Portrait
Klang – Raum – Mensch
„Nada Brahma – die Welt ist Klang“ – ein oft zitiertes Statement, das viele Menschen immer wieder beschäftigt und berührt. Unsere Fähigkeit, Klang zu erzeugen und wahrzunehmen, ist dabei durch unterschiedlichste Einflüsse geprägt. Ererbte und erworbene Sing- und Sprechmuster spielen dabei ebenso eine Rolle wie der akustische Input, mit dem sich unser System auseinanderzusetzen hat – vom Grillenzirpen bis zum Straßenlärm, von der Schamanentrommel bis zur Synthesizer, vom Babygeschrei bis zu den mehr oder weniger durchgestylten Produkten des Musikbetriebs und der Unterhaltungsindustrie. Für viele stellt sich die Frage, wie sie sowohl ihr passives als auch aktives Verhältnis zum Klang vielschichtiger, interessanter, lebendiger und heilsamer gestalten können. Dem Umgang mit der eigenen Stimme kommt dabei zentrale Bedeutung zu – hier spüren wir besonders deutlich die Möglichkeiten und Grenzen unseres ganz spezifischen Schwingungsverhaltens. Als jemand, der sich seit mehr als 35 Jahren intensiv mit Stimmarbeit beschäftigt, möchte ich hier von meinen Erfahrungen mit der Lichtenberger®Methode berichten. Benannt ist sie nach dem malerischen Ort im nördlichen Odenwald, in dem sie beheimatet ist, begründet wurde sie Anfang der 80er Jahre durch den Arbeitswissenschaftler Dr. Ing. Walther Rohmert und seine Frau, der Konzertsängerin Gisela Rohmert. Über Jahrzehnte hinweg hat man hier nach strengsten wissenschaftlichen Maßgaben erstellte Daten (ursprünglich war das Institut eine Zweigstelle der TU Darmstadt, inzwischen ist es unabhängig) im Unterricht mit Sprechern, Sängern und Instrumentalisten angewandt, sie dabei aber im Dialog mit den Schülern auch ständig hinterfragt, ergänzt und neu gedeutet. Dadurch ist ein pädagogischer Ansatz entstanden, der den Lernenden ganz neue Räume eröffnet, in denen sie ihre sensorische Identität entdecken und entwickeln können – immer im Dialog mit dem Lehrer, der hier nichts oktroyiert, sondern behutsam den Weg zur Klangenergie und damit zum stimmlichen Potential weist. Dabei eröffnen sich für den Schüler oftmals neue Welten, denn das ungehinderte Fortpflanzen von Klangschwingung im Körper ist nur möglich, wenn in diesem ein Eu-
Tonus herrscht, d.h., ein optimaler Spannungszustand der Muskulatur bzw. des Gewebes. Um diesen zu erreichen, werden wichtige Verhältnisse wie z.B. die von Innen und Außen, Sog und Druck, Parasympathikus und Sympathikus sowie linker und rechter Gehirnhälfte beleuchtet und gegebenenfalls harmonisiert. Das äußert sich beispielsweise im Wegfallen innerer „Wände“ und Beschränkungen, die man oft empfindet, wenn man lauter als gewöhnlich spricht, versucht zu singen oder einfach nur eine wirklich authentischberührende Aussage zu machen. Konsequent angewandt, ermöglicht diese Ausbalancierung auch ein Loslassen alter Verteidigungsund Schutzmechanismen und damit einen respektvolleren Umgang mit sich selbst und anderen. Fasziniert kann man auf dieser Reise entdecken, wie tief unsere Spiritualität in unserer Körperlichkeit wurzelt, und kreativen Umgang mit alten Mythen und Archetypen pflegen – die Sagen von Orpheus (!) und Narziss und Echo, der Sang der Sirenen und die Gralslegende sind nur einige davon. So stellt sich am Ende heraus, dass letztlich alle unsere Körperstrukturen klangrelevant sind, dass wir wohl als „Schwingungswesen“ konzipiert wurden und uns, wenn wir uns wieder als solche entdecken, auf ganz neue Weise mit uns selbst und unserem Umfeld verbinden können.
Foto: © Jaroslaw Grudzinski
Neue Klangräume entdecken mit der Lichtenberger Methode
Ausführliche Information zur Methode: www.lichtenberger-institut.de Saskia Köhler Stimmpädagogin nach der Lichtenberger Methode Jordanstr.4, 01099 Dresden saskia.koehler@gmx.net Mobil: 0151/51112085 Angebote: Unterricht, Seminare und Vorträge für alle, die am Ausbau ihrer stimmlichen Möglichkeiten bzw. an persönlicher Weiterentwicklung durch Stimm- und Klangarbeit interessiert sind.
einfach JA 02-03/2016
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