Bauen & Wohnen

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Februar 2024 Ausgabe Nr. 34

Premiere Die Stadtbau baut erstmals mit Holzmodulen

»Lichter am Horizont«

Baubürgermeister Martin Haag im Interview Visionen

Baurecht

Stadtentwicklung

Wie wohnen wir 2040?

Recht auf Widerruf: 1 | chilli | Vorsicht BAUEN & Wohnen | 09.2023 Fiasko

Die seltsame Vermarktung von Kleineschholz



Editorial

Lichtblicke im Wolkenmeer

Kanzler Scholz kommt zum Spatenstich in den Dietenbach

F

reiburgs Baubürgermeister Martin Haag steht in seinem Büro am Schreibtisch. Die Tischplatte gefühlt auf 1,50 Meter Höhe eingestellt. Der Mann ist groß und hat große Projekte auf diesem Schreibtisch.

Allen voran den neuen Stadtteil Dietenbach. Er freut sich, dass Kanzler Olaf Scholz zum Spatenstich kommt. „Wir müssten auch liefern, wenn Scholz nicht kommen würde“, sagt er zur kritischen Frage des Redakteurs.

Wie so vieles in Freiburg zieht sich auch die Erschließung des neuen Stadtteils in die Länge. Da muss der Verwaltungsgerichtshof noch entscheiden, ob die Erdgasleitung durch einen Teil des Langmattenwäldchens gelegt werden darf, da müssen Kanäle acht Meter unter der Geländeoberkante verlegt werden, die Erschließung ist komplizierter als gedacht. Vielleicht kommt dem Rathaus die neuerliche Verzögerung ganz gelegen – Dietenbach-Projektleiter Rüdiger E ­ ngel hoffte ganz am Anfang ja mal, er könne die ersten Gebäude zum Ende seiner Amtszeit, also Ende dieses Jahres, schon sehen. Die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau sind ja in diesen Zeiten gelinde formuliert suboptimal. „Wir gehen nicht mit dem Fuß vom Gas“, sagt Haag, und wenn er vor dem raumgreifenden Holzmodell steht, spürt man immer noch seine Begeisterung für dieses Jahrhundertprojekt. Scholz wird dieser Begeisterung keinen Abbruch tun. Zu hoffen ist, dass sich bei der Vermarktung der Grundstücke im Neubaugebiet Kleineschholz ausreichend be-

geisterungsfähige Akteure finden, die nicht nur tolle Konzepte mitbringen, sondern diese auch wirtschaftlich stemmen können. Die Vergabe an ausschließlich gemeinwohlorientierte Akteure engt den Kreis derer, die gut 500 Wohnungen bauen sollen, jedenfalls ein. Auch wenn der Himmel der Baubrache derzeit mal grundsätzlich grau ist, es geht doch einiges in der Stadt und auch im Umland. Die beiden Messen GETETC und IMMO stehen vor der Tür, der Deutsche Strohbautag kommt nach Freiburg, das Siedlungswerk hat bezahlbare Eigentumswohnungen im Portfolio, ein Handwerksbetrieb hat mit eezee ein ebenso einfaches wie überzeugendes Produkt kreiert und Südbadens Planungsbüros sind aktuell in halb Europa unterwegs. Wir wünschen anregende Lektüre. Herzlichst Ihr Lars Bargmann Chefredakteur Anzeige

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Inhalt Titel

Freiburgs neue Baugebiete: Baubürgermeister Martin Haag über Baumbesetzungen und Wendeschleifen, die Zukunft der Stadthalle und das Ganter-Areal 6-8

Aus Südbaden nach halb Europa: Warum Poetzsch Bauingenieure sich gut im Kraftwerksbau auskennen 38

Generalunternehmer

Dürrschnabel Industriebau zwischen Wohnungs- und Gewerbebau 30

Projektentwickler Messen

In Freiburg stehen die GETEC und die IMMO vor ihrer 15. Auflage. Mit unterschiedlichen Vorzeichen 10-12 Deutscher Strohbautag in Freiburg 34

Innovationen

Alles easy mit eezee: Wie ein Handwerksbetrieb ein Start-up mit Patenten in Europa und den USA gründete 11

Grundstücke

Das Rathaus startet die Vermarktung des Crash-Areals 14

Wohnungsbau

Beispielhaftes am Bergäcker: Die Stadtbau baut erstmals mit Holzmodulen

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Kleineschholz

Peter Unmüßig fordert mehr Tempo

Bauträger

Rares Gut: In schweren Zeiten bietet das Siedlungswerk Eigentums­ wohnungen zu erschwinglichen Preisen 20 Vor Gericht: Warum die WOBAG in Ihringen nicht klein beigibt 24 Grundsteinlegung: Die IKS Projekt feiert Baustart für The Bow 44

Immobilien

Baurecht

Die fwi komplettiert ihr Portfolio im Green Industry Park 39

Recht auf Widerruf: Vorsicht Fiasko

22

Makler

Die S-IMMO steigert im Krisenjahr 2023 Umsatz und Ertrag 26 Christian Müller Immobilien schließt Großprojekt auf Güterbahnhof ab 44

Fachplaner

Die riskante Vermarktung eines Neubaugebiets 18-19

Das Büro Müller+Klein spielt eine tragende Rolle beim ChirurgieNeubau 28

18-19

38

Gisinger-Gruppe gründet Gutachterfirma

Der Haustechniker Sexauer feiert sein 60-Jähriges – und bezieht einen Neubau 36

Gewerbeflächen Visionen

Wie wohnen wir 2040: Expertinnengespräch an der Alten Uni 40-41

Verbände

Die fast 200 Jahre alte Schreiner­ innung Freiburg setzt auch auf soziale Medien 42-43

Kommentar

Psycho-Palaver: Kanzler Scholz in der Kritik

Chefredaktion: Lars Bargmann

Druck: Hofmann Druck, Emmendingen

Redaktion: Till Neumann, Pascal Lienhard,

Ein Unternehmen der

Herausgeber:

Titel: © LINK3D Fotos: iStock, freepik Grafik: Sven Weis (Leitung), Julia Neininger

chilli Freiburg GmbH Paul-Ehrlich-Straße 13 | 79106 Freiburg fon: 0761-76 99 83-0 | fax: 0761-76 99 83-99 mail: bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de

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Geschäftsführung: Michaela Moser (V.i.S.d.P.)

Abo-Service: Armando Sainovic

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Themenheft 02-2024

Philip Thomas

34

Handwerk

IMPRESSUM Bauen & Wohnen Das Bauen & Wohnen-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli

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Lektorat: Beate Vogt

Die im Magazin enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung und Einspeicherung in elektronische Systeme. Gleiches gilt für den Nachdruck der von uns entworfenen Bilder und Anzeigen.



Titel

Unbeirrt begeistert: Martin Haag vor dem Dietenbach-Modell. Ende Februar geht der erste Bebauungsplan in die erneute Offenlage.

»Lichter am Horizont«

Fotos: © bar

Baubürgermeister Martin Haag über Baumbesetzungen und Wendeschleifen, die Stadthalle und das Ganter-Areal B&W: Herr Haag, Oberbürgermeister Martin Horn hat beim Neujahrsempfang Kanzler Scholz zum Spatenstich in Dietenbach angekündigt. Ist das mehr als Marketing? Haag: Wenn der Bundeskanzler sich Zeit nimmt, zu einem Spatenstich nach Freiburg zu kommen, ist das eine Anerkennung, und es zeigt auch den Freiburgern, wie wichtig dieses Projekt im bundesdeutschen Maßstab ist. Aber natürlich hat das auch ein bisschen was mit Politik zu tun. B&W: Wenn der Kanzler da war, muss die Freiburger Politik aber auch liefern … Haag: Wir müssen auch liefern, wenn Scholz nicht gekommen wäre. Wir werden das Baugebiet jetzt erschließen und dann auch in die Vermarktung einsteigen.

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B&W: Wann? Haag: Wir werden 2025 die Vermark-

tungsgrundsätze mit dem neuen Gemeinderat beschließen und dann loslegen. B&W: Ihr habt den Fuß ein bisschen vom Gas genommen.

Komplizierter, als alle gedacht haben Haag: Nein, wir haben nicht den Fuß

vom Gas genommen, sondern es ist ein komplexes Zusammenspiel von Planung und realem Bauen, so ist etwa die Heranführung aller Medien an den neuen Stadtteil etwas komplizierter, als alle miteinander gedacht haben. Ein Beispiel: Wir müssen 500 Meter Kanalisation in acht Metern Tiefe bauen, um überhaupt den 1. Bauabschnitt zu errei-

chen. Dazu kommt, dass wir noch die eine oder andere rechtliche Auseinandersetzung haben, die das Ganze im Bauablauf auch nicht einfacher gestaltet. B&W: Sie rechnen nicht damit, dass der VGH in Mannheim so schnell entscheidet, dass die geplante Rodung für die Verlegung der überregionalen Erdgasleitung noch bis Ende Februar klappt? Haag: Wir gehen davon aus, dass wir die Rodung im Herbst angehen. Das Verwaltungsgericht Freiburg hat ja nicht gesagt, dass das grundsätzlich unmöglich ist, sondern die Begründung hat nicht ausgereicht. Wir warten jetzt den VGH ab und werden dann gegebenenfalls nacharbeiten. B&W: Die Stadt habe nicht ausreichend Alternativen geprüft. Haag: Wir waren überrascht, aber wir werden jetzt den Bebauungsplan zur


Titel

erneuten Offenlage beschließen. Das diskutieren wir im organisieren. Aber sicher ist heute noch nicht alles schon in Gemeinderat, spätestens dann müsste die ausreichende Be- Stein gemeißelt, was irgendwann mal gesagt worden ist. B&W: Was ist in Stein gemeißelt? gründung da sein. Sagen zumindest alle Juristen bei uns. B&W: Die Erdgasleitung wird am Ende da hinkommen, wo Haag: 50 Prozent sozialer Mietwohnungsbau und auch das sie geplant ist? ökologische Thema. Wir haben den Begriff der KlimaneuHaag: Wenn die Rodung der Teilfläche gar nicht ginge, tralität gegenüber dem Bürgerentscheid sogar noch ausgehätten wir noch ein ganz anderes Problem. Dann könnten weitet. Wir betrachten nicht mehr nur den Betrieb, sondern wir auch die Straßenbahn, nach einer umfangreichen Vari- auch den Bau selber. Wir reden viel über Holzbau, über Reantenprüfung, nicht da bauen. Das kann ich mir beim bes- cyclingbeton, um die graue Energie zu reduzieren. Und wir ten Willen nicht vorstellen. Das stellt ja auch niemand in wollen auch eine kleinteilige Vermarktung. Das geben wir Frage. Der gesamte Städtebau nicht auf. Mich stimmt optibasiert auf der Trasse. mistisch, dass zwei AlteigenB&W: Rechnen Sie mit weiteren tümergruppen selber bauen Entschleunigungen durch juriswollen. Zwei Blöcke sind sotische Bremsspuren? zusagen schon vermarktet. Haag: Wir gehen davon aus, dass B&W: Haben auch Bauträger es da weitere juristische Auseinvon außerhalb schon den Finandersetzungen gibt. Sehr viele ger gehoben? Menschen haben mit diesem Haag: Wenn der Kanzler kommt, Stadtteil noch nicht ihren Friezeigt das, dass Dietenbach überden gemacht. Juristische Einall in Deutschland Interesse wände sind ihr gutes Recht. weckt und natürlich haben wir B&W: Antidemokratische Aktientsprechende Anfragen. Das vitäten wie gefälschte Post mit kann der Sache auch guttun. Stadtstempel in Briefkästen zu Aber natürlich freut es mich bewerfen, wie es sie beim Stadtsonders, wenn auch Freiburger tunnel gab, wären schlimmer … Firmen hier investieren. Haag: Eindeutig. Wir haben B&W: Was muss von Bund und aber auch Baumbesetzungen, Land kommen? nachdem wir jahrelang intensiHaag: Wir werden beim Kanzve demokratische Diskussionen lerbesuch das Thema Fördeüber das Abwägen der Themen rungen noch mal adressieren. Wohnen und Walderhalt geDer Bund muss zwingend, wie führt haben. Jetzt einfach zu das Land auch, Geld bereit­ kommen und das alles auszustellen. Bauministerin Geywitz blenden und Bäume, ein emoti- Freut sich auf den Kanzler: Baubürgermeister hat gerade mehrere Förderproonales Thema, zu besetzen, fordert mehr Förderung gramme angekündigt. Das geht finde ich schwierig, muss ich in die richtige Richtung. Wir ganz ehrlich sagen. brauchen eine bessere und vor allem verlässliche FörderkuB&W: Wird die Vermarktung mit dem knallbunten Strauß lisse. Bauen lebt von Vertrauen. Wenn ich ein Gebäude plaan politischen Wünschen starten, der gebunden wurde? ne, muss ich eine gewisse Sicherheit haben, dass ich auch an Oder muss man schon noch mal überlegen, was einer bes- die Förderung komme, sonst wird es nichts. seren Realisierbarkeit helfen könnte? B&W: Bis in Dietenbach die ersten Menschen wohnen, Haag: Die aktuellen Rahmenbedingungen sind schwierig, wird es geschätzt 2028. Auch die anderen Baugebiete Klein­ aber es sind ja ein paar Lichter erkennbar am Horizont … eschholz, Zinklern, Hinter den Gärten oder die Höhe in B&W: Sie haben gute Augen … Zähringen kommen alle geballt 2027/2028. WiderspreHaag: … schauen Sie auf die Zinsen. Die gehen wieder chen Sie dem Slogan „Erst kommt ewig nichts und dann leicht zurück, die Rohbaukosten auch. Das ist noch keine alles auf einmal“? große Trendwende, aber wir standen vor einem halben Haag: Man könnte auch sagen, wir haben aktuell eine relaJahr auch schon schlechter da und dachten, dass es noch tiv gute Situation, was die Versorgung mit Neubaugebieschlechter wird. Wir werden mit allen Akteuren Gesprä- ten anbelangt. Das sind insgesamt deutlich über 1500 che führen und wirtschaftliche Lösungen suchen und Wohneinheiten ohne Dietenbach, wo es 1600 im ersten auch finden. Wir werden auch ein Stück weit Wettbewerb Bauabschnitt sind. chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024 | 7


Titel

Auf dem Dietenbach-Areal werden die Erschließungsarbeiten deutlich länger als geplant dauern.

Foto: © Neithard Schleier

B&W: Bis dahin aber? Haag: 1000 neue Wohnungen pro Jahr

war immer das Ziel. Das werden wir in den nächsten Jahren nicht schaffen. Aber mehrere hundert werden wir hin­bekommen B&W: Wie ist der Stand auf dem GanterAreal, wo 350 Mietwohnungen gebaut werden sollen. Ist der vorgeschaltete Wettbewerb gestartet? Haag: Wir sind dran. Wir haben mit Artemis eine Vereinbarung geschlossen, wie die Eckpunkte des städtebaulichen Vertrags aussehen. Der Wettbewerb ist noch nicht gestartet. Wir brauchen da noch mehr Konkretheit. Da geht es ja nicht nur um die Wohnbebauung, sondern auch um die Brauerei und die städtischen Flächen rund um die Tankstelle. Das macht den Prozess nicht schneller. Aber wir gehen davon aus, dass wir den Wettbewerb in diesem Jahr starten, das Ergebnis 2025 vorliegt und wir dann in ein Bebauungsplanverfahren starten. B&W: Die Artemis muss fürs Baurecht 20 Prozent der Bruttogeschossflächen ans Rathaus abgeben. Baut die Stadtbau die Sozialwohnungen? 8 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

Haag: Die Stadtbau kennt den Wert

Haag: So wie sie jetzt statisch dasteht

von eigenen Wohnungen in dieser tollen Lage. Ich gehe davon aus, dass sie dort baut. B&W: Sie haben eine Machbarkeitsstudie Wendeschleifen beauftragt. Hat das wirklich Potenzial für den Woh­nungsbau? Haag: Wir schauen uns aktuell weniger die Wendeschleifen, sondern die dazugehörigen Park-and-Ride-Plätze an, die oft große Flächen belegen und in spannenden Lagen sind. Etwa an der Bissierstraße oder in Moosgrund in Landwasser. Wir wollen die Funktion Park and Ride aber nicht aufgeben, also sprechen wir über Hochgaragen und die Kosten dafür. Und ob das mit möglichen Neubauten dann auch finanzierbar wäre. B&W: Eine spannende, mittlerweile zugewachsene Wendeschleife gibt es hinter der Stadthalle … Haag: Die Wendeschleife möchte die VAG aktuell nicht aufgeben. Die wird da aus betriebstechnischen Gründen bleiben müssen. B&W: Bleibt die Stadthalle stehen?

nicht. Aber für eine Nachnutzung der Stadthalle wird es ja ohnehin bauliche Veränderungen geben müssen und die müssten so sein, dass das Dach statisch neu stabilisiert wird. Dafür laufen noch Untersuchungen. Und wenn die Ergebnisse da sind, werden wir in ein Interessenbekundungsverfahren einsteigen. Bei mir sind schon einige vorstellig geworden, die gesagt haben, sie haben Interesse. B&W: Wird am Ende in der Halle gewohnt? Haag: Da kann vielleicht gewohnt werden, da kann es Büro geben, öffentliche Räume, Kitas. Eine mischgenutzte Immobilie kann ich mir da gut vorstellen. B&W: Und der Bereich vor der Stadthalle? Haag: Der Grünzug mit dem Abstand zum ZO und zu der vorhandenen Bebauung, der soll schon bleiben. Bei aller Wohnungsnot: Grün- und Erholungsflächen brauchen wir auch in dieser Stadt. Lars Bargmann: Herr Haag, vielen Dank für dieses Gespräch.


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Messewesen

Reger Andrang: Bei der GETEC 2023 kamen rund 9000 Interessierte an die Freiburger Messe.

In Zeichen der Energiewende Volles Programm auf der 15. GETEC in Freiburg

D

ie Energiewende wird Wirtschaft und Gesellschaft noch auf viele Jahre begleiten. Auch für das Baugewerbe hält der Umstieg viele Herausforderungen parat. Unterstützung bietet die Freiburger Messe Gebäude.Energie.Technik (GETEC). Rund 140 Aussteller sind vom 1. bis 3. März bei der 15. Auflage am Start.

Foto: © Solar Promotion GmbH rb

Die GETEC gilt als führende Messe für

energieeffizientes Planen, Bauen und Modernisieren sowie für erneuerbare Energien und gesundes Wohnen im Südwesten. Ziel ist es, mit Bauherren, Handwerkern, Planern und Herstellern die Treiber einer erfolgreichen Energiewende im Gebäudesektor zusammenzubringen. Für die 15. Ausgabe hat sich die GETEC noch um eine Halle vergrößert. Die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) und die Solar Promotion GmbH sowie die Mitveranstalter der Handwerkskammer Freiburg (HWK) erwarten rund 10.000 Besucher. 10 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

Ohne den Gebäudesektor kann die

Energiewende nicht gelingen. „Über 70 Prozent der abgebauten Rohstoffe, rund 50 Prozent der Abfälle und 40 Prozent der Treibhausgasemissionen werden durch den Gebäudesektor ver­ursacht“, sagt Thekla Walker, die baden-württembergische Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Das Ziel müsse insbesondere der Erhalt und die energetische Ertüchtigung des Gebäudebestands und die Reduktion des Ressourcenverbrauchs sein.

»Handwerk spielt eine entscheidende Rolle« „Wir sind davon überzeugt, dass das

Handwerk eine entscheidende Rolle bei der praktischen Umsetzung der Energiewende spielt“, sagt Johannes Ullrich. Der HWK-Präsident ist überzeugt: „Ohne das Know-how unserer Betriebe sind die ambitionierten Ziele der Politik nicht zu schaffen.“ Die GETEC biete eine ideale Gelegenheit, über aktuelle Themen im Bereich der erneuerbaren

Energien ins Gespräch zu kommen und den Kunden von morgen zu begegnen.

Die energetische Immobilienmodernisierung steht bei vielen Eigentü-

mern ganz oben auf der Agenda – sei es aus Gründen des Klimaschutzes oder aus finanziellen Überlegungen. Doch bei der Umsetzung stellen sich viele Fragen, etwa wenn es um Fördermöglichkeiten geht. Um Fragen zur Planung, Finanzierung und aktuellen Gesetzesänderungen zu beantworten, stehen auf dem Marktplatz Energieberatung zertifizierte und unabhängige Energieberater Rede und Antwort. Der Generalunternehmer Holzbau

Bruno Kaiser zeigt, wie die Gebäudeplanung mit 3D-gestützter Software gelingen kann, das PV-Netzwerk Südlicher Oberrhein unter anderem Anlagen, die Photovoltaik und Wärmepumpen kombinieren. Erstmals liegt ein Schwerpunkt auch auf der Gebäudebegrünung. Nach den theoretischen Inhalten sollen geführte Rundgänge an die Messestände das Erfahrene greifbar machen. Beispielsweise lernen Besucher am Stand


Messewesen

Alles easy mit eezee Premiere auf der GETEC

Foto: © Christoph Düpper

der Stadt Freiburg die aktuelle Photovoltaik-Kampagne kennen und erhalten Einblicke in die Förderprogramme „Klimafreundlich wohnen“ und „GebäudeGrün hoch3“. Die Freiburger Vereine Fesa und Solare Zukunft bieten täglich SchauWorkshops zu Balkonsolar-Anlagen an. Dabei geht es neben rechtlichen Hintergründen etwa um Grundlagen zum Bau von Steckersolargeräten, also einer Mini-PV-Anlage für zu Hause zum direkten Anschließen an die Steckdose. Zudem geht es um die Frage, wie sich Secondhand-Solarmodule zu einer Anlage für den Eigenverbrauch umwandeln lassen.

Innovationen

Ring drüber: Wer den neuen Fugenring eezee benutzt, kann sich die Silikon-Kartusche sparen.

B

ei der 15. Auflage der Messe GETEC gibt es nicht nur Wissenswertes um die Energiewende, es gibt auch eine Weltpremiere aus dem Handwerk: Die eezee Vertriebs GmbH präsentiert einen Fugenring fürs Bad, der genau so zu montieren ist, wie er klingt: easy. Hinter der neuen Firma und dem neu-

Eingepackt: Auch für innovative Dämmlösungen interessiert sich das Publikum.

Foto: © Solar Promotion GmbH gb

Parallel zur GETEC laufen die IMMO

(siehe nächste Seite) und auch der 13. Kongress Klimaneutrale Kommunen. Er steht ganz im Zeichen der praktischen Umsetzung und Beschleunigung der kommunalen Energiewende. Zu Themen wie Wärme, Mobilität, Energieversorgung, Bürgerbeteiligung sowie Sanierung und Neubau präsentieren die Macher Best-Practices und Lösungen für Kommunen. Mit mehr als 250 Referenten, Teilnehmern und Fachausstellern fungiert der Kongress auch als Networking-­Plattform. pl/bar Noch mehr Infos: www.getec-freiburg.de

en Produkt stehen die Macher des Haustechnik-Unternehmens Franz Herbstritt GmbH, Heiko und Sandra Geffers. Sie ist im Betrieb schon seit 17 Jahren für den Kundendienst zuständig: „Und ich habe mich immer wieder gefragt, ob es für die Silikonfugen am Porzellan keine andere, bessere Lösung geben kann.“ Silikonfugen sind beim Bäder-Bau oder -Umbau zuverlässig die Achillesferse. Kaum ein Handwerker macht sie gerne, die wenigsten machen sie perfekt, Bauträger und Vermieter schreiben in ihre Verträge, dass Silikonfugen Wartungsfugen sind und Nutzer für diese selbst verantwortlich sind. In den beiden vergangenen Jahren packten sie das Problem professionell an, gründeten die Geffers Patent GmbH, die die Patente in Europa und den USA sicherte, und die Vertriebsfirma. Tüftelten im heimischen Bäderwerk zunächst mit Knetmasse, suchten einen Produzenten, fanden im Schwarzwald einen experimentierfreudigen Familienbetrieb. Und schließlich, nach

nicht nur einem Prototypen, war die Innovation made in Südbaden fertig: eezee. Ein elastischer aber formstabiler Fugenring, der in wenigen Sekunden über ein Waschbecken, ein WC, ein Urinal, ein Bidet zu ziehen ist. Heiko und Sandra Geffers zeigten ihren Ring bisher nur bei Fachveranstaltungen in Wiesbaden und Salzburg, in Freiburg nun erstmals dem breiten Publikum. „Wir verkaufen eezee auch an Private, aber hauptsächlich natürlich an Installationsbetriebe“, sagt Heiko Geffers. Nicht nur einmal hätten sie von Fachleuten schon gehört: „Warum bin ich da nicht selber draufgekommen?“ Die Franz Herbstritt GmbH profitiert auch schon selber vom neuen Start-up: Bei aktuellen Neubauvorhaben in Opfingen, bei einer Sanierung der WCAnlagen in einer Freiburger Kneipe, bei einem Discounter in Eschbach – eezee ist bereits im Einsatz. Eezee kann vor allem dort, wo Fugen aus hygienischen Gründen regelmäßig erneuert werden müssen (in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Hotels oder Schulen), ein Trumpf in Handwerkers Hand sein: Bisher mussten die alten Silikonfugen aufwendig rausgekratzt werden, damit die neuen gezogen werden konnten – mit eezee zieht man den Ring einfach ab und einen neuen drüber. bar Mehr Info: eezee-silicone.com

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Messewesen

Messewesen

Tipps und Tricks in turbulenten Zeiten

Messe BAUEN WOHNEN Garten & Genuss: Neuer Kreativ-Markt Die Offenburger Messe BAUEN

Info: Die Messe ist am 16. und 17. März jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Tickets gibt es ab 8 Euro unter www.bauenwohnengarten.de/tickets 12 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

Vorhang auf für die 15. Immo Freiburg

Foto: © FWTM Rainer Muranyi

WOHNEN GARTEN & Genuss integriert erstmals den Kreativ-Markt „kreativ offenburg Frühlingserwachen 2024“ ins Programm. „Die Integration des Kreativ-Markts ist für uns eine logische Erweiterung unseres bewährten Messekonzepts. Wir möchten nicht nur Trends setzen, sondern auch Raum für lokale Kreativität schaffen“, betont Alexander Fritz, Leiter Publikums­messen. Der Themenbereich Bauen bietet Bauherren und Hausbesitzern einen umfassenden Überblick über ökologisches, energieeffizientes und wertbeständiges Bauen, Renovieren, Sanieren und Modernisieren. Die Messe ist die Plattform, um sich individuell und fundiert von den Experten beraten zu lassen, neue Ideen zu sammeln und gezielt bei Produkten und Dienstleistungen für das eigene Vorhaben fündig zu werden. Im Fokus stehen Themen wie Smart Home, Nachhaltigkeit und Sicherheit. Im Themenbereich Wohnen gibt es frische Ideen und neue Entwicklungen. In einer inspirierenden Umgebung, in der die Besucher ihre Kreativität entfalten und ihre Wohnräume ganz nach ihrem individuellen Stil gestalten können. Im Gartenbereich gibt es neben Pflanzen, Gartenmöbeln und Dekorationen auch Pool- und Überdachungslösungen. Der neue Themenbereich Genuss verspricht ein kulinarisches Fest für alle Genussliebhaber. Hier finden Genießer alles, was das kulinarische Herz höherschlagen lässt. Inmitten der Messehallen verlocken Genuss-Stationen handverlesener Betriebe zum Innehalten und bieten ein breites Produktportfolio mit regionalen, nationalen und internationalen Köstlichkeiten. chilli

Geballte Informationen: Auf der IMMO gibt es neue Bauprojekte, aber auch viel Wissenswertes rund ums Zuhause.

A

m ersten März-Wochenende läuft in den Freiburger Messehallen parallel zur GETECMesse auch die 15. IMMO. Im Immobilienbereich die führende Messe in Baden-Württemberg. „Die IMMO bietet Kauf- und Mietinte-

ressierten sowie Eigentümern die Möglichkeit, sich mit Bauträgern, Maklern, Finanzierungsexperten, Architekten und Versicherern auszutauschen und sich einen Überblick über das Immobilienangebot in der Region zu verschaffen“, sagt Hanna Böhme, die Geschäftsführerin der veranstaltenden Freiburg Wirt­ schaft Touristik und Messe GmbH (FWTM). Zu den Ausstellern zählen etwa die Bauträger BPD Immobilienentwicklung, die Gisinger Immobilien, das Siedlungswerk, die Unmüssig Bauträgergesellschaft, die MB Immobiliengruppe, mehrere Fertighausanbieter und Makler, die Freiburger Wirtschaftsimmobilien oder auch das städtische Amt für Liegenschaften. Das Polizeipräsidium ist mit seiner kriminalpolizeilichen Be-

ratungsstelle auch vor Ort und wird nicht zuletzt über den Schutz vor Einbrechern unterrichten. Aber auch für Immobilieneigentümer, die mit dem Gedanken spielen, ihr Haus oder ihre Wohnung zu verkaufen, ist die IMMO eine Plattform, um Kontakte zu Immobiliensachverständigen und Maklern zu knüpfen. Ein umfangreiches Vortragsforum bietet verschiedene Vorträge zu Themen wie dem Verkauf und Erwerb eines Erbbaurechts oder Tipps und Tricks für Käufer und Verkäufer in turbulenten Zeiten. bar Info:

Was: IMMO Freiburg Wo: Messe Freiburg Wann: 1. bis 3. März, je 10–18Uhr. Tickets: (ab 9 Euro) gibt es ab sofort auf www.immo-messe.freiburg.de Die Besucher können mit einem Ticket sowohl die IMMO als auch die GETEC besuchen. Neu ist in diesem Jahr das Happy-Hour-Ticket (gültig ab 16 Uhr, nur vor Ort zu kaufen) für 6 Euro.



Stadtentwicklung

Hoffen auf den Zuschlag Initiative „Flurstück 277“ bereitet Bewerbung vor

Geschützt: Das Crash zwischen IHK und Café Pow soll erhalten bleiben.

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Fotos: © tln

ie geht es auf dem CrashAreal weiter? Was jahrelang offen war, könnte bald entschieden werden. Das Rathaus Freiburg hat die Vergabe des Grundstücks an der Schnewlinstraße 7 ausgeschrieben. Die Bürgerinitiative Flurstück 277 rechnet sich gute Chancen aus. Seit 2015 arbeitet die Bürgerinitiative Flurstück 277 an Plänen, um das CrashAreal an der Bahnhofsachse mit einem Mix aus bezahlbarem Wohnraum und Gewerbeflächen zu beleben. Rund acht Jahre später ist die Freude groß, dass es endlich konkret wird. Denn die Freiburger Stadtverwaltung hat das Gelände nun offiziell ausgeschrieben. Und zwar explizit für gemeinwohlorientierte Akteure. Gewünscht wird ein „attraktiver Mix aus Wohnen und Gewerbe“. Mindestens 30 Prozent der Geschossfläche soll für Wohnen ausgelegt werden, heißt es in der Ausschreibung. Davon 50 Prozent als geförderte Mietwohnungen. Wichtig ist zudem, dass der Musikclub Crash bleiben kann: „Es ist auf einer Fläche von mindestens 300 Quadratmeter ein Musikclub unterzubringen.“ Das Crash habe Erstzugriffsrecht. Bedin-

14 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

gung ist zudem eine Vergabe im Erbbaurecht mit einer Laufzeit von 75 Jahren. Für Matthias Möller ist die Ausschreibung eine gute Nachricht: „Wir haben die Quartiersinitiative gegründet, um in dieser Bahnhofsmeile den voranschreitenden Büroneubauten etwas entgegenzusetzen. Dass es uns gelungen ist, bei der Stadt Gehör zu finden, das freut uns natürlich total.“ Der 47-jährige Kulturwissenschaftler ist überzeugt: Hätte sich die Initiative nicht seit 2015 stark dafür gemacht, wäre das Grundstück längst weg.

Die Initiative: Flurstück 277 mit dem Sprecher Matthias Möller (rechts) Für Möller ist die Ausschreibung ein Startschuss: „Jetzt geht’s richtig los.“ Die Initiative müsse nun schauen, dass

sie interessierte Mieter·innen und Nutzer·innen findet, um ihr Konzept zu verwirklichen. Davon hätte es in den vergangenen Jahren unzählige gegeben, doch nicht mit einem konkreten Ziel wie jetzt. So sei beispielsweise auch mit dem Artik oder dem Haus des Engagements gesprochen worden, die aber in der Zwischenzeit andere Lösungen gefunden hätten. Um sich zu vernetzen und gemeinsam zu planen, bietet Flurstück 277 im Februar und März drei Infotreffen im Crash an. „Wir brauchen einen Neustart der Gruppe, um das, was wir in den letzten Jahren erarbeitet haben, auch mit Leben zu füllen“, sagt Möller. Dazu gehöre auch die große Herausforderung, die Finanzierung zu stemmen. Bis zum Sommer soll eine Gruppe beieinander sein, um im Herbst eine Bewerbung einzureichen. Von anderen Bewerbern auf das Grundstück weiß Möller noch nichts. Er sieht das Verfahren jedoch sportlich: Wenn es eine Gruppe gebe, die das, was die Stadt vorgibt, besser verwirkliche, wäre das nicht wirklich ein Grund, traurig zu sein. Die Vision der Initiative formuliert Möller so: Ziel ist eine „lebendige, demokratische Hausgemeinschaft, in der eine Mischnutzung in einer guten internen Struktur umgesetzt ist“. Das Crash und ein Generationenwohnen könnten dort zusammengehen. Die Stärke solcher genossenschaftlicher Projekte liege gegenüber homogenen Blocks in der internen Vermittlung einer Vielfältigkeit. Und damit wolle das Projekt punkten. Till Neumann Die Infotreffs von Flurstück 277 sind im Crash am

Montag, 26.2. ab 18.30 Uhr Freitag, 15.3. ab 18.30 Uhr Samstag, 23.3. ab 16.30 Uhr



Wohnungsbau

Beispielhaftes am Bergäcker Erstmals baut die FSB in Holzmodulbauweise

D

ie Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) baut erstmals in ihrer 105-jährigen Geschichte Wohnungen aus vorgefertigten Holzmodulen. An der Bergäckerstraße in Littenweiler. Die 33 barrierefreien Einheiten wird sie ans Freiburger Rathaus vermieten. Das wird dort zunächst Geflüchtete unterbringen.

Visualisierung: © Link3D

Die komplett ausgebauten Module –

es fehlt nur noch der Bodenbelag – werden auf Schwerlasttransportern aus dem Allgäu angekarrt. Kurz vor Weihnachten blieb der erste auf der Schwarzwaldstraße direkt neben der Einfahrt zum Schützenalleetunnel stecken. Zu breit. Stolze sechs Wochen dauerte es, bis eine neue Route abgeklärt war. Für die ist übrigens eigens ein Spezialfahrzeug losgefahren und hat auf der Fahrt von Wangen in den Freiburger Osten eine dreidimensionale Vermessung gemacht. Nun fahren die Laster von Westen durch die beiden Freiburger Tunnel, in Kappel raus, durch die Kappler und Hansjakob- zur Möslestraße und dann am Stadion vorbei zum Bergäcker. In Verzug kam die FSB trotz des logistischen Fauxpas aber nicht. „Wir haben den Bauablauf geändert, den TechnikAnzeige

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Vier Dreigeschosser kommen erst im zweiten Anlauf auf die eine Baustelle: Modulprojekt in Littenweiler. turm und andere Arbeiten vorgezogen, wir sind weiter voll im Zeitplan“, sagt FSB-Geschäftsführer Matthias Müller. Er hätte den Auftrag gerne ans regionale Handwerk vergeben, allerdings sei das Angebot der Allgäuer Firma deutlich das beste gewesen. Fast so spektakulär wie der tetrisähnliche Einbau der Module im März ist der Preis: Die Stadtbau investiert 9,5 Millionen Euro für die 33 kleinen Wohnungen und 300 Quadratmeter Bürofläche fürs städtische Amt für Migration und Integration. Kosten pro Quadratmeter: 5460 Euro. Die Modulbauweise spart im Vergleich zu

einem herkömmlichen Holzbau keine Kosten und ist etwa 800 Euro teurer als mit herkömmlicher Bauweise. Aber sie spart Zeit auf der Baustelle. „Die reine Bauzeit dauert zwei Wochen“, so die Geschäftsführerin Magdalena Szablewska. Die FSB will aus dem Pilotprojekt auch Erkenntnisse für ein Bauvorhaben im geplanten Neubaugebiet Rossbächle in Munzingen gewinnen, wo ebenfalls Raummodule aus Holz zum Einsatz kommen. Dort könnte dann das 3D-Spezialfahrzeug die Route schon vor der ersten Lieferung mal abfahren. Lars Bargmann


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Stadtentwicklung

Nicht nur eine Krux bis zum Gipfelkreuz Beim Neubaugebiet Kleineschholz startet demnächst die Vermarktung

P

lan-Nummer 5-121. Das ist die Nummer, mit der Freiburg bundesweit „komplett gegen den Strom schwimmt“, wie Oberbürgermeister Martin Horn beim Spatenstich fürs Neubaugebiet Kleineschholz sagte. Damit meinte er nicht, dass erstmals in der ­Geschichte

der Stadt gut 500 Mietwohnungen ausschließlich von gemeinwohlorientierten Unternehmen gebaut werden sollen. Das hätte er allerdings auch meinen können. Aber der OB meinte, dass überall Projekte gestoppt werden, Freiburg hingegen mutig vorangeht.

Kleineschholz heute: Die Erschließungsarbeiten laufen. Der Pavillon für Alle (unten links) liegt an der Grenze zum Parkplatz der Arbeitsagentur. Aus den oberen Stockwerken könnte sogar der Schönberg zu sehen sein.


Stadtentwicklung

15 Baufelder haben die Projektgruppe

unter der Leitung von Sabine Recker und das städtische Liegenschaftsamt mit seinem Chef Bruno Gramich zugeschnitten. Zwei wird die Freiburger Stadtbau bebauen, zwei die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). Ein Baufeld ist für die Quartiersgarage reserviert. Das teuerste Grundstück kostet 5,5 Millionen Euro, das für die Quartiersgarage stolze 4,27 Millionen Euro, das günstigste 1,43 Millionen. Es hat 686 Quadratmeter. Die Grundstückspreise sind die erste Krux auf dem Weg zum Gipfelkreuz.

Grundstücke teuer eingekauft

Foto: © Neithard Schleier

Das Freiburger Rathaus, eine öffent-

liche Institution, musste das Bauland von der ebenso öffentlichen BIMA teuer einkaufen: 28 Millionen Euro, fast 1000 für jeden Quadratmeter. Allerdings gibt die BIMA pro geförderter Wohnung – es sind mindestens 250 – 25.000 Euro Zuschuss. Gut sechs Millionen kosteten die Flächen der Arbeitsagentur. Auf zehn Millionen ist die Erschließung taxiert. Knapp 40 Millionen Euro sollen die Grundstücke (entweder per Einmalablöse im Erbbaurecht oder durch Verkauf) in die Rathauskasse spülen. Knapp sechs Millionen Euro wird die Stadt zudem für besonders soziale Projekte beisteuern. Unterm Strich wird Kleineschholz rund 40 Millionen aus der Kasse von Finanzbürgermeister Stefan Breiter einfordern. Die zweite Krux ist die Vergabe an gemeinwohlorientierte Unternehmen. In der Anlage 4 zur Gemeinderatsdrucksache G-23/201 ist aufgelistet, was darunter überhaupt zu verstehen ist: Unternehmen oder Projekte, bei denen die Mieter am Unternehmenswert beteiligt sind (Mietshäuser-Syndikate, Baugenossenschaften, Kommanditge-

sellschaften), Unternehmen mit staatlichem, kommunalen oder kirchlichem Daseinsvorsorgeauftrag, Unternehmen, die per Satzung soziale, kulturelle, ökologische Projekte fördern – und dies durch Referenzen auch belegen können. Oder schließlich solche Unternehmen, die Werkswohnungen für Menschen insbesondere aus systemrelevanten Berufen bauen wollen. Eine privatwirtschaftlich arbeitende Wohnbau Baden AG etwa zählt – wie alle anderen privaten Bauträger – nicht dazu. Allerdings führt sie 51 Prozent ihres Unternehmensgewinns an die Volker-HomannStiftung ab, die damit Gutes tut. Spannend, wie das Rathaus bei einer Bewerbung reagieren würde. Der vielstimmigen Kritik an der gemeinwohlorientierten Vergabe tritt Baubürgermeister Martin Haag deutlich entgegen: „Ich verstehe gar nicht, warum da so ein Theater gemacht wird. Das ist ja auch ein Stückweit eine Symboldiskussion. Jetzt macht die Stadt einmal ein Baugebiet für gemeinwohlorientierte Unternehmen, für gemeinwohlorientierte Bauherren, für gemeinwohlorientierte Genossenschaften.“ Es gebe ausreichend andere Baugebiete in der Planung, „wo alle Akteure auch in Zukunft herzlich eingeladen sind.“ Die Vergabe soll Bodenspekulationen, die es in der Vergangenheit durchaus gegeben hat, verhindern. Das Rathaus hat sich für ein zweistufiges Bewerbungsverfahren entschieden. Es soll noch im März starten. Ende 2025, so die Hoffnung, sollen die ersten Rohbauer auf dem Areal aufkreuzen. Die werden vermutlich im Auftrag der Stadtbau arbeiten. Jeder Bauherr muss 50 Prozent öffentlich geförderten Wohnungsbau bringen. Je mehr er zusätzlich macht (preisgedämpftes Wohnen, innovative Wohnformen, ökologisch hochwertige Gebäude aus lokalen Rohstoffen), umso besser platziert er sich im Ranking.

„Mit der offenen Konzeptvergabe setzen wir auf die Ideen der Bauwilligen und schaffen so den wichtigen Spielraum für Flexibilität, Kreativität und Innovation“, sagt Recker. Die Interessenten brauchen in der ersten Phase, anders als oft praktiziert, keine fertige Planung mit Finanzierungsbestätigung vorzulegen. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass da auch Konzepte kommen, die eine geringe Realisierungschance haben“, sagt Haag. „Aber wir wollen, dass die Bauwilligen mit möglichst wenig Aufwand ihre Konzepte einbringen können.“

Freiflächen deutlich aufgewertet So komplex die Vergabe der Grund-

stücke sein wird, so gut wurden bei der durchaus hohen Dichte die Grünund Freiflächen geplant. Der Eschholzpark wird über die Stadtbahnline nach Norden erweitert, neben dem Rathaus im Stühlinger soll es eine Parkwiese mit Bäumen, Spielbereichen und einem Kiosk geben. Eine UrbanGardening-Fläche ist bereits zu sehen, die auch den Eidechsen aus der früheren Kleingartenanlage ein neues Heim bietet. Die Sundgauallee wird teilweise stillgelegt und zu einer sogenannten „Activity Lane“ umgestaltet: Die Autoachse wird zur Freizeitachse. Am zentralen Quartiersplatz sind in den Erdgeschosszonen quartiersbezogene Läden, Cafés und ein kleiner Supermarkt vorgesehen. Zwei Kitas sollen dem kleinen Nachwuchs in Kleineschholz auf kurzen Wegen eine zweite Heimat bieten. „Die Entwicklung ist eine Riesenchance für Freiburg“, so Horn, damit werden wir für viele ein bezahlbares Zuhause in einem innovativen und kreativen Quartier in Innenstadtnähe schaffen.“

Lars Bargmann chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024 | 19


Bauträger

»Gespannt, was kommt« Siedlungswerk auch in schwierigen Zeiten aktiv Im Nachbarort Waltershofen, wo

Schon in Stein gemeißelt: Siedlungswerk-Gebäude am Eingang zum Rieselfeld. Bald fertig sind die Neubauvorhaben in Opfingen und Waltershofen.

I Foto: © Siedlungswerk

n Opfingen und Waltershofen wird das Siedlungswerk noch in diesem Jahr knapp 90 Wohnungen fertigstellen. Und im zweiten Quartal an der Ecke Merzhauser und Wippertstraße mit dem Bau von 30 weiteren Wohnungen loslegen. Das Angebot wird das 13-köpfige Team um den Geschäftsstellenleiter Heinz-Dieter Störck auch auf der Immo-Messe Anfang März vorstellen. Der kirchlich geprägte Bauträger

baut dabei zunehmend für den eigenen Bestand, zu dem mittlerweile im Südwesten 5300 Einheiten gehören. 20 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

Beim Neubaugebiet „Wohnen bei der Kirche St.-Nikolaus“ in Opfingen bleiben von insgesamt 35 Wohnungen 19 im Bestand. Von den 16 Eigentumswohnungen (im Kf W-55-Standard) sind acht bereits verkauft, zudem gibt es mehrere Reservierungen. „Wir machen uns hier keine Sorgen“, sagt Störck (66), der Ende des Jahres in den Ruhestand gehen wird und zum Gespräch seinen Nachfolger, Markus Hogenmüller (34), mitgebracht hat. Der nagelneue Quadratmeter kostet hier im Schnitt nur 5200 Euro – allerdings auf einem Erbbaugrundstück. Wobei die Erbbauzinsen günstig seien.

das Siedlungswerk mit K9 Architekten einen Wettbewerb gewonnen hatte, gibt es im Projekt „Wohnen am Alten Sportplatz“ 22 Kaufwohnungen – die Hälfte ist verkauft oder reserviert –, 30 geförderte baut das Siedlungswerk für den Bestand. Hier, wo die ­Gebäude aufgrund des hohen Grundwasserspiegels kein unterirdisches Kellergeschoss haben, liegt der Quadrat­meterpreis im Schnitt bei 5300 Euro. Beide Projekte liegen damit deutlich unter den meisten Angeboten in vergleichbaren Lagen. Und beide sind vor allem für Selbstnutzer. Solche Preise wird es an der Ecke Merzhauser und Wippertstraße nicht geben können. Das Siedlungswerk hatte für die Eckbebauung eigens einen Wettbewerb gemacht, den das Büro Böwer Eith Murken + Vogelsang gewonnen hatte. 15 geförderte Mietwohnungen wird es geben und ebenso viele Eigentumswohnungen. Noch vor Juni wird hier der Rohbau starten. Allein bei diesen drei Bauvorhaben baut das Siedlungswerk 64 dringend benötigte Mietwohnungen in Freiburg. In Singen, auch hier gewannen die Freiburger mit dem Freiburger Architektenbüro MBPK einen Wettbewerb, stehen 75 Wohnungen auf der Agenda, davon rund 30 zur Miete. Weitere Mietwohnungen für den Bestand wäre auch der Plan fürs Freiburger Neubaugebiet Kleineschholz. Für Störck ist es zwar „ein klarer Vorteil“, dass das Rathaus nun doch Grundstücke verkaufen und nicht nur verleihen wird. Die Freiburger würden gerne bauen, die Machbarkeit hänge aber noch von weiteren Bedingungen im Vermarktungskonzept ab, das die Stadt demnächst veröffentlichen wird. „Wir“, sagt Störck, „sind gespannt, was da kommt.“ bar



Baurecht

Justitia: Vor Gericht gibt es zwar Recht, aber nicht immer Gerechtigkeit.

Finanzielles Fiasko Steiger, Schill und Kollegen über Widerrufsbelehrungen

D

ie Handwerksfirma hat den Auftrag abgeschlossen. Der Unternehmer setzt sich an seinen Schreibtisch, schreibt die Rechnung und schickt sie an den Auftraggeber. Der beruft sich plötzlich auf sein Widerrufsrecht. Und zahlt nicht. „Wir haben solche Fälle immer wieder“, sagt Nicolas Schill von der Baurechtsspezialistenkanzlei Steiger, Schill und Kollegen in Staufen.

Foto: © liveostockimages

Widerrufsrechte für Verbraucher

sind – europaweit – ein scharfes Schwert. Eigentlich sollen sie Verbraucher vor Haustürgeschäften schützen. Aber sie haben weitreichende Konsequenzen. Vergisst also der Handwerksbetrieb seinem Auftraggeber mit dem Bauvertrag auch eine Widerrufsbelehrung auszuhändigen und sich beides – in seinen Geschäftsräumen – unterzeichnen zu lassen, kann das im schlimmsten Fall in eine Insolvenz führen. Denn der Auftraggeber kann – ohne unterzeichnete 22 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

Belehrung – 12 Monate und 14 Tage den Auftrag widerrufen. Dann ist der Anbau aber bereits fertig, der Handwerker bekommt keinen Cent, aber der Anbau gehört trotzdem dem Auftraggeber, erzählt Schills Kollegin Nina Wolber.

Verbraucherschutz konterkariert Praxis Der Verbraucherschutz konterkariert

hier die Praxis auf den Baustellen. So gut wie täglich besprechen Auftraggeber und Auftragnehmer auf der Baustelle, dass hier noch eine Trockenbauwand anders ausgeführt werden soll und dort im Bad eine andere Fliese verbaut werden soll. Streng, also rechtlich genommen, müsste der Handwerker jedes Mal eine Widerrufsbelehrung austeilen. Und sich in seinem Betrieb unterzeichnen lassen. Eine Unterschrift auf der Baustelle reicht – für den Gesetzgeber – nicht aus. Auf dem Bau geht es immer um hohe Summen. Schill schildert einen Fall, bei

dem ein Auftragnehmer für 80.000 Euro Abbrucharbeiten ausgeführt hat, für die gleiche Summe Sanierungsleistungen erbracht hat – und am Ende leer ausging. Es gebe durchaus Auftraggeber, die absichtlich so agieren. „Für Architekten, Fachplaner, Bauunternehmen und Handwerker kann die Missachtung der verbraucherschützenden Informationspflichten zum finanziellen Fiasko werden“, heißt es in einem EuGH-Urteil vom 17. Mai 2023. Dass die gesetzlichen Regelungen weitab jeder Praxis sind – am Ende braucht jeder Handwerker ein eigenes Schreibbüro, das den ganzen Tag nur formvollendete Widerrufsbelehrungen fertigt –, wissen Schill und Wolber. Selbst Richter am Bundesgerichtshof würden das so einschätzen. Aber sie sind nun einmal so. „Wir können nur allen ausführenden Firmen raten, sich bei allen Verträgen beraten zu lassen.“ Damit es zu keinem finanziellen Fiasko kommt. bar


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chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024 | 23


Bauträger

»Ziemlich fragwürdig« Warum die WOBAG in Ihringen nicht klein beigibt

D

as Schaffen von Baurechten ist eine Kärrner­arbeit. Das weiß Klaus Ruppenthal, Vorstand der Wohnbau Baden AG (WOBAG), aus langjähriger Erfahrung. Warum sich eine Kommune aber mit Händen und Füßen gegen eine vom zuständigen Landratsamt schon als genehmigungsfähig attestierte Planung stemmt, ist zuweilen schwer zu durchschauen. So aber geht es der WOBAG aktuell in Ihringen. In der Kaiserstuhlgemeinde haben die Freiburger schon Ende 2021 zwei Grundstücke nebst altem Bauernhof in der Ortsmitte erworben und sodann eine Bauvoranfrage eingereicht. Baurechtlich zuständig ist das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Dort heißt es: Das Bauvorhaben mit einem Mehrfamilienhaus an der Straße und drei Doppelhäusern in zweiter Reihe ist grundsätzlich zulässig. Politisch zuständig ist das Rathaus um Bürgermeister Benedikt Eckerle. Reaktion der Gemeinde: Sie beschloss die Aufstellung eines Bebauungsplans und erließ im Juli 2022 eine Veränderungssperre. Wegen der Doppelhäuser

Kurz vor dem Spatenstich: In Bad Bellingen baut die WOBAG ein Mehrfamilienhaus sowie zwei Doppelhäuser. im hinteren Bereich – wo in direkter Nachbarschaft allerdings auch schon in zweiter Reihe gebaut wurde. Ruppenthal bestätigt auf Anfrage den Vorgang, den er als „ziemlich fragwürdig“ bewertet. Klein beigeben wollte er aber nicht und brachte die Sache sodann vors Verwaltungsgericht nach Freiburg. Verliert die Gemeinde vorm Kadi, hat sie sich sogar schadensersatzpflichtig gemacht.

Foto und Visualisierung: © WOBAG

Fix und fertig: Reihenhaus-Projekt in Königschaffhausen.

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Anderswo gilt die WOBAG hingegen

als gern gesehener Wohnungsbauakteur: In Königschaffhausen hat sie unlängst ihr Reihenhausprojekt für Familien erfolgreich abgeschlossen, in Lörrach 100 öffentlich geförderte Wohnungen hergestellt – wofür sie von der Politik und der örtlichen Tageszeitung ob der zusätzlichen Sozialleistungen öffentlich gelobt wurde. In Bad Bellingen wird sie Mitte des Jahres den Spatenstich für ein Mehrfamilienhaus mit elf Wohnungen und zwei Doppelhäusern feiern, in Sexau, wie in Lörrach auch hier nach einem Sieg in einem Wettbewerb, im Laufe des Jahres noch 30 Wohnungen übergeben, und in Heuweiler hat sie aktuell nur noch fünf Eigentumswohnungen im Angebot. Kurz vor einer weiteren Baugenehmigung für 22 Eigentumswohnungen in KfW-40-Bauweise stehen Ruppenthal und sein Team in Bad Krozingen, wo das Rathaus die Neugestaltung der Ortsmitte in die Hände der WOBAG gegeben hatte. bar


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chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024 | 25


Makler

S-Immo trotzt dem Trend Energieausweise gewinnen an Gewicht

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ie Immobiliengesellschaft der Sparkasse Freiburg (SImmo) hat im – für die Wohnungswirtschaft äußerst schwierigen – vergangenen Jahr nicht etwa weniger, sondern mehr Geschäft gehabt: Der Wert der durch die S-Immo vermittelten Immobilien kletterte um 4,7 auf 55,2 Millionen Euro, die eigenen Provisionserlöse legten um 5,8 Prozent zu. Im Jahr 2022 hatte das Team um Ge-

schäftsführer Oliver Kamenisch 113 Immobilien an den Mann oder die Frau gebracht, im vergangenen Jahr waren es 125. Fast ausschließlich gebrauchte. „Wir können sehr zufrieden sein“, kommentiert Kamenisch. Noch besser könnte es laufen, wenn auch der Neubau Schritt halten würde, aber Bauträger, die Mehrfamilienhäuser fertigstellen, sind in diesen Zeiten rar. Ein großes Neubauprojekt haben die Freiburger immerhin in Waldkirch im Angebot.

Visualisierung: © Artefactorylab, Fotos: © S-IMMO, privat

Hauptsächlich Bestandsimmobilien

Waldkirch: Beim Projekt Sonnhalde Waldkirch wächst aktuell der Rohbau des ersten Bauabschnitts in die Höhe. Eigentümer, die ihre Wohnungen

oder Häuser energetisch modernisieren wollen – um den Wert zu steigern oder schlicht etwas für den Klimaschutz zu tun –, können aufgrund des Wirrwarrs um staatliche Förderungen aktuell nur schwer seriöse Entscheidungen treffen. „Die große Unsicherheit bezüglich der Förderung von Energiemaßnahmen oder auch des Einbaus von Wärmepumpen hat bei uns zu deutlich weniger Finanzierungen in diesem Bereich geführt“, sagt Müller, die für die private Baufinanzierung nichtselbstständiger Kunden verantwortlich ist. Bei ihrem Team häufen sich zum Jahresanfang aber jetzt wieder die Finanzierungsanfragen. Die zehnjährigen Zinsfestschreibungen sind leicht gesunken, aktuell steht bei den Zinsen keine vier mehr vor dem Komma. Auf der anderen Seite steigen die Mieten und dann wird es für viele offenbar doch wieder interessant, einen Kauf durchzuspielen.

finanziert auch Dorothea Müller, die Leiterin der Immobilienabteilung der Sparkasse, die im vergangenen Jahr rund 700 Finanzierungen mit einem Volumen von 150 Millionen Euro abgeschlossen hat. Wobei der energetische Zustand der Bestandsimmobilien immer mehr an Gewicht gewinnt. Und beim einen oder anderen Objekt sogar die Zinswende in eine Nebenrolle drängt. Deswegen haben es ältere Gebäude mit schlechter Energiebilanz mittlerweile deutlich schwerer, KaufOliver Kamenisch interessenten anzulocken. Und wenn, dann „werden anstehende Sanierungen auch deutlich im Preis berücksichtigt“, weiß Kamenisch. Die Nachfrage entwickle sich zunehmend in Richtung jüngerer Immobilien. 26 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

Dorothea Müller

Im Vergleich zum Jahresende 2022, als der gebrauchte Quadratmeter im Schnitt 4470 Euro kostete, lag er En­ de vergangenen Jahres mit 4530 Euro leicht drüber. Kamenisch zeichnet im Gespräch mit der Redaktion aber auch längere Entwicklungen nach: Die großen Preissprünge gab es zwischen 2015/2016 und 2022. Seither geht es bei älteren Wohnungen und Häusern (Baujahr vor 2000) bergab, bei jüngeren aber seitwärts oder gar leicht bergauf. Der Neubau indes steigt im Preis weiter leicht an. Alles andere wäre auch überraschend, weil hier die Zinsen für die Bauträger, die Grundstückspreise und auch die Baukosten immer noch sehr hoch sind. Beim Verhältnis von Eigennutzern zu Kapitalanlegern spielt die Zinswende allerdings weiter die Hauptrolle. Unter 100 Wohnungen sind vielleicht noch fünf, die der neue Eigentümer vermietet. Und weil die Anleger sich anderen Märkten zuwenden, sorgen diese auch seltener für neue Mietwohnungen. „Dadurch werden die Mietpreise wohl weiterhin steigen“, so Kamenisch. Nicht nur in Freiburg.

Lars Bargmann



Fachplaner

Kein trivialer Job

Das Büro M+K spielt eine tragende Rolle beim Neubau der Chirurgie Weil um die Baugrube herum kaum Platz ist, muss die be-

Operation am offenen Herzen: Der Neubau der Chirurgie stellt an alle Beteiligten hohe Anforderungen.

I Kartengrundlage: © Universitätsklinikum Freiburg; Grafik: © Bauen&Wohnen

n Freiburg steht das teuerste Bauvorhaben der Neuzeit vor dem Startschuss: Der Neubau der chirurgischen Klinik am Universitätsklinikum kostet laut der Ausschreibung mit vorbereitenden Arbeiten und Ausstattung rund 420 Millionen Euro. Das Tragwerk planen die Ingenieure des Freiburger Büros Müller+Klein. „Neun Geschosse, 27.500 Quadratmeter Nutzfläche, 30

OP-Säle, 344 Betten – es gibt trivialere Anforderungsprofile. „Besonders ist sicherlich, dass mit einer Ausnahme kein Geschoss dem anderen gleicht“, sagt Christian Klein. Sein Geschäftsführerkollege Michael Müller nickt. „Und wir müssen dieses komplexe Gebäude quasi mit dem Schuhlöffel in die Lücke zwischen die umgebenden Bestandsgebäude hieven.“ Allein um die angrenzenden Bauten zu unterfangen – darunter auch das von M+K selbst geplante Interdisziplinäre Tumorzentrum –, sind mehrere Millionen Euro nötig. Die Baugrube wird am Ende zwölf Meter tief sein, zwei Geschosse liegen komplett unter dem Gelände. Die Sir-Hans-A.-Krebs-Straße entlang der Bahnlinie der Breisgau-S-Bahn muss auch tiefergelegt werden, was zum Bahndamm hin einen aufwendigen Verbau erfordert, zum Neubau hin eine zwölf Meter hohe Bohrpfahlwand. 28 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

tonierte Decke über dem ersten Untergeschoss schließlich auch noch als Baustraße funktionieren, und die Baumaterialien müssen just-in-time an Ort und Stelle bugsiert werden. Drinnen ist es vor allem die Haustechnik, die viel Platz braucht und die Köpfe der Planer rauchen lässt. In der Kostenübersicht in der Ausschreibung liegen die Technischen Anlagen mit allein 150 Millionen Euro noch vor dem Bauwerk an sich (125 Mio.). Bei Planungsbesprechungen sitzen da schon mal 15 bis 20 Menschen am großen Tisch. Vor zwei Jahren hat das M+K-Team mit der Berechnung der Tragwerke begonnen, der Rohbau ist jetzt fertig geplant. Genutzt wird dabei das System BIM (Building Information Modelling), ein digitaler Zwilling des Gebäudes, der helfen soll, die übliche Kernbohrer-Kaskade während des Baus so gut wie überflüssig zu machen. M+K haben damit etwa beim Neubau des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe bereits gute Erfahrungen gemacht. Der Vorteil: Alle Fachplaner müssen in einer frühen Phase schon fast die Detailtiefe von Ausführungsplanungen erarbeiten.

So wenig tragende Wände wie möglich Die erste Aufgabe in Freiburg war, ein tragfähiges Stützen-

gerüst zu entwickeln. Das steht nun im Raster 7,95 mal 7,95 Meter. In das mussten dann sechs Treppenhäuser und elf Aufzüge, ein vollautomatisiertes Hochregallager in den beiden Untergeschossen und das komplette Raumprogramm integriert werden. „Ziel war, so wenig wie möglich tragende Wände im Gebäude zu haben“, sagt Klein. Etwa 9000 Tonnen Stahl werden sozusagen das Skelett der neuen Chirurgie bilden. Beim Beton setzt der Bauherr, das Land BadenWürttemberg, auch auf Recycling-Beton. „Wir prüfen, wo wir den einsetzen können, das geht oft, aber nicht an den Stellen, wo wir die größten Lasten haben“, erzählt Müller. Wenn sich das Team nicht mit dem teuersten Neubau der Freiburger Neuzeit beschäftigt, plant es etwa einen Neubau an der Robert-Schuman-Kaserne in Müllheim (Holzhybridbauweise), das Finanzamt in Stade, wo demnächst ebenso der Spatenstich gefeiert wird wie beim Erweiterungsbau am Marie-Curie-Berufsschulzentrum in Völklingen. Zudem tüfteln sie an den Holz-Tragwerken für Mehrfamilienhäuser in Waldkirch oder an der Uffhauser Straße in Freiburg. Im Vergleich zur Chirurgie eher triviale Gebäude. bar


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chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024 | 29


Generalunternehmer

»Politik gefordert« Die Dürrschnabel Industriebau zwischen Wohnungs- und Gewerbebau

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ie Politik muss jetzt mal langsam wieder verlässliche Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft schaffen“, sagt Stefan Schäfer, Geschäftsführer der Dürrschnabel Industriebau GmbH. Vor allem der Wirrwarr um die Förderung von energieeffizienten Neubauten über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bremst die Branche. Die durch Zinswende und Baukostensteigerungen ohnehin schon ausgebremst wird.

Foto: © Sexauer GmbH

Noch, sagt Schäfer an seinem Schreib-

tisch am Stammsitz in Emmendingen, hat der Generalunternehmer volle Auftragsbücher. Zusammen mit seinem Co-Geschäftsführer Markus Keune verantwortet er derzeit nicht nur vier große Wohnungsbauprojekte, sondern etwa auch den Bau des markanten Verwaltungsgebäudes für die Sick AG am Stammsitz in Waldkirch. Für 29 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren war der Wohnungsbau, die Firma ist ja hauptsächlich im Industrie- und Gewerbebau groß geworden, die treibende Kraft: In Merzhausen, in Buchenbach, in Kirchzarten, am Lorettobad, in Littenweiler, in St. Georgen, in Haslach, vor allem aber auf dem Güterbahnhof baute die Dürrschnabel für unterschiedliche Auftraggeber hochwertige Einheiten. Beim Projekt an der Ingeborg-Krummer-Schroth-Straße ist das erste Gebäude bereits bezogen, das zweite mit gut 50 Wohnungen soll im August fertig sein. In St. Georgen werden drei Häuser voraussichtlich im Mai übergeben, bereits im März sollen auch die 43 Einheiten am Schnaitweg in Littenweiler bezugsfertig sein. Und an 30 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

Dürrschnabel-Projekt: Der neue Firmensitz für den Haustechniker Sexauer macht auch optisch was her. der Uffhauser Straße war der Rohbau sogar zwei Monate vor dem Zeitplan fertig. Dort läuft nun der Ausbau. Und neue Anfragen für Wohngebäude liegen auch schon auf Schäfers Schreibtisch. „Wir konnten in den vergangenen Jahren unser eigentliches Kerngeschäft, den Gewerbebau, nicht mehr so gut bedienen“, sagt Schäfer. Zumindest, wenn man mal vom Sick-Neubau absieht, bei dem Keune übrigens eine so gute Idee hatte, dass er ein fünfgeschossiges Gebäude mit 9300 Quadratmetern Nutzfläche ohne Gerüst bauen kann. Bereits abgeschlossen ist der Bau eines Betriebsgebäudes für den Haustechniker Sexauer in Bötzingen. Kurz nach dem Baustart eines Physiotherapiehauses in Merdingen stockt es indes wegen einer Überraschung im Boden. Zwei stockende Projekte gibt es auch im Wohnungsbau. Grund: einmal die

Zinswende, ein anderes Mal die trockenen Fördertöpfe. „Da ist derzeit viel Sand im Getriebe, wenn Fördertöpfe über Nacht wieder geschlossen werden, dann stimmt was nicht mit den politischen Entscheidungen“, kritisiert Schäfer. Der Gesetzgeber müsse schleunigst neue Impulse setzen. Seien es nun bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten oder attraktive KfW-Förderungen, die dann auch einlösen, was sie in Aussicht stellen. Im laufenden Jahr hat die Dürr­ schnabel noch alle Hände voll zu tun. Ohne staatliche Impulse für den Wohnungsbau aber wird es in diesem Bereich deutlich ruhiger werden. Doch dann bedienen Keune und Schäfer eben wieder mehr den Bereich, aus dem sie gekommen sind. 2025 wird das Unternehmen sein 30-jähriges Bestehen feiern. Eine verlässliche Größe in der Region. bar



Projektentwickler

»Verheerende Niedrigzinsphase« Peter Unmüßig über den Staat, Freiburger Projekte und kostenloses Geld

Degerloch Office Center: Das 360-Millionen-Euro-Projekt ist erfolgreich fertiggestellt.

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enn die Politik will, sagt Peter Unmüßig an einem Samstagmorgen in seinem Büro auf dem Güterbahnhof, dann kann es auch schnell gehen. Siehe den Bau des LNGTerminals bei Wilhelmshaven. In Freiburg gehen die Uhren anders. Gleich drei große Projekte stecken aktuell in der Warteschleife.

Foto: © Unmuessig Bauträger

Seit fast 15 Jahren geht es am Europa-

viertel an der Ecke Bismarckallee und Friedrichstraße nicht recht voran. Beim geplanten Neubau auf dem ObiAreal in St. Georgen mit rund 16.000 Quadratmetern Fläche und 170 Wohnungen (auf knapp 1000 Quadratmetern öffentlich gefördert) gab es bereits drei Runden vor dem Gestaltungsbeirat und noch mehr politische Debatten. Ende 2024, so heißt es aktuell, soll das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen sein. Bis dort gewohnt werden kann, ist das Jahr 2026 vorbei. Am 23. September 2020 hatte der städtische Bauausschuss den Aufstellungsbeschluss für den B-Plan gefasst. Beim Kannenberg-Areal an der Auwaldstraße legte Unmüßig Anfang Februar dem Gestaltungsbeirat unterschiedliche Entwürfe für ein Gebäu32 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

deensemble vor, einen mit einem 52 Meter hohen Turm und einem 22 Meter hohen Sechsgeschosser. Der Gestaltungsbeiratsvorsitzende Kunibert Wachten meinte bei der erneuten Vorstellung, dass es für so einen wichtigen Standort eigentlich einen Architektenwettbewerb hätte geben müssen. Ein solcher würde mindestens ein weiteres Jahr dauern. Zunächst aber gehen Unmüßig und sein Architekt Wolfram Wöhr zum dritten Mal ins Gremium. Je ein Drittel der Wohnungen sollen öffentlich gefördert, Werkswohnungen für die Sparkasse Freiburg oder frei finanziert sein. Fürs Erdgeschoss sind eine Mobilitätszentrale und Räume für Kultur im Gespräch. Die Frage ist: Wer mietet sie? Die ist beim soeben fertiggestellten Unmüssig-Projekt Degerloch Office Center (DOC) beantwortet. Ankermieter ist die Hallesche Krankenversicherung, die dort ihr neues Headquarter bezogen hat. Insgesamt rund 45.000 Quadratmeter fasst das Projekt mit Büros, Gastronomie, einem Café und einem Fitnessstudio. Unmüßig lobt die Rolle des Stuttgarter Rathauses. Die Bundespolitik indes sei derzeit nicht zu loben. Ohne kräftige Förderung durch den Bund und das Land

sei der politisch adressierte Bau von Tausenden von Sozialwohnungen illusorisch. Die Instrumente seien mit der KfW und der L-Bank da: „Sie müssen aber auch benutzbar sein. Und zwar schnell.“ Denn für die mittleren Einkommen „muss die Kaltmiete runter“. Der Investor brauche aber für die niedrigeren Mieten einen Ausgleich. Während viele auch auf anderen Feldern nach dem Staat rufen, brauche es den im frei finanzierten Wohnungsbau oder im Gewerbebau nicht. Das regle der Markt selber. Es reiche völlig aus, wenn der Gesetzgeber und die Kommunen „das Negative aus dem Prozess“ nehmen würden. Überbordende Auflagen, Dämmpakete, die dicker als die eigentlichen Wände sind, überdachte Fahrradstellplätze, die Liste sei sehr lang – zu lang. Vier Prozent Zinsen, die aktuell die Baubranche so gut wie lahmlegen, seien indes „ganz normal“. Dass heute keine Wohnungen mehr gebaut werden, sei eine „verheerende“ Auswirkung der Niedrigzinsphase. Wenn Geld kein Geld mehr kostet, stimme etwas ganz Grundsätzliches nicht. Der Markt habe sich gern dran gewöhnt, nun sei er paralysiert. Unmüßig will noch mehr als bisher in den geförderten Wohnungsbau investieren. Beim Neubaugebiet Klein­ eschholz sei die private Bauwirtschaft nicht erwünscht. Aber wenn die Stadtbau, die an vielen Orten in der Stadt öffentlich geförderten Wohnungsbau machen soll, das allein aus Kapazitätsgründen nicht zeitnah schaffe, warum lasse das Rathaus dann nicht andere Akteure genau dasselbe bauen, was die FSB bauen würde. Mit denselben Rahmenbedingungen. Unmüßig wünscht sich eine „belastungsfreie Zusammenarbeit von der Kommune mit der Privatwirtschaft“. bar


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chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024 | 33


Bauträger

Gisinger gründet Gutachterfirma

Strohbautag in Freiburg Zimmerei Grünspecht Co-Gastgeber

Neue Kompetenzen im Haus

Die Strohballendämmung spielt

auch bei größeren Bauvorhaben oder Sanierungen eine zunehmend größere Rolle. Kommunen wie Lüneburg, wo mit der Wohnanlage „querbeet“ aktuell das größte strohgedämmte Bauprojekt Deutschlands entsteht, oder Oberhausen setzen bereits Strohballen-Projekte um – und betrieben damit Klimaschutz. Denn durch das Wachstum der Pflanzen wird CO2 aus der Atmosphäre entzogen und eingelagert. Am Ende des Lebenszyklus kann das Stroh thermisch genutzt werden oder als Biomasse zurück auf den Acker. Beim Strohbautag werden strohgedämmte Projekte aus Tübingen, Heidelberg und ein Hortgebäude in Lüneburg vorgestellt – der erste kommunale lehmverputzte, strohgedämmte Holzbau in Deutschland. Am 27. April öffnet die genossenschaftliche Zimmerei Grünspecht ihre Tore und zeigt an mehreren Stationen die Praxis des Strohballenbaus. Die Grünspechte stellen zudem im „Pavillon für Alle“ beim Neubaugebiet Kleineschholz mit dem Strohballenproduzenten Henkel GmbH das gerade in Dossenheim fertiggestellte Mehrfamilienhaus „Feldwinkel“ des Mietshäusersyndikats vor. bar Tickets und mehr Infos: https://strohbautag.de

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Foto: © Britt Schilling

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er Fachverband Strohballenbau veranstaltet in diesem Jahr den Deutschen Strohbautag in Freiburg. Der richtet sich am 26. und 27. April an Kommunen, Bauträger und Holz­baubetriebe.

Das Team der GxB: Manuel Bachert, Carla Bürgin und Matthias Kläsle (v.l.)

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ie Gisinger Immobiliengruppe hat eine neue Tochter, die GxB Gisinger Bewertungs GmbH. „Als Universalanbieter im Baubereich brauchen wir auch Gutachterexpertise“, sagt Firmenchef Jörg Gisinger. Und die ist jetzt im eigenen Hause vorhanden. Operativ geleitet wird das Team der GxB vom Prokuristen Manuel Bachert. Der 29-Jährige ist Diplom-Sachverständiger (DIA) und zertifizierter Immobiliengutachter. Bachert bringt trotz seines jungen

Alters eine Menge Erfahrung mit: Unter anderem hat er fürs renommierte Beratungsbüro Jones Lang LaSalle in Frankfurt gearbeitet und dort etwa solche Schwergewichte wie die Vonovia oder die Deutsche Wohnen bewertet. Allein ein Jahr war er mit einem Team zudem damit beschäftigt, den Immobilienbestand verschiedener Landesbanken zu bewerten. „Es gibt viele Konstella­ tionen, wo fundierte Beratung und Bewertung gefragt ist“, sagt Bachert. Aktuell sind es häufig Erbengemeinschaften, die den Wert der elterlichen Immobilie – zuweilen auch gerichtsfest – bewertet haben wollen. Auch bei

Scheidungen ist oft ein neutraler Fachmann gefragt. Die GxB arbeitet dabei losgelöst von der Gisinger Immobiliengruppe. Auftraggeber sind Dritte, zuweilen ist Bacherts Meinung aber auch im eigenen Hause gefragt. „Wir haben uns mit Manuel Bachert und der Firmengründung auch neue Kompetenzen ins Haus geholt“, sagt Gisinger. Bachert hat sich bereits ein Netzwerk gebaut, ist Vize-Vorstand bei den Wirtschaftsjunioren, arbeitet mit Banken, Anwalts- und Steuerkanzleien zusammen. Gut zwei Drittel seiner Aufträge bearbeitet er für Freiburger Immobilienbesitzer, ein Drittel der Nachfrage kommt aus dem Umland. Ein Kurzgutachten gibt es ab 1500 Euro, soll es vor Gerichten oder Finanzämtern standhalten – „und das tun unsere Gutachten“ –, erstellt die GxB ein individuelles Angebot. Wenn nach dem Gutachten auch ein Verkauf ansteht, dann kann natürlich auch Gisinger als Immobilienmakler auf den Plan kommen. Bacherts Auftraggeber können sich aber völlig frei entscheiden: „Da gibt es keinen Automatismus. Uns geht es ausschließlich um eine seriöse, unabhängige Bewertung.“ bar


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chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024 | 35


Handwerk

Gibt auch optisch was her: Das neue Betriebsgebäude bietet 1400 Quadratmeter.

Zum Jubiläum eine neue Heimat Der Haustechniker Sexauer hat neuen Firmensitz bezogen

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ie Rudolf Sexauer GmbH aus Bötzingen kann 2024 schon auf eine 60-jährige Firmengeschichte zurückblicken. Und hat passend zum Jubiläum soeben einen weiteren Meilenstein in die Chronik gesetzt: Der Neubau an der Frohmattenstraße ist auch ein Zeugnis des nachhaltigen Erfolges des Haustechnikers.

Foto: © Sexauer

Es war 1991, als Volker Sexauer in die

von seinem Vater Rudolf gegründete Firma eingestiegen ist. Damals ein Drei-Mann-Betrieb. Heute sind es 65. 40 Kleintransporter tragen das Logo des Heizungs- und Sanitärspezialisten. 5500 Quadratmeter fasst das von der Gemeinde erworbene Grundstück an der Frohmattenstraße, je 700 Quadratmeter Büro-, Werkstatt- und Lagerflächen beherbergt der Neubau. Es ist der dritte Umzug in Bötzingen. Die Firma wächst kontinuierlich, der Firmensitz muss mitwachsen. Ein Team von sieben, acht Meistern, Monteuren, Kalkulatoren ist allein für den Kundendienst zuständig: Wartungen, Reparaturen, Noteinsätze. Mit dem Bezug der neuen Firmenzentrale hat Sexauer nun auch ein eigenes Planungsbüro etabliert. „Wir sind damit nicht mehr so abhängig von anderen Dienstleistern“, sagt Sexauer. 36 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

In seinem Büro hängt sein Meister-

brief als Gas-Wasser-Installateur an der Wand. Aber er hat die Rohrzange schon lange beiseitegelegt, ist hauptsächlich für die strategische Ausrichtung der Firma und volle Auftrags­bücher unterwegs. Die Auftraggeber sind Bauträger, Generalunternehmer, Wohnungsbaugenossenschaften oder Private. Aktuell ist die Firma stark auf dem Güterbahnhof in Freiburg engagiert: beim Bauvorhaben IKS 2 und 4, in der Lokhalle, beim Projekt Weichen­steller.

Volle Auftragsbücher Aber auch beim Neubau des Einkaufs-

zentrums in Landwasser, beim im Bau befindlichen Sick-Verwaltungsgebäude in Waldkirch, bei einem großen Bauvorhaben in Schliengen mit 60 betreuten Wohnungen, am Schnaitweg in Littenweiler (43 Wohnungen) oder bei Mehrfamilienhäusern in Gundelfingen und in Heuweiler. Der Schlüssel zum Erfolg? „Der liegt in der Qualität unserer Mitarbeiter“, sagt Sexauer. Sein Betrieb bildet selber aus, aktuell lernen sechs junge Menschen im Betrieb, der auch Erneuerbare Energielösungen anbietet: Holzpelletheizungen etwa, Wärmepumpen, solar­­

thermische Anlagen. „Kein anderer Handwerksberuf ist so abwechslungsreich“, sagt Sexauer. Seine Firma engagiert sich für den Nachwuchs, ist etwa regelmäßig auch beim Wettbewerb „Jugend forscht“ am Start. Sexauer sponsert Jugendtrainer beim FC Bötzingen, ist beim EHC Freiburg, bei der SG Köndringen-Teningen, beim Bahlinger SC engagiert, spendet auch mal Außenanlagen für Kindergärten. Die Auftragsbücher sind bis zum Jahresende noch prall gefüllt. Und das trotz der unsicheren politischen Großwetterlage. „Wir brauchen schnell ein Ende der investitionsfeindlichen Politik. Die Politik muss endlich wieder verlässliche Rahmenbedingungen beim Thema Heizung, aber auch bei den Fördermöglichkeiten schaffen“, fordert der SC-Fan. Wenn er im Jahr des 60-jährigen Bestehens nun zurückblickt, spricht Sexauer von schweren Guss-Heizköpern, von handgeschnittenen Gewinden, nein, die Zeit wünsche er sich nicht zurück. „Die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter sind heute viel besser, das Tempo auf den Baustellen ist viel höher.“ Um die Zukunft macht er sich keine Sorgen: „Wir haben eine gewisse Größe und können viele Auftragsprofile abdecken.“ bar


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Fachplaner

»Das Wissen ist das Wichtigste« Poetzsch Bauingenieure planen Tragwerke in halb Europa

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„Wir haben uns im Laufe der Zeit sehr detaillierte Kenntnisse im Kraftwerksbau angeeignet und deswegen sind wir mittlerweile für verschiedene Kraftwerksausrüster tätig“, sagt Firmeninhaber Lutz Poetzsch. Schon Mitte der 90er-Jahre war das Vorgängerbüro Alferi & Riedmann in diesem Bereich tätig. In Skandinavien, in Großbritannien,

in der Schweiz, in Österreich und auch hierzulande arbeitet das heute 17-köpfige Team um Poetzsch und seinen CoGeschäftsführer Rainer Morgenstern in diesem Bereich. Aktuell planen die Südbadener vier Kraftwerkslinien in London sowie zwei in Hamburg. Aber auch in der Region haben Poetzsch und Co. eine ganze Reihe von bekannten Bauvorhaben für unterschiedliche Auftraggeber statisch durchgeplant. Etwa den 16-geschossigen Green City Tower am Eingang zum Güterbahn-

Foto: © Poetzsch

eit mehr als 30 Jahren ist die Poetzsch B ­ auingenieure GmbH von morgens bis abends mit der Tragwerksplanung befasst. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal. Wohl aber, dass vom Büro in Herbolzheim schon mehr als 30 Kraftwerke in halb Europa statisch geplant wurden und werden.

Müllverbrennungsanlage im dänischen Roskilde: 2600 Tonnen Stahl platzierten die Ingenieure von Poetzsch. hof, wo sie auch für die verschiedenen Bauabschnitte in der denkmalgeschützten Lokhalle oder beim Projekt Weichensteller Lösungen finden. Die Kundschaft kommt zudem oft aus dem medizinischen Umfeld. So haben Poetzsch Bauingenieure zuletzt den Neubau für die zur Black Forest Medical gehörende PMI (Pro Med Instruments) im Gewerbegebiet Haid und auch für die Intuitive Surgical am Flugplatz geplant, „teilweise mit avantgardistischer Architektur“, wie Poetzsch berichtet. Auf der Referenzenliste stehen aber auch Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude

Foto: © Vollack Gruppe

Auch statisch nicht von der Stange: Neubau für PMI im Freiburger Gewerbegebiet Haid

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und Autohäuser, Gemeindezentren und Hochregallager, Feuerwehrgerätehäuser und Seniorenzentren. Beim Forum Merz­hausen haben sie die geschwungene Glasfassade statisch berechnet. Stolz ist Poetzsch aber eher darauf, dass einige Mitarbeiter mittlerweile über 25 Jahre im Unternehmen sind und so den erfahrenen Kern des Büros bilden. In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Arbeit durch die Software für Statik und Konstruktion – „ein wirklich richtig gutes Werkzeug“ – und die CAD-Modelle deutlich verändert. Für das Büro ist BIM (Building Information Modeling, eine Methode für vernetzte Planung mit allen anderen am Bau Beteiligten) alles andere als ein Fremdwort. „Aber das Wichtigste blieb dabei immer das Wissen und die Erfahrung der Ingenieure und Konstrukteure“, erzählt Poetzsch. Die Tragwerksplanung bleibe auch mit den digitalen Hilfsmitteln eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit. Nicht zuletzt, weil die vielen Schnittstellen zur Architektur und Technik vorausgedacht werden müssten und erst dadurch gute Lösungen zustande kommen. bar


Gewerbeflächen

fwi erweitert Portfolio Gewerbesteuern statt Sport bei Cerdia

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achdem die Freiburg-S-Wirtschafts-immobilien GmbH (fwi) Mitte 2020 von der ­Cerdia in Freiburg 160.000 Quadratmeter Entwicklungsfläche e­ rworben hatte, hat die Tochter der Sparkasse Freiburg und der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) unlängst auch noch die 50.000 Quadratmeter fassenden Sportflächen dazugekauft, auf denen bis dahin der SV Rhodia zu Hause war. Damit zählt die östliche Hermann-

Mitsch-Straße aktuell zu den größten Flächen, die Freiburg für Firmenansiedlungen im Angebot hat. „Die Flächen werden nun gemeinsam entwickelt und erschlossen, um produzierendes Gewerbe aus den Bereichen Lifesciences, BioTech und MedTech anzusiedeln“, sagt Stephan Schoeller, der als Nachfolger für Thomas Stoffel die Geschäfte der fwi gemeinsam mit Markus Hildmann führt. Für die ehemalige Sportfläche wird die fwi einen finanziellen Ausgleich ans Freiburger Rathaus leisten, damit an anderer Stelle Sportstätten ertüchtigt werden können. Insgesamt hat die fwi damit über 20 Hektar Industriefläche im Green Industry Park (GIP) aktiviert, um auch die politischen Vorgaben zum Flächenrecycling und der Innenentwicklung umzusetzen. Bereits im Bau ist dort ein 100 Millionen Euro schweres Projekt der Intuitive Surgical, ein weiteres Grundstück wurde an die Firma RCA veräußert. bar

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Blick auf 2040

Talk über Joker-Zimmer und performative Häuser

Wie wohnen wir 2040?: Über diese Frage sprachen zwei Fachfrauen an der Freiburger Uni.

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pannender Blick in die Glaskugel: Zwei Fachfrauen haben in der Alten Universität in Freiburg darüber diskutiert, wie wir 2040 leben werden. Besonders betonen sie Flexibilität, Effizienz und Barrierefreiheit. Zum Gespräch geladen hatten Uni und Stadtverwaltung.

Simone Wörner-Justies und Caroline Karmann interessante Impulse. Wörner-Justies arbeitet seit 2020 im Büro JustiesArchitekten in Freiburg und ist Mitglied im Vorstand des Architekturforums Freiburg. Karmann ist seit 2022 Professorin für Architektur und Intelligentes Wohnen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Gleich zu Beginn nennt die englischsprachige Wissenschaftlerin eine Zahl, die verdeutlicht, wie zentral das Thema ist: Mehr als 90 Prozent unserer Zeit verbringen wir in Innenräumen. Da lohnt sich der Blick in die Zukunft. Doch wer nach vorne schaut und sich für Wohnformen anno 2040 interessiert, sollte auch die Vergangenheit kennen. Karmann erinnert sich an die Zeit vor 20 Jahren. 2004 startete mit Facebook ein neuer Player durch, viele 40 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

Foto: © KI-generiert durch freepik.com

„Wie wohnen wir 2040?“ Zu der Frage lieferten unlängst


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Hoffnungen richteten sich aufs Digitale. Das damalige Versprechen, in der Zukunft digitalisierte Gebäude zu bewohnen, sei nicht wirklich erfüllt worden. Doch die Forscherin macht auch Wandel aus: Die UN-Behindertenrechtskonvention von 2008 habe das Bauen beeinflusst. In Freiburg wirbt die Karlsruher Professorin für ein weites Verständnis von Barrierefreiheit, das neben Rollstuhlfahrern etwa auch Seh- und Hörgeschädigte einschließt.

Wünsche für neue Wohnformen sind da Wörner-Justies hebt hervor, dass sich das Layout von Wohnungen in den vergangenen 50 bis 100 Jahren kaum verändert habe. Sie macht eine starke Ori­entierung an der klassischen Familie mit zwei Kindern aus. „Es gibt aber auch andere Familienmodelle, die wir unterbringen müssen“, findet sie. Bedarf und Wünsche für neue Formen seien durchaus vorhanden. In der Vergangenheit hat die Architektin mit der Zürcher Genossenschaft „Kalkbreite“ gearbeitet. Eine kollektive Planung sei zwar anstrengend, schaffe aber ein Gemeinschaftsgefühl. Die Architektin prognostiziert, dass in Zukunft dichter und auf weniger Fläche gewohnt werde. Zudem hofft sie auf zukunftsweisende Konzepte, um bestehende Ge­bäude zum Wohnen umzunutzen. Als Beispiel für flexibles Wohnen nennt Wörner-Justies ein Modell der „Kalkbreite“. Darin haben Bewohner ein eigenes Zimmer und teilen sich eine große Küche. Zudem sind sogenannte „Joker-Zimmer“ verfügbar. Diese können etwa als Gästezimmer oder für den pubertären Nachwuchs dazugebucht werden. Wenn der Bedarf nicht mehr besteht, wird der Raum wieder abgegeben. Zudem lobt die Architektin ein gerade fertiggestelltes „performatives Haus“ in Zürich. Dort sind die Wohnungen vorgegeben, über flexible Einbauten kann jedoch die Größe der Zimmer bestimmt werden. „Das ist ein zeitgemäßes Konzept“, findet Wörner-Justies. „Das Leben und die Bedürfnisse wandeln sich oftmals schnell.“

Zeitgemäße Konzepte für ein modernes Leben Die von Maria-Xenia Hardt, Referentin für Strategische Kommunikation an der Uni, moderierte zweisprachige Veranstaltung war Teil von „40 Minuten Freiburg 2040“. In der Reihe von Uni und Stadtverwaltung sollten Wissenschaftler mit Akteuren aus Wirtschaft, Stadt und Gesellschaft ins Gespräch kommen. Dabei ging es um die Frage, welche Impulse es aus der Forschung für eine nachhaltige Stadtregion gibt und wie diese umgesetzt werden können. Die Talks sollen auch als Podcasts zur Verfügung gestellt werden. Pascal Lienhard

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Fotos: © Schreiner-Innung Freiburg

Handwerk

Auf Holz geklopft: Ausstellung in der Freiburger Meckelhalle

»Bodenständig, doch offen für Trends« Freiburgs Schreiner-Innung setzt auf Nachhaltigkeit und soziale Medien

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eit bald 200 Jahren macht sich die Freiburger Schreiner-Innung für ihr Handwerk stark. Obermeister Bernd Schwär geht mit der Zeit und vereint erfolgreich Trends mit Tradition: Zuletzt meldeten sich mehr Lehrlinge für die Gesellenprüfung im Sommer an als in den Jahren zuvor. Anzeige

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Bernd Schwär leitet die Geschicke

der Freiburger Schreiner-Innung seit nunmehr 30 Jahren. Der Verband besteht bereits seit 1828. „Das Schreiner­ handwerk ist in unserer Region sehr traditionell dem Holz verbunden“, erklärt der Obermeister. Beliebt seien vor allem heimische Hölzer wie Tanne,

Fichte, Kirschbaum, Nussbaum, Birke sowie verschiedene Obstsorten. Die Freiburger Innung versteht sich als Bindeglied zwischen Handwerkskammer, Kreishandwerkerschaft, Fachverband, Berufsschulen und politischen Gemeinschaften. 75 Mitgliedsbetriebe sind derzeit unter ihrem Dach. Einmal


Handwerk

im Jahr hält sie die Gesellenprüfung ab, dieses Jahr vom 15. bis 26. Juli. 35 Lehrlinge sind aktuell dafür angemeldet und damit mehr als in den vergangenen Jahren. In den Jahren vor der Pandemie waren es 25 bis 30 Teilnehmer. Nicht jeder bleibe dem Schreinerhandwerk nach bestandener Prüfung treu. Viele nutzten die Ausbildung als Sprungbrett. „Das sehen wir nicht negativ, da viele auch in angrenzenden Bereichen arbeiten oder sich weiterbilden bei Architekten, etwa als Holztechniker. Diese Synergieeffekte nutzen den Schreinerbetrieben auch“, erklärt Schwär. Trotzdem bleibe es eine Herausforderung, junge Menschen für das Schreinerhandwerk zu begeistern. „Wir betreiben gezielte Öffentlichkeitsarbeit nach außen wie nach innen“, sagt er.

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Ausgezeichnet: 2023 wurde Lorenzo Reiser mit einem Wagen Innungssieger. Ein wichtiger Werbeträger sei der nachhaltige Werkstoff selbst: „Holz ist ein natürlicher und nachwachsender Werkstoff, aus dem man herstellen kann, was einem gerade kreativ einfällt oder was der Kunde sich gerade ausgedacht hat.“ Zum Einsatz kommen auch Materialien wie Glas, Edelstahl, Stein oder Kunststoffe. „Viele Varianten werden auch mit Möbel- und Baubeschlägen realisiert“, so Schwär. Politisch setzt die Innung auf Neutralität. „Man kann immer konstruktive Unterstützung gebrauchen“, kommentiert Schwär. Neben dem Fachkräftemangel beklagen die Handwerker hohe Stromkosten sowie Löhne auf Vor-Pandemie-Niveau. Die Schreinergilde gehe mit der Zeit. Wichtig ist für Schwär, dass Unternehmen ihre Produktionen auf das digitale Zeitalter umstellten. Auch für Präsenz in den Sozialen Medien macht sich der 76-Jährige stark: „Das Schreinerhandwerk ist in der Region sehr bodenständig, doch offen für neue Trends, Strömungen, für Zeitgeist sowie neue Formen und Gestaltungsmöglichkeiten.“ pt

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Projektentwicklungen

Makler

Grundstein für The Bow

CMI schließt Großprojekt ab

„Hochwertige Architektur“

Max Werner neuer Vertriebsleiter

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Foto: © Johannes Meger

er Grundstein ist gelegt: Die Familien Hirt und Dreßler haben am 5. Februar gemeinsam mit Vertretern von Hadi Teherani Architects, Planern, Mietern und Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag die obligatorische Kupferrolle eingemauert.

Hat seinen „Kader“ verstärkt: Christian Müller

C Foto: © bar

hristian Müller hat mit seiner Immobilien GmbH das Großprojekt Güterbahnhof nun so gut wie abgeschlossen: Das Siemens-Haus an der Ecke Eugen-Martin- und Ellen-Gottlieb-Straße ist bis aufs Erdgeschoss voll vermietet, in den beiden benachbarten Apartmenthäusern hat er für den Eigentümer BPD in drei Monaten 56 teilmöblierte Apartments vermietet.

Martin Haag, Andreas Hirt, Julian Grasshoff, Martin Scheibner, Leonhard Hirt und Philipp Hirt (v.l.). „Arbeiten wird hier Spaß machen“, sagte Julian Grasshoff, der das architektonisch ambitionierte Bauvorhaben entlang der Ingeborg-Krummer-Schroth-Straße gemeinsam mit Andreas Hirt leitet. Martin Scheibner, Geschäftsführer der Dreßler Bau GmbH, kritisierte, dass immer mehr Auflagen das Bauen solcher Projekte immer schwieriger machen würden. Allein um die Vorgaben der neuen Ersatzbaustoffverordnung einzuhalten, haben sich die Baukosten, insgesamt rund 30 Millionen Euro, um ein weiteres Prozent verteuert. Haag freute sich über die „hochwertige Architektur“, die besonders im westlichen Güterbahnhof zu sehen sei, wo mit der Lokhalle und dem geplanten Falk-Pharma-Campus eine „sehr gute Lage“ entstehe. Das bogenförmige Gebäude bietet hinter einer PV-Fassade auf sechs Etagen rund 6700 Quadratmeter hochwertige Büroflächen. Mitte 2025 soll der städtebauliche Hingucker fertig sein. bar

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Insgesamt waren es zehn Gebäude mit zudem 156 Eigen-

tumswohnungen und 13.500 Quadratmetern Büroflächen, bei denen Müller mit seinem Team für die Vermarktung verantwortlich war. Neu in der Mannschaft ist seit Kurzem Max Werner. „Max kenne ich schon sehr lange, er ist ein starker Netzwerker, und ihn hat sicher die Perspektive gereizt, auch mal richtig ins Unternehmen einsteigen zu können“, sagt Müller, der sein Büro unlängst in eine GmbH & Co. KG umfirmiert hat. Der SC-Fan ist schon lange im Makler-Geschäft, aber 56 Wohnungen auf einen Schlag hat er auch noch nicht vermietet. „Wir haben da den kompletten Querschnitt der Gesellschaft angesprochen. Da wohnen jetzt Mitarbeitende der Uni, Unternehmen haben Wohnungen für Beschäftigte angemietet, wir haben Studierende, Paare, Singles, viele unterschiedliche Nationalitäten.“ Mit seinem Büro wandelt Müller auf auch neuen Pfaden, bietet Wohnrente- und Kauftausch-Lösungen, bewertet Immobilien. Und auch seine neu eröffnete Dependance befindet sich auf dem Güterbahnhof. Direkt vis-à-vis dem Großprojekt. bar



Kommentar

Psycho-Palaver Kanzler Scholz in der Kritik

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ie Wohnungsbaumisere in diesem Land ist allgegenwärtig. Längst nicht nur in Freiburg. Die EZB hat mit ihrer panikartigen Zinswende die Finanzierungskosten für Häuslebauer in schwindelerregende Höhen getrieben. Aus der Traum vom Eigenheim. Und dann setzt sich Bundeskanzler Olaf Scholz in einen Bürgerdialog im brandenburgischen Stahnsdorf und erzählt, dass das Verfehlen der Zielmarke von jährlich 400.000 neuen Wohnungen auch durch ein „psychologisches Problem“ begründet sei.

Foto: © picture alliance/dpa_Michael Kappeler

Ein psychologisches Problem, das

durch den Zinsanstieg zustande gekommen sei. Nun gut, er ist der Kanzler, er muss das wissen. Bislang galt die weggebrochene Finanzierbarkeit von Immobilien in Fachkreisen eher als wirtschaftliches Problem. Auch am heimischen Küchentisch. Dort stand vor der radikalen Kurzkorrektur der Notenbanker bei der Finanzierung einer 600.000 Euro teuren Eigentumswohnung eine monatliche Belastung von 1000 bis 1500 Euro auf dem Zettel. Nach der Korrektur 4000 bis 5000 Euro. Sicher, das kann auch zu psychologischen Problemen führen, etwa wenn der Geburtstermin des dritten Kindes näher und näher rückt. Aber, Herr Kanzler, auch hier gilt das Ur­sache-Wirkung-Prinzip. Einer Regierung, die mündlich 400.000 neue Wohnungen in die Welt setzt und dann Fördermittel – auch mal über Nacht – zusammenstreicht und sich mit dem Abbau von Auflagen schwerer tut als ein Stürmer, der nicht ins leere Tor schießen soll, steht es nicht zu, in psychologischen Plauderton zu verfallen. Der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel 46 | chilli | BAUEN & Wohnen | 02.2024

Kanzler Olaf Scholz bringt die Bauwirtschaft auf die Palme. Gedaschko, hat nicht ganz unrecht, wenn er kritisiert, dass die Regierung offenbar „die Situation völlig verkennt“ und somit die berechtigten Hoffnungen Hunderttausender Menschen in Deutschland, die eine bezahlbare Wohnung benötigen, reines Wunschdenken blieben: „Das führt nicht nur zu sozialer Spaltung, sondern ist mit Blick auf anstehende Wahlen eine große Gefahr für das Vertrauen in unsere Demokratie.“

Billiges Geld, teure Wohnungen Es ist auf der anderen Seite schon rich-

tig, dass hierzulande in Zeiten billigen Geldes Tausende viel zu teure Wohnungen verkauft wurden. Der günstige

Zins steckte im Kaufpreis einfach mit drin. Wenn etwa auf dem Güterbahnhof in Freiburg ein Quadratmeter Bauland für 3000 Euro verkauft wurde, dann kann dabei keine günstige Wohnung herauskommen. Aber der Markt gab das her, es gab ein regelrechtes Gedränge der Bauträger – selbst bei diesen Preisen. Es ist sozialpolitisch – sollte das nicht die Kernkompetenz eines SPD-Kanzlers sein? – richtig, dass diese Entwicklung gestoppt wurde. Es ist aber sozialpolitisch einigermaßen instinktlos, die massive Wohnungsnot der Menschen mit psychologischen Ableitungen zu bagatellisieren. Lars Bargmann




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