Alumni Newsletter Nr. 9 - Deutsch

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L E K I T R LEI TA

„Vive experiencias, mueve conciencias“ und „meine Freiheit zu entscheiden“ sind einige der Formulierungen unseres neuen Leitbilds, die sich im Übrigen ergänzen. Erziehen heißt Freiheit geben, für die Schule und für das Leben. Den Schüler in seinem eigenen Umfeld in die Bedeutsamkeit seiner eigenen Existenz einführen, ihn bei der Verwendung bestehender Ideologien anleiten, damit er sich ein eigenes Kriterium bildet und dabei seinen Werten eine Rangfolge gibt in dem Willen sich freizumachen, was es ihm ermöglichen soll sich von dem, was ihm nicht hilft, zu lösen, alle Hindernisse zu überwinden und immer weiter dem Wunsch zu folgen, sich selbst und die Welt zu verbessern. Wenn das Kind sich frei fühlt zu denken und seine Meinung zu äußern, lernt es, das Wertvolle einzuordnen und kann sein Bewusstsein formen, das sich auch auf seine innere Freiheit richtet, auf seine Verwirklichung als sinnhafte Person, die bereit ist, zur Nutzung von Ressourcen und zum wissenschaftlichen Fortschritt, aber auch zur Humanisierung, zur Achtung vor der Freiheit des Anderen und zur Schonung der Umwelt beizutragen. Indem wir die Ansichten der Kinder und Jugendlichen anhören und respektieren, achten wir ihr Recht, am öffentlichen Leben teilzunehmen und die Gesellschaft zu schaffen, die sie sich wünschen, während sie sich selbst allmählich dadurch ihre eigene Anschauung formen, dass sie das Wirken aller Faktoren, die zu ihrem Wohlergehen beitragen, besser verstehen lernen. In dieser Ausgabe erzählen Anja Hess und Fernando Macías über das Vermächtnis an Freiheit der Meinungsäußerung und der Verpflichtung dazu, das die Schule ihnen mitgegeben hat. Ferner motiviert uns Francisco Javier Osorio zu Forschung und kritischer Analyse, angewandt auf die Lösung realer Probleme. Außerdem stellen wir Ihnen neue Rubriken vor, die Ihnen hoffentlich gefallen werden.


INHALT

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Fernando Macías Jiménez Jahrgang 2007

Jugendpreis für wissenschaftliche und technische Erfindungen zur Verminderung und Adaptation an den Klimawandel 2017 Neues Leitbild Anja Hess Jahrgang 1990

Zusammenkunft

Generationen 1985, 1992 und 1997

Herzlichen Glückwunsch Renata Cruz, ehemalige Schülerin des Jahrgangs 1997

Strategische Vorausschau – Schritte in die Zukunft entwerfen

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Oktoberfest Francisco Javier Osorio Vera Jahrgang 1989

Bis bald! Jahrgang 2017

Unsere Empfehlungen


Fernando Macías Jiménez Jahrgang 2007

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ch bin in Houston, Texas geboren und zog mit meinen Eltern als ich zwei Jahre alt war nach Puebla, wo ich bis zum Abschluss der Oberstufe lebte. Im zweiten Jahr der Sekundarstufe kam ich ans Colegio Humboldt. Ich machte einen Bachelor of Arts in Music Industry and Technology mit dem Schwerpunkt in Recording Arts (Tonaufnahme) in Chico, Kalifornien. Danach zog ich nach Los Angeles, wo ich als Assistent für verschiedene Komponisten und als Komponist und freier Toningenieur für verschiedene Projekte arbeitete. Mit meiner Ehefrau lebte ich zwei Jahre in Austin, Texas und schließlich zogen wir nach Puebla, wo ich aktuell als Leiter für Informationssicherheit und als freier Komponist für verschiedene Projekte arbeite.

„Ich werde dem Colegio Humboldt immer dankbar sein für die Möglichkeit, mich auf meine Art auszudrücken.”

Was ich an der Schule am meisten genossen habe, war die Freiheit. Von Veränderungen des äußerlichen Erscheinungsbildes, bis hin zum durchbrechen kultureller Barrieren, z.B. in Bezug auf die Musik. Ich hatte die Möglichkeit, auf natürliche Weise, ohne Schuld und Einschränkungen alles auszuprobieren, wie z.B. mir die Haare und den Bart wachsen zu lassen, extreme Musik zu hören, E-Gitarre zu spielen, mich so zu kleiden, wie ich wollte usw. Am Colegio Humboldt fühlte ich mich frei und ich werde immer dankbar dafür sein, dass ich die Möglichkeit hatte, mich auf meine Art und Weise auszudrücken. Es ist schwer, bestimmte Lehrer auszuwählen. Ich glaube, dass alle etwas unglaublich wertvolles beigetragen haben und mir dabei geholfen haben, der Menschen zu werden, der ich heute bin. Dr. Adriana Pacheco hatte dabei, denke ich, den größten Einfluss auf meine Entwicklung. Die Freundschaften, die ich in dieser Zeit geschlossen habe, würde ich als echt bezeichnen. Was waren Freundschaften, die auf unseren echten Stärken, Schwächen und Interessen basierten, ohne dabei das Gefühl zu haben, jemand anderer sein zu wollen oder zu müssen. Obwohl wir uns mit der Zeit, durch das simple Erwachsenwerden und den Wechsel der Prioritäten, voneinander entfernt haben, haben mir die Freundschaften, die ich im Colegio Humboldt geschlossen habe, dabei geholfen, der Mensch zu werden, der ich heute bin und das werde ich nie vergessen.

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Durch die Tatsache, dass die Schule ein sehr hohes akademisches Niveau hat und das auch erwartet, habe ich gelernt, dass man in allen Bereichen viel Hingabe benötigt und hart kämpfen muss, um voran zu kommen. Die Schule hat mir, am Beispiel der Lehrer und Schüler, gezeigt, andere zu respektieren, ohne sie aufgrund ihrer Stelle, ihrem sozioökonomischen Niveau, ihrer Nationalität oder ihrer sexueller Orientierung zu diskriminieren. Ich habe in meinem beruflichen und privaten Leben viele Herausforderungen durchlebt, die mir folgendes gezeigt haben: Man darf Herausforderungen nicht scheuen, sondern muss sich ihnen öffnen und sie suchen, auch wenn es schwierig ist. So wachsen wir persönlich und beruflich. Herausforderungen, Niederlagen und Fehler sind genauso wertvoll, wie Erfolge. Sie sind eine hervorragende Möglichkeit zu lernen und besser zu werden. Mein größtes persönliches Glück ist meine eigene wundervolle Familie mit meiner Frau und meiner Tochter und die ganze Familie, die uns in allem unterstützt. Meine Frau und ich sind sehr froh, dass unsere Tochter Teil der Schule sein wird, so wie ich es war. Ein anderer persönlicher Erfolg ist es, verschiedene Hobbys, wie Schreinerei, 3D-Design, Animation und Pilzkunde ausprobieren zu können.

MUSIK

Zu meinen beruflichen Erfolgen zählen die Komposition von Originalmusik für BBC England und meine Musik im Fernsehen und auf Netflix (in der Serie „Brickleberry”) hören zu können. Unter folgendem Link könnt ihr einige meiner Kompositionen hören: http://www.filmandvideogamescoring.com/content/biography. Ich kann nie still stehen. Vor wenigen Monaten hat meine Band, Blind The Huntsmen ihr erstes Album, White Eyes herausgebracht. Ich singe und spiele Gitarre. Außerdem habe ich die Musik, den Liedtext und die Geschichte geschrieben und alles aufgenommen und gemischt. Es ist Progressive Metal. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber ich bin sicher, dass es einigen gefallen wird. Ihr könnt hier mehr hören: iTunes https://itunes.apple.com/us/album/white-eyes/id1203779667 SoundCloud https://soundcloud.com/blindthehuntsmen/sets/white-eyes.

Blind The Huntsmen White Eyes

Außerdem habe ich verschiedene andere Pläne, wie mit meiner Frau und meinem Vater eine kleine Firma für Holzarbeiten zu gründen, weiter Musik für Werbespots, Filme und Videospiele zu schreiben, mich als voice actor weiterzuentwickeln und meine Leitungsstelle so gut wie möglich weiter auszuführen. Mein Rat an die Schüler des Colegio Humboldt ist es, den gegenseitigen Respekt aufrechtzuerhalten, ohne Diskriminierung und ohne Vorurteile; auch mal Risiken einzugehen, im privaten und im beruflichen Bereich; und sich nicht verbiegen zu lassen, um Teil der Gruppe zu sein, in einer Freundschaft nicht und in der Gesellschaft nicht. Diese Individualität ist unbedingt nötig um die Dinge dieses Lebens interessant zu halten.

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Jugendpreis für wissenschaftliche und technische Erfindungen zur Verminderung und Adaptation an den Klimawandel 2017 Das “Elektrizitätswerk mit thermo-solarer Konzentration Exsol 1.0” ist das Projekt, das Luis Alberto Aparicio Sosa und José Adrián Villa Risso, mittlerweile ehemalige Schüler des Jahrgangs 2017 zu den Gewinnern machte. Es handelt sich um eine Vorrichtung, die Solarenergie aufnimmt und diese, über eine, an einen thermodynamischen Motor angeschlossene, Lupe, in Elektrizität umwandelt und dabei den Kohlendioxydausstoß verringert. Der Preis, der von der Radio Oro-Gruppe und der UDLAP über die Umweltforen ins Leben gerufen wurde, stand unter dem Thema Nachhaltigkeit. Dabei waren folgende Aspekte zu beachten: die Projekte mussten technisch und finanziell durchführbar und gesellschaftlich zu verantworten sein. Was José Adrián, der heute an der Technischen Hochschule Wildau, in der Nähe von Berlin, Luft- und Raumfahrttechnik studiert, während seiner Schulzeit am meisten genossen hat, war die Ausübung verschiedener Sportarten und die Freundschaften, die er geschlossen hat. „Ich bin froh, dass ich durch die Schule die Welt als einen multikulturellen Ort kennenlernen durfte, an dem jeder so sein darf, wie er möchte, solange er die anderen respektiert. Es ist großartig, dass man sich an der Schule über die Kunst oder die anderen angebotenen Fachbereiche ausdrücken kann. Mein Rat an die Schüler ist, dass sie jeden Moment an der Schule genießen und keine Möglichkeit auslassen, da alles was sie erreichen unvergesslich bleibt und dass sie so viele Kontakte und Freundschaften schließen, wie möglich. Und besonders wichtig, dass sie nie vergessen, das zu machen, was ihnen wirklich Spaß macht.“ Herzlichen Glückwunsch Luis Alberto und José Adrián! Wir wünschen euch viel Erfolg bei euren nächsten Projekten.

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Neues Leitbild I

m Colegio Humboldt bilden wir junge Menschen mit besonderen Begabungen und gleichzeitig mit einer ganzheitlichen Allgemeinbildung heran. Deshalb verknüpfen wir ein optimales humanes Umfeld, das zum Lernen anregt, mit Lernen, das unsere Schüler und Schülerinnen als hoch qualifizierte Spezialisten für zukünftige Aufgaben vorbereitet. Das Leitbild einer Schule ist ihre Identität. Es ist eine schriftliche Erklärung über ihr Selbstverständnis und ihre Grundprinzipien. Es formuliert einen Zielzustand. Nach innen soll ein Leitbild Orientierung auf dieses Ideal hin geben und somit handlungsleitend und motivierend für die Schule als Ganzes und die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft wirken. Nach außen soll es deutlich machen, wofür die Schule steht und welche Werte sie vertritt. Die Werte, an denen sich das Colegio Humboldt orientiert, bilden sich in den folgenden Slogans des Leitbildes ab: crea, construye, crece, ¡unamos nuestras fortalezas! Wir gestalten gemeinsam ein kooperatives und konstruktives Klima, um miteinander zu wachsen und gegenseitig von unseren Stärken zu profitieren entiendo, valoro y aprendo de las diferencias Toleranz ist ein gelebtes Ideal an unserer Schule. Beeinträchtigungen jeder Art nehmen wir zum Ausgangspunkt durch gegenseitige Wertschätzung persönlich zu wachsen. ser ejemplo, dar y recibir respeto Wenn Lehrer beispielhaft vorleben, was respektvoller Umgang miteinander bedeutet, können auch Kinder und Jugendliche lernen, was es heiβt, andere so zu akzeptieren, wie sie sind.

Unser neues Leitbild ist in einem aufwändigen demokratischen Prozess entstanden, bei dem sehr viele Eltern, Mitarbeiter, Lehrer und nicht zuletzt Schüler inhaltlich mitgearbeitet und wichtige Entscheidungen mitgetragen haben. Als Ergebnis dieser gemeinsamen Arbeit, ist das Leitbild eine Basis für das Wir-Gefühl unserer Organisation.

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vive experiencias, mueve conciencias Wenn Schüler eigene Erfahrungen machen dürfen, werden sie sich ihrer vielfältigen Handlungsmöglichkeiten bewusst. meine Freiheit zu entscheiden Lernen bedeutet auch, selbst den Weg zur Lösung von Problemen zu finden. Nur so bereiten wir junge Menschen auf das Leben nach der Schule vor. Schule mit Köpfchen Die gröβte Motivation eines jeden Individuums ist die ganz persönliche Leistung. Von der Kinderkrippe bis zum Abitur ermöglichen wir jedem sein Bestes zu geben. gemeinsam zum Ziel Im Unterricht zeigt sich täglich, was Teams leisten können. Das leben auch unsere Lehrkräfte vor, indem sie sich gegenseitig im Unterricht besuchen und stets an dessen Verbesserung arbeiten. Bewusstsein für die Natur Nicht zuletzt wollen wir dazu beitragen, unseren Planeten Erde zu schützen. Deshalb liegt uns Umwelterziehung sehr am Herzen.

Das Schulprogramm konkretisiert die Ziele aus unserem Leitbild und regelt deren Umsetzung.



Anja Hess Jahrgang 1990

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eboren bin ich in Mexiko-Stadt, mein Vater reiste viel und meinedeutscheMuttersprachkeinWortSpanisch.Wegen der Deutschen Schule entschieden sie sich, nach Puebla zu kommen und hier haben wir uns„der Welt geöffnet“. Ich war sieben Jahre alt. Das Colegio Humboldt habe ich bis zur Oberstufe besucht. Während meines Studiums der Bildenden Künste an der UDLAP ging ich im Austausch nach Wisconsin, dort studierte ich die Spezialgebiete Malerei und Keramik. Ich habe schon als Kind angefangen zu malen. Bereits mit 12 Jahren hatte ich privaten Malunterricht. Als ich mein Studium abschloss, dachte ich ängstlich: „Was kann ich machen, das den Leuten gefällt?“ und malte Bilder, die man ohne Weiteres in sein Wohnzimmer hängen konnte. Heute leiste ich es mir, das zu malen, was ich möchte; es ist authentischer, von dem ausgehend zu schaffen, was in einem ist. Mir ist es egal, ob das Thema heftig ist, ob die Bilder schwierig zu verstehen sind, ob es da zerrissene Körper gibt – ich fühle mich glücklich mit dem, was ich mache.

„Der Künstler hat gegenüber sich selbst und der Gesellschaft die Verpflichtung sich auszudrücken.”

Wenn ich unterrichte, lasse ich zunächst Themen wie Blumen oder Tiere malen. Aber ich habe mehrere Schülerinnen, die bereits dabei sind Eigenes zu kreieren, die fortgeschrittene Konzepte gestalten und sich auf Kunst zubewegen, weg von der Dekoration. Der Weg der Kunst führt über den Ausdruck. Der Künstler hat gegenüber sich selbst und der Gesellschaft die Verpflichtung sich auszudrücken. Und dieser Ausdruck kann das sein, was wir „hübsch“ nennen, wie etwa das Thema des Lebens. Es kann aber auch eine Gesellschaftskritik sein. Zu den Kindern sage ich: „Möchtest du Maler oder Künstler sein“ – denn der Maler handhabt die Technik, der Künstler drückt sich aus, ohne je abzuschalten: Ideen können plötzlich kommen, ich wache nachts auf und sage:„Wie drücke ich das aus, was ich gerade erlebt habe?“ Künstlerischer Ausdruck ist mein Beruf, aber auch meine Lebensweise, das, was ich atme. Außerdem habe ich auch Freude an Literatur, Architektur und Sport.

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Ich unterrichte seit 2004 und jemand hat mich einmal gefragt, was wichtiger sei: Talent oder Fleiß? Für mich ist es definitiv der Fleiß, denn wer Talent hat, strengt sich nicht in gleichem Maß an. Zu mir sind Menschen gekommen, die keine gerade Linie ziehen können, die nicht die Fähigkeit besitzen zu beobachten oder Farben zu kombinieren, und doch schließlich schöne Bilder machen. Es ist möglich zu lernen, sofern es dem Schüler Spaß macht. Wenn ein Kind gebracht wird, kommt es nicht darauf an, dass die Mutter will, dass es malen lernt; ich muss es glücklich sehen, nur so wird es lernen. In der Kunst kann man nichts falsch machen, alles ist richtig, es ist nicht wie in der Mathematik.


Ich denke sehr gern an meine Jahre am Colegio Humboldt zurück – aber warum sollte ich lügen und sagen, ich hätte sein akademisches Niveau genossen; damals war das für mich nicht das Wichtigste. Was ich wirklich genossen habe, war „Futbeis“, das wir in den Pausen spielten, ebenso „Stierkampf“, das Zusammenleben mit unterschiedlichen Realitäten und Religionen und die vielen Freundinnen. Ich war in Gruppe I und habe bis heute Kontakt zu meinen Grundschulfreunden, die aus Deutschland zum Austausch kamen. Ich fühle mich noch immer als Teil dieser Gemeinschaft, deswegen habe ich mich für meine Kinder für das Colegio Humboldt entschieden. Eben erinnere ich mich, dass der 2. Oktober der Geburtstag von Frau Robles, meiner Chemielehrerin, ist. Am Prüfungstag kamen wir in Schwarz, in Trauerkleidung. Sie forderte uns sehr, hat mich aber positiv beeinflusst. Komischerweise denke ich an meine strengsten Lehrer liebevoll zurück, an Frau Sonnenberg, Mayte Rodríguez, Bertha Curiel und Tante Coca. Auch an die Schulleiter, Herrn Mollet und Herrn Steger. Wenn ich gefragt werde: „An welcher Schule soll ich meine Kinder anmelden?“, kann ich ganz sicher sagen: „Am Humboldt“. Damals hatten wir Spanisch als zweite Sprache. Wir Mädchen schauten den Jungen der Oberstufe zu, fehlten beim Sportunterricht, weil wir uns die Nägel lackierten, und versuchten uns vor den Lehrern zu verstecken, die uns dann Strafaufgaben und den Müttern die Meldung schickten. Am Ende hat uns auch das geformt und dazu gebracht, uns anzustrengen. Wie gut ich mich erinnere, wie am Zaun belegte Brötchen verkauft wurden und man rannte, um zuerst dort zu sein und „für mich und alle meine Freunde“ welche zu kaufen! Nie haben wir uns gegenseitig verpetzt. An jedem Schuljahrsanfang waren nicht die Fächer wichtig, sondern die Liste derer, die in meiner Klasse geblieben waren. Diese Bindung zu Freunden habe ich nirgendwo anders gefunden und ich glaube, es gibt sie jetzt immer noch. Ich war nicht gut in Physik-Mathematik, aber meine Freunde halfen mir, damit wir alle im selben Zweig sein konnten. Es gab für uns keine Wasserschlacht, weil einige bei der Papierschlacht ein paar Mülltonnen angezündet hatten. Also haben wir einen Tankwagen gemietet und uns außerhalb der Schule nassgespritzt. Hoffentlich halten alle Jahrgänge immer noch so zusammen. Meine heute noch besten Freundinnen habe ich am Colegio Humboldt kennengelernt, wir gehen zusammen immer noch durch Dick und Dünn. Ich sehe sie noch so wie gestern, auch genauso hübsch. Dank der Schule bin ich ein disziplinierter Mensch, es ist der wichtigste Wert, den ich gelernt habe. Ich durfte nicht ohne die Hausaufgaben und den unterstrichenen Aufsatz kommen – so, wie es uns die Spanischlehrerin beigebracht hatte. Ordnung und Reinlichkeit haben mir Türen geöffnet. Ich glaube auch, dass geistige Ordnung mein Leben in Ordnung gehalten hat. Das verdanke ich der Schule. Beruflich war meine größte Herausforderung die Eröffnung der Schule, ich hatte Angst vor der finanziellen Seite. Ich hatte zu Hause angefangen zu unterrichten, bis ich mich entschloss, es

ERFAHRE MEHR ÜBER IHRE ARBEIT

www.anjahess.com.mx

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EINIGE IHRER WERKE

Amanecer Visual

El Sol, la Luna y las Estrellas

La Jugada

Carácter

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zu formalisieren. Mein Vater hat mir Vertrauen gegeben, er sagte zu mir: „Du bist erwachsen, du kannst nicht mehr in einem Esszimmer arbeiten“, und so gibt es seit nun 7 Jahren diese Schule mit insgesamt etwa 70 Schülern. Mit Hilfe meiner Familie machen wir pro Jahr eine Ausstellung mit 300 Gästen. Mein Mann und meine Kinder arbeiten mit, angefangen vom Einparken von Autos bis hin zur ganzen Logistik – so funktioniert das. Eine Familie zu haben, die zusammenhält, eine Ehe von fast 25 Jahren, zu sehen, dass meine Kinder verantwortungsbewusst, liebevoll und human sind, das ist mein größter Erfolg. Meine Arbeit beginnt im In- und Ausland anerkannt zu werden. Bei der Malerei arbeite ich in zwei Richtungen: persönliche Arbeiten und bestellte Pop-Porträts. Auf meiner Facebook-Seite ist beides zu sehen, man findet mich unter Anja Hess Zimmerman. Ich bin eingeladen, nächstes Jahr an den Niagara Falls an der Ausstellung Water for Life teilzunehmen. Meine Bilder werden in Deutschland verkauft, ich wurde wegen Echtheitszertifikaten kontaktiert, was mich mit Stolz erfüllt. Im Februar haben wir die Ausstellung meiner Schüler. Wer die Schule „Las líneas del Arte“ besuchen möchte – die Website ist www.anjahess.com.mx – es wird eine Ehre sein, euch bei der Entdeckung eures freien und kreativen Ausdrucks zu begleiten. Um einen meiner Schüler zu zitieren, der sieben Jahre alt ist: „Kannst du nicht mit der Schule reden, damit es umgekehrt wird: einmal pro Woche in der Schule und fünf Tage bei dir?“ Das ist eine enorme Anerkennung für mich. Die Qualität in den Arbeiten meiner Schüler zu sehen, dass man Bilder bei ihnen bestellt und sie diese verkaufen können – ein wahr gewordener Traum. Meine persönlichen Arbeiten beschäftigen sich mit Drucken, Malerei und Keramik. Letztes Jahr war mein Thema „Die Wahrheit“, d.h. Standpunkte dazu kennenzulernen, was für jeden Einzelnen Wahrheit bedeutet, und sie gestalten zu können. Jetzt arbeite ich an dem Thema „Kontrast und Dualität“. Eins meiner Ziele ist es, meine Arbeiten auf einer Kunstbiennale zu zeigen. Es motiviert mich, besseren Unterricht zu geben, andere Techniken zu lernen und zu vervollkommnen, zu wachsen und weiter an meiner menschlichen Entwicklung zu arbeiten. Außerdem die Kapazität der Schule zu erhöhen, mehr Personal für den Unterricht beschäftigen zu können und mehr Zeit zum Malen zu haben, um den unerledigten Bestellungen nachzukommen. Den jungen Menschen am Colegio Humboldt rate ich, nicht davon zu träumen fertig zu werden, sondern jeden Augenblick zu genießen, denn wenn sie draußen sind, ändert sich das Leben; das heißt nicht, dass es schlechter oder besser wird, sondern eben anders. Jeder Lehrer ist wichtig in deinem Leben, sogar der, den du für den schlimmsten hältst – ob du ihn nun magst oder nicht, du kannst Nutzen aus ihm ziehen. Wenn ich in die Schule zurückkehren könnte, würde ich nicht mehr auf die Uhr sehen und die Pause erwarten, heute würde ich zu gerne auf die Ratschläge meiner Lehrer hören: Wenn ich einen exzellenten mexikanischen Geschichtslehrer hatte, warum habe ich das nicht besser genutzt? ...Eines Tages werdet ihr mich verstehen.



t f n u k n e m m a Zus 7 9 9 1 d n u 2 9 5, 19 8 9 1 n e n o i t a r e Gen


siehe Fotos: https://www.colegio-humboldt.edu.mx/gallery.php?category=advertising&lang=DE


Werde Teil unserer Gemeinschaft von Ex – Schülern, dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: https://www.colegio-humboldt.edu.mx/deutsch/exalumnos.php

Teile deine Fotos mit uns. Wenn du Fotos aus deiner Schulzeit hast, schicke diese an: exalumnos@colegio-humboldt.edu.mx

Wir freuen uns, von dir zu hören, sicher hast du uns viel zu erzählen! Verfolge uns


Kennst du die Rabatte und Sonderangebote aus unserem Programm für Preisermäßigungen https://www.colegio-humboldt.edu.mx/deutsch/Beneficios-Humboldt.php


z u r C a t a n e R a s o 7 m 9 9 1 a S t G i N A c G i R H A J S Fel E D N I R E L LIGE SCHÜ EHEMA

Sie übernimmt ab diesem Schuljahr die Leitung der Kinderwelt des Colegio Humboldt. Renata hat ein Diplom in Biologie, mit Spezialisierung in Biotechnik, ein Diplom in Vorschulerziehung und einen Master in der Führung von Bildungseinrichtungen. Ihre Hobbies sind: ins Fitnessstudio gehen, Musik hören, Science-Fiction-Bücher lesen und die magischen Dörfer Mexikos besuchen. Bevor sie diese neue Herausforderung annahm, war sie bereits drei Jahre lang als Erzieherin im Kindergarten tätig und genoss jeden Tag aufs Neue die Abenteuer in Kontakt mit den Kleinen. Wir wünschen Renate weiterhin unzählige bereichernde Erfahrungen mit unseren Schülern.

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u a h c s s u a r o V e h c s i N E g F R e E t W T a N E r T St IN DIE ZUKUNF SCHRITTE

Ist es möglich, genau zu wissen, wie Technologie, wirtschaftliches Umfeld, Kommunikations- und Vertriebswege oder menschliches Talent in einigen Jahren funktionieren werden? Welches wird mein Wettbewerbsvorteil sein? Welche Fähigkeiten muss ich entwickeln? Veränderungen voraussehen, um wirksam handeln zu können; den Weg zwischen dem angestrebten Morgen und den konkreten Handlungsplänen, um es zu erreichen, objektiv definieren; strategische Bereiche und aufstrebende Technologien ausmachen, die uns helfen können diese Veränderungen zu bewältigen; und die Zukunft schon jetzt gestalten – da der Wandel das einzig Dauerhafte ist, befasst sich mit all diesen Dingen die Zukunftsforschung.

Die Anfänge

Obwohl sie als eine derWissenschaften der Zukunft gilt, haben Frankreich und Holland sie bereits seit den 1960er und 1970er Jahren in ihren Entwicklungsplänen verwendet. In der Folge kam finanzielle und wissenschaftliche Zusammenarbeit mehrerer Länder hinzu, darunter Österreich, die Vereinigten Staaten und Russland, um Analyse-

systeme auf verschiedenen Gebieten, insbesondere im Energiebereich, anzuwenden. Bekanntlich hat Japan in den 80er Jahren seine Berater nach Amerika geschickt, um Experten zu bestimmten Themen zu interviewen, bevor es seine eigenen Maßnahmen einleitete; damit begann es eine Bedrohung für die amerikanische Wettbewerbsfähigkeit zu werden. Die erste Analyse technologischer Zukunftsforschung, die von der japanischen Behörde für Wissenschaft und Technik mit Unterstützung von Experten aus Privatwirtschaft und Bildungseinrichtungen erstellt wurde, wird immer noch regelmäßig aktualisiert. Die Strukturanpassung in Deutschland machte die Anwendung solcher Techniken erforderlich; vor dem Fall der Berliner Mauer wurden die wissenschaftlich-technische Analyse und ihre Folgen für den sozialen Fortschritt noch „Prognosen“ genannt. Erst Mitte der 90er Jahre stellte Großbritannien seine erste Anwendung für den Technologiesektor vor. Auch wenn Argentinien, Brasilien und Mexiko seit 1960 mit Zukunftsforschungsprojekten begannen, kam deren Entwicklung in den 90er Jahren zum Stehen; infolgedessen entwickelt sich die Analyse in Lateinamerika noch weiter, indem die Erfahrungen aus Studien in anderen Ländern in die Analyse der lokalen staatlichen Politik integriert werden und versucht wird, eine kohärente

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strategische Vision zu entwickeln, die mittelfristig verwirklicht werden kann. Den größten Anteil an Beiträgen zu Projekten mit diesem Ansatz hat allerdings immer noch Europa, gefolgt von Nordamerika.

macht und in eine Lebensweise umsetzt, die nicht nur am Erfolg, sondern auch am Dienst innerhalb und außerhalb des Unternehmens orientiert ist, dann ergibt sich eine effiziente Verknüpfung von Ressourcen und Zielen. Gleichzeitig bedeutet ein Leben mit fester Orientierung, dass jeder Schritt eine klare und kohärente Wirkung hat. In diesem Sinne bereichert Managementplanung die Teamarbeit, eine auf Vertrauen gegründete Ergebnisorientierung, den Aufbau von Arbeitsbeziehungen mit Engagement und ein nachhaltiges Wachstum der Organisation. Auch im Vertrieb ist Zukunftsplanung der Erfolgsfaktor. Sehr häufig sieht man, dass Menschen mit anscheinenden Fähigkeiten zum Verkäufer nicht das erwartete Ergebnis bringen, denn ohne vorausschauende Technik gibt es nicht genügend potenziellen Markt.

Vom Individuellen zum Gesellschaftlichen

Wie viele Chefs haben wir schon kennengelernt, die voller Energie ein Projekt initiieren und mit der Zeit verbraucht oder orientierungslos erscheinen? Macht ist die Basis des Willens einer Führungskraft, der Antrieb, ein Projekt zu initiieren und zu verwirklichen. Ohne Vision wird dieser Antrieb gehemmt, sodass mangelnde Planung seine Glaubwürdigkeit beeinträchtigt und es unmöglich macht, seine Führungsrolle unter Beweis zu stellen. Vision ist also das inspirierende und motivierende Element bei einem Chef, während die Struktur es ihm ermöglicht, an seinem Ansatz festzuhalten. Es stimmt zwar, dass ohne Pläne eine Führungskraft ihre Mitarbeiter nicht organisieren und ihre Ressourcen nicht nutzen kann, aber in diese Herausforderung sind nicht nur Unternehmer und professionelle Entscheidungsträger involviert. Jeder, der seine Lebensqualität erhalten oder verbessern und sich für seine Zukunft engagieren will, kann sich eine systemische Vision zu eigen machen, um vorauszuschauen und die Variablen seiner Umwelt in eine zukunftsorientierte Analyse zu integrieren. Es geht darum, die Vernunft in mittel- und langfristigem Denken zu trainieren, Gewohnheiten zu ändern und zukunftsweisende Verfahren festzulegen. Wenn sich der Manager als Individuum diese Sichtweise zu eigen

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Manche Jugendliche hassen Ratschläge, aber ab dem Alter, in dem sie sich ihres Handelns bewusst werden, können wir Eltern und Lehrer ihnen vorsichtig und liebevoll kritische Fragen stellen: Was kannst du am besten und was tust du, um diese Fähigkeit zu vervollkommnen? Könntest du vielleicht deine Zeit und die Mittel, die dir deine Eltern bieten, besser nutzen? Was tust du, wenn du merkst, dass du richtig oder falsch gehandelt hast? Wie weit möchtest du kommen? Was tust du dafür und mit wem? Führen dich deine Entscheidungen und die Art und Weise, wie du deine Freiheit nutzt, näher an dein Ziel heran, oder kannst du etwas daran ändern? Wenn wir das Glück haben, dass sie uns zuhören, dann helfen wir ihnen, ein besseres Leben zu planen.


Dieser kontinuierliche strategische Dialog ist es, der Individuen formt, die bereit sind zur Bürgerbeteiligung, die von der Vision zum Handeln übergeht – in einem Prozess gesellschaftlichen Dialogs, der über Antizipation, Beitritt, Partizipation und Lernen läuft und kollektive Intelligenz in Gang setzt. Es ist wichtig, die Analysen der neuen Generationen über Dialog und Demonstration hinaus auf tiefer gehende Fragen wie Inklusion, Vermehrung und Nutzung des Reichtums oder Vorbeugung bei sozialen Problemen zu lenken, mit der Perspektive auf eine höhere Lebensqualität. Zukunftsforschung liefert uns dazu nicht nur Informationen über bereits eingetretene Ereignisse, sondern auch quantitative und qualitative Daten zu allen Elementen, die für die Zukunft eine Rolle spielen, verringert damit die Unsicherheit und konkretisiert gangbare Strategien. Deshalb geht es nicht darum vorherzusehen, was geschehen wird, sondern Handlungspläne zu dessen Gestaltung zu entwerfen.

Auf staatliche Maßnahmen angewandte strategische Planung

Damit ferner eine Regierung in der Lage ist, die Analyse der Partizipation ihrer Bürger wirkungsvoll umzusetzen, ist es sehr nützlich, wenn jeder Funktionsträger sein organisationsbezogenes Lernen erweitert und es mit seiner Vision als persönlichem Projekt verknüpft; davon wird seine Haltung zu den grundlegenden Entscheidungen, die er zu treffen hat, abhängen. Dazu sollte das in den Bildungseinrichtungen und den neuen Technologien vorhandene Potenzial genutzt werden, deren pädagogische Rolle für die Heranbildung strategisch mitdenkender Mitarbeiter von entscheidender Bedeutung ist.

Wenn man die Folgen und Ergebnisse der Nutzung von Ressourcen und Marktfaktoren voraussehen kann, wird die Integration gesellschaftlicher Partizipation mit öffentlichen und privaten Einrichtungen erleichtert. Dies führt zu transparenten und verlässlichen öffentlichen Maßnahmen, begünstigt die Kontinuität bei den verschiedenen Regierungen und die Koordinierung in Richtung auf bessere Bedingungen für Freiheit und Lebensqualität ihrer Bürger. Dies im Rahmen eines kontinuierlichen, von Feedback getragenen Gestaltungsprozesses zwischen Vision, Planung des Etats für Programme und Neudefinierung bei der Weiterführung des Plans. Ob es nun mithilfe von Methoden geschieht, die auf Erkenntnissen, Erfahrungen, Know-how, Interaktion, Kreativität oder sogar Expertentests basieren: jedes Land setzt seine Prioritäten und entwickelt darauf aufbauend seine Strategie: Entwicklung des Binnenmarkts und Armutsbekämpfung oder eine umfassendere Vision globalisierter wirtschaftlicher Investitionen; Schaffung von Arbeitsplätzen oder von Produktivität; Wettbewerbsfähigkeit oder technologische Innovation; Schutz der Umwelt, Nachhaltigkeit und Nutzung der Ressourcen. Unabhängig von den Prioritäten eines Landes üben die die anderen Sektoren letztlich ihren Einfluss aus und werden integriert, wenn ein Entwicklungsplan auf Planung basiert.

Aktuelle Herausforderungen

Zweck der Zukunftsforschung kann es sein, einen Prozess zu diskutieren und zu planen, genaue und zeitnahe Informationen über Auswirkungen oder neue Tendenzen zu erhalten, über alternative Instrumente zu verfügen oder Ideen und Innovation zur Veränderung von Individuen, Unternehmen, Regierungen und Ländern zu erzeugen. Unabhängig von der Kernstrategie ist es vordringlich, lateinamerikanische Zukunftsforschung als Bestandteil eines internationalen Projekts zu platzieren; sie soll in der Lage sein, sowohl nach innen als auch nach außen hin zu interagieren, um strategische Planung auf allen Ebenen öffentlicher und privater Organisationen zu entwickeln. In dem Maße, wie Unternehmen und Organisationen sie zu einem üblichen Mittel werden lassen, wird sie Wirkungen auf die Gesellschaft und die Regierungen ausüben. Der Ansatz kann je nach dem zu behandelnden Problem variieren, aber gesellschaftliche Partizipation ist ein je gemeinsames Element. Bei Umweltfragen spielen beispielsweise der technische Entwicklungsstand, vor allem aber Mentalitätsund Verhaltensänderungen eine Rolle. Die hauptsächliche Herausforderung für Regierungen und Unternehmen in den kommenden Jahrzehnten besteht darin, Bildungsaspekte, ökologische, territoriale und ökonomische Aspekte neu zu gestalten und sowohl intern als auch global zu integrieren mit einer Zivilgesellschaft mit größerem sozialem Bewusstsein.

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ok

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Francisco Javier Osorio Vera Jahrgang 1989

I

ch wurde am 10. Dezember 1969 in Puebla geboren. Vom Kindergarten bis zur dritten Klasse der Oberstufe besuchte ich das Colegio Humboldt, so dass meine Schulkameraden und Lehrer zu meiner Familie wurden. Ich habe einen Abschluss als Diplom-Landwirt mit Spezialisierung in Systemen der Agrarindustrie von der Universität Tecnológico de Monterrey. 1995 wurde ich von British American Tobacco, einem länderübergreifenden Tabakunternehmen, eingestellt. Ich begann meine Schulung im Tabakanbaugebiet Nayarit und danach in Tapachula, Chiapas. Ich arbeitete dort in der Installation von Tabaktrocknungsanlagen. 1998 hatte ich, durch das Ministerium für Landwirtschaft (SAGARPA), die Möglichkeit Leiter der Stiftung Produce-Chiapas zu werden. Drei Jahre später nahm ich über das Zentrum für strategische Studien (CEE) erneut Kontakt zu meiner Universität auf, um als Experte an Sitzungen zur Diagnose und strategischen Planung für die Region Soconusco teilzunehmen. Bis 2006 arbeitete ich für das CEE und machte nebenbei einen Master in strategischer Zukunftsplanung. Daneben war ich Teil des Beratungs- und Forschungsteams der neuen Schule für Absolventen in Politik und Transformation der Öffentlichkeit (EGAP), die außerdem das Institut für regionale Entwicklung (IDR) führte, Verbindung zwischen der angewandten akademischen Forschung und den Bedürfnissen für Lösungen in der „realen Welt“ der lokalen und staatlichen Regierungen. 2010 machte ich meinen Doktor in Politik. Ich war Leiter des Masterstudiengangs für strategische Zukunftsplanung bis 2014. Von 2001 bis 2014 gehörte ich dem nationalen System der Forscher des CONACYT mit Niveau 1 an. In dieser Zeit veröffentlichte ich, im Zuge meiner Forschungen zur regionalen Entwicklung, Artikel in internationalen Wissenschaftsmagazinen, Kapitel in Büchern und zwei eigene Bücher, die aus meiner Doktorarbeit und meiner Erfahrung als Seniorberater entstanden sind.

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2011 lud mich die Universität Externado de Colombia nach Bogotá ein, um einen Kurs als Dozent zu geben und 2014 luden sie mich ein, um dort fest zu arbeiten. Die Universität gilt als iberoamerikanische Referenz in der wissenschaftlichen und angewandten Entwicklung der strategischen Zukunftsplanung, aus der Regelungen für den öffentlichen Sektor hervorgehen. 2016 begann ich also dort als Vollzeit-Dozent und -Forscher. Meine Haupttätigkeit ist die Forschungsentwicklung und die Erstellung der entsprechenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Ich bin Dozent und Leiter der Forschung im Doktorat für BWL. In meiner Freizeit fahre ich vor allem gerne Motorrad. So habe ich bereits viele schöne Orte in Mexiko und Kolumbien kennengelernt. In beiden Ländern trat ich einem Motorradclub für große Motorräder bei. Bald werde ich 847 km auf der berühmten Kaffeeroute in Kolumbien zurücklegen. Mein zweitliebstes Hobby ist das Kino. Außerdem genieße ich die Zeit mit meiner Familie, die aus meiner Frau, meinem Hund und meinen zwei Katzen besteht. Ich liebe Tiere. Was mir am Colegio Humboldt am meisten gefallen hat, ist die Verbindung zur deutschen Kultur. Ich hatte die Möglichkeit einen akademisch-kulturellen Austausch zu machen und ein Jahr in Deutschland zu verbringen, was ich meiner Ausbildung an der Schule und meinen Eltern zu verdanken habe. Ich weiß heute um die exzellente Ausbildung, die ich an meinem geliebten Colegio Humboldt erhalten habe und bin sehr dankbar dafür. Nicht nur für die zwei Fremdsprachen, sondern auch für die Disziplin und Konkurrenzfähigkeit, die ich dort gelernt habe.

„Die wichtigsten Werte und Fähigkeiten, die ich an der Schule für meine berufliche und persönliche Entwicklung gelernt habe sind: Engagement, Teamfähigkeit, Zusammenhalt, analytisches Denken und Zweisprachigkeit (Deutsch und Englisch).”

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Bis heute bin ich mit mehreren meiner Schulkameraden befreundet. Zu einigen ist eine feste Freundschaft fürs ganze Leben entstanden und wir haben uns gegenseitig in den verschiedenen Etappen unserer persönlichen und beruflichen Entwicklung begleitet, wie das Studium, Hochzeiten, die Geburten unserer Kinder und die vielen Weihnachten und Urlaube, die wir zusammen in Mexiko, Deutschland und den USA verbracht haben. Zwei meiner besten Freunde aus dieser Zeit sind Rubén Ismael González Sánchez und Frank Tiemann Boege. Die Lehrer zu nennen, die mich am meisten während meiner Schulzeit geprägt haben, würde mich dazu zwingen andere zu vernachlässigen. Ich möchte dennoch folgende Lehrer nennen: Tante Vesche aus dem Kindergarten; Carmelita Curiel und Teresa Cervantes aus der Grundschule; aus der Sekundarstufe Rosa María Molina, Andrea Palma, Adela Ramos, Alfonso Cruz und David Díaz; und aus der Oberstufe Alberto Orozco, Víctor Rangel und Julio Roberto Reyes Leiva. Neben der exzellenten Ausbildung, möchte ich mich bei ihnen für ihre Geduld bedanken, mit der sie mir halfen, mich zu konzentrieren und die pädagogischen Ziele zu erreichen. Sie wussten, meine Kreativität, Fantasie und mein wissenschaftliches Talent zu lenken und zu fördern.


Die wichtigsten Werte und Fähigkeiten, die ich an der Schule für meine berufliche und persönliche Entwicklung gelernt habe sind: Engagement, Teamfähigkeit, Zusammenhalt, analytisches Denken und Zweisprachigkeit (Deutsch und Englisch). Meine größte Herausforderung stellte der Tod meiner Mutter Teresita Vera Zeller in einem Alter von 45 Jahren dar, als ich gerade in meinem vorletzten Studienjahr war. Ich war 23 Jahre alt und hatte noch einige Fächer und meine Diplomarbeit vor mir. Der Tod meiner Mutter hatte großen Einfluss auf unseren Familienzusammenhalt, da meine Geschwister und ich außerhalb Pueblas studierten und so jeder für sich allein mit diesem Verlust zurechtkommen musste. Aber durch die Werte, die mir meine Eltern beigebracht hatten, fand ich den Weg und die Stärke, um mein Studium abzuschließen und einen Studienkredit zu begleichen. Auf persönlicher Ebene ist die Begegnung mit Gotte denke ich mein größter Erfolg. Den Wert des Glaubens zu lernen, um, trotz aller Schwierigkeiten, auf die Wegweisung Gottes zu vertrauen und für meine Gemeinde und vor allem für meine Familie da zu sein. Ich habe eine sehr gute Beziehung zu meiner Frau, meiner Familie und meinen Freunden und genieße das sehr. Auf beruflicher Ebene bin ich stolz, meinen Master und Doktor vor meinem 40. Lebensjahr erreicht zu haben, genauso wie ich mir das vorgenommen habe. So kann ich heute das machen, was mit Spaß macht, in einem wirtschaftlichen, technischen, politischen, kulturellen, sozialen und umweltbewussten Umfeld. Ein weiterer Erfolg, der mich sehr stolz macht ist die Veröffentlichung von Büchern und Artikeln. Dieser Beitrag zum wissenschaftlichen Wissen stellt einen sehr großen beruflichen Erfolg dar. Zurzeit arbeite ich an drei Projekten: die Veröffentlichung eines neuen Buches für die Studenten des Masterstudiengangs „Strategische Zukunftsplanung“; die Optimierung und Erzeugung der Forschung innerhalb des Doktorats in BWL, das ich leite; die Betreuung von zwei Doktorarbeiten, aus denen Forschungsartikel und einige Bücher über die soziale Verantwortung von kleinen und mittelständischen Betrieben für ihre Wettbewerbsfähigkeit und technische Innovation und über Neuerungen für den öffentlichen Sektor zur Förderung der sozialen Gleichheit im Prozess nach dem Konflikt in Kolumbien entstehen sollen. Mein Rat an die Schüler des Colegio Humboldt ist, dass sie jeden Ausbildungsabschnitt wertschätzen und den Zusammenhalt mit ihren Mitschülern und Lehrern genießen, da sie das erste Netzwerk mit persönlichen und beruflichen Kontakten fürs Leben bilden. Außerdem, dass sie die Möglichkeiten zur Internationalisierung in der Sekundar- und Oberstufe, die das Colegio Humboldt anbietet, ausnutzen, was dazu führt, dass sie zumindest die deutsche und englische Sprache beherrschen. Und zuletzt, dass sie die herausragenden Werte, wie Konkurrenzfähigkeit, Führungskraft und Zusammenhalt verinnerlichen, die das Colegio Humboldt stets gefördert hat.

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p m E e r Unse Mitte der 1980er Jahre schaute Bowie aus dem Fenster des Hansa-Tonstudios in Westberlin, ganz in der Nähe der Mauer, und beobachtete jeden Tag ein junges Liebespaar, das sich direkt unterhalb des Turms mit dem Soldaten aufhielt, der gegenüber jeder Störung wachsam blieb. Die einzige Erklärung, die er sich für dieses Paar geben konnte, war, dass im Wissen, dass ihre Liebe einen Affront darstellte, das Verbleiben unter dem Wachturm sowohl Schranke als auch Rechtfertigung für ihre heroische Tat war. Klar, dass wir nicht über David Bowie sprechen können, ohne Heroes (sowohl das Album als auch die Single) zu erwähnen, das an diesem 24. September vor 40 Jahren seinen Weg um die Welt begann. Dieser Song ist zweifellos einer der wichtigsten in der Musikgeschichte, denn die von Bowie geleitete Produktion des Albums schloss auch Namen wie Tony Visconti, Brian Eno und Robert Fripp (King Crimson) ein, dem wir den tollen Part der Hauptgitarre verdanken.

Heroes von David Bowie, 40. Jahrestag

Heroes ist nicht nur die Hymne einer Generation, die in der Blütezeit der neuen deutschen Musik, des “Krautrock“, des New Wave oder des Post-Punk lebte, sondern auch ein wunderschönes Lied, in dem die Liebe als Akt des Heldentums ihren Ausdruck findet. Die New-York-Trilogie ist das bedeutendste Werk des amerikanischen Schriftstellers und zählt gleichzeitig zu den herausragendsten Kriminalromanen der letzten Jahrzehnte. Das Werk besteht aus drei Teilen: „Stadt aus Glas“, „Schlagschatten“ und „Hinter verschlossenen Türen“. Im ersten Teil wird der Held Daniel Quinn, der einem Anrufer, der sich verwählt hat, vorspielt, der richtige Adressat zu sein, in einen Spionagefall verwickelt, bei dem die Ähnlichkeiten mit Passagen aus „Don Quijote“ den roten Faden der komplexen Handlung darstellen. „Schlagschatten“ verweist wiederum auf „Don Quijote“ und „Walden“ und erzählt die Geschichte eines Detektivs, der in den seltsamsten Fall seiner gesamten Karriere verwickelt wird.

Paul Auster, New-York-Trilogie

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„Hinter verschlossenen Türen“ schließlich, als Höhepunkt, Abschluss und Verknüpfung der drei Werke, berichtet von einem Romanautor, der aufgrund des mysteriösen Verschwindens eines Jugendfreundes gezwungen ist, gegen seine Dämonen zu kämpfen.


n e g n u pfehl Die Erinnerung ist einer der solidesten Fäden, aus denen die großen Geschichten der Kunst gewoben werden. Diese Nostalgie kann sich als Malerei, Skulptur, Tanz, Gesang oder Film tarnen; in diesem Fall verbindet sie speziell die letzten beiden Genres zu einem Film, der ein Jahr nach seiner Uraufführung zu einer Ikone des Kultfilms geworden ist. Sing Street verbindet Musik und siebte Kunst wie kaum ein anderer Film, denn durch die Musik gewinnt die Geschichte, die 1985 in Irland spielt, Sinn; nicht nur aufgrund des Soundtracks, der The Cure, A-ha, Duran Duran Duran, The Clash, Hall & Oates, Motörhead, Spandau Ballet und The Jam vereint, sondern auch als Fundament der Liebe zwischen Connor und Raphina, den Hauptfiguren des Films.

Sing Street – Nostalgie als filmische Triebkraft

Dieser Streifen führt uns zurück in die Jugendzeit, eine Etappe, in der es – um den Menschen, den man mag, zu beeindrucken – immer am besten ist, wenn man mit Freunden zusammen über eine Garagenband verfügt: Die für diese Phase typischen emotionalen Probleme werden durch Musik und Rebellion geheilt, und am Ende stellen wir fest, dass trotz all dem, was in Schule, Familie und der Welt passieren kann, alles in Ordnung sein wird.

Tim Burton ist ein Universalkünstler; das ist beispielsweise bereits an seinem ersten Kurzfilm mit dem Titel “Vincent” zu sehen. Er verfasste das Gedicht, das als Skript diente, und führte Regie; diese zeigt bereits den für ihn charakteristischen dunklen Stil. In diesem Jahr wird in Mexiko die umfangreiche Ausstellung zu sehen sein, die Burtons Werk nicht nur auf dem Gebiet des Films, sondern auch der Zeichnung, Malerei, Skulptur und seiner literarischen Werke vorstellt.

Tim Burtons Welt in Mexiko

Diese Ausstellung ist vom 6. Dezember dieses Jahres bis zum 8. April 2018 im Museum Franz Mayer, Av. Hidalgo Nr. 45 Col. Guerrero, Del. Cuauhtémoc in Mexiko-Stadt zu sehen. Informationen zum Online-Kauf von Tickets finden Sie auf der Seite http://www.timburton.mx

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