Magazin deutschland juli'13

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So etwas hat der Shaolin Hung Gar begeisterte Schüler noch nicht gesehen. Hier geht es um die erste Partnerform im Hung Gar Programm; Die Gung Gee Fook Fu Doy Dar! Um mit einem Partner bis an die Grenze des realistischen Kampfes trainieren zu können, ist es absolut notwendig diese Form zu erlernen. Mithilfe zwei seiner Instruktoren zeigt Meister Martin Sewer, 8. Dan, die Details und Finessen dieser kämpferischen Form aus verschiedenen Richtungen. Nicht umsonst wird der Gung Gee Fook Fu Doy Dar nachgesagt, dass der lernbereite Schüler mit ihr neue Kampffähigkeiten erreicht und seine Skills sich um ein vielfaches verbessern. Lass Dir das nicht entgehen und erfahre noch heute wahres Wissen aus dem Shaolin Kloster und somit das wahre Hung Gar Kung Fu von Meister Sewer!

REF.: • SEWER5 Alle DVDs, die von Budo International produziert werden, sind mit einem speziellen Hologramm-Aufkleber versehen und werden allein in den Formaten DVD-5 oder MPEG-2, jedoch niemals in VCD, DivX o. ä. angeboten. Zudem zeichnen sich unsere DVD Hüllen durch die hohe Qualität in Druck und Material aus. Falls diese DVD und/oder die DVD Hülle nicht den oben genannten Ansprüchen entspricht, handelt es sich um ein illegale Raubkopie.

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m Januar 2012 erschien die letzte deutsche Ausgabe der „KI“ am Kiosk. Ich kann mich genau daran erinnern: Zu diesem Zeitpunkt schrieb ich Monat für Monat Beiträge für die „KI“. Über Promis aus dem Kampfsport, herausragende Veranstaltungen, stellte Kämpfer vor oder berichtete von Filmprojekten mit Martial Arts Hintergrund. Der Artikel für die Februar-Ausgabe war fertig und lag mit Fotos und ausgearbeitetem Layout vor mir. Plötzlich erreichte mich ein Anruf, dass die FebruarAusgabe nicht mehr an den Kiosk kommen wird. Das kam für mich völlig unerwartet. Die Freunde der „Kampfkunst International“ konnten es auch nicht fassen, dass es von heute auf morgen keine „KI“ mehr geben sollte. Die Gründe für die Einstellung des Magazins lagen im finanziellen und vertraglichen Bereich. Nach nunmehr über 16 Monaten liegt die „KI“ dem digitalen Zeitalter angepasst zunächst auch in digitaler Form vor. Zudem auch noch kostenlos und für jeden erhältlich. Zum Neu-Start seht ihr vor euch eine Doppelausgabe für die Monate Juli/August. In Zukunft wird die „KI“ monatlich erscheinen und euch über die Welt der Kampfkunst informieren. Alfredo Tucci, der Herausgeber und verantwortliche Koordinator aus Spanien ist von dort aus für den Internationalen Teil des Magazins zuständig. Ihr werdet diesen Teil auch in der spanischen, italienischen, englischen und französischen Fassung des Magazins wiederfinden. Um den deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) werde ich mich kümmern. Dabei zähle ich auf eure tatkräftige Unterstützung, was diesen nationalen Bereich angeht. Wir möchten über eure Veranstaltungen berichten, mehr von euren Lehrgängen mit hervorragenden Meistern und Lehrern erfahren und die letzten Neuigkeiten aus dem Kampfsportbereich einem breiten Publikum zugänglich machen. Also, nehmt mit uns Kontakt auf. Die „Kampfkunst International“ ist nicht nur ein Magazin, das euch informiert, sondern euch auch die Möglichkeit gibt, es selbst mit interessanten Beiträgen zu bereichern. Stellt eure Sportschule vor, macht uns eure nächste Veranstaltung schmackhaft und begeistert mich und die Leser mit euren tollen Beiträgen und Ideen. Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit.

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Euer Olaf Schönau Kontakt: Olaf Schönau Gneisenaustr.8 10961 Berlin +49 30 691 95 38 me@asiasport.de

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BRUCE LEE John Bens erste Rolle war ausgerechnet in “Die sieben Glorreichen” (“The magnificent seven” 1960), in welchem er einen der Banditen verkörperte, gegen die Steve McQueen, Charles Bronson, Eli Wallach und Yul Brynner kämpften. Er arbeitete auch in “Die Nacht des Leguan” (“The night of the iguana” 1964) mit Richard Burton und Elizabeth Taylor zusammen. Ohne Zweifel war die Rolle, die ihm zu internationaler Bekanntheit verhalf, die des Paten in “Way of the dragon”. Als Bruce Lee ihn kennenlernte, sagte er zu ihm: “John, ich werde dich mit diesem Film nicht reich machen, aber ich werde dich berühmt machen...”

MIYAKO FUJITANI

KAMPFKUNSTKINO Wie ich Steven Seagal kennenlernte. Im Juni 1974 fuhr ich nach Amerika, um verschiedene Dojos zu bereisen, zusammen mit Setsu Morimoto (in Amerika nannten sie sie nur Setsu), die damals zur selben Zeit im Butokokann in Kobe trainierte wie ich und sechs Jahre älter war.

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BOXING

s. 06 HARAGEI Die Macht des kiri Otoshi in der Japanischen Schwertkunst Heutzutage ist Kiri Otoshi eine Bewegung, die zu der Schwertkunst zählt. Es wird als Technik unterrichtet, um den Gegner zu spalten. Darüber hinaus, dass es als schwere Technik angesehen wird, kann es extrem effizient sein, wenn es mit Schlüssigkeit und technischem Urteilsvermögen ausgeübt wird.

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„Exklusivinterview mit einer Größe des Boxsports, die sich an MMA wagte, eine Goldmedaille bei den olympischen Spielen gewann und eine märchenhafte Karriere hinter sich hat. Anlass des Interviews ist die Präsentation seiner 6 DVDs, die als LehrDVDs für den Boxkampf konzipiert sind.“

KARATE KRAV MAGA Wenn wir einem Mann gegenüber stehen, der ein Messer trägt und unser Leben bedroht, kann jeder Fehler - egal wie klein er auch sein mag - tödlich sein…

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BUDO INTERNATIONAL PUBLISHING CO. Internationale Central: Andrés Mellado, 42 28015 Madrid - Spanien Local Sites: Olaf Schoenau. me@asiasport.de Internationale Websites: Alfredo Tucci: budo@budointernational.com

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Unser Gast ist vielleicht der Kyokushin-Meister mit dem größten Ruhm weltweit. Shigeru Oyama (dessen Familie dem Kanji ihren Nachnamen schuldet, die ganze Welt weiß ja, dass Oyama Koreaner war) ließ sich 1967 in Amerika nieder, was ihn sehr wahrscheinlich um die Möglichkeit brachte, der offizielle Nachfolger des legendären Schöpfers des Kyokushin zu sein. Unser Mitarbeiter Salvador Herraiz ist kürzlich nach New York gereist, um sich mit dem Meister Shigeru Oyama zu treffen.

Haftung: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Vorbehaltlich der gesetzlich zulässigen Ausnahmen ist eine Verwendung ohne schriftliche Einwilligung des Verlages strafbar. Für unverlangt eingesendete Manuskripte, Fotos und Zeichnungen etc. übernehmen Verlag und Redaktion keinerlei Haftung. Durch Annahme des Materials erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht aus Veröffentlichung und Wiederveröffentlichung. Sollten dem Verlag Manuskripte angeboten werden, so müssen diese frei von Rechten Dritter und zur ausschließlichen Verwendung durch den Verlag geeignet sein. Wenn die Manuskripte auch anderen Verlagen angeboten werden, so ist darauf bei Einreichung unmissverständlich hinzuweisen. Der Verlag behält sich Kürzungen des eingesendeten Materials vor. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Verlages wieder. Bei unverschuldeter Nichtlieferung oder Nichterscheinen z.B. infolge Streiks oder höherer Gewalt bestehen gegenüber dem Verlag und der Redaktion keine Ansprüche.


BOXING

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Entwicklung Partnerform. Obwohl mit Formen wie der Gung Gee Fook Fu Kuen wichtige Meilensteine in der Ausbildung des Hung Gar gelegt wurden, strebten Praktizierende immer wieder danach, das System zu perfektionieren und neue Wege zu finden, um den Schüler schneller ans Ziel zu bringen: Nämlich ein ausgebildeter Kämpfer zu werden.

Im Gebiet des MartialArts-Film waren vielleicht nur wenige dazu fähig, die Rolle des Schurken mit so viel Ernsthaftigkeit und Härte darzustellen, wie es der Koreaner Jang Lee Hwang vermochte.

s. 64 RUSSISCHE KUNSTE

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Er ist einer der großen Meister der russischen Kampfkünste; hinter diesen Wolfsaugen versteckt sich ein Meister der slawischen Künste. Einer, der die ganze Welt bereist hat und dadurch die revolutionären Formendes in der Sowjetunion entwickelten Kampfes bekannt gemacht hat.

VOVINAM VIET BO DAO KUNG- FU Chin' Na o Kham Nah, die Kunst festzuhalten, kontrollieren, Gelenke, Sehnen, Muskeln zu zerstören und den Atem abzuschneiden, ist die Wahrheit und Essenz des Kung Fu Grappling

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HWA RANG DO®

Hellebarde und Säbel, königliche Waffen.

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Um die Techniken effizienter zu machen, muss man die Zahl der Schritte verringern, was die Geschwindigkeit bei ihrer Ausführung erhöht…

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Herausgeber: Alfredo Tucci. Werbung: Olaf Schoenau. E-mail: me@asiasport.de Internationale Werbung: Alfredo Tucci. budo@budointernational.com Autoren und freie Mitarbeiter: Don Wilson, Yoshimitsu Yamada, Cass Magda, Antonio Espinós, Jim Wagner, Coronel Sanchís, Marco De Cesaris, Lilla Distéfano, Maurizio Maltese, Bob Dubljanin, Marc Denny, Salvador Herráiz, Shi de Yang, Sri Dinesh, Carlos Zerpa, Omar Martínez, Manu, Patrick Levet, Mike Anderson, Boulahfa Mimoum, Franco Vacirca, Bill Newman, José Mª Pujadas, Paolo Cangelosi, Emilio Alpanseque, Sueyoshi Akeshi, Marcelo Pires, Angel García, Juan Díaz. Fotos: Carlos Contreras, Alfredo Tucci.


erehrte Leser, hier sind wir wieder! Die Kampfkunst International nimmt ihren Kurs wieder auf, um euch jeden Monat das Beste aus der Welt der Kampfkünste zu liefern, diesmal aber in digitalem Format und gratis. Die Welt verändert sich schnell und wir alle sollten die Möglichkeiten dieser Veränderung nutzen, um an ihnen zu wachsen und uns selbst zu übertreffen. In Deutschland bedeutete diese Praxis zeitweise das Verschwinden der Printmedien über Kampfkunst. Die Gewohnheiten haben sich vielleicht verändert, nicht aber unser Interesse an unserer martialischen Welt. Die Ausgabe in anderen Sprachen, nun nach fast einem Jahr Erfahrung, hat bewiesen, dass dem so ist. Unsere Online-Versionen haben nämlich eine Menge Leser erreicht, mehr als wir je bei der gedruckten Version gesichtet hatten. Das letzte Magazin hat auf der Plattform ISUU.com, bei der die Herausgeber keinerlei Möglichkeit haben die Statistiken der Downloads zu beeinflussen, die 15.000 gedruckten Exemplare in nur vier Ausgaben überhol. Das Kommunikationspotential ist immens. Und nicht nur im Sinne der Anzahl der Leser, sondern auch im Sinne der interaktiven Möglichkeiten die dieses neue Format mit sich bringt. Ein einfacher Klick bringt dich in diesem Moment auf einige Videos, nimmt dich mit auf die Website des Autors des Artikels oder ermöglicht es dir dieses eine Produkt, das dich genau jetzt interessiert, zu kaufen. Unsere DVDs kann man jetzt auch als Download kaufen und zweifellos wird das mit den Büchern bald ebenso sein. Aber über die sofort verfügbaren Güter und Dienstleistungen hinaus können unsere Leser nun auch unverzüglich Kontakt mit Gruppen, Personen, Organisationen und Inhalten haben als früher. Noch vor nur ein paar Jahren wäre das ohne lange Wartezeiten oder hohe Kosten unmöglich gewesen. Warum ein Magazin, wenn die Autoren, Meister und Organisationen ihre Arbeit bereits im Internet besitzen? Die Antwort ist ganz einfach: Wie wir es immer gemacht haben, bereiten wir für euch eine Auswahl mit dem Besten, was in der Welt so passiert, vor. In einem angenehmen Format. Mit für unser Team ausreichend tiefgründigen und vielfältigen Inhalten. Leicht genug, damit ihr erfahren könnt was andere, fern von eurem Stil oder gewöhnlichen Interessen, in den Kampfkünsten gerade so tun. Unser Hauptfokus liegt nicht auf den Nachrichten, die es natürlich auch geben wird, sondern auf den Leitartikeln, Interviews und qualitativen Informationen. Unsere Position als EINZIGES internationales Magazin, das in fünf Sprachen übersetzt wird, macht es möglich, uns mit einigen der hervorragendsten Kolumnisten und Autoren in Verbindung zu setzen und deren Inhalte und Arbeiten aufzubereiten.

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Das Internat hat natürlich auch seine Tücken…es gibt viel Müll und ungeprüfte Informationen. Ein 12-jährige Junge z.B. kann sich hinter einem Pseudonym verstecken und einen großen Meister von 70 Jahren per du ansprechen. “Gratis” muss nicht “schlecht” bedeuten. Das Magazin Kampfkunst zeichnete sich immer schon durch seine Qualität bei Fotos und Inhalten aus. Wie ihr seht bleibt dieses Unterscheidungsmerkmal unversehrt. Das Magazin besitzt eine hervorragende Bildschirmauflösung und ihr könnt es mit hoher Qualität auf Papier ausdrucken, wenn ihr es trotzdem auf Papier aufbewahren wollt. Das heißt, was wir veröffentlichen, besitzt bereits ein Gütesiegel seiner Kategorie. Zeit ist Geld und Aufmerksamkeit ist Energie, wir werden euch beides nicht verschwenden lassen. Jeden Monat bringen wir vollständige Informationen über die für euch vorbereiteten Themen und Gebiete mit und falls euch ein vorliegender Artikel nicht interessiert, klick…und ihr blättert um! Von unserer Seite aus versprechen wir Qualität, große Autoren, Klassiker der Kampfkunst, große Lehrer und Meister aus der ganzen Welt, Experten in den unterschiedlichsten Künsten und Fächern. Und natürlich auch neue Größen, die auf dem kriegerischen Panorama auftauchen, sich Platz machen wollen, die höchste Liga erklimmen und ihre Arbeit allen bekannt machen wollen. Ganz unabhängig von Grenzen durch andere Sprachen oder Länder und das durch das internationalste Magazin in der Geschichte der Kampfkünste. Mein Unternehmen Budo International Publishing Co hatte von Anfang an diesen Namen. Nun sind 27 Jahre seit seiner Gründung vergangen und dieses neue Format ermöglicht es ihm jedes Mal mehr dem treuzubleiben, was ihm seine fundamentale Natur anweist. Es ist eine neue Ära, in der ich noch erreichbarer für eure Fragen bin. Wie immer wird meine Email-Adresse auf dieser Seite sein und ich antworte immer. Jeder der einen Traum hat und dazu bereit ist dafür zu kämpfen, wird gehört und beachtet werden, wie ich es die letzten 27 Jahre gemacht habe. Heutzutage ist es noch leichter! Sich mit dem Cursor über meine Email bewegend, muss man nur eines machen: klick.

Alfredo Tucci ist Geschäftsführer von BUDO INTERNATIONAL PUBLISHING CO. e-mail: budo@budointernational.com

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DER PATE VON “WAY OF THE DRAGON”


Text: Pedro Conde in Zusammenarbeit mit Salvador Múgica Fotos mit freundlicher Genehmigung von John Benn Titelbild: mit freundlicher Genehmigung von Miguel Tudela ank der Technologie existieren heute keine Entfernungen mehr und deshalb ist dieses Interview auch möglich geworden. John Bens erste Rolle war ausgerechnet in “Die sieben Glorreichen” (“The magnificent seven” 1960), in welchem er einen der Banditen verkörperte, gegen die Steve McQueen, Charles Bronson, Eli Wallach und Yul Brynner kämpften. Er arbeitete auch in “Die Nacht des Leguan” (“The night of the iguana” 1964) mit Richard Burton und Elizabeth Taylor zusammen. Ohne Zweifel war die Rolle, die ihm zu internationaler Bekanntheit verhalf, die des Paten in “Way of the dragon”. Als Bruce Lee ihn kennenlernte, sagte er zu ihm: “John, ich werde dich mit diesem Film nicht reich machen, aber ich werde dich berühmt machen...” “Wie Recht er hatte! Seitdem habe ich viel Ruhm genossen.” John Benn wurde 1935 geboren , ist also heute 77 Jahre alt, lebt in Shanghai und für ihn ist die Schauspielerei ein unterhaltsames Hobby, mit dem er Geld verdient. Er erschien in 51 Filmen, die Mehrheit in Asien gedreht. Zudem wirkte er bei 14 Serien des CCTV (das zentrale chinesische Fernsehprogramm) mit. Die Liste der Schauspielerkollegen, die ihn begleitet und seinen Werdegang unterstützt haben, ist lang. Er arbeitete mit den Größen der östlichen Welt: Bruce Lee, Jackie Chan, Jet Li, Yuen Woo Ping und ebenso mit einigen der großen westlichen Stars, in „The Man with the Iron Fists” zum Beispiel, einer Hollywoodproduktion, die kürzlich in Shanghai gedreht wurde, teilte er das Set mit Russel Crowe, Luciy Liu und Pam Grier. Demnach erzählt er uns: „Meine Arbeit als Schauspieler war nicht etwas, was ich geplant hatte, aber es ist etwas, was mir Spaß macht. Und ich habe die Möglichkeit, viele berühmte Schauspielerinnen kennenzulernen und das freut mich”. Obwohl John eine ausgedehnte Karriere als Filmdarsteller vorweisen kann, lebt er nicht für die Schauspielerei, wie er selbst zugibt: “Meine Arbeit als Schauspieler war immer eine Teilzeitbeschäftigung, ich mache es zum Vergnügen und ich mache es sehr gerne.” Tatsächlich ist John ein Geschäftsmann, der seine eigene Firma hat, Unisono Cina Ltd., in der er die Funktion des Gutachters, Lebensmittel-, Lizenzberater etc. ausübt. John kennt sich gut aus in der Welt der Hotellerie, hat in der Tat mehrere Hotels geleitet. Aus Neugier führte er eine zeitlang drei Tapas-Restaurants in Hong Kong, die die ersten Ihresgleichen in ganz Asien waren und sehr viel Erfolg einbrachten. John ist in viele Projekte verwickelt. „In letzter Zeit habe ich an einem großen Projekt mitgearbeitet und eine Art japani-

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schen Salon mit Restaurant unterhalb des JW Marriott-Hotels auf dem TomorrowPlatz in Shanghai hergerichtet.” In Bezug auf seine Filmkarriere spielt er fast immer, für gewöhnlich wegen seiner äußerlichen Merkmale, den Schurken des Films. Wenn man ihn fragt ob das deshalb so ist, weil er gefährlich ist oder hässlich, oder wirklich ein Bösewicht, antwortet er: “Eine Kombination aus all diesen Faktoren, aber trotzdem verärgert es mich nicht. Aber nicht alle Rollen waren die eines Schurken, vor ein paar Jahren arbeitete ich mit Fan Bingbing, eine der berühmtesten Schauspielerinnen Chinas, an einem Film. Er hieß „East wind rain” (2010) und in diesem Film hatte ich die Rolle eines guten Priesters.” Wie bereits oben erwähnt, war John Benn, um das Maß vollzumachen, der einzige Schauspieler, der das Set mit Bruce Lee, Jackie Chan und Jet Li geteilt hat, drei Größen im Bereich der Kampfkunst-Filme. Aus diesem Grund war es unvermeidbar, auf einen Vergleich zwischen den dreien zu bestehen. Im konkreten Fall von Jackie Chan hatten sie beide Bruce Lee kennengelernt und arbeiteten zusammen mit ihm. Jackie, erinnern wir uns, dass er in “Fist of Fury” (“Bruce Lee - Todesgrüße aus Shanghai“, 1972) und „Enter the dragon“ („Der Mann mit der Todeskralle“, 1973) beteiligt war. Jackie Chan und Bruce Lee waren Nummer-Eins-Stars des Südosten Asiens, zuerst der eine und später der Andere, der heutzutage der bekannteste asiatische Schauspieler in der westlichen Welt ist. Trotzdem sind die Rollen, die sie auf der Leinwand darstellen, gänzlich unterschiedlich, wie Jackie Chan John gestand: „Ich bin ein Spezialist. Bruce Lee war ein Kampfkünstler.“ John hatte einen Cameo-Auftritt im Dokumentarfilm “Jackie Chan: my stunts, 1999”. “Ich kenne Jackie seit langem, wir lernten uns in Hong Kong kennen und er kam neulich für ein Fernsehinterview nach Shanghai. Ich befand mich mitten im Publikum und er sah mich, kam auf mich zu und gab mir eine feste herzliche Umarmung. Er erinnert sich immer noch an mich.” Mit Jet Li arbeitete John in “Fearless”. Wie kann man die tödliche Geschicklichkeit dieses Mannes, ein Wushu-Champion Chinas, d.h. die klassische, traditionelle Kampfkunst, mit der von Bruce Lee, einem Meister der innovativen, revolutionären Ideen, welcher offen die konventionellen Kampfkünste kritisierte, vergleichen? Bruce Lee erschuf und perfektionierte einen Kampfstil. Jet Li war in zahlreichen Wettkämpfen in China Champion des lange etablierten Wushu. Trotzdem waren und sind beide in ihrer Kategorie die Besten, diesbezüglich scheint John keine Zweifel zu haben: „Auf jeden Fall ist Jet Li ein außergewöhnlich guter Kampfkünstler, vergleichbar mit Bruce

Tödliches Kino Lee, aber ich glaube dass die Mehrheit der Kampfkünstler dasselbe denken und sagen würden: Viele versuchten, an Bruce Lee heranzukommen, aber keiner hat es geschafft..” John hat uns erklärt, wie er Jackie Chan und Jet Li kennengelernt hat und mit ihnen zusammengearbeitet hat. Aber wie ergab sich die Möglichkeit, in „Way of the dragon“ mitzuspielen? „Es war Zufall, eines Tages lernte ich auf einer Feier einen Produzenten kennen, Raymond Chow, und er fragte mich: „Hättest du Lust, in einem Film von Bruce Lee mitzuspielen?“ In jenem Moment hatte ich keine Ahnung wer Bruce Lee war, trotzdem sagte ich „klar“. Ich dachte, es könnte witzig sein, in einem chinesischen Film aufzutauchen, wir verhandelten mein Gehalt und am folgenden Tag holten sie mich um acht Uhr morgens ab. Nachdem ich den Vertrag unterschrieben hatte, nahmen sie mich mit aufs Set, um neun Uhr war ich dort. Sie gaben mir eine Zigarre und ich musste mich an einen Tisch setzen, um einen Paten der Mafia zu spielen. Währenddessen erklärte mir mein Assistent, dass Chuck Norris auf dem Weg war, um im Film gegen Bruce Lee zu kämpfen. Ein bisschen später drehten wir die erste Szene, ohne jegliche Probleme, in nur ungefähr zwanzig Minuten.“ Vielleicht mag diese Art zu drehen und das Fehlen jeglicher Vorproduktion einige erstaunen. Zu diesem Thema erläutert John: „Bruce Lee verwendete niemals ein typisches Filmdrehbuch, er hatte nur einige beschriebene Blätter Papier in der Hand. Er führte Regie nach dem, was er fühlte, weshalb alles sich auf „Ok, jetzt sag das“ reduzierte. Also hat er es gesagt und normalerweise kam etwas Gutes dabei heraus, weshalb wir uns dann für die nächste Szene vorbereiteten. Ich vermute, dass diese Art zu drehen einige verwundern wird, es ist natürlich nicht die Art und Weise Filme zu machen wie in Hollywood, aber in Hong Kong wurden 1972 alle so gemacht.“ John war Zeuge einer gänzlich unbekannten Facette im Leben Bruce Lees, und zwar der des Regisseurs. Zu dem ersten und einzigen Film, den Lee leitete, berichtet John: „Er war sehr gut…er arbeitete sehr schnell und effizient. Er war sich sicher, dass er einen großen Film machen würde. Ich erinnere mich, dass er niemals schrie oder sich mit jemandem stritt, aber weil er Perfektionist war, hielt er die ganze Arbeit im Gang, bis die Dinge gelangen. Weil er so perfektionistisch war, mochte er es, vor der Aufnahme viele Male zu proben, und obwohl er alle zum Arbeiten anhielt, war er immer am Scherzen, und machte den Drehort zu einem angenehmen und unterhaltsamen Platz. Oft litt er an starken Kopfschmerzen. Wenn sie auftraten, setzte er sich üblicherweise hin und wartete, bis sie weggingen, dann entschuldigte er sich für die Verspätung und wir setzten den Dreh fort.“

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Das erste Treffen John Benns mit Bruce Lee fand in den Studios von Golden Harvest statt, nach der ersten Unterschrift auf dem Vertrag. Vom ersten Augenblick an existierte zwischen den Beiden eine große Empathie. Zudem hatten sie einige Dinge gemeinsam, wurden zum Beispiel beide in San Francisco geboren, waren beide begeistert vom Kino, beide waren große Optimisten und, laut John, hatten sie noch andere Vorlieben…„Bruce Lee alberte die ganze Zeit am Set und oft nahm ich Mädchen mit zum Dreh, weil ihn alle kennenlernen wollten. Einmal sagte er mir: John, stell sicher, dass du morgen keine mitbringst, weil meine Frau wird hier sein…Bruce Lee liebte es, mit ihnen zu kokettieren und alle wollten sie ihn kennenlernen. Hier nennen sie mich den „Hugh Hefner von Shanghai“, vermutlich ist das also auch etwas, was wir gemeinsam haben.“ Offensichtlich hat John eine Schwäche für Bruce Lee, denn wenn er von ihm spricht, hört er nicht auf ihn zu loben: “Ich glaube, dass Bruce Lee der intelligenteste Typ ist, den ich kenne, er hat sechs Bücher über Philosophie geschrieben, und nicht nur das, er war auch der stärkste

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Mann, den ich kennengelernt habe, und ein unglaublich angenehmer Mensch.“ Bezüglich Bruce Lees Stärke kennt John sich sehr gut aus, weil er einmal selbst die Möglichkeit hatte, sie zu überprüfen und während dem Dreh am eigenen Körper zu spüren: „In einer Szene stand ich vor einem Bürosessel. Ich sollte mich mit einem Ruck auf Bruce setzen, aber er versetzte mir mit seinen Schultern einen solchen Schlag, dass ich in den Sessel fiel und dieser umkippte. Sich entschuldigend half Bruce mir auf die Beine und sagte: Oh, es tut mir so leid. In der folgenden Aufnahme platzierte er einen großen Mann hinter den Stuhl, damit dieser ihn festhalte und er so nicht umfiele. Er schlug mich also nochmals, wiederum ziemlich kräftig, er war sich seiner eigenen Stärke nicht bewusst. Er war sehr stark, ich kann es bezeugen. Der Schauspieler war nicht nur perplex angesichts seiner Kraft, sonder n auch hinsichtlich seiner Schnelligkeit: “Er war der Beste der Besten, so dass sie sogar die Geschwindigkeit der Kameras verringern mussten, weil niemand geglaubt hätte, wie schnell er war.”


Interview Während dem Dreh von “Way of the dragon” verblüffte Bruce Lee John immer wieder und jeden Tag bei der Arbeit am Set wuchs seine Bewunderung für ihn: „In einer Szene, an der ich nicht beteiligt war, aber trotzdem am Set sein musste, saß ich entspannt auf meinem Sessel, während Bruce Lee in meinem Büro kämpfte und nachdem er seinen Anhängern eine Tracht Prügel versetzt hatte, sah ich ihn springen und mit seinem Fuß die Lampe zersplittern, die an der Decke hing. Ich hatte in meinem Leben nichts Vergleichbares gesehen, ich konnte es einfach nicht glauben; ich war wie versteinert in Anbetracht der Stärke seines Schlags.“ Dies war nicht die einzige Situation, in welcher ihn Bruce Lee mit seinen Tritten verblüffte. John erinnert sich zu diesem Thema an einen Scherz, den Bruce ihm einmal spielte: „Ein andermal, als ich gerade eine Zigarre rauchte und darauf wartete, bis alles für die

kommende Szene vorbereitet war, setzte sich Bruce Lee an meine Seite, ich aber bemerkte es nicht, dann schleuderte er mir einen Fußtritt entgegen und berührte leicht die Asche der Zigarre, nur die Asche, der Rest regte sich gar nicht. Er hatte diese Selbstkontrolle, er konnte neben dein Gesicht treten - und du konntest wahrnehmen, wie die Luft sich bewegte ohne dass sein Fuß auch nur annähernd deine Nase berührte.“ Wenn John einmal Feuer gefangen hat, wird er nicht müde, den „Kleinen Drachen“ zu loben: “Bruce war ein unglaublicher Typ. Hinsichtlich seines Körpers machte er unmögliche Dinge. Er mochte es, sich zur Schau zu stellen, er war der Beste und das wusste er. Nur um sich zu präsentieren, machte er hunderte Ausdauerübungen, tritt und kickte hunderte Male, ich glaube, was ihm am meisten gefiel, war, Grenzen zu überschreiten. Er hatte eine Sporthalle in seinem Haus und einen

Großteil der Trainingsgeräte, die er besaß, hatte er selbst designt. Während wir am Dreh waren, manchmal mehr als acht Stunden am Tag, machte er Konditionstraining zwischen den Aufnahmen, und wenn wir fertig waren, fuhr er nach Hause und trainierte mehrere Stunden in seinem Fitnessraum. Er konnte nicht still stehen. Ich erinnere mich, dass er einen Apparat besaß, eine spezielle Schachtel, die er selbst entworfen hatte. Sie hatte mehrere Löcher, das größte mit 4 Zoll Durchmesser (10,16 cm.) und die anderen drei (7,62 cm.), zwei (5,08 cm.) und ein Zoll (2,54 cm.). Die Kanten der Löcher waren scharf. Er schleuderte seine Faust auf das größte und eine Berührung löste eine Lampe aus. Er machte es sehr, sehr schnell, danach machte er dasselbe mit den anderen Löchern und verwendete drei Finger, zwei und schließlich einen. Zu versagen bedeutete, dich an den Kanten zu schneiden. Jedes Mal, wenn

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Tödliches Kino Bruce sie berührte, wurde ihm ein kleiner elektrischer Schock verpasst. Das trug dazu bei, dass seine Reflexe so schnell waren. Die Kameras mussten seine Bewegungen verlangsamen, weil ihm niemand seine fantastische Geschwindigkeit abnehmen konnte. Ich glaube, dass dieser Apparat viel mit der Schnelligkeit zu tun hat, über die er verfügte.“ Obwohl ein Anfänger im Kampfsport, war er Zeuge der Vorbereitung einiger Kampfszenen und konnte dort die Aufwärmübungen, Techniken und weiteres sehen, die die unterKampfkünstler schiedlichen anwendeten. Trotzdem hat er nicht den geringsten Zweifel daran, wer der Beste war: „Es war offensichtlich, dass Bruce besser war als jeder von ihnen, eingeschlossen Chuck Norris.“ Bruce Lee hob sich allemal von den großen Champions, die bei dem Film beteiligt waren, ab. „In allen Kampfszenen war deutlich spürbar, dass alle zeigen wollten, dass sie die Besten waren; es bestand eine Art Rivalität zwischen ihnen, es war ungefähr so wie „Ich kann es besser als du“ und trotzdem war Bruce Lee Lichtjahre von ihnen entfernt, ich kann keinen Vergleich anstellen, weil es einfach keinen gab.“ John beschäftigte sich mit diesem Thema nicht während des Drehs mit Chuck Norris, Bob Wall oder Ing Sik Whang und trotzdem, als er es lange Zeit später mit einem seiner Protagonisten besprechen konnte, lassen seine Erklärungen keinen Zweifel übrig: „Einmal, als ich in Manila (Philippinen) war, einige Jahre nach dem Dreh von „Way of the dragon“, fand ich mich in einer kleinen Bar ein, begleitet von zwei kleinen Schönheiten, eine an jeder Seite. Als ich den Blick hebe, sah ich auf der anderen Seite des Tresens Chuck Norris sitzen, ebenfalls mit je einer Frau an jeder Seite. Nachdem wir uns begrüßt und ein wenig geplaudert hatten, entschieden wir, zusammen Abendessen zu gehen. Nach einem kurzen angenehmen Gespräch fragte ich ihn: „Sag, Chuck, wer hätte gewonnen, wenn ihr wirklich um Leben und Tod gekämpft hättet, du oder Bruce?“ Chuck äußerte keinerlei Unschlüssigkeit oder Zögern bei seiner Antwort: „Bruce natürlich, niemand konnte ihn besiegen.“ Chuck war ein Weltchampion in Karate, deshalb betrachte ich seine Meinung als bedeutend.“ Einige Experten der Kampfkünste und Schauspieler glauben, dass Bruce niemand

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Besonderes war in der Kampfkunst und sind der Meinung dass er ein Kinomärchen war oder jemand seine Fehler gut choreografiert hat. Dazu meint John: „Sie wissen nicht, was sie da sagen, vielleicht sind sie neidisch, weil sie nicht so gut sind wie Bruce. Für mich existiert die unbestreitbare Tatsache, dass mehr als 30 Jahre vergangen sind und niemand dazu fähig war, ihn zu übertrumpfen.“ Wahrscheinlich weiß John, was er da sagt, er hat schließlich die Leinwand mit einigen der Klone des Drachen in “The cloens of Bruce Lee, 1977” geteilt, in welchem er einen Professor darstellte. In diesem Film arbeitete er mit Bruce Lee, Dragón Lee, Bruce Thai y Bruce Lai, und das Ziel all dieser „Schauspieler“ auf filmischer Ebene gesehen, war, die Leere zu besetzen, die Bruce Lee hinterlassen hatte, doch John ist sich sicher: „Es geht nicht darum, seine Gesten zu imitieren, oder seine Schreie, es ist eine Frage von Talent, Charisma und Genialität. Zudem war Bruce Lee kein schlechter Schauspieler, seit er ein Kind war, drehte er mehr als 20 Filme. Er begann mit sechs Jahren, sein Vater war ebenfalls Schauspieler, er hatte es einfach im Blut.“ Unumstritten ist, dass Bruce Lee dem Publikum auch noch dreißig Jahre später zu Herzen geht, sein Ruhm ist gegenwärtig. Und nicht nur seiner, auch der all derer, die das Glück hatten, ihn kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten: „Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Millionen Fans Bruce Lee in China hat: jeden Tag, wenn ich auf die Straße gehe, bleibt irgendwer stehen und fragt mich: Hast du nicht mit Bruce Lee in einem seiner Filme mitgespielt?“ Wenn die Leute John Benn nach so langer Zeit wiedererkennen, kann das aus zwei Gründe sein: einmal, weil sie Bruce Lee immer noch nicht vergessen haben, oder, weil die Jahre beinahe spurlos an ihm vorbeigegangen sind. „Ich bin mehr oder weniger gleich geblieben, früher hatte ich keine Haare und heute immer noch nicht, im Hinblick auf Ruhm bin ich niemand verglichen mit Bruce Lee, aber trotzdem, sein Leben in Hong Kong muss die Hölle gewesen sein. Für ihn war es schwierig, die Straße entlang zu spazieren, weil es immer eine Menge Fans gab, die mit ihm sprechen und bei ihm sein wollten.“ Fans von Bruce Lee gibt es überall und nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart. Als der Gitarrist Santana in Hong Kong ankam, war das erste, was er tat, nach einem


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Bruce-Lee-Museum zu fragen, worauf sie ihm antworteten, dass dies nicht existiere. Und das war kein Einzelfall, viele andere Touristen und Liebhaber fragten dasselbe bei ihrer Ankunft in seinem Stadtviertel, weshalb John sich dazu entschloss, ein BruceLee Museum, Café und Restaurant in Hong Kong zu eröffnen. „Das war das einzige Bruce-Museum in Hong Kong. Es war ein Laden mit drei Stockwerken und einer Bar. Im Erdgeschoss war das Museum, in dem es einen Haufen Fotos, OriginalEintrittskarten, Nunchakus, eine Replikation der Maske, die Bruce Lee in Green Hornet trug etc., gab. Mehr als 20.000 Personen aus aller Welt kamen, um es zu besuchen. Die Regierung Hong Kongs ernannte mich zu so etwas wie dem Botschafter des guten Willens, weil ich geholfen hatte, so viele Touristen nach Hong Kong zu schaffen. Es war eine unvergessliche Zeit, aber es kam der Moment, ab dem es schwierig wurde, das Museum zu unterhalten. Aufgrund seiner Lage war es schwierig aufzufinden, ich bat um Hilfe bei unterschiedlichen Gesellschaftsständen, aber die Dinge in Hong Kong funktionieren nur sehr langsam und ich musste es aufgeben. In dieser Zeit stieg Hong Kong wirtschaftlich ab und Shanghai war im Aufschwung. Ich beschloss, es zu schließen und wegzuziehen. Heute ist es ein billiges ChinaRestaurant…es ist sehr traurig. Alle Objekte der Museumskollektion findet man in den Lagerhallen der Firma, die die Vertriebsrechte von Bruce Lees Filmen hat.“

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Als es eingeweiht wurde, tauchte die Nachricht über das Museum & Café in zahlreichen Zeitungen im Westen auf, nicht nur in der AA.MM., auch in der „Los Angeles Times“, im Magazin „Newsweek“ und in der „Financial Times“. „Ich habe sechs Alben voll Zeitungsausschnitte über das Museum, sogar Linda, Bruce' Frau und Shannon, seine Tochter, besuchten das Bruce Café und sagten mir, dass sie sehr schätzten, was ich getan hatte. Ich weiß nicht, warum die Regierung sich weigerte, mehr zu tun.“ Viele jener Touristen fragten John, ob Bruce Lee ihnen einige Tricks der Kampfkunst beibringen könnte. „Ich lernte einige Grundlagen von ihm, aber ich habe nie ernsthaft trainiert oder eine Disziplin verfolgt, obwohl die Leute das Gegenteil glauben müssen, weil niemand mich behelligt.“ John fand sich in Hong Kong ein, als Bruce Lee starb, vor allem erinnert er sich an Folgendes: „Als ich vom Tod Bruce Lees hörte, dachte ich zuerst, es wäre ein Scherz. Als ich es bestätigt sah, ging ich zum Bestattungsinstitut, wo bereits mehrere zehntausend Menschen waren. Ich ging zum Begräbnis, betrat den Saal und in der Nähe waren mehr als 20.000 Personen, ich konnte nicht näher herangehen. Nachdem ich es kurz versucht hatte, war es einfach nicht möglich, ihn zu erreichen und ich ging traurig weg. Alle seine Fans dort waren erschüttert, man konnte es ihnen nicht verdenken. Bruce Lee war ihr Idol, er war derjenige, der für das chinesische Volk Respekt in der ganzen Welt erlangte und sie wussten es, sie hatten ihren Held verloren.“ Über die Ursachen seines Todes ist sich John im Klaren: „Mit seinem Training ging Bruce bis ans Äußerste, überschritt Grenzen, bis am Ende in seinem Gehirn eine Vene durchriss und so den Tod verursachte.“ John war einer der wenigen Auserwählten, der das Glück hatte, den “Kleinen Drachen” kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten, er hat sein Leben beeinflusst und für immer verändert: „Meine Arbeit am Dreh dauerte zwei Wochen. Bruce lebte nicht nur ein sehr intensives Leben, jeder, der sich in seiner Gesellschaft befand, tat dasselbe. In einigen Fällen, wie in meinem beispielsweise, hat er es so für immer geprägt, bis zu dem Punkt, dass nun vierzig Jahre vergangen sind und die Leute sich wegen meinem Auftritt in „The return of the Dragón“ immer noch an mich erinnern. Es gibt Leute, die in zwei Wochen das leben, wofür andere Jahre brauchen. Bruce war einer dieser außergewöhnlichen Fälle und ich sehe es als ein großes Glück an, dass ich ihn kennenlernen und mit ihm arbeiten durfte.“


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m Juni 1974 fuhr ich nach Amerika, um verschiedene Dojos zu bereisen, zusammen mit Setsu Morimoto (in Amerika nannten sie sie nur Setsu), die damals zur selben Zeit im Butoko-kann in Kobe trainierte wie ich und sechs Jahre älter war. Zu jenem Zeitpunkt war ich zweiter Dan und sie erster. Wir packten unsere Aikido-Kleidung und unsere Hakama; als erstes fuhren wir nach San Francisco, aber als wir dort am Flughafen ankamen, war unser AikidoKollege Yohei nicht da, um uns abzuholen. Ich weiß nicht, ob es Mut oder Dummheit war, aber ich war in keinster Weise besorgt. Vor dem Flughafen standen viele Busse, mit laufenden Motoren. „Was sollen wir tun?“, fragte Setsu. Ich sah die Leute in die Busse einsteigen, sogar mit ihren schweren Koffern. „Lass uns den Bus nehmen“, schlug ich vor. „In welchen sollen wir einsteigen?“, fragte sie. „In diesen hier“, antwortete ich, auf einen nahen Bus verweisend. „Warte, wohin fährt er?“ „Ich weiß es nicht. Egal, er wird irgendwo hinfahren, wir werden nicht sterben...“ “Du kannst doch nicht einsteigen, ohne zu wissen, wo er hinfährt!” Während wir darüber diskutierten, näherte sich uns auf einmal ein großer Mann, ca. 20 Jahre alt, verstellte uns den Weg und began, auf uns in sehr schnellem Englisch einzureden.

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Ich blieb einfach dort stehen, ohne etwas zu sagen, dachte nur: „Was passiert gerade?“ Aber dann sagte ich ihm in gebrochenem Englisch „wir sind Japanerinnen“. Als er dies hörte, wechselte er ins Japanische: „Gut, wenn ihr Japanerinnen seid, dann…“ und er fing an, mit mir zu sprechen, sagte: „Gab es noch ein anderes Japanisches Mädchen, das dir ähnelt und mit euch gereist ist? In welchem Flugzeug seid ihr gekommen? Mit welchem Flug? Von Tokio aus?” ohne uns jedoch die Möglichkeit zu geben, ihm zu antworten. Er fragte uns: „Was macht ihr? Wohin fahrt ihr?“ Setsu antwortete, „Die Person, die uns vermutlich abholen sollte, ist nicht gekommen und wir wissen nicht, was wir tun sollen.“ Daraufhin meinte er: „ich kenne ein altes Hotel, von einem Japaner geleitet, ich werde euch dorthin mitnehmen. Aber als erstes fahren wir zu mir nach Hause, ich werde euch ein Foto meiner Freundin zeigen.“ Kann sein, dass er uns zeigen wollte, dass er nicht gelogen hatte und wir ihm glauben würden, wenn wir das Foto seiner Freundin sehen würden, die mir ähnlich sah. Es war mir egal, ich wollte einfach nur in einem Hotel sein und mich ausruhen. Wir hatten keinerlei Ahnung, was für eine Person er war, aber seinem Aussehen nach zu urteilen schien er kein

schlechter Mensch zu sein, also begaben wir uns in sein Auto und fuhren zu jenem Ort. Wenn ich heute daran denke, sehe ich, dass es etwas gefährlich war, aber in jenem Moment taten wir es wahrscheinlich, weil wir einfach Lust auf ein Hotel hatten, wie er es uns angeboten hatte, und zudem waren wir gerade dabei, Aikido zu lernen, was uns unbewusst gewagter machte. Wir kamen an seinem Apartment an und dort zeigte er uns besagte Fotos; ich dachte, dass jenes Mädchen mir überhaupt nicht ähnlich sah. „Du ähnelst ihr!“, beharrte er, was aber weder Setsu noch ich fanden. Vielleicht erriet er unsere Gedanken, weil er sagte: „Es könnte sein, dass ihr euch auf diesem Foto nicht so ähnlich seid“. Und so zeigte er uns andere, die jedoch dieselbe Reaktion hervorriefen. Er schien aufzugeben und fuhr uns mit dem Auto zum Hotel. Vom Hotel aus riefen wir Yohei an, der erklärte: „Ich habe euren Brief bekommen, aber ich wusste nicht, wann genau ihr ankommt, ob heute oder wann anders.“ Wir verblieben dabei, dass er uns am kommenden Tag vom Hotel abholen würde. Zuerst fuhren wir zu einem Dojo in San Francisco und dort stellte Yohei uns Marie vor, eine Lehrerin, die uns netterweise dazu einlud, die zwei Monate in ihrem Haus zu verweilen. Yohei und Marie heirateten später und haben heute zwei Kinder. Bis heute weiß ich ihre Hilfe von damals sehr zu schätzen. Wir verbrachten eine Woche in San Francisco. Danach waren wir auf ein Aikido-Seminar eingeladen, das in Los Angeles stattfand, und wir entschieden uns, mit dem Auto dorthin zu fahren. Der Teilnahmebeitrag war 100 Dollar für die ganze Woche. Zur damaligen Zeit war der Wechselkurs bei 283 Yen für einen Dollar, deshalb entsprach der Betrag des Seminares fast dem eines Monatseinkommens einer Berufsanfängerin (ungefähr 30.000 Yen). Nach einigen Zwischenstopps auf der langen Reise nach Los Angeles gelangten wir schließlich an den Ort, an dem ich jene schicksalhafte Begegnung machen sollte. Die Leute, die von weither kamen, wurden in den Apartments der Universität untergebracht. Nachdem wir die Zahlungsformalitäten und die Registrierung des Seminars und der Unterkunft erledigt hatten, wurde entschieden, zusammen

zum Flughafen zu fahren, um den großen Sensei Fujihira, ein Nachfolger des AikidoBegründers, zu begrüßen. Wir fuhren alle zum Flughafen. Während Setsu und ich in der Flughafenhalle saßen und die Ankunft des Meisters erwarteten, setzte sich ein großer Mann (ungefähr 1,90m), der ebenfalls am Aikido-Seminar teilnahm, ein Hawaiihemd trug und langes welliges Haar hatte, neben Setsu und fragte sie auf Englisch: „Ist sie deine Freundin?“ Setsu bejahte und er fing an, Dinge zu sagen wie „Sie ist hübsch, oder?“ Yohei wandte sich zu mir und sagte: „Ich glaube, er ist ein Aufreißer, also sei vorsichtig.“ Dieser Mann verstand kein Japanisch und wir vermuteten, er würde vielleicht denken, wir redeten schlecht über ihn und deshalb, nachdem wir kurz geplaudert hatten, aufbrechen, aber stattdessen setzte er sich neben mich und sprach mich an. Ich war etwas erschrocken und weil ich ja nicht viel <Englisch sprach, begriff ich nicht wirklich, was er sagte, ich verstand nur, dass er mir sagte „du bist hübsch“. Dies war mein erstes Zusammentreffen mit Steven Seagal. Als Setsu und ich die Toiletten aufsuchten, stand er in der Nähe an eine Wand gelehnt, mit verkreuzten Armen und Beinen. Ich glaube, er wusste, dass ich ihm bezüglich vorsichtig war und in jenem Moment sagte er nichts. Er war ein Bekannter, der ebenfalls Aikido praktizierte, und ich war grob zu ihm gewesen. Um es etwas auszubügeln, drehte ich mich zu ihm hin und grüßte ihn mit einem Kopfnicken. Er sagte zu Setsu: „Deine Freundin denkt, ich bin gefährlich, und ist vorsichtig, ist es nicht so?“ und ich erwiderte „Nein, nein“, den Kopf schüttelnd. Da kam Sensei Fujihira an und alle liefen wir hin, um ihn zu begrüßen. Ich fühlte mich ein bisschen schlecht wegen meinem Verhalten gegenüber Seagal und es

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erleichterte mich zu hören, dass er bei dem Begrüßungsfest dabei sein würde. Obwohl ich mich weiterhin vorsichtig ihm gegenüber benahm, tauschten wir einige Worte aus. Das Seminar fand in einer großen Sporthalle statt. Wir legten uns unsere Aikido-Kleidung an und ich trainierte mit Setsu in einer Ecke. Seagal war auch da, aber zu keinem Zeitpunkt trainierte ich mit ihm. Als die Übung zu Ende war, kehrten wir auf der Ladefläche eines Lastwagens, die nicht einmal eine Abdeckung besaß, in die Zimmer der Universität zurück. Seagal und ich saßen im hinteren Teil des Lastwagens. Der Fahrer amüsierte sich, in dem er über den Weg voller Schlaglöcher raste. Alle kreischten nervös; ich glaube zumindest, ich war nicht die Einzige, die schrie! Seagal hielt mich an den Schultern und zeigte auf einen Hasen, der, durch Lichter und Hupe erschrocken, aus der Dunkelheit sprang und die Fahrbahn überquerte. Es war das erste Mal, dass ich einen Hasen in seinem natürlichen Lebensraum sah, es ergriff mich und ich rief: „Wow, ein Hase!“ Der Lastwagen erwischte ein gewaltiges Schlagloch und ich vollführte einen kleinen Salto in der Luft. Für eine Sekunde konnte ich die Fahrbahn sehen. Ich würde fallen! Aber Seagal packte mich schnell, um mich auf meinen Platz auf der Ladefläche zurückzuholen. Er rettete mir damit das Leben! Ich war so erleichtert, ich wollte etwas sagen, zitterte jedoch noch vor Angst. Nach diesem Schock legte er seinen Arm um mich und hielt mich so fest, dass ich nicht mehr umkippte. Ich lehnte mich an ihn, um das Schlingern zu verhindern.

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Wir kamen bei unserer Unterkunft an, und wurden zu unterschiedlichen Gruppen in jeweilige Zimmer aufgeteilt. Das Zimmer bestand aus einem Schrank, einem Schreibtisch, einem Frisiertisch und einem Bad. Ich war überrascht, wie groß alles war. Setsu und ich verstanden wenig von den Gesprächen, die im Zimmer von Sensei Fujihira stattfanden, aber alle Leute schienen emotional und sehr bewegt davon zu sein, neue Freunde kennenzulernen. In der Woche des Seminares fuhren wir mit Seagal zum Einkaufen und zum Supermarkt und als das Seminar aufhörte, fuhren wir in eine Stadt in Orange County zu dem Dojo, in welchem Seagal selbst praktizierte und welches von Harry Ishizaki geleitet wurde. Der Sensei Ishizaki hatte einen Bart und war sehr gut aussehend und wenngleich er jung aussah, hatte er bereits Neffen. Er war Japaner, hatte aber die amerikanische Staatsbürgerschaft und erzählte, dass er mit den amerikanischen Streitkräften nach dem Krieg an der Besetzung von Kyushu, Japan, beteiligt war. Nach dem Seminar beschlossen wir, anstatt nach San Francisco zurückzukehren, für eine Weile zu bleiben und im Dojo von Sensei Ishizake in Orange County zu trainieren. Während wir dort waren, entschieden wir, mit einem Bekannten nach Arizona zu fahren. Sein Name war Sr. Takagi und er hatte ein Dojo in Phoenix, er war aus Korea. Er war ein schöner, großer Mann. Seine amerikanische Frau war ebenfalls sehr

hübsch, aber sie besuchte während der Sommerferien mit den Kindern ihre Heimatstadt und er erklärte, dass sie erst später wieder zusammentreffen würden. Ich glaube, dass ich in jenem Moment plötzlich die ganze Anstrengung der Reisen, die ich seit meinem Aufbruch aus Japan unternommen hatte, spürte; und nachdem wir in Arizona angekommen waren, sah ich nichts von den einheimischen amerikanischen Stämmen, sondern blieb einfach im Auto und schlief. Die Leute müssen sich gedacht haben, dass ich mich seltsam verhielt. Etwas später hörte ich, dass Seagal zu Sensei Ishizaki gesagt hatte: „Mir gefällt Miya-chan, wann kehren sie zum Dojo in Orange County zurück? Könntest du uns die Möglichkeit verschaffen, uns zu sehen?“ Deshalb fuhren Setsu, Seagal und ich zu dem Haus seiner Eltern, in der Nähe von Long Beach. Es war nahe beim Meer und an einem klaren Tag konnte man Mexiko erspähen. Wir kehrten zum Dojo in Orange County zurück, aber als ich mich bereits als eine sehr gute Freundin Seagals fühlte, riet er mir, mich ihm gegenüber vorsichtig zu verhalten, deshalb distanzierte ich mich im Dojo ein bisschen von ihm. Sobald ich das tat, sah ich Seagal sehr traurig und niedergeschlagen sich an einer Wand abstützend. Er hatte sehr schöne blaue Augen und sein warmer Blick gelangte bis in mein Herz. Er sprach sanft. Vielleicht bin ich etwas lärmempfindlich und mir gefallen Menschen, die mit leiser Stimme sprechen. Als ich ein kleines Mädchen


war, hatte ich Angst vor meinem Vater, der schrie, und wenn ich jemanden höre, der auf aggressive Art und Weise spricht, rege ich mich sofort darüber auf. Er tat mir leid und ich fragte ihn: „Was ist los?“ Er deutete mit seiner riesigen Hand auf seine Brust und sagte: „Herzschmerz.“ Obwohl ich wusste, dass dies meine Schuld war, fragte ich ihn „Warum?” und er erwiderte: “Weil du mich meidest.” „Das stimmt nicht“, sagte ich immer wieder und obwohl es nutzlos erschien, setze ich mich neben ihn. Schließlich raffte er sich auf. Einmal nahm er mich zusammen mit Setsu zu einer Japanischen Aufführung mit und einmal zu einer Vorführung mit Delphinen. Wie immer, wenn wir nach Hause zurückkehrten, entspannte ich mich so sehr, dass ich einschlief. Wir fingen an, viel miteinander zu unternehmen, gingen einkaufen, hatten einige Dates, und nach geraumer Zeit fing er an, mir in seinem schlechten Japanisch zu sagen: „Du und ich, wir lieben uns. Ich will dich heiraten.“ Eines Tages, als er bereits eine bezahlten Arbeit ausübte - er spielte Gitarre in einer Bar - gingen Setsu und ich mit und hörten ihn spielen. Als er seine Arbeit beendete, kam er zu unserem Tisch und kostete etwas von meinem Brandy. Danach gingen wir mit Setsu in ein Japanisches Restaurant. Er aß fast gar nichts, aber Setsu und ich bestellten Aal, deshalb fragte ich ihn: „Möchtest du probieren?“ Er antwortete, kauend, in antiquiertem Japanisch: „Der Ruhm eines Samurai liegt in der ehrenwerten Armut“ und wartete, bis wir fertig gegessen hatten. Setsu fragte ihn: „Warum isst du nichts? Machst du eine Diät?“. Er schüttelte den Kopf und sagte: „Nein.“ In diesem Moment dachte ich, er wäre eine komplizierte Person, aber später erfuhr ich, dass er Geld sparte, um nach Japan zu fahren. Er war immer mit Jeans und einem Hawaiihemd, oder einem Hemd und eine schwarzen Lederjacke bekleidet und trug seine Gitarre mit sich. Im Dojo in Los Angeles fand eine Prüfung des Ranges statt und Seagal machte sie, um erster Dan zu sein. Setsu und ich fuhren mit ihm zum Dojo. Für die Abnahme des Examens stellte sich der Fujihira mit den Prüfungsunterlagen in der Hand gegenüber einer Ecke des Dojos auf. Was danach geschah, überraschte uns. Während der Prüfung schlief der Sensei ein und sein Körper wiegte vor und zurück wie der eines Ruderers in einem Boot! Obwohl das etwas Unerhörtes ist, war jeder still und der schlafende Meister schien niemanden zu verwundern. Während dieser seltsamen Szene betrachteten Setsu und ich die Gesichter der Leute, wir versuchten nicht einmal, unser Erstaunen zu verbergen. Schließlich bemerkte jemand unseren Gesichtsausdruck, und er lächelte, wie

um uns zu sagen: „Ja, wir wissen schon“, was uns etwas entspannter machte. Danach erfuhren wir, dass der Sensei augenscheinlich immer während der Prüfungen einnickte. Wir fragten uns, wie ein Schüler so sein Niveau heben könne, aber sie erklärten uns, dass, als ein Schüler diese Frage an Sensei Fujihira richtete, dieser geantwortet hatte: „Selbst wenn ich schlafe, kann ich wissen, ob sie bestehen oder nicht, weil mein Ki sie beobachtet.“ Während dem Seminar hatten wir uns ebenfalls mit einer anderen Frau angefreundet, ich glaube sie hieß Shelly. Sie war sehr nett zu uns, lud uns ein, mit ihr in die Berge zu fahren, und wir verbrachten dort eine Nacht. Danach kehrten wir nach San Francisco zurück. Marie hatte einige Geschichten über uns von Leuten, die ebenfalls am Seminar teilgenommen hatten, gehört, und sie sagte zu mir: „Miyako, ich habe gehört, dass du jetzt einen Freund hast.“ Einige Tage später kamen Seagal und andere Leute nach San Francisco und wir trafen uns ein paar Mal, wirklich nicht oft, gingen einfach in den Dojo und in einige Restaurants, oder in das Haus eines Freundes. Wir verbrachten nicht viel Zeit allein. Der Tag meiner Rückkehr nach Japan rückte näher, und wir beschlos-

sen, mit dem Auto nach Seattle zurückzufahren. Der Meister des Dojos in Seattle erlaubte uns, in seinem Haus zu bleiben und einer seiner Schüler brachte uns sogar zum Flughafen. Und so ging unsere Reise von 2 Monaten zu Ende und wir kamen Ende August in Japan an. Seagal hatte bereits Pläne, nach Japan zu gehen, bevor er mich kennengelernt hatte, und im Dojo in Orange County hatte er mir mitgeteilt: „Ich werde definitiv nach Japan gehen.“ Nachdem ich nach Japan zurückgekehrt war, schickte er mir oft Karten, eine von ihnen mit einem Plektrum einer Gitarre darin. Seagal kam im Oktober nach Japan, im selben Jahr. Er fand sich in meinem Haus einige Tage nach Weihnachten ein, nachdem ich mehrere Male nach Tokio gefahren war und er nach Osaka, damit wir uns sehen konnten. Im Januar des folgenden Jahres hatten wir eine schlichte Hochzeit. Meine Mutter akzeptierte meine Heirat mit einem Ausländer ohne Einwände, aber aufgrund meines Antrags, damit K-shihan den Dojo mitnehmen konnte, hatte ich ihr bereits viele Probleme bereitet. Diese Heirat war der Beginn eines langen Lebens in Armut!

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DIE MACHT DES KIRI OTOSHI IN DER JAPANISCHEN SCHWERTKUNST Heutzutage ist Kiri Otoshi eine Bewegung, die zu der Schwertkunst zählt. Es wird als Technik unterrichtet, um den Gegner zu spalten. Darüber hinaus, dass es als schwere Technik angesehen wird, kann es extrem effizient sein, wenn es mit Schlüssigkeit und technischem Urteilsvermögen ausgeübt wird. Trotzdem ist es notwendig, bestimmte technische Aspekte zwischen Kiri Otoshi, Makko-giri und KiriOroshi zu unterscheiden. Im Japanisch bedeutet Kiri-Oroshi dasselbe wie „in die Hocke gehend ohne Unterbrechung durchschneiden“ (gerader Schnitt abwärts). Im technischen Sinne heißt das, dass dieser Schnitt mit der Kissaki (=der Klingenspitze) beginnt, während beim Kiri Otoshi und Makkogiri die Kissaki erst sekundär verwendet wird, d.h. nach dem Ausführen eines Schlages mit der Metalloberfläche des Schwertes. Dieser, der Kiri-Oroshi, sollte beim Kopf beginnen und in Höhe des Bauchnabels oder maximal in Hüfthöhe enden. Diese Höhe zu überschreiten würde, hinsichtlich der Position des Tori, innerhalb der Charakteristika des Schnitts als Fehler aufgefasst werden. Kiri Otoshi, so viel wie „niederfallen lassen, niederstoßen“, bezieht sich auf eine Technik, die mit dem knienden Tori endet, und zwar in einer Weise, dass die Schnittlinie bis zum Boden vollständig ist. Dafür fängt der Schnitt beim Kopf an, erstreckt sich auf die gesamte Körperlänge und zwingt damit den Tori, sich am Ende dieser Technik auf die Knie zu begeben. Es gibt einen Unterschied zwischen den ersten beiden hier vorgestellten Formen und auch ihre Auswirkungen sind jeweils verschieden. Die japanische Mystik bestätigt, dass einmal ein gut trainierter Samurai dazu fähig war, einen Menschen zu halbieren. Gewiss würde der Kiri Otoshi so etwas leichter möglich machen. Der Kiri-Oroshi wird, weil die Kraft des Schlages kaum in der Kissaki liegt, eher als eine kraftvolle, aber nicht sehr tiefgehende Technik beschrieben. Der Kiri Otoshi hingegen unterscheidet sich hier durch eine größere Stoßkraft. Dieser Stoß, verstärkt durch die korrekte Position der Hände und verbunden mit Hüftbewegungen des Toris - eine fallende Bewegung - ermöglicht eine kontinuierliche Kraft beim Schnitt, indem er so die Stabilität des Schwertes erhält. Allerdings nur unter der Bedingung, dass die im Körper aufgewandte Kraft den Stoß begleitet. Auch wenn beide Stoßarten fatal sind, ist es unvermeidbar, die Unterschiede zwischen ihnen hervorzuheben. Es ist die Mühe wert, sich daran zu erinnern, dass ein Samurai im Schlachtfeld stark durch das Tragen eines Yorois und eines

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Kabutos geschützt ist, was sicherlich die Durchführung eines jeden solchen Schnittes erschwert. Der eigene Kabuto, der im Schlachtfeld benutzt wird und dafür gemacht ist, seine Wirkung im Schutz des Samurai zu entfalten, besitzt eine hohe Widerstandskraft. Es versteht sich von selbst, dass gewalttätigen Arten wie der Kiri Otoshi für eine bestimmte Technik stehen, bei der das Schwert beiseite geräumt werden muss, um - wenn auch mit hohem Schwierigkeitsgrad - den Körper treffen zu können. Wenn wir beispielsweise an das Mittelalter denken, als die ständigen Kämpfe die Krieger dazu zwangen, einzigartig in ihren Fähigkeiten zu sein, in dieser Zeit traf der erste Schnitt des Schwertes die Schädelknochen und danach das Brustbein, bis er durch die Hüftknochen stoßen würde. Schwierig, meint ihr nicht? Stellt euch nur die Position des auf die Hände gerichteten Qi vor, um sich ohne Unterbrechung in Harmonie mit dem Körper nach unten neigen zu können. Analysieren wir einmal den Schädel, der das Gehirn einschließt und schützt, beim Menschen und bei den Wirbeltieren verortet in der oberen Querebene. Der Kopf besitzt 22 Knochen, wovon 8 eng miteinander verbunden sind; ineinandergefügt (fest) bilden diese den Schädel oder das Schädeldach, welches das Gehirn schützt. Diese Knochen sind: Stirnbein, Scheitelbein (im seitlichoberen Teil), das Schläfenbein und das Hinterhauptbein (Genick); das Keilbein (die Basis des Schädels) und das Siebbein (zwischen diesem letzten und dem Stirnbein). Das Gesicht besteht aus folgenden Knochen: Kieferknochen, Jochbein, Nasenbein, Tränenbein, Pflugscharbein, Nasenmuschelbein und Unterkiefer, der zum Kauen dient und der einzige bewegbare Knochen des Kopfes ist; und im inneren Teil des Mundes das Gaumenbein. Stirnbein - Stirnknochen, mit der Funktion das Gehirn zu schützen Scheitelbein - ein Paar Knochen, die die Seiten und die Wölbung des Gehirns formen Hinterhauptbein - der untere hintere Teil des Kopfes; Hinterkopf Schläfenbein - zusammenhängend mit den Schläfen des Kopfes. Unregelmäßige Form, unterhalb-seitlich sitzend, beinhalten sie das Gehör Keilbein - unpaariger Knochen, zwischen den Knochen der Schädelbasis Backenknochen - paarig, hebt Wangen des Gesichts an und bildet Teil der Seitenwand der Augenhöhlen Oberkiefer - einer der Knochen, an dem sich die Zähne befinden. Ein Knochen, der sich mit dem Unterkiefer verbindet; Unterkiefer - Einzelknochen, in Form eines Hufeisens, der die unteren

Kinnbacken des Menschen bildet und an dem sich die unteren Zähne befinden Pflugscharbein - platter, unpaariger Knochen, der den hinteren unteren Teil der Nasenscheidewand bildet Siebbein - Schädelknochen, der zwischen Stirnbein und Keilbein sitzt und Teil der Schädelbasis, der Augenhöhlen und Nasenhöhlen ist. Durch eine seiner Oberflächen verlaufen die Nervenfasern des Riechnervs Gaumenbein - paarig, L-förmig, bildet das hintere Drittel vom knöchernen Gaumen Nasenbein - Knochen, der die Nase formt Tränenbein - kleiner Knochen, zwei an der Zahl, beide jeweils in der Augenhöhle in der Mittelwand sitzend Gehör (Paarknochen): Hammer - kleiner seitlicher Knochen des Mittelohrs in Form eines Hammers Amboss mittleres Knöchelchen der Knochen des Mittelohrs, zwischen Hammer und Steigbügel Steigbügel - kleines Knöchelchen des Ohres neben der Sagittalebene Unteres Nasenmuschelbein Knochenpaar, das die hintere Nasenhöhle formt, zwischen den Kinnbacken und dem Knochenfortsatz des Keilbeins Oberes Nasenmuschelbein Knochenpaar, das die vordere Nasenhöhle formt Um diese Stärke, die das Gehirn besitzt, zu durchstoßen, müssen wir zuerst untersuchen, ob der Gegner einen Kabuto-Helm trägt oder nicht. Falls wir dies bejahen, wird es unmöglich sein, dessen Struktur mit einem Schnitt zu durchbohren. Daher gehen wir davon aus, dass der Gegner keinen Helm trägt. Das Hara des Kenshi oder Fechters muss flach sein, damit er in dem Maße, wie er seinen Körper herabbeugt, den Stoß nur einmal ausführen muss. Zuerst lenkt er ihn in Richtung der Hüften, um ihn daraufhin auf die Schultern zu lenken. Nur innerhalb dieses Weges, mit angespannten Brustmuskeln und festen Armen, die dafür sorgen werden, dass das Qi übertragen wird, können wir diese Bewegung ausführen. In der Vergangenheit verwendeten die Meister die Vorstellung, dass die ganze Energie des Himmels in den Rücken einströmte, damit er in einem angeblich magischen Moment die Rüstung des Gegners durchschneiden würde. Gewiss dachte man früher, dass der Geist den Körper sogar soweit beherrscht, dass er ihn zu unmöglichen Dingen befähigen konnte. Aber natürlich spielt es sich nicht so ab. So sehr Unübliches oder


Paranormales geschehen kann, verlangt diese Technik ein wissenschaftliches Verständnis, damit sie mit Präzision vollzogen werden kann. Viele Techniken wurden entwickelt, wie zum Beispiel sich vorzustellen, ein Handtuch zu verdrehen, unermüdliche Wiederholungen sogenannter Uchi-Komi oder das Training mit einer schweren Machete. Mit der letztgenannten ergeben sich für uns einige Ungereimtheiten.

Vermeintlich werden bei dieser Technik, angeführt vom Tameshigiri (=ein bestimmter Schnitttest), die Arme locker gelassen und der Rücken so belastet, dass er leicht fließen und damit auf das reagieren kann, was Arme und Finger anordnen - man vermutet, dass sie sich auf diese Weise mit Qi füllen. Deshalb kann man danach mit einer nur halb angespannten Bewegung den Schnitt beginnen - ich sage halb, die vollständige Anspannung sollte man nur am Ende dieser Technik anwenden - wie da mit einer schweren Machete üben und so eine Hypotrophie der Muskeln, die den Schnitt ausführen, verursachen? So wird das heiß ersehnte technische Resultat nur verfälscht. Sobald das Schwert das erste Hindernis trifft, sollte das Hara einen bestimmten Bewegungsablauf ausführen, in der es selbst wenig angespannt ist, denn wenn es verkrampft ist, wird das begehrte Qi nicht fließen und wenn es vollkommen entspannt ist, wird er nicht das benötigte Gleichgewicht beherrschen können. Das heißt, das hier ist nicht gerade einfach… Viele Meister der Vergangenheit erzählen, dass Versuche mit Leichen gemacht wurden und viele Schnitte, mit entspanntem Hara ausgeführt, nur schlechte Ergebnisse erzielten. Wie sehr es auch bizarr erscheinen mag, es existieren Aufzeichnungen mit Proben von Schwertoberflächen, die in menschliche Körper gesteckt

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wurden. Trotzdem wissen wir bestimmt, dass viele Legenden ohne wirkliches Urteilsvermögen, was durchaus Nerven gekostet hätte, überliefert wurden. Wenn wir mit der anatomischen Analyse fortfahren, nach diesem Abschnitt über den Schädel, gelangen wir zum Brustbein. In der Vergangenheit pflegte man zu sagen dass das Schwert bei einem schlecht ausgeführten Schnitt im Brustbein stecken blieb. Um diese Technik zu simulieren, wurde der Kiri Otoshi mit einer Bambusart, die „Moso“ genannt wird, geübt. Mit dieser Technik wurde die Übung begonnen. Sobald der Schüler es schaffte, das ganze Ende des Bambus zu durchbohren, musste er einen fortgeschrittenen Versuch an dem Brustbein eines Ochsen üben. Aber dies letzte ist nicht vollständig bestätigt. Zum Brustbein zurück, sollte sich das Hara in diesem Moment entspannen und, nachdem es diesen Knochen durchstoßen hat, anspannen, um sich erst am Ende zu entspannen. Um den Brustkorb zu formen, arbeiten zusammen: im hinteren Teil die Brustund Rückenwirbel; vorne ein unpaariger Knochen, das Brustbein; schließlich, zwischen Brustbein und den Wirbeln, befinden sich die Rippen. Das Brustbein ist ein mittelgroßer, flacher Knochen, der einem römischen Dolch gleicht. In ihm kann man drei Teile unterscheiden: den oberen, der Handgriff genannt wird, den dazwischenliegenden namens Körper und einen unteren, kleinen, der als Schwertfortsatz bezeichnet wird. Der Handgriff bildet mit dem Rest des Knoches einen Winkel, genannt Angulus sterni oder Ludovici, der sehr ausgeprägt und deutlich erscheint, wenn die Entwicklung des Brustkorbes rückläufig ist oder bei Personen in kränklicher Verfassung. An den Rändern des Handgriffs und des Körpers fügen sich das Schlüsselbein und die ersten sieben Rippen ein. Die obere Kante besitzt eine kleine Mulde, sehr deutlich bei schlanken Menschen: die sog. Drosselrinne. Um sie durchzuschneiden, muss die rechte Hand, die sich vorn am Schwert befindet, einen Winkel beschreiben, womit sich das ganze Gewicht in dem Teil vor dem Ende des Tsuka konzentriert. So wird das Qi direkt bis zu der Kissaki fließen - der Spitze des Schwerts. Damit das Schwert nicht feststeckt, sollte die Bewegung der linken Hand eine aufsteigende sein. So schafft sie im Fall des Falles Platz, damit die Oberfläche des Schwertes gedreht, gewendet und zurückgezogen werden kann. Um zu verstehen, was es bedeutet, dass das Schwert stecken bleibt, ist es notwendig, die Anatomie dieser Zone ein bisschen näher zu erklären. Die Rippen sind zwölf an der Zahl und verbinden das Brustbein mit der Wirbelsäule, wo sich die Rückenwirbel

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einfügen (ebenfalls zwölf Stück); sie sind kurvenförmig, beschreiben einen Bogen und ihre Ausrichtung ist nicht horizontal; ausgehend von dem Brustwirbel, richtet sich die Rippe nach unten. Ihr vorderes Ende (sternal) ist weiter unten als das hintere (vertebral). Es gibt zwei Gelenke zwischen Rippen und Brustwirbeln: ein Gelenk mit dem Körper und eines mit dem Querfortsatz. Die vorderen Enden der Rippen setzen beim Brustbein mit Einschub des Rippenknorpels an. Die ersten sieben Rippenpaare heißen „echte Rippen“; in ihnen fügt sich der Rippenknorpel direkt in das Brustbein ein. Im Gegensatz dazu hören der siebte, achte, neunte und zehnte Rippenbogen nicht im Brustbein auf, sondern im unteren Rand der jeweiligen Rippe, die sich darüber befindet. Der elfte und zwölfte Rippenbogen sind nicht an das Brustbein fixiert, sondern bleiben frei und werden deshalb „fliehende Rippen“ genannt. Im gesamten unteren Rand der Rippen befinden sich die Interkostalnerven und -blutgefäße. Zwischen einer Rippe und einer anderen, also in den Zwischenräumen, sind die Muskeln. Die erste Rippe hat eine spezielle Form, wohingegen die anderen eine äußere und eine innere Fläche besitzen, ist die erste Rippe von oben nach unten abgeflacht und weist deshalb eine obere und eine untere Fläche auf. Auf der oberen Fläche findet man einen kleinen Vorsprung, den Lisfranc-Knoten, wichtig, weil neben ihm die Unterschlüsselbeinarterie ist. Dieser Knoten ist also ein Orientierungspunkt für die Unterschlüsselbeinarterie, und das ist nützlich, wenn man diese Arterie verbinden oder vernähen muss. So haben wir nun einzelne Elemente, die zum Brustkorb beitragen. Nun werden wir den Brustkorb als Ganzes betrachten. Er hat die Form eines abgeflachten Kegels, mit der kleineren Fläche nach oben. Die äußere Oberfläche des Brustkorbes weist hinten einen Vorsprung auf, der von oben nach unten verläuft und zur Serie der Dornfortsätze gehört. Daneben verlaufen jeweils Bänder, die die Wirbelsäule stabilisieren und der Bewegung durch die Muskeln dienen. Der Brustkorb ist nach oben hin geöffnet, in Richtung des Genicks, und ermöglicht am Ende den Zugang für die Speiseröhre, die Luftröhre und große Blutgefäße; im Gegenteil dazu ist er nach unten hin geschlossen durch einen kuppelförmigen Muskel: das Zwerchfell. Das Innere des Brustkorbs besteht aus der Brusthöhle, seitlich besetzt mit den Lungen und in der Mitte mit dem Herz, mit der Hauptschlagader, die, nachdem sie einen Bogen beschreibt, bis zum Unterleib geht und das Zwerchfell durchdringt. Der Brustkorb wird vorne von der Luftröhre durchzogen, die sich

in zwei Bronchien teilt, die in die jeweiligen Lungenflügel führen. Hinten erstreckt sich die Speiseröhre über den Brustkorb, die das Zwerchfell kreuzt und sich ebenfalls bis in den Unterleib ausbreitet. Der Brustkorb enthält die zwei Hohlvenen und den Ductus thoracicus. Die Form der Brusthöhle verändert sich mit dem Alter und den physischen Bedingungen jedes Einzelnen und ist je nach Geschlecht unterschiedlich. Beim Mann hat ist sie kegelförmig, während sie bei der Frau im mittleren Teil abgerundet ist und an die Form eines Fass' erinnert. Der Unterschied liegt an den verschiedenen Atemweisen: Die Frau atmet durch den Brustkorb, während der Mann durch den Unterleib atmet. Auch diese Verschiedenheit hat ihre Berechtigung und ihren Nutzen: Für die Frau wäre die Atmung durch den Unterleib während einer Schwangerschaft sehr schädlich. Die Bewegungen des Brustkorbs während der Atmung sind Folgende: beim Einatmen, wenn der Brustkorb sich ausdehnt, heben sich die Rippen und verlängern sich (mehr bei der Frau als bei dem Mann). Beim Ausatmen, wenn der Burstkorb sich einengt, senken sich die Rippen und rücken zusammen. Dadurch vergrößert und verkleinert sich der Durchmesser des Brustkorbs abwechselnd, und zwar so, dass die Lungen, die passiv die Bewegungen des Brustkorbs vollführen, sich zuerst ausdehnen und mit Luft füllen und dann im Folgenden zusammenziehen und Teile der eingeschlossenen Luft herauslassen. Und um zum Ende zu kommen, nun eine anatomische Analyse des Schnitts: das Hüftbein zu schneiden ist etwas Surreales. Es kommt vor, dass in einem Moment die eigene Bewegung des Körpers des Kenshi für ein „Ma-Ai“ sorgt, und zwar so, dass wenn er sich auf die Knie begibt, er sich ein bisschen entfernt und knapp den Darm und die Blase durchschneidet. Man glaubt, dies wäre eine natürliche Bewegung und ist mit der vorgestellten Technik einverstanden. In diesem Moment sollte das Hara vollständig entspannt sei, zusammen mit den Armen, die sich auf eine erneute Anspannung vorbereiten, die die darauffolgende Bewegung im Falle, dass der Kiri Otoshi erfolglos war, erfordert. Die Energie des Körpers muss sich in den Beinen befinden, die auf dem Boden ruhen und sich auf einem Knie abstützen können. Im gegenteiligen Fall wird das Hara Zentrum des Gleichgewichts sein und die restliche Energie auslöschen. So verstehen wir also, dass viele der zu dieser Bewegung überlieferten Legenden, sich letztendlich in ihrer Strategie, dem Körpergewicht diese Technik des langen und tiefgehenden Schnitts anzubieten, entsprechen.


„Die Energie des Körpers muss sich in den Beinen befinden, die auf dem Boden ruhen und sich auf einem Knie abstützen können. Im gegenteiligen Fall wird das Hara Zentrum des Gleichgewichts sein und die restliche Energie auslöschen“ „In der Vergangenheit pflegte man zu sagen dass das Schwert bei einem schlecht ausgeführten Schnitt im Brustbein stecken blieb. Um diese Technik zu simulieren, wurde der Kiri Otoshi mit einer Bambusart, die Moso“

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Große Kämpfer

6 großartige DVDs. Die Box für Kampfkünstler! Das beste DVD-Paket, das jemals über das Boxen veröffentlicht wurde!

• Goldmedaille bei den olympischen Spielen in Seoul 1988 • Weltmeister im Schwergewicht

Ray “ohne Gnade” Mercer „Exklusivinterview mit einer Größe des Boxsports, die sich an MMA wagte, eine Goldmedaille bei den olympischen Spielen gewann und eine märchenhafte Karriere hinter sich hat. Anlass des Interviews ist die Präsentation seiner 6 DVDs, die als Lehr-DVDs für den Boxkampf konzipiert sind.“ Budo International: (deutsch: schwarzer Gürtel): Erzählen Sie uns ein bisschen von Ihrem Leben und wie Sie den Entschluss gefasst haben, diese DVDs zu realisieren. Ray Mercer: Ich war Olympiasieger in Seoul 1988, hatte alle Kämpfe durch K.o. gewonnen. Ich war der erste aktive Soldat, der eine olympische Medaille gewonnen hatte. Danach machte ich das Boxen zum Beruf und schaffte es bei der Weltmeisterschaft der WBO (World Boxing Organization) im Schwergewicht zu siegen. Als ich in den Boxring stieg, war ich sicher, dass ich gewinnen würde, weil ich mein Glücksamulett in meinem rechten Stiefel mitgenommen hatte. Für mich ist es ein sehr wichtiges Amulett. Seit den olympischen Spielen habe ich es immer bei mir getragen.Auch später, als ich anfing professionell bei der WBO zu arbeiten hat es mir immer Erfolg beschert. Außerdem bedeutet dieses Amulett sehr viel für mich, weil es mir dabei hilft, nie zu vergessen, wer ich bin und was ich erreicht habe. Ich war das letzte amerikanische Schwergewicht und der siebte amerikanische Boxer überhaupt, der die Goldmedaille gewonnen hat. Ich glaube deshalb, dass meine Leistung für sich spricht und jeder, der diese DVD-Serie anschaut, wird wissen, dass das, was dort gezeigt wird, echt ist. B.I.: Schildern Sie uns ein bisschen mehr Ihr Leben und Ihren Werdegang. Ray Mercer.: Ich bin am 4. April 1961 in Jacksonville, Florida, geboren. Ich hatte mit Sicherheit eine sehr glückliche Kindheit. Mein Vater war Soldat, meine Mutter Hausfrau und wir lebten alle zusammen. Mein Vater, meine Mutter, meine Oma, meine vier Schwestern und ich. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich sechs Jahre alt war, was ich mit meinen Freunden machte, als wir spielen gingen und in den Laden, um Süßigkeiten zu kaufen. Als ich ungefähr neun Jahre alt war, kam mein Vater aus Vietnam zurück und wurde in eine Kaserne nach Georgia versetzt und wir zogen dorthin. Dieser Ort begeisterte mich, ich erinnere mich an viele schöne Dinge. Ich erinnere mich daran, dass ich mit meinen Freunden Fahrrad fuhr und zum Schwimmen ging. Es war eine glückliche Kindheit. Ich schaue auf einige Raufereien mit meinen Schwestern zurück, vor allem mit den Älteren, und im Nachhinein betrachtet half mir das sehr, um meine Fertigkeiten im Boxen zu entwickeln. Als ich ungefähr 15 Jahre alt war, wurde mein Vater

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Große Kämpfer nach Deutschland geschickt. Aus dieser Zeit erinnere ich mich an meinen Afro, die Diskomusik und an das Institut, wo ich Fußball spielte. Damals war das mein Lieblingssport. Ich spielte Fußball, ich machte nichts mit Boxen. Ich weiß noch, dass meine Mannschaft zwei Jahre unbesiegt blieb. Danach kehrten wir in die USA zurück, wo ich mich in der Richmond Academy einschrieb. Ein paar Jahre später und nach einigen kleinen unwichtigen Jobs, heuerte ich bei der Armee an. Mich begeisterte es, in der Armee zu sein. Das Leben war hart, man musste sich anstrengen, früh aufstehen, marschieren, putzen und trainieren. Es war hart, aber ich mochte es. Ich verdanke diesem Lebensabschnitt im Militär sehr viel. In jener Zeit wurde ich

nach Deutschland abkommandiert und es war in diesem Land, wo ich mich einer Boxmannschaft anschloss, in der ich das einzige Schwergewicht war. Ich fing an mit der Mannschaft zu trainieren. Sie brachten mir die Grundlagen der Schläge bei, die Positionen, die Finten und bald fing ich an zu kämpfen. In jenem Jahr in Deutschland nahm ich an 13 Kämpfen teil und erlangte einen Rekord von 13 Siegen und 0 Niederlagen. Es war eine großartige Zeit. Das Boxen begeisterte mich und viele Leute kamen gerne, um mich boxen zu sehen. Ich lernte viel und hatte einige großartige Trainer. Einige dieser Trainer waren für mich Vaterfiguren. Ich hörte auf alles, was sie mir sagten, sogar außerhalb des Boxrings befolgte ihre ich Ratschläge und das ist mit eines

der Dinge, die mich zum Champion gemacht haben. B.I.: Welcher war dein härtester Kampf? RM.: Mein schwierigster Kampf war gegen Bert Cooper, es war einer über 12 Runden. Er hinterließ viele Spuren, ich erlitt einen Schnitt in der Lippe, mehrere Wunden im Gesicht, ich riss mir ein paar Venen im Kiefer auf, die stark bluteten. Ich erinnere mich an ein Bild nach dem Kampf, bei dem Bert Cooper und ich in der Krankenstation waren und uns von den Wunden erholten. Zwei Tage nach dem Wettkampf musste ich ins Krankenhaus fahren, weil ich mich sehr schwach fühlte und Fieber hatte. Ich war aufgrund des Kampfes und der harten Vorbereitung dehydriert. Wir hatten nämlich eine Strategie vorbereitet, die darin bestand, zu versuchen, für jeden Schlag, den ich erhielt, 3 Schläge zurückzugeben. Ich musste mich sehr


Große Kämpfer anstrengen, um diese Strategie beim Kampf bis zum Ende beizubehalten. Es war ein so harter Kampf, dass er als Kampf des Jahres 1990 betitelt wurde. B.I.: Bitte sprechen Sie etwas über ihren Rivalen in jener Nacht, Bert Cooper. R.M.: Bert Cooper war ein großer Kämpfer, ein sehr harter Boxer, schnell und zäh. Er konnte problemlos mehrere aufeinanderfolgende Kinnhaken austeilen. Er konnte auch gut einstecken, ich versetzte ihm in dieser Nacht viele Schläge, er hielt viel aus. Ich glaube, dass sein Kampfstil so war wie der von Joe Frazier. Ich hatte einen kleinen Kampf gegen Joe Frazier, für mich ist es wie die Kämpfe von Mohammad. B.I.: Was war der bedeutendste Moment in deiner Karriere? R.M.: Der Weltmeistertitel im Schwergewicht war sehr wichtig für mich, aber ohne Zweifel bleibe ich dabei, dass es die Goldmedaille bei den olympischen Spielen in Seoul war. Die olympischen Spiele sind ein Ereignis, an dem alle teilnehmen wollen. Ich war Teil der Mannschaft und habe mein Land vertreten. Am Anfang dachte ich nicht, dass ich gewinnen könnte, aber ich trainierte sehr hart, ich hörte auf all meine Trainer und erlangte das nötige Vertrauen, um zu gewinnen. Wenn du eine olympische Medaille gewinnst, wird die ganze Welt auf dich aufmerksam, alle Blicke sind auf die olympischen Spiele gerichtet. Als ich das Boxen zum Beruf machte und es schaffte die Weltmeisterschaft zu gewinnen, war das sehr schön und sehr bewegend. Damit hatte ich alles. Aber was ich fühlte, als ich die Goldmedaille in der Olympiade gewann, ist unvergleichlich. Es ist wirklich großartig, zu einer Olympiade mit all den Sportlern, die ihre Länder repräsentierten, zu fahren und mit einer Goldmedaille zurückzukommen. Als ich klein war, boxte ich nicht und dachte auch nicht daran es zu tun. Aber ich sah die Boxer bei den olympischen Spielen und dachte, wie grandios es für die Boxer sein musste, die Gold gewannen. Und wie alle Jungs träumte ich davon in irgendeinem Sport eine Goldmedaille zu gewinnen und letztendlich ist dieser Traum wahr geworden. Deshalb behaupte ich, dass die Goldmedaille in Olympia die größte Errungenschaft in meiner Karriere ist. Und die ganze Welt erinnert sich daran. B.I.: Was ist die beste Erinnerung an dieses Ereignis? R.M.: Meine beste Erinnerung ist der Moment, als ich auf dem Podium stand, mit der Goldmedaille um meinen Hals und die Nationalhymne meines Landes hörte. Ich weinte vor Emotionen, meine Mutter, die die olympischen Spiele besuchte weinte, und mein Vater, der sie zuhause anschaute, weinte auch. Ich griff nach der Medaille, um in sie zu beißen. Nun ja, alles was man so macht, wenn man eine Medaille gewinnt. Das ist die beste Erinnerung. Zudem, die Tatsache dass die Koreaner versuchten,

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uns einzuschüchtern, macht diesen Sieg noch zusätzlich wertvoll. Auf dem Podium der olympischen Spiele zu sein und die Goldmedaille zu erhalten ist etwas Unvergessliches. B.I.: Welche Boxer hältst du für die wichtigsten in der Geschichte dieses Sportes? R.M.: Ich glaube, die Besten waren Mohammad Ali, George Foreman und Joe Frazier. Sie waren die besten Boxer aller Zeiten. Es gab andere sehr gute und wichtige Boxer, aber ich glaube, dass diese wirklich die Besten sind und auch die, die am meisten aus diesem Sport herausstechen. Außerdem sind das die Boxer, auf die ich besonders geachtet habe und die großen Einfluss auf mich am Anfang meiner Karriere ausgeübt haben. Sie waren so zäh, sie konnten locker die 15 Runden aushalten und mehr, falls das nötig gewesen wäre, sie hatten kleinere Handschuhe, waren in bester Verfassung und schlugen kräftiger. Wenn ich über das Boxen rede, kommen mir immer diese drei in den Sinn. George Formen und Joe Frazier und Mohamed Ali. Ich würde es sogar wagen, diesen letzten hervorzuheben. Ich glaube, Mohamed Ali wäre auf dem ersten Platz und danach George Forman und Joe Frazier. Wenn ich von jedem eine Eigenschaft hervorheben müsste, wäre das der Kinnhaken von Joe Frazier, die Schnelligkeit von Ali und die Kraft von George Foreman. Sie waren unermüdliche Kämpfer, sie boxten bis zum Ende und gaben niemals auf. Deshalb glaube ich, dass die Kämpfer von heute verlieren würden, wenn sie sich ihnen gegenüberstellen würden .Sie waren kräftigere Boxer, die unter härteren Bedingungen kämpften. B.I.: Was glaubst du würde passieren, wenn du dich diesen Männern stellen müsstest? R.M.: Wenn ich es mit ihnen aufnehmen würde, würde ich härter trainieren, als ich es jetzt tue, um gegen die Kämpfer meiner Zeit anzutreten. Wenn ich gegen Mohamed Alí kämpfen müsste, würde ich es so tun wie Joe Frazier, viel Druck auf ihn ausüben, um ihn nicht seinen explosiven Jab und seine Geschwindigkeit benutzen zu lassen. Wenn ich mich mit Joe Frazier messen müsste, ich glaube das wäre ein Krieg. Dieser Mann hat immerzu Druck ausgeübt, ununterbrochen Fäuste ausgespielt. Das wäre ein Kopf-an-Kopf-Kampf, ich müsste versuchen ihn k.o. zu schlagen und wenn nicht, könnte ich diesen Mann nicht besiegen. Wenn ich den Kampf mit George Foreman aufnehmen müsste, würde ich besonders an meiner Kraft arbeiten. Aber nicht, um ihn direkt k.o. zu schlagen, sondern um ihn mit kräftigen Schlägen aufzureiben und gleichzeitig mit dem Spiel der Füße zu arbeiten, um seinen Attacken zu entfliehen. B.I.: Welche ist deine Lieblingstechnik? R.M.: Meine bevorzugte Technik ist der Jab, ich mag es den Jab zu verwen-

den, um immer weiter nach vorne zu kommen und meinen Rivalen unter Druck zu setzen. Wenn ich Druck auf ihn ausübe, passiert es leichter, dass er einen Fehler macht, was mir erlaubt, ihn k.o. zu schlagen oder einen Vorteil im Kampf daraus zu ziehen. B.I.: Erzähl uns eine lustige Anekdote, die während deiner Laufbahn passiert ist. R.M.: Es war in einem Kampf gegen Tommy Morrison, er fing sehr stark an, er attackierte mich wie ein Löwe. Er fing an, mir Schläge am Körper zu verpassen und beim zweiten Schlag, der mich im Bauch traf, entwischte mir eine kleine “Blähung”; die Wahrheit ist, dass ich es gar nicht bemerkte, der Kampf ging weiter. Und als die Glocke läutete und ich auf meinen Platz zurückkehrte, lachten die Leute in meiner Ecke, sie hatten es nämlich gehört und erzählten es mir. Ich weiß, das ist nicht das erste Mal, dass so etwas in einem Boxring vorkommt, aber in jenem Moment fand ich es sicher nicht besonders lustig. Aber naja, mittlerweile kann ich sagen dass das die witzigste Anekdote ist, die mir während eines Kampfes passiert ist. B.I.: Was ist das beste und das schlechteste daran, professioneller Boxer zu sein? R.M.: Das Beste daran ein professioneller Boxer zu sein ist, dass du dafür bezahlt wirst, etwas zu tun, was du magst. Und das Schlimmste ist, das sie dich schlagen. Gut, im Ernst, das Beste ist die Anerkennung vom Publikum und den Fans. Und das Schlimmste ist, wenn du hart trainierst, dich bewusst auf den Kampf vorbereitest, im Boxring das absolut Beste gibst und am Ende des Kampfes die Schiedsrichter entscheiden, den Sieg dem Rivalen zuzusprechen. Das ist es was ich am wenigsten mag. B.I.: Gegen wen hättest du gerne gekämpft? R.M.: Ich hätte sehr gerne gegen Mike Tyson gekämpft, ich glaube er war ein exzellenter Boxer. Tatsächlich war ich kurz davor, gegen ihn zu kämpfen, es war schon alles vorbereitet, aber am Ende entschieden sie, dass ich gegen Lennox Lewis kämpfen würde. B.I.: Warum hast du dich dazu entschieden, an MMA und K1-Kämpfen teilzunehmen? R.M.: Naja, ich habe festgestellt, dass meine Boxkarriere dem Ende entgegen ging, aber trotzdem hatte ich weiterhin Kraft und Energie, um die Dinge fortzuführen. Deshalb hielt ich diese Art von Sport für eine Möglichkeit, um aktiv zu bleiben. Und warum sollte ich es nicht sagen, weiterhin Geld zu verdienen. B.I.: Vielen Dank für die Mitarbeit an unserem Magazin und dafür, Ihre Erfahrungen mit uns geteilt zu haben. R.M.: Es war mir ein Vergnügen. Während des Interviews hat der Interviewer zwischen Sie und du gewechselt, deshalb auch so die Übersetzung.


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Großmeister

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eister Sueyoshi Akeshi wurde am 15. April 1958 in Osaka, Japan, geboren. Er begann mit zwanzig Jahren bei Meister Kono Yoshinori das Batto Jutsu zu praktizieren. Er ist weltweiter Leiter des Mugen Kai mit Sitz in Portugal, einer der angesehensten Mönche des Shugendo, er hat Akupunktur und Shiatsu studiert, ist ein großer Liebhaber des Buddhismus und der antiken Künste Japans und heutzutage einer der bekanntesten und berühmtesten Meister in und außerhalb des “Landes der aufgehenden Sonne”. Seine große Fähigkeit und Leidenschaft für die Kampfkünste zeigte sich sofort, sobald er damit anfing. Sein Ruhm erreichte Europa, als er gegen Ende der 90er Jahre nach Portugal und auch nach Spanien kam, um hier zu leben. Er nützte die Jahre, die er auf der Iberischen Halbinsel lebte, um seine Kunst zu verbreiten und so hat er in Folge dessen seine Gruppe der ältesten Schüler in Portugal, das er drei bis vier Mal pro Jahr besucht und wo er fast fünf Jahre wohnte. Seit über einem Jahrzehnt halten seine Schüler in Portugal seine Lehre am Leben. Seine angeborene Fähigkeit, was die Kampfkünste angeht, ist bemerkenswert. Zum Beispiel wie er die Katana beherrscht, mit so schnellen Bewegungen, dass sie fast fotografisch wirken; er

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Text: Carlos Martins Fotos: © www.budointernational.com

kann das Schwierige in Leichtes verwandeln. Dieser Mann kann uns auf die Reise durch die Zeit schicken, so viel weiß er über die alten japanischen Künste. Das Geschick und die Weichheit, die er bei seiner exzellenten Technik an den Tag legt, sind von unbeschreiblicher Schönheit und Effizienz, so dass man es kaum in Worte fassen kann. Mit bereits zehn publizierten DVDs und dem Weg zum vierten Buch zeigt er deutlich, dass er nicht vorhat, seine Geheimnisse für sich zu behalten, ganz im Gegenteil, sein Hauptziel ist, dass sein Wissen zu allen Interessierten gelangt und seine Lehren nicht in Vergessenheit geraten. Als Mönch des Shugendo hat er an zahlreichen Zeremonien extremer physischer und psychischer Härte teilgenommen, so wie die Feuerzeremonie, bei der man ganz nah vor einem riesigen Ofen sitzt, dabei Mantras rezitiert und am Ende barfuss über ihn steigt. Der “okugake”, ein Pilgerweg in die Berge des Ominesan, der für die Mönche von Shugendo sehr wichtig ist und jedes Jahr im August angetreten wird, besteht daraus, eine Woche durch felsiges Terrain zu laufen, mit zahlreichen Aufenthalten in Tempeln, um Zeremonien der Meditation abzuhalten, hier hat er Pilger keinen Zugang zu materiellen Gütern, er steht nur in Kontakt mit der Natur und der unaufhörlichen Suche nach dem inneren Frieden. Am Ende jeden Tages nehmen die neueren Mönche an Einstiegsritualen teil, einige davon gefährlich, wie sich auf einem zerklüfteten Felsen über einem Abhang umzudrehen ohne jede Stütze oder Seil oder mit den Füßen an einem Berg aufgehängt zu werden, damit einem die Sünden vergeben werden, all das nach durchschnittlich 25 Meilen Weg und knapp drei Kugeln Reis am Tag als Nahrung, wobei man den Reis mit einem Gefährten teilt. Eines der härtesten Rituale, denen er sich unterzog und die er zwei Mal gemacht hat, ist zwanzig Tage fasten, von denen man zehn in einem Loch von nur einem Quadratmeter eingeschlossen ist, so dass man nur in zwei Haltungen sein kann, stehend und sitzend. Am Ende ist man körperlich sehr schwach und kann sich nur noch mit mentaler Kraft aufrecht halten. Laut Erzählungen aus seinen Erfahrungen ist die beste Art, den Geist zu stärken, den Körper zu bestraften, so dass nicht nur Geist und Verstand gestärkt werden, sondern auch der Körper dazu erzogen wird, extreme Bedingungen zu ertragen. Jeder Kampfkunstschüler sollte Körper, Geist und Verstand gleich

Wer ist wer im Budo? trainieren, denn wenn wir einen vergessen, kommen die übrigen aus dem Gleichgewicht. Die Zeremonie der “zehntausend Gummis” besteht darin, vor einem Ofen zu sitzen und für jedes Holz, das man aus dem Feuer zieht, ein Mantra aufzusagen. Diese Zeremonie kann vier Wochen dauern, mit man die “zehntausend Gummis” voll hat. Eine der härtesten Prüfungen war die der hundert Tage im Gebirge, ähnlich wie Okugake, aber viel länger. Es waren hundert Tage der Isolation, in der er nur in direktem Kontakt mit der Natur und dem Buddhismus war; für ihn war der härteste Teil, dass er täglich nur drei bis vier Stunden schlafen konnte und einige Tage einfach nicht schlief, um all den Erfordernissen dieses harten Rückzugs von hundert Tagen nachkommen zu können. Die Schlussfolgerung ist, dass dieser Mann ein Kunstwerk der menschlichen Natur ist, der besessen ist von der Religion, Kultur und den alten Kampfkünsten Japans. Die gute Nachricht ist, dass seine Lehren für alle zugänglich sind, die gleichermaßen dem unheilbaren Laster der Kampfkünsten verfallen sind.

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Messer Laut der Unterteilung in Rangstufen und Gürtel, die Imi am 16. August 1971 beschloss, nach Abschluss des ersten Kurses für Ausbilder des Krav Maga, enthält das Programm für den blauen Gürtel im Krav Maga die Mehrzahl der Verteidigungen gegen einen bewaffneten Gegner aus dieser israelischen Kunst des Budo. Die Programme für den braunen und schwarzen Gürtel beinhalten nur Angriffstechniken. Das bedeutet, dass der Teil der Selbstverteidigung des Krav Maga mit dem blauen Gürtel beendet ist. Tatsächlich sind es die Verteidigungsübungen aus dem Programm für den blauen Gürtel, die das Krav Maga auf der ganzen Welt so beliebt gemacht haben. Auf dieser Serie von DVDs, die Budo International hier vorstellt, wird es zum ersten Mal in der Geschichte des Krav Maga komplett und der Weise gezeigt, wie Imi es geschaffen hatte. Die Originalmethode Imis zu lernen ist keine leichte Aufgabe, es verlangt eine große körperliche und mentale Anstrengung. Das zwingt uns, der Aufgabe so viel Zeit wie möglich zu widmen. Aber schlussendlich bedeutet das, ein Kampfkünstler zu sein, ein Künstler des Krav Maga. Wenn wir einem Mann gegenüber stehen, der ein Messer trägt und unser Leben bedroht, kann jeder Fehler - egal wie klein er auch sein mag - tödlich sein. Daher entschied Imi, dass die Verteidigungen gegen einen Messerangriff im Programm für den blauen Gürtel gelehrt würden, denn auf diese Weise können wir die Bewegungen, aus denen diese Techniken bestehen, ohne Angst ausführen, da wir zu diesem Zeitpunkt bereits Vertrauen in Imi gefasst haben werden, in sein Krav Maga und vor allem in uns selbst. Imis Weg während der Erschaffung des Krav Maga war kein leichter, und um jede einzelne der Techniken zu schaffen, die er in das Krav Maga aufnahm, suchte er immer die beste und wirksamste Art des Angriffs, gegen den wir uns verteidigen müssen. Imi suchte eine Reihe von

Verteidigungen gegen ein Messer, die es erlauben würden, dass man lernt, sich gegen alle möglichen Messerangriffe zu wehren. Er fing dabei mit dem Schwierigsten an, was bedeutete, dass die Verteidigungen geprüft werden mussten, ausgehend von der Angriffstechnik, welche die größtmögliche Konzentration von Kraft erforderte, um die Bewegung des Zustechens mit dem Arm zu machen, bis hin zur einfachsten und sanftesten Weise, mit der ein Angreifer seinen Gegner töten kann. Ein Beispiel für diese Bewegungen ist das Dekirat Shisuf (Gleiten). Erst später, als wir bereits die völlige Kontrolle über die Verwendung des Messers hatten, begann er, uns die Verteidigungen beizubringen - die Idee dahinter war, dass nur derjenige, der auf dem Tatami Erfolg hatte und sich gegen die perfekten Angriffstechniken wehren konnte, die er entwickelt hatte, fähig sei, sich immer und überall zu verteidigen. Imi erklärte uns, seinen zehn einzigen Schwarzgurtschülern, dass diese Idee beim gesamten Prozess der Erschaffung des Krav Maga Pate gestanden habe. Das Thema der zehn Schüler Imis wurde bereits im offiziellen Buch von J.T. Tuchman und G. Mayers über die Geschichte des Krav Maga „Genesis - die Geschichte des Krav Maga“ im Kapitel „Die zehn größten“ ausführlich behandelt. Imi gründete seine Verteidigungen auf vier mögliche Angriffspositionen. Natürlich könnten aus diesen vier Positionen auch viele andere Situationen entwickelt werden; aber jemand, der sich gegen diese vier grundlegenden Optionen verteidigen könne, sei auch in der Lage, sich gegen fast jeden anderen möglichen Messerangriff zu wehren. Aber bevor man mit dem Lernen der Prinzipien dieser Verteidigungen beginnt, muss man verstehen, dass sie nicht wie diejenigen sind, die wir gegen Faustschläge und Tritte machen. Das Messer ist eine sehr gefährliche Waffe und es besteht immer die Möglichkeit, dass wir im Laufe einer Verteidigung auf der Strasse oder an irgendeinem anderen Ort verletzt werden. Aber ein Schnitt oder ein leichter Kratzer sind nicht tödlich. Wenn Du eine der

Verteidigungen von Imi machst, ist es möglich, dass Du etwas davon in einem Fall siehst, aber der Angreifer wird am Ende den höheren Preis zahlen. Zwei große amerikanische Schriftsteller, Jeffrey Tuchman und George Mayers, haben in ihrem Buch „Genesis - die Geschichte des Krav Maga“ erklärt, wie und warum Imi seine gesamte Kunst auf 14 grundlegenden Regeln aufbaute und was die Bedeutung, das Ziel und die Absicht dieser Regeln ist. Da uns jede einzelne dieser Regeln dabei helfen kann, unsere Fähigkeiten zu verbessern, sowohl die physischen wie auch die mentalen, dürfen sie nicht getrennt werden. Die erste und wichtigste von allen Regeln lautet „minimale Laufbahn, maximale Geschwindigkeit“. Das bedeutet unter anderem, dass unsere Körperbewegungen umso schneller gemacht werden, je kürzer sie sind. Und das, liebe Leser, ist der Schlüssel zum Sieg. Jetzt wollen wir versuchen, die Messerattacken im Krav Maga zu verstehen. Die erste ist Dekira Regila (normaler Stich). Diese Art des Zustechens basiert auf der Kraft. Sie ist leicht zu lernen und viele ziehen ihre Verwendung der anderer vor, weil die Kraft, die der Angreifer in der Bewegung anwendet, von oben nach unten geht. Diese Weise des Zustechens ist auch bei denen die beliebteste, die lieber die rohe Kraft als sofortige Lösung einsetzen. Es existiert eine Theorie, dass diese heute bekannte Form des Erstechens in Wahrheit von den Ausbildern des Marinekorps entwickelt und verbessert wurde. Die Art und Weise, wie das Messer gegriffen wird und die Menge an Kraft, die wir einsetzen, gibt uns das Gefühl, dass der Angreifer unbesiegbar ist. Der Messerstich an sich wird ausgeführt, indem man mit dem linken Bein einen Schritt nach vorne macht, während man die rechte Hand hebt, die später kraftvoll gegen die Schulter des Gegners nach unten geht. Die Kombination aus einem Schritt nach vor ne und der absteigenden Bewegung der Hand verleiht dem Angreifer große Kraft, wogegen es in der

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Krav Maga

Theorie sehr schwer ist, sich zu verteidigen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist es relativ leicht, die Verteidigung gegen diesen Typ Messerstich zu lernen und damit Erfolg zu haben. Man muss eine weitere Regel kennen und verstehen, die Imi in das Krav Maga aufgenommen hatte. Regel Nummer 14 sagt, dass man immer, in jeglicher Situation, die Distanz eines Schrittes zu unserem Gegner behalten soll, egal ob er bewaffnet ist oder nicht. Nur bei der Verteidigung gegen eine Pistole findet diese goldene Regel des Krav Maga keine Anwendung. Der zweite Typ Messerstich ist Dekirat Beten (Messerstich zum Magen). Imi gab diesem Stich viele Namen, da sein ursprünglicher Name über Jahre hinweg immer wieder geändert werden musste. Anfangs nannte er ihn „orientalischer Stich“. Der Grund dafür lag darin, dass Imi, als er im britischen Heer zuerst in der Sahara-Wüste und später in Ägypten diente, das Messer der Beduinen entdeckte, das „Shabria“ genannt wird, und das als die traditionelle Waffe in diesem Teil der Welt gilt. Die Technik des Messerstichs zum Magen wurde speziell für dieses Messer geschaffen, daher gab Imi ihr den Namen „orientalischer Stich“. Später wollte er „politisch korrekter sein“ und änderte den Namen in den des Stichs zum Magen. Der Stich wird ausgeführt, indem man das Messer mit der rechten Hand hält (als Beispiel), mit dem linken Bein einen Schritt nach vorne macht und mit der rechten Hand zusticht. Die Bewegung des Stichs ist in Richtung auf den Magen, von oben nach unten. Die einzige Klinge der Shabria der Beduinen (sie existiert seit den Zeiten Mohammeds zu Beginn des Islam) erlaubt, den Magen des Gegners mit einer weichen und schnellen Bewegung komplett zu „öffnen“. Wir können uns leicht vorstellen, dass diese Art des Angriffs sehr viel gefährlicher ist als das vorangegangene Dekira Regila. Die Verteidigungstechnik gegen Messer im Krav Maga zeigt, lehrt und erklärt, wie notwendig es ist, eine große Kontrolle über eine große Zahl von Tritten zu haben, die Imi in das Krav Maga aufgenommen hatte. Sein ursprünglicher Gedanke, als er die Tritte des Krav Maga entwickelte, war der, dass das Bein immer länger als der Arm ist, insbesondere, wenn der Gegner mit einem Messer bewaffnet ist. Nur wenn wir den richtigen Tritt einsetzen, werden wir in der Lage sein, unseren Gegner zu erreichen, ohne dass er uns vorher berührt. Ohne das werden wir unfähig sein, uns wirksam gegen ein Messer zu verteidigen. Die dritte Angriffstechnik ist Yeshara (direkter Messerstich). Diese Form ist bekanntermaßen die beliebteste, daher schuf Imi im Krav Maga mehr Verteidigungen gegen diesen Messerstich als gegen jeden anderen. Heute gibt es viele, die behaupten, Krav Maga sei keine Kampfkunst im klassischen Sinn des Wortes. Daher gibt es nur ein paar wenige, die wirklich das notwendige Vertrauen aufbringen, sich einem mit einem Messer bewaffneten Angreifer zu stellen, wissend, dass sie in der Lage sein werden, die geeignete Verteidigungstechnik gegen den Messerangriff anzuwenden. Nur das richtige und präzise Erlernen aller

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GroßeMeister

Verteidigungen sowie ein mentales und physisches Verständnis jeder von Imi geschaffenen Bewegung führt dazu, dass man Krav Maga als eine Kampfkunst versteht und uns selbst als Kampfkünstler; nur dann sieht man das Krav Maga als das israelische „Budo“, mit Imis Regeln der Ehre darin. Eine Kampfkunst, egal welchen Typs, erfordert Geschicklichkeit, um gewisse Dinge zu machen. Bei jeder Kampfkunst wird an irgendeinem Punkt von uns verlangt unsere Fähigkeiten und Verteidigungen gegen einen Angreifer mit einem Messer zu beweisen; im Krav Maga wird das mehr als alles andere gelehrt. Der Ler nprozess dieser Verteidigungen im Krav Maga dauert lang. Man kann unmöglich in ein paar Lektionen lernen, sich wirksam gegen ein Messer zu verteidigen. Jeder, der diese Erfahrung einmal gemacht hat, kann das bestätigen. Ein Angriff mit einem Messer durch einen Trainingspartner ist nie mit dem eines Banditen auf der Strasse vergleichbar. Das ist der Grund, warum viele denken (und damit irren), dass es sehr schwer ist, sich gegen einen Messerangriff zu verteidigen. Aber eins ist sicher: im kompletten Originalprogramm des Krav Maga, das Imi geschaffen hat, finden wir alle Antworten. Wir müssen einfach nur lernen, alle kleinen Details zu kontrollieren. Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass ein paar zusätzliche körperliche Requisiten notwendig sind, wie Flexibilität, Schnelligkeit und eine präzise Fähigkeit der Reaktion. Imi schuf 7 verschiedene Techniken gegen Dekira Yeshara, so dass wir in der Lage sein werden, uns aus jeder Richtung und in jeder Situation gegen diesen Angriff zu verteidigen. Das beinhaltet auch ein paar Angriffsstile, mit denen das normale Publikum nicht vertraut ist, und die auf dieser DVD zum ersten Mal außerhalb des geschlossenen Kreises der Schüler von Imi gelehrt werden. Der vierte und letzte Messerstich ist Dekirat Shisuf (gleitender Stich). Es ist dies möglicherweise eine der schwierigsten Verteidigungen

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gegen jegliche Waffe im Krav Maga. Diese Angriffstechnik ist sehr gefährlich und es ist schwer, sich gegen sie zu wehren; wir müssen verstehen, dass es unmöglich ist, völlig unversehrt aus einem Messerangriff hervorzugehen, insbesondere, wenn es sich um diesen Typ Angriff handelt. Aber wenn wir die Verteidigungstechnik nicht üben, bei der wir das Risiko eingehen, ein paar Schnitte zu bekommen, werden wir sterben. Vor der Zeit der modernen Wegwerfrasierer rasierte sich fast die ganze Welt mit einem Rasiermesser. Dieses Messer hatte eine sehr feine und scharfe Klinge, man benötigte nur eine leichte Bewegung, um jemandem den Hals durchzuschneiden. Während Imis Dienst im Zweiten Weltkrieg trugen fast alle Soldaten ein Rasiermesser bei sich, sei es, um sich zu rasieren, sei es, um es als Waffe einzusetzen. Die Art und Weise, wie die Klinge gegriffen wurde und die Schnittbewegungen, die man mit ihr ausführen konnte, machten diese Waffe sehr gefährlich. Und wieder einmal könnt Ihr sehen, wie Imi der erste Mensch auf der Welt war, der eine Möglichkeit fand (die einzige, die es in Wirklichkeit gibt), sich gegen ein so gefährliche Technik wie das Dekirat Shisuf zu verteidigen. Heutzutage tragen nur wenige Leute Rasiermesser in ihren Taschen, und noch weniger könnten es bei einem Kampf einsetzen. Sogar Imi selbst sagte, dass die

Epoche des Einsatzes von Rasiermessern vorbei ist. Aber wichtig ist nicht das Messer, das uns angreift, sondern unsere physische Fähigkeit und mentale Vorbereitung, um uns dem Angreifer zu stellen und alle Verteidigungen machen zu können. Nur so erlangen wir die körperlichen und mentalen Fähigkeiten, die wir brauchen. Das ist der einzige Weg, wie wir in uns selbst den Mut und den Willen finden können, uns in einem Moment der Gefahr zu verteidigen. Eine generelle Idee von Gefahr, dass uns eines Tages etwas passieren kann, ist nicht ausreichend. Die großen Krieger dieser Welt haben darüber geschrieben. Wir müssen spüren und uns jeden Tag und zu jedem Moment vorstellen, dass wir uns der Realität stellen. Das ist auch ein weiterer Grund dafür, dass BUKAN besondere Trainingseinheiten im WingateInstitut in Israel organisiert. Wingate befindet sich in der Nähe der achten Ausbildungsbasis der IDF, dem Ort, wo Imi begann, seine Methode zu entwickeln, die heute als Krav Maga bekannt ist. Während des zehntägigen Aufenthalts in Israel integrieren sich die Schüler in den Lebensstil des Landes, mit dem täglichen Gefühl von Stress und Gefahr. Nur auf diese Weise kann man den Geist von Imis Schöpfung verstehen, Krav als einzige israelische Kampfkunst.

Das Wingate-Institut hat sich entschlossen, einen Beitrag zur Bewahrung des Krav Maga zu leisten, und uns erlaubt, seine Einrichtungen zu benutzen; dort werden Vorträge gehalten und den Teilnehmer n beglaubigte Diplome ausgehändigt. Diese Trainingseinheiten stehen allen offen, allen Verbänden und Föderationen. Imi schuf das Krav Maga, indem er diese Techniken untereinander kombinierte, was bedeutet, dass jede Technik innerhalb einer anderen konstruiert ist und diese vervollständigt, wie die Schichten einer Zwiebel, eine auf der anderen, bis man das Herz erreicht. In unserem Fall ist das Herz unsere Fähigkeit, uns zu verteidigen, was das Wesen unseres Selbstvertrauens ist. Bevor ich ende, möchte ich noch eine weitere Sache erklären. Die Verteidigung ist nie gegen das Messer, sie ist immer gegen den Gegner gerichtet, der das Messer trägt. Man muss die 14 Regeln des Krav Maga Imis lernen und behalten. Nur durch sie werden wir in der Lage sein, uns in den Momenten der Notwendigkeit und der Gefahr zu verteidigen. Imi schrieb einmal in der BUKAN-Schule: „Körperliche Fähigkeit = mentale Fähigkeit, beide zusammen bedeuten Selbstvertrauen. Das ist die geheime Formel des Krav Maga.“ So sprach Imi.


FOTO AUF DER VORIGEN SEITE: Das Foto wurde 1984 in der Bukan School of KravMaga in der Stadt Rehovot, Israel, aufgenommen. Dieses Training mit Imi in Bukan ist bis heute das letzte Mal, dass Imi all seine Schüler mit schwarzem Gurt bei einem Spezialtraining versammelte. Der Zweck des Trainings war, die Bukan-Schule der ganzen Welt zu präsentieren. Einige der älteren Schüler kamen mit ihren eigenen Schülern. Offiziell war dies das letzte Training mit dieser Gruppe von Pionieren. Auf dem Foto mit dem Gurt der damaligen Zeit: Stehend von rechts nach links: Eli Ben Ami, blauer Gurt Oskar Klein, brauner Gurt

Yaron Lichtenstein, schwarzer Gurt 4. Dan Imi Neben Imi, seine Sekretärin Gila Hinter Gila - Shmulik Kurtzveil, schwarzer Gurt Haim Zut, 2. Dan Beni, grüner Gurt Haim Hakani, schwarzer Gurt Tani Maimom, Schüler der Bukan Sitzend: von rechts nach links: Boaz Hagai, brauner Gurt Reuven, Schüler von Eli Avikzar Uri Refaeli, Schüler von Eli Avigzar Eyal Yanilov, schwarzer Gurt, Schüler von Eli Avigzar Guy, Schüler von Haim Zut Eitan Savir, brauner Gurt, Schüler der Bukan. Haim Gideon, schwarzer Gurt, Schüler von Eli Avigzar Eyal Savir, brauner Gurt, Schüler der Bukan.

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DVD: € 25,00 Alle DVDs, die von Budo International produziert werden, sind mit einem speziellen Hologramm-Aufkleber versehen und werden allein in den Formaten DVD-5 oder MPEG-2, jedoch niemals in VCD, DivX o. ä. angeboten. Zudem zeichnen sich unsere DVD Hüllen durch die hohe Qualität in Druck und Material aus. Falls diese DVD und/oder die DVD Hülle nicht den oben genannten Ansprüchen entspricht, handelt es sich um ein illegale Raubkopie.

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Nervendruckpunkte “Schaden zufügen ist leichter als heilen“. Dieser Spruch würde perfekt den Kerngedanken der Veränderung zusammenfassen, zu der uns der große Meister Pantazi führen will. Nach vielen Jahren, in denen er sich der Frage “wie man schadet” gewidmet hat, bringt Evan Pantazi endlich eine DVD darüber heraus, wie man „heilt“. Diese DVD über erste Hilfe ist für alle Praktizierenden der Kampfkünste, die früher oder später auf Situationen treffen, in denen man „helfen“ muss, ein unentbehrliches Werkzeug. Es handelt sich um eine Arbeitsserie, die auf die „andere Seite“ von Kyusho konzentriert ist: jene Seite, die den Wissenschaften der „Energie“, der Gesundheit und des Wohlbefindens Aufmerksamkeit schenkt, welche jedoch so oft mit geheimen und tief greifenden Lehren der Kampfschulen verknüpft sind. Wir begleiten freudig diese Veränderung, denn wir glauben an sie und setzen fest auf diesen neuen Weg und wollen auch unsere Leser dazu anregen, über Fausthiebe „hinaus“ zu gehen.

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Reportage

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Reportage

Kyusho erste Hilfe Die neue Produktion über Erste-HilfeLeistung im Kyusho ist der endgültige und entscheidende Schlüssel in der Serie der Kyusho-Kampfkünste. Obwohl es dort nicht enden wird, handelt es sich wirklich um eine Enzyklopädie über die Grundbestandteile von Kyusho und seinem Zusammenhang mit den Kampfkünsten und ihren Ausübenden. Ich nenne es entscheidend, weil es uns nicht nur die vollständige Gesamtheit an Fertigkeiten darlegt, sondern auch das wahre Wissen der Kampfkünste und eine komplette Übersicht von Ying und Yang veranschaulicht. Es handelt sich hier nicht um eine Dissertation über Chi oder Energie, es konzentriert sich nicht auf die chinesische Heilmedizin, sondern es geht um eine direkte Berichterstattung und Veranschaulichung von Grund und Ursache. Das ist nichts Neues, haben doch bereits die alten Kämpfer festgestellt, was bei ihren Gegnern auf dem Schlachtfeld Schmerz erzeugte. Sie erinnerten sich daran und erzählten darüber, was ein Nervendruckpunkt ist und welcher Effekt erzeugt wird, wenn man diesen Punkt geeignet angreift. Sie mussten es tun, weil sie nur durch diese Neuerungen innerhalb ihrer Fähigkeiten und ihres Geschicks am Leben bleiben konnten. Es ist die Rede von Verbesserung oder Reanimierung der Disfunktionen, die Kyusho im menschlichen Körper verursacht hat. Dafür werden die auf dem Schlachtfeld gesammel-

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Und wenn du die Nerven von jemandem beruhigen kannst, damit er schneller und effizienter antwortet und reagiert? ten Informationen verwendet, aus Zeiten, in denen die Populationen sehr viel kleiner waren und die verwundeten Männer damit weitermachen mussten, die Kleinstädte zu beschützen oder an den Schlachten teilzunehmen, in denen gekämpft wurde. Sie waren darauf angewiesen, dass die große Mehrheit der verletzten Männer (immer wenn es keine tödlichen Verletzungen waren) zum Handlungsgeschehen zurückkehrte. Vor kurzem erforschten wir die unterschiedlichen Aspekte eines alten militärischen Handbuchs, genannt “Bubishi”. Ich habe jenes Buch nicht ausgewählt, weil es bezüglich Techniken oder Kenntnisse besonders war; ich habe es ausgesucht, weil es die bekanntesten oder zugänglichsten Texte beinhaltet. Es gibt viele andere Texte, die die Leute nicht kennen, weil sie eigentümlich oder

wegen ihrer Altertümlichkeit schwierig zu verstehen sind. Das Bubishi wurde ausgewählt, weil es jeder lesen und die Wechselbeziehungen verstehen kann, die wir dazu im Kyusho darlegen. Die Nervendruckpunkte sind die Grundlagen aller Kampfkünste (nicht in den Kampfsportarten). Ein anderer interessanter Punkt an diesem Buch ist, dass es auch Heilmittel und -methoden, einschließlich aus Kräutern hergestellte Arzneimittel zur Genesung von Soldaten, Feldoffizieren und auch Milizen (Kampfkünstler der Städte), enthält. Ich würde fast sagen, dass der Kommandant des Heeres diese Informationen dafür brauchte, um die positiven und negativen Verzweigungen jeder Sache zu begreifen. Sie benötigten nicht nur die effizientesten Kämpfer, sonder auch die wirkungsvollsten Ärzte, die dazu fähig waren, die größtmögliche Anzahl an Soldaten wiederherzustellen. Als professioneller Kampfkünstler seit dreißig Jahren kann ich nicht nachvollziehen, dass einige Ausbilder sich kein Wissen über erste Hilfe aneignen, selbst wenn sie nicht Kyusho praktizieren. In jeder Schule, in der es Kämpfe oder einfach nur harten körperlichen Kontakt gibt, hat es bisher irgendeinen Schüler oder Ausbilder gegeben, der geschlagen wurde oder eine Verletzung erlitten hat. Vielleicht wurden sie k.o. geschlagen, hatten Atemschwierigkeiten, Muskelkrämpfe, Schwindel, Übelkeit oder irgendein anderes Leiden, das durch schädigendes


Training hervorgerufen wurde. Die „Unfälle“ sind genauso wirklich wie die, die man in den Serien über Kyusho sieht, im Unterricht zweifelt niemand an ihnen. Auf diese Weise müssen sie so schnell wie möglich behandelt werden, weil die verursachte Funktionsstörung bereits das doppelte Ausmaß eines einfachen Unfalls erreichen kann. Sollte diese Information nicht vielleicht obligatorisch für alle „Ausbilder“ sein, einfach nur, um die Sicherheit und das Wohlergehen der Studenten zu schützen? Ich werde noch einen Schritt weitergehen; ich glaube fest daran, dass egal welcher Gehilfe oder Arzt am Boxring, in jedem sportlichen Turnier, jeder Judo- oder Jujitsu-Meisterschaft, jedem Box- oder MMA-Kampf ein Zertifikat über dieses Wissen besitzen sollte. Wir alle waren Zeugen von vielen „zufälligen“ KyushoAttacken, bei denen die Gehilfen rein gar nichts für die Opfer tun konnten. Eines der Probleme ist, dass es nicht als solches aufgefasst wird, auch nicht vom Gesetz. Es ist auch deshalb ein großes Problem, weil es bereits an Hilfeleistungoder Notfallmaßnahmen mangelt. Das ist aber sehr wichtig, weil wir bereits wissen, dass, je länger eine Person sich eines Schlages oder einer Strangulierung nicht bewusst ist oder sich nicht angemessen davon erholt, es desto schlechter für diese Person ist. Denke an alle Kämpfe, in denen du einen der Kontrahenten niederstürzen gesehen hast und dieser nicht wusste, wo er war (wie bei einem technischen

k.o. im Boxen), bis 8 gezählt wurde, um zu sehen, ob sie den Kampf fortsetzen konnten. Die typische Antwort ist hier meistens, seine Augen und Ohren zu überprüfen oder ihm wohlriechende Salze zu verabreichen (meistens chemische Produkte, die den Hirnzellen schaden), die oft nicht wirksam sind. Eigentlich haben sie nur wenige andere oder wirkliche Entgegnungen! Die Technik, die Kyusho verwendet, ist eine neurologische und nicht chemische. Sie ist effektiv und hält die Nachwirkungen auf, die diese Athleten möglicherweise einige Tage, sogar wochenlang, erleiden können. Das kann für jeden benutzbar sein, genauso haben wir es auf der ganzen Welt an tausenden Personen ausprobiert. Kannst du dir vorstellen, dass ein schwindliger Kämpfer dazu fähig ist, seine Sehkraft, sein Gleichgewicht und seine Sinneswahrnehmungen zurückzuerobern, während der Kampfrichter zählt? Das ist möglich und es ist auch einfach, es sei denn, man weiß nicht, wie… Wie viele legendäre Kämpfe hätten ein anderes Ergebnis gehabt? Oder denk einfach nur an dich, zusammengeschlagen, schwindlig, oder handlungsunfähig. Würdest du nicht gerne eine einfache und schnelle Methode kennen, um deine körperliche Fähigkeit wiederzuerlangen…oder würdest du einfach nur geschwächt und deinem Gegner ausgeliefert bleiben wollen?

Wir können sogar noch weiter gehen! Die professionellen Sportmannschaften von Fußball bis Hockey, die genauso Verletzungen erleiden können wie die Kampfkünstler, könnten diese Fertigkeiten nutzen. Und wenn sie dieses Wissen und diese Fähigkeit hätten, um Verletzungen zu vermindern, die Konzentration zu steigern und den Schmerz zu lindern? Denk daran, was das in Bezug auf Sicherheit, Stabilität, und Befindlichkeit bedeuten könnten. Stattdessen erholen sich viele professionelle Kampfkünstler dadurch, dass sie Salze inhalieren oder Ammoniakkapseln einnehmen, um die Klarheit des Verstands und das Adrenalin zu erhöhen…mit möglichen Risiken für Gehirn oder innere Organe. Sie können das nicht lange machen, ihre Karrieren enden vorzeitig. Und wenn sie oder du einen Punkt auf der Rückseite des Arms kennen würden, der alle Muskeln entspannt, um einem nervösen Wettkämpfer zu helfen oder jemanden zu behandeln, der Muskelkrämpfe erleidet? Und wenn du die Nerven von jemandem beruhigen könntest, damit dieser schneller und effizienter antwortet und reagiert? Und wenn du es schaffen würdest, jemanden mit einer einfachen Berührung der Nerven wachsamer zu machen oder ihm beizubringen, das selbst egal wann und wo zu tun? Die Wichtigkeit dieser Information wird gewöhnlich unterschätzt oder ignoriert. Um zum Ende zu kommen, es war eine große Kyusho-Reise mit allem, was ihr

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Nervendruckpunkte mithilfe dieser Publikationen gesehen und gelesen (und ich hoffe, gelernt) habt. Es existieren viele Gerüchte, dass es im Kyusho oder Dim Mak Punkte gibt, die man wirklich nicht verwenden kann, weil sie tödlich sind oder starken Schmerz im Körper verursachen. Das ist einfach falsch. Ihr habt während dieser Jahre (seit dem ersten Artikel und dem ersten Video über internationales Budo im September 2002) gesehen, dass obwohl die Effekte dramatisch sein können, man sie komplett kontrollieren und rückgängig machen kann und sie nicht tödlich sind. Tatsächlich wurde bisher niemand verletzt oder hat diese Effekte während der Anwendung der erste-Hilfe-Techniken erlitten. Wir haben viele Leuten getroffen, die uns gesagt haben, wir wären leichtsinnig oder verrückt, weil wir unsere Trainingskollegen in Gefahr bringen…Es handelt sich einfach um eine Gruppe von Leuten, die leugnen, was Kyusho ist, oder nur wenig darüber wissen. Eigentlich wurde innerhalb dieser 30 Jahre, in denen es öffentlich bekannt wurde, keine einzige ernsthafte Verletzung oder Gesundheitsstörung verursacht…Welche andere Kampfkunst kann das von sich behaupten? Ich hoffe, dass diese Videos, Bücher und vor allem diese

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Reportage DVDs euch gezeigt haben, was Kyusho wirklich ist. Es ist nichts Magisches oder Mystisches, sondern gründet sich auf der menschlichen Anatomie und Psychologie. Mein Ziel war es, diesen mystischen Schleier beiseite zu schieben, damit die Leute über die ganzen irrtümlichen Informationen im Web, in Büchern und anderen Videos hinaus die Einfachheit und echten Methoden verstehen können.

Wir hoffen, dass wir weiterhin Licht in diese Sache bringen können und einige Mythen mehr in den folgenden Serien entschlüsseln können. Währenddessen könnt ihr damit fortfahren, uns Zweifel und Fragen an support@kyusho.com zu senden, damit wir diese in unserer monatlichen Kolumne beantworten können. Erklärende Notiz: Nicht jeder im

Kyusho (oder der von sich behauptet, er macht Kyusho) hat diese Fähigkeit, das Wissen oder Geschick. Es wurde in der internationalen Kyusho-Gruppe und darüber hinaus in anderen Gruppen und Organisationen gefördert und erweitert. Das wird hier besprochen, damit der Leser weiß, wo er suchen kann und sich über den facettenreichen Bereich seiner Kyusho-Ausbildung informieren kann.

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6 großartige DVDs. Die Box für Kampfkünstler! Das beste DVD-Paket, das jemals über das Boxen veröffentlicht wurde!

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“Der Weg zeigt sich beim Gehen”. Der alte bekannte Weisheitsspruch bestätigt sich einmal mehr in diesem Monat, in dem Sifu Salvador Sanchez seine erste DVD über internationales Budo präsentieren wird. Ihn ehren die interessanten Texte, die er die letzten Monate in diesem Magazin publiziert hat, genau wie sein letztes Buch, der Beststeller „Wing Chun, hohes Niveau“. Aber ein Video ist immer etwas anderes, weil einer sich nicht hinter Theorien verstecken kann. Man muss die Dinge vorführen, um sie zu erklären und zu unterrichten und genau das ist es, was du auf dieser DVD finden wirst. Heute denkt Sifu Sanchez über die Natur des Wing Chun nach, und zwar so, wie wir es von ihm gewohnt sind: immer eine bodenständige und versöhnliche Empfehlung, die Dinge beim Namen nennend, aber immer mit Respekt für die Anderen vor ihm.


WingTsun „Man sagt, wer seine Vergangenheit vergisst, begräbt seine Zukunft. Betrachten wir die Geschichte dieses Stils und viele der Probleme, die uns heutzutage beschäftigen, werden verschwinden, wenn wir immer mehr begreifen, dass der einzige Weg eines Kampfkünstlers die tägliche Übung ist.“

„Der große Reichtum dieses Stils erlaubt uns, unterschiedliche Stile zu beobachten, so verschieden wie mein Singung K. Kernspecht, mein Sfiu Victor, Sifu Saly Avcy, Sifu Emin, Sifu Tasos, und ein langes etc. Obwohl alle ihrer Erscheinung nach sehr unterschiedlich, sind sie auf kämpferischem Niveau außergewöhnlich.“

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WingTsun Stile innerhalb eines Stils

„Wenn ich die Prinzipien des Wing Chun befolge...“ Yip Man

Vor ein paar Tagen und dank der neugierigen Welt des Internets, konnte ich im Blog eines bekannten Wing Chun-Sifus einen interessanten Artikel über die verbale Hemmungslosigkeit vieler Praktizierenden lesen, die beim Betrachten irgendeines Übungsstils, der anders als der ihre wirkte, ohne jegliche Schamesröte behaupten: „Das ist nicht Wing Chun“. Gewiss haben wir uns alle in bestimmten Phasen in unseren Leben dazu versucht gesehen, die Arbeit anderer zu kommentieren oder „zu verurteilen“, indem wir das „Aussehen“ dessen, was sie machen, verglichen haben, ohne genauer hinzuschauen. Das ist ein schwerer Fehler, der meiner Meinung nach einen permanenten Brennpunkt an Spannungen und Diskussionen in der Kampfkunst generell und im Wing Chun speziell bedeutet. In einem System wie dem unseren, bei dem die Lernmethode große Veränderungen während der letzten Jahre hinnehmen musste, darin einig, dass das Wesen dieses Systems besonders auf persönlichen Empfindungen beruht, ist es nicht seltsam festzustellen, wie unterschiedliche Formen des „MACHENS“ existieren. Verschiedene STILE innerhalb des STILS. Das ist zweifellos eines der wichtigsten Charakteristika des Wing Chun. Auf der einen Seite wagen die weniger fortgeschrittenen Ausübenden, mit weniger technischem Urteilsvermögen zu sagen: „Das ist nicht Wing Chun.“ Ich kann mir vorstellen, dass dies Ihnen, Leser dieser Publikation über Kampfkunst, unabhängig vom Stil den Sie praktizieren, bekannt vorkommen wird. Natürlich werden wir diese Frage überdenken, um zu versuchen, das Problem aufzuklären und gleichzeitig „zu vereinen“ statt „zu trennen“. Um zu bestätigen, ob etwas Wing Chun ist oder nicht, verpflichtet uns diese Fragestellung dazu, einen Blick zurück zu werfen und die Geschichte dieses Stils zu untersuchen. Dafür würde ich mich gerne auf den Meister der Meister unseres Stils berufen: Yip Man. Er war einer von denjenigen, die sich seinerzeit mit ähnlichen Situationen beschäftigen musste. Letztendlich begreift man, dass die Geschichte ein Pendel ist…und sich die Gegebenheiten hinsichtlich menschlicher Wesen in einer zyklischen Form wiederholen. Yip Man war ein untypischer Fall in der Tradition des Wing Chun. Er hatte ZWEI Lehrmeister: Chan WahSum und Leung Bik. Diese Tatsache, die zuerst gar nicht relevant erscheint, hat die Art, das Wing Chun des Großen Meisters Yip Man auszuüben und zu begreifen und die Entwicklung dieses Systems von Grund auf verändert.


Es wird erzählt, dass, als Yip Man fast zufällig den großen Meister Leung Bik kennenlernte, er diesen nicht als Praktizierenden seines eigenen Systems wiedererkannte. Als er Leung Bik nach dessen Stil fragte, schien Yip Man, der von sich behauptete er übe Wing Chun, erstaunt über die „Ästhetik“ der Praxis des Meisters Leung Bik. Es waren absolut UNTERSCHIEDLICHE Dinge! Die Frage, die ich heute aufzuwerfen wage ist: Wie ist ein so unterschiedlicher Stil unter zwei Schülern desselben Lehrers möglich? Untersuchen wir ein bisschen die Geschichte des Stils... Der berühmte Professor des Wing Chun, Dr. Leung Jan de Foshan, schrieb drei Bücher über diesen Stil. Diese Bücher waren handgeschrieben und wurden niemals veröffentlicht (ungeprüfte Geschichte). Sicher ist jedoch, dass sich in der Geschichte dieses Systems zweifelsohne bestätigt, dass das Auftauchen Dr. Leung Jans ein Vorher und Nachher bezüglich des Ruhms von Wing Chun markiert. Es ist deshalb ein unstrittiger Hinweis und wichtiger Punkt, um zu versuchen, das heutige Thema klar und deutlich zu erklären… Unter den Schülern von Dr. Leung Jan war niemand geringeres als Chan Wah Shun („der Schillernde des Geldes“) und Leung Bik (sein eigener Sohn). Yip Man lernte sein Wing Chun vom Meister Chan Wah Shun (Foshan), aber wie durch einen schicksalshaften Zufall hatte er eine ungeahnte Begegnung, aus der sich als „Konsequenz“ ergab, dass ihn wenige Zeit später Leung Bik als Schüler akzeptierte. Deshalb hatte Yip Man die Ehre, der einzige Schüler von Leung Bik während seiner ersten Jahre in Hong Kong zu sein. Yip Man kam 1908 im Alter von 15 Jahren nach Hong Kong. Das Jahr indem er Leung Bik kennenlernte und daraufhin für Jahre von ihm alle Feinheiten und Geheimnisse des Wing Chun Kuen lernte. Darum hat Yip Man von Leung Bik immer als Si Pak gesprochen (Überraschend in jener Zeit, in der jeder, der mit seinem Sifu diskutiert, sich von ihm lossagt und einen neuen SIFU sucht...)

Leung Bik hatte fast keine finanziellen Mittel und lebte am Rande der Armut in Hong Kong. Er lebte deshalb bei einem Verwandten und konnte sich fast nicht ernähren. Weil er an ihm und seiner Situation interessiert war, lud Yip Man den Meister ein, bei ihm zu wohnen. Das sorge tatsächlich für eine große Vertiefung der persönlichen und kriegerischen Verbindungen zwischen ihnen. Leung Bik lehrte Yip Man Wing Chun bis 1912. Während dieser Jahre erlernte Yip Man

das gesamte System unter Leung Biks Führung und vor allem übte er unermüdlich über Jahre hinweg täglich die feinsinnigsten und anspruchsvollsten Aufgaben. Nach dem Tod Leung Biks kehrte er nach Fatshan zurück, um seinen Brüdern beim Kung-Fu zu helfen mit dem Wissen, das er in Hong Kong erhalten hatte. Und genau an diesem Punkt beginnen die Probleme... Zwei MEISTER, die genau denselben MEISTER des SELBEN STILS


gehabt hatten, hatten beide KOMPLETT UNTERSCHIEDLICHE STILE. Verschiedene Perspektiven und Lebenssituationen machten die Unterschiede innerhalb des Wing Chun deutlich: Chan Wa Shun war ein Mann mit geringem kulturellen Bewusstsein, grob in seinen Umgangsformen und besaß das Wissen und die Ausdrucksformen eines gewöhnlichen Mannes. Auf der anderen Seite Leung Bik, der ein gebildeter Mann war und dessen Ideale, seine Art zu üben und den Stil aufzuzeigen sehr beeinflusst von der Philosophie waren. Sein Wissen über die Prinzipien des Wing Chun war sehr viel tiefgehender und höchst raffiniert. Obwohl Yip Man genauso viel von Chan Wan Shun lernte wie von Leung Bik und obwohl es sich bestätigen wird, dass Leung Biks Linie


WingTsun sehr viel weitgehender, tiefgreifender und beeindruckender war, sagte Yip Man niemals, dass Leung Bik sein Sifu sei. Yip Man war sich klar über den Respekt, den ein Schüler für seinen Professor haben sollte! Einmal mehr sollten wir diese Lektion des RESPEKTS und Kung Fu eindringlich betrachten… Aber kehren wir zum heutigen Thema zurück. In diesem historischen Moment: als Yip Man nach Fatshan zurückkommt und seine von Leung Bik (direkte Abstammung von Leung Jan) erworbenen Fähigkeiten seinen Trainingskollegen, älteren Brüder der Schule und dem Rest der Wing ChunGemeinschaft in Fatshan zeigt, empören sie sich und behaupten ohne Scham: DAS IST NICHT WING CHUN! Ich möchte mir die tiefe Enttäuschung vorstellen, die der große Meister spüren musste beim Versuch sein System zu verbessern und die feinsten Aromen dieses hinreißenden Stils aufzuzeigen. Und er von seinen Kollegen weggedrängt wurde, weil er keine „Ästhetik“ besaß, die jener ähnelte, die seit Jahren praktiziert wurde. Heute passiert genau dasselbe. Beobachten wir neugierig: Obwohl er alle und jeden einzelner seiner Kameraden an technischem und kämpferischem Niveau übertraf, fuhr die große Mehrheit von ihnen damit fort, den großen Meister „Verräter des Stils“ zu nennen. Nur weil er andere Dinge trainierte und ausübte als die, die ihm sein Sifu unterrichtet hatte. Aber es ist mehr, er hatte mit einem Meister SEINER EIGENEN SCHULE, seines EIGNEN STILES geübt! Unglaublich! Sagt Ihnen das was? Gut...heute passiert genau dasselbe. Eine Frage des Pendels... Jahre später, als er danach gefragt wurde, was Wing Chun war und was nicht, gebrauchte Yip Man einige weise Worte, die für mich dieses System zusammenfassen und jeglichen Zweifel ausräumen. Er behauptete: „Wenn ich die Prinzipien des Wing Chun befolge...“ Die Prinzipien des Wing Chun werden oft lauthals von Ausübenden dieses Stils wiedergegeben, aber selten studieren sie diese tiefgehender für ihre Übungen 1. - Wenn der Weg frei ist, stoße vor 2. - Wenn du mit deinem Gegner zusammenstößt, bleib kleben 3. - Wenn seine Kraft größer ist als deine, gib nach 4. - Wenn sich der Gegner zurückzieht…folge ihm. Ich würde heute gerne die Wing Chun-Praktizierenden dazu einladen, ihr Tun kritischer und besonnener zu betrachten und zu vermeiden, den persönlichen Stil anderer zu verurteilen. Ich glaube fest daran, dass dieses System außergewöhnliche Kampfkünstler hervorgebracht hat (und weiter tun wird) und die einfache Tatsache, dass ihre Ästhetik sich von der Ästhetik Anderer unterscheidet, gibt ihnen kein „Patent“. Umso mehr sie beobachten und reflektieren, werden sie bemerken, dass es oft Personen gibt, die zwar Bewegungen mit einer gewissen Ästhetik ausführen, die „Wing Chun“ genannt wird, hinter der aber keinerlei Prinzip steht. Nur Choreographie. Man sagt, wer seine Vergangenheit vergisst, begräbt seine Zukunft. Betrachten wir die Geschichte dieses Stils und viele der Probleme, die uns heutzutage beschäftigen, werden verschwinden, wenn wir immer mehr begreifen, dass der einzige Weg eines Kampfkünstlers die tägliche Übung ist. Was die andern tun oder ihr persönlicher Stil, sollte uns gerade in einer per Definition INDIVIDUALISTISCHEN Kunst wenig interessieren. Der große Reichtum dieses Stils erlaubt uns, unterschiedliche Stile zu beobachten, so verschieden wie mein Singung K. Kernspecht, mein Sifu Victor, Sifu Saly Avcy, Sifu Emin und Sifu Tasos. Obwohl alle ihrer Erscheinung nach sehr unterschiedlich, sind sie auf kämpferischem Niveau außergewöhnlich. Deshalb sollten wir niemanden für seine Ästhetik verurteilen und versuchen, das Gute in jedem von ihnen zu sehen, um zu versuchen, unsere eigene individuelle Praxis zu verbessern. Ich hoffe, dies hilft Ihnen dabei, dieses System besser zu begreifen.

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Nach einer wahren Begebenhei

Das Telefon zu benutzen kann dir das Leben retten

Wenn die Polizeibeamten von einer Straßenecke aus Ausschau halten wollen, um eine “rote Zone” zu betreten, in der der bewaffnete Verdächtige für einen Überfall bereits vorbereitet ist, verwenden sie einen taktischen Spiegel, um hinter die Ecke zu spähen und so zu verhindern geschlagen oder erschossen zu werden. Natürlich, wenn die Zeit es erlaubt, wirft der Polizeibeamte gebückt einen ersten Blick auf den Boden, um den Spiegel dort zu platzieren. Man hofft, dass der Verdächtige den Spiegel nicht aufspürt, weil die Mehrheit der Leute ihre Zielobjekte, einschließlich hinter einer Ecke, in Brusthöhe suchen. In einer solchen Situation ist es schwierig, einen in Bodennähe angebrachten Spiegel zu entdecken. In Spezialoperationen sind die Teams schon einen Schritt voraus, wenn sie jemanden hinter einer Ecke suchen, weil sie eine an einer teleskopischen Röhre befestigte Kamera verwenden, die ihnen auf einen Monitor ein elektronisches Bild sendet. Es ist nicht notwendig zu erwähnen, dass diese Ausrüstung sehr teuer ist.

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Selbstverteidigung Vor einigen Monaten kam mir die Idee, mein Telefon zu benutzen, da ja die meisten Smartphones gute Film-und Fotokameras besitzen. Seit 20 Jahren bin ich dabei Polizeipatrouillen und Soldaten der Spezialoperationen Methoden zur schnellen Veranschaulichung zu lehren. Und ich habe meine Techniken mit den neuen Technologien, die aufgekommen sind, kombiniert. Manchmal sind die einfachsten Ideen am schwierigsten durchzuführen. Die Verwendung von Handykameras hat für mich eine Entwicklung in diesem Prozess bedeutet. Als mir diese Ideen in

In meinem beliebten Tageskurs des Niveaus 2, Kenntnis der Situation genannt, bringe ich meinen Studenten bei, Film-und Fotokameras von Handys zu benutzen um ein „Verbrechen im Gange“ aufzunehmen. Ich bereite die Simulation eines Streits vor, einen realistischen Schauplatz und bringe die Zeugen dazu, den Vorfall mit ihrem Handy von einer „sicheren Entfernung“ aus zu filmen. Es kann sich um egal welche Situation handeln. Von einem häuslichen Streit, bei dem der Mann seine Freundin festhält, bis zu einem terroristischen Angriff. Diese Bilder eines echten Verbrechens in einer realen Situation können für die Behörden viel wert sein, um die Schuldigen zu orten und zu verfolgen. Nicht zu vergessen natürlich die Tatsache, dass man so ein Exklusivvideo zum Verkauf an die Medien besitzt. Nach häufigem Trainieren ist der Verstand bereits dafür ausgebildet, um ein Handy als Werkzeug gegen das Verbrechen zu verwenden, und fast die ganze Welt trägt eines mit sich. 2012 habe ich in meinen Kursen über Spezialoperationen, wie jeder andere Kurs beinhaltet dieser auch das Betreten von Zimmern und Fahndung in Gebäuden, viele männliche Mitglieder des Militär-und Polizeipersonals trainiert. Ich bringe meinen Studenten bei, wie sie taktische Blicke hinter gefährliche Ecken bewerkstelligen können. Zuerst mit ihren eigenen Augen und dann mit Spiegel. Ein guter taktischer Spiegel ist ein flacher und rechteckiger, ausgestattet mit einer Schutzabdeckung auf der Rückseite. Warum flach und rechteckig? Weil hinter eine Ecke zu spähen keine leichte Aufgabe ist, wenn man nicht dafür ausgebildet wurde. Es scheint einfach, aber Anfänger verlieren beim ersten Mal normalerweise viel Zeit. Um jemanden auf der anderen Seite hinter einer Ecke schnell und einfach aufzustöbern, musst du deinen Spezialspiegel hervorholen und ihn auf dem Boden vor Anmerkungen zu den Fotos dir aufstellen. Man muss Foto 1: Wenn man einen taktischen Spiegel in Polizei-und zuerst den Horizont auszumaMilitäreinsätzen verwendet, wird das Telefon unten am Boden positioniert, um den Horizont zu finden. Man bewegt chen. Das ist dein erster das Telefon um die Ecke herum, um die Füße der Person, die Orientierungspunkt. Natürlich, wenn du bewaffnet bist, solltest einen Hinterhalt plant, zu finden. Foto 2: Du kannst es nicht nur für das Training in einem du mit der Spitze deiner Waffe Zimmer benutzen und vermeiden, gefangen oder erschossen auf die Ecke zielen, wo der zu werden, sondern auch ein Foto als Beweismittel Verdächtige bereits gerüstet ist, aufnehmen. um dich zu überfallen und überraschen, während du in den den Sinn kamen und die Möglichkeiten, Spiegel schaust. Wenn du einmal den sie in Situationen der persönlichen Horizont gefunden hast, was mit einem Verteidigung zu verwenden, habe ich sie rechteckigen Spiegel einfach ist, fängst letztendlich in die Techniken und du an, den Spiegel zu drehen, um die Methoden des Selbstschutztrainings ein- Horizontlinie zu finden. Zuerst versuchst gegliedert. du, die Füße des Verdächtigen zu orten

und danach, wenn du sie siehst, fängst du an, den Spiegel zu bewegen, um den Körper des Verdächtigen zu sehen. Natürlich ist die Mehrheit der Handys flach und rechteckig mit einem Bildschirm, auf dem man das Bild sehen kann. Anstatt des Spiegels kannst du einfach die Handykamera verwenden. Ich habe wirklich oft ein Zimmer besser mit meinem Handy gesichtet als mit einem Spiegel, und zudem kann ich aufnehmen, was ich sehe. Natürlich kannst du erkennen, wie wertvoll deine Bilder deiner Handykamera sind, wenn du Opfer eines Terroranschlags bist und hinter einer Ecke von deinem Versteck aus sehen willst, ob einer der Terrorristen dir hinterherkommt. Oder es kann sich um einen Überfall in einem Büro handeln oder einer Schule oder irgendein anderer Fall. Anstatt dass du geschlagen oder in den Kopf geschossen wirst, wenn du versuchst einen Blick zu riskieren, kannst du den Horizont vor dir sehen und damit beginnen die Linse deiner Kamera in Richtung der „heißen Zone“ zu bewegen. Und nur ein kleiner Teil deines Handys ragt aus der Ecke heraus. So kannst du wissen, was dort draußen passiert. Trotzdem, du musst beachten, dass ein Spezialspiegel und eine Handykamera, für taktische Ziele verwendet, ihre Grenzen haben. Du kannst mit ihnen zum Beispiel große Objekte nicht sehen, oder in schattigen Gegenden oder dunklen Zimmern. Und apropos dunkle Zimmer: der Bildschirm des Handys leuchtet und in Situationen mit sehr geringer Sicht geben sie viel Licht. Aber trotzdem solltest du nicht deine Position erleuchten, auch deshalb ist die Aufnahmefunktion sehr nützlich. Du kannst den Teil des Bildschirms, der Licht abgibt, bedecken, die „heiße Zone“ aufnehmen und danach an einen sicheren Platz gehen, um das Video zu sehen. Trotzdem, ab dem Moment, in dem du deine Augen vom Objekt abwendest, einschließlich in derselben Sekunde, gehst du das Risiko ein, nicht die aktuellsten Informationen zu haben. Während du das Video siehst, kann der Schütze den Ort gewechselt oder sich in deine Richtung bewegt haben. Das augenblickliche Sehen ist immer das Beste, aber der Kampf ist fließend und du musst das Beste geben. Halt dich einfach von der Gefahr fern. Wie du siehst, nützt diese Technik nicht nur dem Spezialisten und wurde für diesen erfunden, sondern für jeden, der sich in einer Gefahrensituation wiederfindet und sich hinter einer Ecke aufhält. Wie für jede Technik musst du dein Muskelgedächtnis mithilfe von Übungen vorbereiten. Das jemand in deinem Zimmer ist, ohne dir zu sagen wo, und nun fang an die Technik zu üben, so wie ich sie dir beschrieben habe. Mit diesem Training wirst du dazu fähig sein, versteckte Personen und Objekte hinter einer Ecke aufzuspüren, jedes Mal schneller. Es ist ein schwieriges Ziel.

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Der erste Schritt des “Erwachsenwerdens” in einer traditionellen Hung Gar Ausbildung beschreiben viele Schüler als das erlernen der ersten Hauptform des Systems. Der Gung Gee Fook Fu Kuen. Oder zu Deutsch “Die Tiger besiegende Faust”. Zu antiken Zeiten war der Tiger in China das stärkste bekannteste Tier. Weder im Tierreich noch unter den Menschen konnte es jemand mit diesem majestätischen Geschöpf auf-

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nehmen. Und genau dass soll uns der Name der Form sagen: “Hast Du diese Form gelernt, so wirst Du selbst das Stärkste, den Tiger, besiegen.” Doch dies ist nicht nur Aberglaube. Tatsächlich, so bezeugen erfahrene Meister, hebt die Gung Gee Fook Fu Kuen den Schüler auf eine neue Stufe im Hung Gar Programm und bringt ihn in allen Aspekten des Systems weiter. In körperlicher, gesundheitlicher sowie mentaler Hinsicht.

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Entwicklung Partnerform Obwohl mit Formen wie der Gung Gee Fook Fu Kuen wichtige Meilensteine in der Ausbildung des Hung Gar gelegt wurden, strebten Praktizierende immer wieder danach, das System zu perfektionieren und neue Wege zu finden, um den Schüler schneller ans Ziel zu bringen: Nämlich ein ausgebildeter Kämpfer zu werden. Mit dem Trainieren von Formen, also festgelegte Abläufe von Bewegungen, kämpft der praktizierende Schüler gegen imaginäre Feinde und trainiert so seine Fähigkeiten. Dies funktioniert so gut, dass man selbst als Schüler ohne abgeschlossene Grundschule, durch reines Formentraining, verbesserte Kampfskills erarbeiten kann. Trotz dieser Tatsache, fehlte eine Zwischenstufe. Einen Übergang zwischen Formen und dem echten Kampf mit Gegner oder Sparringpartner. Aus solchen und ähnlichen Überlegungen entstanden sogenannte Partnerformen. Anders als gewöhnliche Formen, werden diese in der Regel zu zweit ausgeführt und führen zugegeben, zu vorbestimmten, aber nicht minder gefährlichen Kampfsituationen zwischen den Ausübenden. Der Vorteil solcher Partnerformen liegt ganz klar auf der Hand: Man arbeitet mit einem Partner und somit mit solidem Körperkontakt. Man erhält aktiven Input und kann diesen mit vorgegeben Techniken sinnvoll verwerten und dabei seine Skills verbessern. Dies motivierte die Hung Gar Meister eine Partnerform, mit den Vorzügen einer Gung Gee Fook Fu Kuen, zu kreie-

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ren. Es entstand die Gung Gee Fook Fu Doy Dar! Bei Formen wie der Gung Gee Fook Fu Doy Dar geht es wie erwähnt um mehr als einen Ablauf zu absolvieren. Man hat einen Trainingspartner, einen gespielten Gegner. Das Timing und die “Echtheit” der genutzten Kraft spielen eine enorme Rolle. Denn der Partner wird darauf eingehen und für seine Technik wiederum Timing und Kraft bestimmen. Daraus resultiert im Endeffekt ein echter Kampf, bei dem beide Seiten zwar wissen, was als nächstes folgt, man sein Gegenüber aber immer noch durch echte Skills

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austricksen und somit “besiegen” kann. Gerade mit Techniken aus der Gung Gee Fook Fu Kuen entstehen einige, nicht ungefährliche Situationen zwischen den Ausübenden.

Damals und Heute Das erlernen der Gung Gee Fook Fu Doy Dar war schon immer eine besondere Herausforderung für Schüler des Hung Gar. Insbesondere der Chiu Linie. Gerade unter Grossmeister Chiu Chi Ling (10. Dan), der als kampferfahrenes Stiloberhaupt die genauen

Abläufe natürlich kennt, die Form aber völlig frei und improvisiert vermittelt. War es der linke Fuss, oder doch der Rechte? “Spielt keine Rolle” meint der Grossmeister. “Am Ende musst Du mit dem arbeiten können, was Du als Input bekommst”. Ein wahrer traditioneller Grossmeister eben. Etwas anders verhält es sich da bei seinem offiziellen Stilnachfolger und Meisterschüler, Meister Martin Sewer (8. Dan). Als Europäer hatte er als einer von wenigen, die Herausforderung gepackt und selbst eine so komplexe Form wie die Doy Dar in das strukturierte Ausbildungsprogramm seiner


Kung Fu Schule, der KUNG FU SCHULE MARTIN SEWER, aufgenommen. Zum Vorteil seiner Schüler. Viele Schüler streben auf ihrem Hung Gar Weg nach der Gung Gee Fook Fu Doy Dar, da auch in ihr lehrreiche Lektionen und Prinzipien erwartet werden. Zu recht! Doch der erfahrene Schüler weiss: Es gilt nicht nur den Ablauf in den Kopf zu bekommen. Sondern die Form zu verstehen, ihre Feinheiten zu erkennen und schlussendlich in seine eigenen Skills einfliessen zu lassen. Und auch über seine Mitschüler lernt man mehr:_“Sigung sagte mir einmal, dass man den wahren Charakter einer Person aus einem Duell sofort ableiten kann” so ein eifriger Aspirant für den 2. Dan. “Und er hatte natürlich recht! Sobald Du mit jemanden die Gung Gee Fook Fu Doy Dar praktizierst, kannst Du sehr gut einschätzen, was für ein Typ Mensch das ist”. Um so mehr freut es die

Schülerschaft und Fans der KUNG FU SCHULE MARTIN SEWER, dass die Veröffentlichung der offiziellen Gung Gee Fook Fu Doy Dar Lehr-DVD naht. Unter der Leitung von Meister Martin Sewer selbst, zeigen zwei seiner Instruktoren die Partnerform in voller Länge und Einsatz. Natürlich beinhaltet der Lehrfilm auch geführte Ausschnitte von speziell ausgesuchten Anwendungen der Form, erklärt und beschrieben von Sifu

Martin Sewer selbst. Genau mit Hilfe solcher Lehrfilme kann der Schüler sein eigenes Training unterstützen, seinen Horizont im Verständnis um das Hung Gar System erweitern und seinen Fortschritt noch schneller vorantreiben. Auch für Fans ein absolutes Must Have!

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Weng Chun's 6 Prinzipien Langstock Teil 1 Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass die Hauptwaffen des Weng Chun der Langstock und die Doppelmesser sind. Ein wichtiges, altes Weng Chun Sprichwort lautet: „Die Faustformen sind die Samen, der Langstock ist der Lehrer und die Doppelmesser sind Mutter und Vater.“ Dies ist der erste Artikel, der sich mit Waffen beschäftigt. Sein Gegenstand ist der Langstock, da er einen der Anfänge der chinesischen Kampfkünste darstellt. Die historischen Shaolin Mönche waren für ihre Meisterschaft mit dem Langstock bekannt. Ihre friedfertige Philosophie erlaubte ihnen lange Zeit keinerlei Gebrauch scharfer Waffen und so wurden sie Experten für den Langstock. Weiterhin besiegten sie japanische Piraten, die mit Samurai Schwertern bewaffnet waren und machten es sich zur Aufgabe die Armen und Unschuldigen vor bewaffneten Banditen zu beschützen. Einer Legende zufolge verteidigte ein Shaolin Koch den Tempel mit seinem Langstock gegen eine Räuberbande. Eine ähnliche Geschichte erzählt uns vom letzten Abt Südshaolins, Chi Sim, der auf der Roten Dschunke anheuerte und Tiger Wong besiegte. Diese beiden Shaolin Mönche repräsentieren eine Emanation des buddhistischen Shaolin Schützers Kimnaro (im Indischen wird er Vajrapani genannt), der einen Langstock in der Hand hält und in einem eigenen Tempel in Nordshaolin verehrt wird. Das gut konzipierte Weng Chun Trainingssystem ermöglicht es, den Gebrauch des Langstocks leicht zu erlernen. Die Prinzipien können auf jegliche Art von Waffen und Kampfwerkzeuge übertragen werden. Besonders interessant ist auch, dass die Körperarbeit und die Strategien ebenso für waffenloses Kämpfen gebraucht werden. Demnach besteht also ein fließender Übergang zwischen allen

Kampfdistanzen sowohl mit als auch ohne Waffen. Auch mein Lehrer Großmeister Wai Yan gebrauchte den Langstock, um sein Geschäft auf dem Marktplatz in Hong Kong zu verteidigen. Seine Meister benutzten ihn, um Dörfer und Ländereien, zu einer Zeit in der Banditen durch das Land streiften, beschützen zu können. Aus diesem Grund wurden die Weng Chun Großmeister von den Leuten auch „Könige der Langstöcke“ genannt. An dieser Stelle möchte ich die Verdienste von Großmeister Fung Siu Ching, Großmeister Tang Suen und Großmeister Pak Cheung hervorheben. Ein interessanter Fakt ist zudem, dass der berühmte Wing Chun Stil des Yip Man einen Teil der Weng Chun Langstock Methode übernahm und in sein System integrierte. Vor mehr als einhundert Jahren praktizierte Wong Wah Bo die Langstock Form auf der Roten Dschunke, später lernte der Wing Chun Großmeister Leung Jan Teile dieser Form von Großmeister Fung Siu Ching. Auch Großmeister Yip Man lernte Teile der Weng Chun Langstock Form an der berühmten Kung Fu Schule Wai Yans, genannt Dai Duk Lan, wo auch ich von ihm unterrichtet wurde. Da der Gebrauch von Waffen für viele chinesische Meister geheim war, wurde die richtige Anwendung nur an sehr loyale Studenten weitergegeben, die selbstverständlich lange Zeit vorher geprüft wurden. Wie schon erwähnt, wird der Langstock im Weng Chun als Lehrer bezeichnet (chinesisch: kwun wai si). Er veranschaulicht nicht nur die räumlichen Dimensionen der Kung Fu Techniken für den Übenden, seine Anwendungen können auf jegliches alltägliche Objekt und den waffenlosen Kampf übertragen werden. Da der Langstock keine Klinge besitzt, muss der Kämpfer in der Lage sein, seine Kraft auf die Spitze des Stocks zu bringen. Wenn er seine Waffe effektiv nutzen möchte, so muss er eins mit ihr werden. Das Sprichwort „Kwun Mo Leung Heung“ (im Chinesischen: „Der Langstock

macht nie zwei Geräusche“), beschreibt sehr gut die Art des Kämpfens mit dem Weng Chun Langstock: man versucht den Angreifer (seinen Arm) direkt zu treffen, anstatt seine Waffe zu blocken. Ist dies nicht möglich, wird seine Waffe sozusagen als Spur benutzt, um Zugang zu seinen Armen zu erlangen und ihn zu entwaffnen und seine Balance zu zerstören. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Gegner dadurch zu kontrollieren, dass man schnelle Schrittarbeit anwendet und er seine Waffe dadurch nicht mehr einsetzen kann. In diesem Stadium besitzt der Gegner lediglich ein „tote“ Waffe, während der Weng Chun Kämpfer eine „lebendige“ Waffe sein eigen nennen kann. Versucht der Angreifer zu blocken, so verwendet man seine Energie gegen ihn, um ihn zu attackieren. Im nächsten Artikel werde ich das Weng Chun Langstock Trainingsprogramm beschreiben. Dies beinhaltet: - Ging (Kraft) Übungen mit dem Langstock - grundlegendes Kampftraining mit den 6 Schlüsseltechniken - die Anwendung der Luk Dim Boon Kwun im Kampf gegen einen einzelnen Gegner mit verschiedenen Waffen - Chi Kwun Bewusstseinstraining mit dem Langstock, im Kampf gegen einen sich wehrenden Angreifer. Die Strategie hierbei beinhaltet das Überbrücken des Gegners auf eine sichere Art und Weise, indem man seine Waffe und seine Kraft ablenkt, ihn aus dem Gleichgewicht bringt und seinen zunächst “lebendigen“ Langstock in einen „toten“ verwandelt. - das Verständnis und die Anwendung der 6 1/2 Prinzipien Langstockform Luk Dim Boon Kwun - die Langstock Puppe Kwun Chong - Bagua Kwun Kampf gegen multiple Gegner - spezielle kreisende Kiu (Brücken) Kwun Übungen unter Anwendung der vierzehn Bagua Kwun Langstock Prinzipien


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Text und Fotos: Salvador Herraiz, 7. Dan de Karate New York, 2010

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Ja, du liest gerade “Budo International” und nicht ein Reisemagazin, und ja…das ist die Skyline von New York, dem „Big Apple“, die Stadt, in der der Meister Oyama lebt. Eine Schlüsselfigur in der Geschichte des Karate des Oyama Masutatsu. Unser Gast ist vielleicht der Kyokushin-Meister mit dem größten Ruhm weltweit. Shigeru Oyama (dessen Familie dem Kanji ihren Nachnamen schuldet, die ganze Welt weiß ja, dass Oyama Koreaner war) ließ sich 1967 in Amerika nieder, was ihn sehr wahrscheinlich um die Möglichkeit brachte, der offizielle Nachfolger des legendären Schöpfers des Kyokushin zu sein. Unser Mitarbeiter Salvador Herraiz ist kürzlich nach New York gereist, um sich mit dem Meister Shigeru Oyama zu treffen. Er bringt uns heute seine Geschichte, Gedanken und Worte aus einer seiner epischen Erzählungen nahe, die Schritt für Schritt gehen, Monat für Monat und von diesen Seiten aus die Geheimnisse der Geschichte des Karate enthüllen. Lasst es euch nicht entgehen! 79


Reportage Sehr zentral in Manhattan, aber fast versteckt in einem augenscheinlichen Bürogebäude findet man das Dojo von Shigeru Oyama. Während meines Aufenthalts in New York finde ich mich einige Tage im Dojo ein. Das Ambiente ist freundschaftlich und ehrlich. Ich fühle mich wohl dort. Shigeru Oyama behandelt mich herzlich, sympathisch, ja sogar witzig, als die Vertrautheit zunimmt. Shigeru Oyama wurde 1936 in Tokio geboren, genauer gesagt am 7. Juli. Shigeru war der zweite von vier Söhnen einer in Japan wohnhaften koreanischen Familie mit großem geschäftlichem Erfolg. Nach kurzer Zeit wurde er in die Praxis des Karate durch einen Verwandten namens Nauru eingeführt. Nauru war BiologieProfessor an der Universität in Kyoto und übte manchmal Karate im Garten des weitläufigen Hauses, mit Zustimmung von Shigerus Vater, der selbst Liebhaber dieser Kampfkunst war. „Mein Onkel war ein Meister des Goju-Ruy mit demselben Niveau wie Gogen“. Ehrlich? „Ja. Es war nur so, dass er nicht von der Linie des Chojun Miyagi kam.” Es trafen sich viele Koreaner dort und einer von ihnen fing an, für die Familie so unterschiedliche Arbeiten (oder vielleicht nicht) wie Babysitter und Bodyguard auszuführen. Es handelte sich um Yong I Choi, später bekannt als Masutatsu Oyama, zu Ehren der Familie unseres heutigen Protagonisten, die ihm einen Unterschlupf und Unterstützung gab. Shigeru erinnert sich gut an jene Momente: „Masutatsu Oyama war Schüler eines anderen Koreaners seiner Provinz, der ebenfalls Karate im Garten meines Hauses lehrte, Nei Chu So. Und der auch mit anderen trainiert hatte, wie mit Funakoshi…Aber Masutatsu hatte kein Geld, um ein Dojo zu eröffnen, weshalb er eine bedeutende Gruppe im Garten meines Hauses unterrichtete.“ Interessanter Garten, der seines Hauses. „In Wirklichkeit war mein Onkel derjenige, der Masutatsu den Namen Oyama gab, nachdem dieser aus Korea gekommen war.“ In Wahrheit aber scheint es so zu sein, dass der neue Name für Masutatsu später kam, durch Vermittlungen des ersten koreanischen Botschafters in Japan nach dem 2.Weltkrieg, Mr. Lee. Der 2. Weltkrieg machte die Geschäfte der Familie zunichte, und zusätzlich verwandelten sie sich in ein terroristisches Ziel der kommunistischen Guerilla, weil der Vater Shigerus der Gründer der südkoreanischen demokratischen Partei war und seinen Sitz in Tokio hatte. Masutatsu half im Rahmen des Möglichen der Familie und besonders Shigeru, der sich deshalb in die Universität von Japan einschreibt und ihn darum bittet, mit ihm Karate zu lernen. „Von Beginn an begeisterte mich Karate. Ich war so konzentriert auf Karate, dass ich alles um mich herum vergas. Nach dem Üben fühlte ich mich großartig. Masutatsu Oyama war wie ein zweiter Vater für mich. Es waren viele gemeinsame Jahre. Er pflegte Sanchin mit der Ibuki-Atmung zu machen, aber was er nicht mochte, war der Kampf. Für ihn war Kihon und Kumite wichtig. Unsere Übungen dauerten vier Stunden und davon war nur eine halbe

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Stunde für das Kata. Die restliche Zeit war Kampf und viel körperliche Vorbereitung.“ Mitte der 60er Jahre ersucht Masutatsu Oyama Shigeru, nach Amerika zu gehen und sich der Entwicklung von Karate dort zu widmen. Richard Bernard hatte Masutatsu geschrieben und ihn darum gebeten ihm einen japanischen Ausbilder zu schicken. Shigeru versuchte mehrere Male abzulehnen, was Mas Oyama jedoch nur dazu herausforderte, ihn als „Angsthase“ darzustellen und ihn mit dem Gerücht „Shigeru will nicht nach Amerika, weil die Amerikaner zu groß und zu stark für ihn sind“ in Verlegenheit zu bringen. Shigeru versucht Masutatsu zu erklären, dass das nicht wahr sei, aber der Gründer des Kyokushin hält dagegen: „Beweis es“. Aber Masutatsu hatte sogar noch eine weitere Überraschung für Shigeru parat, bevor dieser nach Amerika aufbrauch. Du musst davor die Bewährungsprobe der 100 Kämpfe machen, sagte er ihm. Shigeru bereitete sich bewusst während des Unterrichts, den er im Honbu Dojo erteilte, wo er bereits Chefausbilder war, vor. „Ich habe sie ohne Schwierigkeiten bestanden, ich war bereits gut ausgebildet und das fühlte ich und wusste es. Als ich aufhörte, ließ ich mich röntgen und entdecken mehrere gebrochene Rippen. Es war das Härteste, was ich je getan hatte. Du kämpfst nicht nur mit deinem Körper, sondern mit deinem Geist. Es sind 50 Personen und du kämpfst mit jeder zweimal. Nach der Hälfte der Kämpfe wird die Sache schwierig, weil du keine physische Kraft mehr hast, aber auf der anderen Seite kennst du die Gegner bereits gut und sie wissen, dass du für etwas wichtiges kämpfst und dass du dazu bestimmt bist, es zu schaffen.“ 1967 zieht Shigeru, bereits verheiratet, nach Amerika und ließ sich von Beginn an in New York nieder. Fast ohne ein Wort englisch sprechen zu können und mit knapp einer Handvoll Dollars in der Tasche. Nach sieben Jahren in White Plains hatte sich Oyama einen Namen gemacht. Aber es kostete Shigeru viel, sich dort einzugewöhnen. Alles war so anders! Oft war er versucht, nach Japan zurückzukehren, aber Masutatsu kümmerte sich darum, ihm diese Absicht zu nehmen. „Ich erhielt einen Brief von Masutatsu Oyama, in dem er mir sagte: Komm nicht nach Japan. Bleib in Amerika und stirb in Amerika.“ Ich blieb besorgt, aber schließlich wurde alles gut.“ Er zog nach Fairfield, Connecticut und weiterhin wuchs seine Berühmtheit. Sein Bruder

Yashuiko kam ebenfalls nach Amerika und eröffnete ein Dojo in Alabama. Aber mit der Zeit können Entwurzelung, Unterschiede vorbeischauen…. Und tatsächlich, im November 1975, hatte die Beziehung Shigerus zur KyokushiOrganisation sich verringert und 1981, nach 30 Jahren mit ihr, gründet er unabhängig die sog. World Oyama Karate Organization (WOKO). Ein bisschen später, 1983, lässt sich Oyama in Manhattan nieder, wo sein Dojo zu einem Angelpunkt des Karate in Amerika wird. Am 20. Januar 1984 überreicht Masutatsu Oyama Shigeru ein wunderschönes graviertes Schild, auf dem er seine Dankbarkeit für eine lange und wichtige Arbeit mit den folgenden Worten ausdrückt: “Für Shigeru Oyama. Diese Auszeichnung ist der Beweis unserer Anerkennung für seine lange Widmung und Hingabe für die Verbreitung von Karate in seinem Land, und für seine Anstrengungen, alle Hindernisse zu überwinden, um dabei zu helfen, die Ideologie des Karate Kyokushin zu entwickeln. Internationale Karate Organization Kyokushin Kaikan. Kanji Mas Oyama.“



Reportage Masutatsu Oyama hatte immer den Ruf, eine strenge, grobe, fast unsympathische Person zu sein. Ich glaube nicht, dass ich es je vergessen werde, als ich ihn 1988 bei einer meiner Reisen nach Japan um ein Treffen bat. In jenem Moment besann ich mich nicht darauf, dass seine Organisation in Spanien sich gerade mit der Federacion Española de Karate abplagte und ich stellte mich im Namen des Magazins dieser Federacion vor. Als Masutatsu Oyama mich das sagen hörte, wurde er wütend und sagte mir, wenn er mir seine Erklärungen über Karate gäbe und ich diese später verändern oder verfälschen würde, würde ich Probleme mit ihm bekommen. Probleme? Ich wollte nicht nur keine Probleme, sondern in diesem Moment stürzte auch der Mythos Oyama zusammen. Er, in einem Versuch, mit mir auf einen Nenner zu kommen, schlug mir später vor, dass ich ihm die Themen, an denen ich interessiert war, angab und er es mir schon sagen würde. Aber alles hatte sich verändert und ich hatte das Interesse an ihm verloren. Letztendlich blieb die Angelegenheit dort stehen. Dadurch wurde ich wieder draran erinnert als Masutatsu Spanien besucht hatte, um an einem Turnier in Barcelona teilzunehmen. Ich war aus Neugier dort gewesen und ich erinnere mich, wie der Begründer wie ein Filmstar vorgestellt wurde, umringt von Bodyguards, tragbare Kameras ihm vorhergehend. Ein Drumherum, das mich bereits zum damaligen Zeitpunkt ein bisschen enttäuschte. Im Unterschied dazu traf ich mich vor kurzem in Tokio mit Kikuko (Kuristina), der Tochter von Masutatsu und ihr Verhalten mir gegenüber war exzellent. Natürlich habe ich ihr nicht erzählt, was sich vor mehr als 22 Jahren mit ihrem Vater ereignete. Jetzt sind wir bei Shigeru, der Masutatsus Benehmen mit „die Art des Trainings des ganzen Lebens. Ein sehr intensives körperliches Training für die Abhärtung“, abtat. Aber Oyama ist wirklich sympathisch und freundlich im und außerhalb des Unterrichts. Das sorgt für die Änderung meiner Meinung hinsichtlich dessen, was ich erwartet hatte (ich hatte ihn grober im Umgang eingeschätzt). Bezüglich dessen hatte ich bereits mit anderen Meistern meine Überraschungen erlebt. Mit Masatoshi Nakayama war es eine sehr positive, mit Tsutomu Oshima in Los Angeles (Kalifornien) und trotz seiner Freundlichkeit…er vermittelte nichts dessen, was ich erhofft hatte, genauso wie Hidetaka Nishiyama. Shigeru Oyama erteilt den Unterricht, der in Wirklichkeit aus nicht mehr als einem Häufchen Personen besteht, mit Sympathie und Freundlichkeit. Er kann kaum etwas selbst machen. Vielleicht ist das jetzt die Rechnung für die exzessiven Trainings und die lebenslange Härte. Über die Tatami bewegt er sich mit Natürlichkeit, aber ohne viel körperliche Aktivität ausüben zu können. Wir verbringen nun schon ein gutes Stückchen Zeit mit Oyama im Dojo. Er hat keinen Stress und wir auch nicht. Das ist das legendäre Meisterdojo, das das weltweite Pilgerzentrum für das Kyokushin war? „Hier sind wir seit zehn Jahren. Davor waren wir sehr viele Jahre an einem anderen Ort, hier in der Nähe, in der 6th Avenue. Dort habe ich einen großen Teil meines Lebens verbracht. Aber seit zehn Jahren wollten sie das Gelände, um dort ein neues Gebäude zu errichten. Und weil sie mich gut auszahlten gingen wir.“ Momentan leitet, angesichts der Situation des Rückzugs des Oyama Sensei, der Meister Daisuke Matsumoto das Dojo, dem ich hier übrigens danken möchte für seine Erleichterung für mein Treffen mit Shigeru Oyama, der selbstverständlich Matsumoto sehr hoch schätzt. “Matsumoto kümmert sich um das Dojo, und ich komme nur noch ab und zu vorbei.” In der Eingangshalle können wir ein paar Fotos des Meisters Oyama sehen. In einem zerbricht er gerade eine gute Anzahl Ziegelsteine (ein sehr bekanntes Foto in der Welt des Karate) und ein anderes, auf dem er zusammen mit Ronald Reagan im Oval Office des Weißen Hauses erscheint. Er erklärt mir stolz: „Ronald Reagan war einer meiner Schüler. Er besitzt den 5. Dan.” Aber sein Schüler in Washington oder hier in New York? „Hier.“ Als Shigeru Oyama sein Dojo an diesen anderen Ort des „Big Apple“ umlagerte, wurde ein Großteil seiner Erinnerungen und Trophäen in eine Garage einer seiner Schüler gebracht. Er fuhr dorthin und als er das Schild sah, das ihm Masutatsu 1984 verliehen hatte, konnte er es nicht lassen, sich einige Momente der Melancholie hinzugeben und sagte: „Ich wollte Kyokushin niemals verlassen. Ich war sein ältester Schüler und ich vermisse meinen Sensei.“ In Japan waren die geschehenen Aufteilungen im Kyokushin wie in allen Karatestilen sehr wesentlich und alle fordern ihre Originalität und treue Nachkommenschaft. Tatsächlich waren nach dem Tod des

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Begründers die Gruppen, Reibungen, Untreuen etc., die sich ereigneten, beschämend. Wie verstehen Sie sich mit den unterschiedlichen Gruppen, die aus dem Kyokushin hervorgegangen sind? “Es ist sehr schade. Alle Schulen teilen sich nach dem Tod des Begründers. Immer kommen Probleme auf, und es gibt dazwischen Ehefrauen, Söhne, ehemalige Schüler…“, erklärt mir Shigeru Sensei mit einem Blick, jetzt ein wenig verloren auf dem Boden. „Es gibt acht Kyoku-Gruppen in Japan. Ich verstehe mich mit allen gut. In der Vergangenheit gab es einige Probleme aber jetzt nicht mehr.“ Shigeru redet durchgängig immer mit einem leichten Lächeln zu mir. In einigen bestimmten Momenten ändert er es für ein ernsteres Gesicht. Jetzt ist einer dieser Momente. „Masutatsu selbst hat Sokei Matsui als Oberhaupt hinterlassen. Später gab es einige Probleme mit der Familie. Ich habe eine gute Beziehung zu ihm. Vor seiner Weltmeisterschaft 1987 kam er oft, um mit mir zu trainieren. Ich half ihm, seinen Geist zu verbessern. Später siegte er in jener Weltmeisterschaft.“ Ich werde nicht derjenige sein, der das mit Shigeru Sensei ausdiskutiert, aber es scheint mir, dass die Form, wie Matsui das Erbe eines sehr ramponierten Oyama im Krankenhaus, sehr krank und müde, erhielt, keine geeignete war. Tatsächlich erklärte das Gericht ein wenig später das berühmte Erbe wegen seiner Beschaffungsmethode für ungültig. Aber wer bin ich um solch illustren Persönlichkeiten zu widersprechen? Außerdem ist das eine andere Geschichte. Während meines Aufenthalts in New York, um Meister Shigeru Oyama zu treffen, konnte ich mich eben einfach nicht ruhig halten und so schaute ich noch beim Dojo von Tadashi Nakamura vorbei. Eine andere Kyoku-Legende, die heute das so genannte Seido Karate anführt. Beachtliches Dojo! Zwei Geschosse Fitnesshalle, die untere mit einer modernen Tatami, Eingangshalle, Rezeption, ein Laden, Umkleiden...und das obere, mein bevorzugtes, mit einer enormen Tatami aus Holz. Beeindruckend! Weil Tadashi sich mittlerweile vom Unterrichten zurückgezogen hat, ist es nun sein Sohn Nidaime, der die Kurse gibt. Ich verpasse kein einziges Detail in einer seiner Unterrichtsstunden. Er ist ein angenehmer und offensichtlich sehr respektvoller und gastfreundlicher junger Mann. Ich frage Oyama bezüglich Nakamura: “Wir haben uns immer sehr gut verstanden. Er war wie ein Bruder für mich. Er ist sechs Jahre jünger als ich. Ich glaube, wenn er im Schoß von Masutatsus Organisation geblieben wäre, hätte er sein Nachfolger sein sollen.” Shigeru Oyama ist gegenwärtig 75 Jahre alt. Sein Leben war sehr aktiv und er hat zuerst in Japan und später in vielen Orten in Amerika, Kanada, u.v.m. Karate gelehrt. „Ich habe immer Karate trainiert, mein ganzes Leben. Niemals ist es mir langweilig geworden. Das Wichtigste ist die Basis und danach die Technik auf jeden Einzelnen abzustimmen. Später ist es Üben und Üben, wie wenn du einen Berg besteigen würdest, von dessen Gipfel aus du einen weiten und schönen Horizont wirst sehen können. Mein Karate hilft dabei, den Geist zu veredeln und dabei, dass die Schüler an sich glauben, gestützt auf die Grundlagen der Geduld, Tradition und Disziplin“. Während meines Besuchs begleiten mich meine Frau Olga und mein Sohn Brandon, die kein Detail meiner Unterhaltung mit Shigeru Oyama verpassen, weshalb der Meister erklärt... „Salvador, ich habe mit Masutatsu Oyama gelernt, seit ich ein Junge im Alter deines Sohnes Brandon war“. Jetzt frage ich ihn, Sie haben zwei Kinder, oder? „Ja. Sie sind beide Schauspieler.” Die Wahrheit ist, dass beide, sein Sohn Ted und seine Tochter Nahye, auch Karate auf hohem Level trainiert haben, vor allem sein Sohn. Jetzt ist es Oyama, der mich fragt. „Weißt du, wer Soni Chiba ist? Kennst du ihn?” Natürlich. Ein Karateka des Kyokushin aus Japan, der Actionfilme machte, oder? „Jawohl, allerdings. Er hat nämlich einen Film über mein Leben gemacht. “Ach, wirklich? “Klar.” Was kennt er von Spanien? “Ich kenne die Stiere, wie die, denen Masutatsu die Stirn bot”. Gut, erlaubt mir es anzuzweifeln, ob dieser wirklich dieselbe Größe und Kraft besaß, aber das spielt hier jetzt keine Rolle.


Karate

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Für Sifu Cangelosi gibt es nur ein Kung Fu, in dem die Stile nur Äste des gleichen Stammes sind und ein echter Kampfkünstler sollte alle üben. In dieser Gelegenheit präsentiert er uns eine Arbeit über das Chin Na, die Kunst des Greifens und Kontrollierens des Gegners. Es ist keine traditionelle sondern ein Kampfmethode, raffiniertes und ausgiebiges technisches Gepäck, das in allen chinesischen Kampfkunststilen zu finden ist, vor allem beim Tang Lang, Pa Kua oder Tai Chi Chuan, unter anderem. Im Laufe der Jahrhunderte hat es eine Entwicklung erlebt mit Techniken der Gelenke, Druck auf nervöse Punkte, Block von Sehnen und Muskeln, Würgen der Atemund Blutwege, Würfe, Schläge und Erschütterungen. Auf der fortgeschritteneren Ebene, sucht das Chin Na stets den Weg der Energie, das Chi und wird zur patenten Waffe, deren Kraft und Effizienz sich einstellen lassen und so vollkommenen Respekt für den Gegner erhalten. Eine ausgezeichnete Alternative um konfrontative Situationen unbeschadet zu lösen. In diesem zweiten Band geht Meister Cangelosi auf die Gelenkhebel gegen Ellbogen und Schultern, Handgelenke und Finger ein.

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Anlässlich des 100. Geburtstages von Imi Lichtenfeld entschied Yaron Lichtenstein, weltweit höchster Grad im Krav Maga und als 9. Dan von Imi selbst zertifiziert, ein ausführliches Projekt als Andenken des Schöpfers durchzuführen: eine Serie von 6 DVDS mit dem offiziellen Originalprogramm des Blauen Gurts, so wie er im von Imi 1971 veröffentlichten Handbuch steht. Die ganze Essenz des Systems, sowohl der physische, als auch der geistige Aspekt, taucht auf dem Niveau des Blauen Gurts auf, dem höchsten Niveau, das ein Schüler erreichen kann. In dieser Serie und mit Hilfe seines Sohnes Rotem, erklärt uns Großmeister Yaron detailliert alle Verteidigungen gegenüber frontalen unbewaffneten Angriffen, gegenüber Kicks, speziellen Übungen, mehreren Angreifer, Übungen für Situationen mit Würgen oder Greifen, alle Verteidigungen gegenüber Stock-, Messer- und Pistolenattacken, Messer gegen Messer und schließlich, die fortgeschritteneren Übungen des Programms: die Verteidigung gegenüber Gewehr mit Bajonette und seine Varianten. Ein Werk, mit dem Ihr die Größte von Imis Kreation begreifen könnt, die Größe des Krav-Maga als Selbstverteidigungskunst. Dieser 4. Band ist vor allem der Verteidigung gegen Messerattacken gewidmet, die für viele die größte Angst auslösen. In dieser Arbeit lehrt uns Großmeister Yaron, wie Imi diese Art von Situationen erfolgreich löste.

REF.: • YARON5

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Kampfkunstkino

EIN LEGENDÄRER SCHURKE Im Gebiet des Martial-Arts-Film waren vielleicht nur wenige dazu fähig, die Rolle des Schurken mit so viel Ernsthaftigkeit und Härte darzustellen, wie es der Koreaner Hwang Jang Lee vermochte. Jeden, der ihn einmal gesehen hat, wird die ungeheure Kraft wahrnehmen können, die er durch technische Geschicklichkeit seiner Beine entfaltet, genauso wie das Charisma vor der Kamera. Deshalb haben wir die folgende Monographie vorbereitet. wang Jang Lee ist ein sehr angesehener Großer Meister der koreanischen Kampfkünste. Die Geschwindigkeit seiner Tritte ist bekannter als sein Name, was nicht zuletzt an der Romanisierung des Koreanischen, Madarin oder Kantonesischen. (Hwang Jang Lee auch Hwang Jung Lee, Hwang Jeong Ri, Huang Zheng Li, Wong Cheng Li) Gegenwärtig besitzt er den 9. Dan des Tang Soo Do der World Moo Duk Kwan General Federation - und hat als Martial-Arts-Filmschauspieler mehr als 350 Filme auf seinem Konto. Diese Produktionen stammen vor allem aus Hong Kong, aber auch aus Südkorea und Taiwan, in denen er die Leinwand mit allen großen Meisters des Martial-Arts-Film teilte, von Bruce LeeKlonen bis Jackie Chan und Sammo Hung.

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ANFÄNGE UND ERSTE ARBEITEN 1944 in Japan von koreanischen Eltern geboren, kehrten Hwang und seine Familie nach Korea zurück, als er

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Text: Emilio Alpanseque Fotos: FL CITY PRODUCTIONS


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noch ein Baby war. 1958 begann der junge Hwang seinen Weg mit Taekwondo, gegen den Willen seiner Eltern. Nach sieben Jahren harten Trainings wurde er von der koreanischen Armee angeworben, als er gerade dabei war, den 7. Dan zu erreichen. Er wurde Ausbilder der Kampfkünste, sowohl in der koreanischen als auch in der vietnamesischen Armee. Genau während dieser Zeit passierte eine seiner unglücklichsten Geschichten. Ein nordamerikanischer Soldat, ins vietnamesische Heer versetzt, bestand darauf, Hwang leicht mit seinem Kampfstil mit einem Messer besiegen zu können. Und nachdem er eine Überraschungsattacke mit dem Messer versuchte, versetzte ihm Hwang instinktiv einen kreisförmigen Tritt in die Schläfe, und tötet ihn damit sofort. Die Tatsache, dass er den 7. Dan im Taekwondo innehatte, öffnete ihm auch die Türen des Martial-Arts-Film, und nachdem er an einigen südkoreanischen Produktionen mitgewirkt hatte, wurde Hwang vom Produzenten Ng See-Yuen in Hongkong unter Vertrag genommen, welcher nach dem Tod des legendären Bruce Lee auf der Suche nach neuen Talenten war. Der Film, der sein Debüt im Kino der ehemaligen britischen Kolonie kennzeichnete, war „Die Zwillingsbrüder von Bruce Lee“ (1976), zusammen mit John Liu, danach versuchte er sein Glück in kleineren Filmstreifen wie „Bruce Lee - Gigant des Kung Fu“ (1976), „Bruce Lee wir rächen dich“ (1977), „Eine Prise für tödliche Pfeifen“ (1977) und viele mehr. Damit wurde sein wahrer Aufstieg als Schurke bereits auf den Weg gebracht.

DIE STÄRKUNG SEINER KARRIERE 1978, als er seine Suche nach einem neuen Ansatz, der später den Martial-Arts-Film revolutionierten sollte, fortsetzte, übernahm Ng See-Yuen die Produktion zweier sehr wichtiger Filme: „Die Schlange im Schatten des Adlers“ (1978) und „Ein Halleluja für 2 Schlitzohren“ (1978). Beide waren unter Regie des weltweit bejubelten Yuen Woo-Ping, die Hauptrolle wurde vom internationalen Superstar Jackie Chan besetzt, der lobenswerte Simon Yuen Siu-Tien beteiligte sich und als Oberbösewicht der knallharte Hwang Jang Lee. Das Resultat hätte nicht grandioser sein können: Der Film brach mit allen damaligen Einnahmerekorden, einschließlich derer von Bruce Lee. Diese Filme wurden so unvermeidlich zu Klassikern des Martial-Arts-Films und öffneten einem neuen Stil innerhalb des Genres Tür und Tor: der Komödie des Kung Fu. Für seinen Teil setzte sich Hwang mit seinem speziellen Stil des „bösartigsten Bösewichts“ und seinen erstaunlichen

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Beinpraktiken und Tritten im Flug in Szene und es gelang ihm auch, den Martial-Arts-Film auf seine Art und Weise zu revolutionieren. Deshalb war er einer der ersten, der praktisch nicht die Fäuste beim Kämpfen benutzte, sondern der einzige, der dazu fähig war, in einem einzigen Schwung unterschiedliche Kombinationen aus drei Tritten in der Luft zu vollbringen. Und er schaffte es, ohne Seile Bösewichte auf die Leinwand zu bringen, die wirklich den Eindruck machten, unschlagbar zu sein. Dank alldem und mit diesen zwei großen Erfolgen unterm Arm, erhielt Hwang große Resonanz von der Fachkritik und verdiente sich einige Beinamen wie „Thunderleg“, „Thunderkick“, „Superkick“ und viele mehr.

RUHM UND LAUFBAHN Ironischerweise haben die zwei Filme, die den größten Erfolg bedeuteten, ihn fast seine Filmkarriere gekostet. Natürlich ist es sicher, dass die komplizierten Choreographien Yuen Woo-Pings Hwang erlaubten, seine besten Techniken so wie niemals zuvor zur Schau zu stellen. Es ist offen bekannt, dass es während der Drehs zu vielzähligen Problemen zwischen ihm und Protagonisten Jackie Chan kam. Man sagt, dass Chan, nachdem er von Hwang immer wieder geschlagen wurde, einschließlich eines Tritts in der Schlussszene von „Die Schlange im Schatten des Adlers“ (1978), der ihn ein paar Zähne verlieren ließ, erklärte, dass er niemals wieder zusammen mit Hwang arbeiten würde. Chan warf Hwang einen Mangel an Präzision, an Kontrolle seiner Fähigkeiten im Moment der Aufnahmen vor. Und so war es, sie arbeiteten nie mehr zusammen. Auch als Chan anfing, Regie in seinen eigenen Filmen zu führen, wie in „Meister aller Klassen“ (1980) und „Lord Dragón“ (1982), bevorzugte er es, statt dem namhaften „Thunderleg“ einen anderen großen koreanischen Experten, Hwang In-Shik, zu engagieren. Allerdings änderte diese Tatsache nichts an der Beliebtheit Hwangs, der seinen luxuriösen Status als Zweitrangiger während der folgenden Jahre mit Titeln wie „Knochenbrecher schlägt wieder


zu“ (1979), „Bruce Lee - mein letzter Kampf“ (1981), und „Im Auge des Taifun“ (1981) behielt. Letzteres ein denkwürdiger Streifen, der sein Debüt hinter den Kameras bedeutete und in dem wir ihn glaubhaft die Hauptperson der Geschichte und nicht den Schurken spielen sehen, obwohl der Film kaum vom Publikum beachtet wurde. 1982 schloss sich Hwang mit seinem Schüler und Schauspielkollegen Roy Horan zusammen, um den gewichtigen Dokumentarfilm „Art of High Impact Kicking“ (1982) zu produzieren, eines der besten und vollständigsten Anleitungsvideos über unterschiedliche Beintaktiken, das jemals gedreht wurde.

DIE HÄNDE ÖFFNEN TÜREN, DIE BEINE REISSEN SIE NIEDER Auf ewig charakterisiert durch seinen ernsten Anschein und seinen vernichtenden Blick, blieb Hwang jahrelang der bevorzugte Gegner und teilte diese Besetzung mit einigen der besten Schauspieler des Martial-Arts-Film, wie Sammo Hung und Yuen Biao in „Shanghai Police - die wüsteste Truppe der Welt“ (1986), Michelle Yeoh in „Dynamite Fighters“ (1986), Cynthia Rothrock und Loren Avedon in „Karate Tiger 2“ (1987) und viele mehr. Sein Geschick nicht nur mit den Beinen, sondern auch mit den Händen und zusätzlich noch seine Fähigkeit mit unzähligen Waffen umzugehen, unterschied ihn von anderen Filmberühmtheiten wie Casanova Wong, Dorian Tang, Hwang In-Shik, John Liu etc., die nur ihre Beine einsetzten. Hwang war immer dazu fähig, stundenlange Sequenzen mit Säbeln, Stöcken, Messer, etc. oder mit gut ausgearbeiteten Kung Fu-Stilen, für seine Filme erst erfunden, problemlos zu drehen. Anfang der 90er kehrte Hwang nach Seoul zurück, um zahlreiche Geschäfte zu übernehmen, unter ihnen eine Bodyguard-Agentur, ein Hotel und eine Fabrik für Golfprodukte. Unter seinen letzten Filmen stechen vor allem der nordamerikanische Film „Street Soldiers“ (1991) und die koreanischen Produktionen „Emperor of the

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Kampfkunstkino Underworld“ (1994) und „Boss“ (1996) hervor. Der letzte Film, manifestierte seinen Rückzug von der großen Leinwand, damit er sich vollkommen seinen Unternehmen und der Arbeit als Kampfkunst-Meister widmen kann. Hwang ist technischer Berater der Moo Duk Kwan General Federation und erteilt sehr oft Trainings und Schulungen auf nationalem und internationalem Gebiet. Er erhielt den 9. Dan im Jahr 2003.

LETZTE NOTIZEN Nachdem er sich fast dreizehn Jahre vom Kino zurückgezogen hatte, kehrte Hwang vor die Kameras zurück, um nie-

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mand geringeren als die SamuraiLegende Miyamoto Mushashi in der koreanischen TV-Serie „Return of Iljimae“ (2009) zu verkörpern. Anschließend übernahm die Filmgesellschaft Fl City Productions die Edition des Dokumentarfilms „Hwang Jung Lee, the Good Bad Boy“ (2012). Eine sehr interessante Reise über das Leben und Werk des „ewigen Bösewichts“, voller Interviews, Anekdoten und Geheimnisse bis hin zu Ratschlägen. Höchst empfehlenswert nicht nur für von seiner Karriere begeisterte Filmfreunde, sondern auch für Anhänger von Martial-Arts-Filmen generell. Derzeit wird von einer möglichen Teilnahme Hwangs in einer französi-

schen Produktion namens “Eagle's King“ gesprochen, in der er mit seinen 68 Jahren die Rolle eines skrupellosen Bodyguards und Söldners eines korrupten Unternehmens spielen soll. Der Film dreht sich um das Leben des chinesischen Meisters Liu Lihong, ein berühmter WushuMeister und Spezialist im Stil Yanyingquan. Von diesen Zeilen aus hoffen wir, dass dieses Projekt realisiert werden wird, um einmal mehr dem „Bösewicht der Schatten“ bei dem zuzusehen, was er am besten kann! Für mehr Informationen über “Hwang Jung Lee, the Good Bad Boy” besuch einfach www.flcity.org


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CHOY LAY FUT: DIM MAK (KUNST DER TÖDLICHEN BERÜHRUNG) In diesem Artikel werden wir euch mit einem fortgeschrittenen Training, das innerhalb des Choy Lay Fut-Stils ausgeübt wird, bekanntmachen. Er verdankt seine Wurzeln dem Einfluss von Süd- und Nordländerschulen, die die Persönlichkeit des Choy Lay Fut geformt haben. Der Choy Lay Fut enthält eine große Bandbreite an Schlägen, die Dim Mak genannt werden. Diese Art von Training wurde aufgrund seiner Wirksamkeit und seiner zerstörenden Kraft in der Regel nur sehr wenigen Schülern gelehrt. Es war ein System, das drei Jahre lang kontinuierlich geübt werden musste. In dieser Technik muss der fortgeschrittene Schüler vier wichtige Punkte lernen: • Ein körperliches Training auf hohem Niveau und physischem Anspruch • Er muss die unterschiedlichen Dim Mak-Schlagtypen kennen • Er muss ein Arzneimittel für dieses Training herzustellen wissen, das sogenannte Dit Da Jow (die Salbe der „Eisenhand“ / „la palma de hierro“ Technik) • Er muss die 12 Meridiane kennen, an denen die Nervendruckpunkte liegen, ebenso wie den Zeitplan des höchsten Energielevels lebensnotwendiger Organe Es ist sehr wichtig hervorzuheben, dass dieses Training von einem erfahrenen Meister und Dim MakKenner, das heißt, er hat es praktiziert, angeleitet werden muss. Im gegenteiligen Fall kann diese Technik Kampfkunst-Ausübenden ebenso äußerliche wie auch innere Schäden zufügen. Auf irgendeine Weise sollte der Meister, der die Dim Mak-Technik unterrichtet, Kenntnisse der Dit Da Jow-Arznei haben und mit ihr pflegen und heilen können. Das Dit Da Jow als Salbe wird nur rein äußerlich aufgetragen, um Muskeln, Sehnen, Gelenkentzündungen, Schläge, etc. zu behandeln. Wenn die Schädigung beim Ausüben von Dim Mak innerlich wäre, hätte man dasselbe Empfinden wie bei Übelkeit, einschließlich, dass es bis zum Erbrechen kommen kann. Das bedeutet, dass das Chi zerstört ist und man mit dem Training aufhören muss. In diesem Fall wird das Dit Da Jow innerlich angewendet, indem man Kapseln oder auch das Arzneimittel in Tee aufgelöst einnimmt. Beim Choy Lay Fut Jie-Gao Pedro Rico kann man mit dem bloßen Shaolin Choy Li Fut Schule Auge diese Art von c/ Bélgica nº 11 local Technik erkennen. Es existie976533296 ren einige spezielle Formen für diese Zaragoza - Spanien Art von Schlägen. Wir können verhttp://shaolinchoylifut.blogspot.com.es schiedene Arten nennen, bei denen

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Choi Li Fut Dim Mak-Schläge kontinuierlich angewendet werden, zum Beispiel: Zui Quan, auch bekannt als „Betrunkene Faust” oder „Drunken Boxing“ Die Form des Kranichs Die Form der Schlange Die Handfläche Buddhas etc. Die bekanntesten Dim Mak-Schläge des Choy Lay Fut können wir in zwei Gruppen einteilen: Schläge der Handfläche oder geöffneten Hand und Schläge der geschlossenen Faust. Zwischen den Schlägen der Handflächen können wir unterscheiden: Jing-ji, twei-jeung, dan-lan, dat-jeung, kup-jeung, pak-jeung, gong-jeung, chan-jeung. Bei den Schlägen der geschlossenen Faust haben wir pekchoe, chinan-choe, yum-tsop, chorchoe, pin-choe, hok-ji, etc. Die Schläge der Handfläche oder offenen

Hand müssen am sogenannten Tisch der Eisenhand/“Palma de hierro“ geübt werden, der aus einem Fundament aus Eichenholz oder aus einer Steinplatte besteht. Auf die Unterlage werden einige mit harten und trockenen Beeren gefüllte Säcke (man kann auch zum Beispiel Kichererbsen verwenden) gelegt. Wenn man bereits weiter vorangeschritten im Training ist, wird die Füllung der Säcke ausgetauscht. Früher legte man Eisenspäne hinein, heutzutage werden diese nicht mehr verwendet, weil das Pulver, was sich beim Dagegenschlagen vom Metall ablöst, giftig ist. Deshalb pflegten die alten Meister sich ein Tuch umzubinden, was Nase und Mund bedeckte. Tatsächlich hatten viele jener Meister Lungenleiden. Bei meinem persönlichen Training habe ich mich dafür entschieden, die Säcke mit Kieselsteinen oder auch den Steinen, die man für Aquarien verkauft, zu befüllen (egal

in welchem Fall, sie müssen gewaschen sein, damit sich kein Pulver löst). Im Fall von Faustschlägen, was ein fortgeschrittenes und präziseres Training ist, werden Ching-Jong oder Holzpuppen verwendet. Es gibt im Choy Lay Fut einige Ching-Jong speziell für diese Art von Training. Hat der Schüler einmal diese zwei Trainingsformen gemeistert, muss der Meister ihm die Nervendruckpunkte für die Schläge beibringen. Davon abhängig wo, können unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen werden. Schlägt man bestimmte Nervendruckpunkte, kann man unterschiedliche Körperstellen lahmlegen: Arme, Beine, Gelenke…wohingegen man mit anderen „verstummt“, die Atmung der Person, die geschlagen wurde, wird unterbrochen und sie verliert das Bewusstsein. Die dritte Art von Schlag wäre dieser, der direkt auf die lebensnotwendigen Organe wirkt und schwere Verletzungen und innere Blutungen (möglicherweise den Tod) verursacht. Deshalb wurde diese Technik nur sehr wenigen Schülern beigebracht. Was heutzutage unterrichtet wird, ist, wohin man nicht schlagen sollte, weil es sonst großen Schmerz verursachen würde, jenes Training jedoch wird nicht gelehrt. Die Lehre ist eine der größten Tugenden, du musst sie üben, bearbeiten, sie hüten und am Ende verschenken. Jie-Gao

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Er ist einer der großen Meister der russischen Kampfkünste; hinter diesen Wolfsaugen versteckt sich ein Meister der slawischen Künste. Einer, der die ganze Welt bereist hat und dadurch die revolutionären Formendes in der Sowjetunion entwickelten Kampfes bekannt gemacht hat. Heute stellt er seine erste DVD über internationales Budo vor. Lasst es euch besser nicht entgehen! Dimitri hat viel zu sagen, viel zu lehren. Beeindruckend!

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ieses System der Kampfkünste hat seinen Ursprung in den Spezialdiensten der einstigen Sowjetunion, wie dem KGB, (FSB), GRU, I n n e n m i n i s t e r i u m , Verteidigungsministerium (Luftbewegliche Infanterie, SWAT) und auch in der kulturellen Tradition der damaligen Sklaven. Viele Aspekte dieses Stils sind Staatsgeheimnisse. Unter den Operationsbedingungen des modernen Kampfes ist die russische Kampfkunst genauso zeitgemäß wie die militärischen Flugzeuge und ihre Ausrüstung. Sie ist eine mächtige Waffe, der Umgang mit ihr schwer zu erlernen, aber im Gegensatz zu den üblichen Waffen auch schwer wieder zu verlieren. 1923, nach der Aufspaltung des Heeres der Sowjetunion, brach der Krieg der Partisanen aus. Die Partisanen waren die Krieger, die die Nachhut des Angreifers lähmen mussten. Die Kämpfer brauchten ein militärisches Kampfsystem, um den Herausforderungen des Gegners trotzten zu können. Die Männer des Innenministeriums (KGB) brauchten ebenfalls ein Kampfsystem, um gegen die Terroristen, Banditen und illegalen Krieger zu kämpfen. Dank des Dinamo-Vereins entstand so der erste Verein der Selbstverteidigung, organisiert von Victor Spiridonov. Spiridonov hatte seine Fähigkeiten im zaristischen Heer erworben - die Techniken der Plastunen (Kosaken), die sich auf jeder Oberfläche bewegen konnten, ohne einen Laut zu verursachen und die Gegner unter schwierigsten Bedingungen schnappen konnten. Vladimir Ascshepkov und Anatoly Kharlampiev schlossen sich ebenfalls zusammen, um ein System der militärischen Selbstverteidigung zu entwerfen. Das System der beiden besaß seinen Ursprung in dem Sambo-Kampf (Selbstverteidigung ohne Waffen). Der Sambo wurde zu einer machtvollen Waffe für die Männer des Dienstes. Während des 2. Weltkrieges - 1941, gründete sich eine motorisierte Brigade

Fotos: Giuseppe D "Angelo (Porträt) Mira Grande Axelsson (naturgetreue Fotos)

für Spezialmissionen. Sie bestand aus ausgebildeten Sportlern, Meister in Kampfsportarten, Boxen, Tiro, Ski, etc. die speziell trainiert wurden. 1942 gründete sich der SMERSCH („Tod den Spionen“), um gegen die deutschen Invasoren zu kämpfen. Es organisierten sich ebenfalls Spezialgruppen, um Gefangene festzunehmen. 1950 bildete sich ein Spezialkommando innerhalb des GRU (Hauptverwaltung für Aufklärung beim Generalstab der Streitkräfte der Russischen Föderation). 1979 entstanden die Spezialeinheiten “GROM” und “ZENIT”, Vorgänger des bekannten “ALFA”. 1986 war ein Jahr des Wiederauflebens des militärischen Systems der Kampfkünste. Es wurde ein Forschungszentrum der russischen Kampfkünste gegründet. Es bildete sich eine Schule, geleitet von Alexey Kadochnikov. Es wurden Forschungsarbeiten in den Gebieten der Biomechanik, Kinematik und Bioenergie durchgeführt. Das System basiert auf dem Prinzip der maximalen Zurückhaltung der Anstrengung. Der Algorithmus der Situationsanalyse bildet sich auf einer unterbewussten mentalen Ebene, genau wie der der Voraussage und Entdeckung der optimalen Lösung für die Aufgabe. Das Geschick, um mit einem aggressiven System zu agieren und sich dieses Untertan zu machen, indem man die Psychologie des Kampfes untersucht, bringt einer Person ein Wissen von unbegrenzten Möglichkeiten. Wer dieses Kampfsystem dominiert kann spüren, dass er eine unsichtbare Bedrohung ausübt und so den Gegner schlägt, ohne körperlichen Kontakt zu haben, einfach nur indem er diese Energie benutzt. 1994 fingen die Spezialkommandos des GRU und des FSB an, diese modernisierte Methode zu verwenden.

Dmitri Skogorev, der Autor Dmitri Skogorev - ein Beamter einer speziellen Abteilung (Dienst des körperlichen Schutzes) unter der Verwaltung des

Bundesdienstes der Steuerbehörde und der Steuerpolizei in der Region Novosibirsk von 1995 bis 2001. Momentan ist er einer der wesentlichen Spezialisten in der Lehre der russischen Kampfkünste, in Russland wie im Ausland. Er ist Direktor der russischen Schule der Kampfkünste „Sibirski Vjun“ (SYSTEM „SV“) und Präsident des internationalem Zentrum der russischen Kampfkünste. Er ist Autor einer Vielzahl Bücher und einer stattlichen Anzahl von Programmen den Nahkampf betreffend. Er organisiert Kurse über dieses Thema in Russland und im Rest von Europa. Er ist ein ehrenwertes Mitglied der Organisation der Veterinäre der luftbeweglichen Infanterie und der Streitkräfte der Spezialoperationen “GUARDIA”. Er fing 1980 damit an, die Kampfkünste in der Sambo-Sektion des Dinamo zu lernen. 1981 bis 1984 wurde er in Karate von Sergey Danilov trainiert (ein international zertifizierter Taekwondo-Richter, 5. Dan). 1985 bis 1987 war er Teil des sowjetischen Heeres, in der Abteilung Nahkampf. Seit 1991 koordiniert er Treffen mit unterschiedlichen Vertretern der russischen Kampfkünste. 1998, 1999 und 2002 organisierte er Seminare unter der Führung von Alexey Kadochnikov (in der Stadt Krasnodar, Russland). 1991 nimmt er an einer Versammlung brillanter Repräsentanten der russischen Kampfkünste teil, wie G.N.Bazlov (Twer); 1992, mit A.I.Retjunsky (Präsident der russischen Vereinigung der Kampfkünste, St. Petersburg); 1992, 1995, 1996 und 1997, mit dem Fürst B.V.Golitsyn, (St. Petersburg, Familienstil); 1998, 1999, 2002, mit A.A.Kadochnikov (Krasnodar). Mit E.Bogaev 1994, 1995, 2000. Mit A.L.lavrov 2008 (Selenograd). Mit M.V.Ryabko 2009 (Moskau). Seit 1988 war Dmitri Skogorev dabei, eine strukturelle Analyse des Systems der russischen Kampfkünste zu systematisieren und auszuführen; er forschte dabei über angewandte Psychologie und Bioenergie, dessen theoretische


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Russische Künste Resultate und die daraus folgende praktische Entwicklung in die Programme der Lehre “Sibirski Vjun” mit einflossen. 2000: verbessert er seine professionellen Fertigkeiten am staatlichen Institut der Erziehung "Staatliches Institut für Gesundheit" (Gruppierung aus Novosibirsk) im "Traditionellem System zur Verbesserung des russischen Einzelkampfes": (Registratsionyj 0300072). D.V. Skogorev besitzt den Status eines internationalen Ausbilders (Großer Meister des RMA (Rusian Martial Arts, Anm. d. Ü.)-Systems „SV“ („Sibirski Vjun“) 2007 ist er der Hauptgründer und Koordinator der weltweiten Selbstverteidigungsorganisation (RMA System “SV”)

Die Lehre Die Schule der russischen Kampfkünste „Sibirski Vjun“ wurde von Dmitri Skogorev 1988 in Novosibirsk (Sibirien, Russland) gegründet. Die derzeitige Trainingsmethoden der russischen Kampfkünste, entwickelt von Dmitiri Skogorev, wurden durch die

Administración del Servicio Federal de Hacienda y Policía de Hacienda en Moscú (No. 3/114 fecha 20.06.97.) und auch durch die Administración del Servicio Federal de Hacienda y la Policía de Hacienda en la región de Novosibirsk (No.134/18 fecha 12-05-97) y por la Escuela Secundaria Especial de la Milicia de Novosibirsk, dependiente del Ministerio del Interior. (No.19 con fecha 7-05-97.) genehmigt. Das russische System der Kampfkünste beinhaltet unterschiedliche Aspekte: Militär (Heer, Polizei) und gemeinsame Selbstverteidigung (für die Zivilbevölkerung). Die Prinzipien der “Sibirskyi Viun”Schule gestatten den Ausbildern, den Schülern die Grundlagen des russischen Nahkampfes zu vermitteln. Die Bedeutung der russischen Kampfkünste liegt in der Schlichtheit ihrer Wahrnehmung und Philosophie. Ihre Lehre basiert auf einer Struktur (System), die erstens das Erlernen der Fundamente der Nahkampf-Verteidigung und das Beherrschen des Waffengebrauchs ermöglichen. Genauso wie den Erwerb der Geschicklichkeit, um auf einer begrenzten Fläche gegen zahlreiche

bewaffnete Gegner zu kämpfen und psycho-energetische Elemente anzuwenden. Die Schüler der “Sibirskyi Viun”-Schule lernen den Nahkampf mit Dmitri Skogorev, entsprechend seiner persönlichen Methodologie, nehmen bei militärischen Aktionen des russischen Verteidigungsministeriums teil, führen vom russischen Innenministerium vertraulich erteilte Aufgaben durch und koordinieren die Einsätze. Sie werden fähig sein, in Extremsituationen ihr eigenes Leben und das ihrer Kameraden zu retten. Sowohl das russische Militärsystem generell als auch die Arbeit des Ausbilder im Speziellen werden hoch geschätzt. Die Verwendung der russischen Nahkampftechnik befähigt zum aktiven Handeln, um das Leben zu retten, wenn man in Extremsituationen kämpft, und zwar indem man folgende Schlüssel beachtet: • Es gibt keine bestimmten Methoden für bestimmte Aktionen (nur grundlegende Handlungen, auf den Naturgesetzen beruhend) • Es wirkt nicht “Kraft gegen Kraft” (man bemüht das Geschick, um die gegnerische Kraft zu spüren und zu lenken)

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Russische Künste • Die Anstrengung stimmt mit der Situation überein (die Situation verändert sich kontinuierlich in Zeit und Raum) Das alles erlangt man im Trainingsprozess beim Lernen der Schlüsselprinzipien, der physischen und biomechanischen Gesetze des menschlichen Körpers genauso wie der Gesetze der menschlichen Interaktion, wenn man einen Dialog aufnimmt. Die Abwesenheit spezifischer Methoden gegen bestimmte Aktionen bedeutet, dass es Schlüsselanwendungen der Verteidigung, mit Schlag-und Umwerftechniken kombiniert, gibt. Diese, zusammen mit dem Wissen über die Praktiken der Beeinflussung und die Methode, um den Gegner physisch und mental aus dem Gleichgewicht zu bringen, dienen dazu, den Angreifer in jeglicher Situation zu besiegen. Man strengt nicht “Kraft gegen Kraft” in einem physischen Sinn an, was die Ablehnung von harten Formen bedeutet (die Verlangsamung oder Verzögerung der Attacke des Gegners mit Händen und Füßen ausgeschlossen), sondern verwendet die Kraft und Trägheit des Kontrahenten und wird schneller. So vermeidet man den Gebrauch der rohen Kraft und kontrolliert sie danach. Die Bewegungen der Verteidigung sind ausreichend kurz und rational, und dadurch verleihen sie einen Vorsprung an Kraft und

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Zeit. Der Nicht-Widerstand wird auf allen Niveaus durchgeführt, aber mit genauso viel körperlicher wie mentaler Kontrolle. Die Anstrengung ist in Übereinstimmung mit der Situation: Hier bezieht man sich darauf, dass wenn man dieselbe Aktion wiederholt, zum Beispiel wenn derselbe Schlag mehrere Male blockiert wird, die Verteidigungsstrategien unterschiedlich sein müssen. Schließlich wandelt sich die Situation ja immer, die Beschaffenheit des Schlags (wie Kraft, Geschwindigkeit, Länge, etc.) sollte dadurch auch differieren, was ermöglicht, dass der Prozess des Koordinierens sich auf die reale Situation einstellt. Das Training konstruiert sich über diese Basis auf eine „blättrige“ Methode - ein Zusammenschluss von Aktionen stützt sich auf eine grundlegende Bewegung. Wählt man viele Grundfiguren aus, so hat man die Möglichkeit, einen Kämpfer nicht nur in der Anwendung unerschütterlich gut geübten Bewegungen zu trainieren. Sondern vielmehr darin, in jeder einzelnen Situation die Geschwindigkeit und Kraft auszuüben, die in einer relativ kurzen Zeitspanne möglich ist.

Das System Das Trainingsprogramm des Nahkampfes der russischen Methode beinhaltete Elemente wie:

Spezielle Akrobatik: Die Fähigkeit, sicher auf eine Oberfläche zu fallen, die nicht mit etwas Weichem bedeckt ist. Man gebraucht den Fall als Verteidigung gegen eine Attacke, als eine spätere Arbeit im Kampf. Biomechanik: Die Mechanik beschäftigt sich mit einer bestimmten Analyse der unterschiedlichen Bewegungen im Raum. Die mecha-


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Russische Künste nischen Gesetze, die auf jeglichen lebenden Organismus angewendet werden, definiert man als Biomechanik. Die Biomechanik ist eine Wissenschaft, die die Gesetze untersucht, nach denen jeder lebende Organismus handelt, die es ihm ermöglicht, viele mechanische (statische und dynamische) Aufgaben mit der geringsten Muskelaktivität auszuführen Ein Lebewesen wird als eine biomechanische Struktur angesehen, die aus einem hebelähnlichen System aus Knochen, die durch Gelenke und Sehnen verbunden sind - ein Muskelsystem, dessen Bewegungsfähigkeit unabhängig mehr als 250 muskuläre Stufen umfasst • Psychophysik, Bioenergetik: Psychophysik ist die Wissenschaft, die die physischen und psychologischen

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Phänomene und ihre Verbindung zueinander erforscht. Für den Nahkampf betrachtet man Elemente (sowohl innerliche wie äußerliche) wie das Bewusstsein, die Wahrnehmung, das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit etc.…als Erwiderung des Gegners auf diese oder jenen Handlungen und die psychische Beherrschung des Gegners. • Sich von einer Blockierung befreien • Die wichtigsten UmklammerMethoden und wie man sich davon befreit. Möglichkeiten zur Kontrolle. • Schlagpraktiken mit Händen und Beinen. • Untersuchung der wellenförmigen Linien und Vibrationen der Schläge. • Schlagtechniken: Lernen und Trainieren der Schläge

unter der Bedingung des Kontakts (Schultern, Unterarme, Bizeps, Ellenbogen, Knie etc.) • Verteidigung gegen Schläge der Hände und Beine • Erlernen der Grundkonzepte und prinzipien. • Den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen und ihn auf dem Boden zu kontrollieren; Unterwerfung • Verteidigung gegen den Stock • Verteidigung gegen die Bedrohung mit einer Pistole (im Kontakt und auf Entfernung) • Verteidigung gegen ein Messer im Kontakt und auf Entfernung • Verteidigung gegen unterschiedliche Attacken mit oder ohne Waffen • Gruppenarbeit (Einheit), gegenseitige Hilfe


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Russische Künste • Art und Weise, eine Waffe zu beherrschen • Arbeit unter schwierigen Bedingungen in unterschiedlichen Kombinationen • Arbeit auf dem Boden • Gebrauch von einer Pistole, einem Stock etc.. gegen eine andere Waffe (Messer, Stock, etc.) • Arbeit mit improvisierten Objekten, um sie als Waffen zu verwenden. • Arbeit auf begrenzter Fläche, gegen eine Wand, sitzend, etc. Das Trainingssystem beinhaltet darüber hinaus: Allgemeine körperliche Vorbereitung, Gelenkgymnastik, Atmungsmethoden, Psychophysik, Psychologie, Neuropsychologie.

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Kampftraining - Sparring, Einzelkampf, Wettkämpfe in: Kampf, Boxen, Messerkampf etc. Um einen Gegner erfolgreich die Stirn zu bieten, ist es notwendig, drei Arten von Entfernungen zu beherrschen, die mit folgenden Übungen trainiert werden: 1. Faustkampf - um diesen Kampf zu meistern, übt man die mittlere Entfernung. Verteidigungsmethoden. Schlagtechniken mit Händen und Füßen. Bestimmte Bewegungen. 2. Fechten - in dieser Art von Kampf sollte man die weite Entfernung dominieren, den Messerkampf, Arten der Verteidigung mit einem Stock (Stockkampf). 3. Freier Kampf - in dieser Kategorie sollte man zur kurzen Entfernung im Stande sein, Methoden, um sich von einer Umklammerung mit einem Arm zu

befreien. Erlenen und Trainieren von Umwerfbewegungen, Ringen mit dem Gegner auf dem Boden. Das Geschick, um einen Kontaktkampf zu führen.

Zertifikat der Qualifikation Das Zertifikat der russischen Kampfschule “Sibirskyi Viun” bestimmt das Niveau der Beherrschung der grundlegenden Aktionen, die dazu führen, dass die Schüler zu Ausbildern werden. Das Zertifikat erhält man, wenn man ein Trainingsprogramm, das zwischen vier und sechs Jahren dauert, vollzogen hat, bei dem es Prüfungen gibt, um die sechs unterschiedlichen Stufen zu bestehen. Diejenigen, die diese Einstufungsexamen bestehen, bekommen ein Zertifikat des


Neue DVD Ausbilders des Nahkampfes der russischen Kampfschule “Sibirskyi Viun”, verifiziert durch entsprechende Unterschriften und Stempel. Während der Jahre der Arbeit in der Schule werden mehr als 60 vertiefende Kurse der Methode durchgeführt, genauso wie Trainingssitzungen von 24 Stunden. Von 1993 bis 2012 haben an diesen Workshops mehr als tausend Personen teilgenommen. Diese permanente Arbeit ermöglicht der Schule eine gut entwickel-

te Trainingsmethodologie, effiziente Kommunikationsweisen und alles, was dazu nötig ist, um Geschicklichkeit in der Nahkampf-Technik zu gewinnen. Die Schule “Sibirskyi Viun” (System SV) wird von ihren Büros in Städten wie GornoAltaisk, Angarsk, Seversk, Kiselevsk, Kazan, Ufa (Russland), Almaty (Kasachstan) etc. repräsentiert. Zudem hat sie Dienststellen in Deutschland (Dir. Fuhrmann), wo von 1997 bis 2012 acht Kurse durchgeführt wurden. Ebenso in

Belgien (Aleksandr Balandin); 2007, 2010, 2012 in Israel (Haifa, Tel Aviv, Leiter - Mr. Michelson). Im August 2010 und November 2012 in Bulgarien (Sofia, Albena). 2011 in der Slowakei (Stará Turá, Bratislava); in Mexiko (Tuxtla Gutierrez in Chiapa, Leiter: Fidel Alfonso León Castillejos Calzada. In Kanda (Mr. Krivoshein), Schweden 2009, 2011 (Mr. Igor Sadonskiy). In Italien (es wurden sechs Seminare gegeben: 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011/2012 - Luigi Soprano), in Amerika (2012, Andrey Patenko). In Frankreich (Stephan Surdi). Es gibt zahlreiche Kontakte mit Nahkampf-Vereinen in Großbritannien.


Das Punch-Prove-Prinzip im Gracie Jiu-Jitsu Grossmeister Hélio Gracies erste Regel bei der Entwicklung seiner Selbstverteidigung legte die Effektivität der Techniken und Prinzipien fest und machte das Gracie Jiu-Jitsu zu dem was wir heute kennen und trainieren. Im Englischen nennt man es PunchProveIm Deutschen kann man es sinngemäß übersetzten mit: die realistische Anwendbarkeit von Techniken auf der Strasse, insbesondere wenn der Gegner zurückschlagen oder -treten kann. Wie sieht dies aber im Training bzw. in der Realität aus? Einfach erklärt, kann man sagen, dass jede Technik und somit aber auch jeder Ablauf geprüft werden muss, ob es auch gegen einen Gegner funktioniert, der sich nicht mit Ring- oder ringähnlichen Techniken auskennt. Gemeint sind Kickboxer, Boxer oder einfach jemand der das Kämpfen auf offener Strasse gelernt hat und der instinktiv nicht ringen sondern eben zuschlagen würde. Oft vergisst man, dass die eigentlichen „Angreifer“ in einer realen Strassensituation, beispielsweise während einem Raubüberfall, keine Kampfkünstler sind, sondern Menschen die ihr Handwerk auf der Strasse gelernt haben. Diese Menschen haben andere Grundwerte und Ansichten des (Über)Lebens. Ich denke da an Städte in der Welt wie New York, Rio de Janeiro, Mexiko City, aber auch hier bei uns in Europa.

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Die heutigen Kampfkunst-Lehrer, insbesondere beim Unterrichten einer modernen Selbstverteidigung, müssen sich mit diesen veränderten Umstände befassen. Dies ist Teil unserer Aufgabe um das System den neusten Anforderungen anzupassen, ohne jedoch die Grundprinzipien und Regeln zu verletzen. Im Brazilian Jiu-Jitsu, dem sportlichem Wettkampfteil des Gracie Jiu-Jitsu müssen sich BJJ Athleten immer wieder auf die neuen Wettkampfregeln, Kampfzeiten und Punktesystemen einstellen um top vorbereitet zu sein. Sehen wir uns einige dieser Szenarien an und besprechen kurz worauf man darauf achten sollte:

Die Mount Position Das Szenario sieht wie folgt aus: Sie befinden sich mit dem eigenen Rücken am Boden (Rückenlage) und der Gegner sitzt auf ihnen. Wir nennen diese Position „Mount“ - hat nichts mit den Schweizer Bergen zu tun, aber so kann man es sich auch merken! Jedoch sollte man noch hinzufügen, dass der Gegner zehn, zwanzig oder gar mehr Kilogramm schwerer als sie sein könnte, und er sitzt nicht nur auf ihnen, sondern versucht sie sogar zu kontrollieren, in dem er sein Gewicht einsetzt oder gar würgt oder zusätzlich auf das Gesicht. Also ein absoluter Albtraum für jeden Menschen. Ein weiterer Vorteil in dieser Szene für den Gegner und dass wird oft gerne von Experten ohne Gracie Jiu-Jitsu Erfahrung vergessen, dass er von oben

herab das eigene Körpergewicht auch beim schlagen bzw. würgen einsetzen wird. Würde er also nur mit einer Hand gegen ihren Kehlkopf drücken, blieben ihnen etwa 5 bis 10 Sekunden Zeit bevor sie in Ohnmacht fallen würden, und er mit ihnen dass anstellen kann was er sich schon vorgenommen hatte. Oft sehe ich da Experten der Selbstverteidigung die meinen, man einfach gegen die Genitalien schlagen oder in die Augen stechen. In diesem Fall, glauben sie mir, sollten sie schnellsten die Sportschule wechseln. Dieser Experte erzählt ihnen ein Märchen, das sie vielleicht hören wollen, das sie aber sicher nicht retten wird. Fakt ist, dass schon die Armlänge einen grossen Unterschied macht, sollten sie aus der Rückenlage versuchen die Augen des Gegeners zu berühren. Womöglich schlagen sie einmal gegen die Genitalien, aber in derselben Zeit wird der Gegner von oben herab ihr Gesicht zerschmettern können. Hier trennen sich Realität und Fantasie.

Fangen und Drehen Grossmeister Carlos und Hélio Gracie legten viel Wert auf diese Position. Im Gegensatz zu den „Ungläubigen“ die gegen sie im Vale-Tudo in den Ring stiegen, wurden binnen Sekunden zu Boden geworfen und anschliessend aus der Mount Position dominiert. Mit dem richtigen Ansatz funktioniert ein Schulter- oder Armhebel in einer


sekundenschnellen Bewegung ohne sich in Gefahr zu bringen und dem Gegner keine zweite Chance zu geben (Bild 1). Hier beginnt die erste Lektion des Gracie Jiu-Jitsu. Zu Hause können sie einen Test machen: Bitten sie einen Freund sie aus der Mount Position zu kontrollieren. Das erste das sie bemerken werden ist, dass ihre Atmung immer schlechter und schwerer wird. Sollte er sogar nicht nur auf dem Bauch sitzen bleiben, sondern langsam sein Körpergewicht Richtung Lungen hochbringen, dann erschwert er ihre Atmung nochmals um das Doppelte. Wer denkt schon in diesem Augenblick dass der Gegner mit einem Schlag zu schlagen ist - eigentlich nur jemand der diese Situation nie richtig erlebt hat. Die Gracies hingegen machten sich diese Position zur Nr. 1 und studierten sie in allen Details. Daraus resultierten natürlich auch die e n t s p r e c h e n d e n Verteidigungstechniken aus dieser Position heraus. Man wollte einerseits wissen, wie man den Gegner aus dieser Position zu dominieren hatte, aber auch wie man effizient aus dieser Position wieder herauskommen sollte. So entstand das erste Prinzip der MountVerteidigung, das „Fangen und Drehen“. Bei diesem Prinzip muss man verstehen, dass schon das richtige „Liegen“ ein wichtiger Teil der Technik ist. Hinzu kommt die Ellbogenposition, die den Gegner zwingt auf seinem Bauch zu bleiben.

Das 'Fangen' meint einen gegnerischen Arm zu kontrollieren. Sollte beispielsweise der Gegner versuchen sie zu würgen, dann haben sie gleich die Möglichkeit diesen Arm unter Kontrolle zu bringen, in dem sie seine Hand und den Ellbogen fangen. Gleichzeitig kontrollieren wir auch auf der gleichen Seite den Fuss von aussen her, um so seine Beweglichkeit der Beine zu reduzieren. Das andere Bein stellen wir ebenfalls hoch, aber in die Mitte des Gegners damit die Hüfte genügend Kraft bekommt. Durch das Hochheben der eigenen Hüfte wird der Gegner mit seinem ganzen Körpergewicht nach vorne fallen, so bietet sie die Gelegenheit den Gegner zu „drehen“. Das gleiche Prinzip wird angewendet, wenn der Gegner seinen Arm unter meinem Nacken positioniert. Dies wird oft gemacht um den Kopf zusätzlich zu blockieren. Fakt ist jedoch, dass der Gegner mir damit schon seinen Arm gegeben hat. Man kann ihn also noch einfacher kontrollieren und die gleiche Verteidigungstechnik anwenden. Eine dritte Variante des „Fangens und Drehens“ kommt zum Einsatz, wenn der Gegner mich nicht nur runter drückt oder würgt, sondern eher drauf los schlägt. Im ersten Augenblick müssen sie daran denken, dass sie sich gegen Schläge zum Kopf schützen müssen, somit bewegen wir unseren Rumpf und Kopf gegen den Bauch des Gegners und schützen unser Gesicht, indem wir es gegen seinen Bauch drücken. Benutzen sie ihre freien Arme und Hände um den Rücken des

Gegners zu halten. Mit dieser Rumpfumklammerung können sie nun wieder den Gegner zu Boden ziehen. Sollte ihr Gegner weiterhin ans Schlagen denken, dann wird er unter Garantie mit dem eigenen Gesicht zu Boden fallen. Deshalb wird der Gegner versuchen sich abzufangen. Nutzen sie diese Zeit um sich mit kleinen Bewegungen zur Schulter des Gegners hoch zu arbeiten, um anschliessend einer seiner Arme von innen nach aussen herum „fangen“ zu können. Wenn sie beispielsweise mit ihrem rechten Arm den gegnerischen Arm gefangen halten, dann müssen sie auch hier wieder mit ihrem rechten Fuss denn gegnerischen Fuss blockieren. Ihre linke Hand können sie nun an seiner Hüfte oder unter seinem Unterarm anbringen, um bei der Drehung mehr Hebelkraft zu erzeugen. Vergessen sie jedoch nicht die Hüfte hochzuheben, denn aus der Hüfte heraus erzeugen sie die eigentliche Hebelkraft. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meinem Triangle-Academy Team in Zürich bedanken, denn ohne ihre langjährige Zusammenarbeit und ihr unermüdliches Engagement wäre nichts von dem jemals zu Stande gekommen wäre. Ein spezielles Dankeschön geht an (Foto, v.l.n.r.) Jonas Ambühl, Luca Gorgoni, Jonathan Bradley, Daniel Lehmann, Domenic Schnoz und meinem Bruder Demetrio Vacirca. Laufende Instruktor-Ausbildungen finden bei uns auch in Zürich statt (www.triangleacademy.ch)


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REF.: • OSHIRO1 Alle DVDs, die von Budo International produziert werden, sind mit einem speziellen Hologramm-Aufkleber versehen und werden allein in den Formaten DVD-5 oder MPEG-2, jedoch niemals in VCD, DivX o. ä. angeboten. Zudem zeichnen sich unsere DVD Hüllen durch die hohe Qualität in Druck und Material aus. Falls diese DVD und/oder die DVD Hülle nicht den oben genannten Ansprüchen entspricht, handelt es sich um ein illegale Raubkopie.

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Sifu Cangelosi, ein einzigartiger und außergewöhnlicher Meister. Seit Jahren ist mir dies bekannt und bei der 30-JahrFeier seiner Schule hat es sich mal wieder gezeigt: Er wird von der Kampfgemeinschaft als Experte anerkannt. Auch Cynthia Rothrock war dort und sagte mir damals wundervolle Dinge über Sifu Cangelosi, die ich bereits veröffentlicht habe. Aber ich muss sagen, dass kein Kampfmeister, auch nicht die Leute, die das Kung Fu (Joe Lewis) nicht besonders schätzen, sich b e i s e i n e r Vo r f ü h r u n g wunderten. Sifu Cangelosi hat all meinen Respekt nach Jahren der Zusammenarbeit, in der er sich stets als Mann des Wortes gezeigt hat.

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UND DER SCHATTEN DES VERSTANDES


Mit diesem zweiten Band vervollständigt Paolo Cangelosi seine Präsentation über diese chinesische Kampfform, die sich auf Grappling und Griffarbeiten konzentriert. Zwei DVDs und ein Buch bieten den Schülern eine einzigartige Referenz für das Studium über einen der unbekanntesten und vielleicht interessantesten chinesischen Kampfkünste. Alfredo Tucci

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"Chin' Na o Kham Nah, die Kunst festzuhalten, kontrollieren, Gelenke, Sehnen, Muskeln zu zerstรถren und den Atem abzuschneiden, ist die Wahrheit und Essenz des Kung Fu Grappling"

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Reportage

hin'Na o Kham Nah, die Kunst den Gegner festzuhalten, zu kontrollieren; seine Gelenke, Sehnen, Muskeln zu zerstören und den Atem abzuschneiden. Das ist die Wahrheit und Essenz des Kung Fu Grappling. Eine Methode, die den ganzen Körper mit einbezieht, die kurze Distanzen und den Nahkampf vorzieht und Situationen, die einen aufrechten Körper und den Bodenkampf vorsehen. Das Chin'na ist in allen Kampfstilen präsent. Wir finden es in der detaillierten Analyse der Bewegungen eines klassischen Stils und können ihn wie eine wahre Kampfkunst entwickeln und spezialisieren. Dieses System erlangt seine Wirksamkeit, durch die Techniken des Greifens und durch die Kontrolle über die Vitalu n d Akupunkturzentren. In der Tat sind dies die Hauptbereiche: fen jin o zhua jin = Muskeln und Sehnen greifen und teilen cuo gu o jiu gu = Knochen in Unordnung bringen

C

bi qi = für die Luftzirkulation dian mai = Energiezirkulation blockieren dian xue = Blutfluss unterbrechen. Cagelosis großer Vorteil ist seine Vielseitigkeit und die Möglichkeit diese mit anderen Techniken der Faustkunst zu mischen und dabei dem klassischen “Strike” vorauszugehen oder nachzufolgen oder mit den Kampftechniken "shuai jiao" zu verschmelzen. Ich habe in dieser Zeitschrift schon öfter vom Chin'na gesprochen, zum Beispiel in einem Artikel vom Januar 2011, in dem ich die technischen Strukturen und Eigenschaften sowie den historischen Ursprung vertieft habe. Daher werde ich diese Argumente nun nicht wiederholen, aber wir werden vom sogenannten psychologischen Aspekt dieser Techniken sprechen, wenn man sie ausführt, oder sie erleidet.

Über die Physische Aktion hinaus Zunächst wollte ich die Aufmerksamkeit auf einen kleinen Vergleich mit dem technischen Bereich lenken, der als Gegenspieler des Chin'na auftritt Die Fechtkunst der Schläge, wobei Gefühle und Empfindungen erleben, die unsere Psyche während der Aktion begleiten. Einen Schlag zu erleiden ist häufig ein "Schock". Im Bruchteil einer Sekunde hat das Gehirn einen "black-out" und schaltet im klassischen KO ab. Das heißt, dass wir in diesem Augenblick nicht wahrnehmen, was geschieht und keine Zeit ist, sich dessen bewusst zu werden. Es geschieht alles zu plötzlich. Psychologisch gesehen ist das Leiden, das unser Verstand uns auf emotionaler Ebene vermitteln kann gleich Null. Beim Aufwachen fühlen wir uns erschlagen, verwirrt und schwach. Manchmal können wir uns nicht einmal an den Schlag erinnern, der uns “ausgeknipst” hat. Manche denken, dass ein totales KO den Charakter und die psychische Kraft des Fighters zermürbt, aber im Gegenteil, wir nutzen es als „Panzer“, der uns noch widerstandsfähiger und kühner im Kampf macht. Natürlich will man diese Art von Situation möglichst selten erleben, obwohl sie in der Karriere eines Profikämpfers nahezu unvermeidlich ist. Dies ist ein weiterer psychologischer Vorteil, der dem Kämpfer Mut und Selbstvertrauen gibt. Obwohl wir sagen können, dass die Aktionen in der Fechtschlagkunst nicht immer das KO anstreben, können zahlrei-

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che Schlagarten ausgetauscht werden, die den gegnerischen Körper schwächen oder mehr oder weniger schwer verletzen können. Selbst in dieser Situation kann man immer einen Weg zum Überleben und zum Aushalten des Schmerzes finden. D.h. wenn man Schläge einsteckt, muss man weiter machen. Wir haben versucht, den psychologischen Aspekt der Aktion der Schlagschemata in wenigen Worten zu beschreiben. Zurück zu unserem Chin'na kommen wir zu einem technischen Bereich, der die Überlebensreaktionen des Kämpfers aufwühlen und zerstören kann. Es handelt sich darum, diesen Moment des Kampfes psychologisch so zu leben, als wären es die letzten Augenblicke unseres Lebens. Und

“Es geht darum, diesen Moment des Kampfes psychologisch wie die letzten Augenblicke unseres Lebens zu leben " zwar weil die Chin'na Techniken, vor allem „Gelenkhebel“ und "Würgegriffe", zeitlich und von der Intensität her schrittweise und aufeinander aufbauend angewendet werden können.

Wenn wir eine dieser Techniken erleiden, können wir innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde zusammenbrechen, aber je nachdem wie schnell diese Techniken sind, kann unser Verstand sich auf das Geschehene konzentrieren und die Gefahr wahrnehmen, in der wir sind. Das starke Gefühl von Machtlosigkeit, das zunehmende körperliche Leiden und in manchen Fällen die Lähmung unseres Körpers, das Flimmern im Nervensystem und Herzen bestimmen den Reaktionsmangel unseres Bewegungssystems. Es gibt Techniken für die Kontrolle über unsere Gelenke, die Atmung und den Blutfluss, welche schwer verletzt sogar tödlich sein können. Ich denke auch in diesem Fall, dass jemand der mit dem Chin'na trainiert, merken wird, dass wenn wir diesen Techniken unterliegen, unser Instinkt uns dazu bringen wird, uns dem Gegner zu ergeben. Man wird nicht versuchen mit zusammengebissenen Zähnen den Helden zu markieren, um weiterzumachen. Das wäre nicht sehr


Reportage

weise und auch unmöglich, weil wir in jenen kurzen Momenten mit Augen, Verstand und Körper bemerken werden, in welcher Lage wir uns befinden. Daher wird der Moment des KO im Chin'na, anders als bei der Fechtschlagkunst, wahrgenommen und erlebt. In uns bleibt eine gewisse Furcht und Respekt gegenüber diesen tödlichen Techniken, mit deren Hilfe wir einstecken und weitermachen können. Heute gibt es in den MMA- oder Vale Tudo Kämpfen viele Beispiele, in denen die Kämpfer, wenn sie durch einen Gelenkhebel oder einen Würgegriff besiegt werden, den Kampf ohne Zweifel verlieren. Ich weiß noch, dass auch ich meine Kampferfahrungen bei den FreeStyle oder Kung fu Contact Begegnungen machte und häufig ungeschützt und ohne

zu viele Regeln gegen Leute kämpfte, die oft schwerer waren, als ich. Aber ich konnte die Gegner mit gut platzierten Schlägen oder in Kombination und Kontinuität der Fechtkunst und auch mit Techniken der Chin'na besiegen. Aber ich machte auch eine bittere Erfahrung. Die Erfahrung mich machtlos zu fühlen, physisch gelähmt und psychisch zerstört. Es war die Niederlage während eines Kampfes in Südchina, und zwar eben wegen einer Chin'na Technik, die mich halb gelähmt auf dem Boden ließ. Ich möchte diese Situation ein wenig mehr erklärensie dauerte fast eine Woche dauerte an. Und erst nach einigen Heilkuren der Traditionellen Chinesischen Medizin von Ärzten und Meistern erlangte ich meine Hoffnungen zurück, weiter machen zu können und zu meinen Lieben zurückkehren zu können. Ich versichere Euch, dass dieses Erlebnis viel überwältigender war, als ein klassisches KO. Deshalb will ich die Praktizierenden der verschiedenen Kampfkünste für das Risiko sensibilisieren, das bei der unbewussten und unkontrollierten Ausübung dieser Techniken besteht und zugleich die Effizienz bewusst machen, die das Chin'na in einem echten traditionellen Kampf haben kann. Vergessen wir nicht, dass die wahren Krieger auf der ganzen Welt diese Techniken stets benutzt haben, um Feinde zu vernichten.

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Er ist ein absoluter Ausnahme-Meister! Erbe eines der angesehensten traditionellen Systeme Koreas, Taejoon Lee das lebende Abbild der Kampfqualität, die uns der Osten bietet. Auf seiner neuen DVD erklärt er präzise und meisterhaft die Details seines Stils auf dieser neuen DVD. Grundthema des ganzen Systems, sind die Gelenkmanipulationen. Eine der besten Möglichkeiten, um einen Streit mit kontrolliertem Schaden beim Gegner und der absoluten Kontrolle über ihn zu beenden. Die koreanische Tradition des Hwa Rang Do leistet sehr interessante Beiträge zu diesem Themenfeld. Und all das aus der Hand eines der besten Kampfkunstlehr er unser er Ta g e , e i n M e i s t e r v o n g r o ß e m Charakter und großartiger Persönlichkeit. Ein Werk, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Alfredo Tucci

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Koreanische Kunst

Das Hwa Rang Do® - Manipulationen von Gelenken Auf den ersten beiden Promovideos haben wir Kampfstrategien beim Messerkampf gesehen, Manipulation von Gelenken und das Umwerfen. Wir haben gesehen, wie wir uns gegen einen bewaffneten Gegner wehren können, insbesondere, wenn er ein Messer trägt, indem wir selbst ein Messer einsetzen, um uns zu verteidigen. Außerdem haben wir untersucht, wie wir uns von der Position eins (1 - Deckung im Stehen) der Position zwei (2 - auf kurze Distanz) nähern können. Und wir haben gesehen wie wir den Gegner wirksam umwerfen können, um ihn danach unter Kontrolle zu bringen und den Kampf zu beenden. Auf dieser dritten DVD werden wir nun sehen, wie die Gelenkmanipulationen eingesetzt werden können, um den Gegner umzuwerfen. Die Gelenkmanipulationen werden normalerweise nicht als Techniken zum Umwerfen angesehen. Aber wir werden lehren, wie man geeigneten Druck ausüben kann, indem man den Winkel und den Hebel korrekt beibehält, um den Gegner so zu Boden ziehen zu können und dabei selbst eine vorteilhafte Position einzunehmen. Damit kann er später unterworfen werden, falls es notwendig sein sollte. Bei der ersten Technik werden wir uns gegen einen Schlag auf den Kopf verteidigen. Normalerweise macht man, wenn man einen Waffe oder etwas zum Schlagen in der Hand hält, den Angriff über dem Kopf und bewegt den Arm von oben nach unten in Richtung des Gegners. Aber für jetzt betrachten wir einen Angriff mit der leeren Hand. Zuerst müssen wir uns aus der Schußlinie bewegen. Um das zu verstehen ist folgendes wichtig zu wissen: egal, woher der Angriff kommt, das Ziel des Angreifers ist die zentrale Linie, die wir

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“Schußlinie” nennen. Daher muss diese zentrale Linie zuerst geschützt werden, dafür bewegen wir uns auf eine ihrer Seiten. Die Gelenkmanipulationen werden mit einer sanften / kreisenden Bewegung ausgeführt; man muss das Fließen in der Bewegung beibehalten, um den Impuls und den geeigneten Hebel zu erhalten und so die Techik mit Erfolg ausführen zu können. Auf koreanisch werden die sanften Techniken Yusul genannt (auf Japanisch Juijitsu), die harten / linearen hingegen Kangsul. Wenn wir daher die Kreisbewegungen anwenden, müssen wir einen Block mit der offenen Hand machen, um den Arm des Gegners richtig zu fassen und die Kontrolle zu behalten. Deswegen werden keine harten Blocks eingesetzt, denn das würde das Ergreifen der Gliedmaßen des Gegners nicht erleichtern. Die harten Blocks sind dafür gedacht, den Angriff abzufangen und abzulenken, aber sie können nicht für Griffe eingesetzt werden. Daher sieht man in den harten oder linearen Stilen wie Karate oder Taekwondo nur wenige Techniken der Gelenkmanipulation.

Die Gelenkmanipulation muss mit einer kontinuierlichen und fließenden Bewegung ausgeführt werden. Man muss sicher stellen, dass der Griff fest ist, dafür muss die ganze Hand anliegen. Um den Körper effektiv einzusetzen und so die beste Ausführung zu erreichen, damit man sich bei einer Auseinandersetzung verteidigen kann, muss man die Funktion und die Anatomie von jedem Körperteil komplett verstehen. Die Hand ist auf eine bestimmte Weise gemacht, für besondere Zwecke. Der Daumen und der sind für die Zeigefinger Geschicklichkeit gedacht, um komplizierte und detaillierte Aufgaben zu erledigen. Das ist eines der Dinge, die den Menschen vom Primaten unterscheidet. Die anderen drei Finger der Hand sind dazu da, zu greifen. Der Zeigefinger ist lang und spitz, er ist allgemein als „die Verlängerung des KI“ bekannt. Das ist der Grund, weswegen wir den Zeigefinger dafür verwenden, auf jemand zu zeigen, denn so wird der Energie eine Richtung gegeben. Daher kann der geeignete Einsatz dieser Kenntnisse die Effektivität der Techniken der Gelenkmanipulation erhöhen.

“Die Techniken des Hwa Rang Do können sehr gefährlich sein, abhängig vom Resultat, das man wünscht”

“Die Gelenkmanipulationen werden mit einer sanften / kreisenden Bewegung ausgeführt; man muss das Fließen in der Bewegung beibehalten, um den Impuls und den geeigneten Hebel zu erhalten und so die Techik mit Erfolg ausführen zu können” 122


Koreanische Kunst

Um die Techniken effizienter zu machen, muss man die Zahl der Schritte verringern, was die Geschwindigkeit bei ihrer Ausführung erhöht. Aber bevor man dazu übergeht, muss es immer Schritt für Schritt gemacht werden, langsam, und wiederholt trainiert werden. Wenn jemand fragt, ob Du alles aufnehmen kannst, so lautet die Antwort ja - jeden Teil zu seiner Zeit. Alles Wissen kann gelernt werden, aber es muss in kleinere Teile unterteilt werden. Wenn wir einmal mit den Dingen vertraut sind, können wir die Anzahl der Schritte verringern, so wird das Ganze sehr viel effektiver. Die Techniken des Hwa Rang Do können sehr gefährlich sein, abhängig vom Resultat, das man wünscht. Bei der Selbstverteidigung setzen wir die Gelenkmanipulationen dafür ein, die Gelenke auszurenken; bei einem Wettkampf wenden wir hingegen konstanten Druck an, um den Gegner zur Aufgabe zu bringen. Um auszurenken müssen wir daher lernen, die Vibrationskraft zu verwenden. Die Idee ist, dass Du versuchst, einen Stock aus Karamell in Teile zu brechen; um ihn zu zerbrechen nimmst Du beide Enden, entspannst Dich und zerbrichst das Karamell

“Die Gelenkmanipulation muss mit einer kontinuierlichen und fließenden Bewegung ausgeführt werden”

mit einem harten Stoß, dann wird es in viele Stücke zerbrechen. Wenn Du hingegen konstanten Druck auf das Zentrum ausübst, zerbricht es nur in zwei Teile. Vergleichbar dazu darf man bei der Selbstverteidigung nicht von Beginn der Technik an Kraft einsetzen, denn dann wird der Gegner seinen Widerstand erhöhen und so die Technik sabotieren. Es ist wichtig, die Technik weich zu beginnen, ohne viel Kraft oder Schmerz für den Gegner, bis man den richtigen Winkel erreicht hat. Dann, und erst dann, führt man eine Stoßund Vibrationsbewegung aus. Das ist der Schlüssel für eine Technik der Gelenkmanipulation, um den Gegner umzuwerfen und zu bezwingen. Einige der Techniken, die auf der DVD enthalten sind, sind Techniken im unteren Kreis, sowohl innen, wie auch außen. Wenn man die untere äußere Kreistechnik ausführt, ist das Wichtigste, einen festen Griff zu sichern, mit den Daumen auf der Hand des Gegners

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(nicht auf dem Handgelenk). Danach muss man unter dem Arm des Gegners von seinem Körper weg nach außen drehen. Diese Kreisbewegung wird das Handgelenk in einen umgekehrten Griff C bringen, der leicht dazu verwendet werden kann, den Gegner umzuwerfen oder sein Handgelenk auszurenken. Eines der wichtigsten Dinge ist, dem Gegner nicht viel Platz zu lassen, nah an ihm zu bleiben und den Griff beizubehalten, den Druck anzuwenden, ohne eine Lücke zu schaffen. Schafft man einen Raum in einem Griff, gibt man damit generell die Möglichkeit zur Flucht. Eine klassische Anwendung beider Typen des Griffs C, sowohl nach außen wie nach innen, ist bei der Verteidigung gegen einen direkten Faustschlag; aber die Techniken des unteren Kreises können immer dann eingesetzt werden, wenn wir in der Lage sind, den Griff zu sichern. Die DVD zeigt ein paar Anwendungen und Variationen dieser Techniken, gegen verschiedene Angriffe. Diese Techniken sind sehr effektiv und intelligent, denn sie können mit vielen verschiedenen Kombinationen und Variationen verwendet werden, und die Rotationskraft, die mit dem gesamten Körpergewicht auf den Arm des Gegners wirkt, ist unglaublich stark. Dieses Prinzip kann bei geschlossenen Griffen, Angriffen mit Waffen, Kleidergriffen, Griffen an Teilen des Körpers etc. angewendet werden. Das ist der Grund, warum das Hwa Rang Do so viele Techniken und kämpferische Anwendungen hat. Das richtige Erlernen dieser Prinzipien versetzt den Ausübenden in die Lage, Techniken für jede Situation zu schaffen. Zuletzt, aber deswegen nicht weniger wichtig: die Fußarbeit. Sie ist wesentlich. Bei der Ausführung dieser Techniken muss man anstelle von großen Schritten und ausladenden Bewegungen kleine Schritte machen und die Füße auf dem Boden behalten. Man darf sie nicht hochheben, denn das erhöht die Möglichkeit, dass man stolpert und hinfällt. All diese Dinge helfen dabei, bei der Ausführung dieser Techniken besser das Gleichgewicht zu halten. Für jegliche Anwendung der Selbstverteidigung ist es sehr wichtig, große Schritte und das Kreuzen der Füße zu vermeiden. Schlussendlich wollen wir daran erinnern, dass das Umwerfen mit Gelenkmanipulationen nicht effektiv ausgeführt werden kann, wenn wir keine gute Position, gutes Gleichgewicht und ein tiefes Verständnis der Techniken des Ausrenkens haben. Die besten Techniken sind ohne Gleichgewicht und den richtigen Einsatz der Winkel und Hebel nichts wert. Willkommen in der Welt des Hwa Rang Do. Detaillierte Sammlung von 4000 Techniken der Selbstverteidigung. Ich hoffe, ihr genießt sie. Wir haben noch viel zu sagen!

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Alle DVDs, die von Budo International produziert werden, sind mit einem speziellen Hologramm-Aufkleber versehen und werden allein in den Formaten DVD-5 oder MPEG-2, jedoch niemals in VCD, DivX o. ä. angeboten. Zudem zeichnen sich unsere DVD Hüllen durch die hohe Qualität in Druck und Material aus. Falls diese DVD und/oder die DVD Hülle nicht den oben genannten Ansprüchen entspricht, handelt es sich um ein illegale Raubkopie.

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Die Kolumne von Raúl Gutiérrez

Kampfkünste und Sport

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er sportliche Aspekt jeglicher Kampfkunst widerlegt vollständig den Zweck, wofür sie eigentlich, in Kriegszeiten, geschaffen wurde. Wie wir wissen werden all die Anwendungstechniken und - formen sowie Einsatzbereiche der Fäuste, die „in echten Begegnungen wirksamer“ sind, verboten, damit eine Kampfkunst in Turnieren oder Wettkämpfen ebenfalls sportlich durchgeführt werden kann. Es werden Regeln geschrieben über das, was man tun kann und was nicht. Alles, was verwarnt und bestraft wird und uns eine sportliche Zusammenkunft einbüßen lässt, ist das, was in der Realität funktioniert. Darum sind die großen Meister von Spanien, Europa oder der Welt in Straßenprügeleien von einfältigen Halbstarken zusammengeschlagen worden. Die nicht daran gewohnt sind Punkte zu zählen, um zu siegen, sondern eher daran zu zerstören, zerschlagen und wenn nötig, schwer zu verwunden. Oder den Gegner in einer gewöhnlichen Diskothek im Viertel zu ermorden. Das ist etwas, dass ich bereits in den 80er Jahren in anderen Artikeln jener Zeit vermittelte. Was mir einige Missverständnisse einfuhr zwischen denjenigen, die andere Stile praktizieren und nicht zu verstehen wussten, was ich nun mit der Zeit aufzeigen konnte. Ein Kampfkünstler für sich genommen wird ehrlich in einem Streit sein, wird Bedenken haben, seinem Gegner übermäßigen Schmerz zuzufügen. Er wird außerdem das Gesetz beachten und juristische Strafanzeigen vermeiden wollen. Ein Straftäter oder gewöhnlicher Bandit wird versuchen, dir so viel Schmerz wie möglich zuzufügen, er wird noch nicht einmal Ethik, Gemeinsinn, Gesetze oder das Gericht verstehen. Hat er ein Messer in seiner Hand, wird er versuchen, es dir tief hineinzustoßen. Mit einem Baseballschläger wird er versuchen, dir den Kopf abzuschlagen und besitzt er eine Feuerwaffe, wird er das Magazin leermachen. Er denkt nicht an deine Familie und auch nicht an die seine, er respektiert dich nicht, er macht sich keine Sorgen, ins Gefängnis zu kommen, denn offensichtlich glaubt er, auch der Justiz entfliehen zu können. Das sind Faktoren, die immer gegen uns spielen werden. Wir werden immer hilflos gegenüber diesem Typ Individuum sein. Das Beste ist, darum zu bitten, niemals an einem konfliktreichen Ort zu sein. Den aufkommenden Streitereien so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, und bei einem Konflikt mit aller Logik, Intelligenz, Taktik und Psychologie zu agieren. Und am Ende, wenn es kein

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“Der sportliche Aspekt jeglicher Kampfkunst widerlegt vollständig den Zweck, wofür sie eigentlich, in Kriegszeiten, geschaffen wurde” anderes Hilfsmittel mehr gibt, mithilfe einer hohen Dosis Schlagkraft vorgehen und unser Wissen und Training vieler, vieler Jahre anwenden. Um unseren Gegnern ein bestimmtes Maß an Schmerz zu bereiten, der sie schwächt, ohne irreparable Schäden zu verursachen. Das ist in der Realität abhängig vom Typ Gegner den wir uns gegenüber haben - keine einfache Sache. Das ist ungefähr so wie die Polizei mit ihrer Uniform und ihrer kompletten Bewaffnung unter legalen Bedingungen: Sie muss den Kriminellen aufhalten, aber „mit Sanftheit, dafür sorgen, dass ihm keinerlei Schaden verursacht wird, Wunde oder Schmerz”. Im Gegenteil, dieser könnte dich nämlich anzeigen und damit erreichen, dass der Verwarnte letztlich zum eigenen Gesetzeshüter wird. Etwas absolut Lächerliches, aber von unserer Gesellschaft akzeptiert. Wir, die wir ja an unseren Nächsten und uns selbst denken, wollen nicht in Probleme geraten, respektieren die anderen und die Ihrigen; wir lieben die Unseren, wir wünschen uns das Leben miteinander zu teilen und zu genießen, in Frieden und Harmonie zu leben. Aber das alles stellt sich manchmal als sehr kompliziert und schwierig heraus. Trotzdem, wir werden es versuchen...immer. Oft pflegt man mir zu sagen, dass meine Techniken zum polizeilichen Gebrauch zu aggressiv, gewalttätig und gefährlich sind, aber ich habe niemals einen irreparablen Schaden der vor Gericht angezeigt werden konnte verursacht. Dies ist nur möglich, wenn man die geeignete Technik an einem angemessenen Ort und mit der notwendigen Härte oder dem erforderlichen Grad an Schmerz anwendet. Und das wiederum bedarf Wissen, kontinuierliches Training, effektive Ausbildung unserer natürlichen, körperlichen Mittel, Taktik, Methodik und Kenntnis der Schwachpunkte und welche

Art von Schlag oder Aktion diese verlangen. Das Fu-Shih Kenpo ist also eine Zusammenstellung realer Erfahrungen im Laufe meines Lebens, das Training verschiedener Kampfstile und weltweit anerkannter Meister und Spezialisten. Ein 45Jahre altes Gepäck bestehend aus Turnieren und Weltmeisterschaften, Kontakt mit der Polizei seit meiner Kindheit, Sicherheits-und Polizeitrainings auf professionellem Niveau seit 1981 und andere Tätigkeitsfelder wie selbst das Kino. Viele Jahre der Wiederholung verschiedener Techniken, Methoden und Bewegungen durch das kontinuierliche Training unterschiedlicher Kampfstile, bis man entdeckt, dass in jedem von ihnen sehr viel fruchtbares und kostbares Wissen steckt. Und andere nicht nur für nichts gut sind, sondern uns auch noch Zeit verlieren lassen und ihre eigene Absicht entkräften. So verstehe ich es und danach handele ich. Einen Großteil unserer Trainings wiederholen wir Jahr für Jahr. Dieselbe Sequenz oder einzelne Bewegungen, obwohl wir wissen, dass sich diese nicht für den eigentlichen Gebrauch, nämlich die effektive Selbstverteidigung, eignet. Oft fühlen wir uns unwohl mit bestimmten Techniken, sie gefallen uns nicht, sie füllen uns nicht aus, sie überzeugen uns nicht. Dies ist ein Hinweis, genauso wie der Schmerz. Wenn uns etwas wehtut und das immer wieder, sagt uns das klar, dass etwas nicht funktioniert, dass wir uns beim Arzt einfinden sollten. Genau auf diese Art und Weise sollten wir das ganze Stroh beseitigen, das in jeder Technik und Stil der Kampfkünste oder des Kampfsportes existiert. Wegschaffen oder herausfinden, wo der Fehler liegt, um ihn zu beheben. Deshalb funktioniert das Fu-Shih Kenpo als kontinuierliches System der Untersuchung, Aktualisierung und Verbesserung. Nicht das System ist besser, welches mehr Bewegungen, Techniken oder Katas innehat, sondern dasjenige, welches wirklich funktioniert und Erfolg in seinen unterschiedlichen Bereichen erzielt: Ausbildung, Anwendung und Endresultat. Im kommenden Monat werde ich euch die aktuelle Struktur unserer Kampfkunst aufzeigen. Für diese habe ich den Namen “Das Herz unseres Stils Fu-Shih Kenpo” ausgewählt. Bis bald, Freunde, ich hoffe ihr werdet meine Ausdrucksweise über das, was ich martialisch fühle, verstehen. Es ist auf keinen Fall meine Absicht, andere Stile, Meister oder Personen herabzuwürdigen. Alles hängt davon ab, was jeder einzelne mit seinem Training zu finden versucht. Es gibt verschiedene Wege, ich hoffe, ihr schafft es, den Euren zu finden. Danke...


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Die „CONTRAS” Wenn es ein spezielles Merkmal der philippinischen Kampfkünste, oder besser gesagt, in einigen ihrer Gebiete, wie zum Beispiel dem Stock gibt, sind es die Contras. Es ist ungefähr wie eine Schachpartie. Alle Sinne sind wachsam, in Deckung, berechnen die Antwort auf eine vorformulierte Frage. Das Contra fließt ohne Nachdenken, behält diesen stetigen Fluss und eine zum Zerreißen gespannte Sensibilität bei. Dort wo diese Brücke voll Energie sich von den ihr entgegengesetzten Mächten nährt und diese in komplementäre Kräfte verwandelt. Wie viel Weisheit sich zwischen diesen augenscheinlich choreographierten Übungen vor den Augen des Anfängers, alles bis zur Perfektion koordiniert, kontrolliert bis zum allerletzten Detail, um nicht den Gegner zu verletzen, außer man will das Gegenteil, versteckt. Dieses ganze Fließen bringt eine sich wiederholende Bewegung hervor, die in einem Ende gipfelt und die Kontrolle über die Materie bezeugt die zerstörerische Macht eines Stabes in den Händen eines Eskrima-Meisters. Der persönliche Ausdruck kennt keine Grenzen, die Ideen fließen und manifestieren sich mit absoluter Sicherheit, ohne festgesetzt worden zu sein. Es entsteht ein Dialog von extremem Reichtum. Mit raffinierten Nuancen, die ein unwiederholbares Schauspiel kreieren. Es entsteht in diesem bestimmten Moment, es entspringt und stirbt in seinem maximalen Glanz wie eine japanische Kirschblüte, die uns aus dem Leben erweckt, sich der Fragilität des Augenblicks bewusst. Immer begleitet von den Gefühlen, die die Bewegung tragen. Das Hier und Jetzt offenbart sich in einem Ereignis, bei dem sich der Beobachter in einen Komplizen verwandelt und seinen Zeitpunkt des Ruhmes erhofft. Der Glanz durch die unschätzbare Hilfe seines Kameraden. Die Brücke wird ihn dabei unterstützen, auf die andere Seite zu gelangen, wo ihn die Weisheit mit offenen Armen erwartet, um ihn zum klügsten Punkt der Partie zurückzubringen, dem Nirwana. Einigen wenigen Auserwählten vorbehalten, die uns mit ihrer Aura den Weg, den wir beschreiten, erhellen. Im technischen Teil entsteht die Dynamik der Bewegung beim Angreifen, Ablenken und Gegenangreifen ohne Unterbrechung. Manchmal mit festem Modell gegen Sombrada, FaustSombrada, drei oder fünf Bewegungen. Bei anderen freieren Gelegenheiten hilft man dem Gegner nicht den Rhythmus zu verlieren. Die Sensibilität ist von größter Bedeutung, genau wie die Geschwindigkeit und die Ausweichbewegung, die Blockaden, die Scheinangriffe und die Umklammerungen. Mittel die wir auf die Form Aktion-Reaktion anwenden werden, genauso mit Waffen wie mit der leeren Hand. Die Ähnlichkeit der Bewegungen, wenn man ein Messer, einen Stab oder die leere Hand verwendet, ist überwältigend. Den Unterschied findet man in der Entfernung oder in den ihr eigenen Nuancen jeder Waffe. Manchmal schlägt sie, manchmal schneidet sie. Das Messer kann länger oder kürzer sein, mit nur einer Schneide oder einer doppelseitigen. Aber die Konzepte bleiben bestehen. Es ist nicht notwendig, das Kämpfen speziell in jeder Gelegenheit zu erlernen. Das Wissen über die Winkel einer Attacke zusammen mit den Typen von Blockaden, der Fußarbeit, den grundlegenden Bewegungen der Verteidigung und des Angriffs, werden ausreichen, um anzufangen zu fließen, lernen zu tanzen. Unseren Vorteil des Wissens über Dreiecke, Rauten, Kreise, das X, die 8 und Kreuze anzuwenden und die ganze Symbolkunde, die uns dabei hilft das Wie und Warum jede einzelne der Techniken, die wir Tag für Tag von unseren Meistern lernen zu interpretieren und zu verstehen. Letzten Endes sind die Contras zufällige, kontinuierliche Antworten von einer anfänglichen einfachen Aktion ausgelöst, um sich daran zu nähren und sich exponentiell auszuweiten. Das alles führt uns zur Selbstverteidigung, zur erhabenen Ausführung einer konkreten oder definitiven Technik. Der echte Kampf, nicht gezeichnet durch Regeln, Bedeutungen und Stile. Es ist wahr, dass die Praxis jeglicher

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Kampfkunst mit einem erfahrenen Helfer in einem Stil hervorragende Ergebnisse hervorbringt. Aber das echte Leben ist eine andere Geschichte. Auch wenn es weiterhin dasselbe ist wie das was wir im Training üben. Natürlich folgt der Schlag verschiedenen Modellen und die Folgen sind immer negativ für beide Teile. Unter diesen Umständen wird uns das Wissen über die Contras während des Kampfes beweisen, dass es keine unbekannten Schläge gibt. Wir erkennen die universale Sprache und das ermöglicht es uns zu handeln, zu interpretieren und eine Antwort auf eine unerwartete Aktion zu geben. Versuch und Fehler, das sollte unser Prinzip sein. Wir können nicht immer gewinnen, aber wir können unser Bestes in jeder Minute im Training geben, uns dadurch Tag für Tag verbessern, all jenes genießen, was uns geschenkt wird, jenes, was man nicht kaufen kann, das uns gut fühlen lässt, ohne an das Scheitern zu denken, an Sieg oder die den Zerstörung, an den Schluss und das Ende, wie oft im Leben streiten wir uns… Wie ich immer meinen Schülern sage “ich lehre euch nicht jemand anderen zu überwältigen, sondern zu überzeugen. Vor allem euch selbst, mehr als die Übrigen.“


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Lichter in der Dunkelheit „Ich persönlich hasse die Dunkelheit und die Zartheit des Geistes. Ich mag aber die Unendlichkeit des Denkens.“ Carlos Castaneda Wissen ist analog zum Licht ein seltenes und kleines Gut in einem Universum, das von der Dunkelheit beherrscht wird. Das Licht beleuchtet, was wir sehen, es holt uns aus Finsternis der Ignoranz und lässt uns die Natur der Dinge oder ihre Existenz verstehen. Wir Menschen haben viel dafür getan, unser Verständnis zu verbessern, unsere Fähigkeit, mit dem Sichtbaren zu interagieren, und wir haben ein paar bemerkenswerte Erfolge erreicht - aber betrachtet man sie aus der Ferne, sind viele davon eher scheinbare Errungenschaften, als wirklich tiefgehende. Das Geheimnis bleibt im Wesentlichen gewahrt und wir haben eigentlich auf keine der großen Fragen eine Antwort. Immerhin erleuchten wir uns seit ein paar Jahrzehnten mit den Glühbirnen, die uns aus der Tyrannei der Tageszyklen geholt haben, wir bewegen uns in Maschinen, die von Motoren angetrieben werden, kommunizieren über weite Entfernungen mithilfe technischer Geräte anstelle von Schreien und, verwenden spezielle Arsenale gegen die „Feinde“ unserer Spezies. Aber das sichtbare Universum verbirgt weiterhin das Geheimnis unserer Existenz. Ihr Sinn ist nur ein Meer von Hypothesen, dasselbe gilt für unseren Ursprung und unser Schicksal. Selbst die Wissenschaft hat schon mit der einfachen Definition von „Leben“ Probleme. Wir wissen viel mehr als früher über seine Mechanismen, aber wir sind nicht in der Lage festzustellen, was sie im Grunde antreibt. Das Feld des Unbekannten hat sich in Bezug auf das Sichtbare etwas verringert, aber gegenüber dem Unsichtbaren hat sich unsere Position so gut wie nicht verändert. In diesem Bereich haben wir seit den Priestern und Schamanen des Altertums fast keine Fortschritte gemacht. Diese hatten sich damals mit sehr viel mehr Entschlossenheit und gesundem Menschenverstand dazu aufgemacht, das Mysterium zu erkunden, als unsere heutigen Wissenschaftler es tun. Sie sind mehr mit dem Nachweis, ob es „gibt oder nicht gibt“ beschäftigt sind, als damit, wie man eine Interaktion damit erreichen könnte. Der Mumm, der unendliche Mut und die Willenskraft jener alten Weisen hat diesen Sprung in die Leere aus zwei Gründen möglich gemacht: der erste und Hauptgrund war der Pragmatismus der Schamanen gegenüber dem Mysterium. Der zweite - das mag paradox erscheinen - war die eigene Unwissenheit, die sie dazu zwang, im Unsichtbaren alle Gründe für das Sichtbare zu suchen, was jedoch die heutige Wissenschaft mit ziemlichem Erfolg und auf sehr sachdienliche Weise erreicht hat. Ein Luxus, den man damals nicht hatte. Für die Miryoku Shizen, oder Amerikanischen Schamanen, kam jedes Wissen von ihrer Beziehung zu zwei wesentliche Typen von Kraft. Derjenigen, die dem Materiellen innewohnt und der Energie, welche die Dinge vom Unsichtbaren aus belebt. Als sie sich auf die Suche nach Antworten machten, verwendeten sie ihre inneren Werkzeuge der Wahrnehmung. Ihre untrügliche und tiefgehende Beobachtungsfähigkeit kanalisierten sie mithilfe einer analogen Methode der Interpretation der Realität. Anstelle einer analytischen Methode (von der Einheit ausgehen, um zu verstehen) versuchten sie, die Interaktionen der Einheit über die Ähnlichkeit und die Unterschiede zu den Kräften zu interpretieren, aus denen das Universum besteht. Da es sich um undifferenzierte Kräfte handelte, nahmen sie an, dass alle anderen Welten (die unsichtbaren) analog mit diesen großen Kräften funktionieren würden und dass jene Kräfte nichts anderes wären, als die Polarisierung einer großen Kraft, die unter allen Dingen läge. Als Ergebnis ihrer Forschungen fanden sie ein ganzes Universum verschiedener unsichtbarer Dimensionen, welche sie die spirituelle Welt nannten. Jahrhunderte der Suche und Interaktion mit diesen unsichtbaren Ebenen haben große Kulturen hervorgebracht.

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Von denen sind viele verloren und vergessen oder im besten Fall auf monumentale archäologische Reste reduziert worden, deren wahres Wesen unmöglich erkannt werden kann. Das liegt daran, dass die Hüter des Wissens einige wenige Priester waren, die es nur mündlich von Lehrer zu Schüler weitergaben, im Rahmen der heiligen Initiationen. Das Wissen blieb so auf ein Gremium oder eine Kaste beschränkt, und auch innerhalb dieser war die letzte Essenz nur dem Zentrum ausgewählter pyramidenförmiger Hierarchien zugänglich. All das trägt den Samen der eigenen Zerstörung bereits in sich, so dass letzten Endes diese erbitterte Geheimniskrämerei, die über so lange Zeit seine Lebenskraft und Fortdauern verteidigt hatte, paradoxerweise zur Auslöschung des Wissens geführt hat... Die Mehrzahl dieser Kulturen hat nichts Schriftliches hinterlassen - und wo sie es getan haben, blieb ihre Sprache unverständlich, um das Geheimnis zu bewahren. Denn wer die Texte las, musste auch über die Schlüssel verfügen, sie zu interpretieren Auf diese Weise garantierte man, dass die Kenntnisse für die Augen des Feindes undurchlässig waren, sollten sie in falsche Hände geraten. Der zweite Grund, der zur Zerstörung von so großem Wissen beitrug, war vielleicht die menschliche Natur, oder dass die Entwicklung jener Individuen nicht darauf vorbereitet war, die Folgen der Verwendung dieses Wissens zu tragen. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. Die Arroganz und der Ethnozentrismus unserer modernen Kultur hilft nicht gerade bei der Interpretation der wenigen Daten, die sich finden, um jene Kulturen zu verstehen. Denn wir gehen davon aus, dass sie unwissend waren und wir - natürlich - sehr clever. Es scheint jedoch paradox, dass der Massstab der Wissenschaft einige ihrer materiellen Errungenschaften immer noch weder erklären kann, noch es ihnen gleich tun - um nicht von einigen ihrer wissenschaftlichen oder mathematischen Kenntnisse zu sprechen. Sie waren viel weiter fortgeschritten, als unsere zu jener Zeit. Wie das Konzept der Ziffer Null bei den Mayas, die perfekte Verortung ihrer Gebäude in Bezug auf die Kardinalpunkte, das Himmelsgewölbe und viele andere Dinge, die heute noch die Forscher faszinieren. Religion und Wissenschaft haben dem Wenigen, das von jenem Wissen übrig geblieben war, den Garaus gemacht und so die Unwissenheit des gewöhnlichen Sterblichen in Bezug auf die unsichtbare Welt aufrecht erhalten. Die alten Traditionen wie das Shizen sind ein großes Rätsel. Woody Allen sagte einmal, dass die Tradition die Illusion des Fortbestehens sei. Aber von der Moderne bleibt uns nur die Anklage und das Jammern über etwas, das wir schon nicht einmal mehr empfangen. Die Traditionen des Unsichtbaren, die wir im Westen von unseren Großvätern geerbt haben, sind größtenteils formelle Fetzen fern jeglicher Spiritualität, ein Rahmen ohne Bild darin oder bestenfalls eine Ansammlung frommen Aberglaubens. Das Wenige, was dem historischen Stoß der religiösen Gespenster widerstand, versteckte sich in kleinen geheimen Splittergruppen und es scheint, dass sie jetzt langsam aus ihren Schlupfwinkeln auftauchen, aber ohne die Liebhaber der Scheiterhaufen aus den Augen zu verlieren, die es immer geben wird, oder die Fanatiker, die immer darauf bedacht sind, die anderen von etwas zu überzeugen, von dem sie noch dazu nichts wissen oder verstehen. In allen Kulturen sterben wir, leben aber symbolisch in den Ritualen derjenigen weiter, die auf uns folgen. Heutzutage gibt es in den postmodernen Gesellschaften nicht einmal das, denn wir leben mit dem Rücken zum Tod, in Selbsttäuschung und der Angst davor, das Offensichtliche zu leugnen: das alles vergänglich ist und dass jeder sein Verfallsdatum hat. Im Westen ist die Wissenschaft unser neues Maß, denn die Religionen sind niedergeschlagen und fast das gesamte alte Wissen ist in unseren Kulturen verloren gegangen. Der Rest der Welt lebt in seinem eigenen Rhythmus, in seine eigenen Chronologien vertieft, von denen einige, wie wir wissen, die Andersdenkenden immer noch unbedingt töten wollen. Wenn das jetzt so ist, was wundert Ihr Euch noch, dass die alten Schamanen ihre Kenntnisse wie Geheimnisse bewahrt haben?


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Hellebarde und Säbel, königliche Waffen Kampfkünste...Schlachten..In allen Zivilisationen und Kulturen war die Entwicklung des Menschen immer eng verbunden mit dem Fortschritt der Waffen und Kriegstechniken, die in den damaligen Jahrhunderten als überlebenswichtige Mittel benötigt wurden. Glücklicherweise ist der Platz, den die Kriege im täglichen Leben einnahmen, heutzutage praktisch in Europa verschwunden, obwohl sie in vielen Ländern der Erde leider immer noch von Bedeutung sind. Im Westen findet man Waffen und Techniken des Mittelalters nur noch in Museen oder in guten Händen einiger weniger Sammler und Antiquitätenliebhaber. In der fernöstlichen Welt jedoch, haben die Kampfkünste diesen Teil ihrer Geschichte bis dahingehend kultiviert, dass sie die Praxis der sog. kalten Waffen beibehielten, als man bereits außer dem Bajonette und dem Kampfdolch keine schneidenden Waffen mehr in einem modernen Heer verwendete. Die Anwendung der Kampfkünste in Vietnam, unabhängig von Stil und Strömungen, schließt fast immer die Arbeit mit Waffen wie dem Säbel, dem Krummschwert, der Hellebarde, dem Kriegsbeil oder der Lanze ein. Diese Sorge um Beibehaltung entsteht vor allem aus dem Willen, einen kulturellen Schatz zu bewahren und ihn an die zukünftigen Generationen weiterzugeben, mit dem Wissen, dass diese niemals in einer echten Schlacht Gebrauch von ihm machen werden. Es handelte sich hier um ein kulturelles Phänomen, vermischt mit einem nationalistischen Gefühl. Von einem kulturellen Blickwinkel aus ist Vietnam, ein Land, das sehr stark unter ausländischen Invasionen gelitten hat, der Geist der Freiheit omnipräsent. Mögen wir, als westliche Bürger, auch denken, dass die Vietnamesen das, was wir als Freiheit in einem politischen und sozialen Sinn verstehen, nicht haben. Das, was sie vor allem als Freiheit ansehen, ist die Tatsache, nicht unter der Herrschaft eines fremden Landes zu stehen. Dies hat lange Zeit im Volk das Phänomen hervorgebracht, alles Fremde abzulehnen und gleichzeitig hat dieses Volk unzählige ausländische Konzepte und Methoden angenommen und sie abgewandelt, sie sozusagen „vietnamisiert“. Das war tatsächlich eine der grundsätzlich bewiesenen Voraussetzungen dafür, dass der verschwundene Meister Nguyen Loc den Vovinam entwickelte. Es ist trotzdem sehr heikel, ausländische Wurzeln in einigen Teilen der vietnamesischen Kultur zu erwähnen. Seit ein paar Jahren streute ich in einem Interview für eine vietnamesische Zeitung Salz in die Wunde, als ich daran erinnerte, dass einige Aspekte der vietnamesischen Kampfkünste chinesischen Ursprungs sind. Zum Beispiel die traditionell vietnamesische Musik und auch soziale Bezüge wie die Monate des Mondkalenders, die Neujahrsfeste, die Familie, die Religion, die Metaphysik, etc. Trotz all diesen echten und historischen Tatsachen löste dieser Artikel eine große Kontroverse aus, sowie eine gewisse Art von „Druck“, der mich dazu brachte, zu verstehen, dass in den höheren Instanzen der vietnamesischen Presse jenes Thema delikat war, auf das man besser nicht anspielen sollte. Die Unabhängigkeit, die die Vietnamesen jetzt haben, kostete sie so viele Menschenleben und Leid, dass sie es bevorzugten, die chinesischen und ausländischen Wurzeln ihrer Kultur nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Es ist genau dieser Kampf gegen die ausländischen Invasoren der, viele Jahrhunderte lang, die Kampfkünste Vietnams schmiedete. Wenn dieses Land friedlich und nicht Beute der großen Mächte gewesen wäre, hätten sich vielleicht auch nie die Kampfkünste entwickelt.

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Große Meister

Nach 1000 Jahren direkter chinesischer Besetzung, darauf fast 10 Jahrhunderte als Vasallenstaat Chinas, danach ein Jahrhundert unter französischer Kolonialherrschaft, 4 Jahre japanische Invasion, und ungefähr 30 Jahre moderner und zerstörerischer Krieg zwischen Nord und Süd (in den zahlreiche große westliche Mächte verwickelt waren), lebt Vietnam nun in Frieden und erholt sich von den Folgen dieser Kriege. Das Land kann nun endlich seine Kultur zur Geltung bringen, in der die Kampfkünste einen Teil bilden. In der Kampfkultur Vietnams sind zwei Waffen besonders wichtig: die Hellebarde und der Säbel. Das Studium, um diese beiden Waffen bedienen zu können, ist unentbehrlich für alle Praktizierenden der vietnamesischen Kampfkünste, weil diese die beiden größten Kampfwerkzeuge auf dem Schlachtfeld darstellen. Tatsächlich lässt uns der jetzige Kontext der Hallen der Kampfkünste öfters den eigentlichen Ort vergessen, wo diese Waffen angewendet wurden: das Schlachtfeld. Ohne jegliche Matten, Wände oder flache Böden. Nur einige große Flächen auf denen man zwischen Kriegspferden und Soldaten kämpfte. Das sind alles Faktoren, derer man sich bewusst sein sollte, denn der Gebrauch einer Waffen ist immer durch die Umgebung bedingt, in der man sie benutzt.

Die Hellebarde oder Dai Dao Der Ruhm des Säbels, teilweise auch den im Westen verbreiteten japanischen Filmen

geschuldet, verdrängt die einstige Bedeutung der Hellebarde in den damaligen Kriegen des Fernostens, im speziellen in China, Vietnam, Korea und bis nach Japan, mit der Hellebarde „Naginata“. Die Reichweite der Hellebarde ist bis zu drei Mal größer als der des Säbels, und überdies kann die Hellebarde als Waffe sehr vielfältig eingesetzt werden. Wenn wir den Säbel und die Hellebarde vergleichen, ist der Säbel beschränkt auf Schnitte, Stiche und Blockaden mithilfe des hinteren Teils der Klinge. Ein Teil der nicht schneidet, um nicht die Schneide der Klinge zu beschädigen, obgleich man auch mit der Schneide blocken kann. In manchen Fällen kann man den Schaft des Säbels zum Schlagen benutzen und den hakenförmigen Griff des vietnamesischen Säbels, um die Klingen einzuhaken, aber das sind einige der letzten Möglichkeiten, wenn alle Stricke reißen. Angesichts dessen ist die Hellebarde als Waffe wirklich für vielfache Anwendungsgebiete konzipiert.


• Schnitt: direkt mit der Klinge, und rückseitig mit einer der Spitzen der Klinge • Stich: direkt mit geringer Entfernung mit der Spitze der Klinge, und mit weiter Entfernung, indem man den Stab der Waffe gleiten lässt • Blockade : mit der Rückseite der Klinge, mit der Mitte und Spitze des Stabs • Verkeilen: man kann die Waffe des Gegners mit dem hinteren Teil der Klinge der Hellebarde und dem Griff einhaken • Griffteil: der Griff, der manchmal aus einem schneidenden Teil besteht, dient für den Krieg und wird für Stichwunden und kreisförmige Stöße verwendet • Schläge : mit der Klinge, der Rückseite der Klinge oder des Stabes Dank all dieser Anwendungsmöglichkeiten, ist der Wirkungsbereich der Hellebarde vielfältig und breitgefächert, was sie zu einer idealen Waffe macht, um sich gegen einen Feind auf einem Pferd zu verteidigen. Denn im Gegensatz zum Säbel, bietet die Länge der Hellebarde mehr Sicherheit angesichts eines Reiters. Aber die Vielfalt ihres Gebrauchs gab der Hellebarde noch einen zusätzlichen Vorteil, weil man sie gleichzeitig gegen einen Fußsoldat vom Boden aus oder gegen einen auf einem Pferd reitenden Offizier verwenden konnte. Ihr vietnamesischer Name „Dai Dao“ heißt wörtlich „großer Säbel“ und kommt von der vietnamesischen Lautschrift der zwei Schriftzeichen ¥Û groß (Dai), und µ∂ Säbel (Dao). Das letzte Zeichen sollte man nicht mit der Schreibweise des vietnamesischen Wortes „dao“ mit einem „d“ ohne Schrägstrich, das „Yao“ oder „Zao“ gelesen wird und Messer bedeutet, verwechseln.

Ursprünge Obwohl zahlreiche Meister der vietnamesischen Kampfkünste den nationalen Charakter ihrer Stile betonen, oft die Zeitangabe der Entstehung dieser Lehren älter machen und die chinesischen Einflüsse auslassen, sind diese, ob in kleinem oder großem Umfang nicht zu leugnen. Hinsichtlich der Form der Hellebarde, verglichen mit unterschiedlichen Typen von chinesischen Hellebarden, ähnelt diese sehr der Form des “Guan Dao”, eine seit ungefähr zweitausend Jahren bei einem Kolonisierungskrieg importierte chinesische Hellebarde. Andere chinesische Waffen sind ebenfalls sehr ähnlich, wie der „Zhang Ma Dao“, der ein langes Blatt wie das eines Säbels hat, oder der „Pu Dao“, der ein schmales und quadratisches Blatt besitzt. Jedoch besitzt die Hellebarde des Vovinam im Gegensatz zu den Trainingswaffen der chinesischen Stile,

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kein spitzes Stabende. Diese wurde durch einen Griff ersetzt. Die Hellebarde ist eine schwere Waffe, die in der Tradition nur von großen und starken Kämpfern geführt werden konnte. Sie symbolisiert die pure Macht und die Fähigkeit, etwas vollständig einzuhauen oder Rüstungen zu durchbohren, die nicht einmal die schärfsten Säbel schneiden konnten. Sie war eine gefürchtete Waffe im Schlachtfeld. Trotzdem wird heutzutage in den technischen Vovinam-Wettkämpfen eine vollständig aus Aluminium bestehende Waffe verwendet, die eine schnelle Handhabung erlaubt, die jedoch nichts mehr mit dem mächtigen Geist der Hellebarde zu tun hat. In den technischen Wettkämpfen in Vietnam werden die Hellebarden der neusten Generation aus einem hohlen Rohr mit einer Legierung gefertigt. Es ist federleicht und sehr zart, nur einige Gramm wiegend, an das eine Klinge, aus einer Platte mit einer sehr feinen Legierung geschnitten, beigefügt wurde. An der Klinge sind einige Glöckchen angebracht, um einen Klangeffekt zu erzeugen, und in seiner Gesamtheit ist diese Hellebarde immer noch schneller handzuhaben als ein einfacher Weidenstock. Weit entfernt von dieser Maskierung sollte die Arbeit mit einer Hellebarde genauso ernst genommen werden wie die mit einem Säbel. Der Vovinam ist immer noch weit entfernt vom Geist des Budo, der vom Großteil der japanischen oder koreanischen Schulen erhalten wird, welche die Authentizität in der Arbeit mit Waffen zu bewahren wussten. In den chinesischen Kampfkünsten sind demnach viele Waffen des Wettkampfes sehr leicht. Es existieren einige chinesische Hellebarden für das Training und den Wettkampf, die zwischen 3,5 und 5 kg wiegen, was bereits die Handhabung und das vollständige Ausführen der Waffe erschwert. Trotzdem sind diese immer noch leichter als eine echte Kriegshellebarde. Es sind also zwei Konzepte, die sich gegenüberstehen: die wenigen Gramm des Wettkampfinstrumentes des Vovinam, und die legendäre Hellebarde von 40 kg des chinesischen Generals Guan Yu. Ohne ins Extreme zu gehen, hatte ich die Möglichkeit, eine echte alte Hellebarde von 8 Kg mitzunehmen und das Gefühl, welch körperliche Kraft für ihren Gebrauch notwendig ist, war absolut fantastisch. Aber auf den Geist dieser machtvollen Waffe, dazu fähig alles zu zerschneiden, sollte sich der Umgang mit der Hellebarde konzentrieren. Im Vovinam gibt es ohne Zweifel einige Zusammenschlüsse oder Gruppen, die es ablehnen, Vovinam in einen einfachen Sport zu verwandeln. Und zwar mit dem Ziel, den kriegerischen Geist des Vovinam zu erhalten. Dieser Geist ist neben anderen Dingen unentbehrlich

für die Arbeit mit der Hellebarde. Es ist tatsächlich sehr einfach, nachdem man die kompletten Bewegungsabläufe (Quyen) mit einer superleichten Hellebarde des Wettkampfs durchgeführt hat, sie mit einer echten, sehr schweren Hellebarde zu realisieren. Zuerst haben wir vielleicht das Gefühl körperlicher Schwäche, gefolgt von einer Frage, die uns in den Sinn kommt: Wie schafften sie es, sich in einer ernsthaft lebensbedrohlichen Situation mit einer so schweren Hellebarde zu verteidigen?

Das Training Leider wird die Hellebarde wie der Großteil der Waffen in zahlreichen vietnamesischen Kampfkunst-Schulen nicht so unterrichtet, wie sie sollte. Die logische Form des Fortschreitens, genau wie die für die Techniken der leeren Hände, sollte die Arbeit mit den Grundangriffen sein, in einer wiederholenden Weise. Danach die Arbeit mit den Blockaden, gefolgt von Ausweichstrategien, Übungen, um den Gegner zu verketten. Alles mithilfe von permanenten Wiederholungsübungen mit dem Ziel, die Prozesse so besser aufnehmen zu können. Danach folgen zuerst Anwendungsübungen mit Partner, bevor man letztendlich bei der Phase anlangt, die die vollständige Form sein sollte (Quyen). Diese dient und das sind wir oft versucht zu vergessen, dazu die Verkettungsübungen ohne Partner oder die Techniken, die man normalerweise mit Partner übt, zu überprüfen. Leider macht die Anwendungslehre der Hellebarde nicht mehr diese Etappen durch. Der Hauptfaktor, der die Lehrmethoden und deren Prozess umgeändert hat, ist der Mangel an Zeit. Gewiss braucht der Vovinam, reich an unterschiedlichen Techniken, viel Zeit, möchte man das ganze Programm und alle darin enthaltenen Waffen beherschen. In zahlreichen Vereinen in Vietnam haben einige Meister folgende Lösung: jeder Schüler hat eine Spezialität, die er bis zur Perfektion beherrschen soll. Diese Meister werden so einige Schüler haben, die zum Beispiel im Faust und Beinkampf exzellent, aber mittelmäßig bis sehr schlecht in Quyen sind. Andere werden Experten sein im Gebrauch der Hellebarde, aber ein niedriges Niveau auf anderen Anwendungsgebieten des Vovinam haben. Es ist nicht selten zu beobachten, dass in einigen „sportlichen“ Vovinam-Clubs in Vietnam ein seit vielen Jahren unbesiegter Meister, wenn er einen ausländischen Praktizierenden in einem Quyen-Lehrgang unterrichtet, dabei viele Fehler macht. Dies kann sogar soweit kommen, dass er einige Quyen überhaupt nicht kennt, die eigentlich im Programm seines Ranges enthalten sind. Im Westen eine undenkbare Situation: ein Athlet


GroĂ&#x;e Meister

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oder Praktizierender mit hohem Niveau sollte das Programm seiner Stufe kennen sowie den Gebrauch aller Waffen, die dieses Konzept zusammensetzen. Dieser westliche Fokus beim Arbeiten mit Vovinam wird von vielen Meistern Vietnams begrüßt, die überrascht von der Fähigkeit westlicher Bürger sind, sich mit einem so komplexen Konzept wie dem des Vovinam sehr detailliert und genau auszukennen. Wenn ein westlicher Wettkämpfer m e h r e r e Goldmedaillen in

„Das Studium, um diese beiden Waffen bedienen zu können, ist unentbehrlich für alle Praktizierenden der vietnamesischen Kampfkünste, weil diese die beiden größten Kampfwerkzeuge auf dem Schlachtfeld darstellen“

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einer Weltmeisterschaft in zahlreichen technischen Kategorien gewinnt, wird dieser Athlet als außergewöhnlich angesehen, weil vietnamesische Athleten normalerweise das Risiko, an vielen unterschiedlichen Kategorien teilzunehmen, nicht eingehen. Sie schreiben sich nur für ein paar Kategorien ein, hauptsächlich eigentlich nur für eine Kategorie: ihre Spezialität. Natürlich wäre für die Hellebarde, würde man diese Neigung zur „Spezialisierung“ auch auf das Wissen und die Geschicklichkeit bei den paarweisen Anwendungsmethoden erweitern, ideal. Aber in der Wirklichkeit beschränkt sich diese „Spezialisierung“ nur darauf, das Quyen für den Wettkampf am schnellsten und ästhetischsten auszuführen. Aus diesem Grund wird mit der Hellebarde im Vovinam immer auf einfachste und wenig wirksame Art und Weise gearbeitet: Man lernt den vollständigen Ablauf, indem man Bewegungen wiederholt, ohne ihre Anwendung oder Kombinationen im Kampf zu kennen. Außerdem läuft das Quyen, weil es eine „absolute“ Form ist, Gefahr, sich nicht auf eine einheitliche Art zu verbreiten. Tatsächlich: Wenn man die vollständige Form nur als Ablauf von Bewegungen erlernt hat, ohne

Anknüpfungspunkte für die Anwendung im Kampf und ohne Einteilung in Sektionen mit einem jeweiligen präzisen Sinn, ist es möglich, dass eine Menge Probleme die genaue Merkfähigkeit langfristig behindert. Zusätzlich werden so Unterschiede zwischen den anderen Praktizierenden generiert: Zweifel über die exakten Bewegungen, Fehler und formveränderte Techniken. Hinzu kommt die Wettbewerbssituation, die ebenfalls zahlreiche Auswirkungen hat. Eine Veränderung der Bewegungen, um die Ästhetik zu verbessern, zusätzliche Sprünge für ein größeres Spektakel,

Schleudern der Waffe in irreale Höhe für eine Waffe dieses Typs, übertriebene Geschwindigkeit bei der Ausführung… Deshalb ist die traditionelle Arbeit mit Waffen, und im Besonderen mit der Hellebarde, viel praktischer und wirksamer, als das Erlernen der vollständigen Form des Quyen in einer einzigen Einheit. Es ist also mehr wert, längere Zeit der Arbeit mit Grundlagen der Handhabung und danach deren Anwendung zu verbringen und zu warten, bis man sich


Große Meister diese Techniken wirklich angeeignet hat, bevor man anfängt sich die komplette Form des Quyen zu erarbeiten. Quyen des Mondes und der Sonne Es ist generell Brauch in den vietnamesischen Kampfkünsten, den Quyen Namen zu geben, die gleichzeitig einige metaphysische Prinzipien der Lehre sind. Wird die Verbindung zwischen dem Namen des Quyen und dem metaphysischen oder philosophischen Prinzip den westlichen Bürgern, die Quyen erlernen, nicht gut erklärt, wird sich dieses verlieren, wenn sie Quyen mit in ihr Heimatland nehmen. Wenn auch die Mehrheit der westlichen Professoren, die in den Vietnam reisen, um sich ausbilden zu lassen, so ausgeprägte Lust zu Lernen haben, dass sie sich sowohl das metaphysische Konzept als auch die Techniken sehr gut aneignen, passiert es trotzdem manchmal, dass die Übersetzung des Namens des Quyen fehlerhaft in den Westen gelangt und lange Zeit so bestehen bleibt. Wie im Fall Ngoc Tran Quyen, was zu oft übersetzt wurde

mit „Quyen des betrunkenen Mannes“, obwohl kein einziges Quyen des betrunkenen Mannes im Vovinam existiert. Das Ngoc Tran Quyen ist das Quyen „Kelch der Jade“. Der Fehler kommt von der Tatsache, dass einige Meister meinen, dieser Kelch der Jade enthielte Alkohol. Zudem behaupten sie, dass viele Bewegungen denen einer Stilart des chinesischen Boxens, nämlich der „betrunkenen Faust“ (Zui Quan) gleichen. Aber das metaphysische Prinzip des Ngoc Tran Quyen ist das des Gegensatzes zwischen „Behälter“ und „Inhalt“. Die Frage, die der Meister dem Schüler stellt und ihm dabei auferlegt, auszuwählen und nicht „beide“ zu antworten, ist: „Was ist wichtiger, das Behältnis oder d e r Inhalt?“

„Die Anwendung der Kampfkünste in Vietnam, unabhängig von Stil und Strömungen, schließt fast immer die Arbeit mit Waffen wie dem Säbel, dem Krummschwert, der Hellebarde, dem Kriegsbeil oder der Lanze ein“

Dieses Prinzip, fundamental in den Kampfkünsten, ist auch das des Dilemmas zwischen der Bedeutung des leeren Glases (das nichts enthält) und des vollen Glases. Damit es voll sein kann, muss es zuerst leer sein. Es wurden unzählige Dissertationen über dieses Thema geschrieben und eine der Anwendungen im Vovinam ist Folgende: Angenommen, dass es in den Kämpfen des Vovinam kein Unentschieden gibt, muss es, damit es einen Gewinner gibt, einen Verlierer geben. Das heißt, dass der weniger Starke dem Stärkeren Größe gibt, denn ohne den weniger Starken, wäre dieser nicht stärker. Im ganzen Ngoc Tran Quyen werden diese entgegengesetzten Elemente in die Übungen eingebaut: mit der maximalen Kraft ausgeführte Schläge gegen sanfte und kurvenförmige Techniken; kurze, schnelle, kraftvolle Ausweichbewegungen gegen andere lange und sanfte; harte Blockaden gegen geschmeidige Ausweichbewegungen… Dementsprechend verliert das Quyen, wenn man den Sinn seines Namens ändert, seinen ganzen Wert, was einer der fundamentalen Unterschiede zwischen einem Sport und einer Kampfkunst ist: die


Anwendung metaphysischer Prinzipien auf einige Kampftechniken. Genau dasselbe passiert mit dem Namen des Quyen der Hellebarde: Nhat Nguyet Dai Dao. Dieses Quyen der Hellebarde besteht in perfekter Harmonie zu seinem Namen. Die Sonne (»' Nhat) und der Mond ('¬ Nguyet) sind zwei traditionell gegensätzliche Gestirne. Es ist klar, dass wir hier nicht von wissenschaftlichen und derzeitigen astronomischen westlichen Kenntnissen sprechen, sondern von dem Wissen, der Präsenz und dem Einfluss dieser zwei Gestirne auf die fernöstliche Bevölkerung, und zwar vor allem auf die chinesische. Tatsächlich müssen wir uns daran erinnern, dass praktisch die ganze vietnamesische Metaphysik auf der chinesischen basiert, welche vor fast 2 Jahrtausenden in der Zeitspanne der chinesischen Präsenz (direkte Besetzung und Vasallenstaat) von allen Bevölkerungen in jenem Territorium, was wir heutzutage Vietnam nennen, aufgenommen wurde.

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Die zwei Gestirne Mond und Sonne sind Elemente, deren Gegensatz man während der Ausführung des Quyen der Hellebarde veranschaulichen muss: während des gesamten Quyen gibt es Bewegungen der weiten und langsamen Schnitte, die einigen geradlinigen und schnellen Stichen entgegenstehen; es gibt geradlinige und schwere Ausweichbewegungen gegenüber kleinen, schnellen, gekreuzten und kreisförmigen Schritten. Genau dieser Gebrauch der Waffe ist verbunden mit dem gegensätzlichen Wesen der zwei Gestirne: die zwei polarisierenden Hauptfunktionen der Hellebarde sind der Schnitt (das heißt, die Klinge, der obere Teil) und die Schläge des Griffteils (das heißt der Griff, mit dem unterem, der Klinge entgegengesetztem Teil). Wir müssen also, während des gesamten Quyen die zwei Gestirne Sonne und Mond in Harmonie führen. Aber dem müssen sich weitere Elemente hinzufügen: auf dieselbe Weise wie für die zwei Gestirne, gibt

es unterschiedlichen Positionen in Abhängigkeit von Tag und Nacht. Wenn wir einen Großteil der Zeit nur eines der beiden Gestirne sehen (mit anderen Worten, einige Techniken „Nhat“ oder einige „Nguyet“), ist der Mittelpunkt der zwei Gestirne von der Erde aus gesehen nahegelegen oder fast identisch. Und die Klinge und der Griff sind auf derselben Linie der Attacke oder werden in nur einer Kampftechnik zusammen verwendet. Andere Male sind Sonne und Mond gleichzeitig am Himmel sichtbar, aber mit einer gegenübergestellten Entfernung und die Techniken des Quyen spiegeln diese Prinzipien wieder, sei es im Gebrauch der Waffe oder in der Position des Körpers und der Ausweichbewegungen. Im Vovinam bedeutet die Arbeit mit der Hellebarde viel mehr als nur der einfache Gebrauch einer Waffe, die die Königin auf dem Schlachtfeld war. Es ist alles zur gleichen Zeit eine technische, kriegerische und philosophische Einheit, die diese schwere Waffe, Kriegskameradin des Säbels, huldigt.


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