Neujahrskonzert 2024 | 01.01.2024

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ab 200 jahre

GeburtstagsDie Eröffnung des Bruckner-Jahres 2024

tänze

1. JÄNNER 2024 DAS BESONDERE KONZERT IV SAISON 2023/24


Anders, weil: wir Kultur nicht nur fördern, sondern auch fordern.

Kultur ist kein Extra, kein „Nice-to-have“ oder reines Freizeitvergnügen. Wir verstehen Kultur als integrierten Bestandteil des Menschseins. Als Oberbank sehen wir uns daher nicht nur gesellschaftlich verpflichtet, Kultur zu fördern; nein, wir wollen sie leben. Sie spürbar machen, auch im Umgang mit unseren Kund:innen. Ja, es gibt so etwas wie eine ganz spezielle Oberbank Kultur. Darauf sind wir stolz. Gerne 2 erzählen wir Ihnen mehr darüber in einem persönlichen Gespräch.


Neujahrskonzert 2024 Geburtstagstänze Die Eröffnung des Bruckner-Jahres 2024

Montag, 1. Jänner 2024, 17:00 Uhr Großer Saal, Brucknerhaus Linz

Hard-Chor Hard-Chor The New Generation Alexander Koller | Einstudierung Bruckner Orchester Linz Markus Poschner | Dirigent

Saison 2023/24 – Das besondere Konzert IV Brucknerhaus-Debüt


Programm Anton Bruckner (1824–1896) „Locus iste“. Graduale C-Dur für gemischten Chor WAB 23 (1869) Scherzo der Sinfonie d-Moll WAB 100 „Annullierte“ (1869) Bedřich Smetana (1824–1884) Prager Karneval. Introduktion und Polonaise JB 1:126 (1882–83) Drei Tänze aus der Oper Die verkaufte Braut JB 1:100 (1863–66, rev. 1868–70) Nr. 1 Polka C-Dur Nr. 2 Furiant F-Dur Nr. 3 Tanz der Komödianten C-Dur

– Pause – Leoš Janáček (1854–1928) Lachische Tänze (1889–90, rev. 1924) Nr. 1 Starodávný I (Der Altertümliche I) Nr. 2 Požehnaný (Der Gesegnete) Nr. 3 Dymák (Der Blasebalg) Nr. 4 Starodávný II (Der Altertümliche II) Nr. 5 Čeladenský (Aus Čeladná) Nr. 6 Pilky (Die Sägen)

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Charles Ives (1874–1954) Four Ragtime Dances (1902–21) Nr. 1 Allegro moderato Nr. 2 Allegro moderato Nr. 3 Allegro Nr. 4 Allegro

Arnold Schönberg (1874–1951) Tanz der Schlächter aus der Oper Moses und Aron (1930–32) Anton Bruckner Scherzo der Sinfonie Nr. 9 d-Moll WAB 109 (1887–94)

Konzertende ca. 18:45

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alla breve Das Programm auf einen Blick

Mit dem heutigen Neujahrstag beginnen nicht nur die Feierlichkeiten rund um den Jubilar Anton Bruckner, dessen Geburtstag sich heuer zum 200. Mal jährt. Neben dem oberösterreichischen Großsinfoniker steht ei­ner gan­zen Reihe von komponierenden Charakterköpfen Jubiläen ins Haus: Bed­ řich Smetana (200. Geburts- und 140. Todestag), Leoš Ja­ná­ček (170. Geburtstag), Charles Ives (150. Geburts- und 70. To­des­tag) und Arnold Schönberg (150. Geburtstag). Ihnen allen zollt das Neu­jahrskonzert des Brucknerhauses mit einem denkbar buntscheckigen Programm Tribut. Zu hören ist dabei tänzerische Musik aus Bruckners Sinfo­ nien und den Opern Smetanas und Schönbergs, aber auch kon­zer­tan­te Tanzmusik in Gestalt von Janáčeks Lachischen Tänzen oder Ives’ Four Ragtime Dances.

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Weltumspannend!

Musik kennt keine Grenzen, die von Bruckner erst gar nicht. Bruckner ist mehr als Oberösterreich, er gehört zu uns, gehört uns aber nicht, lässt uns aber in der ganzen Welt hören. Seine Musik stößt die Tür zur Welt auf, holt sie herein, aber er kommt von diesem Land, diesem Ort: „Locus iste“ – was nichts anderes heißt als „dieser Ort“ – die Motette, die zu Bruckners Welthit werden wird. Am Beginn des Bruckner-Jahres wollen wir ein weltumspannendes Zeichen und damit auf die verbindende Kraft der Musik setzen. Das „Locus iste“ eröffnet das Neujahrskonzert, gesungen von Hard-Chor und Hard-Chor The New Generation, gespielt vom Bruckner Orchester Linz unter der Leitung von Markus Poschner. Mehr als 50 Chöre aus aller Welt von China bis Südafrika sind unserem Aufruf gefolgt und haben ihr „Locus iste“ als Video geschickt. Diese Einsendungen ver­ einen sich heute zu einem Weltchor, der das live gesungene „Locus iste“ mit der Welt verbinden wird.

Schlusstakte des „Locus iste“ in einer zeitgenössischen Abschrift. Die Dynamikangabe „f“ im ersten Takt ist eine nachträgliche Ergänzung Bruckners.

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Anton Bruckner „Locus iste“

Bruckner erhielt von Bischof Rudigier nicht nur den Auftrag zu einer Festkantate für die Grundsteinlegung (1862) des Mariendoms, son­ dern auch zu seiner e-Moll-Messe für die Einweihung der Votivkapel­le (1869). Das ebenfalls dafür komponierte „Locus iste“ wurde im Ge­gen­ satz zur Messe in e-Moll erst einen Monat nach der Einwei­hungs­feier in der Votivkapelle des Neuen Doms uraufgeführt. Das Stück ist für diesen konkreten Anlass und Ort geschaffen. Der Mariendom, der heuer 100 Jahre alt wird, ist der größte Kirchenraum Österreichs. Bei der Uraufführung des „Locus iste“ stand gerade der erste Bauabschnitt, die Votivkapelle. Der Ort wuchs sich aus, wie das „Locus iste“ heute von jedem Chor dieser Welt, der etwas auf sich hält, gesungen wird. 48 Takte sakrale Weltraummusik. Wir erleben sie heute!

Norbert Trawöger Künstlerischer Leiter KulturExpo Anton Bruckner 2024

Anton Bruckner „Locus iste“ Text: Graduale der Missa in anniversario dedicationis ecclesiae Locus iste a Deo factus est, inaestimabile sacramentum, irreprehensibilis est. Dieser Ort ist von Gott geschaffen, ein unschätzbares Geheimnis, kein Fehl ist an ihm.

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Anton Bruckner Scherzo der Sinfonie d-Moll „Annullierte“

Geburtstagstänze „ANNULLIERT“, ABER KEINE ‚NULLTE‘ „Ganz ungiltig“, „annulirt“, „nur ein Versuch“, hatte Anton Bruckner 1895 auf verschiedenen Seiten der Partitur seiner frühen Sinfonie d-Moll WAB 100 geschrieben, eine durchgestrichene Null dazugekritzelt und das Werk damit zur sogenannten ‚Nullten‘ entwertet. Der Name täuscht allerdings, was Qualität und Entstehungsgeschichte betrifft: Bruckner hat das Werk 1869 geschrieben – also nach jener Sinfonie, die er zu seiner „Ersten“ erklärt hat. Würde es nicht unzumutbare Ver­wirrung auslösen, es wäre berechtigt, die „Annullierte“ zu Bruckners „Zweiter“ umzudatieren – zumal der Komponist hier hör­ bar in die sti­listische Eigenständigkeit aufbricht. Das gilt auch für das Scherzo: Zwar erinnert der federleichte Lauf der Geigen nach dem anfängli­chen, düsteren Unisono an die heitere Klang­ Titelblatt der autografen Partitur von Anton Bruckners „Annullierter“: „0“ Sinf[onie] / 1. Satz / zur 2. verworfenen / (Dmoll) Sinfo­ nie / ungiltig“

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Bedřich Smetana Prager Karneval & Die verkaufte Braut

motorik aus den Opern von Gio­achino Rossini. Der drängende Puls repetierter Viertelnoten aber, die fortwährenden Modulationen, der Kontrast und die General­pau­sen zwischen dem eindringlichen Scher­ zo und einem lieblichen, länd­lichen Scherzo – das alles sind Eigen­ heiten Bruckners. OPER UND KARNEVAL Als der Tscheche Bedřich Smetana – im selben Jahr geboren wie Anton Bruckner – mit 58 seinen Prager Karneval zu schreiben begann, hatte er seine besten Jahre bereits hinter sich: Der viel beachtete Vor­reiter einer von Österreich unabhängigen, tschechischen Musik­ bewegung hatte in den Vorjahren sein Gehör verloren; mühsam kom­ ponierte er dennoch weiter und starb mit lediglich 60 Jahren in geis­tiger Umnachtung. Vom Prager Karneval konnte er nur die ersten bei­ den Teilstücke abschließen, die geplante Suite blieb ein Fragment. Die Introduktion dauert kaum eine Minute und steigert sich von einem schmalen Oboenton zu festlicher Fülle. Der Beginn der Polo­naise ver­mittelt Ballsaalfestlichkeit; der Duktus der modulations­freudigen Mu­sik schwankt zwischen schwel­gerischem Frohsinn und nobler Ge­ mes­sen­heit; eine Sologeige konterkariert die Klangfülle mit ihrem sü­ ßen, schlanken Ton. Gegen Ende scheint die Musik selig in sich selbst ver­sinken wollen, doch mündet nach einer kurzen, robus­ten Schluss­ stei­ge­rung in auftrumpfendem A-Dur. Ganz anders als dieses sinfonische Gemälde die Tänze aus Sme­ tanas Oper Die verkaufte Braut, sind sie doch tatsächliche Ballett­ musik. Mit ihrer Verve dürften diese Nummern einiges zum Triumph der böhmischen Volksoper schlechthin beigetragen haben: Während die Polka ihre Ausgelassenheit mit schlichten Akkorden feiert, lebt der Furiant (ein tschechischer Verwandter des Zwiefachen) seine Ener­gie mit mehr Raffinesse aus, wechselt zwischen geraden und un­ ge­raden Takten und besitzt zudem einen sanften, chromatisch durch­wo­benen Mittelteil. Der Tanz der Komödianten trägt mit seiner Fröh­ lich­keit und wohl auch den kleinen musikalischen Pointen (etwa der ‚falschen‘ Note in einer Themenwiederholung) dem Charakter seiner Figuren Rechnung. 10


Bedřich Smetana Prager Karneval & Tänze aus Die verkaufte Braut

Bedřich Smetana, um 1878

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Leoš Janáček Lachische Tänze

FOLKLORISTISCHE TÄNZE Die Volksmusik war auch ein mächtiger Inspirationsquell für Leoš Janáček, dessen Geburtstag sich heuer zum 170. Mal jährt. Der Komponist aus Mähren fand erst vergleichsweise spät, nämlich mit knapp 50 Jahren, zu seinem unverkennbaren Tonfall. Seine reifen Wer­ ke sind von der tschechischen Sprachmelodie angeregt, bedienen sich der sentimentalen und auftrumpfenden Qualitäten der Folklore, zeichnen sich aber auch durch Passagen von schroffer, herber Mo­ dernität aus.

Leoš Janáček, um 1920 12


Charles Ives Four Ragtime Dances

Die Lachischen Tänze op. 2 sind, wie die Opuszahl nahelegt, dage­ gen noch ein Frühwerk und nicht gänzlich eine Eigenkomposition, son­dern eher eine Hommage. Um 1880, in seinen späten Zwan­zigern, hatte Janáček die Volksmusik seiner Heimat für sich zu ent­decken und in weiterer Folge mit dem Sammeln traditioneller Lieder begonnen. Die Lachischen Tänze, 1890 abgeschlossen, sind ein Er­trag dieser Mühen und präsentieren Tanzweisen aus der Lachei, der Region rund um Janáčeks Geburtsort Hukvaldy, in fantasievollen Ar­ rangements für großes Orchester. Imposant schon die Eröffnungs­ nummer: Sie besteht eigentlich aus zwei Tänzen (einem Rundtanz für Hochzeitsfeste und einem dörflichen „Tüchleintanz“) und führt durch unterschiedliche Stimmungsbilder, bevor sie in sattem C-Dur schließt. Stilistisch bemerkenswert der dritte Tanz, der mit sei­nem Klangbild die Arbeit eines Schmieds imitiert: Die kantigen Kon­traste – eine chromatisch geschärfte, düstere Dramatik prallt immer wieder auf eine unbedarfte Fröhlichkeit – scheinen bereits auf den reifen Stil Janáčeks vorauszudeuten. Das letzte, sechste Stück – der „Säge­ tanz“ des vor dem Winter Holz sammelnden Volks – erfreut mit sei­ nen spielerischen Wechseln zwischen Dur und Moll. MUSIKALISCHE WIMMELBILDER Ein Jubiläum, das in unseren Breiten vergleichsweise wenig Würdi­ gung erfahren dürfte, ist der 150. Geburtstag von Charles Ives. Der experimentierfreudige US-Amerikaner ist in den hiesigen Konzertsä­len ein Zaungast geblieben, trotz seiner unverwechselbaren Hand­schrift: Kaum jemand hat am Beginn des 20. Jahrhunderts so radikal mit musikalischen Collagen gearbeitet, kaum einer hat die Unterhal­tungsmusik seiner Zeit so kunstvoll in seine Stücke integriert wie der Teilzeit-Komponist, der hauptberuflich als Versicherungsunter­neh­mer tätig war. Diese Offenheit und Intellektualität ist auch den Four Ragtime Dan­ ces für Orchester eingeschrieben. Anders als die typischen Genre­ stücke – allgegenwärtig in den Vereinigten Staaten am Beginn des 20. Jahr­hunderts – wirken Ives’ Ragtimes wie abstrakte Hommagen. Seine vier Nummern bauen allesamt auf demselben Material auf – Material, das als Grundlage für Ragtimes durchaus überrascht: Alle 13


Charles Ives Four Ragtime Dances

Charles Ives mit seiner Ehefrau Harmony, 1909

vier „Tänze“ zitieren, mehr oder minder verfremdet, die protestanti­ schen Hymnen Bringing in the Sheaves (George Minor), Happy Day (Edward Rimbault) und I Hear Thy welcome voice (Lewis Hartsough). Eine religiöse Gestimmtheit wird in den insgesamt elf Minuten aber nur selten greifbar; es überwiegen die Ragtime-Anklänge. Diese wer­ den allerdings kunstvoll gebrochen: Statt den typischen 2/4-Rhythmus einzuhalten, fliegt das Eröffnungsstück nach wenigen Sekunden aus dem Takt und irrlichtert ab dann zwischen verschiedenen Tempi, Ton­ arten und Stimmungen: Musik wie ein schnell geschnittener Experi­ mentalfilm. Die Folgenummer wirkt weniger zerfahren, sprengt dafür aber umso häufiger das Korsett der Tonalität. Die Glockenschläge des dritten Satzes wecken Erinnerungen an einen Gottesdienst und verleihen dem sprunghaften Klanggeschehen einen gewissen Zu­sam­ menhalt; der Schlusssatz beginnt ebenfalls als musikalisches Wim­ melbild, zitiert die ersten beiden Hymnen dann aber am klarsten und schließt mit einem unverhofft lyrischen Ende. 14


Arnold Schönberg Tanz der Schlächter aus Moses und Aron

ALTTESTAMENTARISCH RADIKAL Im selben Jahr wie Ives ist Arnold Schönberg zur Welt gekommen. Die Schule der Zwölftonmusik, die der gebürtigen Wiener begründe­te, war in der Zwischenkriegszeit nicht die einzige kühne künstleri­sche Position, wohl aber die radikalste und intellektuellste. Die Na­tio­nal­ sozialisten verfemten die Musik des jüdischen Tonsetzers und sei­nes Kreises; nach dem Untergang des NS-Regimes setzte eine Ge­ gen­bewegung ein: Die Zwölftonkunst wurde als eine, wenn nicht die zentrale Errungenschaft der musikalischen Moderne gewertet und von der Nachkriegsavantgarde zum Stil der Seriellen Musik fortent­ wickelt; tonales Komponieren galt ab dann als Ausdruck von Fort­ schritts­ver­weigerung. Als radikaler Bruch mit der Ästhetik der Braun­hemden prägte dieses Denken die ersten Dekaden der zeitgenössi­ sche Musik nach 1945, geriet aufgrund seiner Rigidität aber schließ­ lich selbst in die Kritik.

Arnold Schönberg, Fotoautomat­aufnahme, um 1930

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Anton Bruckner Scherzo der Sinfonie Nr. 9 d-Moll

In seinem Opernfragment Moses und Aron aus den Jahren 1930 bis 1932 setzte sich Schönberg mit dem alttestamentarischen Bilder­ver­ bot auseinander und zugleich mit seinem jüdischen Erbe: Moses ver­ sucht, das Volk für einen abstrakten Gott zu gewinnen. Da es ihm allerdings an Wortgewalt fehlt, dient ihm sein Bruder Aron als „Mund“. Dieser überzeugt das Volk jedoch mit mehr Sinnbildern, als es Mo­ ses lieb ist. In Abwesenheit des Propheten fällt das Volk in alte heid­ni­ sche Kulte zurück und gibt sich einem blutrünstig-sexuellen Rausch rund um das Goldene Kalb hin; der Tanz der Schlächter eröffnet die­ se orgiastischen Ausschreitungen im zweiten Akt. Das Libretto für einen finalen, dritten Akt hat Schönberg zwar verfasst, es aber zeit­ lebens nicht vertont. „DER SPIELENDE GEIST“ Die Sinfonie Nr. 9 d-Moll WAB 109 von Anton Bruckner ist eben­falls ein Fragment geblieben. Ein schleppender Entstehungsprozess, be­ dingt durch Krankheiten, aber auch durch die Angst vor der ver­meint­ lich schicksalshaften Zahl Neun, verhinderte die Fertigstellung vor dem Tod des Komponisten. Die drei vollendeten Sätze sind durch einen Tonfall und eine Klangsprache geprägt, die bereits aus Bruck­

Letzte Fotografie von Anton Bruckner vor dem Kustodenstöckl des Oberen Belvedere, 1896 16


Anton Bruckner Scherzo der Sinfonie Nr. 9 d-Moll

ners früheren Sinfonien bekannt sind. Auch im Scherzo finden sich erprobte Elemente: Der Beginn steht in einem tänzerischen 3/4-Takt, die Musik arbeitet mit kurzen rhythmischen Gesten und einer stren­ gen Da-Capo-Form: Dem Scherzo folgt ein Trio, dem sich die noten­ gleiche Wiederholung des Scherzos anschließt. Bei näherer Betrach­ tung lassen sich dennoch Besonderheiten erkennen: Kein anderes Bruckner-Scherzo verfügt über eine derart lange Einleitung (die über­ dies durch einen raffinierten Harmonieverlauf glänzt). Bemerkens­wert auch der Kontrast zwischen der blechgepanzerten, pochenden Vier­ tel-Rhythmik des Scherzos und dem federleichten Trio im flotten 3/8-Takt, in dem so mancher Holzbläser-Einwurf scheinbar ‚irgend­ wann‘ einsetzt. Insgesamt ein abwechslungsreiches Klangballett, das den Musikschriftsteller August Halm zu dem Satz veranlasst hat: „D e r s p i e l e n d e G e i s t , d e r Ta n z d e s G e i s t e s ; dies [ist] die Sig­na­tur des letzten Scherzos […].“ Christoph Irrgeher

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Biografie

Hard-Chor & Hard-Chor The New Generation

Rund 60 Sänger*innen teilen seit 2007 im Linzer Vokalkollektiv HardChor eine Leidenschaft: Im Chor zu singen bedeutet für sie einfach alles. Das Ensemble schafft neue Klangimpressionen, indem es tra­ ditionelle Chormusik mit modernen Elementen und Techniken der Unterhaltungsmusik kombiniert und steht damit für souveräne Auf­ tritte, bunte Chorliteratur und Experimentierfreude. Dies gilt in glei­cher Weise für den 2019 gegründeten Hard-Chor The New Genera­tion, den Nachwuchschor für Jugendliche ab 14 Jahren. Chorleiter Alexander Kollers Prämisse lautet: „Chorgesang soll die Menschen berühren, unterhalten und auch ein wenig fordern.“ Im Repertoire des mehrfach ausgezeichneten Hard-Chors, der zu einem festen Bestandteil der ober­österreichischen Chorlandschaft herangereift ist, finden sich Wer­ ke unterschiedlichster Epochen und Komponist*innen, oft auch Ge­ gen­wartsmusik und Uraufführungen. 18


Biografie

Alexander Koller Choreinstudierung

Alexander Koller studierte Instrumental- und Gesangspädagogik (Or­ gel) an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien sowie Musikerziehung und Chorleitung an der Anton Bruckner Privatuni­ versität in Linz. Er arbeitet als Lehrer für Musikerziehung sowie als Leiter des Schulchores Vocalmania am Musik-BORG Linz, darüber hinaus ist er Landeschorleiter im Oberösterreichischen Chorverband und künstlerischer Leiter des OÖ. Landesjugendchores. 2007 grün­ dete er den Hard-Chor Linz, 2015 übernahm er die Leitung der Linzer Singakademie. Seit 2019 bereichern auch die Stimmen des Jugend­ chores Hard-Chor The New Generation die Arbeit im Chorhaus Froh­ sinn am Linzer Pfarrplatz. Zudem ist Alexander Koller als Sänger und Solist in der Company of Music, im Chamber Choir of Europe und im World Choir for Peace aktiv. Auf seine Initiative hin fand kürzlich das UNESCO World Concert for Peace im Brucknerhaus Linz statt. 19


Biografie

Bruckner Orchester Linz

Das Bruckner Orchester Linz (BOL) zählt zu den führenden Klangkör­ pern Mitteleuropas, blickt auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück und trägt seit 1967 den Namen des Genius loci. Seit dem Amts­antritt von Markus Poschner als Chefdirigent vollzieht das BOL einen weithin beachteten Öffnungsprozess, der viele neue Formate generiert, unerwartete Orte aufsucht, in der Vermittlung überra­schen­ de Wege findet und vor allem für künstlerische Ereignisse in einer un­nach­ahmlichen Dramaturgie sorgt, die ob ihrer Dringlichkeit und In­ten­ sität bei Publikum und Presse in Oberösterreich und der Welt breite Resonanz hervorrufen. Markus Poschner und das BOL sind einer ureigenen Spielart der Musik seines Namensgebers auf der Spur und lassen diese in einem unverwechselbaren oberösterreichischen Klang­ dialekt hören, die sich in einer Gesamtaufnahme aller Sinfonien in al­ len Fassungen bis zum Brucknerjahr 2024 manifestiert. Das BOL ist 20


Biografie

nicht nur das Sinfonieorchester des Landes Oberösterreich, sondern spielt die musikalischen Produktionen des Linzer Landestheaters im Musiktheater, einem der modernsten Theaterbauten Europas, das die Heimstätte des BOL ist. Konzerte beim Internationalen Brucknerfest Linz, Konzertzyklen im Brucknerhaus Linz und spektakuläre Pro­gram­ me im Rahmen des Ars Electronica Festivals gehören zum Spielplan des Orchesters wie die Aufgabe als Botschafter Oberösterreichs und seines Namensgebers auf nationalen und internationalen Konzert­ podien. Das BOL hat seit 2012 einen eigenen Konzertzyklus im Mu­ sik­verein Wien und seit 2020 erstmals auch einen im Brucknerhaus Linz. Die Zusammenarbeit mit großen Solist*innen und Dirigent*in­ nen unserer Zeit unterstreichen die Bedeutung des oberösterreichi­ schen Klangkörpers. Das BOL wurde beim Musiktheaterpreis 2020 als „Bestes Orchester des Jahres“ ausgezeichnet. 21


Biografie

Markus Poschner Dirigent

Seit seinem Antritt als Chefdirigent des Bruckner Orchester Linz 2017 begeistern Markus Poschner und das österreichische Spitzen­ ensem­ble Publikum und Presse gleichermaßen. Dafür steht beispiel­ haft Poschners Vision, in der Bruckner-Interpretation eigene Wege zu gehen. Ein vorläufiger Höhepunkt dieses gemeinsamen Weges lag 2020 in der Auszeichnung zum „Orchester des Jahres“ und „Dirigent des Jahres“ in Österreich. Seit seinem Gewinn des Deutschen Diri­gen­tenpreises im Jahr 2004 gastiert Poschner regelmäßig bei Spitzen­ orchestern, darunter die Sächsische Staatskapelle Dresden, die Bam­ berger Symphoniker, die Münchner Philharmoniker, die Dresdner Phil­harmonie, das Konzerthausorchester und das Rundfunk-Sinfonie­ orchester Berlin, das ORF Radio-Symphonieorchester Wien, die Wie­ ner Symphoniker, das Orchestre Philharmonique de Radio France, das Netherlands Philharmonic Orchestra, NHK Symphony Orchestra, sowie an den Opernhäusern in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart und Zürich. Das Bayreuther Festspielorchester dirigierte er erstmals 2019 in Abu-Dhabi mit Wagners Die Walküre. 2022 eröffnete er die Bayreuther Festspiele mit Tristan und Isolde und dirigierte dieselbe Produktion dort auch bei den Festspielen 2023. Mit dem Orchestra della Svizzera italiana, dessen Chefdirigent Posch­ ner seit 2015 ebenso ist, gewann er den International Classical Music Award 2018 für den bei Sony Classical erschienenen Brahms-Sinfo­ nien-Zyklus. Gemeinsam mit dem Orchestre National de France wur­ de er für seine Produktion von Offenbachs Maître Péronilla mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik 2021 ausgezeichnet. Von 2007 bis 2017 war Markus Poschner Generalmusikdirektor der Bre­mer Philharmoniker. Ab der Saison 2025/26 wird er zudem die Chefposition am Dirigentenpult des Sinfonieorchesters Basel übernehmen.

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HIGHLIGHTS BRUCKNER-JAHR 2024 FR 22 MÄR 19:30 GROSSER SAAL Markus Poschner

DI 10 SEP 19:30 GROSSER SAAL Philippe Herreweghe

DI 17 SEP 19:30 GROSSER SAAL Marc Minkowski

SO 22 SEP 18:00 STIFTSBASILIKA ST. FLORIAN Thomas Hengelbrock

ab 200 jahre

MARKUS POSCHNER & BRUCKNER ORCHESTER LINZ Festkonzert zum 50-Jahr-Jubiläum des Brucknerhauses Linz

PHILIPPE HERREWEGHE & ORCHESTRE DES CHAMPS-ÉLYSÉES Übersteigern – Bruckners 8. Sinfonie im Originalklang

MARC MINKOWSKI & LES MUSICIENS DU LOUVRE Entgrenzen – Bruckners 6. Sinfonie im Originalklang

THOMAS HENGELBROCK & MÜNCHNER PHILHARMONIKER Bruckners f-Moll-Messe

Karten und Infos: +43 (0) 732 77 52 30 | kassa@liva.linz.at | brucknerhaus.at


VORSCHAU: Das besondere Konzert in der Saison 2023/24

Kohelet 3 Konzert zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust

Samstag, 27. Jänner 2024, 19:30 Uhr Mittlerer Saal, Brucknerhaus Linz Aliosha Biz | Violine Kohelet 3 Bohdan Hanushevsky | Gesang, Akkordeon & Gitarre Ewa Hanushevsky | Gesang & Altsaxophon Kurt Edlmair | Gesang & Klarinette Bernhard „Barni“ Girlinger | Trompete & Flügelhorn

Karten und Info: +43 (0) 732 77 52 30 | kassa@liva.linz.at | brucknerhaus.at Herausgeberin: Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz CEO: Mag. Dietmar Kerschbaum, Künstlerischer Vorstandsdirektor LIVA, Intendant Brucknerhaus Linz; Dr. Rainer Stadler, Kaufmännischer Vorstandsdirektor LIVA Redaktion: Andreas Meier | Texte: Norbert Trawöger (S. 7–8), Christoph Irrgeher | Biografien & Lektorat: Romana Gillesberger, Mag. Claudia Werner | Gestaltung: Anett Lysann Kraml, Lukas Eckers­torfer | Leiter Programmplanung, Dramaturgie und szenische Projekte: Mag. Jan David Schmitz | Abbildungen: Österreichischen Nationalbibliothek, Wien (S. 7 & 16), Bibliothek des Oberösterreichischen Landesmuseums, Linz (S. 9), Library of Congress, Washington D.C. (S. 11), privat (S. 12), Charles Ives Society, Inc. (S. 14), Arnold Schönberg Center, Wien (S. 15), C. Börner (S. 18 & 19), R. Winkler (S. 20–21), K. Kikkas (S. 23 & S. 25 [1. v. o.]), M. Hendryckx (S. 25 [2. v. o.]), B. Chelly (S. 25 [3. v. o.]), F. Grandidier (S. 25 [4. v. o.]), D. Mühlegger (S. 26) Programm-, Termin- und Besetzungsänderungen vorbehalten LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz


Yumeka Nakagawa Werke von Mozart, Debussy, Schumann, Liszt und Gounod

Foto: Susanne Diesner

C. BECHSTEIN KLAVIERABEND 15. Februar 2024 · 19:30 Uhr VERANSTALTUNGSORT UND KARTEN

Brucknerhaus Linz · Untere Donaulände 7 · 4010 Linz +43 (0) 732 77 52 30 · kassa@liva.linz.at C. Bechstein Centrum Linz / Klaviersalon Merta GmbH Bethlehemstraße 24 · A-4020 Linz · +43 (0) 732 77 80 05 20 linz@bechstein.de · bechstein-linz.de


HAPPY DIAMONDS


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