Kostheim

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6 ::: Titelthema: Wie Gebäude die Gemeinde prägen

Kreuz aus Licht Mut bewiesen die Methodisten in Mainz: Zuerst schlossen sich die beiden EmK-Gemeinden der Stadt zusammen, dann bauten sie gemeinsam ein neues Gemeindezentrum im Stadtteil Kostheim. Der Mut hat sich gelohnt: Mit der Friedenskirche wurde vor sechs Jahren ein architektonisches Juwel eingeweiht. Der Architekt Henning Pretzsch beschreibt das Konzept.

Der helle, ­einladende ­Innenraum.

das Grundstück an ein Mischgebiet mit überwiegender Wohnnutzung, im Norden an einen nicht bebaubaren Grünzug. Daraus ergab sich folgendes Entwurfskonzept: An den Grünzug schließt sich im Norden die große Freifläche des Gemeindezentrums an. Alle Gruppenräume und der Gemeindesaal sind auf diese Freifläche hin ausgerichtet. Der Wohnnutzung im Osten sind die drei Wohnungen zugeordnet, deren Gebäuderiegel gleichzeitig die Freiflächen der Wohnungen von dem Gemeindezentrum abschirmt. Die »öffentliche Seite« des Gemeindezentrums mit ihrer Erschließungs- und Parkfläche dient als Puffer zum Gewerbegebiet nach Süden. Dem angrenzenden Grundstück im Westen sind die Nebenräume zugeordnet. Der Kirchensaal ist als deutliches Zeichen für die Ankommenden an der Erschließungsseite im Süden positioniert.

Symbolik des Baus Zahlreiche Symbole sind in den Bau integriert. Neben der schon beschriebenen Grundform aus Kreis und Dreieck weist das Kreuz in der Außenfassade des Kirchensaals auf die Nutzung als Kirchengebäude hin. Die Vertikale des Kreuzes wird durch eine hell leuch­ tende Lichtfuge erzeugt, die stellvertretend für die Beziehung zwischen Gott und uns Menschen steht. Die Horizontale, also das Symbol der Beziehungen unter uns Menschen, ist aus kantigem, kalten Stahl geformt und zeigt, dass es uns nicht immer gelingt, liebevoll miteinander umzugehen. Das horizontale Kreuzelement ist sowohl im Außen – wie im Innenbereich plastisch sichtbar. Zudem sind Elemente aus der Zahlensymbolik in den Raum eingebettet. Henning Pretzsch www.claus-pretzsch.de

www.emk-mainz-wiesbaden.de

unterwegs 18/2012 ::: 26. August 2012

Fotos: EmK Mainz

D

er Wunsch der Gemeinde nach einem hellen, freundlichen Gottesdienstsaal wurde aufgegriffen und mit den örtlichen Randbedingungen in Einklang gebracht. Da die Umgebung keine lohnenden Ausblicke bietet, haben wir einen introvertierten, würdevollen sakralen Raum entworfen, der überwiegend indirekt belichtet ist und dadurch eine geheimnisvolle Helligkeit erhält. Im Grundriss ist der Saal eine freie Form mit drei Rundungen, gebildet aus der Überlagerung der Formen Kreis – dem Symbol für Ewigkeit und Gemeinschaft – und Dreieck – dem Symbol für die Dreieinigkeit Gottes. In der prägnanten Rundung, welche die Gebäudekante des Gemeindezentrums überschreitet, befindet sich der Altarbereich mit Abendmahlstisch, Kanzel und Taufstelle. Der von oben belichtete Altarbereich ist deutlich höher und symbolisiert im Innenraum die Nähe Gottes. Neben dem indirekt belichteten, hellen Altarbereich wird der Gottesdienstraum durch eine umlaufende Verglasung, die direkt unter der Decke des niedrigeren bestuhlten Bereiches angeordnet ist, mit natürlichem Licht versorgt. Dieser Fensterschlitz gibt den Blick frei in den Himmel, unbeeinträchtigt von der umgebenden Bebauung. Zu besonderen Anlässen kann die Fläche des Gottesdienstsaales durch Zuschaltung des Foyers und des Gemeindesaales verdoppelt werden. Das Grundstück für das neue Gemeindezentrum liegt am Rand eines eher willkürlich bebauten, noch im Aufbau befindlichen Gewerbegebiets. Im Osten grenzt


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