ECHT Oberfranken Ausgabe 20

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Christof, du bist in Ansbach geboren und aufgewachsen, hast dort dein Abi gemacht und den Zivildienst bei der Arbeiterwohlfahrt absolviert. Wie bist du in Forchheim gelandet? Ich lebte damals in Regensburg, wo ich studiert habe. Als meine langjährige Beziehung in die Brüche ging, suchte ich nach Sicherheit, nach etwas Vertrautem, nach Beständigkeit in meinem Leben. Ich fand es in meiner Heimat. Seit dieser Krise ist Heimat für mich der Ort, an den ich zurückkehre, wenn es mir schlecht geht. In Franken sind meine Wurzeln. In Franken lebt der größte Teil meiner Familie. In Franken finde ich mich zurecht. In Franken verstehe ich die Menschen und ich meine damit nicht die Sprache. Andererseits konnte ich mir nicht vorstellen nach Ansbach oder Würzburg zurückzukehren. Das hätte sich wie ein Rückschritt angefühlt. Anstelle Mittel- oder Unterfranken zog ich nach Oberfranken. Was sind für dich die Vorzüge Oberfrankens? Ich bin gerne in der Natur und gehe oft wandern. Da ist Forchheim kein schlechter Ort. Die Fränkische Schweiz und der Steigerwald sind direkt vor der Tür. Fichtelgebirge, Frankenwald, die Hersbrucker Schweiz und ein paar mehr Mittelgebirge sind schnell zu erreichen. Von deinem Job als Programmierer hast du dir von 2006 bis 2007 eine Auszeit genommen Was hast du mit dieser freien Zeit angefangen? Ich war damals schon unzufrieden mit meinem Job als Programmierer und liebte das Reisen. Da lag es nahe, eine anderthalbjährige Auszeit zu nehmen. Da ich nicht faul am Strand herumliegen wollte, setzte ich mich auf‘s Rad. Meine Tour führte mich 20.000 Kilometer durch Deutschland, Italien, Grie-

chenland, Türkei, Syrien, Jordanien, Australien, Neuseeland, Singapur, Malaysia, Thailand, Laos und China. Was war das am meisten prägende Erlebnis für dich auf dieser Reise? Richtig, so eine Reise prägt natürlich. Viele Erlebnisse beeinflussen auch heute noch mein Leben auf die eine oder andere Art. Etwa Folgendes: Ich radelte in China auf einer stark befahrenen Straße, als auf der anderen Seite ein Hund auftauchte. Ein Mischling, keine Schönheit, aber ein liebenswerter Kerl mit treuem Hundeblick. Ich pfiff in seine Richtung, wollte nur kurz seine Aufmerksamkeit gewinnen. Doch er lief sofort auf mich zu. Kaum hatte er die Straße erreicht, erfasste ihn ein Lkw. Der Hund war auf der Stelle tot. Dieses Erlebnis war der Auslöser, dass ich später Vegetarier wurde. Minimalismus ist ein Trend gerade bei jüngeren Menschen, die den Konsumismus satt haben. Wie bist du darauf gekommen? Auch die minimalistische Lebensweise lernte ich auf der Radweltreise kennen und schätzen. Eineinhalb Jahre lebte ich aus fünf Taschen und fühlte mich frei wie ein Vogel. Ich erkannte, dass ich persönlich sehr wenig brauche, um glücklich zu sein. Dies gilt unterwegs, aber eben auch zuhause im Alltag. Die Grundbedürfnisse sollten natürlich gedeckt sein. Abgesehen davon umgeben wir uns mit zu vielen Dingen, Aufgaben und Beziehungen. Das belastet nur und lenkt von den wichtigen Dingen im Leben ab. Unter Minimalismus verstehe ich, sich von Ballast zu befreien. Dieser Ballast hat meist mit materiellem Überfluss, negativen Beziehungen und unnötigen Verpflichtungen zu tun. Beginnt man sein Leben zu vereinfachen, geschieht Erstaunliches. Man findet Zeit und Christof Herrmann ist begeisterter Wanderer. In seinem Blog beschreibt er Wanderrouten zum Beispiel im Wiesent-Tal in der Fränkischen Schweiz.

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