Südtirol. Wirtschaftsfakten.

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S端dtirol. Wirtschaftsfakten.


Ort Brücke zwischen Nord und Süd 1 Wirtschaft Im italienischen Spitzenfeld 4 Energie Auf dem Weg zur Energieautarkie 8 Alpine Technologie Heimat weltweiter Marktführer 13 Gesellschaft Facettenreich und mehrsprachig 16 Tourismus Genuss- und Aktivland 18 Landwirtschaft Im Zeichen der Qualität 21 Architektur und Raumplanung Verbindung von Alt und Neu 23 Kultur Zwischen Tradition und Moderne 28 Business Location Südtirol – Alto Adige Service für Unternehmen und Filmproduktionen 33


Ort

Selbstverwaltung zum Schutze und zur Gleich­ berechtigung der mehrheitlich deutschen Sprach­ gruppe wurde nur sehr mangelhaft umgesetzt und in der Folge zur internationalen Streitfrage vor den Ver­einten Nationen. Seit 1972 besitzt Südtirol ein neues Autonomiestatut, das der Minderheit weit­ gehende Gesetzgebungskompetenzen sichert – und mittlerweile als Vorzeigemodell MinderheitenDelegationen aus der ganzen Welt anlockt. In all den Jahren bis heute hat sich das Land zu einer florierenden Volkswirtschaft, sozusagen mit Vollbeschäftigung, entwickelt: Der Tourismus boomt, namhafte internationale Unternehmen haben sich zwischen Brenner und Salurner Klause niedergelassen, die Mehrsprachigkeit der Bevölke­ rung wird als Glücksfall angesehen.

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Südtirol ist Bindeglied zwischen Nord und Süd, Urlaubsland und aufstrebender Wirtschaftsstandort mit einer wechselvollen Geschichte. Die heutige italienische Provinz südlich des wichtigen Brenner­ passes hat sich auch dank ihrer umfassenden Sonderautonomie zu einer der wohlhabendsten Regionen Europas entwickelt.

Jahrhundertprojekt

Auf seiner Reise nach Italien erreichte Johann ­Wolfgang von Goethe 1786 die damals schon wich­ tige Handelsstadt Bozen, „wo alles von der Messe lebte“ und wo „eine sanfte milde Luft die Gegend füllt“. Das südliche Tirol, das der Dichterfürst durch­querte, war damals Teil des Habsburger­ reiches, seit jeher Verbindungsweg zwischen Nordund Südeuropa und deshalb Objekt der Begierde großer Nationen. Römer und Franken haben hier wie die Tiroler Grafen Spuren hinterlassen. Südtirol fiel nach dem Ersten Weltkrieg 1919 an Italien und ist seither dessen nördlichste Provinz. Die Machtergreifung der Faschisten 1922 in Ita­lien und deren rücksichtslose Assimilierungspolitik hat wie die sogenannte Option, entweder in Südtirol zu bleiben oder ins Deutsche Reich auszuwandern, Land und Menschen bis heute geprägt. Die von Italien nach dem Zweiten Weltkrieg zugesicherte

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Umfassende Sonderrechte Die Südtirol-Autonomie ist in der italienischen Verfassung verankert und hat dem Land ein Bündel von Gesetzgebungsbefugnissen in primären Bereichen wie etwa Kultur und Schule, Raumordnung oder Wirtschaft beschert. Als wichtige Errungenschaft wird auch die Gleichstellung der deutschen Sprache vor Gericht und in öffentlichen Ämtern betrachtet. Der ethnische Proporz sichert dagegen die Gleichberechtigung bei der Stellenvergabe von öffentlichen Ämtern zwischen der deutsch-, ladinisch- und italienischsprachigen Bevölkerung.

Pulsierende Handelsstadt: Freiheitsstraße in Bozen (1) Blick in den Vinschgau (2)

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12 Millionen Kraftfahrzeuge, zwei Millionen Schwerfahrzeuge und bis zu 50.000 Tonnen Nettolasten: Das ist die Bilanz des Brennerpasses innerhalb eines Jahres. Durch den Brennerbasistunnel (BBT), ein milliardenschweres, umstrittenes Bauprojekt, soll der Schwerverkehr über die Nord-Süd-Verbindung in Zukunft auf die Schiene verlagert werden. Finanziert

wird der BBT von der EU und von Österreich und Italien – nach dem Anschluss an den Umfahrungstunnel von Innsbruck wird er mit 64 km der längste unterirdisch verlaufende Eisenbahntunnel der Welt sein. Das Bauende ist mit dem Jahr 2025 datiert worden.



Südtirol kompakt Fläche: Bevölkerung: Besiedeltes Gebiet: Bevölkerungsdichte: Hauptstadt: Städte mit über 20.000 Einwohner: Gemeinden:

7.400 km² 511.750 Einwohner 21.096 ha = 2,85 % 68 Einwohner/km² Bozen (105.652 Einwohner) Meran, Brixen, Bruneck 116

Sprachgruppenzugehörigkeit: Deutsche (69,1 %) Italiener (26,4 %) Ladiner (4,5 %) Weltnaturerbe  Südtirol, das Bergland mit einer Landschaft zwischen den Extremen: einmal schroff und karg, dann wieder von satter Lebendigkeit und mildem Klima geprägt. Die Besiedelung in der flächenmäßig größten Provinz Italiens konzentriert sich vor allem in den Haupttälern an den Flüssen Etsch, Rienz und Eisack. Der Ortler ist mit 3.905 Metern der höchste Berg Südtirols. Im Osten des Landes befinden sich die berühmten Bergmassive der Dolomiten, auf denen sich schon Bergsteigerlegende Reinhold Messner seine ersten Sporen verdient hat. Seit dem Jahr 2009 gehören die Dolomiten zum UNESCOWeltnaturerbe, eine Auszeichnung für die „Serie einzig­ artiger Gebirgslandschaften von außergewöhnlicher Schönheit“, so das UNESCO-Komitee.

Ausländeranteil: Lebenserwartung Männer: Lebenserwartung Frauen: Politische Landschaft (Landtagswahl 2008, die 3 stärksten Fraktionen): Landeshauptmann: Konfessionen: Internationale Vorwahl: Verkehrsadern:

8,7 % 80,5 Jahre (Italien: 79,4) 85,8 Jahre (Italien: 84,5) Südtiroler Volkspartei (48,1 %), Die Freiheitlichen (14,3 %), Popolo della Libertà (8,3 %) Luis Durnwalder (seit 1989) mehrheitlich römisch-katholisch 0039 Brennerautobahn: A22 Bahnlinie: München–Bozen–­ Verona Flughäfen: Bozen, Innsbruck, Verona ≥  www.provinz.bz.it ≥  www.suedtirol.info ≥  www.bls.info

Der Mann aus dem Eis (3) Der mittlerweile wohl bekannteste Südtiroler ist über 5.000 Jahre alt und stammt aus der Steinzeit, in der Kupfer gerade das Leben grund­ sätzlich änderte, vor allem die Jagd das Überleben sicherte und es schon Wege über den Brenner gab. Die Gletschermumie wurde 1991 entdeckt und war sofort eine archäologische Weltsensation. Der Mann aus dem Eis gehört zu den ältesten Mumien weltweit, aber vor allem seine natür­ liche Mumifizierung macht ihn für die Wissenschaft so wertvoll. Sein Körpergewebe ist elastisch, auch Kleidungsstücke und Ausrüstung sind im Eis erhalten geblieben. Die Medien tauften den Mann, der vermut­ lich einem Mord zum Opfer gefallen war, nach seinem Fundort in den Ötztaler Alpen auf Südtiroler Seite auf den Namen Ötzi. Seither pilgern jährlich Tausende von Schaulustigen ins Archäologiemuseum nach Bo­ zen, um die Mumie zu sehen. Der Fund war außerdem die Initialzün­ dung zur Gründung des weltweit ersten Instituts für Mumienforschung in Südtirols Hauptstadt.

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Wirtschaft Dienstleistung, Handwerk, Industrie, Landwirt­ schaft – Südtirols Wirtschaft gründet auf vielen ver­­ schiedenen Säulen. Die überwiegend klein- und mittel­ständischen Unternehmen erwirtschaften das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Italien. Südtirols Wirtschaft ist italienweit Spitze, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nirgendwo in Italien gibt es eine höhere Erwerbsquote, nirgends weniger Arbeitslose und nirgendwo wird ein höhe­ res Bruttoinlandsprodukt pro Kopf erzielt. Genau 36.604 Euro waren es im Jahr 2011. Erwirtschaftet wird dieses Bruttoinlandsprodukt von einer Vielzahl kleiner und mittelständischer Betriebe, die oft als Familienbetrieb geführt werden. Ein Grund für die herausragende Position in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt ist die ausgewogene Wirtschafts­ struktur: Landwirtschaft, Handwerk, Industrie, Handel, Gastgewerbe, Dienstleister und öffentliche Verwaltung halten sich in etwa die Waage. Ein guter Mix, der sich gerade in Krisenzeiten, die einzelne Branchen oft besonders hart treffen, bestens be­ währt. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die solide Schul­bildung und der kontinuierlich wachsende Qualifizierungsgrad der Bevölkerung. Dazu trägt ein duales Berufsausbildungssystem nach deut­ schem und österreichischem Vorbild ebenso bei wie die Freie Universität Bozen oder das Europäisches Forschungsinstitut Eurac. Seit einiger Zeit richtet auch die Politik ihren Fokus verstärkt auf den Bereich Forschung und Entwicklung. Ein Techno­ logiepark soll in diesem Bereich künftig zusätz­ lichen Aufwind schaffen. All dies sorgt zusammen mit einer durchdachten Wirtschaftsförderung und den italienweit niedrigsten Steuern dafür, dass Südtirol laut einer Studie des italienischen Hand­ werkerverbandes Confartigianato die unternehmer­ freundlichste Provinz Italiens ist.

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Handwerk Das Handwerk ist kleinstrukturiert, traditionsverbunden und gleichzeitig innovativ (Holzschnitzer und Federkielsticker, aber auch KlimaHaus-Experten und Mediengestalter). Rund 13.000 Handwerksbetriebe sind in 500 verschiedenen Berufen tätig. Mit knapp 44.000 Beschäftigten ist das Handwerk einer der Grundpfeiler der Privat­wirtschaft und erwirtschaftet rund 2,4 Milliarden Euro (15,4 Prozent der Wert­ schöpfung). Industrie Landesweit gibt es rund 500 industriell organisierte Unternehmen mit insgesamt über 30.000 Beschäftigten: vom Hersteller von Nischenprodukten bis zum Zulieferer für die Autoindustrie, von der Stahlproduktion bis zur Herstellung von hochreinem Silizium. Der Anteil der Industrie am BIP liegt bei 15,4 Prozent. Die Wertschöpfung je Beschäftigten liegt bei 59.600 Euro, 90 Prozent des Umsatzes werden außerhalb der Landesgrenzen generiert.

Südtiroler Glasbläser (1) Das traditionelle Handwerk gehört zu den Säulen der Südtiroler Wirtschaft. Landesberufsschule für Industrie und Handwerk in Bozen (2) Architekten Höller und Klotzner; Gewinner des Architekturpreises „Dedalo Minosse“ im Jahr 2008.

Traditionsunternehmen Familienbetriebe Tradition ist vielerorts noch gelebte Realität. Die hohe Zahl

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an erfolgreichen Familien­ betrieben ist ein Beleg dafür. Unter dem Motto „Der Tradition verpflichtet, die Zukunft im Blick“ produzieren sie Qualitätsprodukte für den heimischen und internationalen Markt. Der Name Loacker steht seit 1925 für Waffeln und Süßwaren, Daunenstep sorgt seit mehr als 100 Jahren für kuschelige Bettwärme. Speck und Wurstwaren von Senfter haben eine über 150-jährige Tradition und begeistern heute auch Amerikaner und Chinesen, und die berühmten Thun-Engel haben ihre Liebhaber ebenfalls in aller Welt.

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Bildung Die duale Lehrlingsausbildung umfasst 120 Berufe aus allen Wirtschaftsbereichen. Bei den Berufsweltmeisterschaften erreichen Südtiroler Lehrlinge regelmäßig Medaillenplätze.


Südtirol liegt bei den PISA-Studien in vielen Bereichen gleichauf mit anderen europäischen Vorzeigeregionen. Südtiroler Studierende sind zu 30 Prozent an italienischen und zu 40 Prozent an österreichischen Universitäten eingeschrieben, gut 20 Prozent besuchen die dreisprachige Freie Universität Bozen. Sie alle bringen neben der Mehrsprachigkeit auch interkulturelle Kompetenz ins Berufsleben ein. In der Erwachsenenbildung

bildungsinstitut. 130 Mitarbeiter aus zehn Ländern forschen an 11 Instituten im Bereich der interdisziplinären Grundlagenforschung. Forschungsbereiche: •  Minderheiten und Auto­ nomien •  Management und Unter­ nehmenskultur •  Nachhaltige Entwicklung •  Angewandte Sprachwissenschaft •  Lebenswissenschaften

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Aufschwung  Einen Innovationsschub wird Südtirols

Wirtschaft durch den auf 12 Hektar erweiterbaren Technologiepark im Bozner Gewerbegebiet erhalten, auf dem die Universität, öffentliche und private Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen das Know-how von Schlüsselbereichen wie den erneuerbaren Energien, der nachhaltigen Mobilität, den Alpin Technologien und Lebensmitteltechnologie vorantreiben sollen. Betreiber dieses Innovationsareals ist der TIS innovation park. Die Standortagentur des Landes, Business Location Südtirol – Alto Adige (BLS), ist unter anderem für die Entwicklung der Flächen, die Vermarktung und die Ansiedlung von geeigneten Unternehmen aus dem In- und Ausland zuständig. Das TIS in Bozen ist zum einen Inkubator für Start-Up-Unternehmen wie der 3D Pixel, die gemeinsam mit dem kriminaltechnischen Labor der Carabinieri in Parma ein neuartiges 360°-Kamerasystem zur Dokumentation von Tatorten entwickelt hat. Zum anderen berät und vernetzt das TIS Unternehmen bei bereichsübergreifenden Projekten und schlägt dabei Brücken zwischen Wirtschaft und Wissenschaft und hilft bei Patentstrategie oder Materialanalyse.

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werden jährlich mehr als 16.000 Weiterbildungskurse mit über 270.000 Teilnehmern abgehalten. Forschung Die Freie Universität Bozen bietet an drei Standorten (Bozen, Brixen, Bruneck) mehrsprachige (deutsch, italienisch, englisch) Studiengänge an fünf Fakultäten (Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Technik und Naturwissenschaften, Bildungswissenschaften, Design und Künste). Die knapp 3.500 Studierenden werden von rund 750 Professoren, Dozenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern betreut. Die Europäische Akademie Bozen (Eurac) ist ein postuniversitäres Forschungs- und Weiter­

Es besteht eine enge Kooperation mit Industriepartnern und anderen internationalen Forschungseinrichtungen. Die Fraunhofer-Gesellschaft unterhält seit 2009 eine italienische Tochtergesellschaft mit Sitz in Bozen. Das Fraunhofer Innovation Engineering Center (IEC) in Bozen unterstützt vor allem kleine und mittelständische Unternehmen im Bereich der angewandten Forschung.

Deutsch-italienisches Wirtschaftsforum Ende Oktober 2011 fand die erste Ausgabe des Italienisch-Deutschen Business­ forums statt. An der zweiten Ausgabe, die ein Jahr später stattfand, nahmen neben den Präsidenten der Confindustria und des BDI, Giorgio Squinzi und Hans-Peter Keitel, auch der Minister für Wirtschaftsentwicklung Corrado Pas­ sera und der Vizekanzler und Wirtschaftsminister Philip Rösler teil. Das Forum ist zu einem fixen transnationalen Termin avanciert, der in Südtirol seinen idea­ len Standort fand.

Headquarters Mehrsprachigkeit in der Verwaltung, bei Geschäftspartnern und Wirtschaftsdienstleistern erleichtert Unternehmern aus dem deutschen Sprachraum die Ansiedlung. Deutsch ist neben Italienisch offizielle Amts­sprache.  ≥

Freie Universität Bozen, Bibliothek (3) Ex-Alumix Gebäude Bozen (4) 2008 wurde im Ex-Alumix die europäische Kunstbiennale Manifesta 7 veranstaltet, zukünftig soll dort der Technologiepark entstehen.

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Business Knigge Die Do’s and Dont’s beim Geschäftsabschluss

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Dokumente für Unternehmensgründung und Bilanzen können in Deutsch hinterlegt werden und auch die Arbeitnehmer sind überwiegend zwei- oder mehrsprachig. Diese Brückenfunktion zwischen dem deutschen und italienischen Sprachraum und die strategisch günstige Lage entlang der Achse BerlinMünchen-Verona veranlasst große internationale Unternehmen ihre Italienzentrale in Südtirol zu errichten. Dazu gehören unter anderem die Unternehmen: Würth, ­Doppelmayer, Hoppe, GKN, Bayernland, Miele, Monier, Memc, Pompadour, Röchling, Schenk, Röfix, Fendt Italiana, Exquisa, Julius Meinl, M-Preis, Wenatex, Achard, Pfanner, ­ Cea, Warsteiner, Nils, Develey, M ­ akino, Velta, Loewe oder ­Vetter.

knapp 18,6 Milliarden Euro gehört es zu den Top-25-Regionen in Europa. Die Unternehmensbesteuerung (IRES) liegt bei 27,5 Prozent. Die IRES beträgt 27,5 %, während der IRAPSteuersatz mit 2,98 % der niedrigste Italiens ist. In einigen Fällen kommen sogar nur 2,5 % zur Anwendung bzw. fällt die Steuer für neu gegründete Unternehmen in den ersten fünf Jahren sogar gänzlich weg. Der Steuerdruck in Südtirol ist somit der geringste des ganzen Landes. Dies bedeutet jährliche Steuerentlastungen von rund 78 Millionen Euro. Mit über 90 Millionen Euro jährlich fördert Südtirol seine Unternehmen über direkte Zuschüsse. Aufwendungen für F&E sind im Ausmaß von 10 bis 40 Prozent steuerlich absetzbar.

tätigkeitsquote liegt bei gut 71 Prozent und damit weit über dem EU-Durchschnitt. 91 Prozent der Arbeitnehmer bezeichnen sich als „ziemlich oder sehr zufrieden“ und das bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von fast 42 Stunden. Die Zahl an Selbstständigen und Freiberuflern ist mit knapp 28 Prozent überdurchschnittlich.

Vorsicht Glatteis: Titulieren Sie einen deutschsprachigen Südtiroler lieber nicht als Italiener – die Identität der Südtiroler ist eine heikle Angelegenheit, die schnell politisch wird.   Sprachbarrieren: Witzeln Sie nicht über den Dialekt Ihres Gegenübers – im Gegenzug wird man Ihnen Ihr Schwäbisch, Sächsisch oder lupenreines Hochdeutsch verzeihen.   Zuerst darüber reden: Ihre Geschäftspartner haben meist Handschlagqualitäten – gepaart mit jahrhundertealter Bauernschläue.   Keine Abstinenzler: Ein vormittäglicher Geschäftsabschluss wird schon mal mit einem Glas Wein begossen – wenigstens einmal daran nippen.

Arbeitsmarkt Steuern und Finanzen Eine gesunde Volkswirtschaft ist die Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum und ökonomischen Erfolg. Südtirol erhält von allen wichtigen Ratingagenturen regelmäßig hohe Bonitätsnoten. Mit einem BIP von

Südtirol hat eine Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent, die niedrigste innerhalb der EU, und damit de facto Vollbeschäftigung. Gefragt sind vor allem Fachkräfte im Ingenieurwesen und mit anderen techniknahen Ausbildungen. Die Erwerbs­

Gewerbegebiet in Bozen Die Erfolgsgeschichte der Südtiroler Wirtschaft beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Ab Mitte der 50er-Jahre bringt das italienische Wirtschafts­wunder einen massiven Aufschwung und bis 1971 steigt der Anteil der Industriebe­ triebe an der Gesamtzahl der Unternehmen auf 46 Prozent, der der IndustrieArbeitnehmer auf 35 Prozent. Danach verzeichnete der Industriesektor wieder einen allmählichen Rückgang. Aufgefangen wurde dies durch den sich entwi­ ckelnden Dienstleistungssektor und vor allem durch den Tourismus-Boom. Heute trägt auch eine florierende Industrie mit vielen erfolgreichen Unter­ nehmen zu Südtirols Wirtschaftsstärke bei.

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Vom Kleinbetrieb zum Global Player Dr. Schär ist Weltmarktführer im Bereich der glutenfreien Ernährung: Das Unternehmen produziert 300 glutenfreie Produkte (vom Brot bis zu Fischstäbchen) der Marken DS, Schär, Glutafin, Glutano und TruFree. Der Umsatz belief sich in den letzten Jahren auf über 100 Millionen Euro. Hinter dem Unternehmen steht Ulrich Ladurner (im Bild) – ehemals Drogist in Meran. Mit seinem Fünf-Sterne-Hotel Vigilius Mountain Resort setzt der Unternehmer außerdem Maßstäbe im Qualitätstourismus. Ladurner gehört zweifellos zu den Großen der Südtiroler Wirtschaft und ist dennoch auf dem Teppich geblieben. Er arbeitet viel und steht selten in der Öffentlichkeit. Mit Dr. Schär ist er mittlerweile auf Siegeszug in Richtung Osten.

Marktführer made in Südtirol Die Brixner Durst Phototechnik (gegr. 1929) ist Marktleader im Bereich innovative Systemlösungen für die Reproduktion von Bildern und hat sich auf Industriedrucker auf Inkjet-Basis zum Dekor-Druck auf unterschiedlichsten Oberflächen und im Großformat spezialisiert. Health Robotics baut Medizinroboter, die vollautomatisch Medikamentencocktails für die Chemotherapie mixen. Das 2006 gegründete Unternehmen hat erfolgreich eine Marktlücke

besetzt. Der Weltmarktführer investiert rund ein Viertel des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Das Brixner Unternehmen Microtec ist weltweiter Technologieführer für die Vermessung und Wertoptimierung von Holz und erhöht damit die Produktivität eines Sägewerks. Ein Innovationstreiber in Sachen Zirkonfrässysteme für die Herstellung von zirkongefertigten Zähnen ist das Unternehmen Zirkonzahn aus Gais bei Bruneck mit mittlerweile 15 weltweiten Niederlassungen.

Wirtschaftsförderungen in Südtirol Investitionsförderung bis zu 23 % Forschung und Entwicklung 50 bis 90 % Betriebliche Innovation bis zu 30 % Beratung und Weiterbildung bis zu 80 % Export und Internationalisierung bis zu 50 % Begünstigtes Darlehen für Unternehmensgründung

bis zu 30.000 Euro

Fördermittel des Landes für Energieeffizienz (seit 1983)

500 Millionen Euro

Gesamtmittel für direkte Unternehmensförderungen 2011

84,67 Millionen Euro

Südtirols Wirtschaft in Zahlen Bruttoinlandsprodukt (BIP) nominal: BIP pro Kopf, nominal: Unternehmensinvestitionen, Anteil am BIP:

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Internationaler Erfolg Erfolge auf dem internationalen Markt feiern unter anderem auch der Hersteller von Duschkabinen Duka, der Kunststoffverarbeiter Intercable, der Fenster- und Türenhersteller Finstral, der Holzbauspezialist Rubner, der Entwickler für hochwertige Einrichtungssysteme Schweitzer Project, die in der Dentalbranche tätige Ivoclar Vivadent oder das Passeirer Unternehmen Maico, das technische Komponenten für Fenster oder Türen liefert. International erfolgreiche Unternehmen sind außerdem die Unternehmen Autotest (Autozubehör), Seppi M. (Mulchgeräte), Atzwanger (Umwelt- und Haustechnik) und Microgate, Weltmarktführer im Bereich der professionellen Zeitmessung.

18,664 Milliarden Euro (2011) 36.604 Euro (2011) 26,7 % (2011)

BIP nach Wirtschaftssektor: Landwirtschaft: 4,1 % (2009) Produzierendes Gewerbe (Handwerk und Industrie): 21,9 % (2009) Dienstleistung (inkl. Tourismus): 74 % (2009)

Europäische Akademie Bozen (Eurac) (5) Die Denkfabrik forscht in stetem Kontakt mit Unternehmen für ein zukunftsfähiges Europa. Hauptsitz des Türen- und Fensterherstellers Finstral in Unterinn/Ritten (6)

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Energie

Erneuerbare Energie in Südtirol 983 71

Südtirol ist Italiens Green Region – Vorzeigeprovinz im Bereich erneuerbare Energien und bald energie­ autark.

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Bereits heute deckt Südtirol mehr als die Hälfte des Energiever­ brauchs durch erneuer­ bare Energien ab. Bis 2020 will Südtirol drei Viertel seines Stromund Wärmebedarfs mit regenerativen Energie­ quellen decken. Das 1 Land ist engagierter Antreiber und finanzieller Förderer, schon jetzt arbeiten 465 Südtiroler Firmen und eine breite Palette an Forschungsinstitutionen und Projekten im „grünen Bereich“ – Tendenz steigend. Viele italienische Provinzen blicken nach Südtirol – auch deshalb, weil die dort tätige KlimaHaus-Agentur auch nationale Standards bei energieeffizienten Bauten setzt. Es wundert deshalb auch nicht, dass zunehmend auch ausländische Unternehmen das Grenzland als Sprungbrett in den italienischen Energiemarkt nutzen. Italien ist zwar in den Berei­ chen Mechanik oder Elektronik international Spitze, in der Produktion er­neuerbarer Energien ist es aber auf ausländisches Know-how angewie­ sen. Das deutsche Unternehmen Ralos mit einer Niederlassung auch in Meran versorgt seit Jahren den italienischen Markt mit Photovoltaikanlagen. Der deutsche Energieriese RWE kooperiert mit dem Südtiroler Unternehmen Fri-El Green Power, das eine ­Vielzahl von Windkraft- und Windanlagen sowie Biogas- und Biomassewerke betreibt.

Wasserkraftwerke Biomasse-Fernheizwerke Tausende kleinere Pellets- und Hackschnitzelheizanlagen Biogasanlagen private Geothermieanlagen Windkraftanlagen Photovoltaikanlagen thermische Solaranlagen Landesförderungen

Grüne Unternehmen Neben dem Windkraft- und Biogasspezialisten Fri-El Green Power mischen weitere führende Südtiroler Unternehmen auf dem nationalen und internationalen Energiemarkt mit. Leitwind, Tochter der Gruppe Leitner Technologies, hat bisher weltweit schon über 100 getriebelose Windkraftanlagen installiert. Das Unternehmen aus Sterzing mit einem Jahresumsatz von 137 Millionen Euro (2010) punktet vor allem mit Innovation und Forschung. Die Firma Memc, aus Meran, produziert dagegen Silizium, den Rohstoff für Solarpaneele.

Obstgenossenschaft Juval in Kastelbell/Tschars im Vinschgau (1) Der Photovoltaikspezialist Ralos Northern Italy installierte eine Fassaden- und Dachanlage von 843 kWp. Windkraftanlagen der Firma Leitwind in Apulien (2)

Das Land Südtirol deckt bis zu 30 Prozent der entstandenen Kosten für energieeffiziente Sanierungsmaßnahmen ab. Gefördert werden •  Wärmedämmung von Dach und Mauern •  Erneuerung von Türen und Fenstern •  Installation von Türen und Fenstern •  Einbau einer thermischen Solaranlage •  Installation einer solaren Heizung und Kühlung •  Einbau einer automatisch bestückten Heizanlage für feste Biomasse •  Montage eines Stückholz­ vergaserkessels •  Einbau einer geothermischen Wärmepumpe

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Alternativ zu dieser direkten Förderung kann der staatliche Steuervorteil von 55 Prozent für Altbausanierungen in Anspruch genommen werden. Die Förderungen können nicht kumuliert werden. Unterstützende Forschung •  Das EURAC-Institut für erneuerbare Energien unterstützt Unternehmen beim optimalen Einsatz von innovativen Technologien. Auf dem Gelände des Bozner Flughafens testet die Denkfabrik seit einem Jahr eine Photovoltaik-Testanlage mit 24 Modultypen. Ein ähnliches Projekt gibt es unweit von Venedig. Zusammen mit dem Südtiroler Unternehmen Elpo will das Institut auf einer Großdachanlage unterschiedliche Solarpaneele unter Berücksichtigung von Position, Ausrichtung und Klimabedingungen testen. ≥  www.eurac.edu •  Der Energie- und Umweltbereich des Innovationsparks TIS unterstützt Unternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz mit Machbarkeitsstudien und Technologietransfer und steht bei innovativen Projekten beratend zur Seite. Hier werden etwa auch Machbarkeitsstudien zur thermischen Verwertung von Kleien zur Verfügung gestellt. ≥  www.tis.bz.it •  Die Freie Universität Bozen bietet den ersten weiterbildenden Masterstudiengang KlimaHaus an: Themenschwerpunkte sind energieeffizientes Bauen und erneuerbare Energieträger. ≥  www.unibz.it

•  Die Klimaenergy ist die Fachmesse für erneuerbare Energien zur gewerblichen und öffentlichen Nutzung. Seit 2011 erfreut sich die Messe dank der Plattform für nachhaltige Mobilität Klimamobility noch größerer Beliebtheit. 196 Aussteller und 5.000 Fachbesucher aus 71 italienischen Provinzen und sechs Nationen, hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum, kamen 2012 zum „Netzwerken“ in die Landeshauptstadt.

Energieeffizientes Bauen Mit der KlimaHaus-Initiative setzte Südtirol über Italien hinaus Maßstäbe. Der Einführung von Mindeststandards zum Energieverbrauch von Gebäuden und deren Kontrolle folgten mehrere italienische Regionen. Die Klassifizierung in A-, B- und C-Gebäuden, ähnlich jenem Prinzip für Haushaltsgeräte, machte energieeffizientes Bauen auch für den Endkunden nachvollziehbar. Bisher wurden in Südtirol über 3.100 neue und rund 2.800 sanierte Gebäude zertifiziert, was der Baubranche pro Jahr eine zusätzliche Wertschöpfung von 65 Millionen Euro einbrachte. Das weitere Potenzial ist enorm, vor allem in Italien, wo die Energiepreise zu den höchsten in Europa zählen und attraktive Steuervorteile der energetischen Altbausanierung auf die Sprünge helfen. Seit 2009 ist außerdem die energetische Gebäudezertifizierung verpflichtend. Klimahouse- und KlimaenergyMesse in Bozen •  Die Klimahouse-Messe ist die Leitmesse für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen in Ita­lien, die im Jahr 2012, 40.000 Besucher nach Bozen lockte – davon stammen über 60 Prozent aus anderen italienischen Provinzen. Kein Wunder: Laut einer Hochrechnung der unabhängigen Forschungsgesellschaft CRESME stehen in Italien in diesem Bereich massive Investitionen an. Alleine 173 Millionen Quadratmeter Außenwände und 600 Millionen Quadratmeter an Dach- und Dachgeschossflächen müssen bis 2020 energetisch saniert werden.

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Enertour Enertour ist ein Projekt des TIS innovation park, das innovative Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien verbreitet. Planer und Betreiber begleiten Interessierte durch energieeffiziente Anlagen und Häuser in ganz Südtirol, die erneuerbare Energien nutzen, und erläutern wirtschaftliche und technische Vorteile der Technologien. Seit 2007 ist Enertour Teil der Kampagne „Sustain­ able Energy Europe“, die auf nationaler Ebene durch das italienische Umwelt­ ministerium koordiniert wird. Kindergarten in Terenten (3) Architektonisch anspruchsvoller und energieeffizienter Bau (KlimaHaus A) des Architektenstudios feld72.

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CO2-neutraler Urlaub

Visionär Alois Lageder (im Bild) produziert internationale Spitzenweine und ist Präsident des Ökoinstituts in Bozen. Der Weinbauer lebt und arbeitet naturnah, er betreibt biodynamischen Anbau. Neben dem historischen Gebäude seines Ansitzes in Magreid (Südtiroler Unterland) steht heute ein Neubau, ein Niedrigenergiehaus, das nach baubiologischen Kriterien aus Holz und Stein errichtet wurde. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach deckt 60 Prozent des täglichen Strombedarfs des Weingutes. Eine nackte Felswand im Keller sorgt das ganze Jahr für kühle Temperaturen im Gärkeller. Lageder will die Natur in die Räume hineinbringen und sucht den Dialog mit der Kunst. Internationale Künstler haben sich von seiner Philosophie vor Ort inspirieren lassen, die realisierten Projekte schmücken den Ansitz. Lageder selbst war einige Jahre Präsident des Museion, des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst in Südtirols Hauptstadt.

Toblach im Pustertal (im Bild unten) ist vor allem als Wintersporthochburg bekannt, außerdem gehört das Dorf zu den wenigen energieautarken Gemeinden Italiens. Der dortige Tourismusverein fördert nun ein besonderes Klimaschutzprojekt. Toblachurlauber können sich die Umweltbelastung ihrer An- und Rückreise sowie ihres Aufenthalts errechnen lassen. Die mit einem speziellen Rechner ermittelten Kosten für den CO2-Ausstoß übernimmt der Tourismusverein und lässt diese vor Ort ausgleichen. Das lokale Fernheizwerk stellt damit saubere Energie her.

Champions-League-Gewinner  Bruneck (im Bild) ist nicht nur

eine von 23 Gemeinden Italiens, die ihren Energiebedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken, son­ dern hat 2011 auch die Champions League für Erneuerbare Energien gewonnen. Der Hauptort des Südtiroler Pustertales hat sich bei diesem internationalen Wettbewerb in der Kategorie der Kleinstädte zwischen 5.000 und 20.000 Einwohner gegen die europäische Konkurrenz durchgesetzt. Den Ausschlag gab der umweltfreundliche EnergieMix: Drei kleine Wasserkraftwerke, eine Fernwärme­ anlage, Solar- und Photovoltaikanlagen und eine Biogasanlage versorgen die Einwohner mit grüner Ener­gie. In Zu­kunft will die Gemeinde noch stärker in die Ressource Geothermie investieren.

Solares Tanken CO2-freie Mobilität ist noch Zukunftsmusik, große Energieversorger wittern aber bereits jetzt das Millionengeschäft. Die Südtiroler e-move hat Ende 2010 in Bozen und Bruneck eine solare Tankstelle installiert, die ausschließlich mit Sonnenenergie betrieben wird. Fahrer von Elektrofahrzeugen können sich bei diesem Prototypen, der mit einer Gesamtleistung von 1,761 kWp rund die Hälfte eines Ein­ familienhaushaltes verbraucht, über eine handelsübliche Steckdose anschließen. In Bozen will das Unternehmen ein kleines Solar-Tankstellennetz errichten.

Energiewende in Italien Italien hat sich laut EU-Strategie 20-20-20 verpflichtet, 17 Prozent seines Energie­ bedarfs bis 2020 aus erneuerbaren Quellen zu decken. 2010 lag der Anteil laut Angaben der nationalen Statistikbehörde Istat erst bei 10,1 Prozent. Die italie­ nische Regierung hat mittlerweile reagiert und attraktive Förderungen verab­ schiedet – auch die Rahmenbedingungen im Stiefelstaat sind ideal: Italien hat mehr als ausreichend Sonnentage für das Betreiben von Photovoltaikanlagen und mehr als genug Küstenkilometer für die Nutzung von Windkraft. Potenzial unter der Erde Die Energiegewinnung durch Geothermie (Erdwärme) wurde in Italien in der Vergangenheit vernachlässigt. Zu Unrecht, denn Italien verfügt neben Island über das größte geothermische Potenzial in Europa. Die größten Anlagen für Fernheizung und Stromproduktion befinden sich in den Regionen Toskana und Venetien.

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Photovoltaikanlage am Flughafen Bozen (4)

Photovoltaik

Die Energieversorgung Seit einigen Jahren gehören in Italien die erneuerbaren Energiequellen zu den wichtigsten für die Energieversorgung des Landes (nach Öl und Gas). Die Green-Energy-Branche wuchs stetig, vor allem die Fotovoltaik-Branche er­ lebte einen Aufschwung und weist seit 2010 ein exponentielles Wachstum auf. Dies ist zurückzuführen auf die Einspeisevergütung, welche Förderungen für die Stromeinspeisung in das öffentliche Netz vorsieht und so der Branche Aufwind gab. Aber dieser Trend erlebt in Italien ebenso wie in anderen euro­ päischen Ländern einen Umschwung. Die Förderungen werden schrittweise zurückgefahren, bleiben aber weiterhin interessant. Italien befindet sich auf dem Weg zur Netzparität und wird somit eines der ersten Länder mit einem Grid-Parity-Markt sein, der auch ohne Förderungen bestehen kann.

Jährlich neu installierte ­Gesamtleistung des italienischen Photovoltaik-Markts 2006 bis 2010: 2006: 9,6 MW 2007: 79,6 MW 2008: 418,1 MW 2009: 1.137,2 MW 2010: 3.469,9 MW 2011: 12.773,4 MW 2012: 16.031,3 MW (12.12.2012)

Alternative Energieträger Ähnliches Potenzial wie dem Sonnenstrom wird der Energieproduktion aus Windkraft, Biomasse und Biogasen vorhergesagt. Je nach Art und Größe der Anlagen werden diese alternativen Energieträger durch sogenannte Grüne Zertifikate oder den Allumfassenden Tarif gefördert: •  Grüne Zertifikate: Kommen vor allem bei Großanlagen zur Anwendung und werden auf einer speziellen Börse gehandelt. Die Anzahl der Zertifikate wird aus der effektiven Strommenge und einem speziellen Koeffizienten er­ rechnet, der je nach Energieträger variiert. Aus dieser Basis ergibt sich die effektive Vergütung pro kWh. •  Allumfassender Tarif: Kommt bei Kleinanlagen zur Anwendung und hat wie die grünen Zertifikate eine Laufzeit von 15 Jahren. Dieses System sieht eine fixe Vergütung für Biomasse und Biogas sowie für Windkraft und Geo­ thermie vor.

Staatliche Zielsetzungen bis 2020 gemäß Positionspapier der Regierung des Jahres 2007: 9.500 MW Effektiv installierte Gesamt­ leistung bis 7.12.2011: bereits 11.700 MW!

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Biomasse im europäischen Vergleich Anteil der Biomasse am Energieendverbrauch (2010), (kumulierte Daten für Biomasse, biologisch abbaubare Abfälle, Biogas und Flüssigbiokraftstoffe)

Schweden 29,21 % Finnland 27,1 % Dänemark 18,1 % Österreich 15,9 % Portugal 14,8 % Slovenien 12,43 % Frankreich 8,5 % EU-27 8,16 % Deutschland 7,6 % Spanien 6,3 % Italien 4,6 % Belgien 4,5 % Niederlande 2,7 % Irland 2,6 % Luxemburg 2,3 % Großbritannien 2,0 %

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Energie aus Biomasse (5) Aus land- und forstwirtschaftlichen Reststoffen (Holz, Holzkohle oder Dung) oder Nutzpflanzen (Mais, Raps) werden Strom, Wärme und Treibstoff gewonnen. Wie auf der linken Hälfte der Illustration erkenn­ bar landen Gülle oder Nutzpflanzen in sogenannten Biogasanlagen, die im Vergärungsprozess Biomasse zu Biogas umwandeln, das zur Stromund Wärmeerzeugung (hier Warmwasser) genutzt wird.

Aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen wie etwa Raps wird Pflanzenöl hergestellt, das in sogenannten Umesterungsanlagen, die beiden Behäl­ ter in der Mitte der Illustration, mit Hilfe von Methanol zu Biodiesel umgewandelt wird. Feste Biomasse wie in diesem Beispiel Holz wird in Biomasseheizkraftwerken verbrannt und für den Strom- und Wärmebe­ darf herangezogen.

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Alpine Technologie Inmitten von Dreitausendern und modernsten Skikarussellen entstehen in Südtirol Technologien, die den modernen Wintersport, so wie wir ihn kennen, erst möglich machen. Von Aufstiegsanlagen bis zur technischen Be­ schneiung, von Funktionskleidung bis zu Zeitmess­ geräten: Rund um internationale Marktführer wie Leitner, Prinoth, TechnoAlpin oder Salewa hat sich Südtirol zu einem der weltweit wichtigen Standorte für das Business rund um den Berg entwickelt. Mittlerweile umfasst die Schlüsselbranche Alpine Technologie mehr als 80 lokale und in Südtirol

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Leitner Technologies

TechnoAlpin

Die Südtiroler Unternehmensgruppe mit Sitz in Sterzing mit ihren Marken Leitner ropeways (Seilförderanlagen), Prinoth (Pisten- und Nutzfahrzeuge), MiniMetro (seilgezogene Stadtbahnen) sowie DemacLenko (Beschneiungsanlagen) zählt zu den internationalen Größen im Bereich der alpinen Technologie. Davon zeugen ein Umsatz von 700 Millionen Euro sowie weltweit mehr als 2.500 Mitarbeiter, 70 Tochtergesellschaften, fast 100 Verkaufs- und Servicestellen und acht Produktionsstätten. Allein im Jahr 2010 investierte das Unternehmen 19 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung.

Am Beginn standen zwei technische Leiter eines Südtiroler Skigebietes, die mit handelsüblichen Materialien wie etwa einem Heulüfter versuchten, eine Schneekanone zu basteln. 20 Jahre nach ihrer Gründung im Jahr 1990 ist die Firma ­TechnoAlpin Weltmarktführer im Bereich der technischen Beschneiung. Über 1.000 Kunden in 42 Ländern, darunter zahlreiche Weltcup- und Europacupdestinationen, greifen auf die Schneeerzeuger, Zuleitungs- und Steuerungssysteme des Unternehmens mit Sitz in Bozen zurück. Dort arbeiten 160 der weltweit 260 Mitarbeiter. Der Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro wird zu rund zwei Drittel im Ausland erwirtschaftet.

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niedergelassene Unternehmen – von Global Play­ ers bis hin zu in­novativen Nischenanbietern. Ver­ stärkt wird ­dieses geballte Know-how durch ein Kompetenzzentrum für Alpine Technologie unter dem Dach der Dienstleistungsagentur TIS innovation park und durch zwei wichtige Treffpunkte für die internationale Wintersport-Branche: die Bozner Fachmessen Alpitec (Berg- und Wintertechnologie) und Prowinter (Verleih und Service im Wintersport). Technische Beschneiung (1) TechnoAlpin beliefert mit seinen Schneeerzeugern, Zuleitungs- und Steuerungssystemen 42 Länder. „Beast“ (2) Pistenfahrzeug von Prinoth (Leitner Technologies). MiniMetro von Leitner Technologies (3) 2008 wurde in Perugia die weltweit erste Minimetro von Leitner Technologies in Betrieb genommen.

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Salewa Ob Funktionskleidung, Zelte, Rucksäcke oder Steigeisen: Die Produkte des beliebten Bergsportausrüsters werden in enger Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten entwickelt und von bekannten Alpinisten getestet. Die in München gegründete Marke ist seit mehr als 20 Jahren in der Hand der Bozner Oberalp-Gruppe; gemeinsam mit den SchwesterMarken Dynafit und Silvretta erzielte sie zuletzt einen Umsatz von mehr als 170 Millionen Euro. Hauptmarkt ist Europa, doch auch in Nordamerika oder Asien wächst die Zahl der Partnerstores rasant. Die Rolle Bozens als Europazentrale unterstrich das Unternehmen 2010 mit dem Bau eines 18.000 Quadratmeter großen, archi-

Salewa Headquarter (4) Das neue Salewa-Headquarter in Bozen, das zugleich die Europazentrale der Gruppe ist, geht auf das Konto der renommierten italienischen Architektenbüros Cino Zucchi und Park Associati und steht für ausdrucks­ starke und zeitgemäße Architektur mit einem besonderen Bezug zum Bergsport, dem Entfaltungsbereich des Unternehmens. Das neue Firmen­ gebäude, das 2010 auch auf der 12. Architektur-Biennale in Venedig vorgestellt und im Oktober 2011 eröffnet wurde, ist nicht nur ein Ort, an dem gearbeitet wird: Die Kletterhalle Salewa-Cube und das Bistro Bivac stehen allen Bürgern offen.

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tektonisch anspruchsvollen Headquarters – samt größter Kletterhalle Italiens. Reusch Der deutsche Produzent von hochwertigen Wintersportund Torwarthandschuhen ist offizieller Ausrüster erfolg­ reicher Skiverbände oder internationaler Spitzentor­hüter. Dass die Produktion von Winterhandschuhen auch eine technologische Herausforderung ist, beweisen nicht zuletzt Reusch-Handschuhe mit intelligenter Heiztechnik. 2009 ver­legte das Unternehmen den internationalen Vertrieb seines Unternehmens vom spanischen Valencia nach Bozen. Der Grund dafür? Eine bessere Einbettung in den Bereich Alpine Technologien, außerdem


ist das Unternehmen wichtigen Zielmärkten näher. Doppelmayr Italia Die italienische Niederlassung des österreichischen Weltmarktführers Doppelmayr ging 2002 aus der Fusion von drei Seilbahnunternehmen hervor und ist in der Südtiroler Gemeinde Lana mit Produktion, Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung tätig. 2011 erhielt sie als Teil eines Konsortiums ihren bisher größten Auftrag: den Bau einer Seilbahn auf den Mont Blanc.

eine neue Stadtbahn, die zwar auf Schienen fährt, aber von Seilen gezogen wird. Sie verbindet den Flughafen der Stadt mit der Coliseum-Bahnstation und soll 2014 fertiggestellt sein. In Venedig transportiert bereits eine seilgezogene DoppelmayrKabinenbahn bis zu 3.000 Personen pro Stunde zwischen der Insel Tronchetto und dem Piazzale Roma. Leitner Technologies hat dagegen im italienischen Perugia eine Stadtbahn realisiert, die im Minutentakt sieben Stationen auf einer Strecke von rund 3,5 Kilometern ansteuert.

Alpine Notfallmedizin  Die Europäische Akademie EURAC beherbergt seit 2009 das weltweit erste Institut für Alpine Notfallmedizin. Zu den Aufgaben der Einrichtung gehören die Förderung, Koordination und Durchführung von wissenschaftlichen Projekten, deren Publikation in medizinischen Fachjournalen sowie die Organisation von Kongressen oder Workshops. Das Institut hat sich dabei zum Ziel gesetzt, die Rettung und Behandlung von Un­fall­ opfern zu verbessern – gerade im Hochgebirge gelten in der Notfallmedizin eigene Gesetze. Die Forschungsschwerpunkte umfassen Themen wie Kältetraumen oder die epidemiologische Erfassung und Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen in unwegsamem Gelände.

Visionäre Cluster

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Lösungen gegen den Verkehrsinfarkt Südtirols führende Seilbahn­ unternehmen erobern seit ge­raumer Zeit auch den urbanen Raum. In der kalifornischen Stadt Oakland baut Doppelmayr

Ein Kompetenzzentrum für alpine Technologien findet sich auch unter dem Dach der Südtiroler Dienstleistungsagentur TIS innovation park. Das Ziel: das Angebot schlüsselfertiger Wintersportzentren und innovativer, hochwertiger Lösungen mit Südtiroler Know-how. Weitere Cluster des Bereichs alpine Technologien gibt es in den Bereichen Holz und Technik, Bau und Zivilschutz und Alpine Sicherheit.

Millionenauftrag für Doppelmayr (5) Mit 265 Millionen Euro Gesamtvolumen ist der Bau und Betrieb der neuen Stadtbahn in der US-Stadt Oakland der größte Auftrag in der Firmengeschichte der Doppelmayr-Gruppe. Das Nahverkehrssystem in Kalifornien verläuft auf einer Streckenlänge von 5,1 km und fasst knapp 1.500 Personen pro Stunde und Richtung. Mit einer Maximalgeschwin­ digkeit von 50 km/h verbindet die Stadtbahn den internationalen Flug­ hafen von Oakland mit der Coliseum-Bahnstation, einem Verkehrs­ knotenpunkt der Stadt. Die Fertigstellung sowie Inbetriebnahme ist für 2014 geplant. Seilbahnspezialist (6) Doppelmayr ist Weltmarktführer im Seilbahnbau.

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Gesellschaft Die Südtiroler Gesellschaft ist facettenreich und vom Tirolerischen und Italienischen geprägt. Die Menschen sind mehrsprachig, das Bildungsan­ gebot ist ambitioniert, der Wohlstand gediegen. Bereits auf der Fahrt über die Grenze, ob nun vom Norden oder vom Süden her kommend, trifft man auf zwei­sprachige Auf­ schriften, wann immer der Blick auf Schilder fällt. Deutsch und Italie­ nisch sind die Sprachen des Landes Südtirol, zu denen sich außerdem die Dritte im Bunde, das Ladinische, reiht. In der nördlichsten Provinz I­ taliens leben diese Sprach­ gruppen zusammen, pflegen ihre Kultur und gönnen sich im alltäglichen Leben die Vorzüge der jeweils anderen Welt. Südtirols Küche etwa ist gleichermaßen vom italienischen und tirolerischen Geschmack geprägt. Musik, Film und Theater wer­­den gegenseitig konsumiert. Die lokalen Sprach­varianten übernehmen Lehnwörter und Attitüden der jeweils anderen. Daraus sind ein südtirolerisches Italienisch und ein südtirolerisches Deutsch entstanden. Beide werden von einem jungen südtirolerischen Lebensgefühl getragen, das traditionsbewusst und ehrgeizig zwischen Nord und Süd flaniert, zwischen dem deutschen Sprachraum und Italien – und immer häufiger auch weit darüber hinaus.

Stadt, Land und Dialekte

Lebensqualität

Während die deutschsprachige Bevölkerung verstreut über das ganze Land lebt, wohnt die italienische Bevölkerung vor allem in den Städten und in den Gemeinden im Süden Südtirols. Die ladinische Volksgruppe

Jahr für Jahr reiht die größte italienische Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore Südtirol unter die lebenswertesten Flecken Italiens. 2012 schaffte man es mit der höchsten Punktzahl im Bereich Arbeit und Wirtschaft – wie im vorangegangenen Jahr – auf Platz eins. Eine weitere Stärke Südtirols ist die geringe Kriminalität. Das staatliche Statistikinstitut Istat kürt Südtirol auch aufgrund der „gefühlten Sicherheit“ zur sichersten Provinz Italiens. Die Mehrheit der Südtiroler fühlt sich auf der Straße „sehr sicher“. Bei der Zufriedenheit mit der Qualität der öffentlichen Verwaltung liegt Südtirol ebenfalls auf Platz eins, und das italienweit höchste Einkommen sorgt für eine hohe Kaufkraft der Südtiroler Haushalte.

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siedelt im Gröden- und Gadertal. Das Land selbst teilt sich in acht Verwaltungsbezirke, die sich geografisch unterscheiden. Das Pustertal im Osten etwa präsentiert sich landschaftlich in einem sattgrünen waldigen Gelände, durch das zu jeder Jahreszeit Alpintouristen strömen. Im Süden – dem Unterland und Überetsch – reihen sich Obst- an Weinplantagen. Im Westen erstreckt sich der trockene, sonnige Vinschgau, durch den man bis zum Reschenpass gelangt. Die in den Talschaften gesprochenen Dialekte sind deutlich und klanglich voneinander zu unterscheiden, fremden Ohren klingt das Südtirolerische als stark süddeutsch geprägte Umgangssprache.

Café Museion, Bozen (1) Freie Universität Bozen, Sitz in Brixen (2) Vinschger Bahn (3) Zugverbindung zwischen Meran und Mals.

Bildung Die Muttersprache ist in Süd­ tirol auch Unterrichtssprache, wobei es auch vorkommt, dass Eltern ihre Kinder in die Schule der jeweils anderen Sprachgruppe schicken. Dabei steht bereits in der Grundschule neben den beiden Landessprachen Deutsch und Italienisch auch Englisch auf dem Stundenplan. Für die akademische

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Bildung hat das Land eine eigene Universität gebaut. Südtirol, das vor 100 Jahren nahezu ausschließlich von der Landwirtschaft lebte, hat auch eine solide Handwerker-Branche hervorgebracht. Die Berufsbildung hat sich früh am Modell des deutschsprachigen Raums orientiert und dafür gesorgt, dass das Lehrlingswesen mit dem dualen Modell im internationalen Vergleich gute Meister hervorbringt.

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Nahverkehr und Energieversorgung Im Zuge der Südtiroler Autonomie wurden Staatsschulen zu Landesschulen und Staatsstraßen zu Landesstraßen. Der öffentliche Nahverkehr ist mit attraktiven Bahnen wie der Vinschger Bahn, der Pustertaler Bahn oder der Gondelbahn auf den Ritten ausgestattet. Für die öffentliche Energieversorgung sind öffentliche Kapitalgesellschaften zuständig, etwa die Südtiroler Energiegesellschaft SEL, die dem Land und einigen Gemeinden gehört, oder die Etschwerke der Gemeinden Bozen und Meran. Die Brennerautobahn, die bis Modena von der gleichnamigen Gesellschaft geführt wird und an der alle anliegenden Provinzen beteiligt sind, zählt zu den bestausgestatteten Schnellstraßen Europas.

kapelle oder beim Schützenverein. Überhaupt sind die Südtiroler vielfach in Vereinen und ehrenamtlich tätig oder engagieren sich in politischen Parteien wie etwa der Südtiroler Volkspartei (SVP), die das Land seit Ende des Zweiten Weltkriegs ununterbrochen führt und auch im italienischen und europäischen Parlament Südtirols Interessen vertritt. Die weiteren Parteien im Südtiroler Landtag: Freiheitliche, Popolo della libertà, Partito Democratico, Grüne, Süd-Tiroler Freiheit, Bürgerunion, Lega Nord, Unitalia.

Bevölkerungszunahme Manche Südtiroler Täler zählen 11,4 Geburten auf 1.000 Einwohner, das sind mehr als der EUDurchschnitt. Die Geburtenrate in der Landeshauptstadt dagegen liegt mit 9,1 unter dem europäischen Durchschnitt. Südtirols Bevölkerung wächst aber trotzdem. Dafür verantwortlich sind die steigende Lebenserwartung sowie die Zuwanderung. Bürger aus NichtEU-Ländern haben das Land zwischen Brenner und Salurner Klause besonders seit 2002 entdeckt. Unabhängig von ihrer Qualifikation nehmen sie auch gering qualifizierte Arbeit an, gründen Familien und sorgen für die Verjüngung der Bevölkerung. Sie stellen heute acht Prozent der Wohnbevölkerung.

Die Lichtgestalterin Flora Kröss (im Bild) stammt aus dem Sarntal, einem bäuerlich geprägten Gebirgstal nördlich von Bozen, das von einer traditionsreichen Kultur und von einem markanten Dialekt geprägt ist. Heute führt sie gemeinsam mit ihrem Mann die Ewo mit Sitz in Kurtatsch. Das Unternehmen produziert seit

Typisch Südtirol Heimatverbundenheit verknüpfen die Südtiroler mit einem weltoffenen Lebensstil, der sie über den Tellerrand hinausblicken lässt. Von Freunden und von Partnern werden die Menschen inner- und außerhalb des Landes ob ihrer Handschlagqualität und Leistungsbereitschaft geschätzt. Manche Manager der global agierenden Unternehmen jetten schon mal zu Auk­ tionen Moderner Kunst nach New York. Andere verbringen den Sonntag mit der Musik­

1996 hochwertige und individuelle Lichtsysteme vor allem für den öffentlichen Außenbereich. Ewo setzt auf Forschung und Entwicklung und erarbeitet mit internationalen Architekten und Designern innovative Lichtlösungen. ­„Immer das Neue – in allen Dingen“, sagt Flora Kröss. Der Erfolg liegt auch im Export. Die Handschrift des Unternehmens findet sich in Kopenhagen, Prag, Graz, Wolfsburg oder Dubai.

Bozner Waltherplatz Nirgendwo verdichtet sich Südtirol mehr als in Bozen am Waltherplatz. Hektik und Flanieren finden nebeneinander statt. Es ist schwer zu e­ r­­ahnen, ob gleich Zitherspiel, Jazz-Klänge oder peruanische Folklore erklingen. Nur sonntags ist Alpenländisches wahrscheinlich. An Staats­­­­feiertagen fährt dafür schon mal der stolze Fuhrpark der italienischen ­Gebirgsjäger auf. Senioren stecken die Köpfe zusammen, Kinder plantschen am Brunnen, Jugendliche chillen auf Bänken. Die Bars, so heißen Kaffeehäuser hierzulande, laden zum Blick auf diese Bühne Südtiroler Lebensstils.

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Tourismus Mit fast 6 Millionen Gästen im Jahr zählt Südtirol zu den führenden Tourismusregionen im Alpen­ raum. Landschaftliche Kontraste, kulturelle Vielfalt, Genuss und viel Sonne lautet der Mix, mit dem sich das Urlaubsland von der Konkurrenz abhebt. Palmen und Zypressen vor schneebedeckten Gipfeln, Knödel oder Pasta zu Mittag und abends ein raffiniertes Fisch- oder Fleischgericht: Südtirol profitiert auch als Tourismusdestination von seiner Grenzlage zwischen Nord und Süd sowie dem Klima an der Südseite der Alpen. Das Urlaubsland bietet seinen Gästen das Aktiv-Angebot einer alpinen Tourismusregion sowie ein genussbetontes Lebensgefühl. In Kombination mit Attraktionen wie dem Weltnaturerbe der Dolomiten macht diese Vielfalt das Land zu einer der wenigen Urlaubs­ regionen im Alpenraum, die in den vergangenen 20 Jahren ein nahezu kontinuierliches Wachstum verzeichneten.

Freie Universität Bozen  Südtirol hat eine der jüngsten Uni­ versitäten Europas, die aus der lokalen Realität und dem internationalen Bedarf 1997 hervorgegangen ist. Mit ihrem Programm hält sich die Universität elitär: Wer nach wenigen Semestern nicht die Kenntnis von drei Sprachen (Englisch, Deutsch, Italienisch) vorweisen kann, ist nicht am rechten Ort. Fünf Fakultäten bieten Bachelor- und Master-Abschlüsse an. Es gibt Kooperationen mit anderen Universitäten und Bildungseinrichtungen, eng sind jene mit Innsbruck, Trient und Mailand. Neben der Lehre setzt die Universität immer stärker auch auf Forschung und hat sich darin bereits mehrere international beachtete Kompetenzen aufgebaut.

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Teil dieses Erfolgsrezeptes ist die bewusste Verknüp­ fung von Landschaft, Produkten und der jahrhun­ dertealten bäuerlichen Tradition des Landes. Die Positionierung als Genuss- und Aktivland hat vor allem im vergangenen Jahrzehnt zu einer zunehmen­ den Marktdifferenzierung geführt. Zu den treuen Stammgästen aus Deutschland und dem restlichen Italien gesellen sich viele Urlauber aus Ost- und Westeuropa. Neben den traditionellen Bergsteigern, Wanderern und Skifahrern tragen neue Gästeschich­ ten wie Golfer, Wellness-Urlauber oder Feinschme­ cker zu zuletzt 29,3 Millionen Nächtigungen bei.

Pro-Kopf-Einkommen Südtirols Haushalte verfügen über ein jährliches Pro-Kopf-Einkommen von über 21.465 Euro und liegen damit 23 Prozent über dem nationalen Durch­ schnitt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner liegt 37 Prozent über dem europäischen Schnitt. Gesundheitswesen Mit dem Kauf eines sogenannten Tickets, einer Kostenbeteiligung an den Ausgaben des öffentlichen Gesundheitssystems, können sich die Bürger beste medizinische Versorgung im zentralen Bozner oder in einem der sechs peri­ pheren Krankenhäuser sichern. Zusätzlich gibt es Gesundheitseinrichtungen, die dank eines Abkommens mit dem Land die qualitativ hochwertige medizi­ nische Betreuung erweitern. Einkommensschwache, sozial bedürftige oder ältere Menschen erhalten auch ohne Ticket Zugang zu den gesundheitlichen Diensten. Törggelen in Südtirol (1)

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Klima „Feindschaft mit dem Wind und rege Freundschaft mit der Sonne“. Was Stefan Zweig zur Jahrhundertwende über das Klima von Meran schrieb, wird

Drittel mehr an Einnahmen. Von diesen leben nicht nur mehr als 10.000 Beherbergungsbetriebe und ihre Zulieferer. Auch jeder sechste Beschäftigte im Land arbeitet im Gastgewerbe.

Sommer: von Klettersteigen in den Dolomiten bis zu beliebten Badeseen inmitten von Weinbergen oder Wäldern, von Trekkingtouren und Nordic Walking bis zur Rafting- oder Kajakfahrt im Eisack oder der Rienz. Golfer haben in Südtirol die Auswahl unter sieben Plätzen, Radfahrer zwischen Extremen wie den

Land für Aktivmenschen

heute mit dem Slogan „Das Land mit 300 Sonnentagen“ auf den Punkt gebracht. Fakt ist: Südtirol liegt auf der Sonnenseite der Alpen. Gebirgskämme im Norden und Süden schützen viele Täler vor Kaltlufteinbrüchen und mediterranen Feuchtluftmassen. Rekordhalter in Sachen Schönwetter war im Jahr 2010 die Gemeinde Deutschnofen mit 2.360 Sonnenstunden. In Deutschland zählte man im selben Jahr 1.300 bis 1.900 Stunden. Tourismus Im Schnitt bleiben Touristen fünf Tage und geben täglich 122 Euro aus: Die Millionen von Gästen, die Südtirol jedes Jahr besuchen (5.996.000 in der Saison 2011/12) tragen zu einer zusätzlichen Wertschöpfung bei. Die meisten Urlauber kommen aus Deutschland (fast die Hälfte) und Italien (mehr als ein Drittel). Neben Schweizern und Österreichern entdecken aber auch immer mehr Gäste aus Polen und Tschechien, den Niederlanden, Belgien, Frankreich oder England das Urlaubsland Südtirol. Rund 60 Prozent der insgesamt 29,3 Millionen Nächtigungen sind im Sommer zu verzeichnen; im Gegenzug bringt der Winter ein gutes

Mit über 1.000 Kilometern an Skipisten, 400 Aufstiegsanlagen sowie 13.000 Kilometern an naturbelassenen Wanderwegen ist Südtirol vor allem als Mekka für Skifahrer, Bergsteiger und Wanderer bekannt. Das Angebot an Winter- und Sommeraktivitäten geht jedoch weit über diese Klassiker hinaus. Langläufer

Roter Hahn konnte diese Nische ihre Nächtigungszahlen innerhalb eines Jahrzehnts um 150 Prozent steigern: eine Erfolgsgeschichte, hinter der ein klares Marketingkonzept sowie strenge Qualitätskriterien für das gemeinsame Markenzeichen stehen, unter dem auch bäuerliche Qualitätsprodukte sowie Schankbetriebe vermarktet werden.

Südtirols Superlative

Urlaub auf dem Bauernhof Dolomitenpässen oder 600 Kilometern an Talradwegen. Südtirols bäuerliche Welt fasziniert. Jährlich kommen 1.700 Menschen – der Großteil davon sind Deutsche – im Rahmen freiwilliger Arbeitseinsätze nach Südtirol, um das heutige Leben auf Südtirols Bergbauernhöfen hautnah zu erleben. Noch viel größer ist der Ansturm der Urlauber auf die Bauernhöfe. Unter dem 1999 eingeführten Qualitätssiegel

finden eine große Auswahl an beliebten Langlaufrevieren, Skitourenliebhaber und Schneeschuhwanderer jede Menge Touren abseits des Trubels. Noch vielfältiger wird es im

•  DolomitiSuperSki ist mit insgesamt 1.200 Pistenkilometern das weltweit größte Skikarussell. •  Die Seiser Alm ist die größte Hochalm Europas. •  Die Personenschwebeseilbahn von Bozen nach Kohlern wurde 1908 errichtet und ist eine der ältesten Seilbahnen der Welt.

•  Der Kalterer See (im Bild) ist der wärmste Badesee in den Alpen. Michil Costa Sein Hotel La Perla in Corvara gehört zu den nobelsten der Dolomiten. Er liebt gute Weine und Zigarren – wovon sein Weinkeller mit 27.000 Flaschen und ein Vorrat an 5.000 Zigarren zeugen – und er organisiert seit Mildes Klima Symbol für den Südtiroler Mix aus mediterran und alpin: Dank ihres milden Klimas erreichte die Kurstadt Meran bereits im 19. Jahrhundert eine erste touristische Hochblüte. Als klimatischer Winterkurort zog sie Gäste aus ganz Europa an, darunter illustre Persönlichkeiten wie Kaiserin Elisabeth (Sisi) oder Franz Kafka. Noch heute kurt internationale Prominenz wie Caroline von Monaco, Thomas Gottschalk oder Zinedine Zidane im Espace Henri Chenot des Grandhotels Palace in Meran.

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vielen Jahren den bekannten Dolomiten-Radmarathon. Der Hotelier Michil Costa (im Bild vorherige Seite) ist jedoch noch viel mehr als ein honoriger Vertreter seines Gewerbes: Umweltaktivist, ehemaliger Landtagskandidat der Grünen und Prediger eines sanften Tourismus, begeisterter FrankZappa-Fan mit Punk-Vergangenheit, Ladiner, der sich öffentlich für die – gerne vergessene – dritte Sprachgruppe des Landes stark macht oder Spendensammler zugunsten tibetanischer Flüchtlinge. Kurzum: ein perfekter Vertreter der Südtiroler Vielfalt.

Hotel Laurin, Bozen: Traditionsreiches Grandhotel im Herzen von Bozen mit Jahrhundertwende-Flair. Erste Adresse der Stadt für Geschäfts­reisende und berufliche Termine. An lauen Sommerabenden ist der prachtvolle Garten mit seinem alten Baumbestand besonders empfehlenswert.

Land für Genussmenschen  Espresso, Gambero Rosso, GaultMillau, Michelin, Touring: die gastronomischen Führer sind sich über die hohe Qualität der Südtiroler Küche einig. Das beweisen die Ranglisten, die jährlich von renommierten Experten erstellt werden und die stets eine hohe Anzahl an Punkten, Hauben oder Sternen an die Südtiroler Lokale vergeben. Das Zusammentreffen verschiedener Kulturen beeinflusst seit jeher maßgeblich die lokale Küche, weshalb die Alpenregion seit Jahren zu den meistprämierten Provinzen Italiens gehört. Das kulinarische Angebot Süd­ tirols besticht in seiner Gesamtheit: ausgezeichnet wurde nicht nur die Qualität der Speisen und der Weine, sondern auch die angenehme Atmosphäre in den Lokalen sowie der professionelle und höfliche Services.

Hotel Alte Post, Sexten: Historische Gasthöfe Imposante Landsitze, Burgen und Schlösser, stattliche Grandhotels, gemütliche Stuben, in deren Gebälk hunderte Jahre an bäuerlicher Geschichte stec­ken. In Südtirols Hotellerie und Gastronomie gibt es so manchen authentischen Kulturschatz zu entdecken.

Juwel der alpinen Hotelarchitektur im malerischen Fischleintal. Dank einer sorgfältigen Renovierung zeigt sich das denkmalgeschützte Gebäude mit 100-jähriger Geschichte im Wesentlichen in seinem ursprünglichen Erscheinungsbild.

Hotel Elefant, Brixen: Seinen Namen verdankt das imposante Stadthotel der geschichtlich bezeugten Beherbergung eines Elefanten im Jahr 1551. Gehobener Hotelbetrieb mit historischem Mobiliar und großzügiger Gartenanlage am nördlichen Eingang der alten Bischofsstadt. Vigilius Mountain Resort (2) Das vom bekannten Architekten Matteo Thun konzipierte Fünf-SterneHotel wurde zweimal vom deutschen Reisemagazin Geo Saison zum bes­ ten europäischen Designhotel gekürt und für nachhaltigen Tourismus mit ökologischem Anspruch ausgezeichnet. Das Vigilius Mountain Ressort liegt auf dem 1.500 Meter hohen und autofreien Vigiljoch oberhalb der Ortschaft Lana bei Meran.

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Landwirtschaft

Südtiroler Knödelfest in Sterzing oder dem kulinarischen Event Sterne, Schlösser, Almen, bei dem an historischen Plätzen und auf naturbelassenen Almen kulinarische Leckerbissen serviert werden.

Glückliche Kühe Dass Südtirols Milch von glücklichen Kühen stammt, ist bei der artgerechten Haltung und dieser satten Wiesenlandschaft wohl anzunehmen. Jedenfalls sind es deren 75.000, die jährlich rund 370 Millionen Kilos Milch produzieren. Das sind 3,3 Prozent der gesamten Milchproduktion Italiens. Es werden rund 100 Millionen Kilogramm Joghurt, mehr als 40 Millionen Frisch- und Haltbarmilch und rund 25 Millionen Kilogramm Käse hergestellt. Verkaufsrenner, zumindest in Italien, ist der Joghurt: Jeder vierte dort verkaufte Joghurt stammt aus Südtirol.

Milchwirtschaft, Obst- und Weinbau sind die Pfeiler der Südtiroler Landwirtschaft. Produziert wird Qualität, die im Ausland professionell ver­ marktet wird. Wenn im Sommer die Kühe und Schafe auf die Alm getrieben werden, beginnt für die Bergbauern die wohl härteste Zeit im Jahr: Jung und Alt packt bei der Heuernte an, damit das Vieh im Winter versorgt ist. Der Bergbauer war früher Selbstver­ sorger und Hüter des Kulturguts, heute geht er häufig auch einem anderen Beruf nach. Seine Kuhmilch verkauft er an eine der Genossenschaf­ ten im Land. Das Überleben am Berg sichern auch die Förderungen des Landes. Im fruchtbaren Tal blühen im Frühjahr die Apfel­ bäume, im Spätsommer beginnen die Obstbauern mit der ertragreichen Ernte. In Europas größtem Apfelanbaugebiet werden rund 10 Prozent der europäischen Apfelernte produziert. Außerdem zählt Südtirol als ältestes Weinbaugebiet im deut­ schen Sprachraum zu den besten Weinbauregionen Italiens. Südtirols Weine heimsen regelmäßig internationale Preise ein. Die Produkte mit dem Siegel Qualität Südtirol stehen für kontrollierte Qualität und handwerk­ liche Verarbeitung. Dazu gehören unter anderem Speck, Wein, Milch, Brot sowie Äpfel und Apfel­ säfte. Südtiroler Speck und Äpfel sind zudem als geschützte geografische Angabe (ggA) registriert. Die Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) vermarktet das Land und gemeinsam mit der Export Organisation Südtirol (EOS) auch seine Produkte erfolgreich im Ausland. Darüber hinaus öffnet die EOS Türen zu neuen Märkten.

Südtirols Apfel – der Exportschlager •  Auf 18.400 Hektar werden Äpfel angebaut, das sind 2,5 Prozent der Gesamtfläche Südtirols. •  Die Anbauflächen für Äpfel liegen zwischen 250 und 1.100 Metern Meereshöhe. 96 Prozent der Obstbauern haben sich zum integrierten, 4 Prozent zum biologischen Anbau verpflichtet.

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Essen wird gefeiert Von den Qualitätsprodukten profitiert auch die Südtiroler Küche. Das Bäuerlich-Traditionelle trifft auf Mediterranes. Die Brot- und Mehlspeisenvielfalt zeugt vom Einfluss der nördlichen Küche, während Pizza und Pasta den Süden in die Küche bringen. Die gastronomische Vielfalt in Südtirol umfasst einfache Gasthöfe, vielseitige Restaurants und Pizzerien und eine ganze Reihe mit Sternen und Hauben ausgezeichnete Gourmettempel. Essen wird in Südtirol auch gefeiert: beim Speckfest in Villnöss, dem

Südtiroler Äpfel (1) Der Apfel zählt zu den Paradeprodukten Südtirols in Italien und im Ausland.

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•  An die 8.000 Obstbauern ernten jährlich rund eine Million Tonnen Äpfel. •  50 Prozent der Äpfel bleiben in Italien, der Rest wird exportiert, davon gut ein Drittel nach Deutschland. •  Insgesamt elf Südtiroler Apfelsorten tragen das europäische Qualitätssiegel geschützte geografische Angabe (ggA). •  Meistproduzierte Sorten 2011: Golden Delicious (500.289 Tonnen), Gala (184.097 Tonnen), Red Delicious (125.923 Tonnen).


Südtiroler Speck in Japan Bei der großen Auswahl wird man zwar ein wenig suchen müssen, aber in der Weinabteilung des berühmten Londoner Kaufhauses Harrods lagert auch der Südtiroler Rotwein Lagrein Lindenburg aus dem Jahr 2006 von Alois Lageder. Südtirols Produkte sind längst im Ausland angekommen – die bereits erfolgreichen Nischenprodukte Honig, Grappa oder Schüttel­ brot suchen jetzt nach neuen Märkten. Südtirols Speck, der 39 Prozent der weltweiten Produktion ausmacht, ist derweil schon in Japan gelandet.

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DOC-Land  Die renommierte Weinbibel Gambero Rosso

prämierte in ihrer aktuellen Ausgabe 26 Südtiroler Weine mit ihrer höchsten Auszeichnung tre bicchieri. Kein Wun­ der: Knapp 99 Prozent der Südtiroler Weine tragen das italienische Gütesiegel für Qualitätsweine DOC. Dabei zählt Südtirol mit einer Anbaufläche von 5.300 Hektar zu den kleinsten Weinbaugebieten Italiens. Vor allem auf Hang- und Hügellagen werden jährlich rund 350.000 Hektoliter aus 20 unterschiedlichen Rebsorten produziert, davon halten sich Rot- und Weißweine annähernd die Waage. Ein Drittel davon wird exportiert, der Rest wird in Südtirol konsumiert. Typisch für Südtirol sind der Vernatsch (rot), der Gewürztraminer (weiß) und der Lagrein (rot).

Frauen und Bier Margherita Fuchs von Mannstein (im Bild) ist eine der wenigen Frauen, die die Geschicke eines führenden Süd­ tiroler Unternehmens in der Hand halten. Als erste Frau im Land erhielt sie 2009 die Auszeichnung Managerin des Jahres. Sie ist Chefin der größten Bier­ brauerei Südtirols, der Forst, mit rund 450 Beschäftigten und

einem Gesamtumsatz von 120 Millionen Euro im Jahr. Die Mutter von zwei Töchtern führt die 1863 übernommene Brauerei bereits in der vierten Generation. Im Besitz der Familie ist außerdem Schloss Forst – in Südtirol, dem Land mit der höchsten Burgendichte Europas, verpflichtet Adel eben. Südtirols Landwirtschaft kompakt •  6,1 Prozent der Erwerbsbevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. •  2009 waren 28.755 Traktoren registriert. •  1976 wurde die Schutzmarke Südtirol eingeführt und 2005 von der EU als Qualitätszeichen genehmigt. •  Neben Wein, Äpfeln und Milch zählen auch Erd- und Himbeeren, Kirschen, verschiedene Gemüsesorten, Honig oder Kräuter zu Südtirols ­Qualitätsprodukten. •  Mehr als 21.000 Bauern sind Mitglieder des einflussreichen Südtiroler Bauernbunds. •  Südtirols Bauern sind in über 100 Genossenschaften organisiert, die unter anderem die Vermarktung der Produkte übernehmen.

Kellerei Manincor in Kaltern (2) Whiskey-Brennerei (3) In Glurns, der kleinsten Stadt im Alpenraum mit intakter Stadtmauer, entsteht die erste Whiskey-Brennerei Italiens. Das recht eigenwillige Projekt im oberen Vinschgau fördert den traditionellen Getreideanbau in dieser Gegend, der gegenüber dem Apfelanbau zusehends ins Hinter­ treffen geraten ist. Bauherr und Whiskey-Liebhaber Albrecht Ebensperger (im Bild) geht von einem Jahresbedarf von 600 Tonnen Gersten-, Roggenund Weizenmalz und einer Produktion von 1.000 Fässern im Jahr aus. Der architektonisch anspruchsvolle Bau soll auch Touristen anlocken.

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Architektur und Raumplanung

Öffentliche Bauten Öffentlich ausgeschriebene Planungswettbewerbe ermöglichten in den letzten 15 Jahren eine Vielfalt an baulichen Lösungen und förderten die zeitgenössische Architektur. Der

Im gebirgigen Südtirol ist Ansiedlungs- und Wirt­ schaftsraum knapp bemessen. Mit der Südtiroler Autonomie begann allerdings eine Phase des intensiven Bauens. Entstanden ist auch qualitäts­ volle Architektur. Südtirols Architektur ist Spiegelbild seiner Ge­ schichte und Gesellschaft. Seit dem Mittelalter prägen Klöster und Kirchen, Burgen und Schlösser oder die einfache von Landschaft und Funktion beeinflusste bäuerliche Baukultur das Dolomiten­ land. Handel und Tourismus brachten die mondä­ ne Architektur und Prominenz ins Land – die Grandhotels Karersee und Pragser Wildsee sind typische Beispiele dafür. In einigen Südtiroler Städten, vor allem in Bozen, trifft man auf die vom Faschismus geschaffenen Bauten des italienischen Rationalismus. In der Nach­kriegszeit war die Wohnungsfrage ein drin­ gend zu lösendes Problem. Dennoch griffen italie­ nische Architekten bereits Elemente einer regional gefärbten zeitgenössischen Architektur auf, die vor allem ab den 1970er-Jahren weiterentwickelt wurde und sich gegen den romantisierenden Tiroler Bau­ stil durchsetzte. Die Architekten arbeiten allerdings in einem Gebiet, in dem Bauland für Wohn- und Gewerbe­ zwecke beschränkt und teuer ist. Bis zur Südtiroler Autonomie wurde dabei quer durch die Landschaft gebaut. Landesgesetze zum Naturschutz und zur Raumordnung in den 1970er-Jahren schafften es, die Zersiedelung der Dörfer und die Zerstörung typischer Landschaftsbilder zu begrenzen. Mittler­ weile hat ein weiteres Umdenken stattgefunden: Landschaftsschonendes Bauen, Verbindung von alter und neuer Bausubstanz, Wohnqualität und Energie­ effizienz werden von einer neuen Architekten­ generation umgesetzt. In diesem Umfeld sind auch einige Unternehmen gewachsen, die anspruchsvolle Technologien für zeitgenössische Architektur liefern.

in Südtirols Städten finden sich interessante zeitgenössische Beispiele. Kaltern Den Wiener Architekten feld 72 gelang mit dem winecenter eine Symbiose zwischen neuem und altem Baubestand. Der Neubau besteht aus einem großen monolithischen Körper, die angrenzenden Kellerbauten wurden mit einer Haut aus eingefärbten dunkelroten Betonplatten einheitlich eingekleidet. Im Inneren öffnen sich helle, luftige Räume.

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Bau des Museion, des Museums für zeitgenössische Kunst, in Bozen sticht dabei besonders hervor. Gelungene Beispiele sind auch der Bau der Universität Brixen und des Messner Mountain Museums auf Schloss Sigmundskron, die Sanierung von Schloss Tirol sowie die Errichtung der Landesberufsschule für Industrie und Handwerk in Bozen. Die vier Projekte haben nicht nur den renommierten Architekturpreis „Dedalo Minosse“ erhalten, sondern stehen auch für gute einheimische Bauausführung. Aktuelle Südtiroler Architektur Wie sieht sie nun aus, die heutige Südtiroler Architektur? Die größte Herausforderung für Bauherren und Planer ist zwar auch die Entwicklung neuer, aber mehr noch die Umnutzung und Umgestaltung bestehender Strukturen. In Südtirol ist das vermehrt an Gewerbegebäuden und Wohnhäusern im länd­ lichen Raum passiert, aber auch

Schloss Sigmundskron bei Bozen (1)

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Der Eingriff des Architektenteams rund um Walter Angonese in das schützenswerte Ensemble des Weingutes Manincor erfolgte auch sehr behutsam. So behutsam, dass man die neue Architektur fast nicht mehr sieht, weil das dreigeschossige Gebäude in Tieflage unterhalb des Weinberges gebaut wurde und somit fast komplett in der Erde verschwindet. Der Weinkeller sollte auch als solcher erkennbar sein, so das Architektenkonzept.


Laas Ein Haus-im-Haus-Konzept haben die Architektin Ruth Pinzger und der Geometer Arnold Rieger im Vinschgau entwickelt. Das Innere eines über 100 Jahre alten Stadels im Dorfzentrum wurde entkernt und darin ein Wohnhaus integriert. Bei dieser energieeffizienten Altbausanierung, die vom Land prämiert wurde, blieben die wertvollen massiven Steinmauern in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten.

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Vater zeitgenössischer Architektur  Den Ort bauen. Das war

ein Credo des Südtiroler Architekten Othmar ­Barth (1927–2010), der wie kein zweiter Landschaft und Architektur zusammenbrachte. Damit prägte der gebürtige Brixner seit Ende der 1970er-Jahre einen zeitgenössischen Baustil regionaler Prägung und beeinflusste eine ganze Architektengeneration: Sie gingen schonend mit historischer Bausubstanz um, verwendeten lokale Materialien und zogen die Umgebung und die Landschaft in den Bau ein. Barth, der weit über Südtirol hinaus Anerkennung fand, schuf die Cusanus-Akademie in Brixen, das Seehotel Ambach am Kalterer See oder die Wohnsiedlung Haslach bei Bozen. Die jüngere Architektengeneration verfolgt dieses Credo des ganzheitlichen und kommentierenden Bauens auf deutlich breiterer Spur.

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Margreid Ein gelungenes Beispiel, wie Neues in den Bestand integriert werden kann, gelang auch den beiden Südtiroler Architekten Lukas Mayr und Theodor Gallmetzer im Südtiroler Unterland. Der dortige Weinhof Kobler hat nunmehr einen eigenen Weinraum für Verkostungen, der sich klar, gerad­ linig, eckig und kantig, in die historischen Mauern einfügt. Eine Hebeglasscheibe erweitert

Wohnanlage in Haslach/Bozen (2) Den Ort bauen. Ein Credo des Architekten Othmar Barth am Beispiel Haslach. Wohngebäude in Laas (3) Das Innere eines alten Stadels wurde entkernt und darin ein Wohnhaus integriert. Weinhof Kobler in Magreid (4)

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den Raum nach außen, der Außenbereich rückt näher ins Innere.

Trotz der Dimensionen ordnet sich der Zubau dem alten Sakralbau unter.

Bozen

Der faschistische Rationalismus

Ursprünglich war das Haus einer der Paradebauten der faschistischen Italianisierungspolitik und diente seit 1935 als „Ertüchtigungsanstalt für die weibliche Jugend“. Nach dem Krieg verfiel der Bau zusehends; 1995 beauftragte die Europäische Akademie den international renommierten Architekten Klaus Kada mit dem Umbau. Kada stellte der denkmalgeschützten Bausubstanz eine zeitgemäße Architektur mit Glas, Beton und Stahl an die Seite. Die Eurac ist heute Sitz wissenschaftlicher Forschung, hier arbeiten Wissenschaftler aus ganz Europa. Leifers Der Erweiterungsbau der Pfarrkirche in Leifers der Meraner Architekten Thomas Höller und Georg Klotzner ist heute ein Wahrzeichen der Stadt. Das mit bronzefarbenen Metallplatten bestückte neue Kirchenschiff wurde im 90-Grad-Winkel angebaut, ähnelt einer Pyramide und steht ein wenig entfernt von der alten Kirche, ist mit dieser aber durch einen gläsernen Übergang verbunden.

Der italienische Faschismus hat das Aussehen und den Charakter der Stadt Bozen wesentlich geprägt. 1928 wurde das Siegesdenkmal in Form eines römischen Triumphbogens als das Symbol der faschistischen Herrschaft eingeweiht. Entworfen wurde es vom faschistischen Architekten Marcello Piacentini, der 1934 auch den nationalen Wettbewerb zur neuen Stadtplanung für Bozen gewonnen hatte. Die geplante „città nuova“ musste sowohl den funktionalen als auch den symbolischen Bedürfnissen der neuen Machthaber gerecht werden. Der Siegesplatz mit dem Siegesdenkmal als neues Zentrum, die Monumentalbauten, die axialen Straßen und großen Plätze im faschistischen Stil sollten die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Laubengängen grandios überbieten. Die „città nuova“ gilt als eine der dichtesten Komplexe faschistischer Architektur in Italien.

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Historische Bauten In Bad Dreikirchen oberhalb von Barbian mit Blick auf das Eisacktal nimmt die moderne Architektur in Südtirol erste Anläufe. 1920 bauen der Architekt Lois Welzenbacher und der Südtiroler Maler Hubert Lanzinger eine Reihe von Häusern im alpinen Bauhaus-Stil. Die Häuser stehen zwischen Wiesen und Wald auf einer Meereshöhe von 1.100 bis 1.300 Metern. Die Pension Briol liegt wie ein mit Lärchenholz verkleideter Würfel am Hang, das leichte Pultdach und die zum Tal hin geöffnete Veranda lockern den strengen Eindruck. Die heutige Besitzerin Johanna von Klebelsberg hat den Schweizer Architekten Peter Zumthor, der zeitweilig Gast in der kleinen Bergpension ist, nun mit einer behutsamen Erweiterung beauftragt. Architektur und Technologie Neben dem Südtiroler Unternehmen Frener & Reifer, mittlerweile ein erfolgreicher Global Player in Sachen Fassadenbau,

entwickelte sich auch die ­Stahlbau Pichler vom soliden Handwerksbetrieb zu einem inter­nationalen Unternehmen im Stahlbausektor. Das 1978 gegründete Industrieunter­ nehmen liefert intelligente Kombinationen aus Stahlstrukturen und Fassadenbau. Der neue Hauptbahnhof in Wien

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mit einer Fläche von 109 Hektar gehört zu den prestigereichen Aufträgen. Auch die anspruchsvolle Sonderkonstruktion der Bergiselschanze in Innsbruck, geplant von der Stararchitektin Zaha Hadid, gehen auf das Konto des Unternehmens aus Bozen.

Blick auf den Siegesplatz in Bozen (5) Pension Briol (6) Bergiselschanze in Innsbruck (7) Stahlbau Pichler lieferte die Sonderkonstruktion der Schanze, die von der irakischen Star-Architektin Zaha Hadid entworfen wurde.

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Bestand der Gebäude nach Baujahr Die Mehrzahl der italienischen Gebäude wurden gebaut, als es hinsichtlich der Energieeffizienz noch keine spezifischen Regelungen gab. Es besteht also ein großes Marktpotenzial in diesem Bereich, vor allem bei den Gebäuden, die zwischen 1920 und 1980 gebaut wurden. Bauten vor Inkrafttreten des Gesetzes 373/76 Bauten nach Inkrafttreten des Gesetzes 373/76

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20,1 % (vor 1919) 9,1 % (1920–1945) 11,1 % (1946–1961) 12,2 % (1962–1971) 10,8 % (1972–1981) 12,0 % (1982–1991) 15,4 % (1992–2001) 9,3 % (2002–2008)

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Architektur in Südtirol:   KunstMeran – die Galerie zeigt regelmäßig Ausstellungen über zeitgenössische Architektur in Südtirol und internationale Tendenzen.   Architekturpreis „Neues Bauen in den Alpen“; seit 1992 wird dieser internationale Architekturpreis in Sexten im Hochpustertal vergeben.  Projekt KlimaHaus: Damit wurde in Südtirol auf institutioneller Ebene ein Qualitätssiegel in Sachen umweltbewusstes Bauen und Wohnen etabliert.   StadtLandFluss: Das Projekt stellt das Leben mit dem Wasser im Südtiroler Eisacktal in den Mittelpunkt.  Die Architektenkammer Bozen vertritt Architekten, Raumplaner, Landschaftsplaner und Denkmalpfleger der Provinz Bozen.  Die Stiftung der Kammer der Architekten richtet sich gleichermaßen an Architekten und Bevölkerung; die Stiftung gibt das Magazin Turrisbabel heraus.

Welschnofen  Auch in Gewerbegebieten entsteht gute

Architektur. Die Handwerkerzone in Welschnofen unweit von Bozen wurde mit dem ersten Bauherrenpreis für Gewerbegebiete ausgezeichnet, vor allem weil sich das architektonische Gesamtkonzept harmonisch in die Umgebung einbindet. Den zweiten Platz bei diesem von der Stiftung der Südtiroler Architektenkammer und der Standortagentur Business Location Südtirol – Alto Adige geförderten Wettbewerb belegte das skulpturartige Bürogebäude des Unternehmens für Innenausbau Barth in Brixen, den dritten Platz belegt das neue Gebäude der Firma Ewo in Kurtatsch.

Franzensfeste (8) Einst Habsburgerfestung, nach der Umgestaltung heute Veranstaltungs­ ort von Kulturevents wie der Kunstbiennale Manifesta. Sozialwohnbau (9, 10) Das Projekt für sozialen Wohnbau „Casanuova/Kaiserau“ in Bozen des Architekten Christoph Mayr Fingerle wurde bei der Architekturbiennale 2011 in Venedig ausgestellt. Neuer Bozner Bahnhof (11) Der Bahnhof Bozen soll den Startschuss für nachhaltige Raumgestal­ tung in Bozen geben. Den Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Boz­ ner Bahnhofareals hat der Wiener Architekt Boris Podrecca gewonnen. Das Projekt legt eine Fläche von rund 30 Hektar frei, die das städtische Zentrum mit den nordöstlichen Außenbezirken verbindet. Neben Land und Stadt müssen auch private Sponsoren die Finanzierung schultern.

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Kultur Die Kulturlandschaft Südtirols befindet sich in einer spannenden Phase: Strukturen und Häuser wurden geschaffen, um die moderne, zeitgenös­ sische Kultur auf eine Ebene mit der altherge­ brachten Tradition zu heben. Die Wirkung dieser Verschmelzung zeigt nun erste Früchte.

12 „Südsterne“ Martino Gamper steht stellvertretend für viele Südtiroler, die im Ausland Karriere gemacht haben. Vom gelernten Tischler entwickelte sich der aus der Kurstadt Meran stammende Gamper zum aufstrebenden Stern der internatio­ nalen Designszene. Mit seiner Ausstellung „Hundert Stühle in hundert Tagen“ schaffte er den Durchbruch. Heute lebt er in London, erzählt mit seinen Mö­ beln Geschichten – und ist erfolgreich, weil er Alt und Neu, Handwerk und Kunst sowie internationale und regionale Einflüsse miteinander verbindet. Gamper ist auch Mitglied der Südsterne, einer Vernetzung von berufs­tätigen Südtirolern im Ausland, die in Zukunft noch stärker als Schnittstelle zwischen Südtiroler Unternehmen, Institutionen und künftigen ausländischen Partnern aktiv sein soll.

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Südtirol hat in den letzten zehn Jahren enorm in Kultur und Bildung investiert: Das Stadttheater Bozen am Verdiplatz wurde 1999 eröffnet und be­ herbergt heute das deutsche und italienische Sprech­theater sowie Veranstalter von Opern und Tanztheater; das Museum für moderne und zeit­ genössische Kunst Museion wurde 2008 eröffnet und zeigt international renommierte Künstler wie Valie Export, Isa Genzken oder Carl Andre. Im Jahr 2008 richtete Südtirol gemeinsam mit der Nachbarprovinz Trentino die europäische Kunst­ biennale Manifesta aus, mit 188 teilnehmenden Künstlern an sechs Ausstellungsorten. Wollte man ein Merkmal der Kultur in Südtirol hervorheben, so ist es wohl die sprachliche und kulturelle Vielfalt in diesem kleinen Land; jeden Tag gibt es italienische, deutsch- und ladinischsprachige Kulturereignisse im Veranstaltungskalender.

13 Spezialist für Innenausbau Rund um das Geschäft mit dem Wohnen haben sich einige Südtiroler Unter­ nehmen auch international einen Namen gemacht, so etwa Barth Innenausbau aus Brixen. Der Einrichtungsspezialist zählt mittlerweile zu den europaweit führenden Unternehmen im Innenausbau von Luxus­stores und Museen. Barth arbeitet mit renommierten Architekten ­zu­sammen und setzt seine Ideen welt­ weit um: Das neue Microsoft-Head­quarter im italienischen Peschiera Borromeo, das vierstöckige Rolex-Flagship­store in Mailand, das Deutsche Museum in Mün­ chen oder das Teuco-Store in Paris tragen die Handschrift des Südtiroler Familien­unter­nehmens, das bereits 1877 gegründet wurde. „Hundert Stühle in hundert Tagen“ (12) Das Ausstellungsprojekt machte den Meraner Designer Martino Gamper international bekannt. Auch architektonisch anspruchsvoll: der neue Firmensitz von Barth Innenausbau in Brixen (13) Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (Museion) (1, 2)

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Projekt, das junge Drehbuchautoren mit Südtiroler Filmstoffen fördert. Gefragt sind keine fertigen Drehbücher, sondern Script-Ideen, die in einer dreitägigen Stoffentwicklungswerkstatt soweit weiterentwickelt werden, dass sie beim Südtiroler Filmförderungsfonds eingereicht und beim Incontri-Treffen vorgestellt werden können. Interessierte Produzenten profitieren ihrerseits von der Filmförderung des Landes. Kulturhauptstadt 2019

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Europeade

Filmland

Südtirol ist ein altes Kulturland – der bayerisch-österreichische Einfluss im Norden prägte die

„Filme sind wie Träume“, sagte einst Pier Paolo Pasolini, „beide sind poetischer Natur.“ Der berühmte italienische Regisseur drehte seinen „Il Decameron“ im Jahr 1970 an verschiedenen Schauplätzen in Südtirol. Für seinen grotesk-frivolen Streifen suchte Pasolini nach einem Palast, einem Kloster, einer Kirche, nach ländlicher und urbaner Umgebung. In Südtirol fand er all dies und mehr. Heute betreut eine eigene Abteilung der Business Location Südtirol – Alto Adige (BLS), der Standortagentur des Landes, die Filmcrews, die nach Südtirol kommen, um hier Spiel- und Dokumentarfilme zu drehen. Als Filmland steht Südtirol neu da; im Hintergrund jedoch gibt es seit Längerem Institutionen wie die Filmschule Zelig, erste

Gesellschaft genauso wie die Handelsbeziehungen mit dem italienisch-romanischen Süden. Die gewachsene Tradition aus bäuerlich-handwerklichem Alltag trat langsam in Beziehung mit den Lebensformen der urbanen Welt. Bozen als Landeshauptstadt ist der Brennpunkt dieses kulturell vielfältigen Konglomerats. Hier, in der knapp 100.000 Einwohner zählenden Stadt, fand 2010 das Fest der europäischen Volkskultur statt, die Europeade, zu der Musik- und Volkstanzgruppen aus ganz Europa kamen – drei Tage lang ein buntes Trachtengemisch.

Adresse in Italien für die Ausbildung zum Dokumentar­filmer, weiters die Bozner Filmtage, ein Festival mit österreichischen, deutschen, Schweizer und italienischen Produktionen, das 2011 seine 25. Ausgabe feierte und bei dem regelmäßig internationale Größen der Branche wie etwa Wim Wenders zu Gast sind.

Südtirol hat sich gemeinsam mit den Regionen des Nordostens Italiens als Europäische Kulturhauptstadt 2019 beworben. Den gemeinsamen Weg beschreiten die Stadt und Provinz Venedig, Friaul-Julisch Venetien, die Region Venetien sowie das Trentino mit Südtirol; auf die Waagschale legt man nicht weniger als sieben Millionen Einwohner, mit der Stadt Venedig und dem Weltnaturerbe Dolomiten attraktive Zugpferde und nicht zuletzt die Besonderheit eines mehrsprachigen Gebiets wie Südtirol. Der Titel Kulturhauptstadt wird von der EU vergeben, im Jahr 2013 wird sich entscheiden, ob der Nordosten Italiens erfolgreich war. Stilfs.vertikal

Incontri und Racconti Seit 2011 flankiert auf Initiative der BLS das Koproduktions­ meeting Incontri die Bozner Filmtage. Italienische, deutsche und österreichische Produzenten treffen sich, um sich kennenzulernen und grenzüberschreitende Projekte zu planen. ­Racconti nennt sich dagegen ein wiederum von BLS initiiertes

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Das Dörfchen Stilfs liegt mitten im Nationalpark Stilfserjoch mit der höchsten Passstraße der Alpen. Im Bergdorf sind die Wege steil, die Gassen eng und die Häuser hoch. So haben sich 15 Vereine zusammengefunden, um das Kulturfest Stilfs.vertikal zu veranstalten. Es soll die Lebensadern und die Eigeninitiative im Dorf in den Vordergrund rücken. Vier Tage lang gibt es in Stilfs musikalische und künstlerische Besonderheiten.


Aufstrebender Stern

Südtiroler Medien

Mit Vorliebe arbeitet die Süd­ tiroler Autorin Sabine Gruber (im Bild) in ihren Romanen reale Zeitgeschichte mit ein. Mit großem Erfolg: Ihr jüngstes Werk „Stillbach oder Die Sehnsucht“, in dem sie auch die deutsche, italienische und Südtiroler Geschichte von 1943–1945 verquickt, schaffte es in kurzer Zeit auf die deutschen Bestsellerlisten. Der Roman „Über Nacht“ wurde 2007 für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Die Südtiroler Medienlandschaft ist ein Spiegelbild der dreisprachigen Gesellschaftsstruktur. Die größte Auflage hat die Tageszeitung Dolomiten, meistgelesenes deutschsprachiges Blatt, gegründet 1882. In italienischer Sprache erscheinen der Alto Adige (gegründet 1945) sowie Il Corriere dell’Alto Adige, Lokalteil des einfluss­ reichen Blattes Corriere della Sera. Seit 1996 erscheint die Neue Südtiroler Tageszeitung, die sich als Gegenpol zur mächtigen Dolomiten versteht. Zu der Medienlandschaft Südtirols gehören auch zwei Wochen­ zeitungen: die ff – Das Südtiroler Wochenmagazin, welches sich mit kritischem Blick der Politik, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft widmet, und die Süd­ tiroler Wirtschaftszeitung, die ausschließlich Wirtschafts­ themen behandelt.

Südtiroler Schriftsteller Sabine Gruber Joseph Zoderer Claus Gatterer Kurt Lanthaler Sepp Mall Gerhard Kofler Anita Pichler Konrad Rabensteiner Josef Feichtinger Bettina Galvagni Selma Mahlknecht Herbert Rosendorfer Maxi Obexer Josef Oberhollenzer Brunamaria Dal Lago Veneri

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Festivals in Südtirol •  Antiqua Barock Musik •  Internationaler Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni •  Meraner Musikwochen •  Gustav Mahler Musikwochen in Toblach •  Transart – Festival zeitgenössischer Kunst •  Jazzfestival Südtirol •  Bolzano danza – Bozen tanzt •  Upload festival für den musikalischen Nachwuchs

Radio und Fernsehen: Der Sender Bozen ist der deutschsprachige lokale Fernseh- und Radiosender der staatlichen RAI. Den lokalen Sendekanal teilt er sich mit den italienischen und ladinischen Kollegen. Südtirol heute ist ein Nachrichtenmagazin des lokalen Landesstudios ORF Tirol, das jeden Tag halbstündig berichtet. Südtirol Digital Fernsehen SDF ist der einzige deutschsprachige private Fernsehsender in Südtirol. Er gehört zur Gruppe Rosengarten Media, die auch den italienischen Privatsender Video-bolzano33 betreibt.

4 Transart (3, 4) Außergewöhnliche Akteure und Schauplätze sind typisch für das Kultur­ festival Transart, das seit 2001 im Herbst mittlerweile rund um die Landes­ hauptstadt stattfindet.

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Bücher über Südtirol   Francesca Melandri: Eva schläft. Roman   Raoul Schrott (Hrsg.): N. C. Kaser Elementar. Ein Leben in Texten und Briefen   Sabine Gruber: Stillbach oder Die Sehnsucht. Roman   Anita Pichler: Haga Zussa. Die Zaunreiterin. Erzählung   Claus Gatterer: Schöne Welt, böse Leut. Kindheit in Südtirol   Franz Thaler: Unvergessen. Option, KZ, Kriegsgefangenschaft, Heimkehr   Joseph Zoderer: Wir gingen. Erzählung   Tim Parks: Stille. Roman

Prämierte Leidenschaft Neben etablierten internationalen Kulturevents wie den Gustav-Mahler-Musikwochen in Toblach findet in Südtirol ebenso die kreative, manchmal auch ­skurrile Nische Platz. La seconda luna (Der zweite Mond) nennt sich etwa ein mittlerweile europaweit ausgeschriebener Wettbewerb der Stadt Leifers, der außer­ gewöhnliche Menschen und ihre Leidenschaften prämiert, wobei die Leiden­ schaft selbst im Vordergrund und das Objekt zweitrangig ist: so etwa jene des mittlerweile verstorbenen Leiferer Alois Clementi, der über 40 Jahre hinweg Kriegsschiffmodelle im Maßstab zwischen 1:30 und 1:80 nachbaute, instand hielt und ausstellte. Oder jene von Andrea Caputo aus Salerno, der seit 20 Jahren Graffiti auf Mauern und Eisenbahnwaggons mit seiner Fotokamera dokumentiert. Europäischer Wettbewerb (5) Der dritte Platz beim Wettbewerb der Leidenschaften ging an Vittorio Napoli, der die italienische Küste von Norden bis Süden zu Fuß oder schwimmend bewältigte.

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Grödner Schnitzereien – Aron Demetz Der 1972 geborene Bildhauer ist ein gutes Beispiel für die Verknüpfung von Tradition und Moderne. Aron Demetz arbeitet seit früher Jugend mit Holz: Die Schnitzkunst hat er in Gröden erlernt, später besuchte er die Akademie für Bildende Künste in Nürnberg. Seine mannshohen Figuren bearbeitet er mit Feuer und Harzen, er arbeitet mit Silikon und Computertechnik, sie sind archaisch und eiskalt, zeigen die menschliche Figur in immer neuen Verwandlungen. Aron Demetz nahm an der Biennale in Venedig teil und ist Mitglied des Promotorenkomitees zur Kulturhauptstadt 2019.

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Galerie der Talente Mehr als eine Woche lang beleben die jungen Teilnehmer des internationalen Klavierwettbewerbs Ferruccio Busoni das Musikleben von Bozen. Die Klaviervirtuosen kommen aus der ganzen Welt, ihr Repertoire reicht von klassisch-romantisch bis zeitgenössisch. Beurteilt werden sie von einer renommierten Jury, die 2011 von Martha Argerich angeführt wurde. Die argentinische Pianistin gewann als 16-Jährige 1957 selbst den Ersten Preis des seit

Bozen: Seit mehreren Jahren bringt das Südtiroler Kultur­insti­ tut Aufführungen nach Südtirol, die zu den heraus­ragendsten im deutschsprachigen zeitgenössischen Theater gehören. Ob das Maxim Gorki Theater Berlin, das Schauspiel Frankfurt, die Münchner ­​Kam­­merspiele, das Thalia Theater Hamburg – jedes dieser berühmten Häuser hat bereits ein Stück nach Südtirol gesandt. Die Gastspiele werden nicht nur in Bozen, sondern auch in den kleineren Städten Meran, Brixen und Bruneck und in Schlanders gezeigt.

1949 jährlich ausgetragenen Nachwuchswettbewerbes und startete dann eine Weltkarriere. Das Burgtheater zu Gast in Bozen Südtirol hat eine reiche und vielfältige Theaterlandschaft. Neben den rund 230 Volksbühnen gibt es ein halbes Dutzend kleinere Stadttheater sowie die großen eigenproduzierenden Sprechtheater Vereinigte Bühnen Bozen und Teatro Stabile di Bolzano. Eine Besonderheit sind die Gastspiele im Waltherhaus

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Atelier Aron Demetz (6) Busoni-Klavierwettbewerb in Bozen (7) Szenenbild aus dem Teatro Cristallo Bozen (8)

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BLS Zahlreiche Unternehmen nutzen Südtirol als Sprungbrett in den italienischen Markt. Unter­ stützt werden sie dabei von Business Location Südtirol – Alto Adige (BLS), der Standortagentur des Landes. „Südtirols Stärke ist die Position zwischen zwei großen Märkten“, sagt Ulrich Stofner, der im Jahr 2009 die Stelle als Direktor der neu gegründeten BLS antrat. Seither positioniert die Standort­ agentur mit spitzem Marketing Südtirol als attrak­ tiven Wirtschafts- und Filmstandort und greift lokalen, nationalen und internationalen Unter­ nehmen, die sich in Südtirol ansiedeln wollen oder eine Betriebserweiterung anstreben, tatkräftig unter die Arme: von der Standortsuche über die Erst­ beratung zu Steuern, Förderungen und Recht bis hin zur Vernetzung mit allen wichtigen Service­ strukturen oder Wirtschaftsverbänden. Der BLSService endet nicht mit der erfolgreichen An­ siedlung, die Agentur steht den Unternehmen als Anlaufstelle und Partner weiterhin zur Verfügung. Dabei fährt BLS mit Erfolg die Strategie des Kompetenzstandortes. Vor allem Unternehmen aus Südtirols Schlüs­selbranchen, so etwa aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, haben sich im Grenzland niedergelassen. Damit werden nicht nur Südtirols Know-how in diesen Bereichen und die Produktivität im Land gesteigert, sondern außer­ dem qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Zu den zentralen Aufgaben der BLS gehört auch, den Wirtschaftsstandort nachhaltig weiterzuentwickeln und die Rahmenbedingungen für Unternehmen kontinuierlich zu verbessern.

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Idealer Standort Die deutsche juwi Holding ist ein weltweit tätiges Unter­ nehmen im Bereich der erneuerbaren Energien mit einem jährlichen Umsatz von knapp 800 Millionen Euro (2010). Für den Eintritt in den italienischen Markt wählte der Energieriese aus Rheinland-Pfalz auch einen Standort in Bozen. „Südtirol war dafür prädestiniert“, meint Arnold Lunger, Geschäftsführer der Südtirol-Niederlassung von juwi. „Ein einfacher Grund ist die Zweisprachigkeit. Außerdem geht es aber darum, den kulturellen Spagat zu schaffen, denn die Geschäftskulturen in Deutschland und Italien sind doch sehr verschieden.“ Vor allem das Südtiroler Knowhow kommt dem deutschen

Kompaktes Team (1) Seit 2009 begleitet und unterstützt BLS Unternehmen, die sich i­n ­Südtirol ansiedeln wollen, und Produktionsteams, die TV- oder ­Kinofilme in Südtirol drehen.

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Spezialisten für Fertigkeller Bürkle zugute, der dank der BLS-Hilfe seit Kurzem ein Büro für seine Italien-Geschäfte in der Gemeinde Eppan besitzt. „Bis vor Kurzem war das Fertighaus in Norditalien unbekannt“, sagt Adalbert Gaus, Italien-Verantwortlicher von Bürkle. „Doch nun entsteht hier ein neuer Markt.“ Für das Traditionsunternehmen aus Baden-Württemberg war Südtirol ideal für den Markteinstieg: Die hier angesiedelte KlimaHaus-Agentur setzt Standards für energieeffiziente Häuser, die inzwischen in vielen italienischen Provinzen akzeptiert und nachgefragt werden. Bürkle liefert nun die Keller dazu.


Zusammenarbeit

Neuer Technologiepark

Die Südtiroler Landesregierung hat Business Location Südtirol – Alto Adige mit weitreichenden Kompetenzen rund um Gewerbegebiete betraut. Die Standortagentur BLS siedelt Unternehmen an und vermittelt auch Kontakte zu Privateigentümern und Gemeinden. Vor allem die Zusammenarbeit mit den Süd­ tiroler Gemeinden hat System: Diese nutzen den Service des BLS-Liegenschaftsportals, auf dem sie online und kostenlos ihre Gewerbeflächen anbieten können, und sie arbeiten beim Standortentwicklungsprojekt STEP mit. Das vom Land Süd­ tirol und dem Gemeindenverband initiierte und von BLS betreute sowie koordinierte Projekt soll den Wirtschaftsstandort Südtirol langfristig stärken. Südtirols Gemeinden werden dabei in 20 übergeordnete Standorträume gruppiert mit dem Ziel, Entscheidungen zu Standortfragen künftig übergemeindlich zu treffen. Gemeinden sollen so beispielsweise in Zukunft gemeinsam entscheiden, ob und wo ein Gewerbegebiet entsteht. Durch Projekte wie STEP oder die Erarbeitung von Gesetzesvorschlägen für die Südtiroler Landesregierung verbessert BLS die Rahmenbedingungen für Unternehmen in Südtirol langfristig.

Eigene Stärken ausbauen und den Standort sichern: Das ist das Ziel des Technologieparks, der im Gewerbegebiet von Bozen entstehen wird. Hier sollen bald die Freie Universität Bozen und Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer-Institut oder die Eurac sowie innovative Unternehmen unter anderem das Know-how in den Schlüsselbereichen der erneuerbaren Energien, Energieeffizienz, nachhaltigen Mobilität und Lebensmitteltechnologie voranbringen. Betreiber dieses Innovationszentrums ist der TIS innovation park, der unter anderem für die Verwaltung und den Know-how- und Technologietransfer zwischen den Akteuren verantwortlich ist. BLS kümmert sich um die Ansiedlung von geeigneten Unternehmen aus dem In- und Ausland, die hier auch ein lebenswertes Arbeitsumfeld vorfinden sollen. Dazu trägt auch das Baukonzept bei: Ein denkmalgeschütztes Industrie­gebäude wird mit zeitgenössischer Architektur verschmelzen, Altes verbindet sich harmonisch mit Neuem. Dieser Haupt­­komplex des Technologieparks ist als NullEnergie-Gebäude geplant und ­versorgt sich in Sachen Energie selbst.

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Filmförderung  Südtirol war seit jeher Schauplatz inter­

nationaler Filmproduktionen, zuletzt wurden der deutsche Kinofilm „Schwestern“ von Anne Wild oder der Dokumentarfilm „Die Fugger“ von André Schäfer sowie die italienischen Kinoproduktionen „Diaz“ von Daniele Vicari und „Il volto di un’altra“ des bekannten Regisseurs Pappi Corsicato in der Dolomitenwelt gedreht. Alle diese Produktionen profitierten dabei von der großzügigen Filmförderung des Landes, die seit 2010 von BLS verwaltet wird. 2012 standen ins­gesamt 5 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Gefördert werden qualitativ hochwertige Produktionen, häufig deutsch-italienische Koproduktionen für Kino oder Fernsehen, die ganz oder teilweise in Südtirol gedreht werden. Ziel der Filmförderung ist es, Südtirol nachhaltig als Filmland zu positionieren und die Filmwirtschaft im Land zu unterstützen. BLS bewirbt nicht nur den Film­standort, entwickelt diesen weiter und verhilft zu Film­förderungen und Finanzierungen. Die Standortagentur liefert außerdem einen kompletten Produktions- und Locationservice: Sie unterstützt Produktionsfirmen bei Location- und Personalsuche, berät in rechtlichen und steuerlichen Fragen oder hilft bei der Beschaffung von Drehgenehmigungen.

Dreharbeiten in Südtirol (2) Hochwertige TV- und Kinoproduktionen profitieren von der großzügigen Filmförderung des Landes. Gebäude der Südtiroler Handelskammer am Bozner Verdi-Platz und Sitz der BLS (3)

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Business Location Südtirol · Alto Adige Dompassage 15 39100 Bozen Italien T +39 0471 066 600 F +39 0471 062 852 ≥  www.bls.info ≥  service@bls.info


Bildnachweis

Impressum

Åbäke and Martino Gamper (28) Alexander Alber (22) allesfoto.com/ARGE Volkstanz (29) Archiv Bildraum (5, 22, 23) barth Innenausbau KG (28) Friedrich Böhringer (25) Brenner Basistunnel BBT SE (1) Clauss Markisen Projekt GmbH (16) Ivo Corrà (6, 16, 17, 19, 20, 24, 29, 32, 33) Lucia Degonda (4) Egon Dejori (32) Doppelmayr GmbH (15) Dr. Schär GmbH (7) Jürgen Eheim (24) EURAC (26) Finstral AG (7) Annette Fischer (20) Forst AG (22) foto-dpi.com (11) Hertha Hurnaus (9, 23) Gregor Khuen Belasi (30, 32) Harald Kienzl (29, 34) Leitner Technologies AG (13) Leitwind AG (8) Walter Mair (26) Andreas Marini (19) Boris Podrecca, Wien (27) Prinoth AG (13) Alexa Rainer (23) Ralos GmbH (8) Florian Reiche (18) René Riller (1, 5, 20, 24, 25, 26, 28) Oskar da Riz (14, 17, 27) Karl-Heinz Ströhle (30) Suedtirolfoto/Udo Bernhart (4, 15, 17) Suedtirolfoto/Helmuth Rier (17) Suedtirolfoto/Othmar Seehauser (1, 3, 6, 10, 19, 21, 25) Südtirol Marketing/Frieder Blickle (18) Georg Tappeiner (3) TechnoAlpin AG (13) Vigilius Mountain Resort (20) Weingut Alois Lageder (10) Gustav Willeit (19)

© Business Location Südtirol – Alto Adige, Bozen 2011, Neuauflage Januar 2013 Idee: Business Location Südtirol – Alto Adige Gesamtkonzept: Studio Lupo & Burtscher, CH Studio, Ex Libris Genossenschaft Gestaltung: Studio Lupo & Burtscher ≥  www.lupoburtscher.it CH Studio ≥  www.ch-studio.net Mitarbeit und Ausführung: Nike Auer Illustrationen (2, 12, 35): Paula Troxler Redaktion, Lektorat, Korrektorat, Übersetzungen: Ex Libris Genossenschaft ≥  www.exlibris.bz.it Business Location Südtirol – Alto Adige Titelbild: Digitales Orthofoto 2006 ­TerraItaly ™ it2000NR • © Com­ pagnia Generale Ripreseaeree Autonome Provinz Bozen-­ Südtirol, Abteilung Informations­ technik, Amt für raumbezogene und statistische Informatik Druck: Longo, Print and Communication Printed in Italy

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