StiftungsReport 2007

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über externe Spenden eingeworbenen Euro zusätzlich definierte Mittel beisteuern – eine Einladung sowohl an die Stiftungen wie auch an potenzielle Spender und Zustifter. Dies dürfte Stiftungen des Staates motivieren, die privat finanzierte Säule für ihre Arbeit aufzubauen und zu stärken. Bei der Vergabe von Fördergeldern hat sich ein solches Vorgehen bereits bewährt. Viele Förderstiftungen – auch staatlich gegründete – knüpfen die Zuwendung an die Bedingung, dass der Empfänger einen Teil der Projektmittel bei Dritten einwirbt. Empfehlenswert dürfte auch sein, bei indirekter Steuerung staatlich gegründeter Stiftungen mit Anreizen noch mehr auf externe Evaluierung zu setzen. Sie gehört in der Wissenschaft zum Grundinventar und findet sich im Stiftungswesen bisher vor allem an der Schnittstelle zum Wissenschaftsbetrieb. So hat sich etwa die Klassik Stiftung Weimar, Deutschlands zweitgrößte Kulturstiftung, 2004 vom Wissenschaftsrat evaluieren lassen. Dabei kamen zahlreiche Defizite zutage, und die daraufhin getätigten Verbesserungsvorschläge dienen nun als Grundlage für eine Neuausrichtung. Auch beim Bonner Forschungszentrum CAESAR, vom Bund als Kompensation für den Regierungsumzug gegründet und mit einem Stiftungskapital von 300 Millionen Euro ausgestattet, legte der Wissenschaftsrat 2006 ein kritisches Gutachten vor, das nun als Grundlage für eine Restrukturierung dient. In anderen Gebieten des Stiftungswesens ist die externe Evaluation zwar langsam auf dem Vormarsch, aber noch nicht weit verbreitet. 80

Jeder braucht Erfolge Für staatlich gegründete Stiftungen gelten im Grundsatz dieselben Erfolgsfaktoren wie für sonstige Stiftungen. Bei öffentlich-rechtlichen wie auch bei

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privaten Stiftungen sind die Struktur und Zusammensetzung der StiftungsGremien mitentscheidend. Insbesondere Zusammensetzung und Aufgaben des Stiftungsrats (teilweise Kuratorium genannt) sind hierbei von Bedeutung. Auch Schirmherrschaften oder wissenschaftliche Beiräte können durch ihre Kontakte, ihre Möglichkeiten, Mittel einzuwerben und ihr spezifisches Wissen erheblich zum Erfolg einer Stiftung beitragen. Dies gilt für Stiftungen aller Art. Bei staatlichen Stiftungen ist jedoch manchmal eine Dominanz von Vertretern des Staates, etwa der Landesregierung, bei der Besetzung der Gremien zu beobachten – teilweise ist dies bereits in der Satzung verankert. Dies kann die generellen Vorteile von Stiftungen zunichte machen. Wie bei allen Institutionen entscheidet vor allem die Auswahl der operativen Führungskräfte über Erfolg oder Misserfolg. Einrichtungen wie die Bayreuther Festspiele – getragen von der zu 40 Prozent staatlich finanzierten RichardWagner-Stiftung Bayreuth – und das Jüdische Museum Berlin verdanken ihren Ruf vor allem den Personen an ihrer Spitze. Umgekehrt kam bei der Evaluierung der Klassik Stiftung Weimar die Überalterung und geringe Fluktuation des Personals als zentrales Problem auf den Tisch. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist oft die gezielte Einbindung privater Partner. Teilweise wird dies bereits im Errichtungsstadium durch gemeinschaftliche Gründung berücksichtigt. Ein klassisches Modell ist die Überführung privater Sammlungen in Stiftungen, für die die öffentliche Hand Ausstellungsgebäude zur Verfügung stellt sowie laufende Kosten übernimmt. So verkaufte der New Yorker Heinz Berggruen seine weltberühmte Sammlung der klassischen Moderne zu einem symbolischen Preis an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), damit sie in seiner Heimatstadt Berlin dauerhaft ausgestellt werden konnte. Der


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