f79 – Jobstarter

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PRAKTIKA +++ FSJ +++ AUSLANDSJAHR AUSBILDUNG +++ STUDIUM +++ JOBSTARTER Foto // © iStock.com/jacoblund

Was ist ein Testimonial?

Ein Magazin wie das f79 herzustellen kostet viel Geld. Es müssen Redakteure und Grafiker bezahlt werden, die die Schülerredaktion betreuen und anleiten, deren Texte redigieren und das f79 layouten. Am Ende muss alles zusammen gestellt, gedruckt und verteilt werden. Wenn da keiner etwas dazugeben würde, müsste das Schülermagazin sehr teuer verkauft werden. Für viele Jugendliche wäre es dann zu teuer. Daher suchen wir immer Firmen und Einrichtungen, die das Projekt toll finden und uns finanziell unterstützen. Diese Unterstützer nennt man Kooperationspartner. So eine Partnerschaft beruht immer auf Gegenseitigkeit. f79 bekommt Geld und der Partner erhält dafür ein Logo, eine namentliche Nennung als Unterstützer oder er kann sich ein Redakti onsmodul wünschen. Letzteres nennen wir ein „Testimonial“.

Und wie funktioniert das? Schüler aus der Redaktion oder unser eigenes Redaktionsteam besuchen ein Unterneh men und befragen die Azubis nach ihren Aus- und Weiterbildungswegen. Hierbei entstehen Texte im Rahmen der Berufsori entierung für Schüler. Solche Texte sind als Testimonials gekennzeichnet. f79

Unser Jobstarter ist in Zusammenarbeit mit dem „Jugend & Beruf“-Extra der Badischen Zeitung erstellt worden.

Lukrative Wege

Akademiker verdienen nicht automatisch mehr

Ausbildung oder Studium? Das fragen sich viele bei der Karriereplanung. Wer zur Uni geht, verdient später auch mehr – so nehmen es viele an. Die Wahrheit ist aber vielschichtiger. Auch Auszubildende können finanziell hoch hinauskommen.

Wer verdient mehr? Einen Richtwert liefert die Bundesagentur für Arbeit: Akademiker mit einem Vollzeitjob verdienen laut Zahlen von Ende 2020 im Schnitt 5265 Euro brutto. Damit schnei den sie deutlich besser ab als Menschen mit einer Berufsausbildung. Die liegen bei fast 2000 Euro weniger im Monat: 3300 Euro. Hochgerechnet heißt das: Akademiker*innen sacken fast 25.000 Euro mehr im Jahr ein an Bruttogehalt. Doch aufgepasst: Bis Akademiker ins Berufsleben starten, haben sie jahrelang mit kleiner Münze studiert. In dieser Zeit können Auszubildende im besten Fall schon ein finanzi elles Polster anlegen. Im Baugewerbe kann man

im dritten Jahr bis zu 1400 Euro monatlich erhalten. Das müssen Akademiker erst mal aufholen.

Die Gehaltsunterschiede sind zudem verzerrt. Die hohen Gehälter von Ärzten und Ingenieuren heben den Gehaltsdurchschnitt ordentlich an, erklärt Markus Kiss, Ausbildungsex perte beim Deutschen Industrie- und Handels kammertag (DIHK) in Berlin gegenüber dem Nachrichtenportal ntv. Könnten Ingenieure mit einem Einstiegsgehalt von 5700 Euro rechnen, seien es bei Architektinnen nur 3500 Euro. Wer eine Ausbildung und Weiterqualifizierung zum Industriemeister mache, könne mit einem Einstiegsgehalt von 4400 Euro brutto rechnen.

Die Faustformel: Mit akademischem Abschluss werde ich reich, ist zu kurz gedacht. Wichtig ist, den Einzelfall unter die Lupe zu nehmen und natürlich auch zu schauen, was einem liegt und gefällt. Karriere macht nur, wer etwas kann. Einblicke in verschiedene Wege gibt’s auf den nächsten Seiten. tln

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Foto // Pixabay ANZEIGE

Fit und engagiert

manchmal leitet sie Aufwärmübungen. Auch an Ausflügen nimmt sie teil, wenn Kolleg*innen ausfallen, übernimmt sie auch mal andere Fächer. Im Mittelpunkt steht aber stets der Sport. „Im Verein trainiere ich dann die ganz Kleinen: die Minis und den Handball-Kindergarten.“

Nach dem FSJ will Lebrecht im sportpä dagogischen Bereich bleiben. „Ich könnte mir vorstellen, später Sport auf Grundschullehramt zu studieren“, sagt sie. „Auf jeden Fall möchte ich etwas mit Kindern machen.“

Vom Freiwilligen Sozialen Jahr haben die meisten gehört. Doch wie viele Möglichkeiten es wirklich bietet, wissen die wenigsten. Eine Option ist der Sport-Freiwilligendienst. Die Zahl an Teilnehmer*innen in Baden-Württemberg boomt. Auch in Freiburg nutzen junge Menschen das Angebot. Einem wurde der Dienst aktiv angeboten.

Zuerst in die Schule, dann in den Verein. Das ist für die FSJler Nia Lebrecht und Luis Klingler beruflicher Alltag. Dabei steht der Sport mit Kindern im Mittelpunkt. Vor Ort kümmert sich der Badische Sportbund Freiburg um Freiwilligendienste im Sport, Ansprechpartner ist Sascha Meier. „Der Dienst bietet die Möglichkeit, für ein Jahr in den sportpädago gischen Bereich reinzuschnuppern“, sagt er. „Die rund 100 Plätze in Südbaden sind begehrt und eigentlich immer besetzt.“

Im Jahrgang 2022/23 gibt es laut BadenWürttembergischer Sportjugend landesweit 568 Freiwillige. Das sind so viele wie noch nie. Begonnen haben die Freiwilligendienste 2001 mit zehn Teilnehmer*innen, im Jahrgang 2019/20 waren es erstmals mehr als 500. Innerhalb des Freiwilligendienstes gibt es verschiedene Optionen: Neben dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) gehört dazu das Freiwillige Soziale Jahr

(FSJ) für Teilnehmer*innen bis 26 Jahre. Eine besondere Variante ist das „FSJ Schule & Sport“. Bei diesem Dienst sind Freiwillige an einer Grundschule und in einem Verein aktiv.

Dafür hat sich Nia Lebrecht entschieden. Nach ihrem Abitur leistet sie gerade ihren einjährigen Freiwilligendienst an der TullaSchule und beim TSV Alemannia FreiburgZähringen. Die Wahl des Vereins war für sie einfach, seit vielen Jahren spielt sie in Zähringen Handball. „Mir war gleich klar, dass ich das FSJ dort mache“, sagt die Sportlerin.

Von dem Angebot erfahren hat Lebrecht über eine frühere FSJlerin. „Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir schon überlegt, mein FSJ an einer Schule zu machen.“ Schon immer habe sie sich für die Arbeit mit Kindern begeistert. Das FSJ bei Verein und Schule erschien ihr als Hand ballerin interessant. „Ich habe das mit meiner Mutter besprochen und mich zeitnah beworben.“

Seit August ist Lebrecht Freiwillige, morgens an der Grundschule, nachmittags in der Schulbetreuung und im Verein. „An der Schule bin ich beim Sportunterricht dabei“, berichtet sie. Sie macht bei vielen Spielen mit,

Ein Kollege Lebrechts ist Luis Klingler aus Offenburg. Der Handballer absolviert ebenfalls das „FSJ Sport & Schule“ beim TSV Alemannia Freiburg-Zähringen, zudem arbeitet er an der Emil-Gött-Schule. „Der Trainer vom TSV hat sich bei mir gemeldet und gefragt, ob ich nach Freiburg wechseln will“, berichtet Klingler. „Er bot mir dafür das FSJ an.“ So kann der Sportler seit Mitte Juli im Verein Handball spielen und gleichzeitig als FSJler arbeiten.

An der Schule ist Klingler unter anderem im Sportunterricht aktiv. In Rücksprache mit Lehrer*innen organisiert und leitet er den Unterricht. Zudem hilft er Schüler*innen in anderen Fächern, etwa Mathe oder Deutsch. Nachmittags trainiert er bei der Alemannia nicht nur mit Lebrecht die ganz kleinen Sportler*innen, sondern auch die E-Jugend. Wie es nach dem FSJ weitergeht, weiß der 17-Jährige noch nicht. „Ich würde aber gerne im sozialen Bereich bleiben, die Arbeit an der Grundschule liegt mir“, sagt er. Klingler und Lebrecht sind sich einig, dass man für den Freiwilligendienst nicht nur Begeiste rung für Sport mitbringen müsse. „Wichtig ist eine positive Ausstrahlung“, findet Klingler.

„Außerdem braucht es Geduld und manchmal auch gute Nerven.“ Seine Kollegin hält auch Selbstvertrauen für wichtig, zudem müsse man stets für neue Aufgaben offen sei. Und natürlich muss man mit Kindern klarkommen.

INFO

Im Netz: https://www.dsj.de/themen/freiwilligen dienste-im-sport

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lockt Sportbegeisterte
Freiwilligendienst
In ihrem Element: die FSJler Nia Lebrecht (l.) und Luis Klingler
(u.).
Foto // privat Foto // Gerhard Huber
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Bock zu zocken

Zwei Auszubildende werden in Freiburg zu Game-Entwicklern

Nur professionelle E-Sportler*innen verdienen mit Games Geld? Falsch gedacht. Irgendwer muss die zig Spiele, die jährlich auf den Markt kommen, schließlich entwerfen. Zu den Entwicklern von Games gehören Jan Hüls und Florian Schuhmann. Sie absolvieren die Ausbil dung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Ihr Einsatzort: das Freiburger Start-up Sticky Stone Studio.

34,3 Millionen – so viele Computerspie ler*innen gibt es in Deutschland. Davon profitiert auch das Sticky Stone Studio. Vom ersten PC-Spiel „Memorrha“, das 2019 auf den Markt kam, hat das Unternehmen mehr als 10.000 Kopien in 70 Ländern verkauft. Das weckt Interesse – zumal das Start-up nach eigener Aussage in der Breisgaumetropole das Einzige seiner Art ist. „Allein 2021 landeten 60 Bewerbungen auf meinem

Schreibtisch“, sagt Gründer Philipp Degasper. Kapazitäten hat das Studio für fünf Prakti kanten und Azubis, insgesamt hat das Start-up zehn Mitarbeitende.

Jan Hüls und Florian Schuhmann sind die Ersten, die im Studio die Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung absolvieren. „Man lernt dabei etwa die Planung von Software und die Zeiteinteilung“, sagt Hüls. Danach geht es an Entwicklung und Umsetzung, zum Abschluss wird ein eigenes Projekt realisiert. In der Regel dauert die Ausbildung drei Jahre. Nicht so bei Hüls: Der 27-Jährige lässt sich Kurse seines abgebrochenen Medieninformatikstudiums anrechnen und geht direkt in die Abschluss prüfung. Schuhmann macht die Ausbildung als 21-monatige Umschulung. Der 37-Jährige hat zuvor schon zwei Semester Physik und drei Semester Informatik studiert.

„Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn man Berufserfahrung hat, das ist aber kein Muss“, sagt Degasper. Für unersetzlich hält der 31-Jährige die Leidenschaft für Games – egal, ob man als Entwickler*in oder im Art-Bereich arbeiten will. Gerade bei der Spieleentwicklung sei man gut beraten, viele Spiele auszuprobie ren. „Fürs Entwickeln braucht es auch ein gewisses Faible für Mathe“, erklärt Schuh

Die Azubis arbeiten am aktuellen Projekt des Start-ups mit: Der Action-Multi player „M.O.O.D.S.“ entführt Nutzer*innen in eine chaotische post-apokalyptische Welt voller Roboter. „Wir sind ins Gamedesign eingebunden und bringen eigene Ideen ein“, berichtet Hüls. Auch an Aufträgen für Unternehmen sind sie beteiligt. „Die Games sind aber schon interessanter“, findet Hüls. „Da kann man kreativer arbeiten.“

Hüls wird nach seiner Ausbildung beim Unternehmen bleiben. Er ist dem Sticky Stone Studio schon lange verbunden, während des Studiums kümmerte er sich etwa um die IT-Infrastruktur. Auch Schuhmann kann sich gut vorstellen, weiter im Freiburger Stühlinger zu arbeiten. Was die Zukunft angeht, ist er optimistisch: „Anwendungsentwickler werden gesucht, da stehen einem fast alle Türen offen.“

INFO

Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung

Wo: Sticky Stone Studio

Im Netz: https://www.stickystonestudio.de/

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mann. Hüls nennt zudem logisches Verständ nis und räumliches Vorstellungsvermögen als wichtige Kompetenzen.
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Ein Leben für Computerspiele: Jan Hüls (oben) und Florian Schuhmann (unten) designen in Freiburg Games. Fotos // Sticky Stone Studio

Ausbildungs-

Azubis geben Tipps zum Berufseinstieg

Folge 27: Work-Life-Balance

Name // Jennifer Patrias

Alter // 30 Jahre Beruf // Volontärin, 1. Ausbildungsjahr Betrieb // chilli Freiburg GmbH

Die Abgabetermine rücken näher, die Grafikabteilung wartet auf Texte, und der Berg voll Arbeit wird auch nicht kleiner. Gerade um die Weihnachtszeit herum stapeln sich im Verlag Produktionen und Zusatzarbeiten. Da bleibt es nicht aus, dass Stress in den Alltag einzieht. Um dem entgegenzuwirken empfiehlt Volontärin Jennifer Patrias ein paar Methoden für ein entspannteres Arbeiten.

1. Den passenden Ausgleich finden Stress greift nicht nur den Körper, sondern auch die Seele an. Plötzlich fühlt man sich schlapp und ausgelaugt. Die Müdigkeit nimmt überhand, die Trägheit setzt ein. Um dem entgegenzuwirken, empfehle ich, einen passenden Ausgleich zu finden. Sport oder Zeichnen sind gut. Mir hilft Lesen oder ein Spaziergang mit dem Hund, um Stress abzubauen. Mit den Auszeiten kann ich den Hormonhaushalt runterfahren und gut gelaunt in die neue Woche starten.

2. Gutes Zeitmanagement

Eine gute Planung kann einen vor einer Menge Stress bewahren. Dafür nutze ich tägliche beziehungsweise wöchentliche To-do-Listen. So behalte ich den Überblick über die Termine und Abgaben und plane immer ein wenig Puffer für unerwartete Ereignisse ein. Sollte meine Planung trotzdem mal durcheinandergeraten, gebe ich einen Teil der Zusatzaufgaben ab. So versuche ich Stress und Überforderung von meinem Alltag fernzuhalten.

3. Ausgewogene Ernährung

Wird unser Gehirn Stress ausgesetzt, kennt es nur noch ein Ziel: Energie. Die bekommt es durch Kalorien in Form von Kohlenhy draten, Fetten und Zucker. Und wer kennt es nicht? Statt gesunden Lebensmitteln bevorzugen wir Schokolade und Gummitiere. Die helfen zwar im ersten Moment gegen den Stress und machen glücklich, hinterlassen danach bei mir aber nicht nur ein schlechtes Gewissen, sondern auch nur einen kurzen Push. Um den langanhaltenden Blutzuckerabfall zu verhindern, achte ich gerade in akuten Stresssituati onen auf gesunde, ausgewogene und energiereiche Ernährung.

· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Tipps
Foto // pt

„Wir wollen uns überflüssig machen“

Musiclab Emmendingen setzt auf neues Gruppenformat mit Groove

„Musik versteht jeder“, sagt Christian Lukanow. Der 42-Jährige leitet die Musikschule Musiclab in Emmendingen und baut das Angebot gerade grundlegend um. Ergänzend zum Einzelunterricht gibt es jetzt das Openlab: Gruppenunterricht mit Jamcharakter. Andernorts klappt das bereits – es braucht aber Überzeugung.

„Du bestimmst, wie, wann und was du lernen willst – wir unterstützen dich dabei.“ Mit diesem Slogan testet das Musiclab in Emmen dingen seit November ein neues Format: Das Openlab bringt bis zu 20 Schüler*innen von 7 bis 18 Jahren in einem Raum zusammen. Sie können dort in einem offenen Format zwischen verschiedenen Instrumenten wählen. Diese sind im Kreis rund um einen sogenannten Hub aufgebaut. „Das ist das Herzstück“, erklärt Christian Lukanow. Alle elektronischen Instrumente haben einen Kopfhörer und laufen dort zusammen. Sie können bei Bedarf zum gemeinsamen Spielen hochgedreht werden. Was mit den „Silent Instruments“ geschieht, entscheiden die Lernenden selbst. Zum Beispiel an Gitarre, Piano oder einem E-Schlagzeug. Drei Dozenten begleiten die Gruppe. Immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr steigt das Openlab. „Wir wollen alle unsere Tricks verraten und uns überflüssig machen“, sagt

Zeigen das Openlab: MusiclabLeiter Christian Lukanow (rechts) und sein Kollege Pedro Bericat.

Lukanow. Er möchte mit dem Ansatz wegkom men vom klassischen Auswendiglernen im Einzelunterricht. Alle müssten sich dafür komplett umstellen: „Die Schüler sind gewohnt, essen zu kriegen – jetzt geht es mehr um autonomes Lernen“, erklärt Lukanow. Und zwar in einem Umfeld mit vielen Möglichkeiten. Auch Tablets sind verfügbar, um mit Audiosoftware zu arbeiten.

Den Begriff „Schule“ findet Lukanow für das Modell nicht mehr passend. „Musikoase“ gefällt dem Saxofonisten der Freiburger Balkanband Al Jawala besser. Er war selbst vor 31 Jahren einer der ersten Schüler des Musiclab – und hat mit Saxofon angefangen, weil ein anderer Saxofonist ihn inspiriert hat. Die Idee möchte er mit dem Openlab weiterführen. Motiviert dazu hat ihn auch Musiklehrerkollege Timo Langpap, der an der Lahrer Musikschule nach dem Gruppensystem lehrt. „Er hat uns berichtet: Ich möchte nie wieder anders unterrichten“, sagt Lukanow.

Von einer anderen Musikschule hat er dafür Gegenteiliges gehört. Dort werde der Ansatz

ebenfalls probiert, aber mit mäßigem Erfolg. Seine Erklärung: Die Dozenten stehen offenbar nicht ausreichend dahinter. Das sei aber entscheidend, betonen auch Lukanows Musiclab-Kollegen Pedro Bericat und Attila Gökdemir. Sie lassen keinen Zweifel daran, Feuer und Flamme für das Konzept zu sein. Dennoch wollen sie sich vorsichtig rantasten.

Finanziell wird es für Schüler*innen etwas teurer: Für vier Einheiten à 30 Minuten im Monat haben sie bisher 108 Euro gezahlt. Für die vier Gruppeneinheiten à drei Stunden werden es jetzt 120 Euro. Lukanow geht davon aus, dass die Lernenden entweder beim Einzelunterricht bleiben oder das Gruppenangebot wahrnehmen.

Till Neumann

INFO

Schule: Musiclab Emmendingen

Genres: Pop, Rock & Jazz

Formate: Einzel- & Gruppenterricht (Openlab)

Sonstiges: Das Openlab steigt mittwochs von 15 bis 18 Uhr

Im Netz: www.music-lab.de

Fotos // tln
26 JOBSTARTER fürDASSCHÜLERMAGAZIN Freiburg und Region · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Unterricht
Hier läuft alles zusammen: Das Hub verbindet die Instrumente.

Beste Junghandwerker

Die gefragtesten Fachkräfte Baden-Württembergs geehrt

Das baden-württembergische Handwerk hat ausgezeichnete Zukunftsaussichten. Das hat die Landessiegerfeier des Praktischen Leistungswettbewerbs „Profis leisten was“ im Europa-Park gezeigt. Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold hat dabei 86 Landessieger*innen und die Preisträger*innen des Wettbewerbs „Die gute Form im Handwerk“ ausgezeichnet.

Ausrichter der Veranstaltung war die Handwerkskammer Freiburg. Deren Präsident Johannes Ullrich beglückwünschte die Geehrten: „Sie haben bereits mit dem Abschluss Ihrer Ausbildung viel erreicht. Sie haben gezeigt, dass Sie Ihr Handwerk beherrschen und es mit Leistung und Motivation angehen.“ Das bedeute vor allem auch, dass die Junghandwerker sofort die gefragtesten Fachkräfte des Landes seien.

Auch Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold war begeistert: „Der Wettbewerb hat die tolle Vielfalt und die hohe Qualität im Handwerk einmal mehr gezeigt.“ Darum müsse einem nicht bange ums Handwerk werden. Die Nachwuchskräfte benötigten aber die richtigen Rahmenbedingungen, um in einigen Jahren selbst einen Betrieb zu gründen oder zu übernehmen. Dabei unterstütze sie die Handwerksorganisation, betonte Reichhold. Er forderte auch „eine kluge Standort- und Wirtschafts politik“. Mehr Entlastungen und weniger Belastungen seien entscheidend.

Neun Gesell*innen aus Südbaden wurden zweite Landessieger, sechs erreichten den dritten Platz. Goldschmiedin Verena Daniel aus Freiburg im Breisgau holte den dritten Platz beim Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk – 60 Handwerker gestalten“. „Das spiegelt die hohe Qualität der Ausbildung im südbadischen Handwerk eindrucksvoll wider“, unterstrich der Freiburger Kammerpräsident Johannes Ullrich.

Im Leistungswettbewerb „Profis leisten was“ messen sich jedes Jahr die besten Junghandwerker. Die Landessiegerinnen und Landessie ger kämpfen anschließend um den Bundessieg. f79

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Foto // HWK

Sechs auf einen Streich

Von einer schwedischen Ferienhausver mietung in die Hotels des Europa-Park – Lynn Kaiser ist froh, diesen Schritt ge gangen zu sein. Seit zwei Jahren arbeitet die angehende Hotelfachfrau in Deutschlands größtem Resort mit mehr als 1250 Zimmern und 5800 Betten. Die 27-Jährige sagt: „Hier lerne ich in sechs verschiedenen Hotels zum Preis von einem.“

Die sechs Hotels und das Camp Resort des Europa-Park kannte Lynn Kaiser schon als Gast. „Früher war ich mindestens einmal im Jahr mit meiner Oma da“, erinnert sie sich. Im August 2020 wechselte Lynn die Seiten. Seitdem absolviert sie eine Ausbildung zur Hotelfach frau mit Zusatzqualifikation Hotelmanagement. Die Azubine ist überzeugt: „Das ist ein Türöffner mit vielen Perspektiven.“

Ihre Bewerbung bei Deutschlands größtem Freizeitpark war reibungslos. „Ich habe mich auf der Website durchgeklickt“, erinnert sie sich. Das folgende Vorstellungsge spräch verlief unaufgeregt. Letzte Fragen wurden bei einem dreitägigen Probepraktikum im Hotel Resort geklärt.

Weil Lynn eine dreijährige Ausbildung zur Hotelfachfrau mit Zusatzqualifikation Hotelmanagement absolviert, fallen allgemein

bildende Fächer in der Berufsschule weg. Neben Management und Buchführung werden in den Blöcken auch Fremdsprachen wie Französisch und Spanisch vertieft. „Vor Mathe hatte ich ein bisschen Bammel, das ist aber sehr praxisbezogen“, erklärt sie.

Als angehende Hotelfachfrau sei es wichtig, auf Menschen zugehen zu können und den Überblick zu bewahren. Immerhin strömen phasenweise mehr als 200 Besucher in ein Europa-Park-Hotel: Wer steht in der Schlange? Wer drängelt? Wer benötigt Hilfe? „Es ist entscheidend, konzentriert und strukturiert zu arbeiten“, so Lynn. Der persönliche Umgang mit den Gästen dürfe dabei nicht zu kurz kommen. Die Azubine betont: „Kommunikation ist das Wichtigste.“

Auch Flexibilität ist gefragt. Lynn wisse nie genau, was der Tag bringt. Die Ausbildung sei abwechslungsreich: „Es kann sein, dass ich kurzfristig an einer anderen Rezeption einspringe.“ Jedes Hotel im Europa-Park Erlebnis-Resort sei ein bisschen anders.

Die Ausbildung gibt Lynn Sicherheit: Selbst ein Systemausfall – wie der im Juni, als ein Blitzeinschlag die Elektronik im Camp Resort vorübergehend lahmlegte – sei zuvor

geprobt worden. „Wir wussten, was zu tun ist", sagt sie.

In den ersten beiden Ausbildungsjahren hat Lynn außerdem gelernt, mit Reklamationen umzugehen. „Anfangs habe ich das persön lich genommen. Heute sehe ich solche Situationen als Chance, das Beste daraus zu machen.“ An der Rezeption ist Lynn immerhin die erste Ansprechpartnerin für zahlreiche Resort-Besucher. „Das ist auch ein Ansporn“, sagt sie. Die exponierte Position an der Rezeption sei ein Plus: „Wir stehen dort auf der Bühne und sind eben nicht hinten im Büro.“

Wohin die Reise für die Azubine nach ihrem Abschluss im August geht, weiß sie noch nicht genau. Sicher ist nur: Lynn möchte im Europa-Park Erlebnis-Resort bleiben. „Ich fühle mich in allen Bereichen wohl“, sagt sie. Auch die Abteilungen Marketing, Sales oder Confertain ment des Europa-Park seien interessant. „In diesen Bereichen arbeiten einige, die auch Hotelfachkraft gelernt haben. Dieses Spektrum können nur wenige Unternehmen bieten.“

INFO

Im Netz: jobs.europapark.de/stellenanzeigen E-Mail: ausbildung@europapark.de

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Lynn Kaiser macht eine Ausbildung im Hotel-Resort des Europa-Park Erlebnis-Resort
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Fotos // EuropaPark, privat Hat gut lachen: Neben Dienstkleidung bekommt Europa-Park-Azubine Lynn Kaiser auch freien Parkzugang und vergünstigte Tickets.
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Sorgenfrei in die Ausbildung starten

Mit diesen Tipps muss niemand den Wechsel von der Schule ins Berufsleben fürchten

Hilfe, lauter neue Kollegen! Und was, wenn es mir da nicht gefällt? Die Ausbildung stellt einen prägenden Einschnitt dar. Deshalb kann es sich auch mal überwältigend anfühlen, nach der Schule direkt ins Berufsleben zu starten. Mit diesen Kniffen fällt der Übergang in den neuen Lebensabschnitt leichter:

AUFREGUNG IN DEN GRIFF BEKOMMEN

Tiefenentspannt geht wohl keiner am ersten Tag in den Ausbildungsbe trieb. Ein wenig Lampenfieber könne aber sogar ein gutes Zeichen sein, sagt Carolin Klaus, Coachin aus Augsburg. Am besten spreche man die Nervosität direkt an. „Man ist ja zu Recht ein wenig aufgeregt.“ Das sei besonders für junge und eher schüchterne Lehrlinge ein guter Weg, mit ihrer Unsicherheit umzugehen.

ANSCHLUSS IM TEAM FINDEN

Neugierig auftreten: Je offener und neugieriger ein junger Mensch ist, desto leichter falle ihm der Einstieg in den neuen Kollegenkreis, sagt Carolin Klaus. „Als Azubi bin ich in einer Position, in der ich noch nicht so viel weiß, aber das ist auch in Ordnung.“ Mit Interesse an die neue Tätigkeit heranzugehen, kann schon ein wichtiger Beitrag sein. Zum Beispiel, indem man viele Fragen stellt.

Wichtig: Informationen strukturieren und Überforderung vermeiden.

Offen sein: Meist herzlich aufgenommen wird, wer offen auf das neue Team zugeht. „Oft sind es auch Gruppen von Azubis, die anfangen, ein enges Netzwerk bilden und sich gegenseitig unterstützen“, sagt Klaus. Aber auch mit Kolleginnen und Kollegen, mit denen man etwa Gemein samkeiten teilt, lässt sich schnell Kontakt knüpfen.

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Ausbildung
Foto // pexels/ivan

BEI ÜBERFORDERUNG

NEUE STRUKTUREN SCHAFFEN

Überforderung vermeiden: Carolin Klaus empfiehlt, stets Block und Stift zur Hand haben. Gerade zu Beginn müssen sich Auszubildende mit einer Fülle an neuen Informationen ausein andersetzen. Da sei es völlig normal, sich nicht alles merken zu können. Entscheidend sei, Engagement zu signalisieren und die Informati onen zu strukturieren.

Feierabend nutzen: Klaus rät außerdem, die freie Zeit bewusst zur Entspannung zu nutzen. Am besten fragen sich Azubis, was ihnen als Ausgleich zum neuen Arbeitsalltag guttut – sei es Sport, Freunde oder ein gutes Buch.

MIT ENTTÄUSCHUNG UMGEHEN

Sich dem Stress entziehen: Nimmt die Belastung in der Ausbildung überhand, empfiehlt Beraterin Klaus, das Gespräch mit anderen Auszubildenden oder Freunden zu suchen. Wer sich mit der neuen Situation zuneh mend überfordert fühlt, könne das Problem auch mit der Ausbildungsleitung besprechen und um Feedback bitten. „Das gibt wieder Sicherheit, weil man häufig positives Feedback bekommt.“

Mit Enttäuschung klarkommen: Azubis müssen sich im Klaren sein, dass es auch Momente im Job geben kann, die langweilig

sind oder keinen Spaß machen. Dann ist es ratsam, zunächst in sich hineinzuhorchen: Macht die Arbeit an sich Spaß? Womöglich handelt es sich nur um ein Motivationstief. Bei falscher Berufswahl handeln: Wer merkt, dass der Beruf an sich nicht das Richtige ist, sollte rechtzeitig handeln. Klaus empfiehlt ein Gespräch mit den Eltern und im Anschluss mit der Ausbilderin oder dem Ausbilder.

PAPIERKRAM ERLEDIGEN

Die Finanzen im Blick: Mit dem ersten Schritt ins Berufsleben gilt es auch, die eigenen Finanzen zu regeln. Laut Julian Uehlecke, Referent für Berufsausbildung bei der Ju gendabteilung des Deutschen Gewerkschafts bunds (DGB), brauchen Azubis vor dem ersten Arbeitstag ein eigenes Bankkonto und sollten sich mit ausreichend zeitlichem Vorlauf um eine Steueridentifikations- und Sozialversicherungs nummer kümmern. Die müssen sie dann dem Arbeitgeber mitteilen.

Finanzielle Unterstützung anfordern: Laut Uehlecke gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen gibt es die Berufsausbildungsbeihilfe der Bundesagentur für Arbeit. Zum anderen können Azubis in schulischer Ausbildung Bafög beantragen. Für Azubis, die alleine wohnen, gibt es möglicherweise Wohngeld.

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Ausbildung
Wer offen und neugierig auf das neue Team zugeht, wird meist herzlich aufgenommen. Foto // Christin Klose (dpa)

Job-Start-Börse

Wege zu einem unkomplizierten Berufseinstieg

Jobmesse Gesundheit & Pflege

Infos für Berufsanfänger, Quer- und Wiedereinsteiger

Als Plattform für Jugendliche auf der Suche nach dem passenden Ausbildungs-, Praktikums- oder dualen Studienplatz versteht sich die Job-Start-Börse in Halle 2 der Freiburger Messe.

Regionale Ausbildungsbetriebe, berufsbildende Schulen und Anbieter dualer Studiengänge sollen das gesamte Spektrum der Berufswelt abbilden. Aussteller aus Industrie, Handel, Gastronomie, Handwerk und Dienstleistung sowie Bildungseinrichtungen und -träger geben Einblicke in den Alltag des Berufslebens und zeigen mit einer Vielzahl an Ausbildungs berufen und dualen Studiengängen Wege zu einem unkomplizierten Berufseinstieg. Beim Speed-Dating können Bewerber*innen ihr Wunschunternehmen ohne Anmeldung in einem zehnminütigen Gespräch von sich überzeu gen. Das Speed-Dating findet am Mittwoch von 16 bis 17 Uhr in den Konferenzräumen 1 bis 4 der Messe statt. pl

DIE BÖRSE LÄUFT AM:

Mittwoch, 1. Februar, von 14 bis 19 Uhr Donnerstag, 2. Februar, von 8.30 bis 13.30 Uhr Der Eintritt ist frei.

Aussteller aus dem Gesundheitswesen, unter anderem Kliniken, Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste, Ausbildungsin stitutionen und Bildungsträger – sie alle präsentieren sich in Halle 1 der Freiburger Messe.

Aussteller aus dem Gesundheitswesen, unter anderem Kliniken, Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste, Ausbildungsinstitutionen und Bildungsträger – sie alle präsentieren sich in Halle 1 der Freiburger Messe. Interessierte Bewerber*innen haben die Gelegenheit, sich über die unterschiedlichen Berufsbilder, ihre Besonderheiten, die Aus- und Weiterbildung, Studienangebote, Praktika und Freiwilligendienste zu informieren und zu allgemeinen Karrierechancen im Gesundheitswesen beraten zu lassen. Neben Berufsanfängern können sich auch Quer- oder Wiedereinsteiger über Aus- und Weiterbildung sowie Qualifizierung informieren und direkt in ein erstes Bewerbungsgespräch einsteigen. pl

DIE BÖRSE LÄUFT AM:

Mittwoch, 1. Februar, von 14 bis 19 Uhr Donnerstag, 2. Februar, von 8.30 bis 13.30 Uhr Der Eintritt ist frei.

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fürDASSCHÜLERMAGAZIN Freiburg und Region
Fotos // Francesco Sabatino
JOBSTARTER

Einfach überbrücken

Was will ich werden? Vor der Ausbildung orientieren

Wer sich nach der Schule unsicher über den weiteren Berufsweg ist, kann ein Überbrückungsangebot wahrnehmen.

Darauf weist die Bundesagentur für Arbeit auf ihrem Portal Planet-Beruf hin.

Zu diesen Überbrückungsangeboten zählt die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB). Teilnehmer können sich in Praktika Eindrücke von verschiedenen Betrieben und Berufsfeldern verschaffen und bekommen auch theoretischen Unterricht. Laut Planet-Be ruf ist die BvB beispielsweise für junge Menschen empfehlenswert, die nicht mehr berufsschulpflichtig sind und noch keinen Ausbildungsplatz haben.

Daneben lässt sich auch mit einer Einstiegs qualifizierung (EQ) die Zeit bis zur Ausbildung überbrücken. Laut Planet-Beruf geht es hier um eine Art Praktikum zur Ausbildungsvorberei tung. Die EQ eigne sich für Jugendliche, die schon wissen, was sie werden möchten, aber noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Sie können dann ein längeres Prakti

kum in ihrem Wunschberuf absolvieren und sich so darauf vorbereiten.

Wer noch gar nicht wirklich weiß, was der Wunschberuf ist, oder ob es überhaupt eine Ausbildung sein soll, kann auch überlegen, ob ein Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilli ges Soziales Jahr (FSJ) eine gute Alternative zum Ausbildungsstart ist. tmn/BZ

33 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Berufsvorbereitung JOBSTARTER fürDASSCHÜLERMAGAZIN
Region
Freiburg und
Foto // Christin Klose (dpa)
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Die richtigen Worte finden

Nach ihrer ersten Rede dachte sie: nie wieder. Simone Schmidt arbeitet freiberuf lich als Traurednerin und begleitet Paare an ihrem Hochzeitstag. Inzwischen hält sie das Redenschreiben für den besten Job der Welt. Warum, erzählt sie im Job-Protokoll.

„Planen, Organisieren, Fäden zusammen führen und Bälle in der Luft halten – das sind meine Leidenschaften. Neben meinem Vollzeitjob habe ich deshalb schon immer auch in der Gastronomie, später als Assistentin einer Hochzeitsfotografin gearbeitet. Irgendwann habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, meine Leidenschaften parallel zu meinem Hauptjob noch stärker auszuleben – und eine acht tägige IHK-Weiterbildung zur Hochzeitsplanerin gemacht. 2017 kam ein Pärchen auf mich zu, das sich eine freie Trauung im Spreewald wünschte. Es hat mich gefragt, ob ich das machen möchte. Ich habe mir gedacht: Gucken wir mal, wie schlimm es wird. Und ja, es war schlimm. Ich habe dagestanden, mich gefragt, was ich hier mache. Ich habe gezittert wie selten in meinem Leben. Hinterher war ich überzeugt, das nie wieder zu machen. Vier Wochen später stand ich wieder vor einem Brautpaar. Seitdem bin ich süchtig. Ich betreue etwa 25 bis 30 Hochzeiten im Jahr.

Viele meiner Aufgaben haben mit Werbung und Marketing zu tun: Etwa netzwerken, Messen besuchen, Social-Media-Posts oder Anzeigen planen und platzieren. Finanzen und Buchhaltung spielen eine Rolle. Daneben geht es etwa um Kommunikation – Telefonanrufe, E-Mails, Whatsapp-, Instagram- und Face book-Nachrichten. Und natürlich treffe ich die

Paare: am besten zweimal live. Ich bin meist schon zwei Tage pro Trauung damit beschäftigt, das Paar zu treffen, im besten Fall Kaffee zu trinken, sich auszutauschen und kennen zulernen. Dann schreibt man die Rede. Man kann es nicht pauschalisieren, aber ich investiere etwa zehn Stunden pro Rede nur für das Schreiben.

Ich würde mich als Tränenjägerin bezeichnen. Man sagt mir nach, dass man bei meinen Reden sehr viel lachen kann. Mir geht es aber insgeheim darum, mindestens

Wenn ich Paare kennenlerne, dann nährt man sich an den besten Erinnerungen und Momenten eines Paares. Man hört die schönsten Liebeserklärungen und emotio nalsten Geschichten. Man bekommt total viel – und wird dafür sogar bezahlt.

Vertrauen und Verantwortung sind wichtig. Man hat bei einer Trauung keine Generalprobe.

In der Regel bekommt das Brautpaar die Rede nicht zu sehen. Es geht ja um Emotionen und Überraschung. Man hat also nur den einen Moment – und der muss sitzen. Da braucht es ein gutes Bauchgefühl, um herauszufinden, wer als Paar zu einem passt. Das Paar muss mir viel anvertrauen können, muss ähnlich ticken und denken wie ich. Ein wichtiger Punkt ist es deshalb, Nein sagen zu können, wenn es mit einem Paar nicht passt. Und beim Thema Hochzeit ist längst nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Man bekommt schon mal Familien streitereien mit, hört bei der Rede Kommentare aus der ersten Reihe. Im Gespräch mit dem Brautpaar gehört es dazu, die schlimmsten Themen ansprechen zu können. Trotzdem muss man cool bleiben.

die erste Reihe der Gäste zum Weinen zu bekommen. Also Freudentränen und emotionale Tränen – weil man gerade einen sentimentalen Moment erwischt hat.

Zu meinen persönlichen Highlights zählt ebenso, wenn Eltern, Trauzeugen oder Omas und Opas nach der Trauung fast schon auf mich zustürmen und mich umarmen möchten.

Alles, was mit dem Thema Finanzamt und Steuerberater zu tun hat, gehört nicht zu meinen liebsten Seiten. Und Spontaneität im Familien- oder Freundeskreis ist nahezu unmöglich, wenn man für Hochzeiten bis zu drei Jahre im Voraus gebucht wird. Wie viel man als Redner verdient, ist eine Frage der Zielgruppe und des Wertempfindens sowie der Kalkulation. Im Durchschnitt nehmen Redner meiner Erfahrung nach etwa 850 bis 1600 Euro für eine Rede.“

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Als Traurednerin geht es darum, Menschen gekonnt zu skizzieren und bei ihnen Emotionen zu wecken
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Foto // Mascha Brichta (dpa)

Neuer Gastro-Beruf

Update für Hotel- und Gastronomiebranche

Die Ausbildungsberufe im Hotel und Gastgewerbe wurden aufgefrischt. Für sechs Ausbildungen gibt es seit August eine neue Ausbildungsordnung, wie das Bundesinstitut für Berufsbil dung (BIBB) informiert. Ein Beruf kommt sogar ganz neu hinzu. Mit den neuen Ausbildungsordnungen soll verstärkt auch auf die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Digitalisierung Rücksicht genommen werden. Die Änderungen im Überblick:

Die Ausbildung zum Restaurantfachmann wird umbenannt. Nun sind Azubis angehende Fachleute für Restaurants und Veranstaltungsgastro nomie. Damit werde deutlich, dass es sich um die Veranstaltungsspezia listen handelt.

Ebenso bei der Fachkraft im Gastgewerbe: Künftig wird von Fachkräften für Gastronomie die Rede sein. Sie sind laut BIBB die „Allrounder“ im Gastgewerbe, mit Fokus auf der Gästebetreuung. Fachleute für Systemgastronomie sollen künftig alle Bereiche eines Restaurants organisieren. Dazu gehören die Steuerung von Arbeitsabläu fen und Überwachung der Produktqualität.

Hotelfachleute sollen die Generalisten bleiben und die Betreuung der Gäste von Ankunft bis Abreise managen. Hotelkaufleute machen nun die Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau für Hotelmanagement – mit stärkerem Fokus auf den kaufmän nischen Bereich. Damit soll die Ausbildung eine Alternative zu praxisori entierten Bachelor-Studiengängen werden.

Angehende Köchinnen und Köche sollen sich laut Update auch für eine Vertiefung in vegetarischer und veganer Küche entscheiden können. Neu hinzu kommt der Beruf Fachkraft Küche. Die zweijährige Ausbil dung richtet sich den Infos zufolge an praktisch begabte Jugendliche, die Köche und Köchinnen künftig bei der Zubereitung von Speisen und Gerichten unterstützen. tmn/BZ

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Foto // unsplash

Damit es die Leute warm haben

Allroundtalente: Anlagenmechaniker sind als Experten für Klimatechnik zurzeit besonders gefordert

Ihre erste Woche auf der Baustelle war hart. Inzwischen ist die Arbeit für SHKAnlagenmechanike rin Madita Brauer Routine.

einem leeren Raum loszulegen und die Heizungsführung zu planen – das ist fast schon Kunst. Dafür braucht man ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen.

Je nachdem, wie groß der Anspruch an sich selbst ist, macht man jeden Tag etwas Neues, nimmt täglich eine Herausforderung an. Jeder wird nach seinen Fähigkeiten eingesetzt: Wer die Routinen mag, findet seine Aufgaben ebenso wie die Ambitionierten, die sich spezialisieren, etwa auf Lüftungs- und Klimatechnik. Ich finde es super, dass man einerseits selbstständig und eigenverantwortlich arbeitet, aber immer auch im Team und teilweise auch mit anderen Gewerken. Meiner Einschätzung nach kann fast jeder diesen Beruf lernen, mit etwas gutem Willen und wenn man nicht zwei linke Hände hat. Egal, ob Junge oder Mädchen.

Die 24-jährige Madita Brauer ist Anlagen mechanikerin für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik. In Zeiten hoher Energieprei se ist ihr Know-how besonders gefragt. Im Job-Protokoll erzählt sie, warum sie sich für den Weg ins Handwerk entschieden hat.

„Zwar bin ich Tochter eines Elektro-, Heizungs- und Sanitärmeisters, aber alle anderen in der Familie haben eine Ausbildung bei der Bank absolviert. Ich habe schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Durchge zogen habe ich die Banklehre aber trotzdem. Ich dachte, das kaufmännische Wissen kann mir keiner mehr nehmen. In einem Kundenge spräch hörte ich erstmals vom Trialen Studium. Das verbindet eine Ausbildung im Handwerk mit einer Meisterfortbildung und einem betriebswirtschaftlichen Bachelorstudium. Tagsüber Ausbildung, abends Studium, das klang nach jeder Menge Stress, also genau richtig für mich. Die erste Woche auf der

Baustelle war Horror. Man muss lange stehen, man muss viel laufen. Es war Januar, bitterkalt, und ich pulte Außensteckdosen rein, während es schneite. Die zweite Woche lief besser, ich habe mich an die Abläufe gewöhnt und hatte fantastische Unterstützung von den Kollegen. Die haben sich Zeit genommen, mir viel erklärt und mich gleich machen lassen – das war mega-interessant. Zuerst werden die Basics vermittelt. Wir arbeiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern, meist in Neubauten. Wir verlegen Rohre für die Wasserversorgung, bauen aber auch kom plette Heizungsanlagen. Wir biegen Rohre, wir löten und sägen. Zu unserem Handwerkszeug zählen Zangen, Schraubenschlüssel sowie Schraubendreher und Wasserwaagen. Natürlich kümmern wir uns in älteren Gebäuden auch um verstopfte Abflüsse oder Toiletten. Wir beraten aber auch zu Energie techniken – Wärmepumpen, Pelletheizungen, Solarenergie. Es ist ein herrliches Gefühl, in

Gewöhnungsbedürftig ist es, bei Wind und Wetter zu arbeiten. In Eiseskälte ebenso wie Hochsommer bei 35 Grad im Schatten – dann ist man abends fix und foxi. Fies sind auch Staub und Dreck auf den Baustellen. Am Ende des Tages findet man den überall, wo man ihn nicht vermutet.

Es gab Baustellenphasen, da habe ich abends geduscht, eine Haarkur aufgetragen und dann gleich noch mal geduscht. Allerdings gilt in unserer Branche die Devise ,dreckige Hände, gutes Geld‘. Nie gewöhnen werde ich mich allerdings an Baustellentoiletten – die können der absolute Horror sein.

Natürlich möchte ich gern den Familienbe trieb weiterführen. Wir sind in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Allroundtalente. Wir sorgen nicht nur dafür, dass die Leute es schön warm haben, wir beraten sie auch in Nachhaltigkeits- und Energiesparfragen. Das ist eine effiziente Form von Klimaschutz. Unser Beruf entwickelt sich auch technisch weiter. Ich werde im nächsten Halbjahr meine Bachelorarbeit schreiben und dann vermutlich noch den Masterstudiengang anhängen. Ganz nach dem Motto: „Besser haben als brauchen.“ Katja Wallrafen (dpa)/BZ

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Foto // Kristen Neumann (dpa)
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Lukrative Berufe

Oft sind gut bezahlte Jobs wenig bekannt –in diesen Sparten gibt es sie

Wo können junge Fachkräfte besonders viel verdienen? Oft sind das Berufe, die junge Menschen gar nicht auf dem Schirm haben, so eine Expertin. Aber ist das Gehalt immer alles?

Die lukrativsten Gehälter können junge Fachkräfte in eher wenig bekannten Berufen erwarten. Das sagt Ruth Maria Schüler, Expertin für soziale Sicherung und Verteilung im Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einem Interview auf der Website des Informationsdienstes des Instituts.

Die Forscherin hat gemeinsam mit einer Kollegin eine Auswertung von Daten der Bundesagentur für Arbeit vorgenommen und die 20 lukrativsten Berufe für junge Fachkräfte ermittelt. Dabei habe sie festgestellt, dass die Top-20-Berufe „nicht unbedingt die bekanntesten sind“.

Die Expertin des arbeitgebernahen Instituts folgert im Interview, dass es zwar zahlreiche Berufe gibt, in denen gute Gehaltsaussichten für junge Fachkräfte winken, viele junge Erwachsene diese Berufe aber gar nicht „auf dem Schirm“ hätten.

Auf den ersten fünf Plätzen der lukrativsten Berufsfelder finden sich der Analyse zufolge die Technische Produktionsplanung und -steuerung, die Luft- und Raumfahrttechnik, Versicherungs- und Finanzdienstleis tungen, Chemie- und Pharmatechnik sowie der Brandschutz. Hier liegt der Medianlohn für junge Fachkräfte unter 30 laut IW jeweils bei über 4000 Euro brutto im Monat. Der Medianlohn gibt den Wert an, bei dem die Hälfte der Beschäftigten mehr verdient, die andere Hälfte weniger. Hohe Gehälter sind nicht nur mit Hochschulabschluss zu erwarten. Es gebe auch Ausbildungsberufe, in denen man teils mehr verdienen kann als in Berufen, die ein Studium erfordern, sagt Schüler. Die Expertin hält es für wichtig, die Sichtbarkeit der Berufe zu erhöhen und in der Berufsorien tierung besser zu vermitteln, was genau diese Tätigkeiten alles beinhalten. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass der Lohn nur eines von vielen Merkmalen für die Attraktivität eines Berufes ist. Sie rät, immer einen Beruf zu wählen, der zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passt und an dem man lange Freude hat.

Gemeinsam mit einer Kollegin hat Schüler eine interaktive Grafik entwickelt, mithilfe derer Interessierte sehen können, wie die Beschäfti gungschancen und Verdienstaussichten in einzelnen Berufsfeldern mit verschiedenen Abschlüssen aussehen.

Amelie Breitenhuber (dpa)/BZ

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