BIORAMA #22

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Biorama Nº. 22

reiseführer

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Ich hoffe, dass wir unsere Leser dazu angespornt haben, auf nachhaltigere, respektvollere Art zu Reisen. Tony Wheeler

Viele Orte, die ihr empfohlen habt, waren bis dahin auch eher unberührt. Die Touristen brachten dann aber negative Auswirkungen für die Umwelt mit sich. Das stimmt, aber wir waren nur ein Teil der Veränderungen, die ohnehin stattgefunden hätten. Viele Regionen sind nun mal im Wandel. Nimm etwa Asien: Okay, die Reisetätigkeit hat stark zugenommen, aber alles andere hat sich auch verändert. Es gibt viel mehr Industrie, viel mehr Jobs – das Reisen ist nur ein Teil davon. Und auch wenn wir keine Reiseführer machen würden, würden die Leute trotzdem noch reisen. Ich hoffe aber, dass wir unsere Leser dazu angespornt haben, auf nachhaltigere, respektvollere Art zu reisen und das Land, in dem sie unterwegs sind, besser zu verstehen. Ist Nachhaltigkeit im Bereich Tourismus etwas, das die Menschen beschäftigt? In jedem Fall. Wir alle denken die ganze Zeit darüber nach, welche Auswirkungen die Dinge, die wir tun, haben. Es wird uns immer mehr bewusst, dass so ziemlich jeder Atemzug irgendeinen Einfluss auf die Umwelt hat. Beim Tourismus stellt sich diesbezüglich die Frage: Ist er alles in allem eine gute oder eine schlechte Sache? Und ich denke, er ist eine gute Sache. Klar, er verursacht Schaden, aber in vielerlei Hinsicht bringt er auch Positives mit sich. Lass uns am Ende des Interviews zu dir zurückkommen. Ich nehme an, du genießt es immer noch, zu reisen und gibst auch immer noch gerne Reisetipps? Ja, so sehr wie eh und je. Für den Rest meines Lebens werde ich nirgends mehr hinfahren können, ohne Notizen zu machen – das ist etwas, nach dem ich wirklich süchtig geworden bin.

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Verrätst du uns, welcher Ort auf der Welt dein liebster ist? Ich habe keinen dezidierten Lieblingsort, aber in Nepal bin ich wohl öfter gewesen als in sonst einem Land. Ich bin gerne zu Fuß unterwegs – man erlebt die Orte mit einer vernünftigeren Geschwindigkeit, als wenn man fährt oder fliegt –, und Nepal ist ein großartiges Land, um zu Fuß zu reisen. Auch in Burma bin ich ich viele Male gewesen – wegen der Schwierigkeiten, die uns das Land gebracht hat, ist mein Interesse daran wohl besonders ausgeprägt. Aber ich mag alle möglichen Arten des Reisens: Ich mag »zivilisierte« Erste-WeltTrips durch Europa und ich mag die ungewöhnlichen und wunderbaren Orte. Ich reise überall hin! Ein All-Inclusive-Resort kommt aber nicht in Frage, oder? Ich bin schon in einem gewesen! Wir waren vor ein paar Jahren in Kuba, und da das ein Land ist, in dem ein großer Teil des Tourismus aus Europa in All-InclusiveResorts stattfindet, dachten wir, wir sollten das mal ausprobieren. Und dein Resümee? Naja, jetzt, da ich es probiert habe, muss es nicht noch einmal sein.

Ihre Anteile an Lonely Planet haben Maureen und Tony Wheeler im Verlauf der letzten Jahre an BBC Worldwide, ein Tochterunternehmen der britischen Rundfunkanstalt, verkauft. Obwohl sie nicht mehr ins Tagesgeschäft des Verlags involviert sind, stehen sie ihm nach wie vor beratend und für öffentliche Auftritte zur Verfügung. Ihr Engagement gilt aktuell auch der von ihnen ins Leben gerufenen Stiftung Planet Wheeler, die Hilfsprojekte in Entwicklungsländern finanziert. — www.planetwheeler.org

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