StiftungsReport 2007

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Unternehmens dauerhaft sichern und die ihr zufließenden Erträge gemeinnützig verwenden. Alfrieds einziger Sohn, Arndt von Bohlen und Halbach, wurde zuvor großzügig abgefunden und verzichtete dann auf sein Erbe. 1968 war die Stiftung alleinige Gesellschafterin der Friedrich Krupp GmbH mit einem Stammkapital von 500 Millionen DM. Heute ist sie mit 23,58 Prozent die größte Einzelaktionärin der ThyssenKrupp AG. Die Stiftung wird seit Beginn von Berthold Beitz geleitet, dem großen Mann des Krupp-Konzerns. Er war enger Vertrauter Alfried Krupps und lange Jahre Generalbevollmächtigter der Friedrich Krupp AG. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gehört zu den festen Größen der deutschen Stiftungslandschaft, mit einem Fördervolumen von 17 Millionen (2004). In der Region fördern, langfristige Aufgaben übernehmen, in Not schnell helfen und wirksame Impulse geben, das sind die Leitlinien der Stiftung damals wie heute. Fast die Hälfte des Fördervolumens fließt bis heute in die Region Ruhrgebiet und direkt nach Essen. Hier lebte der Stifter, hier haben die Krupps ihre Geschichte. Ein weiteres Drittel des Geldes bleibt im restlichen Deutschland und 18 Prozent geht in ausländische Projekte mit Schwerpunkt Osteuropa. Im Fokus stehen Projekte aus Wissenschaft und Gesundheitswesen. Der Kern aller regionalen Förderungen ist das Alfried Krupp Krankenhaus in Essen. Was 1870 unter Alfred Krupp als Barackenlazarett für Verwundete des Krieges 1870/71 begann und als „Kruppsche Krankenanstalten“ weitergeführt wurde, ist heute eine moderne Klinik. Neue Wege in der Gesundheitsförderung geht die Stiftung mit dem vor drei Jahren geschaffenen Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Universität Duisburg-Essen, dem ersten seinesgleichen in Deutschland. Ebenso engagiert sich die Stiftung seit 1989 (seit 2000 mit einem

eigenen Programm) in der Hospizarbeit. Schon früh erkannte die Stiftung den Betreuungsnotstand bei sterbenden Menschen. In den letzten fünf Jahren konnte 150 vorwiegend ambulanten Hospizgruppen in Deutschland geholfen werden. Wenige Tage nach der Maueröffnung beschloss die Stiftung ein Medizin-Soforthilfeprogramm von drei Millionen DM für Krankenhäuser in den neuen Bundesländern. Anhand von Bedarfslisten wurden Häuser in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Nötigsten versorgt. Seitdem hat sich die Stiftung auf diese Region konzentriert. Ein langfristiges Programm setzt sich beispielsweise für den Bestand der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald ein. Seit langem betreibt die Stiftung eine hochkarätige Wissenschaftsförderung. Der Alfred-Krupp-Förderpreis wird 2007 zum 28. Mal verliehen. Dotiert mit einer Million Euro auf fünf Jahre verteilt, verbessert er die Arbeitsbedingungen junger Hochschullehrerinnen und -lehrer. Stipendien- und Austauschprogramme mit China, Japan und Osteuropa ergänzen die Nachwuchsförderung. Ausländische Nachwuchskräfte etwa aus Brasilien oder dem Iran können sich in Deutschland fortbilden oder spezialisieren. Das neue Programm „Rückkehr deutscher Wissenschaftler aus dem Ausland“ (seit 2006 mit einem Gesamtetat von 2,5 Millionen Euro) zeigt, dass die Stiftung die schwierige Lage an den deutschen Hochschulen erkannt hat. Die Stiftung betreibt nicht nur Eliteförderung. Ihr Gespür für soziale Schieflagen zeigt sich in den Integrationsprogrammen für Migrantenkinder. Regionale „Schularbeit“ ist ein gewichtiger Schwerpunkt in Essen, der sich hier auf die Wurzeln Alfred Krupps besinnt. Er baute schon 1875 in Essen eine Volksschule und zwei Industrieschulen für Mädchen. Seit 1998 setzt ein umfangreiches Programm zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosig-

Unternehmer mit Verantwortung

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