Unser Wald Nov./Dez. 2010

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6. Ausgabe Nov./Dezember 2010

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Unser Wald Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Malaysia | Mitgliederversammlung 2010 Unser Wald 6 I 2010

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Inhalt

Editorial 3 Schwerpunkt: Malaysia

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Malaysia – Wälder und Menschen in Südostasien 4 Malaysias Forstwirtschaft auf dem Wege zur Nachhaltigkeit 7 Vom Sinn und Unsinn der Tropenholzverwendung 10 Expertenmeinungen zum Thema 12 Malaysias Ureinwohner und die Forstwirtschaft 14 Die Frucht des Palmbaums 17 FLEGT: Maßnahmen in der EU zur Bekämpfung des weltweiten illegalen Holzeinschlags 19

Bücher & Co.

20 – 21

SDW-Exkursion 22 Der zerschnittene Wald

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Baum – Schädling Foto: F. Boenigk

Brettwurzeln sind typisch für Bäume im tropischen Regenwald.

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Massaria-Pilz gefährdet Platanen

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Internationales Jahr der Wälder 2011

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Der Wald wird 2011 weltweit zum Superstar

Impressum Herausgeber: Verlagsgesellschaft Unser Wald mbH Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn, Telefon: 02 28/9459830, Internet: www.sdw.de, E-Mail: unser-wald@sdw.de Im Auftrag der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Bundesverband e.V. Chefredakteurin: Sabine Krömer-Butz, Bonn Kontakt: 02 28/94 59 835, E-Mail: sabine.kroemer-butz@sdw.de Redaktion: Lothar Gössinger, München; Christoph Rullmann, Bonn; Sylke Emmermann, Leck (Landesverbandsnachrichten) Anschrift der Redaktion: Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn Telefon: 02 28/9 45 98 30, Telefax:  02 28/9 45 98 33 Geschäftsführer: Jens Stengert, Bonn Konten: Sparkasse KölnBonn, Kontonummer 031 019 797, BLZ 370 501 98 Gesamtherstellung: Echo Verlag, Selma-Lagerlöf-Straße 51–53, 50859 Köln, Telefon: 0 22 34/40 09-01, Fax: 0 22 34/40 09-44, Internet: www.lambertzdruck.de, E-Mail: info@lambertzdruck.de Erscheinungsweise: zweimonatlich Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 € einschl. Versandkosten und 7 % MwSt. Einzelheft: Preis 3,00 € Fotos: Für die Fotos in den Landesverbandsnachrichten sind die jeweiligen Landesverbände verantwortlich. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildmaterial übernehmen Verlag und Redaktion keine Verantwortung: Die Redak­tion behält sich Kürzungen und Überarbei­tungen, insbesondere bei Leserbriefen, vor. Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Die von den ­Autoren vertretenen Meinungen sind nicht in jedem F­ alle mit den Ansichten des Herausgebers oder der Redaktion identisch.

Inhalt

SDW – Ratgeber

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Grüner die Glocken nie klingen

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SDW – Veranstaltung

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Biotopholz – unbezahlbar wertvoll!?

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Umweltnachrichten

30 – 31

Forstnachrichten

32 – 33

SDW-Verbandsnachrichten

32 – 63

Die Redaktion von Unser Wald und die SDW wünschen allen Lesern ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2011. Unser Wald 6 I 2010


Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser, liebe Waldfreunde, Sie halten heute eine Ausgabe in den Händen, in der wir versucht haben, das schwierige Thema Tropenwaldnutzung, aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Dies war nicht einfach und wir möchten Sie einladen, sich selbst ein Bild zu machen und uns Ihre Erfahrungen und Gedanken gerne als Leserbrief mitzuteilen.

Christoph Rullmann

Liebe Abonnenten, in den letzten vier Jahren hat sich bei Unser Wald viel getan. Reaktionen von Ihnen zeigen uns, dass Sie mit der Entwicklung der Zeitschrift zufrieden sind. Die bessere Qualität und der Umfang haben aber auch ihren Preis. Daher kostet seit Januar 2010 das Jahresabonnement für die Zeitschrift für nicht Mitglieder der SDW 17,50 Euro. Zum Januar 2011 müssen wir nun den Preis für SDW-Mitglieder von bisher 13 Euro auf 15 Euro im Jahr anheben, um die Qualität der Zeitschrift für Sie halten und evtl. noch ausbauen zu können. Wir bitten Sie um Verständnis für diesen Schritt und wünschen Ihnen auch weiterhin viel Spaß beim Lesen! Jens Stengert Geschäftsführer

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Als ich vor über einem Jahr den Anruf erhielt mit der Frage, ob ich an einer Delegationsreise des Malaysischen Holzwirtschaftsrates (MTC) teilnehmen möchte, war ich zunächst skeptisch. Zwar hat mich die Situation dort vor Ort sehr interessiert, aber ich sah auch ein Problem darin, ein Land nur aus dem Blickwinkel einer sehr stark wirtschaftlich geprägten Organisation kennen zu lernen. Schlussendlich bin ich Anfang Juli nach Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias geflogen, um mir mit Kollegen aus ganz Europa, die Verhältnisse in den Wäldern und der holzverarbeitenden Industrie anzusehen. Die Reise war überaus interessant und lehrreich. Tolle Landschaften, atemberaubende Wälder, hochtechnisierte Holzverarbeitung, aber auch Betriebe, die einem Deutschen in Bezug auf die Unfallverhütung und Gesundheitsvorsorge der Mitarbeiter die Haare zu Berge stehen lassen. Ein Land, das sich rasant entwickelt und keinesfalls mit den Vorstellungen übereinstimmt, die wir von einem Entwicklungsland haben. Keine Holzhütten, sondern moderne Wohnviertel mit Ein- und Mehrfamilienhäusern. Moderne Architektur, Straßen und Infrastruktur, die ehrlich gesagt, im hoch entwickelten Deutschland teilweise schlechter sind. Natürlich gab es auch die kleinen Dörfer aus Holzhäusern. Aber eben auch hier mit gepflegten Gärten, Flachbildschirm und Internetanschluss.

Genau dies im Hinterkopf macht eine Bewertung des Gesehenen sehr schwierig. Malaysia hat einen unbändigen Willen, sich wirtschaftlich zu entwickeln. Hierfür werden alle Ressourcen und Kapazitäten des Landes genutzt. Mit einer aktuellen Waldfläche von knapp 60 Prozent. Doppelt so viel wie Deutschland. Davon gelten immerhin noch 18 Prozent als ohne nennenswerte menschliche Einflüsse und werden somit zu den Primärwäldern gezählt. Daher ist schnell klar, wieso dem Wald bei dieser Entwicklung eine besondere Bedeutung zukommt. Waldschützer – natürlich aus der westlichen Welt – wie wir von der SDW drängen auf den Erhalt dieser Flächen. Die Wirtschaft und die Gesellschaft vor Ort drängt auf wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand und sieht in der Nutzung des Waldes und der Flächen – zum Beispiel für Palmölplantagen – ihre Chance. Und immer wieder wurde in den Gesprächen deutlich, dass wir als Europäer ja schließlich auch alle Möglichkeiten für unsere Länder genutzt hätten und daher ein Drängen auf den Erhalt der Primärwälder und ein Anprangern der Entwicklungen somit unglaubhaft wirkt. Wir haben unterschiedliche Akteure zu Wort kommen zu lassen. Machen Sie sich selber ein Bild! Zuletzt wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr.

Christoph Rullmann

Editorial


Fotos: C. Rullmann

Tropische Blütenpracht

Malaysia – Wälder und Menschen in Südostasien Christoph Rullmann 5:00 Uhr morgens – Flughafen Kuala Lumpur. Eher verloren stand ich auf dem Flughafen und suchte nach einer Frau, die ich nur auf einem unscharfen Foto gesehen hatte. Sie sollte mich von hier mit ins Hotel nehmen und auch in den nächsten 14 Tagen durch Malaysia begleiten. Vor 14 Stunden war ich in Frankfurt gestartet. Direkt von meiner Geburtstagsfeier an den Flughafen. Dementsprechend war ich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch zu schlafen oder viel Kaffee zu trinken und hinaus in die Sonne zu gehen und den ersten Blick auf Malaysia zu werfen. Aber erst galt es warten. Um mich herum ca. 50 schnatternde malaysische Mädchen, die von einem einjährigen Aufenthalt in den USA zurückkehrten. Alle mit Mundschutz und weißen Handschuhen. Sie hatten mich schon im Flugzeug umzingelt und das Gefühl gegeben, tausenden von Bakterien und Viren aus der Klimaanlage schutzlos ausgeliefert zu sein.

Aber wie kam ich eigentlich in diese Situation. Vor einigen Monaten klingelte das Telefon und der Malaysische Malaysia

Holzwirtschaftsrat war in der Leitung. Man würde eine Delegationsreise mit Forstexperten aus Europa zusammenstellen und gerne jemand von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mitnehmen. „Von uns?“, dachte ich, „aber wir arbeiten doch nur in Deutschland“. Man wollte zeigen, wie Forstwirtschaft und Holzindustrie in Malaysia funktioniere und so dem falschen negativen Bild in Europa entgegenwirken. Ich bereitete mich vor. Führte Gespräche, las Bücher und Berichte und wollte ein kritischer Reisender werden, der Dingen auf den Grund geht und sie in Frage stellt. Da, jemand kam auf mich zu und deutete auf meine Baseballmütze, die den Aufdruck trug „Forestry Munich“. Sheam, die Organisatorin, hatte mich entdeckt und begrüßte mich herzlich. Gemeinsam verließen wir den Flughafen. Feuchte Luft kroch sofort in jede Faser meiner Kleidung, um dann sofort zu gefrieren, als wir in ein auf europäischen März temperiertes Taxi stiegen.

Ich erwartete ein Entwicklungsland. So wie man sich das als Deutscher vorstellt, wenn man noch nie eines gesehen hatte. Schlechte Straßen, Hüttendörfer, Chaos. Was ich zu sehen bekam, waren neue Straßen, schön gestaltete Wohnviertel mit Parks, gepflegte Grünanlagen und dann schließlich ein Blick auf das Stadtzentrum mit seinen Hochhäusern und saniertem Kolonialcharme. Nach Unser Wald 6 I 2010


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und nach trafen die anderen Mitreisenden ein. Eine interessante Gruppe aus Journalisten, Vertretern von Holzhandelsverbänden und Naturschützern. Wir hatten ein Programm vor uns, das einer Schnitzeljagd kreuz und quer durch Malaysia gleich kam. Malaysia ist ein Staat, der aus der Halbinsel Malaysia und aus Teilen der Insel Borneo besteht und erst 1963 gegründet wurde. Das Programm setzte sich aus Exkursionen in den Wald, Firmenbesichtigungen und Vorträgen zusammen und sollte beide Teile Malaysias abdecken.

Erste Station der Reise war nach einer Begrüßung und Einführung im Hauptquartier des Holzwirtschaftsrates, des MTC, dem Dachverband der Forstwirtschaft und der holzverarbeitenden Betriebe in Malaysia, eine Exkursion in den Tropenwald. Zwar war ich schon mal in Australien in einem tropischen Regenwald gewesen, doch auch hier war ich wieder beindruckt. Dichtes Grün. Ein Wald, der nicht nur aus Bäumen besteht, die vom Boden wachsen, sondern unzähligen Pflanzen, die auf den Bäumen wachsen. Eine vertikale Struktur, die sich bis in die Baumwipfel zieht. Ein grüner Kampf um Licht und die Gunst der Tiere, die für den Fortbestand der Art sorgen. Die Forstverwaltung Malaysias, unser Begleiter für die ersten Tage, machte einen sehr organisierten Eindruck. Schmucke Uniformen, Amtstitel, alles in allem nicht viel anders als in Deutschland der 50er und 60er Jahre. Die Waldbewirtschaftung wird hier einzelstammweise durchgeführt. In einem Verfahren, bei dem das Holz sehr detailliert erfasst wird. Alle zu fällenden Bäume auf einer Fläche werden mit einer Nummernplakette versehen, vermessen und bereits als stehender Stamm in Stammabschnitte eingeteilt. Am Baum werden dann für jeden Abschnitt Plastikmarken angebracht. Die Einschlagsunternehmen und die Holzindustrie können dann einzelne Flächen erwerben und hier die in der Liste vermerkten Bäume fällen. Die Stammabschnitte werden dann mit den vorbereiteten Marken gekennzeichnet. Nach dem Einschlag kontrolliert die Forstverwaltung sowohl die verbliebenden Baumstümpfe im Wald als auch die Stämme auf dem Holzlagerplatz. Nur wenn diese mit der Einschlagsplanung übereinstimmen, darf das Holz abgefahren werden. Die Liste der Stämme findet sich dann auch im Sägewerk wieder, so dass jeder Stamm dort einem Bestand zugeordnet werden kann. Insgesamt ein sehr bürokratisches, aber schlüssiges System. Eigentlich sollte kein illegal geschlagenes Holz im Umlauf sein. Trotz der von der malaysischen Regierung geschaffenen Strukturen, die Korruption verhindern sollen, wird dies von vielen Experten als zunehmendes Problem im Land gesehen. Inwieweit dies auch im Forstbereich zutrifft, kann ich nicht sagen. Tropenwaldschutzorganisationen prangern dies allerdings immer an.

Mit 452 Metern überragen die Petronas-Towers Kuala Lumpur, die Hauptstadt Malaysias.

Samen der Mangrovenbäume – sie fallen in den schlammigen Boden und schlagen dort Wurzeln.

Eingestreut in das forstliche Programm machten wir immer wieder Station bei holzverarbeitenden Betrieben. Seit die malaysische Regierung ein Gesetz erlassen hat, das die Ausfuhr von Rohholz verbietet, hat sich im Unser Wald 6 I 2010

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Viel Zeit verbrachten wir in Flugzeugen oder im Bus.

Foto: C. Rullmann

Durian – diese oft gegessene Stinkfrucht darf wegen ihres unerträglichen Geruchs nicht mit in die Hotels genommen werden. Land eine rege holzverarbeitenden Industrie entwickelt. Interessant war hierbei, dass diese Betriebe hauptsächlich von Chinesen geführt wurden. Die malaysische Bevölkerung setzt sich aus Malaien, Chinesen, Indern und indigenen Volksgruppen zusammen. Die Betriebe stellten sich ganz unterschiedlich dar, von einfachen Sägewerken bis hin zu hochtechnologisierten Türen- und Parkettherstellern. Diese Besichtigungen hatten immer einen ähnlichen Charakter. Kurze Einführung mit Firmenpräsentation und Fragen dann Werksrundgang. Besonders interessierte mich hierbei die Einstellung der Unternehmen zu Waldzertifizierung und Umweltstandards. Eine Frage, die ich unzählige Male gestellt habe und deren Beantwortung immer ähnlich war. „Ja ja, die hätte man. Man wollte ja schließlich nach Europa und Amerika exportieren.“ Was hierbei aber deutlich wurde und immer mitschwang war ein Unverständnis, wieso der Markt in Europa derartige Zertifikate verlangt. Eine kritische Auseinandersetzung mit Themen wie illegaler Holzhandel, Tropenwaldvernichtung und Naturschutz konnte man oft nicht finden. Eines, was aber auch bei den Betriebsbesichtigungen deutlich wurde, war das ausgeglichene Geschlechterverhältnis in den Unternehmen. Auf allen Hierarchieebenen arbeiteten zu ähnlichen Teilen Frauen und Männer. Etwas, was ich in dieser Form noch nicht gesehen hatte. Weiße Handschuhe und weiße Schutzmasken bestimmten das Bild auf den Wegen durch die Fabriken. Ob diese jeden Tag neu ausgeteilt wurden und daher so weiß waren, bleibt ungeklärt. Generell hätte ein deutscher Prüfer der Unfallkasse hier zum Teil enorme Bedenken gehabt. Arbeiter im Sägewerk mit FlipFlops oder Lackiernebel ohne Mundschutz.

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Zeit, sich auszutauschen oder das Gesehene intensiv zu diskutieren. Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Diskussionen zog, war die generelle Frage der Nutzung der Ressource Wald und Holz. Kann einem Land wie Malaysia, das an der Schwelle zum Industrieland steht, verwehrt werden, alle Ressourcen nutzbar zu machen, die ihm diesen Schritt ermöglichen. Oder hat Malaysia eine Verpflichtung, seine Naturwälder so zu erhalten, wie sie sind? Eine schwierige Frage, vor allem wenn man aus Europa kommt. Ein Kontinent, der jede nur verfügbare Ressource genutzt und verbraucht hat, um sich wirtschaftlich zu entwickeln. Malaysia hat einen Waldanteil, der fast doppelt so groß ist wie der Deutschlands. Darunter ein großer Teil unberührter Naturwälder. Waldflächen sollen aber weiterhin gerodet werden, um Platz zu machen für Palmölplantagen, ein Produkt, für das es eine steigende Nachfrage gibt und dessen Rendite deutlich über der des Waldes liegt. Als Naturschützer für mich inakzeptabel, aber sicher vor Ort ein schwieriger Balanceakt. Natürlich gehörten auch mehrere Stopps in Nationalparken zu dem Reiseprogramm. Der Gunung Mulu Nationalpark, in der Mitte von Borneo gelegen, ist nur mit dem Flugzeug erreichbar. Spektakuläre Karsthöhlen, sie zählen zu den größten der Welt, beherbergen ca. 3,5 Millionen Fledermäuse. Ein Naturschauspiel, das eindrucksvoller kaum sein kann, wenn in der Dämmerung 10.000 als langer Schwarm nach und nach die Höhlen zur Jagd im Regenwald verlassen. Hier und auf der gesamten Insel Borneo leben auch noch zahlreiche Naturvölker, die teilweise nomadisch im Wald leben. Die Sicherung ihrer Rechte am Wald und der Zugang zu dieser Ressource ist eine weitere zentrale Forderung internationaler Nichtregierungsorganisationen. Zwar können diese Völker ihre Rechte bei der Regierung anmelden, erhalten dann aber nur die Möglichkeit, Holz für den eigenen Bedarf zu nutzen und im Wald zu jagen. Ein wirtschaftliches Einkommen aus dem Wald werden sie so nur kaum gewinnen können.

Eine Reise mit vielen Eindrücken und vielem, was zum Nachdenken anregt. Aber eben auch eine Reise, bei der am Ende kein Schwarz und Weiß bleibt, kein Gut oder Schlecht. Beeindruckt hat mich der Wald, seine Kraft und Präsenz. Ganz anders als Wälder in Europa. Und beeindruckt haben mich aber auch die Menschen. Mit ihrem unbändigen Willen und Energie, etwas zu bewegen und zu verändern. Eine Energie, die in unserer satten Gesellschaft abhanden gekommen ist.

Autor Christoph Rullmann ist Bundesgeschäftsführer der SDW. E-Mail: unser-wald@sdw.de

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Foto: F. Boenigk

Große Dimensionen – Rundholz aus dem Tropenwald

Malaysias Forstwirtschaft auf dem Wege zur Nachhaltigkeit Guntram Kaiser Südostasien verfügt etwa über 30 Prozent aller Regenwälder. Auf der Insel Borneo befindet sich das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet Südostasiens. Malaysia gehört zu den Ländern, die sich nachhaltige Forstwirtschaft auf ihre Fahnen geschrieben haben. Vieles wurde auf diesem Wege bereits erreicht. So sind etwa vier Millionen Hektar Wald durch international anerkannte Systeme als nachhaltig zertifiziert worden. Das ist einzigartig für ganz Asien.

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Malaysia besteht aus zwei durch das Südchinesische Meer getrennte Landesteile, der malaiischen Halbinsel im Westen und Teilen der Insel Borneo im Osten. Der Westteil grenzt im Norden an Thailand, im Süden befindet sich der Stadtstaat Singapur. Der Ostteil teilt sich eine lange Grenze mit Indonesien und umschließt im Norden das Sultanat Brunei. Das Land ist mit insgesamt 330.000 Quadratkilometer etwa so groß wie Norwegen.

Malaysia hat etwas mehr als 28,3 Millionen Ein-

wohner, deren Großteil in Westmalaysia lebt. Etwa 53 Prozent sind Malaien und 12 Prozent gehören indigenen Bevölkerungsgruppen an. 26 Prozent der Bevölkerung sind chinesischer und acht Prozent indischer Abstammung. Zwei Drittel der Bevölkerung lebt auf dem Land. Im Unterschied zu Deutschland wächst die Einwohnerzahl um jährlich etwa zwei Prozent. Die Hauptstadt Kuala Lumpur hat 1,5 Millionen Einwohner und ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Landessprache und gleichzeitig Amtssprache ist Malaiisch. Englisch ist, gefolgt von chinesischen und indischen Sprachen, weit verbreitet. Offizielle Religion ist der Islam. Malaysia


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bestehend aus Ölpalmplantagen, Kautschukplantagen, Kakao- und Kokosnussplantagen. Von den 18,8 Millionen Hektar Gesamtnaturwaldfläche sind etwa 10 Prozent Nationalparks, Wild-und Vogelschutzgebiete, 18 Prozent geschützter Wald, in dem keine Einschlagsaktivitäten stattfinden dürfen und 57 Prozent Wald (etwa elf Millionen Hektar), der zur forstwirtschaftlichen Nutzung freigegeben ist. Weitere Flächen sind als so genannter Konversionswald ausgewiesen und können laut Landnutzungsplan im Bedarfsfall für landwirtschaftliche Nutzung, Urbanisierung oder z.B. Infrastrukturmaßnahmen bereitgestellt werden.

Malaysia besteht aus der malaiischen Halbinsel im Westen und einem Teil der Insel Borneo im Osten. In beiden Landesteilen herrscht feuchtheißes Tropenklima mit Nordost- und Südwestmonsun. Die Durchschnittstemperatur beträgt 27 Grad, die Luftfeuchtigkeit liegt meist bei über 80 Prozent. Malaysia ist seit August 1957 (anfangs als Föderation Malaya ohne Sarawak und Sabah) unabhängig. Politisch ist Malaysia eine konstitutionelle Wahlmonarchie und parlamentarische Demokratie mit einem Zwei-Kammer-Parlament. Der Staat ist föderativ gegliedert und besteht aus 13 Bundesstaaten.

Entwicklungspolitisch gesehen ist Malaysia ein

Schwellenland. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 212 Milliarden US-Dollar (2009). Pro Kopf der Bevölkerung sind das 6.634 US-Dollar (2009). Bis zum Jahr 2020 soll der Status eines entwickelten Industrielandes erreicht werden. Malaysia hat eine gelenkte Marktwirtschaft. In den letzten Jahrzehnten hat sich in Malaysia eine rasante wirtschaftliche Entwicklung vollzogen. Vom agrarischen Rohstofflieferanten in den 1970er Jahren wurde es inzwischen zu einem der wichtigsten Hersteller von elektronischen und IT-Gütern. Zudem sind hier die Automobilhersteller Perodua und Proton sowie der Ölkonzern Petronas beheimatet. Das Land ist reich an Bodenschätzen und Rohstoffen (Zinn, Kautschuk, Palmöl, Erdöl). Der Anteil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze ging von 6,9 Prozent im Jahr 2000 auf 5,1 Prozent im Jahr 2008 zurück. Die Arbeitslosigkeit ist mit 3,6 Prozent vergleichsweise gering. Malaysia gilt ökonomisch und politisch als eines der stabilsten Länder Südostasiens. Malaysia verweist mit Stolz auf den hohen Anteil an Naturwald an der Gesamtfläche des Landes. Während dieser in Deutschland beispielsweise bei etwa 30 Prozent liegt, macht er in Malaysia etwas unter 60 Prozent der Gesamtfläche aus. In Westmalaysia beträgt der Waldanteil 45 Prozent, in Sarawak 75 Prozent und in Sabah 60 Prozent. Dazu kommen noch etwa fünf Millionen Hektar Baumplantagen,

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Während es in Deutschland verschiedene Eigentumsformen von Privat- bis Staatswald gibt, ist der Wald in Malaysia, bis auf ganz wenige Ausnahmen, Staatseigentum. Nach Artikel 74/2 der malaysischen Verfassung haben die 13 Bundesstaaten die Jurisdiktion über Landwirtschaft, Land- und Bodenerhaltung, Flüsse, Wasser und Forstressourcen. Auf Bundesebene werden forstwirtschaftliche Angelegenheiten durch zwei zuständige Ministerien koordiniert und verwaltet. In den frühen 1980er Jahren bemühte sich die Regierung darum, die unterschiedlichen Gesetze und Verfügungen zum Thema Wald- und Forstwirtschaft, die im Laufe der Geschichte in Westmalaysia entstanden waren, durch einen Nationalen Forstrat zu vereinheitlichen. Diese Bemühungen resultierten in einem nationalen Forstgesetz, das im Jahre 1984 erlassen und im Jahre 1993 aktualisiert wurde. Historisch und strukturell begründet haben die Bundesstaaten Sabah und Sarawak eine eigene Waldgesetzgebung. In der Regel vergeben die Forstverwaltungen Lizenzen oder Konzessionen zum Holzeinschlag. Während die Lizenzvergabe eher in Westmalaysia üblich ist und sich auf maximal 20 Jahre beschränkt, werden beispielsweise in Sarawak Konzessionen über 99 Jahre vergeben.

Die Ernte von Nutzholz basiert in Malaysia auf den Prinzipien des selektiven Einschlags. Elemente dieses Systems beinhalten eine Quote für jedes Bundesland, die vom Nationalen Forstrat genehmigt wird. Vor dem Fällen ist eine Bestandsaufnahme vorgeschrieben, die festlegt, wie viele Bäume eingeschlagen werden dürfen und welche Mindestanzahl an Bäumen verbleiben muss. Die Mindestgröße der zum Einschlag freigegebenen Bäume wird, basierend auf den Daten der Bestandsaufnahme, vor dem Einschlag festgelegt. In Frage kommen Bäume von mindestens 45 bis 50 Zentimeter Brusthöhendurchmesser. Jeder zum Fällen freigegebene Baum wird gekennzeichnet und registriert. Nach dem Einschlag wird der Bestand des verbleibenden Waldes aufgenommen. Die Erlaubnis zum Einschlag wird, in Abhängigkeit vom Baumbestand, in Abständen von 25 bis 55 Jahren erteilt, um den Bäumen eine angemessene Reife zu ermöglichen. Obwohl andere Wirtschaftszweige in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewannen, ist die Holz- und Unser Wald 6 I 2010


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Forstwirtschaft nach wie vor eine bedeutende Größe. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt 4,5 Prozent, während ihr Anteil am gesamten Exportvolumen bei vier Prozent liegt. 2009 erreichte der malaysische Export von Holz- und Holzprodukten ein Volumen von 19,49 Milliarden malaysischer Ringgit (etwa 4,85 Milliarden Euro). Die wichtigsten Zielmärkte für malaysische Holzprodukte sind die USA, Singapur, die EU, Japan und China. Die Produktgruppen mit dem höchsten Exportwert sind Holzmöbel, Sperrholz, Schnittholz, Rundholz und Faserplatten.

Deutschland liegt in der Exportstatistik von Holz und Holzprodukten aus Malaysia an 14. Stelle, wobei die verfügbaren Statistiken nur die Direktimporte berücksichtigen. In Deutschland erfreuen sich insbesondere malaysische Hölzer für den Fensterbau, Gartenmöbel, Parkett und Riffeldielen für den Außenbereich größerer Bedeutung. Die Holzart Meranti (Shorea leprosula, Shorea leptoclados) beispielsweise wird aufgrund ihrer hohen Dauerhaftigkeit, ihrer Witterungsfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gern im Holzfensterbau eingesetzt und hat hier durchaus einige Qualitätsvorteile gegenüber einheimischen Hölzern wie Kiefer und Fichte aufzuweisen.

Fotos: C. Rullmann

Alle gefällten Bäume erhalten Markierungen und werden in eine Liste eingetragen.

Im Jahr 1998 wurde der Malaysischen Holzzertifizierungsrat MTCC mit dem Ziel der Entwicklung eines nationalen Tropenwaldstandards MTCS gegründet. Dieser malaysische Standard, an dessen Entwicklung z.B. auch die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und über ein Forschungsprojekt die Stadt Hamburg mitgewirkt haben, wurde 2009 von der weltweit tätigen internationalen Organisation zur Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) anerkannt. Inzwischen sind 3,97 Millionen Hektar Wald, fast ausschließlich in Westmalaysia, nach PEFC zertifiziert. Damit ist Malaysia das Land mit dem höchsten Anteil an zertifizierter Waldfläche in Asien. Über eine Verarbeitungskettenzertifizierung (Chain-of-Custody), an der sich sowohl malaysische als auch deutsche Exporteure, Importeure, Händler und Verarbeiter beteiligen, ist ein geschlossener Kreislauf hergestellt. Auch in anderen Bereichen, wie etwa der Bekämpfung illegalen Holzeinschlags, arbeitet Malaysia aktiv mit und gehört zu den ersten Ländern, die sich dahingehenden Initiativen z.B. der EU gestellt haben und in entsprechende Verhandlungen getreten sind. Nach einer Studie des WWF und der Weltbank belief sich der illegale Holzeinschlag in Malaysia im Jahre 2001 auf ein Prozent des geschlagenen Holzes.

Malaysia engagiert sich aktiv für den Erhalt der Lebensräume wilder Tiere und geschützter Arten. Die nationale Strategie von 1998 zur biologischen Vielfalt betont die Notwendigkeit von Naturschutzgebieten, um die Lebensräume vieler bedrohter Arten zum Beispiel der Orang-Utan zu schützen. In Sabah, dem zweitgrößten Bundesstaat Malaysias, in dem besonders viele OrangUnser Wald 6 I 2010

Holzernte im Mangrovenwald – alles Handarbeit wegen der feuchten Böden. Utans vorkommen, wurde beispielsweise mit Unterstützung des WWF, dänischer Berater und eigener Landesbehörden das Sabah Projekt zum Schutz der biologischen Vielfalt ins Leben gerufen. Eine weitere wichtige Initiative ist das „Herz von Borneo-“Abkommen, das von Malaysia und seinen Nachbarstaaten Indonesien und Brunei Darussalam unterzeichnet wurde, um in einem Gebiet von 220.000 Quadratkilometer Naturschutzmaßnahmen voranzubringen.

Autor Guntram Kaiser ist Leiter des Informationsbüros Deutschland des Malaysischen Holzwirtschaftsrates (MTC). E-Mail: mtc@kaisercommunication.de

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Foto: K. Wothe

Bei der Ernte werden oft große zusätzliche Flächen zerstört.

Vom Sinn und Unsinn der Tropenholzverwendung David Kroll Werfen Sie einmal einen genauen Blick auf Ihre Möbel. Wissen Sie, aus welchem Holz sie hergestellt sind? Terrassen, Parkett oder Möbel aus Tropenholz sind für viele Menschen ein Stück Lebensqualität, andere sehen darin wiederum unnötige Regenwaldzerstörung.

Dass Sie Tropenholz in den Händen halten, kommt viel häufiger vor, als Sie glauben! Doch in welchen Produkten des Alltags versteckt sich Tropenholz und welche Alternativen hat man als Verbraucher? Sehr beliebt ist die Verwendung bestimmter Tropenholzarten im Außenbereich zum Beispiel für Gartenmöbel und Fensterrahmen, da Tropenholz oft besonders stabil und strapazierfähig ist. Wegen der hohen Witterungsbeständigkeit muss es kaum mit chemischen Holzschutzmitteln behandelt werden. Umweltfreunde könnten sich eigentlich freuen, da auf umweltschädlichen Chemieeinsatz weitgehend verzichtet werden kann, wäre da nicht die Zerstörung der Regenwälder. Malaysia

Tropenholz steckt auch in Produkten, die kaum mit der globalen Entwaldung in Verbindung gebracht werden: Edelholz, beispielsweise Mahagoni, wird für den Bau von Musikinstrumenten, Billardtischen oder Booten verwendet. Bootdecks werden gerne aus Teak gefertigt. Selbst als Sperrholz ist Tropenholz in den Baumärkten zu finden! Die deutsche Firma Pelikan verwendete bislang für Pinselstiele die Holzart Ramin, deren internationaler Handel durch das Washingtoner Artenschutzabkommen verboten ist. Erst nachdem dies öffentlich wurde, stellte sie die Produktion auf ökologisch verträgliche Hölzer um. Was ist Tropenholz? Merbau, Meranti, Bangkirai oder Jatoba – hinter diesen wohlklingenden Namen versteckt sich Tropenholz. Es gibt sehr viele verschiedene Tropenbaumarten – allein im Projektgebiet der deutschen Naturschutzorganisation OroVerde in Guatemala findet man auf einem Hektar bis zu 200 Baumarten. Nicht alle Arten weisen die erwähnten positiven Eigenschaften auf. Die wertvollen Baumarten sind oft weit verteilt im Wald und treten nicht konzentriert an einer Stelle auf. Die meisten gehören zu den langsamer wachsenden Arten, die als Urwaldriesen eine besondere Funktion im Wald haben und selbst einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten bilden. Weltweit wird mit mehr als 370 Tropenholzarten Handel betrieben. Nach Deutschland werden im Durchschnitt Unser Wald 6 I 2010


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jährlich zwei Millionen Kubikmeter eingeführt. Während früher hauptsächlich Holz aus Afrika bezogen wurde, kommt der Import nun hauptsächlich aus den Regionen Asien und Ozeanien. Tropenholz kommt oft aus illegalem Einschlag: Immer mehr Tropenwaldländer wissen um die Bedeutung ihrer Wälder und haben inzwischen Gesetze, die den Einschlag von Holz regulieren und den Raubbau verhindern sollen. Auch internationale Übereinkünfte, wie das Washingtoner Artenschutzabkommen, regulieren den Handel mit bedrohten Baumarten. Leider wird dennoch in den meisten Tropenwäldern Holz illegal eingeschlagen. Dabei werden die bestehenden nationalen Gesetze und/oder internationale Übereinkommen verletzt. Regenwaldbäume werden ohne Genehmigungen und Managementpläne gefällt, ohne dass dabei Rücksicht auf geschützte Baumarten genommen wird. Der Handel mit diesen Arten ist zwar international verboten, jedoch geschieht er dennoch, etwa indem Zolldokumente gefälscht werden. Es wird vermutet, dass insgesamt über die Hälfte des Holzeinschlages aus Südostasien, Südamerika und Zentralafrika illegal abläuft. Nationale und lokale Kontrollmechanismen gibt es oft nur wenige und die staatlichen Forstbehörden sind mit der Aufgabe überfordert, die Einhaltung der Gesetze durchzusetzen. Selbst in Naturschutzgebiete dringen immer wieder Holzfäller ein. Zudem werden die Rechte von indigenen Völkern, die schon seit Jahrhunderten von und mit dem Wald leben, in vielen Regionen Asiens und Afrikas nicht geachtet.

Die Folgen dieser Entwicklungen sind katastrophal.

Neben der Tatsache, dass sich der Wald nicht vollständig regenerieren kann, ist der Handel mit illegal geschlagenem Holz eine große Bedrohung für die Biodiversität. Der Lebensraum von vielen bedrohten Arten – wie dem Gorilla in Afrika und dem Jaguar in Lateinamerika – wird zerstört. Rodungen lassen den Boden ungeschützt zurück, so dass dieser bei starken Regenfällen leichter mitgerissen wird. Dies stellt eine große Gefahr für die Bewohner dar, von denen jährlich viele durch solche Schlammlawinen ums Leben kommen. Das Ökosystem Tropenwald spielt zudem eine entscheidende Rolle als Wasserspeicher und für den globalen Klimaschutz. Große Mengen CO2 werden hier gebunden.

Nachhaltige Forstwirtschaft im Tropenwald? Auch wenn die Gesetze eingehalten werden, garantiert dies jedoch noch nicht unbedingt eine nachhaltige Forstwirtschaft. Immer noch wird diskutiert, ob eine nachhaltige Nutzung tropischer Regenwälder überhaupt möglich ist. Denn Holznutzung bedeutet immer einen Eingriff in das Ökosystem. Deshalb ist es wichtig, dass es auch Regenwaldgebiete gibt, die nicht genutzt werden und dem Schutz der Natur vorbehalten bleiben. Für andere Teile der Flächen aber ist eine nachhaltige Nutzung durchaus möglich und sinnvoll. Dabei ist es wichUnser Wald 6 I 2010

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tig, genaue Forstinventuren und Karten zu erstellen, bei denen alle wichtigen und wertvollen Baumarten erfasst werden. Dann wird gezielt nur ein Teil der Bäume eingeschlagen, so dass immer genug alte Bäume da sind, die die Reproduktion sicherstellen. Junge, nachwachsende Bäume werden speziell gekennzeichnet. Nach dem Einschlag auf einer bestimmten Fläche rotiert die Nutzung zu einem anderen Gebiet, so dass sich der Wald erholen kann. Des Weiteren werden so wenig Straßen und Wege wie möglich angelegt und nur spezialisiertes Gerät verwendet, das dazu beiträgt, den Schaden bei Arbeiten im Wald weitmöglichst zu begrenzen. Die Arbeiter werden gut versorgt und bezahlt, um illegale Aktivitäten und Wilderei zu vermeiden. Das alles kostet Geld und ist aufwendiger als der illegale Einschlag. Auch deshalb ist es für die Tropenwaldländer so schwer, diese kriminellen Aktivitäten einzuschränken.

Was kann der Verbraucher tun? Die Nachfrage bestimmt das Angebot, das ist auch bei den Produkten aus Tropenholz nicht anders. Deswegen ist es wichtig, als Verbraucherinnen und Verbraucher genau zu wissen, wo das Holz herkommt. Exotisch klingende Namen wie Accoya und Belmadur bezeichnen nichts anderes als Kiefern- und Buchenholz. Dieses kann man durch eine Behandlung imprägnieren und so mit der Unempfindlichkeit und Widerstandskraft von Tropenholz ausstatten. Durch einheimische Hölzer wird nicht nur der Druck von den Tropenwäldern genommen, sondern auch noch CO2 „eingespart“, da die Transportwege zum Endverbraucher kürzer sind. Die Witterungsbeständigkeit lässt sich durch bauliche Maßnahmen wie Traufe oder Dachüberstand erhöhen. Ein striktes und flächendeckendes Nutzungsverbot für tropische Wälder wird von den meisten Naturschutzorganisationen abgelehnt. Denn mit einer ökologischen und sozialverträglichen Waldnutzung bietet sich die Chance, die Wälder langfristig zu schützen und gleichzeitig der lokalen Bevölkerung ein Einkommen zu sichern. Das FSCSiegel (Forest Stewardship Council-Siegel) soll es dem Verbraucher ermöglichen, Holzprodukte aus solcher sozial- und naturverträglicher Bewirtschaftung zu erkennen. Es ist zurzeit die beste Absicherung für den Käufer. Mittlerweise gibt es auch noch weitere Qualitätssiegel, die jedoch von OroVerde nicht empfohlen werden.

Autor David Kroll arbeitet bei der Tropenwaldstiftung OroVerde. Weitere Infos unter www.oroverde.de

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Expertenmeinungen zum Thema Christoph Rullmann Wie Sie die Umweltverträglichkeit der malaysischen Forstwirtschaft beurteilen, haben wir zwei Experten gefragt, die seit Jahren die Entwicklung Malaysias miterleben. SDW-Bundesgeschäftsführer Christoph Rullmann sprach mit Sheam Satkuru-Granzella, der Europaverantwortlichen des Dachverbandes der malaysischen Holzwirtschaft MTC und Ivy Wong Ling Ling vom WWF Malaysia.

Die malaysischen Wälder sind besonders artenreich. Unzählbar viele Pflanzen und Tiere haben hier Ihre Heimat. Sie engagieren sich in Ihrer täglichen Arbeit für dieses einzigartige Ökosystem. Was motiviert Sie hierzu? Sheam Satkuru-Granzella: Ich bin seit 15 Jahren für den Dachverband der malaysischen Holzwirtschaft MTC tätig. Unser Hauptaugenmerk liegt auf unserem Wald, wir wollen seinen Wert in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht erhalten. Unseren Wald in verantwortungsvoller und nachhaltiger Weise zu nutzen, sichert den Lebensunterhalt von einer Million Sheam SatkuruMalaysier, die in der ForstwirtGranzella (MTC) schaft tätig sind. Ich glaube, dass der Ansatz „Schutz durch aktive Nutzung“ in vielen Aspekten sehr gut in Malaysia funktioniert. Ivy Wong Ling Ling: Meine Motivation für die Arbeit in diesem Bereich des Naturschutzes beruht nicht allein darauf, Waldarten in diesem einzigartigen Ökosystem zu schützen. Es besteht ein hoher Bedarf, die Umwelt und das Ökosystem des Waldes und seinen Nutzen bei der Entwicklung des Landes mit einzubeziehen, da unsere Nation für ihren Tropenwald und ihre Artenvielfalt bekannt ist. Eine Brücke zu schlagen zwischen verantwortungsvoller Führung (sowohl in der Regierung als auch im Privatsektor) und dem Wohlergehen der Bevölkerung und der Malaysia

Wälder ist von höchster Bedeutung und stellt eine große Herausforderung dar. Überdies bedeutet Naturschutz heute nicht nur die Auflistung oder Überwachung der im Wald lebenden Tierund Pflanzenarten, sondern es geht auch darum, dieses einzigartige Ökosystem und dessen Nutzen zu bewerten, damit es von den zahlreichen von ihm abhängigen Industrien geschätzt werden kann.

Wenn Sie in die Zukunft blicken. Fragen wie der Schutz der Biodiversität, der Klimawandel und die Rohstoffverknappung sind allgegenwärtig. Mit welchen Herausforderungen sehen Sie den Wald und die Waldbewirtschaftung in Malaysia konfrontiert? Sheam Satkuru-Granzella: Die einzige Möglichkeit, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen, liegt in einem nachhaltigen Umgang mit unserem Wald und seinen natürlichen Ressourcen. Diesbezüglich hat Malaysia vieles erreicht, insbesondere in den letzten 10 Jahren. Ich nenne zwei Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung. Zum einen, als ich 1995 zum MTC kam, war die Nachhaltigkeitszertifizierung in Malaysia noch in den Kinderschuhen. Heute sind bereits vier Millionen Hektar nach dem anerkannten, international führenden System des PEFC zertifiziert. Zweitens beteiligt sich mein Land aktiv an einer Verbesserung der Regelungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens. So wurde Raminholz auf Drängen der Malaysier durch Beschlüsse 2001 und 2004 in die Liste der besonders gefährdeten Holzarten aufgenommen. 15 Jahre zuvor wurde Ramin noch als eine der besten Holzsorten für Leisten und Bilderrahmen beworben, die damalige Nachfrage war sehr hoch. Malaysia unterzeichnete die UN-Biodiversitätskonvention (CBD) 1992 und ratifizierte sie zwei Jahre später. Der vierte offizielle nationale CBD-Report 2009 dokumentiert, dass Malaysia seine Ziele für 2010 erreichen wird. Malaysia hat sich zu einer nachhaltigen Nutzung seiner natürlichen Ressourcen verpflichtet. Die Herausforderung liegt darin, dass sich genügend finanzielle und technische Unterstützung findet, damit Malaysias Versprechen dauerhaft bestehen bleibt und sich die Forstpolitik an den nationalen Schwerpunkten der CBD-Umsetzung orientiert. Ivy Wong Ling Ling: Die Rolle des Waldes im Kontext des Klimawandels ist unbestritten. Zwischen beiden besteht eine Verbindung, da der Wald die Kohlenstoffemissionen Unser Wald 6 I 2010


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abbaut, die durch die Walderschließung und den Waldbau entstehen. Durch die unterschiedlichen weltweiten Initiativen und Bewegungen, die eine Reduzierung des CO²-Ausstoßes in die Atmosphäre anstreben, wird die Forstwirtschaft in Malaysia dazu gezwungen sein, zu überdenken, wie sie ihre Rolle und Verantwortung in dieser Angelegenheit wahrnimmt. Im Ivy Wong Ling Ling Falle von Malaysia wird die Ein(WWF) haltung unterschiedlicher glaubwürdiger Bestimmungen zur Bestätigung der Legalität und Nachhaltigkeit der Holzproduktion notwendig sein. Das Verbraucherbewusstsein in den Käuferländern für Wälder und Waldprodukte ist gestiegen. Deshalb muss die malaysische Nutzholzindustrie, unter Aufrechterhaltung der Qualität, die Rechtmäßigkeit ihres Produkts und für bestimmte Märkte auch dessen Nachhaltigkeit garantieren. Es müssen nachhaltige Forstwirtschaft in seiner vollen Bedeutung und neue Technologien im Land umgesetzt werden. Außerdem muss ein Managementsystem eingeführt werden, das den Kohlenstoffausstoß in die Atmosphäre hoffentlich reduzieren wird, z.B. Reduced Impact Logging (RIL) und andere Best Practices des Managements. Größere Anstrengungen im Bereich der forstwirtschaftlichen Verbesserungen des Waldschutzsystems auf der malaysischen Halbinsel und die Erneuerung zerstörten Waldschutzgebiets in Sabah sind notwendig, und in Sarawak ist eine Bestandsaufnahme der Waldressourcen lange überfällig.

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Die Waldüberwachung muss vor dem Hintergrund, dass neuere Technologien zur Verfügung stehen, verbessert werden. Fernerkundung, GIS und Radartechnologie zur Überwachung der Wälder sind jetzt besser verfügbar, sodass damit die Umsetzung verbessert werden kann.

Während international 1990 weniger als 5 Millionen Hektar mit Ölpalmen bepflanzt waren, sind es mittlerweile über 12 Millionen. Hierfür wurde umfangreich tropischer Regenwald gerodet. Palmöl hat aber auch eine wichtige wirtschaftliche, und dadurch politische Bedeutung. Wie sehen Sie dieses Spannungsfeld? Sheam Satkuru-Granzella: Zuallererst, Wirtschaftswachstum war und ist immer mit Landnutzungsänderungen verbunden, überall auf der Welt. Wie man dem aktuellen FAO-Report über die Wälder der Welt entnehmen kann, haben Malaysias Wälder einen Rückgang um 8,5% von 22,38 auf 20,45 Millionen Hektar im Zeitraum 1990 bis 2010 zu verzeichnen. In derselben Zeitspanne wuchs die Plantagenfläche bei den Ölpalmen von 2,02 auf 4,69 Millionen Hektar. Daneben ging die Anbaufläche für andere Baumfrüchte wie Kautschuk, Kakao und Kokosnuss von 2,54 auf 1,38 Millionen Hektar zurück. Darüber hinaus muss auch die Wiederanpflanzung auf Brachflächen mitberücksichtigt werden, wenn das Gleichgewicht von Wirtschaftswachstum und Umweltschutz bewertet wird. Diese Statistiken zeigen auf, dass man das Anlegen von Ölpalmplantagen nicht zwangsläufig mit Regenwaldverlust gleichsetzen kann. Das Hauptaugenmerk der malaysischen Palmölindustrie liegt in der Steigerung des Ertrags von bereits angelegten Plantagen und nicht in einem Vordringen in neue Gebiete. Vor dem Hintergrund, dass neues Land für Ölpalmen in

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Malaysia schwerlich zu finden ist, ist diese Strategie aus meiner Sicht, die einzige, die ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvoll ist. Darüber herrscht in meinem Land ein breiter, gesellschaftlich getragener Konsens. Wir bewerten einerseits unsere Wälder als eine nachhaltige Ressource, andererseits hat die Palmölindustrie signifikant zur Armutsreduktion in unserem Land beigetragen. Ivy Wong Ling Ling: Malaysia hat sich in Rio während der CBD 1992 dazu verpflichtet, den Anteil der Naturwaldfläche bei 50% der Gesamtfläche des Landes zu halten, eine Zahl, die gegenwärtig erreicht ist. Diese Verpflichtung ist maßgebend für die Entwicklung der Flächennutzung im Land, da sie die Erfordernis einer Balance zwischen dem Acker- und Waldbau, den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Landes, anerkennt. Die jüngste Erhebung in Malaysia verzeichnet Gebiete mit Ölpalmenbestand von 4,69 Mio. Hektar (Malaysisches Palmöl-Komitee, 2009) und weist darauf hin, dass die Verfügbarkeit von Land für die Ausbreitung von Ölpalmen im weiteren Verlauf sehr begrenzt sein wird. Es ist unbestritten, dass die Anpflanzung von Ölpalmen und die Palmölproduktion maßgebliche Faktoren für die Entwicklung des Landes und für die Einkunftserzielung darstellen, aber es müssen auch Verbesserungen bei den Extraktionstechnologien erzielt und ältere Ölpalm-Klone durch ertragreichere ersetzt werden. Die Ölpalmen-Anpflanzung und Palmölproduktion waren eine gute Agrarware zur Senkung des Armutsniveaus der ländlichen Bevölkerungen. Es bedarf jedoch einer sachgerechten Lenkung, um sicherzustellen, dass diese Entwicklung das Ziel des Landes erfüllt, das Wachstum der Nation aufrechtzuerhalten. Das Land muss seine Diversifikation bei der Erzielung von Einkünften aufrechterhalten und darf nicht alles auf eine Karte setzen, d. h. es darf sich nicht von der Ölpalme abhängig machen. Es bedarf einer sachgerechten Lenkung beim Anbau neuer Anpflanzungen von Ölpalmen (Platzierung auf zerstörtem Land und Sicherstellung, dass Gebiete mit einem hohen Erhaltungswert geschützt werden). Außerdem muss gewährleistet werden, dass ein Verhaltenskodex und Best Management Practices von den Ölpalmenpflanzern und den Akteuren der Industrie eingehalten werden, um den Ertrag eines bestimmten Gebietes zu maximieren, anstatt neue Gebiete zu erschließen.

Die Waldbewirtschaftung in Deutschland versucht auf einem Großteil der Fläche z. B. Naturschutzgedanken und Anforderungen der Menschen in die Waldbewirtschaftung zu integrieren. Hinzu kommen ein Netz unterschiedlicher Schutzgebiete und ein strenger Rodungsschutz. Welchen Weg einen nachhaltigen Waldbewirtschaftung bzw. Waldschutzes sehen Sie hier für Malaysia? Sheam Satkuru-Granzella: Lassen sie mich vorne weg auf das Thema Kahlschläge eingehen. Der Kahlschlag war nie ein Prinzip der malaysischen Forstwirtschaft, ausgenomMalaysia

men bei gesondert ausgeschriebenen Flächen. Diese Flächen sind vom staatlichen Wirtschaftsentwicklungsplan für Infrastrukturausbau und weiteren Entwicklungsmaßnahmen vorgesehen. Über 4 Millionen Hektar der malaysischen Wälder stehen unter Naturschutz, jedweder Holzeinschlag ist untersagt. Weitere Flächen, die für die Waldbewirtschaftung reserviert sind, werden Produktionswälder genannt. Diese werden im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit verwaltet. Zusammen umfassen beide Waldarten 57% der gesamten Landesfläche Malaysias, 18,80 Millionen Hektar. Durch den Einsatz deutscher Experten erfuhren wir eine große Unterstützung bei der Entwicklung unseres nachhaltigen Forstwesens, sie halfen uns bei Einführung einer modernen nachhaltigen Waldbewirtschaftungspraxis. Darüber ist mein Land sehr dankbar. Ivy Wong Ling Ling: Die Bewegung Deutschlands hin zur Integration von Naturschutzaspekten und deren Verbindung mit den Bedürfnissen der Bevölkerung nach einer Forstwirtschaft kommt zur rechten Zeit. In Malaysia sind Waldschutz und nachhaltige Forstwirtschaft insofern miteinander verbunden, dass die Gesetzgebung der drei Regionen des Landes, geschützte Gebiete anerkennen und diese als solche ausweisen (die Gesamtfläche beträgt ungefähr 10% des Landes und entspricht den IUCN-Empfehlungen für die Errichtung von Naturschutzgebieten). Es werden ebenfalls Forstgebiete (auch als forstwirtschaftliche Grundstücke bekannt) der Forstwirtschaft zugewiesen, z.B. für die Produktion von Forstprodukten. Überdies sorgen mehrere Bestimmungen des Forstgesetzes (Forestry Act) auf der malaiischen Halbinsel für die amtliche Ausweisung von besonders schönen Wäldern und Wäldern, die zur Erholung bestimmt, von der Nutzholzverwertung ausgenommen und von hohem Wert für die Öffentlichkeit sind. Das Land bewegt sich durch sachgerechte Gesetze in die richtige Richtung. Eine Herausforderung für das Land besteht allerdings darin, dass keine ausreichenden Ressourcen für die Umsetzung und Durchsetzung der Gesetze vorhanden sind. Daher besteht ein hoher Bedarf an neueren Ansätzen einer Unterstützung durch die Naturschutzfinanzierung auf diesem Gebiet. Es ist eine Änderung oder Verbesserung der Vorgehensweisen bei der Verwaltung natürlicher Ressourcen vorzunehmen, da Malaysia Teil einer internationalen Gemeinschaft ist, die mit einem wertvollen Rohstoff handelt, den alle schätzen.

Autor Christoph Rullmann ist Bundesgeschäftsführer der SDW. E-Mail: unser-wald@sdw.de

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Foto: F. Boenigk

Das Abendessen wird vorbereitet: Alle Nahrungsmittel liefert der Wald und der Fluß.

Malaysias Ureinwohner und die Forstwirtschaft Christoph Rullmann Die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung Malaysias hat wichtige Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche, darunter auch die Forstwirtschaft. Während in Westmalaysia die drei großen Bevölkerungsgruppen – Malaien, Chinesen und Inder – tonangebend sind, stellen in den dünn besiedelten ostmalaysischen Staaten Sarawak und Sabah auf Borneo indigene Volksgruppen die Hälfte bzw. zwei Drittel der Bevölkerung. Im Zusammenhang mit dem Thema Wald hat in den letzten Jahren insbesondere die indigene Volksgruppe der Penan im Bundesstaat Sarawak für Schlagzeilen gesorgt.

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Von den über 28 Millionen Einwohnern Malaysias sind etwa 53 Prozent Malaien. 12 Prozent gehören indigenen Bevölkerungsgruppen an. Beide genießen als so genannte „Söhne der Erde“ oder „Bumiputras“ eine Reihe von Privilegien. Weitere 26 Prozent der Bevölkerung sind chinesischer und circa acht Prozent indischer Abstammung. 60 Prozent der Einwohner sind gläubige Muslime, 25 Prozent konfuzianisch, knapp zehn Prozent verehren Christus oder Buddha.

Die Bevölkerung ist nicht gleichmäßig auf dem Staatsgebiet Malaysias verteilt. Obwohl die beiden Bundesstaaten Sarawak und Sabah zusammen etwa 60 Prozent der Landesfläche Malaysias ausmachen, leben hier nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung. 80 Prozent der Einwohner leben im flächenmäßig kleineren Westteil des Landes. Die auf der Malaiischen Halbinsel – in verhältnismäßig kleiner Zahl – lebenden Ureinwohner, die Orang Asli, waren bis zum 20. Jahrhundert Anhänger von animistischen Naturreligionen. Obwohl sich die Orang Asli hinsichtlich der Kultur von den Malaien unterscheiden, haben viele die malaiische Kultur angenommen und leben in den Städten. Malaysia


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internationalen Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen. Das Einschleppen von Krankheiten und dadurch notwendige Versorgung der nomadisch lebenden Penan mit westlicher Medizin, so kritisieren z.B. Umweltgruppen, kann von der Regierung nur unzureichend garantiert werden. Die Regierung Sarawaks argumentiert, dass von ihr unterbreitete Angebote zu besserer gesundheitlicher, infrastruktureller und auch sozialer Betreuung von den Nomaden nur selten aufgegriffen werden. Obwohl auch bei den sesshaft gewordenen Penan der Bezug zum Regenwald noch stark ist, haben sie sich dem modernen Lebensstil weitgehend angepasst.

International bekannt wurden die Penan durch ihre

Foto: C. Rullmann

Penan – Ureinwohner zwischen Tradition und Moderne.

Im Zusammenhang mit der Forstwirtschaft und deren Verhältnis zu indigenen Völkern ist es wichtig, sich den Bundesstaat Sarawak genauer anzusehen. Sarawak hat etwa 2,4 Millionen Einwohner. Er zeichnet sich durch eine sehr starke ethnische Heterogenität aus. Die zahlenmäßig größte Ethnie ist die indigene Volksgruppe der Iban, die etwa 29 Prozent der Bevölkerung Sarawaks ausmachen. Weitere größere Gruppen sind Chinesen (25,5 Prozent), Malaien (22,2 Prozent) und zwei weitere indigene Völker, die Bidayuh (acht Prozent) und die Melanau (5,6 Prozent). Die oft zitierten Penan sind, laut unterschiedlicher Statistiken, etwa 10.000 bis 14.000 Mitglieder stark und leben sowohl in Sarawak als auch in Kalimantan, dem zu Indonesien gehörenden Teil der Insel Borneo. Traditionelle Lebensgrundlage der Penan ist – neben Jagen und Fischen – das Sammeln von Wildfrüchten, Wurzeln und Pflanzen sowie die Herstellung von Sagomehl aus der wichtige Kohlenhydrate spendenden Sagopalme. Heute lebt die Mehrheit sesshaft in Langhäusern in der Nähe von Siedlungen. Die nomadisierenden Penan lassen sich in einfachen Hütten nieder. Diese Hütten bestehen aus einer Plattform, aus einem mit Sagopalm-Blättern bedecktem Dach und haben keine Wände. Wenn die Sagovorkommen an diesem Standort aufgebraucht sind, ziehen sie weiter. Viele der im Regenwald lebenden Penan haben ein, nach unseren Standards, niedriges Bildungsniveau. Analphabetentum ist weit verbreitet. Dafür haben sie eine unschätzbare Kenntnisse über die biologischen Zusammenhänge des sie umgebenden Regenwaldes und über den Nutzen und Bedeutung der Pflanzen. Die Penan sehen ihre traditionelle Lebensweise durch Holzfirmen bedroht. Unterstützt werden sie in der Sorge um den Verlust ihrer Traditionen von nationalen und Malaysia

gewaltlosen Blockaden von Zufahrtsstraßen der Holzindustrie ab 1987 bis Anfang der 1990er Jahre. Dabei kam es, so beklagen die Penan, zu mehreren Menschenrechtsverletzungen seitens der Regierung und von Beschäftigten der Holzindustrie. Zahlreiche Penan wurden zeitweise inhaftiert. Weitere Bekanntheit erlangten die Penan auch durch den als verschollen geltenden Schweizer Bruno Manser, der von 1984 bis 1990 mit ihnen lebte. Der oberste Gerichtshof in Malaysia hat 2009 die Landrechte der Indigenen bestätigt. Dies ermöglicht z.B. den Penan gegen Palmöl- und Holzfirmen rechtliche Schritte einzuleiten, sobald diese ihre Landrechte verletzen. Das Bundesgericht Malaysias beschloss einstimmig, dass die indigenen Gruppen einen Rechtsanspruch auf ihr traditionelles Land besitzen, da sie schon seit Generationen dort leben. Diese Rechte müssen allerdings erst beansprucht und verhandelt werden, was ohne rechtliche Beratung oft schwierig ist. Diese Entscheidung erhöht aber dann den Anspruch auf angemessene Kompensation. Den Ureinwohnern der malaiischen Halbinsel, den Orang Asli, ist es beispielsweise per Gesetz erlaubt, Nicht-Nutzholz Forstprodukte aus dem Wald zu entnehmen. Diese Produkte schließen z.B. Rattan, Bambus, Honig, Kräuter, dekorative Pflanzen ein. Die Regierungen in Sabah und Sarawak versuchen, ähnliche Ansätze umzusetzen. Bei der Nachhaltigkeitszertifizierung malaysischer Wälder spielen die Rechte der indigenen Völker eine wichtige Rolle. Im Falle von ungeklärten und schwelenden Konflikten zu den Landrechten wird ein Nachhaltigkeitszertifikat nicht erteilt oder kann wieder entzogen werden. Die Entwicklungsstrategie der malaysischen Regierung in Bezug auf die ländlichen Gebiete sieht vor, dass Wohnsiedlungen, Schulen und Kliniken nahe an den Dörfern der Ureinwohner gebaut werden, sodass sie nicht gezwungen sind, umzusiedeln. Menschenrechtsorganisationen kritisieren dieses Vorgehen, da sie eine Zerstörung der Kultur der Völker befürchten. Autor Christoph Rullmann ist Bundesgeschäftsführer der SDW. E-Mail: unser-wald@sdw.de

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Foto: F. Boenigk

Eine Palmfrucht – die Ölmühle produziert aus dem rötlichen Fruchtfleisch das Palmkernöl.

Die Frucht des Palmbaumes Florian Boenigk Verfolgt man die öffentliche Debatte über Regenwaldschutz und illegalen Einschlag, so fällt auf, dass in den letzten Jahren immer stärker das Thema Palmöl oder Palmplantage Einzug in die Diskussion erhalten hat. Heutzutage wird der Rückgang asiatischer Regenwälder oft mit dem Ausbau der Ölpalmplantagen gleichgesetzt, deren Produkt Palmöl in der ganzen Welt als Grundbestandteil für Nahrungsmittel und für chemische oder energetische Verwendungen eingesetzt werden.

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Malaysia und Indonesien produzieren 90 Prozent des weltweit gehandelten Palmöls. „Wir haben einen Wald, der auch noch Nahrungsmittel produziert“, so Dr. Yusof Basiron vom malaysischen Palmölverband MPOC. Für die Malaysier ist die Sache klar: sie sehen die Förderung von Palmöl als erste eigenständige Industrie, die Entwicklung und Wohlstand auch für ländliche Räume ermöglicht. Das hierbei unter anderem bisher nicht genutztes, bewaldetes Land in Ölpalmplantagen umgewandelt wird, sei „das legitime Recht jeden Landes, das den Sprung zu einer Industrienation schaffen will“, so der Verbandsvertreter.

Umweltschutzorganisationen auf der ganzen Welt sind sehr skeptisch, dass Länder mit einem hohen

Potential an möglichen weiteren Flächen, die Umwandlung von Wald in Plantage stoppen – dagegen spricht alleine schon die zu erwartende rasant steigende Nachfrage nach Pflanzenfetten. Palmöl ist heute mit knapp 50 Millionen Tonnen das am meisten gehandelte Pflanzenöl der Welt. Länder wie China oder Indien werden einen höheren Bedarf haben. Hinzu kommen sich veränderte Essgewohnheiten mit höher kalorischer Ernährung. Der Palmölanbau ist einer der lukrativsten Wirtschaftszweige in Südostasien, der Landflächen benötigt, aber auch Arbeitsplätze schafft und ländliche Räume entwickeln kann. „Wir werden keinen großen Zubau an Plantagen mehr in Malaysia angehen, 50 Prozent des Landes werden unter Wald stehen bleiben. Dennoch wollen wir die ProduktiMalaysia


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kommen, denn anderweitig sehen diese bis zum Jahr 2020 keine Chance, die geforderten zehn Prozent Erneuerbare Energien im Mobilitätssektor zu erreichen. Kurz um, die Nachfrage nach Pflanzenölen für die Beimischung in der EU wird steigen, malaysische Palmölfirmen mit einer Europaausrichtung investieren schon heute in Raffinerien, die aus Rohpalmöl Biodiesel oder andere Additive herstellen.

Die Palmölindustrie hat den vierthöchsten Anteil am

Foto: C. Rullmann

In älteren Plantagen gibt es kaum Vegetation am Boden on verdoppeln, indem wir in den kommenden 15 Jahren den Ertrag der Plantagen von heute jährlich vier Tonnen pro Hektar auf acht Tonnen pro Jahr steigern. Schon heute gibt es Pilotanlagen mit einem Jahreshektarertrag von 12 Tonnen“, sagt Dr. Basiron, früher Geschäftsführer des staatlichen Forschungsinstituts MPOB.

Die Ölpalme stammt ursprünglich aus Afrika (Elaeis guineensis), kam vor knapp 150 Jahren nach Südostasien, wo sie industriell seit ca. 50 Jahren angebaut wird. Zu jeder Plantage gehört auch eine Ölmühle, die die frisch geernteten Fruchtbündel weiterverarbeitet. Eine Plantage muss alle 25 Jahre neu angelegt werden und benötigt ca. vier Jahre bis zur ersten Ernte. Heute ist Malaysia mit 4,8 Mio. Hektar der zweitgrößte Palmölproduzent. Hauptexportland ist die Volksrepublik China mit vier Millionen Tonnen, gefolgt von Indien, EU, Pakistan und der USA. Außer bei den Exporten in die EU und USA wird das Palmöl fast ausnahmslos als Grundnahrungsmittel verwendet. In diesem Jahr diskutierte die EU über die Frage, ob eine Ölpalmplantage als Wald einzustufen sei. Nach FAO-Richtlinie wäre sie als Wald zu führen, da sie einen Überschirmungsgrad von mehr als 30 Prozent aufweist. Hintergrund der Debatte war der Streit um Nachhaltigkeitskriterien für Pflanzenfette, wenn sie in der EU für energetische oder Mobilitätszwecke eingesetzt werden. Ab 2011 werden in der EU strenge Kriterien an die Nachhaltigkeit des Anbaus und der Verarbeitung bei Pflanzenölen gestellt. Raps-, Soja-, oder Palmöl müssen zertifiziert sein. Somit wurden in kürzester Zeit Zertifizierungssysteme entwickelt. Der Verwender des Pflanzenöls in Deutschland – ob für die Beimischung beim Diesel oder im Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung – muss einen Nachhaltigkeitsnachweis vorweisen, wenn er eine Förderung im Sinne des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes will. Die großen Mineralölkonzerne der EU werden dieser Pflicht nachMalaysia

Export mit fünf Prozentpunkten (10 Milliarden Euro). Zwei Drittel der Ölpalmenfläche Malaysias sind in privater Hand, der Rest wird hauptsächlich von Genossenschaften bewirtschaftet. Direkt sind 600.000 Menschen in der Palmölproduktion in Malaysia beschäftigt, nimmt man die nachgelagerten Produktionsprozesse wie die Veredelung hinzu, kommt man auf über eine Million Arbeiter, was bei einer Bevölkerung von 28 Millionen beachtlich ist. Zu bedenken ist aber, dass viele Plantagenarbeiter aus dem indonesischen oder indischen Ausland kommen. „Generell gelten in Malaysia deutlich strengere Regeln als in Indonesien“, so Martina Fleckenstein von WWF Deutschland mit Blick auf Umwelt- und Sozialstandards. Die Zertifizierung der Plantagen nach dem RSPO-Siegel für nachhaltiges Palmöl fördere auch die sozialen Standards.

Wendet man den Blick von Malaysia ab, so erkennt man, dass andere Länder durchaus eine expansive Ausbaupolitik betreiben. Indonesien, Papua-Neuguinea, Thailand und etliche Länder Westafrikas wollen – auch mit malaysischen Investitionen – ins boomende Palmölgeschäft einsteigen. Einem Schwinden des Regenwalds sehen diese Länder gelassen entgegen, schließlich habe sich Europa auch durch die Rodung großer Flächen die Industrialisierung ermöglicht, so das gängige Argument. Ein Verzicht auf die weitere Umwandlung von Regenwald in Palmplantage schien bis Herbst 2009 möglich, doch auf der Klimakonferenz in Kopenhagen konnte man sich nicht auf einen angemessenen Kompensationspreis für die erwarteten Nichteinnahmen der produzierenden Länder einigen. Malaysia hat sich bei der UNUmweltkonferenz 1992 in Rio de Janeiro dazu verpflichtet, mindestens 50 Prozent seines Regenwalds zu erhalten. Heute sind noch 57 Prozent der 330.000 Quadratkilometer mit Wald bedeckt. „Wir werden unseren Wald schützen“ so Dr. Basiron, dennoch fragt er verwundert: „Ich habe in Kopenhagen von keinem Wiederaufforstungsprogramm für Europa gehört. Eine Palmplantage bringt einen zehnfach höheren Ertrag als ein Rapsfeld. Lasst uns das europäische Pflanzenöl mittels Ölpalmen herstellen und auf Europas Rapsflächen Wald anpflanzen. Das wäre das Beste für das Klima!“ Autor Florian Boenigk ist PR-Berater im Bereich erneuerbare Energien. E-Mail: energie@boenigk-partner.de

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FLEGT: Maßnahmen in der EU zur Bekämpfung des weltweiten illegalen Holzeinschlags Thorsten Hinrichs Illegaler Holzeinschlag, also der Einschlag von Bäumen unter Verstoß gegen gesetzliche Vorschriften im Ernteland, ist ein international weit verbreitetes Problem von großer Bedeutung. Er trägt insbesondere in tropischen Entwicklungsländern maßgeblich zur Entwaldung und zur Schädigung der Wälder bei und führt so nicht nur zum Verlust von biologischer Vielfalt, sondern läuft auch dem Klimaschutz und der Armutsbekämpfung zuwider. Europa hat als großer Nachfrager von Holzprodukten in diesem Zusammenhang eine besondere Verantwortung.

Um den illegalen Holzeinschlag weltweit zu bekämpfen, wurde im Jahr 2003 der FLEGT-Aktionsplan der EU beschlossen (FLEGT = Forest Law Enforcement, Governance and Trade, also „Rechtsdurchsetzung, Politikgestaltung und Handel im Forstsektor“). Zentrales Element sind freiwillige Partnerschaftsabkommen („Voluntary Partnership Agreements“, VPA) mit wichtigen Holzlieferländern zur Einführung eines Legalitätsnachweises für Holzimporte in die EU.

Im Rahmen dieser Abkommen sichern die Partnerländer der EU zu, ein Genehmigungs- und Lizenzsystem einzurichten und so zu gewährleisten, dass nur legal eingeschlagenes Holz in die EU exportiert wird. Im Gegenzug erhalten sie direkte Unterstützung bei der Verbesserung ihrer Kapazitäten in den Bereichen Waldbewirtschaftung und Rechtsdurchsetzung. Auch die Planung alternativer Einkommensmöglichkeiten für die im illegalen Holzeinschlag beschäftigten Menschen, die meist aus der armen Landbevölkerung stammen, wird unterstützt. Entsprechende Abkommen wurden bislang mit Ghana, der Republik Kongo und der Republik Kamerun ausgehandelt. Mit weiteren Tropenländern führt die Europäische Kommission derzeit Verhandlungen (Malaysia, Indonesien, Zentralafrikanische Republik, Liberia). Mehrere weitere Länder sind ebenfalls an Verhandlungen interessiert.

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Sobald die Abkommen in Kraft treten, dürfen aus den Partnerländern nur noch Holz und Holzprodukte in die EU importiert werden, die von einem speziellen FLEGT-Zertifikat begleitet werden, welches die Legalität der Holzernte garantiert. Als erstes wird dies Anfang 2011 für Ghana erwartet. Für Deutschland wird gegenwärtig ein entsprechendes Gesetz vorbereitet, das die Kontrollen der Holzlieferungen und Zertifikate regelt und bei Verstößen wirksame Straf- und Bußgeldsanktionen vorsieht. Die freiwilligen Partnerschaftsabkommen setzen in den Holzerzeugerländern selbst an und sind daher eine besonders Erfolg versprechende Maßnahme zur Bekämpfung des illegalen Holzeinschlags. Da sich aber in absehbarer Zeit nicht mit allen wichtigen Holzerzeugerländern entsprechende Abkommen abschließen lassen, wird als wirksame Ergänzung auf EU-Ebene eine weitere Verordnung erlassen („Sorgfaltspflicht-Verordnung“). Diese Verordnung wird voraussichtlich Ende 2010 in Kraft treten und ab 2013 vollständig angewendet. Sie verbietet die Vermarktung von illegal eingeschlagenem Holz und verpflichtet alle Marktteilnehmer, die innerhalb der EU Holz oder Holzprodukte erstmalig in Verkehr bringen, bestimmte Sorgfaltspflichten einzuhalten. Dazu gehören u. a. Informationspflichten zur Art und Herkunft des Holzes sowie Verfahren zur Einschätzung und Reduzierung des Risikos, dass das Holz aus illegalem Einschlag stammen könnte. Auch Waldbesitzer in Europa fallen unter die Verordnung und werden entsprechende Informationspflichten erfüllen müssen. Es konnte aber unnötiger bürokratischer Aufwand für sie verhindert werden, indem der Begriff des „vernachlässigbaren Risikos“ eingeführt wurde. Das wichtige Ziel, illegalen Holzeinschlag zu unterbinden, rechtfertigt den für alle Seiten erforderlichen Aufwand. Die weltweite Waldzerstörung lässt sich nur aufhalten, wenn sich eine legale und nachhaltige Waldnutzung in allen Ländern wirtschaftlich lohnt und damit Anreize zur Walderhaltung gegeben werden. Dann können auch Holzprodukte aller Art wieder mit gutem Gewissen genutzt werden. Autor Thorsten Hinrichs ist im Referat Europäische und internationale Waldpolitik im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz tätig. E-Mail: Thorsten.Hinrichs@bmelv.bund.de

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Diesmal möchte ich Ihnen einige besonders schöne Bildbände vorstellen, die nicht ganz billig, aber nach meiner Meinung ihren Preis wert sind. Bei Cédric Pollet kann man sich ganz der Schönheit der Natur hingeben, bei den anderen beiden Bildbänden stehen auch die Probleme des Überlebens der Arten im Mittelpunkt. Aber jeweils mit traumhaften Fotos – also schöne Geschenk für einen besonderen Anlass, wie es das Weihnachtsfest ist. Auch für die Kleineren habe ich zwei Bücher ausgesucht, die ich rundherum empfehlen kann. Am Schluss stellt unser Mitglied W. Stölb seinen Waldkalender für 2011 vor. Ihre Sabine Krömer-Butz

Planet Erde Drei Jahre lang hat ein

BBC-Team die schönsten Naturräume der Welt besucht. In atemberaubenden Fotos stellt es üppige Regenwälder, karge Wüsten oder tosende Wasserfälle vor. Gestochen scharfe Nahaufnahmen zeigen auch die kleinsten Einzelheiten der vielfältigen Fauna und Flora. Es macht Spass, dieses herrliche Buch anzuschauen. Doch der begleitende Text reißt aus der sorglosen Betrachtung heraus. Zu Recht. Der Amurleopard, der nach Beute suchend durch den Schnee stapft, ist einer von geschätzten 40 noch lebenden seiner Art. Der Äthiopische Wolf kann nur noch in abgelegenen Hochlandregionen Abessiniens überleben. Immer unerbittlicher, zerstörender und unwiederbringlich vernichtend greift der Mensch in die Natur ein. Wenn die Faszination, die dieses außerordentlich gelungene Werk zweifelsohne auf den Betrachter ausübt, ihn auch dazu veranlassen würde, sich gegen diese Bedrohung einzusetzen, wäre uns allen ein großes Stück geholfen (A.H.). Sehr zu empfehlen! Alastair Fothergill Planet Erde ISBN-13: 978-3894056704 Preis: 39,90 Euro

Bücher & Co.

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Rinde: Die Wunderwelt der Bäume entdecken Auch wenn der Titel

nicht sofort neugierig macht, ich bin mir sicher, das Buch wird jeden Baumfreund begeistern. Wer sich an spektakulären Fotos erfreuen kann, der erlebt die außergewöhnlichsten und schönsten Baumrinden der Welt mit dem Naturfotograf Cédric Pollet hautnah. Die Reise führt durch Europa, Afrika, Asien, Ozeanien und Amerika. Jede Aufnahme ist einzigartig und manchmal auch unwirklich. Aber der Autor garantiert: Keine wurde bearbeitet, sondern zeigt unverfälscht die Kreativität der Natur. Dieses Buch ist die fotografische Quintessenz aus zehn Jahren unermüdlicher Suche nach den schönsten Baumrinden der Welt. Cédric Pollet Rinde. Die Wunderwelt der Bäume entdecken. ISBN 978-3-8001-5911-6. Preis: 39,90 Euro

Die größten Naturschauspiele der Erde Dieses Buch dokumentiert

die spektakulärsten Naturereignisse auf der Erde und ihre klimatischen Hintergründe – natürliche Phänomene von erstaunlicher Tragweite, die den Lebensraum und das Schicksal tausender Tiere beeinflussen. Beschrieben werden die Überschwemmung des afrikanischen Okavango-Deltas, das große Fressen in Alaskas Gewässern, die Wanderung unzähliger Tiere durch die Serengeti, das Tauen des Eises in der Arktis, die Heimkehr der laichenden Lachse und die Schwarmsammlung der Sardinen an Südafrikas Ostküste. Die oft außergewöhnlichen Fotos werden ergänzt durch geographische Karten und Kompakt-

informationen. Dieses Buch ist für Kinder ab 10 Jahre und natürlich für Jugendliche und Erwachsene. Mit dem Stichwortregister findet man rasch die entsprechenden Tiere und Regionen. Literaturhinweise und Angaben zu den Autoren dieses Projektes vervollständigen diesen Band, der sich als Geschenk anbietet. Karen Bass (Hrsg) Die großen Naturereignisse der Erde ISBN-13: 978-3894057619 Preis: 39,90 Euro

Abenteuer am Fuchsbau Günther

Schumann ist mit diesem Bildband wieder ein wunderschönes Buch für Kinder ab 6 Jahren gelungen, die mit ihren Eltern zusammen das Leben einer Fuchsfamilie in den ersten Lebenswochen begleiten wollen. In kurzen Texten wird erläutert, was die quirligen kleinen Räuber beim Spielen und Raufen alles lernen oder warum sie oft auch die Nähe der Fähe brauchen. Viele der ca. 150 Farbbilder werden in diesem Buch zum ersten Mal veröffentlicht. So zum Beispiel einige Bilder direkt aus dem Fuchsbau. Der Betrachter erkennt die verschiedenen Charaktereigenschaften der Jungfüchse und kann durchaus Parallelen, zum Beispiel zu unseren Haushunden, ziehen. Günther Schumann Abenteuer am Fuchsbau ISBN: 978-3-7888-1324-6 Preis: 10,00 Euro

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Was ist Was – Junior: Im Wald

Mit diesem Geschenk liegen Sie bei den 5 bis 7-Jährigen genau richtig. Die Kinder können sich aussuchen, welche der zwölf Fragen sie beantwortet haben möchten. Auf den Antwortseiten sind hinter den Türchen immer kleine Überraschungen versteckt, so dass das Erlernen des Waldes auch den Kleinsten Spaß macht. Mit vielen Aktiv-Elementen zum Forschen, Spielen und Entdecken: informative Klappen, detailreiche Illustrationen, altersgerechte Antworten auf spannende Fragen Sabine Stauber Was ist Was – Junior: Im Wald ISBN-13: 978-3788616021 Preis: 9,95 Euro

Kunstkalender „Im Wald“ 2011

„Im Wald“ heißt der Kunstkalender, den Wilhelm Stölb, Forstmann, Buchautor und Maler herausgebracht hat. Die zwölf liebevoll gemalten Bilder vermitteln ein tiefes Waldgefühl und laden zum stillen Betrachten der anderen Welt draußen ein. Für Forstleute und alle Naturfreunde ein ganz persönliches Geschenk, das im Handel nichts Vergleichbares findet!

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SDW-Exkursion

Der zerschnittene Wald Christoph von Eisenhart Rothe Gute Tradition ist es bei der SDW, vor jeder Bundesdelegiertenversammlung sich vor Ort ein eigenes Bild über den Wald und die Natur zu machen. Dass dies in Frankfurt ein besonders interessantes Thema werden würde, war vielen Delegierten im Vorhinein klar. Ist doch deutschlandweit bekannt, welche Auseinandersetzungen es immer wieder um den Frankfurter Flughafen gibt.

Die Exkursion begann am Frankfurter StadtWaldHaus, einer seit nunmehr 15 Jahren bestehenden waldpädagogischen Einrichtung, die vor allem von Frankfurter Stadtkindern aber auch vielen Schulen aus dem Umland besucht wird. Hier begrüßte der Leiter der Abteilung Forst im Frankfurter Grünflächenamt Reinhard Divisch die Teilnehmer und führte sie durch das Haus, das wie ein Erdhügel aus dem umgebenden Eichenwald herausschaut. Weiter führte die Busfahrt durch die sehr wüchsigen Bestände des Frankfurter Stadtwaldes, vorbei an wertvollen, dicken Buchen und Eichen, Hügelgrabfeldern der Kelten und vielen Naherholungseinrichtungen für die über fünf Millionen Besucher im Jahr bis zum Zielpunkt Goetheturm. Dieser 43 Meter hohe Holzturm im Wald ermöglichte einen Blick über den gesamten Stadtwald und über das Stadtzentrum Frankfurts und offenbarte die enge Verzahnung von Siedlungen und Wald. Bereits hier konnte sich jeder vorstellen, welchen Kampf um Waldflächen die Stadtförster und die Frankfurter SDW fast tagtäglich führen, um den Bestand des Waldes zu erhalten und die Fläche nicht anderweitigen Nutzungen preis geben zu müssen.

Diese Problematik wurde auch

Foto: J. Stengert

Die Größe der Baustelle lässt den Verlust des Waldes deutlich werden. SDW-Exkursion

bei einem weiteren Exkursionspunkt deutlich, der zum Wald direkt am Frankfurter Kreuz führte. Hier wird der Wald nicht nur von den Autobahnen geteilt, sondern zugleich noch von den ICE-Trassen Richtung Köln und Mannheim zerschnitten und gleichzeitig von den landenden und startenden Flugzeugen überflogen. Um so stolzer zeigten Divisch, Revierleiter Same und der SDW-Kreisvorsitzende Hans-Joachim Scholz die Aufforstungsfläche an der „Recreation Area“, einer ehemaligen Erholungsfläche für die US-Streitkräfte am Flughafen. Hier wurde bereits ein

wesentlicher Teil der Fläche wieder aufgeforstet und weitere Bereiche werden im nächsten Jahr folgen, bis die insgesamt zehn Hektar wieder vollständig bepflanzt sind. Von diesen hoffnungsvollen Gedanken getragen, wechselte der Bus über die Autobahn und wurde von Thomas Müntze, dem Förster des Frankfurter Flughafens begrüßt. Er stellte das Vorhaben um den Ausbau des Frankfurter Flughafens vor, wofür fast 300 Hektar Bannwald gerodet wurden. Erschüttert zeigten sich die Teilnehmer über den Flächenfraß des Flughafens. Doch war neben dem eigentlichen Eingriff auch die Kompensation der Maßnahme ein Exkursionspunkt. Eingekreist von liegendem und künstlich aufgestelltem Totholz, sprich Eichstämme die mit schwerem Gerät „wieder eingepflanzt“ wurden, begann trotz Regen eine Diskussion um den Sinn und Unsinn einzelner Ausgleichsmaßnahmen. Aber auch das Ausbauvorhaben wurde intensiv unter allen Aspekten wie Lärm, Naturschutz, Nachhaltigkeit und Planungsrecht diskutiert. Den Abschluss der Exkursion bildete der Besuch der Großbaustelle im ehemaligen Kelsterbacher Wald, wo die neue Landebahn entsteht. Hier betrachtete die Gruppe das rund 250 Hektar große Gelände und manch einem kam die Wut im Bauch hoch bei der Vorstellung, dass das alles ökologisch wertvollster Eichenwald war. Die Gigantomanie des Projektes, die sich auch dadurch ausdrückt, dass Großflugzeuge über Autobahnbrücken fahren sollen, ließ die Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet nur erschrocken staunen.

Autor Christoph v. Eisenhart Rothe ist Geschäftsführer der SDW-Hessen. E-Mail: kontakt@sdwhessen.de

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Baum – Schädling

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Massaria-Pilz gefährdet Platanen Sabine Krömer-Butz Unter Platanen in Deutschlands Städten ist zunehmend Vorsicht geboten. Ein aus Südeuropa eingeschleppter Schlauchpilz, der sogenannte Massaria-Pilz, verbreitet sich seit 2003 in Deutschland durch das zunehmend trocken-heiße Wetter immer stärker und bringt innerhalb kurzer Zeit Äste zum Absterben. Frisch abgestorbene Bereiche sind an der leicht rosa bis rötlich gefärbten Rinde erkennbar. Stark geschädigte Äste brechen oftmals in der Nähe des Astansatzes ab.

Früher waren nur schwachwüchsige, unterdrückt wachsende Bereiche betroffen, was zu einer Verlichtung der unteren Krone geführt hat. Heute brechen auch armdicke Äste ab. Besonders betroffen sind die Platanen in den Städten der entlang des Rheins, die von den trockenen Witterungsbedingungen am stärksten geprägt sind. „Früher hat man die Platanen in Städten als stadtklimafeste Baumart gepflanzt“, erklärt Prof. Dr. Rolf Kehr von der Fachhochschule Holzminden die Präferenz vieler Städte für diese Baumart als Straßenbaum. Heute muss man überlegen, die Platane

aus den Extremstandorten rauszunehmen und andere Baumarten zu pflanzen. Denn es gibt kein Gegenmittel. Der Massaria-Pilz sei ein Schwächeparasit, der die Platanen nur dann angreifen kann, wenn sie nicht mehr gesund sind. Damit die Platanen sich besser gegen den Parasit wehren können, müssten sie viel stärker bewässert werden, was bei der angespannten kommunalen Finanzlage kaum möglich sein wird.

In manchen Städten sind über 60

Prozent der Straßenbäume Platanen, wie z.B. in Mannheim und Karlsruhe. Auch von den 12.000 Platanen in Köln seien die Hälfte untervorsorgt und dadurch für den Pilz anfällig, so Baumkundler Johannes Stuffrein vom Grünflächenamt in Köln. „Das schwierige ist auch, dass die Krankheit von unten nicht sichtbar ist. Der Pilz verrichtet sein Werk auf der Oberseite der Äste. „Wir müssen mindestens zwei Mal pro Jahr die Platanen meist mit Hubarbeitsbühnen auf ihre Gesundheit überprüfen. Sonst können wir unserer Verkehrssicherungspflicht nicht nachkommen und Menschen wie Autos könnten zu Schaden kommen“.

In Köln hat sich der Pilz, der sich entweder durch herabrieselndes Sporenmaterial oder durch Vögel und Insekten verbreitet, bereits auch auf den bisher

Foto: B. Sterzel, pixelio.de

Nur wenig Platz haben die meisten Platanen in der Stadt. verschonten jungen Platanen gezeigt. Auch vor der Deutschen Alleenstraße machen die Parasiten nicht Halt. Auf der B1 in Dortmund musste der SDW- Bundesgeschäftsführer Christoph Rullmann – gleichzeitig Vorsitzender der Deutschen Alleenstraße – feststellen, dass dieser sehr beeindruckende Teil auch stark bedroht ist.

Autorin Sabine Krömer-Butz ist Chefredakteurin von Unser Wald. E-Mail: unser-wald@sdw.de

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Internationales Jahr der Wälder 2011

Der Wald wird 2011 weltweit zum Superstar Christoph Rullmann Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat im Dezember 2006 das Jahr 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder erklärt. Dieses Jahr bietet der SDW ein besonders gutes Forum, einer größeren Öffentlichkeit ihre seit Jahren gute Arbeit bekannt zu machen. Im Folgenden haben wir Ihnen alle bisher vorhandenen Informationen zusammengefasst, die Sie vor Ort brauchen können. Wir werden im nächsten Jahr laufend in Unser Wald darüber berichten.

Bundespräsident Christian Wulff

hat die Schirmherrschaft für das Internationale Jahr der Wälder 2011 in Deutschland übernommen. Damit hat er die Bedeutung der Wälder für die Lebensqualität in Deutschland gewürdigt. Mit diesem Internationalen Jahr der Wälder soll weltweit auf die besondere Bedeutung des Waldes und einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung sowie die Bekämpfung der Armut hingewiesen werden. Entsprechende internationale Aktivitäten werden vom Waldforum der Vereinten Nationen (UNFF) in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) koordiniert. In Deutschland wird das Jahr der Wälder von den Forstverwaltungen des Bundes und der Länder getragen und vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) koordiniert.

Logo und Motto Das Logo zum In-

ternationalen Jahr der Wälder 2011 soll das Motto des Jahres „Wälder für Menschen“ veranschaulichen und die zentrale Rolle der Menschen dabei verdeutlichen. Die einzelnen Elemente des Logos stellen die verschiedenen Funktionen der Wälder dar. Wälder sind unverzichtbar für das Überleben und den Wohlstand der sieben Milliarden Menschen auf der Welt.

Die Deutsche

Dachkampagne

Das BMELV hat die Federführung für eine Dachkampagne zum Internationalen Jahr der Wälder übernommen. Mit Großflächenplakaten, Anzeigen und anderen werblichen Mitteln soll eine Grundaufmerksamkeit erzeugt werden, die Ihnen vor Ort bei Ihrer Arbeit zu Gute kommt und an die Sie bei Ihren Aktionen anknüpfen können. In der Dachkampagne werden sich zwei Hauptelemente wie ein roter Faden durch 2011 ziehen. Zum ei-

Internationales Jahr der Wälder 2011

nen werden die Anzeigen und Plakate sowie weitere Kampagnenelemente den Slogan „Ohne ihn …“ tragen. Zum Beispiel: „Ohne ihn hätte Kolumbus nie Amerika entdeckt“. Dies soll deutlich machen, wie wichtig der Wald für ganz viele unterschiedliche Bereiche ist. Zusätzlich wird es das Kampagnenthema „Entdecke Deutschlands Waldkulturerbe“ geben. Hier werden unterschiedliche Veranstaltungen rund um den Wald die Menschen in den Wald einladen. Das BMELV wird im Rahmen der Dachkampagne einige Materialen zur Verfügung stellen, die auch von Ihnen vor Ort genutzt werden können. Gedacht ist hierbei an Stempel, Plakate und Druckvorlagen. Hierüber werden wir Sie dann nochmal aktuell informieren, wenn genaueres bekannt ist.

Entdecke Deutschlands Waldkulturerbe Das Kampagnenkon-

zept „Waldkulturerbe“ verfolgt einen sehr breiten Ansatz. Der Rahmen der Kampagne zum Internationalen Jahr der Wälder 2011 soll dazu beitragen, der Bevölkerung die Vielschichtigkeit der Beziehungen zwischen den Menschen und den Wäldern aufzuzeigen; es soll der Einfluss des Waldes auf unsere Kultur und Lebensweise wie auch der Einfluss unserer Gesellschaft auf den Wald aufgezeigt werUnser Wald 6 I 2010


Internationales Jahr der Wälder 2011

den. Dies kann bei einer klassischen Waldführung zur Forstwirtschaft anfangen und bis zu einen Konzert mit moderner Musik im Wald reichen. Auch neue Sichtweisen auf den Wald sollen gefördert werden. Besonders interessante und bedeutende Veranstaltungen aus der Summe aller Kampagnenpartner sollen durch eine Jury ausgewählt und in einem Programmheft auf Bundesebene zusammengefasst werden.

Logonutzung für die SDW Stellvertretend für alle Landesverbände und Untergliederungen hat der SDWBundesverband die Logonutzung beim Kampagnenbüro beantragt. Eine Datei mit unterschiedlichen Grafikformaten können Sie beim Bundesverband gerne anfordern. Wichtig ist, dass Sie hierbei die Nutzungsbedingungen beachten. So darf das Logo nicht für kommerzielle Zwecke eingesetzt werden. Von jeder Verwendung bitten wir Sie um die Zusendung eines Belegexemplars. Wann geht’s los? Der offizielle Auf-

takt mit einer bundesweiten Aktion wird am 21. März 2011, dem Tag des Waldes, stattfinden. Wir möchten Sie aber bereits jetzt aufrufen, diesen Tag auch mit einer Veranstaltung in Ihrem SDW-Verband zu gestalten. Sicher wird an diesem Tag eine bundesweite Medienberichterstattung sein, an die Sie vor Ort bei Ihrer Lokalpresse anknüpfen können. Hierbei ist es nicht unbedingt notwendig, neue Veranstaltungskonzepte oder Aktionen zu entwickeln, sondern Sie können einfach das, was sie bereits seit vielen Jahren tun, unter das Dach der Kampagne stellen.

Nutzen Sie die Chance! Das in-

ternationale Jahr der Wälder ist eine einmalige Chance, mit Ihren Themen und Projekten eine große Aufmerksamkeit in den Medien und so bei den Menschen zu finden. Ich möchte Sie daher aufrufen, schon jetzt auf die Medienvertreter in Ihrer Region zuzugehen. Sprechen Sie die Zeitungen an! Weisen Sie auf das Internationale Jahr der Wälder hin und stellen Sie Ihr Jahresprogramm und Ihre Projekte vor! Bieten Sie sich als der An-

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sprechpartner zum Wald für das Jahr 2011 und darüber hinaus an!

Baumpflanzungen zum Internationalen Jahr der Wälder Baum-

pflanzungen sind nach wie vor eine gute Möglichkeit, zwischen den Menschen und der Natur eine Verbindung herzustellen. Dabei lässt sich auch das eine oder andere Mitglied gewinnen. Wir möchten alle SDWGruppen aufrufen, mindestens eine Baumpflanzung im Jahr 2011 durchzuführen. Wir sind gerade auf der Suche nach einem Sponsor für Bäume, so dass wir hoffen, Ihnen hier auch mit Baumspenden unter die Arme greifen zu können.

Tag des Baumes 2011 Wie in je-

dem Jahr wird der Tag des Baumes auch 2011 ein Festtag sein, den viele SDW-Gruppen begehen. Nicht nur Baumpflanzungen sind hier eine willkommene Aktion, sondern auch jede andere Veranstaltung, die sich in das Motto der Kampagne einfügt bzw. Ihre Anliegen vor Ort unterstützt.

Veranstaltungskalender für 2011

Bereits seit 2006 ist die SDW Partner der Initiative „Treffpunkt Wald“. Diese Gemeinschaftsaktion der Landesforstverwaltungen, des Deutschen Forstwirtschaftsrates und der SDW stellt einen gemeinsamen Veranstaltungskalender rund um den Wald im Internet unter www.treffpunktwald.de zur Verfügung. Die Daten auf der Seite von Treffpunkt Wald bilden die Basis für den Veranstaltungskalender zum Internationalen Jahr der Wälder, der mit der Seite www.wald2011.de in ganz Deutschland beworben wird. Auf der Seite Treffpunkt Wald finden Sie eine Unterseite „Veranstaltung melden“. Hier bitten wir Sie, alle Daten einzutragen und beim Veranstalter „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ [Name Landesverband bzw. Name Kreisverband] einzugeben. Dies ist wichtig, da nach diesem Feld die Selektion der Daten für unsere Internetseite durchgeführt wird.

Was macht der Bundesverband zum Jahr der Wälder? Wir werden

im Internationalen Jahr der Wälder ein Hauptaugenmerk unserer Akti-

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onen auf die Zielgruppe Kinder und Jugendliche richten. Hierzu haben wir zusammen mit Partnern ein umfangreiches Maßnahmenpaket erarbeitet. Dieses soll aber auch, und das ist uns besonders wichtig, Anknüpfungspunkte für Ihre Arbeit vor Ort bieten. Hierzu zählen unter anderem ein Malwettbewerb, ein Fotowettbewerb, Jugendcamps, verschiedene Bildungsprojekte und einiges mehr. Zurzeit prüfen wir hier die Finanzierungsmöglichkeiten und entscheiden dann, welche Projekte wir wie umsetzen werden. Kontakt Wichtige Ansprechpartner für Sie ist neben dem SDW-Bundesverband:

Kampagnenbüro Internationales Jahr der Wälder Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Referat 421 Deichmanns Aue 29 53179 Bonn Fax: 02 28 / 68 45 - 71 11 E-Mail: kampagnenbuero@wald2011.de

Autor Christoph Rullmann ist Bundesgeschäftsführer der SDW. E-Mail: unser-wald@sdw.de

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SDW –Ratgeber

Grüner die Glocken nie klingen Sabine Krömer-Butz Jedes Jahr stellt sich dieselbe Frage: Welchen Weihnachtsbaum soll man wählen und wo soll man ihn kaufen? Denn ein paar Wünsche an den Baum hat sicherlich jeder! Schön soll er sein, gleichmäßig soll er sein, lange keine Nadeln verlieren. Aber ist es für einen umweltbewussten Menschen überhaupt richtig, sich für ein bis zwei Wochen einen Baum ins Haus zu holen und ihn dafür fällen zu lassen?

Schnell muss man bei der Suche nach einem Baum erkennen, der „grünste“ entspricht nicht unbedingt dem Schönheitsideal. Mal fehlt ein Ast, mal ist der Stamm krumm gewachsen und auch die Spitzen wachsen oft recht kreativ in die Höhe. Diese Bäume werden im Zuge der Waldbewirtschaftung entnommen, um den verbliebenen mehr Platz zum Wachsen zu geben. Meistens sind es Fichten, Weißtannen und Kiefern, die bundesweit von Förste-

Herkunftssiegel, das garantiert, dass der Baum aus der Umgebung stammt. Auch die Nachfrage nach der Produktion ist für jeden Umweltbewussten ein Muss. So pflegen ökologisch orientierte Weihnachtsbaumanbauer ihre Kulturen per Hand oder mit Hilfe von Schafen und verzichten auf Unkrautvernichtungsmittel. Bäume mit Zertifikaten, wie z.B. von Naturland, garantieren diese umweltfreundliche Anbauweise, auch Umweltverbände haben im Internet Listen von Biobaumhändlern zusammengestellt. Deutschland deckt zu 70 Prozent seinen Bedarf aus dem eigenen Land. Die wichtigsten Anbaugebiete liegen in Schleswig-Holstein, in NRW und Niedersachsen. Damit man möglichst lange Freude an seinem Weihnachtsbaum hat, rät die SDW zu folgenden Maßnahmen:

Foto: Rike, pixelio.de

reien oder regionalen Waldbauern in der Vorweihnachtszeit direkt im Wald angeboten werden. Die Suche nach dem richtigen Baum aus dem Wald ist dabei oft ein schönes Familienerlebnis, da viele Betriebe zusätzlich Plätzchen, Lebkuchen und Glühwein anbieten. Zudem ist der Baum dann ganz frisch. Und es sind unbestritten die richtigen Bäume für den ökologisch sensiblen Weihnachtsbaumkäufer. Doch sie reichen nicht für alle. Nur fünf Prozent der im vergangenen Jahr verkauften 28 Millionen Weihnachtsbäume konnten direkt aus dem Wald geholt werden.

Wer nicht den Baum aus dem Wald nehmen kann, sollte sich für einen Plantagen-Baum aus der Region entscheiden. Der ist weit weniger gereist als der größte Teil der nicht nadelnden Nordmanntannen, die zum Teil aus Dänemark und Russland kommen. Die meisten Bundesländer haben ein SDW – Ratgeber

Ein Weihnachtsbaum ohne Ballen sollte nach dem Einschlagen bis zum Fest an einer schattigen Stelle in einem Eimer mit Wasser und abgenommenen Netz aufgestellt werden. Bevor der Baum ins Zimmer kommt, sollte man ihn erneut absägen und ihn in einen Ständer mit Wasser, mit einem Esslöffel Zucker oder Blumenfrisch stellen. Ein Standort möglichst weit weg von der Heizung und tägliches Gießen verlängern seine Haltbarkeit. Ein Weihnachtsbaum mit Ballen muss bereits im Freien regelmäßig gegossen werden. Er sollte erst kurz vor dem Heiligen Abend ins Zimmer gestellt werden. Seinen Platz sollte er möglichst weit weg von der Heizung finden und er muss weiter gut gegossen werden. Möglichst nach zwei bis drei Tagen sollte der Baum wieder ins Freie kommen und dort, sobald es frostfrei ist, eingepflanzt werden. Autorin Sabine Krömer-Butz ist Chefredakteurin von Unser Wald. E-Mail: unser-wald@sdw.de

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SDW – Veranstaltung

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Biotopholz – unbezahlbar wertvoll!? Dirk Teegelbekkers Im Rahmen der Revision der deutschen PEFC-Standards hatte die Diskussion zum Thema „Biotopholz im Wald“ einen breiten Raum eingenommen und wurde deshalb bei einem Workshop am 14. September in Frankfurt wieder aufgegriffen und weitergeführt.

Foto: soquett, pixelio.de

Veranstalter waren neben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald das Zertifizierungssystem PEFC. Ziel war es, einen Impuls zu geben, vorhandene Fronten aufzubrechen und einen erneuten Start für eine Weiterentwicklung der PEFC-Standards in dem Bereich zu geben Nach der Begrüßung durch den

PEFC-Vorsitzenden, Frank v. Römer, und den Vizepräsidenten der SDW, Wolfgang Pages, wurde das Thema in drei Impulsreferaten von verschiedenen Seiten beleuchtet. Zunächst beschäftigte sich Sebastian Stang vom Fachgebiet Waldinventur der TU München mit der These, dass der Erhalt von Biotopholz Geld kostet, und stellte verschiedene Modelle zur Bewertung des Finanzbedarfs vor. Unter der Überschrift „Biotopholz – wertvoll und trotzdem bezahlbar“ stellte Dr. Peter Meyer, Leiter des Sachgebietes Waldnaturschutz/Naturwaldforschung an der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, die Bedeutung von Biotopholz für die xylobionte (im Holz lebende) Unser Wald 6 I 2010

Artenvielfalt im Wald heraus, deren Schutz ein gemeinsames Anliegen von Forstwirtschaft und Naturschutz sein sollte – so eine seiner Schlussfolgerungen.

Einen Blick über den Tellerrand

gewährte Theo Kern, Geschäftsführer des Aargauischen Waldwirtschaftsverbandes und Leiter einer Wald-Zertifizierungsgruppe mit über 50.000 Hektar PEFC- und FSCzertifiziertem Wald, den rund 30 Teilnehmern. Es wurde dabei allen schnell klar, dass die Schweizer Zertifizierungsanforderungen weit über das hinausgehen, was in Deutschland als noch gerade zumutbar angesehen wird. Nach einer Gruppenarbeit zu naturschutzfachlichen und ökonomischen Aspekten sowie zur Arbeitssicherheit und Verkehrssicherheit stand eine Podiumsdiskussion auf dem Programm.

Unter Moderation des SDW-Bundesgeschäftsführers, Christoph Rull-

mann, entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen den Vertretern des Naturschutzes, Mark Harthun (NABU Hessen) und Eckhard Wenzlaff (Spechtwald), des privaten und staatlichen Waldbesitzes, Louis Graf Erbach-Fürstenau und Axel Reichert (Bayerische Staatsforsten), sowie der Holzwirtschaft, Philip Graf Reuttner (Furnierwerk Laubach). Eine Dokumentation finden Sie unter www.pefc.de.

Autor Dirk Teegelbekkers ist Geschäftsführer von PEFC Deutschland, einem Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung, E-Mail: info@pefc.de

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Umweltnachrichten

Alternativer Nobelpreis Zum 30. Jubiläum des Right Livelihood Awards oder ‚Alternativen Nobelpreises‘ trafen sich Preisträger aus fast 40 Ländern, um gemeinsam zivilgesellschaftliche Initiativen für die großen Probleme der Gegenwart zu entwickeln. Jakob von Uexküll, Begründer des Preises, zeigte sich enttäuscht, dass die Antworten und Lösungen der Preisträger noch nicht ausreichend von der etablierten Politik und Wirtschaft aufgegriffen worden seien. Gleichzeitig verkündete Jakob von Uexküll die Gründung eines Campus des ‚Right Livelihood College‘ an der Universität Bonn. Die Bildungsinitiative der schwedischen Right Livelihood Award Stiftung sei überaus froh, dass nun das gesammelte Wissen der 137 Preisträger des ‚Alternativen Nobelpreises‘ nicht nur an den Universitäten von Penang (Malaysia), Lund (Schweden) und Addis Abeba (Äthiopien) weitergegeben werden könne, sondern auch in Bonn, der Stadt der Nachhaltigkeit. Weitere Infos unter www.kurswechseln.de.

auch den jüngsten Studien zufolge vermutlich erst in zehn bis 15 Jahren kleiner werden. Mit der Wiederherstellung der Ozonschicht auf das ursprüngliche Niveau rechnen Wissenschaftler erst in der zweite Hälfte dieses Jahrtausends.

Muss es sauberer sein als sauber? Immer neue Putzmittel mit desinfizierenden Zusätzen füllen die Regale in Drogerie- und Supermärkten. Seit Putzmittel mit antibakteriellen Zusätzen etwa im Jahr 2000 auf dem Markt auftauchten, hat sich das Produktsegment ständig erweitert. Das Umweltbundesamt warnt eindringlich vor dem Einsatz der antibakteriellen Reiniger im Haushalt. Denn einige der Zusatzstoffe stehen im Verdacht, All-

ergien auszulösen, und führen zu Resistenzen ganzer Bakterienstämme, was die Wirkung wichtiger Antibiotika vermindern kann. Darüber hinaus belasten sie Gewässer, wie beispielsweise Phenole und Halogene, die in hohen Konzentrationen biologische Kläranlagen beeinträchtigen oder ganz außer Gefecht setzen könnten. Außerdem: Mikroorganismen, die im Haushalt siedeln, machen Menschen unter normalen Umständen nicht krank. Entgegen allen Behauptungen der Werbung sind auch weder Toilettensitz noch Schmutzwäsche die wahren Bakterienschleudern. Vielmehr verstecken sich gefährliche Keime vor allem in verdorbenen oder nicht durchgegarten Nahrungsmitteln.

Heizen mit Holz

FCKW-Verbote zeigen Wirkung Heute vor 23 Jahren wurde das Montrealer Protokoll zum Schutz der Ozonschicht beschlossen. Jüngste Forschungsergebnisse europäischer Wissenschaftler belegen, dass sich die Ozonschicht langsam erholt. Hintergrund: Das Montrealer Protokoll über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen, wurde am 16. September 1987 unterzeichnet. Dieser Tag wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag der Ozonschicht bestimmt. Mit Hilfe der verbindlichen Ausstiegsregelungen und der finanziellen Unterstützung wurde bisher eine Reduktion von Herstellung und Verbrauch ozonschichtschädigender Stoffe von 97 Prozent bezogen auf das Ozonabbaupotential erreicht. Das Ozonloch über dem Südpol beispielsweise, das sich jedes Jahr im September bildet, wird Umweltnachrichten

Foto: Ibefisch, pixelio.de

Winterabende am Kamin werden immer beliebter. Doch Kamine können auch gesundheitsschädliche Luftschadstoffe ausstoßen. Wer die wichtigsten Grundregeln beachtet und geprüfte Anlagen verwendet, kann Gesundheitsrisiken minimieren und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Seit März 2010 gelten neue gesetzliche Regelungen, die dazu beitragen, beim Betreiben von Kamin- und Kachelöfen, Schadstoffe zu vermindern. In der umfassend überarbeiteten Broschüre des Umweltbundesamtes (UBA) „Heizen mit Holz – ein Ratgeber zum richtigen und sauberen Heizen“ sind Informationen über die neuen Regeln, aber auch zu einem schadstoffarmen Betrieb von Holzöfen oder kleinen Holzheizkesseln beschrieben. Der Ratgeber „Heizen mit Holz“ kann kostenfrei bestellt werden per Telefon (zum Ortstarif): 01888/305-3355, per Fax (zum Ortstarif): 01888/305-3356, per E-Mail: uba@broschuerenversand.de oder per Internet: www.uba.de/uba-info-medien/3151.html. Die Broschüre steht hier auch zum kostenlosen Download zur Verfügung

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Umweltnachrichten

Rote Karte für ALDI, LIDL, Rossmann, Drospa und dm

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Müntefering pflanzt Baum

Nur jede zehnte kaputte quecksilberhaltige Energiesparlampe aus Privathaushalten findet derzeit in Deutschland ihren Weg ins Recycling. Damit zählt Deutschland zu den Schlusslichtern in Europa. Ein Grund für das miserable Ergebnis sind die wenigen kommunalen Sammelstellen. Umso wichtiger ist es daher für den Verbraucher, ausgediente Energiesparlampen in den Geschäften abgeben zu können, die diese auch verkaufen. Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) hat im September 2010 die Rücknahmebereitschaft bei Discountern, Drogerieketten sowie in Bau- und Elektromärkten untersucht und Testbesuche in 88 Filialen der großen Handelsketten durchgeführt. Nur neun Prozent der Geschäfte erhalten die „Grüne Karte“ (durchgängig korrekt: Hellweg und Bauhaus). Sie haben eine klar gekennzeichnete Sammelbox für Energiesparlampen aufgestellt und weisen die Kunden deutlich auf die Rückgabepflicht hin. Zwei von drei Geschäften verweigerten rundweg jegliche Rücknahme. Schlusslichter der Untersuchungen sind die Drogerieketten Rossmann, Drospa und dm und die Discounter LIDL und ALDI, die hierfür die „Rote Karte“ erhalten. In keiner der untersuchten Filialen dieser Ketten konnten Energiesparlampen zurückgegeben werden. „Bis der Handel durch die Bundesregierung nicht zur Rücknahme verpflichtet wird, kann man nur den Verbrauchern empfehlen, diejenigen Geschäfte zu meiden, die sich weigern, alte Energiesparlampen zurückzunehmen.“, rät die DUH.

Praktikum in Waldpädagogik Wer gerne ein Praktikum im Bereich Waldpädagogik machen möchte, dem steht jetzt eine Praktikumsbörse im Internet zur Verfügung. Siehe unter www.waldpädagogik.de/ produkte/wissenschaftsboerse/ praktikumsboerse.html. Unser Wald 6 I 2010

Foto: V. Döring

Michelle und Franz Müntefering pflanzten auf dem früheren Grenzstreifen in Hohen Neuendorf bei Berlin – Frohnau am Naturschutzturm der Deutschen Waldjugend ihren 5,50 Meter hohen Hochzeitsbaum. Der Baum wurde ihnen auf ihrer Hochzeitsfeier am 12.12.2009 in Essen als Gutschein geschenkt. Diesen lösten die beiden nun nach acht Monaten bei herrlichem Sommerwetter im kleinen Kreise ein;

Wald statt Ritalin? Neue Wege bei ADHS: 4,9 Prozent aller Kinder haben ein Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS). Neben der Medikamentengabe (z.B. Ritalin) gibt es unterschiedliche verhaltenstherapeutische Angebote, um den Kindern zu helfen. Eine Vorstudie hat gezeigt, dass waldpädagogische Arbeit eine höhere Konzentrationsleistung der Kinder erbringen kann als das reguläre Betreuungsangebot in der Nachmittagsbetreuung der OGS. Eine darauf aufbauende Studie soll nun untersuchen, ob das Ergebnis ein Zufall war oder eine Lösung für die Probleme der Kinder sein kann. Deshalb werden ins-

vorher fehlte die Gelegenheit. Ihr Hochzeitsbaum ist eine Wildkirsche, Baum des Jahres 2010, und ist der 32. im Hochzeitswäldchen. Der Turm ist einer der vier verbliebenenen Grenztürme, von denen einst 302 West-Berlin umgaben. Seit 1990 schon wird der Turm und das umliegende Gelände von der Deutschen Waldjugend für Naturschutzarbeit mit Jugendlichen und Schulklassen genutzt. gesamt 16 Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren, alle mit diagnostiziertem ADHS, über die Dauer eines Schuljahres (September 2010 bis Juni 2011) einmal pro Woche waldpädagogisch in der SDW-Walderlebnisschule Bochum betreut werden. Acht Kinder besuchen eine Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen/OGS, acht Kinder gehen in eine Grundschule/OGS. Vor Beginn der waldpädagogischen Betreuung werden die Kinder hinsichtlich ihres Sozialverhaltens im Unterricht beobachtet, psychiatrisch diagnostiziert und hinsichtlich ihres individuellen Förderbedarfs getestet. Am Ende des Schuljahres werden die Kinder erneut beobachtet und getestet. Umweltnachrichten


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Forstnachrichten

Die längste Holzbank der Welt steht in Zweifall

14. September – Tag der Tropenwälder Auch 2010 ist die Situation der Wälder weiterhin dramatisch. Seit letztem Herbst sind wieder weltweit schätzungsweise 13 Millionen Hektar Wald verschwunden, hauptsächlich in den artenreichen Tropen. Schuld sind Waldbrände, illegaler Holzeinschlag und die Umwandlung von Wald in Ackerflächen. Damit gehen im Minutentakt wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere wie OrangUtans und Elefanten verloren. Mit jedem Baum verschwindet außerdem ein Klimaschützer.

Foto: Landesbetrieb Wald und Holz NRW

Beeindruckend ist sie: Die längste Holzbank der Welt mit Rückenlehne misst 34,07 Meter. Bis zu 100 Personen können gleichzeitig auf dieser Bank Platz nehmen. Sie steht in Nordrhein-Westfalen am Forsthaus in Stolberg-Zweifall, in der Nähe von Aachen, direkt neben dem Sägewerksmuseum. Eine mächtige Douglasie aus dem bekannten Saatgutbestand der „Roetgener Douglasien“ im Regionalforstamt Rureifel – Jülicher Börde ist die Grundlage für diese Bank. Sie war ca. 130 Jahre alt und hatte einen Holzinhalt von 6,2 Festmeter. Sie war beim letzten großen Sturm Xynthia umgefallen. Die eigentliche und schwierigste Arbeit lag natürlich in den drei Längsschnitten über die gesamte Baumlänge von 34 Metern. Mit einer speziellen Vorrichtung wurde die Motorsäge horizontal durch den Stamm geführt.

Berechnungen des WWF zufolge speichert ein einzelner großer Urwaldbaum etwa so viel Kohlendioxid, wie ein Auto auf einer Strecke von 50.000 Kilometern verursacht. Über 90 Prozent der jährlichen Entwaldung finden dort statt. Aber auch in den gemäßigten und nördlichen Breiten geraten Wälder immer mehr unter Druck. So litten die Wälder in Russland, dem Land mit den drittgrößten Urwaldflächen, unter massiven Bränden. In diesem Jahr hat eine gefährliche Mischung aus Fahrlässigkeit, fehlender Vorsorge und krimineller Energie Russland einen Feuersommer bislang ungeahnten Ausmaßes beschert.

Nun fehlt nur noch die Eintragung in das Guinness-Buch der Rekorde!

Fortbildung „Geprüfter Natur- und Landschaftspfleger“ Die Landwirtschaftskammer NRW wird 2011 wieder eine 18-wöchige Fortbildungsmaßnahme zur Vorbereitung auf die Fortbildungsprüfung zum/zur „Geprüften Natur- und Land­ schaftspfleger/in“ durchführen, sofern sich mindestens 15 Interessierte anmelden. Die Fortbildung ist in zwei Lehrgangsblöcke unterteilt, die in den Zeiträumen vom 02.05.2011 bis 24.06.2011 und vom 26.09.2011 bis Forstnachrichten

02.12.2011 in Vollzeitform im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse der Landwirtschaftskammer NRW angeboten werden. Wer eine abgeschlossene Berufsausbildung als Landwirt/ in, Forstwirt/in, Gärtner/in, Tier­ wirt/in - Schafhaltung -, Revierjäger/ in oder als Wasserbauer/in und eine weitere Berufspraxis von mindestens drei Jahren in einem der genannten Berufe nachweist, kann im Anschluss an den Lehrgang die Fortbildungsprüfung zum/zur „Geprüften Naturund Landschaftspfleger/in“ ablegen. Weitere Einzelheiten unter www. landwirtschaftskammer.de.

Foto: C. Rullmann

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Forstnachrichten

Dritte Bundeswaldinventur 2011 Nachdem die Ergebnisse der zweiten Bundeswaldinventur von der Politik, der Forst- und Holzwirtschaft sowie der Wissenschaft mit großem Interesse aufgenommen worden sind, haben Bund und Länder nun beschlossen, in den Jahren 2011 und 2012 die dritte Bundeswaldinventur (BWI 3) durchzuführen. Mit der wissenschaftlichen und organisatorischen Vorbereitung hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das Institut für Waldökologie und

Waldinventuren des Johann Heinrich von Thünen-Institut beauftragt. Die Daten sollen von April 2011 bis Dezember 2012 erhoben werden. Die Probepunkte werden auf einem systematischen Gitternetz, das schon bei den vorangegangenen Inventuren verwendet wurde, über das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland verteilt. Dabei machen die meisten Länder von der Möglichkeit zur Verdichtung des Stichprobennetzes Gebrauch. Somit wird bei der BWI 3 auf 22 Prozent der Fläche die doppelte und auf 32 Prozent die vierfache Stichprobendichte angewendet.

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Die Zielstellung wurde gegenüber der zweiten Bundeswaldinventur erweitert. Insbesondere soll die BWI 3 wichtige Daten für die Berichterstattung zum Kyotoprotokoll liefern und enger mit den anderen bundesweiten Stichprobenerhebungen zum Waldmonitoring verbunden werden. Aber auch die klassischen Inventurziele wie z. B. Waldfläche, Baumartenanteile, Holzeinschlag und Zuwachs sind wegen der Auswirkungen des Klimawandels und der zunehmenden Anforderungen an den Wald von höchstem Interesse. Damit wird die Bundeswaldinventur ein zentrales Monitoringinstrument für den deutschen Wald und seine Entwicklung.

Tipp: Wein mit Naturkorken kaufen Der Wein ist geöffnet – aber wohin mit dem Verschluss? Diejenigen, die einen Wein mit Naturkorken gekauft haben, können sich freuen: Denn Flaschenverschlüsse aus Naturkork sind zu 100 Prozent nachhaltig und recycelbar. Aus der Rinde einer einzigen Korkeiche können nach jeder Ernte rund 3.000 Naturkorken hergestellt werden. Weder wird bei der Korkernte eine Eiche gefällt, noch werden diese dabei beschädigt. Die Rinde, aus der die Weinkorken hergestellt werden, wird nur alle neun Jahre abgeschält – solange dauert es, bis die Korkrinde wieder nachgewachsen ist. Zum ersten Mal werden die Eichen übrigens erst im Alter von circa 25 Jahren abgeerntet. Diese Bewirtschaftung ist besonders nachhaltig.

Vor kurzem entdeckte unser Leser Dr. Dietrich Köhler in einem Wald östlich von Schwerin diese Fichte mit vier untereinander liegenden Höhlen. Die Höhlen hatte ein Schwarzspecht erst vor kurzem gezimmert, wie die helle Farbe der Späne am Stammfuß der Fichte zeigt. Es sind jedoch keine Höhlen zur Brut, sondern sie dienen der Nahrungssuche – Rossameisen, die von unten das rotfaule Innere der Fichte besiedeln. Unser Wald 6 I 2010

Die Bewirtschaftung der Korkeichenwälder schützt und erhält einen einzigartigen Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Der Kaiseradler brütet in der Korkeiche. Der iberische Luchs, auch Pardelluchs genannt, findet im Korkeichenwald wichtige Rückzugsorte. Er zählt weltweit nur noch 150 Exemplare. Von den im Mittelmeerraum existierenden 15.000 bis 25.000 verschiedenen Pflanzenarten kommen mehr als die Hälfte nur in Korkeichenwäldern vor. Weitere Infos unter www.natuerlichkork.de Forstnachrichten


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SDW Bundesverband

Neue Bundesleitung der DWJ

Neu: Elsbeere, Baum des Jahres 2011 In der beliebten Baum-Informationsserie der SDW sind aktualisierte und überarbeitete InfoBlätter mit Poster erschienen. Sie können die Elsbeere, den Baum des Jahres 2011, und den Bergahorn gegen Zusendung von 2,20 Euro in Briefmarken bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn bestellen. Wenn Sie mehrere Faltblätter bestellen möchten, nutzen Sie unseren Online-Shop unter www.sdw.de

Achtung: Waldpädagogiktagung verschoben In Berlin-Tegel wählten die Delegierten der 13 Landesverbände der Deutschen Waldjugend Bundesverband e.V. für die nächsten drei Jahre eine neue fünfköpfige Bundesleitung. Von links nach rechts: Bundesschatzmeister Samuel Kloft (29) aus Stendal, Flora Lisa vom Hofe (22) aus Hamburg, stellvertretende Vorsitzende, der neue Bundesleiter Daniel Gilliam (25) aus Aachen, Maren Peters (20) aus Goch, Jonathan Koch (23) aus Marburg. Das „Urgestein“ der Waldjugend, Jörg Franz (64), genannt Tonne, bleibt weiterhin Bundesgeschäftsführer.

Leider musste die für Mitte November geplante Waldpädagogik-Tagung in Lübeck aus organisatorischen Gründen voraussichtlich auf den 22. und 23. Februar 2011 verschoben werden. Der Tagungsort Lübeck bleibt erhalten. Wir werden Sie rechtzeitig über weiteres informieren.

Mitgliederversammlung und Großer Runder Tisch in Frankfurt Auch auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des SDW-Bundesverbandes trafen sich wieder über 50 Vertreter aus den Bundesländern, um sich über die aktuellen Aufgaben und Probleme zu beratschlagen. Diesmal war der Landesverband in Hessen Gastgeber, der mit Rat und Tat zur Seite stand, um den Delegierten Frankfurt und den Frankfurter Stadtwald näher zu bringen. Nach der interessanten Exkursion, die die Probleme eines Waldes in einem BalSDW-Landesverbandsnachrichten

lungsraum deutlich vor Augen führte (siehe Bericht S.22), traf man sich am Abend mit anderen Waldschützern, um sich auszutauschen.

Foto: J. Stengert

Im Mittelpunkt des 5. Großen Runden Tisches stand der Austausch von Informationen zwischen dem SDWBundesvorstand, der Geschäftsführerebene und der Arbeitskreisleiter. Dieses Gremium hat sich als Forum zum Austausch der jeweiligen Aktivitäten bewährt, um die möglichen Unser Wald 6 I 2010


SDW Bundesverband

Synergieeffekte besser ausnutzen zu können. Um nur einige Höhepunkte aus den Ländern zu nennen: der Neubau des Haus des Waldes in Hamburg, die Ausdehnung der Jugendwaldspiele in NRW, Thüringen, Rheinland-Pfalz, das Projekt Waldfuchs in SachsenAnhalt. Das Internationale Jahr der Wälder 2011 wirft bereits seit einigen

Monaten seine Schatten voraus. Bundesgeschäftsführer Rullmann vertrat die SDW in der Beratungskommission. Zahlreiche Aktivitäten sollen einer größeren Zahl von Bürgern den Wald wieder näherbringen. (Bericht S. 24 und 25). Auf der Mitgliederversammlung wurden die Probleme des Waldes im Großraum Frankfurt intensiv

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diskutiert. Die Delegierten einigten sich einstimmig auf nachfolgende Resolution, die dann an den hessischen Landtag zur Stellungnahme weitergeleitet wurde.

Resolution an den Hessischen Landtag Bannwald dient im besonderen Maße dem Gemeinwohl und darf nicht gerodet werden. Bannwald ist die strengste Schutzkategorie im Hessischen Forstgesetz. In Ballungsgebieten und waldarmen Bereichen ist der Wald wegen seiner vielfältigen Aufgaben besonders zu schützen. Unersetzliche Bereiche und Kernzonen wurden auf Grund ihrer wichtigen Funktionen als Bannwald ausgewiesen, um jede Umwandlung und Rodung grundsätzlich auszuschließen. Der hessische Gesetzgeber hat im Forstgesetz von 2004 beschlossen,

dass bei überwiegenden Gründen des Gemeinwohls der Bannwaldschutz aufgehoben werden kann. Im Jahr 2011 läuft das Hessische Forstgesetz aus. Die in Frankfurt tagende Bundesdelegiertenversammlung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald fordert den Hessischen Landtag auf, das Forstgesetz dahingehend zu novellieren, dass der ursprüngliche, unüberwindbare Schutz des Bannwaldes wieder hergestellt wird. Dabei ist das Roden von Bannwald zu verbieten. Zur Erklärung: Die Bundesdelegiertenversammlung beschäftigte sich

während ihrer Tagung vom 30.09. bis 02.10.2010 eingehend mit der Problematik der Wälder und Grünbestände im Rhein-Main-Gebiet. Eine Fachexkursion besichtigte dabei auch die Großbaustelle für die neue Landebahn am Frankfurter Flughafen im ehemaligen Bannwald. Die Betroffenheit und die Diskussionen über die fast 300 Hektar große Rodungsfläche führten zu der vorliegenden Resolution.

SDW-Tagung: Stadt.Wald.Grün Auf der Tagung Stadt.Wald.Grün. wurde die Thematik Wald und Grünflächen der Mitgliederversammlung weiter fortgeführt. Prof. Dr. Hartmut Kenneweg, Vorsitzender der SDWBerlin, stellte die Idee der Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der Flächenplanung urbaner Ballungsräume vor. An die Flächen in Großstädten werden die verschiedensten Ansprüche gestellt. Wohngebiet, Gewerbegebiet oder Gebiete für Naturschutz und Erholung: Möglichst alle Ansprüche sollten befriedigt werden. Hierfür ist eine Kartierung der Flächen und ihrer möglichen Funktionen hilfreich, um den Planern Entscheidungshilfen geben zu können. Renate Späth vom Umweltministerium in Nordrhein-Westfalen ging in ihrem Vortrag auf die urbane WaldUnser Wald 6 I 2010

nutzung ein und bezog sich auf die Metropole Ruhr. Auch in diesem Fall prallen unterschiedliche Interessen an den Wäldern und Grünflächen im Ruhrgebiet aufeinander. Da das Ruhrgebiet ein sehr dicht besiedeltes Gebiet ist, stellt der Wald für sehr viele Menschen einen Ort der Erholung dar. Dies muss bei der Planung immer berücksichtigt werden. Das Referat wurde durch eine kurze Diashow beendet, in der beeindruckende Beispiele dafür gezeigt wurden, dass sich Natur und Nähe zu Städten nicht ausschließen. Dr. Tina Baumann erläuterte als stellvertretende Abteilungsleiterin Stadtforst im Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main die Geschichte und aktuelle Situation des Frankfurter Stadtwaldes und rundete damit

das Bild ab, dass sich die Teilnehmer der Exkursion schon vor Ort machen konnten.

Kontakt SDW · Bundesverband Meckenheimer Allee 79 53115 Bonn Tel.: 0228/9 45 98 30 Fax: 0228/9 45 98 33 E-Mail info@sdw.de www.sdw.de Präsident: Staatssekretär a.D. Dr. Wolfgang von Geldern Geschäftsführer: Christoph Rullmann

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Baden-Württemberg

Der Förderverein des Lionsclub Backnang unterstützt das WaldMobil mit 1.500 Euro

Foto: Andrea Wahl

„Ah, der Eichelhäher hat alle meine Nüsse geklaut!“ beschwert sich „Eichhörnchen“ Jan aus der 3b der Grundschule in der Taus, Backnang. „Eichelhäher“ und Klassenlehrerin Heike Weißbach hatte von WaldMobil Leiterin Nicole Fürmann die Aufgabe bekommen, als hungriger

Nahrungskonkurrent über die Wiese des Palttenwald-Spielplatzes „zu flattern“ und den Kindern Teile ihrer Wintervorräte zu stibitzen. Dass der Besuch des WaldMobils möglich wurde rührt von der Förderinitiative des Lionsclub Backnang.

Werner Schmidgall, Vorsitzender des Fördervereins des Lionsclub Backnang war gleich überzeugt von der Idee des WaldMobils: „Der methodische Ansatz des WaldMobils ist ganz hervorragend, wir würden uns wünschen, es gäbe noch mehr Initiativen dieser Art, die Kinder so für eine Sache, wie hier den Wald, begeistern können. Deshalb ist es uns ein Anliegen durch unseren Förderbeitrag das Projekt in den Altkreis Backnang zu holen und den Grundschulkindern damit einen erlebnisreichen Waldtag zu schenken. Er bleibt ihnen sicher länger im Gedächtnis haften als Wald im Klassenzimmer“. „Das kann ich nur bestätigen“, sagte Schulleiter der Tausschule Ulrich Schielke, und bedanke sich beim Kreisverband RemsMurr der SDW unter Federführung von Helm-Eckart Hink, der den WaldMobilbesuch an die Schule vermittelt hatte. N.Fürmann

Sind die Förster noch zu retten? Nach der Veranstaltung blieb bei den Organisatoren der AG Wald ein zufriedenes Gefühl zurück. Es war eine sehr vorbereitungsintensive, dann aber erfolgreiche Veranstaltung mit über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Tagung hatte die Fragen der Försterinnen und Förster getroffen und konnte durch die Referenten Antworten geben. Unter ihnen auch der Vorsitzende der AGDW Philipp Freiherr von und zu Guttenberg. Der Tag der Waldwirtschaft, am Tag nach dem Waldgipfel auf der Landesgartenschau, verbreitete Aufbruchstimmung unter den Försterinnen und Förstern auch durch ein Gemeinschaftsprojekt, den Aufbau SDW-Landesverbandsnachrichten

Foto: Georg Jehle

Unser Wald 6 I 2010


Baden-Württemberg

des Schriftzuges „Wald-wir alle leben dafür“ aus Holzlatten. WaldMobil und Waldkönigin waren den ganzen Tag über an der Aktionsbühne präsent, das „Conferencebike“ für 5 Radfah-

rer, das die AG Wald für diesen Tag gechartert hatte, wurde von den Geschäftsführern und Vorsitzenden der Verbände über das Gelände geradelt. Nun gilt es für die AG Wald die Bot-

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schaften aus beiden Veranstaltungen in der kommenden Zeit mit Leben zu füllen und positiv umzusetzen. N.Fürmann

10.000 Euro für den Wald! Ein Geldinstitut spart CO2-Emissionen ein? „Das funktioniert durchaus“, sagte Hans-Joachim Rupf, Sprecher des Vorstandes der Volksbank Biberach-Ulm. Am 24. September überreichte er im Rahmen der badenwürttembergischen Energietag in Ulm 10.000,- € an Landesgeschäftsführer Christian Heß. Wie es zu der Summe kam? Die Volksbank hatte Exklusivrechte für die Solarpotenzialanalyse in ihrem Geschäftsgebiet erworben. Anhand der Daten, die von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg ermittelt wurden, konnten Hausbesitzer kostenlos prüfen lassen, inwieweit ihre Dachflächen für eine solare Naturstromgewinnung geeignet sind. Nahezu 5.000 Tonnen CO2-Ersparnis haben die in den letzten Monaten von Volksbankkunden installierten Photovoltaikanlagen gebracht. Für jede Tonne hatte die Bank 2 Euro zugesagt verbunden mit dem Wunsch, dass das Geld der Natur zugute kom-

Foto: Lars Schwerdtfeger

Hans-Joachim Rupf überreicht Landesgeschäftsführer Christian Heß den Spendenscheck men solle. Und so wird die Summe auch eingesetzt: die bayerischen Kreisverbände der SDW, die Kreisverbände Alb-Donau-Ulm und Biberach werden einen Anteil für ihre Projekte bekommen. Außerdem wird das

Mehr Licht für Auerhühner Die Waldjugend Kappelrodeck nahm ihre Arbeit im Naturschutzgebiet Melkereikopf wieder auf. Zusammen mit Familien aus Renchen, Lauterbach und Helfern aus Kappelrodeck, die dem Aufruf in der Zeitung gefolgt waren, hatten sich fast 20 Erwachsene und Kinder mit Sägen, Heppen, Astscheren und Beilen ausgerüstet und rückten dem Waldrand zuleibe. „Auerhühner brauchen eine sehr hellen und abwechslungsreichen Wald und vor allem die dort in der Sonne wachsenden Heidelbeeren. Wir sind dankbar, dass sich auch immer Unser Wald 6 I 2010

Freiwillige an dieser Pflegeaufgabe beteiligen,“ erklärte der zuständige Revierförster Günther Weissinger den Helfern. Die Waldjugend hat hier eine dauerhafte Aufgabe und hilft regelmäßig mehrmals im Jahr an dieser Stelle mit. Und ihren Erfolg können die Kinder entlang des Weges auch sehen. Mittlerweile sind mehr als 1000m Böschung von Fichten freigestellt und auch zahlreiche Hügel der lichtliebenden Waldameisen erfreuen Förster und Kinder. A.Jakesch

WaldMobil in 2011 für je 10 Schulen pro Landkreis Walderlebnistage anbieten können. N.Fürmann

Kontakt SDW · Baden-Württemberg Königsträßle 74 70597 Stuttgart Tel.: 0711/61 60 32 Fax: 0711/61 60 44 E-Mail: sdw.bawue@rpt.bwl.de www.sdw-bw.de Landesvorsitzender: Ulrich Burr Ehrenvorsitzender: Ventur Schöttle Geschäftsführer: Christian Heß

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Bayern

Bundeswaldgesetz – wir bleiben dran! Die Änderung des Bundeswaldgesetzes hat mit der Formulierung: „(2) Kein Wald im Sinne dieses Gesetzes sind … 3. mit Forstpflanzen bestockte Flächen, die am 6. August 2010 in dem in § 3 Satz 1 der InVeKoSVerordnung vom 3. Dezember 2004 … bezeichneten Flächenidentifizie-

rungssystem als landwirtschaftliche Flächen erfasst sind, solange deren landwirtschaftliche Nutzung andauert …“ (BT-Drucksache 351/10) unter den Mitgliedern der SDW-Bayern für Unverständnis und Aufregung gesorgt, weil von dieser Gesetzesänderung auch licht bestockte Schutz-

wälder betroffen sind. Die SDW-Vorstandschaft hat deshalb beschlossen, sich um ein klares Bekenntnis der Almbauern zur Erhaltung der Bergwälder auf Almen zu bemühen und nachstehende Pressemeldung veröffentlicht:

Waldschützer sorgen sich um Alm-Wälder „Wir brauchen jetzt ein klares öffentliches Bekenntnis der Almbauern zum Erhalt der Bergwälder“, so Josef Miller, der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Bayern (SDW). Der ehemalige Landwirtschaftsminister ist aus seiner schwäbischen Heimat selber bestens vertraut mit den berechtigten Anliegen der Almbauern und setzt auf ihr Verständnis für die Bedeutung des Bergwaldes. Vor wenigen Wochen ist eine Änderung des Bundeswaldgesetzes in Kraft getreten. Mehrere Tausend Hektar Wald, die verteilt auf Almflächen wachsen, werden dadurch dem Schutz des Waldgesetzes entzogen, indem sie nun zur landwirtschaftDer derart eingeleitete Dialog hat erste positive Ergebnisse gebracht. In einem Schreiben vom 25.10.2010 an unseren Vorsitzenden Josef Miller betont der Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern Georg Mair u.a.: „Wir bekennen uns eindeutig dazu, dass wir diese auch ökologisch äußerst hochwertigen Flächen [gemeint sind Waldflächen auf Almen] in ihrem jetzigen Zustand und Charakter erhalten wollen und vertreten diese Meinung auch gegenüber unseren Mitgliedern. ..... Hier schuf das neue Bundeswaldgesetz endlich eine kla-

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lichen und damit förderfähigen Fläche der Almbauern gerechnet werden. Es handelt sich hier um teilweise aufgelichtete Waldbestände bis hin zu einzelnen Baumgruppen, unter denen schon bisher die Waldweide zugelassen war; sie dienen dem Schutz vor Erosion, Schneegleiten und Hochwasser. Sorgen macht sich der Waldschutzverband SDW darüber, dass sich unter den nun zur landwirtschaftlichen Fläche rechnenden Wäldern auch zahlreiche ausgewiesene Schutzwaldflächen befinden, die nun nicht mehr den vielfältigen Schutz des Waldgesetzes genießen. Vor diesem Hintergrund regt die Vorstandschaft der SDW an, dass

die Almbauern sich in einem freiwilligen Übereinkommen zur Erhaltung und Verjüngung dieser Bergwälder bekennen. Diese nützen auch ihrem Weidevieh. Eine Vereinbarung dieser Art muss zwischen den Waldbesitzern und den alm- und alpwirtschaftlichen Verbänden geschlossen werden.Die SDW will mit ihrer Initiative dazu beitragen, eine durch die Gesetzesänderung möglicherweise entstehende negative Veränderung der Landeskultur zu verhindern. Im Blick auf eine verunsicherte Öffentlichkeit erscheint eine solche Übereinkunft wichtig, die den Fortbestand der betroffenen Alm-Wälder nachprüfbar regelt.

re Regelung, dass diese mit Bäumen licht bestockten Weideflächen nun in ihrem Zustand erhalten werden können ..... Im Übrigen bitte ich zu bedenken, dass die Almbauern auch Waldbesitzer und -bewirtschafter und als solche auch Mitglieder in den Waldbesitzervereinigungen sind. Niemandem ist die vielfältige Bedeutung der Bergwälder mehr bewusst, als den Almbauern selbst.“ Die SDW hofft, dass mit dieser Klarstellung der Schutz der Bergwälder auf Almen auch weiterhin gegeben ist und wird die Einhaltung dieser Aussagen gewissenhaft verfolgen.

Unser neues Merkblatt „Der Wald im Wechsel der Jahreszeiten“ erfreut sich größter Beliebtheit

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Bayern

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Vogelkirschen-Tagung Unsere diesjährige Kooperationstagung mit LWF und der LWG als Hausherren in Veitshöchheim war wieder ein schöner Erfolg. Mit über 70 Teilnehmern konnten wir am 24. Juni von den Besonderheiten der Vogelkirsche, der Vielfalt der Süßkirschen und seinem Holz berichten. Das interessante Beiprogramm über Posterausstellung, Sammlung botanischer

Besonderheiten, Künstlerwerke und die Verkostung von Bränden aber auch Marmeladen wurde intensiv angenommen. Die Exkursion am Nachmittag rundete das Bild dieser wertvollen Baumart unserer Wälder ab. Bewährt eloquent erläutert hier Klaus Körber von der LWG den Tagungsteilnehmern einen Veredelungsversuch mit Süßkirschen.

SDW-Bayern ist online Nachdem wir schon seit 2003 das „Projekt Internetauftritt“ vor uns her getragen haben, ist es nun endlich wahr geworden! Durch den „frischen Geist“ unserer neuen Mitarbeiterin Frau Koller initiiert und mit der bewährten Hilfe unseres Vorstandsmitgliedes Herrn Kastner umgesetzt, sind wir seit Ende Juli „online“. Natürlich ist die Seite noch im Aufbau, muss er-

gänzt und Fehler korrigiert werden. Gleichzeitig ist auf der Seite auch die Bestellung von Informationsmaterial möglich und alle Materialien, wie Merkblätter usw. stehen auch zum Download zur Verfügung! Wir werden auch noch ein sinnvolles Gleichgewicht zwischen Aktualität und Größe des Auftritts suchen müssen. Also besuchen Sie uns auf:

www.sdw-bayern.de

40 Jahre Nationalpark Bayerischer Wald Der Nationalpark Bayerischer Wald ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte für die Natur und für die Menschen. Das betonte Dr. Markus Söder, Umweltminister auf dem Festakt zum 40jährigen Bestehen des ersten deutschen Nationalparks in Neuschönau. "Das "Fort Knox" Bayerns ist seine vitale Natur. In den Nationalparken wird dieser Schatz für die kommenden Generationen bewahrt", so Söder. Der Nationalpark ist ein großer Schutz- und Lebensraum für Tiere und Pflanzen: Auf circa 51 Prozent seiner Fläche - das sind rund 12.500 Hektar - gilt das Prinzip "Natur Natur sein lassen". Er beherbergt rund 2.500 Tier-, 800 höhere Pflanzenund 1.300 Pilzarten. "Der Nationalpark Bayerischer Wald ist ein bedeutsamer ökologischer Rückzugsraum. Er ist aber auch ein starker Unser Wald 6 I 2010

ökonomischer Faktor für die ganze Region", so Söder. Seine Naturschätze seien für die Tourismusbranche ein klarer Standortvorteil. So kommen rund 760.000 Besucher im Jahr in den Nationalpark, insgesamt sorgt er für eine zusätzliche jährliche Wertschöpfung von fast 28 Millionen Euro. Für den laufenden Betrieb des Nationalparks hat der Freistaat laut Söder seit der Gründung rund 245 Millionen Euro aufgewendet, allein in diesem Jahr sind es rund 11,9 Millionen Euro. An dem Festakt am 6. Oktober haben wir mit Hr. Prof. Ammer und Hr. Gössinger als SDW teilgenommen. Auch Forstleute der ersten Stunde aus unseren Reihen waren dabei, so Prof. Haber, Hr. Ltd.MR Erlbeck, Hr. Dr. Vangerow und Hr. Dr. Bieblriether. Über die richtungsweisende Aufbauarbeit der Forstleute wurde

allerdings nur wenig gesagt. Auch Hubert Weinzierl, von der ersten Stunde an mit dabei, sprach als jetziger DNR-Präsident ein Grußwort.

Kontakt SDW · Bayern Ludwigstraße 2 80539 München Tel.: 089/28 43 94 Fax: 089/28 19 64 E-Mail: sdwbayern@t-online.de www.sdw-bayern.de Landesvorsitzender: Josef Miller, MdL, STM a.D. Geschäftsführer: Lothar Gössinger SDW-Landesverbandsnachrichten


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Berlin

60 Jahre Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Berlin vorbereitet. In Erinnerung blieb eine würdig-rustikale Feier mit wohl 200 Gästen bei winterlichen Temperaturen und viel Sonnenschein. Gleichzeitig war es auch die inzwischen damals zur Tradition gewordene 8. Aktion „Weihnachtsgrün schneiden mit dem Förster im Berliner Wald“. Zehn Jahre sind inzwischen vergangen.

Am 29. November 1950 wurde im Rathaus Schöneberg auf Initiative des Bürgermeisters Prof. Dr. Ferdinand Friedensburg der Landesverband Berlin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gegründet. Das 60 jährigen Jubiläum und 60 Jahre Engagement unserer Mitglieder für den Waldschutz würdigt der SDW Landesverband Berlin am 29.11.2010 mit einer Festveranstaltung am Ort der Gründung im Rathaus Schöneberg

spruch charakterisierte dieses Ereignis sehr treffend: Denn gefeiert wurde im Revier von Förster Wolfgang Korn im Wald in Tegel-Nord bei Jagdhörnerklang, Wildsuppe, Glühwein, Tee und leckeren selbst gebackenen Keksen am 1. Advent 2000. Die Deutsche Waldjugend um Marian Przybilla hatte den Festplatz bestens

Vor zehn Jahren bezeichnete der damalige Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz Peter Strieder die Fünfzigjahrfeier der SDW Berlin als „leicht germanische Jubelfeier im Wald“. Dieser sympathische Aus-

Die „Weihnachtsgrün-Aktion“ gibt es nicht mehr, dafür aber immer am Samstag vor dem ersten Advent einen Waldweihnachtsmarkt im Forstamt Tegel-Nord. Der Landesverband Berlin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald wird am 29. November 2010 60 Jahre. Es besteht der Wunsch, dieses Jubiläum am Gründungsort zu begehen. Unser Mitglied Oliver Schworck, Baustadtrat von Tempelhof-Schöneberg, wird uns dankenswerter Weise wertvoll unterstützen. So wird es, wenn ein geeignetes Datum gefunden wurde, eine etwas andere Feier werden, unter schützendem Dach des Rathauses im Goldenen Saal, bei Festreden und guten Gesprächen, Kerzenschein und Weihnachtsgrün, kleinem Imbiss, Getränk und Waldmusik. Es wird Ehrungen geben, Rückblicke auf die vergangenen 60 Jahre, Zukunftsvisionen und Wünsche. Am Gründungstag waren es 80 am Wald interessierte Bürger die an diesem geschichtsträchtigen Ort zusammen kamen. Wird zum 60. Jubiläumsfest am 29. November ab 16 Uhr die Wald-Freunde-Fest-Gemeinde größer sein? Gudrun Rademacher Stellv. Vors.

Wichtige Waldpädagogik An einem schönen Plätzchen im Wald wird angehalten und ein Kreis gebildet. Denn nun stehen die waldpädagogischen Spiele auf dem Plan, von denen immer mehrere gespielt SDW-Landesverbandsnachrichten

werden. Das bietet den Kindern Abwechslung und das Interesse bleibt gewahrt. Durch die spielerische Lernphase erleben und begreifen die Kinder das Verhalten der Tiere, indem

sie in ihre Rollen schlüpfen. Es gibt unzählige waldpädagogische Spiele, die sich mit allen Bereichen des Waldes befassen und je nach Jahreszeit variiert werden können. Ein beliebtes Unser Wald 6 I 2010


Berlin

Spiel bei Kindern jeder Altersstufe (von 3 bis 99) ist „Fledermaus und Motte“: Einem Kind werden dabei die Augen verbunden, es wird zur Fledermaus und muss sich, wie auch die echte Fledermaus, nur über das Gehör orientieren. Ein paar andere Kinder werden zu Motten und kommen in den Kreis. Alle anderen, die nicht mitspielen, werden zu Bäumen und bilden die Spielfeldbegrenzung. Wichtig ist dabei aber, dass die Bäume auch wirklich leise sind, da die Fledermaus sonst irritiert wird. Die Fledermaus soll nun immer „Fledermaus“, die Motten „Motte Motte“ rufen. Die Rufe der Motten führen die Fledermaus zu ihrer Beute. Ist eine Motte gefangen worden, kehrt sie in den Baumkreis zurück. So lernen die Kinder das Jagdverhalten der Fledermaus spielerisch kennen und oft wird uns berichtet, dass das Spiel auch in der Kita oder in der Schule großen Anklang findet. Durch das spielerische Lernen und Entdecken bleibt das Wissen auch über lange Zeit im Gedächtnis und kann noch Jahre später abgerufen werden. Mit älteren Kindern laufen wir die Försterrunde, denn diese bietet noch mehr Informationen, die kleinere Kinder überfordern würden. Dabei kommen wir, wie der Name schon vermuten lässt, beim Förster vorbei, der heutzutage für viele Kinder ein Wesen aus der Märchenwelt ist. Ihn dann leibhaftig zu sehen, ist für manche Kinder ein positiver Schock - Märchen werden wahr. Doch wenn es dann um die Aufgaben eines Försters geht, ist bald viel Wissen hervorgekramt und wird mit Eifer aufgezählt. Manchmal kommen auch lustige Ideen dazu, mit denen man das Aufgabenfeld eines Försters erweitern könnte: Tiere füttern und streicheln, bis hin zu Massagen erfinden die Kinder viele neue Möglichkeiten. Die Bandbreite ist groß und immer weiter ausbaufähig. Vorbei an Insektenhotels und Sturmschäden, dem Arbeitsplatz der Forstwirte geht es wieder unter die Buchen und Kiefern und in den Kreis zum Spielen. Schnell sind die zwei Stunde um und nur schwer können Unser Wald 6 I 2010

sich die Kinder vom Wald und all seinen Entdeckungsmöglichkeiten und Abenteuern trennen. Auch der Abschied von uns Betreuern fällt oftmals schwer. Doch nicht nur Führungen für Schulklassen, auch Kindergeburtstage im Museum, öffentliche Nachtwanderungen und Nachtwanderungen im Rahmen von Kindergeburtstagen werden regelmäßig vom Waldmuseum durchgeführt. Zu besonderen Anlässen, wie dem Langen Tag der Stadtnatur oder der Langen Nacht der Museen gibt es auch schon mal besonderes Programm. Zusammen mit dem Jugendkulturservice veranstalten wir ebenfalls regelmäßig Familienwaldtage. Die Idee der Waldpädagogik geht übrigens auf den US-Amerikaner Joseph Cornell zurück, der bereits seit den 1970er Jahren mit Kindern spielerisch die Natur erlebt. Als die Welle nach Deutschland überschwappte, wurden hierzulande in verschiedenen Bundesländern Waldkindergärten gegründet, die sich bei Eltern und Kindern großer Beliebtheit erfreuen. Zurück im Waldmuseum und ohne Kinder wartet der museale Alltag auf uns und beschäftigt uns für den Rest des Tages. Beim Zuschließen des Waldmuseums bei Feierabend, ist der nächste Tag bereits im Kopf ge-

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plant und alles bereit für die nächsten wissbegierigen Kindergruppen. Maike und Maren Teilnehmer am Freiwilligen Ökologischen Jahr 2009/2010 Berliner Waldmuseum mit Waldschule Grunewald der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Email: waldmuseum-waldschule@web.de Weitere Informationen und die Öffnungszeiten finden Sie auf unserer Homepage: www.waldmuseum-waldschule.de

Kontakt SDW · Berlin Königsweg 4/Jagen 57 14193 Berlin Tel.: 030 / 84 72 19 20 E-Mail: waldmuseumwaldschule@web.de www.sdw-berlin.de Landesvorsitzender: Prof. Dr. Hartmut Kenneweg Geschäftsführerin: Andrea Jänicke E-Mail: a.jaenicke@sdw-berlin.de

SDW-Landesverbandsnachrichten


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Brandenburg

Waldpädagogische Pilztage mit Tradition am Märkischen Haus des Waldes 02. 10. 10 • Schmalz- und KräuterstullenBeilage • Früchtetee sowie Kaffee zum Nachspülen In gemütlicher Runde klingt der Tag dann gegen 19 Uhr am herbstlichen Lagerfeuer aus: die Pilzaustellung wird besichtigt, ein Pilzquiz gelöst, Familien besuchen mit ihren Kindern das Waldtheater, den „Doktor Wald“ (Neuheit!) oder die verschiedenen Walderlebniswelten und „verwandeln“ sich bei dieser Gelegenheit in Hirschkäfer, Jäger … Wie in vielen anderen brandenburgischen waldpädagogischen Einrichtungen finden auch am Märkischen Haus des Waldes in Heidesee jeweils im Herbst Pilzveranstaltungen für die interessierte Öffentlichkeit statt – hier im südöstlichen Berliner Umland nunmehr seit bereits 19 Jahren. Von Beginn an war er als Pilz-Profi und -Referent der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald immer mit dabei: Holger Görlitz aus Wildau, studierter Philosoph und Geschäftsführer der im benachbarten Bestensee ansässigen Dubrow-GmbH.

Die Gräbendorfer Pilztage … sind bei den Brandenburgern und ihren Gästen außerordentlich beliebt – manchmal kommen bis 100 Gäste; fast zu viel für den kleinen Waldlehrgarten des Märkischen Haus des Waldes. Vom Ablauf her hat sich in zwei Jahrzehnten bewährt, um 15 Uhr mit einer Pilzerklärung und -beratung zu beginnen: Der Referent breitet die am Vormittag gesammelten Waldfrüchte auf großen Tischen aus, gibt Erläuterungen und beantwortet Fragen. Hierbei erfährt man Spannendes & Wissenswertes nicht nur zu den einzelnen Arten und ihrer kulinarischen Eignung oder Nichteignung, sondern SDW-Landesverbandsnachrichten

auch zum bewegten Mensch - Pilz Verhältnis, und nimmt z.B. erstaunt zur Kenntnis, dass die Giftigkeit mancher Arten von Osten nach Westen sowie Norden nach Süden zunimmt: Ein Fakt, der ausländischen Besuchern unseres Bundeslandes durchaus zum Verhängnis werden kann. Nach ungefähr einer Stunde geht es dann an`s Pilze-Putzen – alle machen mit … In der Folge heißt es: Ab in den umliegenden Wald zum gemeinsamen Pilze-Sammeln. Bei dieser Pilzexkursion ist Gelegenheit, mehr über die Lebensräume der „behüteten“ Waldgeschöpfe zu erfahren: wo wächst welche Art wann und und warum, wie sammelt man richtig … In den Waldlehrgarten zurückgekehrt laben sich die Teilnehmer nun an deftigen, differenziert zubereiteten thematischen Pilzmahlzeit-en, welche die Haus-des-Waldes-Mitarbeiter sowie freiwilliger Helfer inzwisch-en aus dem mitgebrachten „Erläuterungs-Pilzberg“ zubereitet haben. Beim kürzlichen Oktober-pilztag am 2.10.10 gab es dabei übrigens folgendes Menü: • Pilzpfanne aus Hallimaschpilzen • Pilzsuppe nach brandenburgischer Art • Pilzsuppe nach sächsischer Art

Was man noch über Pilze und Waldpädagogik wissen sollte Ob als schmackhaftes Lebensmittel, lästiger Fußpilz, geheimnisvolles Mutterkorn oder heilendes Penicillin – Pilze sind im Leben der Menschen allgegenwärtig. Die uns als Waldfrüchte interessierenden Arten gibt es - wenige wissen das - das ganze Jahr über, aber der „Pilzkult“ konzentriert sich bekanntlich vor allem auf die spätsommerlichen bzw. frühherbstlichen Monate September und Oktober. Unser heutiges Verhältnis zu diesen faszinierenden, weder dem Tier- noch dem Pflanzenreich zuordenbaren Lebewesen wird bekanntlich nicht mehr nur aus der Kochtopfperspektive bestimmt. Denn: „Pilzjagd“ ist für viele Zeitgenossen vor allem ein zwar nur wenige Wochen währendes, aber sehr reiz- und stimmungsvolles, dem „Erholungs- und Bildungsgut Pilz“ gewidmetes Walderlebnis. Die märkische Waldpädagogik kann und sollte nun dafür sorgen, dass die Waldbesucher durch Mitarbeiter des Landesbetriebes Forst Brandenburg, Mitglieder der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und andere Waldfreunde im Spätsommer und Frühherbst (auch) anlässlich von Pilztagen, Unser Wald 6 I 2010


Brandenburg

-wanderungen, -ausstellungen, -beratungen, -schaus, -quiz oder mittels vieler anderer Angebote und Methoden der waldbezogenen Umweltbildung betreut und angeleitet werden. Die begehrten Waldfrüchte können in dieser Zeit leicht Mittel zum Zweck werden, die Leute nicht nur für das Ökosystem Wald zu begeistern oder

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über die Forstwirtschaft zu informieren, sondern bieten auch mannigfaltigen Anlass, auf die Notwendigkeit langfristigen und ganzheitlichen Denkens sowie Handelns hinzuweisen und damit Nachhaltigkeit zu lehren.

stehen (u.a.) hier www.treffpunktwald. de/laender.php?land=brandenburg

Die „waldigen“ brandenburgischen Pilzveranstaltungen der nächsten Wochen

Klaus Radestock Fon 033763-64444

Hier findet man (auch) unser Pilz-Quiz: www.waldpädagogik.de/produkte/ waldquiz.html

Ein Bündnis für den märkischen Wald Anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung des Landesverbandes Brandenburg e.V. der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) am 30. Oktober im Wald-Solar-Heim Eberswalde wird ein wichtiges Bündnis für den märkischen Wald geschlossen: Der Abteilungsleiter im Landesbetriebes Forst Brandenburg (LFB) Ralf Rüthnick sowie der SDW-Vorsitzende Dr. Meinhard Ott unterzeichnen eine Vereinbarung über die künftige Kooperation beider Institutionen. Die Zusammenarbeit des jungen LFB mit dem bereits seit 1991 bestehenden anerkannten Naturschutzverband wird vor allem die Themen Wald & Bildung, Wald & Naturschutz, Wald & Holz sowie Wald & Jagd umfassen und sich unterem anderem auf folgende Punkte richten:

Die Kooperationspartner wollen … … gemeinsam Einrichtungen oder Aktivitäten der waldbezogene Umweltbildung) Waldpädagogik betreiben bzw. die bestehende Zusammenarbeit ausweiten. Dafür gibt es an WaldpädagogikSchwerpunkten wie der Wald-Naturschutz-Wacht Hainholz in Pritzwalk, dem Grünen Lernort in Baruth, dem Haus des Waldes in Heidesee … bereits gute Beispiele. Der Ausbau der auf gemeinsame Aktivitäten gerichteten ZusammenUnser Wald 6 I 2010

arbeit bezieht sich unter anderem auf Waldjugendspiele/Waldrallyes, Waldprojekttage, Jugendwaldeinsätze, Waldferien, Familienwaldtage … … sich im Interesse verstärkter Sympathiewerbung sowie Imagepflege für Wald, Forstwirtschaft und den Naturstoff Holz in Fragen ihrer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unterrichten. … sich über ausgewählte waldbezogene Publikationen wie Periodika, Faltblätter, Broschüren, Ausstellungen, Fachartikel, Powerpoint-Vorträge, Internetseiten … abstimmen und sie im Bedarfsfalle auch gemeinsam herstellen. beziehungsweise betreiben. … sich über bedeutende waldbezogene Veranstaltungen und Projekte abstimmen. Erstmalig erfolgt für das wichtige „Jahr der Wälder“ 2011 und betrifft zum Beispiel den Start des Waldjahres im Januar, • die Waldferien im Februar, • den Tag des Waldes im März, • den Tag des Baumes (mit der Proklamation des höchsten märkischen Baumes des Jahres) im April, • den Tag der biologischen Vielfalt im Mai, • den Tag der Umweltbildung sowie den Start der zentralen Waldjugendspiele-Woche im Juni, • die Familienwaldtage in den Sommerferien im Juli und August,

• die Brandenburgische Forstwoche im September, • den Habitattag im Oktober, • den Hubertustag im November und • die Vorhaben zu Wald und Weihnacht im Dezember. Weitere Informationen über den LFB erhalten Sie hier www.mil.brandenburg.de/sixcms/detail.php/439559; Näheres über die SDW findet man unter www.sdw-brandenburg.de. Sie können in diesem Zusammenhang kontaktieren: • für den LFB: Ralf Rüthnik, Telefon 0331-9817330 • für die SDW: Dr. Meinhard Ott, Telefon 03334-238716 Klaus Radestock, klaus.radestock@gmx.de

Kontakt SDW · Brandenburg Eberswalder Str. 28 16227 Eberswalde Tel.: 03334/279576 Fax: 03334/279576 E-Mail: geschäftsstelle@ sdw-brandenburg.de www.sdw-brandenburg.de Landesvorsitzender: Dr. Meinhard Ott Geschäftsführer: Dr. Klaus Spichale

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Liebe Leserinnen, Liebe Leser, das Jahr 2010 neigt sich dem Ende zu. Die weihnachtliche Stimmung ist in der ganzen Stadt zu spüren. Jetzt heißt es innehalten und sich besinnen, auf das was war und das, was kommen wird. Für die SDW war das zurückliegende Jahr nicht ganz einfach. Das Bürgerbegehren gegen das Haus des Waldes in Niendorf hat uns sehr getroffen, wäre es doch der beste Standort für solch eine Einrichtung gewesen. Mit dem neuen Gelände in Wilhelmsburg, direkt an der Internationalen Gartenschau und der Internationalen Bauausstellung, haben wir glücklicherweise eine attraktive Alternative gefunden. Die Bereiche Umweltpädagogik und Naturschutz sind auch in diesem Jahr wieder sehr erfolgreich verlaufen. Viele tausend Kinder haben mit Freude an unseren Programmen teilgenommen. Ob im Ferienprogramm, als Schulveranstaltung, mit der Kita oder am Nachmittag mit der Familie - wir konnten viele Wünsche erfüllen. In den von uns zu pflegenden Naturschutzgebieten haben wir viel erreicht. Unzählige Stunden waren unsere Mitarbeiter im Raakmor, dem Höltigbaum oder den Streuobstwiesen unterwegs. Es wurde geschnitten, gegraben, gemäht und gepflegt, alles im Sinne der Förderung der biologischen Vielfalt in unserer Stadt. Auch aus dem Bereich Agenda gibt es Neuigkeiten. Der Pfad der Nachhaltigkeit wurde weiterentwickelt und zum Thema nachhaltigem Konsum wurden eigene Veranstaltungen und in Kooperation mit der lokalen Agenda Altona durchgeführt. Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer der SDW, ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2011. Ihr Wolfgang Pages

Vorsitzender SDW-Landesverbandsnachrichten

Hamburg

Freiwilliges Ökologisches Jahr – zwei neue Teilnehmerinnen bei der SDW Das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) ist ein Bildungs- und Orientierungsjahr für Jugendliche, die sich aktiv für Umwelt- und Naturschutzfragen einsetzen wollen. Als anerkannter Träger in Hamburg bietet die SDW seit vielen Jahren erfolgreich zwei Stellen in ihrer umweltpädagogischen Abteilung an. Die Möglichkeit in die Berufswelt zu schnuppern, sich über seinen beruflichen Werdegang Gedanken zu machen oder neue Erfahrungen zu sammeln - die Beweggründe für ein FÖJ bei der SDW sind so unterschiedlich wie die Teilnehmer selbst. Eine Übereinstimmung gibt es jedoch bei allen, die Freude an der umweltpädagogischen Arbeit mit Kindern in der Natur, denn dies ist die Haupttätigkeit unserer „Ökis“. Aber auch für die SDW sind die FÖJler unverzichtbar geworden. Die steigende Anzahl an umweltpädagogischen Veranstaltungen mit Schulen und Kitas ließe sich ohne sie kaum noch bewerkstelligen. So fand der diesjährige Wechsel unserer FÖJler auch wieder während unserer größten umweltpädagogischen Veranstaltung statt, den Waldspielen. Gerade angekommen, wurden unsere beiden neuen Ökis gleich ins kalte Wasser geworfen. Daniela Reinecke, 19 Jahre und Ruth Rietow, 18 Jahre jung, bestanden ihre „Feuertaufe“ mit Bravour. Immerhin betreuten sie mit dem Team der Umweltpädagogik in neun Tagen rund 3000 Kinder. Im folgenden möchten wir Ihnen unsere beiden neuen FÖJtler kurz vorstellen. Daniela Reinecke kommt aus Winsen an der Luhe und wohnt zurzeit auch noch dort. Im Sommer verließ sie das Gymnasium mit einem erfolgreichen Abiturabschluss. Nach 13 Jahren Schulbank drücken sollte es keinen nahtlosen Übergang in die Theorie des Hörsaals an der Universität geben. So entschloss sie sich für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr, um

erste berufsbezogene Erfahrungen zu sammeln. Die SDW als Arbeitsstätte gefiel ihr vom Angebotsprofil am besten, denn die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Natur, war genau das, was sie wollte. Ob sie später auch in diesem Bereich arbeiten wolle, lässt sie noch offen, denn neben Pädagogik ist Foto- und Mediendesign ein weiteres Steckenpferd, bei der sie eine berufliche Zukunft für sich sieht. Nun hat sie rund ein Jahr Zeit für sich zu erfahren, wohin die berufliche Reise hingehen wird.

Daniela Reinecke (19) und Ruth Rietow (18), unsere neuen FÖJ-tler. Ruth Rietow, unser zweiter Öki, ist eine gebürtige Hamburgerin aus dem Stadtteil Barmbek. Im Sommer gehörte sie zu dem ersten Hamburger Gymnasialjahrgang, der bereits nach 12 Jahren das Abitur ablegte. Ihre berufliche Zukunft sieht sie in den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie und Chemie. Nur bei der Umsetzung ist sie sich noch nicht ganz sicher. Geht es in die Forschung, also dem Studium der Molekularbiologie oder doch in die Lehre als Studienrätin am Gymnasium? Um das herauszufinden, entschloss sie sich für ein FÖJ bei der SDW. Denn hier arbeitet sie den ganzen Tag mit Kindern und hat damit nun rund ein Jahr Zeit für sich zu entdecken, ob ihr diese pädagogische Arbeit auch zusagt. Für was auch immer sich unsere Ökis entscheiden, wir wünschen ihnen einen großen Erfahrungsschatz und vor allem viel Freude bei der SDW. Unser Wald 6 I 2010


Hamburg

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Herbstfest – Höltigbaumtag Alle zwei Jahre im Herbst feiern die betreuenden Naturschutzverbände und behördliche Einrichtungen des NSG Höltigbaums den so genannten Höltigbaumtag. So auch wieder am Sonntag, dem 19. September. Im Rahmen eines bunten umweltpädagogischen Mitmachprogramms stellten die Verbände und Behörden ihre Arbeit im NSG vor und informierten über die geschichtliche Entstehung des Naturschutzgebietes. Die SDW als Betreuer der ersten Stunde präsentierte sich

mit dem neuen Umweltmobil. Darin waren eine Vielzahl ausgestopfter Waldbewohner zu bestaunen, von denen das Mauswiesel den größten Eindruck bei Groß und Klein hinterließ. Kaum jemand hatte von unserem kleinsten heimischen Raubtier gehört, geschweige denn, es je zu Gesicht bekommen. Die klassischen umweltpädagogischen Elemente wie Tierfelle, Fühlkiste, die Flussreise oder das Großpuzzel wurden wie immer sehr gut angenommen. Dank des schönen

Spätsommerwetters kamen zahlreiche Besucher, die das Angebot der SDW nutzten. Auch eine vogelkundliche Führung in das NSG wurde von unserem Vogelexperten angeboten, die gut besucht war. Das obligatorische Höltigbaumquiz mit Fragen rund um das NSG wurde ebenfalls wieder angeboten und die SDW spendete wie auch in den Jahren zuvor jeweils mit der Revierförsterei Volksdorfer Wald die Hauptgewinne zu den beiden Verlosungsterminen.

Frischer Wind in der Waldjugend Hamburg e.V. Die Waldjugend Hamburg hat sich neu aufgestellt. Nach einem Führungswechsel Ende August diesen Jahres stand nun das erste große gemeinsame Erlebnis unter der Leitung des neuen Vorstands Jannik Beyerstedt (16) auf dem Programm – das Herbstlager. Eine Woche Natur pur für neun junge Mitglieder.

Jurtenaufbau mit vereinten Kräften Ziel der Fahrt war Steinberghaff an der Ostsee in der Geltinger Bucht. Hier, auf dem Außengelände des ökologischen Schulbauernhof Norderlück, durften die Waldjugend-Kids ihre “Zelte” aufschlagen. Zelte waren in diesem Fall die stilgerechte große Gemeinschaftsjurte, in der rund um die Uhr ein Lagerfeuer gegen die Kälte brannte, und die kleineren Kothen, in denen geschlafen wurde. Das Programm des Herbstlagers war genau so vielfältig, wie das Wetter. Schönster, wärmender Sonnenschein wechselte mit nass-kalten, verregneUnser Wald 6 I 2010

ten Tagen und ein nächtlicher Herbststurm rundete das Naturerlebnis für die Kinder und Jugendlichen ab – besonders die Sturmnacht stärkte den Gruppengeist, denn wenn es draußen stürmt, muss man drinnen in der Jurte um so enger zusammen rücken. Das Rahmenprogramm des Lagers war ein bunter Reigen aus Natur- und Tiererlebnissen. So konnten kleinere Forsteinsätze im Waldgelände des Hof Norderlück ebenso vorgenommen werden wie Erntearbeiten auf der Streuobstwiese oder den hofeigenen Gemüsefeldern. Auch der Stalldienst gehörte mit zu den täglichen Aufgaben, die die Kinder und Jugendlichen jeden Abend gemeinsam für den Folgetag festgelegt haben. So wurden die Hoftiere mit Futter versorgt, die Kühe gemolken, die Ställe ausgemistet und die frisch gelegten Hühnereier eingesammelt. Das Miterleben der Stallgeburt von Kälbchen Peggy war ein Highlight des Herbstlagers. Aber auch der Ausflug in das Vogelschutzgebiet mit dem Hof-Pädagogen und Hobby-Ornitologen Michael, er-wies sich als tolles Erlebnis. Und wer hätte gedacht, dass der steinige Strand in Steinberghaff ein Paradies für Fossiliensucher ist – die Waldjugend verdankt Gerhard, dem Dipl.-Geologen des Hof Norderlück, einen kleinen Einblick in die große Fossilienwelt und so manch interessanten Fund.

Das harte Arbeit in der Gemeinschaft richtig Spaß machen kann, konnten sie erleben, die Kinder und Jugendlichen der Waldjugend Hamburg: Holz-stämme sägen, Feuerholz hacken, Gemüse putzen, Essen kochen, Abwaschen, Sitzbänke bauen, Lagerfahne herstellen, Lagerfeuer bereiten und die nächtliche Feuerwache halten – Begeisterung hat es bei allen ausgelöst, das Herbstlager 2010. Und kaum zurück in Hamburg, plant man jetzt schon das Programm des nächsten Lagers. Weitere Informationen über die Waldjugend Hamburg, das Herbstlager oder den ökologischen Schulbauernhof finden Sie hier: www.waldjugend-hh.de www.hof-norderlueck.de Kontakt SDW · Hamburg Lokstedter Holt 46 22453 Hamburg Tel.: 040/53 05 56-0 Fax: 040/53 05 56-18 E-Mail: sdw@wald.de www.sdw-hamburg.de Landesvorsitzender: Wolfgang Pages Geschäftsführer: Rüdiger Kruse

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Hessen

Tag des Baumes in Schlüchtern am 13. September 2010

Der SDW Bezirksverband Schlüchtern hatte zusammen mit dem Forstamt Schlüchtern, der Forstbetriebsgemeinschaft Bergwinkel und der Elmerland-Grundschule zum Tag des Baumes auf die Burg Brandenstein eingeladen. Dort konnte Burgherr und SDW-Bezirksvorsitzender Dr. Constantin von Brandenstein die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste, insbesondere aber die Schüler, Lehrer und Eltern der Klasse 2 der ElmerlandGrundschule begrüßen. Wesentlicher Inhalt unserer Veranstaltung war die

Präsentation des Baumes des Jahres 2010 - die Vogelkirsche. Hier zeigte sich im Frage- und Antwortspiel der Klasse mit dem Vorsitzenden, dass die Schüler sich bereits im Unterricht mit dem SDW Info-Material zum Thema Vogelkirsche gut vorbereitet hatten und so zum Teil bereits über beachtliches Wissen verfügten. Im praktischen Teil wurde im Schutzforst Brandenstein eine Buche gefällt, um einer Vogelkirsche weitere Entwicklung zu ermöglichen. Dies getreu unserem Grundsatz: Schützen heißt nützen. Denn ohne eine solche Freistellung von Menschenhand haben viele Vogelkirschen – und hierbei insbesondere die ausgewählte - keine Entwicklungschance gegenüber den zahlreich vorhandenen Buchen. Für die Kinder ein unvergessliches Erlebnis, galt es zudem nach der Fällung das Alter der Buche durch Zählen der Jahresringe festzustellen - es waren 112. Diese Buche findet nach entsprechender Bearbeitung einen Ehrenplatz als Sitzgelegenheit auf dem Schulhof der Schule.

Nach Abschluss der Fällaktion konnten sich die Schüler noch Vogelkirschensetzlinge ausgraben, die sie mit nach Hause nehmen durften und dort pflanzen können. Die Begeisterung der Schüler war so groß, dass noch Blätter und Samen bestimmt und erklärt wurden. Einigen Schülern kamen die Steine (Kalksteinplatten) ganz seltsam vor und sie ließen sich erklären, warum sie anders als der gewohnte Basalt oder Kiesel aussehen; die Sammeltasche wurde dadurch nicht leichter. Für alle Teilnehmer – insbesondere die Schulklasse – war dies erkennbar ein hervorragender Beitrag zur allseits geforderten Nachhaltigkeit!

Ernst-Heiner Röder SDW BV Schlüchtern www.sdw-schluechtern.de www.burg-brandenstein.de

Nachruf für Forstoberrat i.R. Wilhelm Premper Die SDW KV Limburg-Weilburg trauert um Herrn Forstoberrat i.R. Wilhelm Premper, der am 16.9.2010 im 90. Lebensjahr in Hadamar verstorben ist. Von 1974 bis 1998 war Wilhelm Premper der 1. Vorsitzende des Kreisverbandes. Unter seiner Leitung erhielt der Kreisverband im Jahr 1988 den Umweltpreis des Landkreises LimburgWeilburg. Als langjähriger Leiter des Forstamtes Hadamar war Wilhelm Premper dem heimischen Wald und der Natur sehr verbunden. Sein erfolgreiches Wirken werden wir in dankbarer Erinnerung behalten. Dr. Gisbert Backhaus - 1. Vorsitzender KV Limburg-Weilburg

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Hessen

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Eine Delegiertenversammlung mit Internationalen Wäldern, Naturschutz im Staatswald und Diskussionen um Geld In der Neuen Stadthalle Langen trafen sich am 23. Oktober rund 60 Delegierte zur außerordentlichen Landesdelegiertenversammlung des Landesverbandes Hessen. Die Versammlung war nötig geworden, nachdem sich auf der ordentlichen Versammlung im Mai zeigte, dass die finanzielle Situation des Landesverbandes so unsicher geworden war, dass ggf. kurzfristige Beschlüsse nötig werden würden. Doch war das liebe Geld nicht das Einzige, über das man diskutierte. Nach der Begrüßung und einigen Grußworten der örtlichen kommunalpolitischen Prominenz stellte Landesgeschäftsführer Christoph von Eisenhart die Kampagne zum Internationalen Jahr der Wälder vor. Er erläuterte auch, was jeder einzelne SDW-Verband zu der Kampagne beisteuern kann und wie breit die Palette möglicher Veranstaltungen ist. Jeder Unterverband Liebe Mitglieder, in den nächsten Tagen erhalten Sie wieder vielerlei Spendenaufrufe von gemeinnützigen Organisationen. Auch die SDW ist gemeinnützig und freut sich über Ihre Weihnachtsspende. Sie hilft uns, damit wir auch weiterhin in Ihrem Namen für den Wald eintreten können. Sie bekommen daher in den nächsten Tagen einen Weihnachtsbrief des Landesvorsitzenden Gerd Mehler. Gerne können Sie uns aber bereits heute Ihre Unterstützung zukommen lassen. Bitte überweisen Sie dafür Ihre Spende auf das Konto 14 00 99 147 bei der Nassauischen Sparkasse Wiesbaden BLZ 510 500 15. Sie erhalten von uns eine Bescheinigung für Ihre Steuererklärung. Wir danken Ihnen für Ihre Spende und wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest. Ihre SDW Hessen e.V.

Unser Wald 6 I 2010

und jedes Mitglied ist dazu aufgerufen, sich zu beteiligen. Der Landesverband hat vor, die SDW mit dem Jahr der Wälder verstärkt zu positionieren. Umfassende Unterlagen und das Logo werden den Unterverbänden in den nächsten Wochen zugestellt. Über die „Naturschutzleitlinie für den Hessischen Staatswald“ berichtete Vorstandsmitglied und stellvertretender Hessen-Forst-Leiter Detlef Stys in einem Vortrag. Er stellte die Konzeption und die verschiedenen Bausteine der Leitlinie vor, an der auch die SDW mitgewirkt hatte. Nun können sich auch die örtlichen SDW-Verbände mit ihren Vorstellungen und Ideen an ihr zuständiges Forstamt wenden. Die Leitlinie ist im Internet zu finden. Die im Frühjahr befürchtete schwierige finanzielle Situation konnte dank massiver Anstrengungen des Landesvorstandes und der Geschäftsstelle verbessert werden. Was allerdings bleibt ist die Tatsache, dass die laufenden fixen Ausgaben nicht durch fixe Einnahmen wie Beiträge und Landeszuschuss gedeckt werden können. Dies machte bereits in der Vergangenheit jeden Haushaltsplan sehr unsicher, weshalb es hier einer wesentlichen Änderung bedurfte. Der Vorstand und die Geschäftsstelle hatten deshalb zur Vorbereitung der Versammlung umfangreiche Überlegungen zur Finanzdeckung dieser seit vielen Jahren existierenden Haushaltslücke angestellt. Diese fünf Optionen waren: Beitragserhöhung, Einführung einer Verwaltungsumlage, Reduzierung der Arbeit der Geschäftsführung auf eine halbe Stelle, Suche nach einem Mäzen und massive Mitgliederneuwerbung. Landesvorsitzender Gerd Mehler und Schatzmeister Reinhard Knauf stellten die Optionen vor. Intensiv diskutierten die Delegierten die verschiedenen Modelle, wobei sich fast alle einig waren, dass die Geschäftsstelle und die Förderung der Waldjugend nicht

reduziert werden dürfen. Alexander Ebert von der Waldjugend hatte zuvor die Folge möglicher Kürzungen bei der Förderung der Jugendarbeit dargestellt. Landesgeschäftsführer Christoph von Eisenhart hatte mit einer Präsentation das Aufgabenspektrum der Landesgeschäftsstelle und seiner Mitarbeiter dargestellt. Große Bedenken bestanden gegen eine Beitragserhöhung, weshalb sich die Versammlung schließlich für die Verwaltungsumlage entschied, die alljährlich in Form eines Monatsbetrags festgesetzt werden soll. Für das Haushaltsjahr 2011 wurde ein Betrag von 0,50€ pro Monat, also 6€ / Jahr festgelegt. Gleichzeitig wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die Aufgabe bekam, ein festes Konzept für die Aufgabenbereiche Mitgliederwerbung, Neuausrichtung des Verbandes und Finanzierung zu erstellen. Bis zum zeitigen Frühjahr wird die AG ihre Ergebnisse vorlegen und auf der nächsten Delegiertenversammlung zur Diskussion und zum Beschluss stellen. Zum Ende der Versammlung dankte der Landesvorsitzende den Delegierten, aber auch den Vorstandsmitgliedern für die nicht ganz leichte Entscheidung und dem Ortsverband Langen Egelsbach, der sich um die Finanzierung des Tagungssaales und des Mittagessens gekümmert hatte. Kontakt SDW · Hessen Rathausstraße 56 65203 Wiesbaden Tel.: 0611/30 09 09 Fax: 0611/30 22 10 E-Mail: kontakt@sdwhessen.de www.sdwhessen.de Landesvorsitzender: Gerd Mehler Geschäftsführer: Christoph von Eisenhart Rothe

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Mecklenburg-Vorpommern

Herbst-Exkursion mit den Kindern der Güstrower Grundschule Auf dem Stundenplan der InselseeGrundschule stand am 13. Oktober: Waldexkursion. Unser Stadtförster, Holger Michel, die Schulwald-Koordinatorin Frau Andrea Götz sowie Angelika Schätzel von der SDW M-V empfingen die Gruppe an der „WunschEiche“, welche einem älteren blinden Güstrower Bürger gewidmet wurde, der sich bei seinen regelmäßigen Spaziergängen dort ausruhte und den Wunsch eines weiteren Lebens-

jahres äußerte. Weiter ging es in den Güstrower Stadtwald, die Heidberge. Hier konnten die Kinder Bäume bestimmen, Alter und Höhe von Einzelbäumen schätzen und staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass eine Vogelkirsche 1.000.000 Blüten hat. Auch wusste der Förster den Kindern die Bedeutung der natürlichen Verjüngung und der Symbiose näher zu bringen und zeigte zum Schluss des Rundweges den Zunderschwamm an

einer abgestorbenen Buche und den Hallimasch, das größte Lebewesen der Erde. Zum Abschluss der Exkursion wärmten sich alle an einem Lagerfeuer auf und aßen leckere Bratwurst. An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an Herrn Michel für die lockere und sehr interessante Führung durch die Güstrower Heidberge.

Natur- und Umweltpark Güstrow (NUP) RaubtierWelten mit Bären, Wölfen und noch mehr ...

zen, SB-Restaurant, Shop und kostenlosen Parkplätzen.

Natürlich wild und bärenstark! So präsentiert sich der Park den großen und kleinen Naturfreunden mit heimischen Tieren, begehbarer Unterwasserwelt, Gehegen und Volieren, Schaufütterungen, Tauchaktionen, tollen Aktionspfaden und Spielplät-

NEU: NUP-Raubtier-WG mit Bären, Wölfen, Luchsen und Wildkatzen und abenteuerlichen Kletterpfaden und Erdhöhlen! Schiefe Türme, krumme Häuschen und Brücken, Tunnelgänge in Höhlenoptik und verschlungene Wandelgänge – aber das ist genauso

Foto: Natur- und Umweltpark Güstrow

Foto: Natur- und Umweltpark Güstrow

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Foto: Natur- und Umweltpark Güstrow

Foto: Natur- und Umweltpark Güstrow

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Mecklenburg-Vorpommern

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Der SDW Landesverband Mecklenburg-Vorpommern gratuliert: Herrn Karl Mehl zum 84. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, vor allem Gesundheit im neuen Lebensjahr. Täglich steigt ein NUP-Taucher ins kühle Nass, füttert die Fische und reinigt den AQUA-Tunnel.

Foto: Natur- und Umweltpark Güstrow

gewollt. Hier ist das erste Wolfsinformationszentrum des Landes. Auf der Kuppe des Bärenberges befindet sich der Palisadenhof, in dem man alles über Wölfe erfahren kann. Dem schließen sich die Gehege der heimischen Raubtiere, wie Bären, Wölfe, Luchse und Wildkatzen an.

fühl ist hier angesagt. Es ertönen Bärenstimmen. In versteckten Nischen kann Geheimnisvolles ertastet und entdeckt werden. Täglich 14:30 Uhr ist Bärenshow (April – Oktober).

Unser Wald 6 I 2010

Öffnungszeiten: April bis Okt.: 9 – 19 Uhr, Nov. bis März: 9 – 16 Uhr

Verbindungschaussee 1, 18273 Güstrow Tel. 0 38 43/ 24 68 0, info@nup-guestrow.de Foto: Natur- und Umweltpark Güstrow

Bärenbrüder Fred und Frode Die beiden Braunbären fühlen sich im 3 Hektar großen Freigehege richtig wohl. Sie haben einen Berg mit vielen Bäumen zum Klettern, einen plätschernden Bach, einen Waldsee zum Baden und viel Platz zum Toben und Höhle graben. Schauterrassen am See ermöglichen einen herrlichen Blick auf den Bärenberg. Mutige können durch die Bärenhöhle wandern. Gänsehautge-

Natur- und Umweltpark Güstrow (NUP)

Parkplätze für PKW, Behinderten Fahrzeuge und Busse: ausreichend und kostenlos WC: mit Wickeltisch: kostenlos

Über Kletterpfade hoch oben durch die Baumwipfel und Höhlengänge und Höhlen unter der Erde gelangt man zu den einzelnen Tiergehegen. Abenteuer pur! – Auf jedem Meter der Raubtier-WG.

Foto: Natur- und Umweltpark Güstrow

NUP-Hits für Kids Abenteuerliche Spiel- und Tummelplätze, Kletterpfade, Streichelzoo, Kreativ-Ecke, Mikroskopieren und Tümpeln.

Wölfe im Unterholz Im 2 ha großen Gehege streift das Güstrower Wolfsrudel durchs Unterholz. Einzigartige Einblicke in das Rudelleben ermöglicht eine über 100 Meter lange Beobachtungsbrücke über dieses fantastische Areal. Die NUP-Wölfe können auch bei einer Wolfsspezialnacht mit Lagerfeuer beobachtet werden. WasserWelten mit AQUA-Tunnel und Natur-Aquarium Trockenen Fußes durchwandert man im AQUA-Tunnel eine Flusslandschaft mit Forellen, Zandern, Karpfen, Rotfedern, Hechten und vielen anderen heimischen Fischen. Ein versunkener Fischerkahn bietet Lebensraum für viele Fische.

mehr unter: www.nup-guestrow.de

Kontakt SDW · Mecklenburg-Vorpommern Rostocker Chaussee 67 18273 Güstrow Tel.: 03843 / 85 59 903 Fax: 03843 / 85 59 905 E-Mail: sdw-mv@t-online.de www.sdw-mv.de www.schulwald-guestrow.de Landesvorsitzender: Dietrich Daedelow Geschäftsstellenleiterin: Angelika Schätzel

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Niedersachsen

Über 1.200 Viertklässler im Verdener Stadtwald

Siegerehrung mit rd. 400 Kindern

Zum 32. Mal fanden im Verdener Stadtwald dieses Jahr Waldjugendspiele statt. Seit 2005 wird die Organisationsarbeit durch ein engagiertes Team aus Jägerschaft, Forstbetriebsgemeinschaft, Städtischem Betriebshof und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald geleistet. Eingeladen waren alle 4. Klassen des Landkreises Verden. An den drei Tagen nahmen dieses Jahr insgesamt etwa 1.200 Schüler aus 23

Schulen bzw. 58 Klassen teil. Auf zwei parallelen Rundkursen konnten die Schülerinnen und Schüler wieder ihr Waldwissen demonstrieren, unzählige neue Details über Wald, Wild und Holz kennen lernen und bei Spiel und Spaß ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Das Organisationsteam hatte für die diesjährige Veranstaltung wieder diverse Stationen überarbeitet oder ganz neu konzipiert.

Xylane sind Mehrfachzucker, die in allen Pflanzen vorkommen und sich ideal zur Herstellung von Bioethanol eignen. Sie sind Hauptbestandteil von Lignozellulose, einer Stoffklasse, die Pflanzen Stabilität verleiht und in verholzten Pflanzenteilen vorkommt. Das Problem: Lignozellulose lässt sich nur schwer aufschließen, so dass die Xylan-Gewinnung zurzeit sehr viel Energie und den Einsatz großer Mengen Chemikalien erfordert. Forscher der

Universität Cambridge haben nun Gene für zwei Enzyme entdeckt, die der Schlüssel zur Lösung sein könnten. Die beiden Enzyme steuern den Einbau der Xylane in pflanzliche Zellulose. Schaltet man diese Gene aus, gedeihen die Pflanzen angeblich völlig normal, lediglich die Stängel der Versuchspflanzen waren in der Studie etwas schwächer als bei normalen Pflanzen. Aber vor allem ließen sich die verholzten Teile der Pflanze deutlich leichter aufschließen.

Auf dem Holzweg?

Foto: Sigrid Roßmann, pixelio

Ab 2011 nur noch 24 Forstämter Die Niedersächsischen Landesforsten werden den Solling zukünftig nur noch mit zwei Forstämtern bewirtschaften. Dazu werden die bisherigen drei Solling-Forstämter Dassel, Winnefeld und Neuhaus zu zwei Forstämtern verschmolzen. Die neue Organisation findet nur auf der Ebene der Forstämter statt, die 30 Revierförstereien sind in ihrem Zuschnitt

nicht betroffen. Die Details werden zurzeit von einer Arbeitsgruppe mit Mitgliedern der beteiligten Forstämter erarbeitet. Noch offen ist, wo zukünftig die Standorte der beiden Forstämter sein werden. Die Entscheidung hierüber wird erst fallen, wenn der Flächenzuschnitt der beiden zukünftigen Forstämter feststeht. Quelle: www.landesforsten.de

Standortkartierung

Foto: Landesforsten SDW-Landesverbandsnachrichten

Die Niedersächsischen Landesforsten (NLF) haben ihre komplette Waldfläche standörtlich kartiert: Auf insgesamt rund 420.000 Hektar Landesund Betreuungswaldfläche wurde der Waldboden durch das Niedersächsischen Forstplanungsamtes analysiert. Die Ergebnisse liefern den Förstern wichtige Grundlagen zur zukünftigen waldbaulichen Arbeit. Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke und Fachleute aus ganz Deutschland würdigen die-

sen Abschluss der Außenaufnahmen im Rahmen einer Fachveranstaltung im Jagdschloß Springe. „Gerade in Zeiten des Klimawandels ist die Entwicklung zukunftssicherer Wälder unter Berücksichtigung der standörtlichen Gegebenheiten notwendiger denn je!“ erklärt Dr. Volker Stüber, Leiter der NLF-Standortskartierung. Seit 1970 wurden die Waldböden auf der Basis eines flächendeckenden 100 x 100 m Rasters erfasst. Unser Wald 6 I 2010


Niedersachsen

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Rücksichtnahme auf Natur und Eigentum gefordert Die deutschen Wald- und Grundbesitzerverbände fordern eine angemessene Rücksichtnahme auf Natur und Eigentum beim Geocaching. Geocaching, die moderne Form der „Schnitzeljagd“, die darin besteht, Gegenstände in der Landschaft zu verstecken und sie dann im Internet durch die Angabe der entsprechenden Koordinaten zur Suche freizugeben, erfreut sich einer wachsenden Zahl von Anhängern. Trotz der Hinweise entsprechender Webseitenbetreiber auf Tier- und Naturschutzerfordernisse, werden die Caches weiterhin auch in Naturschutzgebieten oder in unzugänglichen Waldbereichen versteckt. Die Wald- und Grundbesitzer kons-

Geocaches in Norddeutschland tatieren, dass diese extreme Störung der Natur nicht durch das gesetzlich verankerte freie Betretungsrecht zum Zwecke der Erholung abgedeckt sei.

Ihre Forderung: Geocaches sollten nur noch in Abstimmung mit den Eigentümern versteckt werden dürfen.

Frischlinge und Überläufer Die Verantwortung für das diesjährige Herbstlager lag in den Händen unserer frischgebackenen und unserer angehenden Gruppenleiter. Wir älteren Waldläufer schauten nur hin und wieder vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Doch war dies gar nicht nötig, da sich der Nachwuchs mit viel Elan in die Aufgabe stürzten und frischen (Herbst-)Wind in das Lager brachte. Herbstwind war es auch, der einen Baum auf die Stromversorgung des Tales legte und insbesondere den Lagerköchen ein hohes Improvisationsvermögen abverlangte. Aber davon ließen sich die mehr als 40 jungen Waldläuferinnen und Waldläufer nicht aus Wir danken allen Mitgliedern und Förderern für ihre Unterstützung und für ihr Engagement im Hinblick auf Wald und Naturschutz in Niedersachsen. Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes, friedliches Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2011. Ihre SDW Niedersachsen Vorstand und Geschäftsführung

Unser Wald 6 I 2010

der Fassung bringen, denn sie waren ohnehin die meiste Zeit in Wald und Flur unterwegs. Auf dem Programm standen vielfältige naturkundliche und musische Aktivitäten. So wurde beispielsweise eifrig von der Miniermotte befallenes Kastanienlaub gesammelt und entsorgt. Im unteren Bereich des Lopautals wurde der Grund eines aus der Nutzung genommenen Teiches von Gehölzaufwuchs befreit er soll in den kommenden Jahren als Nahrungshabitat für Schwarzstorch und Seeadler hergerichtet werden. Die weniger wasserfesten Waldläufer verdingten sich derweil in der Küche oder engagierten sich beim Ausbau der Schlafräume. Ein Höhepunkt des Herbstlagers war sicherlich der Besuch des Otterzentrums in Hankensbüttel. Hier wurden nicht nur die possierlichen Tiere bestaunt, sondern auch allerhand Wissenswertes über die Habitatansprüche der scheuen Tiere gelernt. In der freien Zeit wurden AG’s durchgeführt, bspw. konnten Drachen gebaut, Intarsienarbeiten, Schachbretter und Schnitzarbeiten gefertigt, Theaterstücke eingeübt oder das Gitarrenspiel erlernt werden. Ein besonderes Ereignis war die Ausrichtung eines Waldgeburtstages für eines der jüngsten Mitglieder

unser Munsteraner Frischlingsgruppe zu dem neben einer selbstgebauten Furniertorte zahlreiche Leckereien im Wald aufgebaut waren. Gemeinsam ließen wir das Geburtstagskind mittels eines Sprungtuchs bis in Baumwipfel hochleben. Jeden Abend versammelten sich die Kinder und Jugendlichen um den warmen Ofen, sangen und spielten, bis die allabendlich vorgelesene Geschichte die Nachtruhe einleitete. Stephan Löb

Kontakt SDW · Niedersachsen Johannssenstraße 10 30159 Hannover Tel.: 0511/36 35 90 Fax: 0511/36 32 53 2 E-Mail: info@sdw-nds.de www.sdw-nds.de Landesvorsitzender: Frank Oesterhelweg MdL Geschäftsführer: Friedrich Gregorius

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Nordrhein-Westfalen

Wald statt Ritalin? – Neue Wege zur Behandlung von ADHS Die KIGGS Studie (2007) des RobertKoch-Instituts geht davon aus, dass mittlerweile 4,9% aller Kinder ein Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) haben. Neben der Medikamentengabe (z.B. Ritalin) gibt es unterschiedliche verhaltentherapeutische Angebote. Eine von den Projektpartnern in 2009 durchgeführte Vorstudie mit 7 Kindern hat gezeigt, dass die waldpädagogische Arbeit eine höhere Konzentrationsleistung der Kinder erbracht hat als das reguläre Betreuungsangebot in der Nachmittagsbetreuung der OGS. In einer darauf aufbauenden Studie soll nun untersucht werden, ob das Ergebnis verstetigt werden kann und ob eine waldpädagogische Betreuung helfen kann, die Konzentrationsfähigkeit und die Teamfähigkeit der Kinder zu verbessern bzw. Wahrnehmungsdefizite zu vermindern. In einer Vergleichsuntersuchung werden insgesamt 16 Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren, alle mit diagnostiziertem ADHS, über die Dauer eines Schuljahres (September 2010 bis Juni 2011) einmal pro Woche

Die Projektpartner bei der Auftakt-Dialog-Veranstaltung in der ev. Fachhochschule Bochum (v.r.): Prof. Dr. Ursula Henke (Dekanin Fachbereich Heilpädagogik), Sascha Uszball (Rektor der Cruismann-Förderschule), Peter Vieres (Walderlebnisschule Bochum) und Gerhard Naendrup (SDW-NRW). waldpädagogisch in der Walderlebnisschule Bochum betreut werden. 8 Kinder besuchen eine Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen/OGS, 8 Kinder gehen in eine Grundschule/ OGS. Vor Beginn der waldpädagogischen Betreuung werden die Kinder

hinsichtlich ihres Sozialverhaltens im Unterricht beobachtet, psychiatrisch diagnostiziert und hinsichtlich ihres individuellen Förderbedarfs getestet. Am Ende des Schuljahres werden die Kinder erneut beobachtet und getestet.

Umweltkoffer für alle Ratinger Grundschulen Am 22. September übergab die SDW insgesamt 15 „Lernort-Natur-Koffer“ an alle Ratinger Grundschulen. Initiator dieser von den Stadtwerken Ratingen gesponserten Aktion war Dieter Ruppel, der als Organisator der Waldjugendspiele seit Jahren einen engen Kontakt zu den Grundschulen pflegt.

tur und Wild näher zu bringen: von Becherlupen zum genauen Erkunden des Waldbodens bis hin zu Augenbinden, mit denen die Kinder die Natur tastend und fühlend erfahren können. Jede der Grundschulen musste eine zuständige Lehrkraft benennen, die auch eine entsprechende Fortbildung durchläuft.

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es in den Schulen oft an geeigneten Materialien für einen erlebnisorientierten Unterricht in der Natur mangelt.“ Dabei biete der LernortNatur-Koffer der Stiftung natur + mensch alles, um Kindern Wald, Na-

Bereits im Frühjahr hatten die Stadtwerke eine gemeinsame Aktion mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW e.V. durchgeführt: Beim Poensgenpark-Fest hatten die beiden Partner gemeinsam ein spannendes Umweltquiz für Kinder angeboten.

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Auch als „Unruheständler“ immer für die Kinder da: der ehemalige Lehrer Dieter Ruppel Unser Wald 6 I 2010


Nordrhein-Westfalen

10.000 Besucher beim Walderlebnistag in Windfus

Eröffneten den 5. Walderlebnistag (v.l.): Bürgermeister Rüdiger Gennies, Landrat Hagen Jobi, Forstdirektor Uwe Schölmerich und Waldjugendleiterin Barbara Schneider Prächtig gefärbtes Herbstlaub und Sonnenschein pur bildeten den Rahmen für den 5. Walderlebnistag in Reichshof-Windfus, der schätzungsweise 8.000 bis 10.000 Besucher-

anlockte. Die Stimmung war prächtig als Waldjugendleiterin Barbara Schneider die Besucher und Ehrengäste willkommen hieß.

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Landrat Hagen Jobi, Forstdirektor Uwe Schölmerich und Bürgermeister Rüdiger Gennies lobten in ihren Eröffnungsreden die vielen Helfer für die Durchführung dieser unvergleichlichen Waldmesse. Bevor sie jedoch den Rundgang zu den 77 Ausstellern unternahmen, durften sie ihre Geschicklichkeit im Wettsägen unter Beweis stellen. Einen starken Zulauf erlangten die gigantischen Forstmaschinen, aber auch der Motorsägenkünstler, die Demonstrationen des Baumkletterers oder die Vorführungen des Falkners. Ein facettenreiches Angebot gab es für die Kinder – sei es am Lagerfeuer oder im Spiel- und Bastelwagen der Waldjugend, am Stand der Biologischen Station Oberberg oder bei der Eckenhagener Puppenbühne. Dicht umlagert waren auch die Stände für Speisen und Getränken der örtlichen Vereine. Ein besonderes Lob gebührt den 17 Helfern des Landesbetriebes Wald und Holz, die für einen reibungslosen Verkehr sorgten.

700 Viertklässler bei den 5. Waldjugend- spielen im Wuppertaler Stadtwald Drei Tage dauerten die Waldjugendspiele im Wuppertaler Stadtwald. Die stetig gewachsene Nachfrage seitens der Schulen konnte leider nicht vollends befriedigt werden und so musste Stadtförster Kiefer den 9 zuletzt angemeldeten Schulklassen leider absagen. Insgesamt 698 Schüler aus 30 Schulklassen von 13 Wuppertaler

Grundschulen starteten ausgestattet mit Fragebögen vom FreiluftUnterrichtsplatz der Station Natur und Umwelt auf eine zwei Kilometer lange Strecke durch den „Schreiners Busch“ ins Gelpetal. Unter der Anleitung von Stadtförster Martin Kiefer und Mitgliedern der Waldjugend Wuppertal ging es auf dem Parcours

beispielsweise um Orientierung im Wald, Bestimmung des Baumalters, Baumscheiben sägen oder Waldgeräusche und Waldtiere erkennen. Die Aufgaben und Übungen sollen die Kinder vor allem dazu anleiten, eigene Erfahrungen und Beobachtungen in der Natur zu machen. Kontakt SDW · Nordrhein-Westfalen Ripshorster Straße 306 46117 Oberhausen Telefon: 0208/883188-1 Telefax: 0208/883188-3 E-Mail: info@sdw-nrw.de www.sdw-nrw.de Landesvorsitzende: Marie-Luise Fasse

Musste leider erstmals Schulen augrund der großen Nachfrage abweisen: Stadtförster Martin Kiefer aus Wuppertal Unser Wald 6 I 2010

Geschäftsführer: Gerhard Naendrup

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Rheinland-Pfalz

Viele Pilze, viele Teilnehmer Zur „Einführung in die Grundlagen der Pilzbestimmung“ gab es in diesem Herbst eine artenreiche Auswahl. Zum Seminartag im rheinhessischen Vorholz kamen bei herrlichem Pilzwetter mehr als zwanzig Teilnehmer. Nach einer theoretischen Einführung durch Dr. Gunter Mattern ging es in die Pilze. Die entdeckten und gesammelten Pilze wurden bestimmt, systematisch zugeordnet und vereinzelt auch gegessen. Holger Euskirchen

Wenn aus Wildlingen Waldläufer werden Dasburg/Südeifel. Voll belegt war das Waldjugendheim Dasburg in den Herbstferien mit Wildlingen, also 8- bis 12-jährigen Mädchen und Jungen aus Bitburg, Dasburg und Umgebung. Die meisten Teilnehmer kommen Jahr für Jahr zum Wildlingslager, kennen sich, das Haus, die Regeln, die Umgebung. Eine gute Gelegen-heit, altersgerecht den Wald und seine Bewohner zum Lern- und Spielfeld der Kinder zu machen. Im Bild suchen

Larissa und Simone in Bestimmungsbüchern nach der Zuordnung ihrer Funde. Sie haben zum letzten Mal am Wildlingslager teilgenommen. Mit 13 Jahren sind für sie viele Spiele "Kinderkram". Stattdessen laden Rätsel und Wunder des Waldes zu ernsthaftem Forscherdrang ein. Der Rohrkolben, die Schlamm-fliegenlarve und der Waldkauz haben ihnen womöglich Lust gemacht auf den Weg der Waldläufer. Holger Euskirchen

Belohnung für langjährige Mitgliedschaft Zur fünzigjährigen Mitgliedschaft von Kommunen hat der Landesverband Rheinland-Pfalz Wald-Erlebnis-Tage für eine örtliche Schule verschenkt. So wie hier in Bendorf-Stromberg gingen 14 Kommunen landesweit auf das Angebot ein und einige Dutzend Schüler in den nahen Wald ihrer jeweiligen Schule. In Stromberg kam sogar der Bürgermeister Michael Syré auf einen Besuch im selbstge-bauten Baumhaus vorbei. Holger Euskirchen

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Rheinland-Pfalz

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Wald-Jugendspiele Rheinland-Pfalz 2010 Ehrung der Landessieger An den 28. Wald-Jugendspielen in Rheinland-Pfalz haben sich von April bis Juni insgesamt 22.590 Schülerinnen und Schüler aus 1.036 Klassen beteiligt. Für Begleitung und Betreuung der Kinder an den 30 Standorten waren 1.279 Forstpaten und 1.244 Helfer im Einsatz. Die Wald-Jugendspiele Rheinland-Pfalz richten sich an 3. und 7. Klassen aller Schularten. Auf einem „Wissensparcours“ können die Kinder ihre Kenntnisse über Wald und Natur spielerisch messen. Zu lösen sind Aufgaben aus der Pflanzen- und Tierkunde, dem Natur- und Umweltschutz, der Forstwirtschaft und Jagd sowie zum umweltgerechten Verhalten in der Natur; zudem wurden sportliche Wettkämpfe geboten.m In einer Feierstunde am 27. 09. 2010 im Neuen Schloss in Simmern ehrten Ministerin Margit Conrad (MUFV), Landrat Winfried Werner, SDW-Vorsitzender und Sparkassendirektor Wende die Kinder der Siegerklassen und die Gewinner des Kreativwettbewerbs mit Preisen des Sparkassenverbandes und der SDW Rheinland-Pfalz.

ren (23 Kinder, Lehrer: Sven Miedreich) Landessieger Kreativ-Wettbewerb Thema: Wald-Kunst Im Rahmen des Kreativ-Wettbewerbs zum Thema „Wald-Kunst“ galt es aus Naturmaterialien Kunstwerke zu erstellen. Die Gewinner erhielten vom Sparkassenverband Rheinland-Pfalz Geldpreise für die Klassenkasse. Preisträger der ehemals 3. Klassen 1. Preis Klasse 4b, Grundschule Bitburg-Süd

Titel: XXXL-Altholzstuhl 2. Preis Klasse 8a, Private Hildegardisschule Bingen Titel: Riesenspinne im Netz

Ehrungen

Titel: Die drei Nestforscher

Landessieger Wald-Jugendspiele Die ehemalige Klasse 3 der Grundschule St. Peter und Paul, UrmitzBahnhof (25 Kinder, Lehrerin: Alexandra Reiner)

2. Preis Klasse 4b, Grundschule St. Marien, Saarburg Titel: Was in den Ästen steckt

Die ehemalige Klasse 7.2 der Realschule plus aus Sohren-Büchenbeu-

Preisträger der 7. Klassen 1. Preis Klasse 8d, Carl-Orff-Realschule plus, Bad Dürkheim

3. Preis Klasse 4, Heinrich-Weintz-Schule, Elmstein Titel: Unsere vielfältige Natur in Wald, Hecke und Flur

3. Preis Klasse 8a, Realschule plus, Gillenfeld Titel: Das Waldbett

Kontakt SDW · Rheinland-Pfalz Richard-Müller-Straße 11 67823 Obermoschel/Pfalz Tel.: 06362/99 32-00 Fax: 06362/56 44 48 E-Mail: sdw@sdw-rlp.de www.sdw-rlp.de Landesvorsitzender: Winfried Werner, Landrat

Klasse 8.2 Realschule plus Sohren

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Klasse 4 Grundschule St. Peter und Paul

Geschäftsführer: Dr. Gert-Wolfhart Guse SDW-Landesverbandsnachrichten


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Saarland

Waldrucksäcke für die vierten Klassen der Grundschule Steinrausch/Saarlouis

Der 6. September 2010 war für die Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen der Grundschule Steinrausch in Saarlouis ein ganz besonderer Tag. Immerhin hatten sie bereits in den vergangenen Wochen von ihren Lehrerinnen erfahren, dass an diesem Tag einige Leute zu Besuch kommen. Was genau passieren würde, wurde aber geheim gehalten. Entsprechend neugierig zogen die Schülerinnen und Schüler an diesem Morgen in den Medienraum der Schule ein, wo sie bereits von den Gästen erwartet wurden. Bevor es aber richtig losgehen konnte, stellte der Direktor, Herr Breunich zunächst die Gäste vor. So war z.B. die Stadt Saarlouis mit einer Vertreterin des Presseamtes vor Ort und einem der für die Schulen zuständigen Mitarbeiter, der die Grüße des Bürgermeisters übermittelte. Dies nahm der Direktor als Gelegenheit, den Kindern zu erklären, dass die Stadt Saarlouis für alle Dinge in der Schule verantwortlich ist. So auch für die dringend benötigten neuen Vorhänge des Medienraumes, was ein allgemeines Schmunzeln hervorrief. Einige der Kinder hatten natürlich bereits gesehen, dass in den mitgebrachten Kisten Rucksäcke deponiert waren, und so erklärte Herr Tock von der Heizölfirma Tock in SaarlouSDW-Landesverbandsnachrichten

is dann auch, wie die ganze Aktion abgelaufen ist. Als Kunde der Firma Innospec, die ein qualitätsverbesserndes Additiv für Heizöl herstellt und ein Preisausschreiben ins Leben rief, hatte man die Rucksäcke gewonnen. Als Saarlouiser Firma mit besonderen Beziehungen zum Stadtteil Steinrausch war schnell die Idee geboren, die Rucksäcke den Kindern der hiesigen Grundschule zu schenken. Da es sich um Waldrucksäcke handelt, ist als Partner der Aktion die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald auch nicht weit. So war auch der Geschäftsführer des Landesverbandes

Saarland, Herr Michael Keller nach Saarlouis gekommen und hatte zur Unterstützung der anschließenden kleinen waldpädagogischen Exkursion Herrn Stephan Dillmann dabei, der sich bereits lange ehrenamtlich in diesem Umfeld engagiert. So sei an dieser Stelle nur der „Lernort Natur“ der Vereinigung der Jäger des Saarlandes erwähnt, die im Bereich Ehrenamt bereits als „Saarlands Beste“ ausgezeichnet wurden. Nach der anschließenden Übergabe der Rucksäcke an die stolzen neuen Besitzer, konnten diese es kaum erwarten, den Inhalt gleich in der Praxis auf seine Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Also hieß es: Rucksäcke aufschnallen und ab nach draußen. Noch schnell vor der Schule ein Gruppenfoto geschossen, ging es zu einer nahegelegenen Gehölzgruppe. Dort stellte sich die ganze Truppe zu einer kleinen Kennenlernrunde auf. Nachdem man sich etwas „beschnuppert“ hatte, waren die Herren von der SDW akzeptiert und man rief sich nur beim Vornamen. Was man alles mit der Becherlupe anstellen kann, sollte das Leitthema der waldpädagogischen Stunde sein. Zunächst sorgte allerdings die darin bereits gefangene Spinne bei den Mädchen für den ers-

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Saarland

ten Schrecken, während die Jungs sie natürlich cool fanden. Aber das Plastiktier war nicht das Objekt der Begierde, sondern echt lebendes Kleingetier. Ausgehend von der Frage, wo denn das Laub, das im Herbst herunterfällt bleibt, und wieso der Haufen nicht immer größer wird, entspann sich eine lustige Diskussion. Das Laub fressen bestimmt die Rehe oder doch eher die Wildschweine, vielleicht aber auch die Raupen von Schmetterlingen? Schließlich hatte einer die geniale Idee, dass es wohl Krabbeltiere, wie z.B. Käfer sein könnten. Allerdings nicht der vorgeschlagene Mistkäfer. Der heißt ja auch Mistkäfer und nicht Laubkäfer. Zum Lösen des Rätsels half also nur, auf die Su-

che zu gehen, auf dem Boden kriechend und das bereits gefallene Laub umdrehend. Es dauerte nicht lange, und die ersten Käfer, Spinnen, Springschwänze und Kellerasseln konnten in den Becherlupen bestaunt werden. Die Funde wurden auch gleich kommentiert, wobei eine genaue Beobachtungsgabe hilfreich sein kann. Aussagen wie: „Meinem Tier fehlt ein Bein“ oder „mein Tier sieht aus wie eine Ameise mit Schwanz“, waren zu hören. Die nächste Aufgabe bestand darin, die gefangenen Tiere auf einem vorher ausgeteilten Arbeitsblatt zu zeichnen. Dies gelang den kleinen Naturforschern erstaunlich gut, wobei v.a. auch die Anzahl der Beine korrekt darzustellen war.

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Schließlich folgte die Auswertung, da jeder wissen wollte, was er denn gefangen hatte. Dazu wurde eine kleine Bestimmungstabelle ausgeteilt, die sich über die Anzahl der Beine und weitere markante Kriterien (Körperform, Flügel) bis zur Tierart kindlich leicht anwenden ließ. Nachdem jeder wusste, was er gefangen hatte und welche Funktion das Tier bei der Laubzersetzung hat, wurden die „Gefangenen“ in die wohlverdiente Freiheit entlassen. Alle Arbeitsschritte wurden von Herrn Dillmann erklärt, wobei die Kinder möglichst viel eigenständig entscheiden konnten. Hilfestellung war nur beim Suchen der Tiere oder bei der Feststellung der jeweiligen Art nötig.

Aufforstungsprojekt Missionshauswald in Sank Wendel – Zwei Edelkastanien für jeden verkauften Stuhl Die saarländische Büromöbelfirma viasit hat sich die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald als Partner für eines ihrer Umweltprojekte ausgesucht. Die Finanzierung wird über den Verkauf des Bürostuhles „linea-e“ sichergestellt. Mit der fachlichen Beratung des zuständigen Revierförsters hat die SDW in St. Wendel im Missionshauswald eine ca. 0,7 Hektar große Fläche ausgesucht, deren ehemaliger Fichtenbestand zunächst vom Käfer zerfressen und dann vom Wind gefällt wurde. Die Aufforstung erfolgte ohne vorheriges Beräumen direkt auf der Windwurffläche. Die zunächst stark dem Verbiss durch Rehwild ausgesetzten Pflanzen sind der Erfahrung nach dann sicherer, weil das Rehwild solche „unaufgeräumten“ Bereiche meidet. Statt der anfälligen Fichten wurden im November 2009 heimische Edelkastanien gepflanzt, die den klimatischen und ökologischen Veränderungen in unseren Breiten besser gewachsen sind. Praktisch erfolgte die Aufforstung nach dem Prinzip der Nesterpflanzung. So wurden 1.500 Exemplare der 80 bis 120 cm großen Heister gepflanzt, die bereits einen Vorsprung besaßen, um schnell aus der Äsung zu wachsen. Um das Risiko des Verbisses weiter zu senUnser Wald 6 I 2010

ken, wird die Fläche seitdem erfolgreich und intensiver bejagt. Bei einer Kontrolle im September 2010 konnte festgestellt werden, dass die empfindlichen Triebspitzen bis jetzt größtenteils verschont wurden. Als nächstes wird eine Ergänzungspflanzung durchgeführt, wobei auch zusätzliche Schutzmaßen für die kostbare Terminalknospe ins Auge gefasst werden, z.B. Schutzkappe aus Kunststoff. Da ein vielbegangener Premiumwanderweg („Tiefenbachpfad“) an der Fläche vorbeiführt, kann sich praktisch jeder Interessierte selbst ein Bild vom Fortgang des Projektes machen. Kontakt SDW · Saarland c/o Landkreis St. Wendel Mommstraße 27 66606 St. Wendel Telefon: 06851 / 801-261 Telefax: 06851 / 801-434 E-Mail: info@sdw-saar.de www.sdw-saar.de Landesvorsitzende: Udo Recktenwald, Landrat Geschäftsführer: Michael Keller

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Sachsen

4. Sächsische Waldkönigin gekürt Die Tharandter Forststudentin Sandy Münzner vertritt die Interessen des Sächsischen Waldes in den kommenden 2 Jahren. Als ein Höhepunkt des Forstballs anlässlich der Messe „Jagd & Angeln“ 2010 in Leipzig war die Krönung der frisch gekürten 4. Sächsischen Waldkönigin, Sandy Münzner durch den Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, Herrn Frank Kupfer. Im Beisein der Colditzer Birkenkönigin und der Sächsischen Erntekönigin übergab die 3. Sächsische Waldkönigin, Elisa Christine Wolf die Amtsgeschäfte an ihre Nachfolgerin. Die SDW Sachsen bedankt sich auf diesem Wege nochmals recht herzlich bei Elisa für die geleistete, erfolgreiche Arbeit und wünscht Sandy Münzner einen guten Start und viel Erfolg und Freude im neuen Amt. Die

Sächsische Waldkönigin wird ab diesem Jahr gemeinsam durch die SDW Sachsen und die agra-Veranstaltungs GmbH betreut. Bei Interesse an ei-

nem Auftritt der Sächsischen Waldkönigin wenden Sie sich bitte an die Landesgeschäftsstelle Sachsen der SDW.

In gut einem Monat endet ein ereignisreiches Jahr für unseren SDWLandesverband. Wir blicken auf zahlreiche Höhepunkte zurück, z.B. das 20. Bestehen der SDW in Sachsen mit unserer Jahreshauptversammlung in Dresden, die erfolgreichen Projekte „Waldjugendspiele“ und „Nachhaltigkeit und Biodiversität“, die Kooperation mit der Stadt Dresden, der Kastanienaktionstag, die Krönung der 4. Sächsischen und vieles mehr. All den Unterstützern, Mitwirkenden und Förderern,

(insbesondere das SMUL und der Staatsbetrieb Sachsenforst) vor allem aber allen Mitgliedern und Partnern sei der Dank des Landesvorstandes und der Geschäftsführung ausgesprochen. Für das bevorstehende Weihnachtsfest und den Jahreswechsel wünschen wir die notwendige Ruhe und Besinnlichkeit im Kreise von Familie und Freunden, verbunden mit den besten Wünschen für ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2011.

Waldmehrungsprojekt anlässlich der 20. Messe „Jagd und Angeln“ vom 08.10. - 10.10.2010 in LeipzigMarkkleeberg In Zusammenarbeit mit der Stiftung Wald für Sachsen und durch die Mitwirkung der Besucher zur Messe unterstützt die agra-Veranstaltungs GmbH die Waldmehrung in der Bergbaufolgelandschaft im Norden des BallungsSDW-Landesverbandsnachrichten

raumes Leipzig. Dazu wurden anteilig Erlöse aus dem Verkauf der Messe-Eintrittskarten zur Verfügung gestellt. Auf mehr als 1,2 ha Ödland in der Bergbaufolgelandschaft des Tagebaus Breitenfeld in der Gemarkung Wolteritz wird im Herbst 2010 ein Schutzwaldsystem angelegt (Auftakt am 03.11.2010). Es werden standortgerechte Baumarten

wie Traubeneiche, Winterlinde, Europäische Lärche, Wildbirne und Wildapfel mit einer naturnahen Waldsaumgestaltung mit Heckenrose, Schlehe, Schneeball, Weißdorn und Pfaffenhütchen gepflanzt. Dadurch wird eine Kohlendioxidbindung von ca. 12 Tonnen Kohlendioxid im Jahr erreicht.

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Sachsen

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Natürlicher Schutz junger Forstpflanzen vor Mäuseschäden Eine Schulklasse aus dem Waldschulheim Wahlsmühle hilft bei der Umsetzung eines Waldmehrungsprojekts in Oberpöbel Unterstützt durch die Stiftung Wald für Sachsen erwarb der Landesverband Sachsen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) 2008 landwirtschaftlich genutzte Flurstücke in der Gemarkung Schönfeld von der BVVG zum Zwecke der ökologischen Waldmehrung. Für die Realisierung von 4,2 ha Erstaufforstung wurde ein detailliertes Konzept erarbeitet und die Trägerschaft der Landwirtschaftsgesellschaft Hermsdorf mbH (bisheriger Bewirtschafter der Flächen) übertragen. Durch ein ortsansässiges Forstunternehmen erfolgte im Frühjahr 2010 die Anpflanzung von 8.600 St. Bergahorn, 1.000 St. Europ. Lärche, 2.500 St. Weißtanne, 2.400 St. Rotbuche und 1.600 St. Bergulme. Umsäumt werden die Teilflächen durch insgesamt 350 Sträucher, wie z.B. Hartriegel, Pfaffenhütchen und Haselnuss. Die neue Waldfläche dient künftig dem Hochwasserschutz durch die Bewaldung des Steilhanges, dem Klimaschutz durch die Bindung von bis zu 45 t CO2 pro Jahr und der Schaffung von Lebensraum für zahlreiche

Vogel- und Insektenarten. Zur Sicherung der Kulturentwicklung wurden am 26.10.2010 gemeinsam mit 25 Grundschülern aus Dresden, die zurzeit das Waldschulheim Wahlsmühle besuchen, Bussard-Krücken aufgestellt. Somit sollen auf natürliche Art und Weise die Pflanzen vor Mäuseschäden in den Herbst- und Wintermonaten geschützt werden (Der schneereiche Winter 2009/2010 hat der Mäusepopulation auf der Fläche offensichtlich keinen Schaden zugefügt.). Die Kinder lernen dabei die

Nutzung des natürlichen Gegenspielerpotenzials (Greifvogel-Mäuse) als Maßnahme des integrierten Forstschutzes auf Erstaufforstungsflächen kennen. Mit Erdlochbohrer, Spaten und Muskelkraft (siehe Fotos) wurden insgesamt 5 Sitzgelegenheiten für die Greifvögel errichtet. Nach getaner Arbeit konnten sich die Schüler am zünftigen Feuer wärmen und Würstchen an selbst geschnitzten Spießen grillen. Auch künftig sollen Schülergruppen des Waldschulheims Wahlsmühle die Entwicklung der Artenvielfalt und der Forstpflanzen auf diesen Flächen beobachten können. Kontakt SDW · Sachsen Floßplatz 13 · 04107 Leipzig Tel. 0341/3090814 Fax: 0341/3090888 E-Mail: sdw-sachsen@gmx.de Landesvorsitzender: Dr. Eberhard Lippmann Geschäftsführer: Olaf Kroggel

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Sachsen-Anhalt

Manfred Lutscher verstorben den Vorsitz kandidierte, stellte er seine ganze Kraft dem neuen Landesvorsitzenden und dem Landesverband als Vorstandsmitglied für Forstpolitik zur Verfügung. Als Gründungsmitglied des Landesforstvereins Sachsen-Anhalt unterstützte er diesen aktiv auf vielen Veranstaltungen und darüber hinaus im Vereinsleben.

Manfred Lutscher, geboren am 12.06.1939 in Rade, Kreis Herzberg war engagierter Forstmann mit Leidenschaft. Er begann seine Laufbahn als Revierleiter, wurde Abteilungsleiter Rohholzbereitstellung und später Fachdirektor für Produktion. Nach der Wende bis zum Eintritt in den Ruhestand war er Dezernatsleiter für Forstwirtschaft beim Regierungspräsidium Magdeburg. Das Leben Manfred Lutschers vollzog sich in einem einzigartigen Zusammenwirken von Forstwirtschaft, Kultur und Ehrenamt. 1972 war er der Mitbegründer des Forstchores Flechtingen, der 2007 sein 35-jähriges erfolgreiches Bestehen feierte und dessen 1. Vorsitzender er bis zu seinem Tode war. Weiterhin war er der Leiter einer Jagdhornbläsergruppe, aus der sich heute eine der führenden Jagdhornbläsergruppen des Landes Sachsen-Anhalt entwickelte. Nach der Wende engagierte sich Herr Lutscher neben seiner weiteren kulturellen Tätigkeit zusätzlich sehr intensiv auf forstpolitischem Gebiet. Im Landesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) wirkte er zuerst als Vorstandsmitglied, dann, in einer für die SDW schwierigen Zeit ab 2001 für 5 Jahre als Landesvorsitzender. Nachdem er nicht mehr für SDW-Landesverbandsnachrichten

Im „Aktionsbündnis Wald“, einer zeitweiligen Vereinigung aller größeren Umweltverbände des Landes, in dem die SDW und der Landesforstverein Mitglied waren, fungierte er als Sprecher. Dabei nutze er seinen Einfluss, um unabhängig von parteiund organisationspolitischen Einflüssen zur Entscheidungsfindung der Regierung und des Parlamentes zur forstlichen Organisationsstruktur, zur Erhaltung des Landeswaldes und zum Waldschutz mit fachlich fundierten Vorschlägen beizutragen. Mit der persönlichen Initiierung und Umsetzung von 3 ressortübergreifenden Waldkonferenzen ab 2004 wurden für Sachsen-Anhalt neue Maßstäbe gesetzt. Das Ziel bestand darin, Umweltbildung und Waldpädagogik im Spannungsfeld der Bildung für nachhaltige Entwicklung so zu vernetzen, dass Synergieeffekte bei den Institutionen, Forstleuten, Lehrern und Schülern erreicht werden. Mit erstmalig gemeinsamen Veranstaltungen des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums, des Kultusministeriums und später noch des Arbeits- und Sozialministeriums sind wertvolle Initialzündungen ausgelöst worden. Überragende Verdienste hat sich Herr Lutscher bei der Entstehung des „Haus des Waldes" im Schloss Hundisburg erworben. Herr Lutscher hatte erkannt, dass es im Lande eines integrierenden Kommunikations- und Bildungszentrums bedurfte, um den in und um den Wald konkurrierenden Waldnutzern und Waldschützern eine neue Plattform zu bieten und vor allem aber für die Kinder ein praxisnahes Kompendium zur Umweltbildung zu schaffen.

Manfred Lutscher war seit 1991 1. Vorsitzender des Fördervereins Haus des Waldes Haldensleben. Im Jahr 2004 wurde die ständige Walderlebnisausstellung auf der gesamten unteren Etage eröffnet. Sie ist die einzige ihrer Art in Sachsen-Anhalt und zeichnet sich dadurch aus, dass Konfliktfelder angesprochen und Lösungsansätze vorgestellt werden. Mit der Eröffnung der ständigen Ausstellung „16. 000 Jahre Wald-, Forst- und Jagdwirtschaft“ im Obergeschoss wurde das Haus des Waldes im Jahre 2005 komplettiert. Diese Ausstellung wurde durch Herrn Manfred Lutscher selbst zu großen Teilen mit verwirklicht. Der durch Herrn Lutscher geleitete Förderverein Haus des Waldes Haldensleben organisierte in der Vergangenheit eine Vielzahl von Kunstausstellungen, Konzerten, Sonderausstellungen und Bildungsveranstaltungen, um die Attraktivität für die jährlich mehr als 12.000 Besucher ständig zu erhöhen. Manfred Lutschers ehrenamtliches Engagement währte über 53 Jahre. Er widmete ihm nicht nur einen großen Teil seiner Freizeit, sondern leistete selbst einen hohen persönlichen finanziellen Beitrag. Am 11. September erlag er seiner schweren Erkrankung. Für sein ehrenamtliches Engagement wurde ihm postum die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt vom Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, verliehen und vom Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Dr. Hermann-Onko Aeikens im Anschluss an seine Beisetzung seiner Frau überreicht. Die Vereine werden sein Andenken in großer Dankbarkeit bewahren. Haldensleben, im September 2010 Landesforstverein Sachsen-AnhaltSchutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Sachsen-Anhalt Förderverein Haus des Waldes Haldensleben

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Sachsen-Anhalt

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20 Jahre Jugendwaldheim „Drei Annen“ – 20 Jahre Jugendwaldheime in Sachsen-Anhalt Am 3. Oktober 1990, genau zum Tag der Deutschen Einheit, öffnete das Jugendwaldheim „Drei Annen“ im Oberharz seine Pforten. Damit ist es das Dienstälteste der fünf Jugendwaldheime in Sachsen-Anhalt – ein guter Grund zum Feiern. 20 Jahre Jugendwaldheime in Sachsen-Anhalt reihen sich ein in den Reigen großer und kleiner Jubiläen, die dieser Tage begangen werden. Vor 20 Jahren war es nur schwer vorstellbar, dass das Modell Jugendwaldheime in Sachsen- Anhalt bundesweit eine beispielgebende Rolle übernehmen sollte. Die fünf Jugendwaldheime in Sachsen- Anhalt, drei davon befinden sich im Betreuungsforstamt Harz, haben sich zusammen mit dem Haus des Waldes als Zentren der Waldpädagogik profiliert. Bereits mit dem Runderlass des Kultusministeriums vom 28.04.1992, „Richtlinie zur ökologischen Bildung von Schulen in Sachsen-Anhalt“ wurden Jugendwaldeinsätze als eine Form der Umweltbildung empfohlen. Bundesweit ein Novum war die Qualifizierung der Mitarbeiter und Leiter der Jugendwaldheime zu zertifizierten Waldpädagogen im Jahr 2008. Mit der Bildung des Landeszentrum Wald zum 1.01.2010 sind die Aufgaben und Anforderungen an die Jugendwaldheime deutlich gewachsen. Im § 26a Landeswaldgesetz SachsenAnhalt sind die Aufgaben der Waldpädagogik und forstlichen Öffentlichkeitsarbeit gesetzlich verankert. Die Wirkung der Jugendwaldheime geht zunehmend über die Jugendwaldheimeinsätze hinaus. Regionale Waldjugendspiele, Gewinnung und Begleitung von Kindertagesstätten bei der Aktion „ Waldfüchse „ der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, aber auch Aktivitäten im Rahmen der UNO- Dekade zur Bildung für nachhaltige Entwicklung nehmen immer mehr Raum ein. Unser Wald 6 I 2010

Jugendwaldheime als zunehmend Zentren für die waldpädagogische Arbeit in Sachsen- Anhalt dar.

Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen- Anhalt, Herrn Dr. Hermann- Onko Aeikens beim Grußwort Unsere feierliche Veranstaltung zum 20. Geburtstag des Jugendwaldheimes „ Drei Annen „ fand am 6.Oktober 2010 statt. Ganz besonders haben wir uns gefreut, dass wir den Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen- Anhalt, Herrn Dr. Hermann- Onko Aeikens, begrüßen durften. Weitere Gäste waren der Landrat des Landkreises Harz, Herr Dr. Michael Ermrich, der Oberbürgermeister der Stadt Wernigerode, Herr Peter Gaffert, Frau Angela Gorr, MdL, CDU, Herr Ralf Geisthardt, MdL, CDU, gleichzeitig Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Sachsen- Anhalt, Herr Gerhard Miesterfeldt, MdL, SPD, Herr André Lüderitz, MdL, DIE LINKE sowie den Betriebsleiter des Landeszentrum Wald, Herr Dietmar Specht, der Leiter des Hauses des Waldes, Herr Stefan Heinzel und langjährige Wegbegleiter und Mitarbeiter des Forstamtes. Nach der Begrüßung durch den Betriebsleiter des LZWald, Herrn Specht und den Grußworten des Landrates, Herrn Dr. Ermrich und des Oberbürgermeisters, Herrn Gaffert, sprach Herr Minister Dr. Aeikens zum Thema: „20 Jahre Jugendwaldheime in Sachsen- Anhalt- 20 Jahre praktizierte Bildung für nachhaltige Entwicklung“ Anschließend stellte Frau Karin Klinghardt, Leiterin des JWH Blankenburg, Betreuungsforstamt Harz, die

Herr Jörg Wache, Vorarbeiter im JWH „Drei Annen“ schilderte seine Arbeit mit den Jugendlichen. Alice und Anne von der Sekundarschule in Landsberg bei Halle, die mit ihrer Klasse gerade im JWH weilten, berichteten über ihren Aufenthalt, ihre Eindrücke und Erlebnisse beim Jugendwaldeinsatz. Nach angeregter Diskussion fand ein Rundgang durch das Objekt und Gelände des Jugendwaldheimes statt. Dabei konnten sich die Anwesenden über die moderne, aber doch gemütliche Unterkunft informieren und auch den Jugendlichen beim Arbeiten, Lernen und sportlicher Betätigung über die Schultern schauen. Die Schierker Jagdhornbläser begleiteten das anschließende gemeinsame Wildschweinessen. Übrigens, auch Petrus hat diesen Tag als etwas Besonderes angesehen und uns einen goldenen Oktobertag beschert. Sabine Mané Forstamtsleiterin Betreuungsforstamt Harz

Kontakt SDW · Sachsen-Anhalt Maxim-Gorki Straße 13 39108 Magdeburg Tel.: 0391/66 28 37 2 Fax: 0391/66 28 37 4 E-Mail: sdw-sa@t-online.de Landesvorsitzender: Ralf Geisthardt MdL Geschäftsführerin: Sabine Sonnenberg

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Schleswig-Holstein

Investieren in die Zukunft junger Menschen Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten bieten in bewährter Zusammenarbeit im Jugendwaldheim Hartenholm zwei jungen Menschen die Möglichkeit zur Ableistung eines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ). Im Rahmen des einjährigen freiwilligen Engagements erhalten die Teilnehmer einen Einblick nicht nur in die Arbeit im Jugendwaldheim, sondern insbesondere in die Arbeit der Forst- und Holzwirtschaft. Im Jugendwaldheim Hartenholm werden Schulklassen vorwiegend aus Schleswig-Holstein in 5- bis 12-tägigen Aufenthalten an den Lebensraum Wald herangeführt. Dies geschieht am

Vormittag durch praktische Mitarbeit bei leichten Waldarbeiten unter intensiver Anleitung von erfahrenen Forstwirten. An den Nachmittagen findet ein wechselndes Workshopprogramm in Kleingruppen unter Anleitung der Heimleitung, der Forstwirte oder auch der Teilnehmenden des FÖJ (z.B. Herstellen von Naturkosmetik). Hauptaufgabe der Freiwilligen ist die Mitbetreuung der Schüler und die praktische Mitarbeit im Jugendwaldheim. Dazu gehört neben der Gruppenleitung bei der Waldarbeit am Vormittag auch die Mitarbeit beim Nachmittagsprogramm. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, eigene Ideen werden von den Teilnehmern eingebracht. Zum Aufgabenbe-

Gerne im Einsatz für Schüler und Jugendliche im Jugendwaldheim reich gehören auch Büroarbeit und etwas Mithilfe in der Hauswirtschaft, sowie die Betreuung eines Schülerkiosks. Auch gärtnerische und landespflegerische Arbeiten sowie die Mithilfe in der Holzwerkstatt sind Teil der Erfahrungen, die die Freiwilligen während des Jahres sammeln können. Die Teilnehmenden des FÖJ begleiten somit sowohl die Bildungsarbeit als auch die Forstpraxis und entwickeln nach Neigung eigene Projekte, welche den eigenen Lernprozess und die Arbeit der Einrichtung fördern (z.B. Entwicklung eines eigenen Workshops für den Nachmittag, Durchführung eines eigenen FÖJ-Projekts). Zudem dient ein solches Jahr natürlich auch der persönlichen Weiterentwicklung und Orientierung für den weiteren Lebensweg.

Bei der Arbeit mit Schülern im Jugendwaldheim

Johanna Thaetner Leiterin im Jugendwaldheim Hartenholm

Exkursion nach Greifswald – Usedom Zu einer gut besuchten Exkursion nach Greifswald- Usedom luden die Kreisfachberater für Umwelt und Wald im Kreis Plön , Dorle Gernhardt und Jörg Fister ,den Arbeitskreis für Schulwald ein, die von unserem Vorsitzenden Klaus Schlenzka wieder einmal hervorragend vorbereitet worden war. Am Freitag, dem 24.9. standen die Struktur und die Schutzfunktion des Waldes auf Usedom im SDW-Landesverbandsnachrichten

Vordergrund, die uns Förster Rath nahe brachte beginnend mit der Organisation und Aufgaben des Forstamts Neu Pudagla. Er führte uns zunächst durch den sehenswerten „Usedomer Gesteinsgarten“, der die Entstehungsgeschichte der Landschaft mit Beispielen der eiszeitlichen Gesteine erklärte, und dann die sehr zahlreichen Exponate der Waldausstellung im Nebengebäude des Forstamtes,

die von bis zu 50 000 Touristen jährlich besucht werden. Eindrucksvolle Beispiele der Waldnutzung und ~ zerstörung für den Massentourismus in Richtung Ahlbeck schlossen sich an. Eine ähnliche Problemlage zeigte sich auch im Küstenabschnitt zwischen Bansin und Ückeritz, wo durch riesige Campinganlagen im Wald unmittelbar hinter Unser Wald 6 I 2010


Schleswig-Holstein

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der Küstendüne Zerstörungen nicht ausgeblieben waren und der jetzt mühsame Wiederaufbau betrachtet werden konnte. Ein Blick in das Naturschutzgebiet „Streckelsberg“, der die besondere Bedeutung des Waldschutzes für die Steilküste zeigte, schloss den „ Wald“ teil der Exkursion ab. Der zweite Tag war dem Rast- und Nahrungsgebiet für Zugvögel auf der Greifswalder Oie, einer kleinen etwa eineinhalb Stunden Schifffahrt vom Fischerhafen Freest entfernten 54 ha großen Insel, gewidmet. Herr Mathias Mähler vom Verein Jordsand, der das Naturschutzgebiet mit bis zu 12 Mitarbeitern leitend betreut, erläuterte uns zunächst auf einem Rundgang über die Insel die Naturgeschichte der Oie und im zweiten ornithologischen Teil die Fangnetze zur Vogelberingung und die Erfassung und Beringung an einigen Beispielen im Stationsgebäude des Vereins. Dieser Tag schloss dann mit einem kulturgeschichtlichen Teil , der berühmten Klosterruine Eldena , die C.D. Friedrich als Vorlage mehrerer Gemälde diente, und einem Rund-

Mit Förster Rath bei der Wanderung zwischen Bansin und Ückeritz. gang durch die Greifswalder Wiek und einem historischen Überblick im Zentrum Greifswalds ab. Der dritte und letzte Tag bot dann noch einmal einen Höhepunkt besonderer Art: Prof. Dr. Röpcke , der Cousin unserer Kollegin Astrid Jantzen-Lengnik, zeigte uns mit zwei Mitarbeitern, einem Doktoranden und einem Entwicklungsingenieur, das Leibniz-Institut für Plasmaforschung

und Technologie Greifswald ( Sonntag!), in dem plasmaphysikalische Grundlagen in verschiedensten Anwendungen u.a. für Umwelttechnik erforscht und für die wirtschaftliche Nutzung erschlossen werden.( Wir durften eine abgasanalytische Forschung und eine Pilotanlage für die Nutzung sehen.) Rüdiger Wertz Kreisgeschäftsführer

Mitgliederversammlung 2010 im Kreisverband Herzogtum Lauenburg Die diesjährige Mitglieder-versammlung des Kreisver-bandes Herzogtum Lauenburg fand am 25. September in Lehmrade statt. Zuvor trafen sich die Mitglieder auf dem Park-platz „Tiefe Kuhlen“ im nahe gelegenen Waldgebiet „Lehmrader Tannen“, das zu den

Führung durch die Lauenburgischen Kreisforsten Unser Wald 6 I 2010

Lauenburgischen Kreisforsten gehört. Unter Leitung von Forstdirektor a. D.

mussten auf viele sachkundige Fragen plausible Antworten finden.

Dr. Gerhard Riehl und dem zuständigen Förster Forstamtmann Jens Schwichtenberg wurde anhand unterschiedlicher Waldbilder die Neubildung von Wald im Laufe der letzten 100 Jahre sehr anschaulich vor Augen geführt. Wie z.B. aus der Aufforstung armer Sandäcker mit Kiefer und Fichte über Voranbau von Douglasie und Buche sowie Eiche-Naturverjüngung aus Hähersaat vielseitige Mischbestände aus Laub- und Nadelbäumen im kleinflächigen Wechsel entstehen können.

Manfred Wübbels Kreisgeschäftsführer

Die Teilnehmer zeigten sich sehr interessiert und die beiden Forstleute

Kontakt SDW · Schleswig-Holstein Rendsburger Str. 23 24361 Groß Wittensee Tel.: 04356/98 66 12 Fax: 04356/98 68 73 E-Mail: SDW-SH@t-online.de www.sdw-sh.de Landesvorsitzende: Dr. Christel Happach-Kasan MdB Geschäftsführerin: Frauke Schramm

SDW-Landesverbandsnachrichten


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Thüringen

Bekanntgabe des schönsten „Thüringer Baum des Jahres 2010“ Dem Einsender, Herrn H. Scholz aus Wittmannsgereuth, wurden am 16. September 2010 durch den Geschäftsführenden Vorstand der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Thüringen e.V., Herrn Bernd Becker, und der Geschäftsführerin der SDW Thüringen, Frau Birgit Luhn als Anerkennung eine Familieneintrittskarte für den „egapark“ Erfurt persönlich überreicht.

Foto: SDW Thüringen

Herr Becker gratuliert Herrn Scholz zur Auszeichnung für die „schönste Vogelkirsche Thüringens“. Nachdem das Kuratorium „Baum des Jahres“ am 22.10.2009 die Vogelkirsche (Prunus avium L.) zum Baum des Jahres 2010 ausrief, startete unser Landesverband im Frühjahr 2010 einen Aufruf zur Suche nach der schönsten Vogelkirsche Thüringens und stellte Familieneintrittskarten zum Besuch des „egaparks“ in Erfurt für die Einsender der aussagekräftigsten Fotos als Anerkennung zur Verfügung. Die aussagekräftigsten Bilder sandte Herr Hubertus Scholz aus Wittmannsgereuth (Saalfelder Höhe) im

Landkreis Saalfeld-Rudolstadt zu. Seine Vogelkirsche wurde von der Jury aus allen Einsendungen zum schönsten „Baum des Jahres 2010“ Thüringens gewählt. Der Baum mit einem angenommen Alter von ca. 80 Jahren besticht durch eine weitausladende Krone, die er durch den optimalen Einzelstandort auf einer Wiese entwickeln konnte. Beachtlich ist auch die Ausbildung von unterschiedlichen Kronenbreiten von 14 m in Nord-Südund 17 m in Ost-Westausrichtung, verursacht durch die vorherrschenden Wetterverhältnisse auf 600 m ü.NN.

Weitere 2 Einsender von Fotos bemerkenswerter Vogelkirschen, wurden ebenfalls mit je einer Familieneintrittskarte für den „egapark“ Erfurt gewürdigt. 2. Platz: Vogelkirsche in Crossen a. d. Elster, zugesandt von Herrn Günter Troche aus Eisenberg 3. Platz: Vogelkirsche im Eichental in Saalfeld, zugesandt von Frau Claudia Swirski aus Saalfeld

Foto: SDW Thüringen

Die Preisträgerin

Verleihung des Waldpädagogikpreises „Ecki“ Am 04.Oktober lud unser Landesverband zur Abschlussveranstaltung der Wald-Jugendspiele 2010 und der gleichzeitigen Verleihung des Waldpädagogikpreises „Ecki“ 2010 in den Thüringer Landtag nach Erfurt ein. Neben den Bediensteten der 28 Thüringer Forstämter, vier Schulklassen die an den diesjährigen WaldJugendspielen teilgenommen haben und natürlich der drei Preisträger des SDW-Landesverbandsnachrichten

Waldpädagogikpreises „Ecki“ freuten wir uns besonders über das Kommen der Thüringer Landtagspräsidentin, Frau Birgit Diezel, und des Thüringer Ministers für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz, Herr Jürgen Reinholz. In ihren Grußworten unterstrichen sowohl Frau Diezel als auch Herr Reinholz die Bedeutung der Wald-Jugendspiele und der Waldpädagogik, welche in unserem

Freistaat einen immer größeren Stellenwert einnehmen. Gemeinsam mit dem Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur organisiert die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Thüringen e.V., seit dem Jahr 1993 die Unser Wald 6 I 2010


Thüringen

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vatpersonen, waldpädagogisch engagierte Vereine, hauptberufliche Waldpädagogen und pädagogische Einrichtungen bewerben, die in den Jahren 2008/2009 Projekte waldpädagogischer Natur durchgeführt haben. Foto: SDW Thüringen

SDW-Landesvorsitzender Herr Wierlacher und der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz, Herr Reinholz überreichen den „Ecki“ mit Urkunde an den Erstplatzierten, die Grundschule Uhlstädt. Wald-Jugendspiele in den Forstamtsbereichen des Freistaats. Ungefähr 10.000 Schüler und Kindergartenkinder erleben jährlich einen spannenden und lehrreichen Tag im Wald. Mit der Auslobung und Verleihung des Waldpädagogikpreises „Ecki“ möchten wir die Bedeutung der Waldpädagogik bei der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen hervorheben. Kinder und Jugendliche sollen durch Waldpädagogik in die Lage versetzt werden langfristig, ganzheitlich und vor allen Dingen verantwortungsvoll und zukunftsfähig zu denken und zu handeln. Dabei darf Waldpädagogik sich nicht auf die reine Wissensvermittlung beschränken, das Wissen muss mit dem eigenen Erleben im Wald verbunden werden, so dass eine nachhaltige pädagogische Wirkung möglich ist und der Naturentfremdung entgegengewirkt wird. Für den „Ecki“, der alle zwei Jahre verliehen wird, konnten sich in diesem Jahr ehrenamtlich tätige Pri-

Foto: SDW Thüringen

Gruppenbild der glücklichen Gewinner. Unser Wald 6 I 2010

Den ersten Preis erhielt die Arbeitsgemeinschaft „Wald und Natur“ der Ganztagsschule in Uhlstädt (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt). Die AG ist ein gemeinsames Projekt der Schule und des Forstreviers Weißbach im Thüringer Forstamt Paulinzella bei der die Schüler der Klassenstufen 2 bis 4 im Schuljahr an 25 Nachmittagsveranstaltungen thematische Exkursionen mit dem Revierförster Maik Meißner in den Wald unternehmen. Bei diesen Veranstaltungen bestimmen die Kinder

Foto: SDW Thüringen

Landtagspräsidentin Frau Birgit Diezel mit den Drittplatzierten. schen Lerneffekt, welchen der Walderlebnispfad bietet, die Naturverbundenheit der Kinder zu fördern. Den dritten Preis bekam die Staatliche Grundschule Greußen die gemeinsam mit Herrn Frank Spundflasch Waldprojekttage durchführt. Kindgemäß aber auch lehrplangerecht werden die Kinder so an die Natur herangeführt.

Foto: SDW Thüringen

Voller Stolz nimmt Herr Leipold seinen Preis entgegen. u.a. Baum- und Pflanzenarten, lernen die Bedeutung von sauberem Wasser, orientieren sich im Wald mit Karte und Kompass, beobachten den Wald mit seinen jahreszeitlichen Veränderungen. Mit der Arbeitsgemeinschaft verfolgen die Schule und der Revierförster das Ziel die Kinder an die heimische Natur heranzuführen, ihnen Wissen über ökologische Zusammenhänge zu vermitteln und so ihr Selbstbewusstsein durch Erhöhung des Kenntnisstandes über die Umwelt zu stärken. Der zweite Preis ging an Herrn Helmut Leipold, der in Rieth, im Landkreis Heldburg, in Eigeninitiative den „Walderlebnispfad Nonnenholz“ angelegt hat. Sein Ziel ist es, Kindergartengruppen und Schulklassen durch den spieleri-

Wir sind uns sicher, dass sich die Waldpädagogik in Thüringen in der Zukunft weiterhin als erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung mit großer Bedeutung erweisen wird und Kinder durch Wald-Jugendspiele und engagierte Waldpädagogen den Wert des Waldes schätzen und lieben lernen.

Kontakt SDW · Thüringen Lindenhof 3 99998 Weinbergen/OT Seebach Tel.: 03601/42 70 40 Fax: 03601/40 29 03 E-Mail: info@sdw-thueringen.de www.sdw-thueringen.de Landesvorsitzender: Matthias Wierlacher Geschäftsführerin: Birgit Luhn

SDW-Landesverbandsnachrichten


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