SH Wirtschaft 2/2022

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CHF 8.–

JUNI 2022

Das Schaffhauser Wirtschaftsmagazin

STROM UND INTERNET

Die Adern der Wirtschaft SENSIBLE SERVER

AUTONOME NETZE

PLUS

Einblick in eins der geheimen Rechenzentren der Schaffhauser Behörden.

Das SIG Areal in Neuhausen hat sein Energiemanagement selbst unter Kontrolle. PLUS

Wirtschaftsförderung Kanton Schaffhausen


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I N H A LT

E D I T O R I A L

DIE ADERN DER WIRTSCHAFT 05

Die Rechenzentren der KSD behüten hochsensible Behördendaten – ein exklusiver Besuch

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Synergien in der Energieversorgung kommen den eingemieteten Firmen auf dem SIG Areal zugute

18 Strom und Internet – Regierungsrat Martin Kessler im Gespräch 25

RSE-News Gemeinsam Ideen entwickeln und umsetzen

26 Firmennews Unilever eröffnet neue Bürowelt Vertikale Farm auf dem SIG Areal Schaffhausens Premiere am Digitaltag 27

Finanzen Ihre Pensionierung – Was Sie wissen müssen

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ITS-News Innovationskultur im Unternehmen

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KGV-News Fachkräftemangel mit Bildungsoffensive kontern

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IVS-News Wie bleibt die Schweiz attraktiv – trotz OECD-Mindeststeuer?

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IVS-Mitglieder Zanol GmbH GVS Schachenmann AG

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Farbenfrohe Stoffmuster aus Schaffhausen erobern die Bernina-Shops auf der ganzen Welt

Liebe Leserinnen und Leser Ein Leben ohne Strom? Das ist heute unvorstellbar. Was das Wasser für den Mensch und die Natur, sind Strom und Internet für unsere Wirtschaft: Überlebenswichtig. Ein Stromausfall von nur wenigen Stunden hätte bereits verheerende Auswirkungen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, investieren die beiden grossen Energieversorger im Kanton – das Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen (EKS) und die SH Power – sowie die Kabelnetzbetreiber Sasag laufend in die Netzinfrastruktur. So verstärkt das EKS derzeit für mehrere Millionen Franken seine Netzleistung, während die Kabelnetzbetreiberin Sasag ihr Netz modernisiert, damit auch in ländlichen Schaffhauser Gemeinden Highspeed-Internet verfügbar ist. Denn schnelles Internet ist ein wichtiger Standortvorteil, unterstreicht Regierungsrat Martin Kessler im Interview. Und die Investitionen der EKS sind entscheidend, um die Versorgungssicherheit im Kanton zu gewährleisten. Doch brauche es noch mehr Zubau an erneuerbaren Energien – etwa durch Windund Solaranlagen, sagt Kessler. Eine Fotovoltaikanlage entsteht demnächst auf dem SIG Areal. Über 7000 m2 an Dachflächen werden dafür mit Solarpanels ausgerüstet. Damit wird im durchmischten Quartier mit Wohnungen, Industrie und Gewerbe weiter an der Energieautonomie gearbeitet. Ein eigener Energiemanager versorgt bereits die über 50 Gewerbe- und Industrieunternehmen auf dem Areal fast vollständig mit erneuerbarer Energie, Strom aus Wasserkraft und mitunter die Abwärme der nahe gelegenen Kläranlage. Das SIG Areal verfügt über eigene Energiekreisläufe und hat seine CO2 -Emissionen massiv reduziert. Dabei haben auch die Firmen stark in die Energieeffizienz investiert. So etwa die SIG allCap oder CTI Vascular auf dem SIG Areal – und viele weitere über den ganzen Kanton verteilt. Und dies meist in einem grösseren Umfang als gesetzlich verlangt. Damit leisten sie sowohl einen Beitrag zum Klima als auch an die Versorgungssicherheit. Beat Rechsteiner

Christoph Schärrer

Leitung Verlag «Schaffhauser Nachrichten»

Delegierter für Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen

I M P R E S S U M ERSCHEINT VIERTELJÄHRLICH, 8. JAHRGANG, AUSGABE NR. 2, JUNI 2022 HERAUSGEBER «SH WIRTSCHAFT» MEIER + CIE AG SCHAFFHAUSEN, VORDERGASSE 58, 8201 SCHAFFHAUSEN REDAKTION DANIELA PALUMBO GRAFIKKONZEPT UND PRODUKTION FR ANZISKA RÜTSCHI TITELBILD ROBERTA FELE HERAUSGEBER «NEWSLETTER» WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG KANTON SCHAFFHAUSEN, FREIER PLATZ 10, 8200 SCHAFFHAUSEN REDAKTION PASCAL SCHMIDLIN GESTALTUNG UND PRODUKTION BBF COMMUNICATION + DESIGN; TRIX BRUNNER VERLAG VERLAG «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», BEAT RECHSTEINER ANZEIGENVERKAUF «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN», TELEFON 052 633 32 77, E-ANZEIGEN@SHN.CH ABONNEMENTE JÄHRLICH FR. 28.–, EINZELNUMMER FR. 8.–, TELEFON 052 633 33 66, ABOSERVICE@SHN.CH. DAS ABONNEMENT IST IN DEN MITGLIEDERBEI­T RÄGEN DES KANTONALEN GEWERBEVERBANDES KGV UND DER INDUSTRIE- & WIRTSCHAFTS-VEREINIGUNG IVS REGION SCHAFFHAUSEN SOWIE IM ABONNEMENT DER «SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN» ENTHALTEN. AUFLAGE 22 000 EXPL. ISSN 2297-5276 DRUCK STAMM+CO, SCHLEITHEIM

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DIE ADERN DER WIRTSCHAFT

Schutz vor Hitze, Rost und Staub

Ein immer grösserer Teil unseres Alltags spielt sich im virtuellen Raum ab. Dabei geht oft vergessen, dass es im Hintergrund handfeste Infrastruktur braucht. Die KSD, die Informatikfirma von Kanton und Stadt Schaffhausen, gibt Einblick in eines ihrer Rechenzentren. TEX T V INCEN T FLUCK BILDER ROBERTA FELE

Kurt Looser hat beim Aufbau der beiden KSD-Rechenzentren mitgewirkt.

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s ist eine Premiere. Noch nie hat die KSD einem Presseteam Einblick in eines seiner beiden Rechenzentren gegeben. Für das Magazin «SH Wirtschaft» machen die Verantwortlichen eine Ausnahme. Ihre Bedingung: Der Standort darf nicht bekannt gegeben werden. Grund ist die Sicherheit. Denn auch wenn das Gelände von einem hohen Zaun umgeben und mit Videokameras überwacht ist, möchten sie keinerlei Risiken eingehen. Je weniger bekannt ist, wo sich die Anlage befindet, desto weniger droht Gefahr von aussen. Auch die Fotografin hält sich an die Vorgabe. Sie wählt ihre Bildausschnitte so, dass keine Rückschlüsse auf den Standort möglich sind. Eigentlich ist das Rechenzentrum unspektakulär. Es befindet sich in einem grauen, fensterlosen Gebäude, wie sie in Gewerbe- und Industriegebieten der Region oft anzutreffen sind. Auch im Innern ist nichts wirklich Besonderes zu sehen. Kurt Looser, der für die KSD arbeitet, führt durch die Anlage. Er war vor rund zehn Jahren der verantwortliche Projektleiter und unterstützt das Rechenzentrum noch heute. Begleitet werden wir von Uwe Ostermann von der Firma Equans, mit der die KSD einen Servicevertrag abgeschlossen hat. Uwe Ostermann und sein Team sind jeweils vor Ort, wenn das Rechenzentrum technischen Support braucht. Der Haustechnikkonzern Equans hat seine Ursprünge bei Sulzer in Winterthur, gehört heute aber zu einer französischen Firmengruppe. «Alle technischen Alarme laufen primär zu uns», sagt Uwe Ostermann. «Wenn etwas ist, müssen wir innerhalb einer halben Stunde da sein.» Seine Leute müssen ein breites Wissen haben. Sie müssen sich unter anderem

mit Hydraulik, Elektrotechnik und mit Leitsystemen auskennen. Die KSD hat das Rechenzentrum im Jahr 2014 bauen lassen. «Für die Bedürfnisse von Kanton und Stadt», so Looser. Dass sie sich nicht etwa bei einem kommerziellen Anbieter eingemietet hat, liegt daran, dass es damals keine Rechenzentrenkapazitäten in Schaffhausen und Umgebung gab. Hätte man der Mietlösung den Vorzug gegeben, hätte man mindestens bis in die Region Winterthur-Frauenfeld gehen müssen. Das hätte eine Hochleistungsdatenverbindung bedingt. Die Folgen wären hohe Leitungskosten, lange Anfahrtswege und ab gewissen Distanzen die Problematik von längeren Antwortzeiten zwischen den Systemen gewesen. Heute würde der Entscheid vielleicht anders gefällt, zumal unlängst in Rafz ein privates Rechenzentrum in Betrieb gegangen und in Beringen ein weiteres am Entstehen ist.

BATTERIESTROM FÜR DEN NOTFALL Auf dem Weg ins Untergeschoss wählen wir eine Treppe, gehen durch enge, graue Flure und passieren mehrere Türen. Ihre intensiv rote Farbe und die handgrosse Raumnummerierung sind das einzige Auffällige. Schliesslich betreten wir das Herzstück der Anlage, welches aus einem halben Dutzend Räumen besteht. Darin stehen mannshohe Schränke, in denen Computer und andere technische Einrichtungen surren. Da und dort sind Kabel zu sehen, die zu dicken Bündeln zusammengebunden sind. Richtig spannend wird es erst, als unser «Reiseleiter» die Hintergründe erläutert. So erfahren wir,


DIE ADERN DER WIRTSCHAFT

dass die Anlage ständig Strom braucht. Ein kurzer Unterbruch von einem Sekundenbruchteil würde reichen, um grössere Systemausfälle mit möglichen Datenverlusten zu verursachen. Das Schweizer Stromnetz ist zwar sehr stabil. Doch Pannen sind nicht ganz ausgeschlossen. Damit die Computer des Rechenzentrums ungestört weitersurren können, steht in einem Vorraum eine sogenannte USV-Anlage, die ebenfalls in Schränken untergebracht ist. Das Kürzel steht für unterbrechungsfreie Stromversorgung. Die Anlage stellt sicher, dass bei einer Panne sofort Batteriestrom zur Verfügung steht. Dieser wird aus einem Nebenraum bezogen, wo unzählige Batterien auf Metallgestellen bereitstehen. Jede einzelne ist etwa so gross wie eine Autobatterie. «Sie stellen den Übergang sicher, bis der Notstromdiesel die Versorgung übernehmen kann», erklärt Looser. Bei den notwendigen Testläufen dauert dieser Übergang weniger als eine Minute. Ausgelegt seien die Batterien aber auf eine Zeitdauer von mindestens 20 Minuten. Die USVAnlage gleicht auch Netzschwankungen aus, die man im Alltag als Lampenflackern wahrnimmt, oder eine Überspannung, wenn in der Nähe ein Blitz einschlägt. Der Notstromdiesel steht ausserhalb des Gebäudes und ist in einem mehr als mannshohen Metallcontainer untergebracht. Auch Ozeandampfer haben Motoren dieser Art, um auf hoher See Strom zu haben. Damit der Motor in einem Notfall auch tatsächlich anspringt, setzen ihn Uwe Ostermann und seine Leute alle zwei Wochen für etwa zwei Stunden in Betrieb. Zusätzlich lassen sie ihn einmal pro Jahr unter Volllast laufen. Das heisst, dass er dann auch Strom erzeugt. In diesem Fall wird das Elek-

trizitätswerk des Kantons Schaffhausen (EKS) vorinformiert, damit es den Strom in sein Netz aufnehmen kann. Der Dieselmotor ist so ausgelegt, dass er mehrere Stunden läuft. «So lange eben, wie es ihn braucht», sagt Kurt Looser. Eine Tankfüllung reiche für zwei Tage.

DOPPELTE SYSTEME ZUR ABSICHERUNG Die Stromversorgung zeigt, dass die Betreiber des Rechenzentrums nichts dem Zufall überlassen. Ausdruck dieser Denkweise ist auch das zweite Rechenzentrum, das die KSD betreibt. In ihm sind die gleichen Daten ein weiteres Mal abgespeichert. Dies für den Fall, dass alle Vorsichtsmassnahmen vergebens waren. Der Standort des zweiten Rechenzentrums ist so gewählt, dass es nicht an die gleiche EKS-Stromverteilzentrale angeschlossen ist. Auch innerhalb des Rechenzentrums ist fast alles doppelt abgesichert. Etwa beim Kühlsystem, wo nur die eine Hälfte der sogenannten Rückkühler – grosse Ventilatoren auf der Aussenseite des Gebäudes – in Betrieb ist. Die andere Hälfte steht für den Notfall bereit. Das Gleiche bei den Pumpen, die die Kühlflüssigkeit in Bewegung halten. Das Leitungsnetz, in dem die Flüssigkeit zirkuliert, ist hingegen nur in einfacher Ausführung vorhanden. Das Risiko, dass da etwas passiert, wurde bei der Planung als vernachlässigbar klein eingeschätzt. Schliesslich verursacht jede Sicherheitsmassnahme zusätzliche Kosten. «Wir müssen die Waagschalen von Kosten und Nutzen im Gleichgewicht halten», sagt Kurt Looser. Das Kühlsystem ist ein Thema für sich. In einem separaten Raum, der als Kühlzentrale bezeichnet

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DIE ADERN DER WIRTSCHAFT

KSD erhält einen neuen Namen wird, sind die entsprechenden Einrichtungen untergebracht. Dicke, isolierte Rohre prägen das Bild. Die Aufgabe der Kühlzentrale besteht laut Kurt Looser darin, «Abwärme zu vernichten». Denn die Computer erzeugen viel Wärme; die Temperaturobergrenze liegt bei etwa 27 Grad. Allerdings ist die Kälteproduktion eine energie- und letztendlich auch kostenintensive Angelegenheit. «Das Kühlen kostet doppelt so viel wie das Heizen», sagt Techniker Uwe Ostermann. Deshalb wird die meiste Zeit des Jahres die Kühlenergie der Aussenluft genutzt. Erst wenn das Aussenthermometer mehr als 18 Grad anzeigt, gehen Kältegeräte in Betrieb. Die nach aussen transportierte Computerhitze wird an die Luft abgegeben. Die weitergehende Nutzung sei bei der Projektierung geprüft worden, sagt Looser. Doch es falle nicht genügend Energie an. «Für Fernwärme braucht man ganz andere Leistungen.»

SPEZIALFIRMA REINIGT DIE ANLAGE Der Luftfeuchtigkeit im Inneren des Rechenzentrums gilt ein besonderes Augenmerk. Um Schwankungen zu vermeiden, wird möglichst wenig Aussenluft zugeführt. Ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, kann es zum Rosten beziehungsweise Oxidieren von Teilen der Installation kommen. Ist sie zu tief, sind unerwünschte elektrostatische Ladungen möglich. Trockene Luft ist vor allem im Winter ein Problem. Ist das der Fall, wird sie mit einem Befeuchter auf das gewünschte Niveau gebracht. Auch dem Staub in der Luft wird Rechnung getragen. «Wir haben hier zwar keinen Reinraum, aber es sollte möglichst kein Material eingebracht werden, das Staub erzeugt», sagt Looser. So ist es zum Beispiel vorgeschrieben, dass die angelieferten Ersatzteile in einem Vorraum aus ihren Kartonverpackungen ge-

Die 1972 gegründete KSD ist im Besitz von Kanton (55 Prozent) und Stadt Schaffhausen (45 Prozent). Dies kommt auch in den drei Buchstaben in ihrem Namen zum Ausdruck, die für «Kantonale städtische Datenverarbeitung» stehen. Die KSD bezeichnet sich selbst als «führenden Anbieter von IT-Dienstleistungen im Kanton Schaffhausen», zählt 59 Mitarbeitende, betreut 2820 Arbeitsplätze und erzielte 2020 einen Umsatz von 15 Millionen Franken. Der Betrieb, der nach den Grundsätzen der «wirkungsorientierten Verwaltungsführung» geleitet wird, soll auf Anfang 2023 in eine unselbstständige öffentlich-rechtliche Anstalt des Kantons umgewandelt werden. Bei dieser Gelegenheit erhält die KSD einen neuen Namen: Informatik Schaffhausen (ITSH). Ausserdem tritt die Stadt ihre Anteile an den Kanton ab, bleibt aber als Ankerkundin erhalten.

nommen werden. Dennoch muss die Anlage jährlich gereinigt werden. Für die Hohlräume unter den Fussböden wird wegen der darin verlaufenden Leitungen eine Spezialfirma aufgeboten. Zu tun gibt es immer. «Auch wenn es nicht so aussieht: Diese Anlage lebt», sagt Uwe Ostermann. Will heissen, dass hie und da Fehler behoben und Verschleissteile ersetzt werden müssen. Wird die Anlage sich selbst überlassen, bricht die virtuelle Welt der Computer irgendwann in sich zusammen.

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Ein Areal mit viel Autonomie Das SIG Areal in Neuhausen am Rheinfall hat sich in ein durchmischtes Quartier mit Wohnungen, Industrie und Gewerbe gewandelt. Die verlässliche Energieversorgung spielt dabei eine zentrale Rolle. Ein Energiemanager ist für das arealeigene Wärme- und Stromnetz aus erneuerbaren Energien zuständig und soll auf dem Gelände die CO2-Emissionen früher, als das Gesetz vorschreibt, reduzieren.

TEX T DA NIEL A PA LUMBO BILDER ROBERTA FELE

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m steigende Gaspreise muss sich der Energiemanager des SIG Areals längst nicht mehr kümmern. Kevin Lenhard ist ein zukunftsgerichteter junger Mann, der die beiden gewaltigen Gasbrenner aus der Vergangenheit im Erdgeschoss des Kesselhauses bei seiner Führung links liegen lässt. Zielstrebig steuert er auf das brummende Herz der Wärmezentrale zu. Ein grosser mit unzähligen Rohren durchzogener Raum, an denen rote Rädchen stecken, ist sein Reich. Dort wird die Abwärme des Abwassers aus der nahe gelegenen Kläranlage Röti, ergänzt durch Wärmepumpen, in die Rohre ­geleitet und bis in den letzten Winkel des Areals verteilt. Lenhard ist bei der Reasco, der Bewirtschafterin des SIG Areals, als Energiemanager angestellt und versorgt die über 50 Gewerbeund Industriekunden seit zwei Jahren fast vollständig mit ­erneuerbarer Energie. «Wir steuern Prozesse kaum mehr über fossile Energie», sagt Lenhard. «Seit 2018 beziehen wir die Fernwärme, die grösstenteils aus erneuerbarer Energie erzeugt wurde, über den Energieverbund Neuhausen. Der Strom stammt seit 2021 komplett aus Schweizer Wasserkraft.» Dafür betreibt die Reasco auf dem Industriegelände zwei eigenständige Netzwerke – eins für die Wärme, das andere für den Strom. Letzterer läuft über drei Einspeisepunkte des Elektrizitätswerks des Kantons Schaffhausen ins Arealnetz und wird hier in die für Gewerbe und Industrie erforderliche Stromspannung transformiert. In seinem Büro überwacht der Energiemanager die Strom- und Wärmeanlagen. Die zahlreichen roten Rädchen im Heizraum

Die roten Rädchen des voll automatisierten Heizraums im Kesselhaus bedient Energiemanager Kevin Lenhard nur im Notfall. Wenn an kalten Wintertagen aus dem hohen Schlot auf dem SIG Areal Rauch hinaufsteigt, ist der im Kesselhaus eingemietete Energieverbund Neuhausen dafür verantwortlich. Er versorgt über 130 Gebäude in der Gemeinde mit Fernwärme und wirft hie und da die Gaskessel an, damit die Bewohner – auch diejenigen auf dem Areal – komfortabel heizen können.

könnte Lenhard im Notfall von Hand bedienen. Im Normalfall läuft alles automatisch.

SOLARPANELS AUF DIE HALLENDÄCHER Die Reasco hat für die Inhaberin des Areals, die SIG gemeinnützige Stiftung, eine neue Energiestrategie mitentwickelt. Diese ist an diejenige des Bundes angelehnt, der im 2050 die Klimaziele erreichen will. Ehrgeizig hat man sich einen kürzeren Zeitrahmen gesetzt. So soll das SIG Areal schon 2030 den CO2 -Ausstoss auf Netto-Null reduzieren. Ein Eckpfeiler auf diesem Weg sind erneuerbare Energien. Das im Frühling 2022 eingereichte Baugesuch für den Ausbau von Solarpanels auf fünf Hallendächern mit einer Fläche von 7159 m2 ist nur der Anfang. Dieses soll etwa fünf Prozent des 28-GWh-Bedarfs pro Jahr für das ganze Areal decken. «Wir haben mehr Potenzial als nur ein Dach», sagt Lenhard. «Im Zusammenhang mit Dachsanierungen planen wir weitere Fotovoltaikanlagen.» Doch die alten Dächer der Hallen lassen sich nicht komplett nutzen, denn diese müssen die Last der Panels auch tragen können.


Um die Energiestrategie erfolgreich umzusetzen, muss die verwendete Energie auch effizienter genutzt werden. Wichtige Einsparungen seien schon auf dem gesamten Gelände erfolgt, sagt Lenhard. Früher wurde das Heisswasser auf 80 Grad geheizt, nun habe man die Vorlauftemperatur auf 60 Grad gesenkt. «Von 2017 bis 2021 haben wir durch diese Senkung des Temperaturniveaus einen Drittel Energie gespart.» Zudem ersetzte der Energiemanager alte Heizlüfter durch effizientere. Und wie dringlich die Ziele verfolgt werden, zeigt auch eine Personalmassnahme. Seit Kurzem unterstützt ein Kollege, Enrico Güntert, Lenhard bei der Umsetzung des Energiemanagements. Die Reasco verteilt über die arealeigene Energiezentrale nicht nur Wärme und Strom, sondern kontrolliert auch den Verbrauch in den Gebäuden und sammelt Daten, um die für Prozesse der Arealmieter genutzte Energie zu analysieren. «Das ist ein grosser Vorteil für die ansässigen Unternehmen. Die Steuerung ist effizienter und wir können einfacher auf die Kundenbedürfnisse eingehen. Wir betreuen unsere Kunden direkt», sagt Lenhard. «Dadurch können

sie Tausende von Franken sparen.» Der Energiemanager bemerkt bei Kontrollgängen durch die Gebäude oder bei der Analyse von Verbrauchswerten, ob zum Beispiel in einer leeren Halle Licht brennt, die Lüftung läuft, ein Fenster offen steht, was oft durch kleine Interventionen rasch behoben werden kann. Er liess etwa bereits Bewegungsmelder in den Eingangs- und Treppenhäusern installieren, sodass sich Lampen automatisch an- oder ausstellen.

EFFIZIENZANALYSE GEGEN ENERGIESPITZEN Aufwendiger wird die Lösung, wenn sich herausragende Energiespitzen bei den Kunden bemerkbar machen, die sehr hohe Kosten verursachen. Dann geht Lenhard auf die betroffenen Unternehmen zu und empfiehlt eine Energieeffizienzanalyse durch das Industrie- und Technozentrum Schaffhausen (ITS). Die Experten des ITS (siehe Seite 17) begleiten die Reasco und ihre Kunden auf dem Weg zur Energieeffizienz. «Das ITS ist ein idealer Partner, denn er hat gute Arealkenntnisse und versteht die Zusammenhänge», sagt Lenhard. Schon


­ ehrere Unternehmen auf dem Areal haben sich von den Experm ten des ITS beraten lassen wie etwa die Härterei OWT oder die Lehrlingswerkstatt Wibilea oder der Medizintechnikhersteller CTI Vascular.

ENERGIESCHOCK WEGEN REINRAUM Ein gutes Beispiel für eine gelungene Energieeffizienzanalyse ist die Firma CTI Vascular, die sich im Bau 53 mitten auf dem SIG Areal niedergelassen hat. Die CTI erfindet Produkte für die ­m inimal invasive Behandlung von Gefässerkrankungen. Das innovative Unternehmen hat unzählige Patente entwickelt und zog 2019 vom Neuhauser Rundbuck als Mieter aufs SIG Areal. Dort baute sie einen Teil der bestehenden Infrastruktur nach ihren Bedürfnissen um. Im dritten Stock sind nun Büros eingerichtet, im zweiten Stock ein grosses Labor und ein durch Luftschleusen getrennter Reinraum mit Temperatur-, Feuchte- und Luftdruckregelung, wo ­A ngestellte in Schutzanzügen neu entwickelte Produkte herstel-

len. An den Wänden und auf dem Boden sind mehrere Insektenfallen sichtbar. «Fenster öffnen ist bei uns verboten», sagt COO Andreas Bodmer. Jegliche Verunreinigung sei zu vermeiden. Stabile Prozesse unabdingbar. Der operative Leiter des Geschäfts gibt Auskunft über seine Erfahrung mit dem firmeninternen Energiesystem, denn nicht alles lief von Anfang an wie geplant. «Bald nach dem Umbau kam der erste Energieschock», erzählt Bodmer freimütig. Zum Glück konnte die Reasco ihn mit Tabellen und Energieverläufen bestücken. Dadurch erkannte er, dass der Energieverbrauch nicht konstant verlief, sondern abrupte Wechsel mit markanten Spitzen nach oben und unten aufwies. Deshalb holte er die Experten des ITS zu Rat. Die Energieanalyse ergab, dass die Lüftungsanlage für den Reinraum unter Volllast lief und das Befeuchtungs-, Heiz- und Kühlsystem sich bekämpften und die Räume mit Radiatoren und der Lüftungsanlage gleichzeitig beheizt wurden. Bereits eine einfache Massnahme half: «Die Heizung im Winter läuft nun ohne


DIE ADERN DER WIRTSCHAFT

Der Energieverbrauch im Reinraum der CTI Vascular konnte massiv reduziert werden, sagt COO Andreas Bodmer.

halb von zwei Jahren (2020 bis 2022) sank der gesamte Verbrauch im Winterbetrieb um circa 65 Prozent.

GROSSVERBRAUCHER UNTER ZWANG «Das Dilemma bei solchen Installationen ist», sagt Lenhard, «dass die Lieferanten eher auf den Komfort, als auf den Energieverbrauch achten und die Systeme zu hoch einstellen.» KMU, die Kosten sparen oder etwas fürs Klima machen wollen, können sich also freiwillig beraten lassen und erhalten sogar Unterstützung bei den vielfältigen Subventionen. Unternehmen, die allerdings mehr als 5 GWh Wärme oder 0,5 GWh Strom pro Jahr verbrauchen, sind seit 2016 gesetzlich verpflichtet, ihren Energiehaushalt zu überprüfen.

Lüftung», sagt Bodmer. Die Drehzahl der Lüftungsanlage für den Reinraum wurde reduziert und der Lärm gleich mit.

GROSSER ENERGIEAUFWAND GEDROSSELT Zudem zeigte die Energieanalyse, dass der Betriebsprozess des Reinraums nicht optimal geregelt war. Die Energieverbrauchskurve schlug auffällig steil nach oben und unten aus. Im Reinraum, wo die Mitarbeitenden mit Schutzanzügen unter konstanter Temperatur, Feuchte sowie stabilem Druck die Produkte herstellen, wird über 30 mal pro Stunde die Luft gewechselt. Die Luft strömt über eine Filteranlage in der Decke in den Reinraum hinein und über Entlüftungsöffnungen in den Wänden am Boden hinaus. «Kühlen, heizen, befeuchten, trocknen. Das ist ein grosser Energieaufwand», sagt Bodmer. Mit Unterstützung des ITS und zusammen mit dem Lieferanten des Reinraums konnte schrittweise die Regelung der gesamten Anlage optimiert werden. «Wir haben jetzt eine schwingende Regelung und der Energieverbrauch ist massiv reduziert.» Inner-

Auf dem SIG Areal betraf der Grossverbraucherartikel etwa die SIG allCap. Sie gehört sogar zu den grössten Verbrauchern von Energie im Kanton Schaffhausen. In seinen auf dem Gelände weit sichtbaren, zylindrischen zwölf Silos lagert das Unternehmen Kunststoffgranulat. Für die Herstellung von Kunststoffverschlüssen für Kartonpackungen braucht es zweimal Energie. Einmal, um den Kunststoff auszuschwitzen, damit er formbar wird, und ein andermal, um den Kunststoff abzukühlen, damit die Form erhalten bleibt. Die SIG allCap hat dabei einen anderen Weg beschritten als CTI Vascular und von der Möglichkeit einer Universalzielvereinbarung mit ACT (Cleantech Agentur Schweiz) zur Steigerung der Energieeffizienz Gebrauch gemacht. Sie verpflichtete sich, jedes Jahr zwei Prozent effizienter zu werden. Der Zielpfad beträgt zehn Jahre. Die SIG sollte bis Ende 2026/27 am Ziel sein. Dann wird ihr der KEVZuschlag (kostendeckende Einspeisevergütung) für die Förderung erneuerbarer Energien zurückerstattet, den SIG allCap teilweise wieder in Energieeffizienzmassnahmen investieren muss.

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Etliche Massnahmen hat Ralf Schellhammer, der Werkleiter und Energieverantwortliche bei SIG allCap realisiert. «Wir h ­ aben den Zielpfad bereits jetzt erreicht», sagt Schellhammer stolz. «Da bei SIG der CO2 -Fussabdruck stark in den Fokus gestellt ist, sind wir global angehalten, alle uns möglichen Energiesparmassnahmen zu präsentieren und umzusetzen.» Er steht auf einer Treppe in der Produktionshalle und schaut hinunter zu den M ­ aschinen, die ihre Arbeitsschritte autonom und dröhnend verrichten. An den Decken sind mehrere Lichtreihen aktiviert. Schellhammer liess in den Produktionshallen alle Neonröhren gegen LED-Beleuchtung mit automatischer Steuerung austauschen. «Damit sparten wir 40 Prozent Beleuchtungsenergie.» Im Kühlsystem wurden Verdampfer ausgetauscht, damit konnte er Leistungsspitzen reduzieren und Energie um 30 Prozent einsparen. Zudem ersetzte er für Reinigungsarbeiten Druckluft- mit Akkugebläse. Der Netzdruck sank um 0,5 Bar und moderne Druckluftkältetrockner kamen zum Einsatz.

ABWÄRME DER MIETER IN DEN KREISLAUF Doch damit ist das Effizienzpotenzial noch nicht ausgeschöpft. Weitere Druckluftanwendungen sollen durch Elektrogebläse ­e rsetzt werden. In naher Zukunft will die SIG allCap zudem ­hydraulisch betriebene Spritzgussmaschinen gegen elektrisch betriebene austauschen. Davon verspricht sich Schellhammer eine Energieeinsparung von 50 Prozent gegenüber den herkömmlichen Maschinen. Ausserdem will er einen geregelten Startprozess für die Produktionsanlagen entwickeln, um die Stromspitzen zu vermeiden und ein energieeffizienteres Klimatisierungssystem installieren. Prognostizierte Energieeinsparung im Vergleich zum aktuell genutzten mobilen System: erstaunliche 80 Prozent. Immer zahlreichere Firmen auf dem SIG Areal setzen alles ­d aran, energieeffizienter zu werden. Durch die Nähe auf dem

Ralf Schellhammer von SIG allCap hat die in einer Universalvereinbarung definierten Energieeffizienzziele bereits erreicht.

Grössenverhältnisse Privat verbraucht eine Person etwa 1000 kWh Energie pro Jahr. Das SIG Areal hat im Jahr 2021 insge­samt 28 GWh Energie verbraucht. Der Wärmeverbrauch konnte um ein Drittel gesenkt werden: 2017: 8,2 GWh 2021: 5,4 GWh 1 kWh: Wer eine Stunde kocht, verbraucht eine Kilowattstunde Energie. 1 GWh: Wer mit einer Million Kochplatten eine Stunde kocht, verbraucht eine Gigawattstunde Energie.


Gelände und den Anschluss an die beiden autonomen Stromund Wärmenetze können ausserdem Synergien genutzt werden. Ein erfolgreiches Projekt wurde bereits umgesetzt. Die Abwärme von vier Druckluftkompressoren der SIG allCap fliesst zurück ins Wärmenetz. Im 2021 waren das 1,5 GWh. Das zahlt sich für die SIG allCap aus und der Kreislauf schliesst sich. «Viele andere Synergien wären möglich und denkbar», sagt Andreas Koch, Energieexperte ITS. «So liesse sich auch die Abwärme von anderen Mietern wie etwa der OWT-Härterei nutzen, um damit die Leistung der Wärmepumpen für die Fernwärme zu reduzieren. Je mehr Synergien man nutzt, desto günstiger für den Mieter. Auf dem SIG Areal hängt alles zusammen, weil die Energieversorgung geteilt wird. Es ist ein Vorzeigeprojekt, wie man eine ökologische Zielsetzung wirtschaftlich erreicht, preislich attraktiv und unabhängig.» Ganz autark kann das SIG Areal indes nicht mehr werden. Dafür brauchte es ein eigenes Rheinfallkraftwerk wie früher. Denn die Manager der SIG hatten 2003 die Anteile des nun von der

enAlpin betriebenen Rheinkraftwerks Neuhausen veräussert. «Bis 2030 läuft die Konzession, danach fällt es an den Kanton Schaffhausen zurück», sagt Lenhard. «Das Rheinkraftwerk liefert etwa 40 bis 60 GWh Strom und könnte das Areal komplett versorgen. Die Netzinfrastruktur ist angekoppelt. Das wäre ideal.» Doch durch die Veräusserung wurde auf dem SIG Areal die Chance auf Autarkie und zugleich günstigen und sauberen Strom vorläufig vergeben. Daher zielt die Energiestrategie nun auf den Ausbau der Sonnenenergie, um an Autonomie zuzulegen. Dank eines eigenen, flächendeckenden Fotovoltaiknetzes sind die Mieter bei einer möglichen Strommangellage privilegiert. Das Gewerbe und die ­Industrie können sich auf den Standortvorteil verlassen und weiterhin von einer kosteneinsparenden und konstanten Energieversorgung profitieren. Trotzdem ist eins klar: «Der Bedarf ist zu hoch, wir werden nie autark sein», sagt Lenhard. «Wir werden nicht weniger produzieren, aber die Energie effizienter nutzen. Das ist unser Credo.»


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EIN SCHAFFHAUSER PRODUKT EXPANDIERT – SCHLAFKAPSELN Das Schaffhauser Unternehmen Liechtblick, spezialisiert auf die Aluminiumverarbeitung, hat mit seinem neusten Fabrikat einen schönen Erfolg verzeichnet. Mit der Herstellung von Schlafkapseln für verschiedene Standorte in der Schweiz wurde der erste Meilenstein gelegt. Ob in Büroräumlichkeiten, in Hotels oder in Spitalbetrieben – die containerförmigen Elemente aus Alu sind in zahlreichen Sparten einsetzbar. NEULAND FÜR LIECHTBLICK Mit der Fertigung eines kompletten Produkts hat die Firma ein Stück Neuland betreten. Während der ganzen Entwicklung galt es, verschiedene Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Ein wesentlicher Punkt war die Suche nach einer geeigneten Belüftung. Parameter, wie beförderte Luftmenge und Geräuschentwicklung, mussten gut aufeinander abgestimmt werden. Der Schlafgast muss auf jeden Fall kontinuierlich mit genügend Sauerstoff versorgt werden, wovon er akustisch so wenig wie möglich hören sollte, um störungsfrei auszuruhen. In unserem Capsule-Prototyp konnten wir etliche Modelle von unterschiedlichen Firmen testen und bewerten. Fündig wurden wir letztlich bei einem Lieferanten für Computerkomponenten. Zu berücksichtigen waren auch Details wie der Mobilnetzempfang und die Schallisolierung. Der Komfort in den vier Wänden ist beachtlich: Die Holzablage mit Steckdosen, dimmbarer Beleuchtung, Lüftungselementen und individuelle Panoramabilder verleihen dem platzspa-

renden Raum eine heimelige Atmosphäre. Die Schiebetür mit Hebel und einem Codeschloss garantiert die nötige Privatsphäre. KAPSELHOTEL AM FLUGHAFEN Die gesamte Entwicklung, von der Planung bis hin zur Produktion, lief in einer beeindruckend kurzen Zeitspanne ab. Verschiedenste Materialien wurden getestet, um ein optimales Ergebnis zu erlangen. Mit der Eröffnung des Kapselhotels am Flughafen Zürich mit 144 Einheiten ist der Anfang gemacht, weitere Projekte wie beispielsweise in Bern und Luxemburg sind in Planung. Hier in Schaffhausen rechnet Liechtblick mit rund 200 produzierten Kapseln pro Jahr. Das Erweiterungspotenzial ist allerdings riesig.

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DIE ADERN DER WIRTSCHAFT

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«Viele KMU wissen nicht, wie viel Energie sie verbrauchen» Andreas Koch, Energieexperte ITS Wie hilft das ITS den KMU? Wir sind unabhängiger Ansprechpartner in sämtlichen Fragen zur Steigerung der Energieeffizienz und zu erneuerbaren Energien. Die Energiefachstelle des Kantons möchte den Energieverbrauch senken, das Unternehmen seine Energiekosten. Dabei helfen wir. Viele KMU wissen nicht, wie viel Energie sie verbrauchen. Wir analysieren beispielsweise die Lastkurven und -spitzen beim Stromverbrauch. Denn Stromspitzen sind teuer. Wir suchen nach Gründen und Ideen, wie ein Unternehmen energieeffizienter werden kann und wie lange es dauert, bis die notwendigen Investitionen amortisiert sind. Was ist schnell amortisiert? Wer zum Beispiel Hochtemperaturöfen isolieren will, muss bis zu 20 000 Franken aufwenden. Diese hat man aber aufgrund der eingesparten Energiekosten in rund zwei Jahren zurück. Von da an spart das Unternehmen jedes Jahr die entsprechenden 10 000 Franken ein. Solche Potenziale sind unseren Kunden in der Regel nicht bewusst. Denn KMU-Verantwortliche müssen sich um Geschäft, Mitarbeitende, Lieferanten kümmern. Was sind einfache, wirtschaftliche Massnahmen? Viele unterschätzen die Beleuchtung. Wer noch alte T8-Neonröhren hat, reine Energieschleudern, sollte diese nach Möglichkeit mit LEDRetrofit-Röhren austauschen. Das neue Leuchtmittel passt in den alten Sockel. Damit spart man bis zu 70 Prozent der Stromkosten. Was lässt sich sonst noch rasch umsetzen? Viele Industriebetriebe benötigen Druckluft in ihren Betriebs- und Produktionsprozessen. Das Schlimmste ist, wenn es hier Leckagen hat. Druckluft ist die teuerste Energie. Geht man durch eine Werkhalle, und es pfeift überall, hören wir die Fränkli aus dem Kässeli fallen. Wie lässt sich das beheben? Es gilt, zuerst die Leckagen zu finden und zu beheben, damit hat man schon viel Geld gespart. Danach schauen wir uns das Druckluftniveau an. Meistens liegt das bei 8 Bar oder mehr. In der Regel braucht es aber nur 6,5 Bar. Und 1 Bar Differenz sind etwa 6 bis 7 Prozent der Stromkosten. Ein Kompressor erzeugt 10 Prozent Druckluft und 90 Prozent Abwärme. Diese greifen wir nach Möglichkeit am Kompressor ab und führen sie im besten Fall über einen Wärmetauscher ins hydraulische Gebäudeheizsystem ein. Dann muss der Gas- oder Ölkessel entsprechend weniger heizen. Das ist ein klassisches Abwärme-Projekt an einem Druckluftkompressor. Wie reduziert man Sockellasten? Wenn man generell nicht benötigte, elektrische Verbraucher, wie beispielsweise die Lüftung oder Klimaanlage, am Wochenende regelt oder abstellt. Ein Druckluftkompressor sollte nur auf Volllast laufen, wenn wirklich Druckluft für die Produktions- und Betriebsprozesse benötigt wird. Bei älteren Druckluftanlagen kann unter Umständen ein Frequenzumformer angebracht werden, der die Anlage dann verbrauchsgerecht regelt. Das gilt theoretisch für jeden Elektromotor. Das kostet nicht viel, aber es lässt sich viel Energie einsparen. Wie reduziert man Lastspitzen? Nicht alle elektrischen Verbraucher sollten gleichzeitig eingestellt werden, denn daraus resultiert die kumulierte Lastspitze, der höchste Wert innerhalb einer Viertelstunde, die sich dann der Ener-

gieversorger (EVU) teuer bezahlen lässt. Verteilt man die Verbrauchslasten, erzeugt das weniger Spitzen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass das ITS die Betriebs- und Produktionsprozesse sowie das Verhalten des Personals im Detail kennt und versteht. Das ist Teil unserer Aufklärungsarbeit. Wie kommen erneuerbare Energien an? Fotovoltaik-Eigenverbrauchsanlagen sind heute technisch marktreif und wirtschaftlich, wenn der Eigenverbrauchsanteil über 70 bis 75 Prozent liegt. Denn die elektrische Energie, die Kunden auf dem Dach produzieren, kostet 1 bis 1,5 Rappen pro kWh. Der Netzzuschlag und die Abgaben entfallen. Demgegenüber kostet der Strom pro kWh, den wir vom EVU beziehen, je nachdem zwischen 14 Rappen (Industrie) und 20 Rappen (Gewerbe und Private). Angesichts der aktuellen Verwerfungen auf den Energiemärkten sind markante Preissteigerungen zudem absehbar. Ich rate deshalb den Kunden, Fotovoltaik- Eigenverbrauchsanlagen zu realisieren, umso mehr als auch die Anschubfinanzierung vom Bund rund 20 Prozent ausmacht. Da gibt es gar nichts mehr zu diskutieren. Kann die Schweiz energieautark werden? Autarkie gibt es so nicht, weil wir alle am europäischen Stromnetz hängen. Das Netz fungiert dabei wie eine Batterie. Es braucht ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch bei einer konstanten Frequenz von 50 Hertz. Gibt es Unterfrequenzen von lediglich –2,5 Herz, können Lastabwürfe der europäischen Stromversorger die Folge sein. Im schlimmsten Fall der Anfang eines Blackouts. Wie lässt sich ein Blackout verhindern? Es gibt vereinfacht ausgedrückt zwei Arten von Strom – Bandenergie und Spitzenenergie. Zur Letzteren gehört die Energie aus Wind- und Fotovoltaik-Anlagen, denn der Strom fällt je nach Wetterbedingungen nicht konstant an. Um das Gleichgewicht im Netz zu gewährleisten, müssen andere Kraftwerke Regelenergie liefern. Diese erzeugen Pumpspeicher- und Laufwasserkraftwerke oder Kohle- und Gaskraftwerke. Alles, was schnell regelbar ist. AKW als Bandenergielieferanten sind für Regelenergie zu langsam. Darum muss man beispielsweise die Staumauern erhöhen. Dann haben wir mehr gespeicherte Energie im Winter und zudem Regelenergie. Was wäre der beste Weg für die Energiewende? Geothermie ist mein Favorit. Sie liefert Wärme und Strom. Wir leben auf einem Heizkörper. Insbesondere die tiefe Geothermie ist eine klimafreundliche und unerschöpfliche Energiequelle, die sich unabhängig von Tageszeit, saisonalen Einflüssen oder Klima jederzeit einsetzen lässt, also Bandenergie ist.

Anlaufstelle für KMU Das Industrie- und Technozentrum Schaffhausen (ITS) interagiert zwischen der Energiefachstelle des Kantons Schaffhausen und den Unternehmen. Das ITS stellt den Kontakt zu den Firmen her und analysiert in der Folge, mit welchen Massnahmen sie ihren Energiebereich optimieren können. In Zusammenarbeit mit den Energieexperten des Kantons Thurgau bietet das ITS diverse Produkte an – von Energieeffizienzanalysen über Machbarkeitsstudien bis zur Um­ setzungsbegleitung. Ein massgeblicher Anteil der Leistung wird mit bis zu 50 Prozent der Kosten durch die Energiefachstelle erbracht. https://its.sh.ch/energieeffizienz


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newsletter Wirtschaftsförderung Kanton Schaffhausen

Werden auch in Z genügen Power h STABILE STROMNETZE UND SCHNELLE

INTERNETLEITUNGEN SIND IN EINER IMMER STÄRKER DIGITALISIERTEN WELT WICHTIGE INFRASTRUK TUREN FÜR EINEN STARKEN WIRTSCHAFTSSTANDORT. DOCH IST DIE VERSORGUNGSSICHERHEIT GEWÄHRLEISTET FÜR BEVÖLKERUNG UND UNTERNEHMEN? IM INTERVIEW SPRICHT BAUDIREKTOR MARTIN KESSLER ÜBER STROMMANGELLAGEN, ERNEUERBARE ENERGIEN UND INVESTITIONEN INS STROMNETZ – WIE HIER BEIM EINBAU DES NEUEN TRANSFORMATORS IM UNTERWERK NEUHAUSEN AM RHEINFALL IM MAI 22. TEXT PASCAL SCHMIDLIN | LAYOUT BBF | FOTOS PATRICK STOLL/ZVG


wir Zukunft nd haben? Wirtschaftsförderung

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Herr Kessler, wir leben in einer stark digitalisierten Welt, in der Strom und Internet zentrale Lebensadern sind. Wie sähe die Welt wohl aus, wenn wir plötzlich keinen Strom mehr hätten? Kessler: Eine Welt ohne Strom ist schwer vorstellbar. Vor allem würde das tägliche Leben, wie wir es kennen und schätzen, nicht mehr möglich sein. Unser Leben hängt in fast allen Bereichen von Strom oder auch digitaler Vernetzung ab – sei es bei der Mobilität, Ernährung oder unserem Beruf. Strom ist eine Grundlage für unseren Wohlstand. Strom und Internet sind wichtige Infrastrukturen. Bundes­ rätin Sommaruga warnte kürzlich vor einer Strommangellage im Winter 2025. Das würde uns und unsere Wirtschaft vor grosse Probleme stellen… Kessler: Wir sehen aktuell keine Anzeichen für eine Mangellage. Es ist aber gut, dass sich der Bundesrat mit diesem Szenario auseinandersetzt und es proaktiv angeht. Also braucht es derzeit keine zusätzlichen Massnahmen? Kessler: Ein Stromabkommen mit der EU auf Bundesebene voranzutreiben, wäre eine mögliche Massnahme. Allerdings sind die Gespräche nach dem Scheitern des Rahmenabkommens auf Eis gelegt. Wir tun jedoch generell gut daran, uns bei der Energieproduktion eigenständiger und damit unabhängiger zu machen, indem wir die Produktion von erneuerbaren Energieträgern vorantreiben. Die Versorgungssicherheit für die Schaffhauser Bevölkerung und die ansässigen Unternehmen ist demnach gewährleistet? Kessler: Das EKS investiert stark ins Netz. Seit 14 Jahren befindet sich dieses in der Spannungsumstellung von 50- auf 110-Kilovolt. Dafür wurden und werden Leitungen verstärkt, Trafos ersetzt und auch Leitungen in den Boden verlegt. Je höher die Spannung, mit der ein

«Es ist wichtig, dass wir jetzt nicht nur reden, sondern rasch entscheiden und handeln.» Netz betrieben werden kann, desto mehr Strom kann gleichzeitig fliessen und desto weniger Netzverluste gibt es. Damit richten wir uns auf die Zukunft aus und verfügen über genügend Kapazitäten – und auch stabile Netze, um noch mehr lokal produzierten Strom aus erneuerbaren Energiequellen «von unten» ins Netz einzuspeisen. Bezogen auf das Versorgungsgebiet des EKS kann man sagen, dass wir hier über ein sehr gut ertüchtigtes Netz verfügen. Beim Zubau erneuerbarer Energien muss allerdings noch viel mehr passieren. Trotzdem forderte der Bund Unternehmen mit einem hohen Strombedarf 2021 dazu auf, sich auf eine mögliche Strom­ kontingentierung vorzubereiten. Inwiefern wären der Kanton Schaffhausen und seine Unternehmen davon betroffen? Kessler: Das sind mehrstufige Pläne, die übergeordnet auf Bundesebene erstellt wurden und über die proaktiv informiert wurde. Sollte irgendwann kontingentiert werden, wären das in einer ersten Stufe, lassen Sie mich sagen, Komforteinschränkungen. Wie sähen diese aus? Kessler: Das können Sparappelle oder das Verbot gewisser elektrischer Anlagen wie Saunen oder Klimageräte sein. Diese sind in einem Papier der OSTRAL Organisation für Stromversorgung in ausser-

Baudirektor Martin Kessler (r.) im Gespräch mit EKS-Geschäftsführer Thomas Fischer bei der Installation des neuen Regulierungstransformators im Unterwerk Neuhausen am Rheinfall.

ordentlichen Lagen geregelt. Dieses zeigt auch auf, was bei einer langanhaltenden Mangellage passieren würde, etwa das Verbot von Stromexporten aus der Schweiz heraus oder einer Stromkontingentierung bei Grossverbrauchern, also Unternehmen mit einem Stromverbrauch von über 500 MWh pro Jahr. Wie können sich Unternehmen auf diese Situation vorberei­ ten? Gibt es eine Anlaufstelle beim Kanton? Kessler: Die Versorgungsunternehmen als Absender des Ostral-Briefs sind die Ansprechpartner der Grossverbraucher für Detailfragen. Ich empfehle den Grossverbrauchern, wenn noch nicht geschehen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich zu informieren – etwa unter ostral.ch. Der Stromverbrauch im Kanton Schaffhausen beträgt derzeit rund 530 GWh pro Jahr. Was unternimmt der Kanton, damit dieser Verbrauch reduziert werden kann? Kessler: Den Stromverbrauch als feste Grösse zu definieren und Reduktionen zu fordern, ist nicht die Lösung. Man muss durch die Umstellung im Heizbereich und bei der Elektromobilität davon ausgehen, dass der Stromverbrauch in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Das heisst, dass wir eine gute Netzinfrastruktur, noch deutlich mehr lokale Produktion und stabile Verhältnisse bei den grossen Produzenten in der Schweiz brauchen. Darüber hinaus brauchen wir sicherlich geringere Bewilligungsverfahrensaufwände für Projekte. Diese wollen wir auch seitens des Kantons effizient und zielgerichtet ausrichten. Effizienzgewinne, Einsparungen und Reduzierungen können nur ein Teil der Lösung sein. Der Wirtschaftsstandort Schweiz muss durch eine vorausschauende Herangehensweise langfristig gestärkt werden. Es macht auch aus ökonomischer Sicht Sinn, wenn Unternehmen ihren Energieverbrauch reduzieren und effizienter gestalten. Welche Möglichkeiten gibt es da im Kanton Schaffhausen? Kessler: Natürlich – und da gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Etwa den internen Energiebedarf gut kennen und selbst nach Lösungen suchen, die einfach umsetzbar sind. Zusammen mit der Energieagentur für


«Ich würde mir auf jedem geeigneten Dach eine Solar-Anlage wünschen.» unter anderem Energieeffizienzanalysen in Zusammenarbeit mit dem ITS Industrie- und Technozentrum Schaffhausen für KMU an. Sie haben zuvor gesagt, dass der Stromverbrauch steigen wird. Ein Ansatz, um mehr Strom im Kanton zu produzieren, sind erneuerbare Energien. Welche Pläne verfolgt der Kanton? Kessler: Wind, Wasser, Solar und auch Biomasse – in erster Linie Holz – sind sicherlich kantonal umsetzbare Energiequellen, die noch deutlich mehr als bisher ausgeschöpft werden. Lokal produzierter Strom muss nicht aus den Hochspannungsleitungen geholt werden. Je erneuerbarer und je lokaler, desto weniger sind wir abhängig von anderen Produzenten in der Schweiz, aber auch unabhängiger von Importen aus dem Ausland.

Woher kommt der Strom aus der Steckdose? In der Schweiz verbrauchter Strom 2% Unbekannt

2% Fossile Energie (Erdgas, Abfälle, Kohle, Erdöl) 10% Andere erneuerbare Energie (Sonne, Wind, Biomasse) 20% Atomkraft

Der Kanton will bis 2035 gegen 100 GWh – also knapp 1/5 des heutigen Gesamtverbrauchs – aus Sonnenenergie gewinnen. Ein ambitioniertes Ziel. Kessler: Ja, aber die momentanen Entwicklungen an den Strombörsen zeigen auf, dass sich Investitionen in lokal produzierte Energie rechnen. Dies nicht von heute auf morgen, aber derzeit geht der Markt zumindest mittelfristig von weiter steigenden Marktpreisen aus. Das fördert das Interesse an Eigenproduktion und Eigenverbrauch. Bereits heute gibt es verschiedene Solar­Projekte auf Dächern von Industrieunternehmen. Sollen nun alle produzierenden Unternehmen auf ihren Dächern Solar­ panels installieren? Kessler: Die Strompreise für Grossverbraucher steigen. Das Thema Energiekosten kommt somit früher oder später bei jedem Industrieunternehmen an. Ob eine Fotovoltaik-Anlage installiert werden kann, ist oft von der Statik des Daches abhängig oder ob die Dächer saniert werden müssen. Eine PV-Anlage auf ein sanierungsbedürftiges Dach zu installieren, macht wenig Sinn. Man muss also immer den Einzelfall betrachten. Wir sehen aber, dass die Nachfrage und auch die Akzeptanz für solche Projekte laufend steigen. Erneuerbare Energien sind ein zentraler Faktor für die Energiewende. Doch gerade Projekte, wie etwa der Windpark Chroobach, stossen auf viel Widerstand. Ein Kampf gegen Windmühlen? Kessler: Wir wollen alle zu jeder Zeit Licht, Wärme und Mobilität. Das hat seinen Preis. Wer in der heutigen Zeit ökologisch und ökonomisch sinnvolle Projekte – aus teils emotionalen Gründen – ablehnt, hat die Aufgaben und Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, leider nicht erkannt. Diese Projekte dienen der Versorgungssicherheit aller Bürger. Neue Heizlösungen, Mobilität oder auch die Digitalisierung führen zu einem immer höheren Stromverbrauch. Darum müssen wir jetzt nicht nur reden, sondern rasch entscheiden und gemeinsam handeln. Die Erschliessung der Windenergiepotentiale spielt dabei eine wichtige Rolle.

66% Wasserkraft

Quelle: BFE (Schweizerische Elektrizitätsstatistik 2020)

Stromverbraucher In der Region Schaffhausen verbrauchter Strom (exkl. Stadt) 4% Weiterverteiler 29% Industrie Total 302,9 GWh

67% Haushalt, Landwirtschaft, Gewerbe

I N T E R N E T

Quelle: EKS (Elektizitätswerk Kanton Schaffhausen 2021)

Gerade im Winter muss jeweils Strom importiert werden. Was können wir tun, um unabhängiger vom Ausland zu werden? Kessler: Das bestehende Kraftwerksportfolio muss erhalten und in einem sinnvollen Mix weiter ausgebaut werden. Wichtig ist dabei, dass neue Kraftwerke schneller und einfacher bewilligt werden, um möglichst schnell ans Netz genommen zu werden. Wir können als Kanton Rahmenbedingungen schaffen, damit der Ausbau erneuerbarer Energien zielgerichtet laufen kann und Planungssicherheit geschaffen wird.

Neben Strom ist auch das Internet eine wichtige Infrastruktur für unseren Wirtschaftsstandort. Kessler: Richtig, der Zugang zu schnellem und flächendeckend verfügbarem Internet ist ein Wettbewerbs- und Standortvorteil für unsere Region. Gerade internationale Unternehmen sind in den späten 90erJahren nach Schaffhausen gekommen, weil das Internet ein standortunabhängiges Arbeiten erlaubt – und heute ist praktisch jedes Unternehmen davon abhängig. Es ist deshalb wichtig, dass der Zugang zu Highspeed-Internet weiterführend kultiviert und sinnvoll ausgebaut wird. Doch gerade beim schnellen Mobilfunkstandard 5G gibt es Widerstand. Wird das zu einer Herausforderung? Kessler: Wie bei allen neuen Technologien gibt es auch hier einen gewissen Gegenwind, aber mit den vorgesehenen Verfahren kann der Aufbau im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben umgesetzt werden. Viele Firmen und neue Technologien sind auf eine gute und schnelle Mobilfunkabdeckung angewiesen. Wird der Kanton Schaffhausen den Infrastrukturschub in diesen Bereichen also meistern? Kessler: Ja, ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere Netze für die Zukunft rüsten können – damit der Kanton Schaffhausen ein attraktiver Firmenstandort bleibt.

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Wirtschaftsförderung

Wirtschaft haben die Grossverbraucher in der Industrie in den letzten Jahren einen sehr guten Job gemacht und sogar mehr Effizienzgewinne gemacht, als der Absenkpfad vorgibt. Daneben kann man als Unternehmen auf verschiedenste Beratungsmöglichkeiten, wie etwa auf die Energiefachstelle des Kantons, zurückgreifen. Diese bietet

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SH POWER

Energie für die Stadt Die SH Power versorgt die Stadt Schaffhausen mit Strom, Gas und Wasser und betreibt die Siedlungsentwässerung.

STROM UND INTERNET

Investitionen in die Versorgungssicherheit DASS DER STROM EINFACH AUS DER DOSE KOMMT UND WIR DANK INTERNET RUND UM DIE UHR MIT DER WELT VERBUNDEN SIND, IST FÜR VIELE EINE SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT. DAMIT DAS SO BLEIBT, INVESTIEREN IM KANTON SCHAFFHAUSEN DIE ENERGIEVERSORGER EKS UND SH POWER SOWIE DIE KABELNETZBETREIBERIN SASAG REGELMÄSSIG IN IHRE INFRASTRUKTUR. Das Stromnetz des städtischen Energieversorgers SH Power umfasst mehr als 350 Kilometer an Leitungen sowie drei Unterwerke und insgesamt 103 Trafostationen. Im Jahr 2021 setzte die SH Power insgesamt 293,5 GWh Strom ab – ein Grossteil davon an Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von über 50 000 KWh Strom, wie Marco Nart, Unternehmenskommunikation bei SH Power, sagt. Der Stromverbrauch über das Netz von SH Power belief sich dabei auf etwas mehr als 180 GWh. Der Strom, den SH POWER in der Grundversorgung verkauft, stammt neben dem Kraftwerk Schaffhausen zum grössten Teil aus anderen Schweizer Wasserkraftwerken sowie zu kleineren Teilen aus regionalen Fotovoltaikanlagen und aus Biomasse aus der ARA Röti. Zudem betreibt SH Power für die Kraftwerk Schaffhausen AG das Wasserkraftwerk in der Stadt Schaffhausen. Dieses produziert pro Jahr etwa 165 GWh Strom. Das städtische Angebot der SH Power wird derzeit um Wärmeverbunde erweitert, so Nart. Derzeit laufe die Planung für verschiedene Wärmeverbünde, wobei die SH Power sich auch mit Unternehmen in Gesprächen befindet, deren Abwärme genutzt werden könnte.  www.shpower.ch


I N T E R N E T

EKS

SASAG

Strom für den Kanton

Internet für die Region

Das Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen (EKS) versorgt – abgesehen von der Stadt sowie Hallau – den ganzen Kanton Schaffhausen sowie mehrere deutsche Nachbargemeinden mit Strom.

Die Sasag vernetzt seit 45 Jahren einen Grossteil der Schaffhauser Gemeinden sowie Gemeinden im angrenzenden Zürcher Weinland und dem Kanton Thurgau.

Insgesamt 303 GWh Strom verkaufte das EKS 2020 im Kanton Schaffhausen. Wobei die Privathaushalte fast zwei Drittel der Strommenge abnahmen. Dafür unterhält das EKS ein 1051 Kilometer langes Netz im Kanton Schaffhausen, das derzeit mit hohen Investitionen modernisiert wird. Im Mai und Juni 2022 wurden dafür im wichtigen Unterwerk Neuhausen am Rheinfall die Trafos nach 40 Betriebsjahren ausgetauscht. Demnächst folgen die Trafo-Erneuerungen im EKS Unterwerk in Wilchingen sowie im gemeinsam mit dem EKZ betriebenen Unterwerk in Rafz. Das EKS betreibt aktuell sechs eigene und zwei gemeinsame Unterwerke mit kantonalen Nachbarwerken. Ein weiteres EKS Unterwerk in Beringen befindet sich im Bau. Insgesamt investierte das EKS über die letzten drei Jahre 11,5 Mio. Franken direkt in die Versorgungssicherheit. Allein die fünf neuen Reguliertransformer kosten 3 Millionen Franken.

Die Schaffhauser Kabelnetzbetreiberin Sasag bringt nicht nur seit vielen Jahrzehnten das TV-Signal in die Schaffhauser Stuben, sondern versorgt Privathaushalte und Firmen mit schnellem Internet über ihr Glasfaserkabelnetz. Über 1000 Schaffhauser Unternehmen – von der Einzelfirma bis zur Grossfirma – zählen zu den Kunden der Sasag, sagt Geschäftsführer Daniel Kyburz. Um dieses Netz für Private und Firmen auf dem neusten Stand zu halten, hat die Sasag in den letzten vier Jahren 17 Millionen Franken investiert, um ihr rund 400 Kilometer langes Kabelnetz zu modernisieren und jeden Anschluss mit einer Leistung von einem Gigabit pro Sekunde auszustatten. «Wir können an all unseren Anschlüssen die maximale Bandbreite anbieten. So können auch unsere Kunden in ländlichen Gemeinden von der vollen Geschwindigkeit profitieren», erklärt Kyburz einen grossen Vorteil des Sasag-Netzes.

Ebenfalls eine wichtige Aufgabe des EKS ist es, Strom für die Kunden des EKS-Versorgungsgebiets einzukaufen. Die aktuelle Situation mit drastischen Preisveränderungen an den Strombörsen wirkt sich somit auf die Beschaffung für die Jahre 2023 bis 2026 aus, wie Juliane Huber, Verantwortliche für die Unternehmenskommunikation des EKS, erklärt. Auch wenn das EKS darauf achte, mit einer langfristigen und konservativen Beschaffungsstrategie möglichst günstig Strom einzukaufen, zeichne sich ab, dass der Strom in Zukunft teurer werde.

Trotz neuer Technologien wie etwa 5G ist Kyburz überzeugt, dass das Kabelnetz auch in Zukunft wichtig bleibt. «Die Datenmengen, welche wir heute über unsere Glasfaserkabel und Ausrüstungen transportieren, können unmöglich vollumfänglich über ein noch so modernes Mobilnetz transportiert werden.» Mobile Netze werden deshalb immer eine Ergänzung zur leitungsgebundenen Datenübertragung sein. Zudem würden die Mobilfunkzellen immer kleiner – und damit die Strecke, über welche diese Daten wirklich «mobil» und nicht kabelgebunden transportiert werden, immer kürzer.

 www.eks.ch  www.sasag.ch

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Wirtschaftsförderung

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R S E - N E W S

Mit der Entwicklungsstrategie 2030 haben zahlreiche Schaffhauserinnen und Schaffhauser ihre Vorstellung des künftigen Kantons Schaffhausen aktiv einbringen können. Wir haben mit Projektleiter Luca Slanzi über das Projekt, Ideen aus der Bevölkerung gesprochen und weshalb wir alle bei der Umsetzung gefordert sind. Von PASCAL SCHMIDLIN

Die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft im Kanton durch die Förderung von Projekten zu stärken, lautet das Ziel der Regional- und Standortentwicklung (RSE) des Kantons Schaffhausen. Hierzu müssen Ideen von mutigen Schaffhauserinnen und Schaffhausern in die Realität umgesetzt werden. Als Ideenquelle und Katalysator für die Umsetzung neuer Projektvorhaben dient das Projekt «Entwicklungsstrategie 2030». Das von der Regierung des Kantons Schaffhausen in Auftrag gegebene Projekt wurde vom Kanton, Sponsoren sowie der Neuen Regionalpolitik des Bundes finanziert. Als Ergebnis des partizipativen Prozesses werden im Spätsommer 64 Projektvorhaben sowie eine gemeinsame Stossrichtung für die Region Schaffhausen veröffentlicht. Um herauszufinden, was wir aus den Erfahrungen aus dem Projekt «Entwicklungsstrategie 2030» für die Regional- und Standortentwicklung mitnehmen, haben wir uns mit dem von der Industrievereinigung Schaffhausen delegierten Projektleiter, Luca Slanzi, unterhalten.

Vielfalt der Perspektiven einzubinden, Kreativität und Praktikabilität der Ideen miteinander zu kombinieren und kompromissfähige Umsetzungsansätze zu ermöglichen. Das klingt ein wenig kompliziert… Slanzi: Wir leben in einer komplexen Welt mit ebensolchen Herausforderungen. Die grossen Herausforderungen der heutigen Zeit, wie Klimawandel, Pandemien und digitale Transformation, meistert man nicht mehr mit einer klassischen Herangehensweise. Nur wenn wir Grenzen überwinden, mutig Neues probieren und uns gemeinsam in der Umsetzung unterstützen, können wir die Herausforderungen unserer Zeit meistern.

Luca Slanzi, weshalb wurde die Entwicklungsstrategie gestartet? Luca Slanzi: Wir wollten unserer Region eine Stimme geben und uns neu für die Zukunft ausrichten. Nur wenn Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam in die gleiche Richtung ziehen, kommen wir als Region vorwärts. Hierzu müssen auch Brücken über bestehende Gräben gebaut und neue mutige Ideen ermöglicht werden. Mit der Entwicklungsstrategie bündeln wir diejenigen Kräfte im Kanton, die etwas umsetzen wollen. Daraus hat sich eine Zugkraft entwickelt, der man sich erstmal entgegenstellen muss, wenn man die Umsetzung der Projekte bremsen und verhindern möchte. Projektleiter Luca Slanzi erklärt die Projektwelt der Entwicklungsstrategie 2030, die auch als Impulsgeber für neue RSE-Projekte dienen soll. Ähnlich wie dies beim Projekt Wirtschafts- und Entwicklungs­region Schaffhausen WERS Mitte der 90er gelungen ist? Was können künftige Projektinitianten der RSE aus der EntwickSlanzi: Exakt. Nach WERS ging ein Ruck durch die Region! Der Unter- lungsstrategie 2030 mitnehmen? schied zu heute ist allerdings, dass Schaffhausen Mitte der 1990er am Slanzi: Die Projektwelt der Entwicklungsstrategie 2030 soll als Quelle Boden und der Handlungsbedarf offensichtlich war. Heute geht es vie- der Inspiration, persönliche Rückendeckung und Mutmacher für die len Schaffhauserinnen und Schaffhausern wirtschaftlich gut, die Le- Umsetzung verstanden werden. Nach dem Denken und Mitmachen bensqualität ist weiterhin exzellent – kurzum: Der Leidensdruck existiert geht es jetzt ans Handeln! Für die Umsetzung der Stossrichtung und nicht mehr im gleichen Ausmass. Heute gilt es nicht, den Karren aus der Projektvorhaben sind wir alle gefordert. Im Prozess der Entwickdem Dreck zu ziehen, sondern Schaffhausen gemeinsam weiterzubrin- lungsstrategie habe ich zahlreiche Schaffhauserinnen und Schaffhauser gen, damit wir erst gar nie mehr in eine Situation wie damals geraten. kennengelernt, welche das nächste Schaffhausen gemeinsam Realität Diese Verantwortung liegt bei uns allen. werden lassen möchten und bereit sind, sich gegenseitig zu unterstüt-

Wie hat sich dies auf den Prozess der Entwicklungsstrategie ausgewirkt? Slanzi: Der Prozess der Entwicklungsstrategie war zweistufig konzipiert. Zuerst wurden mit einem Querschnitt der Bevölkerung Ideen gesammelt, wie das Schaffhausen der Zukunft aussehen könnte. Anschliessend wurden mit fachkundigen Personen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung praktikable Lösungen und Projektvorhaben ausgearbeitet, welche heute vorliegen. Diese Zweistufigkeit war wichtig, um eine

zen. Wir von der Projektgruppe werden mit der Veröffentlichung der Entwicklungsstrategie 2030 im Spätsommer eine Plattform lancieren, auf der wir Macherinnen und Macher miteinander vernetzen können und in die Projektwelt eingetaucht werden kann. Der daraus entstehende Dialog ist ein erster Schritt, um künftig schneller und pragmatischer Ideen zur Umsetzung zu bringen und neue Herausforderungen zu meistern. www.entwicklungsstrategie-sh.ch

Wirtschaftsförderung

Gemeinsam Ideen entwickeln und umsetzen

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F I R M E N N E W S

Unilever eröffnet neue Bürowelt Die Unilever vereint ihre internationalen Funktionen sowie ihre Schweizer Unternehmenszentrale unter einem Dach in Schaffhausen. Nach einer mehrmonatigen Umbauzeit wurden kürzlich die neuen Räumlichkeiten von den Mitarbeitenden bezogen. Von PASCAL SCHMIDLIN Die Schweizer Unternehmenszentrale von Unilever – Heimat beliebter Marken wie Knorr, Dove, Lusso und Omo – ist vor Kurzem in ihren neuen Standort in Schaffhausen eingezogen. Dieser wurde über mehrere Monate umgebaut und modernisiert. Damit sind neu die internationalen Funktionen sowie die lokalen Funktionen der Landesgesellschaft unter einem Dach vereint. Insgesamt 270 Menschen aus 40 Nationen arbeiten in den Büros direkt am Bahnhof Schaffhausen und bilden ein multikulturelles Arbeitsumfeld. Dieses haben die Mitarbeitenden entschieden mitgeprägt. In verschiedenen Projektgruppen wurden alle Mitarbeitenden direkt oder indirekt in die Gestaltung der neuen Bürowelt miteinbezogen. Damit ist die neue Arbeitswelt von Unilever so gestaltet, dass sie voll auf die Ansprüche und Bedürfnisse der Mitarbeitenden ausgerichtet ist.

Ort für Kreativität und Austausch Das Ergebnis ist ein vielfältiges Bürokonzept mit Orten für Begegnung, Austausch und Team-Work genauso wie für Konzentration, Kreativität und Inspiration. Gleichzeitig führt die Unilever am Standort Schaffhausen ein hybrides Arbeitsmodell ein. Das bedeutet, Mitarbeitende wählen ihren Arbeitsort nach ihren Bedürfnissen und können von zu Hause, von unterwegs oder in den neu gestalteten Büroflächen arbeiten. «Das hybride Arbeitsmodell setzt nochmals neue Massstäbe und bietet den Mitarbeitenden die grösstmögliche Flexibilität für ihren Arbeitsalltag», sagt Thierry Mousseigne, General Manager von Unilever in der Schweiz.

Die neue Bürowelt der Unilever am Bahnhof Schaffhausen ist ein Ort für Kreativität, Austausch und Team-Work.

Durch den Zusammenzug in der Stadt Schaffhausen werden auf dem Knorri-Areal in Thayngen, das nur wenige Kilometer ausserhalb der Stadt liegt, Flächen freigespielt. Diese sollen zu einem Foods-Competence-Center umgebaut und für externe Interessenten geöffnet werden. www.unilever.com

Vertikale Farm auf dem SIG Areal Seit etwas mehr als einem Jahr entwickelt das Schweizer Start-up GreenState AG modulare Vertical-FarmingLösungen. Auf dem SIG Areal installiert das Unternehmen derzeit seine erste Anlage. Während in einem ersten Schritt CBD-Hanf angebaut wird, sollen dort bald auch Pilze, Salat und Erdbeeren wachsen. Von PASCAL SCHMIDLIN lassen sich in der Praxis bis zu 1 000 solcher Module zu riesigen Farmen verbinden. «Dank des Internets der Dinge (IoT), künstlicher Intelligenz und Machine Learning herrschen im Modul optimale Wachstumsbedingungen, während gleichzeitig der Ressourcenverbrauch minimiert wird», so Berther. Zudem könne die gesamte Farm einfach via Smartphone-App oder PC von der ganzen Welt aus überwacht und gesteuert werden. Auf dem SIG Areal entsteht die erste Indoor-Farm des Start-ups GreenState. Angebaut wird darin CBD-Hanf.

In einem Teil der Hallen auf dem SIG Areal in Neuhausen am Rheinfall installiert das Schweizer Start-up GreenState AG derzeit ihre erste vertikale Farm. Das zehnköpfige Kernteam entwickelt seit Anfang 2021 ihre ganz eigenen Vertical-Farming-Lösungen. Dabei handelt es sich um koppelbare Module, in denen verschiedenste Pflanzen unter optimalen Bedingungen heranwachsen können. «Diese Module ermöglichen den gesamten Zyklus des Pflanzenanbaus abzudecken und bestehen aus Wachstumsräumen, einem Trocknungsraum, einem Trimmraum und einem Technikraum», erklärt Sven Berther, Chief Marketing Officer von GreenState. Während in Neuhausen am Rheinfall vorerst 24 Module von der Grösse eines Schiffscontainers miteinander verbunden werden,

CBD und Erdbeeren In einem ersten Schritt will das Jungunternehmen auf dem SIG Areal CBD-Hanf anbauen. «In einer zweiten Phase sollen Pilze, Salat und Erdbeeren folgen», sagt Berther. In Neuhausen besteht für das Start-up die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt die Anlage durch Mieten weiterer Hallen zu vergrössern. So könnten weitere Pflanzen am Rheinfall wachsen, denn die Module können jedes Klima der Welt simulieren. Dank seiner Mobilität und Modularität kann das GreenState-System überall eingesetzt werden. Berther denkt dabei etwa an leerstehende Industrieareale in Grossstädten, die temporär zu Farmen umgenutzt werden können. Dank optionalen Solarmodulen auf dem Dach können die Module bei einem Outdooreinsatz gar den Strom selbst produzieren. www.greenstate.ch


F I N A N Z E N

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Schaffhausens Premiere am Digitaltag Der Schweizer Digitaltag macht die Digitalisierung in der Schweiz erlebbar. Zum ersten Mal wird auch der Kanton Schaffhausen Teil des Formats sein. Dabei stellt er vom 19. bis 25. September lokale digitale Initiativen ins Scheinwerferlicht. Von PASCAL SCHMIDLIN Seit 2017 veranstaltet der Verein digitalswitzerland jährlich den Schweizer Digitaltag. Dieser hat zum Ziel, die Digitalisierung in der Schweiz erlebbar zu machen, eine vertiefte Debatte anzuregen und die Chancen und Herausforderungen dieser wichtigen Entwicklung aufzuzeigen. Dieses Jahr geht das Format in die bereits sechste Runde, wobei der Kanton Schaffhausen zum ersten Mal ebenfalls Teil davon sein wird.

Lokale digitale Initiativen erlebbar machen Statt einem einzelnen Digitaltag wird der Event auf sieben Wochen ausgedehnt und erhält dadurch einen regionalen Fokus. Dabei touren die Schweizer Digitaltage vom 5. September bis am 23. Oktober durch sieben verschiedene Regionen und insgesamt 18 Schweizer Städte. In der Woche vom 19. bis 25. September steht dabei die Region Zürich im Fokus, welcher auch der Kanton Schaffhausen angeschlossen sein wird. Gemeinsam mit den Städten Winterthur und Zürich gestaltet er ein attraktives Rahmenprogramm. Dabei können ansässige Unternehmen, Vereine oder lokale Initiativen zeigen, was für sie Digitalisierung heisst – und mit welchen Projekten sie diese aktiv vorantreiben. Über die ganze Woche hinweg wird es dazu mehrere Veranstaltungen in der Region Schaffhausen geben. Interessierte Unternehmen oder Organisationen können sich unter dem Betreff «Schweizer Digitaltag Schaffhausen» unter info@standort.sh.ch

Der Kanton Schaffhausen wird zum ersten Mal Teil der Schweizer Digitaltage sein und dort die Digitalisierung erlebbar machen.

bei der Wirtschaftsförderung des Kantons Schaffhausen melden, um mehr darüber zu erfahren, wie auch sie Teil dieser spannenden Veranstaltung werden können. www.digitaltag.swiss

Ihre Pensionierung – Was Sie wissen müssen Mit der Pensionierung beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Damit Sie ihn aus finanzieller Sicht entspannt und sorgenfrei geniessen können, sollten Sie heute schon die Weichen stellen und Nachfolgendes beachten. Von DR. JOSEF MONTANARI

Sie sind zwischen 50 und 55 Jahre alt

1-2 Jahre vor der Pensionierung

Ermitteln Sie Ihr Vermögen (Kontoguthaben, Immobilien, Vorsorgegelder etc.) sowie Ihre Schulden (Hypothek etc.) und erstellen Sie ein Budget für die Zeit nach der Pensionierung. Das zeigt Ihnen, ob Ihre voraussichtlichen Einnahmen nach der Pensionierung ausreichen, um die erwarteten Ausgaben zu decken. Rechnen Sie aus, wie viel Kapital Sie brauchen, um die Lücke zwischen den erwarteten und den benötigten Einnahmen zu schliessen.

Schichten Sie Ihr Vermögen um, um Ihr Einkommen langfristig zu sichern. Kündigen Sie Ihre Hypothek rechtzeitig, wenn Sie bei der Pensionierung den ganzen Betrag oder einen Teil davon zurückzahlen möchten. Und regeln Sie Ihren Nachlass.

6 Monate vor der Pensionierung Melden Sie Ihre Pensionierung mindestens sechs Monate vor dem letzten Arbeitstag bei Ihrer AHV-Zweigstelle an, damit Ihre erste Rente pünktlich überwiesen wird. Denken Sie daran: Die ordentliche AHV-Rente erhält man erst ab 64 (Frauen) bzw. 65 (Männer). Wir unterstützen Sie gerne dabei, Ihren dritten Lebensabschnitt rechtzeitig zu planen.

Rund 5 Jahre vor der Pensionierung Legen Sie das Datum Ihrer Pensionierung fest: Wollen Sie früher, später oder regulär in Pension gehen? Klären Sie ab, was bei Ihrem Arbeitgeber möglich ist, und überprüfen Sie im Reglement der Pensionskasse Ihres Arbeitgebers, welche Möglichkeiten der Frühpensionierung dieser anbietet.

DR. JOSEF MATTHIAS MONTANARI Leiter Marktgebiet Winterthur - Schaffhausen Bank Cler AG

Wirtschaftsförderung

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Innovation ist zentral für den Unternehmenserfolg – und fusst auf einer gelebten Innovationskultur. Dabei kann jedes Unternehmen innovativ werden und die nötige Kultur aufbauen, sagt Innovationsexpertin Esther Federspiel. Am 6. September 2022 zeigt sie in einer ITS Innovationswerkstatt, wie man dabei vorgehen kann. Von PASCAL SCHMIDLIN «Innovation ist der Schlüssel zum Erfolg», lautet ein häufig gehörtes Zitat. «Gerade in einer Welt, die sich schnell verändert und stark vernetzt ist, sollte Innovation einen hohen Stellenwert innerhalb eines Unternehmens haben», sagt Esther Federspiel. Sie ist Dozentin und Projektleiterin am IDEE Institut für Innovation, Design & Engineering der FH OST. «Wer nur auf das gute Gestrige setzt und nicht neue Marktbedürfnisse mitgestaltet und vorausdenkt, kann im Hochgeschwindigkeitswettbewerb schnell alles verlieren.» Lang bestehende Unternehmen würden sich in einem stetigen Wandel befinden und haben die Innovation quasi in ihrer DNA, so Federspiel. Doch bei KMU sähe es oft anders aus. «Oft setzen Unternehmensgründerinnen und -gründer eine innovative Idee um und bringen diese zum Erfolg, verwalten diese danach aber nur noch. Das ist gefährlich», sagt sie. Innovationen müssten fortlaufend geschehen. Das sei lernbar, und eine Innovationskultur könne jedes Unternehmen aufbauen.

und umgekehrt.» Doch noch zu oft lägen in Firmen diese beiden Seiten der Innovations-Medaille zu weit auseinander. Eine Innovationskultur, so Federspiel, ist ein Aspekt der Unternehmenskultur. «Sie bezeichnet das Zusammenspiel von Werten, Normen und Praktiken beziehungsweise Ritualen, was in der Gesamtheit zur kontinuierlichen Generierung von Innovationen führt. Eine solche lasse sich Schritt für Schritt aufbauen. «In erster Linie empfehlen wir (1) eine Analyse des IST-Zustands, (2) das Eruieren der Bereiche, wo am meisten Handlungsbedarf besteht, (3) das Entwickeln von passgenauen Massnahmen und dann – nicht zu vergessen – (4) das Planen der Implementierung von Massnahmen mit Berücksichtigung der evolutiven Reife eines Unternehmens. Und dann wieder zurück zu Schritt 1.» Allerdings gebe es kein einfaches Rezept für die Implementierung einer Innovationskultur. «Das ist ein Prozess der stetigen Entwicklung, der anstrengend und je nach Unternehmen und Ausgangslage sowie Mitarbeitenden unterschiedlich verläuft», betont Federspiel.

Innovationskultur im Unternehmen

ESTHER FEDERSPIEL Dozentin und Projektleiterin am IDEE Institut für Innovation, Design & Engineering der FH OST

Eigenverantwortung und Handlungsfreiheit Dabei werden zwei Arten von Innovation unterschieden: die inkrementelle und die radikale Innovation. Erstere bezeichnet schrittweise kleinere Innovationen, die meist auf Bestehendem aufbauen, Letztere radikal neu Gedachtes. Dabei würden unterschiedliche Voraussetzungen gelten, wobei bei beiden Arten der Weg bei der Unternehmensführung beginnt. «Es braucht in erster Linie deren Willen zur Innovation», betont Federspiel. Dann sei es wichtig, zwischen den unterschiedlichen Schlüsselaufgaben des Unternehmens zu unterscheiden. Es mache keinen Sinn, Mitarbeitende in einer Abteilung der Null-Fehler-Toleranz plötzlich auf Experimentabilität – eine Unternehmenskultur des Experimentierens – einzuschwören. Meist arbeiteten Menschen in diesen Abteilungen, die zu den operativen Innovatoren zählen. «Da ist es sinnvoller, langsam aber stetig inkrementell zu innovieren.» Wenn jedoch radikale Innovationen gefragt seien, brauche es einen anderen Ansatz und auch Typus Mensch, der risikofreudiger sei, so Federspiel. «Dabei kann eine Unternehmenskultur der Experimentabilität helfen, als Organisation schneller zu lernen und marktnähere Innovationen zu entwickeln.» Sie bedinge dabei ein hohes Mass an Eigenverantwortung seitens der Mitarbeitenden, aber auch weitgehende Handlungsfreiheit seitens des Managements. «Wer Verantwortung und Risiko auf sich nimmt, soll auch am Erfolg beteiligt werden –

Bereits eine Innovationskultur implementiert hat Georg Fischer (GF). «Innovation wie auch Nachhaltigkeit sind für uns essenziell und ein wichtiger Bestandteil der gesamten GF Unternehmensstrategie», sagt Frank Straub, Head of Global Innovation PMO bei der Division GF Piping Systems. Das wirke sich stark auf die Arbeitswelt aus. «Statt Forschung und Entwicklung heisst die Abteilung bei uns jetzt Innovation, und der Fokus liegt längst nicht mehr auf dem reinen Produktentwicklungsansatz», sagt er. «Design Thinking ist Teil unserer Arbeitskultur. Wir arbeiten stark kundenzentriert und binden unsere Kunden und ihre Bedürfnisse in den Innovationsprozess mit ein.» Dieser Kulturwandel zeige sich auch in der Arbeitswelt. Gearbeitet wird in Büros ohne fixe Arbeitsplätze und in speziellen CoWorking-Bereichen. «Das fördert die Zusammenarbeit und die Kreativität auch über Abteilungsgrenzen hinweg», so Straub. Auch beim Schaffhauser Medizintechnikunternehmen Medipack AG ist Innovation zentral. «Durch innovative Produkte bieten wir einen Mehrwert für Kunden und schaffen uns nachhaltig einen Wettbewerbsvorteil», sagt Georg Oesterreicher, Leiter Entwicklung und Konstruktion. Deshalb werde auch bei Medipack eine Innovationskultur gelebt. «Innovation benötigt Ressourcen und die Bereitschaft, neue Wege auszuprobieren, auch wenn dies mit unerwarteten Umwegen verbunden sein könne», sagt er. Das bedinge eine gelebte Fehlerkultur. Nur so könne man aus Fehlern lernen, damit die richtigen Schlüsse gezogen werden können. Auch Federspiel plädiert für eine gesunde Fehlerkultur, gerade bei der radikalen Innovation: «Diese braucht Freiraum, Spielkultur und Sicherheit, um die Experimentierfreude zu wecken. Dazu gehört auch, dass Fehler machen und Scheitern erwünscht ist und von der Organisation getragen wird.» Am Dienstag, 6. September 2022, vermittelt Esther Federspiel an der ITS-Innovationswerkstatt Wege zur nachhaltigen Innovationskultur im Unternehmen. Wer sich zum Thema informieren und Praxis erprobte Methoden und Tools erlernen will, kann sich kostenlos auf der ITSWebsite anmelden. www.its.sh.ch

Wirtschaftsförderung

«Innovation ist lernbar»

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Die Arbeitswelt wird in Zukunft eine andere sein. Um das Wachstum von vor Corona wieder zu erreichen, würde die Schweizer Wirtschaft rund 85 000 Fachkräfte mehr benötigen, diese fehlten gegenwärtig. Gemäss verschiedener Studien und Aussagen von Wirtschaftsgrössen soll dieser Mangel bis 2025 auf über 300 000 Fachkräfte ansteigen. Von MARCEL FRINGER Die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf die Wirtschaft und die damit verbundenen Probleme werden als enorm eingeschätzt. Bis 2025 werden gemäss Studien rund 300 000 Fachkräfte in der Schweiz fehlen. Eine grosse Anzahl von Unternehmen wird sich deshalb gezwungen sehen, einen Teil ihrer Investitionen nicht vollumfänglich nutzen zu können und die fehlenden Einnahmen für die Bedienung der Kredite werden nicht ohne Spuren an den Unternehmen vorbeigehen – was grosse und direkte Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaftsleistung hat. Der Ressourcenengpass wird die Schweizer Wirtschaft nach ersten Schätzungen rund 50 Milliarden Franken am Bruttoinlandprodukt kosten. Die Ressourcenknappheit, und dabei ist es unerheblich, welche Ressourcen es betrifft, sei eines der grössten Geschäftsrisiken in der Schweizer Industrie und im Gewerbe und stelle mittel- und langfristig eine Gefahr für die Innovation des Wirtschaftsstandorts der Schweiz dar, warnen verschiedene Experten aus der Industrie, der Dienstleistung und dem Gewerbe. Der Wohlstand der Schweiz ist somit direkt gefährdet, denn wenn der Industriesektor und das Gewerbe schwächer werden, hat das auch immer sofort Auswirkungen auf den Wohlstand und die Zufriedenheit der Gesellschaft eines Landes.

Kampf um Ressourcen wird sich weiter verschärfen Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, funktioniere in Zukunft mit Sicherheit nicht mehr so einfach wie bis anhin, da auch andere Länder Fachkräfte dringend benötigen. Dies wird die Spirale weiter beschleunigen. Der Kampf um die Ressourcen wird sich klar verschärfen, was unweigerlich dazu führen wird, dass in diversen WirtschaftsMARCEL FRINGER Präsident des Kantonalen zweigen Vollbeschäftigung herrscht. Gewerbeverbands Schaffhausen Verschiedene Unternehmen müssen mit einem personellem Unterbestand arbeiten und damit klarkommen, was sich wiederum direkt auf die Zufriedenheit und die Gesundheit der Angestellten auswirkt. Im Weiteren ist festzuhalten: Die Belastungen durch die Corona-Krise haben die Einstellung der berufstätigen Bevölkerung zur Arbeit verändert. Für viele hat die Work-Life-Balance einen neuen Stellenwert bekommen.

Verfügbare Ressourcen besser einsetzen Was kann die Schweiz tun, damit dieser Umstand nicht zum grossen Problem für alle wird? Es geht nicht mehr darum, Fachkräfte zu finden, sondern die bestehenden Ressourcen besser einzusetzen. Dies bedingt unter anderem eine Bildungsoffensive. Darin müssen nicht nur junge Leute die richtige und passende Ausbildung erhalten, sondern auch Menschen mit Ausbildung müssen sich teils neu orientieren, von der Wirtschaft ausgebildet und in ihr neues Arbeitsumfeld eingeführt werden. Es wird nicht mehr selbstverständlich sein, auf Anhieb einen passenden Mitarbeiter zu finden. In Zukunft muss man sich den Mitarbeiter durch Ausbildung und Weiterbildung auch passend machen, damit das Können aller Arbeitskräfte besser auf die Anforderungen der Unternehmen und Organisationen passt. Im Weiteren müssten die Unternehmen das Potenzial der Digitalisierung und Automatisierung voll ausschöpfen.

Kantonaler Gewerbeverband Schaffhausen Dachverband der Schaffhauser KMU www.gewerbe-sh.ch info@gewerbe-sh.ch

Wirtschaftsförderung

Fachkräftemangel mit Bildungsoffensive kontern

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Wie bleibt die Schweiz attraktiv – trotz OECD-Mindeststeuer? Mitunter dank tiefer Steuersätze ist die Schweiz trotz hoher Fixkosten ein attraktiver Unternehmensstandort. Die OECD-Mindeststeuer bringt dieses Gefüge durcheinander. Wie können wir unsere Attraktivität für internationale Unternehmen hochhalten? Wichtige Schritte sind die Abschaffungen der Verrechnungssteuer auf Obligationszinsen sowie der Umsatzabgabe auf dem Handel mit Obligationen. Von JONAS KELLER Die Schweiz ist ein verhältnismässig teurer Standort für Unternehmen. Die Löhne, Mieten und Lebenshaltungskosten sind wesentlich höher als in der EU. Um diese Mehrkosten auszugleichen, punkteten die meisten Schweizer Kantone bisher mit attraktiven Steuersätzen. Doch damit ist bald Schluss, zumindest bei grossen internationalen Unternehmen. Gemäss der Mindeststeuer vereinbarung der OECD-Mitgliedstaaten, zu denen auch die Schweiz gehört, soll bei international tätigen Unternehmen mit Umsätzen über JONAS KELLER 750 Millionen Euro eine Mindeststeuer von Dipl. Steuerexperte und Wirtschaftsprüfer 15 Prozent erhoben werden. Inkrafttreten Mitglied der IVS Steuersoll die Mindeststeuer Anfang 2024. Zum und Finanzkommission Vergleich: Die meisten Kantone kennen aktuell tiefere Steuersätze, in Schaffhausen liegt dieser bei rund 14 Prozent. Mit der OECD-Mindeststeuer werden die Mitgliedstaaten in Bezug auf den Steuerwettbewerb gleichgeschaltet. Doch die Kostenstrukturen dieser Länder bleiben weiterhin sehr unterschiedlich. Der Schweizer Wettbewerbsvorteil durch tiefere Steuern wird damit zur Makulatur. Diese negative Entwicklung versucht der Bundesrat mit einer Reihe von Massnahmen abzufedern. Eine dieser Massnahmen war die geplante Abschaffung der Emissionsabgabe, die jedoch an der Urne scheiterte.

Keine Verrechnungssteuer auf Obligationszinsen Doch es gibt weitere interessante Ansätze, um den Finanzplatz Schweiz zu stärken. Konkret geht es erstens um die Abschaffung der Verrechnungssteuer auf Obligationszinsen. Nicht abgeschafft wird dabei die

Standortattraktivität: Die Einstellungen müssen stimmen

Verrechnungssteuer auf Zinserträgen aus Guthaben natürlicher Personen im Inland bei Banken und Sparkassen sowie bei Versicherungsunternehmen. Zweitens soll auch die Umsatzabgabe auf inländischen Obligationen abgeschafft werden. Die angedachten Massnahmen im Bereich der Verrechnungssteuer und der Umsatzabgabe werden die erhöhten Zusatzkosten im Steuerbereich zwar nicht vollständig kompensieren, ermöglichen aber eine Stärkung des Werkplatzes Schweiz. Denn die aktuelle Regelung verhindert, dass sich international tätige Schweizer Unternehmen in der Schweiz finanzieren. Grund dafür ist die Verrechnungssteuer auf den Obligationszinsen, welche von ausländischen Investoren gar nicht oder nur sehr mühsam zurückgefordert werden kann. Aus diesem Grund finanzieren sich heute sämtliche international tätigen Schweizer Unternehmen über Finanzierungsgesellschaften im Ausland, da so keine Verrechnungssteuer auf den Obligationszinsen anfällt.

Finanzierung in der Schweiz erhöht unsere Wertschöpfung Die geplante Gesetzesanpassung soll nun dafür sorgen, dass die Finanzfunktionen und die damit verbundenen Arbeitsplätze am Hauptsitz der Gesellschaften in der Schweiz angesiedelt werden, was die Wertschöpfung im Inland erhöhen würde. Zudem wird es mit der Aufhebung der Umsatzabgabe auf inländischen Obligationen für die Anlegerinnen und Anleger attraktiver, diese Obligationen in der Schweiz zu handeln. Es wird somit ein Anreiz gesetzt, im Ausland verwaltetes Wertschriftenvermögen – und die damit verbundene Wertschöpfung – in die Schweiz zurückzuholen.

Industrie- & Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen Die Wirtschaftskammer der Region www.ivs.ch


I V S - M I T G L I E D E R

Wir sind die verlängerte Werkbank für ausgewählte Kunden im Markt der Medizin Technik Industrie, Maschinenbau, Automobil, Formenbau, Haustechnik. Mit der passenden ISO-Zertifizierung beweisen wir unsere Qualitätsstandards. Von MARKUS GROSS ZANOL ist ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Neunkirch in der Schweiz. Seit 1958 sind wir ein verlässlicher Partner für unsere Kunden. Wir sind spezialisiert auf das Drehen, Fräsen, Umformen und Messen von Komponenten für:

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Die GVS Schachenmann AG – Qualität entsteht im Rebberg Schöne Schaffhauser Weine kreieren: Das ist die ausgewiesene Kernkompetenz der Schaffhauser Traditionskellerei im Herblingertal. Wie sich zeigt, kann das Unternehmen als Weinmanufaktur noch viel mehr. Von GVS SCHACHENMANN AG 140 Winzerinnen und Winzer als Traubenlieferanten, die Verarbeitung von 25 Prozent aller Trauben aus dem Kanton Schaffhausen und über 100 verschiedene Weine für diverse Absatzwege. So präsentiert sich die GVS Schachenmann AG. Ursprünglich 1934 genossenschaftlich gegründet, wurde mit der seit 1568 existierenden Schachenmann AG Ende der Neunzigerjahre fusioniert und damit ein Teil der über Jahrhunderte dauernden Tradition übernommen. In Tanks, Fässern und Barrique können an der Gennersbrunnerstrasse insgesamt bis zu 2,4 Millionen

Liter Wein gekeltert und gelagert werden. Die Lieferungen in diversen Linien gehen an Gastronomie, Handel und Privatkunden. Letztere können sich in der Vinothek im GVS-Markt der Landi Herblingen von einem kompetenten Team bestens beraten lassen.

Bekenntnis zu Qualität Die Qualität eines Weines hängt direkt mit den gelieferten Trauben zusammen. «Wir pflegen einen engen Kontakt mit unseren Winzerinnen und Winzern, denn darin liegt ein Teil des Schlüssels zum Erfolg», weiss Philippe Brühlmann, Geschäftsführer. Mit den Qualitäten der von Kellermeister Michael Fuchs und seinem Team kreierten Weine wurden schon unzählige Medaillen an nationalen und internationalen Wettbewerben gewonnen.

Ein breites Leistungsangebot «Wir bieten zusätzlich ein breites Handelssortiment an weiteren Schweizer und Internationalen Weinen», so Brühlmann weiter. «Zudem verfügen wir über ein sehr grosses Angebot an Getränken und Festmaterial für fast jeden Anlass.» Damit kann über einen einzigen Dienstleister praktisch alles bezogen werden – und einem vergnügten Anlass steht nichts im Wege. Weinberaterin Mirijam Walter und Philippe Brühlmann, Geschäftsführer der GVS Schachenmann AG, präsentieren ihre Weine.

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Wirtschaftsförderung

Patientensicherheit: Med-Tech-Teile für die ganze Welt

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UNTERNEHMERINNENPORTRÄT

«Auf jedem Meter Stoff steht mein Name» Lernwille, Durchhaltevermögen und eine Postkarte verhalfen der in Schaffhausen lebenden Illustratorin und Designerin Anna Nyman zu einem bunten Auftrag von Benartex, einem Tochterunternehmen der Bernina. TEX T UND BILDER JEA NNET TE VOGEL

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ie Kamelie im Topf hat den Winter überstanden und dankt die gute Pflege mit einer Fülle von Blüten. Die beiden Spritzkannen, eine rosafarben, die andere grün, passen farblich perfekt zum Liegestuhl, dessen Polster Anna Nyman mit einem Stoff aus ihrer neuen Kollektion bezogen hat. Die Textildesignerin – oder wie sie sich selbst lieber bezeichnet: die Illustratorin – ist in Schweden geboren und aufgewachsen. «Ich kam mit einem Zeichenstift in der Hand zur Welt.» Inspiration für ihre eigenwilligen und realitätsnahen Zeichnungen findet sie in ihrer Umgebung und der Natur. Nyman arbeitet mit verschiedenen Materialien. Beim Entwerfen lässt sie sich gern vom Zufall leiten: «Ich setze mich hin, will etwas zeichnen – und es wird etwas anderes daraus.» Etwa lustige Motive für Postkarten. Diese «analoge Version der SMS» verkauft Nyman seit Jahren über das Schaffhauser Unternehmen Iseli & Albrecht AG, das auch ihre handgemachten Küchentextilien vertreibt. Drucken lässt sie die Postkarten in der Webergasse: «Ich bin ein Einfrau-Unternehmen und arbeite, wenn immer möglich, mit regionalen Unternehmen zusammen.» Dazu gehört neu auch die Stiftung Altra. «Wir sind gegenseitig Auftraggeber und Auftragnehmer», sagt Nyman.

braucht es auch ein Quäntchen Glück: Fortuna tritt in Form von Susan Dreyer in Erscheinung. Die schwedischstämmige Frau des damaligen BerninaCEO schaut sich nicht bloss die Vorderseite der frisch gekauften Postkarte an, sondern auch die Rückseite. Sie entdeckt klein gedruckt die Web­ adresse einer Landsmännin und ist von deren Internetseite begeistert. Ihre Begeisterung steckt an: Claude Dreyer erkundigt sich bei Anna Nyman: «Darf ich die Website dem Chef von Benartex in den USA zeigen?» Benartex ist ein Tochterunternehmen der Bernina Textile Group und bietet Quilt-Stoffe aus Baumwolle an, traditionelle ebenso wie ausgefallene. «Früher wurden Steppdecken aus Stoffresten zusammengenäht, sie mussten vor allem eines: warmhalten», sagt Nyman. Heute stammen die Stoffe häufig aus Designerhand. Ausgewählte Muster, Farben und auch eingenähte Wörter machen die typisch amerikanischen Decken zu Unikaten.

DER STEIN KOMMT INS ROLLEN Anna Nymans Karriere geht nicht einfach geradeaus, Neugierde und Lernwille führen sie immer wieder auf neue Wege: «Es gibt viele Abzweigungen im Leben. Doch etwas ändert bei mir nie, ich liebe es, mit Farben zu arbeiten.» Manchmal

Der Stein kommt im Spätherbst 2021 ins Rollen: «Es stellte sich heraus, dass die Benartex-Chefdesignerin Ruth Beck «totaler Schweiz-Fan» ist». Dutzende


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Illustratorin Anna Nyman entwirft nicht bloss farbenfrohe Stoffe, sie setzt ihre Ideen im Nähzimmer auch gleich selbst um.


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Ihre Lebensfreude. Unsere Erfahrung, Lebensfreude. Unsere Erfahrung, Ihre Lebensfreude. Gesundheit ist unsere Kompetenz, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern ist

Gesundheit unsere Kompetenz, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern Gesundheit ist unsereistKompetenz, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern ist ist unser Bestreben. Dafür setzen wir uns ein, aus Überzeugung und mit Leidenschaft. unser Bestreben. Dafürwir setzen aus Überzeugung undLeidenschaft. mit Leidenschaft. unser Bestreben. Dafür setzen uns wir ein,uns ausein, Überzeugung und mit

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E-Mails werden ausgetauscht mit dem Resultat, dass Nyman zwölf Illustrationen liefern soll. Die Textildesignerin freut sich, dass ihre Weiterbildungen, darunter ihr Studium an der Schule für Illustration und Design in Stockholm, Früchte tragen. Der Auftrag stellt jedoch auch eine Herausforderung dar. «Ich bekam freie Hand. Doch Quilt-Stoffe zu entwerfen, war etwas Neues für mich.» Aus den gelieferten Dateien entsteht in den USA die Kollektion Fantasy Garden, bestehend aus 21 Stoffen: «Auf jedem Meter steht mein Name.» Die bunten Stoffe werden in US-amerikanischen und europäischen Läden verkauft, die Kollektion Fantasy Garden ist ab Anfang September auch im Bernina-Shop in Schaffhausen erhältlich.

LAMPENSCHIRME UND FISCHSCHWÄRME Genauso wenig, wie das Rad neu erfunden werden kann, scheint es möglich, ein völlig neues Stoffmuster zu entwerfen: Dennoch gibt es Jahr für Jahr wieder neue. Nyman lacht: «Es gibt so viele Blumenmuster wie Sand am Meer, ich würze meine gern mit einer Prise Humor.» Fröhliche Muster sind zu ihrem Markenzeichen geworden. Fischschwärme, schwarze Katzen, neugierige Vögel oder Schneemänner mit Zipfelmützen hat sie schon auf Stoff gebannt, ebenso Schuhe und Lampenschirme. Ein frecher, fiktiver Rabenvogel begleitet sie seit Jahren. «Meine Stoffe sollen inspirieren», sagt Nyman. «Quiltprojekte sind immer eine gute Idee. Ich nähe aus den Fantasy-Garden-Stoffen auch Kinderkleider, Kissenbezüge, Taschen oder Lampenschirme.» Und – weil Nyman hier keine passenden Tapeten findet, wie sie in ihrer schwedischen Heimat üblich sind – sie funktioniert kurzerhand ein paar Meter Stoff zu einem Wandbehang für ihre Küche um: «Er ist lustig und vor allem waschbar, ein Riesenvorteil.» Kein Tag vergeht, ohne dass Anna Nyman etwas skizziert, näht oder malt, das Handweben liegt dagegen brach. Ab und zu zeichnet sie auch sich selbst, häufig am Zeichentisch sitzend, mit aufgestecktem Blondhaar und ovaler Brille. Auch ein royales Selbstbildnis existiert, die Zeichnung erinnert an das Märchen um die böse Königin, die mit ihrem Spiegel spricht. «Es entstand als Erin-

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UNTERNEHMERINNENPORTRÄT

nerung an einen sehr gelungenen Silvesterabend, ich trug ein Krönchen auf dem Kopf», sagt Nyman. «Diese Bilder werden aber nicht auf Stoff gedruckt, auch nicht auf eine Postkarte», stellt die Künstlerin klar und zwinkert dabei mit dem rechten Auge. Auch Negatives verarbeitet sie mit einem Stift in der Hand. Als sie die Diagnose Osteoporose erhält, eine Krankheit, bei der sich die Knochensubstanz stärker als üblich abbaut, zeichnet Nyman sich als achtzigjährige Frau mit einem Buckel auf dem Rücken: «Ich will der Krankheit mit einer gewissen Leichtigkeit begegnen, sie soll nicht zu meinem Lebensmittelpunkt werden.» Nyman bezeichnet sich als «Photoshop-Mensch», sie benutzt teilweise eigene Fotos, um Muster zu kreieren, doch häufig bringt sie ihre Ideen mit bunten Finelinern oder Aquarellfarben zu Papier. Diese Entwürfe arbeitet sie anschliessend digital aus. «Das geht inzwischen recht tifig. Wenn ich aber eine einfache Animation erstelle, benötige ich rund 50 Ebenen.» Nyman macht auch Druck – allerdings bloss als Hobby. Sie schneidet zentimetergrosse Motive, wie etwa Velofahrer oder Fische, aus Linoleum und hält sämtliche Motive in ihrem Musterbuch fest.

VON BAUMWOLLE ZU SEIDE Nyman gehen die bunten Ideen nicht aus, doch zwischen Geistesblitzen und einer kommerziellen Umsetzung liegt oft ein langer Weg. «Erfolg ist abhängig von vielen Faktoren: es braucht ein gutes Timing, um den Nerv der Zeit zu treffen, Geduld und vor allem gute Partnerschaften», sagt Nyman, «Ich wünsche mir noch mehr regionale Kontakte.» Ob es zu weiteren Kollektionen für Benartex kommt, ist gegenwärtig offen: «Ich bin Realist. Zuerst müssen wohl die Verkaufszahlen ausgewertet werden.» Eine Zusammenarbeit mit einem Schweizer Traditionsunternehmen ist ihr nächstes Ziel: «Mir haben es besonders die fröhlichen Muster, schön auf Seide gedruckt, von Fabric Frontline angetan.» Die stylischen Schals und Foulards sind inspiriert vom Zeitgeist, aber auch von Kunst, Natur und Kultur. Einer Frau, die Handweberin studiert hat, fällt es gewiss nicht schwer, die notwendigen Fäden zu spannen.

Die Liebe zum Zeichnen und Malen wurde ANNA NYMAN, Jahrgang 1961, in die Wiege gelegt. Trotzdem studiert sie zuerst Literatur und Geschichte an der Universität Lund. Im dreissigsten Lebensjahr kristallisiert sich ihr Berufswunsch, Textildesignerin, heraus. Um an dieses Ziel zu kommen, studiert sie Handweberin und Kunstmalerin an der Web- und Kunstschule in Stockholm. Es folgt der Umzug ins – einstige – Textilland Schweiz. 2016 bildet sich die Mutter von drei erwachsenen Kindern im Bereich Illustration und Design in Stockholm weiter. Von 2019 bis 2021 macht sie ein Fernstudium «Patterndesign» (Mustergestaltung). Anna Nyman lebt mit ihrem Mann in Herblingen.


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