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2 | WILHELMSBURG ▼ STURMFLUTKATASTROPHE 1962: ZEITZEUGEN BERICHTEN

HPA-Vortrag: Tideelbe-Konzept WILHELMSBURG Durch die Elbvertiefung verschlicken die Nebengewässer, deren Ausbaggerung die Betriebskosten des Hafens erhöhen. Dagegen will die Hamburg Port Authority (HPA) jetzt mit dem Tideelbe-Konzept ansteuern, das die alten Nebenarme der Elbe, die einst vom Hauptstrom abgetrennt und zugeschüttet wurden, wieder aufgraben und an den Schifffahrtsweg anschließen will. Welche Auswirkungen das hat, berichtet HPA-Mitarbeiter Jörn Gutbrod am Donnerstag, 9. Februar, im Bootshaus der Wanderrudergesellschaft „Die Wikinger“, Veddeler Brückenstraße 3. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr, PIT der Eintritt ist frei.

MITTWOCH, 8. FEBRUAR 2012 www.elbe-wochenblatt.de

Er verlor seine ganze Familie

Dem Kriegsversehrten Erwin Papenfuß hatte das Hochwasser vom 16. Februar 1962 alles genommen C. PITTELKOW, WILHELMSBURG

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rwin Papenfuß hat das Schicksal übel mitgespielt. Kurz vor Kriegsende hatte eine Granate sein Bein weggerissen, später verlor er bei der Flutkatastrophe von 1962 seine ganze Familie: seine Frau Alma, die beiden kleinen Kinder und seine Eltern ertranken in den Fluten, er selbst konnte sich auf das Dach eines Schuppens retten. Viele Zeitungen berichteten damals über das Schicksel des Wilhelmsburgers. „Es ist ein Wunder, dass er es als Kriegsversehrter mit nur einem Bein geschafft hat, sein Le-

Theater op platt WILHELMSBURG Die plattdeutsche Bühne „De Nedderdütsche“ zeigt am Sonntag, 12. Februar, die Komödie „En gode Partie“ im Bürgerhaus, Mengestraße 20. Das Stück erzählt von Klaas Prühs, um die 70 Jahre alt, der seit dem Tod seiner Frau vor sechs Jahren keine Freude mehr am Leben hat. Er ärgert sich über alles, er flucht, schimpft, meckert und grantelt, sein Sohn Reimer, ein braver, etwas biederer Staubsaugervertreter, ist bevorzugtes Opfer. Selbst Klaas' bester Freund Walter hat's nicht eben leicht mit ihm. Einmal wöchentlich spielen sie zusammen Schach. Niemand scheint es mit Klaas aushalten zu können, bis Reimer ihm eine neue Haushälterin schickt. Das Stück beginnt um 15.30 Uhr, der Eintritt kostet zehn Euro, ermäßigt acht Euro. PIT

Erwin Papenfuß 1963 auf der Parzelle 237a am Honartsdeicher Weg, wo sich ein Jahr zuvor das Drama abgespielt hatte. Foto: privat kennt sie nur aus seinen Erzählungen. Wie bei so vielen, die in der Nähe des gebrochenen Deichs wohnten, war ein Entkommen aus dem Haus nicht mehr möglich. Die Wassermassen drückten von außen gegen die Tür. „Deshalb versuchte er, mit einer Axt ein Loch in die Decke zu schlagen, um auf den Speicher und Roswitha Kirchner hat die Zeitungsausschnitte gesammelt, die damals über das Schicksal ihres von da aus aufs Stiefvaters berichtet hatten. Foto: pit Dach zu kommen“, berichtet Kirchner. ben zu retten“, sagt Roswitha Doch was er nicht wusste: AusKirchner, die Stieftochter. Die gerechnet an der Stelle, die er Erlebnisse der Schreckensnacht mit der Axt bearbeitete, befand

Zum Sturmflut-Gedenkjahr: Schaufensterausstellung und weitere Veranstaltungen C. PITTELKOW, WILHELMSBURG

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n diesem Monat jährt sich die Sturmflutkatastrophe von 1962 zum 50. Mal, das Jahr 2012 wurde deshalb offiziell zum Gedenkjahr ausgerufen. Zahlreiche Veranstaltungen befassen sich mit dem dramatischen Ereignis, bei dem 340 Menschen ihr Leben verloren. Die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen hat auf der Elbinsel, dem am stärksten betroffenen Stadtteil,

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schädigter, so ganz allein? Erwin Papenfuß betrachtet die Stelle an der Decke, Zuerst kümmer- die er vergeblich mit der Axt bearbeitet hatte. te sich ein ArFoto: privat beitskollege um ihn, später eine frührere Freun- te in Kirchdorf lebt. „Mein Stiefdin seiner Frau – Karoline. Die vater hatte damals durch uns junge Frau zog zu ihm und führ- wieder eine Aufgabe im Leben: te ihm den Haushalt. Ihre bei- unsere Familie retten.“ den Kinder brachte sie mit, was die Rettung für den verzweifelten Mann bedeutete: die Kinder halfen ihm über die schwerste Zeit des Lebens hinweg. 1971 wurde geheiratet. Eines der Kinder war Roswitha Ertrunken: Erwin Papenfuß’ Kinder Joachim (3) Foto: privat Kirchner, die heu- und Petra (2).

„Land unter“ im Reiherstiegviertel

Tipps für einen gesunden Lebensabend WILHELMSBURG Laut Statistischem Bundesamt hatte ein im Jahr 1910 in Deutschland geborener Junge eine durchschnittliche Lebenserwartung von 47 Jahren, ein Mädchen von 51 Jahren. Heute liegt die Lebenserwartung um fast das Doppelte höher. Und wer wünscht sich nicht, dass auch die Lebensqualität damit Schritt hält und man bis ins hohe Lebensalter gesund bleibt? Eine Zauberformel dafür können die Experten des Geriatriezentrums im Krankenhaus Groß-Sand nicht liefern, aber wertvolle Informationen und Tipps: ein Patientenforum zum Thema findet am Renovierer aufgepasst: heutigen Mittwoch, 8. FebruParkett abschleifen / ar, von 17.30 bis 19 Uhr in Altboden überarbeiten der Cafeteria des KrankenGleich Termin für unverbindliche Beratung vereinbaren hauses, Groß-Sand 3, statt. 0172 - 638 57 04 Eintritt frei. PIT

sich der tragende Balken aus Hartholz – da war kein Durchkommen. Plötzlich krachte es, das Wasser hatte die Haustür aufgedrückt, alle schrien entsetzt auf. Erwin Papenfuß wurde von den Wassermassen nach draußen gerissen, konnte sich gerade noch an einer elektrischen Leitung festhalten und aufs Dach hangeln. Dort verharrte er in der Kälte in seinen nassen Kleidern 14 Stunden lang, rief immer wieder nach Frau und Kindern. Die wurden erst am nächsten Tag gefunden, tot, wie auch seine Eltern, die im Nachbarhaus gewohnt hatten. Der Lebensmut des Witwers war dahin. Eine Altbauwohnung wurde ihm zugewiesen, doch was sollte er dort als Schwerbe-

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Viele Straßen im Reiherstiegviertel standen nach der Sturmflut 1962 unter Wasser. Am Sonnabend,11. Februar, eröffnet dazu eine Schaufensterausstellung. Foto: Howe/privat ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt. Hier die nächsten Termine: • Am Donnerstag, 9. Februar, eröffnet in der Honigfabrik, Industriestraße 125, die Ausstellung „Deichpark“. Gezeigt werden in Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) Deiche in ihrer historischen Entwicklung. Die Ausstellung läuft bis zum 26. Februar. • „Land unter“ ist der Titel der Schaufensterausstellung im Reiherstiegviertel, die am Sonnabend, 11. Februar, in den Ladenfenstern eröffnet wird. Die Eröffnungsveranstaltung findet ab 11 Uhr in der Buchhandlung Lüdemann, Fährstraße 26, statt.

• „Aufstehen! Hochwasser! Lebensgefahr!“ ist das Motto der Barkassenfahrt mit Lesung zu den Deichbrüchen, die am Sonntag, 12. Februar, um 16 Uhr am Anleger Vorsetzen auf St. Pauli startet. Karten gibts für 19 Euro über die Buchhandlung Seitenweise, 20 12 03. • Sind Katastrophen Gottes Wille? Mit der Frage des Glaubens angesichts des Unglücks beschäftigt sich ein Gottesdienst am Mittwoch, 15. Februar, in der Kreuzkirche. Von 19 bis 20.30 Uhr in Kirchdorfer Straße 168. • Der Bürgerschaftsabgeordnete Metin Hakverdi (SPD) befragt am Dienstag, 14. Februar, Zeitzeugen zur Flut 1962. Das

Gespräch beginnt um 18 Uhr im Bürgerhaus, Mengestraße 20. • Hans Garbaden stellt in der Honigfabrik, Industriestraße 125, seinen neuen Roman „Im Strom“ vor. Die Geschichte nimmt ihren Anfang in der Sturmflutnacht 1962 in Wilhelmsburg, in der zwei Jungen ihre gemeinsame Freundin verlieren. Der Tod des Mädchens lässt die Freundschaft zerbrechen. Die Lesung beginnt um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. • Die Bücherhalle Wilhelmsburg, Vogelhüttendeich 45, zeigt noch bis zum 29. Februar die Ausstellung „Als die Deiche brachen...“ mit über 200 Fotos aus Privatbesitz.


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