BIZZ September/Oktober

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LIEBE,TOD

& TEUFEL

Eine ganz besondere Begegnung mit Marianne Sägebrecht und Josef Brustmann

W

ir, Andrea Hailer und Henriette Matovina, haben uns auf den Weg zu einem Gespräch mit zwei Personen des öffentlichen Lebens gemacht. Getroffen haben wir zwei wertvolle Reisebegleiter, eine charismatische Seelengärtnerin und einen geradlinigen Poeten: Marianne Sägebrecht und Josef Brustmann. Die beiden laden gemeinsam mit Saxophonist Andy Arnold zu ihrer vertonten Lesung ein über das Sterben – einem wunderbaren Abend fürs Leben. Punkt. Aus. Wir sprachen mit den beiden über ihr Programm „Sterbelieder fürs Leben“, über Freundschaft, Gelassenheit, das Leben und vieles mehr. Eine ehrliche, warme Begegnung und für uns eine große Ehre.

>> Stichwörter: Liebe, Tod und Teufel Josef Brustmann: „Liebe, Tod und Teufel? Das sind extreme Fälle, weil der Teufel, der verweist ja auf den Herrgott eigentlich. Dann geht´s ein bisschen ins Religiöse, die Liebe verweist auf mein Alltagsleben und der Tod trifft beides.

ben, um zu sterben. Es gibt eine Wandlung, man steht wieder auf. „Der Engel am westlichen Fenster“ von Mayring ist ein tolles Buch.“

>>Wie ist die Zusammenarbeit mit Josef Brustmann? Marianne Sägebrecht: „Es ist erstmal eine absolute Sicherheit in der Freundschaft. Ein Mensch mit absolut klaren Worten, ohne Lügen. Was ist, wird klar ausgesprochen. Und dann, aber das haben wir ja beide füreinander, eine große Verehrung. Eine große Verehrung für das, was ihn ausmacht und umgekehrt fühle ich mich geborgen in dem, was ich mache. Wie ich es mache, weil ich es anders mache. Ich fühle mich vom Josef sehr schön gespiegelt. Wenn ich zum Beispiel lese, dann lese ich nicht wie üblich, wo alles in einen Ton abfällt, sondern ich lese Farben ein, Zorn, Wärme. Das ist das, was der Josef so gerne mag und das gibt mir eine wahnsinnige Kraft. Wir haben so viel Achtung voreinander und trotzdem hat jeder seinen Raum.“ Josef Brustmann: „Das war schon interessant, alleine wie unterschiedlich wir die Sterbelieder-Texte aufgenommen haben.“ Marianne Sägebrecht: „ Ja, das war unvergesslich.“

Marianne Sägebrecht: „Es ist eine Dreieinigkeit, die zusammengehört. Die Seele würde ich der Liebe zuordnen und die geistige Welt dem Tod, den Teufel der materiellen Welt. Die Versuchung. Ich glaube an ihn, an den Luzifer als solchen. Gleichzeitig heißt es ja, dass er Böses will und Gutes schafft. Der Luzibazi, ich gebe ihm einen Platz in meiner Welt. Es ist also nicht so, dass ich ihn negiere, aber ich lasse mich von ihm da nicht hineinlocken. Wir sind ihm natürlich alle immer wieder ausgeliefert, weil das Materielle ist sein Reich. Aus. Und ich würde mir wünschen, dass der Luzifer langsam wieder rauf darf und der Gabriel mal runtergeht. Für mich ist die Liebe das höchste Gut überhaupt, das Allumfassende. Man muss versuchen diese in die tantrische Ebene zu bekommen, wobei es das Körperliche braucht, die biologische Ebene verlangt nach Kindern, sie will weiterkommen. Das ist das, was ich anstrebe, auf meine Weise, die Menschenliebe. Ich glaube daran, dass bei der wirklichen großen Liebe, und diese ist ja vielschichtig, Luzifer weichen muss, das ist nicht mehr sein Terrain. Aber er ist müde. Der Tod ist für mich Wandlung, das sieht man stündlich in der Natur. Das immer wieder Aufstehen und Erblühen. Man muss nicht ster-

Josef Brustmann: „Da sind Texte von mir dabei, aber auch von Brentano, Rilke. Und Marianne hat dann auch noch eigene Lieblingsgedichte angefügt.“ Marianne Sägebrecht: „Ja, kleine. Josef hat die Texte gesammelt und das Ganze schon drei Jahre lang fertig gehabt.“ Josef Brustmann: „Beim Aufnehmen war es schon so, dass wir das Gefühl hatten, dass es gar nicht mehr um uns geht. Dass da eine Situation im Raum ist, etwas sehr Magisches. Ich denke, dass hängt mit der Einstellung zusammen, dass das Leben und der Tod nicht so endlich sind und das alles so ineinander verschwimmt.“

>> Was hast Du von Marianne gelernt? Gibt es etwas, was Du Dir von ihr abgeschaut hast, oder ist das ein gegenseitiges Lernen und Schätzen?


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