Südtirol. Kultur- und Kreativwirtschaft.

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Südtirol. —

Kultur- und Kreativwirtschaft. —


Lebendige Kultur, starke Kreativität Kultur schaffen, die Wirtschaft bewegen 3 Kultureller Kernbereich Historisches Erbe und zeitgenössische Leistung 7 Filmwirtschaft Strategische Branche in steter Entwicklung 12 Kulturwirtschaft Kulturschaffen als Wirtschaftsmotor 20 Kreativwirtschaft Schöne Dinge entwerfen und produzieren 26 NOI Techpark Südtirols Technologiepark 34 Netzwerke & Partner in Südtirol Zuständige Institutionen und Einrichtungen 36


Lebendige Kultur, starke Kreativität

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Die mächtigen Berge, die das Land umgeben, haben die Südtiroler nie daran gehindert, über ihre Grenzen hinauszublicken. Im Gegenteil: Vielleicht zeichneten sich die Bewohner dieser Landschaft – 518.935 Einwohner auf knapp 7.400 km², flächenmäßig die größte Provinz Italiens – gerade wegen der extremen Lebensbedingungen in den Alpen immer schon durch Erfindergeist aus. Aber auch durch eine bemerkenswerte Fähigkeit, neue Wege zu beschreiten, um Lösungen für alltägliche Probleme zu finden. Berücksichtigt man dazu die natürliche Brückenfunktion dieses Landes an der Grenze zwischen Norden und Süden, dann leuchtet es ein, dass den Südtirolern Genauigkeit und Kreativität, Disziplin und Spontaneität gleichermaßen in die Wiege gelegt sind.

Das von Natur aus mehrsprachige Südtirol – 70 Prozent der Bevölkerung sind deutscher, 26 Prozent italienischer, der größte Rest ladinischer Muttersprache – ist ein Ort der ständigen Begegnung und des regen Austauschs. So konnten hier mit der Zeit eine blühende Wirtschaft, hohe Lebensqualität und ein ausgeprägter Unternehmergeist entstehen. Ein lebendiger, aktiver und produktiver Ort ist Südtirol besonders im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Kultur ist hier ein selbstverständlicher Teil des Alltagslebens, mit einem umfassenden und stark genutzten kulturellen Angebot. Als einzige italienische Provinz ist Südtirol mit drei Kulturreferaten gesegnet, je einem für die drei Landessprachen. Ihre Aufgabe ist die Vertretung und Förderung der kulturellen und sprachlichen Eigenheiten, die die Vielfalt des

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Landes ausmachen. Es war eine strategische Entscheidung des Landes, neben der Landwirtschaft, der Natur und dem Tourismus auch die Kultur mit gezielten Maßnahmen zu fördern – und zwar nicht so sehr mit Blick auf die Touristen, sondern vielmehr auf die Einheimischen. Infrastrukturen, Unterstützung der Kulturschaffenden und vor allem kluges Marketing sowie Maßnahmen zur Annäherung der Bevölkerung an die verschiedenen Formen der Kultur: Die Investitionen der letzten Jahrzehnte haben bewirkt, dass sich Südtirols Kulturwirtschaft heute deutlich vom italienischen Durchschnitt abhebt. In der Provinz Bozen widmen sich, berücksichtigt man öffentliche Einrichtungen ebenso wie die eigentliche Kulturwirtschaft, mehr als 1.700

Organisationen dem Kulturbereich. Besonders vielfältig und rege ist das Vereinsleben, das vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren von einer großzügigen Förderpolitik unterstützt wurde. In letzter Zeit aber hat sich, italienischen und europäischen Trends folgend, auch hier eine neue Szene von Kleinunternehmen entwickelt. Insbesondere junge Agenturen für Kommunikation und Eventmanagement stellen sich den Anforderungen der modernen Kulturwirtschaft, die von kulturellen Initiativen immer stärker verlangt, finanziell eigenständig und selbsttragend zu sein. Trotzdem bleibt der Anteil der Förderung durch die öffentliche Hand hoch: Auch dank deren Beteiligung beträgt der Umsatz der Südtiroler Kulturwirtschaft rund 45 Millionen Euro. Das unterstreicht den Stellenwert, den die Kultur hier genießt, ebenso wie den politischen Willen, diesen noch zu erhöhen.

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Seit dem Jahr 2005 war die Habsburgerfestung in Franzensfeste Schauplatz zahlreicher kultureller Veranstaltungen und großer Ausstellungen. Mit einer Fläche von 65.000 m² ist sie Südtirols größtes historisches Bauwerk. Franzensfeste (1) Die Performance „Glass“ des Progetto Intermittenze im Schaufenster des Waaghauses. Im Erdgeschoss des Altstadthauses befindet sich 2014/15 das Projekt für junge Kulturschaffende „Weigh Station for culture“. Bozen (2)

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Hin zur zeitgenössischen Kultur Der internationale Kulturmarkt wurde auf Südtirol besonders gegen Ende der 2000er-Jahre aufmerksam, als in Bozen das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Museion eröffnete. Zur selben Zeit fand im ehemaligen Aluminiumwerk Alumix, ebenfalls in Bozen, sowie in der Franzensfeste im Norden des Landes die Kunstbiennale Manifesta 7 statt. Diese beiden Ereignisse öffneten abseits der vertrauten Kulturtradition einen neuen, zeitgenössischen Weg und versetzten die gesamte Südtiroler Kulturwelt in Aufbruchsstimmung. Damit wachte das Land sozusagen auf und zugleich wurde das Kultangebot stark dezentralisiert: Von der Landeshauptstadt breitete sich das Kulturschaffen in die Täler aus. Die neue, inspirierende zeitgenössische Kulturszene zog Akteure und Unternehmer von außerhalb an und lockte viele Südtiroler zurück, die sich im europäischen Ausland niedergelassen hatten. Diese Rückkehr gab nicht nur der Kultur-, sondern auch der Kreativwirtschaft einen kräftigen Schub.

Dank der Einrichtung des Südtiroler Filmförderfonds, verwaltet von der Business Location Südtirol – Alto Adige (BLS), und dank der Gründung der Freien Universität Bozen – insbesondere der Fakultät für Design und Künste – konnten junge Kreative nun in Südtirol studieren und danach hierbleiben oder vom Ausland zurückkehren, um in der Heimat zu arbeiten. Hier treffen sie auf ein günstiges Umfeld für die Gründung von kleinen und mittleren Unternehmen wie Kommunikationsagenturen, Designstudios, Social-MediaAgenturen, Softwareentwicklern, Filmproduktionsfirmen und Serviceproduzenten, aber auch Radio- und Fernsehsendern sowie Verlagen. Kulturförderung heute Um die Kulturproduktion noch stärker unterstützen zu können, arbeitet das Land Südtirol an einem neuen Fördersystem für Kultur- und Kreativunternehmen. Es schafft Einzelförderungen ab – zugunsten der gezielten Finanzierung von Firmengründungen und Betriebsentwicklung. Im Sommer 2015 wurde ein neues Kulturförder-

gesetz verabschiedet, das sowohl die Finanzierungsinstrumente als auch die Palette der Nutznießer erweitert, indem es spezifische Bereiche der Kreativwirtschaft anpeilt. Oberstes Ziel ist es, die Bevölkerung vermehrt in den Kulturbetrieb einzubinden, indem man einerseits weiterhin das Vereinsleben, andererseits auch professionelle Unternehmen wie Verlage, Theater und Kinos unterstützt. Eine weitere Neuheit des Gesetzes ist die Möglichkeit, in Einzelfällen mehrjährige Förderungen zu vergeben: eine wertvolle Hilfe für die Kulturschaffenden, die eine längerfristige Planung erlaubt. Ein geplanter Bürokratieabbau soll zudem die Wirksamkeit dieses Gesetzes erhöhen, das Kulturförderung als strategische öffentliche Investition versteht, aber auch als gesellschaftliches Instrument und als Stärkung des kulturellen Wirtschaftssektors. Um gerade diesen letzten Punkt zu garantieren, sieht das Gesetz auch die Einrichtung eines Garantiefonds vor. Dieser soll es Kulturorganisationen erleichtern, Kredite zu bekommen, und so die Beschäftigung junger

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Menschen fördern. Ebenso werden – auch über Ausschreibungen – Beiträge, Beihilfen und Arbeitsstipendien an Künstler vergeben. Inzwischen sind aber viele Unternehmen selbst aktiv geworden. Sie schließen sich zusammen, gründen Hubs und Coworking Spaces, um sich zu vernetzen, gemeinsam zu wachsen und den Austausch untereinander sowie mit Berufseinsteigern zu ermöglichen. So hat Südtirol – das zu den 25 europäischen Regionen mit dem höchsten BIP gehört – heute eine der am stärksten entwickelten Kultur- und Kreativbranchen Italiens, mit positiven Auswirkungen auf die gesamte lokale Wirtschaft.


Kultureller Kernbereich - Kulturgüter (Museen, Bodendenkmäler, Bibliotheken, Archive) - Bildende Kunst (Malerei, Bildhauerei, Fotografie) - Darstellende Kunst (Theater und Tanz, Zirkus, Festivals)

Kulturwirtschaft - Musik (Tonträgermarkt, Musikveranstaltungen) - Buchmarkt und Medien (Verlagswesen, Printmedien) - Film- und Videomarkt - Fernsehen, Radio und Onlinemedien - Computerspiele und Software

Kreativwirtschaft - Architektur - Design (Innenarchitektur, Grafikund Produktdesign, Mode, Kunsthandwerk) - Werbung und Kommunikation

Die Branchen, die das Kulturleben nähren 2006 hat die Europäische Kommission eine Definition der Kulturund Kreativwirtschaft (KKW) erarbeitet, die verschiedene Sektoren und Untersektoren umfasst, um zu verdeutlichen, „wie sehr die Kultur neben der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung auch Innovation und Zusammenhalt fördert“.

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Kultureller Kernbereich

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Kultur in allen ihren Formen ist in Südtirol seit je ein wichtiges gesellschaftliches Phänomen. Sie erfüllt für die einzelnen Sprachgruppen die wichtige Funktion der Identitätsbildung, stärkt aber gleichzeitig den Zusammenhalt der Gruppen untereinander. Deshalb werden Kunst, Kultur oder Theater nicht nur von zahlreichen Akteuren und in großer Vielfalt produziert, sondern stoßen auch auf großes Interesse in der Bevölkerung. Einerseits besitzt Südtirol ein reiches Erbe an Kulturgütern aus der Vergangenheit, die zu erhalten sind: etwa Museen,

Burgen und archäologische Denkmäler, die sich auf das ganze Land verteilen. Andererseits ist Südtirol – dank der Vielfalt seiner Traditionen, dank der Multikulturalität, der guten Wirtschaftslage und einem gewissen politischen Weitblick – eine jener Provinzen Italiens, die am meisten in Kultur investieren und in denen heute am meisten Kultur produziert und präsentiert wird. Historisches Erbe und zeitgenössisches Schaffen wirken hier also produktiv zusammen und machen Südtirols Kulturlandschaft reich und lebendig.

Der vierte Stock des Museion während der Vernissage der Ausstellung „Design is a state of mind“, kuratiert von Martino Gamper. Bozen (1)

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Kulturgüter Die Wirtschaftskraft der Museen Einen wichtigen Beleg für die Wirksamkeit der Südtiroler Kulturpolitik liefern die Museen des Landes, über 120 Einrichtungen mit insgesamt 1,5 Millionen Besuchern im Jahr 2014. Neun gehören zur Gruppe der Südtiroler Landesmuseen; nur ein Drittel aller Museen wird vom Land Südtirol und den Gemeinden betrieben, während alle anderen von Vereinen und Privatleuten geführt werden. Eine Studie der Universität Wien hat kürzlich einen interessanten Vergleich zwischen den neun Südtiroler Landesmuseen und den Landesmuseen der österreichischen Bundesländer geliefert. Ein grundlegender Unterschied ist: Während sich

die Südtiroler Museen auf das ganze Land verteilen, sind die österreichischen nur in den größeren Städten angesiedelt. Zudem sind die Südtiroler Häuser durchwegs Spezialmuseen und nicht Universalmuseen wie die österreichischen. Diese beiden Faktoren – die Spezialisierung und die Präsenz in verschiedenen Landesteilen – machen die Südtiroler Museen das ganze Jahr über besonders attraktiv für Touristen. Auch die Zahlen bestätigen die starke Verbindung zwischen Kultur und Tourismus in Südtirol: Die neun Landesmuseen zählen zwischen 720.000 und 800.000 Besucher im Jahr. Am besten besucht ist das Archäologiemuseum in Bozen, das mit seinem Highlight, der Gletschermumie Ötzi, jedes Jahr fast 300.000 Personen anzieht.

2 Der Künstler Michael Sailstorfer beim Aufbau seines Beitrags zur Gruppenausstellung „FROM & T(W)O“ bei kunst Meran (2011). Meran (2) Luna Mauers Installation „Vorschläge zur Veränderung“ im Rahmen des Ausstellungsprojekts im öffentlichen Raum „Place_it“ von Lungomare (2008). Bozen (3)

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Die interessantesten Daten der Studie betreffen die Eigenfinanzierung dieser Museen: Der selbstfinanzierte Anteil erreicht bei den Südtiroler Einrichtungen 33 bis 37 Prozent, in Österreich nur 15 bis 18 Prozent. Konkret nehmen die neun Südtiroler Landesmuseen über Eintrittsgelder und zum Teil in ihren Bookshops jährlich 3,5 Millionen Euro ein. Mit den Zuschüssen des Landes ergibt das ein Gesamtbudget von 10 Millionen Euro. Zu den Aufgaben der Landesmuseen gehört es schließlich nicht nur, ein zahlendes Publikum anzuziehen, sondern auch, jede einzelne Einrichtung an ihrem Standort zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Bezugspunkt zu machen – und so die gesamte Umgebung aufzuwerten.


Bildende Kunst 3

Museion Zahlreiche Einrichtungen widmen sich in Südtirol der klassischen oder zeitgenössischen, internationalen oder lokalen Kunst. Die wichtigste davon ist das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Museion in Bozen, das 1985 ursprünglich als Kulturverein gegründet wurde. Die Anregung dazu gab Piero Siena, der erste, visionäre Leiter des Museion. Sienas Idee war, einen Ort der Vermittlung zwischen Italien und dem deutschsprachigen Raum zu schaffen; er trug damit maßgeblich zur Entwicklung und Verbreitung der bildenden Kunst als Kulturform und als Wirtschaftsfaktor in Südtirol bei. Heute ist das Museion eine gemeinsame Stiftung des Vereins Museion und der Autonomen Provinz Bozen. Galerien und Kunstvereine Ebenfalls in Bozen und ebenfalls 1985 entstand die ar/ge kunst Galerie Museum, mit dem Anspruch, dem heimischen Publikum herausragende zeitgenössische Kunst auf regionalem, nationalem und internationalem Niveau näherzubringen. Die von erfahrenen Kuratoren geleitete Galerie begreift Kunst als Forschung und Innovation. Sie

versucht, beim Publikum Vertrauen in den experimentellen Charakter der zeitgenössischen Kunst zu schaffen und Interesse für ihre komplexen Erscheinungsformen zu wecken. Zu erwähnen ist auch kunst Meran, eine Plattform für zeitgenössische bildende Kunst, Fotografie, Architektur, Musik, Literatur und Neue Medien. Die von einem Kunstverein geführte Galerie hat ihre Räume in einem historischen Meraner Laubenhaus und sieht ihre Aufgabe neben der Ausstellung internationaler Projekte auch darin, lokale Künstler zu fördern und bekannt zu machen. Sehr wertvoll ist auch die Arbeit des Südtiroler Künstlerbunds, der sich seit 1946 bemüht, einheimischen Künstlern den Weg zu ebnen. Der SKB versteht sich als Vermittler zwischen der Kunst und dem Publikum, das er für künstlerische Ausdrucksformen sensibilisieren will. Er zählt mehr als 300 Mitglieder und stellt einen umfassenden Querschnitt des künstlerischen Schaffens im Land dar. Tatsächlich ist die Zahl der Südtiroler Künstler im Verhältnis zur Bevölkerungszahl bemerkenswert, vor allem, wenn

man bedenkt, dass einige von ihnen zu internationalem Ruhm gelangt sind wie etwa Aron Demetz, Hubert Kostner und Robert Pan. Oder Rudolf Stingel, der aus Partschins bei Meran stammt, heute in New York lebt und dem der Palazzo Grassi in Venedig 2013 die gesamte Ausstellungsfläche von 5.000 Quadratmetern für eine Einzelausstellung widmete. Südtirols private Kunstgalerien spielen eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Kunstmarkts. Einige sind auch auf internationaler Ebene tätig, wo sie einheimische und nicht einheimische Künstler vertreten. Dazu gehört zum Beispiel die Galerie Alessandro Casciaro: Sie eröffnete 2015, nach der Schließung der beliebten Bozner Goethe Galerie, die Casciaro mit seinem Vater Ennio führte. Aber auch die Galerie Antonella Cattani Contemporary Art, ebenfalls in Bozen, sowie die ES Gallery Erwin Seppi in Meran und die Galerie Doris Ghetta in St. Ulrich sind hier zu nennen. Darüber hinaus kam es in den letzten zehn Jahren zu einer bemerkenswerten Zunahme unabhängiger Galerieprojekte – insbesondere in den Tälern, wie

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um zu beweisen, dass Bozen nicht das einzige kulturelle und künstlerische Zentrum im Land ist. Zahlreiche Beispiele belegen den Unternehmungsgeist der jungen Künstler, Kuratoren und Enthusiasten: von selbstverwalteten Kulturzentren wie G.A.P. in Glurns bis hin zu Künstlergruppen, die urbane Räume oder leerstehende Industriegebäude durch Ausstellungen und Aktionen zeitweise oder dauerhaft neu beleben, wie die Kunsthalle Eurocenter in Lana, Butch-ennial in Brixen oder Kunst Boden_nah in Klausen. Ein Strand in der Stadt In Bozen ist mit Lungomare („Strandpromenade“) ein interdisziplinäres Projekt entstanden, das Kultur, Unternehmertum und Coworking auf neuartige Weise verbindet. Der Sitz des Kulturvereins Lungomare, der sich der Erforschung und Produktion zeitgenössischer Kunst widmet, beherbergt auch verschiedene Unternehmen aus der Kreativbranche: die Produktionsfirma Miramonte Film, das Grafikstudio Lupo & Burtscher, die Architekten Frötscher & Prader und den Web- und Usability-Experten Philipp von Hellberg.


Doris Ghetta

Event

Galerie Doris Ghetta, St. Ulrich in Gröden

„In der zeitgenössischen Kunst sind alle ständig in Bewegung, und durch das Web rückt die ganze Welt näher zusammen. Deshalb kann ich meine Galerie an einem Ort wie Südtirol führen: peripher, aber in ständiger Bewegung begriffen.“ Doris Ghetta, Tochter von Rahmenbauern, beginnt ihre Karriere im Familienbetrieb in St. Ulrich in Gröden. Dann geht sie nach Mailand, wo sie drei Jahre lang für die Galerie Marco Rossi arbeitet. Hier kommt sie in Kontakt mit der Welt der zeitgenössischen Kunst, lernt sie schnell kennen und verstehen. 2013 wagt sie den Schritt, ihre eigene Galerie zu eröffnen, heute eine der renommiertesten Südtiroler Adressen für den Handel mit zeitgenössischer Kunst. Aktuell vertritt sie die wichtigsten Südtiroler Bildhauer und internationale Maler und verkauft an große Kunstsammler ebenso wie an junge Leute, die mit dem Sammeln erst beginnen. Die rege Teilnahme an nationalen und internationalen Kunstmessen, eine ausgeprägte Fähigkeit zum Netzwerken und ein lebendiger, von Publikum, Sammlern und Fachleuten gern besuchter Showroom sind die Elemente, die der Grödner Galerie zu ihrem schnellen und konstanten Wachstum verholfen haben.

Tanz Bozen / Bolzano Danza „Bozen tanzt!“ Alljährlich im Sommer kündigt dieser Slogan Workshops und Programm des Festivals Tanz Bozen an, das seit mehr als 30 Jahren Tänzer und Tanzbegeisterte anzieht: rund 90 Workshops, 30 Dozenten, mehr als 800 Tanzschüler aus Südtirol, Italien, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Spanien, Luxemburg und den USA, die meist mehrere Kurse belegen und so 1.500 Anmeldungen tätigen. Das Festival, das von Anfang an einem internationalen Anspruch folgte, konnte sich im Laufe der Jahre weltweit als Plattform für Experimente und Innovation profilieren, wo bereits vielfach ausgezeichnete Stücke ihre Premiere feierten. Die universelle Sprache des Tanzes funktioniert auch über den Theaterraum hinaus: Eine der großen Stärken des Festivals waren in den letzten Jahren immer wieder seine Performances an peripheren und unerwarteten Orten. Dazu kommt das Engagement für soziale Aktionen, etwa wenn die Bewohner von Altenpflegeheimen in Choreografien miteinbezogen werden. Der Erfolg dieser Strategie zeigt sich in einer positiven Bilanz und im Zuspruch des Publikums: 2014, im Jahr des 30-jährigen Bestehens, wurden über 6.000 Eintrittskarten verkauft; die Zahl der Zuschauer unter 30 stieg im selben Jahr um 13 Prozent.

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Die Premiere der Performance „Transports Exceptionnels“ der Compagnie Beau Geste: Duett für Tänzer und Schaufelbagger. Brixen (4) Das Stadttheater Bozen, entworfen von Marco Zanuso, prägt das Stadtbild am zentralen Verdiplatz. Bozen (5)

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Theater und darstellende Kunst Drinnen und draußen Das Theater als erzählendes, sprechendes Medium par excellence hatte in Südtirol stets eine besondere Aufgabe zu erfüllen: nämlich über künstlerische Ausdrucksformen die Besonderheiten der verschiedenen Kulturen und Sprachen, die hier zusammenleben, auf die Bühne zu bringen und damit die Einzigartigkeit und Identität jeder einzelnen zu festigen – ein wichtiger Prozess in einem mehrsprachigen und multikulturellen Land. Hier liegt wohl der Grund für die große Liebe und Begeisterung der Südtiroler für das Theater. Die Provinz zählt 60 deutschsprachige, italienische und ladinische Theatertruppen, zum größten Teil kleine Laienund Mundarttheater. Wer wollte, könnte jeden Tag mindestens eine Aufführung sehen: von Oktober bis Mai in den Theatersälen, den Sommer über in einem der unzähligen Freilichttheater, die so pittoreske Kulissen wie Höfe und Burgen bespielen. Und auch wenn Bozen das Zentrum der Südtiroler Theaterszene bildet, blüht doch überall im Land die Bühnenkunst. Das belegen etwa die Spielpläne des eleganten Stadttheaters („Teatro Puccini“) in Meran und des Stadttheaters Bruneck, aber auch der Gruppe Dekadenz in Brixen, die in einem winzigen Kellerlokal Kabarett und Qualitätstheater darbietet. Ein kleines Juwel der Südtiroler Sommer ist das internationale Festival AterTeater, das jedes Jahr im Juli einige

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der interessantesten zeitgenössischen Gruppen ins ladinische Gadertal bringt. Theaterstadt Bozen Die Südtiroler Landeshauptstadt mit ihren 106.264 Einwohnern verfügt über 20 Theatergruppen und vier Theaterhäuser, hinter denen jeweils mehrere Spielpläne und Institutionen stehen. Die Hauptrolle in der Stadt und im Land spielen die Vereinigten Bühnen Bozen (VBB) und das Teatro Stabile di Bolzano, die jeweils die deutsche und die italienische Sprachgruppe vertreten: Die beiden unabhängigen Theater teilen sich das große Stadttheater auf dem Verdiplatz im Stadtzentrum. Die Vereinigten Bühnen Bozen sind ein hundertprozentiges Produktionstheater, eine Seltenheit angesichts immer größerer Sparzwänge in Italien. Auf dem Spielplan der VBB

stehen das ganze Jahr über Eigenproduktionen, für die mit Schauspielern und Technikern, Bühnen- und Kostümbildnern viele einheimische Künstler und Handwerker beschäftigt werden. Das seit 65 Jahren tätige Teatro Stabile hingegen hat sich zu einem der bedeutendsten Theater Italiens entwickelt; sein künstlerisches Konzept für die drei Spielzeiten 2015–2017 wurde zum besten in der Kategorie der „20 kulturell bedeutenden Theater Italiens“ gewählt. Doch sein Erfolg bemisst sich nicht nur nach Kritikerlob und offiziellen Bewertungen; die Zuschauerzahlen sprechen für seine große Beliebtheit. Allein in der Spielzeit 2013/2014 zog das Teatro Stabile in 325 Aufführungen von Eigen- und Fremdproduktionen fast 100.000 Zuschauer an. Mehr als 54.000 Zuschauer zählten die 202 Aufführungen in Bozen, Meran, Bruneck,

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Brixen und Sterzing; über 45.000 sahen die Eigenproduktionen des Stabile auf seinen Tourneen durch Italien. Bozen verfügt über zwei weitere Spielstätten: Das Haus der Kultur Walther von der Vogelweide – oder schlicht Waltherhaus – im Stadtzentrum beherbergt oft große Theaterproduktionen aus dem deutschsprachigen Raum, etwa des Wiener Burgtheaters. Das Teatro Cristallo hingegen hat das Theater in eines der italienischsprachigen Arbeiterviertel Bozens gebracht. In diesem Haus residieren vier unabhängige Theatertruppen, koordiniert von einer jungen Betreibergenossenschaft. Wie der rege Zustrom der Bewohner des Viertels beweist, ist hier das politische Ziel, das kulturelle Angebot auch in den weniger wohlhabenden Vierteln auszubauen, voll und ganz erreicht worden.


Filmwirtschaft

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Das große Potenzial des audiovisuellen Sektors für den Wirtschaftsstandort Südtirol hat das Land bereits vor einigen Jahren erkannt; seither konzentrierte sich die Landesverwaltung verstärkt auf die Filmbranche und entwickelte ein attraktives Filmfördersystem. Das wichtigste Ziel der Südtiroler Filmförderung ist es, die Provinz zu einem herausragenden Filmland zu machen und Film- und Fernsehproduktionen aus dem In- und Ausland anzuziehen, die beachtliche Einnahmen und Beschäftigung generieren können. Diese weitblickende Strategie hat nicht nur dazu beigetragen, die Bekanntheit Südtirols in der Welt zu verstärken, sondern vor allem zur Entwicklung eines neuen, blühenden Wirtschaftszweigs im Land. Vor allem als Location für Filmproduktionen ist Südtirol sehr begehrt, nicht nur wegen seiner landschaftlichen Reize, sondern gerade wegen der angebotenen Serviceleistungen und der beträchtlichen Fördermittel, die das Land Südtirol vergibt und die von der BLS verwaltet werden.

Dank dieses umfassenden Angebots und des sprichwörtlichen Unternehmergeists der Südtiroler hat sich das Land innerhalb weniger Jahre einen Namen als Drehort für Film und Fernsehen gemacht, der Regisseure wie Oscar-Preisträger Giuseppe Tornatore und internationale Größen wie Baltasar Kormákur und Olivier Assayas anzieht. Es mangelt auch nicht an Preisen für die Filme, die hier finanziert und gedreht wurden. Beispiele dafür sind der Jurypreis in der Sektion „Un certain regard“ in Cannes für Turist (Höhere Gewalt), der Goldene Marc Aurel für den besten Film beim Filmfest Rom für TIR oder die immerhin acht Lolas beim Deutschen Filmpreis für Das finstere Tal. So finden sich in immer mehr internationalen Filmen und TV-Serien atemberaubende Bilder von Südtiroler Landschaften – und im Abspann immer mehr Südtiroler Namen.

Filmset im Hochgebirge bei den Dreharbeiten für Brothers of the Wind von Gerardo Olivares, mit Jean Reno (2014). Hochpustertal (1)

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Die Südtiroler Filmförderung in Zahlen Seit 2010, als der von der BLS verwaltete Filmförderfonds eingerichtet wurde, ist Südtirol mehr und mehr zu einem Filmland geworden. Die Produktionsfirmen, die sich entscheiden, ihren Film in Südtirol zu drehen, finden hier nicht nur atemberaubende Landschaften, sondern auch kompetente und bestens ausgebildete Filmschaffende und Dienstleister vor.

Filmwirtschaft 13


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Die Südtiroler Filmförderung Einen starken Impuls erhielt die Südtiroler Filmwirtschaft 2010, als die Landesregierung die Einrichtung der Abteilung Film Fund & Commission der BLS mit dem Südtiroler Filmförderfonds veranlasste. Dabei handelt es sich in erster Linie um finanzielle Förderungen, aber eine wichtige Rolle spielte auch die Schaffung eines effizienten Netzwerks von Dienstleistern, die die Anforderungen dieser komplexen und anspruchsvollen Kreativbranche erfüllen können. Eine der Aufgaben der Südtiroler Filmförderung ist natürlich die Steigerung der Bekanntheit Südtirols als Filmlocation, und zwar nicht nur für Berglandschaften, sondern auch für untypischere Drehorte sowie Innenaufnahmen. Neben diesem Werbeeffekt verfolgt die Filmförderung aber vor allem ein Ziel: nämlich Filmproduktionen nach Südtirol

zu holen und dadurch spürbare, mittel- und langfristige wirtschaftliche Effekte für das Land zu erzielen. Grundlegend ist dafür die Funktionsweise der Förderung: In der Regel bzw. durchschnittlich müssen die Produzenten 150 Prozent des Förderbeitrags, den sie für die Umsetzung ihres Projekts erhalten haben, in Südtirol ausgeben. Das bedeutet: Eine Förderung von 100.000 Euro muss Ausgaben in Südtirol in Höhe von mindestens 150.000 Euro nach sich ziehen, etwa durch die Honorare von lokalen Arbeitskräften wie Location Managern und Schauspielern sowie durch die Bezahlung von technischen Dienstleistern, Caterings, Gerätemieten und Hotelrechnungen. Mit Finanzierungen in Höhe von fünf Millionen Euro pro Jahr konnte die BLS in fünf Jahren mehr als 130 Projekte fördern – von kleinen, unabhängigen Dokumentarfilmen bis zu großen

internationalen Produktionen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Koproduktionen zwischen Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz. Für die deutschsprachige Filmwirtschaft ist Südtirol vor allem wegen seiner strategischen Lage und wegen seiner Fähigkeit interessant, auch im audiovisuellen Bereich Brücken zwischen Norden und Süden zu schlagen. Ein Online-Branchenverzeichnis, das alle Filmschaffenden und Dienstleister vor Ort auflistet, eine Location-Datenbank, aber auch die Anbahnung von Koproduktionen zwischen Produzenten des italienischen und des deutschen Sprachraums, Unterstützung bei der Beschaffung von Genehmigungen und Vermittlung im Umgang mit den örtlichen Behörden: Das sind nur einige der zusätzlichen Serviceleistungen der BLS für Produzenten, die in Südtirol drehen.

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Südtirols audiovisuelle Branche entwickelt sich derzeit ständig weiter. Langfristiges Ziel der BLS ist es, diese Entwicklung zu verstärken und zu begleiten, etwa indem sie den Aufbau der notwendigen Infrastruktur, die Ausbildung von Fachkräften und das Angebot an Serviceleistungen fördert. Die Filmwirtschaft und ihre Wertigkeit in Südtirol soll auch durch Unternehmensförderung, erstklassige Aus- und Weiterbildung, gezielte politische und wirtschaftliche Maßnahmen und umsichtige Entwicklungsstrategien gestärkt werden, um langfristig positive wirtschaftliche Effekte für den Standort zu erzielen.


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Für den Filmnachwuchs Junge Talente werden in Südtirol schon seit Jahrzehnten zu Filmschaffenden ausgebildet: Seit ihrer Gründung 1988 hat die Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien ZeLIG in Bozen zahlreiche Filmemacher in die Welt entlassen. ZeLIG bietet eine dreijährige Berufsausbildung im Bereich Dokumentarfilm und deckt mit den Spezialisierungen Kamera/Licht, Schnitt/ Postproduktion und Regie/ Stoffentwicklung den gesamten audiovisuellen Bereich ab. Der Unterricht findet in deutscher, italienischer und englischer Sprache statt, je nach Herkunft der Dozenten. Die Schule veranstaltet auch Seminare für Filmschaffende zu Projektentwicklung, Pitching, Neuen Medien und Participatory Video und organisiert internationale Konferenzen. Darüber hinaus ist ZeLIG auch eine Produktions-

firma für Dokumentarfilme und Crossmedia-Projekte, die Studenten und Absolventen erste konkrete Berufserfahrungen ermöglicht. Seit einigen Jahren können Filmschaffende auch verschiedene Fortbildungsseminare nutzen, die die BLS organisiert. Zu den angebotenen Veranstaltungen gehören RACCONTI, ein Script Lab für Drehbuchautoren, das die Entwicklung von Film- und Fernsehstoffen mit Südtirolbezug begleitet; RACCONTI Local Talents, ein MentoringProgramm für lokale Drehbuchautoren; MOV!E IT!, eine Weiterbildungsplattform mit einer Reihe von Seminaren für junge Arbeitskräfte, die in die Branche einsteigen möchten und für Fachkräfte, die sich weiterbilden wollen; und schließlich CAMPUS, Branchentreffs mit Weiterbildungscharakter für

Filmschaffende und Neueinsteiger im Rahmen der Bozner Filmtage. Aber auch jenseits der Theorie gibt es mittlerweile jede Menge Möglichkeiten, praktische Erfahrungen zu sammeln: auf den vielen Filmsets, die in Südtirol überall anzutreffen sind.

Die Schauspieler Brigitte Hobmeier und Tobias Moretti als Leni Riefenstahl und Luis Trenker am Set von Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit (2015). Würzjoch (2) Bei den Dreharbeiten zu Karl der Große von Gabriele Wengler, einem dreiteiligen Dokudrama über den großen fränkischen Herrscher (2012). Seiser Alm (3)

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Südtiroler Produktionsfirmen Seit in Südtirol immer mehr Filme gedreht werden, ist in Zusammenarbeit mit der Südtiroler Filmförderung ein Netzwerk von Unternehmen aus der Filmbranche entstanden. Seit 2010 ist die Zahl dieser Firmen rasant angestiegen, sodass Produzenten, die in Südtirol drehen wollen, immer mehr Fachleute vorfinden, die ihre Bedürfnisse vor Ort erfüllen können. So sind zum Beispiel neue Filmproduktionsfirmen entstanden, die in der Lage sind, Produktionen und Koproduktionen verschiedener Art professionell abzuwickeln. Eine davon ist die Bozner Echo Film, die Spiel- und Dokumentarfilme entwickelt und auch als Serviceproduzentin für Filmproduktionen aus dem Ausland fungiert. Darüber hinaus entstanden Zusammenschlüsse von Unternehmen und freien Filmschaffenden wie die Filmwerkstatt in Meran, deren

Tätigkeitsfeld im Bereich Film, Audio und Neue Medien liegt. Die Ziele der Filmwerkstatt sind ein reger Austausch und effiziente Vernetzung dank gemeinschaftlich genutzter Arbeitsräume: Ihre Mitglieder verwirklichen sowohl unabhängige als auch gemeinsame Projekte. An ihrem Sitz verfügt die Filmwerkstatt über Schnitträume, eine Color-GradingStation, ein Tonstudio und Produktionsbüros. Tischler, Hubschrauberpiloten und Bergführer Um Dienstleistungen direkt vor Ort erbringen zu können, haben sich in den letzten Jahren auch andere Filmdienstleister in Südtirol angesiedelt, wie etwa Casting-Agenturen, aber auch Filialen großer nationaler und internationaler Verleihfirmen für Licht- und Kameratechnik (R.E.C., Panalight, Maier Bros., Movie People). Groß ist auch die Zahl der lokalen Fachkräfte, die ihre organisatorischen,

kreativen oder technischen Fähigkeiten anbieten: von Location Management und Produktionsleitung bis hin zu Kostümbild, Maske, Szenenbild, Beleuchtung, Kamera und Kamerabühne. Durch die Arbeit auf Filmsets kommen aber nicht nur die eigentlichen Filmschaffenden zu Beschäftigung und Einnahmen, sondern auch Berufsgruppen, die der Filmwelt fern sind. Ein Beispiel dafür sind Hubschrauberpiloten, die für Luftaufnahmen engagiert werden. Gabriel und Marco Kostner sind die Gründer der Firma Elikos in Pontives, die normalerweise Lastentransporte und Rettungsflüge durchführt. Nun arbeiten sie oft mit Filmproduktionen zusammen, z. B. für The Italian Job, den James-Bond-Film Ein Quantum Trost, Blutgletscher und die erfolgreiche italienische TV-Serie Un passo dal cielo.

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Eine wichtige Rolle spielen auch die Bergführer, die auf Sets im Hochgebirge für Sicherheit sorgen. So kann die Crew arbeiten, ohne sich um Kälte, ungewohnte Höhenverhältnisse, Erdrutsche, Lawinen, schwer oder gar nicht begehbares Gelände sorgen zu müssen. Dazu kommen Maler, Tischler, Bauunternehmen und Handwerker verschiedenster Art, die in vielen Produktionen beim Kulissenbau mitarbeiten. Ohne ihre Hilfe wären viele Filmprojekte wohl nie zustande gekommen.


Event Bozner Filmtage Jedes Jahr im April versammeln sich Autoren, Regisseure und Schauspieler in Südtirol zu den Bozner Filmtagen, einem kleinen Festival mit Themenschwerpunkten zu bedeutenden Persönlichkeiten der Filmgeschichte. Gäste des Capitol-Kinos in der Altstadt, das der Filmclub führt, waren über die Jahre Schauspieler und Filmemacher wie Wim Wenders, Hanna Schygulla, Liliana Cavani, Margarethe von Trotta, Krzysztof Zanussi, Mimmo Calopresti, Edoardo Winspeare, Eva Mattes, Katja Riemann, Mario Adorf und Tobias Moretti. Im Wettbewerb der Bozner Filmtage – die 2016 zum 30. Mal stattfinden und zu der Gelegenheit den neuen Namen Bolzano Film Festival Bozen erhalten – werden jährlich die besten Spiel- und Dokumentarfilme ausgezeichnet. Das Festival bietet aber auch Premieren und legt einen besonderen Fokus auf Kurzfilme sowie auf Produktionen, die dank der Filmförderung in Südtirol gedreht wurden. Für die Branche sind die Filmtage ein wichtiger Treffpunkt, bei dem Filmschaffende und Produzenten aus der deutschsprachigen, italienischen und internationalen Filmwelt zusammenkommen. Damit bietet das Festival eine einzigartige Plattform für den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen – in der universellen Sprache des Films.

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Panalight Südtirol ist einer der lokalen Ansprechpartner für Filmproduktionen, die hier ihr technisches Equipment leihen können. Bolzano (4)

Peter Trenkwalder Trenkwalder & Partner, Sterzing

„In organisatorischer Hinsicht sind der Film und meine übliche Arbeit nicht so unterschiedlich. Aber ich muss anders denken: Als Spengler baue ich Dächer, die Jahrzehnte halten müssen; beim Film reicht eine Woche, dann wird alles abmontiert und man fährt zum nächsten Set.“ Peter Trenkwalder aus Sterzing ist ein Spengler mit großer Erfahrung im Dach- und Fassadenbau, vor allem unter den ganz besonderen Bedingungen im Hochgebirge. Vor sieben Jahren erhielt er den kuriosen Auftrag, eine Plattform an eine Bergwand zu bauen – aber nicht irgendeine Plattform, sondern ein Gerüst für Dreharbeiten. Seitdem folgt ein Auftrag auf den nächsten, sodass Trenkwalder mittlerweile an mehr als zehn Filmen mitgearbeitet hat und nicht mehr nur Sets baut, sondern seinen eigentlichen Beruf um die Tätigkeit als Serviceproduzent erweitert hat. In 40 Jahren Erfahrung am Berg konnte er außerordentliche Führungs- und Organisationskompetenz erwerben, vor allem unter extremen Bedingungen. Aber auch die profunde Kenntnis von Land und Leuten und die Fähigkeit, komplexe logistische Aufgaben zu bewältigen – von der Suche nach dem richtigen Bergführer bis zum Hubschraubereinsatz – haben Trenkwalder & Partner zu einem festen Bezugspunkt für Produktionen aus dem In- und Ausland gemacht, die in Südtirol drehen.

Wie bei jedem anständigen Filmfestival wird auch für die Gäste der Bozner Filmtage in der Dr.-Streiter-Gasse ein roter Teppich ausgerollt. Bozen (5)

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Fachschule für Steinbearbeitung, Laas

Meraner Musikwochen, Meran

Dimitri, Meran

Stadttheater, Meran

Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff, Meran

Tanz Bozen/Bolzano Danza, Bozen

Museion, Bozen

Akrat, Bozen

Plank, Auer

Wams, Leifers

NOI Techpark Südtirol/Alto Adige, Bozen

Stadttheater (Vereinigte Bühnen Bozen, Teatro Stabile di Bolzano), Bozen

ZeLIG Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und neue Medien, Bozen

Fakultät für Design und Künste, Freie Universität Bozen, Bozen

Filmclub, Bozen

Georg Mühlmann, Jenesien

Zebra, Brixen

Festung, Franzensfeste

WooDone, Vahrn

Gruppe Dekadenz, Brixen

Kastelruther Spatzen, Kastelruth

Aron Demetz, Wolkenstein in Gröden

Salon/e, Bruneck

Gustav-Mahler-Musikwochen, Toblach

Kulturorte in Südtirol Obwohl das Land gebirgig und scheinbar dünn besiedelt ist, findet das Südtiroler Kulturschaffen nicht nur in der Landeshauptstadt Bozen oder in Meran und Brixen statt. Auch in den Tälern und selbst in abgelegenen Dörfern gibt es rege Kulturinitiativen und Kulturbetriebe; einige davon finden sich auf dieser Karte.

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Kulturwirtschaft

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Neben dem Film gibt es viele weitere Bereiche der Kulturwirtschaft, die sich positiv auf Südtirols Wirtschaft auswirken. An erster Stelle steht die Musik, die – an der Grenze von der Kultur zur Wirtschaft – von diesem Land und seinen Bewohnern seit jeher besonders geliebt wird. Heute zeigt sich dies einerseits an den vielen Institutionen, die Festivals und Konzertreihen organisieren, andererseits an den jungen Unternehmern, die die Produktion und Promotion von Musik zu ihrem Kerngeschäft gemacht haben.

Auch das Verlagswesen, die Presse- und Informationsbranche nehmen eine wichtige Rolle in der Südtiroler Kulturwirtschaft ein. Ob auf Papier oder im Netz, Südtirol verdankt seine heutige kulturelle Identität zu einem guten Teil auch jenen Unternehmen, die den ständigen Fluss der Nachrichten und Inhalte am Laufen halten – von den „traditionellen“ Büchern und Zeitungen über die Stimmen von Radio und Fernsehen bis zu den neuen Erzählformen im Web. Alle diese Branchen sind Beispiele für die enge Verbindung zwischen Kultur und Wirtschaft, zwei Bereichen, die beide notwendig sind, um das Wohlergehen der Gesellschaft zu sichern. Konzert des Soweto Kinch 4tet auf dem Obstmarkt während des Südtiroler Jazz Festivals, das Stadt und Land, Berg und Tal mit Musik flutet (2015). Bozen (1) Das Auftaktkonzert des Bolzano Festival Bozen ist traditionell dem Haydn Orchester vorbehalten, das im stimmungsvollen Semirurali-Park auftritt. Bozen (2)

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2

Musik Von Mahler bis Moroder Die Liebe der Südtiroler zur Musik ist tief verwurzelt; das belegt allein die Tatsache, dass rund 80 Prozent der Kulturveranstaltungen, die über das Jahr verteilt stattfinden, musikalischer Art sind. Ob Musikproduktion, -bildung oder -darbietung: Südtirol lässt sich ohne Übertreibung als ein sehr aktives Musikland bezeichnen. Einer der weltweit bekanntesten Südtiroler Musiker ist sicherlich Giorgio Moroder, der 1940 als Hansjörg Moroder in Gröden geboren wurde. Über die Münchner und Berliner Diskotheken gelangte Moroder in den 1970er-Jahren nach Hollywood, wo er zum Pionier der elektronischen Musik und einem der innovativsten und einflussreichsten Künstler der Disco Music wurde. Für die Soundtracks von Kultfilmen wie Top

Gun, Flashdance und Midnight Express erhielt er drei Grammys, drei Golden Globes und drei Oscars; im Laufe der Jahre arbeitete er mit Freddie Mercury, Donna Summer, Barbra Streisand, David Bowie, Blondie und vielen anderen zusammen. Vor Kurzem ist er dank der Zusammenarbeit mit dem französischen House-Duo Daft Punk mit über 70 an die Spitzen der Charts zurückgekehrt. Sprechen wir hingegen von der musikalischen Tradition, so erstaunt die Zahl der Chöre und der Musikkapellen, die es hier noch in jedem Dorf gibt. Ganz zu schweigen von der Macht volkstümlicher Gruppen, allen voran die berühmten Kastelruther Spatzen, ein beeindruckender Musikbetrieb, dessen alljährlich in Kastelruth stattfindendes Spatzenfest mit 30– 40.000 Zuschauern ein echter Wirtschaftsfaktor ist. Die Gruppe allein setzt gewaltige Zahlen um: mehr als 15 Millionen

verkaufte Alben, 26 Goldene Schallplatten in Deutschland, 18 Goldene und 13 Platin-Schallplatten in Österreich, 16 Goldene Schallplatten in der Schweiz, 50–70 Konzerte im Jahr. Doch auch die klassische Musik hat eine große Tradition in Südtirol. Das Land verfügt mit dem Haydn Orchester über eines der renommiertesten Orchester Europas, über eine Opernsaison mit bedeutenden Produktionen und über international beachtete Festivals wie die Meraner Musikwochen oder die Gustav-Mahler-Musikwochen in Toblach (der österreichische Komponist war ein großer Liebhaber und Besucher des Pustertals). Ein musikalisches Schwergewicht ist das Bolzano Festival Bozen, das im Sommer und Frühherbst Veranstaltungen wie den Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni in Bozen, die Mahler Akademie, das Festival für Alte Musik Antiqua und das Projekt Orchester – Musik und

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Jugend bündelt. Großer Wert wird auch auf die Nachwuchsförderung in der klassischen Musik gelegt. Das zeigt etwa die häufige Präsenz des European Union Youth Orchestra, das auf seinen internationalen Tourneen stets in Bozen gastiert – als eine der wenigen Etappen außerhalb der europäischen Hauptstädte. Auch das Bozner Konservatorium Claudio Monteverdi, das seit 1940 besteht, ist ein bedeutendes Zentrum der musikalischen Bildung und des Austauschs. Zeitgenössische Musik Für die Freunde zeitgenössischer Musik hält der Südtiroler Veranstaltungskalender besonders viele und reizvolle Termine bereit. Fast jeden Monat findet ein Festival statt, mit besonderer Dichte im Sommer, wenn die Abende auch in den höheren Lagen lauer werden und zum Musikgenuss im Freien einladen. Unter den vielen vertrete-


nen Musikstilen ragt der Jazz hervor, den die Südtiroler besonders lieben. Die bekannteste Veranstaltung ist das seit 1982 bestehende Südtiroler Jazz Festival, das große Namen der internationalen Szene wie Chick Corea, Paolo Conte, Pat Metheny und Paolo Fresu ins Land gebracht hat. Seit einigen Jahren konzentriert sich das Festival mehr auf Neuentdeckungen und junge Talente als auf die big names. Auch der wirtschaftliche Effekt dieses Festivals, das von Ende Juni bis Anfang Juli stattfindet, kann sich sehen lassen: Indem es Jazzliebhaber aus ganz Europa nach Südtirol lockt, belebt es eine Zeit, die für Hoteliers und Gastwirte ansonsten noch zur Nebensaison gehört. Auf vielen weiteren Veranstaltungen gibt es Musik für jeden Geschmack: von den Weltmusik-Konzerten in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran, wo schon Goran Bregovic und Bobby McFerrin auftraten, bis zu den Nächten, die junge DJ-Kollektive wie Wupwup und Dncng Crew organisieren und in denen die lokale

Underground-Szene abrockt. Einen eigenen Platz im Universum der Südtiroler Musikwirtschaft nimmt Uploadsounds ein. Das Projekt, geleitet von der Genossenschaft Leitmotiv mit einem Team aus jungen Leuten unter 35, ist eine Mischung aus Wettbewerb, Konzert- und Veranstaltungsreihe, aber vor allem eine Plattform für die Förderung junger Musiker und Bands aus der Europaregion Südtirol – Nordtirol – Trentino. Mehr als 350 Künstler haben sich an den letzten Wettbewerbsrunden beteiligt, mehr als ein Dutzend Etappen und über 5.000 Zuseher zählte die Tournee durch die drei Provinzen der Europaregion. Die Einnahmen beliefen sich, mit den Zuschüssen der drei beteiligten Landesregierungen und den Sponsorengeldern, auf über 200.000 Euro. 77 Prozent dieser Gesamtsumme wurden vor Ort reinvestiert, um die Arbeit lokaler Firmen und die zahlreichen, überwiegend jungen Mitarbeiter zu bezahlen: ein positives Signal, das die Wirkung dieses Projekts auf die lokale Wirtschaft verdeutlicht.

Event Transart Ein Event im Herbst steht in besonderem Maße für die Aufmerksamkeit, die Faszination und die Innovationsfreude, mit der man in Südtirol der Musik begegnet: Transart ist ein Festival zeitgenössischer Musik und Kultur, das nicht nur verschiedene Genres, sondern alle Sprachen und Ausdrucksformen der Kunst miteinander vereint. In den letzten Jahren waren Musiker wie Patty Smith, Laurie Anderson, Blixa Bargeld und Sonic Youth zu Gast, aber auch das Klangforum Wien, Ensemble Modern und das Arditti Quartet. Die bildende und Performancekunst vertraten Jannis Kounellis, Marina Abramovic, Kendell Geers und Roman Signer, das Theater La fura dels baus, die elektronische Musik DJs wie Nils Frahm und Jon Hopkins. Performance und Clubkultur, zeitgenössische Kunst und Tanz verbünden sich in diesen Festivalwochen, um an ganz unerwarteten und peripheren Orten Südtirols aufeinanderzutreffen. Von der Industriehalle bis zum Schloss, vom Firmensitz bis zur Therme entgeht kaum ein reizvoller Raum dem Organisationsteam. Dank seiner Fähigkeit, über die herkömmlichen Regeln des Musikgenusses hinauszublicken, gelingt es diesem Team auch, in ein und demselben „Konzertsaal“ Zuhörer aller Arten und Altersgruppen zusammenzubringen. Bemerkenswert an diesem Festival ist auch das Finanzierungsmodell. Transart hat ein engmaschiges Netz aus Partnern und öffentlichen, aber vor allem privaten Sponsoren gewoben, die eine planbare und nachhaltige Finanzierung sicherstellen. Über die Jahre wurden vorausschauende Unternehmer und einige der wichtigsten Akteure der Südtiroler Wirtschaft gewonnen. Und zwar nicht nur über klassische Formen des Sponsorings, sondern auch durch logistische Partnerschaften, also die Nutzung von Firmenräumen und -geländen als Locations für Performances und Konzerte sowie die Lieferung von Materialien, technischen Geräten, Maschinen, Produkten und Dienstleistungen, die für die Veranstaltungen benötigt werden. Ein Beleg für den Unternehmergeist der Organisatoren, die sich ein effizientes Businessmodell ausgedacht haben, und für die Weitsicht der beteiligten Unternehmen, die verstehen, welchen Mehrwert die aktive Beteiligung an kulturellen Ereignissen in ihrem Umfeld generieren kann.

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Beim Konzert Absolute Zappa des Absolute Ensemble in einer Halle des Elektrogroßhändlers Selectra, im Rahmen von Transart (2005). Bozen (3) Die Rotationsmaschine von Athesia – die weltweit erste mit Touchscreen – wiegt 250 Tonnen und druckt 45.000 Exemplare pro Stunde dank doppelrunder Rotation und einer Papiergeschwindigkeit von 11,75 m/s. Bozen (4)

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4

Verlagswesen und Medien Diskutieren, erzählen, schreiben, kommentieren, lesen: Die öffentliche Auseinandersetzung mit Themen und Inhalten ist in der Südtiroler Bevölkerung weitverbreitet. Ein gewisses Erbe hat wohl die Tradition des Stammtisches hinterlassen, an dem in vielen Dörfern immer noch bei einem Glas Wein all das beredet, erörtert und verhandelt wird, was an Aktualität gerade ansteht. Und sicher verstärkt die kulturelle und sprachliche Vielfalt Südtirols das Bedürfnis, über sich und andere zu erzählen. Doch es geht nicht nur um Stammtischgespräche: Nicht wenige Südtiroler haben ihre natürliche Neigung zu Kommunikation und Storytelling zu einem Arbeitsinstrument, zu einem Beruf gemacht. Ein Volk von Lesern In Südtirol wird viel gelesen. Auf 116 Gemeinden im Landesgebiet kommen fast 300 Bibliotheken mit einem Schatz von 2,9 Millionen Büchern. Eine beachtliche Zahl, die umso beachtlicher

wird, wenn man weiß, dass diese Bibliotheken auch fleißig besucht werden und fast drei Millionen Ausleihen pro Jahr verzeichnen.

Tageszeitung, dem politischen Wochenmagazin ff und der ebenfalls wöchentlich erscheinenden Südtiroler Wirtschaftszeitung (SWZ).

Das Verlags- und Pressewesen stellt daher auch den größten und bedeutendsten Teil der Südtiroler Kultur- und Kreativwirtschaft. Zunächst werden in der Provinz Bozen sehr viele Zeitungen gedruckt, die überwiegend auf Deutsch erscheinen, aber vor allem in Bozen auch auf Italienisch und in Gröden und im Gadertal auf Ladinisch. Fast jede Gemeinde hat ihr Blattl und die Verbreitung gedruckter Informationen ist effizient und flächendeckend, wie der Anteil der Südtiroler Zeitungsleser belegt: Mit 77 Prozent ist er höher als überall sonst in Italien – der italienische Durchschnitt liegt bei 52 Prozent.

Unter den italienischsprachigen Zeitungen ist der 1945 gegründete Alto Adige das Referenzmedium, der eine Auflage von rund 20.000 Exemplaren täglich erreicht (zusammen mit dem Trentino aus der südlichen Nachbarprovinz, mit dem er sich einen Teil der Inhalte und der Redaktion teilt). Auch für die Provinz Bozen gibt es, wie für viele andere Teile Italiens, eine lokale Ausgabe des Corriere della Sera: den Corriere dell’Alto Adige.

Die älteste, am besten verbreitete Tageszeitung ist die Dolomiten, die täglich in Druck- und Digitalversion rund 45.000 Exemplare verkauft. Sie stellt die meistgehörte journalistische Stimme deutscher Sprache, gefolgt von der Südtiroler

und erzielt einen jährlichen Umsatz von 90 Millionen Euro. Es gibt jedoch auch andere Verlage wie Edition Raetia, den Folio Verlag und Alpha Beta. Deren Produktion umfasst deutsch- und italienischsprachige Bücher von Südtiroler und nicht Südtiroler Autoren, Belletristik und Sachbücher, aber auch zahlreiche Kunstbände, touristische und Lifestyle-Publikationen, Wanderführer und Kochbücher. Die Aufmerksamkeit richtet sich überwiegend auf die Südtiroler Lebensrealität, doch der Blick reicht auch darüber hinaus. Katalogisierung in weiblicher Hand

Bücher aus Südtirol Der Marktführer im Südtiroler Verlagswesen ist der Athesia Verlag, der außer Büchern 20 periodische Presseerzeugnisse herausgibt, darunter neben der Tageszeitung Dolomiten verschiedene Wochen- und Monatszeitungen. Die Athesia-Gruppe unterhält an 26 Standorten verschiedene Unternehmen wie Buch- und Papierhandlungen, eine Druckerei oder Reisebüros

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Einen interessanten Ausblick auf neue Geschäftsfelder im Bereich der Kulturwirtschaft bietet die weibliche Genossenschaft Librilib(e)ri, die sich auf die Katalogisierung von Büchern spezialisiert hat: die Erschließung von Altbeständen als wichtiger Arbeitsschritt, der historisches Wissen und kulturelles Erbe erst zugänglich und nutzbar macht. Crowdfunding und


„Streetfunding“ Als Beispiele für junge Printmedien jenseits der etablierten Blätter lassen sich zwei sehr unterschiedliche Publikationen nennen. Eine ist 39NULL, ein elegantes zweisprachiges Hochglanzmagazin, das einmal im Jahr von einer Gruppe junger Südtiroler herausgegeben wird, die im Ausland leben. Hier wird von und über Südtirol erzählt, doch der Blick schweift darüber hinaus. Den Druck finanziert 39NULL über Crowdfunding und erprobt damit neue Wege der Finanzierung und Wirtschaftlichkeit. 6

Die zweite signifikante Publikation ist Zebra, Südtirols erste Straßenzeitung. Hier sind Produktion und Druck low budget, die journalistischen Beiträge gespendet, die Zeitung wird auf der Straße von Einwanderern und anderen bedürftigen Menschen vertrieben, die die Hälfte des Verkaufspreises für sich behalten. Dieses Modell des social business ist andernorts vielfach erprobt und seit 2014 auch in Südtirol zu Hause.

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Die Präsentation der Zeitschrift 39NULL ist für die Gäste eine Gelegenheit, die ersten druckfrischen Exemplare mit nach Hause zu nehmen. Lana (5) „Spieler im Dienste von Spielern“ lautet die Philosophie von ProGaming, einer jungen Firma, die Computerspiel-Events organisiert. Bozen (6)

Im Äther ...

… und im Netz

Eine direkte Konsequenz der multikulturellen und mehrsprachigen Realität Südtirols ist das besonders vielfältige und lebendige Rundfunkangebot: Jede Sprachgruppe hat sich ihr Sprachrohr geschaffen, das mit Rücksicht auf die jeweiligen Besonderheiten und Bedürfnisse Programm macht.

Neben Radio und Fernsehen ist in den letzten Jahren eine Reihe unabhängiger Onlinemedien entstanden, die versuchen, der heutigen Vielfalt Südtirols Rechnung zu tragen, indem sie sich nicht für eine Sprache entscheiden, sondern sich des Deutschen und des Italienischen gleichermaßen bedienen – je nachdem, wer schreibt. Salto.bz und franzmagazine.com sind zwei Beispiele für solche Unternehmen in Genossenschaftsform, die die lokale Medienlandschaft bereichern.

In Bozen produziert und sendet das lokale Studio der italienischen öffentlichen Rundfunkanstalt RAI von seinem Sitz am Mazziniplatz aus Informationsund Unterhaltungsprogramme im Radio und im Fernsehen: Rai Südtirol auf Deutsch und Ladinisch, Rai Alto Adige auf Italienisch. Auch der österreichische Rundfunk ORF verfügt über eine Lokalredaktion, die in Bozen die tägliche Nachrichtensendung Südtirol Heute produziert. Darüber hinaus gibt es einige private Fernsehsender wie Video33, der bereits am längsten besteht, und SDF, beide von Rosengarten Broadcast Media produziert.

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Salto.bz ist ein Nachrichtenportal, das auf seinen Seiten verschiedenen Stimmen Raum gibt: einerseits redaktionellen Artikeln, hinter denen gewissenhafte journalistische Arbeit steht, andererseits einer Community, die frei und unzensiert Inhalte und Meinungen beiträgt. Franzmagazine.com hingegen konzentriert sich auf zeitgenössische Kultur in Südtirol, im


Trentino und im österreichischen Bundesland Tirol und verfolgt dabei eine wirtschaftliche Mehrfachstrategie: Die Genossenschaft franzlab ist Herausgeberin des Magazins, aber auch Organisatorin von Events und Kreativagentur. Die Mission von franz ist die Abbildung und Anregung der lokalen Kulturszene mithilfe zeitgenössischer Formen und Mittel. Nicht nur Spaß: Computerspiele Damit sich ein Wirtschaftssektor entwickelt, muss eine Nachfrage vorhanden sein, auf die mit Projekten, Unternehmen und Produkten reagiert werden kann. Der produktive Sektor, der die Entwicklung von Softwarelösungen, Computerspielen und anderen digitalen Diensten vereint, ist weltweit in rasantem Wachstum begriffen. Südtirol, das sich als zunehmend innovativer Standort positionieren will, sucht sich seinen Platz auf diesem vielversprechenden Markt.

Auch dank der Tätigkeit des TIS innovation park – einem Zentrum für Innovation, Kooperation und Technologietransfer für die Südtiroler Unternehmen – ist das Interesse an neuen Technologien und neuen informatischen Lösungen in den letzten Jahren stark gestiegen, sodass die Bedingungen für die Entstehung lokaler Firmen in diesen neuen Wirtschaftsbereichen ideal sind. Ein Beispiel dafür ist ProGaming Italia, ein junges, expandierendes Bozner Unternehmen, das 2003 entstand und als Start-up vom Gründerzentrum innerhalb des TIS profitierte. ProGaming entwickelt und organisiert ComputerspielEvents und managt den italienischen Teil weltweiter Turniere wie der World Cyber Games. Entstanden aus der persönlichen Spielleidenschaft der jungen Gründer, ist ProGaming nun selbst zu einem der bekannten Akteure auf diesem Markt geworden.

Nicolò Degiorgis Rorhof, Bozen

„Rorhof ist der Name des Bauernhofs, in dem wir uns niedergelassen haben. Eine Realität der bäuerlichen Vergangenheit, die wir in ein international tätiges Kulturprojekt verwandeln.“ Rorhof ist eine Werkstatt, ein Labor, vor allem aber ein Verlag, der Fotografieprojekte umsetzt. Das 2014 von dem jungen und talentierten Bozner Fotografen Nicolò Degiorgis und einigen Mitarbeitern gegründete Studio Rorhof zählt bereits sechs Veröffentlichungen – vier von Degiorgis selbst, zwei von anderen Fotografen –, die in den besten Bookshops der Welt wie dem des New Yorker MOMA erhältlich sind. Dazu kommen renommierte Preise und zahlreiche Teilnahmen an Fotofestivals und -messen. Der Veröffentlichung im Eigenverlag kommt in der Fotografie immer größere Bedeutung zu. In diesem Bewusstsein und mit einem klaren Blick auf die aktuelle Entwicklung des Kunst- und Fotobuchmarkts richtet sich Rorhof direkt an ein internationales Publikum, arbeitet und produziert aber nach wie vor in Südtirol, wo das junge Unternehmen auf ein dichtes Netz aus Kontakten und Kooperationen, aber auch auf das nötige technische Know-how zurückgreifen kann.

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Kreativwirtschaft

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Es mag die Schönheit der Gipfel sein, die das Land umgeben, oder der ausgeprägte Sinn für Details, der den Menschen der Berge angeboren ist, die in Südtirol kreative Leistungen auf allerhöchstem Niveau entstehen lassen, in der Architektur ebenso wie in Handwerk und Design. Vom kleinsten Alltagsgegenstand, hergestellt vom Handwerker aus dem Dorf oder dem angesagten Designer, bis zum Bau großer Infrastrukturen: Hier vermischen sich Tradition und profunde Kenntnis der lokalen

Umwelt und ihrer Ressourcen mit einem ausgeprägten Sinn für zeitgemäße Innovation, ästhetisch ebenso wie technisch. Dank dieser wirkungsvollen Kombination kann Südtirol heute international herausragende Persönlichkeiten und Büros vorweisen, die nicht nur im eigenen Land, sondern auch an vielen anderen Orten der Welt Gebäude, Designobjekte oder Werbekampagnen gestalten und damit Südtiroler Kunst und Können exportieren.

In seinen luftigen Räumen oberhalb von Bozen präsentiert der Designer Georg Mühlmann seine vor allem aus Holz gestalteten Objekte. Jenesien (1) Das Zweifamilienhaus „Am Steinbruch“ von Studio noa* ist inspiriert von der traditionellen Bauweise alpiner Bauernhäuser: unten aus Stein, oben aus Holz. Ritten (2)

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2

Architektur

Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz.

Energie und Kreativität Das Mitgliederverzeichnis der Südtiroler Architektenkammer zählt rund 1.300 Architekten. Gemessen an der Bevölkerungszahl des Landes verdeutlicht diese Zahl die wirtschaftliche Bedeutung dieses extrem lebendigen Berufszweigs in Südtirol. Diese Lebendigkeit beruht auch auf den bedeutenden öffentlichen Investitionen in Bauwerke und Infrastruktur, die bewirkt haben, dass die Provinz heute in ihrer architektonischen Entwicklung Maßstäbe setzt. Besonderes Augenmerk gilt bei der Planung – im Dorf ebenso wie in der Stadt – dem Ensembleschutz, neuen Einsatzmöglichkeiten für traditionelle Materialien und den Prinzipien der

Es ist kein Zufall, dass gerade in Südtirol die KlimaHaus-Zertifizierung entwickelt wurde, ein Gebäudestandard, der die Energieeffizienz von Neubauten und den hohen Komfort für ihre Bewohner gewährleistet. Die von der KlimaHaus Agentur in Bozen durchgeführte Zertifizierung ist längst weltweit anerkannt; allein in Italien gibt es mittlerweile mehr als 6.000 zertifizierte Klimahäuser. Auch bei privaten Wohnhäusern und Geschäftsbauten – von der Industriehalle bis zur Weinkellerei – hat sich die ästhetische und technische Innovationsfreude der einheimischen Architekten auf eine Weise durchgesetzt, die das Gesicht der Land-

schaft nachhaltig verändert hat: zukunftsweisend, aber im Einklang mit der Natur und dem Südtiroler Umfeld. Kein Wunder, dass die interessantesten Namen der lokalen Szene weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt sind, angefangen bei dem in Bozen geborenen Architekten und Designer Matteo Thun bis hin zu bergmeisterwolf und MoDus Architects aus Brixen oder dem Vinschgauer Werner Tscholl, der Burgen, Klöster und Ruinen zeitgemäß umbaut. Zur aufstrebenden Generation der „jungen Wilden“ gehören etwa noa* aus Bozen, ein Netzwerk, das die Architektur als interdisziplinäre Übung begreift, und der talentierte Peter Pichler, der nach Südtirol zurückgekehrt ist, nachdem er unter anderem für Zaha Hadid arbeitete.

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Ideen bauen Architektur steht in Südtirol nicht nur für Gebautes. Große Bedeutung wird auch den kulturellen Folgen dieser Form der Kreativität zugemessen, die sich so massiv auf die Landschaft und die darin lebenden Menschen auswirkt. In diesem Sinne fördert die Architekturstiftung Südtirol seit ihrer Gründung 2004 die Qualität der lokalen Architektur und tritt für eine nachhaltige Entwicklung der urbanen und ländlichen Gebiete ein, indem sie Veranstaltungen und Begegnungen organisiert und die Zeitschrift Turris Babel herausgibt, die das Beste der Südtiroler Architektur vorstellt.


Handwerk und Design Aus Holz wird Design Lange vor der Zeit des Internets, sogar lange vor dem Bau der Straßen, die heute die entlegensten Bergdörfer miteinander verbinden, waren die Südtiroler Bauern autark, und das nicht nur im Hinblick auf den Lebensunterhalt: Sie produzierten auch alle Gegenstände, die sie zum täglichen Leben benötigten, selbst. Daher rührt die tiefe Verbundenheit mit alten Handwerkstraditionen, die heute noch im gekonnten Einsatz heimischer Materialien wie Holz, Marmor oder Leder und in alten Bearbeitungstechniken fortleben.

Ulla Hell Plasma Studio, Sexten

„Lokale Materialien in neuen und ungewohnten Zusammenstellungen einsetzen; einen Dialog herstellen zwischen einem Ort, seiner Landschaft und der bestehenden Infrastruktur; Räume erfinden, die zu Erfahrungen werden. Das ist unsere Philosophie.“ Drei Firmensitze – London, Peking und Sexten im Hochpustertal –, vier junge Partner und Skype im Dauereinsatz, um von der einen zur anderen Seite des Planeten zu kommunizieren. Plasma Studio ist ein innovatives Architekturbüro mit internationalem Anspruch, das mit Entwürfen von sich reden machte, die immer im Dialog mit dem Umfeld und der Landschaft stehen. Ulla Hell ist die Seele des Südtiroler Teils des Studios, dessen Name auf den griechischen Begriff plasma verweist, der Form, Vorstellung oder Fiktion bedeutet. Die vier Partner haben von Südtirol bis China zahlreiche Bauten in der ganzen Welt umgesetzt, vom Wohnhaus bis zum öffentlichen Großprojekt, von denen jeder einzelne einen unverwechselbaren Charakter erhielt. Der Reiz der Architektur liegt für Ulla Hell nicht in der Wiederholung erprobter Muster, sondern im Zusammenwirken von global und lokal, Poesie und Pragmatismus, Technik und Menschlichkeit.

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Aus dieser althergebrachten Handwerkskunst haben sich handwerkliche und künstlerische Spitzenleistungen entwickelt, die Südtirol weltweit bekannt machen: etwa die des Bildhauers Aron Demetz, der es mit seinen anthropomorphen Holzfiguren bis zur Biennale von Venedig gebracht hat. Doch auch die Produktion funktionaler Gegenstände blieb nicht in der Tradition stecken: Auch dank der Impulse durch die Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen verzeichnet Südtirol heute eine bedeutende Zahl talentierter Designer. Da sind einerseits jene, die das lokale Können in die Welt tragen. Einer davon ist Martino Gamper, der das Holz in den Tischlereien von Meran, seiner Heimatstadt, kennen und bearbeiten lernte und heute als einer der innovativsten und einflussreichsten Designer der Welt gilt. Gamper hat seine stilistische Handschrift in der Verwendung nicht mehr benötigter Gegenstände gefunden; er baut Möbel, Stühle und Objekte verschiedenster Art


3

auseinander und neu wieder zusammen. Er lebt mittlerweile in London und zählt renommierte Auftraggeber wie das Label Prada, für das er einige Schaufenster gestaltete, oder die bekannte Serpentine Gallery in London, für die er die erfolgreiche Ausstellung „Design is a state of mind“ kuratierte, die auch im Museion in Bozen gezeigt wurde. Harry Thaler ist ein weiterer in Meran gebürtiger Designer, der heute ebenfalls in London lebt; er eroberte nach einer Goldschmiedelehre und dem Studium an der Universität Bozen und dem Royal College of Art in London die internationale Szene. Der jüngste Preis, der

ihm verliehen wurde, ist der Monocle Global Retail Award 2014, den ihm das britische Magazin für ein Südtiroler Projekt zuerkannte: für das Shopdesign von Pur Südtirol, einer kleinen Kette alternativer „Supermärkte“, die neben lokal produzierten Lebensmitteln zeitgenössische Designobjekte aus traditionellen Materialien anbieten. Auch die von Thaler gestaltete Einrichtung der Shops konnte also nicht anders als aus heimischen Rohmaterialien hergestellt sein: aus Holz, Stein und Filz.

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Die Sozialgenossenschaft Akrat beschäftigt in Holzwerkstatt und Schneiderei benachteiligte Arbeitnehmer und verbessert so deren Stand in der Gesellschaft. Bozen (3) Die Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen hat zehn Werkstätten, in denen die Studenten Prototypen entwickeln oder Foto-,Video- und Siebdruckprojekte verwirklichen können. Bozen (4)

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Aus der Stube ins MOMA Neben den „ausgewanderten“ Talenten gibt es auch solche, die bleiben, vielleicht gerade, indem sie ihr altes Handwerk für das junge Jahrtausend neu erfinden. Dazu gehört etwa die Tischlerei Plank in Auer. Der Familienbetrieb, der ursprünglich Holzstühle für traditionelle Stuben herstellte, hat in den letzten Jahrzehnten entschlossen in zeitgenössische Gestaltung, Entwicklung und Innovation investiert. In Zusammenarbeit mit Stardesignern wie Konstantin Grcic, der

für Plank die Stühle Miura und Myto aus Hightech-Materialien entwarf, produziert die Tischlerei – die heute rund 15 Mitarbeiter zählt, drei Millionen Euro umsetzt und 90 Prozent ihrer Produktion in 48 Länder exportiert – Stühle, die sich zu globalen Ikonen des Designs entwickelt haben und im New Yorker MOMA ausgestellt sind. Unterrichtsfächer: Glas und Marmor Traditionelle Handwerkstechniken zu pflegen und an die junge Generation weiterzugeben, sie zu erhalten und mit neuer Kreativität zu erfüllen. Das ist die

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Aufgabe der vielen Handwerksschulen in Südtirol, von der Kunstschule St. Ulrich, an der einige der talentiertesten einheimischen Holzbildhauer ihr Handwerk gelernt haben, über das Bozner Fachzentrum Vetroricerca Glas&Modern, das Ausbildungskurse sowie Produkte im Bereich Glaskunst anbietet, bis hin zur Fachschule für Steinbearbeitung in Laas im Vinschgau. Hier wird seit mehr als 100 Jahren das „weiße Gold“ abgebaut, das Architekten und Künstler – auch dank der professionellen Arbeit der hier ausgebildeten Steinmetze – mit nie enden wollenden künstlerischen Ideen inspiriert. Ein Beispiel dafür ist der Neubau des Bahnhofs am Ground Zero, für den das Unternehmen Lasa Marmo aktuell 32.000 m² Marmor nach New York liefert.


Werbung und Grafikdesign Es fehlt in Südtirol nicht an Agenturen für Kommunikation, Werbung, Grafik und strategisches Marketing, die sich über das ganze Land verteilen. Das eindeutige Zentrum dieser Szene ist allerdings Bozen; hier finden sich auch größere Agenturen wie blauhaus, gruppegut, Life Circus, DOC oder hmc, von denen einige mehr als 20 Mitarbeiter zählen. Die Branche erfreut sich bester Gesundheit, auch dank der vielen großen Unternehmen im Land – Loacker, Thun, Pircher, um nur einige von internationalem Ruf zu nennen –, die Kommunikation und Marketing lokalen Agenturen anvertrauen.

Thomas Kronbichler & Martin Kerschbaumer Studio Mut, Bozen

„Wir sind ein Studio für Grafikdesign, kein Grafikstudio. Uns interessiert der Prozess, das Design, das hinter einem Grafikprojekt steht. Wir arbeiten vor allem am Konzept, anschließend folgt ein ästhetischer und kreativer Prozess, der zum Endergebnis führt.“

Auch hier leistet die Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen ihren Beitrag: Sie bildet Fachleute für Grafik und visuelle Kommunikation aus, die in Südtirol interessante Entfaltungsmöglichkeiten vorfinden und deshalb nach ihrem Abschluss oft hier bleiben. Andere kehren nach einigen Jahren Erfahrung im Ausland zurück, um ihr eigenes Büro aufzumachen oder in einer der vielen lokalen Agenturen anzuheuern.

In den Werkstätten der Fachschule für Steinbearbeitung in Laas üben die Schüler den Umgang mit einem der edelsten Steine, dem Marmor. Laas (5) Die Firma 3DW entwickelt und produziert mit modernster Technik Holzobjekte für Künstler, Designer, Architekten und internationale Markenhersteller. Hier die Bearbeitung eines traditionellen Holzengels. Lajen (6)

Thomas Kronbichler (29, aus Bozen) und Martin Kerschbaumer (27, aus Brixen) lernten sich beim Studium an der Fakultät für Design und Künste der Uni Bozen kennen. Beide arbeiteten nach ihrem Abschluss, zu verschiedenen Zeiten, für die Berliner Agentur Fons Hickmann m23 und lernten dort ihr Handwerk. Dann die Rückkehr nach Südtirol, die erste selbstständige Tätigkeit, schließlich 2014 die Entscheidung, gemeinsam das Studio Mut zu gründen. Südtiroler und nicht Südtiroler Kulturträger, Weinkellereien, Museen, Universitäten sind die Kunden des Studios, dem dank seiner konstanten Recherche konzeptionell und visuell starke Entwürfe gelingen. Und zwar so gut, dass das Studio bereits international preisgekrönt ist (z. B. 100 Beste Plakate Deutschland, Österreich, Schweiz 2013) und Projekte mit wichtigen Institutionen der Kunst- und Kulturszene und des Grafikdesigns realisiert, etwa dem Museion, dem art work space Centrale Fies im Trentino oder der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin.

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Mode Von öko bis chic

Alex Terzariol MM Design, Bozen

„Unsere Arbeit besteht darin, Bilder in die Zukunft zu projizieren. Bilder eines neuen Produkts, eines Objekts oder einer Funktion. Wir müssen verblüffen, indem wir immer neue Lösungen finden, denn nur so entsteht wirkliche Innovation.“ Alex Terzariol ist der Kopf von MM Design. Das international renommierte Studio für Industriedesign in Bozen gestaltet Gegenstände – von Kaffeemaschinen über Skischuhe bis zur Krankenhausausstattung –, die Kreativität mit hoher Ingenieurskunst vereinen. Insbesondere beschäftigt sich MM Design aber mit Strategic Design Consultancy, einer aktuellen Denkart des Designs, die sich nicht darauf beschränkt, Objekte zu entwerfen, sondern auch und vor allem Markt- und Zielgruppenforschung betreibt, um ein technisch innovatives Produkt aus neuen Materialien und mit neuen Funktionsweisen zu entwickeln. So hat MM Design in Zusammenarbeit mit den wichtigsten Marktführern herausragende Ergebnisse erzielt und renommierte Preise gewonnen, wie etwa mehrfache Erwähnungen im ADI Design Index, den Red Dot Award und den Compasso D’Oro – eine der begehrtesten Auszeichnungen in der Welt des Designs, die das Studio für die Gestaltung des Alpinskischuhs Masterlite erhielt.

Bozen ist nicht Mailand, und doch mangelt es der Südtiroler Modeszene – vielleicht aufgrund der historischen Kunsthandwerks- und Textiltradition – nicht an Kreativität und wirtschaftlichem Potenzial. Einige lokale Designer haben sich bereits international einen Namen gemacht: etwa Zilla, das Label der Boznerin Sylvia Pichler mit Taschen aus Industriematerialien, oder die Hüte und Schuhe von Reinhard Plank, einem visionären Handwerker, dessen Kreationen es bis auf den Kopf von Brad Pitt geschafft haben. Oder auch Dimitri, der mit einem kleinen Schneideratelier in Meran begann und in wenigen Jahren die renommierte Mercedes Benz Fashion Week Berlin und andere wichtige Termine der Modewelt eroberte. Seine Kol-

Der Modeschöpfer Dimitri Panagiotopoulos mit seinem Team bei der Arbeit an der neuen Kollektion. Meran (7)

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lektionen werden von der Kritik und internationalen Medien geschätzt und von den Stars geliebt, die so die Bekanntheit und den internationalen Erfolg dieses Südtiroler Labels fördern.

von 30 bis 100 Prozent), hat mittlerweile zehn Mitarbeiter und ist in 300 Läden in Europa und zwei in Japan vertreten.

Darüber hinaus tummeln sich in der lokalen Modeszene einige junge und dynamische Start-ups, die ihre innovativen Produkte von Südtirol aus in die Welt entlassen, wie die bunten Socken von Wams, die Mützen für den zeitgemäßen Radfahrer von Superleggero, die ökologische Kinderkleidung von Cora happywear und die Brillen und Taschen aus Holz – dem Südtiroler Material par excellence – von WooDone und Embawo. Nicht zu vergessen die ökologischen Bambus-T-Shirts von Re-bello: Das Unternehmen, 2012 gegründet und als Start-up vom TIS innovation park gefördert, setzte 2014 bereits 800.000 Euro um (mit jährlichen Wachstumsraten

Diese jungen und innovationsfreudigen Unternehmen beschränken sich nicht auf Produktion und Vertrieb, sondern schaffen sich mit neuen Marketingformen und Social Media eigene Netzwerke. Ein Beispiel dafür sind die bereits genannten Labels Re-bello, Wams und Cora happywear: Sie betreiben zusammen mit anderen Unternehmen den Coworking Space Vitamin im Gewerbegebiet von Leifers, in der Nähe von Bozen. Erklärtes Ziel ist es, nicht nur Räume und Arbeitsgerät zu teilen, sondern auch das Know-how der einzelnen Firmen in ihrem jeweiligen Kompetenzbereich, um mit der Zeit eine lebendige Gemeinschaft zu bilden und das indivi-

duelle genauso wie das kollektive Wachstum zu fördern. Ein Fashion Hub aus Südtiroler Hand

Modisches Coworking Zu erwähnen bleibt schließlich die internationale Karriere des Südtirolers Stefan Siegel, der 2008 Not Just a Label gründete, eines der einflussreichsten Webportale der Modeszene. Mehr als 18.000 Designer aus 100 Ländern hat NJAL entdeckt, bekannt gemacht und so in ihrer Arbeit gefördert. Von zentraler Bedeutung ist dabei der Onlineshop, der den Pionieren und Innovatoren unter den Designern nicht nur eine Verkaufsplattform, sondern auch ein engmaschiges Netz an Kontakten sowie Marketinginstrumente und Präsentationsmöglichkeiten bietet. Heute ist NJAL eine Institution, die Ideen und Wirtschaft bewegt wie wenige andere.

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NOI Techpark

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Mit seiner starken Berufung zur Innovation ist Südtirol einer der wirtschaftlich interessantesten Standorte Europas. Bedeutende öffentliche und private Ressourcen wurden in den letzten Jahrzehnten dafür eingesetzt, dass das Land heute über eine blühende Wirtschaft verfügt, vor allem im Technologiebereich. Besondere Schwerpunkte liegen auf den alpinen Technologien, der Automation, der Lebensmitteltechnologie und der Umwelttechnik (erneuerbare Energien und Energieeffizienz).

Genau diesen Entwicklungsschwerpunkten wird der NOI Techpark Südtirol/Alto Adige gewidmet sein, der Ende 2017 eröffnet wird und als Impulsgeber und Innovationsmotor für Wirtschaft und Forschung dienen soll. Um Know-how und Kompetenzen zu erweitern und Innovation zu generieren, werden Südtiroler Unternehmen im Technologiepark eng mit den öffentlichen Forschungs- und Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten: Freie Universität Bozen, Europäische Akademie Bozen (EURAC), Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg, Fraunhofer Innovation Engineering Center (IEC), KlimaHaus Agentur und Institut für Innovative Technologien (IIT).

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Der Name NOI steht für Nature of Innovation und damit für die Positionierung des Technologieparks, der derzeit im Gewerbegebiet Bozen Süd entsteht. Die Entwürfe der Wettbewerbsgewinner aus dem Jahr 2007, Chapman Taylor aus Mailand und CL&AA Claudio Lucchin & architetti associati aus Bozen, sehen die Sanierung der wertvollen historischen Gebäude des Areals vor: Die ehemaligen Transformatorenhäuser der Aluminiumwerke Montecatini wurden 1935–1940 im Bauhausstil errichtet und sind heute denkmalgeschützt. Dazwischen entstehen Neubauten wie der Black Monolith, der eine architektonische Brücke zu den Altbauten schlägt.

lebendigen Austausch der Forschung mit der Wirtschaftswelt fördern – also mit den Unternehmen, die bereits jetzt beschlossen haben, sich an diesem Standort anzusiedeln. Im NOI Techpark werden sie – seien es kleine Familienbetriebe, internationale Unternehmen oder Start-ups – individuell auf ihrem Innovationskurs begleitet und in ein Netzwerk von Forschern und anderen Unternehmern eingebunden. Die so entstehenden Branchennetzwerke sowie die Infrastruktur, die reichlich Gelegenheit zur Begegnung und zur Zusammenarbeit bietet, sollen den Nährboden für eine Entwicklung bereiten, die ganz im Zeichen der Innovation steht.

Auch dank dieser funktionalen und effizienten Anlage soll der NOI Techpark ein strategisches Zentrum für das Wachstum und die wirtschaftliche Entwicklung der Provinz werden und den

2 Die Fassade der Transformatorenhalle der ehemaligen Aluminiumwerke Montecatini – die Produktionslinie Bozen 1 wurde 1936 errichtet – ist ein interessantes Beispiel rationalistischer Architektur. Bozen (1) Das ehemalige Alumix-Gebäude wurde 2008 für die europäische Biennale zeitgenössischer Kunst Manifesta 7 teilsaniert. Nun wird der Wasserturm, dekoriert vom Writer M-city, zum Symbol des NOI Techpark. Bozen (2)

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Business Location Südtirol – Alto Adige (BLS)

Netzwerke & Partner in Südtirol •  Bibliotheksverband Südtirol Der BVS ist eine Organisation, die die Interessen der Südtiroler Bibliotheken und Bibliothekare vertritt. Er fördert und unterstützt die Bibliotheksarbeit durch die Organisation von Projekten, die professionelle Katalogisierung von Medien, die EDV-Betreuung mit Bibliothekssoftware und ein Angebot von Kursen, Veranstaltungen und Studienreisen für die Aus- und Weiterbildung der Bibliothekare. p www.bvs.bz.it

beitsfelder Produktdesign und visuelle Kommunikation ausgerichtet. Theoretische und praktische Elemente des Studiums sind miteinander verknüpft und gewährleisten enge Beziehungen zur späteren Berufswirklichkeit im Produktions- und Dienstleistungsbereich. Ergänzt wird die Projektarbeit durch Vorlesungen und spezielle Fachkurse in den Werkstätten der Fakultät, wo auch das experimentelle Arbeiten gefördert wird. p www.unibz.it/de/design-art

•  Deutsches, italienisches und ladinisches Kulturressort Die deutsche, italienische und die ladinische Kulturabteilung der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol sind für die Förderung von Kunst und Kultur, Weiterbildung, Sprachenerwerb und Jugendarbeit zuständig, jeweils mit Rücksicht auf die Besonderheiten der jeweiligen Sprachgruppe. In der Abteilung Deutsche Kultur ist das Amt für Film und Medien angesiedelt, das sich um die Ausbildung der Filmschaffenden sowie um Archivierung und technische Unterstützung der audiovisuellen Produktion in Südtirol kümmert. p www.provinz.bz.it/ kulturabteilung p www.provincia.bz.it/cultura p www.provincia.bz.it/ ntendenza-ladina

•  Film Association of South Tyrol FAS Die FAS ist ein Verband zur Vertretung der Südtiroler Filmschaffenden. Ihr Ziel ist es, eine Anlaufstelle für die Filmschaffenden im Land zu sein und die Produktion von Filmen in Südtirol zu fördern und zu unterstützen. Die FAS versteht sich darüber hinaus als Multiplikator für lokal produzierte Filme in und außerhalb der Provinz. p www.fas-film.net

•  Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen Die Ausbildung an der Fakultät – wie alle Abteilungen der FUB dreisprachig – ist als interdisziplinär organisiertes Projektstudium auf die Ar-

•  Handelskammer Bozen Die autonome Körperschaft öffentlichen Rechts vertritt die Interessen der Wirtschaft, betreibt Wirtschaftsforschung und erbringt Förderleistungen und Dienstleistungen für Unternehmen vor Ort. Dazu zählen Bereiche wie Weiterbildung, Unternehmensgründung und -nachfolge, die Absatzförderung, der Innovationsservice und das Schiedsgericht. Darüber hinaus hat die Handelskammer Bozen behördliche Kompetenzen wie die Führung des Handelsregisters, die Registrierung von

Patenten und Marken oder die Ausstellung von Außenhandelsdokumenten. p www.handelskammer.bz.it •  Landesmuseen Die Südtiroler Landesmuseen sind neun Museen im Besitz der Provinz Bozen, die Archäologie, Naturwissenschaften, Bergbau, Volkskultur, Lokalgeschichte, ladinischer Kultur sowie Tourismusgeschichte gewidmet sind. Ziel der Landesmuseen ist es, ihren Besuchern die kulturelle Vielfalt und die Natur- und Kulturgeschichte Südtirols näherzubringen. p www.museen-suedtirol.it/de/ landesmuseen.asp •  Südtiroler Architektenkammer Die Kammer der Architekten, Raumplaner, Landschaftsplaner und Denkmalpfleger ist eine öffentlich rechtliche Körperschaft. Die Kammer erstellt und führt das Berufsverzeichnis der Architekten, schützt die Berufsbezeichnung und die Berufsgruppe, wacht über die korrekte Berufsausübung, unterstützt den Nationalrat der Architekten bei der Beratung des Gesetzgebers und kümmert sich um die berufliche Weiterbildung ihrer Mitglieder. p www.arch.bz.it

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•  Südtirols Standortagentur bietet Unternehmen aus dem In- und Ausland Beratung in allen Belangen, die den Standort betreffen, Unterstützung bei der Suche nach Gewerbeflächen und Immobilien und vernetzt sie mit Organisationen, Servicestrukturen und Wirtschaftsverbänden. Zudem hat BLS die Aufgabe, den Filmstandort Südtirol zu bewerben und weiterzuentwickeln. Die Filmförderung unterstützt und berät Filmproduktionen bei ihrer Arbeit und verwaltet den Südtiroler Filmförderfonds, der jährlich 5 Millionen Euro an Fördermitteln verwaltet. p www. bls.info


Impressum © Business Location Südtirol · Alto Adige Bozen 2015 Idee: Business Location Südtirol · Alto Adige Projektmanagement: Sara Valduga Design: Studio Lupo & Burtscher, CH Studio Fotografie: Ivo Corrà p www.ivocorra.com Zusätzliche Bilder: S. 10 (4) Tanz Bozen/Bolzano Danza S. 12 (1) Oliver Oppitz S. 14 (2) Roxy Film/Christian Hartmann S. 15 (3) Harald Kienzl/Kuadrat S. 17 (5) Alfred Tschager S. 21 (2) Gregor Khuen Belasi S. 22 (3) Maria Gapp S. 24 (5) Maria Gapp S. 27 (2) Alex Filz S. 34 (1) Alessandra Chemollo S. 35 (2) Alessandra Chemollo Titelbild: Fassade des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst Museion in Bozen Fotograf: Ivo Corrà Illustrationen (6, 13, 18–19): Philipp Putzer p www.farbfabrik.it Koordination, Lektorat, Korrektur: Ex Libris Genossenschaft p www.exlibris.bz.it Recherche und Redaktion: Anna Quinz Übersetzung: Michaela Heissenberger/Ex Libris Druck: Athesia – Ferrari Auer Printed in Italy


Business Location S眉dtirol 路 Alto Adige Dompassage 15 39100 Bozen T +39 0471 066 600 F +39 0471 062 852 www.bls.info service@bls.info



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