Innovative Fassadentechnik I/2024

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Ernst & Sohn Special Ausgabe 1

April 2024

ISSN 2750-5030

Innovative Fassadentechnik

– Fassadenwerkstoffe – Beton – Holz – Glas – Keramik

– Fassadenbegrünung

– Fassadenentwässerung

– Schallschutz/Brandschutz

– Vorhangfassaden

2024

Bauen

mit Betonfertigteilen im Hochbau

- ideale Bauweise für wirtschaftliches, schnelles und BIM-gerechtes Planen und Bauen

Das Buch gibt den aktuellen Stand des Betonfertigteilbaus wieder. Es zeigt die wirtschaftlichen Möglichkeiten auf und konzentriert sich auf die Tragwerks- und Fassadenelemente. Entwurf und Konstruktion sowie Aspekte der Herstellung und Montage werden behandelt. Mit Beispielen.

4. aktualisierte Auflage · 2024 · 336 Seiten · 80 Abbildungen ·

42 Tabellen

Softcover

ISBN 978-3-433-03452-1 € 59*

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ISBN 978-3-433-03453-8 € 89*

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Hubert Bachmann, Mathias Tillmann, Susanne Urban
Bauingenieur-Praxis Bauen mit Betonfertigteilen im Hochbau H. Bachmann, M. Tillmann, S. Urban Bauen mit Betonfertigteilen im Hochbau
Auflage Bachmann Tillmann Urban
4.
* Der €-Preis gilt ausschließlich für Deutschland. Inkl. MwSt.

Nachhaltige Fassaden trotzen dem Klimawandel

Ökologisches Bewusstsein und Nachhaltigkeit sind bei der Errichtung neuer Gebäude zu einem wichtigen Bestandteil von Planung und Ausführung geworden. Aus dem Blickwinkel der Architektur besteht deshalb die Möglichkeit, dass auch Gebäudehüllen einen wesentlichen Beitrag in Richtung Umweltschutz und Ressourcenschonung leisten. Die Fassade der Zukunft soll und kann nachhaltige Energie erzeugen und speichern.

Hintergrund: 55 % der Weltbevölkerung leben heute in Ballungszentren, Tendenz steigend. Sie tragen zu 60 bis 80 % zum Weltenergieverbrauch bei. Bis zum Jahr 2050, so die Prognose, soll sich der globale Energieverbrauch in Gebäuden verdreifachen. Daher benötigen die mit Architektur und Bauwesen Befassten dringend Lösungen zur Reduzierung der Emissionen.

Die Gebäudehülle bietet vielfältige Potenziale und bislang ungenutzte Flächen zur Integration von Systemen der dezentralen Energiegewinnung im urbanen Raum, beispielsweise bauintegrierte Photovoltaik und Fassadenbegrünung. Gebäudehüllen können somit einen wesentlichen Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Bewältigung des Klimawandels leisten.

Inzwischen baut sich eine Resilienz bezüglich des Klimawandels auf, die den zunehmend nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sichtbar macht, aber auch das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb und außerhalb der Räume steigert. Das Ergebnis zeigt sich sowohl bei der Bauweise von Gebäuden als auch bei Stadtplanung und -entwicklung und betrifft Materialerfordernisse, Anforderungen der Nutzer, Mehrwerterbringung einer Fassade sowie Standort- und Quartiersbetrachtung. Zudem machen Förderangebote von Regierung, Städten und Gemeinden Energieeinsparung, Emissionsvermeidung und Klimaschutz attraktiv. Die Fördermittel werden oftmals bereits in der Planungsphase ausgeschüttet und können so die Entscheidungen von Bauherrn und Planern positiv in Richtung pro Klimaschutz beeinflussen.

Langfristige, ökologische Betrachtungen und Untersuchungen hinsichtlich Nachhaltigkeit von Fassaden haben gezeigt: Die eine Fassade der Zukunft gibt es nicht. Vielmehr wird und muss die Errichtung von Gebäudehüllen unter Berücksichtigung derzeitiger, aber auch prognostizierter Veränderungen und Herausforderungen erfolgen. Dabei wird neben der Erfüllung technischer Anforderungen auch die formale Nachhaltigkeit ein Anliegen sein. Architektur als Spiegelbild unserer Gesellschaft darf nicht zu einer sich schnell wandelnden Modeerscheinung verkommen, die die Aspekte der Nachhaltigkeit vernachlässigt.

Fassaden werden heute nicht mehr isoliert betrachtet, sondern auf das Nutzerprofil, die konstruktive Ausbildung des Gebäudes und auf das Klimakonzept abgestimmt. Durch technisches Knowhow kann so die Qualität der Gebäudehülle immer mehr verbessert und verfeinert bzw. durch aktive Fassadenelemente ergänzt werden – alles mit dem Ziel, möglichst wenig Energie zu verbrauchen, möglichst nachhaltige Bauelemente und Produkte zu verwenden sowie Bauarten im Einklang mit der Natur auszuwählen. Alles dies wirkt sich auf den gesamten Planungsprozess des Gebäudes, der Gebäudehülle und der Fassadenkonstruktion aus.

In unserem ersten Fassadenheft in diesem Jahr stellen wir Ihnen einige gelungene Beispiele innovativer und nachhaltiger Fassaden, aber auch technisch raffinierte Lösungen und neue Entwicklungen vor. Viel Freude, interessante Anregungen sowie einen hohen Informationsgewinn bei der Lektüre wünscht Ihnen

Editorial 3 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

Die Gebäudehülle der neuen Firmenzentrale der Gustav Epple Bauunternehmung in Stuttgart-Degerloch besteht aus einer 60 cm dicken Sichtbetonkonstruktion aus Liapor-Leichtbeton. Sie kommt ohne zusätzliche Wärmedämmung aus und ist besonders werthaltig und langlebig. Für die besondere Energieeffizienz und Werthaltigkeit des Baustoffs LiaporLeichtbeton sorgen die darin enthaltenen Liapor-Blähtonkugeln. Damit wirkt der Leichtbeton hochwärmedämmend und wärmespeichernd, verfügt gleichzeitig aber auch über eine praktisch unbegrenzte Lebensdauer. (s. Beitrag S. 6–8; Foto: Max Leitner)

Ernst & Sohn Special 2024 Innovative Fassadentechnik 1

ISSN 2750-5030

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4 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1 Inhalt EDITORIAL Iris Kopf 3 Nachhaltige Fassaden trotzen dem Klimawandel ZUM TITEL 6 Firmenzentrale: der Baustoff als Botschafter 8 Berlin: Umdenken statt Abreißen! FASSADENWERKSTOFF BETON dasch zürn + partner 9 „EIN GEBÄUDE WIE EINE BOTSCHAFT …“ NEUBAU FEUERWEHR UND BAUHOF METZINGEN KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN 12 „RAUMSCHIFF“ AUF DEM SCHULHOF GELANDET ERWEITERUNGSNEUBAU DER JOHANNA-ECK-SCHULE BERLIN-TEMPELHOF 16 Sichtbetonfassade mit integrierten PV-Kleinmodulen 17 Neues Headquarter: Fassade modular konzipiert 18 Sichtbeton-Solitär für die Feuerwehr 19 Ein Blick in die Zukunft des urbanen Wohnens 20 Europas größtes 3D-gedrucktes Gebäude FASSADENWERKSTOFF HOLZ 21 Geschwungene Freiformfassade in Holz 26 Serielle Sanierung in der Baupraxis 28 Frankreichs Pavillon auf der EXPO Osaka 2025 FASSADENWERKSTOFF GLAS 29 EDGE East Side Berlin: Innovationen bei Sonnenschutz, Glasbalustraden und Fassadenentwässerung 31 Einfacher Nachweis für Fensterlüftung nach DIN 1946-6 32 Fenstergeschichten: Flexible Warme Kante vereinbart Denkmalpflege und Klimaschutz 35 Manhattan: Glasboxen bieten spektakuläre Aussicht 36 Hightech-Glasfassade mit LED für Klinik in Doha FASSADENWERKSTOFF KERAMIK 38 Keramikfassade für die neue Konzernzentrale von Enercity
in Hannover Special 2024 Innovative Fassadentechnik 1

FASSADENBEGRÜNUNG

40 Modulare Pflanzwände zur Fassadenbegrünung des Green City Towers

41 Aktuell: Marktreport Gebäudegrün

FASSADENENTWÄSSERUNG

42 Sockelrinne für Holzfassaden zum Entwässern und Belüften

SCHALLSCHUTZ/BRANDSCHUTZ

44 Schallschutz: Damit die Fenster-Anschlussabdichtung nicht zur Schwachstelle wird

46 Mängel beim Brandschutz auf Rekordniveau

47 FAF: Fokus auf Relevanz

48 Bundesstiftung Baukultur: Weitere Hürden beim Umbau abbauen!

VORHANGFASSADEN

49 Neue Anforderungen für die Prüfung von Vorhangfassaden

50 Impressum

• Entwässerungssysteme

• Pflanzsysteme

• Dach- & Wandsysteme

• Bad- & Küchensysteme

Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1 Inhalt
Richard Br ink GmbH & Co. KG +49 (0)5207 95 04-0 anfragen@richard-brink.de Fassadenentwässerung Design-Roste Flächenentwässerung
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Firmenzentrale: der Baustoff als Botschafter

Ein Gebäude, das schon von außen weithin sichtbar die Werte des Unternehmens selbstbewusst verkörpert – das war die Grundidee der a+r Architekten beim Bau der neuen Firmenzentrale der Gustav Epple Bauunternehmung GmbH in StuttgartDegerloch. Sie entschieden sich daher für eine monolithische Sichtbetonkonstruktion aus Liapor-Leichtbeton, die auch unter energetischen und statischen Gesichtspunkten perfekt zu dem skulpturalen Neubau passt.

1909 gründete der Maurer, Steinmetz und Baumeister Gustav Epple eine kleine Zimmerei in Stuttgart-Degerloch. Aus diesem Betrieb entstand die Gustav Epple Bauunternehmung GmbH, die heute mit ca. 160 Mitarbeitern unterschiedlichste Projekte realisiert, von Schulen und Medienzentren über Industrie- und Bürogebäuden bis hin zu Wohnbauten. Kennzeichnend für das Unternehmen sind der ausgeprägte Innovations- und Fortschrittsgeist, aber

Zum Titel 6 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 1. Die neue Firmenzentrale der Gustav Epple Bauunternehmung GmbH verkörpert selbstbewusst die inneren Werte des Unternehmens. Bild 2. Die Gebäudehülle besteht aus Liapor-Leichtbeton in 60 cm Dicke. Bild 3. Im Inneren bilden die Sichtbetonflächen die passende Kulisse für das zentrale Atrium, in dem sich eine imposante Stahlwendeltreppe befindet.

eben auch Tradition und Bodenständigkeit. Bauen wird bei der Gustav Epple Bauunternehmung GmbH stets als nachhaltige Investition in die Zukunft und die Gesellschaft betrachtet. Dafür steht auch die Unternehmensphilosophie des „Anders.Bauen.“. Sie zielt bewusst auf Kreativität, Wertschöpfung und Zufriedenheit ab.

Kompakte Eigenständigkeit

Man konnte also durchaus gespannt sein, als 2016 die Gustav Epple Bauunternehmung GmbH den Bau einer neuen Firmenzentrale bekanntgab: Wie wird die Philosophie des Unternehmens am eigenen Objekt umgesetzt? Inwieweit kann das Gebäude die Werte und die Identität des Unternehmens vermitteln? Und wie lassen sich dort auch die hohen Ansprüche an Qualität und Wertigkeit erfüllen? Die Antwort auf diese Fragen lieferte die a+r Architekten GmbH aus Stuttgart mit einem dreigeschossigen, skulptural wirkenden Neubau mit insgesamt 4.300 m2 Nutzfläche. Eines der Highlights des Objekts ist sein besonderer Grundriss in Form eines gleichschenkligen, abgerundeten Dreiecks. Dieses zeichnet die elegante und weiche Kontur des Gebäudes und sorgt für dessen besondere Eigenständigkeit. „Der kompakte Baukörper verkörpert selbstbewusst bereits im Außenbereich die inneren Werte des Unternehmens, nämlich Innovation und Fortschritt sowie Tradition und Bodenständigkeit“, erklärt Johannes Weiß, zuständiger Architekt der a+r Architekten GmbH.

Werthaltigkeit aus einem Guss

Entscheidend zum Erscheinungsbild der neuen Firmenzentrale trägt die Gebäudehülle bei. Sie besteht aus einer 60 cm dicken monolithischen Sichtbetonkonstruktion aus Liapor-Leichtbeton. „Der Baustoff Beton verleiht dem Gebäude Stärke und Kraft“, so Johannes Weiß. „Er passt perfekt zum Unternehmen, das mit dem Baustoff Beton seit jeher eng verbunden ist.“ Weiterer Pluspunkt: Mit dem Liapor-Leichtbeton ließ sich wie gewünscht eine monolithische Gebäudehülle aus einem Guss errichten. „Die monolithische Fassade kommt ganz ohne zusätzliche Wärme-

dämmung aus und ist besonders werthaltig und langlebig“, betont Johannes Weiß.

Freitragende Fassadenbänder

Für die besondere Energieeffizienz und Werthaltigkeit des Baustoffs Liapor-Leichtbeton sorgen die darin enthaltenen Liapor-Blähtonkugeln. Sie bestehen aus naturreinem, ca. 180 Millionen Jahre altem Lias-Ton und weisen ein luftporendurchsetztes Inneres auf, das von einer harten, keramischen Außenhülle umschlossen ist. Damit wirkt Liapor hochwärmedämmend und wärmespeichernd, verfügt gleichzeitig aber auch über eine praktisch unbegrenzte Lebensdauer. Damit punktet der Naturbaustoff Liapor auch unter Nachhaltigkeitsaspekten, zumal sich damit errichtete Bauwerke am Ende ihrer Nutzungsdauer auch problemlos und sortenrein recyceln lassen. Dazu kommen das geringe Gewicht sowie die besondere Festigkeit und Tragfähigkeit des Liapor-Leichtbetons. Damit ließen sich auch bei der neuen Epple-Firmenzentrale spezielle statische Herausforderungen meistern. Dazu gehören die verhältnismäßig langen Spannweiten im Objekt, insbesondere die über 30 m freitragenden Fassadenbänder. Diese wurden um ca. 6 cm überhöht betoniert, senkten sich dann wie geplant ab und liegen heute absolut waagerecht.

Reminiszenz an die Zimmerei

Mit dem Baustoff Liapor-Leichtbeton ließ sich auch das äußere Erscheinungsbild der neuen Firmenzentrale wie gewünscht umsetzen. So wurden die auskragenden Wandflächen im Sockelbereich mit einer horizontalen Brettschalung erstellt, die sich als Reminiszenz an die frühere Zimmerei versteht. Neben der Holzstruktur setzt die waagerechte Rillung der Schalung den Baustoff Liapor-Leichtbeton hier einmal mehr gekonnt in Szene. Alle darüber liegenden Fassadenflächen wurden dagegen mithilfe einer herkömmlichen Systemschalung errichtet. Sämtliche Leichtbetonflächen sind nicht nur außen, sondern auch im Inneren des Gebäudes sichtbar. Sie bilden dort die passende Kulisse für ein zentrales Atrium, das Raum für Kom-

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Bild 4. Der untere Bereich der Fassade wurde als Reminiszenz an die frühere Schreinerei mit einer horizontalen Brettschalung erstellt. (Fotos 1–4: Max Leitner) Bild 5. Ein gleichschenkliges, abgerundetes Dreieck zeichnet den Grundriss der neuen Firmenzentrale. (Grafik: a+r ARCHITEKTEN GmbH)

munikation und Vernetzung bietet, und die umliegenden Büroflächen sind über eine imposante Stahlwendeltreppe damit verbunden.

Besondere Auszeichnung

Insgesamt kamen für die Gebäudehülle der neuen Firmenzentrale ca. 1.010 m3 eines Liapor-Leichtbetons LC12/13 D1.1 mit Liapor 3 und Liapor K-Sand 0–2 mm zum Einsatz. Die Rezeptur wurde von Liapor entwickelt, als Baustoffhersteller und -lieferant fungierte die Godel-Beton GmbH in Stuttgart. Die Bauausführung übernahm die Gustav Epple Bauunternehmung GmbH natürlich selbst. Die Architekten sind insbesondere mit dem Baustoff, mit dem sie auch bereits die Neuapostolische Kirche in Pliezhausen und weitere Bauten realisierten, sehr zufrieden: „Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie perfekt sich damit monolithische, langlebige Gebäudekonstruktionen umsetzen lassen, die gleichzeitig auch die nötige Energieeffizienz bieten“, so Johannes Weiß. Das 2022 bezogene Gebäude stößt auch in der Fachwelt auf positive Resonanz. So erhielt es die renommierte Hugo-Häring-Aus-

Berlin: Umdenken statt Abreißen!

zeichnung 2023 vom BDA Baden-Württemberg, der damit den Neubau als besonders anspruchsvollen, ästhetischen Beitrag würdigte.

Infoveranstaltung am 18. Juli 2024

Wer die neue Firmenzentrale und insbesondere den Baustoff Liapor-Leichtbeton live vor Ort erleben möchte: Am 18. Juli 2024 findet die nächste Veranstaltung zum Thema „Bauen mit Leichtbeton“ statt, zu der Liapor und die InformationsZentrum Beton GmbH herzlich einladen. Auf dem Programm stehen interessante Fachvorträge rund um den Baustoff, Erläuterungen der Architekten sowie eine Besichtigung der neuen Firmenzentrale. Weitere Informationen und Anmeldungen: liapornews@ liapor.com.

Weitere Informationen:

Liapor GmbH & Co. KG

Industriestraße 2, 91352 Hallerndorf-Pautzfeld Tel. (09545) 448-0, Fax (09545) 448-80 info@liapor.com, www.liapor.com

Immer mehr Bürger engagieren sich für den Erhalt des Hochhauses an der Urania 4–10, ein bedeutendes Bauwerk der Berliner Architekturlandschaft, das in den 1960er-Jahren von Werner Düttmann entworfen wurde und Gefahr läuft, unwiederbringlich verloren zu gehen. Die Gründe für den Erhalt und die Umnutzung dieses architektonischen Juwels sind vielfältig und von größter Bedeutung: Das Hochhaus mit seiner markanten Fassade ist nicht nur ein Zeugnis des architektonischen Erbes der „City West“, sondern auch ein Symbol für den Städtebau der Nachkriegszeit in Berlin. „Der Verlust dieses architektonisch geschichtlich wichtigen Gebäudes würde nicht nur das Stadtbild nachhaltig verändern, sondern auch einen wesentlichen Teil der Berliner Identität auslöschen“, stellen namhafte Architekten in einem Offenen Brief an den Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Christian Gaebler und andere fest. Angesichts der Klimakrise ist der Abriss eines

Soll abgerissen werden: Hochhaus an der Urania 4–10 in Berlin (Foto: © ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN)

funktionsfähigen Hochhauses aus Stahlbeton schlichtweg unverantwortlich. Ein Neubau würde enorme Mengen an CO2-Emissionen verursachen, während eine Sanierung des bestehenden Gebäudes wesentlich umweltfreundlicher wäre und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten würde. Zudem ist eine Sanierung i. d. R. kostengünstiger als ein Abriss und Neubau und bietet die Möglichkeit, Ressourcen effizienter zu nutzen. Das Hochhaus ist zwar mit PCB belastet, jedoch sind innovative Sanierungsmethoden möglich, um dieses Problem zu lösen. Das Gebäude könnte sogar als Testlabor für die PCB-Sanierung dienen und somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger Sanierungstechnologien leisten.

Weitere Informationen: initiative@andersurania.org

Zum Titel 8 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

„EIN GEBÄUDE WIE EINE BOTSCHAFT …“

NEUBAU FEUERWEHR UND BAUHOF METZINGEN

dasch zürn + partner

Auf dem Industriegebiet Braike-Wangen ll zwischen Metzingen und Neuhausen in Baden-Württemberg wurde am 15. September 2023 nach zweieinhalb Jahren Bauzeit das neue gemeinsame Domizil der Feuerwehr und des Bauhofs der Stadt Metzingen eröffnet. „Ein Gebäude wie eine Botschaft: Was tun, wenn es brennt? Ruhig bleiben und die 112 anrufen. Genau diesen Appell an das Ruhebewahren vermittelt der geradezu monolithisch anmutende Gebäudeentwurf …“, so ein Zitat des Möbelausstatters Bihler.

Durch den Neubau am Standort Braike/Wangen gewinnt nicht nur die Feuerwehr völlig neue Möglichkeiten, ihre Ausrüstung einsatzgerecht unterzubringen, Übungen und Schulungen durchzuführen. Denn neben der Feuerwehr nutzt auch der Bauhof das Gebäude. Für Feuerwehr und Bauhof werden Synergien erwartet – angefangen von Lagerräumen über eine gemeinsame Tankstelle bis zu Einspareffekten bei Bau und Betrieb der Liegenschaften.

Synergieeffekte für die Feuerwehr ergeben sich auch durch die Zusammenfassung der bisher auf zwei Standorte verteilten Ausrüstung und der Fahrzeuge auf nunmehr einen Standort. Damit vergrößert der neue, verkehrsgünstig

gelegene Standort die Garantie, die Zehn-Minuten-Hilfsfrist einzuhalten.

Die Idee, für Feuerwehr und Bauhof ein neues gemeinsames Gebäude zu bauen, wurde vom Bauhof initiiert. Auch dessen Räumlichkeiten waren in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig.

Behinderungen der Einsatzabläufe der Feuerwehr müssen jedoch verhindert werden. Deshalb war eine Tren-

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Bild 1. Der weithin sichtbare Schlauchturm mit der groß lesbaren 112 ist für jeden Metzinger Bürger ein Versprechen auf Sicherheit in Notsituationen. Bild 2. Großflächige geschlossene Sichtbetonflächen bilden einen spannungsreichen Kontrast zu den Verglasungen der Fenster- und Torflächen.

nung von Alarmhof Feuerwehr und Betriebshof des Bauhofs notwendig. Die Raumprogrammflächen konnten in einem gemeinsamen Gebäude getrennt nach Nutzungsbereichen für die Feuerwehr und den Bauhof untergebracht werden.

Gebäudekonzept und Gebäudeorganisation

Die Gebäude von Feuerwehr und Bauhof ergeben eine Gesamtanlage. Sie umfasst ein Feuerwehrgebäude mit Fahrzeughalle für 26 Einsatzwagen, mit Schlauch- und Übungsturm, Kfz-Werkstätte und Waschhalle, Atemschutzwerkstatt und Funkzentrale sowie Schulungsräumen. Der Baubetriebshof verfügt über eine Halle für 12 Fahrzeuge sowie eine Schreiner- und Schlosserwerkstatt. Eine bauliche „Fuge“ macht die beiden unterschiedlichen Nutzungen außen ablesbar.

Der Hangsituation entsprechend ist die Anlage terrassiert. Die beiden Hofebenen von Feuerwehr und Bauhof sind über eine Rampe miteinander verbunden.

Feuerwehr und Bauhof haben getrennte Ein- und Ausfahrten. Die Alarmausfahrt und Betriebszufahrt der Feuerwehr sowie die Zufahrt zu den Pkw-Stellplätzen erfolgen unabhängig voneinander und kreuzungsfrei.

Die Funkzentrale am Kopfende des Gebäudes bietet einen ungehinderten Blick in die Fahrzeughalle des 1. Ab-

marsches sowie auf die Ein- und Ausfahrt und die PkwStellplätze.

Die gemeinsam genutzten Räume liegen in den Schnittstellen zwischen Feuerwehr und Bauhof: Waschhalle, Kfz-Werkstatt, Besprechungs- und Schulungsraum.

Konstruktion und Materialien

Die beiden Gebäudeteile und der Schlauchturm zeigen nach außen ihre unterschiedliche Nutzung. Eine einheitliche Materialität verknüpft sie zu einer Gesamtanlage. Mit dem 24 m hohen Schlauchturm ist die neue Feuerwache auch aus der Ferne eindeutig erkennbar.

Ein Novum ist der Einsatz von monolithischem Leichtbeton für die 60 cm dicken Außenwände. Er übernimmt auch die Funktion der Dämmung, mit dem Ergebnis, dass das gesamte Bauwerk in Sichtbeton erstellt wurde. Bauphysikalisch reguliert der verwendete Beton zudem das Klima im Gebäude auf natürliche Weise.

Die Fahrzeughallen haben Stahlbetonflachdecken aus Halbfertigteilen, wobei die Torstürze als Auflager fungieren. Großzügige Stahl-Glas-Faltschiebetore bestimmen das Fassadenbild.

In den sonstigen Räumen bilden ebenfalls Stahlbetonflachdecken den oberen Abschluss und Betonwände die Raumaufteilung. Metall-Glas-Fenster mit außenliegen-

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Bild 3. Die Musterung des Sichtbetons wird durch die glatten, dunklen Metalloberflächen der Fensterbänder optisch verstärkt. Bild 4. Blick auf die Gesamtanlage aus der Luft. (Fotos 3 und 4: Bernhard Tränkle) Bild 5. Die Sichtbetonfassade setzt sich in der Fahrzeughalle fort. Bild 6. Bei abendlicher Beleuchtung entwickelt die Hallenfassade ihren ganz eigenen Charakter. (Fotos 1, 2, 5 und 6: Henrik Schipper)

dem Sonnenschutz sind die bestimmenden Fassadenelemente.

Die Dächer sind mit einer extensiven Dachbegrünung als mechanischem Schutz der Dachhaut und als Regenwasserspeicher sowie mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet.

Geheizt wird mit Nahwärme, die von den Stadtwerken geliefert wird und später das gesamte Baugebiet versorgen soll.

Außen und innen Ästhetik und Funktionalität

Der funktionale Nutzungsschwerpunkt der Gebäude spiegelt sich in der Reduzierung auf zwei Materialien wider: Großflächige geschlossene Wandflächen bilden einen spannungsreichen Kontrast zu den Verglasungen der Fenster- und Torflächen.

Sowohl außen als auch innen haben die Gebäude durch das Zusammenspiel von Sichtbeton und schwarzem Aluminium an den Toren, Türen, Fenster- und Türprofilen eine gemeinsame gestalterische Ausprägung. An der Fassade entsteht so ein Wechselspiel zwischen großflächig geschlossenen Wandflächen und den Verglasungen der Fensterbänder und Torflächen.

Das innenarchitektonische Konzept setzt ganz auf die natürliche Schönheit des puren Materials. Die Musterung des Sichtbetons durch die Schalungselemente, die natürliche Maserung des Holzes an Fensterbänken und Innenwänden sowie die Grautöne des Estrichbodens werden durch die Perfektion der glatten, dunklen Metalloberflächen von Türen, Toren, Profilen, abgehängten Decken und Möbeln optisch verstärkt.

Bautafel

Neubau Feuerwehr und Bauhof Metzingen

■ Bauherr: Stadt Metzingen

■ Projektteam: Helmut Dasch, Rainer Hähnlein, Pepe Fritz, Chris Dasch, Kadir Tokat, Nick Kessmeyer, Lena Steinbuch

■ Landschaftsarchitekt: Reinboth Landschaftsarchitekten, Esslingen

■ Brandschutzgutachten: LWKonzept, Stuttgart

■ Bauphysik/Raumakustik: GN Bauphysik, Stuttgart

■ Tragwerksplanung: tragwerkeplus, Reutlingen

■ HLS-Planung: IB Wagner, Reutlingen

■ Elektroplanung: Kienle Beratende Ingenieure, Stuttgart

■ Feuerwehrtechnik: FWT Fachplanungsbüro Hoffmann, Auenwald

■ Leistungsumfang: 1–9

■ BGF: 7.165 m2

■ BRI: 35.050 m3

■ Wettbewerb: 2017, 1. Preis

■ Fertigstellung: 2023

Weitere Informationen: dasch zürn + partner architekten Partnerschaft mbB Böheimstraße 43 70199 Stuttgart

Tel. (0711) 45 99 99-0 info@dzpa.de, www.dzpa.de Freudenberger Weg 11 81669 München

Tel. (089) 125 03 06-90 muenchen@dzpa.de

Fassadenwerkstoff Beton 11 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 7. Grundrisse Erdgeschosse Feuerwehr und Bauhof Bild 8. Schnitt Feuerwehr (Grafiken 7 und 8: dasch zürn + partner)

„RAUMSCHIFF“ AUF DEM SCHULHOF GELANDET

ERWEITERUNGSNEUBAU DER JOHANNA-ECKSCHULE BERLIN-TEMPELHOF

KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN

Wie ein schimmerndes, futuristisches Gebilde legt sich der eingeschossige Pavillon in den neu zonierten Pausenhof der Johanna-Eck-Schule in Berlin-Tempelhof. Statt sich anzupassen, soll der Neubau die Schülerinnen und Schüler durch seine Andersartigkeit überzeugen. Das moderne Schulgebäude ergänzt das historische Bestands- und Hauptgebäude.

Die Schülerinnen und Schüler der Integrierten Sekundarschule können den neuen Erweiterungsbau vielfältig nutzen, der als multifunktionaler Pavillon im Übergang vom östlichen Pausenhof zu den Sportfreiflächen errichtet wurde. Durch eine gezielte Raumgestaltung und eine flexible Nutzung der Flächen lässt sich der Neubau vielfältig aneignen.

Konstruktion

Das Flachdach des Gebäudes wurde als Stahlbeton-Hohlkörperdecke („bubble-deck“ oder „Cobiax-Decke“) ausge-

führt. Die Deckenkonstruktion zeichnet sich durch hohe Belastbarkeit und Flexibilität aus und ermöglicht es, große Spannweiten ohne zusätzliche Stützen zu realisieren. So können die Räume flexibel genutzt werden und es ergibt

Fassadenwerkstoff Beton 12 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 1. Außenansicht Nord-Westen, Haupteingang Tejastraße Bild 2. Außenansicht Süd-Osten, Schulhof, Zentralperspektive

sich ein harmonischer Fluss zwischen den unterschiedlichen Nutzungsbereichen. Die Aussteifung und Stabilität des Gebäudes erfolgt durch die Dachscheibe und die tragenden Stahlbetonkerne.

Fließende Räume

Ein- und Ausstülpungen gliedern das langgestreckte Bauwerk, sodass mithilfe offener Fensterflächen aktive Verbindungen zwischen Innen und Außen entstehen. Im Gebäudeinneren bilden Mensa, Cafeteria, Clubraum, Leselounge und Multifunktionsraum ein zusammenhängendes

Raumkontinuum, welches sich durch Drehwände beliebig verbinden oder in einzelne Räume aufteilen lässt. Die Cafeteria fungiert als zentraler Treffpunkt und Kommunikationsraum. Zwei eingestellte mit Einbaumöbeln umschlossene Servicebereiche gliedern den fließenden Raum.

Materialkontraste

Im Innenraum spielen die Farben Grau und Gelb eine zentrale Rolle. Sichtbetonwände, grauer Estrich und eine schimmernde Akustikdecke prägen das Erscheinungsbild des neuen Begegnungsraumes und verleihen ihm einen in-

Fassadenwerkstoff Beton 13 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 3. Außenansicht Osten, Schulhof und „Guckie“ Clubraum Bild 4. Fassaden-Detailansicht „Guckie“ Clubraum Bild 6. Außenansicht Nord-Osten, „Guckie“ Leseraum Bild 5. Außenansicht Süd-Westen, „Guckie“ Mensa

dustriellen Charme mit klarer Ästhetik. Die kräftigen gelben Oberflächen der Holzregalwände kontrastieren mit den roh belassenen Wand- und Fußbodenoberflächen. Farbkonzepte und Grafiken auf Boden und Wänden sowie lose Möblierungen in Gelb unterstützen die farbige Akzentuierung.

Bei der Materialwahl wurde sowohl im Innen- als auch im Außenraum darauf geachtet, strapazierfähige und robuste Baustoffe und Konstruktionen zu verwenden, um sie vor Vandalismus zu schützen und ihre Langlebigkeit zu gewährleisten. Zusätzlich wird dadurch die Wertigkeit des Gebäudes betont.

Fassadenwerkstoff Beton 14 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 7. Grundriss, M 1:200 Bild 8. Fassadendetail Schnitt (Grafiken 7 und 8: KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN)

Schillerndes Fassadenspiel

Die Fassade prägt das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes maßgeblich und unterstreicht dessen besondere Funktion auf dem Schulgelände. Die geschlossenen Bereiche der Außenhülle bestehen aus tragenden Ortbetonwänden, die im Inneren in Sichtbetonqualität ausgeführt sind.

Das Fassadenmaterial, eine hinterlüftete Vorhangfassade aus perlgestrahlten Edelstahlschuppen, angeordnet in einem rautenförmigen Muster, verleiht dem Gebäude eine futuristische Textur. Bei Sonnenschein entsteht ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten, das die dynamische Wirkung der Kubatur noch verstärkt. Auch auf den geneigten Dachflächen setzt sich die Metallverkleidung fort und bildet eine Einheit mit der Fassade.

Das Rautenmuster der Fassade wurde aufgrund der komplexen Gebäudegeometrie in Eigenregie gestaltet, wobei vor Ort Anpassungen erforderlich waren und keine vorgefertigten Teile verwendet werden konnten. Das Material wurde in Rollen geliefert und von einer Metallbaufirma aus Berlin in ihrer Werkstatt zugeschnitten und gefalzt.

Die liegend angeordneten, bodentiefen Fensterelemente mit hochwärmedämmenden Isolierverglasungen bieten großzügige Blickbezüge und Durchgänge zum Außenraum. Die beweglichen Teile der Fensterbänder sind als Schiebeflügel ausgeführt. Die Fensterelemente schließen außenbündig mit der Vorhangfassade ab, sodass eine flächige, klare Optik entsteht. Nur eine dezente Schattenfuge trennt die Rahmen von den vorgehängten Edelstahlschuppen.

Bautafel

Ergänzungsbau Johanna-Eck-Schule, Berlin

■ Bauherr: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin, Schul- und Sportamt

■ Architekt: Kersten Kopp Architekten GmbH, Berlin

■ Projektteam: Minka Kersten, Andreas Kopp, Torsten Suschke, Barbara Witt, Alexander Kaiser, Katharina Cielobatzki, Heike Hartmann, Valeriya Savina

■ Tragwerksplanung: ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin

■ Gebäudetechnik: Arcus Planung + Beratung Bauplanungsgesellschaft mbH, Cottbus

■ Akustik: Ingenieurgesellschaft BBP Bauconsulting mbH, Berlin

■ Bauphysik: Ingenieurbüro Franke & Partner, Teltow

■ Brandschutzplanung: brandschutz plus GmbH, Berlin

■ Landschaftsarchitekt: Hutterreiman Landschaftsarchitektur GmbB, Berlin

■ Bruttogeschossfläche: 757 m2

■ Leistungsphasen: 1–9

■ Vergabeverfahren/Projektbeginn: 2016

■ Projektfertigstellung: 2023

Weitere Informationen: KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN Rheinstraße 45, 12161 Berlin Tel. (030) 859 66 60-0 mail@kersten-kopp.de, www.kersten-kopp.de Ihre individuelle Fertigteilfassade aus HERING Architekturbeton. Langlebig

Fassadenwerkstoff Beton 15 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
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Bild 9. Innenansicht, Mensatresen und Pivottür, offen (Fotos 1–6 und 9: Werner Huthmacher)

Sichtbetonfassade mit integrierten PV-Kleinmodulen

Gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV) in Fassaden birgt enormes Potenzial für die Energieerzeugung und ist ein Schlüssel zur Energiewende. Die SOLAR.con Sichtbetonfassade verbindet ästhetisch anspruchsvolle Gestaltung mit energieeffizienter Photovoltaik-Integration. Ein interdisziplinäres Team aus Industrie (Hering Bau, sunovation) und Wissenschaft (HTWK Leipzig, TU Dresden, Fraunhofer CSP) entwickelte von 2019 bis 2022 dieses Konzept.

Gebäude der Zukunft werden Energielieferanten sein, in die regenerative Energieerzeugung als hochqualitativer Teil der baulichen Struktur implementiert ist. Ein neuer Ansatz integriert Architektur, PV-Technologie, Fassadenmaterialität und computergestützte Optimierungsprozesse, um dies wirtschaftlich und ertragsoptimiert umsetzen zu können. SOLAR.con realisiert dies durch eine architektonisch anspruchsvolle Sichtbetonfassade mit ertragsoptimierten Photovoltaik-Kleinmodulen. Ein Algorithmus optimiert die Modulausrichtung bereits im digitalen Entwurfsprozess, in dem u. a. Fassaden- und Standortparameter sowie technische und wirtschaftliche Zielparameter einbezogen und damit Entwurfsvarianten erzeugt werden. Die entwickelten Algorithmen bilden die Grundlage für die Konzeption des Fassadensystems mit modularen Einzelkomponenten, die zu großformatigen Fassadenelementen zusammengefügt werden, um in unterschiedlichen Belichtungs- und Gestaltungssituationen eingesetzt zu werden. So kann eine SOLAR.con-Fassade bis zu 50 % mehr Energie als gleich große, lotrecht angeordnete Module erzeugen.

Normalerweise steht besonders viel – teils zu viel –Energie im Sommer und über die Mittagszeit zur Verfügung, während im Winter oder nachts kaum oder keine Energie erzeugt wird. Die Kernidee von SOLAR.con ist es, den Energieertrag im Jahres- und Tagesverlauf zu glätten, indem unterschiedlich ausgerichtete hexagonale BetonModule ästhetisch kombiniert werden. Der Vorteil der gleichseitigen Wabenform liegt darin, dass mit einem Standardbauteil nicht nur Südfassaden, sondern auch Ost- und Westfassaden realisiert werden können. Durch eine 60Grad-Drehung der Solar-Beton-Elemente nach links oder rechts lässt sich die Ausrichtung des Solarmoduls anpassen. Falls ein Solarelement defekt ist oder im Laufe seiner

Lebensdauer an Leistung verliert, besteht die Möglichkeit, es mit geringem manuellem Aufwand auszutauschen.

Arbeitsschwerpunkte während der Entwicklung waren neben der energieoptimierten Auslegung, die Formfindung, Modularisierung, konstruktive und statische Auslegung, ein hochpräziser Formenbau, die Entwicklung eines nachhaltigen R-Betonbauteils mit recycelter Gesteinskörnung und reduziertem Betoneinsatz durch textile Bewehrungen sowie das Fügen der Fassadenkomponenten.

Erste ertragsoptimierte BIPV-Betonfassade in Burbach

Im Frühjahr 2023 wurde die erste SOLAR.con Fassade mit einer Fläche von 45 m2 durch die Fa. Hering Bau in Burbach fertiggestellt und liefert nun mit einer Nennleistung von 1,38 kWp Energie für das neue firmeneigene Schulungszentrum.

Die 274 PV-Elemente wurden in sieben Betonfertigteile integriert, welche im HERING Fertigteilwerk mit allen Einbauteilen zur Befestigung der PV-Elemente hergestellt wurden. Die einzelnen Schalungsmatrizen der Module können individuell nach dem Baukastenprinzip auf den Schaltischen zusammengesetzt werden.

Als Beton werden Architekturbetone mit einem 30%igem Anteil an rezyklierter Gesteinskörnung und Weißzement verwendet. Eine Einfärbung zur Erzeugung farbiger Betone ist somit möglich. Durch die zertifizierte rezyklierte Gesteinskörnung kann der Ressourcenverbrauch von neuen Zuschlagstoffen deutlich reduziert werden.

Die Schalungsmatrizen der Module sind flexibel anpassbar. Kostenvergleiche mit konventionellen Betonfassaden zeigen noch Optimierungs- und Skalierungspotenzial, vor allem bei der Entwurfsplanung und Modulanordnung.

Variantenvielfalt

Hering Architectural Concrete bietet die SOLAR.con Fassade ab sofort in verschiedenen Ausführungen an. Alle hexagonalen Solarbetonmodule können kundenindividuell angeordnet und ausgerichtet werden. Ebenso ist die Farbgebung nicht auf schwarze PV-Elemente beschränkt; mit einer breiten Farbpalette können individuelle Akzente ge-

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Bild 1. SOLAR.con: architektonisch anspruchsvolle Sichtbetonfassade mit ertragsoptimierten Photovoltaik-Kleinmodulen Bild 2. Unterschiedlich ausgerichtete hexagonale Beton-Module werden ästhetisch kombiniert. (Fotos 1 und 2: Frank Hülsmeier)

setzt werden. Daneben stehen verschiedene Färbungen und Oberflächenbearbeitungen (schalungsglatt, gewaschen und gestrahlt) des R-Betons zur Auswahl.

Soll es einfacher und kostengünstiger werden und dennoch BIPV ertragseffizient in die Gebäudehülle integriert werden, kann die Linear-Variante statt der HexagonVariante gewählt werden. Ebenso in hinterlüfteter Ausführung umgesetzt, bilden hierbei 4 cm dünne Textilbetonplatten die Basis der Fassade. Die Teilung der Fassade wurde so gewählt, dass flexibel auf gängige Fassadenteilungen und Fensterlaibungen reagiert werden kann. Durch das

geringe Gewicht eignet sich die Fassade insbesondere für Gebäude im Bestand. Auch hier sind der farblichen Gestaltungsvielfalt und der Oberflächenbearbeitung kaum Grenzen gesetzt.

Weitere Informationen:

HERING Bau GmbH & Co. KG

Neuländer 1, Holzhausen, 57299 Burbach

Tel. (02736) 27-0, Fax (02736) 27-109 gruppe@hering-bau.de, www.hering-ac.com

Neues Headquarter: Fassade modular konzipiert

ATP architekten ingenieure gewann den 1. Preis im geladenen Architekturwettbewerb für das neue Headquarter von Schrack Technik in Wien-Liesing. Das moderne, ökologisch geplante Bürogebäude soll sowohl die Zentralabteilungen als auch die Vertriebsniederlassung für Wien, Niederösterreich und das Burgenland beinhalten.

Mit dem Bau des neuen Headquarters rüstet sich das führende Technologieunternehmen, das auf Produkte und Lösungen für die Energie- und Datenverteilung spezialisiert ist, für zukünftiges Wachstum. Der zentrale Firmensitz soll auf einer Fläche von 15.000 m2 ein modernes Bürogebäude mit angegliedertem Lagerbereich sowie ein separates Medienlager erhalten. „Das für den Bauherrn maßgeschneiderte Headquarter wurde in seiner architektonischen Vision von der technoiden Sprache des innovativen Elektrotechnikunternehmens inspiriert. Der kompakte Baukörper bietet ein ideales Umfeld für zukunftsorientierte Arbeitswelten“, beschreibt Dario Travaš, ATP-Partner und Head of Design bei ATP Wien, das Entwurfskonzept.

Im integralen Planungsprozess von Architekt:innen und Ingenieur:innen entwickelte ATP ein hochfunktionales Gebäude, welches auf Basis eines konsequenten Architekturrasters je nach Erfordernis flexibel anpassbar ist. So ist etwa eine nachträgliche Erweiterung der Büroflächen jederzeit möglich. Dies gewährleistet eine optimale Ausnutzung des Grundstücks, ohne weitere Flächen zu versie-

geln. Fassade und Innenausbau sind modular konzipiert. Dadurch sind ein flexibler Ausbau sowie eine leichte Zerlegbarkeit und die Wiederverwendung der Bauteile am Ende des Gebäudelebens möglich. Eine PV-Anlage auf den Dächern des Gebäudekomplexes versorgt das Headquarter mit grünem Strom. Das umfassende Begrünungskonzept auf den Freiflächen und den Dächern verringert den Hitzeinseleffekt und verbessert nachhaltig das Mikroklima am Areal.

Weitere Informationen:

ATP Planungs- und Beteiligungs AG Heiliggeiststraße 16, A-6010 Innsbruck/Österreich

Tel. +43 (512) 53 70-0, Fax +43 (512) 53 70-1100 info@atp.ag, www.atp.ag

Fassadenwerkstoff Beton 17 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 3. Erste SOLAR.con-Fassade: Auf einer Fläche von 45 m2 liefern 274 PV-Elemente, integriert in sieben Betonfertigteile, eine Nennleistung von 1,38 kWp. Bild 4. Durch das geringe Gewicht eignet sich die Fassade auch für Gebäude im Bestand. (Fotos 3 und 4: Stefan Huth) Visualisierung des neuen HR für Schrack Technik. (Grafik: ATP/ZoomVP)

Ostansicht des Feuerwehrhauses, links die Fahrzeughalle, rechts die Verwaltungs-, Sitzungs- und Aufenthaltsräume. (Foto:

Für die Freiwillige Feuerwehr von Bad Boll im Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg hat das Planungsbüro Gaus Architekten einen multifunktionales Gebäude mit 1.300 m2 Bruttogrundfläche (BGF) realisiert. Der zweigeschossige SichtbetonSolitär dient nicht nur als Einsatzzentrale und Basis für die vier Löschfahrzeuge. Im Obergeschoss bietet der Neubau auch Räume für die Jugendarbeit sowie Sitzungen des Gemeinderats.

Nach gut zweijähriger Bauzeit wurde das Projekt im November 2021 seinen Nutzer*innen übergeben. Das Grundstück befindet sich am südlichen Rand der Kleinstadt und fügt sich behutsam ins Landschaftsbild ein. Die Planenden positionierten den rechteckigen Baukörper im 90°-Winkel zur Hauptverkehrsstraße. So lässt der Bau den Blick auf die Schwäbische Alb frei und sorgt gleichzeitig für einen optimalen Betriebsablauf der Feuerwehr bei Einsätzen. Parkplätze und Haupteingang befinden sich auf der Westseite, Rangier- und Übungsflächen für die Einsatzfahrzeuge auf der Ostseite des Gebäudes.

Optimale Betriebsabläufe für die Feuerwehr

Funktional lässt sich das Feuerwehrhaus in zwei Bereiche gliedern: Im nördlichen, zweigeschossigen Gebäudeteil befinden sich die Verwaltungs-, Umkleide- und Schulungsräume. Der Einsatzlogik einer Freiwilligen Feuerwehr folgend, liegen die Umkleideräume, der Aufenthaltsraum für die Bereitschaft sowie das Lagezentrum und der Funkraum im Erdgeschoss – in unmittelbarer Nähe zu den Einsatzfahrzeugen. Da der Neubau über eine weitgehend autarke Energieversorgung verfügt, kann er im Katastrophenfall auch als Steuerzentrale genutzt werden.

Im Obergeschoss (OG) findet man neben Büroräumen, Erste Hilfe-Raum und einer Küche die Räume für die Jugendarbeit der Freiwilligen Feuerwehr. Ebenfalls im 1. OG liegt der große Saal. Er steht für Schulungsveranstaltungen zur Brandbekämpfung, aber auch für Sitzungen des

Gemeinderats von Bad Boll bereit. Großzügige Fensterflächen ermöglichen den Ausblick in die umgebende Natur.

Im südlichen Gebäudeteil befindet sich die Fahrzeughalle mit angrenzenden Lagerflächen, Trocken- und Technikraum. Die offene Halle ist über eine einläufige Treppe und eine umlaufende Galerie mit den Funktionsräumen im nördlichen Gebäudeteil verbunden.

Als „Beispielhaftes Bauen“ ausgezeichnete Sichtbetonarchitektur

Alle Aufenthaltsräume werden durch große Fassadenöffnungen natürlich belichtet. Aber auch für die Erschließungsflächen konnten die Planenden eine hohe Aufenthaltsqualität erreichen, z. B. durch Sitzfenster im Vorraum des Sitzungssaals oder eine frei zugängliche Loggia im Obergeschoss.

Die konsequente Sichtbetonarchitektur prägt das quaderförmige Gebäude. Die warmen Holztöne der Böden, Fenster, Türen und Fassadenelemente stehen in einem wohltuenden Kontrast zu den klar strukturierten Sichtbetonflächen innen und außen. Akzentuiert gebrochen wird dieses Bild durch knallrot lackierte Einbauten wie die Schränke in den Umkleideräumen der Feuerwehrmänner und -frauen.

Die architektonische Qualität, die hier im ländlichen Raum für einen Bauherren der „öffentlichen Hand“ entstanden ist, überzeugte auch die Jury der Architektenkammer Baden-Württemberg, die dem neuen Feuerwehrhaus im Herbst 2021 die Auszeichnung „Beispielhaftes Bauen“ verlieh.

Weitere Informationen:

Gaus Architekten

Stuttgarter Straße 50, 73033 Göppingen

Tel. (07161) 402 31-0, Fax (07161) 402 31-99

info@gaus-architekten.de, www.gaus-architekten.de

Fassadenwerkstoff Beton 18 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
für die Feuerwehr
Sichtbeton-Solitär
MRP Studio, Michael Renner)

Ein Blick in die Zukunft des urbanen Wohnens

Der renommierte Architekt Ben van Berkel vom Architekturbüro UNStudio hat in München einen wegweisenden Wohnbau-Prototypen namens „Van B – very urban living“ entworfen. Bei der Gestaltung der Fassade setzte er auf Großformatpaneele von Rieder. 2.350 m2 concrete skin Platten aus Glasfaserbeton verkleiden die dynamische Gebäudehülle mit asymmetrischen Vorsprüngen und spannendem Materialmix.

Van Berkel ist bekannt für seine Expertise im Bereich der Stadtarchitektur. Entworfen als Modell für zeitgemäßes Stadtleben, richtet sich „Van B“ an unterschiedliche demografische Gruppen und verschiedene Familienkonstellationen. Direkt neben dem zukünftigen „Kreativquartier“ gelegen, besticht der Komplex durch hochflexible Apartments, Außenbereiche sowie gemeinschaftlich genutzte Räume. Die beeindruckende Fassade repräsentiert das neue Musterbild des städtischen Zusammenlebens. Flexibilität steht im Vordergrund: Die Bewohner können ihre Wohnungen ihren individuellen Bedürfnissen durch verschiebbare Möbel anpassen und gleichzeitig Gemeinschaftsflächen genießen. Ein moderner Lebensraum soll für den Architekten nicht nur anpassungsfähig sein, sondern auch das Miteinander fördern.

Individuell und vorausgedacht

Flexibel und vor allem weit in die Zukunft entwickelt – in diese Kategorie passen auch die zum Einsatz gekommenen concrete skin Elemente. Die 13 mm dünnen Betonplatten können in Bezug auf Format, Oberfläche, Textur und Farbe gänzlich maßgeschneidert gestaltet werden. Genau wie moderner Wohnraum flexibel und nachhaltig sein soll,

funktionieren auch die Betonlösungen für die Fassade von Rieder nach dem Prinzip „individuell, unkompliziert und langlebig“. Architektonisch anspruchsvolle Fassaden mit ökologischen und wirtschaftlichen Vorteilen sind dank Rundumservice mit integrativem Planungsansatz, Vorinstallation im Werk, CO2-reduzierter Betonmatrix und geringem Wartungsaufwand einfach umsetzbar.

Material für die Zukunft

Rieder hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Welt des Betons auf ganz andere Art und Weise erlebbar und einsetzbar zu machen. Mit den filigranen Betonlösungen für die Gebäudehülle steht der sonst so schwerfällige Werkstoff für vielerlei Anwendungsformen zur Verfügung. Frei gestaltbar in Form, Farbe, Oberfläche, Textur und Format, ermöglichen die Elemente die Umsetzung unzähliger Designs und eröffnen Planenden neue Möglichkeiten im Umgang mit Beton. Nicht nur bei diesem Projekt in München lebt die Gebäudehülle durch die geschickte Kombination

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Bild 1. Wohnbau-Prototyp „Van B – very urban living“ in München: Die beeindruckende Fassade repräsentiert das neue Musterbild des städtischen Zusammenlebens. Bild 2. Glasfaserbeton-Elemente verkleiden die dynamische Gebäudehülle mit asymmetrischen Vorsprüngen. Bild 3. Die 13 mm dünnen Betonplatten von Rieder werden in Bezug auf Format, Oberfläche, Textur und Farbe maßgeschneidert. (Fotos: Rieder Group/Ditz Fejer)

von unterschiedlichen Materialien. Kupferfarbenes Metall und raue concrete skin Elemente erweisen sich bei „Van B“ als unschlagbares Team in der Fassadengestaltung. Gerade der Mix aus verschiedenen Nuancen und Strukturen hebt das Fassadenprodukt aus Glasfaserbeton – hier in der Farbe ivory – speziell hervor. Durch die asymmetrischen Vorsprünge wird das besondere Erscheinungsbild der Außenhaut noch verstärkt. Das Drinnen und Draußen verschwimmt fließend. „Bei ‚Van B‘ haben wir dieses Konzept mit den zahlreichen Fenstern, den Balkonen und vor allen Dingen den „Bay Windows“, die den Innenraum erweitern und die Wohnungen in die Bäume hineinragen lassen, umgesetzt“, erklärt Ben van Berkel.

Wirtschaftliche Gesamtlösung

Einen wichtigen Faktor für die Zukunft des Wohnens und somit auch des Bauens sieht Rieder in der Systematisie-

Europas größtes 3D-gedrucktes Gebäude

Wie ein welliger Vorhang schmiegt sich Europas größtes 3Dgedrucktes Gebäude an die Billie-Holiday-Straße in Heidelberg. Genau diese Wellen geben dem markanten Bau seinen Namen: das Wavehouse. Ende Januar 2024 wurde es feierlich seiner Nutzung als Rechenzentrum übergeben. Entworfen haben den ikonischen Bau Mense-Korte ingenieure+architekten und SSV Architekten. PERI 3D Construction erstellte mit seinem COBOD BOD2 3D-Baudrucker die vertikalen Elemente des Baus. Mieter des Gebäudes und Betreiber des Rechenzentrums ist Heidelberg iT.

In nur ca. 170 Druckstunden wurde der Bau zwischen dem 31. März und 17. Juli 2023 im 3D-Druckverfahren errich-

Das Wavehouse ist Europas größtes 3D-gedrucktes Gebäude. Heidelberg Materials lieferte 333 Tonnen 3D-Druckbeton. (Foto: © Heidelberg Materials AG I Christian Buck)

rung von Prozessen – so auch des Fassadenbaus. Dies ermöglicht eine enorme Zeit- und Ressourcenersparnis. Die witterungsunabhängige Vormontage im Werk sowie der hohe Grad an Vorfertigung gewährleisten einen hohen Qualitätsstandard, eine rasche Montage bauseits sowie einen effizienten Bauablauf. Die vorgefertigten Module werden auf der Baustelle einfach eingehängt und feinjustiert. So sieht die Zukunft des Bauens aus: ressourcenschonend, zeitsparend und nachhaltig für Mensch und Umwelt.

Weitere Informationen: Rieder Gruppe Glemmerstraße 21 A-5751 Maishofen/Österreich Tel. +43 65 42 690 844 office@rieder.cc www.rieder.cc

tet. Anschließend folgte der nun abgeschlossene Innenausbau. Ca. 54 m lang, 11 m tief und 9 m hoch ist das beeindruckende wellenförmige Gebäude geworden – außergewöhnlich in der architektonischen Ästhetik und innovativ vom 3D-Baudruck sowie dem zu 100 % recyclebaren mineralischen 3D-Druckbeton. Eine große Herausforderung war dabei die Umsetzung der Wellenform des Gebäudes. „Mit unserem 3D-Baustoff konnten wir die Idee der Architekten sehr gut darstellen. Das Projekt in Heidelberg ist für uns ein weiter Meilenstein im 3D-Betondruck“, betont Dr. Jörg Dietrich, Leiter Engineering & Innovation und Leiter Produktmanagement bei Heidelberg Materials Deutschland.

Die Lieferungen des Hightech-3D-Baustoffs erfolgten Just-in-time per Silo-LKW und in enger Abstimmung mit der Bauleitung. Heidelberg Materials setzte beim Wavehouse genau 333 t seines 3D-Materials ein, das gut pumpbar ist, sehr gute Extrusionseigenschaften besitzt und bei gezielter Entwurfsplanung einen effizienten Materialeinsatz ermöglicht. Die weiterentwickelte Materialrezeptur wurde hinsichtlich des CO2-Fußabdrucks optimiert. Das beinhaltete Bindemittel weist nun eine CO2-Reduktion von 55 % gegenüber einem reinen Portlandzement auf. Die Größtkornstärke von 4 mm (statt 2 mm) kam erstmalig zum Einsatz. Damit verringert sich der Bindemittelgehalt in der Trockenmischung und verbessert die CO2-Bilanz des Baustoffs. Die zielsichere Festigkeitsentwicklung und hohe Formtreue des 3D-Druckbetons ermöglichten bei den Wänden, neben der Wellenform, auch einen Überhang von bis zu 18°.

Weitere Informationen:

Heidelberg Materials AG

Berliner Straße 6, 69120 Heidelberg Tel. (06221) 481-0, Fax (06221) 481-135 53 info@heidelbergmaterials.com www.heidelbergmaterials.com

Fassadenwerkstoff Beton 20 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

Geschwungene Freiformfassade in Holz

Die Fassade des Libeskind-Gebäudes „Maggie’s Centre“ in London besteht aus unterschiedlich gekrümmten Holzelementen und ist mit großformatigen Furnierschichtholz-Platten bekleidet – eine ungewöhnliche Materialwahl für ein ungewöhnliches Gebäude.

Im Londoner Stadtteil Hampstead ist seit Januar 2023 ein Projekt des Stararchitekten Daniel Libeskind zu sehen. Bei dem Gebäude handelt es sich um das Krebshilfezentrum des Royal Free Hospitals, das nach Maggie Keswick Jencks, die die Organisation Maggie’s Centre gegründet hat, benannt ist. Es ist eines von 24 Zentren auf dem Gelände des Royal Free Hospitals. Maggie Keswick Jencks

Bild 2. Übersicht der einzelnen Wandbereiche A bis H und deren Ausformungen. Wand C hat den kleinsten und größten Radius. (Visualisierung: Studio Libeskind, New York; Magma Architecture, Berlin)

Fassadenwerkstoff Holz 21 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
WALL A SOLID WALL AREA: 167.05 m² WINDOW AREA: 22.86 m² WALL B SOLID WALL AREA: 151.57 m² WINDOW AREA: 12.72 m² DOOR AREA: 1.89 m² WALL C SOLID WALL AREA: 194.44 m² WINDOW AREA: 23.84 m² WALL D SOLID WALL AREA: 92.77 m² WINDOW AREA: 14.13 m² WALL F CURTAIN WALL AREA: 20.66 m² WINDOW AREA: 0 m² DOOR AREA: 1.98 m² WALL G WINDOW AREA: 6.92 m² WALL H CURTAIN WALL AREA: 13.66 m² WINDOW AREA: 1.30 m² DOOR AREA: 1.98 m² WALL E CURTAIN WALL AREA: 27.72 m² WINDOW AREA: 0 m² DOOR AREA: 3.96 m² A B E F G GLAZING AREA DIAGRAM SCALE N.T.S. 1

die negativen Erfahrungen von unpersönlichen, antiseptischen Krankenhausräumen, in denen die Auseinandersetzung mit der Erkrankung eine zusätzliche Überforderung darstellte. In ihren letzten beiden Lebensjahren entwickelte sie mit ihrem Mann und ihrer Krankenschwester das Konzept, nach dem die Zentren bis heute gebaut werden. Im Krebshilfezentrum bekommen Betroffene kostenlos soziale, emotionale, aber auch praktische Unterstützung.

Libeskind-Gebäude in Trichterform für mehr Fläche

Der vom Architekturbüro Libeskind entworfene Bau ist durch seine geschwungene Freiform markant, ohne eine unangemessene Dominanz auszustrahlen. Die Entscheidung für Holz als Baumaterial für die Freiform-Fassade unterstützt dabei das harmonische Zusammenspiel zwischen Gebäude und dem umgebenden Gelände. In dem knapp 400 m2 Bruttogeschossfläche (BGF) umfassenden zweigeschossigen Gesundheitszentrum sind, neben unterschiedlichen Besprechungs- und Begegnungszonen, u. a. eine Küche, eine Bibliothek und ein Fitness- bzw. Yogaraum untergebracht. Durch die begrenzte Grundstücksfläche entschieden sich die Planenden dafür, das Gebäude wie einen Trichter nach oben zu erweitern und so die Grundflächen der beiden oberen Geschosse zu vergrößern. Im zweiten Obergeschoss können Patient:innen, Mitarbeitende und auch Besucher:innen des Zentrums zu-

dem eine Dachterrasse mit Wintergarten als ruhigen Bereich und friedlichen Rückzugsort nutzen.

Den Architekten war wichtig, den Betroffenen durch die Gebäudeform und die Grundriss-Struktur einerseits Momente der Ruhe und Erholung zu bieten, ihnen aber andererseits auch den Dialog und die Kontaktaufnahme mit anderen Patient:innen zu erleichtern und diese unterstützende Hilfe der Gemeinschaft zu fördern. Auch bei der Auswahl der passenden Bau- und Ausbaumaterialien stand selbstverständlich das Wohl der Erkrankten im Fokus. Die geschwungenen, schräg gestellten Außenwände sorgen wie die ebenfalls geschwungenen Treppenläufe und die Fensteröffnungen in unterschiedlichen Formen, Größen und Anordnungen für besondere Raumerlebnisse und Blickbeziehungen.

Fassade aus gekrümmten Holzrahmenbau-Elementen

Freiformfassaden wie am Maggie’s Centre werden häufig in Beton, gerne in Sichtbeton gebaut. Hier entschied man sich hingegen für eine Fassade aus unterschiedlich gekrümmten Holzelementen, die an einer tragenden Stahlkonstruktion hängt. Aus einer Vielzahl ebener Elemente eine gekrümmte Fassade herzustellen, stellte eine wesentliche Herausforderung des Projektes dar: „Die teils zweifach gebogenen, nach außen schräg gestellten Außenwände und die teilweise sehr engen Radien der gewünschten Gebäudegeometrie waren tatsächlich herausfordernd“,

Fassadenwerkstoff Holz 22 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
erinnert sich Daniel Kreissig, Bild 4. Die bis zu 11 m hohen Fassadenplatten wurden im Werk für den Transport und einen Teil des Montagevorgangs in einen Rahmen gespannt, horizontal angeliefert, in die Senkrechte gezogen, vom Rahmen gelöst, platziert und schließlich auf den Holzrahmenbau-Elementen fixiert. Bild 3. Die gekrümmten Holzrahmenbau-Elemente der Gebäudehülle wurden geschossweise vorgefertigt und über die horizontal gleich mitmontierten Kerto-Ringbalken an die Stahlkonstruktion angeschlossen.
Fassadenwerkstoff Holz 23 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1 Bild 5.
Fassadenschnitt

Würth ASSY®p us 4 CSMR Ø5 5x100 A2, @ 500mm

Würth, ASSY®p us VG 4 CH, Ø8x160 @ 300mm

S+P-Drill Seko-wood construction screws w th drill po nt Ø4 5x50 / TX20 / A2

Würth, ASSY®p us 4 CSMR, Ø6,5x100 / A2 @ 500mm

breathable membrane

Tyvek FireCurb Housewrap

Insulation, Isover Ultimate UF-034 2x 80mm, WLG035

Projektleiter bei der ZÜBLIN Timber GmbH, die die Freiformwände geplant, hergestellt und montiert hat, „ähnlich wie die Anforderungen an den Brandschutz und die Baustellenlogistik auf einem kleinen Baufeld mit wenig Lagerraum und einer Baustelle in enger Nachbarschaft zum restlichen Krankenhausbetrieb“. Alles musste genau geplant und getaktet durchgeführt werden.

ZÜBLIN Timber konnte mit dem Centre in Hampstead bereits das dritte Projekt für die Stiftung Maggie’s Trust umsetzen. Durch die spendenbasierte Finanzierung war das Budget begrenzt, sodass auch bezüglich der Kosten einer exakten Vorplanung eine besondere Bedeutung zukam. „Wir haben den Design-Entwurf bereits in einem ‚Pre Construction Service Agreement‘ (PCSA) auf Machbarkeit geprüft und optimiert“, so Projektleiter Kreissig. „Für die ‚Übersetzung‘ des Architektur-Entwurfs in die Holzbaulösung kam dann ein parametrisches Modell zum Einsatz.“

Bei den Fassadensegmenten handelt es sich um Elemente in Holzrahmenbauweise aus 3,9 cm Kerto Furnierschichtholz, einer 16 cm dicken Dämmschicht aus Hochleistungs-Mineralwolle und einer innenliegenden Lage OSB-Platten in 1,5 cm Dicke. Die Holzrahmenbau-Elemente sind geschossweise getrennt. Die vor den Elementen sitzenden Kerto-Fassadenplatten hingegen laufen in der gesamten Gebäudehöhe durch. Die als MehrzweckBauplatten beschriebenen Furnierschichtholzplatten (1,5 cm) gelten als besonders stabil bei geringem Gewicht, weshalb auch die Montage der bis zu 11 m langen und bis zu 1,6 m breiten Platten relativ gut auf der Baustelle zu handhaben war. Diese insgesamt 23 cm dicke Außenschale hängt an einer inneren, tragenden Stahlkonstruktion (Haupttragwerk) bzw. steht vor einer gedämmten inneren Schale. Insgesamt beträgt der Querschnitt der Außenwand 53 cm. Die Holzrahmenbau-Elemente sitzen am Fußpunkt auf der Betonplatte (Wandabschnitte A und D) oder auf Abstützmauern aus Beton (Abschnitte B und C) auf einer Holzschwelle bzw. partiell in regelmäßigen Abständen auf Winkeln, um eine ausreichende Auflagerfläche

DIN933 M12x220 hexagon bolt VG trength class: 8 8, torque: 88Nm

DIN440 M12 washer Ø 44mm, t= 4mm

Ringbeam, segment shaped Kerto Q 140mm

Hardwood panels t= 2mm, 3mm, 5mm, 10mm 15mm 20mm

DIN125 M12 washer Ø 24mm t= 2 5mm

DIN934 M12 hexagon nut trength class: 8 8

segment shaped steel beam steel angle

15mm OSB planking timber frame wall

zu bieten. Als formgebende Unterkonstruktion für den bauseitigen Trockenbau fungieren die an den Holzrahmenbau montierten horizontalen Kerto-Q-Ringbalken. Bezogen auf die Geometrie und die Statik handelt es sich bei den Ringbalken um die aufwändigsten Bauteile. Teilweise mussten sie blockverklebt und konturgefräst werden, um die gewünschten Querschnitte zu erhalten.

Konstruktion in vier Außenwand-Abschnitten

In der Planung wurde der Umriss der organisch geformten Grundrissfigur in die vier sehr unterschiedlichen Außenwand-Abschnitte A bis D gegliedert. Jeder dieser Abschnitte bestand wiederum aus diversen unterschiedlich großen und auch unterschiedlich geformten Teilabschnitten. Allein die unterschiedlichen Fenstergrößen und -formen machten sehr unterschiedlich geformte Elemente notwendig. Zwischen diesen überwiegend opaken Außenwandflächen mit Fensteröffnungen sitzen die schmalen Außenwand-Abschnitte E, F, G und H mit überwiegend transparenten Flächen.

Um die gewünschte Geometrie sowie eine Fassade aus Holz mit möglichst wenig Fugen herstellen zu können, entschieden sich die Planer von ZÜBLIN Timber für den Einsatz der großformatigen Kerto-Fassadenplatten. Das fünflagige Furnierschichtholz Kerto Kate konnte die Anforderungen durch die zweiachsige Biegung und Beanspruchung sehr gut erfüllen und zudem an Biegeradien von teilweise < 4 m angepasst werden. Alle Fassadenplatten sind als abwickelbare Flächen konzipiert. Für die Dauerhaftigkeit der Furnierschichtholz-Platten sorgt eine Korasit-Imprägnierung. Zudem wurden die Platten aus Brandschutzgründen mit einer Burnblock-Brandschutz-Imprägnierung behandelt, die dafür sorgt, dass kein Sauerstoff an das behandelte Holz gelangt und somit ein weiteres Ausbreiten eines Feuers verhindert werden würde. Ein SBITest (single burning item), der den Beginn eines Brandes simuliert, konnte die Einstufung der Platten in die Brandklasse B-s1, d0 bestätigen. Dieser musste durchgeführt wer-

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bent facade panels Kerto
Kate 15mm timber substructure Kerto Q, 39mm / 50mm
timber frame wall posts Kerto-S 57mm / 160mm Würth,
us VG 4 CH,
@ 300mm
TG,
@
ASSY®p
Ø8x180
Würth, ASSY® 4 CSMP
Ø8x200
300mm
= 1:5
"D02" Scale
Bild 6. Fassadenschnitt-Detail

den, da die Kombination aus Korasit-Imprägnierung, Burnblock-Brandschutz sowie einem Vorvergrauungsanstrich erstmalig durchgeführt wurde.

Mock-up als Test im Vorfeld der Montage

Um insbesondere die Montage der extrem langen Platten zu testen, wurde zunächst in der Fertigung ein 1:1-Mockup der Holzrahmenbauwände mit starker zweiachsiger Biegung gebaut. Der Konstruktionsaufbau hinsichtlich der geplanten Geometrie und die notwendigen Fertigungsschritte sollten so überprüft und optimiert werden. Zudem wurden dabei Details wie die Stoßausbildung oder das Schraubbild der Fassadenplatten mit dem Planerteam abgestimmt und festgelegt.

Für eine möglichst unproblematische Montage wurden vereinfachte Anschlüsse an den Stahlbau gewählt: Die Holzrahmenbauwände konnten im Prinzip zwischen die horizontalen Riegel am Geschossauflager eingeschoben werden. Für eine einfache Konstruktion und Fertigung sorgte auch die Entscheidung, alle vertikalen Bauteile als gerade Standardquerschnitte zu fertigen, alle horizontalen Bauteile dagegen gebogen bzw. freigeformt herzustellen.

So liegen beispielsweise sowohl die horizontalen Randträger als auch die Stahlbeton-Geschossdecken an den Geschossauflagern auf Stahlwinkeln und segmentförmigen Stahlhohlträgern auf und sind mit diesen verschraubt. Zudem werden sie in ihrer Lage durch Lochbleche fixiert.

Die Montage der Kerto-Platten war insofern aufwändig, als die Platten nicht nur sehr lang, sondern zudem auch sehr dünn und von daher windanfällig und gefährdet waren, bei der Montage zu brechen. Die Platten wurden daher ab Werk für den Transport und einen Teil des Montagevorgangs in einen Rahmen eingespannt. Dieser bestand aus zwei Brettschichtholz-Trägern, die die Fassadenplatten an den Längsseiten wie Rahmenhölzer fassen und oben und unten über Spannstangen zusammengehalten sind. Auf diese Weise stabilisiert, wurden die Platten horizontal im Rahmen angeliefert und in die Senkrechte gezogen. Erst dann hat man sie vom Rahmen gelöst, die Platte platziert und schließlich fixiert. Obwohl die Montage im späten Winter stattfand, hatten die Monteure Glück mit den Windverhältnissen und konnten mit nur wenigen Ausfalltagen die Platten in 20 Tagen anbringen.

Die Platten mussten zudem auf ihrem Weg vom Werk zur Baustelle noch einmal in einem Depot außerhalb der City von großen in kleinere Lkw umgeladen werden, da diese nicht bis an die Baustelle hätten heranfahren können.

Die Planungsphase des komplexen Gebäudes mit seiner Freiformfassade fiel übrigens in die Corona- und Lockdown-Zeit, was die Kommunikation des multinationalen Teams zusätzlich gefordert hat. Offensichtlich konnte dies aber dem guten Gelingen nichts anhaben. Die Realisierung des Entwurfs für diesen besonderen Ort war nicht nur qualitativ hochwertig, sondern mit einer Bauzeit von nur 22 Monaten sehr schnell. Die Fertigung und Montage der Holzbau-Elemente hat davon lediglich sieben Monate in Anspruch genommen.

Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe

Bautafel

Fassade für „Maggie’s Centre“ in London

■ Standort: Camden/Hampstead, London

■ Bauherr: Maggie’s Trust, Glasgow/Maggie’s Centres, London, www.maggiescentres.org

■ Architektur: Studio Libeskind (Lead design), New York, www.libeskind.com; Magma Architecture, Berlin, https://magmaarchitecture.com

■ Tragwerksplanung: Expedition Engineering, London, www.expedition.uk.com

■ Holzfassade: ZÜBLIN Timber GmbH, Aichach, www.zueblin-timber.com

■ Bauunternehmen: Sir Robert McAlpine Ltd, Hertfordshire

■ Stahlhersteller: William Hare (Stahlbauer)/ArcelorMittal (2/3 Material Stahl kostenfrei)

■ Bauzeit: Mai 2022–April 2023

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Bild 7. Innenansicht mit Stahlkonstruktion und davor gesetzten gekrümmten und nach außen geneigten Holzrahmenbau-Elementen als Gebäudehülle. (Fotos/Grafiken 3–7: © ZÜBLIN Timber)

Serielle Sanierung in der Baupraxis

Die energetische Modernisierung des Gebäudebestands ist der zentrale Hebel, um die notwendigen CO2-Minderungen in Deutschland zu erreichen und den Wert einer Immobilie zu steigern. Die serielle Sanierung, bei der komplette Fassadenelemente mit Bekleidung und Fenstern montiert werden, ist eine hochwertige und dauerhafte Alternative zu Wärmedämmverbundsystemen (WDVS). ift-Experten haben im Münchner Norden die Montage an einem mehrstöckigen Gebäude aus den 1960er-Jahren begutachtet, bei dem eine energetisch unzureichende Styrodur-Dämmung als WDVS entfernt und durch serielle vorgehängte Holzbauwände ersetzt wurde.

Die Ausführung der Holzfassade erfolgte durch Huber & Sohn im Rahmen einer Generalsanierung durch B & O. „Die Baustellenbegehung zeigte sehr eindrucksvoll die vielfältigen Herausforderungen bezüglich Abdichtung, Bauphysik, Brandschutz, Befestigung und Logistik. Hierbei will das ift Rosenheim Hersteller, Generalunternehmer, Wohnungsbaugesellschaften und Planer in Zukunft stärker unterstützen“, so Institutsleiter Prof. Jörn P. Lass.

Die beiden fünfstöckigen Wohnhäuser in München wurden in den 1960er-Jahren in Massivbauweise erstellt und sind typische Gebäude ihrer Zeit. Die in einer vorhe-

rigen wärmetechnischen Sanierung angebrachte StyrodurDämmung und die Haustechnik waren technisch und optisch in die Jahre gekommen und so beschloss die Baugenossenschaft Hartmannshofen e. G. als Bauherr eine umfangreiche Modernisierung in Verbindung mit einer Aufstockung in Holzbauweise. Beauftragt wurde der Sanierungsspezialist B & O, der als Generalunternehmer großen Wert auf Nachhaltigkeit und die Verwendung von Holz legt und eine frühe Abstimmung von Architekten, Bauherrn und Baufirmen propagiert.

Nachhaltige Alternative

Bei diesen Gesprächen brachte B & O dann die serielle Sanierung mit Holzfassaden als Alternative zum zunächst geplanten WDVS ins Spiel. Die höhere Qualität, bessere Nachhaltigkeit, kürzere Bauzeit mit geringerer Störung der Mieter sowie der Wohnraumgewinn im Bereich der geplanten 3-stöckigen Aufstockung überzeugte den Bauherrn schnell. Durch die Inanspruchnahme der bestehenden Fördergelder für serielle Sanierungen waren die Mehrkosten gegenüber dem WDVS nicht wesentlich höher. Die für die Aufstockung bereits beauftragten Holzbauexperten von Huber & Sohn aus Wasserburg (nahe Rosenheim) erklärten sich bereit, diese anspruchsvolle Aufgabe anzunehmen, weil das Unternehmen über ein großes Knowhow im Fertigteilbau, Ingenieurholzbau und Fensterbau verfügt.

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Bild 1. Vorgefertigte Wandelemente in Holzbauweise ermöglichen eine optimale serielle Sanierung bestehender Gebäude, oft in Verbindung mit einer Aufstockung von 1–3 Geschossen. Bild 2. Professionelle Lastabtragung ist die Basis einer seriellen Sanierung – in diesem Fall über statisch dimensionierte Konsolen. (Fotos: ift Rosenheim)

Erfahrung und Knowhow gefragt

Die Herausforderungen ergaben sich aus dem engen Zeitfenster und erhöhten Brandschutzanforderungen, weil das Gebäude durch die Aufstockung in die höhere Gebäudeklasse 5 „aufgestiegen“ war. Insbesondere die Bewertung der Fuge zwischen neuer Sanierungsfassade und Bestandsbau und das Erbringen der Verwendbarkeitsnachweise erforderten Erfahrung und Knowhow. Da der Geschäftsführer Josef Huber auch Mitglied im ift-Vorstand ist, war die Idee zur Einladung von ift-Experten aus den Bereichen Schall-/Brandschutz, Montage, Konstruktion und Fassadenprüfung schnell geboren.

Individuelle Planung erforderlich

Der Baustellenbesuch im November 2023 zeigte eindrucksvoll, dass es bei der Sanierung dieser Gebäudeart viel Erfahrung braucht. Anders als in Werbe- und Infobroschüren beschrieben, können Standardelemente nicht einfach vor eine bestehende Hauswand gestellt werden, sondern die Fassade muss individuell geplant werden. Vor allem die Ebenheits-Toleranzen, die in der Praxis oft 50 mm und mehr betragen, müssen ermittelt und konstruktiv berücksichtigt werden. Um einen bauphysikalisch und brandschutztechnisch problematischen Hohlraum zu vermeiden, konnten die Fassadenelemente deshalb nicht vorab

im Werk gedämmt werden, sondern wurden vor Ort mit Mineralfasern ausgeblasen.

Weitere anspruchsvolle Montagedetails ergaben sich durch die statische Lastabtragung der neuen Holzfassaden und die Außenwände der Aufstockung sowie die Einbindung der Stahlkonstruktion für die geplanten Vorsatzbalkone. Bereits auf der Baustelle wurden von den Bauexperten von B & O, Huber & Sohn und ift Rosenheim konstruktive Verbesserungen sowie eine einfachere Genehmigung durch geeignete Prüfnachweise diskutiert. Es wurde vereinbart, die Zusammenarbeit nach Abschluss des Bauvorhabens fortzusetzen.

Das ift Rosenheim kann Planer, Generalunternehmer und Hersteller in Zukunft unterstützen, denn es verfügt in allen relevanten Themenfeldern (Bauphysik, Schall-/ Brandschutz, Befestigung, Abdichtungssystemen und Montagetechnik) über Kompetenz (davon 80 Mitarbeiter mit holztechnischer Ausbildung), langjährige Erfahrungen und entsprechende Prüfeinrichtungen.

Weitere Informationen: ift Rosenheim

Theodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim Tel. (08031) 261-0, Fax (08031) 261-290 info@ift-rosenheim.de, www.ift-rosenheim.de

Entwurf und Bemessung von Hallen und Geschossbauten

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Frankreichs Pavillon auf der EXPO Osaka 2025

Der französische Pavillon auf der EXPO 2025 in Osaka/ Japan, als Theatrum Naturae (Naturtheater) konzipiert, spiegelt die landschaftliche Vielfalt des Landes wider und zeigt, wie Design menschliche und andere Lebensformen auf der Erde verbinden kann. Das französische Architekturbüro Coldefy und CRA-Carlo Ratti Associati aus Italien,

das internationale Design- und Bauunternehmen Richmond Group und das japanische Ingenieurbüro Yasui Sekkei entwarfen einen schlaufenförmigen Weg durch den Pavillon, der als Aufstieg, Entdeckung der Natur und Rückkehr auf den Boden interpretiert werden kann. Höhepunkt ist das begrünte Dach in Form eines Landschaftsgartens, Carlo Ratti, einer der Gründer von CRA und Kurator der Biennale Architettura 2025, will damit die sich verändernde Rolle der Weltausstellungen angesichts der weltweiten Klimakrise verdeutlichen. Thomas Coldefy, Mitbegründer des Architekrubüros Coldefy: „Der französische Pavillon lädt die Besucher ein, das Theater des Lebens zu betreten. Die Besucher sind sowohl Akteure als auch Betrachter in diesem Projekt und erleben einen Weg durch den Pavillon, der die existenzielle Symbiose zwischen den technologischen und natürlichen Bereichen der Umwelt darstellt und sie zwingt, sich der lebensnotwendigen Verbindung zur Natur bewusst zu werden.“ Der Pavillon demonstriert, insbesondere in der Fassadengestaltung mit dem Einsatz vorgefertigter und natürlicher textiler und Holz-Elemente, die recycelbar und weit über den Zeitrahmen der EXPO wiederverwendbar sind, Umweltbewusstsein.

Weitere Informationen:

CRA carlorattiassociati srl

Corso Quintino Sella, 26, 10131 Torino/Italien info@carloratti.com, www.carloratti.com/ Coldefy

4 Rue des Petits Pères75002 Paris/Frankreich contact@coldefy.fr, www.coldefy.fr

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Bild 1. Der französische Pavvilon zur Weltausstellung 2025 in Osaka Bild 2. Die Dachgestaltung bietet eine Wanderung durch französische Landschaftstypen. Bild 3. Ein schlangenförmiger Weg erschließt den Pavillon. (Fotos: Coldefy and Carlo Rottio Associati)

EDGE East Side Berlin: Innovationen bei Sonnenschutz, Glasbalustraden und Fassadenentwässerung

Mit 140 m ist das EDGE East Side am S-Bahnhof Warschauer Straße der aktuell höchste Wolkenkratzer in Berlin. Die Architekten der Bjarke Ingels Group (BIG) entwarfen einen gläsernen und besonders energieeffizienten Büroturm mit markanter Fassadenstruktur. Um den rechteckigen Turm verlaufen treppenartig eingeschnittene Terrassenbereiche. Fassadenbauer Gartner verkleidete den Bau mit vielfältigen Fassadentypen aus Aluminium, Stahl und großen Glasflächen. Jeder zweite Flügel in der Fassade lässt sich zudem öffnen. So können Nutzer sowohl in den Räumen wie auf den Terrassen und dem öffentlich zugänglichen Dachgeschoss Frischluft genießen. Zudem hat Gartner mehrere Innovationen für den Sonnenschutz, die Montage der Glasbalustrade und die Fassadenentwässerung entwickelt.

Als Bauherr plante EDGE Technologies das gesündeste Hochhaus Deutschlands, das in DGNB Platin und Well Gold zertifiziert werden soll und seinen Nutzern einen hohen Komfort bietet. So wurden viele Kreislaufprodukte und VOC-freie Materialien verwendet. Ein spezielles Energiemanagement und eine moderne Gebäudetechnologie senken zusammen mit der Gebäudehülle den Energiever-

brauch. Die Hochhausfassade erreicht beispielsweise einen Wärmeschutz von Ucw = 0,92 W/m2K mit Ug = 0,6 W/m2K. Einzelne Fassadenbereiche sind mit bis zu Rw = 47 dB besonders schallisoliert, sodass ein ruhiges Arbeiten ermöglicht wird.

Auf einem 3.700 m2 großen Grundstück an der Warschauer Straße sollen die unteren beiden Geschosse sowie ein Dachrestaurant öffentlich zugänglich sein. Hauptmieter ist das Tech-Unternehmen Amazon. Auf 37 Geschossen bietet das EDGE East Side insgesamt eine Geschossfläche von ca. 80.500 m2.

Die unteren neun Geschosse sind mit rechteckig gerasterten Fassaden verkleidet. Breite horizontale Bänder und schmale vertikale Stege dieser Rasterung harmonisieren mit umliegenden Gebäuden. Ab dem siebten Stockwerk ragt der Turm stufenartig über das Podium hinaus. In seine Vorhangfassade sind drei zweigeschossige Terrassenbereiche eingeschnitten, die treppenartig um das Hochhaus laufen. Sowohl das zurückgesetzte Podium wie die horizontal eingeschnittenen Terrassen prägen die leichte und einzigartige Fassade des Hochhauses. Die Dachge-

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Bild 1. Mit 140 m der aktuell höchste Wolkenkratzer in Berlin: das EDGE East Side am S-Bahnhof Warschauer Straße Bild 2. Der Fassadenbauer Gartner verkleidete den Bau mit vielfältigen Fassadentypen aus Aluminium, Stahl und großen Glasflächen.

Fassadenentwässerung mit Unterdruck

Zur Entwässerung der Fassaden entwickelte Gartner ein Unterdrucksystem, um die Rohrdurchmesser zu verkleinern, da die Untersichten nur wenig Platz bieten. In den einzelnen Fassadenelementen führen Entwässerungsrohre das Wasser senkrecht nach unten ab. Spezielle Sümpfe und Ablaufsysteme minimieren das Risiko von Strömungsabrissen des Unterdrucksystems. Rinnen mit Feuchtigkeitsund Temperaturfühlern sowie eine Rinnenheizung über 700 m verhindern ein Gefrieren des Wassers bei Minustemperaturen. Das komplette Regenwasser wird zunächst in ein Auffangbecken und von dort kontrolliert in die Kanalisation geleitet.

Vollelementierten Vorhangfassade aus Aluminium

schosse mit den zurückgesetzten Technikbereichen sind ebenfalls treppenförmig gestaltet.

Sonnenschutz mit Lamellenraffstore

Die Gebäudehülle mit einer Gesamtfläche von ca. 30.000 m2 besteht vor allem aus verschiedenen vollelementierten Vorhangfassaden aus Aluminium, Fenster- und Kaltfassaden, Stahl-Pfosten-Riegel-Konstruktionen mit zahlreichen unterschiedlichen Verglasungen sowie hinterlüfteten Verkleidungen. Ca. 15.000 m2 umfasst die Hochhaus-Fassade vom 7. bis 35. OG, die sich durch zahlreiche Features und unterschiedliche Elementkonfigurationen auszeichnet. Diese vollelementierte Vorhangfassade mit einem typischen Achsmaß von 1,35 m × 3,6 m hat eine Fassadentiefe von 330 mm. Im natürlich belüfteten Fassadenzwischenraum befindet sich ein motorisierter Lamellenraffstore mit 80-mm-Lamellen. Geschosshohe Drehflügel mit 120 mm Öffnungsbegrenzer sind teilweise absturzsichernd ausgeführt. Die 3.700 m2 Terrassenfassaden vom 12. bis 35. OG mit einer Modulbreite von 1,35 m tragen die Vertikallasten stehend über zwei Geschosse ab und sind an der mittleren Geschossdecke und an der auskragenden Decke oberhalb nur horizontal angebunden.

Mehrere Neuentwicklungen zeichnen die Fassaden aus. Über einen Motor lassen sich beispielsweise bis zu drei Sonnenschutzbehänge gleichzeitig ansteuern. Mit dieser elementübergreifenden Kopplung für den Sonnenschutz spart der Bauherr Motoren, Strom und Infrastruktur.

Glasbalustraden mit höchster Sicherheit

Die Montage der Glasgeländer wird über einen einstellund fixierbaren Profilkeil vereinfacht und beschleunigt. Ein trockenverglaster Balustradenschuh ersetzt dabei die bisherige Glashalterung mit Injektionsmörtel und ermöglicht eine Montage ohne einen aufwendigen Zugang von außen. So konnten im Hochhaus bis zu 2 m hohe Glasbalustraden montiert werden, die den Nutzern der Terrassen höchste Sicherheit bieten.

Im Erdgeschoss und 1. OG wurde die Glasfassade als 800 m2 große Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Stahl mit einem Achsraster von 1,35 m und einer Höhe von bis zu 6 m ausgeführt. Das Podium erhielt vom 2. bis 9. OG eine 3.100 m2 große vorelementierte Aluminium-Fensterfassade. Jedes Element besitzt einen öffenbaren Flügel, von denen jeder zweite zur Belüftung dient. In den Bürobereichen wurde das Hochhaus mit einer vollelementierten Vorhangfassade aus Aluminium verkleidet. Diese zweischalige Fassade mit einem typischen Achsmaß von 1,35 × 3,60 m hat einen Lamellenraffstore im natürlich belüfteten Fassadenzwischenraum. Ihre geschosshohen Drehflügel sind ebenfalls dreifachverglast. Auch die Terrassen erhalten Aluminium-Elementfassaden, aber stehend über zwei Geschosse für die Vertikallasten. Sie sind an der mittleren Geschossdecke und an der auskragenden Decke oberhalb nur horizontal angebunden und einschalig verglast. Über je eine Schiebe- und eine Drehflügeltür erreichen Nutzer die einzelnen Terrassenbereiche mit bis zu 2 m hohen Glasbalustraden. Die Untersichten der Terrassenfassaden und auch des Hochhaussockel werden mit AluminiumPaneelen verkleidet. Die Technikgeschosse im Dachbereich erhalten als Sichtschutz eine einschalige Kaltfassade basierend auf dem Design der Hauptfassade.

Josef Gartner GmbH

Mit ihren Fassaden aus Aluminium, Stahl und Glas prägt die Josef Gartner GmbH mit Hauptsitz in Gundelfingen an der Donau zahlreiche Architekturikonen. Von der Elbphilharmonie in Hamburg bis zur neuen Apple-Zentrale im kalifornischen Cupertino. Bei großen und komplexen Bauprojekten ist Gartner weltweit eine der ersten Adressen für hochwertige Fassaden, die sich vor allem durch Ingenieurkunst, handwerkliche Präzision und höchste Qualität auszeichnen. Seit 2001 gehört das 1868 gegründete Familienunternehmen zur italienischen Permasteelisa Gruppe.

Weitere Informationen:

Josef Gartner GmbH

Gartnerstraße 20, 89423 Gundelfingen

Tel. (09073) 84-0

gartner@permasteelisagroup.com, www.josef-gartner.de

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Bild 3. Bis zu 2 m hohe Glasbalustraden bieten den Nutzern der Terrassen höchste Sicherheit. (Fotos: Josef Gartner GmbH)

Einfacher Nachweis für Fensterlüftung nach DIN 1946-6

Dezentrale, ins Fenster integrierte, Lüftungsgeräte oder -komponenten (Fensterlüfter) sind für die Lüftung gut geeignet. Bei lüftungstechnischen Maßnahmen in Wohngebäuden muss die DIN 1946-6 beachtet werden. Um den Umgang mit diesem komplexen Normenwerk zu vereinfachen, hat das ift Rosenheim die beiden ift-Richtlinien LU-01 „Fensterlüfter Leistungseigenschaften“ und LU-02 „Fensterlüfter Einsatzempfehlung“ überarbeitet. Mit der ift-Richtlinie LU-02/2 steht Planern, Fensterherstellern und Montagebetrieben ein einfaches und praxisnahes Planungsinstrument für die Lüftungsplanung im Wohnungsbau nach DIN 1946-6 zur Verfügung und ist damit eine Alternative zu Softwareprogrammen.

Corona hat die bisherigen Mängel bei der Lüftung zur Sicherstellung der notwendigen Luftqualität schonungslos aufgezeigt. Geschlossene Schulen und die eingeschränkte Nutzung von Büros, Veranstaltungsräumen oder Verkaufsstellen des Einzelhandels wegen unzureichender Lüftungskonzepte sind zum bestehenden Problem der Schimmelbildung hinzugekommen. Dies hat dazu geführt, dass die Lüftung bei Bauherren und Mietern nun einen zentralen Stellenwert einnimmt. Deshalb müssen Planer, Architekten, Fensterhersteller und der Fachhandel davon ausgehen, dass das nach DIN 1946-6 geforderte Lüftungskonzept nachdrücklich eingefordert wird.

Die beiden ift-Richtlinien gelten für Fensterlüfter als dezentrale Lüftungskomponente, die sich am, im oder um das Fenster befinden, beispielsweise Luftdurchlässe, Fensterbanklüfter, Aufsatzelemente, Fensterfalzlüfter oder beschlaggeregelte Lüfter (z. B. kraftbetätigte Fenster zur kontrollierten Lüftung). Damit steht ein umfangreicher Baukasten zur dezentralen und kostengünstigen Lüftung mit Fenstern zur Verfügung.

Ein Lüftungskonzept ist gemäß DIN 1946-6 für Neubauten, Komplettsanierungen oder bei einer Teilmodernisierung (Austausch über ein Drittel der Fenster) zu erstellen. Dieses kann von jedem Fachkundigen erstellt werden. Die notwendige Fachkenntnis und Befähigung kann kompakt in einem ift-Seminar erworben werden.

Die ift-Richtlinie LU-01/2 „Fensterlüfter – Teil 1: Leistungseigenschaften“ ermöglicht Herstellern und Planern, die Leistungseigenschaften übersichtlich in Klassifizierungstabellen darzustellen, zu vergleichen und auszuschreiben. Diese Übersicht bietet dem Verbraucher, Architekten und Planer eine leichte Vergleichbarkeit der lüftungsspezifischen Produkteigenschaften sowie weitere Eigenschaften wie Schalldämmung, Schlagregendichtheit oder Gebrauchstauglichkeit.

Die ift-Richtlinie LU-02/2 „Fensterlüfter – Teil 2: Empfehlungen für die Umsetzung von lüftungstechnischen Maßnahmen im Wohnungsbau“ unterstützt Planer, Architekten, Fensterhersteller und den Fachhandel bei der Erstellung des nach DIN 1946-6 geforderten Lüftungskonzepts, das für Neubauten und Sanierungen (Fenstertausch) gefordert ist. Ziel des Lüftungskonzepts ist zunächst die Prüfung, ob eine lüftungstechnische Maßnahme nach DIN 1946-6 erforderlich ist.

Mithilfe von Grafiken, Tabellen, Diagrammen und Rechenbeispielen ist eine einfache Planung und Umsetzung

der lüftungstechnischen Maßnahmen (freie Lüftung zum Feuchteschutz) möglich, beispielsweise die Ausführung und Anzahl der erforderlichen Fensterlüfter. Aufgrund von praxisnahen Annahmen sind hierfür nur wenige Angaben zu Wohn-/Nutzungseinheit, Gebäudestandort sowie Ausführung notwendig. Zusätzlich werden weitere Anforderungen an Fensterlüfter wie Luftdurchlässigkeit, Schlagregendichtheit, Schallschutz und Brandschutz beachtet.

Mit den ift-Richtlinien LU-01/2 und LU-02/2 steht Planern, Fensterherstellern und Montagebetrieben ein einfaches und praxisnahes Planungsinstrument für die Ausschreibung und Lüftungsplanung im Wohnungsbau zur Verfügung und ist damit eine Alternative zur Anschaffung und Nutzung von Softwareprogrammen. Eine vertiefte Fachkenntnis kann kompakt in einem ift-Onlineseminar erworben werden. Beide Richtlinien sind als Print- oder Downloadfassung zum Nettopreis von 27,00 bzw. 18,00 € unter www.ift-rosenheim.de/shop verfügbar.

Weitere Informationen: ift Rosenheim GmbH

Theodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim

Tel. (08031) 261-0

info@ift-rosenheim.de, www.ift-rosenheim.de

IM BEREICH FASSADE UND FENSTER.

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Fenstergeschichten: Flexible Warme Kante vereinbart Denkmalpflege und Klimaschutz

Die Restaurierung und Nachbildung historischer Fenster wurde in den vergangenen Jahren zunehmend unter dem Aspekt der Wärmedämmung diskutiert. Wie man gleichzeitig die Auflagen des Denkmalschutzes, die Erwartungen stilbewusster Bauherren und Klimaschutzziele erfüllen kann, zeigen Projekte in Nordirland und Österreich. Obwohl völlig unterschiedlich in der Umsetzung, kamen in allen drei Fällen energieeffiziente Isoliergläser mit einem Warme-Kante-Abstandhaltersystem zum Einsatz.

Historische Gebäude können mehr sein als eine bloße Sehenswürdigkeit oder das Erbe einer architektonischen Epoche. Sie sind für die Menschen, die mit ihnen aufwachsen und in ihnen leben, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen, identitätsstiftende Umwelt und Heimat. Das zeigen die folgenden Beispiele.

Rekonstruktion mit authentischer Verglasung

Im Zentrum der nordirischen Hauptstadt stehen die Bank Buildings (Bilder 1 und 2), ein Juwel des Viktorianischen Belfast. Seit 1979 ist das 5-geschossige Gebäudeensemble im Besitz der irischen Modekette Primark, seit 1980 steht es unter Denkmalschutz. An der Hauptfassade flankieren Pilaster aus poliertem rotem Granit die großen Fensterflächen, in den oberen Etagen prägt roter Sandstein den Charakter des Gebäudes, auf dessen Spitze ein gewaltiges, eisernes Zifferblatt thront.

Das von dem Architekten W. H. Lynn für ein Belfaster Textilhandelshaus entworfene Gebäude wurde ein Jahr vor dem Ende der Viktorianischen Ära eröffnet. Mit seinen großflächigen Fensterfronten einerseits und klassischen Elementen wie Säulen, rechteckigen Fensterbändern und einer Attika-Balustrade andererseits steht das einstige Kaufhaus für den Übergang vom Historismus ins 20. Jahrhundert. Dass sie bereits zwei Brände überstanden haben, sieht man den Banking Buildings nicht an. Der letzte und verheerendste im Jahr 2018 zerstörte die gesamte Holzkonstruktion und praktisch das gesamte Tragwerk. Die

stählernen Versteifungsbalken und die original gusseisernen Stützpfeiler waren entweder eingestürzt oder hatten ihre aussteifende Funktion verloren. Stehengeblieben waren lediglich die nichttragenden Umfassungsmauern.

Benedict McAteer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der School of Natural and Built Environment an der Queen’s University in Belfast, beschreibt die Gefühle der Belfaster nach dem Unglück: „Der Brand hat uns vor Augen geführt, wie sehr wir Gebäude brauchen, um zu erklären, was wir erlebt haben, was eine Stadt ertragen hat und was wir am Leben in ihr schätzen.“ Der Belfast Telegraph schreibt unmittelbar nach dem Brand: „Sie war Belfast. Nicht nur ein Bauwerk aus Ziegeln und Mörtel im Stadtzentrum. Sondern eine große alte Dame, die Schrecken und Geschichte gesehen und überstanden hatte, die Jahrhunderte des Wandels und der Herausforderungen miterlebte, die sich anmutig und nahtlos anpasste und standhielt.“

Nach dem ersten Impuls, das verkohlte Gerippe abzureißen, begann eine beispielhafte Rekonstruktion nach originalem Vorbild. Jeder abgetragene Stein wurde numme-

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Bild 1. Die Bank Buildings sind ein Juwel des Viktorianischen Belfast. Bild 2. Die nach historischem Vorbild gefertigten Fenster haben eine hervorragende thermische Effizienz.

riert, Naturstein und Marmor für die neue Fassade wurde aus denselben Steinbrüchen in Finnland, Schottland und Portugal bezogen, die auch die Originalmaterialien im 19. Jahrhundert geliefert hatten. Als Ersatz für die 1980 installierten, einfach verglasten, ebenfalls nach historischem Vorbild gefertigten Fenster ab dem 3. OG lieferte IMC Glass insgesamt 300 Einheiten aus seiner Slim-GlazeReihe. „Diese superschlanke Doppelverglasung ermöglicht es, den ursprünglichen Stil bei ausgezeichneter thermischer Effizienz zu erhalten. Bei einer Elementdicke von nur 14 mm erreichen sie einen Ug-Wert von 1,2 W/m2K“, erklärt Geschäftsführer Aaron McCreanor.

Die IMC Spezialisolierglasprodukte zeichnen sich durch einen schmalen und gleichzeitig niedrigen Randverbund sowie eine Krypton-Gasfüllung aus. „IMC Glass ist das einzige Unternehmen in Irland und nur eines von zwei auf den Britischen Inseln, das für diese Produkte ein Kitemark-Prüfsiegel für Tests gemäß BS EN 1279-2 und BS EN 1279-3 hinsichtlich Feuchtigkeitsaufnahme und Gasverlustrate erhalten hat“, so Aaron McCreanor weiter. „Die Schwierigkeit bei der Herstellung von Isoliergläsern mit einem derartig dünnen Glasaufbau liegt darin, die Gasdichtigkeit über einen langen Zeitraum hinweg sicherzustellen und Kondensatbildung im Scheibenzwischenraum zu verhindern.“ Um die für eine dünne Zweifachverglasung exzellenten Ug-Werte von bis zu 1,1 W/(m2K) zu erreichen, werden sie ausschließlich mit Xenon oder Krypton befüllt und sind zusätzlich wärmedämmbeschichtet. Das Tüpfelchen auf dem i ist der Abstandhalter, eine flexible Warme Kante, die speziell für Zweifachverglasungen im Restaurierungssektor entwickelt wurde. Mit nur 3 mm Bauhöhe kann er auch in Rahmen mit sehr niedrigen Glaseinständen eingebaut werden, ohne sichtbar zu sein.

Extra-dünnes Zweischeiben-Isolierglas ersetzt Einscheibenverglasung

Ein Bericht, den die Glass and Glazing Federation und British Glass im Oktober 2023 gemeinsam veröffentlicht haben, zeigt, dass ca. 98 % der Fenster im Vereinigten Königreich den derzeitigen Mindeststandard für den Ug-Wert von 1,4 W/(m2K) nicht erfüllen. Der Wärmeverlust aufgrund ineffizienter Fenster ist bis zu dreimal höher als in Ländern wie Deutschland, Österreich oder Schweden. In vielen Fällen können die meist noch Einfachverglasungen gegen Slim-Glaze-Produkte getauscht werden. Sind die Rahmen nicht mehr erhaltenswert, können sie authentisch nachgebaut werden.

Das Mitte des 19. Jahrhunderts im neogotischen Stil als privater Familiensitz erbaute Luxushotel Adare Manor Hotel & Golf Resort im County Limerick hat diesen Schritt bereits getan. Soweit möglich wurden die historischen Gläser wiederverwendet, alle neuzeitlichen, einfach verglasten Fenster wurden gegen Doppelverglasung getauscht. IMC Glass lieferte für die Renovierung von Haupthaus (Bild 3) und Carriage House (Bild 4) insgesamt ca. 1.100 Isolierglaseinheiten an drei verschiedene Fensterbauer. Für den Bauherren war neben der Energieeffizienz insbesondere der niedrigere Taupunkt entscheidend. Kondensation ist nicht nur ein optisches und gesundheitliches Problem, sondern greift die Holzrahmen an.

Gewölbte Künstlerfenster lassen Kirchenanbau strahlen

Die denkmalgeschützte, katholische Pfarrkirche Hl. Margaretha in der burgenländischen Gemeinde Apetlon ist eine Besonderheit. Die im Jahr 1797 fertiggestellte Kirche war stets so gut besucht, dass man sie 1974/1975 mit einem modernen, achteckigen Betonanbau im BrutalismusStil nach dem Entwurf des Architekten Josef Patzelt erweiterte. Der Anbau ist freitragend ohne Säulen ausgeführt, die Sitzbänke sind um einen Volksaltar angeordnet und vom Hochaltar aus dem Ende des 18. Jahrhunderts blickt die Kirchenpatronin, die Heilige Margaretha, auf die Gläubigen herab.

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Bild 3. Adare Manor Hotel & Golf Resort, Haupthaus Bild 4. Adare Manor Hotel & Golf Resort, Carriage House (Fotos 1–4: Edgetech) Bild 5. Die zwei Fensterbänder der denkmalgeschützten, katholischen Pfarrkirche hl. Margaretha wurden mit 3D-geformten Isolierglaseinheiten restauriert. (Foto: Pfarrgemeinde Apelton)

Zwei Fensterbänder mit insgesamt 36 Scheiben aus 6-mm-Plexiglas erhellten den Raum mit natürlichem Tageslicht. Nachdem sie in der Vergangenheit das eine oder andere Mal den Windlasten nicht standgehalten hatten, wurden sie nach außen gewölbt ausgeführt (Bild 5). Von Beginn an waren farbige Kirchenfenster geplant gewesen, im September 2023 wurde der langgehegte Wunsch der Kirchengemeinde Apetlon endlich Realität. Mit ihrer abstrahierenden und dennoch erzählenden Darstellung des Lebens und Martyriums der Heiligen Margaretha von Antiochien hatte die Berliner Künstlerin Marie-Luise Dähne auch die funktionale Aufgabe gelöst, die starke Sonneneinstrahlung abzumildern und gleichzeitig die Sichtverbindung zur Natur draußen zu bewahren.

Symbole wie das Kreuz, die Eisenkämme und die Perlen – Margaretha bedeutet „die Perle“ im Griechischen –ziehen sich durch die gesamte Motivreihe (Bild 6). Am Eingang zur Kirche sind die Scheiben kräftig und dunkel und erinnern an Margarethas gottlose Kindheit als Tochter eines heidnischen Priesters. Kleine goldene Perlen, im Verlauf des Fensterbandes werden es immer mehr, symbolisieren zum einen ihren Glauben, der es ihr möglich macht, Folter, die Versuchungen des Teufels und schließlich die Hinrichtung zu ertragen und zum anderen die wachsende Christengemeinschaft.

Die renommierte Paderborner Werkstatt für Glasmalerei Peters hatte den Entwurf mit keramischen Farben von Hand auf die 6-mm-ESG-Scheiben in Formaten von 1,6 m × 1,3 m bis 2,6 m × 1,4 m übertragen und die Motive anschließend bei 600 °C eingebrannt (Bild 7).

Flexibler Abstandhalter vermeidet Wärmebrücken am Glasrand

Angelehnt an die alten Plexiglasscheiben in der Pfarrkirche Hl. Margaretha hatte der Denkmalschutz gewölbte Scheiben zur Auflage gemacht. Mit der Herstellung der 3D-geformten Isolierglaseinheiten (CurvePerformDGU aus CurvePerformMono „Freeform gebogener“ Außenscheibe 6 mm mit einer Planglas ESG Dekor Gegenscheibe in den Isolierglaseinheiten) war der Vandaglas Standort –Vandaglas Döring Berlin beauftragt. Im Zuge der Glaserneuerung sollten die Fenster auch energetisch saniert werden. Für den Randverbund kamen daher der flexible Edgetech Super Spacer® TriSeal SG und Dow Corning 3362 als sekundärer Silikondichtstoff zum Einsatz (Bild 8). Vandaglas Döring Standortleiter Carsten Kunert zum Projekt: „Die konvexen Hohlräume wurden aus der planen Scheibe herausgeformt. Das sieht auf den ersten Blick unspektakulär aus, doch die Geometrie mehrachsig gebogener Scheiben ist komplex und erschwert damit auch die Prognose des Materialverhaltens während des Biegens und nach der Installation. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung haben wir auch für die Apetloner Isolierglaseinheiten auf die flexiblen Super Spacer Abstandhalter gesetzt. Sie sind einfach zu applizieren, unterstützen die Widerstandsfähigkeit gegenüber Windlasten und tragen in erheblichem Maß zur Energieeffizienz bei, denn es entfallen Wärmebrücken am Glasrand.“

Weitere Informationen:

Edgetech Europe GmbH

Gladbacher Straße 23, 52525 Heinsberg

Tel. (02452) 964 91-0

info@edgetech-europe.com, www.quanex.com, www.SUPERSPACER.COM

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Bild 6. Symbole wie das Kreuz, die Eisenkämme und Perlen – Margaretha bedeutet „die Perle“ im Griechischen – ziehen sich durch die gesamte Fenster-Motivreihe. (Foto: Erna Opitz) Bild 7. Werkstatt für Glasmalerei Peters hatte den Entwurf mit keramischen Farben von Hand auf die 6-mm-ESG-Scheiben kopiert. (Foto: Glasmalerei Peters) Bild 8. Die flexiblen Abstandhalter sind einfach zu applizieren. (Foto: Vandaglas)

Manhattan: Glasboxen bieten spektakuläre Aussicht

In 305 m Höhe ragen zwei Ganzglasboxen aus dem vierthöchsten Wolkenkratzer New Yorks. Schwindelfreien Besuchern des 427 m hohen One Vanderbilt bieten diese Aussichtsboxen spektakuläre Ausblicke auf die Madison Avenue und die Stadt. Jede Box ist ein in sich geschlossenes System, das am Gebäude an drei Rückverankerungen am Primärstahl aufgehängt ist. Um größtmögliche Transparenz und einen ungestörten Blick zu ermöglichen, hat Fassadenbauer Gartner die Gläser strukturell verklebt und mit zapfenartigen Glasverbindungen befestigt.

Zu den 5,3 m hohen und 3,7 m breiten Glasboxen des „Summit One Vanderbilt“ gelangen Gäste über zwei gläserne Außenaufzüge. Das Bodenglas ist 1,55 m bis zur Innenseite der Frontgläser breit. Die Frontgläser bestehen aus 4 × 12 mm ESG mit jeweils 1,52 mm SGP und einer Antireflex-Beschichtung von Eckelt. Als Schneefang sind gekantete Edelstahlbleche mit Structural Silicone am Glasrand aufgeklebt.

Zwei Ganzglas-Aussichtsboxen ragen aus dem 427 m hohen Wolkenkratzer in Manhattan (Foto: Juan Hernandez, Permasteelisa North America)

Die Bewegungen des Gebäudes bei den jeweiligen Stockwerken werden zu den Boxen umlaufend durch Bewegungsfugen aufgenommen und geben dadurch keine weiteren Verformungen in die Glaskonstruktion ab. Um das Bodenglas vor Bruch beispielsweise durch herabfallende Gegenstände zu sichern, ist die Glasoberfläche durch eine zusätzliche Verschleißglasschicht geschützt. In mehrwöchigen Tests hat die Josef Gartner GmbH die ausreichende Trag-, Stoßtrag- und Resttragfähigkeit nachgewiesen.

Weitere Informationen:

Josef Gartner GmbH

Gartnerstraße 20, 89423 Gundelfingen

Tel. (09073) 84-0

gartner@permasteelisagroup.com

www.josef-gartner.de, www.summitov.com

Fassadenwerkstoff Glas 35 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

Hightech-Glasfassade mit LED für Klinik in Doha

Dass Mediafassaden nicht nur Werbung oder Infotainment transportieren, sondern auch Teil eines architektonischen Konzepts sein können, zeigt eine neue Klinik in Doha/Katar. „The View Hospital“ liegt direkt am Wasser – und diese fantastische Lage wird mithilfe integrierter LED-Beleuchtung auf der riesigen Glasfassade thematisch aufgegriffen. Die Technologie zur Flüssiglamination der verwendeten Glaselemente heißt LOCA und kommt vom Kleb- und Dichtstoffhersteller H. B. Fuller | KÖMMERLING. Das Hightech-Glas ist transparentes Glas, Mediafläche und konstruktives Bauelement in einem und erfüllt auf diese Weise sämtliche funktionellen und gestalterischen Ansprüche.

Das neue hochklassige Gesundheitszentrum, am 18.12. 2022 eröffnet, befindet sich im Stadtteil Al Quataifiya, nur eine halbe Autostunde entfernt vom internationalen Flughafen Hamad. Hinter der Einrichtung steht das katarische Unternehmen Elegancia Healthcare, das in Zusammenarbeit mit der US-Klinik Cedars Sinai Medical Center, Los Angeles, ein neues Zentrum für moderne Medizin auf höchstem Niveau realisiert hat.

Hochklassige Medizin gepaart mit herausragendem Design

Zu dem 19-geschossigen Gebäude gehören neben den üblichen Versorgungs-Facilities nicht nur 12 Operationssäle mit modernster Medizintechnik und 20 Intensivbetten, sondern auch 240 private Einzelzimmer. Selbstredend, dass sämtliche Räumlichkeiten nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend eingerichtet wurden. Hightech-Medizin gepaart mit herausragendem Design –diesen Eindruck wollten die Bauherren und Betreiber auch durch die architektonische Gestaltung des Gebäudekomplexes zum Ausdruck bringen. Für das besondere Design

der Fassade holten sie daher das renommierte internationale Architekturbüro Chapman Taylor ins Boot.

Bei der Gestaltung griffen die Architekten das Wasser als bestimmendes Element der Umgebung in einer eleganten und zeitlosen Glasfassade auf. Mit einer Größe von 8.000 m2 bedeckt sie nahezu die gesamte Front des schlanken, hochaufragenden Gebäudes und wölbt sich organisch zum Flussufer hin. Regelmäßige floral anmutende Ornamente strukturieren die große Fläche, während quer über die gesamte Breite Wasser in sanften Wellenbewegungen zu fließen scheint – ein visueller Effekt, der über LED-Beleuchtung erzeugt wird, die mittels Flüssiglamination fest in der Glasfassade integriert ist.

Glaselemente mit integrierten LED für atemberaubende Fassaden

Die LOCA-Technologie (Liquid Optical Clear Adhesives) für diese Art der Flüssiglamination wurde von dem Klebund Dichtstoffhersteller H. B. Fuller | KÖMMERLING entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem südkoreanischen Partner GLAAM entstand daraus das sogenannte G-Glass. Es besteht aus zwei Scheiben, bei der die hintere Scheibe mit einer leitfähigen und gleichzeitig transparenten Beschichtung versehen wird, um die notwendige elektrische Leitfähigkeit zu erzeugen. Diese Oberfläche wird von robotergesteuerten Lasern so bearbeitet, dass nur ein Raster aus feinen Leiterbahnen stehenbleibt, auf welche dann die entsprechenden LED gesetzt und fixiert werden. Danach wird eine zweite Glasscheibe im Abstand von 1,5 bis 2,5 mm auf die LED-Scheibe aufgesetzt. Zum Schluss wird der Scheibenzwischenraum mit den speziellen und besonders flüssigen LOCA-Produkten von H. B. Fuller | KÖMMERLING

Bild 1. „The View Hospital“ in Doha/Katar: Mit einer Größe von 8.000 m2 bedeckt die Glasfassade nahezu die gesamte Front des schlanken, hochaufragenden Gebäudes und wölbt sich organisch zum Flussufer hin.

Fassadenwerkstoff Glas 36 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

LOCA-Technologie bringt architektonische Vorteile

Die konstruktiven Eigenschaften der mit LOCA hergestellten Verbundgläser, wie beispielsweise das G-Glass, liefern eine ganze Reihe an Vorteilen. Die LOCA-Technologie benötigt keine hohen Drücke und Temperaturen bei der Verarbeitung. Aufgrund der passiven Aushärtung lassen sich so sensible elektronische Bauteile wie LED oder Funktionsfolien sicher in die polymere Zwischenschicht der Verbundgläser einbetten. Darüber hinaus besitzen die Liquid Optical Clear Adhesives für Architekten zwei entscheidende Pluspunkte: Ihre optische Qualität in Verbindung mit hoher mechanischer Stabilität. LOCA bleibt nach dem Aushärten vollständig transparent, was für glasklare Scheiben und genügend Lichteinfall im Inneren von Gebäuden sorgt. Die integrierten LED sind bei Tageslicht nahezu unsichtbar und erlauben einen ungehinderten Blick nach draußen.

Im Gegensatz zu Folien, die ebenfalls als Zwischenschicht in Verbundgläsern genutzt werden, gehen Liquid Optical Clear Adhesives beim Aushärten eine chemische Bindung zur Oberfläche ein. Zusätzlich bildet das Material selbst einen dreidimensional vernetzten Verbund, der sich selbst bei starken Temperaturschwankungen durch eine hohe strukturelle Stabilität auszeichnet und auch bei extremer Belastung nicht splittert. Daher lassen sich Verbundgläser wie das G-Glass, die mit LOCA gefertigt wurden, zu Isoliergläsern weiterverarbeiten und eignen sich als konstruktives Bauelement besonders für anspruchsvolle architektonische Konzepte mit Glasfassaden, Glasbalustraden oder Glasbrücken.

In der Fassade der Klinik in Doha sitzen 4.000 m2 G-Glass-Elemente, die mit LOCA hergestellt wurden. Dr. Christian Scherer, Head of Business Development Glass bei H. B. Fuller | KÖMMERLING, resümiert: „Wir freuen uns sehr, dass innovative Bauherren und visionäre Architekten unsere LOCA-Technologie für ‚The View Hospital‘ kreativ genutzt haben und daraus eine beeindruckende Fassade entstanden ist, die das Stadtbild von Doha maßgeblich prägen wird.“

Bautafel

Klinik „The View Hospital“, Doha/Katar

■ Bauherr: Elegancia Healthcare in Zusammenarbeit mit Cedars Sinai

■ Architekturbüro Fassade: Chapman Taylor

■ G-Glass: GLAAM

■ LOCA-Technologie: H. B. Fuller | KÖMMERLING

aufgefüllt. So werden alle Zwischenräume erreicht und sämtliche integrierten Bauteile vollständig umschlossen. Danach wird das Element unter UV-A-Licht schonend gehärtet. Die zwischen den Glasscheiben eingebetteten LEDRaster können später mit beliebigem Inhalt angesteuert werden, je nach verwendeten LED ist das erzeugte Bild schwarzweiß oder bunt.

Weitere Informationen:

Kömmerling Chemische Fabrik GmbH

Zweibrücker Straße 200, 66954 Pirmasens Tel. (06331) 56-20 00, Fax (06331) 56-19 99 info.koe@hbfuller.com, www.koe-chemie.de

Fassadenwerkstoff Glas 37 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 2. Die beeindruckende Fassade der Klinik wurde mithilfe der LOCA-Technologie von H. B. Fuller | KÖMMERLING realisiert. (Fotos: Dow Photograph)

Keramikfassade für die neue Konzernzentrale von Enercity in Hannover

Mit dem Neubau der Konzernzentrale für Enercity entstand das derzeit größte Passivhaus Norddeutschlands in Hannover. Die Architekten von haascookzemmrich STUDIO 2050 übersetzten den Nachhaltigkeitsansatz des Energiedienstleisters in eine puristische, der Kommunikation und Energieeffizienz verpflichteten Architektur. Das äußere Erscheinungsbild prägen Keramikplatten von MOEDING, die mit einer weiß glasierten, gerillten Sonderausführung den minimalistischen Anspruch ihrerseits unterstreichen.

Das Energieversorgungs- und Dienstleistungsunternehmen Enercity mit Sitz in Hannover versorgt ca. eine Million Menschen mit Strom, Wärme, Erdgas und Trinkwasser, dazu bietet es Services im Bereich Elektromobilität und smarte Infrastruktur an. Inzwischen ist der Ökostromanbieter auch weit über die Region hinaus aktiv. Der Konzern verfestigt dabei seine angestrebte Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz: bis 2040 will er vollständig klimaneutral werden. Einen Meilenstein bildet der kürzlich fertiggestellte Neubau für die Unternehmenszentrale in Hannover. Sie ist mit 20.000 m2 Fläche das derzeit größte Passivhaus Norddeutschlands. Das Gebäude, das ca. 800 Mitarbeitenden moderne Arbeitswelten bietet, vermeidet mehr CO2, als durch seinen Betrieb entsteht.

Architektur der Offenheit und Transparenz

In nur zweieinhalb Jahren Bauzeit konnte die neue Konzernzentrale, die sinnbildlich für die Transformationsbestrebungen des Unternehmens steht, fertiggestellt werden. Entstanden ist ein polygonales Volumen mit 19.500 m2 Bruttogrundfläche. Ein markanter Einschnitt bietet sich zum Haupteingang hin, der auf Erdgeschossebene weit zurückversetzt ist. So entsteht ein großer Vorplatz über Eck, der von den oberen Geschossen überragt wird und mit filigranen Säulen durchsetzt ist. Des Weiteren öffnet sich

das Gebäude zur Stadt über einen neu gestalteten Platz zwischen der Braunstraße und einer riegelförmigen Nachbarbebauung. Großflächige Verglasung sorgt im Erdgeschoss und auf den oberen Ebenen für viel Tageslicht. Über insgesamt fünf Geschosse verteilen sich die Büros, die das zentrale Element des Entwurfs – ein lichtdurchflutetes Atrium – umspielen.

Innenleben im Dienst der Kommunikation

Im Erdgeschoss befinden sich ein Fitnessbereich, ein großer Konferenzraum sowie ein Restaurant, das auf der südlichen Seite zum Park hin auch einen Außenbereich einschließt. Das von langen Oberlichtbändern einer stählernen Sheddach-Konstruktion gekrönte Atrium wird bis in die unterste Ebene zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs für die Mitarbeitenden. Die höheren Geschosse sind über Brücken, Rampen und Treppen verbunden, die sich kreuzend

Fassadenwerkstoff Keramik 38 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 1. Die neue Konzernzentrale von Enercity in Hannover findet Ausdruck in einem hochmodernen, der Energieeffizienz verpflichteten Gebäude –Architektur: haascookzemmrich STUDIO 2050. Bild 2. Das Bauwerk auf polygonaler Grundfläche öffnet sich über einen weiten Vorplatz zum neu gestalteten Stadtraum.

und quer über den Luftraum spannen. An den inneren Fassaden entstehen abermals Einschnitte, Balkone und Aufenthaltsbereiche, die sogenannten Netzwerkflächen. Über die zahlreichen, dem Atrium zugewandten offenen Flächen werden gleichzeitig die Bürozonen erschlossen.

Durch die spektakulären Verbindungswege entstehen laut den Architekten horizontale und vertikale Nachbarschaften. Die Treppen und Brücken weisen ein rötlichbuntes, grafisches Muster auf und bilden dadurch auch symbolisch das Herzstück des Gebäudes. Bequeme Möbel für die Kommunikationsbereiche, ergonomische Arbeitsplätze mit neuester technischer Ausstattung sowie das vollumfänglich der Energieeffizienz verpflichtete Gebäudekonzept machen die Konzernzentrale zu einem modernen, die Kreativität und Zusammenarbeit fördernden Umfeld.

Minimalistische Fassade im hochwertigen Keramikleid

Den Komplex umhüllen fein gegliederte Fassaden, die jeweils leicht unterschiedliche Ansichten bieten. Die mittleren vier Geschosse weisen jedoch eine einheitliche, äußerst puristische Gestaltung auf. Durch allseitig auskragende Bodenplatten wird der Massivität des Baukörpers entgegengewirkt und eine horizontale Gliederung erzielt. Versetzt angeordnete, bodentiefe Fenster wechseln sich jeweils mit weißen, opaken und fein gerillten Flächen ab. Diese sind als vorgehängte, hinterlüftete Konstruktionen mit Keramikplatten von MOEDING bekleidet.

Gemeinsam mit den Architekten entwickelte der Keramikspezialist eine Strukturplatte sowie die passende Glasur. Dazu wurden insbesondere Format, Oberflächenbeschaffenheit, Ausrichtung sowie technische Details zur Typenstatik und Befestigung abgestimmt. Durch vorab gelieferte Musterplatten konnten das Planungsteam und der Bauherr die für das Projekt optimale Strukturplatte wählen. Im Ergebnis präsentiert sich die neue Zentrale des Energiekonzerns aus Hannover als moderne Arbeitsumgebung, die sich reduziert und dennoch anspruchsvoll gestaltet in das Stadtbild integriert.

Bautafel

Enercity Konzernzentrale, Hannover

■ Auftraggeber: Enercity Stadtwerke Hannover AG

■ Architekten: Architektur haascookzemmrich STUDIO2050, Stuttgart

■ Fassadenbekleidung: MOEDING Keramikplatten ALPHATON® Sonderfarbe: weiß glasiert; Sonderform: gerillt

Weitere Informationen:

Moeding Keramikfassaden GmbH

Ludwig-Girnghuber-Straße 1, 84163 Marklkofen

Tel. (08732) 24 60-0, Fax (08732) 24 66-9

info@moeding.de, www.moeding.de

Fassadenwerkstoff Keramik 39 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 3. Die Fassade weist großzügig verglaste Bereiche sowie vier einheitlich gestaltete, horizontal streng gegliederte Ebenen auf. Dabei wechseln sich an allen Seiten bodentiefe Fenster mit opaken Wandflächen ab. Bild 4. Die repetitiven Fassadenflächen sind mit MOEDING-Strukturplatten aus Keramik in einer weiß glasierten, gerillten Sonderausführung bekleidet. Bild 5. Rundum treten die Bodenplatten aus dem Volumen aus und brechen mit der Massivität des Baukörpers. (Fotos: Markus Guhl)

Modulare Pflanzwände zur Fassadenbegrünung des Green City Towers

Auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs Nord in Freiburg im Breisgau wird seit Jahren ein ambitioniertes Stadtplanungsprojekt umgesetzt. Das Vorhaben stellt eindrücklich unter Beweis, wie altindustrielle Flächen zu neuem Leben erweckt werden können. Das Eingangstor des neuen Freiburger Stadtviertels bildet der Green City Tower. Zur Realisierung der bepflanzten Gebäudehülle steuerte die Fa. Richard Brink den konstruktiven Teil eines modularen Systems zur vertikalen Begrünung bei.

Der vier Gebäudeteile umfassende Green City Tower am alten Zollhof in Freiburg vereint Büro-, Gastronomie- und Wohnflächen in einem einzigartigen Komplex. Während drei der Bauten über vier, fünf und sieben Etagen verfügen, erstreckt sich ein Wohnturm mit 53 Mietwohnungen verteilt über 15 Obergeschosse insgesamt 52 m in die Höhe.

Die Fertigstellung des Projekts verantwortete die Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden mbH, nachdem der Rohbau Anfang 2017 zunächst zum Erliegen gekommen war. Mit einem überarbeiteten Konzept erreichte die Unternehmensgruppe Unmüssig als Bauherr ab Juni 2020 die Fortsetzung der Baumaßnahmen. Im Zuge der Neukonzeption holte sie dazu die archis Architekten + Ingenieure GmbH aus Karlsruhe ab Leistungsphase 4 mit ins Boot. Gemeinsam gelang so Ende 2021 die Fertigstellung des beeindruckenden Neubaus.

Portal mit grünem Antlitz

Nicht weniger als 4.300 m2 Fassadenfläche des Wohnturms wurden mit einer wandgebundenen Begrünung versehen. In dieser Dimension ist die Maßnahme am Green City Tower eine der größten vertikalen Vegetationsflächen in ganz Deutschland – mit einem CO2-Bindevermögen von 20 bis 25 t pro Jahr. „Als Gestalter ist es unsere Aufgabe, die Herausforderungen unserer Gesellschaft, in sozialer und ökologischer Sicht, anzunehmen und Lösungen für eine lebenswerte Gemeinschaft sicherzustellen. Der Green City Tower spiegelt eben diesen Anspruch wider“, erläutert Dipl.-Ing., M.Eng. Freier Architekt BDA Bastian Wieland von der archis Architekten + Ingenieure GmbH.

Mit den Fassadenarbeiten, einer extensiven und intensiven Dachbegrünung sowie der Gestaltung weiterer Außenanlagen wurde die flor-design Wand GmbH beauftragt. Bei der Umsetzung konnten sich die Verantwortlichen nicht nur auf eine professionelle Montage, sondern auch auf eine umfassende und individuelle Planung seitens des verarbeitenden Betriebs verlassen. „Unsere Arbeit beginnt aufgrund unserer Funktion nicht erst als Verarbeiter, sondern bereits als Planer weit im Vorfeld der eigentlichen Montage. Dabei legen wir größten Wert darauf, die Vorgaben und Ziele der jeweiligen Bauherren zu erfüllen“,

Fassadenbegrünung 40 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 1. Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Nord in Freiburg entstand der aus mehreren Gebäudeteilen bestehende Green City Tower. Bild 2. Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal des Neubaus ist seine großflächige Fassadenbegrünung. Den konstruktiven Teil der wandgebundenen Systeme lieferte die Fa. Richard Brink. (Fotos: Richard Brink GmbH & Co. KG)

erklärt Klaus Wegenast, Geschäftsführer der flor-design Wand GmbH.

Starke Kooperation für maßgeschneiderte Fassadenbegrünung

Mit seiner patentierten „greencityWALL“ war der Betrieb in der Lage, eine für das Projekt passgenaue Lösung anzubieten, die den Anforderungen an eine immergrüne Fassade gerecht wird. Die flor-design Wand GmbH bietet mit ihrem System eine individuell gestaltbare Lösung für vertikale Aufbauten im Indoor- sowie Outdoorbereich. Mit der Fa. Richard Brink vertraut das Unternehmen dabei auf einen erfahrenen Kooperationspartner, der den konstruktiven Part für die „greencityWALL“ entsprechend der projektspezifischen Vorgaben am Green City Tower fertigte und lieferte.

Dieser konstruktive Teil setzt sich im Wesentlichen aus Pflanzkassetten aus beschichtetem Aluminium sowie Tragschienen aus feuerverzinktem Stahl als Unterkonstruktion zusammen. Hierbei wird der Kassettenkorpus als vorgehängtes und hinterlüftetes Element direkt in die Tragschienen entlang der Fassade eingehängt und bildet im Verbund aller modularen Elemente eine nahtlose Begrünung aus. Die Richard Brink GmbH & Co. KG bietet innerhalb ihrer Pflanzwand-Produktreihe „Adam“ Lösungen für freitragende Wandbefestigungen, für zusätzlich über Füße im Fundament getragene Varianten sowie für eine Kombination mit Wärmeverbundsystemen. Als Pflanzkassetten stehen zudem wahlweise vertikale oder getreppte Ausführungen zur Wahl.

Aktuell: Marktreport Gebäudegrün

Begrünte Dächer und Fassaden sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Das ist nicht nur ein hoffnungsvoller Trend, sondern auch eine Notwendigkeit für die Städte im Kampf gegen den Klimawandel. Fassadenund Dachbegrünungen können dazu beitragen, die Hitzebelastung in den Städten zu reduzieren und Hochwasser zu mindern.

Der „BuGG-Marktreport Gebäudegrün 2023“ ist das unverzichtbare Nachschlagewerk für Politik, Branchen-Fachleute, Bauprofis, Medien, Hochschulen und Studierende. Er gibt nicht nur einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen, sondern zeigt auch die drängenden Herausforderungen auf, vor denen Städte und Gemeinden angesichts der Folgen des Klimawandels stehen. Die Zukunft der Fassaden-, Dach- und Innenraumbegrünung ist lebendiger und vielfältiger denn je und bringt aktuell mit dem „Solar-Gründach“ – einer Verschmelzung von Photovoltaik und Dachbegrünung – auch Innovationen hervor, welche die Art und Weise, wie wir unsere Städte in Zukunft gestalten, verändern werden. Ausgewählte Ergebnisse des BuGG-Marktreport Gebäudegrün 2023:

Weit mehr als eine schöne Fassade

An der Fassade des Green City Tower in Freiburg wurden insgesamt 1.484 Pflanzkassetten mit einer Beschichtung in RAL 9010 (Reinweiß) sowie zusätzliche Ständer und Verkleidungsbleche verbaut. Die Kassetten nehmen seitlich über vorgefertigte Pflanzlöcher insgesamt ca. 50.000 Pflanzballen entlang der Fassade auf. Immergrüne und stresskonditionierte Stauden, Gräser und Gehölze wie Lavendel, Rosmarin, Farn und Salbei bieten nicht nur eine beeindruckende Optik, sondern schützen die Bausubstanz zusätzlich vor Wind, Temperaturschwankungen sowie Lärm.

Um Einflüssen durch Frost oder extremer Hitze vorzubeugen, wurden die Frontbleche zusätzlich mit XPS-Platten isoliert. Sowohl die Bewässerung als auch die Düngung erfolgen vollautomatisch. Tröpfchenbewässerungsschläuche in regelmäßigen Abständen sichern die Versorgung der Pflanzen innerhalb der Kassetten. Eingebrachtes Regenund Gießwasser kann dank Perforationen in den Bodenblechen der Pflanzkassetten von einer Kassette in die darunterliegende durchsickern. Lediglich die untersten Reihen sind ab Werk rundum verschweißt und für eine kontrollierte Ableitung des überschüssigen Wassers mit Ablaufstutzen versehen.

Weitere Informationen:

Richard Brink GmbH & Co. KG

Görlitzer Straße 1, 33758 Schloß Holte-Stukenbrock Tel. (05207) 95 04-0, Fax (05207) 95 04-20 info@richard-brink.de, www.richard-brink.de

– Die Fläche an Gründächern in Deutschland ist im Jahr 2022 um 8,7 Millionen m2 auf insgesamt ca. 160 Millionen Quadratmeter gestiegen.

– Der Gründach-Index liegt im Durchschnitt bei 1,1 – die Gründach-Bundesliga wird durch die Stadt Stuttgart mit 4,1 angeführt.

– Bei den begrünten Fassaden sind 2022 146.000 m2 neu hinzugekommen; das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Jahr 2021 von 69 %.

– Die wichtigsten Trends in der Branche sind die zunehmende Nachfrage nach Solar-Gründächern, Retentionsgründächern und wandgebundenen Fassadenbegrünungen.

Der BuGG-Marktreport steht kostenlos als Download zur Verfügung bzw. kann auch als DIN-A4-Broschüre gegen eine Schutzgebühr von 19 € zuzüglich Versandkosten bestellt werden.

Weitere Informationen:

Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) Albrechtstraße 13, 10117 Berlin Tel. (0681) 98 80 570, Fax (0681) 98 80 572 info@bugg.de, www.gebaeudegruen.info

Fassadenbegrünung 41 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

Sockelrinne für Holzfassaden zum Entwässern und Belüften

Hauraton bietet ein neues Spezialrinnensystem für die Belüftung und Entwässerung von Holzfassaden an – Steelfix Air. Es gehört ab sofort zum Standardsortiment des Unternehmens. Steelfix Air trennt als Sockelrinne die Fassadenunterkante vom umgebenden Erdreich oder dem angrenzenden Oberflächenbelag. Ihre Hauptfunktion besteht darin, alle Elemente der Fassade dauerhaft gut zu hinterlüften und gleichzeitig anfallendes Wasser sicher und unverzüglich vom Gebäude abzuleiten.

Holzfassaden sind gefährdet, durch Nässe geschädigt zu werden. Sie davor zu schützen ist wichtig, denn sie sind nicht nur ästhetischer Blickfang, sondern bieten zahlreiche praktische Vorteile für Gebäude: Holz strahlt Wärme und Wertigkeit aus. Es verleiht Häusern eine einladende und natürliche Optik. Holz ist ein nachhaltiger und nachwachsender Rohstoff und punktet mit einer guten Ökobilanz. Eine Holzfassade wirkt als natürlicher Isolator und kann vielfältig gestaltet werden.

Sockelrinne mit Doppelfunktion

Durch den Einbau der Steelfix Air Rinnen wird die Bausubstanz, insbesondere Holzfassaden, vor Schäden bewahrt. Die Rinnenwandung der Steelfix Air ist perforiert. Dadurch kann Wasser schnell und über die gesamte Rinnenlänge hinweg in den Untergrund gelangen und versickern oder zügig abgeleitet werden. Zur Fassade hin sorgt die Perforation für die wirkungsvolle Belüftung. Zusätzliche Öffnungen im oberen Bereich der Rinne verstärken die Luftzirkulation. Dadurch wird verhindert, dass sich Feuchtigkeit an der Gebäudehülle ansammeln kann. Durch die stetige Belüftung verbleiben die Fassadenelemente in der schützenden, natürlichen Umgebungsatmosphäre und sind nicht dauerhafter Nässe ausgesetzt.

Normgerecht und wirkungsvoll

Die speziell für die Anwendung an Holzfassaden bei Fertighäusern entwickelte Rinne bietet einen wirkungsvollen Spritzwasserschutz. Die Steelfix Air Sockelrinne erfüllt die Anforderungen der DIN 68800-2 (Holzschutz – Vorbeu-

gende Maßnahmen im Hochbau) und ermöglicht ein barrierefreies Bauen.

Die neuen Rinnen sind in den Breiten 255 und 305 mm erhältlich. Kunden haben die Wahl zwischen den Ausführungen in verzinktem Stahl oder Edelstahl. Jedes Rinnenelement verfügt über integrierte Verbinder, die für eine besonders stabile und fluchtgenaue Ausführung sorgen. Zudem bietet die Steelfix Air Sockelrinne verschiedene Abdeckungsoptionen. Neben Gitterrosten werden auf Anfrage auch Längsstabroste, Guss- oder Kunststoffabdeckungen angeboten.

Mit dem Einsatz der Steelfix Air Rinnen sind Holzfassaden witterungsbeständig und äußerst langlebig. Mit regelmäßiger Pflege können sie damit über viele Jahre hinweg ihre Schönheit bewahren.

Multitalent geschlossene Stahlrinne: Steelfix Regular

Ein weiteres Rinnensystem im Hause Hauraton ist Steelfix Regular. Die Kastenrinne aus Stahl ist stabil, erfüllt sämt-

Fassadenentwässerung 42 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 1. Die Sockelrinne Steelfix Air hinterlüftet alle Elemente der Fassade dauerhaft gut und leitet gleichzeitig anfallendes Wasser sicher und unverzüglich vom Gebäude ab. Bild 2. Eine zusätzliche Perforation im oberen Bereich der Rinne sorgt für eine wirkungsvolle Luftzirkulation. Bild 3. Bestandteile der Sockelrinne Steelfix Air

liche Normen und ist höchst filigran. Damit passt sie zu allen Einbausituationen und eignet sich ideal bei geringem Platzangebot und niedrigen Aufbauhöhen.

Bei Steelfix Regular handelt es sich um ein geschlossenes Rinnensystem. In Form und Funktion ähnelt es Dachfix von Hauraton, jedoch ohne dessen perforiertes Rinnenprofil. Die Konstruktion von Steelfix Regular kommt Planern besonders dann entgegen, wenn in Projekten die zügige Ableitung von Regenwasser oberstes Gebot ist. Damit werden Bauwerke oder öffentliche Plätze vor stehenden oder drückenden Flüssigkeitsvolumina geschützt. Das Norm- und Regelwerk für die Fassadenentwässerung fordert dafür gegenwärtig mehr und mehr ge-

schlossene Rinnen. Diesem Trend und Anspruch kommt Hauraton in seiner Neuentwicklung praxisnah nach.

Edelstahl oder verzinkter Stahl – geschützt vor Korrosion

Das hochwertige Werkmaterial Stahl ist es auch, das dem neuen Rinnenformat seine schlanke Robustheit und Zuverlässigkeit sowie seinen ausgezeichneten Korrosionsschutz verleiht. Hauraton bietet das Sortiment sowohl aus verzinktem Stahl als auch aus Edelstahl in unterschiedlichen Baubreiten (115255 mm) und höhen (45150 mm) an. Die Verbindung der Rinnenelemente gelingt einfach und schnell durch ein sicheres Knebelsystem. Auf Wunsch kann Steelfix Regular mit einer Aufschwemmsicherung für eine dauerhafte Positionierung ausgerüstet werden.

Die komplette architektonische Gestaltungsfreiheit im Abdeckungsdesign ist mit Steelfix Regular gegeben, denn alle vorhandenen Abdeckungen passen zu dem System und können frei nach Projektbedarf gewählt und kombiniert werden. So entsteht in der Planung größtmögliche Flexibilität für ein durchgängiges Entwässerungsdesign, egal welches Unterteil benötigt wird. Steelfix Regular wird in exklusiver Stückfertigung hergestellt. Darüber hinaus entspricht die Rinne den gängigen Richtlinien für begehbares und barrierefreies Bauen.

Weitere Informationen:

HAURATON GmbH & Co. KG

Werkstraße 13, 76437 Rastatt Tel. (07222) 958 0 info@hauraton.com

www.hauraton.com/de/produkte/entwaesserung/steelfix-air/ www.hauraton.com/de/produkte/entwaesserung/steelfix-regular/

Fassadenentwässerung 43 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 4. Die Rinnen Steelfix Air sind in den Breiten 255 und 305 mm und in den Ausführungen verzinkter Stahl oder Edelstahl erhältlich. Bild 5. Steelfix Regular eignet sich ideal bei geringem Platzangebot und niedrigen Aufbauhöhen. Bild 6. Steelfix Regular als Längsstabrost (Fotos/Grafiken: HAURATON)

Schallschutz: Damit die Fenster-Anschlussabdichtung nicht zur Schwachstelle wird

Lärmbelästigung schädigt das Gehör, löst Stress aus, steigert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – kurz: Sie macht krank. Dabei sind Menschen immer häufiger Lärmbelästigung ausgesetzt, auch in ihren eigenen vier Wänden. Denn nicht nur in urbanen Ballungsgebieten wird immer dichter gebaut, Wohngebäude in Autobahnnähe oder Bürobauten am Flughafen stellen keine Ausnahme mehr dar. Mit immer größer werdenden Fensterflächenanteilen fällt den Glaselementen eine bedeutende Rolle im Schallschutz zu – und mit ihnen der Anschlussfuge. Schließlich können selbst kleinste Risse in der Abdichtung die schallschützenden Eigenschaften stark beeinträchtigen.

Bild 1. Lärmbelästigung macht krank. Dabei sind Menschen ihr verstärkt ausgesetzt, auch in ihren eigenen vier Wänden. Mit immer größer werdenden Fensterflächen fällt den Glaselementen eine bedeutende Rolle im Schallschutz zu – und mit ihnen der Anschlussfuge.

Bild 2. Der Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) und die dadurch bedingte vorgesetzte Einbaulage des Fensters wirken sich kritisch auf die Schalldämmung aus, wie eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts für Bauphysik (IBP), Stuttgart, zeigt. Bei der Untersuchung sowie beim im Anschluss entwickelten Prüfverfahren, um den Einfluss von Dichtschäumen in der Fuge zu testen, kamen u. a. Dicht- und Dämmmaterialien von TEROSON Bautechnik zur Anwendung.

Jedes schalldämmende Fenster ist nur so gut wie seine Anschlussabdichtung. Eine unsachgemäße Installation oder unzureichende Abdichtung kann die Schalldämmung erheblich beeinträchtigen. Bereits kleine Löcher oder Haarrisse in der Anschlussfuge können die Schalldämmleistung um mehr als 10 dB reduzieren. „Die Folgen sind gravierend: Denn eine Verschlechterung von 10 dB Schalldämmleistung führt zu einer Verdopplung der wahrgenommenen Lärmbelastung beim Menschen“, weiß Alexander Bauer, Technischer Leiter bei TEROSON Bautechnik, einem Experten im Bereich Abdichtungslösungen für Fenster und Fassade. Er betont: „Damit gilt folglich: Nur ein luftdichter Fensteranschluss ist ein akustisch dichter Anschluss.“

Herausforderung: vorgesetzte Einbaulage

Heutzutage herrscht großer Druck, Gebäude energetisch so effizient wie möglich zu gestalten. Dabei sind Maßnahmen zur Verbesserung der thermischen Eigenschaften nicht immer positiv für den Schallschutz. So wirkt sich der wachsende Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) und die dadurch bedingte vorgesetzte Einbaulage des Fensters aufgrund hygrothermischer Vorteile kritisch auf die Schalldämmung aus. Denn: Fensterrahmenprofile messen des Weiteren heute in der Regel mindestens 70 mm und rutschen somit immer mehr in die Dämmebene, auf Kosten der zur Verfügung stehenden Tiefe des Fensterdämmschaums zwischen Mauerwerk und Profil.

Wie groß der Einfluss der vorgesetzten Bauweise auf die Schalldämmung ist, zeigt die Untersuchung „Schallschutz von Fenstern in vorgesetzter Einbaulage“ des Fraunhofer Instituts für Bauphysik (IBP), Stuttgart. Dabei wurde festgestellt, dass das Einsetzen von Fenstern in Wände mit außenliegender Wärmedämmung die Schalldämmung im mittleren Bereich der Fensteröffnung verändern kann. Insbesondere bei Metallrahmen und Befestigungssystemen wurden negative Auswirkungen im Frequenzbereich von 63 bis 100 Hz festgestellt. Bei Verwendung von hochschalldämmenden Fenstern (ab Schalldämmklasse 3) in Kombination mit unspezifizierten Metallrahmen kann dies zu einer erheblichen Verschlechterung der Schalldämmung führen.

Höchste Schallschutzklasse für Dichtfolien-System von TEROSON Bautechnik

Bei der Untersuchung sowie beim im Anschluss entwickelten Prüfverfahren,

Bild 3. Der Fenstermontageschaum TEROSON EF 537 erfüllt bei einer Fugentiefe von 20 mm bereits die SSK 4. Zu verdanken ist das seiner mikrofeinen Schaumzellstruktur.

Schallschutz/Brandschutz 44 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

Bild 4. Die Kombination aus TEROSON FO 150 FOIL-TACK M+S als dampfdichte

Dichtfolie für die warme Bauteilseite, TEROSON FO 3 / 2 SK als diffusionsoffene

Dichtfolie für die kalte Bauteilseite, sowie der Fenstermontageschaum TEROSON

EF 537 erreichten die Schallschutzklasse 6 (> 50 dB) bei einer Fugentiefe von gerade einmal 40 mm.

um den Einfluss von Dichtschäumen in der Fuge zu testen, kamen u. a. auch Dicht- und Dämmmaterialien von TEROSON Bautechnik zur Anwendung. Dazu gehörten TEROSON FO 150 FOIL-TACK M+S als dampfdichte Dichtfolie für die warme Bauteilseite, TEROSON FO 3/2 SK als diffusionsoffene Dichtfolie für die kalte Bauteilseite, sowie der Fenstermontageschaum TEROSON EF 537. Das Resultat: Die Kombination dieser drei Komponenten erreicht die SSK 6 (> 50 dB) bei einer Fugentiefe von gerade einmal 40 mm. Der Fenstermontageschaum TEROSON EF 537 ist so kompakt, dass er bei einer Fugentiefe von 20 mm schon die SSK 4 erfüllt. Alexander Bauer zu den Ergebnissen: „Letztlich schnitt das Konsolensystem mit Dichtfolien-Einsatz in puncto Schallschutz am besten ab, wenn auch nur

mit kleinem Vorsprung vor der Dämm- oder Metallzarge. Aber man sollte bedenken, dass das klassische Konsolensystem kaufmännisch das attraktivste ist und die enthaltenen Dichtfolien weit geläufig sind, sodass die Gefahr von Montagefehlern zusätzlich weit geringer ist.“

Kostenfreies Whitepaper zum Thema

Welche Anforderungen und Regelwerke herangezogen werden, um Anforderungen an die Schalldämmung von Bauanschlussfugen herzuleiten, und detaillierte Insights zur IBP-Prüfung lesen Interessierte in einem Whitepaper, das TEROSON Bautechnik kostenfrei auf seiner Website zum Download bereitstellt: https://profiguide.teroson-bautechnik.com/pr-berichte/

Weitere Informationen:

TEROSON WINTeQ Europe

Henkel AG & Co. KGaA

Henkelstraße 67, 40589 Düsseldorf www.teroson-bautechnik.com

Vito Henning

International Business Manager Tel. (0211) 797-42 95 vito.henning@henkel.com

Schallschutz/Brandschutz 45 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1
Bild 5. Mehr zum Schallschutz im Bereich des Fensteranschlusses lesen Interessierete in einem kostenfreien Whitepaper von TEROSON Bautechnik, abzurufen unter https://profiguide.teroson-bautechnik.com/pr-berichte/. (Fotos/Tabelle: TEROSON Bautechnik)

Mängel beim Brandschutz auf Rekordniveau

Gut jede fünfte Brandmeldeanlage und jedes vierte Rauchabzugssystem hat wesentliche Mängel. Über alle Anlagetypen ist das die höchste Mängelquote seit Jahren. TÜV-Verband veröffentlichte dazu den „Baurechtsreport 2023“.

Der TÜV-Verband warnt angesichts hoher Mängelquoten bei sicherheitsrelevanter Haustechnik vor Defiziten beim Brandschutz wichtiger Gebäudetypen. Betroffen sind vor allem sogenannte Sonderbauten. Dazu gehören u. a. Hochhäuser, Beherbergungsstätten wie Hotels und Jugendherbergen, Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kitas sowie Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Deren für den Brandschutz wichtige Elektro- und Gebäudetechnik wie Brandmeldeanlagen, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, Lüftungsanlagen und die Sicherheitsbeleuchtung müssen von unabhängigen Sachverständigen regelmäßig geprüft werden.

Über alle Anlagentypen hinweg ist im Jahr 2022 jede vierte Anlage mit „wesentlichen Mängeln“ beanstandet worden (26,5 %). Das ist ein Zuwachs von 0,6 Punkten im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert, seit der TÜVVerband den „Baurechtsreport“ vor zehn Jahren erstmals herausgegeben hat. Im Vergleich zu 2017 ist die Mängelquote um 3,7 Punkte angestiegen. Weitere 45 % der Anlagen wiesen „geringfügige Mängel“ auf und nur 28,5 % waren „mängelfrei“. „Der Brandschutz in Deutschland ist auf einem hohen Niveau. Dennoch ist der Trend bei den Mängeln der Sicherheitstechnik seit einigen Jahren negativ“, sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung des „TÜV Baurechtsreports 2023“. Bei sieben von neun Anlagentypen sind die Mängelquoten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Mit 22,1 % wurde jede fünfte Brandmeldeanlage (+ 0,4 Punkte), mit 26,7 % jedes vierte Rauch- und Wärmeabzugssystem (+ 1,0 Punkt) und mit 34,6 % sogar jede dritte Lüftungsanlage (+ 0,5 Punkte) mit „wesentlichen Mängeln“ beanstandet. Die Anlagen erhalten in dem Fall keine Prüfbescheinigung. Die Mängel müssen in Abhängigkeit von der Gefährdung unverzüglich oder innerhalb einer angemessenen Frist behoben werden.

Als Gründe für die steigenden Mängelquoten macht der TÜV-Verband verschiedene Ursachen wie die immer komplexer werdende Gebäudetechnik, den Zeit- und Kostendruck auf den Baustellen und den Fachkräftemangel aus. Dabei müssten die Bauausführenden zahlreiche Vorgaben aus unterschiedlichen Rechtsgebieten berücksichtigen. „Die Gebäudetechnik wird immer komplexer und digitaler, was sie anfälliger für Störungen macht“, sagt Dr. Joachim Bühler. So müssen im Brandfall die einzelnen Komponenten wie Brandmeldung, Entrauchung, Lüftung und Notbeleuchtung reibungslos miteinander kommunizieren. Das könne schon vor der Inbetriebnahme für Probleme sorgen, da die Anlagen z. T. von unterschiedlichen Gewerken und Fachfirmen eingebaut und aufeinander abgestimmt werden müssen. Aber auch im laufenden Betrieb komme es immer wieder zu Störungen. „Steigende Anforderungen an den Brandschutz und komplexere Technik treffen auf einen zunehmenden Fachkräftemangel und einen intensiven Zeit- und Kostendruck auf den Baustellen“,

sagte Dr. Joachim Bühler. Bei Neubauten sollten sich die Bauausführenden in der Planungsphase frühzeitig an die Sachverständigen wenden. Verbesserungen könnte eine stärkere digitale Bauplanung bringen, mit der die beteiligten Gewerke ihre jeweiligen Anlagen einfacher aufeinander abstimmen können. „Aber auch die Politik ist gefordert“, sagte Dr. Joachim Bühler. „Vorgaben aus unterschiedlichen Rechtsgebieten sollten zusammengeführt und vereinfacht werden, ohne an der Sicherheit zu sparen.“ Eigentümer sollten mehr in die Instandhaltung investieren

Im aktuellen Baurechtsreport werden weitere sicherheitsrelevante Anlagen für den Brandschutz betrachtet. Die Sachverständigen der TÜV-Organisationen stellten im vergangenen Jahr bei 26,3 % der Feuerlösch- und Sprinkleranlagen wesentliche Mängel fest (+ 0,4 Punkte). Der größte Zuwachs bei der Mängelquote mit + 3,3 Punkten verzeichneten Starkstromelektroanlagen auf 19,5 %. Bei den Alarmierungsanlagen stieg der Anteil um 0,5 Punkte auf 28,4 % und bei den CO-Warnanlagen um 1,3 Punkte auf 14,0 %. CO-Warner sind vor allem in Parkhäusern und Tiefgaragen relevant. Leichte Verbesserungen der Mängelquoten gab es nur bei den Anlagen für die Sicherheitsbeleuchtung mit – 0,3 Punkten auf 24,2 % und bei der Sicherheitsstromversorgung („Notstromaggregate“) mit – 0,1 Punkten auf 26,3 %. Dr. Joachim Bühler: „Die Eigentümer und Betreiber der Gebäude sind gefordert, stärker in die Wartung und Instandhaltung der Sicherheitstechnik zu investieren, um im Brandfall bestmöglich gewappnet zu sein.“

Über den Baurechtsreport

Der Baurechtsreport des TÜV-Verbands erfasst die in den Bauordnungen der Bundesländer vorgeschriebenen Prüfungen der TÜV-Sachverständigen von Einrichtungen der Gebäudetechnik in sogenannten Sonderbauten. Zu den Sonderbauten zählen neben Wohn- und Geschäftshäusern ab einer Höhe von 22 m u. a. Kliniken und Pflegeheime, Schulen, Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen, Versammlungsstätten wie Kongresshallen und Stadien, Industriebauten, Parkhäuser, Beherbergungsstäten wie Hotels sowie Geschäfte ab einer Fläche von 2.000 m2. Die Prüfungen umfassen technische Einrichtungen für den Brandschutz, sicherheitsrelevante Elektroanlagen sowie Anlagen für die Lüftung und Klimatisierung. Für den aktuellen Report wurden im Jahr 2022 ca. 68.800 Anlagen im laufenden Betrieb geprüft und weitere 13.400 vor der ersten Inbetriebnahme.

Der vollständige „TÜV Baurechtsreport 2023“ kann unter https://www.tuev-verband.de/anlagen/elektro-undgebaeudetechnik heruntergeladen werden.

Weitere Informationen:

TÜV-Verband e. V.

Friedrichstraße 136, 10117 Berlin Tel. (030) 76 00 95-400, Fax (030) 76 00 95-401 berlin@tuev-verband.de, www.tuev-verband.de

Schallschutz/Brandschutz 46 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

Fokus auf Relevanz

Die FAF 2024, Leitmesse für Fassadengestaltung und Raumdesign, die vom 23.–26. April 2024 in Köln stattfindet, stellt drei große Themen ins Zentrum: Nachhaltigkeit, Personalmanagement und Digitalisierung.

Unter Nachhaltigkeit werden u. a. Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft, Materialzusammensetzung und Zero-Emission verstanden. Kurz gesagt: Die Besucher lernen, wie Sie Ihren Betrieb nachhaltiger gestalten können, welche Produkte ihnen zur Verfügung stehen und wie Maßnahmen konkret umgesetzt und vermarktet werden können.

Bei Personalmanagement werden u. a. Themen aufgegriffen, die sich um Employer Branding, Mitarbeiterschulungen, Mitarbeitergesundheit sowie die Rolle von Diversität in allen Ausprägungen drehen. Erfahren Sie mehr darü-

Nabil A. Fouad (Hrsg.)

Bauphysik-Kalender 2024

Schwerpunkte: Klimagerechtes Bauen; Brandschutz

- Bewertungstools zum klimagerechten Bauen

- Aktuelles zum sommerlichen Wärmeschutz

- Brandschutz im Holzbau bis zur Hochhausgrenze

ber, wie Sie Ihre Mitarbeiter weiterbilden können, und mehr darüber, wie Mitarbeiter durch herausfordernde Zeiten zu führen und die Unternehmenskultur zu pflegen ist.

Das Themengebiet Digitalisierung greift u. a. die Punkte 3D-Druck, Digitale Qualitätskontrolle, Automatisierung von Arbeitsabläufen und Instandhaltung auf und informiert, wie ein Betrieb in eine digitale Zukunft geführt werden kann, wie Prozesse zu vereinfachen sind und wie man sich Auftraggebern kompetent und zukunftsweisend präsentiert.

Die Fassade von morgen ist nicht nur funktional, sondern auch intelligent. In den letzten Jahren hat die Entwicklung von Fassaden enorme Fortschritte gemacht. Aussteller präsentieren auf der FAF – FARBE, AUSBAU & FASSADE neue, zukunftsorientierte Materialien und Konstruktionsweisen.

Marke & Marketing sind zwei entscheidende Faktoren für Unternehmen, um erfolgreich zu sein. Eine starke Marke liefert lukrative Kunden und passende Mitarbeiter.

Farbe muss sich nicht nur technisch von ihrer besten Seite zeigen, sondern sollte sich auch gestalterisch und emotional präsentieren. Das Spiel aus Farbe, Farbigkeit und Material wird im Fokusthema Design abgedeckt.

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Der Bauphysik-Kalender 2024 gibt Praxishinweise für die klimagerechte Planung von Gebäuden aber auch von urbanen Räumen. Es gilt bauphysikalische Prozesse zu verstehen und Potenziale von Konstruktionen gezielt auszuschöpfen. Weiterer Schwerpunkt ist der Brandschutz im Holzbau.

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Bundesstiftung Baukultur: Weitere Hürden beim Umbau abbauen!

Bundesstiftung Baukultur: Hürden für das Umbauen abbauen! (Grafik: Bundesstiftung Baukultur, Design: Heimann + Schwantes)

Am 6. November 2023 verabschiedete die Bundesregierung ein neues Förderprogramm für bezahlbares Wohnen. Das Maßnahmenpaket ist eine Ergänzung des 14-Punkte-Plans, der bereits im September 2023 vorgestellt wurde. Deutliche Erleichterungen zeichnen sich nun für die Sanierung und Erweiterung von Bestandsbauten ab. Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, nennt einige weitere Hürden, die es noch abzubauen gilt.

„Bisher galten für den Umbau die gleichen rechtlichen Vorgaben wie für den Neubau. Das bedeutet, dass ein Bestandsgebäude an Regularien angepasst werden muss, die erst nach seiner Entstehung in Kraft treten. Das wirft naturgemäß Schwierigkeiten auf. Mit dem Verzicht auf die Kfz-Stellplatzpflicht bei künftigen Umbauten und Aufstockungen wird nun eine weitere Hürde für die Sanierung und Erweiterung von Bestandgebäuden abgebaut. Im vorliegenden Baukulturbericht ‚Neue Umbaukultur‘ haben wir die Big Six, die größten Hürden für den Umbau, identifiziert. Dazu zählen neben den Vorgaben für Kfz-Stellplätze auch Wärmestandards. Diese hatte die Bundesregierung bereits im September 2023 durch die Aussetzung des Neubaustandards EH40 geregelt. Einer kritischen Auseinandersetzung bedarf es nach wie vor noch zu den Themen Schallschutz, Barrierefreiheit und Abstandsflächen und wo möglich auch Brandschutz.

Auch die Vereinfachung der Nutzungsänderungen von Dachgeschossen zu Wohnzwecken und der Umnutzung von Gewerbe- zu Wohnimmobilien sowie das Förder-

programm „Jung kauft Alt“ werden Umbauvorhaben weiter erleichtern. Die neuen Freiheiten sollten wir auch für hochwertige Gestaltung nutzen.

Gleichzeitig eröffnen die Leitlinien für Gebäudetyp E neuen Spielraum. Lediglich technische Baubestimmungen und baurechtliche Normen sollten verbindliche Grundlage für Baumaßnahmen sein, DIN-Normen können hingegen künftig nur als Zusatz verabredet werden. Dies gilt es in einem nächsten Schritt auch auf die Neue Umbaukultur zu übertragen. Erste Vorschläge, wie eine Musterbauordnung für den Bestand aussehen kann, hat die Bundesarchitektenkammer bereits vor einem halben Jahr erarbeitet und dem Bauministerium übergeben. Auch hier gibt es Handlungsspielraum.

Mit den eingeführten Erleichterungen für den Umbau zeichnet sich zum ersten Mal eine Kehrtwende hin zu der dringend benötigten Umbaukultur ab. Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, diese auf die Maßstabsebene von Gebäuden zu beschränken. Damit klima- und ressourcenschonendes Bauen gelingen kann, bedarf es der Einordnung auf der städtischen bzw. kommunalen Ebene.

Weitere Informationen:

Bundesstiftung Baukultur

Schiffbauergasse 3, 14467 Potsdam

PF 600311, 14403 Potsdam

Tel. (0331) 20 12 59-0

mail@bundesstiftung-baukultur.de,

www.bundesstiftung-baukultur.de

Schallschutz/Brandschutz 48 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

Neue Anforderungen für die Prüfung von Vorhangfassaden

Fassaden sind anspruchsvolle Bauelemente, deren Funktion durch Prüfungen auf Grundlage aktueller Normen nachgewiesen werden müssen. Geänderte Prüfverfahren haben zur Folge, dass die Prüfzeugnisse nicht mehr gültig sind und eine baurechtlich korrekte CE-Kennzeichnung nicht mehr zulässig ist. In den aktualisierten Normen DIN EN 12153 (Prüfung) und DIN EN 12152 (Klassifizierung) ergeben sich wichtige Änderungen bezüglich der Prüfung und Klassifizierung der Luftdurchlässigkeit. Hersteller von Fassaden und Fassadensystemen (Systemgeber) sollten daher ihre Prüfnachweise sorgfältig prüfen, ob diese den neuen Anforderungen entsprechen und die geänderten Anforderungen erfüllen. Diese Änderungen werden bei Prüfungen des ift Rosenheim bereits seit 2000 berücksichtigt.

Im Dezember 2023 wurden mit der DIN EN 12153 (Prüfung) und der DIN EN 12152 (Klassifizierung) zwei aktualisierte Normen für die Prüfung und Klassifizierung der Luftdurchlässigkeit von Vorhangfassaden als deutsche Fassung veröffentlicht. Damit sind die neuen Normen bei der Prüfung, Klassifizierung und CE-Kennzeichnung zu beachten. Denn in der Produktnorm für Vorhangfassaden DIN EN 13830:2003 sind EN 12153 und EN 12152 gemäß Absatz 4.4 als „undatiert“ aufgeführt. Dies bedeutet, dass immer die aktuellste Fassung für die CE-Kennzeichnung herangezogen werden muss, um die normativen und damit baurechtlichen Anforderungen zu erfüllen.

Nachfragen von Herstellern und Systemgebern beim ift Rosenheim zeigen, dass sowohl die deutschen als auch die europäischen Marktaufsichtsbehörden zunehmend auf solche Details achten. Deshalb sollten Hersteller von Fassaden und Fassadensystemen (Systemgeber) die relevanten Änderungen kennen und beachten:

1. Das bisher lediglich als optional angegebene Prüfverfahren der EN 12153 für die Ermittlung der Luftdurchlässigkeit bei negativem Druck (Windsog) wurde nun verpflichtend eingeführt. Das ist verständlich, denn durch Windsog ergibt sich in der Regel eine höhere Belastung.

2. Bei der Beschreibung der Klassifizierung der Klasse AE gemäß EN 12152 muss der maximale Prüfdruck angegeben werden; beispielsweise ist nun eine Klassifizierung wie AE+1200, möglich, wenn die Luftdichtheit einer Vorhangfassade bei einem maximalen Prüfdruck von 1.200 Pa ermittelt wurde.

3. Einführung einer neuen Klassifizierung der Luftdurchlässigkeit bei negativem Druck (Windsog), sodass in den Klassifizierungsberichten nicht mehr nur eine, sondern jetzt vier Klassen angegeben werden müssen.

Hersteller von Fassaden und Fassadensystemen (Systemgeber) sollten daher ihre Prüfnachweise sorgfältig prüfen, ob diese den neuen Anforderungen entsprechen und die höheren Anforderungen erfüllen. Inhaber und Verwender von ift-Prüfzeugnissen brauchen i. d. R. aber keine neuen Prüfungen durchzuführen, denn im ift Rosenheim wurde schon seit Erscheinen der ersten Prüfnorm im Jahr 2000 grundsätzlich die Luftdichtheit bei Windsog nach diesem Verfahren ermittelt. Die ift-Experten haben die bislang op-

Fassadenprüfung im ift Rosenheim mit Windbelastung, bei der neben der Durchbiegung auch die Luftdurchlässigkeit bei Windsog nach DIN EN 12153 ermittelt werden muss. (Foto: ift Rosenheim)

tionale Prüfung des Windsogs empfohlen, da diese die Belastung realistisch abbildet. Damit brauchen sich Inhaber und Verwender von ift-Prüfzeugnissen grundsätzlich keine Sorgen zu machen und können die CE-Kennzeichnung baurechtlich korrekt durchführen.

Formell sind hierfür jedoch einige Schritte erforderlich: Um bestehende Prüfergebnisse, quasi nach „alter Norm“, weiterhin für die CE-Kennzeichnung verwenden zu können, muss der Hersteller bzw. Systemgeber die notifizierte Prüfstelle (Notified Body) zu Rate ziehen, die die Prüfungen und Leistungsbewertungen vorgenommen hat, die auch auf dem CE-Zeichen angegeben sind. Die Prüfstelle verifiziert die Normenänderung und entscheidet, ob eine erneute Produktprüfung erforderlich ist oder im Idealfall ein vereinfachtes Verfahren angewendet werden kann. Hierbei werden vorhandene (historische) Prüfungsdaten bewertet. Ist dies möglich, wird ein entsprechendes Bewertungsdokument inkl. neuem Klassifizierungsbericht erstellt. Das ift Rosenheim kann für diese Verifizierung auf eine umfangreiche Normendatenbank und für die Leistungsbewertung auf ein digitales Archiv mit den entsprechenden Prüfergebnissen und -dokumenten zurückgreifen

Vorhangfassaden 49 Ernst & Sohn Special 2024 · Innovative Fassadentechnik 1

(„historische Daten“). Erfahrungsgemäß kann in den meisten Fällen diese Leistungsbewertung ohne neue Produktprüfungen erfolgen.

Weiterhin sollte auch auf folgende Aspekte geachtet werden, die zwar nicht neu sind, aber häufig falsch interpretiert werden:

– Die Anwendung der neuen Prüf- und Klassifizierungsnormen betreffen auch Fassadenprojekte, die nach internationalen Regelungen (z. B. CWCT – Centre for window and cladding technology), geprüft werden sollen, da auch hier in den Standardprüfmethoden für Gebäudehüllen undatiert auf die genannten Normen verwiesen wird.

– Sollen Vorhangfassaden in Verbindung mit vorgefertigten Steinelementen geprüft werden, die an die Fassadenkonstruktion anschließen oder in die die Fassadenkonstruktion eingebaut sind, dürfen die Flächen und Fugen der Steinelemente für die Prüfung nicht der Vorhangfassade hinzugerechnet werden. Das bedeutet, dass

nur die Fugenlängen und Fläche der eigentlichen Fassadenkonstruktion für die Klassifizierung herangezogen werden dürfen. Hierauf muss bei der Prüfung, der Probekörperbeschreibung und dem Prüfzeugnis geachtet werden. Eine „informative“ Prüfung der Gesamtkonstruktion (Fassade + Steinelemente) „in Anlehnung“ ist natürlich möglich. – Eine Prüfung von öffenbaren Elementen ist nach EN 12153 zwar möglich, aber eine Klassifizierung nicht. Sollte eine Klassifizierung für öffenbare Elemente erforderlich sein, so ist eine separate Prüfung auf einem geeigneten Prüfstand nach EN 1026 und Klassifizierung nach EN 12207 erforderlich.

Weitere Informationen:

ift Rosenheim

Theodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim

Tel. (08031) 261-0, Fax (08031) 261-290 info@ift-rosenheim.de, www.ift-rosenheim.de

Impressum

Ernst & Sohn Special: Fassadentechnik 1

Ernst & Sohn GmbH

Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de

Redaktion

Iris Kopf, Neuruppin

Rainer Bratfisch, Berlin

Dr. Burkhard Talebitari (verantw.)

Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com

Kunden-/Leserservice

Abonnementbetreuung, Einzelheft-Verkauf, Probehefte, Adressänderungen

WILEY-VCH Kundenservice für Verlag Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de

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