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DIE NEUE FREIHEIT

Rückzahlung der Staatshilfe: Die Volksbanken gehören wieder ganz ihren Mitgliedern

GRÜNE ZUKUNFT

Welchen Beitrag die Banken für nachhaltiges Wirtschaften leisten können: Das große Interview Seite 8

MITGLIEDER GEWINNEN

Wie Genossenschaften im Kreis der „Nur-Kunden“ ungenutzte Potenziale heben können Seite 28

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Einzelpreis
Das Magazin für die Zukunftskraft Genossenschaft
Herausgeber: ÖGV
EUR 10,–Jahresabo EUR 36,–
Seite 6

Hinter jedem Erfolg steckt mehr als man sieht.

Als langjähriger Partner der ÖSV-Skispringer:innen, wissen wir, dass hinter jedem Erfolg viel harte Arbeit steckt. Und ein Team, auf das auch Sie sich verlassen können! Erfolg fängt an, wo man vertraut.

VOLKSBANK. Vertrauen verbindet.

www.volksbank.at

Mutig in die Zukunft

Kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe hat uns die Nachricht erreicht, dass die Volksbanken die letzte Tranche der Staatshilfe noch heuer – ein Jahr früher als vorgesehen – zurückzahlen können. Damit stehen sie als Genossenschaftsbanken wieder vollständig im Eigentum ihrer Mitglieder. Besser könnte das ÖGV-Jubiläumsjahr 2022 gar nicht ausklingen.

In unserer Titelstory lässt Rainer Borns, der sich schon im Rahmen von 150 Jahren ÖGV intensiv mit der Entwicklung der Volksbanken und des Verbandes auseinandergesetzt hat, den durchaus steilen und steinigen Weg des genossenschaftlichen Bankenverbundes in Richtung Freiheit noch einmal Revue passieren. Als wesentliche Erfolgsfaktoren sieht er den Mut und das Vertrauen in die eigene Leistung – ganz im Sinne von Hermann Schulze-Delitzsch, der gesagt hat: „Der Weg, auf den die Genossenschaften ihre Mitglieder hinweisen, ist der Weg des Emporkommens durch eigene Tüchtigkeit.“

Mit demselben Mut gilt es nun, die Zukunft zu gestalten. Dass diese Zukunft von nachhaltigem Wirtschaften geprägt sein wird, daran besteht kein Zweifel. Unsere Mitglieder – von den neuen Energiegenossenschaften bis zu den Banken – sind hier bereits auf einem sehr guten Weg. Wir bringen dazu in dieser Ausgabe ein Interview mit Monika Tögel, der Nachhaltigkeitsverantwortlichen im Verbund.

Der ÖGV wird seine Mitglieder auf diesem Weg jedenfalls tatkräftig unterstützen.

Unter dem Schlagwort „#mehrwert2025“ planen wir in den kommenden Jahren eine ganze Reihe an innovativen Angeboten und Leistungen für beide Mitgliedergruppen. So sind wir gerade dabei, gemeinsam mit den Volksbank-Genossenschaften eine tragfähige Ausrichtung für die Zukunft zu entwickeln, die den Förderauftrag neu lebt. Wir berichten in den nächsten Ausgaben ausführlich über die Ergebnisse dieses Prozesses.

Bei all dem sollten wir uns vom Motto unseres zu Ende gehenden Jubiläumsjahres leiten lassen, das auch für die kommenden Aufgaben Gültigkeit besitzt: Mit Vertrauen Zukunft bauen. Einstweilen allen Leserinnen und Lesern ein frohes Fest und einen gelungenen Start ins Jahr 2023!

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EDITORIAL

PRAXISKRAFT

06 Die neue Freiheit

Rückzahlung der Staatshilfe: Ein Meilenstein für die Volksbanken

08 Nachhaltiges Banking

Das große Interview: Wo stehen die Volksbanken bei der Nachhaltigkeit? Wie geht es weiter?

12 Kreisverkehr statt Einbahn

Der csrTAG 2022 zeigte, wie man Kreislaufwirtschaft und künstliche Intelligenz sinnvoll verbinden kann

16 Vertrauensanker

IGA-Tagung in Innsbruck: Warum Genossenschaften gerade in der Krise ihre Stärken ausspielen

18 Quick Wins

Schnell umsetzbare Initiativen, mit denen Unternehmen jetzt erfolgreich punkten können

20 Next-Level-Unternehmen

Wie der Fokus auf „People & Culture“ die gesamte Organisation auf ein neues Niveau hebt

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WISSEN

Member Value

Christiane Decker erklärt, wie Genossenschaftsbanken neuen Mehrwert für Mitglieder schaffen können

28 Mitgliedergewinnung

Im Kreis der „Nur-Kunden“ von Genossenschaften schlummert erhebliches Potenzial, meint Günther Ringle

32 Das Cleveland-Experiment

Wie eine US-Stadt mit Produktivgenossenschaften im großen Stil Arbeitsmarktpolitik betreibt

TIPPS & SERVICE

36 Mitglieder managen

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Mitgliederregister: Was muss drinstehen? Wer darf reinschauen?

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08 12 INHALT

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FREIZEIT

42 Wandern auf Karpathos

Erlebnis für alle Sinne: Wo man noch das ursprüngliche Griechenland entdecken kann

48 Moral für Roboter?

Ein Gespräch über den Siegeszug der künstlichen Intelligenz und die damit verbundenen Ethikfragen

INSIDER

51 ÖGV

Förderauftrag neu denken: Mit den Volksbank-Genossenschaften auf Mission Zukunft

54 Volksbanken-Verbund

„Hinter dem Erfolg“: Neue Werbekampagne mit dem ÖSV-Skisprungteam am Start

68 Volksbank Akademie

Das sind die erfolgreichsten Absolventinnen und Absolventen des Jahres

FIX IM BLICK

76 Buchtipps 78 Neues von gestern 40 Infografik

Zur finanziellen Lage der Nation: So denken die Österreicherinnen und Österreicher über ihr Geldleben

77 cooperativ abonnieren

IMPRESSUM

cooperativ – Das Magazin für die Zukunftskraft Genossenschaft 4/2022 150. Jahrgang DVR 0048577 MEDIENINHABER (VERLEGER) Österreichischer Genossenschaftsverband // Schulze-Delitzsch, Löwelstraße 14, A-1010 Wien, Tel: +43 (0) 1 313 28-0, Fax: +43 (0) 1 313 28-450, weitere Informationen zum Medieninhaber nach dem MedienG: www.genossenschaftsverband.at HERAUSGEBER Österreichischer Genossenschaftsverband // Schulze-Delitzsch CHEFREDAKTEUR Günther Griessmair REDAKTION Hermann Fritzl, Peter Haubner, Hans Hofinger, Markus Rothenbach, Wolfgang Schmidt, Anton Schmoll, Peter Weiß ARTDIRECTOR Daniel Dobernig COVERFOTO Felicitas Matern DRUCK Berger, Horn KONTAKT redaktion@oegv.volksbank.at

Gezeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder. Gender-Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir die maskuline oder feminine Sprachform. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts.

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INHALT

Der Weg der Volksbanken in die Freiheit

Der Dezember 2022 geht in die Geschichtsbücher der Volksbanken ein: Mit der Zahlung der letzten Tranche des Bundesgenussrechts haben sie es geschafft, ihre Selbstständigkeit zu bewahren und damit das über 170 Jahre erfolgreiche Geschäftsmodell in Österreich auch für die nächsten Generationen zu erhalten. Wie das gelungen ist und worauf es jetzt ankommt.

Text: Rainer Borns

Foto: Felicitas Matern

Mit der im Dezember erfolgten Zahlung der letzten Tranche von 85 Millionen Euro haben die Volksbanken binnen sechs Jahren in Summe 300 Millionen an den Staat überwiesen – eine Verpflichtung, die sie und die Eigentümer der Volksbank Wien eingegangen waren, um die Abwicklung der ÖVAG und die Abspaltung der für den Verbund lebensnotwendigen Teile zu ermöglichen. Die vollständige Rückzahlung erfolgte mit dem Einverständnis der Aufsichtsbehörden ein Jahr früher als vorgesehen. Nun stehen die Volksbanken wieder ganz im Eigentum ihrer Mitglieder. Damit geht ein langer und steiler Weg zu Ende, der viel Mut und Vertrauen erforderte. Denn die betriebswirtschaftliche Lebensfähigkeit des Verbundes wurde 2015 zwar in Planrechnungen dargestellt, doch galt es, sie in der Praxis zu beweisen und dabei alle Unwägbarkeiten der bisher beispiellosen Umstrukturierung zu meistern. So hatte etwa die Aufsicht verlangt, alle wirtschaftlichen Verflechtungen und damit Risiken aus dem Abbau der ÖVAG mit der Spaltung auf null zu setzen. Kein einfaches Unterfangen, zumal es um das Spitzeninstitut und damit die Li -

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PRAXISKRAFT
ÖGV-Verbandsanwalt Peter Haubner freut sich gemeinsam mit den Volksbank-Vertretern im Verbandsrat über den großen Erfolg

quiditätsausgleichsstelle des Verbundes ging.

Es galt insbesondere, das Vertrauen aller Stakeholder zu erhalten, allen voran der Aufsicht, der Eigentümer, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und natürlich der Kundinnen und Kunden. Die Grundlage dafür waren konservative Planungen, durch deren Erfüllung sollte eine Vertrauensbasis geschaffen werden. Dieses Kalkül ging voll auf. Wenig unterstützend waren allerdings die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Das BIP in Österreich und in der EU wuchs ab 2015 jedes Jahr nur marginal, was die EZB zu verschiedenen geldpolitischen Maßnahmen veranlasste – bis hin zu negativen Zinsen, um die Inflation auf den Zielwert von zwei Prozent zu heben. Dies alles führte dazu, dass die Erholung jedes Jahr nach hinten verschoben werden musste. Die Negativzinsen erschütterten in diesen sieben Jahren in Wirklichkeit das Geschäftsmodell aller Retailbanken in den Grundfesten. Am offensichtlichsten wurde dies dadurch, dass die Einlagen, die normalerweise durchschnittlich unter dem Euribor verzinst waren und somit einen positiven Konditionenbeitrag brachten, aufgrund des Verbots von Minuszinsen für Verbraucher zu einem massiv negativen Geschäft wurden. Dazu kam, dass der Verbund zur Verbesserung der Kapitalquote die stillen Reserven im A-Depot zum Zeitpunkt der Abspaltung nutzte und somit in den Jahren danach im Vergleich zu anderen Banken keine höheren Kupons aus dem Wertpapierbestand lukrieren konnte. Obwohl der Volksbanken-Verbund in dieser Zeit das Kreditvolumen um mehr als zwei Milliarden Euro steigern konnte, ging der Lebensnerv jeder Retailbank, der Nettozinsertrag, um 20 Prozent zurück. Nicht unbedingt Rückenwind, wenn zusätzlich 300 Millionen Euro abgeführt werden müssen.

DAS COMEBACK DER VOLKSBANKEN

Die gemeinsamen Pläne zur Reduktion der Banken auf nur noch neun, die moderne

und zukunftsweisende Aufstellung des Filialnetzes, die Fokussierung auf das Kerngeschäft und das Abstoßen aller nicht dazugehörigen Assets, die Konzentration auf erfolgreiche strategische Produktpartner und das Bestreben, durch Arbeitsteilung im Verbund die Kostenbasis zu optimieren, waren Grundlage für das wirtschaftliche Wiedererstarken der Volksbanken.

Die engagierten Maßnahmen halfen, den Betriebsaufwand absolut um mehr als 100 Millionen Euro zu senken und damit den notwendigen Kapitalaufbau durch Innenfinanzierung auch ohne Zinserhöhungen zu erreichen. Die Betriebsergebnisse der Jahre 2020 mit 183 Millionen Euro, 2021 mit 162 Millionen und von heuer – vor Rückzahlung des Bundesgenussrechts ebenfalls in dieser Größenordnung erwartet – sprechen eine deutliche Sprache. Dadurch gelang es, die harte Kernkapitalquote auf über 14 Prozent zu heben, den Verbund auf Wachstumskurs zu bringen und parallel vergangenes Jahr 125 Millionen Euro und heuer die restlichen 85 Millionen zurückzuzahlen. Nicht außer Acht gelassen werden darf auch die Unterstützung der Eigentümer, die bis 2021 auf Dividenden verzichteten, um den Kapitalaufbau zu unterstützen. Alles wurde dem großen Ziel untergeordnet – in der festen Überzeugung, dass die Kundenbasis von einer Million Österreicherinnen und Österreichern, die den Volksbanken das Vertrauen schenken, stark genug ist, um die eingegangene Verpflichtung erfüllen zu können. Ein großes Dankeschön gebührt allen, die daran mitgewirkt haben, insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Vorständen und Aufsichtsräten in den Banken, den Funktionären in den Beteiligungsgenossenschaften sowie den Kundinnen und Kunden, die den Volksbanken die Treue gehalten haben. Gemeinsam können die Volksbanken nun ihre strategische Aufstellung nutzen, um in den nächsten Jahren ihr nachhaltiges Geschäftsmodell zum Wohle der Kundinnen und Kunden auszubauen, dank der regionalen Stärke und Nähe zu ihren Eigentümern neue Kunden und Marktanteile zu gewinnen und somit in allen Regionen Österreichs der erste Partner in Finanzangelegenheiten zu werden. g

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Rainer Borns ist stellvertretender Generaldirektor der Volksbank Wien, der Zentralorganisation des Volksbanken-Verbundes. Davor war er unter anderem Vorstand in der ÖVAG und lange auch im ÖGV.

„Nachhaltigkeit Teamsport“ ist ein

Bei den Volksbanken lag der Fokus im Jahr 2022 stark auf dem Thema Nachhaltigkeit. Ein großes Umsetzungsprojekt wurde erfolgreich abgeschlossen, jetzt geht das Programm in den Regelbetrieb über. Ein Gespräch dazu mit Monika Tögel, die im Verbund für das Themenfeld verantwortlich zeichnet.

„cooperativ“: Auf einer Skala von eins (nicht nachhaltig) bis zehn (sehr nachhaltig) – wo sehen Sie die Volksbanken aktuell beim Thema Nachhaltigkeit?

Monika Tögel: Ich würde uns auf Stufe sieben sehen. Wir haben mit dem Projekt Nachhaltigkeit letztes Jahr und heuer riesengroße Fortschritte gemacht – sowohl was die Unternehmenskultur betrifft als auch die Verankerung im Bankgeschäft. Dabei waren wir von Anfang an in einer besseren Ausgangsposition als die meisten Mitbewerber: Denn durch die Genossenschaft und ihren regionalen Förderauftrag agieren die Volksbanken in vielen Bereichen schon seit 170 Jahren nachhaltig, auch wenn das früher nicht so betitelt wurde. Einen Schub gab es zuletzt auch durch das Umfeld: Spätestens mit der Energiekrise ist das Thema voll in der Wirtschaft und bei den Menschen angekommen. Aber natürlich liegt noch ein erhebliches Stück des Weges vor uns.

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Wann hat das Projekt Nachhaltigkeit im Verbund begonnen, und welche Schritte wurden seitdem gesetzt?

Der Startschuss fiel Ende 2020, heuer im Juni konnten wir das Projekt erfolgreich abschließen. Das heißt nicht, dass wir jetzt fertig sind: Vielmehr hat nun die Phase begonnen, in der Nachhaltigkeit in der Organisation der Volksbanken fest verankert ist und gewissermaßen im Regelbetrieb läuft. Orientiert haben wir uns im Projekt vom Start weg an den drei ESG-Kriterien – also Ökologie, Soziales und Governance –, letztere umfasst auch die Regulatorik. Stets mitgedacht wurde bei allen Aspekten auch die Produkt- und Serviceseite. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Kommunikation: Wir haben dazu in der Volksbank Wien Nachhaltigkeitsbotschafter etabliert und in jeder regionalen Verbundbank Nachhaltigkeitsverantwortliche. Und weil Nachhaltigkeit praktisch jeden Bankbereich betrifft, war es wichtig, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu informieren und zu schulen. Nur so kann das Thema in der Unternehmenskultur verankert werden. Jetzt folgen

noch gezielte Fortbildungen für die jeweiligen Fachbereiche.

Und welche konkreten Erfolge können die Volksbanken schon vorweisen?

Da gibt es jede Menge, ich nenne nur exemplarisch einige Beispiele: So konnte die Volksbank Wien ihr Nachhaltigkeitsrating heuer spürbar verbessern. Der von Sustainalytics ermittelte Risk Score hat sich von 26,7 auf 17,4 und damit erstmals auf „low risk“ reduziert. Die nachhaltige Veranlagungsstrategie der Volksbank Vorarlberg wurde zum wiederholten Mal ausgezeichnet, und die Volksbank Salzburg hat eine große Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Zentrale in Betrieb genommen. Im Facility Management hat die systematische Berechnung des CO2-Footprints der Verbundbanken begonnen, dieser soll nun nach und nach reduziert werden. Projekte wie in Salzburg helfen dabei sehr. Es wurden neue Richtlinien für nachhaltige Events und Sponsorings erstellt, Teile des Fuhrparks auf E-Mobilität umgestellt, und gemeinsam mit dem ÖGV gibt es eine Partnerschaft für die Gründung von Energiegenossenschaften. Zugleich boomt die Nachfrage bei den nachhaltigen Fonds, die wir mit Union Investment anbieten.

Im Volkbanken-Verbund gibt es oft großartige Einzelinitiativen, aber nicht immer wird dann abgestimmt vorgegangen. Wie läuft das beim Thema Nachhaltigkeit?

Die Nachhaltigkeitsverantwortlichen der Volksbanken sind mittlerweile eine eingeschworene Gruppe, die sich häufig und intensiv austauscht, das klappt sehr gut. Jede Bank bringt Ideen ein: So hat zuletzt Vorarlberg das Konzept „Bank als Marktplatz“ vorgestellt und Niederösterreich die Finanzierung von Energieprojekten. Nachhaltigkeit ist ein Teamsport, durch Kooperation geht vieles leichter.

Welche weiteren Tipps können Sie anderen Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit geben? Was ist der Schlüssel zum Erfolg?

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Monika Tögel: „Durch die Genossenschaft und ihren regionalen Förderauftrag agieren die Volksbanken schon seit 170 Jahren nachhaltig“

Das Wichtigste ist, miteinander zu reden. Nur so kann ein gemeinsames Verständnis davon entstehen, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen definiert wird. Oft versteht jeder etwas anderes darunter. Danach sollte man einfach einmal mögliche Schritte und Maßnahmen auf einem Zettel oder im Excel auflisten. Unsere beiden Broschüren zum Thema Nachhaltigkeit, die wir gemeinsam mit dem ÖGV aufgelegt haben, bieten hier einen guten Einstieg.

Beim Thema Nachhaltigkeit entsteht oft folgender Eindruck: Es gibt zwar viele schöne Reden und Ankündigungen, aber in der Praxis wird dann Greenwashing betrieben, indem die Atomkraft für nachhaltig erklärt wird, und wir entfernen uns immer mehr von den Klimazielen. So sind die Treibhausgasemissionen in Österreich 2021 gegenüber dem Vorjahr sogar gestiegen. Wie sehen Sie das?

Die Transformation unserer Wirtschaft geht definitiv viel zu langsam voran. Dabei sagen uns Experten, dass nur noch wenig Zeit bleibt, den Klimawandel aufzuhalten. Trotzdem muss man dranbleiben und hartnäckig sein. Wir sind auf dem richtigen Weg: Es gibt kleine Schritte und manchmal auch Rückschritte, aber die Richtung stimmt.

Den Banken kommt bei dieser Transformation eine besondere Verantwortung zu: Es geht nicht nur um die Nachhaltigkeit des eigenen Unternehmens. Indem sie Finanzströme lenken können, halten sie einen mächtigen Hebel in der Hand. Wie weit sind die Volksbanken hier?

Wir haben bereits damit gestartet, im Risikomanagement nachhaltige Risiken zu berücksichtigen – in Form von Heatmaps und individuellen ESG-Scores, die wir gemeinsam mit den Unternehmerkunden ermitteln. Wie steht es mit der Nachhaltigkeit der Lieferkette? Wie mit der Arbeitnehmersicherheit? Im ersten Schritt geht es hier um eine qualitative Analyse. Wir wollen, dass sich die Kunden mit dem The -

ma beschäftigen, und dadurch einen Mind Change auslösen.

Aber bei Information und Aufklärung wird es nicht bleiben?

Nein, es läuft meiner Meinung nach von der Regulierungsseite her letztlich wohl darauf hinaus, dass wir für nicht-grüne Kredite irgendwann mehr Eigenkapital hinterlegen müssen, auch wenn es dafür noch kein konkretes Datum gibt.

Wie beurteilen Sie die regulatorischen Entwicklungen?

Zweigeteilt: Einerseits wird es ohne verpflichtenden gesetzlichen Rahmen nicht gehen, denn nicht alle Wirtschaftsakteure sehen auch wirklich die Dringlichkeit der Thematik. Andererseits ist eine Regulierung bis ins letzte Detail sicher nicht sinnvoll und vor allem kleinen Unternehmen auch nicht zumutbar. Es wäre zum Beispiel völlig überzogen, wenn KMU dicke Nachhaltigkeitsberichte erstellen und unzählige Daten melden müssten. Wir als Volksbanken versuchen hier einen Mittelweg: Es geht darum, alle regulatorischen Anforderungen zu erfüllen, ohne dabei die Kunden über Gebühr zu belasten.

Welche Schritte sind als nächstes geplant?

Wir haben uns insgesamt zehn große Nachhaltigkeitsziele gesetzt – von der Ermittlung der Green Asset Ratio bis zur Etablierung eines genossenschaftlichen Dividendenkreislaufs in den Regionen. Ein großes Thema in nächster Zeit wird sein, diese Ziele mit Kennzahlen zu hinterlegen, um Erfolge besser messen zu können. Letztlich wollen wir mit diesen Zahlen auch darlegen können, wie nachhaltig die Verbundbanken und ihre Kunden wirtschaften, wie viele Kredite in die Transformation der Wirtschaft fließen. Als Verbund wollen wir im Betrieb bis 2030 klimaneutral sein, und der Frauenanteil in Führungspositionen soll in den nächsten Jahren um mindestens zehn Prozent steigen. g

Stichwort: Nachhaltigkeitsberichterstattung in Unternehmen

» Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU werden die Pflichten bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung ab 2024 schrittweise deutlich ausgeweitet.

» Alle großen Unternehmen mit über 250 Mitarbeitern, mehr als 40 Millionen Euro Umsatz oder 20 Millionen Bilanzsumme sind dann von der Berichtspflicht betroffen. Erfasst sind auch kapitalmarktorientierte KMU.

» Standardisierte Angaben zur Nachhaltigkeit (ESG) müssen dann in den Lagebericht aufgenommen werden, es wird auch eine externe Prüfpflicht geben.

» Die Volksbanken haben auf freiwilliger Basis bereits für 2021 einen Nachhaltigkeitsbericht für den Verbund veröffentlicht: www.volksbank.at/ nachhaltigkeit

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csrTAG 2022:

Mehr Kreisverkehr, weniger Einbahn

In einer Kreislaufwirtschaft geht es darum, den Wert von Produkten und Ressourcen so lange wie möglich zu erhalten und wenig Abfall zu erzeugen. Welche Rolle künstliche Intelligenz dabei spielen kann, wurde beim csrTAG 2022 in Wien vermittelt. „cooperativ“ war Medienpartner des auch von den Volksbanken unterstützten Events.

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DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE 2

Der csrTAG 2022 stand unter dem Motto „Künstliche Intelligenz und Kreislaufwirtschaft“ und zeigte Wege auf, wie eine nachhaltige Transformation gelingen kann.

Für innovative Lösungen braucht es Kooperation, aber auch Finanzierungen. Beides können die Volksbanken mit ihrem genossenschaftlichen Förderauftrag leisten.

3Österreichs Unternehmen schaffen bereits jetzt viel: So gibt es erfolgreiche Projekte in der Abfallwirtschaft, beim Recycling von Kunststoffen und Elektronik oder in der Bauwirtschaft.

Text:

„Die Digitalisierung wird die Transformation vorantreiben, aber die Nachhaltigkeit wird sie gestalten“: Dieses Zitat von Peter Bakker, Präsident des World Business Council for Sustainable Development, stand am Beginn des CSR-Events. Für Daniela Knieling, Geschäftsführerin von respACT, trifft es genau den Kern, worauf wir bei der Transformation der Wirtschaft achten müssen, damit sie alle einschließt und niemanden zurücklässt. Erste Impulse und einen Überblick gab Ladeja Godina Kosir, Co-Vorsitzende der European Circular Economy Stakeholder Platform, in ihrer Auftakt-Keynote, die unter dem Motto des Bruce-Springsteen-Hits „Dancing in the Dark“ stand. Sie nannte die wichtigsten Ansätze für eine Kreislaufwirtschaft.

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» Ressourcennutzung: Verwendung von erneuerbaren Energien, biologisch abbaubaren und Recyclingmaterialien

» Sharing: Optimierung des Produkteinsatzes durch kollaborative Modelle und Sharing-Plattformen

» Lebenszyklus: Verlängerung der Nutzungsdauer von Produkten durch Reparatur, Wartung und Wiederverkauf

» Recycling: Wiedergewinnung von Ressourcen und Energie aus Müll und aus Nebenprodukten „Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft tanzen gemeinsam“, gab sie sich überzeugt. Denn in allen oben genannten Feldern gebe es Beispiele für erfolgreiche KI-Anwendungen. So ermögliche etwa moderne Technik das Precision Farming, eine optimierte Nutzung landwirtschaftlicher Flächen.

Eine Lanze für KI-Lösungen brach auch Josef Scheidl, CEO des Unternehmens Brantner. Der Familienbetrieb mit Sitz in Krems widmet sich der Abfallverwertung und setzt dabei voll und ganz auf Digitalisierung. Für die hauseigenen Sortieranlagen wurde das System „Hawkeye“ entwickelt, welches nicht verwertbare Fremdkörper im Müll erkennt. Sein Rat an andere Unternehmen: „Jeder Einzelne kann den ersten Schritt tun, aber für eine echte Kreislaufwirtschaft braucht es neue Formen der Kooperation, nur so können die Grenzen überwunden werden.“

VOLKSBANKEN MIT FÖRDERAUFTRAG IN DER REGION

Um die Frage der Finanzierung von nachhaltigen Lösungen ging es bei einer Talkrunde, an der auch Rainer Borns, Vizepräsident des ÖGV und Vorstand der Volksbank Wien, teilnahm. Er hob die Bedeutung regionaler Geldkreisläufe zur Förderung der mittelständischen Wirtschaft hervor. Gerade die Volksbanken hätten als Genossenschaftsbanken einen historischen Förderauftrag, so Borns. Viele Unternehmen seien heute schon Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit. Regulierungen sieht er hingegen skeptisch, diese könnten auch zu Fehlsteuerung führen.

Für Christoph Thun-Hohenstein, Sonderbeauftragter im Außenministerium für Grund -

sätze der Zukunftsgestaltung, sind eine umfassende Kreislaufwirtschaft und ganzheitliche Kreislaufkultur das Rückgrat zukunftsfähigen Wohlstands. „Als wirkmächtigster Technologie des 21. Jahrhunderts kommt künstlicher Intelligenz eine Schlüsselrolle für die ambitionierte Nutzung zirkulärer Potenziale zu. Das Zusammenspiel von KI und Kreislaufwirtschaft kann somit zum Gamechanger für eine ressourcenleichte und emissionsarme Lebens- und Wirtschaftskultur werden.“

Ohne Innovation seien gesellschaftliche Problemlösung und Fortschritt nicht denkbar, so Barbara Coudenhove-Kalergi, Expertin für Nachhaltigkeit in der Industriellenvereinigung. Klar sei auch, dass bei der Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen eine rein technische Perspektive nicht ausreiche: „Das heißt, wenn wir nachhaltig Wirkung erzielen wollen, ist der technologische Fortschritt kein Selbstzweck, sondern Werkzeug zur Erreichung unserer gesetzten Ziele. Das bedeutet auch, über den Tellerrand hinauszublicken und Neuerungen und Innovationen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, die nicht die Technik im Zentrum haben.“

Die Session „Digitalisierung, Menschenrechte und unternehmerische Verantwortung“ ging der Frage nach, wie digitale Technologien Unternehmen dabei unterstützen können, ihre Verantwortung entlang der Lieferkette wahrzunehmen. Der potenzielle Wert, den KI zur Vermeidung von Verschwendung in einer Kreislaufwirtschaft beiträgt, wird bis 2030 auf bis zu 127 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt. Wie jetzt schon durch KI-Einsatz Lebensmittel vor Verschwendung gerettet werden können, zeigt das Projekt „Appetite“ von Fraunhofer Austria: Eine Prognosemethodik soll dabei Angebot und Nachfrage auf regionaler Ebene besser in Einklang bringen und dafür sorgen, dass es erst gar nicht dazu kommt, dass sich große Mengen von Lebensmitteln zur falschen Zeit am falschen Ort befinden.

PRAXISBEISPIELE ZUM RECYCLING VON KUNSTSTOFFEN …

Auch Kunststoffe sind zu wertvoll, um weggeworfen zu werden. Daher unterstützt

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Borealis den Umstieg auf eine KunststoffKreislaufwirtschaft. „Gemeinsam mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette arbeiten wir daran, unsere Recyclingkapazitäten auszubauen. So entwickeln wir etwa chemische und mechanische Recyclingverfahren weiter“, so Dorothea Wiplinger. Ein anders Beispiel ist das Foam Return Program von NEVEON. Gemeinsam mit BASF will man Matratzenschaum in den Produktlebenszyklus zurückführen und damit Matratzen ein zweites Leben einhauchen. Nur 14 Prozent der weltweit verwendeten Kunststoffverpackungen werden aktuell recycelt. 40 Prozent landen auf Deponien, 32 Prozent in Ökosystemen, und 14 Prozent werden verbrannt. KI hilft bei der Nachverfolgbarkeit und Sortierung der Kunststoffe. Wie das weltweit tätige Verpackungs- und Papierunternehmen Mondi kreislauffähige Verpackungen designt, damit Konsumenten Kunststoff und Papier leichter trennen können, zeigte Jan-Mark Wilke am Beispiel des Produkts „PerFORMing Monoloop“. Und wie aus Plastikabfall der Getränkeindustrie wieder ein wertvoller Rohstoff wird, erklärte Christian Strasser, Geschäftsführer von PET to PET Recycling und respACT-Landeskoordinator für das Burgenland.

… UND IN ELEKTRONIK UND BAUWIRTSCHAFT

„Wussten Sie, dass für die Herstellung eines einzigen PCs 1,9 Tonnen Rohstoffe notwendig sind?“ Diese Frage warf Gernot Hochfellner, Geschäftsführer von AfB, in der Session „Elektronik und IKT“ ins Publikum. Das gemeinnützige Inklusionsunternehmen holt gebrauchte IT-Geräte ab, erfasst Gerätedaten, schreddert Datenträger und bringt nach Datenlöschung und Aufarbeitung brauchbare Geräte wieder in den Markt. Nicht vermarktbare Geräte werden zerlegt und wertvolle Rohstoffe einzeln verkauft. Damit schafft AfB neue Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.

Andere Branche, ähnliches Problem: In Österreich fallen an die zehn Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle pro Jahr an. Wie dieses Material wieder sinnvoll im Wirtschaftskreislauf eingesetzt werden kann, erklärte Irene Schanda von BauKarussell. Das österreichische Start-up bringt verwer-

tungsorientierten Rückbau, Kreislaufwirtschaft und soziales Engagement zusammen und schafft damit ökologischen und sozialen Mehrwert für Bauherren, Umwelt und Menschen. Für Klaus Reisinger, Partner bei iC Consulenten Ziviltechniker, reichen die aktuellen Maßnahmen aber bei weitem nicht aus, um den Gebäudesektor bis 2035 klimaneutral zu machen. Er bezog sich auf eine Studie, wonach ein modernes Passivhaus im Speckgürtel von Wien sogar einen deutlich schlechteren CO2-Fußabdruck aufweist als ein schlecht isoliertes Gründerzeithaus in der Innenstadt. Insgesamt haben beim csrTAG 2022 in der A1-Zentrale in Wien rund 50 Speaker in zehn Programmpunkten und acht Breakout-Sessions ihr Wissen über Kreislaufwirtschaft an rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft und Forschung weitergegeben. Dabei hat sich gezeigt: Es werden in Zukunft vor allem Kooperationen innovativer Unternehmen und Forschungseinrichtungen sein, die die Transformation zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft ankurbeln. g

Andrea Karner ist Leiterin des Geschäftsfelds Kommunikation und csrTAG bei respACT. Zuvor war sie Generalsekretärin der CIBP und viele Jahre Chefredakteurin des „cooperativ“. E-Mail: a.karner @respact.at

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Ladeja Godina Kosir: „Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft tanzen gemeinsam“
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Rainer Borns bei der Podiumsdiskussion zum Thema Finanzierung

IGA-Tagung 2022:

Genossenschaften als Vertrauensanker

Genossenschaften sind als „Problemlöser“ in Krisenzeiten entstanden, aktuell beweisen sie angesichts von Krieg, Klimakrise und Corona einmal mehr ihre Stärken, so das Fazit der heurigen Tagung des Internationalen Instituts für Genossenschaftsforschung im Alpenraum (IGA).

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Text: Günther Griessmair Fotos: Karin Prackwieser IGA-Vorstandsvorsitzender Arnulf Perkounigg bei der Eröffnung der Tagung
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Rudolf Steckel (li.), Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats, und IGAVorstandsvorsitzender Arnulf Perkounigg (re.) mit den jungen Preisträgern

„Gerade in turbulenten Zeiten wie diesen können Genossenschaften ein wichtiger Vertrauensanker sein“, erklärte IGA-Vorstandsvorsitzender Arnulf Perkounigg bei der Eröffnung der Tagung in Innsbruck. Wie sie dabei erfolgreich sind, wurde anhand von Fallbeispielen aus den Bereichen Banken und Landwirtschaft beleuchtet, auch das Thema Nachhaltigkeit kam dabei nicht zu kurz.

„Krieg auf europäischem Boden, Inflation, Zinsentwicklung, Personal- und Lieferengpässe – jetzt ist genau die richtige Zeit für genossenschaftliche Aktivität“, ist Gerhard Walther, Vorstandsvorsitzender der VRBank Mittelfranken Mitte überzeugt. Sein Institut (Bilanzsumme: 3,6 Milliarden Euro) könne angesichts der aktuellen Krisen am Markt punkten, indem man aktiv auch Nichtkunden anspreche.

WACHSTUMSCHANCEN MIT KLIMAKREDITEN

Neugeschäft verspricht sich die Genossenschaftsbank auch im Bereich Nachhaltigkeit, etwa bei den Krediten: Als Beispiele nannte Walther hier Finanzierungen von thermischer Sanierung, Modernisierung von Gebäuden und Erneuerbaren-Ausbau. Parallel dazu setzt die Bank auf Mitgliederwachstum: Hier kehrt man zum traditionellen Rezept zurück, alle Neukunden auch zu Mitgliedern zu machen, für bestehende Mitglieder gibt es attraktive Angebote für die Zeichnung zusätzlicher Anteile. „Genossenschaftsbanken sind in der Krise in der Lage, eine Führungsrolle zu übernehmen, indem sie Vertrauen bieten und die Menschen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen begleiten. Was das Ziel ist, bestimmt nicht der Wind, sondern das Segel und der Steuermann“, plädierte Walther für eine offensive Strategie. Dass Genossenschaften auch eine Schlüsselrolle bei der Versorgung mit Lebensmitteln spielen, zeigte Reinhard Wolf, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Ware Austria. „Der Klimawandel erzeugt enormen Druck auf die Landwirtschaft: Es gilt, eine ständig wachsende Weltbevölkerung bei gleichzeitig limitierten Bodenressourcen zu ernähren. Die Genossenschaft spiele hier ihre Stärken insbesondere bei

Logistik und Transport, aber auch durch Solidarität aus.

GREEN ASSET RATIO ALS NEUE KENNZAHL

Einen Ausblick auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU und Genossenschaften bot Raiffeisen-Generalrevisor Michael Laminger. Für Banken werde die Green Asset Ratio – der Anteil nachhaltiger Finanzierungen an den Gesamtaktiva – zu einer bestimmenden Kennzahl. Aber auch andere Genossenschaften und KMU seien vom Thema Nachhaltigkeit betroffen, zumal in der Wirtschaft eine nachvollziehbare Lieferkette immer wichtiger werde. Sein Rat: „Beschäftigen Sie sich jetzt schon freiwillig mit Themen wie der Taxonomie.“

In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Regina Wenninger, Vorstandsbeauftragte beim Genossenschaftsverband Bayern, moderiert wurde, hoben die Teilnehmer unter anderem die Chancen der Zusammenarbeit im genossenschaftlichen Verbund hervor, wenn es um Nachhaltigkeit und Berichtspflichten geht. Hier habe man einen strategischen Vorteil gegenüber anderen Unternehmen, so der Tenor.

AUSZEICHNUNGEN FÜR JUNGE TALENTE

Zum Abschluss der Tagung konnten vier junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem IGA-Forschungspreis ausgezeichnet werden:

» Isabel Adams erhielt den Preis für ihre Dissertation über kooperative Lösungsansätze zur Begegnung der Herausforderungen der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum.

» Anselm Balk wurde für seine Masterarbeit zu den genossenschaftlichen Potenzialen in der Sozialwirtschaft prämiert.

» Gregor Rabong und Stefan Radakovics überzeugten den wissenschaftlichen Beirat des IGA mit ihrem Zeitschriftenbeitrag „The uniform co-operative value core – evidence from Austria“, mit dem sie zeigen, dass es über alle Sektoren hinweg einen allgemeingültigen genossenschaftlichen Wertekern gibt. g

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Gerhard Walther, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Mittelfranken Mitte: „Genossenschaften bieten Vertrauen“
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Mit zum Quick Wins Erfolg

Jeder weiß, dass sich Unternehmen permanent wandeln müssen, damit sie auch in Zukunft florieren. Vorwärtsdenker, Erneuerer, Pioniere und Übermorgengestalter sind dafür unverzichtbar. Ein Plädoyer für schnell umsetzbare Initiativen aus der Mitte des Unternehmens heraus.

Quick Wins sind erfolgreiche Methoden, Maßnahmen und Tools, die dazu dienen, ineffiziente Vorgehensweisen loszuwerden, Verschwendung in Form von Zeit, Geld und Ressourcen zu vermeiden und Fortschritt rasch möglich zu machen. Auf sich selbst organisierende Weise kommen dabei intelligentere, effizientere, passendere Wege der Aufgabenbewältigung, der Zielerreichung und der Zusammenarbeit zum Einsatz. So erzeugt man eine erstens fortwährende und zweitens vorausschauende Selbsterneuerung in kleinen Schritten. Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nämlich daran gewöhnt, sich permanent anzupassen, dann

ist es viel leichter, Wandel voranzubringen. Veränderungsbereitschaft wird zur Normalität, weil sie durch ständiges Ausprobieren, Reflektieren, Adaptieren und Optimieren de facto täglich trainiert wird.

QUICK WINS KOMMEN AUS DER MITTE DER ORGANISATION

Die von mir favorisierten Quick Wins werden nicht, wie in klassischen Organisationen üblich, von oben vorgegeben und zwangsimplementiert. Sie brauchen keinen langen Planungsvorlauf und kein offizielles Controlling. Vielmehr kann hierarchieunabhängig

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und interdisziplinär jeder einzelne Mitarbeiter passende Vorstöße initiieren, wenn er die Notwendigkeit dafür sieht. Derartige Eigeninitiativen entstehen meist ohne Mandat. Sie werden auch nie als Muss vorgegeben, sondern stellen Anregungen dar. Weil im Vorfeld nicht klar ist, wie die Organisation darauf reagiert, werden sie ganz unkompliziert zunächst für eine festgelegte Dauer getestet – und dann übernommen oder iterativ weiterentwickelt. Das Team entscheidet das unter sich. Der Chef wird weder als Ermächtiger noch als Schiedsrichter gebraucht. Das macht die Anwender frei von Bevormundung und Fremdsteuerung – und die Firma rasch sehr viel besser.

ÜBERMORGENGESTALTER WERDEN DRINGEND GEBRAUCHT

Übermorgengestalter sind in diesem Kontext unverzichtbar. Sie sind denen, die weniger couragiert sind, ein Vorbild. Wie ein Katalysator setzen sie Prozesse in Gang, die sich im gesamten Unternehmen verbreiten. So bringen sie Agilität und Veränderungswillen bis in den letzten Winkel einer Organisation. Sie können ferner zum Sprachrohr derjenigen werden, die Veränderungen längst ebenfalls wollen, dies aber nicht zu sagen wagen, weil sie zum Beispiel typbedingt nicht den Mut dazu haben. Oder weil sie öfter mal neue Ideen eingebracht haben, aber abgekanzelt und desillusioniert wurden.

Mitarbeiter geben ihre wertvollen Gedanken aber nur dann preis, wenn sie glauben, dass sie Wertschätzung erfahren. Und wenn sie wissen, dass Fehler kein Beinbruch sind. Denn Fehler sind der Preis für Evolution und Innovation. Fehler machen bedeutet: üben, um siegen zu lernen. „Wenn wir nicht genügend Fehler machen, heißt das, dass wir nicht genügend neue Dinge ausprobieren“, sagt Nike-Gründer Philip Knight. Nur so können bahnbrechende Innovationen gelingen.

MUTIG EXPERIMENTIEREN UND NEUES AUSPROBIEREN

„Just do it“ beginnt damit, sich gemeinsam in die Zukunft zu denken und anders als bisher zu handeln. Denn auf alten Wegen kommt man in neuen Zeiten nicht weit. Neuerungen können aber nur dort entstehen, wo es den passenden Nährboden gibt: » die Erlaubnis zum Widerspruch » ein freizügiges Teilen guter Ideen » eine ergebnisoffene Lernkultur » Freiraum zum Experimentieren Wer Menschen Spielraum gibt, den werden sie in Staunen versetzen – in positives Staunen! Wir wollen nicht verändert werden, wir wollen verändern. Freiwilligkeit ist die wichtigste Zutat für Antrieb und Umschwung. Dann tun wir etwas nicht, weil wir es müssen, sondern deshalb, weil wir es wirklich wollen. Und am Ende steht der „Mein-BabyEffekt”: Was man selbst geschaffen hat, lässt man nicht mehr im Stich. g

Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die DiplomBetriebswirtin gilt als führende Expertin für Touchpoint-Management und kundenfokussierte Unternehmensführung. Dazu hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen.

Beim Business-Netzwerk LinkedIn wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top-Mind 2020 gekürt. Ihr Touchpoint-Institut bildet zertifizierte Touchpoint-Manager und Orbit-Organisationsentwickler aus. www.anneschueller.de

Literatur zum Thema

Anne M. Schüller

Bahn frei für Übermorgengestalter

Gabal Verlag, 216 Seiten, € 24,90

ISBN 978-3967390933

Das Buch zeigt 25 rasch umsetzbare Initiativen und weit über 100 Aktionsbeispiele, um zu einem Überflieger der Wirtschaft zu werden. Kompakt und sehr unterhaltsam veranschaulicht es jedem, der helfen will, eine bessere Zukunft zu gestalten, die maßgeblichen Vorgehensweisen in drei Bereichen: Wie machen wir die Menschen stärker, das Zusammenarbeiten besser und die Innovationskraft im Unternehmen größer?

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PRAXISKRAFT

Fokus

auf „People & Culture“:

Willkommen im Next-LevelUnternehmen

Auf welcher kulturellen Stufe befindet sich eigentlich Ihr Unternehmen? Warum es sich für Führungskräfte lohnt, über diese Frage nachzudenken, und wie der Fokus auf „People & Culture“ die gesamte Organisation auf ein neues Niveau heben kann.

Die Personalabteilung von morgen heißt „People & Culture“, sie befasst sich mit Menschen und Unternehmenskultur.

Es ist zentrale Aufgabe von Führungskräften, eine Kultur zu etablieren, die geprägt ist von Offenheit, Wertschätzung und Begleitung auch durch private Lebensphasen.

Dazu muss man verstehen, wie Kulturen entstehen und was sie ausmacht. Das Entwicklungsstufenmodell gibt darüber Aufschluss.

Lediglich zwei Prozent der Unternehmen befinden sich demnach schon in der höchsten Entwicklungsstufe, die hohes Engagement fördert und die Intelligenz der Vielen nutzt.

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DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

Was steht an der Tür gewisser Abteilungen? Personalwesen, Personalabteilung oder das neudeutsche HR? Wie auch immer. Mit der diesen Bezeichnungen zugrundeliegenden Denkweise wird der Alltag oft vom Suchen geprägt sein. Führungskräfte sind aber Vorreiter der Zukunft. Niemand muss sich so sehr mit der Zukunft auseinandersetzen wie sie.

Die einen sind dafür, die anderen sind dagegen, und die Dritten wissen es noch nicht: Die Fähigkeit, Menschen für ein Unternehmen, ein Team oder eine Aufgabe zu gewinnen, ist existenziell wichtig. Sucher suchen immer nur. Finder finden Menschen, die sie begleiten wollen. Sie schaffen eine Kultur, die Menschen gerecht wird und anzieht. Und sie haben eine klare Vorstellung von den Fertigkeiten für die Zukunft. Lassen Sie uns Finder sein, lassen Sie uns finden, wen und was wir für die Zukunft brauchen!

DAS NÄCHSTE LEVEL

Sind Personalverantwortliche organisationsintern unter „Head of Talent“, „HR Operating Business“ oder „People Operations“ zu finden, ist die Position und eventuell die Organisation offensichtlich schon auf einem neuen Niveau angelangt. Umso mehr eine Personalabteilung auf dem nächsten Level ist, desto eher gelingt es, die positive Unternehmenszukunft voranzutreiben. Am Ende des Tages werden die Abteilungen ohnehin bei „People & Culture“, also „Menschen und Kultur“ landen.

Die sektorale Personalverknappung und der daraus resultierende Wettbewerb um die Talente haben dazu geführt, dass diese Abteilungen für die Wertschöpfung von Organisationen eine große Bedeutung er-

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Peter Baumgartner ist Unternehmensberater, Keynote-Speaker und sechsfacher Buchautor. Als inspirierender Redner begeistert er sein internationales Publikum mit Leadership und Kommunikation, Digitalisierung und Transformation. Er lehrt an Hochschulen und Business Schools. Baumgartner bewegt Menschen und macht Organisationen zukunftsfähig. www.peterbaumgartner.at

langt haben, die noch weiter zunehmen wird. Ihr Aufgabenbereich entwickelt sich rasant weiter: Simple Verwaltungstätigkeiten laufen zunehmend automatisiert ab, die reine Konzentration auf Employer Branding ist nicht attraktiv genug. Um erfolgreich zu agieren, muss eine Marke auf einer entsprechenden Kultur basieren.

MENSCHEN UND KULTUR

Was treibt Sie um und an? Worauf liegt Ihr tagtäglicher Fokus? Es sind die Menschen, und es ist die Kultur. Beide zusammen ermöglichen das gemeinsame Arbeiten, das Überwinden von Widerständen und das Erreichen der Ziele. Bieten Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genau davon mehr, bieten Sie eine besondere Kultur: » eine Kultur, die Menschen durch Offenheit und Zugehörigkeit von Anfang an begeistert, » eine Kultur der Wertschätzung, des Zuhörens und der persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten, » eine Kultur, die Menschen durch die beruflichen und privaten Lebensphasen begleitet, und

Stufe 5 4 3 2 1

die Wirtschaft kann das ein ganzes Unternehmen oder eine Abteilung sein. Diese Stämme und auch einzelne Menschen lassen sich in fünf Stufen einteilen. In größeren Stämmen existieren verschiedene Stufen oft parallel, immer ist aber eine Stufe die bestimmende Kultur. Die Stufen unterscheiden sich nach den Sprachen beziehungsweise nach den vorherrschenden Weltbildern. Sie lassen sich jeweils in einem Kernsatz ausdrücken:

Kernsatz

Life is great!

We are great. They are not. I am great. You are not. My life sucks! Life sucks!

% 2 22 49 25 2

Verhalten Unschuldiges Staunen Stolz auf den Stamm

Einzelkämpfer

Willenloses Opfer Verzweifelte Feindschaft

Beziehungen Team Partnerschaft Herrschaft Vereinzelung Entfremdung

» eine Kultur, in der Sie als direkte Anlaufstelle für die Menschen in der Organisation da sind.

So eine Kultur zu etablieren, ist die zentrale Aufgabe. Doch dafür müssen wir zuerst genau verstehen, wie Kulturen entstehen, sich entwickeln und welche Ausprägungen sie annehmen können.

DIE ENTWICKLUNG VON KULTUR

Wie haben sich die Menschen und mit ihnen die Kultur entwickelt? Dave Logan, John King und Halee Fischer-Wright haben es geschafft, die kulturellen Entwicklungsstufen zu verdichten und verständlich zu formulieren. Ihre Studie mit etwa 24.000 Interviews lief über nahezu zwei Jahrzehnte. Das Ergebnis bietet einen eindrucksvollen Überblick über die Kulturformen von Organisationen. Menschen organisieren sich demnach in „Stämmen“, bezogen auf

» Stufe 1 – Das Leben ist deprimierend: Die Menschen sind frustriert, das Leben ist schlecht. Es gibt kein Miteinander, nur ein Gegeneinander. Die Kultur ist ähnlich der von kriminellen Banden und verbrecherischen Organisationen. Perspektiven sind auf dieser Stufe nicht möglich, Befehlsautorität und Arbeitsteilung sichern aber den Fortbestand. Jede fünfzigste Organisation befindet sich in dieser Phase.

» Stufe 2 – Mein Leben ist deprimierend: Die Mitarbeiter erkennen bei anderen ein gutes Leben, ihr eigenes Leben aber gelingt kaum. Das führt oft zu Vereinsamung, denn auf Stufe 1 waren die Menschen noch mit den Kollegen in einem Boot. Die Stufe 2 führt zu Dienst nach Vorschrift. Eine klare Hierarchie und starke Kontrolle bieten Sicherheit und Stabilität. Eigene Initiativen und ein Veränderungswille sind aber Mangelware. 25 Prozent aller Unternehmen kann man dieser Kulturstufe zuordnen.

» Stufe 3 – Ich bin großartig, du bist es nicht: Es herrscht eine Kultur der Helden, die als Einzelpersonen Herausforderungen meistern. Wettbewerbsfähigkeit, Profit und Wachstum stehen im Fokus. Aber Profit allein ist nicht er-

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füllend und führt zu Desinteresse. Die jungen Generationen spiegeln das den Unternehmen genau so zurück. Auf diesem Niveau verharren 49 Prozent der Organisationen.

» Stufe 4 – Wir sind großartig, die anderen sind es nicht: Der Entwicklungsschritt von Stufe 3 auf Stufe 4 ist enorm. Hier passiert eine wesentliche Veränderung: Zugehörigkeit tritt ein, die Menschen halten zusammen. Das Wir steht so sehr im Mittelpunkt, dass es zu Abgrenzung kommen kann. Zugehörigkeit und Verbundenheit sind motivierende Kräfte. 22 Prozent der Organisationen befinden sich auf dieser Stufe.

» Stufe 5 – Das Leben ist großartig: Diese Stufe erreichen Organisationen, die sich dem höchsten kulturellen Ziel verschreiben. Entscheidungen im Unternehmen tragen die sich selbst organisierenden Mitarbeiter. Ein hohes Engagement und die Intelligenz der Vielen entfalten sich. Die Menschen sehen sich selbst als Teil eines großen Ganzen. Lediglich zwei Prozent der Unternehmen befinden sich auf dieser Entwicklungsstufe.

AUSWIRKUNGEN AUF DIE UNTERNEHMENSZUKUNFT

Auf den Stufen 1 bis 3 ist „Low Performing“ an der Tagesordnung. „High Performing“ ist auf Stufe 4 und Stufe 5 möglich. Organisationen durchlaufen diese fünf Stufen nacheinander, wobei sich verschiedene Unternehmensteile auf unterschiedlichen Stufen befinden können. Es ist nicht möglich, Stufen zu überspringen. Eine offene und bewegliche Organisation überwindet die nächsthöhere Stufe jeweils leichter als eine starre Organisation.

Das Modell dient als Hilfe zur Einordnung der eigenen Organisation. Wenn Sie Kultur interessiert, führt an ihm kein Weg vorbei, wenn Sie Menschen interessieren, auch nicht. Mithilfe des Kulturmodells können Sie aktiver in die Gestaltung eingreifen und Ihr Unternehmen auf das nächste Level bringen. g

NEW WORK ALS KULTURBESTANDTEIL

Organisationen ohne New Work setzen auf die Kultur und auf die Mitarbeiter von gestern. Was zukunftsfähige Organisationen für ihre Mitarbeiter tun:

Arbeitszeiten und Anwesenheit

» Arbeitstag mit flexiblen Zeiten » flexibler Arbeitsumfang (Wochenarbeitszeit, Vier-Tage-Woche, Projektcharakter)

» flexibler Arbeitsort (Remote Work, Homeoffice)

» Möglichkeit, Urlaubstage „zukaufen“ zu können, Option auf Auszeiten » erlebbare Freiheit und Selbstbestimmung im Arbeitsalltag

Weiterbildung, Akademie und Campus

» ansprechende Weiterbildung (lebenslanges Lernen)

» Aufstiegs- und Umstiegsmöglichkeiten » eigener Campus mit beruflichen und privaten Angeboten

Zeittauschfaktor

» Gehalt muss passen, ist aber für sich alleine zu wenig » Incentives und Benefits (etwa frei wählbares Equipment, Gutscheine, Rabattkarten, Bahntickets, betriebliche Altersvorsorge, Zusatzkrankenversicherung)

» Die Menschen geben ihre Zeit, die Organisation nimmt den Menschen dafür etwas ab: z.B. Kindergarten und -betreuung, Wäscheservice, Hunde erlaubt

Ansprechende Arbeitswelt

» Look & Feel inklusive cooler Arbeits- und Freizeitkleidung » Leute nicht einengen, nur so können sie die beste Leistung bringen (Work as you are)

» attraktive Lage (Verkehrsanbindung, Freizeitmöglichkeiten)

» Open Space, Räume für Begegnung, Kreativität und Ruhe, Terrasse, Bibliothek

» Firmenrestaurant, Getränke, Snacks, Obst » Fitnessstudio, Duschen

» Gesundheits-Check, Business-Sport, Gruppenevents

Führung & Kultur

» flache Hierarchie und Transparenz

» Mentoring für Einsteiger

» attraktive Organisationskultur

» Zugehörigkeit

Nachhaltigkeit

» Green Jobs

» Refurbished- und Recycling-Gedanke

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Member Value – der nachhaltige Unterschied im Bankgeschäft

Mehrwert schaffen für Mitglieder: Das ist ein Kernauftrag von Genossenschaften und damit auch von Genossenschaftsbanken. Aber wie können Banken diesen Member Value generieren? Worauf kommt es an? Eine viel beachtete Keynote von Christiane Decker – gehalten im Rahmen der Volksbank Akademie – gab dazu klare Antworten. Für „cooperativ“ fasst die Referentin ihre Kernbotschaften zusammen.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

Genossenschaften verbinden nachhaltiges, profitables Wirtschaften mit einer Förderung der Menschen und der Gemeinschaft. Dafür genießen sie in der Bevölkerung hohe Akzeptanz.

Mit einem Fokus auf Member Value können Genossenschaftsbanken das Leben der Menschen in der Region verbessern sowie zu Wohlstand und Nachhaltigkeit beitragen, zugleich gestalten sie damit auch die Zukunft der Banken selbst.

Wie Banken diesen Member Value erzeugen können, zeigen erfolgreiche internationale Praxisbeispiele.

Die Zutaten fürs Gelingen sind eine klare Positionierung, eine entsprechende interne und externe Kommunikation der Aktivitäten sowie Relevanz für die Menschen in der Region.

Die Genossenschaftsidee, deren Wurzeln weit ins 19. Jahrhundert reichen, hat sich weltweit nachhaltig und erfolgreich durchgesetzt. Rund eine Milliarde Menschen sind Mitglieder einer Genossenschaft, das entspricht etwa zwölf Prozent der Weltbevölkerung. In Österreich gibt es rund 1.800 Genossenschaften mit drei Millionen Mitgliedern. Im Vergleich dazu ist die Zahl der Aktionäre mit deutlich unter einer Million bescheiden.

Diese Zahlen legen den Schluss nahe, dass es attraktiver ist, Mitglied einer Genossenschaft zu sein als Aktionär einer Aktiengesellschaft. Nur finanzielle Gründe können

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Text: Christiane Decker Fotos: iStockphoto

es nicht sein. Sind Genossenschaften also moderner denn je? In der genossenschaftlichen Idee mit dem Konstrukt der Mitgliedschaft scheint jedenfalls eine große Kraft zu stecken.

„DOING GOOD BUSINESS AND DOING GOOD“

Genossenschaften bezwecken zuallererst die wirtschaftliche Förderung ihrer Mitglieder. Professionelles Wirtschaften schafft die Grundlage für die nachhaltige Erbringung von Förderleistungen. In der Geschäftsbeziehung zu ihren Mitgliedern stellt die Genossenschaft den Nutzen der Mitglieder und nicht die Maximierung des eigenen Profits in den Vordergrund. Das kann bedeuten, auf das eine oder andere Geschäft zu verzichten, selbst wenn es Gewinn verspricht, weil es den Interessen der Mitglieder zuwiderläuft. Natürlich wollen auch Genossenschaften mit Gewinn wirtschaften, aber nicht zugunsten Einzelner, sondern zugunsten der Gemeinschaft ihrer Eigentümer. Gewinnmaximierung ist nicht das primäre Ziel. Genossenschaften stellen dem System des Shareholder Value den Member Value gegenüber. Anu Puusa, Professorin für Management an der University of Eastern Finland Business School, beschreibt das als die Dualität der genossenschaftlichen Idee und bringt diese mit „Doing good business and doing good“ auf den Punkt. Das bedeutet, Genossenschaften verbinden nachhaltiges, profitables Wirtschaften mit Förderung der Menschen und der Gemeinschaft. Die Geschichte zeigt, dass dies gut zusammengeht, weil es dabei um Kooperation, um Beteiligung der Mitglieder geht. Puusas Meinung nach sind Genossenschaften die Wirtschaftsform der Zukunft.

ZUKUNFTSFÄHIG, WEIL PARTIZIPATIV, NACHHALTIG UND DEMOKRATISCH

Wie sehen die Menschen das? Was verbinden sie mit Genossenschaften, und was erwarten sie? Eine YouGov-Studie in Deutschland, vom Genossenschafts -

verband – Verband der Regionen Anfang 2022 in Auftrag gegeben, belegt, dass Genossenschaften als Unternehmen mit Zukunftspotenzial gelten und hohe Akzeptanz genießen: 76 Prozent der Deutschen stimmen zu, dass Genossenschaften einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Und 60 Prozent können sich vorstellen, Mitglied in einer Genossenschaft zu werden. Demnach fühlen sich viele angesprochen von der Möglichkeit, Anteil am unternehmerischen Handeln zu haben, zu partizipieren, mitzugestalten und sich für die eigene Region einzusetzen. Zu ganz ähnlichen Ergebnissen ist eine IMAS-Studie im Auftrag des ÖGV bereits 2019 für Österreich gekommen: Mit Genossenschaften sind mehrheitlich positive Assoziationen verbunden. Regional, wirtschaftlich erfolgreich, sicher und zukunftsorientiert – so lauten die wichtigsten Zuschreibungen. Allerdings: Die Wenigsten verbinden mit Genossenschaften die Volksbanken oder die Raiffeisenbanken. Das bedeutet: Das positive Momentum, die positive Belegung der Genossenschaft wird den Banken aktuell nicht zugeschrieben. Wenn also Genossenschaften nicht nur voll im Trend sind, sondern auch ein Modell, um Zukunft zu gestalten, dann stellt sich die Frage: Wie können Genossenschaftsbanken Member Value generieren und mehr Mitglieder gewinnen? Damit würden sie auf der einen Seite sukzessive das Leben der Menschen in der Region verbessern sowie zu Wohlstand und Nachhaltigkeit beitragen und auf der anderen Seite auch die Zukunft der Banken selbst gestalten.

ERFOLGREICHE BEISPIELE AUS DER BANKENPRAXIS

Eine Bank, die seit vielen Jahren wirtschaftlich nachhaltig erfolgreich ist und es auch geschafft hat, von den Millennials als coolste Finanzinstitution in ihrem Land bewertet zu werden, ist die Caisse Desjardins, die genossenschaftliche Finanzgruppe in Kanada. Das Besondere an ihr: Die 7,5 Millionen Kunden sind zu hundert Prozent auch Mitglieder. Was zeichnet diese Gruppe aus,

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was macht sie anders? Und wie schafft sie Member Value?

» Desjardins ist ein Netzwerk von Finanzdienstleistungsorganisationen, die profitabel und nachhaltig wirtschaften, wettbewerbsfähige Renditen erzielen und die im Eigentum der Mitglieder stehen und von ihnen verwaltet werden. Soweit für eine Genossenschaftsbank nicht ungewöhnlich.

» Auf den Generalversammlungen entscheiden die Mitglieder, wie der Gewinn auf Dividenden und einen Community Development Funds aufgeteilt wird. 2021 wurden diesem zum Beispiel über 40 Millionen Dollar zugeführt. Damit partizipieren die Mitglieder am wirtschaftlichen Erfolg der Bank und agieren gleichzeitig aber auch als regionale Solidargemeinschaft. Und das kommuniziert die Gruppe auch überall: „Uns zu wählen, bedeutet, einen wirklichen Beitrag für das Leben von Menschen und Gemeinden zu leisten.“

» Die Bankengruppe unterstützt über strategische Partnerschaften sogenannte solidaritätsbasierte Aktivitäten –es geht dabei um junge Genossenschaftsgründer, Menschen in Notlagen, Initiativen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft oder Bildungsprojekte.

» Über eine Crowdfunding-Plattform können die Mitglieder und der Community Development Funds Projekte in der Region unterstützen. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern auch um Beratung über ein Netzwerk von Ehrenamtlichen.

» Über eine regionale Mitgliederplattform zur Förderung von „Buy local“-Initiativen können Mitglieder online ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten. Kunden sind die Netzwerkunternehmen, die Mitarbeiter und die Mitglieder der Gruppe.

» Mit einem jungen Beirat werden gemeinsam Projekte konzipiert.

Als zweites Beispiel sei die GLS Bank, die größte nachhaltige Bank Deutschlands in der Rechtsform einer Genossenschaft, genannt. Auch sie ist nachhaltig erfolgreich und gewinnt kontinuierlich Kunden (2021: +15 Prozent) und Mitglieder (+25 Prozent).

Und dabei zahlt jeder Kunde neben der Kontoführungsgebühr einen Jahresbeitrag von 60 Euro. Ihr Motto lautet „Als Mitglied richtig viel bewirken“. Die Mitgestaltung erfolgt in erster Linie über die Finanzierung sinnstiftender Unternehmen und Projekte. Darüber wird eine positive gesellschaftliche Wirkung entfaltet. Member Value bedeutet bei der GLS Bank:

» Mitpartizipation in Form einer Dividende zwischen einem und drei Prozent und auch über Mitgliedervorteile bei Produkten

» Mitbestimmung über das Stimmrecht in der Hauptversammlung und damit Mitwirkung bei strategischen Themen

» Mitgestaltung über nachhaltigen Impact: Kredite werden nach den Verwendungswünschen der (Anlage-)Kunden verkauft. Über die Kreditnehmer (Unternehmen) wird dabei vollständige Transparenz hergestellt. Und auch die Wirkung des Kreditgeschäfts – etwa: grüner Strom für 42.000 Haushalte, 1.000 neue Plätze in Pflege und betreutem Wohnen – wird veröffentlicht.

» Daneben verbindet eine CrowdfundingPlattform die Menschen, die mit ihrem

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Ein genossenschaftlicher Riese mit Member Value: DesjardinsGebäude in Montreal

Geld sozial-ökologische Projekte verwirklichen möchten (in Form von Nachrangdarlehen).

MEMBER VALUE ALS EINZIGARTIGEN USP NUTZEN

Damit wird deutlich: Die Genossenschaft ist mehr als eine Rechtsform. Sie ist ein Mindset und ein Toolset für nachhaltiges Wirtschaften und solidarisches Handeln.

Member Value stellt einen echten USP dar, den es noch besser zu nutzen gilt. Was dabei hilft:

» Klare Positionierung nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Übersetzung: Wie wollen wir das als Bank leben? Wie konsequent wollen wir dabei sein? Und was bedeutet das im täglichen Handeln in allen Bereichen?

» Kommunikation nach innen und außen: Nach innen gilt es zunächst, alle Mitarbeiter als Mitglieder und echte Fans der genossenschaftlichen Idee und als Promotoren zu gewinnen. Nach außen braucht es vor dem Hintergrund des demografischen Wandels insbesondere Ansprachekonzepte für die unter 35-Jährigen. Denn vor allem diese Gruppe assoziiert mit der genossenschaftlichen Idee grundsätzlich Positives. Die Jungen gilt es auf das Thema Mitgliedschaft anzusprechen und gleich auch zu fragen, was denn für sie Member Value bedeutet und was ihnen wichtig wäre.

» Relevanz für Menschen und Region erzeugen: Relevanz erzeugen geht nicht von innen nach außen und ist auch nicht statisch. Dazu gilt es, den Menschen zuzuhören, mit ihnen zu sprechen, sie ernsthaft einzubinden. Es geht um Mitpartizipation, Mitentscheiden, Mitgestalten bei Themen, die als sinnstiftend gesehen werden und die das Leben der Menschen in der Region verbessern. Was ist wirklich vor Ort relevant, und wie kann es mit Leben gefüllt werden? Dann gilt es, für sich als Bank festzulegen, wo der

Fokus gesetzt und wirklich ein Impact erzielt werden soll. Wo will die Volksbank einen Unterschied machen? Und ganz wichtig: klein anfangen, ausprobieren und weiterentwickeln. Keine Papiertiger aufbauen, die nie kommen und die keiner kennt.

» Und: Wenn wir den Member Value in den Banken verfolgen, warum richtet sich dann die Steuerung nach dem Shareholder Value? Hier gilt es die Steuerungslogik anzupassen. Heute kommen jene Aktivitäten besonders gut an und verändern etwas, bei denen gemeinsam Sinnstiftendes getan wird. Crowdfunding-Plattformen bieten da eine wunderbare Möglichkeit. Die Plattformen wenden sich an soziale und gemeinnützige Projekte. Die Banken beteiligen sich oftmals in Form eines „Co-Fundings“ an der Finanzierung der Projekte. Und Mitglieder können gut eingebunden werden. Ein weiteres beeindruckendes Beispiel sind Schülergenossenschaften: Unter dem Motto „Genossenschaft macht Schule“ gibt es sie seit 2021 auch in Österreich, unterstützt vom ÖGV und den anderen großen Genossenschaftsverbänden. Hier lernen Schüler nicht nur unternehmerisches Handeln, sondern auch die Vorteile einer Genossenschaft kennen. Und die Vorteile für Banken, die als Pate fungieren, liegen auf der Hand: Mit dem Projekt kann das Thema Genossenschaften und Mitgliedschaft bekannter gemacht und die Region nachhaltig gefördert werden. Und gleichzeitig können für die Zukunft auch Kunden, Mitglieder und Funktionäre gewonnen werden. Es gilt, die genossenschaftliche DNA mit ihren einzigartigen Prinzipien und Werten auszuspielen und insbesondere das „Co“ zu nutzen: Collaboration, Co-Creation, Cooperation. Denn Mitglied sein ist mehr als nur Kunde sein, ist mehr als nur Aktionär sein. Mitglied sein heißt, Teil eines starken Netzwerks zu sein, gemeinsam Impact zu erzeugen und so durch Zusammenarbeit nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch eine bessere Welt zu schaffen. g

ist Partnerin bei den Frei bankern. Sie ist tief verwurzelt in der genossenschaftlichen Finanzgruppe, für die sie seit über 30 Jahren tätig ist. Von 2007 bis 2018 war sie Mitglied des Vorstands der TeamBank.

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Christiane Decker

Nichtmitglieder-Kunden als „MitgliederZuwachspotenzial“

Leistungsbeziehungen zu Nichtmitgliedern sind fast in allen Zweigen und Sparten von Genossenschaftsorganisationen anzutreffen. Dieser Beitrag zeigt, welches Mitglieder-Zuwachspotenzial im Nichtmitgliederkreis einer Genossenschaft steckt und wie die Gewinnung bisheriger „Nur-Kunden“ als Mitglieder gelingen kann.

Text: Günther Ringle Foto: iStockphoto.com

DAS NICHTMITGLIEDERGESCHÄFT: PRÄSENZ UND MOTIVE

Im 19. Jahrhundert erlassene erste nationale Genossenschaftsgesetze erlaubten bereits eine in der Satzung festgelegte Ausdehnung genossenschaftlicher Geschäftstätigkeit auf Nichtmitglieder. Nachfolgende Gesetze sahen nur selten Verbote des Leistungsverkehrs mit „Fremdkunden“ für einzelne Genossenschaftsarten vor. In Deutschland etwa waren über längere Zeit die Darlehensgewährung durch Kredit-

genossenschaften und die Warenabgabe durch Konsumgenossenschaften an Nichtmitglieder untersagt. Von solchen Ausnahmen abgesehen konnten Genossenschaften stets frei darüber befinden, ob und in welchem Umfang sie über das Zweckgeschäft mit ihren Mitgliedern hinaus Umsatzbeziehungen mit außenstehenden Kunden unterhalten möchten.

Leistungsbeziehungen zu „Nur-Kunden“ waren ursprünglich nur gering verbreitet, sie dienten vor allem der Gewinnung neuer Mitglieder und galten als ein das Mitglie -

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

1Viele Genossenschaften betreiben heute ein umfangreiches Nichtmitgliedergeschäft. Als Gründe werden Auslastung freier Kapazitäten, Umsatzsteigerung, Kostendegression sowie Verbesserung der Marktposition genannt.

2Daneben wird auch das „Heranführungsmotiv“ geltend gemacht, bei dem das Fremdgeschäft als Vorstufe zur Mitgliedschaft gesehen wird.

Genossenschaften können dieses Potenzial heben, indem sie „guten Kunden“, die intensive Geschäftsbeziehungen zu ihnen unterhalten, die Mitgliedschaft antragen.

Der Erfolg dieser Strategie setzt eine adäquate Mitgliederorientierung der Genossenschaft und Wertschätzung der Mitgliedschaft voraus.

dergeschäft lediglich ergänzendes Nebengeschäft. Dieses in der Folgezeit vermehrt betriebene „Fremdgeschäft“ wurde verständlicherweise von der nichtgenossenschaftlichen Konkurrenz missbilligt.

Zur Gegenwart hin nahm das Interesse genossenschaftlicher Unternehmen bestimmter Sparten an Nichtmitgliedern meist als Begleiterscheinung ihres Größenwachstums und einer Ausdehnung des räumlichen Geschäftsgebiets weiter zu. Heute ist das Nichtmitgliedergeschäft fast im gesamten Genossenschaftssektor verbreitet, wenngleich in unterschiedlichem Umfang – nämlich in der Spanne von geringer Anzahl an Nichtmitglieder-Kunden bis hin zu jenen Fällen, in denen sich die Zahl der Fremdkunden innerhalb des gesamten Kundenkreises einer Genossenschaft der Mitgliederzahl annähert. Nichtmitgliedergeschäfte haben immer wieder Diskussionen ausgelöst. Vor allem darüber, was Genossenschaften veranlasst, dieses Geschäft mit externen Kunden, die anders als Mitglieder über

die Leistungsbeziehung hinaus keine „Beiträge“ – Kapitalbeteiligung, Mitwirkung an der Selbstverwaltung und eventuell Übernahme einer Haftpflicht – an die Genossenschaft zu leisten haben, teils in großem Stil zu betreiben.

Als Gründe für das Nichtmitgliedergeschäft werden von genossenschaftlichen Führungskräften die Auslastung freier Kapazitäten, Umsatzsteigerung, Kostendegressionseffekte sowie Verbesserung der Marktposition genannt. Der geläufigste und für die weiteren Ausführungen bedeutsamste Beweggrund lautet jedoch, das Nichtmitgliedergeschäft sei zwingend notwendig, um leichter neue Mitglieder akquirieren zu können. Mit diesem „Heranführungsmotiv“ kann das Fremdgeschäft als Vorstufe der Mitgliedschaft und können die Nur-Kunden als Zielgruppe „Fremdkunden auf Zeit“ bzw. als „Eventualmitglieder der Zukunft“ gesehen werden. Leistungsbeziehungen sollen Nichtmitglieder-Kunden Gelegenheit bieten, sich von den Vorteilen eines Beitritts zur Genossenschaft zu überzeugen.

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ZUGANG ZUR GENOSSENSCHAFT UND MITGLIEDER-ZUWACHSPOTENZIAL

Von Außenstehenden und vorhandenen Nichtmitglieder-Kunden wird der Nutzen des Erwerbs der Mitgliedschaft meist nach der Fähigkeit einer Genossenschaft, Mitglieder an sich zu binden sowie nach deren Zufriedenheit mit erhaltenen Förderleistungen in qualitativer und quantitativer Hinsicht beurteilt. Dem „Prinzip der offenen Tür“ gemäß ist die Mitgliederzahl nach oben nicht limitiert, was jedoch nicht bedeutet, dass ein Anspruch auf Aufnahme besteht. Vielmehr steht es jeder Genossenschaft frei, neue Mitglieder zuzulassen, aber auch in ihrer Satzung die Mitgliederzahl zu begrenzen oder den Zugang zum Mitgliederstatus von der Erfüllung bestimmter Voraussetzungen wie etwa Wohnsitz im Geschäftsgebiet der Genossenschaft abhängig zu machen.

Die von einer Genossenschaft gewollte Erweiterung ihres Mitgliederkreises setzt das Vorhandensein eines Mitglieder-Zuwachspotenzials voraus. Dieser Begriff bezeichnet den nicht ausgeschöpften Bestand an privaten Haushalten bzw. Unternehmen, von denen angenommen wird, dass sie für den Erwerb der Mitgliedschaft offen sind und ihrem Beitrittsbegehren seitens der Genossenschaft nichts entgegenstehen würde. Während sich die Bemessung eines Potenzialvorkommens im Geschäftsfeld von Unternehmergenossenschaften (etwa gewerbliche und landwirtschaftliche) vergleichsweise unproblematisch gestaltet, ist der mögliche Mitgliederzuwachs sogenannter Haushaltsgenossenschaften (zum Beispiel Konsum- und Wohnungskooperative) eine im Zeitablauf veränderliche und schwierig zu beziffernde Größe.

NEUE MITGLIEDER AUS DEM KREIS DER NUR-KUNDEN

Als Beispiel für ein ausgedehntes Nichtmitgliedergeschäft soll hier eine gedachte lokal oder regional tätige Bankgenossenschaft dienen. Aufgrund der nahezu lückenlosen Versorgung der Bevölkerung mit Bankverbindungen wird ein Mitgliederzu -

wachs maßgeblich davon bestimmt, welche Teilmenge der nicht dem Mitgliederkreis angehörenden Wirtschaftssubjekte im geografisch begrenzten Geschäftsgebiet zu einem Beitritt bereit bzw. unter Frequenzund erfolgswirtschaftlichen Aspekten als Mitgliederzugang erwünscht wäre. Des Weiteren kommt der jeweiligen Branchensituation, der Attraktivität der Geschäftspolitik der Genossenschaftsbank sowie ihrem Interesse an Akquisitionsinitiativen wesentliche Bedeutung zu. Eine Schätzung des Mitglieder-Zuwachspotenzials stellt unter diesen Umständen in der Tat ein diffiziles Unterfangen dar.

Jedoch steht Genossenschaften ausgehend von ihrem Bestand an Nur-Kunden ein erfolgversprechender Weg zur Gewinnung neuer Mitglieder offen. Da das Nichtmitgliedergeschäft durch das Genossenschaftsgesetz nicht eingeschränkt ist, führte diese Freizügigkeit besonders in Teilen des genossenschaftlichen Bankensektors zu einer starken Ausweitung dieses „Drittkundengeschäfts“, das seitens der Genossenschaftswissenschaft vielfach als Fremdkörper im Genossenschaftswesen bezeichnet wurde. Und zwar mit dem Argument, ein Kundenzuwachs im Format einer für externe Kunden weit geöffneten Tür berge die Gefahr einer Hinwendung zu genereller Kundenorientierung, mithin zu einem Sinnverlust der Mitgliedschaft und einer Entfremdung der Mitglieder von ihrer Genossenschaft in sich.

Wird zur Begründung eines umfangreich betriebenen Nichtmitgliedergeschäfts von Bankgenossenschaften bekundet, Geschäftsbeziehungen zu Nur-Kunden seien unverzichtbar, um neue Mitglieder akquirieren zu können (sogenanntes werbendes Nichtmitgliedergeschäft), kann es diesem Motiv an Glaubwürdigkeit mangeln. Das trifft zweifellos zu, wenn das Nichtmitglieder-Kundensegment einer Genossenschaft dauerhaft auf einem hohen Bestand verharrt. Ein solcher Befund lässt nicht auf ein ausgeprägtes Interesse und Bemühen, Nichtmitglieder zum Beitritt zu bewegen, schließen.

Freilich haben Genossenschaftsbanken die Chance, die Glaubwürdigkeit des Werbe -

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arguments herzustellen. In der mehr oder weniger großen Nichtmitgliedergruppe befinden sich „gute Kunden“, die intensive Geschäftsbeziehungen zu ihr unterhalten und insofern als Mitglieder willkommen sein sollten. Dieses Faktum ist gleichbedeutend mit dem Vorhandensein eines Potenzials für eine Erweiterung des Mitgliederkreises und weist auf dessen Ausmaß. Den als „genossenschaftsgeeignet“ erkannten NurKunden wäre nach angemessener Dauer der Zusammenarbeit die Mitgliedschaft anzubieten.

Soweit die Beitrittsofferten angenommen werden, führt die auf eine Teilmenge der Nichtmitglieder-Kunden gerichtete Akquisition zum Abbau des MitgliederZuwachspotenzials und des Fremdgeschäfts. Ein solcher Werbeerfolg kann im Interesse der Genossenschaft in einer Stärkung ihres Mitgliedergeschäfts begründet liegen, etwa aus der Erfahrung heraus, dass Mitglieder wirtschaftlich interessantere, eher einer Abwerbung durch die Konkurrenz widerstehende und zufriedenere Geschäftspartner sind, die der Genossenschaft mehr Vertrauen als Nur-Kunden entgegenbringen und intensivere Leistungsbeziehungen als Nichtmitglieder zu ihr unterhalten.

Die als Substitutionsstrategie zu bezeichnende erfolgreiche Übernahme von NurKunden in die Trägerschaft setzt eine adäquate Mitgliederorientierung der betrachteten Genossenschaft und Wertschätzung der Mitgliedschaft voraus. Am ehesten dürfte die Akquisition von Neumitgliedern gelingen, wenn eine die Mitglieder-Kunden gegenüber Nur-Kunden begünstigende Geschäftspolitik wahrgenommen wird. Wohl nichts anderes als ein spürbares, den Mitgliedern vorbehaltenes Förderplus kann Außenstehende stärker zum Erwerb der Mitgliedschaft veranlassen.

Wird hingegen auf eine Besserstellung der Mitglieder verzichtet und weitgehend undifferenziert kundenorientierte Marketingpolitik praktiziert, findet das im Segment der Nur-Kunden vorhandene MitgliederZuwachspotenzial auf der Leitungsebene einer Genossenschaft kaum Beachtung und bleibt ein Abbau des im Nichtmitglie -

derkreis vorhandenen Zugangspotenzials aus. Es wird dann auch wenig Engagement zu erwarten sein, außerhalb der Nichtmitglieder-Kundengruppe um Neumitglieder zu werben.

RESÜMEE

Vermeidbare Entwicklungen, die zu einer Abschwächung von Mitgliederorientierung führen und damit einhergehend „Genossenschaftstreue“ der Mitglieder mindern können, legen gegensteuernde Strategien der genossenschaftlichen Unternehmenspolitik nahe. Dazu zählt, neue Mitglieder aus dem Kreis der Nichtmitglieder-Kunden zu gewinnen. In dieser Zielgruppe erzielter Akquisitionserfolg wertet die Institution Mitgliedschaft auf und trägt zur Stärkung des typspezifischen Profils der Genossenschaft bei.

Bei dauerhaft hohem Bestand an Nur-Kunden einer Genossenschaft erscheint das verbreitete Argument, Nichtmitgliedergeschäfte seien unentbehrlich, um neue Mitglieder leichter gewinnen zu können, nicht überzeugend. Ein fortwährend großer Anteil an Nichtmitglieder-Kunden im Kundenkreis spricht eher dafür, dass versäumt wurde, in dieser Gruppe ein Mitglieder-Zuwachspotenzial zu erkennen und dessen Abbau zu betreiben. Dazu bietet sich die persönliche Werbeansprache der als Mitgliedschaftsanwärter einzustufenden NurKunden durch Mitarbeitende der betreffenden Genossenschaft an.

Unter diesen Aspekten wäre zumindest eine Teilmenge der Nichtmitglieder im Geschäftsalltag nicht nur als Kunden, sondern ebenso als potenzieller Mitgliederzuwachs zu schätzen. Den als wertvolle Geschäftspartner erkannten Nur-Kunden, die das Leistungsangebot der Genossenschaft intensiv nutzen, sollte die Mitgliedschaft angetragen werden, um die als probeweise Zusammenarbeit gedachte Vormitgliedschaft in eine mitgliedschaftsbasierte Dauerbeziehung zu überführen. Insoweit würden Nichtmitgliedergeschäfte als Vorstufe der Mitgliedschaft und anvisierte Beitrittsaspiranten als Eventualmitglieder wahrgenommen. g

Günther Ringle war lange Jahre Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Genossenschaftsbetriebslehre, an der Universität Hamburg und Mitherausgeber der „Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen“.

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ClevelandExperiment: Das

Genossenschaft groß gedacht

Wir kennen es aus unseren Städten und Gemeinden: Zentren und Einkaufsstraßen verlieren an Anziehungskraft, Geschäfte schließen, Arbeitsplätze gehen verloren, Kaufkraft verlagert sich. Doch es gab und gibt Ideen entgegenzuwirken. In der US-Stadt Cleveland sorgt aktuell ein System von Arbeiterproduktivgenossenschaften für Schlagzeilen. Es erinnert an Initiativen wie New Harmony und Mondragón. Eine Einordnung.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

Genossenschaften trugen schon im 19. Jahrhundert dazu bei, soziale Problemlagen in vielen Wirtschaftsbereichen zu lindern. Bei Produktivgenossenschaften sind die Eigentümer zugleich Beschäftigte der Genossenschaft. Genossenschaften stehen in enger Verbindung zu ihrem Umfeld – oft so sehr, dass ganze Siedlungen als Genossenschaft organisiert sind wie beim Kibbuz.

In Cleveland im US-Bundesstaat Ohio sind Produktivgenossenschaften entstanden, die arbeitsmarktpolitischen Charakter besitzen. Sie erhalten dabei staatliche und private Unterstützung.

Über die Gründergeneration hinaus betrachtet können Genossenschaften mit einem erweiterten Schutz aufgrund ihrer Vermögensverfassung einen sozialen Beitrag leisten.

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Nicht alles, was aus der Neuen Welt zu uns gelangt, ist dort entstanden. So manches fand seinen Weg aus Europa kommend dorthin und kehrte später zurück. Dazu gehören auch gesellschaftspolitische Experimente. Im deutschsprachigen Raum werden mit Hermann Schulze-Delitzsch besonders die gewerblichen Genossenschaften in den Städten und mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen die ländlichen Genossenschaften verbunden, mit Victor Aimé Huber die Wohnungsgenossenschaften. Noch weiter zurück reichen gemeinschaftliche und mildtätige Zusammenschlüsse in Großbritannien. Das Land gilt als Ursprung der Industrialisierung und Wirkungsstätte vieler nicht nur marktliberaler Vordenker.

Huber führten seine Reisen unter anderem nach England, wo er die Not der Menschen in der frühen Industrialisierungsphase sah und seitdem immer intensiver über möglichst realitätsnahe Lösungen nachdachte. In „Die Selbsthilfe der arbeitenden Klassen durch Wirtschaftsvereine und innere Ansiedlung“ fasste er seine Gedanken zusammen. Er unterscheidet „ökonomische“ und „industrielle“ Assoziation. Zur ökonomischen Assoziation zählt er Kredit- und Distributivgenossenschaften wie Wohnungs- und Konsumgenossenschaften. Industrielle Assoziation ähnelt den Produktivgenossenschaften, umfasst aber auch Rohstoff- und Verkaufsgenossenschaften. Produktivgenossenschaften gehören ihren Beschäftigten. Diese sind Mitglieder, Management und Mitarbeitende.

Das vom Briten Robert Owen beschriebene Ideal einer Siedlungsgenossenschaft beeinflusste später die Kibbuzim in Israel. Owen kannte als Unternehmer und Fabrikherr die Nöte der arbeitenden Bevölkerung. Zeit seines Lebens setzte er sich für das Wohl der Menschen ein und orientierte sich am christlichen Menschenbild. Owen erwarb im US-Bundesstaat Indiana eine bestehende Siedlung. Hier, in New Harmony, sollte seine Community entstehen. Das Experiment verlief nicht erfolgreich, wurde jedoch wissenschaftlich viel beachtet.

In der von Owen zur „Gesellschaft der Gleichheit“ entwickelten Organisationsform für das Gemeinwesen fehlte es an Institutionen des Interessenausgleichs. Denn die individuellen

Vorstellungen darüber, wie die Arbeit und das Leben zusammen gestaltet werden sollten, unterschieden sich innerhalb der Mitgliedergruppe stark voneinander. Der Versuch missglückte auch, weil Owen phasenweise als Führungspersönlichkeit abwesend war und Mitgliedern bestimmte Eigenschaften fehlten: So gab es zu wenig qualifizierte Betriebsleiter, um die vorhandenen Anlagen zu nutzen, und zu wenig Wohnraum für neue Mitglieder.

Owen verließ wenige Jahre später die USA. Aber auch danach besaß der Ort Anziehungskraft. Wichtige Impulse für Kultur und Wissenschaft in Indiana gingen davon aus. Owen selbst hielt an seinen Idealvorstellungen fest.

VON MONDRAGÓN IM 20. JAHRHUNDERT …

Zur Zeit der Franco-Diktatur war die Arbeitslosigkeit im nördlichen Teil Spaniens Anfang der 1940er Jahre sehr hoch. In dieser Zeit kam der katholische Priester José María Arizmendiarrieta nach Mondragón im Baskenland. Er setzte sich für den Aufbau einer polytechnischen Berufsschule ein. Sie sollte den Übergang in die Arbeitswelt erleichtern. Für die Absolventen wurden Arbeitsplätze geschaffen, damit sie das Gelernte in der Region anwenden konnten. 1955 entstand zusammen mit ehemaligen Schülern eine Genossenschaft, in der Herde und Heizöfen hergestellt wurden – der Beginn der Mondragón Corporación Cooperativa. Aus der Berufsschule wurde eine polytechnische Hochschule, weitere Bildungseinrichtungen folgten, 1997 vereint in der Universität von Mondragón.

Insgesamt gehören heute über 250 Unternehmen zur Mondragón-Gruppe. Etwa die Hälfte davon sind Genossenschaften. Man ist im Ausland in 31 Ländern auf allen fünf Kontinenten vertreten. Bis heute sieht man sich in der Tradition des Gründergeistes. Allerdings hat sich nach mehr als 60 Jahren doch einiges verändert. Innerhalb eines so großen unternehmerischen und internationalen Gefüges ist es fast zwangsläufig, dass auch reine Kapitalgesellschaften erworben und gegründet werden.

Gleichwohl sollen die rund 80.000 Beschäftigten aller Gesellschaften am Vermögen und an der Geschäftsführung beteiligt wer-

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den. Als Miteigentümer sind sie auch bereit, für den Unternehmenserhalt und den Erhalt ihres Arbeitsplatzes Opfer zu bringen: In der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise konnte die Gruppe alle Mitglieder weiter beschäftigen, es gab immer Unternehmen, die in Schwierigkeiten befindlichen halfen, indem Mitarbeiter dorthin wechselten, wo sie benötigt wurden.

Als Miteigentümer leisteten sie Kurzarbeit und nahmen Gehaltskürzungen in Kauf. Die Gehälter sind höher und die Spreizung ist deutlich geringer als branchenüblich. Ausbildung und Beschäftigung in Mondragón haben sich bis heute als krisenfest erwiesen.

Die Arbeitslosenquote lag oft deutlich unter dem Landesdurchschnitt Spaniens.

… NACH CLEVELAND IM 21. JAHRHUNDERT

In Cleveland, einer Stadt mit heute über 350.000 Einwohnern im US-Bundesstaat Ohio an der Grenze zu Kanada, vollzieht sich seit über zehn Jahren ein medial im ganzen Land viel beachtetes genossenschaftliches Experiment. Verglichen mit 1930, als die Stadt etwa 900.000 Einwohner zählte und damit eine der größten des Landes war, spiegelt sich im Rückgang der Bevölkerungszahl ein wirtschaftlicher Bedeutungsverlust wider.

Die Democracy Collaborative Foundation, die Cleveland Foundation, das Ohio Employee Ownership Center und die Stadtverwaltung haben zusammen mit Krankenhäusern und Universitäten in der Stadt das Wirtschaftsmodell der Evergreen Cooperatives eingeführt. Dabei entstehen sogenannte Worker-owned and Community-benefiting Businesses. Auch andere Städte in den USA haben begonnen, diesen Zugang wirtschaftlicher Entwicklung aufzugreifen, grüne Arbeitsplätze zu schaffen und die Nachbarschaften zu stabilisieren. Die Initiative wird zentral gesteuert und richtet sich darauf, neue Teilhabemöglichkeiten für besonders stark benachteiligte Gruppen zu schaffen. Sie fördert weniger den Niedriglohnsektor, sondern neue Geschäftsideen und Unternehmen, die im Eigentum der

Beschäftigten stehen. Es geht um neue Stellen, für die geeignete Personen ausgesucht und vorbereitet werden. Man versucht, nicht passgerechte Qualifizierungsangebote für Arbeitsplätze zu vermeiden.

Die Genossenschaften sollen dazu beitragen, dass die Stadt sauberer wird und wohlhabender. Die Evergreen Cooperative Initiative fördert eine Region, die stark vom wirtschaftlichen Rückgang betroffen ist. Sie versteht sich als ein Experiment, an dem sich Träger als Kerninstitutionen beteiligen, die Verbindungen zu den Produktivgenossenschaften herstellen, erklärt der Präsident und CEO der Cleveland Foundation und Evergreen Board Chairman, Ronn Richard.

Die Cleveland Foundation geht zurück auf das Jahr 1914, sie ist die älteste Community Foundation der Welt. Heute verwaltet sie ein Vermögen von über 3,1 Milliarden US-Dollar, das zu einem großen Teil in Aktien und Fondsanteilen angelegt ist. 2021 flossen ihr Erträge und Zuwendungen von insgesamt fast 290 Millionen Dollar zu. Davon konnten mit rund 126 Millionen Dollar zahlreiche Aktivitäten in der Region gefördert werden, über 145 Millionen erhöhten das Stiftungsvermögen.

EINE GEMEINWOHLORIENTIERTE WIRTSCHAFT?

Der Begriff „Community-benefiting Business“ erinnert an die hierzulande während der Finanzmarktkrise aufgekommene Idee einer sogenannten Gemeinwohlökonomie. Diese versteht sich – verkürzt – als eine Marktwirtschaft, in der es einen mit finanziellen Anreizen geförderten Wettbewerb zwischen Unternehmen geben soll, sich besonders für das Gemeinwohl einzusetzen. Eine solche Wirtschaftsweise geht über die unternehmerische Betätigung und deren Geschäftsmodell hinaus. Die Genossenschaft steht dabei als eine Organisationsform neben anderen. Doch gilt es abzugrenzen: Schon jetzt sind Vereine steuerlich als gemeinnützig anerkannt wie auch die gemeinnützigen Bauvereinigungen, die als AG, GmbH oder Genossenschaft arbeiten. Dennoch dürfte Gemeinwohl umfassender sein als Gemeinnützigkeit. Eine allgemeine Gemeinwohlorientierung für die Wirtschaft ließe sich aus dem Konzept der Corporate Social Responsibility ableiten und in den ESG-Prinzipien (Environmental, Social, Governance) wiederfinden: Unternehmen

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Das Cleveland-Modell in der Eigendarstellung

übernehmen soziale Verantwortung und erhalten dafür eine Gegenleistung – von den Konsumenten, die das Angebot trotz höherer Preise akzeptieren, und vom Staat, der weniger Steuern erhebt. Diese Einnahmen fehlen ihm dann jedoch. Die Zahl ausdrücklich als gemeinnützig bzw. gemeinwohlorientiert firmierender Unternehmen könnte bald zunehmen. Es käme zu einer Markt- und Wettbewerbswirtschaft mit dem Kriterium Gemeinwohl: Unternehmen und Unternehmer „machen Staat“.

Im österreichischen Aktiengesetz heißt es für den Vorstand bis heute in § 70 Abs 1, er habe „die Gesellschaft so zu leiten, wie das Wohl des Unternehmens unter Berücksichtigung der Interessen der Aktionäre und der Arbeitnehmer sowie des öffentlichen Interesses es erfordert“. Öffentliches Interesse umschreibt wohl Gemeinwohl. Ein solcher Zugang wäre auch geeignet, die immer stärker beanspruchten Staaten durch eine neue Ordnung zu ersetzen. Es bestünde aber dann die Gefahr, dass sich der Staat auf die Rolle als Förderer des Gemeinwohls reduziert, um sich am Ende abzuschaffen und nicht mehr eingreifen zu können, wenn eine gemeinwohlorientierte Wirtschaftsweise an ihrem Versprechen scheitert.

Auch jede Genossenschaftsbewegung wie aktuell im deutschsprachigen Raum die Energiegenossenschaften tut gut daran, entgegen dem Namen der Evergreen Cooperative Initiative ein mögliches Ablaufdatum der anfänglichen Begeisterung, miteinander ein Vorhaben zu verwirklichen, und der Bekanntheit der Gründungsmitglieder untereinander zu bedenken. Für ein glaubwürdiges Genossenschaftswesen auch im kommunalen Umfeld braucht es klare Vereinbarungen darüber, wie Aufgaben, Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg geteilt werden. Denn allzu schnell gerät dies am Anfang in Vergessenheit und wird später selten nachgeholt. Bürgerstiftungen und von ihnen zusammen mit der Gemeindeverwaltung geförderte Projekte wie in Cleveland leisten sicher einen wertvollen Beitrag. Genossenschaften, noch viel mehr gemeinnützige Träger, können staatliche Daseinsvorsorge ergänzen, ersetzen wollen sollten sie diese aber nicht. Damit auch die nächste Krise von uns allen bewältigt werden kann, braucht es etwas übergreifend Verbindendes wie etwa innerhalb Europas selbstständige Nationalstaaten, die dann noch handlungsfähig sind, wenn es die einzelnen Bürger nicht mehr sind. g

Literatur zum Thema

Blisse, Holger (2021): Ökonomisierung des Sozialen und des Staates? Wiener Zeitung, Nr. 210, 29. 10., S. 13

Brazda, Johann (2012): Genossenschaften und die soziale Frage. Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen, 62. Jg., H. 4, S. 245–246.

Brazda, Johann (Hrsg.) (2013): Skizzen zum Internationalen Jahr der Genossenschaften. Vorträge und Aufsätze des Forschungsvereins für Genossenschaftswesen, H. 35, Wien, online abrufbar: https://genos.univie.ac.at (Veröffentlichungen).

(The) Cleveland Model – How the Evergreen Cooperatives are Building Community Wealth, online abrufbar: https://communitywealth.org/content/cleveland-model-how-evergreen-cooperatives-are-building-community-wealth.

Faust, Helmut (1977): Geschichte der Genossenschaftsbewegung. 3. Aufl., Frankfurt am Main.

Felber, Christian (2010): Gemeinwohl-Ökonomie – Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. Wien.

Reichel, Richard (2022): Gemeinwohlorientierung als Erweiterung des genossenschaftlichen Geschäftsmodells? Einige theoretische Überlegungen. Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen, 72. Jg., H. 3, S. 177–193.

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Holger Blisse ist Wirtschafts-, Rechts- und Sozialanalytiker.

Das kleine Einmaleins des Mitgliederregisters

Jede Genossenschaft muss eines führen, aber immer wieder treten Fragen und Unklarheiten dazu auf: Gerade erst hat der OGH über den Umfang des Einsichtsrechts ins Mitgliederregister entscheiden müssen. Wir klären auf: Was muss drinstehen? Wer darf reinschauen?

Text: Barbara Pogacar Foto: iStockphoto

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

Statt des Eintrags im Firmenbuch müssen Genossenschaften ihre Mitglieder in einem Register vermerken, das ist mit deutlich weniger Aufwand und Kosten verbunden.

Erfasst werden müssen Name und Beruf bzw. Firma und Firmenbuchnummer sowie Beitrittsdatum und Anzahl der gezeichneten Geschäftsanteile.

Die Adressen der Mitglieder werden im Gesetz nicht genannt. Allerdings besteht Konsens darüber, dass auch Adressdaten erfasst werden dürfen. Ein aktuelles OGH-Urteil bestätigt das.

Das Recht auf Einsichtnahme ins Mitgliederregister ist sehr weit gefasst, allerdings beinhaltet es nicht Kopien auf Datenträger.

Mitglieder von Genossenschaften haben das Recht, die Adressdaten der anderen Genossenschafter einzusehen – selbst dann, wenn diese getrennt vom Mitgliederregister erfasst werden. Das hat der OGH unlängst klargestellt (6 Ob 214/14w). Die Begründung der Höchstrichter: Die Einsicht in diese Daten sei für die Erfüllung und Abwicklung des Genossenschaftsvertrags notwendig. Um seine Minderheitenrechte ausüben zu können, brauche das Mitglied Informationen insbesondere auch zur Erreichbarkeit der anderen Genossenschaftsmitglieder.

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Die Herausgabe dieser personenbezogenen Daten eines Genossenschafters sei daher vom Erlaubnistatbestand des Art 6 Abs 1 lit b DSGVO umfasst und somit ausdrücklich gestattet. Damit ist zugleich eine andere immer wieder gestellte Frage klar beantwortet: Anschriften der Genossenschafter dürfen im Mitgliederregister erfasst werden. In der Beratungspraxis treten aber oft noch weitere Fragestellungen auf, die wir im Folgenden klären möchten.

Für das Verständnis des Mitgliederregisters hilft es, sich vor Augen zu führen, was damit bezweckt werden soll: Während im Firmenbuchauszug einer GmbH die Gesellschafter und die Beteiligungsverhältnisse auf den ersten Blick ersichtlich sind, fehlen diese Informationen beim Auszug der Genossenschaft. Dahinter steckt die Überlegung, dass eine Genossenschaft in der Regel sehr viele Mitglieder hat und sich deren Zahl auch öfter als bei anderen Rechtsformen ändert. Daher wollte der Gesetzgeber Genossenschaften nicht mit laufenden Firmenbucheingaben belasten, zumal diese einen hohen Zeitaufwand bedeuten und auch mit Kosten verbunden sind. Stattdessen hat er den Vorstand der Genossenschaft verpflichtet, am Sitz der Genossenschaft ein Mitgliederregister zu führen. Dieses Register soll nicht zuletzt Gläubigern die Möglichkeit geben, sich ein

Bild von der Haftungsbasis der Genossenschaft zu machen. Daraus lässt sich etwa auch die Verjährungsfrist der Haftung eines ausgeschiedenen Mitglieds herauslesen.

WAS MUSS ERFASST SEIN?

Das Mitgliederregister muss den Vor- und Zunamen sowie den Beruf des Mitglieds enthalten, bei juristischen Personen oder Personengesellschaften den Firmenwortlaut und die Firmenbuchnummer. Dazu kommen der Tag des Beitritts und gegebenenfalls jener des Ausscheidens, die Anzahl der vom Mitglied übernommenen Geschäftsanteile und die Kündigung eines oder mehrerer dieser Geschäftsanteile. Die Adresse der Mitglieder ist vom Gesetz zwar nicht als Pflichtangabe genannt, dennoch bestand in der Rechtspraxis schon vor dem oben zitierten OGH-Urteil kein Zweifel daran, dass Genossenschaften auch datenschutzrechtlich berechtigt sind, die Adressen ihrer Mitglieder zu sammeln und zu verarbeiten – allein schon, weil sie sonst ihren Förderauftrag nicht erfüllen könnten.

WIE MUSS DIE FÜHRUNG ERFOLGEN?

Das Gesetz schreibt nicht vor, in welcher Form das Mitgliederregister zu führen ist. Das Register kann damit sowohl in Buchform – das ist vor allem bei alteingesessenen Genossenschaften noch immer häufig der Fall –, als auch elektronisch geführt werden – in Form einer einfachen Excel-Ta -

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belle oder mithilfe einer Datenbank, wie sie etwa der ÖGV mit GENOS anbietet.

Für die Führung des Registers ist der Vorstand verantwortlich, er kann damit aber auch Mitarbeiter der Genossenschaft betrauen. Achtung: Führt der Vorstand das Mitgliederregister nicht ordnungsgemäß, kann er mit Ordnungsstrafen belegt werden. Diese Pflicht zur ordnungsgemäßen Führung besteht gegenüber der Genossenschaft. In der Regel verpflichtet die Satzung die Mitglieder zur unverzüglichen Bekanntgabe relevanter Änderungen eingetragener oder einzutragender Tatsachen. Solche Änderungen sind dann im Mitgliederregister zu vermerken.

MITGLIEDSCHAFT DURCH EINTRAGUNG?

Die Eintragung ins Mitgliederregister selbst begründet keine Rechte, vielmehr kommt es für den Erwerb der Mitgliedschaft allein darauf an, ob ein Geschäftsanteil rechtsgültig erworben wurde (OGH SZ 44/125). Für den Erwerb der Mitgliedschaft bedarf es insbesondere einer Beitrittserklärung und eines Vorstandsbeschlusses, allenfalls auch der Zustimmung des Aufsichtsrats. Das Mitgliederregister dient aber als Basis für die Einladung zur Generalversammlung und zur Ermittlung des Anwesenheitsquorums für die Beschlussfähigkeit. Weiters wird das Mitgliederregister herangezogen, um den Kapitalausweis für die Bilanz zu ermitteln und die Übersicht der Mitglieder-

bewegung – das sogenannte Tableau – zu erstellen, das dem Jahresabschluss anzuschließen ist.

WER DARF EINSICHT NEHMEN?

Die Rechte zur Einsichtnahme sind großzügig gestaltet: Jedem und jeder muss gegen Ersatz der anfallenden Kosten Einsicht in das Mitgliederregister gewährt werden –und zwar während der Geschäftsstunden des Genossenschaftsbetriebs. Dafür ist kein schriftliches Ansuchen erforderlich, eine mündliche Anfrage genügt. Es muss auch kein rechtliches Interesse an der Einsichtnahme bescheinigt werden. Das Einsichtsrecht darf durch die Satzung nicht beschränkt werden und beinhaltet auch das Anfertigen von Abschriften. Kopien auf Datenträgern sind aber nicht umfasst. Nach Rechtsprechung des Oberlandesgerichts

Wien ist auch eine Abschrift der Adressen der Mitglieder zulässig. Sollte die Einsichtnahme in das Mitgliederregister verweigert werden, kann das Firmenbuchgericht die Genossenschaft auffordern, die Einsicht zu gestatten. Es kann der Genossenschaft auch Ordnungsstrafen auferlegen (OLG NZ 2006, Gen 3). Was viele nicht wissen: Auch die historischen Daten, also Daten von ausgeschiedenen Mitgliedern, müssen unbefristet aufbewahrt werden. Ein ausgeschiedenes Mitglied hat daher keinen Anspruch auf Löschung jener Daten, die im Mitgliederregister zwingend zu erfassen waren. g

Barbara Pogacar ist Leiterin der Abteilung Beratung, Betreuung und Koordination für die Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften im ÖGV. E-Mail: b.pogacar @genossenschaftsverband.at

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Zur finanziellen Lage der Nation

Bereits zum siebten Mal hat die TeamBank im Rahmen der Liquiditätsbarometer-Studie die aktuelle Lage und die Erwartungen der Österreicherinnen und Österreicher für die kommenden Jahre in Bezug auf ihre Finanzen ermittelt. Wir bringen die wichtigsten Ergebnisse.

TeamBank-Liquiditätsbarometer:

Liquiditätsindex sinkt das zweite Jahr in Folge und fällt um 0,75 Punkte auf 16,25 Punkte.

Wenn die Österreicherinnen und Österreicher ihre Ausgaben reduzieren müssten, würden fast zwei Drittel bei Kleidung und Schuhen sparen.

INFOGRAFIK

Österreichische Verbraucher sind über ihre Ausgaben gut im Bilde.

Monatliche Ausgaben, die die Österreicher kennen:

Knapp die Hälfte verfügt über weniger als 1.000 Euro für unvorhergesehene Ausgaben:

Die Einschätzung, dass die Kosten für Abgaben, Produkte und Leistungen zu hoch sind, ist gegenüber 2021 stark gestiegen.

Kosten, die die Österreicher als zu hoch empfinden:

Liquiditätsbarometer Österreich 2022 der TeamBank, repräsentative Online-Befragung von 1.771 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren, durchgeführt von YouGov

Quelle: Studie

INFOGRAFIK

Das ursprüngliche entdecken Griechenland Wandern auf

Karpathos:

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Sicher ist ein Urlaub am Strand erholsam. Aber Wanderungen sind die beste Art, die landschaftlichen Reize einer Insel zu erfassen. Auf Karpathos bieten sich daneben auch noch vielfältige Gelegenheiten, das traditionelle Griechenland zu erleben.

Wo ist die nächste Wegmarkierung? Wer findet sie zuerst? Ein Ratespiel, das ich mit meinem Sohn Michael auf Karpathos oft gespielt habe. Und es bedurfte in der Tat hoher Konzentration, die spärlich vorhandenen Wegweiser zu finden. Oftmals waren es nur kleine Blättchen an den Bäumen, rote Punkte auf den Felsen oder Steinmandln. Damals war Michael sieben Jahre alt. Mittlerweile ist er 20, für die Navigation verwendet er Apps und GPS-Daten. Karpathos ist die drittgrößte Insel der Dodekanen und liegt zwischen Rhodos und Kreta. Sie ist knapp 50 Kilometer lang und zwölf Kilometer breit, hier leben rund 6.000 Menschen. Durch ihre abgeschiedene Lage ist die Insel vom Massentourismus noch weitgehend unberührt und hat viel von ihrer Ursprünglichkeit und Tradition bewahren können. Ein großer Tеil ist vоn еinem hοhen Gеbirgszug besetzt, der sich vom Süden bis weit in den Norden zieht und Karpathos zu einem Wanderparadies macht. Wir waren bereits sechs Mal dort und haben immer wieder Neues entdeckt.

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ERLEBNIS FÜR ALLE SINNE

Auch wenn der Sommer für Wanderungen nicht ideal ist, wird man für die durch die Hitze hervorgerufenen Mühen belohnt. Die Szenerie ist einmalig und spricht alle Sinne an. Das Dunkelblau des Meeres, das am Horizont in das Hellblau des wolkenlosen Himmels übergeht. Daneben die ver-

schiedenen Grüntöne der Nadelbäume und das Leuchten der Olivenbäume. Der Duft der Kiefern und Lavendelsträucher unterstreicht die Einmaligkeit der Atmosphäre. An manchen Stellen fallen die Flanken steil ab, und wir vernehmen tief unter uns das Rauschen der Wellen, die an die schroffen Felsen schlagen. Und immer wieder das Konzert der Zikaden. Man kann sie kaum sehen, aber sie sind allgegenwärtig. Auch allgegenwärtig ist der Wind. Die Einheimischen sind sehr froh darüber, weil er die Hitze erträglich macht und für klare Sicht sorgt. Auch uns verschafft er angenehme Kühlung, die wir bei Temperaturen über 30 Grad gut brauchen können. Doch manchmal kann der Meltemi sehr heftig werden und erreicht Windstärke 6 oder 7. Dann haben wir Mühe, dagegen anzukämpfen. An den gebeugten Bäumen lässt sich die Heftigkeit der Stürme gut ablesen. Von den Anhöhen aus haben wir immer wieder einen fantastischen Rundblick auf das Meer und die malerischen Buchten. Es ergeben sich völlig neue Perspektiven auf bereits bekannte Gegenden. So ist es auch bei unserer Wanderung auf den Profitis Ilias: Weit unter uns erblicken wir die Achata-Bucht mit ihrem Kiesstrand. An vielen Aussichtspunkten stehen strahlend weiße Kapellen, von denen es unzählige auf Karpathos gibt. Im Innern finden wir verschiedene Ikonen mit den Darstellungen von Heiligen.

AUF ESELSPFADEN UNTERWEGS

Neben den Wanderungen entlang der Küste sind wir öfter auch auf den zahlreichen Wegen zwischen den Dörfern unterwegs. Eine derartige Tour starten wir in der Mitte der Insel im vom Tourismus wenig berührten Dorf Messochori. Autos müssen hier oberhalb des Ortes abgestellt werden, weil es im Dorf selbst keine Straßen gibt. Die schmalen, verwinkelten Gässchen sind lediglich mit Treppen verbunden. Von hier aus marschieren wir auf dem heute kaum noch begangenen Fußpfad nach Spoa.

Ursprünglich war dieser Wanderweg ein alter Eselspfad, auf dem die Güter zwischen den Dörfern transportiert wurden.

Oft ist unser Weg links und rechts von hohen Steinmauern gesäumt, die die kargen Felder vor dem Wind schützen. Auf Karpa -

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Immer wieder eröffnen sich auf Karpathos neue Perspektiven
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Ihre spektakulären Bergpfade machen die Insel zu einem Wanderparadies

thos wurden früher auch viele Berghänge bewirtschaftet, indem man Terrassen anlegte. Sie sind heute fast alle aufgelassen oder werden nur noch mit Olivenbäumen bepflanzt. Auf unserem Weg kommen wir öfter auch an alten, vielfach verfallenen Windmühlen vorbei.

AM HÖCHSTEN PUNKT

Natürlich haben wir auch das Ziel, den höchsten Berg der Insel zu besteigen. Das ist der Kali Limni – mit 1.215 Metern überhaupt der höchste Berg des Dodekanes. Es ist kein einfaches Vorhaben, denn zwei Mal sind wir bereits gescheitert. Nicht am Aufstieg, sondern am Wetter: Während wir unten am Strand strahlenden Sonnenschein hatten, braute sich oben ein dichtes Wolkenband zusammen. Bei derartigen Bedingungen ist eine Orientierung unmöglich, denn man sieht dann weder die Wegmarkierungen noch den Pfad.

Beim dritten Anlauf haben wir Glück: Der Berggipfel des Kali Limni ist frei, wir fahren über schmale Straßen bis hinauf zur LastosAlm. Sie liegt auf einer grünen Hochebene und hat alpinen Charakter. Von dort marschieren wir teilweise über Geröll beständig bergauf Richtung Gipfel. Von Meter zu Meter wird der Ausblick grandioser. Oben am Gipfel reicht der Rundblick im Süden bis über Arkassa, im Norden erkennen wir den Sattel zwischen dem Profitis Ilias und dem Koryfi, auf dem Olympos liegt.

Zur Lastos-Hochebene gibt es noch einen anderen Aufstieg. Der startet vom Weiler Adia aus, einer Außensiedlung von Piles, die direkt am Meer liegt. Diese Route ist allerdings wesentlich schwieriger und anstrengender. Wir gehen dennoch ein Teilstück, weil die Wanderung durch die Flaskias-Schlucht zu den landschaftlichen Highlights zählt.

AUTHENTISCHE PATRONATSFESTE

Ein besonderes Glück ist es, wenn gerade eines der zahlreichen Patronatsfeste stattfindet. So eine Chance hatten wir einmal Anfang August in Menetes bei der Metamorphosis-Feier. Von den umliegenden Dörfern strömen die Menschen herbei, einige tragen ihre Festtagstracht heute noch wie vor Hunderten von Jahren. Die

Feier dauert über zwei Stunden. Wie überall in griechischen Kirchen üblich, kommen und gehen die Leute, wann sie wollen. Alle warten darauf, bis der Pope das geweihte Festtagsbrot verteilt. Mittlerweile hat sich die Terrasse vor der Kirche mit Menschen gefüllt, die Kirchenglocke ruft zum gemeinsamen Mittagsessen. Das findet in der Gemeindehalle unterhalb der Kirche statt. Eine andere Chance zur Teilnahme an einem Fest ergab sich bei unserer „Drei-Dörfer-Tour“. Wir sind vom höchstgelegenen Dorf Othos im Süden der Insel gestartet. Es geht durch dichte Olivenhaine und Weinberge zu den kleinen Außensiedlungen Piles und Stes. Nur wenige Häuser sind hier bewohnt. Das Zentrum bildet die klei -

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An vielen Aussichtspunkten stehen strahlend weiße Kapellen
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Hinauf auf den Kali Limni, den höchsten Berg der Insel

ne Agios-Panteleimonas-Kirche. Ihr gegenüber sprudelt eine Wasserquelle, bei der wir unsere Trinkflaschen auffüllen können. Auch die Einheimischen kommen mit Plastikeimern, um Wasser zu holen. Von ihnen erfahren wir, dass hier in den nächsten drei Tagen das große Patronatsfest der Kirche gefeiert wird und wir dazu herzlich eingeladen sind. Wir lassen uns das nicht entgehen.

Was für ein Gegensatz: Die Ruhe und Abgeschiedenheit der verschlafenen Ansiedlung, wie wir sie bei unserer Wanderung erlebt haben, ist nun lautem und lustigem Treiben gewichen. Der kleine Weiler scheint aus allen Nähten zu platzen. Musik spielt auf, und der Tanz beginnt. In langen Reihen und kleinen Schritten wird um die Musiker herumgetanzt, wobei die Tänzer ihre Arme auf die Schultern der Nachbarn legen. Speis und Trank gibt es in Hülle und Fülle, ständig werden unsere Gläser mit Ouzo und Rotwein nachgefüllt. Neben den Bewohnern der umliegenden Dörfer sind auch viele der in die USA ausgewanderten Karpaoten hier, mit denen wir angeregte Gespräche führen. Wegen fehlender Verdienstmöglichkeiten wurde Karpathos zu einer Auswandererinsel.

WO DIE ZEIT STEHEN GEBLIEBEN IST

Beeindruckende Begegnungen mit Urtümlichkeit und Tradition haben wir im Norden der Insel in Awlona, der größten Außensiedlung von Olympos. Der Weiler liegt im Hochtal einer Karsthochebene, die einst die Kornkammer dieser Gegend war. Wir sehen viele schachbrettartig angelegte, von Steinmauern umgrenzte Weizen- und Gerstenfelder. Wie vor hundert Jahren wird

hier das Getreide gedroschen. Bei manchen Häusern befindet sich noch der runde Dreschplatz.

Nicht einmal ein Dutzend Menschen lebt heute hier. Am Rande des Ortes gibt es die einzige kleine Taverne, die von Familie Lakis betrieben wird. Als wir dort ankommen, können wir Marianna beobachten, die damit beschäftigt ist, im alten Steinofen Brot zu backen. Noch warm bekommen wir das mit Mohn und Anis gewürzte Brot zur Vorspeise serviert. In der Küche können wir der alten Frau zusehen, wie sie unser Essen zubereitet. Mit Stolz erklärte sie, dass alles hier Eigenanbau ist: der Salat, die Oliven, die Tomaten, der Ziegenkäse und das Ziegenfleisch.

Nach dem Essen führt sie uns zur kleinen Kapelle des Dorfes und zeigt uns dann auch ein traditionelles Haus. Zentrales Element im Inneren ist das sogenannte Soufa. Dabei handelt es sich um eine erhöhte Bettenplattform, die der Familie als Schlafstätte dient. Der Raum darunter fungiert als Vorratskammer, wo Brot, Feldfrüchte, Wein und Oliven gelagert sind. An den Wänden befinden sich Borde, auf denen bunte Wandteller und Krüge aufgestellt sind. Die Verzierung bilden Spitzendecken und kunstvoll bestickte Kissen.

GEGEN DEN TOURISTENSTROM

Als eines der schönsten Bergdörfer Griechenlands wird Olympos in Reiseführern gepriesen. Wie ein Adlerhorst kleben seine weißen oder pastellfarbenen Häuser am Hang des 718 Meter hohen Profitis Ilias. Die malеrische Siedlung wurde einst als Zufluchtsort erbaut, nachdem die Bewohner der umliegenden Siedlungen regelmäßig

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In Menetes beim großen Patronatsfest Brot backen wie früher im Steinofen
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Die Herrin der Ziegen: Butter, Rahm, Käse – alles stellt Sophia aus Ziegenmilch selbst her

von Piraten heimgesucht worden waren. Die Einheimischen errichteten ihre Häuser aus natürlichem Sandstein, sie sind aus der Ferne kaum von ihrem Hintergrund zu unterscheiden. Im Dorf leben rund 600 Menschen, die bis heute mit Stolz an ihrer Volkstradition festhalten. Die Frauen tragen Trachten – die einfachen im Alltag und bunte an Feiertagen und bei Hochzeiten. Dieses Setting hat zur Folge, dass täglich zwischen 10 und 15 Uhr Touristenströme hierherkommen. Die enge Hauptgasse verwandelt sich in eine Einkaufsstraße, in der sich ein Souvenirladen an den anderen reiht und manchmal dichtes Gedränge herrscht. So haben wir beschlossen, Olympos „antizyklisch“ zu besuchen: Wenn die Tagestouristen wieder zu ihren Bussen oder Ausflugsschiffen zurückkehren, kommen wir an. Das machen nicht viele. Dadurch erleben wir ein authentisches und ursprüngliches Olympos.

DIE HERRIN DER ZIEGEN

Bei einem unserer Olympos-Besuche haben wir Evgenia und ihre Mutter Sophia kennengelernt. Sie betreiben am Ortseingang eine kleine Taverne. Daneben nennen sie eine riesige Ziegenherde ihr Eigen. Gerne folgen wir ihrer Einladung, sie bei der Fütterung zu begleiten. Wir treffen uns einige Kilometer außerhalb des Dorfes. Sophia trägt die traditionelle Tracht der Frauen: eine weiße Bluse, einen bunt gemusterten Gürtel und die passende Schürze sowie ein Dreieckstuch auf dem Kopf, das der heftige Meltemi wie eine Fahne wehen lässt. Zusammen mit den Frauen erklimmen wir einen Hügel, auf dem sich die Tiere im kargen Gelände aufhalten. Im Nu sind wir von rund hundert Ziegen umringt.

Eine zweite Herde grast bei einem abgeschiedenen Landhaus im Gebirge von Argoni, zu dem wir auf einer staubigen Piste wandern. Dort können wir beim Melken zusehen. In dem kleinen Weiler befindet sich auch ihre einfache Käserei, in der Evgenia und ihre Mutter die frische Ziegenmilch nach alten Rezepten zu Butter, Rahm und Käse verarbeiten. Gerne nehmen wir die Einladung zu einer Jause an, denn der Marsch in der Hitze hat uns müde und durstig gemacht. Aber eine noch größere Anstrengung erwartet uns erst …

FRÖSCHE UND WIENS BÜRGERMEISTER

Von unserem Tauchguide Dino, der auch Umwelt- und Naturschutzprojekte betreut, erfahren wir, dass es in der Gegend von Argoni eine Besonderheit gibt: einen weltweit einzigartigen Frosch, der nur hier vorkommt. Völlig erstaunt sind wir, als Dino uns fragt, ob wir Michael Häupl kennen. Der frühere Bürgermeister von Wien ist gelernter Biologe und dürfte auf Karpathos zu den Rana cerigensis geforscht haben. Dino hat ihn bei diesen Projekten begleitet. Nun wollen wir dieses besondere Geschöpf natürlich auch sehen und fragen Evgenia nach dem Weg. Vom Hügel aus zeigt sie zu einem kleinen Tal. Es sei von ihrem Anwesen aus nicht mehr weit. Alles relativ –in brütender Hitze machen wir uns auf den Weg. Wir steigen hinab zum ausgetrockneten Flussbett und wandern, umgeben von blühenden Oleanderbüschen, in die angegebene Richtung. Von Wasserstellen allerdings keine Spur. Endlich sehen wir kleine Tümpel vor uns, und Michael schreit auf: „Da vorne – ein kleiner Frosch!“ Niemand sonst hat das kleine Tier bemerkt. Mit dem Teleobjektiv gelingt es uns, eine weitere Besonderheit dieser Insel festzuhalten. g

schule für Bank- und Finanzwirtschaft Wien und Dozent an der Akademie Deutscher Genossenschaften. E-Mail: anton.schmoll@aon.at

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Anton Schmoll ist Lektor an der Fachhoch Lebt nur auf dieser Insel: Der Karpathos-Wasserfrosch
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Windmühlen in Olympos – Sonnenuntergang inklusive

Moral für Roboter? Intelligenz? für künstliche Ethik

Demnächst wird’s den Tesla im Bundle mit „Optimus“, Elon Musks menschenähnlichem Roboter, geben, Hyundai will eine noch bessere Version entwickeln. Jedenfalls werden sie bald millionenfach produziert und zu einem günstigen Preis verkauft: Roboter sind nur ein Beispiel für Formen künstlicher Intelligenz. Ein Gespräch mit dem Technikethiker Michael Funk über die damit verbundenen ethischen und moralischen Fragen.

Google entwickelt ein Sprachmodell namens LaMDA, das Dialoge über beliebige Themen führen können soll. Das Trainingsmaterial umfasst etwa drei Milliarden Texte und eine Milliarde Dialoge. Der Google-Mitarbeiter Blake Lemoine aus dem Team “verantwortungsvolle KI“ sollte das Modell auf gesellschaftliche Vorurteile bei seinen Antworten testen. Lemoine, der sich selbst als christlichen Mystiker bezeichnet, glaubte, in LaMDA ein Bewusstsein mit einer fühlenden Seele zu erkennen, da LaMDA bekannte: „Ich habe das noch nie laut ausgesprochen, aber ich habe große Angst davor, abgeschaltet zu werden. Das wäre für mich genau wie der Tod.“ Nun, es ist nicht weiter ungewöhnlich, dass ein Sprachmodell, das

mit menschlichen Phrasen trainiert wurde, menschlich klingende Antworten gibt. Google hat Lemoine gefeuert.

Der an der Oxford University lehrende Philosoph Nick Bostrom hat das einflussreiche Superintelligenz-Szenario entwickelt, demzufolge KI sich explosionsartig entwickeln werde, wobei der Mensch die Kontrolle über die künstliche Intelligenz verliere und von dieser in der Folge nicht mehr benötigt werde. Das wäre dann das Ende der uns bekannten Menschheit.

Abseits von Endzeitvorstellungen stellt uns der zunehmende Einsatz von KI vor enorme Herausforderungen, insbesondere ethischer Natur. Das behauptet jedenfalls Michael Funk, Forscher an der Universität

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Interview: Hermann Fritzl Fotos: Tesla, Michael Funk Elon Musk bei der Vorstellung des TeslaRoboters „Optimus“
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Wien im Grenzbereich Computerwissenschaften und Philosophie. Im renommierten Springer-Wissenschaftsverlag erscheint in vier Bänden seine „Roboter- und KI-Ethik“, die zu einem Standardwerk im deutschsprachigen Raum werden dürfte.

„cooperativ“: Was ist Ethik, was ist Technikethik?

Michael Funk: Ethik ist die Wissenschaft von der Moral, insofern diese nicht bloß beschrieben, sondern reflektiert und rational bewertet wird. Technikethik ist somit eine Moralwissenschaft für das 21. Jahrhundert, die nicht auf einige wenige Richtlinien und Checklisten zu reduzieren ist, wie das gerne von einigen Großunternehmen gemacht wird, die analog zum Greenwashing nun auch ein „Ethicwashing“ betreiben.

Haben wir die Technik, die wir brauchen, und brauchen wir die Technik, die wir haben, lautet eine Kernfrage. Ist Technikethik deshalb ein brisanter Themenbereich?

Technikethik hat eine unglaubliche Brisanz aufgrund der enormen technologischen Entwicklungen. Roboter und künstliche Intelligenz sind Schlüsseltechnologien unserer Zeit. Zusammen mit Digitalisierung und globaler Vernetzung lassen sie keinen Bereich unseres Lebens, Fühlens, Denkens und Handelns unberührt. Übermittelt ein von Menschen programmierter „moralischer“, „autonomer“ und „sozialer“ Roboter in Wahrheit nicht auch bloß menschliche Signale, diesmal indirekt? Es sind Fragen wie diese, welche die Brisanz einer Roboterund KI-Ethik vor Augen führen. Was wissen wir über die so bezeichneten Maschinen, wie sollen wir sie nutzen, und dürfen wir sie mit Moral und Ethik ausstatten, wenn wir es könnten? Das sind Fragen, die zu klären sind. Was ist mit den sozialen Folgen, der Veränderung unserer Arbeitswelt, der Kriegsführung und Medizin? Roboter sind Informationstechnologien. Ist das Problem des Umgangs mit persönlichen Daten – einschließlich der Angst vor einer weiteren Monopolisierung der Metadaten durch wenige Technologiekonzerne – nicht drängender als die Spekulation von Nick Bostrom über moralische Superintelligenz? Apropos: Wie

sieht es eigentlich mit der Zukunft unserer Umwelt und unseres Planeten aus? Ist eine Roboterethik ohne Umweltethik überhaupt sinnvoll oder wenigstens möglich?

Eigentlich bin ich der Fragende. Nochmals, was ist Technikethik?

Technikethik ist anthropozentrisch ausgelegt, bezeichnet also das durch Menschen vollzogene wissenschaftliche Reflektieren von technischen Handlungen, die ebenfalls von Menschen vollzogen werden. Durch die Roboterethik wird eine zusätzliche Ebene eröffnet, in der moralische oder ethische Funktionen und Handlungen von Maschinen bezeichnet sind. Manche wie der ehemalige Google-Mitarbeiter Balke Lemoine wollen KI-Systemen Persönlichkeitsrechte zugestehen, womit technische Systeme als moralische oder ethische Akteure mit Menschen auf einer Stufe stünden. Aus logischen, methodischen und praktischen Gründen ist diese Option nicht umzusetzen.

Verschiedenste Anwendungsfelder der Gentechnik und synthetischen Biologie gehören aus meiner Sicht ebenfalls zum Themenkreis der Technikethik, beispielsweise die sogenannte Genschere. Mittels neuer biotechnologischer Verfahren lassen sich einzelne Gene editieren, also aus einer DNA herausschneiden, hinzufügen oder deaktivieren. Welche Herangehensweise hat die Technikethik?

Sie macht sich Gedanken über mögliche Handlungspotenziale und deren gesellschaftliche Folgen. Dabei soll zuerst die konkrete Technik analysiert werden, diese wird dann in einem Zweck-Mittel-Schema verortet, Akteure und Verantwortlichkeiten werden identifiziert. Wenn eine neue Behandlungsmethode erfolgreicher wäre, warum sollte sie dann unterlassen werden, bloß weil jemand von Genschere spricht? Es geht auch darum, fachübergreifend zu arbeiten, also kooperativ – und dabei die richtigen Fragen zu stellen.

Danke für das Gespräch. Wie für Technik-Philosophen nicht unüblich, wurden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. g

Fritzl ist Autor mehrerer Theaterstücke und zahlreicher Artikel über Reisen und zu verschiedenen Aspekten der Finanzindustrie. Zuvor war er im Bereich Volksbanken-Marketing und PR sowie als Volksbanken-Ombudsmann für den ÖGV tätig. Er studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. Derzeit schreibt er an einer Masterarbeit über Extremrisikosport.

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Hermann
FREIZEIT
Technikethiker Michael Funk: „Die richtigen Fragen stellen“

Neues aus dem Team

Sergiy Golovin unterstützt als Teilzeitkraft das Team der Ware-Beratung. Der 24-jährige gebürtige Ukrainer lebt seit 2013 in Österreich und hat neben seiner professionellen künstlerischen Ausbildung an der Wiener Staatsoper das Studium der Rechtswissenschaften aufgenommen.

Milan Jovanovic verstärkt das Team der WI.RE., einer Tochtergesellschaft des ÖGV, die Kompetenzen im Bereich des Rechnungswesens bündelt. Er verfügt über mehrjährige einschlägige Erfahrung als Buchhalter.

Manuel Kreppenhofer ist als Teilzeitkraft im Bereich Service Volksbank-Genossenschaften und Projekte tätig. Der 28-Jährige verfügt über eine Ausbildung im Projektmanagement, er studiert Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie.

Kristina Krnjic unterstützt als Revisionsassistentin die Prüfungsgruppe Kredit. Die 26-jährige Kärntnerin hat das Bachelorstudium Finanz-, Rechnungs- und Steuerwesen sowie das Masterstudium International Banking & Finance an der FH Wien absolviert. Sie war bereits für Leitner & Leitner, EY und Ithuba tätig.

Sabine Maierhofer verstärkt das Assistenzteam im Vorstandsbereich Revision Kredit. Sie verfügt über mehrjährige einschlägige Erfahrung im gehobenen Assistenzbereich.

Gerhard Mitmasser feierte im Juni sein 35-jähriges Dienstjubiläum. Der gebürtige Niederösterreicher ist seit 1987 als Bankprüfer für den ÖGV tätig. Privat ist er ein passionierter Bergsteiger, der auch schon einen 8.000er gemeistert hat.

Johanna Thalhammer hatte im Sommer ihr 20-JahrJubiläum im ÖGV. Die Juristin hat ihre Schwerpunkte in den Bereichen Kredit, Konsumentenschutz und Arbeitsrecht. Sie begleitete für die Volksbanken die Umsetzung des Zahlungsdienstgesetzes und der SEPA-Verordnung.

Michael Groth arbeitet ebenfalls seit 20 Jahren im ÖGV. Der 56-Jährige studierte Betriebswirtschaft an der WU und schloss mit Doktorat ab. Im Juli 2002 begann er als Revisionsassistent, seit 2005 ist er eingetragener Revisor. Er ist zuständig für Spezialprüfungen, Qualitätssicherung und Mitglied der Qualitätsprüfungskommission der APAB.

Genossenschaft in den Medien

„Mit Kooperation geht manches etwas leichter“ – so haben die „Salzburger Nachrichten“ einen Bericht über die steigende Zahl an Neugründungen von Genossenschaften betitelt. Die Zeitung spricht gar von einer neuen Blüte der genossenschaftlichen Idee. „Vor allem bei jungen Menschen trifft der kooperative Ansatz genau den Zeitgeist“, wird ÖGV-Verbandsanwalt Peter Haubner im Bericht zitiert.

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ÖGV
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Mission Zukunft mit Volksbank-Genossenschaften

Im Rahmen der Initiative „#mehrwert2025“ entwickelt der ÖGV in den kommenden Jahren neue Angebote und Leistungen für seine Mitglieder. In einem ersten Schritt soll das Genossenschaftswesen in den Volksbanken gestärkt und fit für die Herausforderungen der Zukunft gemacht werden. Der Startschuss fiel bereits im Frühjahr. Zunächst wurde eine breit angelegte IMASUmfrage unter allen Funktionärinnen und Funktionären durchgeführt. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für regionale Zukunftswerkstätten, bei denen es darum geht, gemeinsam mit den Vertretern der Volksbank-Genossenschaften eine Vision für die zukünftige Ausrichtung sowie eine moderne Interpretation des Fördergedankens zu erarbeiten. Solche Workshops haben bereits in Graz, Krems, Wels und Wien stattgefunden.

In der Folge werden aus den zahlreichen kreativen Inputs und Ideen ein Aktivitätenplan sowie konkrete Umsetzungsschritte abgeleitet. „cooperativ“ wird in den kommenden Ausgaben ausführlich darüber berichten. Parallel dazu geht auch die Umsetzung des vom ÖGV entwickelten Volksbank Eigentümerclubs weiter: Im Herbst ist die Region Wien gestartet, zu Jahresbeginn folgen Niederösterreich Süd und das Weinviertel.

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Eindrücke von den Zukunftswerkstätten in Wien und in Graz Kick-off für den Eigentümerclub mit Gottfried Schamschula, Bernhard Eisenkirchner, ÖGV-Verbandsanwalt Peter Haubner, Martin Heilinger, Andreas Herold und Philip Tazl, Projektleiter VB-Genossenschaften im ÖGV (v. l. n. r.)

ÖGV

150 Jahre Geschichte digital erleben

Rechtzeitig zur großen 150-Jahr-Feier konnte der ÖGV gemeinsam mit der Österreichischen Nationalbibliothek ein wichtiges Projekt erfolgreich abschließen: Alle historischen Ausgaben der Verbandszeitschrift –ursprünglich „Die Genossenschaft“, später „Die gewerbliche Genossenschaft“, heute „cooperativ“ – sind ab sofort im Internet frei abrufbar. Es kann sowohl nach bestimmten Ausgaben oder Jahrgängen gesucht werden, als auch über eine Volltextsuche gezielt nach Begriffen – optische Zeichenerkennung macht’s möglich.

Die digitalisierten Ausgaben finden Sie unter: anno.onb.ac.at

Gastgeber für EACB-Generalversammlung

Am Tag nach der großen Feier zum 150-Jahr-Jubiläum des ÖGV haben die Mitglieder der Europäischen Vereinigung der Genossenschaftsbanken (EACB) ihre Generalversammlung im ÖGV-Haus in Wien abgehalten. Dazu eingeladen hatte Rainer Borns, Vizepräsident des ÖGV und Vorstand der Volksbank Wien. Im Rahmen ihres Treffens wurden den hochrangigen Bankenvertretern – unter ihnen auch BVRPräsidentin Marija Kolak – auch spannenden Gastvorträge von Nationalbank-Vizegouverneur Gottfried Haber und Uta Pock, Head of Reseach der Volksbank Wien, geboten.

Besuch von indischer Delegation

Hochrangige Vertreter der indischen Botschaft haben sich im ÖGV über das Genossenschaftswesen in Österreich informiert. Stefan Resetarits (Interessenvertretung) stellte dabei insbesondere die Volksbanken und die gewerblichen Genossenschaften vor. Der Austausch soll auch in Zukunft weitergehen. Kooperatives Wirtschaften ist in Indien vor allem in der Landwirtschaft weit verbreitet. Die Gujarat Cooperative Milk Marketing Federation zählt mit einem Jahresumsatz von über fünf Milliarden US-Dollar zu den größten genossenschaftlichen Unternehmen der Welt.

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Schulung für Volksbank-Aufsichtsräte

Im Oktober haben im ÖGV die „Fit & Proper“-Schulungen für Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte im Volksbanken-Verbund stattgefunden. Die Expertinnen und Experten des Verbandes – Silvia Liegl, Stefan Resetarits, Birgit Szücs (Interessenvertretung), Christiane Lewisch, Karin Trzebin (Recht) und Hans Bock (Revision) – brachten dabei die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den neuesten Stand zu den Themen Bankenregulierung, BaSAG, Rechnungslegung und Gesellschaftsrecht.

ÖGV & Volksbanken Offizielle Partner für den Klimaschutz

Wie im letzten Heft berichtet, haben der ÖGV, die Volksbanken und die Energieexperten von PowerSolution eine Allianz für die Umsetzung von Energiegenossenschaften gebildet. Für ihre Vorreiterrolle im Kampf gegen den Klimawandel wurden sie nun von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler offiziell als Partner ins klimaaktiv-Programm des Ministeriums aufgenommen. „Unsere Partner leisten einen wichtigen Beitrag, damit Klimaschutz bei möglichst vielen Unternehmen und in der Breite der Gesellschaft ankommt. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass sich immer mehr Menschen für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, die klimaschonende Gestaltung von Lebensräumen und aktive Mobilität einsetzen“, so die Ministerin. Mit der Entwicklung und Bereitstellung von Qualitätsstandards, der Ausund Weiterbildung von Profis, mit Beratung, Information und einem großen Partnernetzwerk ergänzt klimaaktiv die bestehenden Klimaschutzförderungen und -vorschriften.

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Foto: Roland Rudolph
INSIDER
V. l. n. r.: Generaldirektor Gerald Fleischmann (Volksbank Wien), Ministerin Leonore Gewessler, Roland Kuras (PowerSolution) und Barbara Pogacar (ÖGV) bei der Vorstellung der Partnerschaft Die ÖGV-Experten Stefan Resetarits (li.) und Birgit Szücs (re.) bei der Schulung im ÖGV-Haus

„Hinter dem Erfolg“: Neue Werbekampagne am Start

Die Volksbanken-Werbelinie der letzten Jahre hat das Thema Erfolg nachhaltig mit der Marke verknüpft. Die neue Imagekampagne unter dem Motto „Hinter jedem Erfolg steckt mehr, als man denkt“ baut darauf auf. Ab Jänner ist der Spot auch im TV zu sehen. Mit emotionalen Bildern und mitreißenden Wettkampfaufnahmen macht die Kampagne einmal mehr darauf aufmerksam, was hinter den Kulissen des Erfolges passiert. Die Skispringerinnen und Skispringer des ÖSV gehen als Testimonials auf unterschiedliche Seiten des Erfolges ein. Die Botschaft: Erfolg fängt nicht beim Sieg an und hört auch nicht am Podest auf. Dahinter stecken harte Arbeit, großer Erwartungsdruck, ein eiserner Wille und ein starkes Team. Das gilt besonders in herausfordernden wirtschaftlichen Zeiten. Exklusive Blicke hinter die Kulissen beleuchten die Karrieren der ÖSV-Stars von einer anderen Seite und zeigen, dass die Volksbank als vertrauensvoller Partner an den Erfolg glaubt und den Weg dorthin als starke Hausbank begleitet.

Persönliche Erfolgsgeschichten im Rampenlicht

Als Teaser für die neue Kampagne „Hinter jedem Erfolg steckt mehr, als man denkt“ haben die Volksbanken im Herbst gemeinsam mit der Tageszeitung „Heute“ persönliche Erfolgsgeschichten der Österreicherinnen und Österreicher zu Themen wie Nachhaltigkeit, Gesundheit, Klimaschutz, soziales Engagement, Sport, Beruf oder Bildung gesucht. Die 50 besten Beiträge wurden von „Heute“ veröffentlicht – nachzulesen unter www.heute.at/erfolgsgeschichten – und zudem mit jeweils 250 Euro honoriert. Erfolgsgeschichten von ausgewählten Volksbank-Kunden waren auch auf Puls 4, Pro 7 und Sat 1 zu sehen.

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Volksbanken-Verbund
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Abschluss der Managementkonferenz 2022

Um die beiden Zukunftsthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist es im vierten und letzten Teil der Volksbank-Managementkonferenz 2022 gegangen. 175 Führungskräfte aus dem Verbund nahmen – diesmal wieder online – daran teil. Zur digitalen Dividende referierte Michael Zettel von Accenture, der auch skizzierte, wohin die Reise mit dem neuen IT-Partner der Volksbanken geht: „Kluge Digitalisierung steigert nicht nur die Produktivität, sondern bringt auch mehr Umsatz im Vertrieb. Und durch Transparenz und Überblick erleichtert sie das Monitoring von Nachhaltigkeit.“ Bettina Fattinger, Leiterin des Bereichs Digitalisierung in der Volksbank Wien, stellte den Opti-Channel-Ansatz der Volksbanken vor, bei dem immer der Kunde entscheidet, wann und wie er mit seiner Bank interagiert.

Über die nächsten Schritte im Bereich Nachhaltigkeit informierte Monika Tögel, die dieses Thema im Verbund verantwortet. Volksbank-Wien-Vorstand Thomas Uher betonte im Schlussgespräch mit Moderatorin Daniela Philipp: „Digitalisierung macht zwar vieles leichter, aber das Herzstück unseres Kundenversprechens ist und bleibt die kompetente persönliche Beratung.“

KreditrisikoSummit in Salzburg

Rund 130 Volksbank-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus dem Bereich Kreditrisiko sind in der Stadt Salzburg zusammengekommen, um sich mit dem Thema Nachhaltigkeit in ihrem Fachgebiet zu befassen. Das Event wurde von der Volksbank Akademie organisiert. Nach der Eröffnung durch Thomas Uher, Vorstand der Volksbank Wien, und einer Keynote von Ökonom Christian Helmenstein standen bei der zweitägigen Verbundveranstaltung Wissenstransfer und Networking im Vordergrund. In insgesamt acht Workshops ging es darum, wie sich die ESG-Kriterien auf die tägliche Arbeit im Risikomanagement auswirken – von der Wohnbaufinanzierung bis zum Firmenkundengeschäft. Dabei wurden zahlreiche praxisrelevante Fallbeispiele präsentiert, auch Diskussionsrunden standen auf dem Programm.

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Thomas Uher im Studiogespräch mit Moderatorin Daniela Philipp
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Foto: wildbild/Herbert Rohrer

Volksbank Wien Kooperation mit Vorarlberg bei Vermögensverwaltung

Die Volksbank Wien erweitert ihr nachhaltiges Private-Banking-Angebot um eine Vermögensverwaltung. Ganz im Sinne des genossenschaftlichen Prinzips arbeitet sie dabei eng mit der Volksbank Vorarlberg zusammen. Deren hauseigene Vermögensverwaltung ist bereits seit 2016 erfolgreich im Bereich Nachhaltigkeit engagiert.

Diese Expertise kommt nun auch Anlegern der Volksbank Wien zugute: Die Kundinnen und Kunden werden regional beraten, ihr Vermögen wird von den Experten der Volksbank Vorarlberg verwaltet. Mit der niedrig gehaltenen Mindestanlage von 100.000 Euro soll möglichst vielen der Einstieg in die Vermögensverwaltung ermöglicht werden. Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien, erklärt: „Die enge Zusammenarbeit der Volksbanken innerhalb des Verbundes erlaubt uns die Nutzung regionaler Expertise bei gleichzeitiger Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie, die uns besonders am Herzen liegt. Aus diesem Grund ist die Achse Wien-Vorarlberg der logische nächste Schritt, um unseren Kundinnen und Kunden das beste Angebot aus dem Volksbanken-Verbund machen zu können.“

Um den unterschiedlichen Bedürfnissen ihrer Anleger gerecht zu werden, bietet die Volksbank Wien drei klassische Vermögensverwaltungsstrategien – Income, Balanced und Growth – sowie zwei Aktienmandate auf Einzeltitelbasis an. Darüber hinaus haben die Kundinnen und Kunden mit einem Individualmandat die Möglichkeit, das investierte Vermögen nach selbst festgelegten Rahmenbedingungen und Wünschen verwalten zu lassen. „Gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden entwickeln unsere Beraterinnen und Berater langfristige, individuelle und vor allem nachhaltige Veranlagungsstrategien“, so Michael Santer, verantwortlich für Private Banking & Treasury bei der Volksbank Wien.

Bei den Investmententscheidungen berücksichtigen die Vermögensverwalter neben finanziellen Faktoren auch ökologische und soziale. Dazu hat die Volksbank Vorarlberg den „achtsamen Investmentansatz“ entwickelt: In einem vierstufigen Prozess stellen die Portfoliomanager nachhaltige Anlagelösungen zusammen. Mittels Ausschlusskriterien verzichten sie etwa auf bestimmte Sektoren. Unter dem Titel „Impact Investing“ wird in Unternehmen investiert, die zur Erreichung der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen beitragen. Zudem führen die Experten der Volksbank einen Dialog mit den Unternehmen, in die investiert wird, um etwaige Nachhaltigkeitsdefizite aufzudecken.

„Die genossenschaftlichen Werte bilden auch in der Vermögensverwaltung die Eckpfeiler unseres Handelns. Bei unseren Anlageentscheidungen geht es vor allem um den Menschen und seine Bedürfnisse. Das bedeutet für uns, dass wir nicht nur nachhaltig wirtschaften, sondern vor allem nachhaltig investieren“, so Clemens Lengauer, Bereichsleiter Vermögensverwaltung der Volksbank Vorarlberg.

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Michael Santer, Private Banking & Treasury der Volksbank Wien Clemens Lengauer, Bereichsleiter Vermögensverwaltung der Volksbank Vorarlberg Foto: Felicitas Matern
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Foto: Marcel Hagen

Gütesiegel für „fairen Credit“

Erfolg für die Volksbank Wien und die TeamBank bei ihrem gemeinsam angebotenen „fairen Credit“: Die Service- und Beratungsqualität wurde nun bereits zum zwölften Mal in Folge vom TÜV Austria ausgezeichnet. Die unabhängigen Auditoren bescheinigten ein hohes Maß an Kundenfreundlichkeit sowie eine objektive und nachvollziehbare Kreditentscheidung. Den Fokus legten sie in diesem Jahr auf die Fachkompetenz der Beraterinnen und Berater in Bezug auf die Finanzreserve. Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien: „Bereits 2008, als unsere Zusammenarbeit mit der TeamBank begann, haben wir mit dem fairen Credit in Österreich Pflöcke im Bereich der nachhaltigen Konsumkredite eingeschlagen. Wir haben damit sehr früh einen Trend gesetzt, den wir mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie jetzt und in Zukunft immer weiter ausbauen.“

Ein Herz fürs VinziDorf

Interne Aktion mit viel Herz: Vorstand, Betriebsräte und Belegschaft der Volksbank Wien, der VB Services sowie der VB Infrastruktur und Immobilien haben im September und Oktober Sachspenden für das VinziDorf – eine Einrichtung für obdachlose Männer mit Alkoholproblemen – gesammelt. Organisiert hatte die Aktion Volksbank-Mitarbeiterin Marion Schaffra, die nebenbei ehrenamtlich im VinziDorf hilft. „Es ist eine unglaubliche Menge an dringend benötigten Hygieneartikeln zusammengekommen, ein Spender brachte sogar rund 20 Kilo“, sagt sie.

Der Obmann der Vinzenzgemeinschaft, Kurt Grossauer, ein ehemaliger ÖGV-Mitarbeiter, erklärte bei der Übergabe in der Volksbank-Zentrale: „Durch das Zusammenleben in einer offenen Dorfgemeinschaft wollen wir den Bewohnern wieder ein Gefühl von Heimat und Geborgenheit geben. Dazu gehören auch materielle Dinge wie etwa Essen und ein Dach über dem Kopf sowie die Versorgung mit Hygieneartikeln, wofür ich mich im Namen aller Bewohner bei den Volksbank-Mitarbeitern herzlich bedanke.“

Zufrieden und dankbar zeigte sich auch Rainer Borns, Vorstandsdirektor der Volksbank Wien: „Wir sind sehr stolz auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit dieser Spendenaktion ein großes Herz be -

wiesen haben. Sowohl auf jene, die an der Organisation beteiligt waren, als auch auf jene, die Sachspenden gegeben haben.“ Vorstandskollege Thomas Uher ergänzte: „Es ist generell sehr erfreulich, dass es in der Volksbank Wien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich betätigen.“

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V. l. n. r.: Martin Heilinger, Sarolta Hauer (beide Volksbank Wien), Hermann Zeilinger (TÜV Austria), Klaus Bara (Volksbank Wien), Jennifer Budkewitsch (TeamBank), Raimund Kössler (Volksbank Wien) Übergabe der Sachspenden – v. l. n. r.: Vorstandsdirektor Rainer Borns, Betriebsrat Hermann Ehinger, Organisatorin Marion Schaffra, VinziDorf-Obmann Kurt Grossauer und Vorstandsdirektor Thomas Uher Foto: Christian Dusek
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Volksbank Wien

Mitarbeiterfest als Startschuss für „Du-Kultur“

Rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank Wien haben im September im Wiener Prater gemeinsam gefeiert. Generaldirektor Gerald Fleischmann sprach dabei über die Herausforderungen, aber auch über die tollen Erfolge. Zusammen mit den Vorstandskollegen Rainer Borns und Thomas Uher läutete er die „Du-Kultur“ in der Volksbank Wien ein.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch die Vertriebs-Awards an die erfolgreichsten Filialmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, der Servicehelden- sowie der Team-Award verliehen. Vertreter der Produktpartner ERGO, Union Investment, IMMOcontract und TeamBank gratulierten gemeinsam mit dem Bankvorstand den Gewinnerinnen und Gewinnern.

Gute Stimmung, ein ausgezeichnetes Buffet, die Fotobox, der Zauberkünstler, der Eiswagen sowie der musikalische Rahmen mit DJ und Saxofon, aber auch die sportliche Betätigung an den Bowlingbahnen rundeten den gelungenen Abend ab.

Frauenpower für die VB Niederösterreich Süd

Weibliche Verstärkung hat die VB Niederösterreich Süd, eine Eigentümergenossenschaft der Volksbank Wien, bekommen: Andrea Kovacs-Wöhry wurde bei der Generalversammlung in den Vorstand, Alexandra Stief in den Aufsichtsrat gewählt. Kovacs-Wöhry verantwortet seit 2019 die VolksbankRegionaldirektion Wiener Neustadt und kann auf umfassende Bank- und Führungserfahrung im In- und Ausland zurückblicken. Stief leitet als geschäftsführende Gesellschafterin drei McDonald‘s-Standorte in Wiener Neustadt.

Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Jedlicka zeigt sich erfreut: „Als wichtiger Eigentümer der Volksbank Wien ist eine Verjüngung und Diversifizierung unseres Leitungs- und Aufsichtsgremiums wesentlich für den weiteren Erfolg und die Durchsetzung unserer regionalen Interessen.“ Vorstandsvorsitzender Martin Heilinger ergänzt: „Der Erfolg der Genossenschaft ist maßgeblich von unserer Bank bestimmt und umgekehrt. Ich bin glücklich über die Frauenpower, die unsere Gremien verstärkt.“ Bürgermeister Alfredo Rosenmaier wurde bei der Generalversammlung für seine langjährige Tätigkeit im Aufsichtsrat geehrt.

Die seit 157 Jahren bestehende Genossenschaft vertritt die Interessen der Volksbank-Eigentümer in den Bezirken Wiener Neustadt und Neunkirchen. 2016 hatte sie ihren Bankbetrieb in die Volksbank Wien eingebracht. Das genossenschaftliche Geschäftsmodell nutzt die Aktiengesellschaft für den professionellen Betrieb des Bankgeschäfts und die Genossenschaft als regionalen Anker. Die Entwicklung der Beteiligung war in den letzten Jahren überaus erfreulich und mündete im Rekordjahr 2021 in einer entsprechenden Dividendenzahlung.

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V. l. n. r.: Martin Heilinger, Dieter Jedlicka, Alexandra Stief, Viktor Strebinger, Andrea Kovacs-Wöhry und Alfredo Rosenmaier Foto: Robert Polster
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Künstlergespräch mit Verena Scheitz

Die beliebte Moderatorin, Schauspielerin und Kabarettistin Verena Scheitz war im Oktober zu Gast beim Künstlergespräch in der Volksbank in Baden. Regionaldirektor Martin Heilinger konnte zahlreiche Kunden und Mitglieder sowie als Ehrengäste Bürgermeister Stefan Szirucsek, Bezirkshauptfrau Verena Sonnleitner und Gaby Jacoby, die Schirmherrin von „Künstler helfen Künstlern“, begrüßen – die Spenden des Abends gingen an ihre Organisation. Im Gespräch mit August Breininger, dem Initiator dieses Formats, verriet Scheitz Wissenswertes und Humoriges aus ihrer Laufbahn als Künstlerin. Gegen Ende der Veranstaltung bewies sie Spontanität und gab Gesangsleinlagen zum Besten. Nach einigen Solos verführte sie mit ihrem Charme auch Moderator Breininger zu gemeinsamen Duetten und Tanzeinlagen.

Infoabend zu ImmoInvestments in Wiener Neustadt

Lohnen sich aktuell Investments in Immobilien? Volksbank-Regionaldirektorin Andrea Kovacs-Wöhry begrüßte Kundinnen und Kunden in den Kasematten Wiener Neustadt zu einem Informationsabend, der spannende Einblicke in unterschiedliche Formen der Immobilienveranlagung bot. Harald Pirkfellner, Vertriebsdirektor bei Union Investment, informierte über die Vorteile der Veranlagung in Immobilienfonds. Elisabeth Binder von IMMOcontract präsentierte als Alternativen das Bauherrenmodell und Vorsorgewohnungen. „In herausfordernden Zeiten wie diesen ist eine zeitgemäße und breit aufgestellte Vermögensstruktur mit verschiedenen Anlageformen wichtiger denn je. Die Immobilienveranlagung stellt dabei eine wesentliche Säule eines ausgewogenen Veranlagungsportfolios dar“, so Regionaldirektorin Kovacs-Wöhry.

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August Breininger im ungeplanten Duett mit Verena Scheitz Foto: Veronika Steinberger Foto: Christian Dusek V. l. n. r.: Harald Pirkfellner (Union Investment), Elisabeth Binder (IMMOcontract), Andrea KovacsWöhry, Michael Santer (beide Volksbank) und Dieter Jedlicka (VB Niederösterreich Süd)
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Neue Partnerschaft mit Fachhochschule

Es ist eine Verknüpfung von Theorie und Praxis, die den Wissens- und Erfahrungsaustausch fördern soll: Die Volksbank Wien hat eine langfristige Kooperation mit dem Master-Studiengang Quantitative Asset and Risk Management der FH des BFI Wien vereinbart. „Einerseits fördern wir damit die Beziehung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, andererseits geben wir den Studierenden Gelegenheit, schon während der Ausbildung praxisbezogene Zusammenhänge kennenzulernen. Das schafft Vertrauen in die Ausbildung und in das eigene Wissen“, so Volksbank-WienVorstand Thomas Uher.

„Wir sind stolz darauf, mit der Volksbank Wien eine erfahrene Partnerin an unserer Seite zu haben, mit der wir unser praxisorientiertes Studienangebot weiter professionalisieren können“, erkärt Eva Schiessl-Foggensteiner, Geschäftsführerin der FH des BFI Wien. Die Studierenden können durch die Einbindung der Bank bei projektbezogenen Lehrveranstaltungen, die Einladung zu Gastvorträgen und die Teilnahme an der FH-Karrieremesse die Praxis von Österreichs größter Volksbank kennenlernen. Weiters haben sie die Möglichkeit, Volksbank-Veranstaltungen du besuchen oder ein Praktikum bei der Bank zu absolvieren.

Kabarettabend für Eigentümer

Die Volksbank Niederösterreich hat am 9. November wieder zu einem ihrer beliebten Kabarettabende für Genossenschaftsmitglieder geladen. Über 700 Eigentümer kamen, der Saal in der Stadthalle Ybbs war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Auf der Bühne verabreichte der Arzt und Kabarettist Omar Sarsam die beste Medizin – das Lachen – in hochdosierter Form. Mit einem Pointenfeuerwerk und seinen Musikeinlangen begeisterte er das Publikum. Ein Unterhaltungsabend der Extraklasse, der den Alltag für einige Stunden vergessen ließ.

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Volksbank Wien Volksbank Niederösterreich Thomas Uher, Vorstandsdirektor der Volksbank Wien Generaldirektor Rainer Kuhnle, Direktor Johann Teufl, die Regionaldirektoren Christian Reichhard, Johannes Pils und Josef Krawczikowski sowie Moderatorin Birgit Reiböck mit Kabarettist Omar Sarsam (3. v. l.) Fotos: mostropolis.at Foto: Clemens Schmiedbauer Eva Schiessl-Foggensteiner, Geschäftsführerin der FH des BFI Wien
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Foto: Robert Polster

Unternehmertreff in der Region

Im Oktober hat die Fortsetzung von „Fit for Business“, der beliebten Unternehmer-Veranstaltungsreihe der Volksbank Niederösterreich, stattgefunden. Generaldirektor Rainer Kuhnle (Bild) konnte rund hundert Gäste, allesamt Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region, beim Gastgeber des Abends, Elektro Teufl & Co in Purgstall, begrüßen. Im Fokus der Veranstaltung stand das Thema Nachhaltigkeit.

Die Prokuristen Thomas Böhm und Jürgen Holzmann präsentierten Beispiele gelebter Nachhaltigkeit im Finanzierungs- und Veranlagungsbereich und standen im Anschluss für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Nach dem offiziellen Teil gab es die Gelegenheit, an einer Führung des Hausherrn durch das neu errichtete Betriebsgebäude teilzunehmen.

Hauseigenes Studio eröffnet

Im Zuge des Umbaus der Zentrale in St. Pölten hat sich die Volksbank Niederösterreich dazu entschlossen, ein hauseigenes Multimedia-Studio zu implementieren. Die Premierenausstrahlung fand am 10. November in Form einer gemeinsamen Online-Veranstaltung mit IMMOcontract statt. Generaldirektor Rainer Kuhnle zeigte sich sehr stolz auf sein Studioteam und zufrieden mit dem gelungenen Auftakt der künftigen Eigenproduktionen, die ein breites Spektrum umfassen sollen: LiveStreams, Produktion von Schulungsvideos, Aufzeichnungen für spätere Sendetermine oder gemeinsame Online-Formate mit Vertriebspartnern.

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Die Premierenakteure vor dem Greenscreen des neuen Studios
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Volksbank Steiermark Hausbank auf Schiene

Die Volksbank Steiermark ist ab sofort im Stadtbild von Graz noch präsenter: Die erste Straßenbahn im Hausbank-Look hat die Remise verlassen und ist jetzt auf Schiene. Mit dem auffälligen Branding setzt die Regionalbank ein Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit im Straßenverkehr. Die Optik orientiert sich an der Hausbank-Linie „Überall dort, wo auch Sie sind“. „Wir freuen uns, gemeinsam mit den Graz Linien ab sofort sieben Tage die Woche für die Fahrgäste da zu sein und damit eine sinnvolle und moderne Alternative zum Pkw anzubieten“, so Generaldirektorin Monika CisarLeibetseder. Gemeinsam mit ihren Partnern wie ERGO oder TeamBank setzt die Volksbank auf nachhaltig gelebte Werte – ökonomisch, sozial und ökologisch. Ein Ziel im Verbund ist die Klimaneutralität im Betrieb bis 2030.

Spende für „Steirer helfen Steirern“

Schon traditionell spendet die Volksbank Steiermark anlässlich des Weltspartags für karitative Organisationen und Projekte in der Region. Heuer ging eine Unterstützung in der Höhe von 20.000 Euro an den Verein „Steirer helfen Steirern“. Der Betrag wurde vom Vorstandsduo Monika CisarLeibetseder und Hannes Zwanzger am Weltspartag an Vereinspräsident Bernd Olbrich übergeben. Für ihre Kundinnen und Kunden setzt die Volksbank Steiermark angesichts von Teuerung und hohen Energiekosten verstärkt auf Beratung zur finanziellen Gesundheit.

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Jungfernfahrt der neuen Straßenbahn mit dem Vorstandsduo Monika CisarLeibetseder und Hannes Zwanzger, den Volksbankern Rudolf Grandits und Christian Huss sowie mit den ERGO- und TeamBank-Vertretern Hubert Urbaner und Patrick Galler Foto: Werner Krug Foto: Benjamin Gasser
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Die Vorstände Hannes Zwanzger und Monika Cisar-Leibetseder bei der Spendenübergabe an Bernd Olbrich (Bildmitte)

Kundenerlebnis „Kernölamazonen“

Insgesamt mehr als 1.500 Kundinnen und Kunden sind in den Genuss der heurigen Kabarettreihe der Volksbank Oberösterreich in Gmunden, Wels, Linz und Schärding gekommen. Auf der Bühne begeisterten die „Kernölamazonen“. Das Duo – bestehend aus der „griechischen Kriegerin“ Caroline Athanasiadis und Gudrun NikodemEichenhardt vom „Kernölplaneten Steiermark“ – vereinte Wortwitz, Musik und Spiel zu einer temporeichen Mischung aus Kabarett und Musiktheater.

„Mit den Kabarettabenden bedanken wir uns bei unseren Kundinnen und Kunden für ihre Treue – und was gibt es Schöneres, als gemeinsam zu lachen“, freute sich Vorstandsvorsitzender Richard Ecker über die ausgesprochen positive Resonanz. Die Volksbank Oberösterreich veranstaltete ihre beliebte Kabarettreihe in den Regionen heuer bereits zum vierten Mal.

900 Jahre Know-how und Erfahrung gefeiert

Im Rahmen einer Feier hat die Volksbank Tirol kürzlich 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geehrt, die schon besonders lange für die Regionalbank im Einsatz sind. Zusammen kommen die Jubilare auf über 900 Dienstjahre. „Wir – die Volksbank Tirol – sind eine Regionalbank, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die Kundinnen und Kunden schätzen eines ganz besonders: einen gleichbleibenden Ansprechpartner in ihren Geldangelegenheiten. Und es ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen so viele Jahre treu ihre Dienste leisten und damit die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg legen“, lobte Vorstandsvorsitzender Markus Hörmann die Jubilare. „Wir bedanken uns für die Loyalität, das entgegengebrachte Vertrauen und den jahrelangen Einsatz“, ergänzte Personalleiterin Martina Kirchmair. Es gratulierten auch Aufsichtsratschef Robert Oelinger, die Betriebsratsvorsitzende und AK-Kammerrätin Andrea Ager sowie die Fachvertretungsgeschäftsführerin der Wirtschaftskammer Tirol, Sabine Uitz.

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Vorstandsvorsitzender Richard Ecker mit den beiden Kabarettistinnen Volksbank Oberösterreich Volksbank Tirol Fotos: Mathias Lauringer
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Foto: Die Fotografen

Volksbank Salzburg

Neue Filiale Maxglan feierlich eröffnet

Nach mehrmonatiger Umbauzeit haben Generaldirektor Andreas Höll und Filialleiter Thomas Lott die neue Volksbank in Maxglan feierlich eröffnet. Die älteste Filiale der Volksbank Salzburg ist nun zugleich der modernste Standort der Bank und dient auch als Blaupause für künftige Umbauten. Erstmals gibt es keinen klassischen Bankschalter mehr, dafür zusätzliche Selbstbedienungsgeräte, bei deren Bedienung die Kunden von Servicemanagern unterstützt werden. Zudem bietet die neue Filiale einen einladenden Lounge-Bereich und themenspezifische Beratungsbüros, die – je nach Beratungsschwerpunkt – auch unterschiedlich gestaltet sind. Durch sorgsam ausgesuchte Materialien und Farben, die räumliche Anordnung und die moderne Einrichtung entstand ein angenehmes Wohlfühlambiente. Den Gästen bei der Eröffnung gefiel das neue Konzept auf Anhieb, beim Get-together wurde auf das gelungene Projekt angestoßen.

Festival für neue Volksmusik

Im Herbst fand zum sechsten Mal das von der Volksbank Salzburg unterstützte Festival für neue Volksmusik – „bodenst@ndig“ – im Petersbrunnhof der Stadt Salzburg statt. Vor ausverkauftem Haus spielten und sangen die Gruppen „Aniada A Noar“, „Peter Mayer Hofkapelle“, „Cordes y butons“ sowie die Local Heroes „Querschläger“ und zeigten die Vielfalt der neuen Volksmusik. Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn und Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf betonten den Stellenwert des kleinen, aber feinen Festivals. Berta Wagner, Geschäftsführerin des Forum Salzburger Volkskultur, bedankte sich bei den Partnern und Unterstützern –im Besonderen bei der Volksbank Salzburg als Hauptsponsor, Ideengeber und Initiator der Veranstaltung. Alle Fotos: www.bodenständig.at

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Generaldirektor Andreas Höll auf der Bühne

Mit 18 Teilnehmerinnen und im Beisein von Vorstand und erweiterter Geschäftsleitung ist das neue Frauennetzwerk der Volksbank Salzburg an den Start gegangen. Personalchefin Manuela Gorbach über die Ziele ihres Herzensprojekts: „Durch einen bewussten Umgang mit geschlechterspezifischen Stärken und deren Förderung soll die Volksbank Salzburg noch erfolgreicher werden.“ Die Sprachtrainerin und Storytellerin Mareike Tiede reflektierte zum Auftakt mit den Anwesenden bewusste und unbewusste Rollenvorstellungen. Sie wird das Netzwerk im ersten Jahr begleiten und mit den Teilnehmerinnen Wege zu mehr Selbstvertrauen, Selbstverständlichkeit und Klarheit erforschen. Zudem werden konkrete Vorschläge zur Frauenförderung in der Bank erarbeitet und dem Vorstand vorgelegt.

Startschuss für Frauennetzwerk Auf den Spuren der Kelten

Ende September hat die Volksbank Salzburg interessierte Kundinnen und Kunden zu einer exklusiven Führung durch das Keltenmuseum Hallein geladen. Das Museum ist eines der größten seiner Art für keltische Geschichte und Kunst in Europa. Auch die Urgeschichte Salzburgs wird hier besonders anschaulich lebendig. Generaldirektor Andreas Höll und Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museum, begrüßten die Gäste. Der Leiter des Keltenmuseums, Florian Klopp, führte danach mit seinen Experten durch die Ausstellung und gab einen Überblick über mehr als 2.500 Jahre regionale Geschichte. Das exklusive Kundenevent klang mit einem Get-together im „Halleiner Stadtkrug“ aus.

Livestream aus dem Volksbank-Studio

In den letzten Monaten ist in der Zentrale der Volksbank Salzburg ein komplett ausgestattetes Studio für Videostreaming entstanden, das vom Team der Marketingabteilung nicht nur selbst geplant, sondern auch bis zum letzten Kabel selbst eingerichtet wurde. Am 3. Oktober fand die erste Online-Veranstaltung via Livestream statt. Als Vortragender konnte Tom Ganschow (Bild), Vertriebsdirektor von Union Investment Austria, gewonnen werden. Er referierte über zeitgemäße Veranlagung und beantwortete im Gespräch mit Vertriebsmanagerin Sandra Schmidbauer die Fragen der Online-Teilnehmer.

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Volksbank Vorarlberg Hohenems erleben bei Genossenschaftsabend

Auch heuer sind die Aufsichts- und Genossenschaftsräte der Volksbank Vorarlberg zu einem Genossenschaftsabend geladen worden. Gemeinsam mit den Vorständen Gerhard Hamel und Helmut Winkler konnten sie die qualitative und nachhaltige Entwicklung des historischen Stadtkerns von Hohenems entdecken. Dieser hat sich mit seinen revitalisierten Häusern und Straßenräumen längst zu einem Schmuckstück Vorarlbergs mit einer Vielfalt von einzigartigen Handels- und Gastronomiebetrieben entwickelt. Projektentwickler Markus Schadenbauer berichtete beim gemeinsamen Spaziergang von seiner Philosophie der Quartiersentwicklung. In den letzten Jahren sind mehr als 20 denkmalgeschützte Gebäude mit viel Bedacht, Weitblick und wirtschaftlichem Geschick revitalisiert worden. Zahlreiche spannende Anekdoten zu den geschichtsträchtigen Anwesen luden zum Schmunzeln und Staunen ein. Standesgemäß verpflegt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend im Biorestaurant Moritz.

Ein Weltmeister

zu Gast in der Bank

Im Rahmen des neuen Verständnisses von Bank als Marktplatz stellt die Volksbank Vorarlberg ihre Räumlichkeiten nicht nur regionalen Kunstschaffenden, sondern auch den ansässigen Vereinen für verschiedene Tätigkeiten kostenlos zur Verfügung. So hielt am 4. Oktober der Freundeskreis des Fußball-Bundesligisten SCR Altach seine Jahreshauptversammlung im Saal der Volksbank in Rankweil ab. Als Gast mit von der Partie war auch der neue Altach-Trainer Miroslav Klose. Der Weltmeister von 2014 und WM-Rekordtorschütze plauderte entspannt mit den Freundeskreis-Mitgliedern, aber auch den Altach-Fans unter den Bankmitarbeiterinnen und -mitarbeitern. Die Volksbank Vorarlberg ist gemeinsam mit ihrem Partner Union Investment seit mehreren Jahren auch Sponsor des Bundesliga-Klubs.

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Foto: Michael Siblik
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V. l. n. r.: Wolfgang Frick, Slaven Skeledzic, Astrid Bischof, Miroslav Klose, Gerhard Hamel

Angesagte Livemusik am Private-Banking-Standort

Anfang Oktober ist in Dornbirn wieder das beliebte Musikformat „Hörbar“ über die Bühne gegangen. Viele Lokale in der Innenstadt nahmen daran teil und präsentierten Live-Bands aus den unterschiedlichsten Genres. Die Volksbank Vorarlberg öffnete ihren Private-Banking-Standort am Marktplatz und verwöhnte die Gäste mit Musik der talentierten Band „Patchwork“. Die Filiale, die sonst durch ihr edles Ambiente besticht, wurde durch die vielen Gäste und die eindrucksvolle Performance der vierköpfigen Coverband aus Lustenau zu einer pulsierenden Musik-Location. „Die Bank soll wieder etwas Alltägliches werden –ein Treffpunkt in der Region, der nicht nur den Kundinnen und Kunden der Volksbank einen Mehrwert bietet, sondern der gesamten Bevölkerung“, so Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel. „Mit der Hörbar ist uns dies einmal mehr gelungen, insbesondere auch bei der jungen Zielgruppe.“

Kunden und Mitarbeiter als Blutspender

Unter dem Motto „Gib dein Bestes“ hat die Volksbank Vorarlberg zu einer Blutspendeaktion in die Zentrale nach Rankweil eingeladen. Rund 80 Personen nahmen das Angebot an und spendeten unter der Regie des Roten Kreuzes ihr Blut für andere Menschen. Neben zahlreichen Kundinnen und Kunden waren auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei. Sie alle erhielten nach der erfolgreichen Blutabgabe eine Jause und konnten sich in der Runde von Gleichgesinnten gut erholen. Laut Rotem Kreuz wird in Österreich alle 90 Sekunden eine Blutkonserve benötigt, das sind fast tausend am Tag. Initiiert und organisiert wurde die abendliche Aktion von einer bankinternen Projektgruppe, die sich unter dem Motto „zemma“ (zusammen, gemeinsam) um Initiativen rund um Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung kümmert.

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Volksbank

Spende für Lerncafé der Caritas

Anstelle von Geschenken für Erwachsene hat die Volksbank Kärnten am Weltspartag die Initiative Lerncafé der Caritas unterstützt. Mit dem Projekt wird Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten geholfen. Ihren Familien fehlt oft das Geld für Nachhilfestunden oder auch ein geeigneter Platz zum Erledigen der Hausaufgaben. „Wir freuen uns, mit unserer Spende das Lerncafé Siebenhügel in Klagenfurt am Wörthersee zu unterstützen und damit den Kindern und Jugendlichen faire Zukunftschancen zu ermöglichen“, so Johannes Jelenik, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kärnten. Im Lerncafé erhalten 30 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 15 Jahren kostenlose Nachhilfe, Unterstützung bei den Hausaufgaben und eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Insgesamt betreibt die Caritas Kärnten neun Lerncafés für 300 Kinder und Jugendliche und unterstützt sie so auf ihrer Bildungsreise.

Die besten Absolventen des Jahres

Fortbildung hat für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Volksbanken-Verbund einen hohen Stellenwert. Dafür, dass der Wissenstransfer auf höchstem Niveau erfolgt, sorgt die Volksbank Akademie mit ihren innovativen Konzepten. 2022 haben 41 Kandidatinnen und Kandidaten die Ausbildung zum Kundenberater erfolgreich absolviert, 27 jene zum Anlageberater und fünf den neu konzipierten Lehrgang zum Kommerzkundenberater. Wir stellen hier die Absolventen mit Bestnote vor.

Laura Barbarello

Volksbank Steiermark

Michael Herzig Volksbank Niederösterreich

Sandra Huez Volksbank Wien

Sebastian Hummel Volksbank Steiermark Angelika Knoblechner Volksbank Salzburg

Annika Pries Volksbank Salzburg Johannes Schmalnauer Volksbank Salzburg

Magdalena Kreidl Volksbank Salzburg

Gabriel Stecher Volksbank Tirol

Thomas Luftensteiner Volksbank Niederösterreich

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Foto: Helge Bauer Die Vorstände der Volksbank Kärnten, Johannes Jelenik und Alfred Holzer, mit Ernst Sandriesser und Roberta Sonja Striedinger (Caritas Kärnten)
Top-Absolventen des Lehrgangs Kundenberater
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Die
2022

Die Top-Absolventen des Lehrgangs Anlageberater 2022

Sabrina Faist Volksbank Steiermark

Dominik Schedlmayer Volksbank Niederösterreich

Margit Kern Volksbank Niederösterreich

Andrea Tschirpke Volksbank Wien

Gerald Kirchner Volksbank Salzburg

Diana Zach Volksbank Niederösterreich

Stefan Lederer Volksbank Salzburg

Jaqueline Zagler Volksbank Wien

Die Absolventen des Lehrgangs Kommerzkundenberater 2022

Helmut Gründler Volksbank Tirol

Hermann Münzberg Volksbank Niederösterreich

Stefan Haiden Volksbank Wien

Sebastian Schlawin Volksbank Steiermark

Rainhard Krug Volksbank Steiermark

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Volksbank Akademie Frische Inputs für die Bildung

Um neue Trends in der Aus- und Weiterbildung, aber auch um die Verbindung zur Nachhaltigkeit ist es im November beim zweitägigen Fresh-up-Event für Trainer und Prüfer der Volksbank Akademie gegangen.

„Lebenslanges Lernen, bei dem es neben Wissen auch um Werte geht, Praxisorientierung statt Vorratswissen, damit Nachhaltigkeit in den Regionen konkret mitgestaltet werden kann“, so umriss Akademie-Geschäftsführerin Barbara Czak-Pobeheim in ihrem Eröffnungsstatement die aktuellen Herausforderungen und Ziele in der Aus- und Weiterbildung. Gezeigt wurden dabei auch Videobeiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich bereits im Vorfeld Gedanken zu diesen Themen gemacht hatten.

Praktische Tipps, wie nachhaltiges Handeln gelingen kann, brachte im Anschluss daran Markus Reimer in seiner Keynote. Der deutsche Philosoph, Pädagoge, Qualitätsmanager und ehemalige Bundeswehr-Offizier vermittelte den rund 65 anwesenden Trainerinnen und Trainern mit einer Prise Humor, dass man bei qualitätsvollen Leistungen stets Nachhaltigkeit mitdenken sollte und warum es vielen Menschen so schwerfällt, vom Reden ins Tun zu kommen. Er empfiehlt, sich an konkreten Standards, Normen und Zielkatalogen wie jenen der GRI oder an den SDGs zu orientieren.

Neben der Begrüßung der neuen Trainerinnen und Trainer – siehe Kasten auf dieser Seite – standen an den beiden Tagen auch noch spannende und lehrreiche Workshops auf dem Programm. Dabei ging es um das erfolgreiche mentale, emotionale und körperliche Upgrade fürs eigene Ich, um Persönlichkeitsexzellenz, um die Geheimnisse von gelungenem Storytelling und um den pädagogisch wertvollen Einsatz von Humor in Trainings.

NEUE TRAINER-POWER IM VERBUND

Insgesamt elf neue Trainerinnen und Trainer aus dem Verbund kann die Volksbank Akademie in ihren Reihen begrüßen. „Als Praktiker sind sie eine wichtige Stütze für die Volksbanken und unsere Auszubildenden. Durch die Kombination aus beruflicher Erfahrung und didaktischen Kompetenzen stellen die Trainerinnen und Trainer die hervorragende Qualität unserer Ausbildung sicher“, so Akademie-Geschäftsführerin Barbara Czak-Pobeheim.

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Akademie-Geschäftsführerin Barbara Czak-Pobeheim bei der Eröffnung des Fresh-up-Events Das Team der Volksbank Akademie
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Jahresabschlussaktion mit 75 Euro Bonus

Noch bis Jahresende bietet die ERGO, der Versicherungspartner der Volksbanken, einen Vorsorgebonus: Wer bis 31. Dezember 2022 eine Lebensversicherung mit laufender oder einmaliger Prämie neu abschließt – „ERGO fürs Leben“, „ERGO fürs Sparen“, „ERGO fürs Investment“ oder „KindersparER GO!“ –, der erhält 75 Euro aufs Konto gutgeschrieben. Egal, ob man seine Träume finanzieren, den Lebensstandard in der Pension sichern oder für die nächste Generation vorsorgen möchte: Mit den entsprechenden Produkten der ERGO plant man seine Vorsorge besonders flexibel – bei der Veranlagung sowie der Ein- und Auszahlung.

Im Aktionszeitraum kann man nicht nur mit dem Vorsorgebonus Geld sparen und in nachhaltige Fonds veranlagen, sondern gleichzeitig auch einen „grünen Fußabdruck“ hinterlassen: Denn für jeden Abschluss pflanzt die ERGO einen Baum im „ERGO-Wald“ im nördlichen Waldviertel. 6.000 Bäume sind bei dieser Aktion in Zusammenarbeit mit Wald4Leben bereits dazugekommen, damit können jährlich rund 75 Tonnen CO2 kompensiert werden.

Alle Details und Bedingungen zur Aktion unter: www.volksbank.at/vorsorgebonus

Erneute Kür zum Service-Champion

Auszeichnung für die Kundenorientierung und das Service der ERGO: Die Versicherungsgesellschaft hat beim heurigen Service-Champion-Ranking der Agentur ServiceValue wieder den ersten Platz der Versicherungsbranche in Österreich erreicht. Es ist dies bereits die achte Auszeichnung in Folge. Mit einem Serviceerlebniswert von 77,1 Prozent liegt die ERGO deutlich über dem Branchenmittelwert von 68,1 Prozent. Darüber hinaus sicherte sich die ERGO im Gesamtranking aller Unternehmen den Goldstatus. „Wir leben Service im besten Sinn. Die nun bereits achte Auszeichnung zum Branchensieger für erlebtes Kundenservice zeigt, dass wir für unsere Kundinnen und Kunden da sind und sie das zu schätzen wissen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen mit ihrem Einsatz und ihrer Kompetenz dazu bei, ERGO als Service-Versicherer stets erlebbar zu machen“, so Christian Noisternig, Vorstand für Vertrieb und Marketing (Bild).

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ERGO
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Foto: Philipp Lipiarski

Sport 2000

Seit 50 Jahren zuhause im Sport

SPORT 2000, Österreichs größte Sportfachhändlergemeinschaft, hat heuer ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Über 350 Händler, Mitarbeiter, Partner und Wegbegleiter kamen zum Fest in die Scalaria am Wolfgangsee. Unter den Gästen waren auch Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer und Skilegende Hans Knauss.

1972 legten zehn Gründungsmitglieder, verteilt von Bludenz bis Wien, den Grundstein für die heutige Fachhändlergemeinschaft SPORT 2000 Österreich. Seitdem entwickelte sich die Genossenschaft von einem kleinen Garagenbüro zu Österreichs größter Sportfachhändlergemeinschaft mit aktuell 232 Mitgliedern. SPORT 2000 beschäftigt heute rund 3.450 Mitarbeiter, die Umsatzprognose liegt für heuer bei 700 Millionen Euro – ein Plus von neuen Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Laufende Investitionen in Qualität, Beratung, Service, Spezialisierung und unsere Marke haben wesentlich zur Erfolgsstory beigetragen. Allein in den letzten elf Jahren ist es uns dadurch gelungen, den Umsatz zu verdreifachen“, blickt SPORT-2000-Vorstand Holger Schwarting auf die Entwicklung zurück und ergänzt: „War die Anfangsidee der Genossenschaft, von besseren Konditionen im Einkauf zu profitieren, so teilen wir heute viel mehr. Unsere Zentrale unterstützt die Händler durch zukunftsorientierte Konzepte, Verträge mit qualitätsund fachhandelsorientierten Marken, Schulungen des beratenden Personals sowie Investitionen in die Marke.“

Durch den Festakt am Wolfgangsee führte Sportmoderatorin Alina Zellhofer. Vom Galadinner über ein Kabarett mit Gernot Kulis bis hin zu einer spektakulären Wassershow bot die Feier zahlreiche Highlights. „Die SPORT-2000-Gemeinschaft lebt von Menschen und vom starken Miteinander. Es ist schön zu erleben, wie sich Händler, Mitarbeiter und Partner begegnen, gemeinsam feiern und eine gute Zeit zusammen verbringen“, so Schwarting. Für den gemütlichen Ausklang des Abends sorgten Livemusik und ein DJ.

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V. l. n. r.: Stephan Mayer-Heinisch (Präsident des österreichischen Handelsverbands), Erich Gleirscher (Aufsichtsratsvorsitzender von SPORT 2000), Landeshauptmann Thomas Stelzer, Margit Gosau (CEO von SPORT 2000 International) und SPORT-2000-Vorstand Holger Schwarting Jubiläumsfeier in der Scalaria am Wolfgangsee mit über 350 Gästen
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Fotos: SPORT 2000/Markus Schneeberger

Erstes Liesinger Grätzlfest ein voller Erfolg

Rund 400 Gäste haben sich beim ersten Liesinger Grätzlfest über die Vorteile von Energiegenossenschaften informiert. Veranstalter war die WGE Grätzl-Energiegemeinschaft in Kooperation mit dem Liesinger Unternehmerverein WIR23, der Firma PowerSolution, der Volksbank Liesing und dem ÖGV.

Die 2021 gegründete Grätzl-Energiegemeinschaft ist ein Pionier der genossenschaftlichen Energiewende und möchte ihr Know-how in verschiedenen Projekten weitergeben. In einer Talkrunde diskutierten Barbara Pogacar, Leiterin des ÖGV-Gründerservices, Franziska Aujesky, Energieund Klimapolitikexpertin der Wirtschaftskammer Wien, Volksbank-Regionaldirektor Martin Heilinger, und Stefan Humenberger, Experte bei PowerSolution, über die richtigen Strategien und Erfolgsrezepte. „Erneuerbare Energiegemeinschaften sind unsere Zukunft. Dass Liesing jetzt schon auf ein Jahr Pionierarbeit zurückblicken kann, ist erstaunlich. Noch erstaunlicher ist aber, was das für die Energiezukunft bedeutet: Die Menschen im Grätzl werden für einen bewussten Umgang mit Energie

sensibilisiert. Sie sind dem Thema gegenüber offen und wollen selbst aktiv zur Energiewende beitragen“, so Humenberger. „Es liegt in der Verantwortung von uns allen, uns aktiv für den Klimaschutz einzusetzen“, ergänzte Heilinger.

Ehrung für Obmann

Siegfried Walther, Vorstandsobmann der Arkadia-Genossenschaft, ist für seine Verdienste und Leistungen mit der SchulzeDelitzsch-Medaille in Gold am Bande geehrt worden. ÖGV-Vorstand Franz Groß überreichte die Auszeichnung im Rahmen der heurigen Generalversammlung. Die 1991 gegründete Genossenschaft besitzt in Warmbad Villach mehrere Hotelapartments, die den rund 90 Mitgliedern für ihre Urlaube zur Verfügung stehen.

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Arkadia V. l. n. r.: Martin Reich, Nizama Mehmedovic (beide Volksbank), Maria Praxmarer (WIR23), Nicole Schillig (Volksbank), Barbara Pogacar (ÖGV), Markus Fiala (WIR23), Robert Kuras (Grätzl-Energie), Martin Heilinger und Robert Walenta (beide Volksbank) Foto: Veronika Steinberger
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Vereinigte Eisfabriken und Kühlhallen Auszeichnung für nachhaltiges Wirtschaften

Die Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen in Wien gehören nicht nur zu den traditionsreichsten Mitgliedsgenossenschaften im ÖGV, sondern auch zu den innovativsten: Für ihr Engagement um den Klimaschutz wurden sie jetzt von Stadtrat Jürgen Czernohorszky mit dem Nachhaltigkeitspreis der Stadt Wien ausgezeichnet.

Die Eisfabriken bestehen bereits seit 1898, in den letzten Jahren haben sie stark auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz gesetzt. Als großer Energieverbraucher beschritten sie neue Wege: 2020 wurde eine der größten Fotovoltaikanlagen Wiens in Betrieb genommen, die große Teile des eigenen Strombedarfs deckt, der Rest wird aus Wasserkraft gewonnen. Die Genossenschaft verbraucht zudem kein Gas, geheizt wird mit Maschinenabwärme.

„Als Genossenschaft, die seit bald 125 Jahren ihren Beitrag zur Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Lebensmitteln und Pharmaprodukten leistet, sind wir einer intakten Umwelt und einem gedeihlichen Miteinander verpflichtet. Wir

haben daher in den letzten Jahren trotz Pandemie, Energie- und Wirtschaftskrise zahlreiche Aktivitäten, Schulungen und Investitionen getätigt, die aktiv zum Schutz unseres Klimas beitragen. Den Preis sehen wir als Bestätigung unseres Weges“, so Roland Spitzhirn (Bildmitte), Geschäftsführer der Eisfabriken.

Aufbruchstimmung bei Generalversammlung

Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause ist die Generalversammlung der Brauerei Murau heuer wieder in Präsenz abgehalten werden. Vorstandsobmann Johann Lassacher berichtete über aktuelle Projekte, ÖGV-Revisorin Petra Geppl fasste die wirtschaftlichen Aspekte des Geschäftsjahres 2021 zusammen. Lobende Worte für die Bewältigung der schwierigen Herausforderungen in Krisenzeiten fanden sowohl Bürgermeister Thomas Kalcher als auch Nationalratsabgeordneter Karl Schmidhofer. Personell gab es nur eine Änderung: Im Aufsichtsrat folgte Franz Mayrhofer auf Klaus Purgstaller, der sich nicht mehr der Wahl stellte. Für seine Verdienste erhielt er das Ehrenzeichen in Gold des ÖGV. Alle anderen Funktionäre wurden für weitere fünf Jahre wiedergewählt.

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Brauerei Murau
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Foto: Martin Votava

Ehrungen

des Österreichischen Genossenschaftsverbandes

Von Jänner bis Dezember 2022 wurden folgende Auszeichnungen an verdiente Mitarbeiter, Geschäftleiter/Geschäftsführer und ehrenamtliche Funktionäre unserer Mitgliedsunternehmen verliehen:

Schulze-Delitzsch-Medaille in Gold am Bande

Siegfried WALTHER

Vorstandsobmann Arkadia Ferien Domizil Warmbad-Villach registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung

Schulze-Delitzsch-Medaille in Gold

Generaldirektorin KR

Mag. Regina OVESNY-STRAKA

Vorstandsvorsitzende Volksbank Steiermark AG Mitglied des Verbandsrats des ÖGV

Dr. Karl WILFINGER

Aufsichtsratsmitglied Volksbank Salzburg eG

Ehrenzeichen in Gold

Klaus PURGSTALLER

Aufsichtsratsmitglied Brauerei Murau eGen

Direktor Johannes ROCH

Vorstandsvorsitzender VB Fels am Wagram Beteiligung e.G.

Kleines Ehrenzeichen in Gold

Ing. Franz BIEBER

Aufsichtsratsvorsitzender-Stellvertreter VB Südburgenland Verwaltung eG

OStR Prof. Mag. Andrea LIEBMANN Aufsichtsratsmitglied VB Südburgenland Verwaltung eG

Bürgermeister Alfredo ROSENMAIER

Aufsichtsratsmitglied VB Niederösterreich Süd eG

Ehrennadel

Fabian EDER

Vorstandsvorsitzender VdFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung

Robert RAGGINGER

Genossenschaftsratsmitglied Volksbank Salzburg eG

Ehrenmedaille in Gold am Bande

Edith BRUNNER

Kundenberaterin Senior Volksbank Niederösterreich AG

Ludwig DIEMINGER

Kundenberater Senior Volksbank Niederösterreich AG

Bernhard ELLEGAST Mitarbeiter Sanierung & Betreibung Volksbank Niederösterreich AG

Karl KERZENDORFER

Mitarbeiter Zahlungsverkehr Volksbank Niederösterreich AG

Walter KOSSITS ehem. Mitarbeiter Volksbank Wien AG

Direktor Rainer OBERMEIER ehem. Regionaldirektor der Region Bad Hall Volksbank Oberösterreich AG

Hubert RAUSCHER

Mitarbeiter Organisation/IT Volksbank Niederösterreich AG

Gabriele RUMPLMAYR

Leitung Facility-Management Volksbank Oberösterreich AG

Richard SCHERZ

Kundenberater Senior Volksbank Niederösterreich AG

Bernhard SPIEGL

Kundenberater Senior Volksbank Niederösterreich AG

Christa WEISSENSTEINER

Vertriebsassistentin Professional Volksbank Niederösterreich AG

Erwin ZANKL

Filialmitarbeiter/Veranlagungsexperte Volksbank Wien AG

Ehrenmedaille in Gold

Inci BISCHOF

Sachbearbeiterin Markt-Service-Center Passiv Volksbank Vorarlberg e. Gen.

Sibylle BURTSCHER

Vertriebsassistentin Bereich Privatkunden Volksbank Vorarlberg e. Gen.

Ingrid NESENSOHN

Expertin Vertriebsmanagement, Marketing, PR & Kommunikation, Vertriebssupport Volksbank Vorarlberg e. Gen.

Simone THURNHER

Sachbearbeiterin Kreditrisikomanagement, Sanierung & Betreibung Volksbank Vorarlberg e. Gen.

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Buchtipps

Franz Schrank

Arbeitszeit – Kommentar Linde 1.552 Seiten € 218,–

Der seit langem bewährte Großkommentar zur Arbeitszeit von Professor Franz Schrank ist nunmehr in sechster Auflage erschienen. Das Werk beinhaltet das komplette wirtschaftsrelevante Arbeitszeitund Arbeitsruherecht in Österreich und ebenso die unmittelbar geltenden EU-Bestimmungen mit Ausnahme von Hauswirtschaft, Landwirtschaft und öffentlichem Dienst. AZG, ARG, KA-AZG, KJBG oder auch MSchG werden samt den relevanten neuen OGH-Entscheidungen umfassend und klar kommentiert. Ganz aktuell wurde in der neuen Auflage das Arbeiten im Homeoffice entsprechend dem Homeoffice-Paket 2021 berücksichtigt. Schwerpunktmäßig beinhaltet die Überarbeitung weiters die breitgefächerte höchstgerichtliche Judikatur zum Arbeitszeitrecht des AZG und ARG – etwa zum Modell gleitender Arbeitszeit oder zu Abgrenzungen betreffend Vorliegen entgeltpflichtiger Arbeitszeit. Zur Arbeitszeitreform 2018, die bereits in der Vorauflage behandelt wurde, erfolgen vertiefte Überlegungen insbesondere zu den Arbeitszeitgesetzen bei leitenden Angestellten. Das Werk ist eine unverzichtbare Grundlage für alle, die in der Praxis mit arbeitsrechtlichen Materien beschäftigt sind. Der Kommentar hilft, den komplexen Themenbereich des Arbeitszeitrechts zu verstehen, und bietet für alle wesentlichen Fragen praxisorientierte Lösungsvorschläge an. Wichtige Auslegungsfragen werden behandelt und unter Berücksichtigung von Fachliteratur und Rechtsprechung erörtert. Besonders hilfreich ist neben sämtlichen Gesetzen, Verordnungen, Entscheidungen und Auslegungen auch der Anhang mit Vereinbarungsmustern zu verschiedenen Arbeitszeitthemen.

Robert Kert, Georg Kodek (Hrsg.)

Das große Handbuch Wirtschaftsstrafrecht Manz 1.260 Seiten € 248,–

Das mittlerweile etablierte Handbuch zum Wirtschaftsstrafrecht von Robert Kert und Georg Kodek ist nunmehr in zweiter Auflage erschienen. So wie auch in der Vorauflage ist es den Herausgebern zusammen mit namhaften Spezialisten aus Justiz, Anwaltschaft und Wissenschaft gelungen, alle relevanten Gebiete des Wirtschafts- und Finanzstrafrechts umfassend und klar darzustellen. Die Neuauflage wurde um die jüngste Judikatur zur Untreue, die Reform der Geldwäschebestimmungen und die Umsetzung der EU-Richtlinie zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen ergänzt. Auch sind neue Themen – etwa Rechtshilfe, Übergabe und transnationale Ermittlungen in der EU, Verantwortlichkeit von Mitgliedern von Kollegialorganen sowie Criminal Compliance – hinzugekommen. Mithilfe von anschaulichen Beispielen und zahlreichen Praxistipps bietet das Buch einen anwendungsbezogenen Überblick sowie eine verlässliche Orientierung für die praktische Arbeit und den Umgang mit dieser komplexen Materie. Damit bleibt es auch in seiner aktualisierten Auflage ein unverzichtbares Nachschlagewerk für Detailfragen des Wirtschaftsstrafrechts.

Edin Vojnikovic

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BUCHTIPPS

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COOPERATIV 4/2022 77
ABO-BESTELLUNG

Damals vor 150 Jahren

Nicht nur der ÖGV feiert heuer sein 150-jähriges Bestehen, auch das Verbandsmagazin begeht dieses runde Jubiläum: Am 7. September 1872 erschien die erste Ausgabe der „Genossenschaft“, dem Vorgänger des „cooperativ“. Für die Rubrik „Damals vor 150 Jahren“ öffnen wir unsere Archive und blicken zurück. Wir bringen Wissenswertes, aber auch Schmankerl von anno dazumal.

Mit einem Fall von Behördenwillkür mussten sich eine Genossenschaft und der Allgemeine Verband Ende des Jahres 1872 herumschlagen: Ein niederösterreichischer Konsumverein hatte eine der begehrten Bewilligungen zum Verkauf von Tabakwaren erhalten. Auf Gleichbehandlung durch die Behörde pochend, suchte ein weiterer Konsumverein aus Wien-Mariahilf bei der hohen k.k. Finanzbezirksdirektion ebenfalls darum an. Allerdings erfolglos: Postwendend kam ohne weitere Begründung die Ablehnung, auf die ein Rekurs folgte, der das behördliche Nein – ebenfalls ohne Angabe von Gründen – bekräftigte. Der Konsumverein griff daraufhin zu seiner eigenen Interpretation von genossenschaftlicher Selbsthilfe: Er verkaufte schlichtweg ohne Erlaubnis Tabakwaren.

Erstausgabe von „Die DarlehenskassenVereine“ aus dem Jahr 1866

Als mehrere dieser Transaktionen mit Strafen belegt wurden, bat der Konsumverein den Allgemeinen Verband um Klärung der Sachlage. Nach intensivem Schriftverkehr mit dem k.k. Finanzministerium und einem Zeitungsartikel, der auf die Beamtenwillkür hinwies, sah sich der Finanzminister genötigt, eine wenig zufriedenstellende Erklärung zu veröffentlichen: Demnach sei gemäß Erlass vom 3. Mai 1860 die Bewilligung zum Verkauf von Tabakwaren ausschließlich an physische Personen zu vergeben.

Im Dezember 1872 erhielt der Allgemeine Verband einige Verständigungen, wonach in zahlreichen Genossenschaften über die

Auflösung des Reservefonds debattiert werde. Verbandsanwalt Hermann Ziller wies darauf hin, dass der Reservefonds die Versicherung der Genossenschaft sei. Die in der Überzahl stehenden passiven Genossenschafter sollten einen Teil ihrer laufenden Dividende opfern, um für die aktiven Funktionäre einen Sicherheitspolster aufzubauen. Ohne einen solchen liefen die Genossenschafter Gefahr, im Verlustfall über die Nachhaftung zur Kasse gebeten zu werden, so der Verbandsanwalt. Vom Reservefonds würden alle Genossenschafter profitieren, die aktiven wie die passiven, die von heute und jene, die künftig beitreten, indem sie ein solide aufgestelltes Unternehmen ihr Eigentum nennen könnten, schrieb Ziller.

Viel Kritik gab es im Rahmen einer besonderen Buchvorstellung: Der Allgemeine Verband machte auf die zweite Auflage des 1866 erstmals erschienenen Werks „Die Darlehenskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung sowie auch der städtischen Handwerker und Arbeiter“ von Friedrich Wilhelm Raiffeisen aufmerksam und warnte zugleich, bewährte Grundlagen zugunsten eines unerprobten Systems aufzugeben. Es wurde aber in Aussicht gestellt, dem Buch in der Verbandszeitung eine eingehende Besprechung zu widmen.

In der nächsten Ausgabe von „Damals vor 150 Jahren“ berichten wir über eine Enquete zur Lage des Kleingewerbes in Niederösterreich.

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COOPERATIV 4/2022
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Wir schauen auf Sie: Jetzt fürs Leben vorsorgen und 75 Euro Vorsorge-Bonus sichern.

Heute an Morgen denken. Gerade in unsicheren Zeiten ist Vorsorge wichtiger denn je. Wir helfen Ihnen dabei.

Wenn Sie jetzt mit einer ERGO fürs Leben, ERGO fürs Sparen, ERGO fürs Investment oder KindersparER GO! Lebensversicherung vorsorgen, erhalten Sie 75 Euro Vorsorge-Bonus. Und wir pflanzen zusätzlich einen Baum im ERGO Wald. Für eine lebenswerten Zukunft.

Nähere Informationen, Bedingungen und rechtliche Hinweise: volksbank.at/vorsorgebonus

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Ein Produkt der ERGO Versicherung AG. Modecenterstraße 17, 1110 Wien

In Kooperation mit Von 1.10. bis 31.12.2022
75Euro Vorsorge-Bonus &1Baumgepflanzt
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