BIORAMA #22

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enn der Herbst verblasst, überzieht der nahende Winter das Waldviertel mit vielen verschiedenen Braun- und Grauschattierungen. Nebel kriecht aus den Senken und Raureif keimt auf den Zweigen. Der erste Schnee war stets ein Fest: Als Kinder drängten wir dann hinaus in den Garten und begrüßten das nass-kalte Weiß, türmten es mit dampfendem Atem zu Figuren oder Burgen auf. In den Jahren darauf rief mich der Schnee in die Leere des winterlichen Kamptals hinaus. Immer wieder zog ich alleine meine Spur durch den abend-dämmrigen Schnee am Ufer des braunen Kampflusses. Rauch von Schornsteinen aromatisierte die Luft, wenn ich die Kleinstadt hinter mir ließ und in das Blaugrau des verschneiten Waldes vordrang.

Flussbett in farben Im Winter ist das Kamptal – das wenig Spektakuläres, dafür aber umso mehr ehrliche Landschaftsseele zu bieten hat – von besonderer Stimmigkeit. Es scheint so, als ob sich der eigentliche Bewohner, der Winter, während des restlichen Jahres nur in sumpfigen

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