Bertel-Express 22

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Editorial „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.“ Walt Disney

INHALTSVERZEICHNIS Entenhausener Unwichtigkeiten: Kleingetier in Entenhausen Interview: Joachim Stahl Das schwarze Phantom im Film Titel: Musik in Entenhausen Comic: Ohne Worte Aus aller Comicwelt: Back in the US Galerie: A small Matter...

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IMPRESSUM Chefredakteur: Karsten Bracker Mitarbeit an dieser Ausgabe: Wolfgang Kern, Arne Voigtmann, David Bühring, Matthias Müller, Anselm Hackenberg, Lena Bradtka Design & Layout: Markus Ott, Karsten Bracker Cover: Idee & Zeichnung: Matthias Müller Gestaltung: Markus Ott E­Mail: kontakt@bertel­express.de Adresse: www.bertel-express.de Redaktionsschluß: 12. Juni 2010 Bertel­Express wird herausgegeben von Primewebdesign.de und als PDF­Datei kostenlos über das Internet vertrieben. Alle Abbildungen, wenn nicht anders angegeben, © The Walt Disney Company der Texte © Bertel­Express und die jeweiligen Autoren

Die nächste Ausgabe erscheint voraussichtlich am 14. November. Einsendeschluß: 31. Oktober

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Entenhausener Unwichtigkeiten

Kleingetier in Entenhausen VON WOLFGANG KERN Entenhausen ist eine Großstadt und eine solche ist sie bevölkert von tausenden und abertausenden Menschen, ähh Hunden und anderen Tieren menschlicher Natur. Doch neben den Bürgern der Stadt, tummeln sich noch viele andere Tiere, also richtige, durch das Geländer der Stadt. Doch sieht man in den Comics, so scheint es, öfters mehr solche Kleintiere, als es wirklich geben sollte. Doch was keucht und fleucht denn eigentlich so alles im Hintergrund der Panels? a) Mäuse: Mir ist zwar nicht bekannt, wie viele Mäuse in einer durchschnittlichen Deutschen Großstadt leben, doch, so scheint mir,

sind ihre Kollegen in Entenhausen bedeutend weniger lichtscheu. Die Rede ist hier natürlich nicht von unseren mausigen Hauptdarstellern. Entenhausens Mäuse verstecken sich hinter Büschen und Bäumen und meistens ist nur ihr Kopf zu sehen, und beobachten, neugierig das Geschehen und das Handeln unserer Hauptdarsteller. Manchmal knabbern sie auch frech an Dagoberts Geldscheinen oder verstecken sich in Donalds Haus. Doch wird Entenhausen andauernd von einer Mäuseplage heimgesucht, sodass sich die nimmersatten Nager überall herumtreiben? Hat noch niemand, eine Lösung gegen dieses Problem gefunden? Oder sind es gar die Ratten und

Mäuse der Geschichte, die Barks selber leider nie fertig gezeichnet hat, und uns allen nur die beiden Versionen von Jippes und Rosa geläufig sind. Doch würde mich verwundern, wenn es wirklich diese Ratten sind, dass die sonst so einfallsreichen und innovativen Entenhausener Bürger, keine erfolgreiche Methode gefunden haben, diese Ratten aus der Stadt zu werfen. Oder spreizen die anthropomorphen Mäuse, gegen Handlungen gegen ihre „normalen“ Artgenossen? Viele Fragen, keine Antworten. Jedenfalls erfreuen uns ihre Streiche und der Unsinn, den sie treiben, jedes Mal wenn wir sie dabei sehen.

b) Mücken: Van Horns Mücken sind fast so bekannt wie seine Schneeflocken. In vielen seiner Panels schwirrt irgendwo eine Mücke umher. Welche Art von Mücken es ist, kann man nicht sagen, ob Stechmücken, eine normale Hausfliegen oder Fruchtfliegen. Das Auffallende ist allerdings, dass man die Mücken immer in der Nähe der Hauptfiguren findet. Da nun Insekten, nicht gerade die intelligentesten Lebewesen sind, und man nicht erwarten wird, dass sie aus reiner Freude, einfach den Ducks nachfliegen, wird dieses Handeln bestimmte Gründe haben. Gibt es immer etwas zu fressen für die Mücken, wie man etwa bei Dietram Duck erwarten könnte, oder haben die Ducks so „süßes“ Blut, dass sie alle Stechmücken anziehen. Jedenfalls scheinen die Entenhausener Mücken eher Einzelgänger zu sein, Schwärme hat man bis jetzt nur äußerst selten gesehen. Von diesem Standpunkt kann man weder von einem überdurchschnittlichen Auftreten, noch von einer Plage sprechen, da sie sich ja eigentlich hauptsächlich nur um die Ducks auftreten. Das ist allerdings ein interessanter Artikel, der sicherlich für weitere Forschung interessant wäre. c) Vögel: In den Comics Marco Rotas sieht man öfters kleine Vögel herumfliegen. Weiters nichts Besonderes, doch ahmen diese Vögel immer die Aktionen, Handlungen und Gefühlszustände der Protagonisten nach. Und das Besondere ist, sie tragen meist die gleichen Mützen wie die Hauptdarsteller. Es gibt einen kleinen Vogel, mit einer Donald-Mütze, und einen mit Daisys Schleife. Man muss wohl annehmen, dass diese Vögel selbst eine intelligente Spezies sind, wie sollten sie sonst diese Mützen und dies alles bekommen. Sprache scheinen sie allerdings keine zu haben. Doch leben diese Tiere wohl unbeachtet von den Einwohnern Entenhausens, eine fremde Zivilisation sozusagen mitten im Stadtgebiet. Vielleicht sind sie entfernt mit den Enten verwandt, die ja bekanntlich auch Vögel sind, eine frühe Abspaltung in der Evolutionslinie der anthropomorphen Vögel und die einander nicht mehr verstehen. Natürlich schwirrt in Entenhausen noch viel mehr durch die Lüfte, und viele andere Tiere kriechen unbeachtet am Boden dahin. Doch diese waren wohl die Hauptvertreter, und ich hoffe ich habe einen schönen Einblick in dieses Thema gegeben.

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Interview

Joachim Stahl über Römer, Rockmusiker und „Rex Mundi“ ARNE VOIGTMANN Joachim Stahl, seines Zeichens Comicredakteur für das „Micky Maus Magazin“ und „Die tollsten Geschichten von Donald Duck“ beim Egmont Ehapa Verlag, dürfte vielen Disney-Comic-Fans durch seine Aktivität im Disney-Comics-Forum auf www.comicforum.de bekannt sein, wo er seit langem mit Rat und Tat den anderen Usern zur Seite steht und sich an den Diskussionen über unser aller liebstes Hobby beteiligt. Auf welch verschlungenen Pfaden er zu Ehapa gekommen ist und was er sonst so in seinem Leben treibt, beantwortet er in unserer forschenden FragerunFragerunde.

Erzähl doch erstmal ein wenig über dich. Ich wurde in der Nacht vom Heiligabend auf den ersten Weihnachtsfeiertag 1960 in Heilbronn geboren, habe aber dennoch nur geringe messianische Neigungen. Heute lebe ich als freiberuflicher Redakteur und Übersetzer im Raum Stuttgart, bin verheiratet und habe zwei schulpflichtige Kinder. Mein größtes Hobby ist die Musik, ich spiele in zwei Rockbands Gitarre und Bass und nehme mit meinem digitalen Recorder gerne zu Hause eigene Songs auf. Außerdem bin ich Mitglied einer Römergruppe und stelle in voller Rüstung oder auch nur in der Tunika mit meinen Kameraden das Leben der römischen Auxiliarsoldaten am Limes im 3. Jahrhundert n. Chr. dar. Ich bin auch Fußballfan (VfB Stuttgart) und war früher Präsidente und rechter Verteidiger der Ehapa-Betriebsmannschaft 1. FC Entenhausen. Ich lese viel, am liebsten Historisches, Thriller, Horror und SF. Im Fernsehen schau ich eigentlich nur Fußballübertragungen oder gelegentlich mal einen Spielfilm. Wie bist du zu Ehapa gekommen und was hast du vorher gemacht? Nach Abi und Zivildienst studierte ich in Heidelberg Germanistik und Anglistik mit den Berufszielen Rockmusiker oder SF-Autor. Da daraus nichts wurde, bewarb ich mich 1990 bei Ehapa, wo nach dem Weggang von Dorit Kinkel eine Redakteursstelle frei geworden war. Es gab zahlreiche Bewerber, aber ich hatte den großen Vorteil, dass ich schon ein wenig Berufserfahrung in der Comicbranche gesammelt hatte, weil ich als armer Student ein paar US-Alben für Hethke übersetzt hatte. Darum gab Ehapa mir die Stelle, was mich bis heute freut. Meine Tochter behauptet, ich hätte einen stark watschelnden Gang. Möglich, dass das auch ein Grund dafür war, dass ich den Job bekommen habe. Eines deiner Berufsziele war SF-Autor. Mit welchem Universum hattest du damals geliebäugelt und warum ist daraus nichts geworden? Übersetzerkollege Michael Nagula hat ja beispielsweise mal für Perry Rhodan geschrieben. In meiner Jugend war ich geradezu süchtig nach den PR-Heften und las zeitweise drei pro Woche. Allerdings gefiel mir in den 1980er-Jahren die Entwicklung nicht mehr so gut und ich stieg auf andere SF-Autoren um. Die ganz alten PR-Hefte lese ich zur Entspannung aber auch heute noch gelegentlich. Vor zwei Jahren habe ich mir für wenig Geld die Hefte 200 - 399 gekauft, die früher mal bei einem Umzug zwangsentsorgt wurden und die ich noch in bester Erinnerung hatte. Wenn ich mich morgens mal mit Altersgebrechen aus dem Bett quäle, muss ich nur eines davon lesen und schon fühle ich mich schlagartig 30 Jahre jünger. Zumindest innerlich. Nachdem ich Comicredakteur geworden war, gab ich meine Bemühungen auf, in der SF-Branche Fuß zu fassen. Man kann ja schlecht auf zwei Hochzeiten tanzen, und die Arbeit für Ehapa macht mir großen Spaß. Allerdings bot mir der Chefredakteur von PR, den ich noch aus den gemeinsamen Zeiten im SFFandom gut kenne, vor einigen Jahren an, mal einen Proberoman für die Atlan-Serie zu schreiben, was ich auch mit Freude tat. Allerdings merkte ich da sehr schnell, dass das für mich alles andere als ein Traumberuf wäre. In voller Montur: Joachim Stahl als römischer Auxiliarsoldat.

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Interview

Wann und wo spielst du denn mit deiner Band? Oder habt ihr gar keine öffentlichen Auftritte und spielt just for fun? Bis jetzt hatte ich mit dieser Band nur einen Auftritt, und das war bei einer Privatfeier. Wir sind ja reine Amateure und spielen auch noch eigene Stücke. Wer gibt dafür heutzutage noch Geld aus? In meiner Jugend war das noch anders, da stand ich mit meinen damaligen Mitstreitern recht oft auf der Bühne. Aber egal, es macht auch Spaß, einfach nur im Proberaum ordentlich zu lärmen, und Spaß ist doch bei jedem Hobby die Hauptsache. Weit mehr als mit der Band lebe ich meinen musikalischen Ehrgeiz aber im Alleingang aus. Ich habe mir vor ein, zwei Jahren ein kleines Heimstudio eingerichtet, wo ich seitdem eifrig eigene Stücke aufnehme, die für die Band musikalisch zu schwierig wären. Momentan arbeite ich an meiner fünften CD. Zurück von den Hobbys zum Beruflichen. Was ist deine genaue Aufgabe bei Ehapa und für welche Publikationen arbeitest du? Seit 2001 arbeite ich freiberuflich als Redakteur und Übersetzer für Ehapa. Ich stelle die Comics für das MM-Magazin und das DDSH zusammen, verschicke sie an die verschiedenen Übersetzer und sorge dafür, dass ihre Texte dann auch druckreif sind. Beim DDSH teile ich mir diese Aufgabe mit meiner Kollegin Elvira Brändle. Für die von Elvira redaktionell betreuten Ausgaben darf ich auch hin und wieder etwas übersetzen, was eine schöne Abwechslung zum üblichen Redigieren ist. Für das MM-M übersetze ich auch alle Einseiter und die Rätselcomics, um in Übung zu bleiben. Arbeitest du seit 1990 ausschließlich für Ehapa oder hast du nebenbei noch für andere Verlage übersetzt und getextet oder gar versucht, dir noch ein zweites Standbein als nebenberuflicher Rockmusiker zu schaffen? Ich übersetze und redigiere gelegentlich für vgs, zum Beispiel habe ich die Serie „Rex Mundi“ komplett übersetzt. Für unsere dänische Zentralredaktion habe ich bereits einige Skripte für Entenhausen-Comics geschrieben. Das würde ich gerne ausbauen, weil ich schon immer gerne Geschichten verfasst habe. In jüngeren Jahren schrieb ich für das SF-Fandom weit über hundert Storys - damals war SF-Autor ja noch eines meiner Berufsziele. Derzeit übersetze ich auch gerne Strips von „Last Kiss“, der großartigen Serie des Disney-Autors John Lustig, die der Comicexperte Gerd Syllwasschy im Netz auf Deutsch herausbringt. Unbedingt mal unter wvh.barksbase.de/de/topics/lastkiss/index.php reinschauen. Als nebenberuflicher Rockmusiker verdient man nur dann mehr als Benzingeld und Spesen, wenn man bekannte Gassenhauer von Bryan Adams, AC/DC und so weiter nachspielt. Da ich aber wie gesagt lieber mit eigenen Stücken arbeite, kommt das für mich zumindest derzeit noch nicht in Frage. Deine Arbeit lässt sich ja bequem per Internet und Telefon managen. Warst du vor dem Umzug von Ehapa in die Hauptstadt dennoch regelmäßig im Verlagshaus unterwegs? Vor dem Berlin-Umzug war ich bei Ehapa fest angestellt und fuhr daher täglich mit dem Radl in den Verlag, was meiner Kondition sehr gut tat. Und die täglichen Gespräche mit den Kollegen über Comics, Fußball, Musik oder andere wichtige Themen vermisse ich noch heute manchmal, wenn ich allein in meinem Arbeitszimmer sitze und gerade eine kleine schöpferische Pause brauche. Musst du auch heute noch ab und an gen Berlin reisen? Nach Berlin fliege ich nur gelegentlich. Die tägliche Arbeit lässt sich wirklich problemlos von zu Hause aus erledigen. Da meine Frau beruflich öfters unterwegs ist, ist es auch ein riesiger Vorteil, dass ich immer daheim bin, wenn die Kinder von der Schule kommen.

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Interview

"The SPD - Sick, Poor and Desperate"

Wie genau sieht deine Arbeit aus? Wie kommst du an die Übersetzungen und nach welchen Kriterien leitest du die einzelnen Geschichten an die Übersetzer weiter? Die MM­M­Comics werden knapp alle zwei Monate gebündelt von unserer Zentralredaktion in Kopenhagen ins Netz gestellt. Ich muss sie dann sichten und verschicke sie je nach Eignung an die verschiedenen Übersetzer. Den meisten liegen Duck­Geschichten mehr, einige andere verstehen es eher, Micky ins Deutsche zu übertragen. Manche können vor allem witzig texten, anderen gelingt es besonders gut, kleine logische Ungereimtheiten im Originaltext zu entdecken und zu glätten. Und wenn ein Übersetzer sich in einem Themenbereich besonders gut auskennt, schicke ich dem dann gerne auch dazu passende Geschichten. Dir etwa gebe ich deshalb die Geschichten mit mittelalterlichem Bezug. Dann stelle ich die Geschichten für unsere MM­M­Ausgaben so zusammen, dass es eine möglichst gelungene Mischung gibt. Wenn ich die Übersetzungen bekomme, muss ich sie beim einen mehr, beim anderen weniger stark bearbeiten. Die redigierten Texte schicke ich dann an unser Repro­Studio, wo sie digital in die Sprechblasen gesetzt werden. Anschließend lese ich sie als PDF­Datei noch Korrektur, bevor sie gedruckt werden. Beim DDSH hingegen stelle ich die Geschichten autark zusammen, je zur Hälfte deutsche Erstveröffentlichungen und Nachdrucke. Auch da versuche ich eine gute Mischung zu finden, wobei es natürlich niemals gelingt, alle Leser glücklich zu machen. Dazu sind die Geschmäcker bei der heterogenen DDSH­Gemeinde zu verschieden. Wenn ich meine Auswahl getroffen habe, schicke ich die Wunschliste den Kollegen in Kopenhagen, die mir dann die Geschichten aus ihrem Archiv schicken oder aus anderen Ländern für uns bestellen. Sobald ich dann die Übersetzungsvorlagen habe, verschicke ich sie an die Übersetzer. Die bereits auf Deutsch erschienenen Geschichten muss ich eigenhändig abtippen. Die bearbeiteten Texte leite ich dann an unseren italienischen Letterer Diego Ceresa weiter. Verwendest du alle Geschichten, die dir Egmont zuschickt? Soweit ich weiß, war's ja so, dass die skandinavischen Comicmagazine einen höheren Seitenanteil haben als die deutsche MM. Ja, wir haben deshalb den Vorteil, dass wir auswählen können. Deswegen erscheinen die Geschichten bei uns auch größtenteils nur mit Verspätung. Wir brauchen in Deutschland eben weniger Seiten als die Skandinavier, also hat sich inzwischen ein ordentlicher Vorrat angesammelt, aus dem ich mich dann nach Bedarf bediene. Manche der Geschichten, die Egmont für das MM­M angedacht hat, verwende ich aber für andere Magazine, zum Beispiel das DDSH.

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Interview

Hast du einen ganz normalen Acht­Stunden­Tag, setzt dich also beispielsweise morgens um neun Uhr ans Redigieren der Texte und machst dann um achtzehn Uhr Feierabend? Oder teilst du dir das frei ein und machst das nach Lust und Laune auch mal am Wochenende? Es kommt schon mal vor, dass ich am Wochenende oder auch spät abends noch arbeite, aber das ist die Ausnahme. Wir sind ja keine Tageszeitung, die auf aktuelle Ereignisse blitzschnell reagieren muss, und haben entsprechend lange Redaktions­Vorlaufzeiten. Wenn man seine Arbeit da vernünftig einteilt, gibt es keinen Grund, in Hektik zu geraten. Mein Werktag beginnt normalerweise in der Tat um neun Uhr und endet um achtzehn Uhr. Das Redigieren ist dabei übrigens nur ein Teil der Arbeit, ich betreue ja auch das DDSH­Leserforum, übersetze Geschichten selbst, tippe eine Menge selbst ab und so weiter. Und wenn meine Frau beruflich unterwegs ist, muss ich mich als Hausmann nachmittags auch um die Kinder kümmern, ihnen ihr Mittagessen kochen, aufpassen, dass sie ihre Hausis ordentlich machen und so weiter... Wie groß ist momentan der Übersetzerstab für MM und TGDD? Und wie viele Seiten pro Monat hast du insgesamt zu verteilen (und im Anschluss Korrektur zu lesen)? Unser Team umfasst etwa ein Dutzend Mitarbeiter, wobei immer mal ein paar davon aus privaten oder beruflichen Gründen einen Gang zurückschalten. Fabian Körner etwa war jetzt ein Jahr in Australien und hat in der Zeit nicht so viel Zeit für das Übersetzen gehabt. Für das MM­M verteile ich pro Monat knapp 200 Seiten, für das DDSH, wo ich mir die Arbeit mit meiner Kollegin Elvira Brändle teile, alle zwei Monate zirka 25, der Rest sind Nachdrucke. In der Schule lernt man ja viel unnötiges Zeug, aber dass ich einst in der Realschule einen Kurs im Zehnfingersystem belegt habe, kommt mir noch heute zugute. Was einige unserer Leser sicher besonders interessiert: Wie wird der Übersetzer­Nachwuchs rekrutiert? Der Übersetzer­Nachwuchs meldet sich ganz von selbst. Früher gab ich jedem Bewerber, der einigermaßen viel versprechend war, eine Chance. Aber inzwischen ist unser Übersetzerteam so groß und gut, dass ich wählerischer geworden bin. Ein Bewerber muss von Anfang an den Eindruck erwecken, dass es sinnvoll ist, ihm eine Probeübersetzung zu geben. Harry Nützel etwa schickte uns eine Reihe von US­Comics, die er selbst aus dem Netz ausgedruckt hatte. Die Sprechblasen hatte er mit eigenen Texten gefüllt, von denen ich sofort begeistert war. Ein Bewerber würde seine Chancen auch deutlich verbessern, wenn er nicht nur Englisch könnte. Denn bei den DDSH­Geschichten bekommen wir oftmals keine englischsprachigen Übersetzungsvorlagen, sondern italienische, niederländische oder dänische. Da die wenigsten unserer Übersetzer eine dieser Fremdsprachen beherrschen, hätte ich da noch am ehesten Bedarf an personeller Verstärkung. Vielen Dank für die Beantwortung unserer bohrenden Fragen.

Zeichnung: Corrado Mastantuono (2007)

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Kolumne

Das schwarze Phantom im Film VON DAVID BÜHRING Das Schwarze Phantom feiert Geburtstag. Das Schwarze Phantom bedroht Entenhausen. Das Schwarze Phantom taucht sogar in einer DuckTales-Folge auf und zieht klischeemäßig an einem Hebel. Kurz und gut: Ich hatte nie das beste Bild vom Schwarzen Phantom. Sein einfallsloser Name wird durch die Tatsache überboten, dass er im Original einen noch langweiligeren Namen hat: Phantom Blot, Phantom Klecks. Nehmt euch in acht, Sonntagsklamotten, hier kommt das wandelnde Bettlaken in Socken! Das war, bevor ich 2005 meine inzwischenKongress-Begleitung Boris kennenlernte. Dieser erzählte in einem seiner ersten Telefonate, dass er das Schwarze Phantom ziemlich toll fände, und dass dieses eines der mysteriösesten und vielleicht sogar gefährlichsten Micky-Gegner wäre. Als ich daraufhin meinen Zweifel äußerte, empfahl er mir „Jagd auf das Phantom“ von Floyd Gottfredson, den Premierecomic des Phantoms. Und meine Meinung kehrte ins Gegenteil um. Bei Gottfredson ist nichts von dem drahtigen, ungefährlichen Phantom, der heutzutage die italienischen Comics durchquert, zu sehen. Stattdessen ist das Phantom groß und breit, taucht schon auf der ersten Seite auf, (wird aber von keinem bemerkt) und scheint überall zu sein. Seine Kutte, die später mit Mund, Hals und bei den DuckTales sogar leuchtenden Augen versehe wurde, ist noch schlicht und zeigt nichts außer seine Augen. Schon auf der dritten Seit hat das Phantom Micky gefangen und setzt ihn einer Todesfalle aus: Eine Pistole war geradewegs auf den gefesselten Detektiv gerichtet und sein Todesurteil somit unterschrieben. Doch wie so oft bei Gottfredson lenken Helden und Schurken nicht von den erstaunlich sympathischen Nebenfiguren ab. Während man heute eher Typen in Comics

entdeckt, die irgendwas wollen, nur um in die Handlung integriert zu werden, oder irgendwas zum Weiterspinnen des Plots zu sagen haben, zeigt Gottfredson Menschen, die man kennen könnte. Natürlich sind es Hundeähnliche Comicfiguren, die wie alle anderen Statisten in einem Comic nur dekorieren oder die Handlung antreiben, aber zudem sind sie in diesem Comic auch Wesen mit Charakter und Fehlern, mit denen man fühlt, auch wenn sie dem Comic nur wenige Panels beitragen. Die Handlung steigert sich und wird immer spannender, bis sie nach 31 Seiten natürlich gut endet: Das mysteriöse Phantom wird enttarnt und zeigt durchaus verständliche Motive. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass das Phantom ein sanfter Gegner wäre, immerhin erschießt, ersticht und hängt er Micky beinahe, bis er ihn gegen Ende sogar als einen „sturen kleinen Bastard“ bezeichnet (Übersetzung von Michael Nagula). Dieser Comic ist nicht für Kinder, dafür ist er zu sehr Thriller und mit keinem anderen mir bekannten Gottfredson-Comic vergleichbar. Dieser Comic hat Eier, und sofort war meine Meinung über das Phantom wie weggepustet. Das Cover für den Comic (ein Micky MausSpezial) gefiel mir im Vergleich zum Inhalt so wenig, dass ich sogar nach bestem Können ein eigenes schuf, doch das war mir in meinem neu erwachten Fanatismus nicht genug: Ich frug mich ernsthaft, warum man diesen Comic nicht verfilmte. Ernsthaft, selbst als billiger „Fanfilm“ hätten Handlung und Figuren unglaubliches Potential und würde diesen wischi-waschiDetektiven mit seinem Glühaugenschurken in ein viel heroischeres Licht setzen. Und die Ausrede „Wenn’s klappen würde, hätte das schon jemand gemacht“ gilt hier auch nicht: Der Kurzfilm „Micky Monstermaus“ zeigte sehr gut, dass Micky auch erwachseneres

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Publikum ansprechen kann und darf, düstere Film-Themen sind Disneyfilmen spätestens dank Burton und Tochterfirmen auch nicht mehr fremd und keines der Themen im Comic sind zu neu: Hauptfigur Micky hat schon lange Bühnenerfahrung und gewinnt wie Tim aus „Tim und Struppie“ durch seine Nebenfiguren an Tiefe, das schwarze Phantom agiert wie ein Bond-Schurke, der eine Todesfalle nach der nächsten einsetzt, um den Tod seines verhassten Gegenspielers zu erreichen – und dass eine Figur erst gegen Ende demaskiert wird, ist bei Krimis und Thrillern keine neue Taktik. Selbst Hunter und Issel finden sich etwa in BatmanNebenfiguren Gordon und Bullock wieder. Kein einziges Argument würde gegen ein solches Unternehmen sprechen! Aus purem Spaß fing ich sogar an, mit Telefonpartner Boris Themen und Handlungen auszuarbeiten, welche Micky und das Phantom am besten auf der Leinwand darstellen könnten, ich holte mir sogar Sprechproben-CDs von Synchronsprecher-Studios, um mich an (natürlich alles fiktiv) passenden Sprechern umzugucken – bis mir nach langer, freudiger Arbeit der Groschen fiel, weshalb dieses Projekt und vermutlich auch jedes andere Micky-Projekt, welches in die ernste Richtung geht, verdammt ist. Nämlich Mickys Stimme. Auch Donald wird mit seinem Gequake assoziiert, also wäre auch kein ernster Film mit ihm möglich (weshalb er wohl auch in den DuckTales nur selten auftrat). Eines der Hauptkennzeichen der Figuren wird zum Film-Handicap. Man wird sie niemals als seriöse Figuren sehen können mit diesen Stimmen, die aber dank Wiedererkennungswert nötig sind. Und genau deswegen funktionieren Donald und Micky im Comic viel besser als im Film. Zum Glück.


Titel

Musik in Entenhausen VON MATTHIAS MÜLLER Unzählige Versuche unternahm Donald mittlerweile ein berühmter Sänger zu werden. Dieser Artikel zeigt Teile seiner Versuche und gibt Einblicke in die musikalische Welt Entenhausens: Über die Jahre haben sich haufenweise Duckcomics angesammelt, die sich um Musik, Instrumente oder Klang und Töne generell drehen – und selbstverständlich stehen die Ducks auch auf oder wenigstens neben der Bühne. In Entenhausen findet man praktisch jede Stilrichtung, die es nur gibt. Blättert man seine Comicsammlung durch werden einem Heavy Metal Bands und Opernsänger genauso wie Schlager und Jazz begegnen. Es gibt dort also praktisch nichts, was es bei uns nicht auch geben würde. Natürlich träumen auch die Ducks, wobei es meistens Donald ist, davon Sänger zu sein und die Massen zu begeistern. Keine einfache Aufgabe, wenn man keinen Ton trifft und auch sonst keine übermäßig ausgeprägten musikalischen Fähigkeiten besitzt. Donald begrüßt in Rodriguez Comic „Schlager, Schmalz und Schummeleien“ begeistertes Publikum. Noch weiß es nicht, was gleich kommen wird.

um. Trotzdem blieb er meistens seinem (eher minder ausgeprägten) Gesangstalent treu und erschüttert das Publikum mit seinen Darbietungen. So flüchteten die Zuschauer in Schlager, Schmalz und Schummelleien, als Donald als Hundepfeife agierte und Entenhausens Vierbeiner anlockte (nachzulesen in TGDDSH 276).

Gesanglich talentierter sind da schon die drei Neffen der berühmtesten Ente der Welt. Mit klaren Stimmen schmetterten sie in Der Supersänger „Am Brunnen vor dem Tore“. Die Käfer in Entenhausen – gezeichnet von Fecchi

Doch auch der ewige Verlierer, der sogar einmal die finale Szene eines Musikfilmes sprengte, muss einmal auf der Sonnenseite stehen. In Die drei Caballeros reiten wieder steht er (erfolgreich) auf der Bühne. Das 2009 veröffentlichte LTB Extra Nr. 33 beschäftigt sich ebenfalls mit Musik.

Instrumente und stand auf diversen Bühnen, doch blieb der gewünschte Erfolg bislang aus. Nachdem er als Küken von Onkel Dagobert ein Schlagzeug bekam, was dieser wiederum von einem Goldgräberfreund als alten Zeigen geerbt hatte, stieg er später auf Bass

einer weiteren Ente eine Band zu gründen, die durch Zufall auf eine verschlüsselte Partitur stößt, die sie zu einem Schatz geführt hätte, hätte Dussel nicht versucht einen Auftritt mit Pyrotechnik aufzupeppen und sie dabei verbrannt. Tja, dumm gelaufen.

Doch nicht nur Donald versucht mit einer Vielzahl von Bands und Soloauftritten berühmt zu werden Dussel hat ähnliche Wünsche und bewegt seinen Vetter mit ihm und

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Der Erfolg konnte ihnen nur von ihrem Onkel streitig gemacht werden, durch ein Spray plötzlich ein super Sänger war. Da nun Entenhausen noch ein paar mehr Musiker braucht, als du Familie Duck tauchen dort neben fiktiven immer wieder Anspielungen auf reale Musiker auf. Zum Teil werden sie zwar nur namentlich genannt, wie zum Beispiel „Herbert Grölemeyer“, einige andere tauchen auch bildlich auf oder sind Teil des Comics. So waren die Beatles zum Beispiel in LTB 369 auf der Suche nach den Aufnahmen zu ihrem letzten Album, die sie in einem Baum auf Donalds Grundstück versteckt hatten.


Titel

Es folgt nun eine Tabelle mit allen namentlich genannten Musikern in Entenhausen, die sich in meiner Sammlung finden und zusätzlich allen namenlosen Musikern aus LTB Spezial Nr. 33 „Hits aus Entenhausen“:

Name

Herkunft

Band

Instrument

Stil (vermtl.)

DJ Sweety Punky Rock Mozart Ricky Huby Rudi Willi Musi (Roboter) Peter Pig Professor Kappu Konstantin Schepper Nina Carlo Carroti Horatius Beckstein Joe Octopus Overload Freddy Fantastico Dick Duck John Lennon Paul McCartney George Harrison Ringo Star Rudi Rührlich Musiker 1

Entenhausen Entenhausen Wien Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Wüste vor Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Bruttopia

Unbekannt Die fabelhaften Fünf Die fabelhaften Fünf Die fabelhaften Fünf Die fabelhaften Fünf The Screaming Squires The Be-Bops Die Käfer Die Käfer Die Käfer Die Käfer Kapelle 1

Gesang/Gitarre Flügel Gesang Schlagzeug Keyboard Gitarre Blasinstrument Zieharmonika Synthesizer (vermutl.) Flügel Gesang, Gitarre Gesang (Tenor) Gesang, Gitarre Synthesizer Gesang Gesang, Gitarre Gesang, Gitarre Gesang, Gitarre Gesang, Bass Gitarre Schlagzeug Gesang Pauke

Disco Rock Klassisch, Rock Rock/Pop Rock/Pop Rock/Pop Rock/Pop Unbekannt Techno Pop Pop Oper Klassisch Elektropop Heavy Metal Pop Rock Pop, Rock Pop, Rock Pop, Rock Pop, Rock Schlager Marsch

Musiker 2

Bruttopia

Kapelle 1

Klarinette

Marsch

Musiker 3

Bruttopia

Kapelle 1

Tuba

Marsch

Musiker 4

Bruttopia

Kapelle 1

Trompete

Marsch

Musiker 5

Entenhausen

Kapelle 2

Tuba

Marsch

Straßenmusiker

Entenhausen

-

Ziehharmonika

Volksmusik

Kirchenmusiker

Entenhausen

-

Sakralorgel

Kirchenmusik

Musiker 7

Entenhausen

Band 1

Gitarre

Pop

Musiker 8

Entenhausen

Band 1

Trompete

Pop

Musiker 9

Entenhausen

Band 1

Schlagzeug

Pop

Musiker 10

Wien

Unbekannt

Laute

Rock

Musiker 11

Wien

Unbekannt

Kontrabass

Rock

Musiker 12

Wien

Unbekannt

Schlagzeug

Rock

Sänger(In) 1

Entenhausen

-

Opernsängerin

Opern

Sänger(In) 2

Entenhausen

-

Opernsängerin

Opern

Musiker 13

Entenhausen

-

Flügel

Opern

Musiker 14

Entenhausen

-

Schlagzeug

Opern

Musiker 15

Entenhausen

-

Kontrabass

Opern

Musiker 16

Entenhausen

-

Gitarre

Opern

Musiker 17

Entenhausen

Quintett

Geige

Klassisch

Musiker 18

Entenhausen

Quintett

Geige

Entenhausen

Musiker 19

Entenhausen

Quintett

?

Klassisch

Musiker 20

Entenhausen

Quintett

?

Klassisch

Musiker 21

Entenhausen

Quintett

?

Klassisch

Musiker 22

Entenhausen

-

Violine

Klassisch

Musiker 23

Entenhausen

-

Horn

Klassisch

Musiker 24

Entenhausen

-

Flügel

Klassisch

Musiker 25

Entenhausen

-

Tuba

Klassisch

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Titel

Musiker 26 Musiker 27 Musiker 28 Musiker 29 Musiker 30 Musiker 31 Musiker 32 Musiker 33 Musiker 34 Musiker 35 Musiker 36 Musiker 37 Musiker 38 Musiker 39 Musiker 40 Musiker 41 Musikerin 1 Musikerin 2 Musiker 43 Musiker 44 Junge Musiker 45 Musiker 46 Musiker 47 Musiker 48 Musiker 49 Musiker 51 Musiker 52 Musiker 53

Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen USA/W端ste Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen Entenhausen

Trio Trio Trio Unbekannt Unbekannt Unbekannt Unbekannt Band 2 Band 2 Band 2 Band 2 Unbekannt Unbekannt Unbekannt Unbekannt Unbekannt Band 3 Band 3 Showorchester Showorchester O-ho O-ho O-ho O-ho Screaming Squires Screaming Squires Screaming Squires

Kontrabass Trompete Klavier Gesang Bass Gitarre Schlagzeug Gesang, Gitarre Gitarre Bass Schlagzeug Posaune Violine Kontrabass ? ? Gesang/Gitarre Bass Trompete Geige Mundharmonika Gesang, Gitarre Gitarre Gesang Keyboard Schlagzeug Gitarre Bass Schlagzeug

Zeichnung: Marco Rota (1969)

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Jazz Jazz Jazz Metal Metal Metal Metal Pop Pop Pop Pop Jazz/Swing Jazz/Swing Jazz/Swing Jazz/Swing Jazz/Swing Rock Rock Big Band Country Country Pop Pop Pop Pop Heavy Metal Heavy Metal Heavy Metal


Comic

Idee & Zeichnungen: Anselm Hackenberg, Kolorierung: Lena Bradtka

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Aus aller Comicwelt

Back in the US VON ARNE VOIGTMANN Jetzt ist es passiert! Gut, genau genommen nicht jetzt, sondern schon im Oktober 2009: Es gibt wieder „echte“ Disney-Comics in den USA. Aber man musste ja erstmal ein paar Monate ins Land streichen lassen, um zu schauen, wie sich der Verlag Boom Kids, bei dem die Disney-Comics nach knapp einjähriger Pause ein neues Zuhause gefunden haben, so schlägt. Um das gleich mal vorweg zu nehmen: Er hätte besser schlagen können, und zwar deutlich. Boom Kids hat zu Beginn vor allem auf die vier klassischen Serien „Walt Disney‘s Comics“, „Uncle $crooge“, „Mickey Mouse and friends“ sowie „Donald Duck and friends“ gesetzt. Die „Mickey Mouse“Reihe wurde allerdings nach nur vier Nummern (296-299) wieder eingestellt. Zusätzlich gibt es noch diverse Nebenreihen und Einzelausgaben, die weiter unten vorgestellt werden.

Im Gegensatz zu den Gemstone-Ausgaben werden die beiden Reihen „Uncle $crooge“ und „Walt Disney‘s Comics“ nicht mit Leimbindung, 64 Seiten Umfang und zu einem Preis von 7,99 Dollar wie zuletzt

verkauft, sondern haben eine klassische Klammerheftung und nur noch 28-44 Seiten (in den zuletzt erschienen Ausgaben eher weniger als mehr). Dafür kosten sie jedoch auch nur noch faire 2,99 Dollar. Der Umschlag ist aus Hochglanzpapier, der Inhalt auf etwas rauerem mattem Papier. Dasselbe gilt übrigens auch für die „Donald Duck“- und „Mickey Mouse“Hefte. Eine weitere Besonderheit: Es gibt von jedem Heft zwei Covervarianten, teils sogar drei, von U$ und WDC sogar teilweise drei, wobei das C-Cover jeweils limitiert und das Heft mit 9,99 Dollar übermäßig teuer ist (zumal die Variantcover oft von eher wenig begnadeten Zeichnern stammen).

die in eine eigene Reihe ausgelagert wird. Überflüssigerweise wird parallel dazu auf jeweils nur 3-5 Seiten die 16-seitige KaterKarlo-Geschichte „The Alien Band“ in Kleinsthäppchen veröffentlicht. Das hätte man auch eleganter lösen können.

Während bei Gemstone vor allem Klassiker von Don Rosa, Barks, van Horn und diversen Egmont- und Oberon-Autoren erschienen sind, setzt Boom Kids nun fast ausschließlich auf italienisches Material sowie einige (ärgerlicherweise teils ins 3Reihen-Format ummontierte) Egmont-Comics. Dabei konzentriert man sich vor allem auf längere Serien, die dann auf die einzelnen Heftreihen verteilt werden. „Walt Disney‘s Comics“ hat Boom Kids mit Ausgabe 699 (offizieller Erstverkaufstag 7. Oktober 2009) übernommen. In den ersten drei Ausgaben erschien ausschließlich die italienische „Ultraheroes“-Serie, in der alle Entenhausener Superhelden (Phantomias, Supergoof, Fantomime) sowie neue Helden (unter anderem Gustav und Franz Gans) gegen bekannte Bösewichte wie den Schmutzgeier antreten. Durchaus interessant, zumal die Reihe in Deutschland noch nicht veröffentlicht wurde. Seltsam ist nur die Veröffentlichungspolitik: In den ersten vier Ausgaben wurde knapp die Hälfte des 240-Seiten-Epos abgedruckt, die Fortsetzung findet sich jedoch in einer eigenen Reihe namens „Disney‘s Hero Squad“, die natürlich ebenfalls mit Variant-Covern aufwarten muss (siehe weiter unten). Stattdessen erscheint seit WDC 703 die von Casty geschriebene und sehr schön illustrierte Geschichte „Mickey Mouse and the World to Come“. Mal schauen, wann

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In „Uncle $crooge“ erschien von Ausgabe 384-38 die zu Onkel Dagoberts 60. Geburtstag unter anderem von Wanda Gattino für Egmont gezeichnete „Europareise“, die hierzulande Ende 2007 im MM-M veröffentlicht wurde – dort zum Glück ohne italienische 3Reiher-Ummontierung wie in den USA. Seltsam ist (wie übrigens auch in den anderen Boom-Reihen) die willkürlich wirkende Trennung der Comics in Mehrteiler. Da erscheinen jeweils etwa eineinhalb Kapitel dieser Reihe pro Heft. Nach dem Ende dieses Sechsteilers erscheint seit U$ 388 die 96-seitige italienische Geschichte „Around the World in 80 Bucks“, die auf deutsch bereits in LTB 123 nachzulesen war. Die Story wird bis Heft 391 laufen. Danach folgen vorerst DuckTales-Geschichten.


Aus aller Comicwelt

Auf zur nächsten Reihe. In „Donald Duck and Friends“, das Boom Kids mit Heft 347 übernommen hat, erscheinen ausschließlich die aus dem LTB bereits sattsam bekannten „Agent DoppelDuck“-Comics, auch diese wegen der geringen Seitenzahl der Hefte wieder willkürlich in einzelne Häppchen zerstückelt. Dafür gibt es neben den italienischen Originalcovern auch durchaus schön anzusehende Cover des Brasilianers Euclides Kiyoto Miyaura. Sehr verdächtig: Eine eigene „DoubleDuck“-Reihe steht in den Startlöchern. Soll auch hier wieder eine Geschichte über mehrere Reihen verteilt werden?

ebenso wohl demnächst auch „Agent DoppelDuck“. Genau wie die Hauptreihen haben auch diese Nebenreihen jeweils 28 Seiten, kosten mit den zwei StandardVariantcovern 2,99 Dollar und mit dem dritten limitierten Cover 9,99 Dollar. Und um die Übersicht gänzlich zu verlieren, gibt‘s von den drei Reihen auch noch Trade Paper Backs mit etwas stärkerem Pappumschlag für 9,99 Dollar und Hardcover-Ausgaben zu 24,99 Dollar, die jeweils die ersten vier Boom-Ausgaben von WDC, MM beziehungsweise DD enthalten. Auch die „Europareise“ aus den ersten U$-Ausgaben wird auf dieselbe Weise nachgedruckt. In „Disney‘s Hero Squad“ erscheinen neben der Hauptgeschichte auch noch kleinere Nebengeschichten, in denen man unter anderem erfährt, wie Supergoof zu Supergoof wurde (obwohl es solch eine Entstehungsgeschichte ja schon längst gibt, aber die Italiener erfinden ihre Superhelden ja gerne mal neu).

Wenn man sich das Schicksal von „Mickey Mouse and Friends“ anschaut, scheint sich dieser Verdacht zu erhärten. Boom Kids hat nur die Hefte 296-299 (Oktober 2009 bis Januar 2010) herausgegeben und die darin erhaltene „Wizards of Mickey“-Reihe anschließend in einer eigenen Publikation fortgeführt. Was der Sinn dahinter ist? Man weiß es nicht.* Wie gesagt, „Wizards of Mickey“ und „Disney‘s Hero Squad“ wurden ausgelagert,

Neben den vier Hauptreihen und drei Nebenreihen erscheinen auch noch einige Einzeltitel, zum Beispiel eine Neuveröffentlichung von Don Rosas „Sein Leben seine Milliarden“, allerdings auf mehrere 112-seitige Bände verteilt, „Walt Disney‘s Christmas Classics“, zu Weihnachten 2009 erschienen (mit 120 Seiten und Geschichten von Jack Hannah, Scarpa und vor allem Barks), analog dazu „Walt Disney‘s Valentine‘s Classics“, im Februar 2010 erschienen (136 Seiten, Geschichten von Gotffredson, Barks und Jippes), „Mickey Mouse Classics“ (120 Seiten, mit Barks, Scarpa, Gottfredson und Murry) und „Donald Duck Classics“ (132 Seiten, mit Barks, Strobl, Carpi und Ferioli). Die vier „Classics“-Bände kosten je 24,99 Dollar, haben wie die SLSM-Bände einen Hardcover-Umschlag und werden sicherlich fortgesetzt. Was bleibt nun als Fazit zu sagen? Wie bereits eingangs erwähnt, ist der Eindruck der neuen Disney-Comics doch eher zwiegespalten. Richtige Klassiker (also Barks, Scarpa, Rosa etc.) finden sich eigentlich nur in den Einzeltiteln, während

die Hauptreihen jeweils bestimmten Serien wie den „Wizards of Mickey“ oder „Agent DoppelDuck“ vorbehalten sind. Die Comics sind zwar durchweg ordentlich getextet, gelettert und koloriert, aber die Veröffentlichungspolitik ist doch sehr seltsam: Nicht nur, dass teils von den Italienern ins 3-Reihen-Format ummontierte Egmont-Geschichten verwendet werden, auch die willkürlich erscheinende Trennung der einzelnen Kapitel sowie die Fortführung einzelner Reihen in eigenen Serien stößt einem als Leser sauer auf. Und die Geschichte mit den Variant-Covern (vor allem den limitierten Ausgaben) kann man nur als Geldmacherei bezeichnen.

Zudem sind die Geschichten in den vier Hauptreihen mit Ausnahme der „Ultraheroes“ auch alle schon auf deutsch erschienen – dort ohne zerstückelte Kapitel, zumal die Hefte mit nur 28 Seiten Umfang und maximal 24 Seiten Comicanteil extrem dünn sind. Für den wahren Fan lohnen sich also nur die zwar recht teuren, aber dafür gut aufgemachten Einzelpublikationen aus der „Classics“-Reihe.

* In WDC 707 wird in „Mickey's Mailbag“ angedeutet, daß Ausgabe 300 mit besonderem Inhalt erscheinen soll.

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