microNews Mai 2010

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Mitteilungen aus der Mikrotechnologie-Initiative Zentralschweiz

Ausgabe Mai 2010

Sonderausgabe zum

microDay 2010 25. Mai 2010, KKL Luzern

Mikrotechnologie:

Zentral schweizer Top-Firmen ziehen an einem Strick Micro Center Central-Switzerland in Zusammenarbeit mit

centre suisse d’électronique et de microtechnique

Arbeitsplätze:

Zulieferer und Partner profitieren von Pionieren


maxon DC motor Präzis, effizient, langlebig.

maxon-Antriebe auf dem Mars.

Wenn es drauf ankommt. Auch die Raumfahrt setzt auf unsere Antriebssysteme. Die stecken z.B. in den beiden NASA-Rovern, die seit 2004 auf dem Mars unterwegs sind.

Bei den Marsmobilen treiben maxon-DCMotoren Räder, Lenkung, Roboterarme, Gesteinsbohrer und Kamerabedienung an. Dabei müssen die Antriebssysteme Temperaturwechsel von ca. –120 °C bis + 25 °C, Erschütterungen, Sandstürme und die spezielle Atmosphäre aushalten.

Das maxon-Produktprogramm ist modular aufgebaut und besteht aus: bürstenlosen sowie bürstenbehafteten DC-Motoren mit eisenloser maxon-Wicklung, Flachmotoren mit Eisenkern, Planeten-, Stirnrad- und Spezialgetrieben, Istwertgebern und Steuerelektronik.

maxon motor ist der weltweit führende Anbieter von hochpräzisen Antrieben und Systemen bis 500 Watt. maxon motor steht für kundenspezifische Lösungen, höchste Qualität, Innovationskraft und ein weltweites Vertriebsnetz. Testen Sie uns: www.maxonmotor.com


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Sonderausgabe zum microDay 2010

Editorial

Inhalt

Wenn sich die ersten Knospen in den Gärten und Parks zu öffnen beginnen, sind dies deutliche Anzeichen des Frühlings. Nach dem dunklen Wirt schafts winter sind auch in der Welt der Wirt schaft die Anzeichen eines Frühlingserwachens unübersehbar. Doch was hat sich verändert über den harten Winter? Nichts, sind viele von uns überzeugt. Die überrissenen Boni in der Finanz wirtschaft reizen weiterhin zu hohen Risiken und – was gerade für den westlichen Werkplatz immer verheerender wird – sie motivieren viele Schul abgänger, ihr Einkommen im Finanzsektor zu maximieren. Dadurch fehlen der Schweizer Hoch technologie-Industrie Spezialisten und Füh rungskräfte. Seit zehn Jahren setzt sich das MCCS mit seiner Mi krotechnologie-Initiative für den Techno lo giestandort Zentralschweiz ein, um genau diesem Trend entgegenzuwirken und die «U(h)rKom petenz» der Schweiz in den mecha n ischelektronischen Präzisionstechno logien zu fördern. Dies mit gutem Erfolg, konnten doch Hunderte wertschöpfungsintensiver Arbeits plät ze im Rahmen der MT-Initiative geschaffen werden. Das CSEM Zentralschweiz als Zentrum für Forschung und Entwicklung mit inzwischen über 40 hochqualifizierten Mitarbeitern, die Zentral schweizer Hochschulen und technischen Bil dungs institute, sowie die im MikrotechnologieCluster vernetzten Industriefirmen bilden eine starke Basis für die Festigung und den Ausbau dieser wichtigen Arbeitsplätze in der Zentral schweiz. Durch die finanzielle Unterstützung der Technologieforschung in der Zentralschweiz tragen die Kantone zur Erhaltung dieser erfolgreichen Gemeinschaft von Privatwirtschaft, Aus bil dungsstätten und der öffentlichen Hand bei,

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ohne die einige der noch über 100’000 IndustrieArbeitsplätze verloren gingen. Nach zehn Jahren beginnt für das MCCS und die Mikrotechnologie-Initiative eine neue Phase. Mit der Ziel set zung stellt sich die Frage nach den Megatrends der Zukunft. In einem sind sich die Zukunfts forscher einig, die Megatrends basieren hauptsächlich auf drei Säulen: der Globalisie rung, dem Be darf an Nachhaltigkeit und den demografischen Veränderungen der Bevölkerungs strukturen. In den sich daraus entwickelnden Megatrends spie len Innovationen und neue Tech nologien die entscheidende Rolle. Innovationen in Mikro- und Nano technologie, Robotik und Gentechnologie sind dabei die meist genannten Fak toren für das erfolgreiche Wirtschafts wachs tum der Zukunft. Ein weiteres Argument für die Mikro technologie-Initiative, welche zwei der drei Fak toren (Mikro-/Nanotech no logie und Ro bo tik) am F&E-Zentrum in Alp nach unterstützt. Der Werkplatz Schweiz ist für die Erhaltung des Wohlstandes in unserem Land von grösster Be deutung. Dies nicht nur aufgrund des Haupt an teils im Export sowie als Auftraggeber für viele Dienstleister, sondern auch als nachhaltig wertschöpfender Wirtschaftsbereich. Ein Finanzplatz ist weniger ortsgebunden, politische und fiskalische Änderungen können kurzfristig markante Veränderungen erzeugen. Der Frühling kommt, gies sen und düngen wir vor allem diejenigen Pflan zen, welche uns auch in Zukunft den erwünschten Wohlstand sichern, und setzen wir auch auf die zweite Säule der Mega trends, die Nachhaltigkeit! Jürg Strub, VR-Präsident MCCS

Von der Kooperation profitieren alle

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«Wir brauchen den Technologie-Cluster»

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Mikrotechnologie-Netzwerk Zentralschweiz

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Neue Arbeitsplätze, neue Arbeitskräfte

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Programm microDay 2010, 25. Mai 2010, KKL Luzern

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Mehr Kunden trotz Krise

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Ausbildung mit Praxisnähe

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Kleiner, leistungsfähiger, günstiger

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Von der Kooperation profitieren alle Der Mikrotechnologie-Cluster hat sich zum schweizweiten Vorbild für die Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft gemausert. Einen Cluster für Mikrotechnologie in der Zentralschweiz zu schaffen war im Jahr 2000 keine besonders naheliegende Idee. Damals sprach man von den riesigen Chancen des Internets und dem Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft. Die Produktion von Mikrotechnologie, so schien es, würde ohnehin in wenigen Jahren komplett nach Asien verlegt sein. Wie man heute weiss, kam es anders. Nur zwei Jahre nach dem Höhepunkt des Hypes waren viele Internetfirmen Konkurs. Und in der Zentralschweiz gibt es immer noch Industriebetriebe. Zu ihnen gehört die Luzerner Schurter AG. Obwohl die Firma auf den ersten Blick einfache Produkte herzustellen scheint, kooperiert sie seit Jahren mit dem CSEM in Alpnach. Die von Schurter hergestellten Komponenten werden immer kleiner. Kleinstsicherungen sind nur noch zwei Millimeter gross. Das Handling solch kleiner Bauelemente kann zum Beispiel nicht mehr von Hand erfolgen. «Eine Automatisierung ist unabdingbar, aber leider auch technisch äusserst anspruchsvoll», erklärt Verwaltungsratspräsident Hans-Rudolf Schurter. Deswegen entwickelt man zusammen mit dem CSEM in Alpnach einen Roboter, der die

winzigen Bauteile schnell und exakt platziert. Firmen wie Schindler, Komax, Schurter, maxon und Roche Diagnostics sind dabei Hans-Rudolf Schurter hat die wachsende Bedeutung der Miniaturisierung für sein Unternehmen bereits vor zehn Jahren erkannt. Die Schurter AG gehört deswegen zu den Gründungsaktionären der MCCS AG (siehe Box). Genauso wie eine ganze Reihe weiterer Zentralschweizer Vorzeigebetriebe, etwa Schindler, maxon oder Komax. Die mittlerweile 16 Aktionäre bilden eine Säule, welche den Mikrotechnologie-Cluster trägt. Hinzu kommen das Forschungs- und Entwicklungszentrum CSEM in Alpnach und die sechs Zentralschweizer Kantone. Diese Trägerschaft aus Politik, Wirtschaft und Forschungsinstitutionen hat sich bewährt. So gut, dass Matthias Michel, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Zug, sagt: «Der Mikrotechnologie-Cluster ist für mich ein Vorbild in Sachen Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft nach dem Modell der Public Private Partnership.» Damit ist die Initiative von schweizweiter Bedeutung. Denn obwohl der Begriff Public

Private Partnership (PPP) auch hierzulande in aller Munde ist, gibt es derzeit nur wenig entsprechende Projekte. In einer Studie der deutschen Commerzbank zum Investitionsvolumen von PPP in Europa von 2009 liegt die Schweiz sogar abgeschlagen auf dem letzten Platz. Welche Vorteile PPP hat, zeigt der Mikrotechnologie-Cluster deutlich. Auf der einen Seite erhält die Wirtschaft Angebote, die ihren Bedürfnissen voll entsprechen, auf der anderen Seite wird die Wirkung eines Steuerfrankens vervielfacht. Dass die Dienstleistungen des Clusters ihren Vorstellungen entsprechen, dafür können die Firmen als Aktionäre selber sorgen. «Ich engagiere mich im Verwaltungsrat der MCCS AG, um die Forschung im Cluster möglichst industrienah zu halten und auch in Zukunft entsprechend den Bedürfnissen der lokalen Wirtschaft zu gestalten», bestätigt Karl Weinberger, Head of Technologies & New Business Development bei Schindler. Steuergelder mit Hebelwirkung Dass die Wirkung eines Steuerfrankens vervielfacht wird, zeigen schon die Zahlen der CSEM-Niederlassung in Alpnach. Von den


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rund 8 Millionen Franken Umsatz, mit denen das CSEM 40 hoch qualifizierte Spezialisten beschäftigen kann, stammen nur 1,5 Millionen von den sechs Zentralschweizer Kantonen. Die Hebelwirkung ist derart gross, weil die kantonalen Gelder gezielt eingesetzt werden. Mit ihnen wird die Forschung am CSEM finanziert, dank der das Zentrum in seinen Spezialgebieten zu den weltweit führenden Institutionen gehört. Auf dieser Basis können die CSEMIngenieure ihre Kunden mit Know-how für die Entwicklung grundlegend neuartiger Produkte versorgen. Entsprechend gefragt sind die Dienstleistungen des Zentrums. Kommt hinzu, dass das CSEM in Neuenburg den Zentralschweizer Forschungsbeitrag verdoppelt und mit dieser Basisfinanzierung die Existenzberechtigung des Forschungsstandorts in Alpnach sichert. Doch die Kooperation mit der Wirtschaft führt für die Kantone nicht nur zu einem sehr wirkungsvollen Einsatz ihrer Steuergelder. Gleichzeitig profitieren sie auch. «Wir haben mehrfachen Nutzen in einem wertschöpfungsstarken Bereich», sagt der Zuger Regierungsrat Matthias Michel. Ansässige Firmen hätten Zugang zu neuesten Technologien, zudem gebe es eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der MCCS AG und dem Technologieforum Zug sowie dem Ausbildungszentrum Beruf Zug. Die Bedeutung der Mikrotechnologie wächst Die Bedeutung des MCCS und des Regionalzentrums des CSEM in Alpnach wird in Zukunft wahrscheinlich noch zunehmen. Denn in Sachen Mikrotechnologie orten Insider wie Olivier Elsenhans vom IP & Technology Management bei Roche Diagnostics in Rotkreuz wichtige und interessante Möglichkeiten. Dies insbesondere in der Kombination von verschiedenen Funktionen,

Dimensionen und Materialien. Über die ganze Spannweite der dafür notwendigen Kompetenzen in verschiedenen Feldern verfügt aber kaum ein Unternehmen. Deswegen werden die Unternehmen auf kompetente Entwicklungspartner wie das CSEM

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Projekte einzusetzen, deren Erfolgsaussichten viel geringer sind.» Die Wirtschaft jedenfalls wird es an weiterer Unterstützung nicht fehlen lassen. Erst im vergangenen Jahr ist mit der Sarner Credimex ein weiteres Unternehmen zu den Ak-

Zitat Matthias Michel, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Zug Bild Werner Schelbert

Wir haben von der Mikrotechnologie-Initiative mehrfachen Nutzen in einem wertschöpfungsstarken Bereich. Ansässige Firmen haben Zugang zu neuesten Technologien, zudem gibt es eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der MCCS AG und dem Technologieforum Zug sowie dem Ausbildungszentrum Beruf Zug. Für mich ist die Initiative ein Vorbild für das Modell der Public Private Partnership (PPP), der gezielten Zusammenarbeit von Wirtschaft und Kantonen.

angewiesen sein. «Dank der Zuhilfenahme dieser komplementären Partner erfahren und sehen wir ein zusätzliches interessantes Potenzial, um Wettbewerbsvorteile zu schaffen», resümiert Elsenhans. Hans-Rudolf Schurter betont darüber hinaus, dass die Technologie nicht nur wegen ihres Potenzials überzeuge, sondern auch weil sie im Gegensatz zu anderen grundlegenden Innovationstrends schon heute fest im Geschäftsleben etabliert ist. Der Luzerner Unternehmer stellt klar: «Es wäre deshalb äusserst fahrlässig, sie nicht mehr zu unterstützen und dann viele Steuergelder für

tionären gestossen. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass auch solche Aktionäre dem MCCS über zehn Jahre die Treue gehalten haben, die selbst in den vergangenen Jahren nicht direkt profitiert haben. So erklärt Franco Viggiano, Bereichsleiter Entwicklung bei Komax: «Wir unterstützen den Cluster seit zehn Jahren als Aktionär, weil für uns als technologieorientiertes Unternehmen ein regionales Umfeld wichtig ist, welches die langfristige Verfügbarkeit qualifizierter Ingenieure und technologischer Dienstleistungen fördert.»

MCCS – MIKROTECHNOLOGIE-KOMPETENZ FÜR DIE WIRTSCHAFT Plattform des Mikrotechnologie-Clusters Cluster bestehen nicht nur aus Unternehmen, welche in der gleichen Branche tätig sind oder die dieselbe Technologie anwenden. Zu einem Cluster gehört ein Umfeld, welches die Firmen mit einer Vielzahl massgeschneiderter Leistungen unterstützt. Dies findet sich auch beim Zentralschweizer Mikrotechnologie-Cluster der MCCS AG. Im Zentrum steht dabei der Alpnacher Ableger des CSEM, der angewandte Forschung und Entwicklung für Unternehmen betreibt. Hinzu kommt eine ganze Reihe weiterer Akteure. Die Hochschule Luzern ist auch als Aus- und Weiterbildungsstätte von grosser Bedeutung. Weitere Partner, die dafür sorgen, dass die Firmen mit Spezialisten versorgt werden, sind Beruf Zug mit seinem Lehrgang Mikrotechnologie oder die Höhere Fachschule für Medizintechnik in Sarnen. Darüber hinaus findet sich im Netzwerk mit der Zentronica ein spezialisierter Investor. Die Zentronica sorgt durch die

Finanzierung von Produktentwicklungen und den Aufbau von Jungfirmen mit dafür, dass das technologische Know-how in Geschäftserfolge umgesetzt wird. «Um den Geschäftszweck der Förderung der industriellen Kompetenz in Mikrotechnologie erreichen zu können, sind die zielgerichtete Koordination aller Mikrotechnologie-Aktivitäten sowie die Förderung der Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren erforderlich. Dabei bildet die MCCS AG als Initiant und Träger der MikrotechnologieInitiative die Kollaborations-Plattform des Mikrotechnologie-Clusters», erklärt Bruno R. Waser, Verwaltungsratsdelegierter der MCCS AG. Getragen wird sie von den Aktionären aus der Privatwirtschaft, dem CSEM und den sechs Zentralschweizer Kantonen. Zu den Tätigkeiten der nicht gewinnorientierten Firma zählen neben der Koordination die Veranstaltung von Netzwerktreffen wie dem microDay und die Erstellung des Cluster-Newsletters namens microNews. Weitere Infos: www.mccs.ch


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«Wir brauchen den Technologie-Cluster» Ulrich Claessen von der maxon motor ag hält den Mikrotechnologie-Cluster für unverzichtbar. Nicht nur für das Obwaldner Hightech-Unternehmen, sondern für die gesamte Zentralschweiz. Herr Claessen, maxon hatte 2009 unter der Wirt schaftskrise zu leiden. Hat sich die Situation entspannt? Ulrich Claessen: Ja. Bereits im vierten Quartal zog die Nachfrage wieder an. Trotzdem mussten wir 2009 einen deutlichen Umsatzrückgang hinnehmen. Nun hoffen wir, dass die Verbesserung nachhaltig ist. maxon hat in den vergangenen Jahren das Ge schäft mit Motoren für die Medizinaltechnik stark ausgebaut. Hat sich diese Entscheidung in der Krise bewährt? Absolut. Motoren für medizinaltechnische Geräte machen heute ein Drittel unseres Umsatzes aus. In diesem Gebiet war die Nachfrage 2009 stabil. Die kleinen maxon-Motoren werden in sehr vielen Anwendungsfeldern eingesetzt. Gibt es neben der Medizinaltechnik noch einen weiteren Schwerpunkt? Ja, die Industrieautomation, also Maschinen und Robotik. Sie trägt ebenfalls rund ein Drittel zum Umsatz bei. Der Rest verteilt sich auf viele Anwendungsgebiete. Aber auch in der Industrieautomation wie in der Medizinaltechnik geht es bei uns nicht nur um mittelgrosse Serien, sondern immer auch um spezielle Anwendungen. Typische Beispiele sind Insulinpumpen, welche die Patienten am Körper tragen. Was sind dabei genau die Herausforderungen? Unsere Motoren müssen häufig Anforderungen erfüllen, die sich im Grunde widersprechen. Gefordert sind Antriebe, die hoch präzise und klein sind, gleichzeitig aber auch relativ kräftig und dies noch mit langer Lebensdauer vereinbaren. Hinzu kommen immer öfter schwierige Umgebungsbedingungen. Für die Medizinaltechnik bauen wir etwa Motoren, die mit den extrem starken Magnetfeldern von Tomographen zurechtkommen müssen. Ein anderes Beispiel sind Motoren für die kommenden Mars-Missionen der ESA. Dabei sollen die Landefähren zum ersten Mal Bohrungen durchführen. Dies mit Motoren aus Sachseln. Werden die Motoren für jede dieser Anwen dun gen neu entwickelt?

Hat den Technologie-Cluster von Anfang an unterstützt: Ulrich Claessen.

Grundsätzlich geht es bei uns immer um ganze Antriebssysteme, das heisst Motoren mit Getriebe und Steuerungselektronik. Stark sind wir bei kundenspezifischen Entwicklungen. Dabei greifen wir zum einen auf unser breites Know-how zurück, andererseits bauen wir die Systeme mit einer Art Baukastensystem. So können wir kundenspezifische Antriebe unter Umständen sogar innerhalb weniger Tage entwickeln. Gibt es, abgesehen von dieser kundenspezifischen Entwicklung, noch eine eigentliche For schungsabteilung?

Ja, die Vorentwicklung. Hier entstehen grundlegende Neuentwicklungen. Die Erprobung neuer Materialien, zum Beispiel neuer Magnetmaterialien, gehört ebenfalls dazu. Wie gross die Bedeutung von Forschung und Entwicklung insgesamt für uns ist, kann an den 200 Vollzeitstellen abgelesen werden, welche dieser Aufgabe gewidmet sind. Wie wichtig ist für maxon der MikrotechnologieCluster? Wir brauchen den Technologie-Cluster. Zum einen wegen des notwendigen Informationsaustausches mit dem CSEM und


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wonnen werden konnten, und das sich dann über zehn Jahre kontinuierlich weiterentwickelt hat. Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Schaffung hoch qualifizierter Arbeitsplätze, Gründung von Start-ups, Bildung eines Technologie-Clusters, Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern, den Technoparks in Luzern, Alpnach und an anderen Orten, woraus eine deutliche Verbesserung der Standortqualität der Region Zentralschweiz resultiert. Trotzdem ist die Finanzierung der Forschung immer wieder ein Thema in den Kantonen. Das verstehe ich offen gesagt nicht ganz. Mit sechs Kantonen sollte es doch einfacher sein, die 2 Millionen Franken für Technologieforschung am Standort Zentralschweiz aufzubringen. Das Geld fliesst den Kantonen ja mehrfach zurück. Aber schöpft die Initiative ihr Potenzial wirklich aus? Könnte man die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen nicht noch intensivieren? Da haben Sie zum Teil Recht. Dazu müssen sich die Unternehmen öffnen, wenn sie mit einer Forschungseinrichtung wie dem CSEM zusammenarbeiten wollen. Aus der Erfahrung bei maxon können wir sagen, dass dies kontrolliert geschehen kann und nicht zum Verlust von Know-how oder von eigenen Kompetenzen führen muss. Unser damaliger CEO Jürgen Mayer hat ja vor zehn Jahren dem Forschungs- und Entwicklungszentrum in Alpnach den ersten Auftrag gegeben. Geschadet hat maxon die Zusammenarbeit sicher nicht. Ganz im Gegenteil.

Bild Ben Huggler

anderen Unternehmen. Zum anderen kommen auch immer wieder Arbeitnehmer vom CSEM und von anderen Firmen zu uns – und umgekehrt. Als langjähriger Leiter des CSEM in Alpnach sind Sie dafür das beste Beispiel. Wie beurteilen Sie aufgrund Ihrer Erfahrung sowohl auf Seiten des Zentrums als auch auf Seiten der Industrie die Leistungen der Mikrotechnologie-Initiative? Für mich ist sie ganz klar eine Erfolgsgeschichte. Ich kenne kein vergleichbares Projekt, das von der Wirtschaft initiiert wurde, bei dem eine Institution wie das CSEM und sechs Kantone als Partner ge-

Wenn Sie die Bedeutung der MikrotechnologieInitiative so betonen, dann dürfte der Standort Sach seln für maxon auch in Zukunft attraktiv bleiben. Das ist absolut so. Sachseln ist das Headquarter und der Hauptproduktionsstandort. Unsere Entwicklungsabteilung werden wir hier kontinuierlich weiter ausbauen.

Zur Person Ulrich Claessen sammelte nach seinem Physikstudium an der Technischen Universität München vielfältige Erfahrungen im Engineering bei Siemens, ABB, Daimler-Chrysler und dem CSEM. Heute ist er Mitglied der Geschäftsleitung von maxon motor ag und zuständig für Forschung & Entwicklung und Qualitätsmanagement. maxon motor beschäftigt weltweit rund 1700 Personen, gut 1000 davon am Hauptsitz in Sachseln. Das Unternehmen produziert jährlich rund vier Millionen elektrische Antriebssysteme.

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XCAN Ein Kleinunternehmen verblüfft seine Branche «Unsere Technologie reduziert die Strahlenbelastung um 60 bis 80 Prozent.» Der Stolz in Andreas Brändles Stimme ist unüberhörbar. Allerdings hat er auch guten Grund dazu. Denn es geht um die Strahlenbelastung beim Röntgen. Brändle, seines Zeichens Geschäftsführer der Luzerner Firma Xcan, hat mit seinem Unternehmen ein digitales Röntgengerät entwickelt und auf den Markt gebracht, das den einzigen Nachteil der Technologie deutlich verringert. Der Geräte der Xcan werden heute vor allem in der medizinischen Grundversorgung eingesetzt. Sie stehen in Gemeinschaftspraxen, Permanence-Kliniken, aber auch in deutschen Ärztehäusern und Polikliniken. 75 Systeme hat das Luzerner Unternehmen bereits verkauft und die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Das Erstaunliche daran: Der Markt für digitale Röntgengeräte wird von den ganz Grossen der Branche dominiert, von Konzernen wie Siemens oder General Electric. Die Xcan hingegen beschäftigt lediglich 14 Mitarbeiter. «Während die Grossfirmen an der seit Jahren bestehenden Technologie festhalten, haben wir einen völlig neuen Ansatz gewählt», erklärt Brändle. Die Konkurrenz setzt beim Röntgen auf eine Technologie, bei der das Bild ähnlich wie bei einer Digitalkamera auf einmal erstellt wird. Bei den Geräten aus dem Hause Xcan tastet ein feiner Strahl den Patienten zeilenweise ab. Da beim zeilenweisen scannen weniger Streustrahlung entsteht, kommt man bei den Aufnahmen mit einer niedrigeren Strahlung aus. So logisch die Idee tönt, vom ersten Konzept bis zum fertigen Produkt war es ein langer Weg. Die an der Firmengründung im Jahr 1999 beteiligten Wissenschaftler waren zwar sehr kompetent, was die Technik der Strahlung und der Detektoren anging, doch damit allein lässt sich kein praxistaugliches Gerät bauen. Unterstützung fand das Gründerteam beim CSEM Zentralschweiz in Alpnach. 2001 kam man erstmals in Kontakt. In der Folge unterstützten die Physiker aus Alpnach die Mitarbeiter der Xcan nicht nur beim Verstehen der physikalischen Ursachen von Problemfällen. Sie steuerten auch das notwendige elektronische und mechanische Know-how für die Entwicklung eines praxistauglichen Röntgengeräts bei. «Ohne diese Mit wirkung hätte die Xcan als Kleinunternehmen niemals ein solch komplexes Gerät entwickeln können», meint Brändle. Auch heute noch kooperiert man. «Für uns ist das CSEM praktisch die verlängerte Entwicklungsabteilung», erklärt Brändle. Allerdings arbeitet man nun mit dem Regionalzentrum in Zürich zusammen. Gemeinsam entwickelt man einen neuen Röntgensensor. Das Ziel, so Brändle: «Wir wollen die Strahlungsdosis auf 5 Prozent gewöhnlicher Geräte reduzieren.»


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AKTIONÄRE 1 CSEM SA, Neuchâtel Forschungs- und Entwicklungszentrum mit Fokussierung auf Mikro- und Nanotechnologie, Mikroelektronik, Systems Engineering und Kommunikationstechnologien. www.csem.ch

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Mikrotechnologie-Netzwerk Zentrals

1 Celfa – Folex AG, Seewen Spezialfolien und Papiere für den Einsatz in aktuellen Druck- und Kopiertechnologien. Lichtempfindliche Filme für die Herstellung von Leiterplatten in der Elek tronikindustrie. www.folex.ch

Triengen

2 CREDIMEX AG, Sarnen Kompetenter Partner im Bereich der Tribologie, industrieller Kleb- und Dichttechnik, sowie Bewegungstechnik mit den Schwerpunkten Robotik- und Vision-Technologie. www.credimex.ch

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Trisa AG 10 26

3 elfo ag, Sachseln Entwicklung, Industrialisierung und Produktion von Kunststoff-Komponenten und -Produkten, auch in Kombination mit Metall- und anderen Einlegeteilen. www.elfo.ch

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LUZERN

4 Gerresheimer Wilden AG, Küssnacht a.R. Hochwertige Kunststoffprodukte im Spritzgiessverfahren. www.wilden.ch

9 Pilatus Flugzeugwerke AG, Stans Entwicklung, Bau und Wartung von Turboprop-Flugzeugen und Trainingssystemen. www.pilatus-aircraft.com 10 Roche Diagnostics AG, Rotkreuz Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Prävention, Diagnose sowie Therapie von Krankheiten. www.roche-diagnostics.ch

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Schindler Aufzüge AG

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Schurter AG Zentronica AG

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16 18 23

15 Trisa AG, Triengen Wissenschaftlich entwickelte Produkte für die Mundhygiene, Haarpflege und Haushalt. www.trisa.ch 16 Ulrich + Hefti AG, Alpnach Schaltanlagen zur Energieverteilung, Steuerung und Signalisierung. www.ulrichhefti.ch

Dierikon

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2 8 14 21 25

Vierwaldstätter

Stans

Leister Process Technologies

CREDIMEX AG Obwaldner Kantonalbank Sika Sarnafil Manufacturing AG Höhere Fachschule für Medizintechnik Xemtec AG

Horw

Ulrich + Hefti AG CSEM Zentralschweiz microPark Pilatus

Alpnach Kägiswil Sarnen Sachseln 3 7

OBWALDEN

12 Schindler Aufzüge AG, Ebikon Entwicklung, Herstellung und Wartung mechatronischer Systeme in der Aufzugstechnik. www.schindler.ch

14 Sika Sarnafil Manufacturing AG, Sarnen Kunststoff-Abdichtungssysteme für den modernen Hochund Tiefbau. www.sarnafil.ch

Luzern

Hochschule Luzern InnovationsTransfer Zentralschweiz

11 Rosen Swiss AG, Stans Instrumente zur Inspektion von Öl- und Gasrohrleitungssystemen sowie oberirdischer Sammelbehälter. www.roseninspection.net

13 Schurter AG, Luzern Komponenten und Systeme zur Gewährleistung einer sicheren Stromzuführung und zur einfachen Bedienung von elektrischen Geräten. www.schurter.ch

Komax AG

Root

6 Leister Process Technologies, Kägiswil Schweissgeräte und Heissluftanlagen. Lasersysteme zum Schweissen von Kunststoffen. Mikrooptische und silikonbasierte Sensoren. www.leister.com

8 Obwaldner Kantonalbank, Sarnen Dienstleistungen und massgeschneiderte Lösungen in allen Finanzfragen, speziell auf lokale Unternehmen und Privatpersonen ausgerichtet. www.owkb.ch

Heliotis AG

Ebikon

5 Komax AG, Dierikon Kabelverarbeitungssysteme für die Automobilindustrie. Montageautomation für Medizinaltechnik und Photovoltaik. www.komax.ch

7 maxon motor ag, Sachseln Hochpräzise Antriebe und Systeme auf Basis der maxon DC und EC Motoren. Hochwertige Mikroantriebe für die Medizinindustrie. www.maxonmotor.ch

Roche

ZENTRALSCHWEIZER KANTONE Finanzielle Unterstützung der Mikrotechnologie-Forschung in der Zentralschweiz, wobei der Standortkanton Obwalden den grössten Anteil trägt. www.lu.ch/www.ur.ch/www.sz.ch/www.ow.ch/ www.nw.ch/www.zg.ch

elfo ag maxon motor ag

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Pilatus werke A Rosen S

NIDWALDEN


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INDUSTRIE-NETZWERK

chweiz

17 Technologie Forum Zug, Zug Vernetzung und Förderung des vorhandenen Know-how für technologieorientierte und innovative Unternehmen im Kanton Zug und Umgebung. www.technologieforumzug.ch

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG 17 19

Technologie Forum Zug Beruf Zug 24

Photonfocus AG

Lachen

Zug

Diagnostics AG

18 CSEM Zentralschweiz, Alpnach Angewandte Forschung und Technologieentwicklung in den Bereichen Microassembly & Robotics, Microfluidics & Microhandling, Sensors & Systems, Optics & Packaging. www.csem.ch

AUS- UND WEITERBILDUNG

ZUG

Rotkreuz

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19 Ausbildungszentrum Beruf Zug, Zug Anbieter praxisorientierter Ausbildungen für Lernende aus verschiedenen Firmen in der Region Zug und Innerschweiz. www.beruf-zug.ch

Gerresheimer Wilden AG

Küssnacht

Seewen

20 Hochschule Luzern, Horw, Luzern, Zug Aus- und Weiterbildung im Rahmen von Bachelor- und Masterstudiengängen sowie Nachdiplomstudien. www.hslu.ch

SCHWYZ

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Höhere Fachschule für Medizintechnik, Sarnen Berufsbegleitende Ausbildung in den Fachbereichen Medizintechnik und Mikro-/Nanotechnik auf Stufe HF. www.medizintechnik-hf.ch/ www.mikrotechnik-hf.ch

rsee 1

Celfa – Folex AG

FlugzeugAG Swiss AG

START-UP-UNTERSTÜTZUNG 22 Zentronica AG, Luzern Unterstützung bei Gründung, Finanzierung, Aufbau und nachhaltiger Entwicklung von Hightech-Start-up-Firmen in der Zentralschweiz. www.zentronica.ch 23 microPark Pilatus, Alpnach Business-Park für technologieorientierte Jungunternehmen mit Infrastruktur und Dienstleistungen für einen erfolgreichen Start in die unternehmerische Selbständigkeit. www.microparkpilatus.ch

URI

START-UP-FIRMEN 24 Photonfocus AG, Lachen CMOS-Bildsensoren, Hochleistungskameras und Zubehör für Fertigungstechnik, Sicherheits- und Überwachungstechnik. www.photonfocus.ch 25 Xemtec AG, Sarnen Geräte zur optischen Erkennung von Zahlen, Buchstaben und Zeichen in miniaturisierten Systemen und Instrumenten. www.xemtec.ch

MICRO CENTER CENTRAL-SWITZERLAND AG

26 Heliotis AG, Root Messsysteme zur Echtzeiterfassung von 3D-Bildern. www.heliotis.ch

Initiant und Kollaborations-Plattform des Mikrotechnologie-Netzwerkes (Cluster)

WISSENS-/TECHNOLOGIETRANSFER 27 InnovationsTransfer Zentralschweiz, Horw Praxisorientierter Wissens- und Technologie-Transfer (WTT) zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. www.itz.ch Stand April 2010


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Neue Arbeitsplätze, neue Arbeitskräfte Der Mikrotechnologie-Cluster hat in den vergangenen zehn Jahren Hunderte von Arbeitsplätzen geschaffen und konnte zudem die dafür notwendigen Spezialisten anziehen. Vom Wachstum profitieren längst auch regionale Zulieferer, Dienstleister und Partner.

Ein Beispiel für die hochkarätigen Spezialisten, welche der Cluster in die Zentralschweiz lockt: Ulrich Gubler.

Ulrich Gubler ist bei der Obwaldner Firma Leister der Mann für die Zukunft. Gubler leitet die Vorentwicklung: «Bei uns steht die Frage im Zentrum, womit Leister in zwei bis fünf Jahren zusätzlich Geld verdienen kann», erklärt der promovierte ETH-Absolvent. Das Stammgeschäft der Firma sind Kunststoffschweissgeräte und Heissluftsysteme, die beim Verschweissen von Kunststoffplanen ebenso eingesetzt werden wie im Apparatebau und in der Prozessindustrie. Innovationen, mit denen sich Gubler in diesem Feld beschäftigt, sind zum Beispiel Sensoren, welche Prozessparameter wie die Temperatur laufend messen und das betreffende Gerät entsprechend regeln. Zudem sind energiesparende Technologien im Trend.

Gublers Aufgabengebiet beschränkt sich allerdings nicht auf die Technik. Er ist auch verantwortlich für den Schutz des Geistigen Eigentums. Zudem hat er in den vergangenen Monaten einen neuen Innovationsprozess implementiert, der auf eine grössere Mitarbeiterzahl zugeschnitten ist. «Alle diese Aktivitäten unterstützen das weitere Wachstum der Firma», erklärt der Innovationsmanager. Von Stanford in die Zentralschweiz Für das breite Aufgabengebiet besitzt Gubler die richtige Qualifikation. Er ist nicht nur ETH-Ingenieur, sondern hat an der Zürcher Hochschule auch noch eine betriebswirtschaftliche Zusatzausbildung absolviert. Zudem besitzt er Auslandserfahrung. Nach sei-

Foto Ben Huggler

ner Promotion arbeitete er anderthalb Jahre an der Universität Stanford, die im akademischen Bereich zu den besten Adressen überhaupt zählt. Spannend war dort aber nicht nur die Forschung. «In Stanford konnte ich auch den Pulsschlag des Silicon Valley spüren», erinnert sich der heutige Leister-Mitarbeiter. Dass sich der gebürtige Zürcher Oberländer nach seinem Stanford-Aufenthalt für die Zentralschweiz entschied, ist dem CSEM in Alpnach zu verdanken. «Mich interessierte vor allem das breite Spektrum der Arbeit und die Aufbruchstimmung, die kurz nach der Gründung der Niederlassung dort herrschte», erklärt Gubler. Vor drei Jahren wechselte er dann zu Leister. Die Geschichte des Ingenieurs zeigt, wie der Mikrotechnologie-Cluster die Attraktivität


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der Region für hoch qualifizierte Ingenieure und Wissenschaftler steigert. Gubler ist denn auch bei weitem nicht der einzige hoch qualifizierte Mitarbeiter, der in den letzten Jahren in die Zentralschweiz gezogen ist. Die Basis dafür bilden die im Mikrotechnologie-Cluster neu geschaffenen Arbeitsplätze. Gemäss einer aktuellen Umfrage haben die Aktionäre des MCCS, die Jungfirmen und das CSEM gemeinsam in den vergangenen Jahren 270 Arbeitsplätze in ihren Unternehmen geschaffen (siehe Grafik). Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn zu diesen Stellen kommt schätzungsweise noch einmal das Doppelte an Arbeitsplätzen bei Zulieferern und Dienstleistern hinzu. Ein gutes Beispiel für diesen Hebeleffekt ist die Luzerner Jungfirma Heliotis. Das Unternehmen ist aus dem CSEM heraus entstanden. Das Unternehmen verfügt über einen völlig neuartigen Sensorchip, der bis zu einer Million Aufnahmen in der Sekunde machen kann. Eingesetzt wird er, um dreidimensionale Bilder mit Auflösungen im Mikrometerbereich aufzunehmen. Diese sind zusammengesetzt aus Tausenden von Aufnahmen, die jeweils eine Höhenebene des betreffenden Objekts wiedergeben. Im Luzerner Technopark arbeiten momentan fünf Personen für die Heliotis. Dennoch ist das Unternehmen daran, ein wichtiger Auftraggeber für die Region zu werden. «Nur 20 Prozent der Wertschöpfung erbringen wir selbst, für den Rest sind Partner zuständig», erklärt Heliotis-CEO Rudolf Moosburger. Partnerfirmen aus der Region Zum Zug kommen zum Beispiel die Powatec und die Altatec, zwei Hightech-Dienstleister aus Hünenberg und Steinhausen, oder die Jenny Science, die ebenfalls im Technopark beheimatet ist und hoch präzise Elektromotoren liefert. Die anspruchsvollen Leiterplatten für die nächste Sensorgeneration der Heliotis werden wohl ebenfalls in der Region hergestellt werden. Eine enge Zusammenarbeit besteht zudem mit einem Luzerner Hersteller von Bestückungsautomaten. Gemeinsam hat man ein Gerät entwickelt, welches hoch genaue forensische Untersuchungen an Projektilen und Patronenhülsen ermöglicht. Kunde ist eine kanadische Firma, welche die Innovation unter ihrem eigenen Namen weltweit vermarktet. Die Partnerschaft mit regionalen Firmen hat für das Jungunternehmen klare Vorteile, meint Moosburger: «Heliotis liefert ihren Kunden nicht nur einzigartige Sensoren,

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sondern unterstützt sie auch massgeblich bei der Entwicklung der Endprodukte. Dies ist jedoch nur möglich, weil wir über ein agiles Partnernetz verfügen.» Doch die regionalen Partner sind auch im Sinne des Hauptaktionärs, der Zentronica (siehe Box). Deren Geschäftsführer Markus Keller achtet darauf, dass die finanzierten Firmen ihre Zulieferer ebenfalls in der Region suchen, solange dies sinnvoll möglich ist. Die ersten Grossaufträge Die Finanzierung durch die Zentronica ist für Heliotis-Chef Moosburger ein Glücksfall. «Unsere Ziele stimmen voll überein. Wir wollen nachhaltig wachsen und in der Region weitere Arbeitsplätze schaffen», erklärt Moosburger. Das Lob kommt aus berufenem Munde. Denn Moosburger hat auch schon in leitenden Positionen für Unternehmen gearbeitet, die von Risikokapitalisten finanziert waren. Diese setzen anders als die Zentronica vor allem auf kurzfristiges Wachstum mit entsprechend hohem Risiko. Dass die Strategie von Zentronica und Heliotis aufgeht, zeigen die ersten Grossaufträge für die Firma. Noch dieses Jahr geht ein Produkt für die Medizinaltechnik in die Grossserienfertigung. «Für uns bedeutet allein dieses Produkt einen jährlichen Umsatz in mehrfacher Millionenhöhe», erklärt Moosburger. Weitere Aufträge vor allem aus dem Sicherheitsbereich sind absehbar. Heliotis zeigt damit nicht nur, wie der Mikrotechnologie-Cluster Wachstum auslöst, sondern auch, dass die Vernetzung der Firmen mit Kompetenzen in diesem Bereich zum Vorteil aller enger wird. Denn die Partner der Jungfirma erhalten nicht nur

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neue Aufträge. «Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und Kunden aus der Region zeigt, dass wir dank unserem neuartigen und vielfältig anwendbaren Produkt auch Innovationsimpulse geben können», erklärt Moosburger. Dass die Kontakte zwischen den einschlägigen Akteuren enger werden, zeigt sich auch bei Ulrich Gubler. Sein Wechsel vom CSEM Zentralschweiz in Alpnach zu Leister stärkte nicht nur die Verbindung des Unternehmens zum Forschungszentrum. Denn Gubler ist kein Einzelfall. So sind etwa bei maxon gleich vier ehemalige Mitarbeiter des CSEM Zentralschweiz tätig. Da man sich kennt, ist der schnelle, informelle Austausch zum Beispiel zu neuen Ideen alltäglich. «Ich treffe mich regelmässig mit ehemaligen Kollegen des CSEM, aber auch mit Mitarbeitern von maxon. Wir sprechen dann durchaus auch über unsere aktuellen Projekte», bestätigt Gubler.

NEUE MT-ARBEITSPLÄTZE 300 250

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Aktionäre

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Neufirmen

ZENTRONICA Geld für Technologietransfer Die Zentronica wurde ebenso wie das MCCS vor zehn Jahren gegründet. Die nicht gewinnorientierte Aktiengesellschaft wird gemeinsam vom CSEM und von der Albert Koechlin Stiftung getragen. Aufgabe des Unternehmens ist die so genannte Seed-Finanzierung. Man identifiziert viel versprechende technologische Innovationen an den verschiedenen CSEM-Niederlassungen und unterstützt deren Weiterentwicklung zu einem marktreifen Produkt. Entweder werden die Neuentwicklungen dann an bestandene Firmen auslizensiert oder es kommt zur Gründung einer Jungfirma. In den vergangenen Jahren wurden insgesamt acht Projekte so weit entwickelt, dass sie auslizensiert werden konnten. Zudem wurden fünf Jungfirmen gegründet. Die fünf Firmen befinden sich derzeit in unterschiedli-

chen Phasen. Heliotis und Xemtec stehen mit ihren Produkten kurz vor dem Durchbruch am Markt. «Bei beiden Firmen sind wir sehr zuversichtlich», erklärt Markus Keller, Geschäftsführer der Zentronica. Die Arrayon ist ein noch sehr junges Unternehmen aus dem Bereich der Biotechnologie, das aber bereits erste Partnerschaften mit bestandenen Unternehmen aus der Pharmabranche abschliessen konnte. Die Photonfocus in Lachen (SZ), die bereits seit mehreren Jahren mit ihren Kameras am Markt aktiv ist, wurde dagegen von der Krise stark getroffen. Das Unternehmen konnte zwar den Umsatz halten, sich aber nicht wie geplant weiterentwickeln, da die notwendigen Mittel fehlten. Das fünfte Jungunternehmen konnte bereits verkauft werden.


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Programm microDay 2010, 25. Mai 2010, KKL Luzern Weitere Informationen und Anmeldung unter www.microday.ch 8:45 Registrierung / Kaffee 9:15 Begrüssung / Eröffnung microDay Anwendungsorientierte TechnologieForschung am Standort Zentralschweiz: 9:30 Mikrotechnologie-Forschung an der Hochschule Luzern – Technik&Architektur am Beispiel von Strömungssimulationen 10:15 Kaffeepause / Networking 10:45 Laserdioden – Bausteine für die photonischen Technologien 11:30 Bio-inspirierte Algorithmen eröffnen neue Möglichkeiten in der optischen Qualitätskontrolle 12:15 Steh-Lunch / Networking Wirtschaftliche Bedeutung der Mikrotechnologie-Initiative für die Zentralschweiz: 13:15 Grussbotschaft seitens Zentralschweizer Volkswirtschaftsdirektorenkonferenz 13:30 Mikrotechnologie in der Zentralschweiz 13:45 Technologie – Treiber einer nachhaltigen Entwicklung für Unternehmen 14:15 Bedeutung von Cluster-Initiativen für den Wirtschaftsstandort Schweiz 14:45 Kaffeepause / Networking 15:00 Podiumsgespräch – Oliver Gassmann, Vorsitzender Direktion ITEM Uni St.Gallen – Eric Scheidegger, stv. Direktor SECO – Jürgen Mayer, VR-Präsident maxon motor ag – Rudolf Moosburger, CEO Heliotis AG 16:00 Ende der Veranstaltung, Schlusswort

Bruno R. Waser, MCCS Philippe Steiert, CSEM Moderation: Philippe Steiert, Direktor CSEM Regionalzentren René Hüsler, Vizerektor, Leiter Forschung, HSLU-T&A Ernesto Casartelli, Leiter Kompetenzzentrum Fluidmechanik & Hydromaschinen, HSLU-T&A Norbert Lichtenstein, Direktor R&D Oclaro (Schweiz) AG, Zürich Christian Bosshard, Section Head & Packaging, CSEM Zentralschweiz Armin Lederer, COO, Mitglied Geschäftsleitung, maxon motor ag Reto Wyss, Senior Engineer, CSEM Zentralschweiz Moderation: Bruno R. Waser, Delegierter VR MCCS AG Kurt Zibung, RR Kanton Schwyz, Präsident Zentralschweizer Volkswirtschaftsdirektorenkonferenz Vertreter MCCS AG Oliver Gassmann, Vorsitzender der Direktion am Institut für Technologiemanagement, Universität St. Gallen Eric Scheidegger, Botschafter, stv. Direktor und Leiter Standortförderung des SECO Leitung: Martin Zenhäusern

Bruno R. Waser, MCCS

16:15 Apéro / Networking 17:15 Abschluss microDay 2010

INNOVATIONSMANAGEMENT AUF DER HÖHE DER ZEIT Oliver Gassmann Innovation, das dürfte heute unbestritten sein, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor jedes Unternehmens. Doch «wenn der Erfolg anhalten soll, muss Innovation institutionalisiert werden», ist Oliver Gassmann überzeugt. Wie Unternehmen dies bewerkstelligen, weiss im deutschen Sprachraum kaum jemand besser als der Direktor des Instituts für Technologiemanagement an der Universität St. Gallen. Der Professor gehört zu den wenigen europäischen Forschern in Sachen Innovationsmanagement, die welt weit wahrgenommen werden. So steht Gassmanns Name etwa auf der Liste der 50 Top-Forscher in diesem Fachgebiet, welche die Internationale Organisation für Technologiemanagement zusammengestellt hat. Trotzdem wird Gassmanns Referat am microDay sicher nicht zu theoretisch daherkommen. Denn der 42-Jährige verfügt über langjährige Praxiserfahrung. So war er zwischen 1998 und 2002 Leiter der Forschung und Vorentwicklung im Schindler Konzern. Zuvor hatte er bereits eine Firma im Sanitärbereich aufgebaut. Wegen dieses breiten Hintergrundes kennt der Experte die realen Schwierigkeiten des Innovationsmanagements und weiss oft auch Abhilfe. Beim Widerspruch zwischen Kreativität und effizientem, kontrollierbarem Vorgehen empfiehlt er etwa, den Innovationsprozess in zwei Phasen zu unterteilen, wobei in der ersten Phase die Kreativität im Mittelpunkt steht und in der anschliessenden zweiten die Effizienz.

Spitzenforscher mit Praxiserfahrung: Oliver Gassmann.


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Mehr Kunden trotz Krise Die CSEM-Niederlassung in Alpnach konnte sogar 2009 den Umsatz steigern. Möglich machen es Spitzen-Know-how und Industrienähe. Philippe Steiert kommt gerade aus den USA zurück. Der Direktor der CSEM-Regionalzentren in Basel, Landquart, Chur und Leiter des CSEM Zentralschweiz in Alpnach hat an zwei bedeutenden Messen die Angebote des CSEM präsentiert. Dabei konnte Steiert auf bereits Erreichtem aufbauen: Ein knappes Viertel seines Umsatzes generiert das CSEM in Alpnach bereits mit Kunden aus den USA. Schon allein diese Zahl zeigt, dass das Zentrum seit der Gründung vor zehn Jahren eine Erfolgsgeschichte geschrieben hat. Die 40 Mitarbeiter generieren mittlerweile einen Umsatz von über 8 Millionen Franken. Davon steuern die sechs Zentralschweizer Kantone durch die MCCS AG 1,5 Millionen an die Mikrotechnologieforschung bei. Hinzu kommt dieselbe Summe vom Mutterhaus des CSEM in Neuenburg. Die Erfolge auf dem freien Markt, die für den restlichen Umsatz sorgen, ermöglichen das weitere Wachstum des Zentrums. «Unser Ziel sind 50 Mitarbeiter. Diese Grösse wäre aufgrund unserer Ausrichtung sinnvoll», erklärt Steiert. Die zahlreichen Mitarbeiter braucht es, da das Technologieportfolio in Alpnach sehr anspruchsvoll und recht breit ist. Vier Schwerpunkte zählt Philippe Steiert auf: die Mikrorobotik, die kontrollierte Verarbeitung von kleinen Flüssigkeitsmengen – die so genannte Mikrofluidik, die Sensorik sowie das Micropackaging –, das Design und die Verpackung von möglichst kleinen elektronischen Chips. Vielfältig ist indes nicht nur das Technologieportfolio, vielfältig sind auch die Anwendungsgebiete, für welche die CSEMMitarbeiter Geräte entwickeln. Sie reichen von der Medizinaltechnik über die Laborautomatisation bis hin zu Sensoren für schwierige Umgebungsbedingungen, zum Beispiel unter Wasser. Die breite Aufstellung hat sich in der Krise bewährt. «Einige unserer Tätigkeitsgebiete, zum Beispiel die Medizinaltechnik, waren von der Krise nur gering betroffen», erklärt Philippe Steiert. Projekte führen sofort zu Einsparungen Dennoch überrascht, dass das CSEM Zentralschweiz im vergangenen Jahr beim Umsatz zulegen konnte. Denn beim wichtigsten

Erfolgreich in der Zentralschweiz und in Übersee: Philippe Steiert.

Einsatzgebiet der Innovationen, der Industrieautomation, brachen bei anderen Anbietern die Aufträge drastisch ein. «In der Krise stehen Investitionen in neue Produktionsanlagen normalerweise nicht ganz oben auf der Prioritätenliste», erklärt Steiert. Dass es für das Zentrum im vergangenen Jahr dennoch gut aussah, ist der besonderen Nähe zu den Bedürfnissen der Wirtschaft zu verdanken. Steiert weiss als ehemaliger Leiter einer Hightech-Firma genau, was die Unternehmen in der Krise wollen. Darum zielten die Projekte mit Industriepartnern im vergangenen Jahr nicht nur auf das Schaffen neuer Möglichkeiten, sondern auch auf die Realisierung von Einsparungen. So hat das CSEM für einen Kunden etwa eine Automatisationslösung entwickelt, die die manuelle Montage kleiner Teile übernimmt.

Foto Ben Huggler

Da die verwendeten Bauteile laufend kleiner werden und schon bald nicht mehr von Hand montiert werden können, ist die Anlage eine Investition in die Zukunft. Einsparungen ermöglicht sie allerdings schon heute, da die Mitarbeiterinnen, die für die Montage zuständig waren, für andere Arbeiten eingesetzt werden können. Darüber hinaus prägt die Kundennähe die Arbeitsweise des CSEM ganz grundsätzlich. Die Institution geht Projekte mit der gleichen Methodik an wie die Kunden aus der Industrie. «Für uns ist die Arbeit nicht beendet, wenn ein funktionierender Prototyp vorliegt, sondern erst, wenn eine Innovation serienreif ist», erklärt Steiert. Wie knifflig die Aufgabe sein kann, erläutert er an einem Beispiel. Beim so genannten Packaging, dem Bau von möglichst kompakten elektroni-


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schen Systemen, muss die Platzierung einzelner Bauteile zum Teil genauer sein als ein Mikrometer. Doch ist die Aufgabe damit noch nicht erledigt: «Wir gestalten den Produktionsprozess des ganzen Systems so, dass die Bauteile im gesamten weiteren Verlauf auch an ihrer Position bleiben», erklärt Steiert. Auch kleine Firmen unter den Kunden Auf Wunsch geht die Unterstützung durch das CSEM sogar noch weiter. Das Zentrum kann häufig Produktionspartner angeben, die eine innovative Technologie in grösseren Serien herstellen können. Diese weitreichende Unterstützung macht das Zentrum auch für kleine Unternehmen attraktiv, die häufig selbst keine eigene neue Produktion aufbauen wollen. «Zu unseren Kunden gehören auch viele Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitern», erläutert Philippe Steiert. Das spektakulärste Beispiel dafür ist die Osmotex. Die drei norwegischen Gründer haben revolutionäre Mikropumpen entwickelt. Für den Start ihrer Firma und die

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Weiterentwicklung ihrer Idee zu einem marktfähigen Produkt sind sie eigens in die Zentralschweiz gezogen. Dies nach einer weltweiten Evaluation möglicher Entwicklungspartner. Dabei schwang das CSEM in Alpnach obenaus. Ausser der Osmotex AG und einigen Aktionären der MCCS AG nennt Steiert keine

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Kundennamen. Die Diskretion gehört zur Professionalität. Erwähnen kann Steiert hingegen die geografische Verteilung seiner Auftraggeber. Rund 30 Prozent kommen aus der Zentralschweiz, 25 Prozent aus der übrigen Schweiz, die restlichen 45 Prozent stammen aus Europa und aus den USA.

CSEM Kompetenzzentrum für Mikrotechnologie Die auf Initiative des MCCS gegründete Niederlassung des CSEM in Alpnach ist eines der inzwischen vier Regionalzentren des CSEM. Die Zentrale des Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique befindet sich in Neuenburg. Insgesamt beschäftigt das CSEM am Hauptsitz knapp 340 Mitarbeiter und mehr als 120 in den Regionalzentren Alpnach, Basel, Landquart und Zürich. Der Umsatz lag 2008 bei rund 67 Millionen Franken. Von der Organisation her ist das CSEM in der Schweiz einzigartig. Es ist eine private Firma, die angewandte Forschung betreibt und allfällige Gewinne vollumfäng-

lich in die Forschung reinvestiert. Die Aufgabe des Centre Suisse d’Electronique et Microtechnique ist es, neue Anwendungsfelder für mikrotechnologische Kompetenzen zu erschliessen. Das Zentrum wird mit Bundesmitteln unterstützt. Für Schweizer Unternehmen, welche mit dem CSEM zusammenarbeiten, hat die Unterstützung durch den Bund einen handfesten Vorteil. Die Förderagentur für Innovation (KTI) kann bei Industrieprojekten das CSEM wie einen akademischen Partner behandeln und einen Teil der Kosten des Industriepartners übernehmen.

Ausbildung mit Praxisnähe Das MCCS arbeitet mit mehreren Partnern in der Aus- und Weiterbildung zusammen. Die Teilnehmer der Bildungsangebote auf unterschiedlichen Qualifikationsstufen profitieren von der Praxisnähe. Zudem steigert der Cluster seinen Bekanntheitsgrad. Zwei Beispiele zeigen den Nutzen konkret auf. Hochschule Luzern – Technik & Architektur Für die Zentralschweizer Technologieunternehmen ist die Teilschule für Technik & Architektur der Fachhochschule von grosser Bedeutung. Zum einen ist sie ein kompetenter Partner für angewandte Forschung und Entwicklung, zum anderen ist sie aber auch als Ausbildungsstätte wichtig. Umso besser, wenn die Studenten schon im Studium Erfahrungen mit der Mikrotechnologie sammeln können. Dies tun sie intensiv. Im Modul Mikrotechnik erhalten sie im Rahmen der Bachelor-Ausbildung ein Semester lang während vier Lektionen pro Woche einen Überblick über mikrotechnische Systeme, ihre Funktionsweise und ihre Einsatzgebiete. Das Modul bringt die Studenten zum einen in Sachen Theorie der Mikrotechnologie auf den neuesten Stand. Zum anderen wird die Praxis gross geschrieben, und dabei werden die Vorteile des Clusters genutzt. Denn im praktischen Teil engagieren sich Unternehmen aus der Region. Im Mittelpunkt dieses Ausbildungsteiles steht die Arbeit mit Mikrosystemen, welche von den Firmen zur Verfügung gestellt werden. So befassten sich die angehenden Ingenieure zum Beispiel mit einem Durchfluss-Sensor der Firma Leister. Die Aufgabenstellung dabei war denkbar nahe an der Realität: Die Studenten erfuhren, wie man die Signale des Mikrosystems in Daten umwandelt, welche für die spezifische Anwendung relevant sind.

Hochschule Luzern – Wirtschaft Innovation spielt heute für jedes Unternehmen eine matchentscheidende Rolle. Doch um Neuentwicklungen in Geschäftserfolge umzusetzen, braucht es neben technischem Know-how ein übergreifendes Innovations- und Technologiemanagement. Zu dessen Aufgaben gehört etwa das Design eines effizienten Innovationsprozesses oder die Ausrichtung der Entwicklungsabteilung auf die realen Bedürfnisse potenzieller Kunden. Wegen der grossen Bedeutung des Innovationsmanagements finden sich entsprechende Module an der Hochschule Luzern – Wirtschaft in der Ausbildung zum Master of Science in Business Administration wie auch im Nachdiplomstudium Executive MBA. Dank der Zusammenarbeit mit Unternehmen, die zu den Aktionären der MCCS AG gehören, lernen die Teilnehmer aus erster Hand, welche Chancen das Innovations- und Technologiemanagement bietet. Im Rahmen des Executive MBA etwa findet der entsprechende viertägige Kurs hauptsächlich vor Ort bei den Firmen statt. So erfahren die Teilnehmer etwa, wie Komax marktorientierte Produktentwicklung und Innovation betreibt oder die Firma Schurter Prozessinnovationen umsetzt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts in Luzern zu erhalten. Ein weiterer Besuch im CSEM Alpnach zeigt den Managern auf, wie neue Technologien für Produkt- und Prozessinnovationen genutzt werden können.


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Kleiner, leistungsfähiger, günstiger Egal, ob Unterhaltungselektronik, Medizinaltechnik oder Maschinenbau: Die Fortschritte der Mikrotechnologie befruchten praktisch alle Branchen. Systeme (MEMS). MEMS werden heute in allen Branchen, von der Fahrzeugindustrie über den Maschinenbau bis hin zur IT-Branche und zur Medizinaltechnik, eingesetzt. Konkret aktivieren sie etwa in Personenwagen das elektronische Stabilisierungsprogramm ESP oder ermöglichen kleine, schnelle und energiesparende Automatisationslösungen nicht nur in der Produktion, sondern zum Beispiel auch in Labors. Wegen dieses breiten Einsatzgebietes gilt die Mikrotechnologie wie die Informationstechnologie als so genannte Enabling Technology. Sie ermöglicht neue Produkte verschiedenster Art. Deswegen ist ihre Bedeutung heute schon gross und wird in Zukunft noch zunehmen. Gemäss der im Vergleich mit anderen Marktstudien eher vorsichtigen Beurteilung des Marktforschungsunternehmens iSuppli vom Februar 2010 wird der Weltmarkt für MEMS von rund 5,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2006 auf rund 8,3 Milliarden Dollar im Jahr 2012 ansteigen. Zum Vergleich: Der Weltmarkt für IT-Server ist mit rund 10 Milliarden Dollar nicht wesentlich grösser.

Das erste Schweizer Mobiltelefon (oben) wiegt 15 Kilogramm, das iPhone lediglich 135 Gramm. Foto oben: Schweizerisches Landesmuseum, Foto rechts: «Apple»

1978 brachte die damalige Brown, Boveri (BBC) das erste tragbare Telefon auf den Schweizer Markt. Das Natelport getaufte Gerät wog nicht weniger als 15 Kilogramm und kostete 15’000 Franken. Mit dieser Summe konnte man zu jener Zeit auch einen gut ausgestatteten VW Passat Kombi kaufen. Tempi passati: Heute ist das gerade noch 135 Gramm schwere iPhone mit Abonnement für 99 Franken zu haben und leistet weit mehr. Ermöglicht hat die Miniaturisierung die Mikrotechnologie. Dank ihr lassen sich nicht nur kleine, sondern auch günstige und energiesparende Geräte bauen. Die Voraussetzung dafür sind miniaturisierte Komponenten. In diesem Bereich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. Heute gibt es nicht mehr nur Mikrochips. Im Mikromassstab produziert werden zum Beispiel Linsen und Spiegel, Pumpen und Schalter, aber auch Stecker und Sensoren. Alle diese Bauteile sind maximal ein zehntel Millimeter gross. Neben der Mikroelektronik haben sich damit Disziplinen wie die Mikrooptik, die Mikrofluidik oder die Mikromechanik etabliert.

Schnelle technologische Fortschritte Die verschiedenen Bauelemente haben nicht nur die Grösse miteinander gemein, sondern auch die Produktionsweise. Entweder werden die Bauteile wie elektronische Komponenten auf einem Mikrochip hergestellt, oder für die Produktion werden zumindest die Technologien eingesetzt, die auch in der Chip-Produktion Verwendung finden. Deswegen entwickeln sich die verschiedenen Teilgebiete der Mikrotechnologie auch mit ähnlich hoher Schnelligkeit. Das Tempo beschreibt das bekannte Mooresche Gesetz für die Mikroelektronik. Nach ihm verdoppelt sich die Anzahl der Funktionen und damit die Leistungsfähigkeit von integrierten Schaltkreisen alle 18 Monate. Dies bei gleichbleibendem Preis. Aufgrund der gleichen Produktionstechnologien gilt Ähnliches auch für die Mikrooptik, die Mikromechanik oder die Mikrofluidik. Die Dynamik kommt besonders in der Mikrosystemtechnik zum Tragen, bei der Komponenten aus verschiedenen Disziplinen wie Elektronik, Sensorik und Mechanik gleichzeitig genutzt werden. Das Resultat sind so genannte mikroelektromechanische

IMPRESS UM microNews Sonderausgabe zum microDay 2010: Beilage der Neuen Luzerner Zeitung und ihrer Regionalausgaben vom 1. Mai 2010 plus Postversand Auflage 132’500 Exemplare Herausgeber Micro Center Central-Switzerland AG, Postfach 730, 6060 Sarnen 2 Konzept, Redaktion Bruno R. Waser, MCCS AG, Sarnen Claus Niedermann und Stefan Kyora, Journalistenbüro Niedermann GmbH, Luzern Autor Stefan Kyora, Journalistenbüro Niedermann GmbH, Luzern Gestaltung und Druck von Ah Druck AG, Sarnen Copyright MCCS AG, Sarnen Fotos S. 1: www.photocase.com S. 4: Leister Process Technologies - Axetris Division, CSEM, Roche Diagnostics S. 6, 10, 13: Ben Huggler


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Die ROSEN Gruppe ist ein unabhängiges Unternehmen, das komplexe High-Tech-Inspektionsgeräte herstellt und in mehr als 80 Ländern weltweit zur Untersuchung von Pipelines und Tanklagern in der Öl- und Gasindustrie einsetzt. Absolute Welt-Spitzentechnologie, Innovation und Flexibilität ist nicht nur die Basis für den Erfolg der gesamten ROSEN Gruppe, sondern auch die tagtägliche Herausforderung. Um den höchsten Anforderungen zu genügen, liegt bei der ROSEN Gruppe fast alles in eigener Hand: Entwicklung und Konstruktion, Elektronik-, Mechanik- und Sensorfertigung und die Dienstleistung mit den selbstgefertigten High-Tech-Inspektionsgeräten in allen Regionen der Welt.

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