SH Wirtschaft 2/2021

Page 1

CHF 8.–

JUNI 2021

Das Schaffhauser Wirtschaftsmagazin

KREATIVITÄT IM MARKETING

Strategien für mehr Aufmerksamkeit WOHNEN WIE INFLUENCER

WICHTIG FÜR DIAGNOSEN

PLUS

Mit Instagram-Stars sucht eine Immobilienfirma passende Mieter für die Stahlgiesserei

Die Stratec in Beringen fertigt Blutanalysegeräte an und gilt daher als systemrelevant

Wirtschaftsförderung Kanton Schaffhausen


2

P U B L I R E2 PORTAGE Objekt

5% 25% 50% 75% 95% 100%

Werden Sie zur Lieblingschefin oder zum Lieblingschef – Bis zu 20% mehr Altersrente für Ihre Angestellten Nachhaltige und leistungsfähige Lösungen in der 2. Säule sind gefragt. Dank teilautonomen PK-Lösungen erhalten KMU und ihre Mitarbeitenden langfristig eine deutlich bessere Verzinsung und haben damit die Aussicht auf eine höhere Rente im Alter. Eine umsichtige Anlagestrategie ermöglicht weiterhin eine hohe Sicherheit. Die 1. und 2. Säule sollen nach der Pensionierung ein Renteneinkommen von rund 60 % des letzten Einkommens garantieren und damit den gewohnten Lebensstandard sichern. Doch mit der gestiegenen Lebenserwartung, dem vorherrschenden Tiefzinsumfeld und den politischen Rahmenbedingungen wird es in der 2. Säule zunehmend schwieriger, diesen Wert zu erreichen. Während der Beitrag der AHV zum späteren Renteneinkommen bis dato weitgehend unverändert geblieben ist, steuert die 2. Säule immer weniger dazu bei, da sich die Verzinsung auf den Altersguthaben und der Umwandlungssatz im Überobligatorium stetig reduzieren. Diese Entwicklungen wirken sich je nach Versicherungsmodell unterschiedlich auf die Versicherten aus. Die AXA bietet deshalb seit Anfang 2019 anstelle der Vollversicherung nur noch teilautonome Pensionskassenlösungen an. Denn der «dritte Beitragszahler», also der Zins, kommt in teilautonomen Lösungen mit einer ausgewogenen Diversifikation der Anlagen viel stärker zum Tragen als in der Vollversicherung, deren Anlagemöglichkeiten durch ein enges, regulatorisches Korsett begrenzt sind. Höhere Verzinsung – höhere Rente Neben dem Umwandlungssatz ist für die Höhe der zukünftigen Altersrente vor allem die Verzinsung des Alterskapitals ausschlaggebend. Dabei macht es einen grossen Unterschied, ob das Altersguthaben mit 1 % wie dem BVG-Mindestzinssatz verzinst wird oder mit 2 %, wie es in der Teilautonomie möglich ist. Der Zinseszinseffekt führt in einem Arbeitsleben bis zur Pensionierung zu erheblich höheren Altersguthaben und -renten. Für die Mehrheit der in der Teilautonomie Versicherten besteht die Aussicht, dass die Altersrenten aus der 2. Säule bis zu 20 % höher ausfallen als bei gleichem Einkommen in der Vollversicherung. Das macht pro Monat mehrere Hundert Franken aus. Für die neuen teilautonomen Sammelstiftungen der AXA und ihre Versicherten hat sich der Wechsel schon im ersten Jahr nach der Transformation ausbezahlt: 2019 konnte die AXA rund 600 Millionen und 2020 rund 406 Millionen Franken mehr Zins ausschütten als mit der bisherigen Vollversicherung möglich gewesen wäre. Die Versicherten der grössten teilautonomen Sammelstiftungen der AXA profitierten dadurch von einer deutlich höheren Verzinsung: Ihre Altersguthaben wurden 2019 im Obligatorium mit 3,00 % und im Überobligatorium mit 3,75 % und 2020 mit 2,25 % im Obligatorium und 3,00 % im Überobligatorium verzinst. Langfristig geht die AXA von einer durchschnittlichen Verzinsung von 2 % aus. Solide finanzielle Ausstattung Die Sammelstiftungen der AXA verfügen zudem über sehr gute finanzielle und strukturelle Voraussetzungen, wie einen hohen Deckungsgrad und einen tiefen technischen Zins, adäquate Umwandlungssätze, eine gute Altersstruktur, einen sehr tiefen Rentneranteil und einen hohen Anteil an überobligatorischem Altersguthaben. Der Start der Sammelstiftungen in die Teilautonomie erfolgte 2019 ohne Rentenverpflichtungen. Durch diese Ausgangslage profitieren Sie auch in den Folgejahren, was auch die Umver-

Deutlich höhere Rente mit der richtigen 2. Säule Beispiele von monatlichen Renten bei 40 Jahren Erwerbstätigkeit Vollversicherung Stand 2021 Detailhandelsangestellte (Startlohn: CHF 50000 bei 100%-Pensum) CHF 65000 pro Jahr bei 100%-Pensum 60%-Pensum

Kaufm. Angestellter (Startlohn: CHF 60000) und späterer Teamleiter CHF 100 000 pro Jahr

BWL-Studentin (Startlohn: CHF 75000) und spätere Geschäftsführerin CHF 150 000 pro Jahr

teilung von den Versicherten zu den Altersrentnern massgeblich reduziert. Dank ihrer soliden finanziellen und strukturellen Ausgangslage können die Sammelstiftungen der AXA Marktschwankungen über die Zeit ausgleichen – Sie sind mit Zusatzreserven in der Höhe von 3 Milliarden Franken und einem hohen Deckungsgrad in die Teilautonomie gestartet und konnten 2019 ihre Schwankungsreserven weiter ausbauen. Die durchschnittlichen massgebenden Deckungsgrade lagen per Ende 2019 nach Verzinsung bei hohen 111 %. Ab einem Deckungsgrad von 100 % kann eine Vorsorgeeinrichtung sämtliche Verpflichtungen gegenüber den Versicherten wahrnehmen. Umsichtige Anlagestrategie Die AXA verfolgt eine risikobewusste und nachhaltige Anlagestrategie mit einer hohen Diversifikation, was hinsichtlich Performance und Deckungsgrad Stabilität gibt. Mit einem Aktienanteil von ca. 30 % sind die Anlagen der Sammelstiftungen der AXA eher defensiv aufgestellt. Kurzfristige Schwankungen an den Kapitalmärkten und insbesondere an den Aktienmärkten kommen in regelmässigen Abständen vor. Die berufliche Vorsorge ist jedoch ein auf Langfristigkeit ausgelegtes Geschäft, und dafür ist auch die Anlagestrategie ausgelegt. Aufgrund ihrer Versicherungswurzeln verfolgt die AXA seit jeher eine risikobewusste Anlagestrategie und hat bereits früh auf interessante Anlageklassen wie Schweizer Immobilien und Hypotheken, ausländische Immobilien, Unternehmenskredite oder Privataktienanlagen (Private Equity) gesetzt und entsprechende Expertise aufgebaut, um zugunsten der Kundinnen und Kunden attraktive und nachhaltige Investitionen zu tätigen. Dank der ausbalancierten Anlagestrategie und der umsichtigen Vermögensverwaltung bestand für die neuen teilautonomen Sammelstiftungen der AXA im bisherigen Verlauf der

AXA Teilautonom Stand 2021

+ 19,3%

CHF 658

(+ CHF 126/Mt)

CHF 785

+ 17,1%

CHF 2523

(+ CHF 432/Mt)

CHF 3790

(+ CHF 761/Mt)

CHF 2955

+ 20,1%

CHF 4551

Corona-Pandemie und der damit verbundenen Börsenschwankungen zu keinem Zeitpunkt die Gefahr, vorübergehend in Unterdeckung zu geraten. So liegt beispielsweise der massgebende Deckungsgrad der AXA Stiftung Berufliche Vorsorge in 2020 nach Verzinsung bei rund 111 % (nicht revidiert). Nachhaltige und leistungsfähige Lösungen für die 2. Säule Die AXA hat sich zum Ziel gesetzt, Firmen und ihren Angestellten nachhaltige und leistungsfähige Lösungen in der 2. Säule anzubieten. Langfristig haben die Versicherten deutlich bessere Aussichten auf eine hohe Altersrente, was die Attraktivität eines Unternehmens mit leistungsstarker Vorsorgelösung für (potenzielle) Arbeitnehmende steigert. Die guten Konditionen der Sammelstiftungen der AXA sprechen für sich: Nachdem sich bereits zum Zeitpunkt der Transformation neun von zehn bestehenden Kunden für den Wechsel in die Teilautonomie entschieden hatten, legten die Sammelstiftungen der AXA in den vergangenen zwei Jahren auch im Neugeschäft wieder deutlich zu. Per 2020 verdreifachte sich das Neugeschäft – ein historischer Höchstwert. Text und Bild/Grafik: AXA

AXA Generalagentur Vorsorge & Vermögen Marco Macri Walther-Bringolf-Platz 13 8201 Schaffhausen Telefon 052 635 44 88 schaffhausen.vorsorge@axa.ch AXA.ch/vorsorgeschaffhausen


I N H A LT

E D I T O R I A L

KREATIVITÄT IM MARKETING 04 Eine Influencer-Kampagne lockt Mieter in die Stahlgiesserei

Liebe Leserinnen und Leser

09 Zwei Ladenlokale, die in Schaffhausen aus dem Rahmen fallen

Social Media, Employer Branding oder Influencer – die fortschreitende Digitalisierung bringt nicht nur neue Schlagworte für die Marketing-Branche mit sich, sondern auch neue Wege, um Kunden zu erreichen. Dies macht sich auch die Schaffhauser Immobilienfirma IT3 Treuhand + Immobilien zunutze, um die Wohnungen in der Stahlgiesserei Schaffhausen zu vermarkten. Statt auf statische Kanäle wie Plakatwände setzt das Immobilienunternehmen auf die Reichweite der Influencer auf der Plattform Instagram. Andere Firmen vertrauen auf ContentMarketing, während Schweiz Tourismus mit Kurzvideos auf TikTok um die Gäste von morgen buhlt.

14 Digitales Marketing für Unternehmen 21 Firmennews Unilever baut Food-Competence-Center in Thayngen auf ES2030: Neue Ideen für Schaffhausen erarbeitet 23 Finanzen Das Haus, das seine Zinsen selbst bezahlt 23 IVS Innovationspreis Elf Finalisten für den Innovationspreis 25 ITS-News Neuer Geschäftsführer für das ITS 27 RSE-News StartHub lanciert Co-Working-Space auf dem Herrenacker 29 KGV-News Bock auf Schaffhausen 31 IVS-News Nachhaltigkeit kam lange vor dem neuen CO2 -Gesetz 33 IVS-Mitglieder SimplySmile Betz Wohn- & Bürodesign AG 34 Firmenporträt Warum die Firma Stratec vom Bund als systemrelevant eingestuft wird

Doch bedeutet die zunehmende Digitalisierung das Ende von klassischen Marketing-Kanälen wie etwa Flyern, Zeitungsinseraten oder Radio-Werbung? Nicht wenn es nach MarketingExperte Markus Rach geht. Solange wir in einer physischen Welt leben, werde es neben dem Online- auch stets das OfflineMarketing brauchen, ist er überzeugt. Wie das aussehen kann, zeigen die Beispiele zweier lokaler Unternehmen. Die Roost Augenoptik AG unweit des Bahnhofs Schaffhausen zieht mit ständig wechselnden, kreativen Schaufenstern die Blicke auf sich – und so die Kundschaft an. Mit einem Verkaufslokal im Schaffhauser Stadtzentrum schlägt die Thomas Bollinger GmbH ebenfalls einen neuen Weg ein – der das Unternehmen zurück zu seinen Wurzeln führt und die Kundenbindung stärkt. Doch neue Technologien werden die Marketing-Branche weiter beeinflussen und verändern – sei es mit digitalen Influencern oder neuen Algorithmen, die heute schon wissen, was wir morgen kaufen wollen.

Beat Rechsteiner

Christoph Schärrer

Leitung Verlag «Schaffhauser Nachrichten»

Delegierter für Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen

I M P R E S S U M ERSCHEIN T V IERTELJÄ HR LICH, 7. JA HRGA NG, AUSGA BE NR. 2, J UNI 2021  HER AUSGEBER «SH WIRTSCHAFT» MEIER + CIE AG SCH A FFH AUSEN, VOR DERGASSE 58, 8201 SCH A FFH AUSEN  REDAK TION DA NIEL A PA LUMBO GR AFIKKONZEPT UND PRODUK TION FR A NZISK A RÜ TSCHI  TITELBILD M A RTIN ROOST, MARTIN ROHNER UND PASCAL SCHW Y N, ROOST AUGENOPTIK AG; FOTO: MEL ANIE DUCHENE  HERAUSGEBER «NEWSLETTER» WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG K ANTON SCHAFFHAUSEN, FREIER PLATZ 10, 8200 SCHAFFHAUSEN  REDAKTION PASCAL SCHMIDLIN  GESTALTUNG UND PRODUKTION BBF COMMUNICATION + DESIGN; TRIX BRUNNER  VERLAG VERLAG «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», BEAT RECHSTEINER  ANZEIGENVERK AUF «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», TELEFON 052 633 32 77, E-ANZEIGEN@SHN.CH  ABONNEMENTE JÄHRLICH FR. 28.–, EINZELNUMMER FR. 8.–, TELEFON 052 633 33 66, ABOSERVICE@SHN.CH. DAS A BONNEMEN T IST IN DEN MITGLIEDER BEI­T R ÄGEN DES K A N TONA LEN GEW ER BEV ER BA NDES KGV UND DER INDUSTR IE- & W IRTSCH A F TS-V ER EINIGUNG I VS R EGION SCH A FFH AUSEN SOW IE IM A BONNEMEN T DER «SCH A FFH AUSER NACHR ICHTEN» EN TH A LTEN.  AUFL AGE 22 0 00 EXPL.  ISSN 2297-5276  DRUCK STA MM+CO, SCHLEITHEIM

3


4

K R E AT I V I TÄT I M M A R K E T I N G

Laura Razzino ist verantwortlich für die Influencer-Kampagne der Immobilienvermarkterin der Hochhäuser in der Stahlgiesserei: «Ein mit Menschen belebtes Bild wird länger angeschaut als Bilder einer leeren Wohnung.» BILD MELANIE DUCHENE


5

Influencer werben für Neubauwohnungen Die Immobilienfirma IT3 Treuhand + Immobilien hat über 300 Wohnungen mithilfe von zwei Influencern erfolgreich vermietet. Grössere Projekte mit einer langen Laufzeit eignen sich dabei besonders, denn auf den Sozialen Medien lassen die regionalen Botschafter Geschichten und Stimmungen bildhaft aufleben, wie das innovative Beispiel der Stahlgiesserei zeigt. TEX T DA NIEL A PA LUMBO BILDER Z VG


6

U

nverkennbar lächelt Michael Walter, der Mann mit den markanten Tattoos auf den Oberarmen, in die Kamera. Auf einem Bild kippt er entspannt Badeschaum in die Wanne, auf einem anderen schmökert er auf einem bequemen Sessel in seinem Buch, auf dem Kopf eine neckisch aufgesetzte Weihnachtsmütze. Das Model posierte für die Fotos, die auf Instagram und Facebook zu sehen sind, in einer möblierten Musterwohnung der Stahlgiesserei, als hätte er sich dort schon lange eingemietet.

nahm nach eingehender Prüfung den Deal an, ebenso Priscilla Schürch. Mit 30 000 Followern wies sie zwar eine weniger starke Anhängerschaft auf als der Schaffhauser, aber darunter waren potenzielle Mieter, die im Einzugsgebiet lebten, das bis in den Grossraum Zürich reicht. Die Juristin inszeniert sich unter dem Instagram-Account @thechicadvocate als eine moderne Frau, die Karriere und Familie, Mode und Reisen elegant unter einem Hut vereint. Ihr Stil gefiel der Immobilienvermarkterin. «Die Eleganz kontrastierte gut mit den groben, alten Elementen der denkmalgeschützten Stahlgiesserei», sagt Razzino.

Michael Walter ist ein Influencer, der seine SocialMedia-Kanäle gegen Bezahlung auch für die Reichweite anderer Unternehmen nutzt wie etwa die Schaff hauser Immobilienfirma IT3 Treuhand + Immobilien AG, die für die Vermarktung und Erstvermietung der acht Hochhäuser zuständig ist. In der Stahlgiesserei setzte er sich so in Szene, dass seine Follower sehen konnten, wie wohl er sich in diesem urbanen, modernen Ambiente fühlte. Ein Lebensstil, der eine neue, junge Mieterschaft in das ehemalige Industrie-Areal anziehen sollte, so die Überlegungen der Immobilienfirma.

Die beiden Inf luencer mussten sich ins rechte Licht rücken und die Stahlgiesserei regelmässig bewerben, allerdings war es ihnen freigestellt, wie sie die Botschaft inszenieren wollten. Accessoires aus ihrem Alltagsleben nahmen sie selbst mit. Razzino schildert die gewünschte Message: «Die Stahlgiesserei als ein belebter Ort, in dem man in einer Gemeinschaft lebt, sich gegen-

DER DEAL

Diese beschloss Anfang 2020, nebst herkömmlichen Vermarktungsmassnahmen wie Inseraten, Plakatwerbung und dem Internetauftritt, neue Wege zu beschreiten. Sie stellte eine in der Region aussergewöhnliche Influencer-Kampagne auf die Beine, um die Sichtbarkeit der über 300 Wohnungen auf dem Markt zu erhöhen. «Das Projekt war umfangreich, und wegen der langen Bauzeit gab es viel zu erzählen», sagt Laura Razzino, die diese Kampagne verantwortete. Ideale Bedingungen, um die Zielgruppe über eine längere Zeitspanne via Influencer auf den Sozialen Medien anzusprechen und Paare und Singles im Alter zwischen 20 und 40 Jahren für die 2,5- bis 3,5-Zimmer-Wohnungen zu gewinnen, die rund zwei Drittel der Mietobjekte ausmachten. «Denn ein mit Menschen belebtes Bild wirkt viel ansprechender und wird länger angeschaut als Bilder einer leeren Wohnung», sagt Razzino.

WERTVOLLE REICHWEITE Die Immobilienvermarkterin machte sich auf die Suche nach geeigneten Personen, die sich mit der Botschaft und dem definierten Lebensstil identifizieren konnten. Wichtig bei der Auswahl, so Razzino, sei die Authentizität. Botschafter oder Botschafterin und Botschaft müssen zueinander passen. Gesucht waren also zwei Influencer, die einen hippen Lebensstil verkörpern und sich in einem individuellen Wohnumfeld verwirklichen könnten. Die Wahl fiel auf Michael Walter, den Instagram-Star von Schaffhausen und die Luzernerin Priscilla Schürch. Michael Walter, auf Instagram bekannt unter dem Namen @Scooby75, ist mit einer Gefolgschaft von 106 000 auf dem digitalen Kanal in der Region unübertroffen. Drei Viertel davon sind Männer. Der 46-Jährige mit eigenem Kosmetikstudio in der Stadt

Mit ihrem hippen Stil passen die beiden Influencer Michael Walter und Priscilla Schürch mit ihrem Partner gut ins Stahlgiesserei-Ambiente: Inszenierte Wohnszenen für ihre Instagram-Follower.


K R E AT I V I TÄT

seitig hilft, mal ein Feierabendbier trinkt, aber andererseits sehr unabhängig und frei bleibt und seine vier Wände individuell gestalten kann.» Die ersten Bilder tauchten im Februar 2020 auf Instagram auf. Michael Walter liess sich von einem eigenen Fotografen in verschiedenen Outfits ablichten. Tendenziell casual, meist in Jeans und muskelbetontem T-Shirt, aber auch im Sportdress auf dem Balkon, im Bad, in der Küche. Die geposteten Texte hielt er kurz, im Stil von: «Fühlst du dich zu Hause auch so wohl und zufrieden?» Dann den Hinweis auf die zu vermietenden Wohnungen: «Schau sie dir mal an.» Priscilla Schürch trat regelmässig, einmal im Monat, als Mustermieterin auf, stets elegant, ob hochackig oder barfuss, mit Morgenrock auf dem Bett oder im Sommerkleid auf dem Balkon. Manchmal mit ihrem Partner, ebenfalls ein Influencer, dessen Markenzeichen der Anzug ist, der in einer Küchenszene selbst unter der Kochschürze hervorlugt. Das Paar nahm die Fotoausrüstung jeweils mit und drückte für die sorgfältig arrangierten Selfies auf den Selbstauslöser. Dazu postete Schürch Texte wie «Auf der Suche nach einem stylischen, neuen Zuhause?»

FEEDBACK POSITIV Die IT3 lieferte jeweils Inputs für ein neues Bild. Als die hundertste Wohnung vermietet wurde, als die ersten Blumen im 300 Meter langen Stadtgarten sprossen, aber auch die bevorstehenden Weihnachts- und Ostertage, die Homeoffice-Pflicht oder wenn neue Gewerbemieter ihr neues Geschäft eröffneten. All das wurde von den Influencern zum Anlass genommen, ein wohnliches Bild an ihre Followers zu richten. «Sie arbeiteten sehr selbstständig und zuverlässig», sagt Razzino. Alle sechs bis acht Wochen kam frisches Fotomaterial. Sobald es gepostet war, markierten die Influencer die Stahlgiesserei. Die für die Vermarktung zuständige Kommunikationsagentur Meier in Schaffhausen, eine Tochterfirma des Verlags, der dieses Magazin herausgibt, platzierte die Posts auf ihren Social-Media-Kanälen. Die Werbemassnahmen fruchteten. Innerhalb von wenigen Monaten waren die meisten Wohnungen vermietet. Wie gross der Einfluss der Influencer war, lässt sich allerdings, so Razzino, wie bei vielen Marketingmitteln nicht genau ermessen. Sie ist jedenfalls zufrieden mit der Kampagne, die 40 Posts generierte. «Alles lief sehr smooth – glatt. Wir erregten Aufmerksamkeit und erhielten positives Feedback.» Seit Anfang Jahr wirbt nur noch der Schaffhauser Michael Walter, das Engagement läuft Ende Juni aus, da praktisch alle Wohnungen vermietet wurden.

I M

M A R K E T I N G

Influencermarketing Markenbotschafter erzeugen Aufmerksamkeit und werben daher vermehrt auch auf Sozialen Medien, um die Bekanntheit einer Marke zu steigern. Während internationale Firmen wie GF oder IWC dabei Schauspieler, Sportlerinnen und andere bekannte Persönlichkeiten und lokale Botschafter als Brand Ambassadors für ihre Produkte gewinnen NANO-INFLUENCER können, setzen auch KMU 0 bis 1500 Follower immer häufiger Influencer ein. Schätzungen gehen in MICRO-INFLUENCER der Schweiz von einem 1500 bis 30 000 Follower jährlichen Wachstum von 20 Prozent aus. So sollen MACRO-INFLUENCER hierzulande laut der Agentur 30 000 bis 1 Mio. Follower Kingfluencers im 2019 etwa 35 Millionen Franken in das CELEBRITY-INFLUENCER Influencermarketing über 1 Mio. Follower geflossen sein. Aufwand einer Kampagne und die Reichweite eines Influencers bestimmen den Preis für einen Post auf Instagram & Co. Wer lediglich ein Produkt in die Kamera hält, muss weniger Zeit aufwenden als etwa eine Influencerin, die für ein Produkt ein Kochvideo dreht. Auch die Branche bestimmt den Preis. So sei der Luxus- und Schönheitsmarkt lukrativer als das Werben für Nischenprodukte. Grosse Influencer mit langfristigen Verträgen können laut Agenturen pro Post zwischen 3000 und 5000 Franken verdienen, Micro-Influencer zwischen 0 Franken bis zu 1000 Franken. Auch Influencer mit kleineren Gefolgschaften sind willkommen. So ermöglicht die Plattform Swissper, Nano-Influencern ab 300 Followern auf Instagram, Facebook, YouTube, TikTok, LinkedIn oder Pinterest für Produkte zu werben. Sie erhalten pro Post mindestens 25 Franken oder Produktmuster in diesem Wert. Da sie ihre Follower persönlich kennen, seien sie glaubwürdiger und engagierter, so Swissper. Laut einer aktuellen Befragung der Social-Media-Marketing-Agentur Xeit haben 43 Prozent der 1120 Studienteilnehmenden schon mal ein Produkt gekauft, weil es ein Influencer angepriesen hat. Bei der Generation Z gar 45 Prozent. Dabei folgen etwa 91 Prozent der unter 20-Jährigen einem Influencer. Im Altersdurchschnitt der Studienteilnehmenden etwas mehr als die Hälfte.

MIETER ERSETZEN INFLUENCER Weil die Wohnungen so gut weggingen, erübrigten sich auch andere Influencer-Massnahmen, die angedacht waren wie etwa Micro-Influencer-Events. Dabei kommen geladene Influencer, die es auf etwa 1000 Follower bringen und von denen es in der Region Schaff hausen einige gibt, für ein Entgelt zusammen. Miteinander können diese ebenfalls für eine gute Reichweite sorgen. Razzino hätte sich zum Beispiel vorstellen können, ein Fest auf einem Balkon oder ein Kochhappening in einer der Musterküchen zu veranstalten. «Mit einer Social-Media-Kampagne, ein Jahr lang zu werben, ist eine vergleichsweise günstige Alternative, beispielsweise gegen-

über einer Kampagne mit Plakaten, die nur zwei Wochen hängen», sagt Razzino. Mittlerweile sind fast alle 307 Wohnungen in den acht Hochhäusern vermietet, die Mieterschaft eingezogen. Die Zeit der Influencer ist indes noch nicht abgelaufen, denn das eigentliche Ziel der Kampagne war, dass andere Botschafter an die Stelle der bezahlten Influencer treten: die Menschen, die nun real in die Wohnungen eingezogen sind und Posts von ihrem Lebensstil auf Instagram stellen und das Wohnen in der Stahlgiesserei für künftige Mieter ganz umsonst attraktiv machen.

7


8

Objekt

8

5% 25% 50% 75% 95% 100%

Eine umfassende Beratung ist uns wichtig Albert Griesser, Leiter Firmenkunden

«Ihre Ziele und Bedürfnisse bilden die Basis unserer Beratung. Davon ausgehend empfehlen wir Ihnen die Lösungen, die am besten zu Ihnen und zu Ihrem Unternehmen passen.» Ich berate Sie gerne: +41 52 635 22 63

Ihre Anliegen sind bei uns am richtigen Ort. Mac-Support Aus Leidenschaft und mit Überzeugung

Webseiten & Grafik Professionelle grafische Umsetzung von Web & Print mac&web gmbh Säntisstrasse 13 . CH-8200 Schaffhausen Telefon +41 52 620 30 60 . info@mac-web.ch

Die neue S-Klasse. Cares for what matters. Jetzt entdecken

Emil Frey AG Kreuzgarage Schaffhausen

Schweizersbildstrasse 61, 8200 Schaffhausen, emilfrey.ch/kreuzgarage


K R E AT I V I TÄT

I M

M A R K E T I N G

IM ALLTAG PRÄSENZ MARKIERT Die beiden Schaffhauser Betriebe Roost Augenoptik und Thomas Bollinger Bauspenglerei – Sanitäre Anlagen setzen bei der Vermarktung ihrer Dienstleistungen zwar auf herkömmliches Offline-Marketing, sie tun dies allerdings auf kreative Weise und sorgen kantonsweit für Gesprächsstoff. TEX T V INCEN T FLUCK BILDER MEL A NIE DUCHENE

9


10

K R E AT I V I TÄT

I M

M A R K E T I N G

Brillen geschichten

W

er vom Schaffhauser Hauptbahnhof über die Schwertstrasse zum Fronwagplatz geht, kommt am Optikergeschäft Roost vorbei. Es ist nicht zu übersehen, denn seine Schaufenster locken mit originellen Dekorationen, die alle zwei Monate wechseln. Sie bilden das Kernstück der Marketingaktivitäten des fast 100-jährigen Traditionsunternehmens. «Ein Schaufenster ist ein offensichtliches Werbeinstrument, aber man nimmt es gar nicht als solches wahr», sagt Geschäftsleitungsmitglied Pascal Schwyn dazu. Dieser Devise folgt die Gestaltung der Fenster. In allen drei werden Geschichten erzählt, in denen Brillen nur als Nebendarsteller auftreten. Einmal im Herbst erinnerten ein Steinbock- und ein Damhirschkopf daran, dass «wilde Zeiten» herrschen, wie der Schriftzug auf dem Scheibenglas verriet. Die Brillen, die die beiden Tiere auf der Nase trugen, verliehen ihnen die Ausstrahlung eines Professors oder Lehrmeisters und liessen den Betrachter leise schmunzeln. Ein anderes Mal, im Frühsommer, wandelte sich das Schaufenster zum stahlblauen Himmel mit weissen Wolken. Auf dem Fensterglas klebte das Wort «Augenweide». Schwarz gefleckte weisse Würfel, auf denen ein paar Brillen präsentiert waren, stellten die Kühe dar, die diese himmlische Weide abgrasten. Schaufenstergestalterin Britta Hagen hat bei der Wahl der Themen freie Hand. «Auch wir wissen jeweils nicht im voraus, was sie als Nächstes plant», sagt Pascal Schwyn. Eines aber ist gewiss. Mit ihren Kreationen vermittelt die Schaffhauserin mit eigener Agentur in Zürich-Schlieren eine unterschwellige Botschaft: Ein Optikergeschäft, das so originelle Auslagen hat, erbringt auch aussergewöhnliche Dienstleistungen.

BOOKLETS ALS BEGLEITMASSNAHME Eng mit den Schaufenstern verknüpft sind die übrigen Marketingaktivitäten. So lässt das Optikerunternehmen regelmässig Booklets und andere

Brillen spielen in den Fensterauslagen eine Nebenrolle. Im Zentrum stehen zum Beispiel Aufnahmen von Schaffhauser Spitzensportlern, die sich auf ihr Ziel fokussieren.


11

den Events immer auch Leute anwesend, die bis anhin keinen Bezug zum Optikergeschäft hatten. «Auf diese Weise holen wir neue Kundengruppen in den Laden», sagt der Marketingverantwortliche. Dies ist nicht das Hauptziel, aber ein angenehmer Nebeneffekt.» Natürlich bietet sich auch die virtuelle Welt als Plattform an. So spiegeln sich die Schaufenstergeschichten immer auf der Homepage. Und über die Sozialen Netzwerke Facebook und Instagram werden sie ebenfalls verbreitet. «Pro Woche verfassen wird mindestens vier Beiträge», sagt Pascal Schwyn. Nach über 20 Jahren hat Britta Hagen für das Schaffhauser Optikergeschäft so viele Schaufenster gestaltet, dass man damit ein Buch füllen könnte. Genau das ist geschehen. In einem Band von beinahe 140 Seiten sind alle Dekorationen abgebildet, die sie seit 2013 geschaffen hat. Natürlich hat es dieser Rückblick auch in die jüngste Fensterauslage geschafft. Zum Thema «Fensterwelten» steht das Schaufenster nun selber im Schaufenster. Und für das September-Fenster ist das Publikum eingeladen, eigene Ideen einzureichen. Die besten werden dann in die Gestaltung einfliessen.

«Ein Schaufenster ist ein offensichtliches Werbeinstrument, aber man nimmt es gar nicht als solches wahr.» Pascal Schwyn, Marketingverantwortlicher Roost Augenoptik AG

Druckerzeugnisse herstellen, die im Laden aufliegen. Sie sind kunstvoll gestaltet, greifen das aktuelle Thema auf und vertiefen es. Als in den Jahren 2019 und 2020 die Fotos von Zwillingen und Drillingen auf Strassenplakaten, Buswerbung und natürlich auch in den Schaufenstern abgebildet wurden, erschien in einem Büchlein die Lebensgeschichte der Porträtierten. Die Texte für die Druckerzeugnisse schreibt Pascal Schwyn selbst. Nach seiner Optikerlehre bei Roost hat er an der Winterthurer Fachhochschule Kommunikation studiert und war danach eine Zeit lang bei den «Schaffhauser Nachrichten» als Sportjournalist tätig. Seit 2015 ist der 35-Jährige wieder in seinem Lehrbetrieb und ist ausser im Verkauf und in der Geschäftsleitung auch für das Marketing zuständig.

EVENTS BRINGEN NEUE KUNDSCHAFT Die Schaufensterthemen greift die Firma Roost in Form von Events auf. So fand dort zum Beispiel im Januar 2020 die Finissage der Fotoserie über Schaffhauser Lieblingsorte statt – mit gemeinsamem Anstossen und mit Versteigerung der Bilder. Der Erlös ging als Spende an die Schaffhauser Afghanistanhilfe. Bedingt durch das jeweilige Thema, sind bei

Schaufenster im Schaufenster: Alle Ausstellungsthemen seit 2013 sind in einem Buch widergegeben. Klassische Druckerzeugnisse sind Teil der Marketingstrategie.


12

T

Ein Ort zum Anfassen

homas Bollinger gibt, wie er selbst sagt, viel Geld für Marketing aus. Dabei setzt der Inhaber der gleichnamigen Sanitär-, Spengler-, Dachdecker- und Schreinerfirma bewusst auf herkömmliche Kanäle wie Messeauftritte, Zeitungen, Radio und Sponsoring. «Wir könnten Google-Werbung machen oder über Facebook gehen», sagt er. Einige Kundinnen und Kunden würden sicher darauf reagieren. Aber Ältere und solche, die mit den digitalen Hilfsmitteln nichts am Hut haben, bekämen davon nichts mit. «Sie wollen die Dinge anschauen und berühren können.» Für genau diese Kundengruppe hat Thomas Bollinger im Juni vor einem Jahr in der Schaffhauser Vorstadt einen «Erlebnisladen» eröffnet. Die Idee dazu kam ihm an einer Sitzung in einem Brainstorming. Trotz der Skepsis seiner Kaderleute setzte er sie um.

Mit dem Laden knüpft Bollinger an die Zeit an, als sein Unternehmen noch klein war und nur den Standort in Schleitheim hatte. Dort seien oft Leute in seine kleine Werkstatt gekommen, weil sie eine Kleinigkeit brauchten, etwa den Einsatz für einen Wasserhahnen oder die Dichtung für ein WC. Diese Möglichkeit bietet Bollinger nun auch der Schaffhauser Kundschaft an. Die gewünschten Kleinteile werden vom Laden aus per E-Mail bestellt und am nächsten Tag aus dem Firmenlager im Mühletal in die Altstadt geliefert. Bollinger ist sich bewusst, dass eine einzelne Dichtung für 1.50 Franken kein rentables Geschäft ist. «Aber wenn der Kunde eines Tages ein grösseres Anliegen hat, sagt er vielleicht: Die waren für das Kleine da, deshalb berücksichtige ich sie auch für das Grössere.»

LADEN ALS KONTAKTSTELLE Wichtig findet der Firmeninhaber seinen Laden für den unverbindlichen Erstkontakt. Er vergleicht ihn mit der Herbstmesse. Dort schlendern die Leute zwischen den Ständen hindurch, bleiben wegen einem Glas Wein oder einem Wettbewerb stehen und kommen ins Reden. Im Lauf des Gesprächs stellt sich heraus, dass bei ihnen zu Hause das eine oder andere zu erledigen wäre. Ziel des Ladens ist es also nicht, einen im Voraus bestimmten Produkteumsatz zu erzielen, sondern als Kontaktstelle zur Verfügung zu stehen. Der Laden ist zu den üblichen Geschäftszeiten geöffnet und wird in der Regel von einem Kadermitglied betreut. Den Chef trifft man meistens am Dienstagnachmittag und am Samstag dort an. Im Laden steht ein Schreibtisch mit Com-

Geschäftsführer Thomas Bollinger und Verkaufsberaterin Yvonne Nufer im Erlebnisladen in der Schaffhauser Altstadt. Beide tragen das Bollinger-rote Firmenhemd.


K R E AT I V I TÄT

I M

M A R K E T I N G

«Viele Kundinnen und Kunden wollen die Dinge anschauen und berühren können.» Thomas Bollinger, Inhaber und Geschäftsführer Thomas Bollinger GmbH

puter, sodass die Zeiten ohne Kundenkontakt für Büroarbeit nutzbar sind. Auch ein Jahr nach der Eröffnung ist Bollinger von seiner Idee überzeugt. «Dieser Laden ist nicht ein Pop-up-Geschäft für ein paar Monate. Ich will, dass wir auch in Schaffhausen zu einer festen Tradition werden.»

chen, andererseits die Vereine unterstützen», sagt er und wirkt dabei glaubhaft. Die Vereinsunterstützung sieht er auch als Geste an die rund 90 Mitarbeitenden, die fast alle einem Verein angehören. «Es ist für sie eine Motivation, wenn der Arbeitgeber sie unterstützt.»

Jedes Jahr werden die bekanntesten Marken- und Firmennamen der Schweiz ermittelt. Würde man das Gleiche für die Region Schaffhausen tun, wäre die Firma Bollinger ganz oben. Mit ihrem Slogan «Dä mit de rote Auto und em blaue Tropfe» ist sie in fast jedem Kopf verankert. Der Werbespruch spielt auf die Firmenfarben an, die aus dem goldgelben Schriftzug bestehen, dem zu einem blauen Wassertropfen umgewandelten O und dem knalligen Hintergrundrot. Dieses Rot ist überall anzutreffen, wo auch die Firma Bollinger ist: auf den Geschäftsautos, den Baustellenplakaten, den Arbeitskleidern der Mitarbeitenden und den Inseraten. Letztere findet man nicht nur in Zeitungen, sondern auch in Vereinsbroschüren und auf Werbeplachen. Die Unterstützung von Vereinen aller Art – vor allem im Klettgau – ist Thomas Bollinger ein grosses Anliegen. «Ich will einerseits Werbung für mich ma-

Vereinsunterstützung leistet der 57-Jährige auch in einem grösseren Massstab. So fördert er schon seit Jahren den VC Kanti und den FC Schaffhausen. Bis vor einem Jahr war er Hauptsponsor der Fussballer; seine Firmenfarben waren auf deren Trikots zu sehen. Dass er sein Engagement etwas zurückgefahren hat, habe nichts mit den aktuellen Clubstreitigkeiten zu tun, sagt er. Grund sei, dass er seine finanziellen Engagements jeweils zeitlich befriste. Danach ziehe er sich wieder zurück. Das sei auch im Fall des FCS so gewesen. Das Bollinger-Rot sieht man in den Zuschauerrängen aber weiterhin. Denn der Firmenchef geht immer im roten Hemd an die Spiele (auch sonst trifft man ihn meistens so an). Viele seiner Mitarbeitenden tun es ihm gleich. Dies mit Stolz, wie der Firmenchef sagt. «Ich denke, wenn ein Mitarbeiter stolz ist auf seinen Arbeitgeber, dann ist das auch eine Form von Werbung.»

13


14

O N L I N E - M A R K E T I N G

F Ü R

U N T E R N E H M E N

newsletter Wirtschaftsförderung Kanton Schaffhausen

Wie steht es um Ihr digitales Marketing? DIGITALE KANÄLE WIE TIKTOK ODER INSTAGRAM ERÖFFNEN GANZ NEUE MARKETING-MÖGLICHKEITEN — UND HABEN DURCH DIE CORONA-PANDEMIE ZUSÄTZLICHEN SCHUB ERHALTEN. IM GESPRÄCH MIT VERSCHIEDENEN EXPERTINNEN UND EXPERTEN ERFAHREN WIR, WO DIE REISE IN ZUKUNFT HINFÜHREN KÖNNTE. TEXT PASCAL SCHMIDLIN | LAYOUT BBF | BILDER ZVG

Herr Rach, wann haben Sie das letzte Mal eine Zeitung gelesen? Markus Rach: Das war 2012 in meinem Studium. Aber nicht, weil ich völlig digital ausgerichtet bin. Ich lese sehr gerne Bücher, da kann es mir nicht gedruckt genug sein. Ich hatte einfach nie ein klassisches Zeitungsabo. Die Zeitung war eines der ersten Massenmedien — und somit lange ein bevorzugtes Organ für Werbung. Unsere Welt ist — gerade auch in der aktuellen Pandemie — aber viel digitaler geworden. Stirbt nun das klassische Marketing? Rach: Nein, wir leben noch immer in einer physischen Welt. Mit oder ohne Corona, mit oder ohne Zoom, Teams und Konsorten. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Aber es ist in der Tat so, dass sich der Konsum von Informationen geändert hat. Er ist digitaler und damit schneller geworden.

Diese zunehmende Digitalisierung hat auch einen Einfluss auf unser Verhalten, oder? Rach: Natürlich. Wir lernen mit neuen Technologien mit, adaptieren und passen uns an. Dieser Prozess wird so weitergehen, ebenso werden noch schneller neue Technologien hinzukommen. Moore’s Gesetz überträgt sich damit auch auf das Nutzverhalten bei Konsumenten. Durch das Internet wurde beispielsweise das Smartphone ermöglicht. Dieses bietet dem Konsumenten nun ungeahnte Möglichkeiten, um unabhängig von Ort und Zeit Zugang zu Informationen zu erhalten. So kann ich etwa im Geschäft den Referenzpreis einer Jeans vergleichen oder Kundenrezensionen eines Restaurants lesen, bevor ich hineingehe. Das moderne Marketing hat sich diesen Gegebenheiten mit angepasst und den Fokus auf die digitalen Medien verlagert.


Also muss ich auch meinen Marketing-Fokus auf Social Media verlegen, wenn ich das noch nicht gemacht habe? Rach: Das kann man nicht allgemein beantworten. Zum einen, da Social Media nur einen Teil der digitalen Welt darstellt und zum anderen, da das Marketing nicht mit Werbung gleichzusetzen ist. Diese wird jetzt halt auf Facebook statt im TV geschaltet, oder die virtuelle Messe löst die reale Messe ab. Es geht vielmehr um das Management der Interaktion einer Marke mit dem Markt und die Einflüsse, welche auf diese Interaktion einwirken. Das heisst? Rach: Nehmen wir als Beispiel TikTok. Das ist derzeit der angesagteste Social-Media-Kanal bei jungen Menschen. Angenommen, ich bin eine bekannte Sneaker-Marke. Da stellt sich mir die Frage: «Kann ich es mir erlauben, nicht auf dieser Plattform präsent zu sein?» Denn dort bündelt sich die Aufmerksamkeit, dort ist meine Zielgruppe. Man muss also abwägen, ob sich das lohnt? Rach: Die Frage ist, welcher Ort ist für mich relevant. Wo ist meine Zielgruppe aktiv oder zumindest ein Teil der Zielgruppe? Wenn das eine gewisse Online-Plattform ist, dann kann man diese nicht ausschliessen. Man muss nicht jeden Hype mitmachen, sollte aber aufmerksam werden, wenn eine Plattform Zielgruppen-relevant wird. Als Sneaker-Marke ist also TikTok wohl ein Muss, als B2B-Unternehmen ist die Relevanz abzuwägen. Trotzdem sollte sich die Marketingabteilung die Plattform ansehen.

«Unternehmen, welche bei der Online-Suche nicht aufgefunden werden, riskieren, in der Kaufentscheidung ignoriert zu werden.»

«Heute müssen Inhalte schnell konsumierbar sein!» Kann man denn in so kurzer Zeit eine Geschichte erzählen, die auch hängenbleibt? Rach: Die Schwierigkeit liegt darin, in einem kurzlebigen Format die Aufmerksamkeit der Zuschauer in wenigen Sekundenbruchteilen zu erhalten und über 15 oder 60 Sekunden zu halten. Denn ein Wisch mit dem Daumen genügt und der Zuschauer ist weg und konsumiert den nächstbesten, spannenderen Inhalt. Man kann aber tatsächlich sehr viel in 15 Sekunden oder weniger sagen, zeigen oder machen. Der Trick dabei ist, sich von den eigenen Vorlieben zu lösen und sich auf die Interessen, Fragen oder Probleme der Zuschauer zu konzentrieren. Damit fällt viel Unnötiges automatisch weg. Ein Produkt an einen User zu verkaufen — einen Schuh oder Kaffee — ist verhältnismässig einfach. Als B2B-Unternehmen seine Leistungen auf TikTok anzupreisen, wohl kaum. Oder wie können die es nutzen? Rach: Es gibt viele Beispiele von B2B-Unternehmen und KMU, die Social Media als relevante Kanäle nutzen, auch TikTok. Brand Humanisation oder Employer Branding sind zwei Dinge, die fast jedes Unternehmen braucht oder davon profitieren kann. Ein bekanntes Industrieunternehmen zeigt sich so auf TikTok beispielsweise von seiner spassigen, menschlichen Seite, im Vergleich zur eher nüchternen Website oder den anderen Kanälen. Dadurch präsentierten sie sich als interessanten, nahbaren Arbeitgeber. Die haben verstanden, dass sie wahrscheinlich nie ein Produkt über TikTok verkaufen werden und nutzen deshalb die Plattform und das Format anderweitig. H2H steht hiermit im Vordergrund.

Um sich auf die Zukunft vorzubereiten? Rach: Ob sich TikTok als Plattform langfristig durchsetzt, kann man heute nicht wissen. Aber es bietet gerade in der Kundenansprache grosses Potenzial. Deshalb kann man sich ruhig mal anmelden, den Firmennamen sichern – das empfehle ich bei allen neuen Plattformen – und mit einem Testaccount etwas rumspielen. So lernt man das Format kennen, das sich auch auf anderen Plattformen etabliert. Sie sprechen damit die Kurzvideos von maximal 60 Sekunden an. Rach: Richtig. Instagram hat es mit Reels bereits kopiert, YouTube mit Shorts. Die Zeiten, in denen jemand ein 20-minütiges Industrievideo anschaut, sind endgültig vorbei. Heute muss Inhalt – Neu-Deutsch Content – «snackable» sein, also schnell konsumierbar – wie ein Snack eben. Und das stellt neue Herausforderungen an die Inhaltsproduzenten. Markus Rach ist Dozent für Marketing an der FHNW in Olten und als Marketing-Berater tätig. Zuvor leitete er Marketingabteilungen verschiedener internationaler Industriekonzerne, arbeitete als Unternehmensberater und gründete mehrere Unternehmen. Eines davon im Silicon Valley. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Kanton Aargau und betreibt einen TikTok-Kanal mit über 550 000 Abonnenten.

nt Der Doze r e k to & Tik


16

D I G I TA L E S

M A R K E T I N G

F Ü R

U N T E R N E H M E N

«Den eigenen Firmennamen auf neuen Plattformen zu sichern, empfehle ich.» Was bedeutet H2H? Rach: H2H steht für Human-to-Human. Es löst damit die klassische Teilung B2B (Geschäftsbeziehungen) und B2C (Privatkonsum) ab. Mittlerweile hat man erkannt und akzeptiert, dass im B2B-Bereich auch Menschen arbeiten. Diese Menschen haben neben ihrer Funktion auch Emotionen und sind stark durch ihre privaten Erfahrungen, auch als Konsumenten, geprägt. So erfährt ein B2B-Einkäufer privat eine superschnelle, 30-minütige Lieferung von Amazon und eine äusserst barrierefreie Geschäftsabwicklung und wundert sich dann, warum seine Zulieferer Tage zur Beantwortung einer E-Mail benötigen und warum die Auslieferung sogar Wochen oder Monate dauert. Die Umwelt wirkt also auf den Nutzer ein und verändert die Erwartungshaltung des Konsumenten. Das gilt auch bei der Recherche. Heute läuft das alles über das Internet. Reicht da eine normale Website noch? Rach: Die Produktsuche im B2B-Bereich fängt heute auch im Internet an. Etwa 90% aller Produktsuchen beginnen online und 60 bis 80% der Kaufentscheidung werden im B2B durch das Internet beeinflusst. Dies sogar, bevor es zu einem menschlichen Kontakt mit dem verkaufenden Unternehmen kommt. Unternehmen, welche somit online bei einer Suche nicht aufgefunden werden, nicht die richtigen Informationen bereitstellen oder den Einkäufer nicht emotional genug ansprechen, riskieren in der Kaufentscheidung zurückzufallen oder gar komplett ignoriert zu werden. Gerade diese Emotionalität spielt eine immer grössere Rolle im B2B. Bei gleichen Angeboten bekommt empirisch gesehen das Unternehmen, welches den Einkäufer auf der menschlichen Seite mehr anspricht, den Zuschlag. Der Aufbau von Vertrauen spielt dabei eine grosse Rolle. Firmen müssen also in ihren Content investieren? Rach: Ja, denn Content-Marketing ist heute wichtig, um gefunden zu werden und online attraktiv zu sein. Ebenso müssen wir unsere Denkweise ändern und den Kunden ins Zentrum stellen. Was ist sein Problem, und wie kann mein Produkt das lösen? Wie kann ich Mehrwert bieten? Dazu produzieren wir relevante Inhalte für die verschiedenen Zielgruppen. Das ist natürlich anspruchsvoll und zeitintensiv. Ein aktueller Trend heute ist zudem das Influencer-Marketing. Was ist das Erfolgsgeheimnis? Rach: Einfach gesagt: Es ist neu. Der Konsument lernt mit der Zeit, Werbung zu ignorieren. Daher werden ständig neue Werbeformen und Methoden entwickelt, woraus sich im Laufe der Zeit ein Katz-und-MausSpiel ergeben hat. Was gestern der «Stopp-Werbung-Kleber» am Briefkasten war, ist heute der Ad-Blocker im Browser. Das derzeit heisseste Werbewundermittel heisst nun Influencer-Marketing. Aber vor dem genannten Effekt werden auch die Influencer nicht verschont bleiben. Dies hängt an vielen Faktoren, wie natürlich der Glaubwürdigkeit des Werbeträgers. Ein Punkt, mit dem Influencer in letzter Zeit bereits stark kämpfen mussten. Weiter haben Influencer das Problem, dass sie mit zunehmender Followerschaft wieder zum Massenwerbeträger werden. Weil auch sie nur eine Message an alle senden? Rach: Eigentlich ist Influencer-Marketing genau dasselbe, wie TVWerbung. Nur auf dem Handy. Wenn ein Influencer 10 Mio. Follower oder mehr hat, wird das kaum eine homogene Gruppe sein oder langfristig bleiben.

Wenn nun aber Influencer ineffizient sind, da sie die Masse, und nicht gezielt einzelne User ansprechen, was kommt danach? Rach: Sogenannte MetaHumans. Also computeranimierte Charaktere, denen wir folgen, die mit uns interagieren und uns damit beeinflussen. Ein einfaches Beispiel, das heute bereits existiert, ist Lil Miquela auf Instagram. Lil Miquela ist ein computeranimiertes Model, hat aber über 3 Mio. Follower und bereits als «Influencer» Werbung für verschiedene Mode-Labels gemacht. Lassen Sie mich raten: Damit wird eine noch stärkere Personalisierung möglich. Rach: Richtig. Gepaart mit neuronalen Netzen könnte so ein MetaHuman Character für jeden Follower kontextuell relevante Inhalte darstellen. Hierzu müssen wir uns allerdings auch vom Gedanken des 2D-Raums der heutigen Social Media oder digitalen Kanäle lösen. Das UserInterface wird sich verändern, etwa durch den baldigen Einzug von Blended- oder Mixed-Reality-Hardware. Kommende Generationen von Smart-Brillen erlauben, die reale Welt mit digitalen Informationen zu erweitern oder zu überblenden. Hierdurch wird dann das vollkommen personalisierte und kontextuell gesteuerte MetahumanInfluencer-Dasein erst ermöglicht. Man könnte einfach sagen: Jede Person könnte dann den gefühlt «eigenen Influencer» haben, der immer genau das Richtige sagt, zeigt und tut. Der Rundum-Wohlfühlfaktor für den maximalen Konsumspass. Die immer besser werdenden Algorithmen zielen darauf ab. Das klingt nach Science-Fiction. Rach: Ist es aber nicht mehr. Durch die eben angesprochenen Algorithmen können wir bereits heute das Verhalten der Konsumenten immer besser deuten und interpretieren, was schlussendlich Algorithmic Commerce zur Realität werden lässt. Der gläserne Konsument wird eine ethische und moralische Frage sein, mit der sich die Gesellschaft auseinandersetzen muss.

«Die Umwelt wirkt also auf den Nutzer ein und verändert die Erwartungshaltung des Konsumenten.» Was bedeutet Algorithmic Commerce? Rach: Algorithmic Commerce steht für Zero Click Purchasing. Mit anderen Worten: Der Konsument wird keine aktive Aktion ausführen, um in den Genuss von Produkten zu kommen. Dies kann man sich so vorstellen, indem das Verhalten und damit Bedürfnisse oder Vorlieben detailliert erkannt, verarbeitet und in Konsummöglichkeiten übersetzt werden. Wie würde sich das in der Realität äussern? Rach: Stellen wir uns vor, Konsument A hat einen schlechten Tag. Alles ging schief. Jetzt kommt er nach Hause und findet ein Paket vor der Haustüre. In diesem ist eine Tafel Schokolade, ein Karrierebuch und die neuste Lifestyle-Kleidung in der passenden Grösse. Die Schokolade tröstet über den schlechten Tag, das Karrierebuch macht Hoffnung und die Kleidung ist der erste Schritt, etwas zu ändern. Passgenau. Konsum, welchen der Konsument nicht aktiv nachgefragt hätte. Je besser man also gezeigte Verhalten im jeweiligen Kontext aufnehmen und maschinell interpretieren kann, desto näher kommt man an diese Realität. Zum Teil geschieht dies heute schon, im Kleinen, bei Netflix & Co. Es gibt kaum Konsumenten, welche «aktiv» ein Programm auf Netflix wählen, sondern den Vorschlag des Algorithmus annehmen und ihr Abendprogramm so steuern lassen.


Michaela Schäfer ist Marketing- und Sales-Expertin sowie Co-Inhaberin der Marketing-Agentur fit for profit mit Niederlassungen in Flurlingen und Schaffhausen. Daneben ist sie Autorin und Dozentin an der Swiss Marketing Academy. w w w.fit forprofit .ch

Frau Schäfer, Content-Marketing ist seit einiger Zeit in aller Munde — zumindest innerhalb der Marketing-Branche. Kurz erklärt, worum geht es dabei? Michaela Schäfer: Content-Marketing ist eine MarketingTechnik, die nachhaltig zur Kundengewinnung beiträgt, indem sie informierende, beratende und unterhaltende Inhalte einsetzt. Bei potenziellen Kunden werden mit den richtigen Botschaften Emotionen geweckt und Vertrauen aufgebaut. Nicht das Produkt, sondern der Kunde steht im Fokus. Das Ziel ist, den Kunden vom «Kenn ich nicht»-Gedanken zum «Muss ich haben»Entscheid zu führen. Und dies ohne lautes Verkaufsgebrüll.

«Content Marketing stellt nicht das Produkt, sondern den Kunden in den Fokus.» Welche Chancen bestehen für KMU? Schäfer: Content-Marketing bietet unabhängig von der Firmengrösse vielfältige Chancen. KMU profitieren von strategisch gut ausgerichtetem Content-Marketing. So wird etwa die Suchmaschinenoptimierung (SEO) bei Google massgeblich unterstützt: SEO fördert die

Marketing-Lexikon Neue Begriffe einfach erklärt Algorithmic Commerce Verkaufs­ prozess, bei dem das Verhalten eines Nutzers ausgelesen wird, um so Produktlieferungen automatisiert auszulösen

U N T E R N E H M E N

Sichtbarkeit — denn was bringt der beste Inhalt, wenn potenzielle Kunden ihn nicht finden? Empfinden Nutzer den Inhalt als relevant und spannend, verweilen sie deutlich länger auf der Webseite — was sich wiederum positiv auf deren Ranking auswirkt. Wir sprechen bei Content-Marketing jedoch nicht nur über Websites: Es betrifft alle Medien und Kanäle, mit denen potenzielle Kunden in Kontakt kommen. Guter Inhalt weckt positive Assoziationen mit der eigenen Marke, steigert deren Bekanntheit und liefert bei richtigem Einsatz ein Vielfaches an Leads im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden. Laut einer nicht-repräsentativen Studie sind sich KMU der Bedeutung von Content-Marketing selten bewusst. Weshalb? Schäfer: Die Webseite als Visitenkarte sollte schön aussehen und viele Informationen über das Unternehmen aufweisen. So die weitläufige Annahme. Dieser intrinsische Blick ist längst überholt. Der heutige Kunde möchte sich jedoch selbst ein Bild machen können und seine Kaufentscheidung anhand seiner eigenen Recherchen vornehmen. Mit ansprechendem Content, der extrinsisch gerichtet ist, erwecken Unternehmen bei Kunden Bilder und Gefühle, bieten Platz für Ideen und schaffen letztlich damit nicht nur einen Mehrwert, sondern auch «WOW»-Erlebnisse. Wenn sich nun ein KMU entscheidet, mit Content Marketing zu beginnen, wie und wo soll es vorgehen? Worauf gilt es zu achten? Schäfer: Wir empfehlen unseren Auftraggebern jeweils die Kundenbrille aufzusetzen. Durch diese wird dann – vereinfacht ausgedrückt – eine klare Content-Strategie konzipiert. Daneben braucht es Know-how, Ressourcen und nicht zuletzt auch frische und unvoreingenommene Ideen. Unternehmen verstricken sich häufig in Details und sind aufgrund von Betriebsblindheit oft nicht in der Lage, andere Sichtweisen einzunehmen. Es geht nicht darum, eine neue Homepage zu kreieren, sondern die Kundenbedürfnisse abzuholen.

Mehr Buzzwords im Buch «Marketing Buzzwords Debunked» (2021) von Markus Rach und Michaela Schäfer, erhältlich direkt bei den Autoren oder über Amazon.

Employer Branding Evaluierung und zielgruppengerechte Planung von Kommunikationsmassnahmen, welche die Arbeitgeberattraktivität steigern

SEO Massnahmen, um die Positionie­ rung von Online­Inhalten (z.B. Websites) in der organischen Ergebnisliste von Suchmaschinen zu verbessern

Funnel-Konzept Strategie zur Gewinnung und Pflege von Kunden über den gesamten Verkaufsprozess

Snackable Content «Inhalts­Häpp­ chen», die in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand konsumiert werden können

Content Creator Produzenten von digitalen Inhalten. Dazu gehören Texter, Videoproduzenten oder auch TikToker und Youtuber

Generation Z Umfasst alle zwischen 1995 bis 2010 Geborenen. Diese «Digital Natives» sind wenig empfäng­ lich für Werbung und sehen sich bestenfalls als Teil der Kampagne

TikTok Chinesische Social­Media­ Plattform, bei der maximal 60­sekündige Videos hochgeladen werden können. Besonders bei der Generation Z beliebt

Content-Marketing Marketing­ Massnahmen, welche relevante Inhalte ausgerichtet an die Zielgruppe trans­ portieren

H2H Human to Human (Mensch zu Mensch) ist ein Konzept, bei dem der Mensch und dessen Emotionen im Zentrum steht

Brand Transformation Neudenken einer Marke, das weit über einen blossen Logo­Wechsel hinausgeht

Zero Click Purchasing Kauf von Produkten oder Dienstleistungen ohne aktive Handlung des Kunden

17

Wirtschaftsförderung

Die M ark Expe etingrtin

F Ü R

newsletter

O N L I N E - M A R K E T I N G


18

O N L I N E - M A R K E T I N G

F Ü R

U N T E R N E H M E N

gDie Brandin r tu Agen

LoF* — Leap of Faith AG wurde im Januar 2021 von Christoph Eschmann und Roger Staub in Schaffhausen gegründet. LoF* ist eine innovative Branding- und Kreativagentur, die Unternehmen und Organisationen hilft, sich für die Zukunft und das digitale Zeitalter fit zu machen. w w w.lof.me

LoF*, ist Branding nur ein weiteres Buzzword des Marketings oder essenziell für ein Unternehmen? LoF*: In der Marke liegt die Essenz. Sie verkörpert das, was den Erfolg ausmacht. Mit ihr manifestiert sich die Legitimation einer Unternehmung: Warum gibt es uns, warum ist das, was wir machen, für unsere Zielgruppen intern und extern relevant? Darum ist Branding das Marketing der Zukunft. Warum das Marketing der Zukunft? LoF*: In einer sich stark verändernden Welt braucht es Orientierung. Marken schaffen diese. Durch die Geschwindigkeit der Digitalisierung und die massive Intensivierung des Wettbewerbs ist es für eine Firma ohne Branding nicht mehr möglich, Beachtung zu erlangen. Ja, sogar nicht mehr möglich, gute Leute zu finden, ein Team hinter sich zu haben, das alles gibt, um Kunden und Interessenten zu erreichen und Erfolg zu haben.

«Die Klärung der Marke wird vermehrt zum Schlüsselfaktor im Marketing.» Oft fällt auch das Stichwort Brand Transformation. Was ist das und was heisst das für Unternehmen? LoF*: Brand Transformation ist eine Chance! Ein wertvoller Prozess für Unternehmen. Durch das Transformieren, das Neudenken ihrer Marke, schaffen sie auch eine Klärung der Marke. Ihre Funktion wird vermehrt zum Schlüsselfaktor im Marketing. Denn im Marketing der Zukunft kann nicht mehr zwischen interner und externer Kommunikation unterschieden werden. Es gibt nur eine Marke — und an ihr manifestiert sich alles. Welche Rolle spielt das Branding für Standorte, Städte oder Regionen? LoF*: Viele Orte sind sich heute sehr ähnlich, das reduziert ihre Attraktivität. Eine positive Profilierung zu erarbeiten und diese passend und glaubwürdig zu vermitteln – das schafft ein zukunftsgerichtetes Branding. Oder anders gesagt: In einer Welt, die sich immer rascher verändert, schafft gelebtes Branding für eine Region nicht nur Orientierung, sondern auch das, was viele unter Heimat verstehen.


F Ü R

U N T E R N E H M E N

«Wir wollen eine Bindung zu den Gästen von morgen und übermorgen aufbauen.» Herr Stöcklin, weshalb hat sich MySwitzerland entschieden, auf TikTok aktiv Content zu kreieren? Dominic Stöcklin: Mit dem TikTok-Account @switzerlandtourism will Schweiz Tourismus (ST) eine Bindung zu den Gästen von morgen und übermorgen aufbauen. Dabei arbeitet ST mit eigenen TikTokern als Content Creators zusammen. So kann ST herausfinden, wie die zukünftige Zielgruppe tickt und wie sie mit touristischen Botschaften abgeholt werden kann. Zudem ist es wichtig, dass ST möglichst früh neue digitale Kommunikationskanäle wie TikTok auf ihr Potenzial prüft, damit das Wissen mit der Tourismusbranche geteilt werden kann. Welche Zielgruppe möchten Sie dort erreichen? Stöcklin: Wir sprechen die jüngere Altersgruppe Generation Z an, bei denen TikTok besonders beliebt ist. Unsere TikToker sind alle in ihren Zwanzigern und haben ein Gespür dafür, was in der TikTok-Community ankommen könnte oder eben nicht. Wie beurteilen Sie TikTok als Marketing-Instrument? Stöcklin: Geschichten rund ums Reisen nehmen auf TikTok zu. Das zeigt sich beispielsweise mit der zunehmenden Beliebtheit des Hashtags #TravelBucketList,

De Social r Verant Media wortlic he

«Es ist wichtig, dass wir neue Kommunikationskanäle auf ihr Potenzial prüfen.»

der erst vor einigen Monaten aufgetaucht ist und bereits 2,8 Milliarden Aufrufe verzeichnet (Stand Mai 21). Der Zeitpunkt für touristische Leistungsträger wäre jetzt gut, denn die Konkurrenz auf TikTok ist noch immer geringer als auf Facebook oder Instagram. Welche Bilanz ziehen Sie nach knapp einem Jahr? Stöcklin: Wir starteten im Januar 2020 auf TikTok. Die Bilanz ist nach einem Jahr und rund 100 Beiträgen äusserst positiv. Bei den rein organisch ausgespielten Inhalten sind wir Spitzenreiter im Vergleich zu anderen nationalen Destinationsmanagementorganisationen in Europa. Gleichzeitig sind wir mit Tourismuspartnern im Austausch, die sich Tipps für ihre eigenen Kanäle holen und mehr zu TikTok wissen wollen. Damit kann ST ihrer Rolle als digitale Pionierin für das Tourismusmarketing gerecht werden.

Dominic Stöcklin verantwortet den Bereich Social Media bei Schweiz Tourismus und arbeitet seit zehn Jahren an digitalen Kommunikationsund Marketingprojekten. Nebenberuflich leitet er an der HWZ den OnlineStudiengang CAS Digital Marketing Pro.

19

Wirtschaftsförderung

M A R K E T I N G

newsletter

D I G I TA L E S


20

Objekt

20

5% 25% 50% 75% 95% 100%

Unsere Erfahrung, Ihre Lebensfreude. Lebensfreude. Unsere Erfahrung, Ihre Lebensfreude. Gesundheit ist unsere Kompetenz, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern ist

Gesundheit unsere Kompetenz, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern Gesundheit ist unsereistKompetenz, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern ist ist unser Bestreben. Bestreben. Dafür Dafür setzen setzen wir uns ein, aus Überzeugung und mit Leidenschaft. unser wir uns ein, aus Überzeugung und mit Leidenschaft. unser Bestreben. Dafür setzen wir uns ein, aus Überzeugung und mit Leidenschaft.

Cilag AG

Cilag AG AG Cilag


F I R M E N N E W S

Die Unilever stellt ihre Schaffhauser Standorte neu auf. Sie konsolidiert die internationalen Funktionen sowie die Unilever Schweiz in der Stadt Schaffhausen. Das Knorri-Areal in Thayngen wird zu einem FoodCompetence-Center umgebaut und für Externe, wie etwa Food-Tech-Start-ups, geöffnet. Von PASCAL SCHMIDLIN Die Unilever Schweiz macht sich fit für die Zukunft. Aus diesem Grund werden die internationalen Funktionen sowie die Landesgesellschaft unter einem Dach zusammengeführt. Dafür baut Unilever seine Räumlichkeiten am Bahnhof Schaffhausen um. Entstehen wird eine hochmoderne Arbeitswelt, die voll auf die Zukunft ausgerichtet ist. Flächen für kollaborative Zusammenarbeit werden sich abwechseln mit Kreativräumen und Arbeitsplätzen auf dem neuesten technologischen Stand. «Nach dem Umbau werden am Standort Schaffhausen rund 270 Mitarbeitende aus über 40 Nationen arbeiten. Nur eine gute halbe Stunde von der Zürcher Innenstadt entfernt und bestens angebunden, schaffen wir eine völlig neue, attraktive Arbeitswelt», sagt Thierry Mousseigne, General Manager Unilever Schweiz.

Expertise der Knorr-Spezialistinnen und -Spezialisten vor Ort sowie einer attraktiven Infrastruktur. So soll am Standort Thayngen ein Ökosystem rund um die Themen Ernährung und Lebensmittelproduktion mit der «Knorri» im Zentrum entstehen. «Unsere ‹Knorri› ist das Herz des Food-Competence-Centers, das in Thayngen entstehen wird. Ich freue mich sehr über diesen grossen Schritt, der Unilever in der Schweiz fit für die Zukunft macht», so Mousseigne. www.unilever.ch

Umnutzung des Produktionsareals Die Produktion des Knorr-Portfolios für den Schweizer Markt bleibt unverändert in Thayngen. Der Umzug der Landesgesellschaft in die Stadt Schaffhausen ermöglicht jedoch eine Transformation des KnorriAreals. Die frei werdenden Flächen sollen zu einem Food-CompetenceCenter umgebaut und für externe Interessenten geöffnet werden. Investiert wird in neue Profiküchen. Das bereits bestehende ChefmanshipCenter wird erweitert und modernisiert. So erhalten Profiköche in Zukunft noch mehr Raum für Workshops, Weiterbildungen und Wissenstransfers. Angedacht ist zudem die Ansiedlung von Start-ups oder Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Diese profitieren von der direkten Anbindung an die Produktion am Standort, der umfassenden

Neben der Unilever-Produktion sollen in Zukunft auch Food-TechStart-ups das Knorr-Areal in Thayngen beleben.

Neue Ideen für Schaffhausen Die Entwicklungsstrategie 2030 hat einen wichtigen Meilenstein erreicht: Gemeinsam mit zahlreichen Schaffhauserinnen und Schaffhausern wurden in vier Kreativ-Workshops neue Ideen für den Kanton Schaffhausen von morgen entwickelt. Von LEANDRO ROBUSTELLI Um sich bereits heute mit den Herausforderungen und Ansprüchen von morgen auseinanderzusetzen, führt der Kanton Schaffhausen dieses Jahr das Projekt «Entwicklungsstrategie 2030» durch. In einem partizipativen Prozess mit der Bevölkerung werden dabei neue Ideen und konkrete Projekte erarbeitet, damit der Kanton Schaffhausen auch in Zukunft ein attraktiver Wohn- und Arbeitsort bleibt.

Freizeit, Service public und Gesellschaft, die sich um Themen wie Mobilität, Bildung oder auch Freiräume drehen. In den Themengruppen – geleitet von bekannten lokalen Moderatorinnen und Moderatoren – wurde anschliessend über diese Ideen und Wünsche abgestimmt und die beliebtesten davon weiter vertieft.

Aus Ideen werden konkrete Massnahmen Im März fanden hierfür Kreativ-Workshops mit rund 80 Schaffhauserinnen und Schaffhausern statt. Aufgeteilt in vier Themengruppen, beschäftigten sie sich während jeweils einem halben Samstag mit der Zukunft der Region Schaffhausen. So wurde in etwa darüber diskutiert, wie Schaffhausen heute wahrgenommen wird, und wie man künftig gerne wahrgenommen werden würde, um sich zu einer Schwarmregion weiterzuentwickeln. Zudem wurden die Teilnehmenden bereits im Vorfeld aufgefordert, ihre Ideen und Wünsche für Schaffhausen einzureichen. Das Ergebnis: Über 400 Vorschläge aus den Bereichen Arbeit,

Der identifizierte Handlungsbedarf aus den Themengruppen mit der Bevölkerung wird nun in rund einem Dutzend Fokusgruppen adressiert, und dabei werden konkrete Massnahmen und Projektideen erarbeitet. Mit den Teilnehmenden der Themengruppen werden anschliessend die erarbeiteten Stossrichtungen, Projekte und Massnahmen an einem zweiten Workshop nochmals kritisch durchleuchtet. Dann hoffentlich nicht mehr im virtuellen, sondern in einem physischen Raum. www.entwicklungsstrategie-sh.ch

Wirtschaftsförderung

Unilever baut Food-CompetenceCenter in Thayngen auf

newsletter

21


22

Objekt

22

5% 25% 50% 75% 95% 100%

KOMPETENZ IN KLEINTEILELAGERUNG FÜR JEDE BRANCHE Flexible Lösungen für die Kleinteilelagerung von einfachen manuellen Lösungen mit Fachbodenregalen und Lagerbühnen, halbautomatischen Lösungen wie der Lagerlift SSI LOGIMAT® bis hin zu vollautomatisierten Kleinteilelager (AKL) – bei SSI SCHÄFER erhalten Kunden bedürfnisgerechte Lösungen für alle Branchen. ssi-schaefer.com

BDO • 120 Jahre Treuhanderfahrung im Team Schaffhausen • 34 Niederlassungen in der Schweiz • 167 Ländervertretungen Kontaktieren Sie uns: Bernhard Klauser, dipl Treuhandexperte Sandra Jacobsen, dipl. Treuhandexpertin

WENN DINGE KOMPLIZIERTER SIND, ALS SIE ES GERNE HÄTTEN.

BDO AG 8200 Schaffhausen | Tel. 052 633 03 03 www.bdo.ch Prüfung | Treuhand | Steuern | Beratung

Hypotheken nach Mass Hier. Für Sie.

/

thayngen.clientis.ch hypotheken


I V S

I N N O VAT I O N S P R E I S

23

Das Haus, das seine Zinsen selbst bezahlt Wenn Unternehmen die Bedürfnisse ihrer Kunden ernst nehmen und daraus innovative Lösungen entwickeln, dann profitieren beide Seiten. Dies zeigt das Produkt Hypo60+ der Ersparniskasse Schaffhausen. Von DANIEL BURLON Innovationen sind nur in sehr glücklichen und seltenen Fällen komplett neue Erfindungen. Meist sind sie geschickte Weiterentwicklungen von bestehenden Produkten und Angeboten aufgrund von konkreten Kundenbedürfnissen, die im geschäftlichen Alltag erkannt werden. So auch im Hypothekargeschäft: Wenn Eigenheimbesitzer ins Rentenalter kommen, kann es sein, dass sie durch ihr tieferes Einkommen nach der Pensionierung die Tragbarkeitsrichtlinien der Bank für eine Hypothek nicht mehr erfüllen und ihr Haus eigentlich verkaufen müssten. Das widerspricht aber dem Verständnis einer langjährigen, partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Kunde und Bank. Gefragt ist also eine neue, massgeschneiderte Lösung – doch wie könnte diese aussehen?

Den dritten Lebensabschnitt ohne finanzielle Sorgen geniessen Die Ersparniskasse Schaffhausen hat die beschriebene Lösung mit der «Hypo60+» im Jahr 2017 lanciert. Das grosse Interesse zeigt, dass es sich lohnt, die Kundenbedürfnisse zu erkennen und passende Lösungen zu suchen. Kundinnen und Kunden schätzen eine partnerschaftliche und lösungsorientierte Zusammenarbeit. Dies ist ein Ansporn, das Angebot auch weiterhin an den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden auszurichten. www.ersparniskasse.ch/hypo60

Etwa so: Die Eigenheimbesitzer können ihre Hypothek auf maximal 66 Prozent des Liegenschaftswerts aufstocken. Die für die Festhypothek über fünf bis zehn Jahre fälligen Zinsen werden durch die zusätzlichen Mittel gedeckt und auf ein gesperrtes und an die Bank verpfändetes Konto eingezahlt. Davon werden quartalsweise die fälligen Zinsen bezahlt. Das Haus bezahlt seine Zinsen also selbst und die Tragbarkeit für die Liegenschaft ist weiterhin gegeben.

DANIEL BURLON Leiter Bereich Kredite und Finanzierungen Mitglied der Geschäftsleitung Ersparniskasse Schaffhausen AG

Elf Finalisten für den Innovationspreis Im August wird zum zehnten Mal der IVS Innovationspreis der Schaffhauser Platzbanken verliehen. Von den 23 eingereichten Projekten hat eine Arbeitsgruppe nun deren elf für das Finale selektioniert. Von PASCAL SCHMIDLIN Der IVS Innovationspreis der Schaffhauser Platzbanken feiert 2021 ein Jubiläum: Bereits zum 10. Mal wird der Förderpreis für regionale Unternehmen verliehen. Mit 23 eingegangenen Bewerbungen wurde dieses Jahr gar ein neuer Rekord aufgestellt. Nun hat eine Arbeitsgruppe in den letzten Wochen daraus elf Finalisten ausgewählt. Diese Firmen konnten mit ihren Produkten oder mit ihren Prozessen überzeugen. «Wir haben so viele Bewerbungen für den Innovationspreis erhalten wie noch nie, und auch die Qualität der eingereichten Projekte ist beeindruckend hoch», sagt Roger Roth, Projektleiter des IVS Innovationspreises der Schaffhauser Platzbanken. Verliehen wird der Preis im August. Aufgrund der aktuellen Situation allerdings nicht im Rahmen einer öffentlichen Feier, wie das jeweils in den Jahren zuvor der Fall war. «Wir haben ein neuartiges Konzept erarbeitet, das sowohl die Gewinner gebührend würdigt, als auch mit den geltenden Vorschriften kompatibel ist», so Roth. www.its.sh.ch/innovationspreis

Die Finalisten und Projekte im Überblick BKS-Service

Online-Plattform, um selbstständig professionelle Bewerbungsunterlagen zu erstellen

Conica

Neuartige Sportlaufbahn für Hochleistungssport

Hi Invest

Schweizer Big-Data-Cloud Systemsoftware

Imnoo

Software-as-a-Service-Lösung für CNC-Auftragsfertiger

IWC

Digitalisierte Uhrmacherlupe

Medipack

Neues Verpackungsverfahren für hochwertige medizinische Instrumente und Implantate

Merck & Cie

Neuer Prozess für synthetisches Cholesterol

MTS

Software-as-a-Service-Lösung für medizinische Beurteilung der Arbeitsfähigkeit und Automatisierung der Gutachtenerstellung

Savyy Telematic Systems

On-Board Verwiegung von bestehenden Güterwagen

Tanne Schaffhausen

Neues Geschäftsmodell, das nach humanen Werten wirtschaftet

TTS Innova

Textile Erdwärmesonde für den Einsatz in Gebieten mit Grundwasservorkommen und grossen Bohrtiefen bis 500 m

Wirtschaftsförderung

/

newsletter

F I N A N Z E N


24

Objekt

24

5% 25% 50% 75% 95% 100%

Wertbeständig.

Orientierung schafft Sicherheit – in ruhigen Phasen ebenso wie in turbulenten Zeiten.

Parkett vom Profi

b u e h r e r - w o h n e n.c h

BMO TREUHAND AG Querstrasse 5, CH-8212 Neuhausen Rundbuckstrasse 6, CH-8212 Neuhausenam amRheinfall Rheinfall Telefon 675 59 5920 20 Telefon052 052675 675 59 59 00, 00, Telefax Telefax 052 052 675 info@bmotreuhand.ch, www.bmotreuhand.ch www.bmotreuhand.ch info@bmotreuhand.ch,


I T S - N E W S

Im Rahmen der ITS-Generalversammlung hat Roger Roth die Leitung der ITS-Geschäftsstelle an Marco Jaggi übergeben. Der Wechsel erfolgt auf eigenen Wunsch von Roth, der dem ITS in beratender Funktion jedoch weiter erhalten bleiben wird. Marco Jaggi arbeitet bereits seit mehr als einem Jahr für das ITS und leitete in dieser Funktion mehrere Veranstaltungen und Projekte. Von PASCAL SCHMIDLIN Die Generalversammlung des Vereins ITS Industrie- und Technozentrum Mitte April war der letzte Auftritt von Roger Roth als Geschäftsführer des Vereins ITS. Nach 18 Jahren hat er entschieden, kürzerzutreten und die Leitung an Marco Jaggi abzugeben. «Das ITS hat mich lange begleitet, aber es ist nun der richtige Zeitpunkt, um neuen Kräften mehr Verantwortung zu übergeben», sagt Roth. Am 1. Januar 2003 hat er die Leitung des ITS übernommen, es geformt und geprägt. «Ursprünglich lag der Fokus noch stark auf Aktivitäten rund um den Bereich Arealvermarktung», erinnert sich Roth. Mit der Umwandlung in einen gemeinnützigen Verein im Jahre 2005 konzentrierte sich das ITS fortan auf die Technologievermittlung und Innovationsförderung für KMU und produzierende Betriebe im Kanton Schaffhausen. Unter Roth wurden bestehende Formate, wie etwa der ITS Techno-Apéro, weitergeführt und neue Veranstaltungskonzepte entwickelt. Heute leistet das ITS mit jährlich über zwei Dutzend Technologieund Innovationsveranstaltungen, Netzwerkanlässen, Themengruppen und unzähligen C-Level-Gesprächen einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der lokalen Wirtschaft. Das ITS unterstützt regionale KMU, neue Technologiepartner zu finden, lokale Kooperationen eingehen zu können und neue Ansätze und Konzepte im Bereich der Innovationsförderung kennenzulernen.

Die ITS-Erfolgsgeschichte weiterschreiben «Ich bin stolz, wie sich das ITS über die ganzen Jahre zu einer zentralen Anlaufstelle und einem wichtigen Partner für ansässige Unternehmen entwickelt hat», sagt Roth. Der Zeitpunkt für einen Stabwechsel sei deshalb ideal. «Mit Marco Jaggi und dem restlichen ITS-Team haben wir eine gute Mannschaft aufgebaut, die das ITS im gleichen Sinne weiterentwickeln wird», so Roth, der in einem reduzierten Pensum dem ITS für strategische Themen sowie Erstberatungen erhalten bleiben wird. Jaggi ist in der Region Schaffhausen aufgewachsen und verfügt über Erfahrung in Leitungsfunktionen bei produzierenden KMU, LieferkettenManagement, wie auch in Marketing und Verkauf. Seit Anfang 2020 ist er Teil des ITS-Teams und unterstützte Roger Roth im vergangenen Jahr tatkräftig in jeglichen operativen Belangen, etwa als Organisator und

Marco Jaggi (l.) folgt als Geschäftsführer des ITS auf Roger Roth, der sich entschieden hat, in Zukunft etwas kürzerzutreten.

Moderator zahlreicher ITS-Veranstaltungen oder als Projektleiter von Inno-Pack.net. Damit wird ein nahtloser Übergang gewährleistet. «Ich freue mich, als neuer Geschäftsführer die Erfolgsgeschichte des ITS weiterschreiben zu dürfen», sagt Jaggi. Der Zugang für Firmen zur Innovationsförderung soll weiter vereinfacht und die Angebote verstärkt werden. Einige Themen, wie die Unterstützung von KMU in der Digitalisierung, stehen dabei besonders im Fokus. Lokale Technologieunternehmen sollen zudem unterstützt werden, ihre eigenen Innovationen besser sichtbar zu machen und sich untereinander zu vernetzen. Der digitale Wandel macht auch vor dem ITS nicht halt. Das Angebot an Online-Veranstaltungen wird weiter ausgebaut und in der Kommunikation mehr auf bewegte Bilder und digitale Kanäle gesetzt werden. «Die bedürfnisorientierte Unterstützung unserer Schaffhauser Unternehmen wird auch in Zukunft oberste Priorität haben. Nur so können wir die internationale Wettbewerbsfähigkeit in den Bereichen wie innovative Geschäftsmodelle der Zukunft, Digitalisierung und im Fachkräftewettbewerb weiter stärken», so Jaggi. www.its.sh.ch

Günter Bergmann neuer Präsident des Vereins ITS Auch im Vorstand des Vereins ITS gibt es ein neues Gesicht: Günter Bergmann wurde an der Generalversammlung vom 14. April 2021 zum neuen Präsidenten gewählt. Er folgt damit auf Markus Spingler, Geschäftsführer der S&T AG, der dem Verein die vergangenen neun Jahre vorstand und sich nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung stellte.

Er möchte sich künftig auf die Weiterentwicklung seines Unternehmens konzentrieren, wo Themen wie Geschäftsentwicklung und neue europäische Regularien in der Medizinaltechnik seine volle Aufmerksamkeit erfordern. Bergmann kennt durch seine Position als CEO von Suisse Technology Partners das ITS seit vielen Jahren und ist als Technologie- und Projektpartner sowie als aktives Vereinsmitglied mit dem Verein bestens vertraut.

Wirtschaftsförderung

Neuer ITS-Geschäftsführer

newsletter

25


26

Objekt

26

5% 25% 50% 75% 95% 100%

Durchdacht: Die Zeiterfassung mit Mehrwert

leicht bedienbar

sofort betriebsbereit

gesetzeskonform

standortunabhängige Zeiterfassung

Kontaktieren Sie uns für eine massgeschneiderte Beratung!

Business Software

Barzingergasse 4, 8240 Thayngen / 052 645 00 00 / www.softtech.ch

Verpackungen:

Seit 50 Jahren

aus Schaffhausen! Thayngerstrasse 27 / Herblingen / info@monopac.ch / Tel.: 052 644 02 02

Eigenheim? Startbereit. Ihre Finanzierungsprofis.

Hypothek nach Mass


R S E - N E W S

Mit einem Co-Working-Angebot erweitert der StartHub sein Angebot für lokale Start-ups. Daneben vermittelt er mit digitalen Angeboten Wissen und stärkt das lokale Netzwerk mit der Start-up-Lounge – die kürzlich aus ihrer Corona-Pause zurückgekehrt ist. Von PASCAL SCHMIDLIN Im Februar 2020 stellte sich das StartHub-Team zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor. Das Ziel des RSE-Projekts: ein Start-up-freundliches und innovatives Ökosystem zu schaffen. Konkret durch das Vernetzen von KMU und Start-ups, Wissenstransfers und Netzwerkanlässen. Dadurch sollen mehr Personen animiert werden, ein Start-up im Kanton Schaffhausen zu gründen und die Kooperation von KMU und Start-ups gefördert werden. Als Unterstützung soll dabei etwa eine Orientierungskarte dienen, welche das StartHub-Team in den letzten Monaten erarbeitet hat. «Wir haben viele Gespräche und Workshops mit angehenden und bestehenden Gründerinnen und Gründern geführt, um unsere Orientierungs-Map zu

konnte Anfang Juni endlich die erste Ausgabe im Jahr 2021 durchgeführt werden. Gastgeber war die Werkstätte Liechtblick im Ebnat, welche das neue Business-Center «The Circle» am Flughafen Zürich mit über 100 seiner Schlafkapseln ausstatten durfte – und inspirierende Geschichten für die Teilnehmenden bereithielten. In der Zwischenzeit fanden zudem diverse digitale Wissenstransfers statt. «In unseren Online-Communities auf Facebook und LinkedIn ist aufgefallen, dass regelmässig Fragen zum Thema Digitales Marketing aufgekommen sind», so Christen. Ebenso täten sich viele Unternehmen in der Schweiz noch schwer, ihre Business-Modelle auch online umzudenken. «Deshalb haben wir unsere eigenen, sehr vielfältigen Kompetenzen genutzt und kurzfristig Module in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung auf die Beine gestellt.» Es sei, so Christen, gut vorstellbar, dass sie in Zukunft weitere solche Module anbieten würden – dann aber in Zusammenarbeit mit Experten aus weiteren Themengebieten.

Co-Working-Space im Haus der Wirtschaft In Zukunft wird der StartHub noch sichtbarer werden. «In diesem Sommer betreiben wir im neu entstehenden Meeting Point am Herrenacker im Haus der Wirtschaft den Co-Working-Space», erzählt Christen. Insgesamt sechs Arbeitsplätze werden dabei zur Verfügung stehen und so die Möglichkeit für Co-Creation sowie dem «Ausbrechen» aus den vier Homeoffice-Wänden bieten. Das Café im Das StartHub-Team um Manuel Stamm, Daniela Christen, Sandro Scalco und gleichen Gebäude ermögliche zudem eiVeronika Sallenbach (v.l.) betreibt diesen Sommer einen Co-Working-Space im Haus der Wirtschaft. Bild: Nathalie Homberger nen Austausch über die eigenen Arbeitsthemen hinaus, fügt Christen an. Vorerst entwickeln», sagt Daniela Christen. In verschiedenen Bereichen wie etwa testet der StartHub das Angebot auf Zeit. Interessierte können sich beim Vermarktung, Netzwerk, Rechtliches, Finanzierung, Coaching oder Co- StartHub-Team melden. Creation ist der StartHub dabei noch auf der Suche nach Partnern, welche die Schaffhauser Start-ups auf ihrem Weg unterstützen können. Interessierte Unternehmen könnten sich via hello@starthub.sh melden.

Start-up-Lounge ist zurück Gemeinsam mit Veronika Sallenbach, Manuel Stamm und Sandro Scalco hat sie den StartHub 2019 initiiert. Seither haben die vier jungen Schaffhauser bereits mehrere Veranstaltungen durchgeführt, etwa die Start-up-Lounge, die sogleich auf grosses Interesse gestossen war und junge Gründerinnen und Gründer mit gestandenen Unternehmerinnen und Unternehmern zusammengebracht und so einen breiten Austausch ermöglicht hat. Nach sechsmonatiger, coronabedingter Zwangspause

Start-up-Lounge im Juli Am 1. Juli 2021 findet die nächste Start-up-Lounge statt. Zu Gast sind die Wirtschaftsförderungen aus Luzern und Schaffhausen. Neben einem spannenden Austausch wird dabei der Frage nachgegangen, wie sich Städte und Start-ups optimal gegenseitig befruchten und unterstützen können. Ausserdem ist mit der innovativen Firma Hirschgraben (ebenfalls aus Luzern) der Betreiber eines Kapselhotels und Co-Working-Spaces zu Gast. Wie immer eine optimale Möglichkeit, sich ungezwungen auszutauschen. Anmelden kann man sich via starthub.sh. www.starthub.sh

Wirtschaftsförderung

StartHub lanciert Co-Working-Space auf dem Herrenacker

newsletter

27


28

Objekt

28

SEIT ÜBER 50 JAHREN

5% 25% 50% 75% 95% 100%

«Wenn es um Vertrauen und Zahlen geht.»

Treuhand Revision Steuern Wirtschaftsberatung Mäder + Baumgartner Treuhand AG Schwanenfelsstr. 10a CH-8212 Neuhausen T +41 52 674 00 74 www.mbtag.ch

wir sind IT we are your IT Service company IT Infrastruktur + Service

Beratung + Projekte

Individuelle Cloud + Hybridlösungen

ò Die Menschen ò Die Region ò Die Bank Seit 1817. Seit über 200 Jahren bietet die Ersparniskasse Schaffhausen mit ihrer starken regionalen Verankerung eine auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene, flexible und zugleich kompetente Beratung an. Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit stehen seit 1817 die Kunden. www.ersparniskasse.ch

Mehr Möglichkeiten.

Mühlentalstrasse 28 CH-8200 Schaffhausen Phone +41 52 624 01 28 info@rcs-it.ch www.rcs-schaffhausen.ch


K G V - N E W S

Im vergangenen Jahr war unsere Region über Monate für viele der begrenzte Lebensraum. Man lernte seine Heimat besser kennen, die Angebote der Region wurden wahrgenommen und auch vielerorts gut genutzt. Wir hatten Bock auf Schaffhausen. Von MARCEL FRINGER

MARCEL FRINGER Präsident des Kantonalen Gewerbeverbands Schaffhausen

Grosse Teile des Gewerbes haben die Zeit der massiven Herausforderungen gut hinter sich gebracht. Die betroffenen Unternehmen haben den Stillstand mit viel Eigeninitiative, verschiedenen strukturellen Anpassungen an die neue Situation, Implementierung zahlreicher neuer Ideen und teilweise auch mit endloser Geduld durchgestanden. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht, dass ein Virus die globale Wirtschaft derart beeinflussen und so stark auf die Probe stellen kann, dass es sogar zu Grenzschliessungen kommt?

Jetzt heisst es aber den Blick nach vorne richten und das Vergangene finanziell, personell und strukturell zu verarbeiten. Ein Grossteil der Schaffhauser KMU sind bereits wieder gut unterwegs und auch für die Zukunft verhalten optimistisch. Bei all den positiven Zeichen aus der Wirtschaft darf man die Branchen, die bis heute keine wesentliche Verbesserung ihres angestammten Marktes verzeichnen können, keinesfalls aus den Augen verlieren. Es gibt Unternehmen, die bis heute mit einem faktischen Arbeitsverbot belegt, eigentlich arbeiten könnten und dürften, aber deren Angebote praktisch niemand nutzen möchte.

Unterstützung durch Gesellschaft nötig Grundsätzlich haben viele KMU die schwierige Situation durch den Einsatz von Eigenmitteln, aber auch durch die Unterstützung der öffentlichen Hand sehr gut gemeistert, aber jetzt benötigen sie die Unterstützung der Gesellschaft. Es ist nun immens wichtig, dass vor allem die kleinen Gewerbebetreibenden eine langfristige Perspektive erhalten. Denn hinter vielen regionalen Geschäften steht ein Unternehmer oder eine Unternehmerin mit deren Familien und deren ganzen privaten Vermögen, eine regionale Geschäftsstelle mit Kunden sowie guten Mitarbeitenden und Ausbildungsplätzen. Diese Firmen unterstützen die Vereine in der Region und zahlen zum Schluss auch noch Steuern. Nebenbei tragen diese Unternehmen auch einen beträchtlichen Teil an unser Dorfleben, unsere Dorfkultur und unser Dorfbild bei.

Sind wir bereit, diese Strukturen, die uns den Wohlstand brachten, aufs Spiel zu setzen und unseren Konsum aus der Region ins nahe Ausland oder gar in den Weltmarkt zu verlagern? Und wer zahlt den Preis dafür? Der Amazon-Gründer Jeff Bezos musste kürzlich 38,3 Mia. US-Dollar an seine Frau als Abfindung für die Scheidung bezahlen, und hat nebenbei eine neue Yacht im Wert von 100 Mio. bestellt. Wollen wir diese Konzerne weiter unterstützen, oder sorgen wir nicht besser dafür, dass die Unternehmer in der Region ihren Lebensunterhalt bestreiten und weiter ihren Beitrag an die ortsansässige Gesellschaft leisten können?

Lokal einkaufen statt ennet der Grenze Seit Neuestem kann man auch die Vorzüge des billigen Einkaufens in der deutschen Nachbarschaft wieder «geniessen». Das ist kein Problem, wenn man billigend in Kauf nimmt, dass in unserem Nachbarland der Mindestlohn bei einem Drittel der Löhne in der Schweiz liegt, und wenn man auch billigend in Kauf nimmt, dass die Lebensmittel im Ausland meist nach Gesetzesgrundlagen, die weit weg der Vorschriften der Schweiz liegen, produziert werden. Hört das Tierwohl an der Landesgrenze auf? Mir bleibt leider nur der Appell an die Gesellschaft, die wertvollen Unternehmen in der Region zu unterstützen. Die Politiker in Bern rufe ich dazu auf, wenn dann neben den Problemen der Fluggesellschaften mit der CO ²-Abgabe und dem Pestizidproblem der Landwirtschaft ein Zeitfenster frei würde, sich auch wieder einmal die Probleme im eigenen Kanton anzuschauen.

Kantonaler Gewerbeverband Schaffhausen Dachverband der Schaffhauser KMU www.gewerbe-sh.ch info@gewerbe-sh.ch

Wirtschaftsförderung

Bock auf Schaffhausen

newsletter

29


30

Objekt

30

5% 25% 50% 75% 95% 100%

Die Zukunft gestalten. Über 100 Jahre Erfahrung.

In der Region fest verankert. Rund 800 Mitarbeiter und über 100 Jahre Erfahrung. So entstehen Innovationen und Flexibilität, die Sie vom ersten Tag an überzeugen werden. Selbstverständlich bleiben wir Ihr zuverlässiger Partner in der Region Schaffhausen. Anstatt Bosch Packaging Technology sind wir jetzt Syntegon. Der neue Name für weltweit führende Prozess- und Verpackungstechnik.

Syntegon. Ehemals Bosch Packaging Technology. syntegon.com

Smarte Lösungen für Privat und KMU.

Ihre Spezialisten für Finanzfragen Buchhaltung Steuerfragen Neugründungen Immobilien Fiskalvertretung Stettemerstrasse 50 8207 Schaffhausen Tel: 052 644 01 44 info@burgtreuhand.ch

www.palmberg.ch

PALMBERG (Schweiz) AG 8222 Beringen

FRISCHMACHEN Ihr Baumalerei-Spezialist für Renovationen, Umbauten und Sanierungen 8207 Schaffhausen Tel. 052 644 04 40, Fax 052 644 04 41 www.scheffmacher.ch

scheffmacher


I V S - N E W S

Der Abstimmungskampf rund um das neue CO2 -Gesetz hat die Diskussionen um Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung wiederbelebt. Tatsächlich standen diese Themen bei vielen regionalen Unternehmen aber die ganze Zeit weit oben auf der Prioritätenliste. Von NINA SCHÄRRER «Wir sorgen uns um die Zukunft», verspricht die Medipack AG, welche im Schaffhauser Mühlental Medizinalverpackungen produziert. Seit den 90er-Jahren setzt das Unternehmen bewusst auf umweltverträgliche Materialien. Und bei der Beschaffung auf lokale Lieferanten und Handwerker. «Und wenn dies nicht möglich ist, suchen wir neue Wege», erklärt Inhaber Reto Artusi. «Unser Lieferant für PETG-Folie verlagerte seine Produktion nach Portugal. Wir entschieden uns deshalb, eine eigene Extrusion aufzubauen und produzieren seit 2013 unsere eigene PETGFolie.» Der Lieferweg für das benötigte Granulat ist um einiges kürzer als die Anlieferung von PETG-Folienrollen. Mit dieser Massnahme konnte die Medipack eine wöchentliche CO2-Reduktion von ca. 1500 kg erzielen.

Effizienz zahlt sich aus Auch die ganz grossen Schaffhauser Industriebetriebe setzen schon lange auf Nachhaltigkeit, beispielsweise im Energiebereich. So hat die Georg Fischer AG am Standort Schaffhausen in den letzten Jahren insgesamt rund 3 Mio. Franken in Energieeffizienzmassnahmen investiert. Das Heiznetz und die Anlagen wurden optimiert, die Gebäudehüllen saniert sowie die Beleuchtung auf LED umgestellt. Zudem wurden im Werk von GF Piping Systems Kühlung und Wärme erneuert. «Diese grossen Investitionen zahlen sich langfristig aus», ist Daniel Bösiger, verantwortlich bei GF für Sustainability, überzeugt. «Jedes Jahr erzielen wir Einsparungen von insgesamt 5400 MWh. Zudem konnten über Abwärmenutzung rund 1600 MWh gewonnen werden. Gesamthaft spart GF in Schaffhausen also 7000 MWh pro Jahr ein.»

Unterstützung durch Energiefachstelle Auch Medipack setzt auf Energieeffizienz. Um hier Potenziale aufzudecken, hat das Unternehmen gemeinsam mit der kantonalen Energiefachstelle eine entsprechende Analyse durchgeführt. «Auch wir ersetzen kontinuierlich alte Neonröhren durch LED-Technik», so Reto Artusi. Zusätzlich investierte Medipack in eine neue Gasheizung und konnte so den jährlichen Energieverbrauch für das ganze Firmengelände markant senken.

Nachhaltigkeit ist mehr als Energiesparen Beide Unternehmen legen Wert auf erneuerbare Energie. Medipack setzt seit 2020 komplett auf Strom aus Schweizer Wasserkraft. GF hat nachgezogen: «Seit 2021 beziehen wir ausschliesslich grünen Strom», erklärt Daniel Bösiger. Zusätzlich produziert GF über Solaranlagen sowie Abwärmenutzung ihre eigene Energie. Doch Nachhaltigkeit beschränke sich nicht auf Energiethemen, betont Bösiger. Und führt aus: «Unter Nachhaltigkeit verstehen wir ein auf Langfristigkeit ausgerichtetes, verantwortungsvolles Verhalten, welches wirtschaftliche, ökologische, soziale und Governance Aspekte ausgewogen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in seinem Geschäftsumfeld berücksichtigt.» Dieses Verhalten fördert das Unternehmen auch bei seinen Mitarbeitenden. Mit Aktionen wie «Bike to work» oder dem gemeinnützigen Firmenevent «Walk for water» gibt GF ihre Firmenphilosophie an ihre rund 950 Mitarbeitenden in Schaffhausen weiter.

Industrie- & Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen Die Wirtschaftskammer der Region www.ivs.ch

MICHAEL HOCHSTRASSER Leiter Team Anlegen Clientis BS Bank Schaffhausen

Auch in Dienstleistungsbetrieben steigt das Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften. Doch diese Unternehmen legen die Schwerpunkte dabei oft anders als die Industrie, wie das Beispiel der Clientis BS Bank Schaffhausen zeigt.

haben ein Projektteam gebildet, in welchem Vertreter aus unserem gesamten Unternehmen – von der Lernenden bis zum Verwaltungsrat – hierarchieunabhängig gemeinsam die Ausrichtung unserer Nachhaltigkeitsstrategie ausarbeiten. Wer Interesse daran hatte, hier mitzuarbeiten, konnte sich melden. Das Echo war so gut, dass wir sogar eine Auswahl treffen mussten.

Die Clientis BS Bank Schaffhausen startet gerade ein Nachhaltigkeitsprojekt. Woher stammt diese Idee? Michael Hochstrasser: Seine Ursprünge hat dieses Projekt in strategischen Gesprächen zwischen unserer Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat.

Welche Ziele nehmen Sie in Angriff? Nachhaltigkeit ist ein weiter Begriff. Wir wollen bewusst andere Themen anpacken als der Mainstream, wobei wir bezüglich Ressourcenschonung und Energieeffizienz bereits gut aufgestellt sind. Wir erarbeiten Projekte in drei Bereichen: 1. Wie können wir eine nachhaltige und attraktive Arbeitgeberin sein? 2. Wie können wir uns nachhaltig gesellschaftlich engagieren? 3. Welche nachhaltigen Produkte können wir als Bank verstärkt unterstützen oder anbieten?

Bleibt das Projekt auf Top-Management-Ebene? Es bleibt weiterhin ein sehr wichtiges Thema. Genau deshalb soll sich aber nicht ausschliesslich unser Management darum kümmern. Wir

Bis Mitte Jahr leiten wir die ersten Sofortmassnahmen in die Wege. Doch schlussendlich verfolgen wir hiermit ein langfristiges Ziel, welches laufend angepasst werden kann und auch soll.

Wirtschaftsförderung

Nachhaltigkeit kam lange vor dem neuen CO2-Gesetz

newsletter

31


Objekt

32

5% 25% 50% 75% 95% 100%

PROFESSIONAL QUALITY

Viel entspannter als Sie erwarten. Für Ihre Gesundheit. Unsere Volksapotheke Schaffhausen. www.volksapotheke.ch

GARTENMÖBEL & SONNENSCHIRME

GRÖSSTE AUSSTELLUNG IN DER REGION

TRENDS 2021

32

FERROFLEX AG Majorenacker 4 · 8207 Schaffhausen · T 052 644 06 44 · www.ferroflex.ch

MANNHART & FEHR TREUHAND AG

ist bereit.

Deshalb: In Sachen Buchführung sorgen wir für ordentliche Zahlen. Denn Ende Jahr zählen die richtigen Summen. Weil: Keiner bezahlt keine Steuern. Aber legal optimieren lassen sie sich. Vielleicht ist präzis jetzt der richtige Moment, mit unseren erfahrenen Buchhaltungs- und Steuerspezialisten zu sprechen, um von deren umfassendem Wissen zu profitieren. MANNHART & FEHR TREUHAND AG Winkelriedstrasse 82, 8203 Schaffhausen, Tel. +41 52 632 20 20, Fax +41 52 632 20 21, info@mf-treuhand.ch, www.mf-treuhand.ch

SUTER

F e n s t e r + H a u s t ü re n Neuhausen am Rheinfall

SUTER Fenster + Haustüren Tobeläckerstrasse 11 8212 Neuhausen a/Rhf Telefon 052 212 46 46

en zur m m o lk llung ch wil Herzli nten Ausste ne perma

...und...und...und... Alu-Fensterläden Rollläden Sonnenstoren Insektenschutz Reparaturservice www.suterfenster.ch


I V S - M I T G L I E D E R

Mobile Zahnmedizin ermöglicht Bewohnerinnen und Bewohnern in Alters- und Pflegeheimen eine zahnmedizinische Grundversorgung als festen Pflegestandard. Von DORIT PLANTA Dr. Stephanie Casparis und Dorit Planta haben das Ziel, betagten, pflegebedürftigen oder mobil eingeschränkten Menschen eine zahnmedizinische Grundversorgung zu ermöglichen. Diese Versorgungslücke in der Zahnmedizin ist schon lange bekannt. SimplySmile ist bemüht, die Versorgung auf breiter Basis aufrechtzuerhalten. Durch Hausbesuche in Alters- und Pflegeheimen ermöglicht SimplySmile Bewohnern, denen der Weg in eine Zahnarztpraxis zu beschwerlich oder gar unmöglich geworden ist, eine regelmässige, essenzielle Vorsorge im Bereich Zahn- und Mundgesundheit. Im Vordergrund steht ein Team von fachlich erfahrenen Dentalhygienikerinnen, die regional im Einsatz sind, dazu viel Empathie und Geduld, sich auf die Bedürfnisse der Bewohner einzulassen. Dies bewirkt unter anderem bei demenziell erkrankten Menschen eine garantierte Behandlungschance. Die standardmässige Abrechnung zum Sozialtarif ermöglicht die Kostenübernahme durch Ergänzungsleistungen.

Zahnpflege wichtig für allgemeine Gesundheit

Dorit Planta und Dr. Stephanie Casparis

www.simplysmile.ch

Dank fortschrittlicher Zahnarztbehandlungen haben immer mehr Menschen im höheren Alter eigene Zähne oder besitzen Implantate, Prothesen, Brücken oder technisch hochwertige Versorgungen. Mit zunehmenden Zahnlücken und Zahnersatz wird die Zahnpflege immer aufwendiger. Deshalb nehmen Beläge und Entzündungen zu. Die Forschung zeigt den Zusammenhang von Mundhöhlenbakterien und deren Entzündungsprozesse mit folgenden Allgemeinerkrankungen: Alzheimer, Osteoporose, Lungenerkrankungen, Parkinson, Diabetes Typ II, Herzkreislauferkrankungen oder Bluthochdruck. Aktuell werden 60 Alters- und Pflegeheime durch SimplySmile in den Kantonen Schaffhausen, Zürich, Thurgau, Aargau, Schwyz und Bern betreut. Während der CoronaPandemie erwies sich das Konzept als grosser Vorteil, da durch die mobile Versorgung vor Ort zusätzliche Kontakte reduziert werden.

Betz – Raumkonzepte und Designmöbel Betz zeichnet sich nicht nur durch den Designer-Showroom mit weltbekannten Marken wie USM, Vitra und Cassina aus, sondern auch durch seinen Onlineshop, sein Nähatelier sowie Planungen und Projektleitungen von Innenausbauten. Von JANINE JÖRG Seit 1842 steht der Name Betz für Qualität im Wohn- und Objektbereich. «Die Zufriedenheit unserer Kunden steht für uns an gleicher Stelle mit Hochwertigkeit und funktionalem Design unserer Produkte», meint Geschäftsführer Andreas Bleisch. «Egal, ob Sie ein Einzelstück erwerben oder uns mit einer Gesamtplanung beauftragen – wir arbeiten lösungsorientiert, mit Sorgfalt und Kreativität.» Seit seiner Gründung vor über 175 Jahren ist Betz in Schaffhausen zu Hause. Der Showroom liegt direkt am Rhein und unterhalb des Munot. Hier können Sie sich inspirieren und von Expert*innen beraten lassen. Durch die ständige Umgestaltung des grosszügig gehaltenen Showrooms werden immer wieder neue Ideen geboren. Wer noch mehr sehen möchte, kann im Onlineshop rund um die Uhr und an jedem Tag

der Woche durch die inspirierende Welt der Design-Klassiker surfen und einkaufen.

Nicht nur Möbel – auch Planung Betz verkauft aber nicht nur schöne Möbel – das Team liebt es, ganze Wohnungen, Büros und öffentliche Räume zu gestalten. Als interdisziplinäres Team von Innenarchitekt*innen, Designer*innen, Projekt- und Bauleiter*innen hilft es bei der Realisation einzigartiger Projekte. Nicht nur die Planung – auch die reibungslose Realisation eines Projektes liegt Betz am Herzen. Mit eigener Näherei, Logistik- und Montageabteilung sind auch hier Spezialist*innen am Werk. Betz vereint Effizienz und hervorragendes Handwerk. www.betz-designmoebel.ch

Wirtschaftsförderung

SimplySmile – GESUND BEGINNT IM MUND

newsletter

33


34

F I R M E N P O R T R ÄT


35

Blutanalysegeräte aus Beringen Die Firma STRATEC Switzerland stellt Geräte für medizinische Laboranalysen her. Da mit einigen auch Covid-19-Tests gemacht werden, hat die Beringer Firma seit Ausbruch der Pandemie viel zu tun. TEX T V INCEN T FLUCK BILDER JEA NNET TE VOGEL


36

Objekt

36

5% 25% 50% 75% 95% 100%

Business Cloud und Abacus für KMU CONSULTING & PROJECT SERVICES

SERVICE DESK & SUPPORT

SOFTWARE SERVICES

ALL AROUND BUSINESS-IT

DIGITALIZATION CLOUD COMPUTING VIRTUALIZATION CLIENT MANAGEMENT SERVER & STORAGE ERP SERVICES

BACKUP & ARCHIVING NETWORKING & SECURITY

MAINTENANCE & REPAIR

MESSAGING & COLLABORATION

Damit Ihre IT rund läuft

ERP SOLUTIONS

MANAGED IT & OUTSOURCING

MANAGED CLOUD SERVICES

IT-Gesamtangebot für Planung, Realisation und Betrieb von innovativen, massgeschneiderten und zuverlässigen IT-Lösungen bei Ihnen vor Ort, in unserer eigenen Schweizer Hochleistungscloud oder in der Hybrid Cloud.

MTF Schaffhausen AG und MTF Swiss Cloud AG www.mtf.ch

www.stammco.ch

Telefon: 052 687 43 43

Grafik, Packaging, foto, Web Hallau, +41 52 681 40 90, logez.ch


F I R M E N P O R T R ÄT

I

n der Region ist die STRATEC Switzerland AG eher weniger bekannt. «Dies hat damit zu tun, dass wir keine Endkunden beliefern», erklärt Geschäftsführer Jürg Werner. Am ehesten ein Begriff ist die Beringer Firma auf dem Arbeitsmarkt, wo sie regelmässig mit Stelleninseraten auf sich aufmerksam macht. Seit ihrer Gründung ist sie stark gewachsen. «Ich habe vor etwas mehr als zehn Jahren hier begonnen», sagt der Geschäftsführer. «Da waren wir noch 35 Leute. Jetzt sind wir um die 110.» Einen starken Schub bescherte der STRATEC Switzerland AG die Coronapandemie. Denn einige ihrer Laboranalysegeräte werden dazu verwendet, den Virennachweis mittels PCR- und anderer genetischer Covid-19-Tests durchzuführen. In den Vereinigten Staaten wird ein bedeutender Anteil dieser Tests mit Geräten gemacht, die alleine in Beringen hergestellt wurden. In Europa wird ebenfalls ein grosser Anteil der Tests mit diesen Geräten durchgeführt.

BOOMENDES BLUTANALYSE-GESCHÄFT Doch nicht nur Corona sorgt für mehr Arbeit. Auch der Bereich der Blutanalyse ist laut dem Geschäftsführer seit Jahren im Wachstum begriffen. Er nennt drei Faktoren, die dazu führen. Erstens werden laufend neue Verfahren entwickelt, mit denen Krankheitsbilder mittels einer Blutana­

«Ich habe vor rund zehn Jahren in Beringen begonnen. Da waren wir noch 35 Leute. Jetzt sind wir um die 110.» Jürg Werner, Geschäftsführer STRATEC Switzerland AG

l­ yse besser erkannt werden können. Zweitens lässt die alternde Bevölkerung die Nachfrage nach solchen Diagnosetechniken steigen. Schliesslich sorgt der zunehmende Wohlstand in Schwellenländern für eine geografische Vergrösserung des Absatzmarktes. Entwickelt werden die Produkte des STRATEC-Konzerns zum Teil am Hauptsitz in Deutschland (siehe Kasten). Dies in Zusammenarbeit und nach den Vorgaben der Kunden, die die Geräte unter ihrem Namen vertreiben. Die Produktion der Geräte erfolgt am Hauptsitz und bei den Tochtergesellschaften. So werden zum Beispiel in Ungarn Geräte etwa in der Grösse eines Kaffeevollautomaten hergestellt, die vor allem in Arztpraxen zum Einsatz kommen. In Beringen entstehen grössere Geräte, die beispielsweise in Blutanalysezentren, Blutspendezentren oder Grossspitälern Verwendung finden.

NACH DER MONTAGE DIE ENDPRÜFUNG Zurzeit werden in Beringen neun Produktlinien gefertigt. In der Montage sind Automatiker und

37


38

F I R M E N P O R T R ÄT

Polymechaniker tätig, jedoch auch Quereinsteiger mit einer anderen handwerklichen Ausbildung. Sie montieren die Module, die aus verschiedensten Ländern – hauptsächlich aus Europa – angeliefert werden und ergänzen die Verkabelung und Verschlauchung in den Geräten. Ein Rundgang durch die Montageflächen gibt einen flüchtigen Einblick ins Innenleben der Geräte. Ein Metallrahmen aus hochwertigem nicht rostendem Stahl gibt die äussere Form vor. Darin sind die verschiedenen Funktionsmodule eingebaut wie beispielsweise die Pipettiervorrichtung, die in der Lage ist, Flüssigkeiten aufzunehmen und an einem anderen Ort wieder abzugeben – vollautomatisch und millimetergenau. Dazu kommt die ganze Elektronik mit Kabeln, Platinen, einem Computer und einem Touchscreen zur Steuerung des Geräts sowie Flüssigkeitskanister und Schläuche.

DIE STRATEC SWITZERLAND AG ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der im baden-württembergischen Birkenfeld niedergelassenen Konzerngesellschaft STRATEC SE. Gegründet wurde die Schweizer Niederlassung im Jahr 2005 als Robion AG. Anfänglich war sie im Neuhauser Rundbuck-Quartier ansässig. 2010 wechselte sie nach Beringen ins neu gebaute, eigene Betriebsgebäude. Die Robion AG wurde später in STRATEC Biomedical Switzerland AG umbenannt und firmiert nun seit dem 1. Januar 2021 unter STRATEC Switzerland AG. Der Konzern zählt mehr als 1300 Mitarbeitende und erzielte 2020 einen Umsatz von 250 Millionen Euro. Der Aktienkurs ist nach Ausbruch der Pandemie und dem damit verbundenen Geschäftsaufschwung stark angestiegen. Die Schweizer Tochter­gesellschaft beschäftigt rund 110 Mitarbeitende. Für sie werden keine Umsatzzahlen bekannt gegeben.

Sobald die Montage beendet ist, kommen die Geräte in die Endprüfung beziehungsweise ins «Endtestlabor», wie es betriebsintern heisst. Hier sind vor allem Mitarbeitende beschäftigt, die ursprünglich den Beruf der medizinischen Praxisassistentin oder der Chemielaborantin erlernt haben. Innerhalb von rund drei bis vier Tagen testen sie die Geräte gründlich und halten die Ergebnisse in detaillierten Dokumenten fest. Nach erfolgter Endkontrolle wird die Aussenhülle angebracht und danach das fertig montierte Gerät in Holzkisten verpackt, vom Qualitätsmanagement freigegeben und verschickt.

FIRMA IN ZWEI CORONAZONEN GETEILT Das Coronavirus hat, wie bereits erwähnt, den Geschäftsgang der STRATEC Switzerland AG beflügelt. Gleichzeitig hat es, wie andernorts auch, zu Einschränkungen und Umstellungen der Abläufe geführt. So sind beispielsweise zwei Zonen geschaffen worden, die vollständig voneinander getrennt sind. Ein Mitarbeitender der einen Zone darf nicht in die andere Zone wechseln. So soll verhindert werden, dass sich das Virus ausbreitet und den ganzen Betrieb lahmlegt. Die Pandemie hat auch zu Lieferengpässen geführt. Um Störungen auffangen zu können, hat das Unternehmen deshalb seine eigenen Lagerbestände erhöht. Möglich war dies, weil das Produktionsgebäude im Beringer Industriegebiet gross genug ist. Darüber hinaus wurde das Unternehmen vom Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung als «systemrelevant» eingestuft und wird dadurch, sofern notwendig, bei Lieferanten bevorzugt behandelt. Dass die Region Schaffhausen als Standort ausgewählt wurde, hat verschiedene Gründe. «Zum einen finden sich hier ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte», sagt Geschäftsführer Jürg Werner. Darüber hinaus sei auch das nötige Bauland vorhanden, von dem sich das Unternehmen ein aus-

Unweit des Eingangs dient eine Wiese (Bild unten) als Landreserve. Tierische «Mitarbeitende» halten das Gras kurz .

reichend grosses Stück von rund 7000 Quadratmetern gesichert hat. Nebst dem ursprünglichen Gebäude und dem Anbau aus dem Jahr 2016 bietet es Platz für weitere Vergrösserungen. Auf diesem Reservestück wächst Gras, das ein paar betriebseigene Engadinerschafe kurz halten. «Es ergänzt auf sympathische Weise unser Nachhaltigkeitskonzept», freut sich der Geschäftsführer. In gleichem Mass erfreut sind auch Mitarbeitende und Besuchende. Betreut werden die sechs Tiere vom Lagerverantwortlichen.


Kommunikationslösungen für KMU - Alles aus einer Hand

Internet premium 1 Gbit/s Download

Für CHF 49.50 statt CHF 99.-

Mobile M

st zu i z t b e t J z t e J .-tt a 3 b 1 a 7 R F % 0H 5C ssipcahreernn

Alles unlimitiert in CH 5GB Daten + 1000 Min. Gespräche in EU Für CHF 19.95 statt CHF 39.90

Business Telefonie S Unlimitiert ins CH Festnetz Bis zu 5 Rufnummern Die Promotion gilt nur für Neukunden und ist gültig bis 30.09.2021 bei Abschluss eines Internet start, standard, comfort oder premium und/oder für maximal 20 Mobile Abos pro Kunde. Der Rabatt gilt für Internet während der ersten 6 bzw. 12 Vertragsmonate und für Mobile während der ersten 6 Vertragsmonate und wird in Form einer monatlichen Gutschrift gegen die Abogebühr verrechnet. Wird der Rabatt von 50% während 12 Monaten gewählt, verlängert sich die Mindestvertragsdauer von 12 auf 24 Monate. Nach Ablauf der Rabattzeit wird der reguläre Preis des jeweiligen Abos verrechnet. Diese Aktion ist nicht mit anderen Promotionen kombinierbar. „Unlimitiert“ setzt ein Fair-Use-Limit von 3‘000 Minuten, 3‘000 SMS bzw. 200GB pro Monat voraus.


Passion for Innovation www.georgfischer.com


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.