BIZZ September/Oktober

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familienzeit

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FAMILIEN EIT Z

ENTDECKEN. ERLEBEN. GENIESSEN.

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LUST AUF SCHULE

Das letzte Kindergartenjahr ist vorüber, der erste Schultag naht. Kindern wie Eltern steht ein Lebensabschnitt bevor, der neue Herausforderungen mit sich bringt. Während manche sich panisch in die Vorbereitungen stürzen und ihrem Nachwuchs noch schnell das ABC eintrichtern wollen, genießen andere die sonnigen Monate am Strand. Doch welche Vorbereitungen sind wirklich sinnvoll?

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ie ABC-Schützen drängeln sich bald in die Klassen, auf dem Rücken der neue Schulranzen und in der Hand die bunte Schultüte. Welcher Kindergartenfreund wird in dieselbe Klasse gehen? Ist die Lehrerin streng? Wo ist der neue Sitzplatz? Viele neue Eindrücke müssen die Kleinen verarbeiten, sich zurechtfinden an einem völlig neuen Ort. Eben aus diesem Grund gilt es mehr denn je für Eltern, Sicherheit zu geben, gewisse Vorbereitungen zu treffen und Entscheidungen zu fällen, ohne jedoch Druck auszuüben. Um das 5. Lebensjahr herum steht beim Kinderarzt die U9-Untersuchung an, bei der in erster Linie der bevorstehende Eintritt in die Schule berücksichtigt wird. Außerdem gibt es vor dem Besuch der ersten Klasse noch die Schuleingangsuntersuchung, zu der die Beratung der Eltern gehört. Wichtig ist hierbei, dass es keinen Sinn hat, das Kind auf bevorstehende Tests vorzubereiten. Nur auf diese Weise kann sich ein realistisches Bild statt einem Wunschbild abzeichnen.

Leider führt der Trend in den letzten Jahren zu einer frühzeitigen Einschulung, um dem Nachwuchs einen vermeintlichen Vorsprung in der Zukunft zu verschaffen. Aber macht das auch in jedem Fall Sinn? Eltern müssen sich darüber im Klaren sein, dass es nicht nur Vorteile mit sich bringt. Es gibt einen gewaltigen Unterschied zum Kindergarten, wo Kinder selbst Entscheidungen treffen dürfen mit wem und was sie spielen, wo sie sich aufhalten möchten. Für fünf- oder sechsjährige Kinder ist die geistige und soziale Herausforderung in der Schule immens groß: Zuhören, still sitzen, mitarbeiten und dabei ein Selbstbewusstsein im Klassenverband entwickeln. Ein Kind, das eine stabile Belastbarkeit hat und über ausreichend soziale Kompetenzen verfügt, wird sich in der Schule immer leichter tun als eines, dass ständig den Großen hinterher hecheln muss – sozial wie intellektuell. Das macht am Ende nicht Lust auf die Schule, sondern erhöht vielmehr den Frustfaktor, der leider oft bis zum Ende der Schulzeit seine Spuren hinterlässt.

Die größte Verantwortung für die optimale Einschulung liegt bei den Eltern. Statt den Nachwuchs mit unangemessenen Anforderungen, Erwartungen oder sogar Drohungen zu konfrontieren, sollte die Vorfreude auf die Schule an erster Stelle stehen. Erzählen Sie Ihrem Kind, was ihm an seinem großen Tag bevorsteht und verzichten Sie auf die Wiedergabe eigener, negativer Erfahrungen. Richten Sie gemeinsam einen ruhigen Platz für Hausaufgaben ein, an dem sich ihr Kind gerne aufhalten wird. Ein schöner Schreibtisch, eine bunte Pinnwand und Behälter für die Schreibutensilien bringen mehr Spaß am Lernen als der Küchentisch. Gehen Sie den Schulweg einige Male gemeinsam ab und machen Sie auf Gefahren im Straßenverkehr, aufmerksam. Auch die Beherrschung scheinbar alltäglicher Dinge wie selbstständiges Anziehen, Schulranzen einpacken, Lochen und Abheften geben Sicherheit. Rituale und feste Abläufe im Familienalltag, ebenso vorgelebte Ordnung und Pünktlichkeit helfen den Kindern, die neuen Anforderungen zu bewältigen. Und vergessen Sie bei all dem Praktischen nicht, Ihren Kindern Vertrauen und Zuversicht entgegenzubringen, eine Stütze zu sein. Der Ernst des Lebens hat wirklich noch ein paar Jahre Zeit.


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