35 34 Premieren So wie sich William Shakespeares Komödien nie im Klamottenhaften erschöpfen, sondern immer auch von den Traurigkeiten und Einsamkeiten hinter den Masken der Narrheiten erzählen, ist Verdis Alterswerk FALSTAFF ebenfalls weitaus mehr als eine lustige Spieloper. Auf der Grundlage von Shakespeares „The Merry Wives of Windsor“ und „Henry IV.“ schuf Verdi mit FALSTAFF eine der differenziertesten Partituren des 19. Jahrhunderts, die als zentrales Prinzip das Theater selbst zum Thema macht. Immer wieder e rklärt die Gesellschaft die Begegnung mit Falstaff zum Spielfeld der Lügen und Maskeraden: ein vorgetäuschtes Rendezvous, ein verkleideter Ehemann als Spion, ein arrangierter kollektiver Spuk im nächtlichen Park. Falstaff ist der individualistische Außenseiter, der durch seine Anders artigkeit die bürgerliche Ordnung aufmischt und zum Spielen, zum Theater, zur Anarchie bringt. FALSTAFF entstand in derselben Zeit, in der Verdi das Musiker-Altenheim „Casa Verdi“ in Mailand gründete, und zeugt gleichermaßen von Jugend lichkeit wie Lebenserfahrung des knapp 80jährigen Komponisten. Das Älter werden ist Thema, Momente der Einsamkeit und Depression scheinen auf. Immer präsent bleibt dabei jedoch der Geist der Schlussfuge: „Tutto nel mondo è burla. / Alles auf der Welt ist Spiel und Scherz.“ Nach der umjubelten Neuproduktion von Janáčeks JENŮFA im Jahr 2012 setzen Regisseur Christof Loy und Generalmusikdirektor Donald Runnicles ihre erfolgreiche Teamarbeit an der Deutschen Oper Berlin nun mit FALSTAFF fort.
17., 22., 29. November 2013; 5., 7., 30. Dezember 2013; 4. Januar 2014