Bolero_E-Paper_November2014

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NOVEMBER 2014 CHF 8.50 € 6.– www.boleromagazin.ch Bolero – DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODE, SCHÖNHEIT UND KULTUR

ParfumSpezial Die schönsten Schmuckneuheiten

Vivienne Westwood – Enfant terrible der Mode

Mit Charlotte Lynggaard durch Kopenhagen Zu Besuch bei

Brunello Cucinelli

c i h c & cool z l e P d n u e r e Cashm st u l l l o W e u e n e Di M & H r ü f g n a W r Alexande


ANGESAGT

Die Piratenkönigin Punk und Couture: Vivienne Westwoods Geschichte hat viele Seiten. Eine neue Biografie packt die nun zwischen zwei Buchdeckel. TEXT: LEONI JESSICA HOF FOTO: ALASDAIR MCLELLAN/ART PARTNER

Wenn Vivienne Westwood ihre eigene Geschichte erzählt, beginnt sie bei Pinocchio, einem ihrer Lieblingsbücher: «Die Botschaft lautet: Mach das Beste aus dir. Und folge deinem Gewissen.» Tatsächlich hat sie das Beste aus sich gemacht. Geboren in einem Nest irgendwo in der Mitte Englands, eroberte sie später die Modewelt. Ihre Geschichte ist die von einer, die es sich auch mit 73 nicht auf ihrer Couch bequem macht und Zierdecken häkelt. Sie strickt zwar leidenschaftlich, hält sich aber auch mit politischen Aktionen nicht zurück. Es ist die Geschichte einer der wichtigsten Modedesignerinnen unserer Zeit, die jahrelang in einer Sozialwohnung lebte. Ian Kelly, ausgezeichneter Biograf und ein Freund Westwoods, verbrachte ein Jahr mit ihr. Führte unzählige Gespräche und sass backstage unter Kleiderstangen. In seiner Biografie erfährt man, dass Westwood ihren Verstand «so präzise einsetzt wie die Stecknadeln, die sie am Ärmel trägt», dass ihre Haut wie Porzellan aussieht (sagt ihre Freundin Tracey Emin), sie sich vor allem von Äpfeln und Tee ernährt, gern mal taktische Taubheit vorgibt. Die ehemalige Punkerin aus der King’s Road, heute «Dame of the British Empire», verkörpert eine weltweite Luxusmarke, die neben Mode auch Teegeschirr, Uhren, Parfum und eine Körperpflegeserie vermarktet. Sie fährt jeden Tag mit dem Velo die Londoner Battersea Bridge Road entlang zur Arbeit, sie ist Mutter, Grossmutter und engagierte Ökoaktivistin. Geht einmal die Woche ins Yoga, oft ins Theater, am liebsten aber ist sie daheim und liest ein Buch. >

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STIL porträt

LINKS: Mantel aus Alpaka- und Schurwolle mit weissem Seidenfutter und charakteristischem Print, En Soie. Jeans, H&M. Braune Boots, vom Rose-Bowl-Flohmarkt in Los Angeles. OBEN: Kreativschmiede. Arbeitstisch mit Stoffmusterbuch und Keramikvase von En Soie in Annas Atelier. UNTEN: Kindheitserinnerungen und Holzfigürchen neben einem Gemälde der Zürcher Künstlerin Elisabeth Heller.

Bravour in Seide Sie sieht beneidenswert gut aus und ist aus der heimischen Modeszene nicht mehr wegzudenken. Anna Meier hat für diese Saison erstmals alleine das Kreativdesign im Hause En Soie übernommen. Der 24-Jährigen gelingt es, alte Werte des Zürcher Traditionshauses für die nächste Generation begehrenswert zu machen. REDAKTION: ANDREA LUCIA BRUN FOTOS: GIAN MARCO CASTELBERG

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Mein Stil Klassisch, mit einer Vorliebe für schöne Stoffe und männliche Elemente. Eine Art Mix aus europäischem Qualitätsbewusstsein und multikulturellen Stilelementen. Lieblingskleidungsstück Die Wollcrêpebluse aus der En-Soie-Herbst-/Winterkollektion. Den Cardigan aus Alpakawolle aus Argentinien trage ich seit Jahren. Die spitzen Flats von Marc Jacobs. Schmuck Trage ich kaum, die Goldohrstecker und den Goldring hingegen nehme ich nie ab. Leidenschaft Egal, was es ist: etwas von Anfang bis Ende zu realisieren. Sei es nun einen Schrank aufzubauen oder eine Kollektion zu entwickeln. Und das am liebsten im Team. Sport Ich bin der Meinung, Laufen ist das Gesündeste, weshalb ich mit meinem Hund Billi fast überall hinlaufe. Ich versuche, vier Mal die Woche den Laternenweg beim Uetliberg zu laufen. Reisen Wir sind schon in der Kindheit viel gereist, Reisen ist mir sehr wichtig. Ich reise mindestens vier Mal im Jahr nach Indien. Einerseits, weil wir dort produzieren, anderseits da ich mittlerweile viele Freunde vor Ort habe. Auch besuche ich >


STIL backstage

VENI, VIDI, VICI

Es gibt Cashmere-Produzenten und es gibt Brunello Cucinelli. Der Hersteller von edler Bekleidung aus Cashmere lebt vor, wie eine humanistische Unternehmensführung Arbeiter zufrieden macht und Unternehmer wirtschaftlich erfolgreich. INTERVIEW: SARA ALLERSTORFER

FOTOS: GIAN MARCO CASTELBERG

Es ist noch still in Solomeo. Weder rattern die Strickmaschinen, noch hört man das aufgeregte Schnattern der Schüler und Schülerinnen unter den Gewölben der schmucken Mini-Palazzi, wo Brunello Cucinellis Unternehmen und seine «School of Craftsmanship» zu Hause sind. Der Kern des umbrischen Dorfes auf dem kleinen Hügel bei Perugia sieht so pittoresk aus, als sei er einem Reisekatalog entsprungen. Nur hat man vom mittelalterlichen Solomeo bis vor wenigen Jahren kaum Notiz genommen, wäre da nicht der 61-jährige Modeunternehmer Brunello Cucinelli. Der Cashmerekönig, wie ihn die einen nennen, der Feudalherr, mit dem ihn die anderen vergleichen. Cucinelli hat Mitte der achtziger Jahre grosse Teile des Dorfes gekauft und aufwändig restauriert – und auch gleich ein neues Theater im Stil des alten Roms erbaut, schliesslich soll sein Dorf ein Treffpunkt der Künste und des Handwerks sein. Zu guter Letzt hat er vor kurzem am Dorfeingang am Fuss des Hügels einen neuen Hauptsitz samt Produktionsstätte hingestellt. Mit einer Kantine für die Angestellten, in der es jeden Tag zu Mittag Essen wie bei Mamma gibt, serviert an grossen Holztischen. Und danach? Eine zweistündige Siesta – vom Padrone persönlich verordnet. Das Wohlergehen und die Würde seiner Mitarbeiter ist dem charmanten Italiener ein Herzens-

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anliegen. Brunello Cucinellis Bekleidung ist Luxus pur. Und er leistet sich den Luxus, seine Ware zu hundert Prozent in Italien produzieren zu lassen, grösstenteils in Umbrien, das auf eine lange Tradition der Strickwarenherstellung zurückblickt. In seinem schneeweissen lichtdurchfluteten Büro, in dem die einzigen Farbtupfer Cashmeregarne in Regenbogenfarben in Glasbehältern sind, kann man diese Kultur förmlich atmen. Eine gut editierte Bibliothek mit Werken von Philosophen und Geisteswissenschaftlern aller Epochen zieht sich der Wand entlang. Vor der Fensterfront steht eine Truhe voller Cashmere-Fussbälle. An der Wand gegenüber hängen Schwarzweissfotos von grossen Denkern und Imperatoren, die er während des Gespräches leidenschaftlich zitiert. Herr Cucinelli, Sie haben ein Foto vom Papst an Ihrer Wand hängen. Wann haben Sie das letzte Mal gebetet? Beten bedeutet für mich, täglich mit meinem Inneren zu sprechen. Was ich mache, ist kein Beten im christlichen Sinne. Ich liebe aber Spiritualität und glaube an eine «Anima Mundi». Dann müssen Sie mir das Bild von Papst Franziskus erst recht erklären.


Designer und Unternehmer Brunello Cucinelli lebt und arbeitet für die Schönheit. Die Schönheit der Seele, der Menschen, der Natur und der Kleider. Das 500-Seelen-Dorf Solomeo in den umbrischen Hügeln erblüht unter Cucinellis Mäzenatentum. UNTEN RECHTS: das im typischen Stil neu erbaute Theater.

Er hat für mich die Spiritualität revolutioniert. Das erste, das er sagte war, dass wir Hüter von allem Erschaffenen sein müssen. Das zweite: Wer bin ich, um jemanden zu verurteilen? Und das dritte: Keine Einmischung in die Spiritualität der einzelnen Menschen, sei er Christ, Moslem oder sonst eines Glaubens. Er ist ein Genie im Umgang mit Menschen und hat es verstanden, sie auf eine neue Weise anzusprechen: einfach, geradlinig und klar. Ist das auch Ihre Vorstellung vom Umgang mit den Menschen? Ich war immer der Meinung, dass man zwar rigoros und fordernd sein muss, aber sehr einfach und sanftmütig in der Kommunikation, sodass es alle verstehen und begreifen. Diese Einfachheit ist Franziskus’ Stärke. Das Schönste ist das Einfachste. Ist das die Philosophie, die in Ihrem Unternehmen gelebt wird? Obwohl Askese und Luxus, wie sie heute verstanden werden, ja im Grunde ein Paradox sind. Nein, das ist kein Paradox. Du kannst Cashmere produzieren oder Steine behauen. Es ist die Art, wie du dein Unternehmen führst und wie du produzierst, die den Unterschied macht. Was immer du produzierst, ob es Luxus ist oder nicht, es muss ihm stets eine

moralische und eine ökonomische Würde innewohnen. Der Mensch braucht Würde noch vor allen anderen Dingen. Quasi noch vor dem Brot. Das ist das Thema der Welt. Man spricht heute hauptsächlich über die Arbeit von Managern und Unternehmern, aber immer seltener über die Leute, die wirklich die Produkte herstellen und wie viel sie verdienen sollten. Die Leute hier leisten grossartige Handarbeit. Sie sind beinahe Künstler. Lorenzo de’ Medici, auch bekannt als der Prächtige, setzte Philosophen und Künstler mit Handwerkern und einfachen Arbeitern an denselben Tisch. Es bedeutet, dass für ihn Kunst und Arbeit auf demselben Niveau waren. Das ist auch das Konzept unserer Schule. Wie entstand die Idee zur «School of Craftsmanship»? Ich liess mich von William Morris und John Ruskin inspirieren. Beide beschlossen, die Schulen der Kunst und der Berufe zu machen. Sie waren der Meinung, dass die Kunst, die von Natur aus nobel war, und die Handwerkskünste dasselbe Niveau und dieselbe Würde haben. Diese Idee habe ich übernommen und eine Schule gleich neben unserem Theater eingerichtet, welche die Handwerkstraditionen, die wir unter anderen in unserer Produktion benötigen, weitergeben sollen. Sie unterrichtet vier Disziplinen: Ketteln und Nachbesserungsarbeiten, Schnitt und Fertigung, Gartenbau und Maurerhandwerk. Unsere Schule ist ein Ort des Austausches, auch des kulturellen, deswegen die physische Nähe zum Theater. Wann haben Sie die Philosophie für sich persönlich entdeckt? Als junger Mann. Ich verbrachte viel Zeit in der Bar des Dorfes. Dort wurde viel diskutiert. Es gab damals noch keine Handys. Unsere Debatten waren etwas, das Heraklit als Polymos bezeichnet hat. Er sagt, sie sei Vater und Lehrer der ganzen Menschheit. > | november 14 | bolero |

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BIJOUX Spezial & MONTRES

faces of nature CHANEL JOAILLERIE

Set aus «Café Society». Weissgold, Diamanten, farbige Edelsteine. Inspiriert von den Selbstinszenierungen einer Gesellschaft aus Adel, Geld und Künstlern, die sich bis in die fünfziger Jahre in Restaurants ein Stelldichein gab.

Gold, Perlen, Edelsteine – kostbare Naturprodukte von den besten Handwerkern ihres Fachs sublimiert zu einmaligen Kreationen. Hohe Juwelierkunst von erlesener Schönheit. Kommen Sie mit auf unsere Schatzsuche.

FOTOS: ARMIN ZOGABUM STYLING: CHRISTIAN KLEEMANN RETUSCHE: OLIVIER YOSHITOMI REALISATION: SARA ALLERSTORFER, MARIANNE ESCHBACH, VANESSA FINK & JÜRG STURZENEGGER

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BIJOUX Spezial & MONTRES

Zurück zu den Wurzeln

Die Liebe des Firmendoyens Yves Piaget zur Rose und das Revival der starken Design-Handschrift aus den sechziger und siebziger Jahren lassen das Genfer Uhren- und Schmuckhaus Piaget brillieren. TEXT: MARIANNE ESCHBACH WO ZU KAUFEN SEITE 144

Rosen hätten in seinem Leben einen grossen Stellenwert, sagt Yves Piaget, Nachkomme der berühmten UhrmacherDynastie aus dem neuenburgischen La Côte-aux-Fées und Vorsitzender des Hauses Piaget. Schon als Junge liebte er die wild wuchernden Rosen im Garten seines Geburtshauses. Er pflanzte sie sogar selbst an. Später begann er sich mit der Rosenzucht zu befassen: «Ich habe in diesen Kreisen viele authentische Leute kennen gelernt, Leute, die ganz nah bei der Natur sind. Ich komme selbst vom Land und tanke in der Natur auf. In den Begegnungen mit diesen Rosenexperten habe ich gemerkt, dass sie einen ganz ähnlichen Parcours haben wie wir in unserem Unternehmen.» Die Parallelen sieht er in der Kreativität, in der ständigen Suche nach

Schönheit und in der Kontinuität. Wie bei den traditionellen Uhrmachern würden die Rosenzüchterfamilien Wissen und Können von Generation zu Generation weitergeben. Für das 140 Jahre alte Unternehmen, welches die Familie Ende der achtziger Jahre an die Richemont-Gruppe verkauft hat, war die Rose immer ein Sinnbild, sagt Yves Piaget. Erst recht seit 1982. Piaget stiftete damals beim internationalen Rosenzüchter-Wettbewerb «Concours international de roses nouvelles» in Genf den ersten Preis, eine Rose aus Gold. Die glückliche Gewinnerin war Madame Meilland, damals Chefin der berühmten französischen Rosenzüchterfamilie. Spontan entschied sie bei der Preisübergabe, ihre Siegerrose, eine intensiv pinkfarbene und üppig duftende Kreation, «Yves Piaget» zu nennen.

LEGENDÄRES PIAGET-DESIGN: SIXTIES-STIL MIT STAR-APPEAL An der diesjährigen «Biennale de Paris», dem prestigeträchtigen Salon für Antiquitäten und Haute-Joaillerie, sorgte die «Extremely Piaget»-Kollektion für Aufsehen. Die Highlights darin: Schmuck und Uhren, die ikonische Piaget-Designs aufleben lassen. Die ovale Schmuckuhr besass 1965 schon Jackie Kennedy. Das kissenförmige Modell verkaufte Yves Piaget 1973 auch an Andy Warhol. Die Manschettenuhr der siebziger Jahre ist von zeitlosem Chic.

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Für Yves Piaget ein Zeichen der Weihe und ein sehr emotionaler Moment. Er sei röter geworden als seine Rose, erinnert er sich. Zum 30. Geburtstag der «Yves Piaget»Rose 2012 entschied das Unternehmen, die Restaurierung der Rosengärten von Schloss Malmaison bei Paris zu übernemen. Es gehöre zur moralischen Pflicht eines erfolgreichen Unternehmens, etwas für die anderen und die Öffentlichkeit zu tun, meint Yves Piaget. Das Mäzenat in Malmaison trägt 2014 Früchte in Form der HauteJoaillerie-Kollektion «Rose Passion». Die fabelhaften Kreationen wie das abgebildete Set aus Weissgold mit Diamanten und grünen Edelsteinen erinnern an die ehemaligen Besitzer des Anwesens, Kaiser Napoleon Bonaparte und seine rosenliebende Frau Joséphine de Beauharnais. <


KULTUR

Bilder wie Erleuchtungen Jeff Walls Fotografien überwältigen. TEXT: LEONI JESSICA HOF

Der kanadische Künstler Jeff Wall (*1946) rückte in den Siebzigern ins Blickfeld der Kunstszene mit sehr grossen Leuchtkästen, in denen er Diapositive von hinten mittels Fluoreszenzröhren beleuchtete. Auf den Dias sind scheinbar beiläufige, aber irritierende Szenen dar­ gestellt. Die Bilder könnten Videostills, Aufnahmen aus dem Familien­ album oder Dokumentationen sozialer Missstände sein – könnten, wäre da nicht die Schönheit und die formale Präzision, die auf den ersten Blick klarmachen: Das sind Erleuchtungen, das ist grosse Kunst. Jeff Wall ist kein Mann halber Sachen, seine Bilder entstehen mit dem Aufwand eines Hollywood­Filmdrehs, aber das sieht man nur, wenn man es weiss. Denn die Wirkung, vor allem der riesigen Leuchtkastenbilder, ist direkt und überwältigend. Etwas stiller, aber ebenso berührend sind Walls Fotos in Schwarz­Weiss. In der Bregenzer Schau werden auch neue Arbeiten erstmals präsentiert, ein Zusatz­ bonus dieser nicht zu verpassenden Ausstellung.

OBEN: After «Invisible Man» by Ralph Ellison, the Prologue, 1999–2001. PORTRÄT: Jeff Wall.

«Jeff Wall», Kunsthaus Bregenz, 18. Oktober bis 11. Januar 2015.

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KULTUR design 2

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Gut gebettet Wir verbringen einen Grossteil unseres Lebens im Schlafzimmer – warum gönnen wir diesem Ort also nicht mal wieder eine kleine Auffrischung? REDAKTION: LEONI JESSICA HOF

1. Gutenacht-Licht Tom Dixon erweitert seine Duftkerzenkollektion «Scent» durch eine Serie, die von den vier Elementen inspiriert ist. «Earth» etwa riecht frisch und geheimnisvoll, mit einem Hauch von Minze, Zedernund Guajakholz, was an den Duft von Moos im Unterholz erinnert.

2. Goldene Zeiten Er erinnert an einen FotoReflektor: «MUR» von Designer Adrien Rovero für Atelier Pfister ist ein Wandschirm der besonderen Art. Hinter ihm lässt sich manch unruhige Ecke verstecken. Ob als Sichtschutz oder Trennelement, der Paravent ist ein praktisches Glanzstück.

3. Bettgefährte Das Schweizer Traditionsunternehmen Christian Fischbacher bringt mit CF eine neue, pflegeleichte Bett- und Badkollektion heraus. Die vorgewaschene Qualität und reduzierten Designs sind neu, gleich bleibt die hohe Qualität. Unser Favorit ist «Toy Boy» mit roter Paspelierung.

4. Ruhepol Hier hält man auch tagsüber gern mal eine Siesta: Minottis «Bedford» ist eine Neuinterpretation des klassischen Polsterbetts. Das Bettgestell selbst besteht aus einem Sommier, der mit zahlreichen eingepolsterten Federungen garantiert für eine gute Nachtruhe sorgt.

5. Kuschelzeit Schlossberg Switzerland präsentiert mit «Nobile» hochwertige Plaids aus feinstem Cashmere – für kuschelige Wohlfühlmomente in der kühleren Jahreszeit. Es gibt sie in den Nuancen Gris, Beige, Stone und Jade und für die, die es farbiger mögen, in Viola und Petrol.

www.tomdixon.net

www.atelierpfister.ch

www.fischbacher.com

www.minotti.com

www.schlossberg.ch

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BEAUTY vanity case Wo das Fegefeuer der Eitelkeiten wunderbar wärmt

Neuigkeiten, Tipps und Tricks für schönen Schein und wohliges Sein im November. WO ZU KAUFEN SEITE 144

LANCÔMES ROSEN FÜR IHRE NEUE LIPPENSTIFTLINIE LIESS SICH DIE FRANZÖSISCHE KOSMETIKMARKE VON DER KÖNIGIN DER BLUMEN INSPIRIEREN.

Die hohe Kunst des Make-ups An den Haute-Couture-Schauen stehen nicht nur die von Hand massgeschneiderten Roben im Fokus, sondern auch die Beauty-Looks der Laufstegmodels. Allen voran diejenigen von Armani, Chanel und Dior (v. l. n. r.), deren hauseigene Make-up-Produkte teilweise für lange Wartelisten sorgen. Giorgio Armani setzte bei seiner Show auf stark betonte Augenbrauen, blassrote Lippen und Lidschatten, der wie Eyeliner in Smokey-Manier aufgetragen wurde. Das Pariser Traditionshaus Chanel legte hingegen den Fokus auf einen makellosen Porzellan-Teint, der vor dem Auftragen des Make-ups mit den Feuchtigkeit spendenden Produkten aus der «Hydra Beauty»-Linie gepflegt wurde, um die Haut praller und leuchtender erscheinen zu lassen. Die zweifarbigen Lider betonten die Make-up-Artisten mit einem geschwungenen tiefschwarzen Eyeliner und einem gold-gelben und silber-weissen Lidschatten. Peter Philips, der für Dior sein Laufsteg-Beauty-Debüt gab, entwickelte für die Show den sogenannten «Mirror Eyes»-Look: Dafür wurden den Models Spiegeleffekt-Patches auf die Lider geklebt – ein futuristischer und gleichzeitig zeitloser Make-up-Look. |VFI

So duftet der Herbst Sobald die Tage wieder kürzer werden und wir die Sommerkleider im Keller verstauen, wird es auch Zeit für ein Duft-Update. Diese beiden Parfums mit Zedernholz eignen sich zur Ergänzung der herbstlichen Duftgarderobe: «Simply» von Jil Sander wärmt uns wie ein puristischer und doch raffiniert geschnittener Wintermantel mit Patchouli, Vanille und Muskat. «Narciso» von Narciso Rodriguez schmiegt sich hingegen mit Bulgarischer Rose, Vétiver und Moschus wie ein Cashmerepullover um den Körper. |VFI

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Seit der Gründung im Jahr 1935 verbindet Armand Petitjean seine Kosmetikmarke Lancôme mit der Rose, die für Leidenschaft und Schönheit steht. Er war so fasziniert von der Königin der Blumen, dass er sie in den Gärten seines Familiensitzes in Ville D’Avray, einer Stadt nahe von Paris, kultivierte. 1973 wurde sogar eine Rose in einem intensiven Fuchsia nach dem Beautylabel benannt – die Farbe wird diesen Herbst zusammen mit weiteren Tönen zu Lippenstiften: Lancôme reproduzierte für die Linie «L’Absolu Rouge» den genauen Farbton von fünf Edelrosen – darunter die Rosen Carousel (ein Kirschrosa) und Grand Amour (ein feuriges Rot). Apropos Rose: Die «Lancôme» wird noch heute vom Enkelsohn des damaligen Züchters Georges Delbard im französischenMalicorne (Allier) gezüchtet. Nur einmal jährlich werden einige Tausend Stück geerntet. |VFI



Chiffonkleid mit Fellfransen, Prada. Strickpullover in Grau-Braun, Woolrich. Pelzstola, Charlotte Simone. AUF ALLEN BILDERN: Langhaar-Moonboots, Bogner. Kunstlederstulpen, Beyond Retro. Kunstlederhandschuhe, Ann Summers.

So weit das Eis tr채gt FOTOS: MARIANNA SANVITO STYLING: MIRIAM DEMBACH MAKE-UP: MARY CESARDI/ATOMO HAIR: CHIAO CHENET/AIRPORT AGENCY MODEL: SOEKIE/OUI MANAGEMENT

Es wird ein kalter Winter. Aber keine Bange. Fell und Pelz sorgen f체r Schutz gegen Schnee und Eis. Vom s체ssen Rosa bis zum mond채nen Schwarz-Weiss. Wir kuscheln uns in Lagen von Fell oder verleihen schmalen Silhouetten mit Pelzdetails Drama. | november 14 | bolero |

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DIESE SEITE: Wollcardigan mit Jaquardmuster und Fransen, Ralph Lauren. Schwarzer Rollkragenpulli und schwarzes Kleid mit khakifarbenem Streifen und Baumwollschleife am Halsausschnitt, beides Kenzo. LINKE SEITE: Mantel aus mehrfarbigem Tweed. Kurzes Rollkragentop aus Wolle und Angora im Destroyed-Look. Passende rosa Leggings aus Wolle und Angora. Turnschuhe. Silberner Ketteng端rtel. Alles Chanel.

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ART DE VIVRE Hej, Kopenhagen!

Die dänische Hauptstadt wurde erneut als lebenswerteste Stadt der Welt ausgezeichnet. Auch die Schmuckdesignerin Charlotte Lynggaard weiss, was Kopenhagen so reizvoll macht. TEXT: TINA BREMER

FOTOS: THOMAS SKOU

Wir müssen uns beeilen, unser Taxi wartet bereits. Zum Glück läuft kein Taxameter, aber Peter, unser Taxifahrer, tritt bereits ungeduldig von einem Bein aufs andere. Auf sehr durchtrainierte Beine. Denn unser Taxi ist kein gewöhnliches Auto, sondern eine Fahrradrikscha aus New York. Knallgelb und mit einer Blumengirlande behangen. «Während der Fashion Week ist der Verkehr in Kopenhagen chaotisch. Dann nehme ich immer die Rikscha, um von einer Show zur anderen zu kommen», erzählt Charlotte Lynggaard, während sie sich auf die Sitzbank des Fahrradtaxis schwingt.

Die Hauptstadt Dänemarks wurde vom Magazin «Monocle» zum dritten Mal als lebenswerteste Stadt der Welt ausgezeichnet, von der Europäischen Kommission als «Grüne Hauptstadt Europas» prämiert (bis 2025 will Kopenhagen CO2-neutral sein) und trägt zudem den Titel «Bike City» der ICU. Fast 400 Kilometer Radwege ziehen sich vom vornehmen Stadtteil Osterbro im Norden bis zum Hafenviertel Islands Brygge im Süden. «Als ich noch in der Innenstadt gewohnt habe, bin ich auch viel Rad gefahren», erzählt Charlotte, die heute mit ihrem Mann Michel und den drei Kindern Sofia, > | november 14 | bolero |

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Weihnachtszeit ist es im Tivoli am schönsten, wenn nach Einbruch der Dunkelheit all die Lichter leuchten und man an den kleinen Holzbuden handgefertigte Geschenke kaufen kann.»

BILDER OBEN: In Wintergarten der Ny Carlsberg Glyptoteket findet Charlotte Inspiration für ihren Schmuck. BILDER UNTEN: Selbstgemachte Limonade im Café Atelier September.

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«Als die Kinder noch klein waren, sind wir im Winter auch oft auf der Eisbahn am Kongens Nytorv Schlittschuh gelaufen und haben danach im Hotel D’Angleterre einen Kakao getrunken», erzählt Charlotte. Das geschichtsträchtige Fünf-Sterne-Haus mit der strahlend weissen Fassade wurde zwei Jahre lang renoviert und hat vergangenes Jahr wiedereröffnet. Prominente wie Marlene Dietrich, Alfred Hitchcock oder H. C. Andersen gingen hier ein und aus. Der berühmte dänische Dichter und Schriftsteller lebte zeitweise sogar in Zimmer 211, Kopenhagen faszinierte und inspirierte Andersen. «Die Schneekönigin ist mein Lieblingsmärchen von ihm», erzählt Charlotte. «In gewisser Weise ist Andersen immer noch in Kopenhagen spürbar. Die Dänen sind bekannt für ihre Märchen. Auch ich liebe es, mit meinem Schmuck Geschichten zu erzählen.»

Und obwohl Andersens Märchen um die Welt gingen: Der berühmteste Däne ist wohl der Architekt und Designer Arne Jacobsen. Mit seinen von ihm erschaffenen Möbeln und Häusern schrieb Jacobsen Designgeschichte. Kaum ein Café in Kopenhagen, in dem nicht der Stuhl «Ameise» steht, der meistverkaufte Stuhl aller Zeiten. Das SAS Royal Hotel, welches neben dem Bahnhof liegt, wurde komplett von Jacobsen entworfen . «Dänisches Design zeichnet sich durch seine reduzierten, klaren Formen aus, auch in der Mode», erzählt Charlotte. «Die Dänen haben ein Talent dafür, Stylisches mit Vintage zu kombinieren. Mein Kleiderschrank ist auch ein bunter Mix», sagt Charlotte und lacht. Bevor Charlotte ins Familienunternehmen einstieg, spielte die zierliche Blondine mit dem Gedanken, Modedesignerin zu werden. «Ich habe immer noch grossen Spass an Mode und freue mich, dass die Kopenhagener Fashion Week immer wichtiger wird, mittlerweile kommen die Einkäufer aus der ganzen Welt.» Und wer weiss: Vielleicht lässt der eine oder andere sich ja auch mit einer Fahrradrikscha durch die lebenswerteste Stadt der Welt kutschieren. <


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