BMZeit 05/2015 Klima

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AUSGABE 5/2015 N ACHRICHTEN AUS DEM BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ­ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG

DEM KLIMAWANDEL EINHALT GEBIETEN.

Editorial von ­Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller

WIE DAS KLIMA UNS ÄNDERT

Schwerpunkte der deutschen Klimapolitik

KLIMAWANDEL UND ENTWICKLUNG

AUF ERNEUERBARE ENERGIEN SETZEN. Die wichtigsten

KLIMAWANDEL UND LANDWIRTSCHAFT. Ortstermin bei Bauern in Äthiopien und Bolivien

STOPPT DIE ZERSTÖRUNG UNSERER ERDE. Der deutsche ­Astronaut Alexander Gerst schreibt in der BMZeit


BMZeit · Ausgabe 5/2015

KLIMASCHUTZ HEISST VERANTWORTUNG LIEBE LESERINNEN ­UND LIEBE LESER,

Der Klimawandel trifft diejenigen am härtesten, die ihn

einerseits, Dürren und sinkende Grundwasserpegel anderer­

nicht verursacht haben, die ärmsten Länder der Welt. Als

seits schädigen die Ernte und verringern die Erträge. Gleich­

eines der reichsten Industrieländer der Welt tragen wir

zeitig ist die Landwirtschaft jedoch auch für den Klimawandel

wir machen Schulden! In Afrika, in Asien. Öko­

­ esondere wie die anderen G7-Staaten auch deshalb eine b

mitverantwortlich. Die Rodung von Wäldern oder das Tro­

logische Schulden. Wir, die Industrieländer nutzen

Verantwortung. Hier finden Sie die Schwerpunkte der

ckenlegen von Sümpfen zur Schaffung landwirtschaftlicher

momentan 80 Prozent der Ressourcen weltweit – natürliche

Klimapolitik der Bundesregierung, besonders des Ent­

Flächen setzen ebenso wie die Steigerung der Fleischproduk­

Rohstoffe, Nahrungsmittel, fruchtbares Land. Unser Handeln

wicklungsministeriums BMZ.

tion oder die verstärkte Nutzung von Stickstoffdünger große

hat direkte Auswirkungen auf den Rest der Welt. Unser alle zwei Jahre neu gekauftes Handy wird Elektroschrott in Ghana und vergiftet dort Böden und Grundwasser. Und Menschen! Der Klimawandel zeigt dieses Ungleichgewicht in unse­ rem täglichen Handeln besonders deutlich: Industrie- und Schwellenländer verursachen die meisten Emissionen. Doch die Auswirkungen treffen die Ärmsten der Armen. Sie

1 ENERGIE UND ­NACHFRAGE

Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen frei. DIE ZIELE: Damit der Klimawandel nicht zur Überlebens­ frage wird, unterstützt das BMZ die Bevölkerung vor Ort z. B. mit dem Bau von wassersparenden Bewässerungsanlagen und von Regenwasserspeichern, und berät Bauern bei der Wahl der Anbaumethoden oder von Pflanzen, die an die ge­ änderten klimatischen Bedingungen besser angepasst sind.

leiden am stärksten unter Naturkatastrophen. Ihre Lebens­ grundlagen gehen zuerst verloren.

DIE SITUATION in den Entwicklungs- und Schwellenlän­ dern: Ohne Energie ist Entwicklung nicht möglich. In den

Was passiert, wenn Menschen keine Perspektive für sich

ärmsten Ländern der Welt steigt die Nachfrage nach Ener­

und ihre Familien sehen, erleben wir täglich . Weltweit sind

gie und die Produktion beständig an. Die Entwicklungslän­

nahezu 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Der Klima­

der müssen von vornherein auf erneuerbare Energiequellen

wandel könnte Schätzungen zufolge jährlich 20 Millionen

wie Wind, Sonne oder Wasser setzen, um ihre Entwicklung

Menschen zusätzlich in die Flucht treiben.

klimafreundlich voranzutreiben. Gleichzeitig muss die Nut­ zung der Energie so effizient wie möglich geschehen. Vor al­

Wenn der Meeresspiegel um einen Meter ansteigt, werden

lem in Städten werden etwa 70 Prozent des schädlichen Koh­

allein in Bangladesch 15 Millionen Menschen heimatlos!

lendioxid-Ausstoßes durch hohe Energienutzung ­erzeugt.

3 DER WALD ALS ­KLIMARETTER DIE SITUATION: Wälder haben einen entscheidenden Ein­ fluss auf das Klima. Bäume produzieren Sauerstoff, binden

Wenn Fischer keine Fische mehr fangen, Bauern keine Ernte mehr einbringen können, weil Dürren oder Über­

DIE ZIELE der deutschen Entwicklungszusammenarbeit:

Kohlendioxid, speichern Wasser und regulieren Temperatur

schwemmungen alles zunichte machen, dann bleibt vielen

Das BMZ fördert die Nutzung erneuerbarer Energien und die

und Niederschlagsmengen. Dennoch werden nach wie vor

Menschen kein anderer Ausweg, als ihre Heimat zu verlas­

Verbesserung der Effizienz beim Energieverbrauch. Mit dem

– und vor allem in den Tropen – jedes Jahr fast acht Milli­

sen. Für uns, für die Weltgemeinschaft, ist das ein klarer

Knowhow und der finanziellen Unterstützung des BMZ wer­

onen Hektar Wald zerstört, um den Bedarf der Menschen

Handlungsauftrag.

den z. B. in Mexiko mehr als 38.000 energieeffi­ziente Häuser

an Holz und Zellstoff sowie an landwirtschaftlicher Fläche

und 600 Passivhäuser entstehen, die im Schnitt rund 20 Pro­

zu decken, oder um Bodenrohstoffe zu fördern. Das globale

Der menschengemachte Klimawandel lässt sich nur durch

zent weniger Energie als herkömmliche Bauten benötigen.

Ziel, den Klimawandel auf maximal 2°C zu begrenzen, kann

eine konsequente Minderung von Treibhausgasen auf ein

­ illion ­Tonnen Koh­ Damit werden nicht nur rund eine M

nur erreicht werden, wenn die Entwaldung gestoppt wird.

erträgliches Maß beschränken. Noch kann das Zwei-Grad-

lendioxid eingespart, sondern zugleich die Lebenssituation

Ziel dem Weltklimarat zufolge erreicht werden, aber dafür

vieler Mexikaner durch die bessere Wohnqualität verbessert.

DIE ZIELE: Das BMZ fördert in mehr als 30 Regionen Pro­

braucht es rasch einen globalen Wandel. Wir müssen in

gramme, die den Wald und seine nachhaltige Nutzung

Paris bei den Verhandlungen um ein neues Weltklimarah­

schützen. So werden Menschen in Indonesien dabei beraten,

menabkommen Flagge zeigen. Unsere Botschaft muss sein:

wie sie auf der verfügbaren Fläche dauerhaft Einkommens­

Entwicklung und Klimaschutz sind kein Widerspruch. Im

steigerungen erzielen können und damit ihre Lebensbedin­

Gegenteil: Wenn wir dem Klimawandel nicht Einhalt gebie­

gungen verbessern, ohne den Wald zu zerstören. Außerdem

ten, könnte er viele Entwicklungserfolge zunichte machen.

werden in Indonesien auch unterschiedliche Methoden der nachhaltigen Waldbewirtschaftung getestet. Darüber

Wir hier in Deutschland, in Europa, den USA, aber auch in

hinaus erhalten die Menschen vor Ort einen Ausgleich für

China, Brasilien oder Indien haben ein Interesse und eine

nachgewiesene Waldschutzmaßnahmen. Im indonesischen

Verantwortung, den Klimawandel zu begrenzen. Deutsch­

Teil der Insel Borneo werden inzwischen rund 250.000 Hek­

land wird deshalb seine internationale Klimafinanzierung

tar Wald klimafreundlich bewirtschaftet.

bis 2020 im Vergleich zum letzten Jahr verdoppeln.

denken. Wie wir das zum Beispiel im Rahmen der Zukunfts­ charta: EINE Welt – UNSERE Verantwortung – ­machen. Das schulden wir unseren Mitmenschen: denen, die heute schon leben, egal wo, und denen, die noch gar nicht geboren sind. Wir leben in EINERWELT. Und für diese Welt tragen wir ­gemeinsam Verantwortung. Lassen Sie uns dieser Verant­ wortung gerecht werden!

Dr. Gerd Müller, MdB

Der steigende Energiebedarf soll vorzugsweise durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Hier ein von der deutschen Bundesregierung geförderter Windpark in Marokko.

2 LANDWIRTSCHAFT UND KLIMAWANDEL

4 WETTER UND ­RISIKO-MANAGEMENT DIE SITUATION: Vom Klimawandel verstärkte Naturkata­ strophen gehören zu den großen Herausforderungen un­ serer Zeit. Extreme Wetterereignisse verursachen immense Schäden, auch weil die Früherkennung in vielen Teilen der Welt noch nicht ausreichend funktioniert und die betroffe­

DIE SITUATION: Vor allem die Landwirtschaft ist durch die

nen Menschen oft völlig unvorbereitet sind, oder weil die

Bundesminister für wirtschaftliche ­Zusammenarbeit und ­Entwicklung

Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Extreme Wetter­

existierende Infrastruktur nicht für derartige Wetterereig­

Berlin und Bonn, November 2015

ereignisse wie schwere Regenfälle und Überschwemmungen

nisse ausgelegt ist. Es ist daher notwendig, den Klimawandel

Foto: Thomas Köhler/photothek.net

Gleichzeitig müssen wir aber auch unsere Lebensweisen über­


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ANPASSUNG MACHT DEN UNTERSCHIED www.bmz.de/klima

und seine Folgen bei der Entwicklungsplanung mitzuden­ ken und entsprechend zu gestalten, um das Risiko für die Bevölkerung möglichst gering zu halten, und Frühwarnsys­ teme aufzubauen um der Bevölkerung zu ermöglichen, sich in Schutz zu bringen. DIE ZIELE: Das BMZ setzt sich für umfassendes Klimarisi­ komanagement ein. So werden Risikoanalysen und die da­ raus resultierenden Maßnahmen zur Verringerung des Ri­ sikos gefördert. Das geschieht in Zusammenarbeit mit den Partnerregierungen durch die Anpassung von Bauvorschrif­ ten und Bebauungsplänen, aber auch durch die Finanzie­ rung von Frühwarnsystemen und Notfallpläne. Gleichzeitig setzt sich Deutschland gemeinsam mit der G7 dafür ein, bis 2020 zusätzlich 400 Millionen arme Menschen gegen Klima­ risiken abzusichern (derzeit sind es nur 100 Millionen).

BEI DEN BAUERN Der Schauspieler Tom Wlaschiha ist ein deutscher Fernseh-, Film- und Theaterschauspieler, international aus der US-Serie Game of Thrones bekannt. In Äthiopien und Bolivien hat er sich Leben der Bevölkerung auswirkt. Daraus sind

Ein bolivianischer Bauer in seinem Weizenfeld. Durch den Bau von Steinwällen wird Ackerland vor Erosion geschützt.

zwei Videos entstanden. Wlaschiha möchte seine Erkenntnisse weitergeben, besonders gern an sein junges Publikum. Hier einige Eindrücke:

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Es geht sicher vielen so wie mir: Natürlich interessiere ich mich für Umwelt- und Entwicklungsthemen, aber Klima­

KLIMA UND ­FINANZIERUNG

wandel, das war schon ein sehr abstrakter Begriff für mich. Was passiert, wenn im Tiefland von Äthiopien der Regen ausbleibt? „Dann haben wir kein Wasser, und es wächst nicht genügend Futter für unser Vieh. Unsere Herden werden kleiner, und wir haben weniger zu essen“, berichten uns die

DIE SITUATION: Aus eigener finanzieller Kraft können

Bauern. Nicht viel anders ist es im Hochland von Bolivien.

viele Entwicklungs- und Schwellenländer die notwendigen

„Manchmal kommt der Regen früher, manchmal gar nicht“,

Maßnahmen nicht umsetzen, die sie brauchen, um ihren

sagt die Bäuerin Savinia. Immer öfter erntet sie zu wenig Ge­

Treibhausgasausstoß zu reduzieren und sich an den Kli­

müse, um es auf dem Markt zu verkaufen. Ohne Geld kann

mawandel anzupassen. Sie benötigen hierzu internationale

sie die Schulbücher für die Kinder nicht bezahlen.

Unterstützung. Daher haben die Industrieländer verspro­ chen, bis 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für diesen

Die Bauern in den Projekten, die ich in Äthiopien und

Zweck zu mobilisieren. DIE ZIELE: Weltweit ist Deutschland der zweitgrößte Ge­ ber im Klimabereich. 90 Prozent der deutschen Mittel kom­ men aus dem Haushalt des BMZ. Das Ministerium beteiligt sich z. B. mit 750 Millionen Euro maßgeblich am Aufbau des Grünen Klimafonds, dem zentralen Instrument der zukünftigen internationalen Klimafinanzierung. Bundes­ kanzlerin Angela Merkel hat zugesagt, die Klimafinanzie­ rung durch die Bundesregierung in den kommenden fünf Jahren auf vier Milliarden Euro zu verdoppeln. Gleichzeitig werden von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) zusätzliche Mittel aus der Wirtschaft mobilisiert, die 2014 bereits fast 2,8 Milliarden Euro betrugen. Zusammen mit den Geldern der Bundesregierung wird der deutsche Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung in 2020 so­ mit etwa 10 Prozent ausmachen.

in Bolivien besuchen konnte, nehmen alle an Landwirt­ SO ARBEITET DAS BMZ

schafts-Programmen ihrer Regierung teil, die mit dem

In Bolivien konnten bereits 1.700 Familien in der

BMZ zusammenarbeitet. Hier lernen sie, wie sie sich an den

ärmsten Region des Landes die Wasserverfügbarkeit

Klimawandel anpassen können. Zum Beispiel, wie sie wirt­

verbessern, indem sie 775 kleine Bewässerungsan­

schaftlicher mit Wasser umgehen, wie sie Vorratssilos bauen

lagen gebaut haben, die vor allem aus Regenwasser­

und die Felder durch Dämme schützen können. Sie lernen

speichern gespeist werden.

neue Bewässerungs- und Anbaumethoden, die eine sichere Ernte garantieren. Oder stellen wie Savina von Gemüsean­

→ www.bmz.de/klima

bau auf Obst um. Äpfel brauchen weniger Wasser und brin­

→ www.bmz.de/bolivien  → www.bmz.de/aethiopien

gen bessere Erlöse auf dem Markt.

Gute Ernte: Das Foto zeigt die bolivianische Bäuerin

Was mich am meisten beeindruckt hat? Zu sehen, dass die

Savinia mit frisch gepflückten Äpfeln.

Probleme von Menschen, die so weit entfernt voneinander und in so unterschiedlichen Kulturen leben, genau dieselben sind: ein Beweis, dass der Klimawandel global seine Spuren hinterlässt. Sehr sichtbar, und überhaupt nicht abstrakt. → www.youtube.com/watch?v=CLs_CKnRca4

Fotos: Ute Grabowsky/photothek.net; Christof Schröter/playmedia.tv; Monic Johanna Schmidheiny/monicjohannawollschlaeger.de

umgesehen, wie sich der Klimawandel auf das


BMZeit · Ausgabe 5/2015

WIR DÜRFEN UNSERE ERDE NICHT ­WEITER VERLETZEN

SO ARBEITET DAS BMZ

BEISPIEL WALDSCHUTZ AM ­AMAZONAS DER ANSATZ: Das globale Vorhaben REDD for Early Movers

ARBEITSWEISE: Der Amazonasfonds finanziert über REDD/

(REM) fördert gezielt verbesserten Waldschutz. Nachge­

REM Projekte für Schutzgebietsmanagement, nachhaltige

wiesene Emissionsreduktionen werden finanziell vergütet.

Waldnutzung, Monitoring und Kontrolle sowie Wiederauf­

REM wird von der Bundesregierung/BMZ mit einem För­

forstung. Somit trägt er zur Entwaldungsbekämpfung und

dervolumen von 68,5 Millionen Euro unterstützt.

nachhaltigen Entwicklung bei. Deutschland unterstützt den Amazonasfonds (neben Hauptgeber Norwegen) seit 2009

DIE WIRKUNG: Mit der REM-Finanzierung werden klare

mit fast 27 Millionen Euro. Weitere hohe Zusagen wurden

Anreize geschaffen, um die Entwaldung kontinuierlich wei­

bereits angekündigt, um den Bedarf auch mittelfristig zu

ter zu senken. So wurden zum Beispiel im brasilianischen

decken.

Bundesstaat Acre schon mehr als drei Millionen Tonnen Koh­ lendioxid an vermiedenen Emissionen vergütet. Mindestens

ERGEBNISSE: Brasilien hat aufgrund seiner ehrgeizigen

50 Prozent der Gelder kommen Kleinbauern und indigenen

Umwelt- und Waldpolitik die jährliche Entwaldungsrate in

Gemeinschaften in den bedrohten Waldgebieten zugute.

Amazonien zwischen 2004 und 2012 um 80 Prozent verrin­ gern können. Der Fonds leistet dabei wertvolle Demonstra­

DIE HERAUSFORDERUNG AM BEISPIEL BRASILIEN: Das

tionseffekte und mobilisiert erfolgreich zusätzliche Mittel:

Land ist der sechstgrößte Treibhausgas-Emittent weltweit.

So hat z. B. Norwegen mit knapp 1 Milliarde US-Dollar den

Rund 35 Prozent der Emissionen sind trotz großer Erfolge

Großteil der bisherigen Mittel in den Fonds eingezahlt. Der

in der Entwaldungsbekämpfung immer noch auf die Abhol­

Amazonasfonds ermöglicht auch nachhaltige Waldfinan­

zung der Regenwälder und Landnutzung zurückzuführen.

zierung. Derzeit laufen 75 Projekte (Gesamtwert: 500 Millio­

Gleichzeitig hat sich Brasilien das ehrgeizige Ziel gesetzt,

nen Euro). Sie alle helfen beim Schutz und der nachhaltigen

seine Treibhausgasemissionen bis 2025 um 37 Prozent ge­

Nutzung des Amazonas-Regenwaldes.

genüber 2005 zu senken. Der Schutz des Regenwaldes spielt dabei eine wesentliche Rolle.

→ www.bmz.de/klima  → www.bmz.de/brasilien


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ASTRONAUT ALEXANDER GERST UND WIE ER DEN KLIMAWANDEL AUS DEM ALL SIEHT In kosmischen Maßstäben betrachtet, ist unser Planet klein und einfach. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich aus dem All mitgebracht habe. Die Erde

Wenn man das von oben sieht, dann wird klar, dass unser ganzes komplexes Ökosystem sich in dieser kleinen zar­ ten Hülle befindet. Sie muss geschützt werden.

ist wirklich nichts weiter als eine kleine blaue

Ansonsten kann es schnell mit uns vorbei

Kugel, die einmal im Jahr um die Sonne

sein. Und wir haben keinen Plan B!

kreist, mit uns sieben Milliarden Men­ schen an Bord – als Besatzung oder Pas­

Dieser Spruch: Was kümmert es mich,

sagiere, je nachdem wie wir uns sehen.

was in China passiert ... den findet man

Ein solcher Perspektivwechsel führt uns

weltumspannendes System begreift: Zum

absurd, weil man unser Klimasystem als Beispiel, wenn man ein Sturmsystem von

vor Augen, was wir sind: die absolute

Hurrikanen und Taifunen beobachtet, das

Ausnahme im Universum. Es ist groß und

ein Viertel unseres Globus umspannt. Wenn

schwarz und lebensfeindlich da draußen. Vie­ le denken, der Weltraum ist ein besonderer Ort. Aber das stimmt nicht: Der Weltraum ist 99,99999 Pro­

man sieht, wie eine leuchtend rote Sandfahne per­ manent von der Sahara über den Atlantik herüber weht

zent des Universums. Es ist unser Planet Erde, der der be­

nach Südamerika in Richtung Amazonas, und wie trocken

sondere Ort ist.

große Teile Afrikas und Asiens aussehen, so trocken, dass man sich kaum vorstellen kann, dass man dort überhaupt leben

Und der sieht verdammt verletzlich aus!

und sich versorgen kann.

Denn obwohl ich als Geophysiker ja die Zahlen theoretisch

Du erkennst von da oben sofort, dass das alles zusammen

genau kannte, hat es mich schier umgehauen als ich sah, wie

hängt, dass das EIN System, EINE Welt ist. Nicht voneinan­

dünn die Atmosphäre ist, wie empfindlich. Als ob man sie

der trennbar.

ganz leicht unbewohnbar machen könnte.

Was uns auch sehr geschockt hat, war, als wir zufällig den nahen Osten überfliegend, sahen, wie Raketen einschlugen.

Vielen Leuten ist zum Beispiel gar nicht bewusst, dass wir,

Da bringen sich gerade Menschen gegenseitig um und Du

wenn wir im Flugzeug sitzen in ganz normaler Reiseflug­

siehst zu, wie in einem Film.

höhe dann schon Zweidrittel Atmosphäre unter uns haben. DEUTLICHE SPUREN DER ZERSTÖRUNG:

Meine Kollegen aus den USA, aus Russland und ich Euro­

­Brand­rodung am Amazonas. Der deutsche Astronaut

Wenn man über den Amazonas fliegt, sieht man sofort, dass

päer, wir konnten es nicht fassen, und haben oft darüber

Alexander Gerst war zusammen mit dem Russen

ein riesiger Teil des Regenwaldes schon fehlt. Vor allem sieht

gesprochen, was wohl außerirdische Spezies – wenn es die

Maxim Surajew und dem US-Amerikaner US-Ame­

man auch das rasche Fortschreiten der Zerstörung. Da sind

denn gibt und sie uns besuchen kämen – von uns denken

rikaner Reid Wiseman als Bord­ingenieur von zwei

breite Straßen frisch in den Wald geschlagen und es brennt

würden, wenn sie dieses Bild von uns sähen. Wie wir uns

ISS-Expeditionen von Ende Mai bis Mitte November

rechts und links. Man sieht es förmlich: Wenn wir so wei­

gegenseitig umbringen, wie wir den Regenwald abholzen

2014 im All. Er machte Hunderte von eindrucks­

termachen, werden wir bald keinen Sauerstoff mehr zum

und die Ozeane vergiften, wie wir einander einfach nicht

vollen Fotos.

atmen haben. Das weiß eigentlich jeder, dennoch lassen wir

gut behandeln. Würden wir wie eine freundliche Spezies auf

zu, dass immer weiter abgeholzt wird. Wieso tun wir das?

unsere Besucher wirken? Ich denke eher nicht …

→ www.flickr.com/photos/astro_alex

Obwohl wir genau wissen das es uns schadet? → www.esa.int

Fotos: Alexander Gerst/flickr.com/people/astro_alex (2)

mit einem Lufthauch wegpusten könnte, also unsere Erde


BMZeit · Ausgabe 5/2015

IN PARIS ­WERDEN JETZT DIE WEICHEN ­GESTELLT In dem neuen, weltweit verbindlichen Abkommen der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris vom

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DISKUTIEREN UND NACH LÖSUNGEN SUCHEN ``WICHTIGE TERMINE ANFANG 2016

30. November bis 11. Dezember 2015 geht es um die entscheidende Weichenstellung für die Zukunft des globalen Klimaschutzes. 195 Länder stehen in der Pflicht, die Klima­ erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen. Es geht aber auch um eine gerechte Klimapolitik: Nachhaltige Entwicklung, Armutsbekämpfung und Klimapolitik müssen Hand in Hand gehen.

In diesem Sinne steht das BMZ für die folgenden Eckpunkte: » Gemeinsam in eine saubere Zukunft: Alle Länder müssen an einem Strang ziehen und den Ausstoß von Treibhaus­ gasen gemeinsam verringern. » Waldschutz ist Klimaschutz: Wälder sind die Lungen der Welt und müssen bei der Klimapolitik berücksichtigt werden.

15.–24. JANUAR 2016  INTERNATIONALE GRÜNE WOCHE, Berlin. Bei der weltweit bedeutendsten Ausstellung der Ernährungs-

und Landwirtschaft haben in den vergangenen Jahren die Themen biologischer Anbau, nachwachsende Rohstoffe und regionale Märkte immer mehr an Bedeutung gewonnen. Parallel zur Messe finden ca. 300 Foren, Seminare, Fachkongresse und Ausschusssitzungen statt, u.a. die Internationale Agrarminister-Konferenz und das Forum Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie das Zukunftsforum ländliche Entwicklung. Bei der kommenden Grünen Woche gibt es zwei Premieren: Zum ersten Mal ist mit Marokko ein afrikanisches Land offizieller Partner der Messe und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist mit einer umfassenden Darstellung der Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger vertreten. → www.bmz.de/hunger  → www.gruenewoche.de

»E ntwicklung klimasicher gestalten durch Anpassung an den Klimawandel: Deutschland unterstützt seine Partner dabei, besser mit den Folgen des Klimawandels umzuge­

WORLD ECONOMIC ­FORUM, Davos/Schweiz. Bereits zum 46. Mal kommen international führende Wirtschaftsexperten, Politiker, Wissenschaftler, Philanthropen, Intellektuelle und Journalisten zusammen, um über globale Fragen zu diskutieren und Lösungen für die Probleme unserer Zeit zu finden. Das World Economic Forum zeichnet sich auch dadurch aus, dass es am Rande immer wieder zu informellen Gesprächen von miteinander in Konflikt stehenden Staatschefs kommt. Neben Vordenkern aus gesellschaftspolitisch relevanten Disziplinen sorgen aber auch besonders die Young Global Leader, Führungskräfte der nächsten Generation, mit ihrem praktischen Input Leaders für spannende Auseinandersetzungen. Das Schwerpunktthema 2016:Die Vierte Industrielle Revolution. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Minister der Bundesregierung sind in Davos begehrte Gesprächspartner. → www.weforum.org

bedingte Schäden und Verluste abzufedern. »D ie ehrgeizigen Klimaschutzziele benötigen eine starke Finanzierung: Ab 2020 müssen jährlich 100 Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz bereitstehen. → www.cop21.gouv.fr/en/

IMPRESSUM

17.–18. FEBRUAR 2016  BMZ-KONFERENZ

HERAUSGEBER Bundesministerium für wirtschaftliche ­Zusammenarbeit und ­Entwicklung (BMZ) Referat Öffentlichkeitsarbeit, digitale ­Kommunikation und ­Besucherdienst www.bmz.de KONZEPTION UND REDAKTION Beate Wedekind, Berlin und Addis Abeba

­RELIGIONEN UND ENTWICKLUNG, Berlin. Bundesminister Gerd Müller lädt rund 200 Vertreter von Religionen, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ein, um über den Beitrag von Religionen zu nachhaltiger Entwicklung zu diskutieren. Wie können die Religionen zu einer Kraft für Frieden und Gerechtigkeit werden? Wie können die Netzwerke der Religionen besser eingesetzt werden, um Hunger und Armut zu bekämpfen? Wie kann die Überzeugungskraft der Religionen genutzt werden, um nachhaltiger zu leben? Im Rahmen der Konferenz wird zudem die neue BMZ Strategie zu Religion und Entwicklung veröffentlicht werden. → www.bmz.de/religion

GESTALTUNG Atelier Hauer+Dörfler, Berlin DRUCK Bonifatius GmbH, Paderborn BMZ BONN Dahlmannstraße 4 · 53113 Bonn Tel.: +49 228 99 535-0 · Fax: +49 228 99 535-3500 BMZ BERLIN Europahaus · Stresemannstraße 94 · 10963 Berlin Tel.: +49 30 18 535-0 · Fax: +49 30 18 535-2501 E-Mail: poststelle@bmz.bund.de TITELBILDER BESSERE ZUKUNFT: Jugendliche in Mozambik zeigen ihren Optimismus. Foto: Thomas Trutschel/photothek.net GESUNDES KLIMA: Das Simien-Gebirge in Äthiopien gehört seit 1978 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Foto: Michael Poliza/­michaelpoliza.com

13.–18. MÄRZ 2016  WELTFRAUENKONFERENZ,

­ athmandu/Nepal. Zwei Jahre lang haben hunderte von FrauengrupK pen und –organisationen in 60 Ländern die 2. Weltfrauenkonferenz vorbereitet. Hier geht es um die Verbesserung der Situation von Frauen, die an der Basis arbeiten, wie die Textilarbeiterin aus Bangladesch, die Automobilarbeiterin aus Deutschland, die Lehrerin aus Tunesien, die Befreiungskämpferin aus Kurdistan, die Umweltaktivistin aus Kolumbien. Über 3 000 Frauen werden in Kathmandu ihre Erfahrungen, Kämpfe und Forderungen austauschen. Die Weltfrauenkonferenz ist überparteilich, demokratisch, und finanziert sich zum großen Teil aus eigener Kraft. → www.conferenciamundialdemujeres.org

Fotos: Thomas Köhler (2), Michael Gottschalk/photothek.net; World Economic Forum/weforum.org

20.–23. JANUAR 2016

hen und – z. B. mit Klimarisikoversicherungen – klima­


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