Webels Woche 04 08 2017

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Webels Woche

Ausgabe 37 / 04.08. 2017

Liebe Mitglieder und Freunde der CDU Sachsen-Anhalt,

Herausgeber: CDU Sachsen-Anhalt Fürstenwallstr. 17 39104 Magdeburg

Redaktionsschluss: 03.08. 2017

in diesen Tagen erleben wir eine aufgeheizte Debatte, die sich vordergründig um eine Antriebstechnik dreht, die seit rund 125 Jahren den Namen ihres Erfinders trägt. In dieser Zeit hat der Selbstzünder, an dem der geniale deutsche Ingenieur Rudolf Diesel im ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur völligen Erschöpfung arbeitete, die Welt verändert. Lokomotiven, Omnibusse, Schiffe, Traktoren, Lastkraftwagen und selbstverständlich Millionen von PKWs nutzen täglich den Dieselmotor. Ohne ihn wären Mobilität und Wohlstand in dem Maße, wie wir sie heute kennen, so nicht möglich. Und obwohl ein moderner Dieselmotor ein Fünftel weniger Sprit verbraucht, als ein Benziner und deshalb auch weniger klimaschädliches Kohlendioxid ausstößt, wollen ihn einige nun verbieten lassen. Kurzfristig zunächst zwar nur in einigen Städten, mittel- und langfristig jedoch – und darüber sollte sich niemand täuschen – überall und endgültig. Eine solche Debatte geht nicht nur diejenigen von uns etwas an, die einen Diesel fahren und sich deshalb Sorgen machen, was ihr Fahrzeug demnächst noch Wert ist und wo sie es zukünftig noch nutzen dürfen und wo nicht mehr. Eine solche Debatte geht uns alle an, weil sie weit über Rudolf Diesels revolutionäre Antriebstechnik hinausreicht. Es geht hierbei zum einen um die Zukunft Deutschlands als Wirtschafts- und Technologiestandort. Es geht daneben aber auch um das Wertefundament, auf dem unsere soziale Marktwirtschaft aufgebaut ist. Wir alle kennen die geistigen Väter der sozialen Marktwirtschaft, die mit ihren Schriften und Abhandlungen die theoretischen Grundlagen dafür schufen, was Ludwig Erhard später in die Praxis umsetzte. Gleichwohl halte ich es vor dem Hintergrund des mittlerweile bekanntgewordenen Agierens der Automobilbranche für geboten, einige diese Grundsätze hier in Erinnerung zu rufen. Walter Eucken ging es als Begründer der Freiburger Schule des Ordoliberalismus in erster Linie um die Ordnung des Marktes. Nach dem Motto: „Wer den Nutzen hat, muss auch den Schaden tragen“ war für ihn das Haftungsprinzip eine der tragenden Säulen dieser Ordnung.

Alfred Müller-Armack wollte mit der von ihm so bezeichneten sozialen Marktwirtschaft die „divergierenden Zielsetzungen sozialer Sicherheit und wirtschaftlicher Freiheit zu einem neuartigen Ausgleich“ bringen. Und nach der festen Überzeugung Wilhelm Röpkes kann eine Marktwirtschaft nur dann überleben, wenn sie auf einer ethisch-moralischen Basis existiert. Selbstdisziplin, Ehrlichkeit, Fairness und Maßhalten sind für Röpke hierbei wichtige menschliche Qualitäten. Ich denke, dass die bekanntgewordenen Betrügereien der Automobilbranche nichts mit den Prinzipien unserer sozialen Marktwirtschaft zu tun haben. Im Gegenteil. Die Konzernführungen haben damit die soziale Marktwirtschaft missbraucht und ihre Fundamente untergraben. Es ist Vertrauen in die Marke „Made in Germany“ verloren gegangen. Dem Wirtschafts- und Technologiestandort Deutschland wurde dadurch schwerer Schaden hinzugefügt. Der Weg hieraus darf sich aber nicht in wilden Verbotsdiskussionen erschöpfen, von deren Folgen zudem zuvörderst die Falschen betroffen wären. Dies würde auch Deutschland insgesamt nur schwächen und nicht stärken. Wir brauchen im Heimatland von Rudolf Diesel vielmehr pfiffige Ingenieure und einfallsreiche Tüftler, die seine geniale Erfindung so weiterentwickeln, dass sie die strengen umweltrechtlichen Vorschriften einhält und nicht umgeht. Darauf muss die Industrie jetzt ihre Anstrengungen hin ausrichten. Dann wird Deutschlands Leitbranche auch verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen und der Diesel kann als sauberer Motor für Mobilität und wirtschaftlichen Wohlstand noch viele Jahre weiter tuckern, bis alternative Antriebssysteme preisgünstig, flächendeckend und mit ausreichender Reichweite zur Verfügung stehen. Ihr

Thomas Webel Landesvorsitzender


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