StiftungsReport 2007

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76 Nennungen, also 55 Prozent. Damit liegt die Wissenschaft an letzter Stelle in der Gunst der Bürgerstiftungen, was auch der tatsächlichen Umsetzung in deren Projekten entspricht. Zwar haben sie diesen Zweck, beispielsweise wegen einer am Ort existierenden Universität, in den Katalog ihrer Zwecke aufgenommen, bedienen ihn aber vorerst noch nicht. Dies könnte in Zukunft von Bedeutung

werden, etwa wenn eine Person seine Alma Mater mit einer Zustiftung zur Studienförderung versorgen will. Eine Besonderheit zeigt sich im Bereich Kunst und Kultur. Während dieser Zweck spontan Stifterinnen und Stiftern häufiger eingefallen ist als der Zweck „Generationen übergreifenden Projekte“, kommt letzterer auf eine insgesamt größere Zustimmung.

5 Bürgerstiftung statt Sportverein?

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Bürgerstiftungen verstehen sich selbst nicht als Konkurrenz zu bestehenden gemeinnützigen Einrichtungen. Sie wollen vielmehr im Rahmen ihrer operativen Aktivitäten das vor Ort vorhandene Angebot ergänzen und im Bereich ihrer Förderungen mit wachsendem Kapital Vereine und andere Organisationen in ihren Aktivitäten unterstützen. Spiegelt sich dieses Ideal im Verhalten der Stifterinnen und Stifter wider oder werden zu Gunsten der Bürgerstiftung andere, traditionell bedeutende Formen des Engagements reduziert oder ganz aufgegeben? Von den 145 Befragten gaben lediglich 36 Personen an, ihr anderweitiges Engagement etwa in Kirchengemeinden oder Sportvereinen reduziert zu haben. Auf den ersten Blick scheint sich also die Vermutung, die Aktivitäten von Bürgerstiftungen gingen zu Lasten anderen gemeinnützigen Engagements, nicht zu bestätigen. Kirchliche Aktivitäten reduzierten nur acht Befragte zu Gunsten einer Bürgerstiftung. Personen, die angaben, sie hätten ihre sonstigen Aktivitäten reduziert, beschreiben sich vielmehr selbst als vorher nicht kirchlich engagiert. Am häufigsten ging das Engagement in der Bürgerstiftung zu Lasten der Aktivität in Sportvereinen (bei 13 Personen). Das ist insoweit interessant, als ein Großteil der Bürgerstiftungen den

StiftungsReport 2007

Sport nicht als Zweck der Stiftungsarbeit in die Satzung aufgenommen hat und der Sport auch bei den Zwecken, die eine Bürgerstiftung nach Einschätzung der Stifterinnen und Stifter verfolgen sollte, keine entscheidende Rolle spielt. Dieser Personenkreis hat sich insoweit einem gänzlich neuen Feld der Gemeinnützigkeit zugewandt. Somit bestätigt sich das Selbstbild der Bürgerstiftungen, nicht in Konkurrenz zu anderen gemeinnützigen Organisationen vor Ort treten zu wollen. Angesichts der geringen Fallzahlen ist es allerdings schwierig, gültige Aussagen zu treffen. Möglicherweise engagieren sich Menschen, die sich ohnehin für die Gemeinschaft einsetzen, gerne noch zusätzlich in Bürgerstiftungen. Sowohl in der Bertelsmann-Studie „Stiften in Deutschland“ als auch in der Bürgerstiftungs-Umfrage gaben rund 70 Prozent der Stifterinnen und Stifter an, einer Religionsgemeinschaft anzugehören. Sieht man die Religionszugehörigkeit als Indikator für gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein an, so zeichnen sich Bürgerstifterinnen und -stifter dadurch aus. Ausdruck dessen ist die Vielgestaltigkeit ihres Engagements auf mehreren gemeinnützigen Feldern, ohne dass eine Aktivität zu Lasten einer anderen Aktivität ginge.


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