bedienen könne“. Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge fragt sich parallel, ob man sich den Luxus überhaupt erlauben könne, zu Spielplananpassungen „immer nur Nein zu sagen“. Und auch Gladbachs Sportdirektor Max Eberl will sich einer weiteren Aufsplitterung des Spieltags nicht gänzlich verschließen. „Unter Umständen müssen wir mit Traditionen brechen.“

Will man etwas verändern?

Da die Meinungen eines Teils der Fanszene und der Profiklubs wieder einmal weit auseinanderklaffen, gilt es vielleicht erst einmal eine grundsätzliche Frage voranzustellen: Muss man denn überhaupt etwas an der aktuellen Situation verändern? Sollte man vielleicht sogar eher das Ziel proklamieren, eine ausgeglichene, preiswerte Bundesliga anzustreben? Oder muss man partout das „Risiko“ minimieren, sich von der internationalen Konkurrenz abhängen zu lassen? Sollen

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insgesamt 1.080 Spiele in den drei Spielzeiten im Pay-TV übertragen zu können (das macht 13,7 Millionen Euro pro Spiel!). Für solch ein Szenario mangelt es in Deutschland bisher schlicht an namhafter Konkurrenz für Sky als Quasi-Alleinunterhalter. Neben den genannten Gegebenheiten sollte bei einer Umgestaltung des Bundesliga-Spielplans auch die Schnittstärke der einzelnen Salami-Scheiben, sprich die Anzahl der verschiedenen Anstoßzeiten, mit Bedacht gewählt werden. So haben die deutschen Sky-Manager in der Vergangenheit mehrfach verlautbart, dass sie die derzeitigen fünf Anstoßzeiten mit der Kernzeit Samstag, 15:30 Uhr, in Ordnung finden. Durch den Wegfall eines weiteren Samstagnachmittagsspiels könnte nämlich die wichtige Konferenz des Abo-Senders in unruhigeres Fahrwasser gleiten. Stattdessen dürfte für Sky eine Erhöhung der Exklusivität von Interesse sein – doch die Abschaffung der ARD-Sportschau würde die Bevölkerung wohl erzittern lassen ... alles also gar nicht so einfach.

Wie läuft es denn im Ausland?

Die Hälfte der TV-Einnahmen geht in England zu gleichen Teilen an die 20 Premier-League-Klubs, jeweils 25 Prozent hängen von Tabellenplatzierung und TV-Präsenz ab.

für die Intensiv-Vermarktung der Bundesliga treue und für die Stimmung wichtige Stadionbesucher mit fanunfreundlichen Anstoßzeiten verprellt werden? Und das nur, damit sich Bayern, Leverkusen oder andere deutsche Klubs in den europäischen Wettbewerben eine Runde weiterwursteln? Die Schere zwischen Bundesliga und dem Rest von Fußball-Deutschland würde sicher zusätzlich auseinandergehen. Und ob sich tatsächlich die befürchtete Massenbewegung deutscher Fußballtalente in Richtung Insel in Gang setzen wird, darf zumindest bezweifelt werden. Immerhin gibt es ja bereits seit Längerem eine finanzielle Diskrepanz zwischen Bundesliga und Premier League.

Was will man verändern?

Kommt man aber zum Schluss, dass man den Spieltag aus finanzieller Sicht tatsächlich umgestalten sollte, so hat Wolfsburgs Manager Klaus Allofs gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bereits die richtigen Worte gefunden: „Wenn es in England möglich ist, so viel Geld zu generieren, muss es in Deutschland auch möglich sein. Das ist es derzeit aber nicht. Also müssen wir uns überlegen, was wir verändern können.“ Welche Veränderung macht also Sinn? Fakt ist zum einen, dass die englische Pay-TV-Landschaft mit derjenigen hierzulande nicht vergleichbar ist: Während auf der Insel gut 15 Millionen Abonnenten das Leder am Bildschirm verfolgen, sind es in Deutschland gerade einmal deren vier. Zudem hatte Premier-League-Boss Richard Scudamor das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite, als sich Sky und British Telecom im Bieterstreit bis auf 6,9 Milliarden Euro hochächzten, um 504 der

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In den anderen großen europäischen Ligen sind Salami-Spieltage längst Realität. Kaum noch jemand stört sich in Spanien an den dortigen hauchdünnen Chorizo-Scheibchen: zehn Spiele – zehn Anstoßzeiten. Dennoch wurmte auch Espanyol-Präsident Joan Collet die Kunde aus England: „Jeder Verein aus der Premier League kann unsere Spieler kaufen, indem er einfach das Gehalt verdoppelt“, graut es Collet, der eine Umverteilung der spanischen TV-Gelder fordert. In Frankreich liegt die Kernzeit mit fünf parallel stattfindenden Spielen auf Samstag, 20 Uhr. Der Termin ist den französischen Fußballfans recht, nur werden die zu verlegenden Spiele leider recht kurzfristig angesetzt – woran sich auch Guingamp-Anhänger Guy Carabeuf stört: „Auswärtsspiele zu planen, ist bei unseren teils langen Anfahrten schwierig“, sagt der Bretone. „Für ein Spiel in Nizza hatte ich bereits ein Flugticket gebucht – als das Spiel aus TV-Gründen verlegt wurde. Da steht man natürlich richtig bescheuert da.“ Dass ihm die Anreise zum Superpokal-Endspiel mit Teilnahme seines Klubs ebenfalls nicht leicht gemacht wurde, nimmt er gelassen: 2011 ging es als Pokalsieger nach Kanada, drei Jahre später nach China. Komplett auf den Freitag verlegt wurde vor einigen Jahren die 2. Liga, die früher am Samstag kickte – auf Geheiß des katarischen Senders beIN Sports. Und auch in Bella Italia wurden die Spieltage mittlerweile in kleinere Appetithäppchen zerlegt. Zu dieser Saison hat es nun die Serie C (Lega Pro) erwischt, wie Henning Tatje, treuer Fan des AC Cesena, zu berichten weiß: „Die dritte Liga musste bis dato nur mit ein, zwei Spielen vom in Italien angestammten Sonntag rücken. Nun spielt man am gesamten Wochenende zu jeder Tagesund Abendzeit.“ Immerhin bleibt für die Serie A noch ein kleinerer Kernspieltag am geliebten Sonntag um 15 Uhr. Gegen das Mittagsspiel laufen die Fans allerdings Sturm: „Wir essen um 12:30 Uhr“, prangt es von Fan-Bannern.

„Wir essen um 12:30 Uhr.“


Anstoßzeiten

Ein Tipp zum Schluss

Gary Kendall, Anhänger des englischen Premier-LeagueKlubs Liverpool FC, fühlt sich auf andere Art „entwertet“: „Mein großes Ziel war es, in sieben Tagen sieben Spiele auf sieben Plätzen zu verfolgen. Bei der Euro 2004 in Portugal schaffte ich es endlich – heute kann ich nahezu jede Woche im Umkreis von 50 Kilometern um Liverpool herum die Serie vollmachen.“ Kendall fehlt zudem die magische Fünf-Minuten-Zusammenfassung aller Sportergebnisse quer durch die Ligen, die er auf dem Heimweg von Anfield über Mittelwelle verfolgte. Zwar sieht er auch im Fernseh-Marathon etwas Gutes: „So können zum Beispiel auch in Südafrika Menschen meinen Klub verfolgen, die ansonsten nicht die Möglichkeit dazu hätten.“ Doch wiege dies die Nachteile der heimischen Fans nicht auf. Ein simples und gleichzeitig schwer umzusetzendes Rezept kann er verärgerten Fans abschließend auf den Weg geben: „Bleibt zu Hause, und schaut Fernsehen – nur dann wird sich etwas ändern.“ |

Leere Stadien in der Zukunft? Eine weitere Aufweichung der Spieltage, könnte negative Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen haben.

Anstoßzeiten in den großen europäischen Ligen Liga

Freitag

20:30

20:30

Samstag

Sonntag

Montag

13:45 16:00 18:30

14:30 17:00

21:00

17:00 20:00

14:00 17:00 20:00

Bei den Franzosen geht es in der Ligue 1 vorwiegend abends zur Sache. Die Kernspielzeit: Samstag, 20 Uhr

18:00 20:45

12:30 15:00 18:00 20:45

Noch steht zumindest in der italienischen Serie A der beliebte und traditionelle Sonntagnachmittag als Kernspielzeit

16:00 18:00 20:00 22:00

12:00 17:00 19:00 21:00

15:00 18:30

15:30 17:30

20:30

Vergleichbar mit der Bundesliga, allerdings rollt in der Premier League montags anstatt freitags der Ball - und Samstagmittag

Chorizo-Scheiben hauchdünn in der Primera División: Auch zehn verschiedene Anstoßzeiten kommen nicht selten vor Mit neun Spieltags-Paarungen eine weniger als in England, Frankreich, Italien oder Spanien

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SPIELFELD


U23

Von Andreas Kloß· Foto: Witters

Zwei Gesichter Die U23 hat die Hinrunde ungeschlagen als Tabellenerster beendet. Dann folgte der Einbruch, der erst nach elf sieglosen Spielen gestoppt werden konnte. Der Bericht einer langen Durststrecke. 14.02.2015 HSV (A) – VfL Wolfsburg II 1:3 (1:1) Tor: 1:0 Beister Der Wolf hetzt die Meute, denn während die erste Mannschaft in München knapp mit 0:8 unterging, unterlag die U23 vor 325 Zuschauern mit 1:3 gegen die Zweite aus Wolfsburg. Nach langer Verletzungspause war Maxi Beister endlich mal wieder auf dem Platz zu sehen und schoss die Rothosen bereits nach 10 Minuten mit 1:0 in Führung. Leider fiel im Gegenzug bereits der Ausgleich, ehe Adomah die Wölfe mit einem Eigentor kurz nach der Pause auf die Siegerstraße brachte. Das 1:3 kurz vor Schluss fiel dann auch nicht mehr ins Gewicht. 22.02.2015 Lüneburger SK Hansa – HSV (A) 3:1 (0:1) Tor: 0:1 Arslan Auch eine 1:0-Halbzeitführung reichte nicht, um in Bardowick gegen den LSK Hansa zu gewinnen. In Bardowick spielt der LSK aktuell, weil das altehrwürdige Stadion Wilschenbruch nach einem Konkurs in 2011 „verwertet“ wurde und abgerissen wird. Bitter! Immerhin sind die Zuschauer dem LSK einigermaßen verbunden geblieben, denn 1.507 Fans besuchten dieses Spiel. Nach der mittlerweile fünften Niederlage unserer Amateure am Stück war auch die Tabellenführung futsch, die endgültige Entscheidung besorgte dabei übrigens Ex-HSVer Moslehe kurz vor Schluss. 07.03.2015 „st.p….“ – HSV (A) 3:1 (2:0) Tor: 2:1 Charrier Nur 319 Zuschauer sahen dieses „kleine Derby“ in Norderstedt, wo der „stolze Stadtteilverein“ mittlerweile seine Heimspiele austrägt. Nach dem Anschlusstreffer drängten die Amas auf den Ausgleich, aber

wieder sorgte mit Bergmann ein Ex-HSVer kurz vor Schluss für die Entscheidung. 14.03.2015 HSV (A) – Eintracht Braunschweig II 0:0 Endlich spielten die Amas mal nicht zeitgleich mit den Profis. Leider ist der „Zuschauer-Boom“ der Hinrunde zusammen mit der überragenden Siegesserie verschwunden, denn gegen den kleinen BTSV verloren sich gerade mal 250 Zuschauer ins weite Rund an der Hagenbeckstraße. Schade. Nach einer guten ersten Halbzeit und ein paar guten Torchancen verflachte das Spiel nach der Halbzeit leider deutlich, so gab es am Ende „nur“ einen Punkt nach zuvor sechs Niederlagen in Folge. 21.03.2015 Schwarz-Weiß Rehden – HSV (A) 2:0 (2:0) Wieder keine Tore: Einen Tag nach der Heimspielniederlage der Bundesliga-Mannschaft gegen Hertha BSC Berlin ging es mal wieder alleine ins knapp 200 Kilometer entfernte Rehden. Hier war das 0:1 unter den 500 Zuschauern natürlich ebenfalls Gesprächsthema Nummer eins, und auch die Amas schienen davon angesteckt worden zu sein, denn bereits nach 15 Minuten führte Rehden mit 2:0. In der Folgezeit spielten unsere Jungs zwar engagierter und besser und hatten auch eine Hand voll guter Torchancen, aber Zählbares sprang weder nach noch vor dem Wechsel heraus, sodass Trainer Petrowsky anschließend von einem verdienten Sieg der Heimmannschaft sprach. 04.04.2015 BV Cloppenburg – HSV (A) 3:1 (1:0) Tor: 3:1 Masek Eigentlich sollte dieses Spiel am Mittwochabend stattfinden, der Wettergott machte meinem Urlaubsplan aber einen Strich

durch die Rechnung, er ließ das Spiel auf Sonnabend verschieben – gleichzeitig mit dem Spiel der Profis in Leverkusen. Ärgerlich, denn nach der Verletzung von Trainer Petrowsky verpasste man so das erste Spiel unter Neu-alt-immer-mal-wieder-Trainer Cardoso, der die Mannschaft bis Saisonende übernahm. An dieser Stelle natürlich schnelle Genesung und alles Gute an Daniel Petrowsky! Leider schaffte es aber auch Cardoso nicht, das Team vor 407 Zuschauern beim Tabellen-Vierzehnten auf Sieg zu programmieren. Erfreulich immerhin, dass Cigerci nach langer Verletzungspause mal wieder auf dem Platz stand. 11.04.2015 Hannover 96 II – HSV (A) 2:3 (0:1) Tore: 0:1 Arslan, 2:2 Gouaida, 2:3 Adomah Ein Wahnsinnsspiel erwartete die 1.400 Zuschauer an diesem herrlich sonnigen Spieltag im Ricklinger Beekestadion. Nach dem von mir vorher angekündigten 0:1 durch Arslan per direktem Freistoß aus knapp 18 Metern drehte Hannover nach dem Wechsel das Spiel innerhalb von acht Minuten: per Elfmeter und Kopfballtreffer. Unnötig, da unsere Jungs eigentlich feldüberlegen waren. „Nicht schon wieder verlieren“, dachte man gerade, da packte der Gouaida mal eben einen raus und schlenzte die Kugel aus knapp 20 Metern von halbrechts ins lange Eck. Sensationell. Und nur zwei Minuten später macht Adomah per Abstauber nach tollem Solo und Schuss von Arslan sogar noch den 3:2-Siegtreffer, ein Wahnsinn. Hannover, ab der 80. Minute in Unterzahl, hatte dem dann nicht mehr viel entgegenzusetzen, am Ende ein verdienter Auswärtserfolg vor einer sehr stimmungsvollen Kulisse. Fußball, Sonne, Bratwurst, Bier (na gut, Cola light) und einen Auswärtssieg – was will man mehr? |

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VEREIN

Von Axel Formeseyn · Fotos: Witters

Niveau, weshalb, warum? Axel Formeseyn blickt zurück auf die Mitgliederversammlung im Januar und sagt ganz nebenbei, warum es seiner Meinung nach nicht besser wird mit dem Hamburger SV.

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ir HSVer sind ja grundsätzlich sturmerprobt und können fast alles. Vor allem fast alles ertragen. Wenn wir HSVer aber eines ganz besonders gut können, dann das: in Extremen leben. Wie sang schon Harald Juhnke: „Barfuß oder Lackschuh, so geht es bei mir zu, nie die goldene Mitte, immer volles Risiko!“ Jawoll, Harald, da finden wir uns doch wieder! Ausgeglichen sein, Dinge konstruktiv kritisieren, miteinander sachlich diskutieren, ohne sich Honig um den Bart zu schmieren oder sich mit Dreck zu bewerfen? Nicht mit uns! Hier, beim HSV ist seit Jahr und Tag entweder alles geil oder alles scheiße. Dazwischen gibt es nichts. Leider. Und den Beweis dafür lieferte einmal mehr die Mitgliederversammlung Anfang des Jahres. Ich selber watschelte am Morgen jenes 25. Januars mit dem festen Vorsatz zum Congress Centrum Hamburg (CCH), ausnahmsweise mal die Klappe zu halten. Ich wollte mich entspannt zurücklehnen und nur zuhören. Keine Aufregung, kein StichwörterGekritzel vor dem Gang zum Rednerpult, kein anschließendes Rangeschmeiße von mir unbekannten HSVern und keine Ablehnung von alten Weggefährten. Schön Füße hoch, und dann lass mal die anderen meckern. Dachte ich mir. Nur: Es meckerte keiner. Obwohl es so viele gute Gründe gegeben hätte.

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Es war die erste HSV-Mitgliederversammlung nach der sogenannten Strukturreform, und ich hatte keine größeren Erwartungen. Nur zwei Dinge lagen mir am Herzen: Die vernünftige Verabschiedung, trotz aller berechtigter Kritik in der Vergangenheit, der ausscheidenden Vorstandsmitglieder. Und die Hoffnung, dass der verbliebene Vorstand in einer kurzen Stellungnahme das Thema Fan-Anleihe selbstkritisch aufgreift. Wo ist denn bitte die ganze Kohle geblieben? Abgesehen davon haben viele engagierte Mitglieder mit Sicherheit erwartet, dass nach dem aufsehenerregenden Polizeieinsatz im Block 22 C beim letzten Bayern-Heimspiel der Vorstand das Thema aufgreift. Irgendwas muss da doch kommen? Was auch immer! Hatten schließlich alle HSVer live und in Farbe mitbekommen. Da würde man ja seitens der Vereinsführung nicht so ignorant sein, das Thema komplett auszusparen. Machen wir es kurz. Beim Pleiteklub und Abstiegskandidaten HSV herrschte Friede, Freude, Eierkuchen. Okay, okay, ich sehe es ja genauso wie viele unter uns. Auch ich vertraue Dietmar Beiersdorfer und lausche andächtig seinen Worten. Und ja, auch ich freue mich über die Rückbenennung der HSV-Spielstätte in „Volksparkstadion“. Und ja, auch ich brauche hin und wieder etwas Harmonie. Und doch hätte es reichlich Kritik geben dürfen an jenem Sonntag im Januar. Doch in Sachen Kritik kam gar nichts. Null. Zero. Nada. Niente.

Keine Verabschiedung für Oliver Scheel, Vorstand für Mitgliederbelange, und kein Wort zur Fan-Anleihe. Vom Polizeieinsatz und dem damit verbundenen Rückzug der „Chosen Few“ ganz zu schweigen. Ohne meine entspannte Grundhaltung an diesem Tag wäre ich wahrscheinlich ausgerastet, an Ort und Stelle, im Oberrang des CCH. Aber, wie gesagt, ich war und bin offenbar schon länger nicht mehr so recht beim HSV. Zu oft mit dem Kopf durch die Wand und gegen die Tischplatte, das hinterlässt irgendwann eben doch Spuren. Der Ort, an dem mir bewusst wurde, dass hier erneut Grundlegendes schief gelaufen war, das war die S-Bahn Richtung Altona. Dort saß ich spätnachmittags, auf dem Heimweg, inmitten von Touristen, Besoffenen und anderen Dödels und ärgerte mich, dass ich bei der Versammlung nicht aufgestanden war und rumgepöbelt hab‘. Ich Trottel. Man mag von Oliver Scheel halten, was man will. Ihn aber nach so vielen Jahren Vereinstätigkeit für den HSV derart niveau- und geräuschlos zu verabschieden, das ist so schwach und einfach nur zweitklassig. Wenn überhaupt. Und dann die Sache mit der Neuausrichtung in Sachen „Campus“. Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich mag Alexander Otto. Ich mag den richtig gerne und ich finde toll, was er macht. Das finden alle anderen auch. Besonders während der Mitgliederversammlung. Alle jubelten und klatschten. Und


Jahreshauptversammlung


VEREIN

Retter in der Not: Der ehemalige HSV-Aufsichtsrat Alexander Otto fördert das Campus-Projekt mit einer Spende in Höhe von zehn Millionen Euro.

auch ich jubelte und klatschte. Bis mir klar wurde – der HSV hat mal wieder mehr Glück als Verstand. Zum wiederholten Male ist ein Retter eingesprungen, um den handelnden Personen den Popo zu retten. Vielen Dank dafür, Herr Otto! In der S-Bahn ist mir dann noch was ganz anderes klar geworden: Wie viel unglaublicher es doch ist, dass während einer HSV-Mitgliederversammlung keine kritische Nachfrage gestellt wird, was eigentlich der scheidende und nicht scheidende Teil des Vorstands dazu zu sagen hat, dass es überhaupt des Geldes Externer bedarf, den Campus zu stemmen, wo doch eigent-

um unseren Klub irgendein Verantwortlicher hinstellt und sich erklärt und einfach mal sagt: „Wisst ihr was? Es tut uns leid. Wir haben Mist gebaut. Eure Kohle ist futsch.“ Dass eine solche Erklärung auf einer Mitgliederversammlung ausbleibt, ist in meinen Augen so dermaßen zweitklassig und provinziell, dass ich hiermit und an dieser Stelle aufhöre, daran zu glauben, dass sich jemals in diesem Verein auch nur eine Kleinigkeit zum wirklich fundamental Besseren wendet. Wen wundert es da noch ernsthaft, dass auch kein Wort zum Rückzug der sicher überkritischen und un-

„Es tut uns leid. Wir haben Mist gebaut. Eure Kohle ist futsch.“ lich bereits vor Jahren reichlich Asche von Fans eingesammelt worden war, um genau das zu tun. Ich meine, ich habe schon begriffen, dass die Kohle weg ist, dass damit Löcher gestopft werden mussten und so. Schon klar. Aber ich hätte mir zumindest gewünscht, dass sich da endlich mal einer von den „Machern“ hinstellt und sich ganz einfach entschuldigt. Ich hätte mir gewünscht, dass sich nach all den Demütigungen und Misserfolgen und Negativschlagzeilen und vereinspolitischen Wirren und wirtschaftlichem Versagen rund

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bequemen, aber doch stets voller Herzblut agierenden Fangruppierung „Chosen Few“ gefallen ist. Dabei wird bei jedem einzelnen, trüben HSV-Heimspiel aufs Neue überdeutlich, wie sehr diese Gruppe (nicht nur) stimmungstechnisch fehlt. Besonders aktuell, wo es – welch Zufall – sportlich mal wieder so gar nicht laufen will. Klar. Wir können darauf hoffen, dass sich die Atmosphäre im Volkspark auch ohne Ultras wieder bessert und dass sich auch in einigen Jahren noch honorige Personen finden, die diesem Klub den Hintern

retten, wenn mal wieder irgendwas hakt. Und Hoffnung ist ja der treueste Begleiter eines jeden HSVers. Von daher können wir gar nicht anders, als zu hoffen. Aber wisst ihr was? Ich mag nicht mehr hoffen. Denn wenn ich es auch nicht mit Sicherheit weiß, so ahne ich doch, dass es wieder nicht klappen wird mit dem einmal mehr „neuen HSV“. Und ich sage euch auch warum: Weil wir grundsätzlich – wie auch immer wir uns im letzten Mai aufgestellt haben mögen – keinen Erfolg haben werden und diesen auch nicht verdient haben, so lange wir es nicht hinbekommen, in diesem Klub ehrlich, selbstkritisch und doch respektvoll miteinander – auch mit Andersdenkenden – umzugehen und das größte Potenzial zu nutzen, das immer noch durch die Mitglieder (zumindest vielen von ihnen) eingebracht wird: Herzblut für den HSV. Auch wenn es wehtut. Und dann noch das: Mein persönlicher – nach wir vor freundschaftlicher – Dank gilt Oliver Scheel für all das, was er für den HSV in all den Jahren geleistet hat und von dem leider nur die Wenigsten wissen. Du hättest einen würdigeren Abschied verdient, Oli. Mein harter Respekt gilt den Ultras der „Chosen Few“ für das, was sie nicht nur stimmungstechnisch für den HSV viele Jahre auf die Beine gestellt haben. Mag ich auch nicht alles vorbehaltlos geil finden, was ihr macht und wofür ihr steht, und finde ich euren Rückzug aus der Kurve auch ein wenig zu selbstverliebt, so fehlt ihr halt doch. |


Typisierungsaktion

Von Kathrin Ehrcke

Bin ich dein Typ? HSV-Fan Simon ist an Leukämie erkrankt. Vor dem Heimspiel gegen Augsburg führte der HSV eine Typisierungsaktion durch. Kathrin Ehrcke berichtet von den Vorbereitungen.

H

ermann Rieger hat oft zu mir gesagt: „Mädel, wann machen wir so etwas mal bei uns?“ Eine Typisierungsaktion im Stadion. Bei UNS. Genau darin lag mein Problem. Nach den Querelen der letzten Jahre war es nicht mehr da, dieses Wirgefühl, die Zugehörigkeit zu meinem Verein. Meine Emotionen im Stadion glichen in etwa denen bei meiner Steuererklärung. So fiel der Gedanke erstmal unter den Tisch. Und dann kam HSV-Fan Simon. Einer von uns, an Leukämie erkrankt. Seit Wochen auf der Suche nach seinem „genetischen Zwilling“, der ihm die lebensrettenden Stammzellen spenden würde. Ein Kämpfer, von dem wir uns alle eine Scheibe abschneiden könnten. Und plötzlich war uns klar: Wir müssen etwas machen! Nicht nur für ihn, auch für alle anderen Erkrankten. Der Supporters-Club war sofort an Bord (An dieser Stelle muss ich Oliver Peters und Tim-Oliver Horn erwähnen. Es helfen wirkliche alle, aber diese beiden legen für die Aktion auch schon mal ein paar Sonderschichten ein!). Es wurde sich für das Spiel gegen Augsburg entschieden, eine frühere Ausrichtung wäre organisatorisch nicht möglich gewesen. Weiter entschieden wir uns, die Aktion gemeinsam mit der Uniklinik Hamburg-Eppendorf durchzuführen. Das UKE und den HSV verbindet eine langjährige Partnerschaft und dies ist schließlich eine Hamburger Geschichte. Das UKE fand die Idee großartig! Fehlte noch das OK von Stadionmanagement und AG. Ganz ehrlich? Ich hatte mit einer Absage

Aktion für Simon – aber auch für viele andere Betroffene.

gerechnet. Eine Art „Wir finden die Idee ja ganz gut, aber wir haben gerade wirklich andere Sorgen“. Irrtum! Das von mir erwartete Topfschlagen im Minenfeld blieb aus, wir rannten offene Türen ein. Hilke an Bord. Krägel an Bord … und allen voran Dietmar Beiersdorfer, der sich als allererstes dann auch gleich mal typisieren ließ. Leinen los! Hinter und vor uns: jede Menge Arbeit. Werbung und Aufklärung (ein Kampf gegen Vorurteile zum Thema Stammzellspende), Logistik , Personalplanung. Eine Typisierungsaktion bei einem Bundesligaspiel ist absolut nicht einzuschätzen, daher ist die tatsächliche Durchführung nicht so einfach. Kamen bei Schalke gegen Leverkusen 500 Leute zur Aufnahme ins Stammzellspenderegister, waren es beim Zweitligisten Union Berlin ganze 1.800. Seither schwirrt bei uns die irreale aber wünschenswerte Zahl 1.887 herum. Das wäre

championsleague-reif und was ist schon schöner, als international zu spielen!? Bei 57.000 Menschen mögen 1.887 wenig klingen, ist es aber nicht. Zumal eine Typisierung das UKE ca. 50,00 EUR kostet. Man rechne mal bei 1.887 Neutypisierungen … wie kriegen wir die HSVer also dazu a) sich typisieren zu lassen und b) Geld zu spenden? Besonders jetzt, da sich aufgrund der Tabellensituation die Laune der meisten am Gefrierpunkt befindet? Wir stehen kurz vor dem Nordderby auf einem direkten Abstiegsplatz. Nächste Woche soll die Aktion stattfinden. Zugegeben: Ich schlafe schlecht. Was, wenn wir am Wochenende den Durchbruch nicht schaffen? Vergessen wir etwas bei der Organisation? Hinter den Kulissen – für mich seit Jahren gefühlt zum ersten Mal – alle HSVer in einem Boot. Und irgendwo da oben sitzt dann Hermann und streckt uns seinen Daumen entgegen … |

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VEREIN

Von Mathis Paus · Foto: Witters

„Für mich gibt es nur einen HSV“ Für Jens Meier steht fest: Verein und AG müssen zusammenspielen. Im Interview spricht der HSV-Präsident über die ersten Wochen im Amt, sein Verhältnis zu Dietmar Beiersdorfer und die Rolle des Supporters Club. Herr Meier, im Januar wurden Sie zum Präsidenten gewählt. Wie waren die ersten Wochen im Amt? Nennen wir es mal die Einarbeitungsphase. Es galt, möglichst alle Mitarbeiter zügig kennenzulernen, sich einen Überblick zu verschaffen und anstehende Dinge des Tagesgeschäfts abzuarbeiten. Zudem haben wir die Aktivitäten im Präsidium aufgeteilt und Prioritäten für die Zukunft gesetzt. Das Hauptproblem ist natürlich, dass man nicht gleich überall und auf „allen Hochzeiten“ tanzen kann, und man merkt auch, dass die Stimmung, egal ob intern oder extern, stark davon abhängig ist, wie die Fußball-Bundesliga-Mannschaft gerade gespielt hat. Einen tollen sportlichen Erfolg durfte ich schon persönlich miterleben, nämlich den Vizemeister-Titel unserer Rollstuhlbasketballmannschaft beim Final-Four am 29. März. Eine super Leistung unseres Teams. Es gab keinen Wahlkampf um Ihren Posten. Sie waren der einzige Kandidat. Können Sie Mitglieder verstehen, die sich im Vorfeld für eine echte Wahl stark gemacht haben? Ich kann sie sehr gut verstehen. Ich war selber nicht glücklich über das Verfahren, aber es war durch die Mitgliederentscheidung vom letzten Mai so vorgegeben. Ich bin der Meinung, wir sollten die Satzung dahin gehend anpassen, dass es

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zumindest die Chance auf mehrere Kandidaten pro Amt gibt. Wichtig ist aber vor allem, gerade im ehrenamtlichen Bereich, dass sich immer ein gutes Team findet, welches sich gegenseitig ergänzt, aber auch mal ersetzen kann. Das funktioniert in der jetzigen Besetzung zusammen mit Henning Kinkhorst und Dr. Ralph Hartmann ausgezeichnet. Hätte es Konkurrenz gegeben, was hätte in Ihrem Wahlprogramm gestanden? Der e. V. und die Fußball AG müssen immer als eine Familie angesehen werden. Für mich gibt es nur einen HSV, und dafür trete ich ein. Für unseren e. V. lege ich Wert darauf, dass wir solide und transparent führen, das heißt die Finanzen müssen wir nachhaltig im Auge haben und dabei gleichzeitig in notwendige Dinge investieren. Eine ganz wichtige und zentrale Bedeutung spielen dabei die Supporters sowie die fördernden Mitglieder, Menschen mit der Raute im Herzen, die die Aktivitäten unseres Vereins unterstützen. Sie kennen den Hamburger SV bereits aus einer anderen Perspektive. Hilft Ihnen die vorherige Zeit im Aufsichtsrat des „alten HSV“ in Ihrer neuen Funktion? Das hilft mir sehr. Ich bin sicherlich einer der wenigen, der die Ausgliederungsunterlagen vollständig gelesen hat und somit auch deren Schwächen kennt, die

es noch abzurunden gilt. Darüber hinaus kenne ich natürlich viele handelnde Personen, die wesentlichen Sportstätten und deren Zustand sowie die Finanzen sehr gut. Als Präsident des e. V. sitzen Sie erneut in diesem Kontrollgremium. Was ist jetzt anders? Ich bin jetzt einfaches Mitglied des Aufsichtsrats einer AG und habe bisher erst an einer Sitzung teilgenommen. Ich bin herzlich aufgenommen worden. Bisher erkennbarer wesentlicher Unterschied ist: Es gibt deutlich weniger Sitzungen. Das dürfte Ihnen als dreifacher Familienvater und in Ihrer Funktion als Hafenchef entgegenkommen. Wie schaffen Sie es dennoch, Ihrem Ehrenamt beim HSV gerecht zu werden? Leidenschaft und Gesundheit müssen vorhanden sein, aber vor allem muss die Familie ihr Okay geben und sich auch dafür interessieren. Da wir alle HSVer sind, lässt sich das Ganze ganz gut verbinden. Zu Fußballspielen gehen wir meist alle gemeinsam. Präsidiumssitzungen machen wir in der Regel ein bis zwei Stunden vor dem Spiel, sodass es in den Ablauf integriert ist. Beim Rollstuhlbasketball war beispielsweise mein Sohn auch dabei – das heißt, wir sind alle ein wenig sportverrückt, so lässt es sich vereinen.


Jens Meier

Ein Verein wie der HSV kann kaum von einem komplett ehrenamtlichen Präsidium geführt werden. Wie wird sich die operative Struktur des e. V. verändern? Stichwort hauptamtlicher Geschäftsführer. Eine unserer bisher wichtigsten Aktivitäten war, die hauptamtliche Geschäftsführerposition zu besetzen, da man einen so großen Verein nicht vollständig ehrenamtlich führen kann. Wir hatten über 500 Bewerbungen und hoffen, dass wir in den nächsten Tagen das Ergebnis unseres Auswahlverfahrens bekannt geben können. Es war im Zuge der Ausgliederung häufig davon die Rede, dass selbige den e. V. langfristig vor einer Insolvenz absichern würde. Wie ist es um die Finanzen des ­ e. V. nach der Ausgliederung bestellt? Dem Verein geht es aktuell wirtschaftlich gut, und diesen Zustand gilt es zu

stabilisieren. Gelder, die eindeutig dem e. V. gehören, wurden bei der Ausgliederung auch an den e. V. überwiesen. Verbindlichkeiten, die im Zusammenhang mit den Anleihen standen, wurden auf die AG übertragen. Hier gibt es jedoch noch das Nachhaftungsrisiko, das gesetzlich nicht auszuschließen war. Das heißt im Klartext: Geht die Fußball AG in die Insolvenz, haftet der Verein weiterhin mit. Wie funktioniert die bisherige Zusammenarbeit mit der AG? Dietmar Beiersdorfer und ich pflegen einen regelmäßigen Austausch, unsere Zusammenarbeit läuft sehr vertrauensvoll und ausgezeichnet. Wir haben beide das Interesse, den HSV auch weiterhin als eine Familie zu sehen und eruieren gerade, wie wir diesen Zusammenhalt weiter verstärken können.

„Unser Ziel sollte es sein, dass der HSV mehr als 100.000 Mitglieder vereint!“

Wie beurteilen Sie die Rolle der größten Abteilung des HSV, der Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters Club? Die Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters Club ist der größte Bereich im HSV e. V. und stellt das wichtige Bindeglied zwischen dem Verein und dem Profifußballbereich dar. In konstruktiven Gesprächen sind wir gerade gemeinsam mit Dietmar Beiersdorfer dabei, ein ganzheitliches Konzept zu erstellen. Einige Dinge bedürfen der Neuausrichtung oder der Wiederbelebung nach der Ausgliederung. Die Unterstützung von Nachwuchssportlern, aber auch von Sportarten, die sich als Sparte nur schwer selbst finanzieren können, sollten, neben dem Profifußball, im Fokus stehen. Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, dass der HSV mehr als 100.000 Mitglieder vereint, auch wenn das bei der aktuellen Situation der Profifußball-Mannschaft schwerfällt. |

Zur Person: Jens Meier ist 1966 in Hamburg geboren. Der dreifache Familienvater ist seit Januar Präsident des Hamburger SV, besitzt aber auch einen Aufsichtsratssitz in der Fußball AG des HSV. Hauptberuflich ist Meier Chef des Hamburger Hafens, eine der größten Warendrehscheiben Europas.

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VEREIN HSV-S ERIE:

ALLE AUSSES FUSSI R !

Von Johannes Kühner

Zeit, dass sich was dreht Die Kneipe als Stadion: Hamburgs Tischfußball-Szene ist allgegenwärtig. Seit 2013 hat auch der HSV eine Abteilung. Deren Gründer Henning Ramcke zeigt bei einem Probetraining ein paar Techniken.

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er mit Henning Ramcke über die Reeperbahn geht, der gerät in eine Welt, in der Männer an Stangen über Tische tanzen. Aber halt: Hier geht es nicht um Sex und Erotik – sondern um Tischfußball. Ramcke deutet mal auf diese, dann auf jene Kneipe – und kategorisiert sie nach der Qualität ihrer Tische. Fazit Nummer eins: Fast jede Kneipe in den Seitenstraßen der sündigen Meile hat einen guten. „Sonst würde niemand reingehen.“ Und zwar wegen Fazit Nummer zwei: Hamburg hat eine riesige Tischfußball-Szene. Selbst die erst junge Abteilung des HSV – 2013 gegründet – hat mit knapp 70 Mitgliedern schon fast halb so viele wie der Bremer Tischfußballverband mit allen Mannschaften zusammen (159 Spieler). Wie unscheinbar der Liga-Betrieb abläuft, zeigt sich in der Bar „Parzelle“. Ein DJ legt Musik auf, es gibt Bier und Cocktails. Eine ganz gewöhnliche Kneipe auf der Reeperbahn eben. Doch am Tisch in der Ecke stehen nicht irgendwelche Hobbyspieler – inmitten des abendlichen Trubels tragen zwei Teams gerade eine Partie um die Hamburger Meisterschaft aus. Henning Ramcke hat die TischfußballSzene 2007 ins Laufen gebracht. Der Geschichtsstudent und HSVer führte damals Tischfußball-Kurse beim Hochschulsport der Universität Hamburg ein und gründete den Hamburger Tischfußball-Verband. Die Abteilung des HSV hob er 2013 aus der Taufe – neben Hannover 96 und FC St. Pauli

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Reich an Tricks: Henning Ramcke, Abteilungsleiter Tischfußball.

der einzige Bundesligist mit einer Tischfußball-Abteilung. Das passt zu Ramckes Konzept: „Ich möchte Tischfußball über den Anschluss an Vereine bekannt machen. Da steckt eine Fanbase, die sich mit dem Team identifiziert.“ Das Training steigt in Norderstedt. Innerhalb kürzester Zeit zeigt der Kicker-Profi auch Gelegenheitsspielern, worauf sie sich beim nächsten Kneipen-Spiel konzentrieren sollten. Solche Tricks am Tisch draufzuhaben und andere zu beeindrucken, zum Beispiel am Tisch im Sportpub „Tankstelle“ – das ist ja dann doch ganz schön sexy. |

Trainingszeiten Lust bekommen? Die HSV-Tischfußballer trainieren jeden Dienstag von 18.00 bis 21.00 Uhr im Sportzentrum Norderstedt. Dort zeigt Henning Ramcke die hier beschriebenen Tricks in der ersten Trainingseinheit. Kontakt: training@hsv-tischfussball.de


Tischfußball im HSV

Tischfußball-Basics Theorie

Wahrscheinlichkeiten: Der angreifende Spieler hat immer eine Einschussmöglichkeit mehr, als der Abwehr zur Verfügung steht, um dieses Tor zu verhindern. Das Ziel der Abwehr ist es, dem Stürmer die für ihn schwierigste Lücke (Tischfußballer sagen: Kanal) offenzulassen. Spielanalyse: Viele Kneipenspieler beherrschen nur einen Trick. Wer diesen enttarnt, muss nichts weiter tun, als diesen

Abwehrtaktiken „Als Abwehrspieler ist man Elfmeterkiller: Eigentlich hat man eh keine Chance. Aber ich versuche, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass mein Gegner nicht trifft.“ So beschreibt Henning Ramcke die Aufgabe der Abwehr. Möglichkeiten: »» Liegt der Ball unter dem Fuß des Stürmers eingeklemmt, kann gar kein direkter Geradeaus-Schuss als Abroller aufs Tor erfolgen (siehe Grafik 1). Um geradeaus zu schießen müsste der Gegner auf eine andere Schussvariante ausweichen. Bedeutet: Abwehrspieler können den Geradeaus-Schuss zunächst offen lassen und die – in diesem Moment – wahrscheinlicheren Schuss-Optionen abdecken.

Mittelfeld

Was nur mache ich mit dem Mittelfeld? Dazu zwei Tipps: »» An der Bande muss eine einzige gegnerische Figur den größten Raum auf der gesamten Spielfeldbreite allein abdecken; im Zentrum schaffen es immer zwei Figuren in eine Lücke. Deshalb ist an der Bande die Chance

Trick immer wieder mit derselben Taktik abzuwehren und seinen Gegner zu anderen Schüssen zu zwingen. Bedeutet: Während eines Spiels geht es dauernd darum, vorherige Spielzüge zu analysieren. Körperhaltung: Wie beim Boxen. Die Füße stehen leicht der Angriffsseite zugeneigt. Handhaltung: Der Daumen ist auf derselben Seite wie die Finger.

Spielfeldmarkierung: Eine imaginäre Linie von den Schnittstellen des 16-MeterRaums mit dem 11-Meter-Kreis zum Tor markiert die Linie, über die ein gerader Schuss direkt neben dem Pfosten im Tor landen würde. Weitere Tipps: www.kickern-hamburg.de/guide |

1 »» Rechts lang und Zieher/Schieber (siehe S. 54) lassen sich am besten durch gleichzeitige Bewegung von Torwart und Abwehrreihe in dieselbe Richtung blocken (siehe Grafik 1); der Jet (S. 54) durch Hinund Her-Bewegen der Reihen in entgegengesetzte Richtungen (siehe Grafik 2). Hat der Gegner den Ball in seiner eigenen Abwehrreihe (siehe Grafik 3), ist der beste Schutz gegen einen Direktschuss, sich als ganzes Team zu positionieren und – außer mit der Dreierreihe – bewegungslos stehenzubleiben: Der Torwart blockiert das kurze Eck, eine Figur der Zweierreihe den nächsten Kanal, das Mittelfeld den Kanal im Zentrum. Die Dreierreihe versucht, die letzten

am größten, den Ball an der gegnerischen Abwehrreihe vorbei zur eigenen Dreierreihe zu bekommen. »» Nur nach vorne schießen genügt nicht: Die eigene Stürmerreihe sollte den Ball zugleich auffangen. Das klappt am besten mit nach vorne gestreckten Füßen der Figuren. Wer seinen äußeren

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beiden Öffnungen durch Mitziehen zu blockieren. »» Der Schuss rechts lang wird am ehesten ins lange Eck gehen; ein Schuss in die Mitte

ist schwieriger. Deshalb: Sicherung der kurzen Ecke und – sofern ein schneller Spielzug kommt – in die lange Ecke hinüberziehen. |

Stürmer an die Bande drückt und durch die gegnerische Mittelreihe dorthin passt, erhöht zudem die Chance, den Ball sicher aufzufangen, weil der Ball nur zu einer Seite wegspringen kann (auf der anderen Seite wird er durch die Bande gehalten). |

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Tischfußball-Basics Schusssysteme

Ein Schusssystem unterscheidet sich von normalen Schüssen, da es von einem Punkt startet und immer mindestens drei Einschussmöglichkeiten hat – denn die Abwehr kann nur zwei Einschussmöglichkeiten gleichzeitig decken.

1. „Rechts lang“-System Bei diesem System hat der ballführende Spieler drei Möglichkeiten, ein Tor zu schießen (siehe Grafik 1): Entweder er macht einen direkten Diagonal-Torschuss durch sofortige Drehung seiner Figuren. Oder der Spieler zieht den Hebel minimal in seine Richtung, bis der Ball genau vor dem Fuß seiner Figur liegt, um ins kurze Eck zu schießen. Oder der Spieler zieht seine Sturmreihe mit Schwung zu sich heran (aus Sicht der Figur: nach rechts) und schießt ins lange Eck (deshalb „rechts lang“). Startposition: Wenn sich der Ball auf der Schnittstelle zwischen 16-Meter-Raum und 11-Meter-Kreis

befindet, klemmt ihn der ballführende Spieler unter den Fuß seines mittleren Stürmers. Schiebt er den Hebel nun in dieser Position bis zum Anschlag an der Bande von sich weg, rollt der Ball automatisch auf die Innenseite des Fußes. Zur Kontrolle: Ein Direktschuss würde diagonal ins Tor fliegen. Ausführung: 1. Der Spieler zieht den Hebel schnell zu sich heran – bis zu jener Stelle, an der er den Ball geradeaus ins Tor schießen möchte (siehe Grafik 1). Der Ball rollt unterdessen von der Innenseite des Fußes unter der Figur hindurch und nimmt Schwung auf, verliert den Kontakt zur

2. „Zieher/Schieber“-System Bei diesem System liegt der Ball neben der Figur und wird durch Ziehen oder Schieben des Hebels bewegt, um dann mit einer schnellen Handgelenk-Drehung ein Tor zu schießen. Startposition: Der Ball liegt links oder rechts neben einer Figur. Diese ist mit dem Oberkörper leicht nach vorne geneigt, der Ball liegt also

3. „Jet“-System

Dieses System ist schnell zu erlernen und sehr effektiv. Ein Schuss erfolgt durch Überschlag einer Figur. Startposition: Der ballführende Spieler klemmt den Ball unter den nach vorne gestreckten Fuß seiner mittleren Figur in der

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etwas hinter der Mittelachse der Stange (siehe Grafik 1). Ausführung: Der ballführende Spieler bewegt seine Figur in jene Richtung, in der er durch eine Lücke senkrecht ins Tor schießen möchte. Nach etwa zwei Dritteln des Weges überholt die Figur den Ball (dieser rollt automatisch weiter), der Spieler holt mit dem Handgelenk Schwung und schießt (der Ball

Dreierreihe. Der Griff liegt auf dem Handgelenk – und zwar so, dass sich die Figur um etwa 360 Grad dreht, wenn der Griff über das Handgelenk in die Hand zurückrollt. Ausführung: Mit Hilfe des Fußes wird von oben leichter Druck auf den

1 Figur, rollt aber selbstständig weiter (siehe Grafik 2). 2. Figur stoppen. 3. Hand öffnen. 4. Hand in einen imaginären Wassereimer tauchen. Dabei rollt der Griff über die Handfläche aufs Handgelenk. Das funktioniert nur, wenn der Daumen auf derselben Seite ist wie die Finger. Die Figur neigt sich nach hinten. 5. Den Griff ruckartig in die Hand zurückrollen lassen, als würde man eine schwere Schubkarre anheben. Der Ball wird mittlerweile wieder vor der Figur angekommen sein. Diese Technik gelingt schon nach wenigen Minuten.

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Wichtig: langsam beginnen, um den Bewegungsablauf zu verinnerlichen. |

1 wird vor der Figur angekommen sein). Damit der Ball geradeaus fliegt, ist eine Gegenbewegung erforderlich (siehe Grafik 2). Das heißt, der Spieler schiebt oder zieht den Hebel kurz vor dem Schuss von sich weg (beim Zieher) oder zu sich heran (beim Schieber). Wichtig bei dieser Schusstechnik ist auch eine gleichmäßige Bewegung: Viele Spieler machen den Fehler, die Figur nach Verlassen des Balls zu beschleunigen. |

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Ball ausgeübt, damit er bei einer Seitwärtsbewegung nicht herausrutscht. Nun wird der Ball in eine Richtung bewegt – oder zur Verwirrung des Gegners immer wieder hin und her. Wenn sich eine Lücke ergibt, lässt der Spieler den Griff ruckartig über sein Handgelenk in die Hand rollen. |

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News

Foto: Marco Kopp

Neues aus dem Klub

Hanseatics wieder da

Auch zukünftig wird der HSV im Baseballsport aktiv sein: Nach dem Weggang der Stealers zum Ende des vergangenen Jahres sind die Hamburg Hanseatics nach neun Jahren zum HSV zurückgekehrt und starteten ab April mit dem Spielbetrieb in der Verbands- sowie in der Bezirksliga. Die Hanseatics hatten 2004 den Baseballsport im HSV gegründet, sich jedoch zwei Jahre später, kurz nach der Aufnahme der Stealers, eigenständig gemacht. Die HSV-Hanseatics kehren geschlossen mit zwei Herren- und einem Nachwuchs­ team zurück, das sich noch im Aufbau befindet. Auch Softball – die Damen-Variante von Baseball – wird es weiterhin geben. Die HSV-Wildcats bleiben nach wie vor im Verein aktiv und wollen gemeinsam mit den Hanseatics den Sport um die kleine Lederkugel voranbringen. Wer die Soft- und Baseballer unterstützen möchte – als Spieler, passives Mitglied (Förderer) oder Sponsor – kann sich an info@hsv-baseball.de wenden. |

Erste Frau im Ring

Die erste HSV-Boxerin aller Zeiten ist auf der Frühjahrsveranstaltung des SV Polizei Hamburg im März in den Ring gestiegen. Katharina Weiß bestritt ihren ersten Kampf für die HSV-Boxabteilung (ihren dritten Kampf insgesamt) gegen Leena Janßen von der Agon Sportschule. Gegen die einen Kopf größere Rechtsauslegerin ging Katharina beherzt zu Werke und punktete in der ersten Runde mit gezielten Körper- und Kopftreffern. Ihre Gegnerin ging von Anfang an mit einer enorm hohen Schlagfrequenz vor. Im Laufe des Kampfes setzte sie deshalb mehr Treffer als die HSVerin. Katharina Weiß verlor den Kampf nach Punkten. Dass sie trotzdem zufrieden sein darf, bekräftigt der Trainer und stellvertretende Abteilungsleiter Thomas Ritter: „Sie hat absolut alles gegeben, das ist das Wichtigste. Zudem konnten wir sehen, wo wir mit unserer Arbeit künftig ansetzen müssen. Wir werden von Katharina noch einiges sehen!“, lautet seine Prognose. |

Größter Triumph

Die HSV-Rollstuhlbasketballer der BG Baskets Hamburg sind Deutscher Vizepokalsieger 2015. In einem hochklassigen Finale mussten die Hausherren am Ende zwar dem Favoriten RSV Lahn-Dill das Feld überlassen und eine 52:77-(25:36)-Niederlage hinnehmen, dennoch feierte das Team von Cheftrainer Holger Glinicki den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Knapp 2.500 Zuschauer besuchten am 28. und 29. März die Basketball-Arena im Wilhelmsburger Inselpark und sahen einen deutlichen Halbfinal-Sieg der BG Baskets Hamburg gegen Trier (77:55) sowie einen spannenden Finaltag, an dem sich am Ende der haushohe Favorit aus Mittelhessen durchsetzte. Vor den Augen von Sportund Innensenator Michael Neumann setzten die BG Baskets ein inklusives Zeichen für die paralympische Bewegung in der Hansestadt und boten spektakulären Sport auf Rädern. Mehr zum Final Four gibt es unter www.bgbasketshamburg.de |

Neuwahlen bei den Amateuren

Philipp Witthöft ist neuer Vorsitzender im Amateurvorstand aller HSV-Amateursportabteilungen. Er war von 2010 bis 2013 bereits als Jugendwart im Vorstand tätig. Das Amt der Kassenwartin bekleidet zukünftig Käte Ahrend aus der Abteilung Bowling, Sportwart ist Ronny Bolzendahl (Abteilung Golf), und auf der Position des zuständigen Mitglieds für die Belange der Sportanlage Norderstedt wurde Frank Schaube (Abteilung Fußball männlich) auf der 8. Amateurversammlung in der HSV-Sporthalle in Norderstedt in seinem Amt bestätigt. Da für jede Position lediglich ein Kandidat zur Wahl stand, stimmten die 116 anwesenden Stimmberechtigten in einer offenen Wahl ab und bestimmten den Vorstand ohne Gegenstimme. |

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VEREIN

Von Johannes Kühner (Text+Fotos)

Geschichte zum Anfassen Im Jahr 2004 hat der HSV als zweiter Verein Deutschlands ein Museum eröffnet. Ernst Happels Jacke, Fernsehausschnitte und historische Stadion-Sitzbänke sind zu sehen – und manches Fundstück von Fans.

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ines Tages stand ein Mann am Eingang des HSV-Museums und brachte einen Schatz vorbei. Diesen Schatz hatte er zufällig im Nachlass eines Familienangehörigen gefunden, wie ein Lesezeichen zwischen zwei Buchseiten. Rund 80 Jahre muss sein Fundstück dort gesteckt haben: Es handelte sich um eine Eintrittskarte zum Endspiel der ersten deutschen Meisterschaft des Hamburger SV. Heute ist das Ticket in einer Vitrine des Museums ausgestellt – und für Museumsleiter Niko Stövhase ein Ausstellungsstück mit besonderem historischen Wert. Seit 2004 hat der Hamburger SV ein eigenes Museum – zur damaligen Zeit nach dem FC Schalke 04 erst als zweiter Verein in ganz Deutschland. Es ist das Verdienst von SupportersClub-Mitbegründer Dirk Mansen, der maßgeblich für die Umsetzung der Idee verantwortlich

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war. „Der Wunsch nach einem Museum ist schon vorher dagewesen“, sagt Stövhase, der die Leitung des Museums später übernommen hat. Nur: Wo sollte das Museum hin? Die passende Gelegenheit kam mit dem Umbau des Volksparkstadions in die reine Fußballarena. Trophäen, Trikots und andere Sammlerstücke blieben fortan nicht länger im Archiv verborgen, sondern werden auf 700 Quadratmetern in der Rautenwelt ausgestellt. Zum Beispiel ein Original-Notizbuch von Ernst Happel, in das er 1983 schrieb, dass „wir zu unserem kollektiven Spiel zurückfinden – einer für alle, alle für einen“. Oder Informationen über die Anfänge des Vereins 1888, als es heißt: Wer einen Elfmeter „verbricht“, der muss ihn auch halten. Auch die Geschichte aller drei Stadien – und den bedeutendsten Spielen darin – bekommen Besucher

hautnah mit: in Live-Mitschnitten von Fernseh- und Radioübertragungen oder an Mitmach-Stationen. Bis zum knappen Klassenerhalt vergangene Saison reicht die Ausstellung – und zeigt zuletzt in der Schatzkammer alle Pokale, die der HSV bisher gewonnen hat: Meisterschalen, DFBPokal, Europapokal und die Viktoria. „Wir legen Wert darauf, die Exponate zeitlich einzuordnen und zu zeigen, was rechts und links des Fußballs passiert ist“, beschreibt Stövhase das Konzept, mit dem das fünfköpfige Team die Ausstellungen gestaltet. Die Exponate wechseln regelmäßig, jedes Jahr gibt es eine Sonderausstellung – aktuell über Ernst Happel. Das Material hierfür lagert im Archiv unter dem Stadion, in einem schlichten Kellerraum. In mehreren Reihen stehen Regale voller Gastgeschenke, Pokale und Magazinausschnitte über den HSV – auch für externe Wissenschaftler eine Fundgrube. Und die Mitarbeiter des HSV-Museums nutzen ihr Archiv auch selbst immer wieder als Quelle und Inspiration. Momentan arbeiten sie an einem Buch über den HSV in der NS-Zeit. Und die nächste Sonderausstellung kommt bestimmt. |


Museum

Relikt aus früheren Zeiten: eine Bank aus dem Stadion am Rothenbaum.

Ende eines Meetings: Mitarbeiter Alexander Iwan, Simon Philipps und Katharina Wolf.

Gesammeltes Wissen: Museumsleiter Niko Stövhase im Archiv.

Öffnungszeiten/ Stadionführung

Das Museum ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet und bietet zudem Stadionführungen an. Täglich um 12.00 und 14.00 Uhr (von April bis Oktober sowie freitags bis sonntags und an Feiertagen auch um 16.00 Uhr) führt ein Guide alle Interessierten über die Tribünen in den VIP-Bereich, in den Pressekonferenzraum, die Buseinfahrt, die Auswärtskabine und zuletzt durch den Spielertunnel bis zum Rand des Spielfelds (Dauer: ca. 75 Minuten). Weitere Informationen gibt auch unter www.hsv-museum.de

Die aktuelle Sonderausstellung dreht sich um Ernst Happel. Seine Trainingsjacke war schon zuvor in einer Vitrine zu sehen.

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HSV kompakt Supporters Club

Ihr erreicht uns wie folgt: Hamburger Sport-Verein e. V. Supporters Club Sylvesterallee 7 22525 Hamburg Tel.: 040/4155-1500 Fax: 040/4155-1510 Internet: www.hsv-ev.de E-Mail: supporters@hsv.de

SC-Stand

Der Stand befindet sich in der Ebene 4 der Nordtribüne. Er ist an Heimspieltagen bis 15 Minuten vor Anpfiff und nach dem Spiel geöffnet. Hier könnt ihr euch mit SC-Merchandiseprodukten eindecken.

Öffentliche Abteilungsleitungssitzung

Das genaue Datum und den Ort der öffentlichen Abteilungsleitungssitzung veröffentlichen wir jeweils rechtzeitig auf unserer Internetseite www.hsv-ev.de. Jeder ist herzlich eingeladen, vorbeizuschauen und zuzuhören oder auch mitzudiskutieren.

Montagstreff der Gemeinschaft der Senioren

Der Seniorenrat veranstaltet an jedem ersten Montag im Monat eine öffentliche Versammlung. Beginn ist um 19 Uhr im Hotel Elysée, Rothenbaumchaussee 10, 20148 Hamburg.

Onlinestore

Unter www.hsv-tickets.de könnt ihr Karten und Fahrten für Auswärtsspiele des HSV bestellen. Die Kollektion des Supporters Club könnt ihr unter www.hsv-sc-shop.de bestellen.

Botschaft des SC

Auch an der Botschaft des Supporters Club könnt ihr bei Heim- und Auswärtsspielen des HSV Artikel aus der Kollektion des Supporters Merchandise erwerben (Hinweis: Verkauf nur an Mitglieder gegen Vorlage des Mitgliedsausweises). Die Botschaft steht bei Heimspielen des HSV im Stadion auf der Westplaza. Der jeweilige Standort bei Auswärtsspielen wird im Vorfeld des Spiels auf www.hsv-ev.de und in der „Unterwegs“ veröffentlicht.

Ticketservice

Heimspielkarten können über die HSVBestellservice-Hotline unter 040-41551887, im Internet unter www.hsv.de, im Service Center im Stadion oder in einem der HSVFanshops gekauft werden. Auswärtstickets und -fahrten können im Internet unter www.hsv-tickets.de, im Service Center im Stadion oder in den HSVFanshops gekauft werden. Bitte beachtet auch die Ankündigungen und Information im Internet unter www.hsv.de

HSV-Museum/ Stadionführungen

Das Museum befindet sich neben dem Restaurant „Die Raute“ im Nord-Ost-Bereich des Stadions. Die Öffnungszeiten des Museums sind täglich von 10 bis 18 Uhr*. Stadionführungen** finden täglich statt. Mitglieder erhalten auch hier einen Rabatt. Für Gruppen gibt es auf Anfrage auch Sondertarife und Führungen zu anderen Zeiten. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 040/4155-1550 oder online unter www.hsv-museum.de *Bei Heimspielen ist der Zutritt ab 2 Stunden vor Spielbeginn nur mit Eintrittskarte für das Spiel möglich. **An Spieltagen oder anderen Veranstaltungstagen entfallen die Stadionführungen.

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OFC-Gründungen

Alle Informationen hierzu findest du im Netz unter www.hsv-ofc.de

Mitgliederwesen

Bei Umzug, Namens- oder Bankverbindungsänderung steht dir das Mitgliederwesen genauso wie bei allen anderen Fragen rund um die Mitgliedschaft im HSV zur Verfügung. Das Mitgliederwesen erreichst du per Telefon (040/4155 1501), per E-Mail (mitgliederwesen@hsv.de) und per Post (Hamburger Sport-Verein e. V., Mitgliederwesen, Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg).

Fanshops

»» HSV Arena Store (im Stadion) Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg Mo.-Fr. 10-18 Uhr, Sa. 10-16 Uhr Sa. bei Heimspielen: mit Stadionöffnung, »» HSV City Store (Innenstadt) Schmiedestr. 2, 20095 Hamburg Mo.-Fr. 10-19 Uhr, Sa. 10-16 Uhr »» HSV Fan Shop (Herold Center) Berliner Allee 34a, 22850 Norderstedt Mo.-Sa. 9.30-20 Uhr »» HSV Fan Shop (AEZ) Heegbarg 31, 22391 Hamburg Mo.-Sa. 9.30-20 Uhr

HSV Service Center

in der Nord-Ost-Ecke der Arena. Im Service Center gibt es Tickets (Heim und Auswärts), Infos rund um den HSV, Fundsachen vom Spieltag und vieles mehr. Kontakt: Persönlich Mo.-Fr. 10-18 Uhr, Sa. 10-16 Uhr Telefonisch unter 040/4155-1887 Mo.-Fr. 8-18 Uhr und Sa. 10-16 Uhr oder per E-Mail an info@hsv.de

Foto: Witters

SCHLUSSPHASE


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WIR BLEIBEN IMMER HAMBURGER JUNGS. Danke f端r 75 Jahre.


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