Interview mit Roland Werner

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»Musik mit dem eigenen Atem« Posaunenchöre gehören von ­Anfang an zum Methodismus. ­Allerdings haben viele Chöre mit Nachwuchssorgen zu k­ ämpfen. Wie das geändert werden kann, darüber hat ­Volker Kiemle mit Bundesposaunenwart Roland Werner ­gesprochen. Er leitet auch das Bundesposaunenfest ­Anfang Mai.

»Posaunenchor ist mehr als Choräle spielen«, sagt Roland Werner.

und nach dem Abitur studierte ich in Nürnberg und München Musik mit Hauptfach Posaune. An der Musikhochschule in München habe ich den Abschluss als Orchestermusiker und Diplom-Musiklehrer gemacht. Die Jungbläser sind ja die Basis für die Posaunenchöre von ­morgen. Wie ist die Situation heute? Roland Werner: Das verläuft ziemlich parallel zur Entwicklung in den jeweiligen Gemeinden. Es gibt Gemeinden, da kommt immer Nachwuchs oder es gibt zumindest ab und zu Schulungen für Jungbläser. Aber viele Posaunenchöre haben seit Jahren keinen Nachwuchs mehr. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen: Auch viele Sport- oder Musikvereine haben Nachwuchssorgen.

Wie haben Sie das ­Posaunenspielen gelernt? Roland Werner: Zunächst im Posaunenchor bei meinem Onkel. Später war ich dann Gaststudent am Konservatorium in Nürnberg,

Was kann man dagegen tun? Roland Werner: Gegensteuern kann man, indem man das Angebot attraktiver für die jungen Leute macht. Eine große Rolle spielt dabei die Gemeinschaft im Posaunenchor. Attraktiver heißt aber auch, die Auftritte professioneller zu gestalten – das reicht von der einheitlichen Kleidung über das Repertoire bis hin zu einer durchdachten Präsentation. Dazu gehören auch Show-Elemente, die die jungen Leute von Konzerten oder aus dem Fernsehen kennen. Man muss den Leuten zeigen, dass Posaunenchor mehr ist, als nur Choräle zu spielen.

Bundesposaunenfest

BCPD

Unter dem Motto »Alle für Einen« findet vom 1. bis 3. Mai in Würzburg das Bundesposaunenfest statt. Öffentliche Veranstaltungen (jeweils in der s. Oliver Arena): 1. Mai, 19.30 Uhr, Eröffnungsgottesdienst 2. Mai, 19.30 Uhr, Mitmachkonzert mit Richard Roblee’s Very Little Big Band 3. Mai, 11 Uhr, F estgottesdienst Informationen im Internet: www.bcpd.de

Der Bund Christlicher Posaunenchöre Deutschlands (BCPD) vereint Posaunenchöre aus der EmK, den Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (Baptisten) und den Freien evangelischen Gemeinden. Die EmK ist dabei als Gesamtkirche engagiert und trägt somit auch den Hauptteil der Finanzierung der Stelle des Bundesposaunenwartes. Aus den anderen Kirchen sind jeweils einzelne Posaunenchöre beteiligt.

Was macht für Sie den Reiz des Blechbläserspielens aus? Roland Werner: Vor allem, dass man Musik selbst machen kann und im Gegensatz zu anderen Instrumenten wird der Ton mit dem eigenen Atem selbst erzeugt.

Show machen liegt nicht jedem ... Roland Werner: Nicht jeder muss ein Showmaster werden. Aber man sollte sich schon informieren, was andere machen und auch mal den Mut haben, Neues auszuprobieren. Es gibt ja viele moderne Bläserstücke, die man auch entsprechend präsentieren kann. Voraussetzung bei allem ist aber eine gute und ansprechende Einstudierung. Was tut der BCPD, um die ­Chorleiter zu unterstützen? Roland Werner: Für Chorleiter bieten wir spezielle Schulungen an. Wir veröffentlichen eigene Notenhefte und studieren die Stücke da­ raus bei überregionalen Bläserschulungen oder auch Schulungen mit den Gemeindechören ein. Ein Schwerpunkt bei unserem Bundesposaunenfest in Würzburg Anfang Mai (siehe Info) sind neue Lieder und neue Musikstile. Wo bekommen Sie neue Anregungen, die Sie weitergeben können? Roland Werner: Wichtig ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Was läuft in anderen Musikvereinigungen außerhalb der Posaunenchorarbeit, etwa in der Blasmusik, bei den Brass Bands in England und der Schweiz. Viel Musik bewusst anhören ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Was ist denn gerade der Trend im Blasmusikbereich? Roland Werner: Zum einen geht es in Richtung Pop und Swing, Filmmusik ist zur Zeit in allen musikalischen Bereichen modern. Andererseits ist vor allem in der Blechbläsermusik Barockmusik in populären Bearbeitungen wieder beliebt. Ein weiterer Trend ist die Musik der Brass Bands, die wesentlich mehr Möglichkeiten bietet, als die Musik der Posaunenchöre. Allerdings eignet sich das nur für große Posaunenchöre.

unterwegs 7/2015 ::: 5. April 2015


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