Waz probe

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Alltag auf dem Reiterhof Seite 10

Kampfzone Kinderzimmer Seite 17 waz.de/kids

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DAS

NACHRICHTENMAGAZIN FÜR SCHÜLER

September 2015

Kika feiert 25 Jahre deutsche Einheit Vor 25 Jahren, am 3. Oktober 1990, wurde Deutschland wiedervereint. Vorher hatte es zwei Staaten gegeben, die Bundesrepublik und die DDR. Was verbinden Kinder, die damals noch nicht geboren waren, mit dem Tag der Deutschen Einheit? Und welche Spuren der Teilung sind bis heute sichtbar? Der Kika will diese Fragen beantworten.

„Violetta“ singt und tanzt bald im Kino Für Martina Stoessel, den Disney-Star aus der Fernsehserie „Violetta“, ist es ein sehr erfolgreiches Jahr. Gerade tourt sie gemeinsam mit Diego Dominguez (links) und Jorge Blanco mit der Show „Violetta Live“ durch Deutschland und Österreich. Währenddessen warten ihre Fans ungeduldig auf die neuen Folgen, die am 28. September im Disney Channel

starten. Und nun hat die 18-Jährige auch noch die Hauptrolle in einem „Violetta“-Spielfilm bekommen, der im Frühjahr 2016 in die Kinos kommen soll. Für „Deine WAZ“ hatten die beiden Kinderreporterinnen Felicitas und Jola die Chance, ein Interview mit Martina Stoessel zu führen. Die Antworten lest ihr auf Seite 12/13. FOTO: DPA

In „logo! extra: Aus zwei wurde eins – 25 Jahre deutsche Einheit“ (3. Oktober) geht Reporterin Jennifer mit dem „logo!“-Mobil entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze auf Entdeckungsreise. „Kika Live“ unternimmt ab dem 28. September eine Deutschlandrallye, bei der Jess und Ben herausfinden wollen, was dieses Land eigentlich ausmacht. Und in „Erde an Zukunft“ dreht sich am 3. Oktober alles um die Frage: „Wo ist Heimat?“

Willkommen, Flüchtlinge!

Menschen empfangen sie mit „Refugees Welcome“-Schildern Hosen, Jacken, Getränke, Obst, Zahnbürsten, Rucksäcke, Windeln – solche Dinge sammeln und spenden gerade viele Menschen in Deutschland. Sie sind für Tausende von Flüchtlingen bestimmt, die in unser Land kommen. Vor allem an den Bahnhöfen großer Städte, zum Beispiel in München, Dortmund und Düsseldorf, kamen in den vergangenen Tagen immer wieder viele Flüchtlinge an. Sie haben einen langen, schweren Weg hinter sich gebracht. Deswegen war es ein schönes Zeichen, dass viele Menschen sie mit Applaus und Lebensmitteln begrüßten. Unter den Flüchtlingen sind auch viele Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Experten schätzen, dass 2015 et-

wa 300 000 minderjährige Flüchtlinge zu uns kommen werden. Manche kommen sogar alleine hier an, weil sie ihre Familie auf der Flucht verloren haben.

Besondere Klassen für die Kinder In dieser Ausgabe von „Deine WAZ“ könnt ihr viel über das Thema „Flücht-

Diese drei Mädchen empfingen Flüchtlinge am Hauptbahnhof in Frankfurt. FOTO: DPA

linge“ lesen. Warum so viele Menschen zu uns nach Europa kommen, welche Rolle Ungarn spielt und was die Politiker planen, lest ihr auf Seite 3. Auch für Flüchtlingskinder gilt die Schulpflicht. In den Schulen in Nordrhein-Westfalen gibt es besondere Klassen, in denen die Kinder erst einmal Deutsch lernen. Auf Seite 4 könnt ihr lesen, wie der Unterricht aussieht und wie viel Spaß es dabei gibt. Auch viele Stars helfen in der Flüchtlingskrise und spenden zum Beispiel Geld. Andere werden selbst aktiv. Schauspielerin Jella Haase hilft Kindern, Deutsch zu lernen, Fußballer Javi Martinez verschenkte Fußbälle und Trikots. Mehr dazu lest ihr auf Seite 23.

Eichhörnchen mit Nuss.

FOTO: DPA

Viel Arbeit für Eichhörnchen Eichhörnchen haben im Herbst viel zu tun. Sie sammeln Vorräte für den Winter. Dazu gehören zum Beispiel Bucheckern und Walnüsse. Die verstecken sie. Gern verbuddeln sie ihre Schätze etwa im Boden. Eichhörnchen halten nämlich keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe. Das bedeutet, dass sie den Winter nicht verschlafen, sondern immer wieder aufwachen und Nahrung brauchen.


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Inhalt 3 Politik verstehen K Flucht nach Europa: Die wichtigsten Fragen und Antworten. Seite 3 K Auffangklasse: Auch Flüchtlingskinder gehen zur Schule. Wie sie Deutsch lernen und warum das so lustig ist, steht auf Seite 4

Glück in der Schule Vor ein paar Tagen habe ich Flüchtlingskinder in einer Grundschule besucht. Ich fand es wunderbar zu beobachten, wie viel die Mädchen und Jungen gelacht und herumgealbert haben. Ein Mädchen, Santijana aus Mazedonien, hatte eine Blume für die Lehrerin gebastelt – zu ihrem Geburtstag. Und alle Flüchtlingskinder besaßen einen eigenen Tornister. Die Viertklässler des letzten Schuljahrs hatten ihnen ihre alten Schultaschen geschenkt. Am Schluss haben alle Kinder gemeinsam „Heute ist so ein schöner Tag“ gesungen. Dabei haben all diese Flüchtlingskinder in letzter Zeit bestimmt vieles erlebt, was nicht so schön war. Doch die Lehrerinnen und die anderen Kinder haben sie wieder ein bisschen glücklicher gemacht. Ich finde, überall sollten Füchtlingskinder so nett aufgenommen werden. Meint ihr nicht auch? Eure Katrin

Impressum Redaktion: Katrin Martens, Corinna Zak Anschrift: FUNKE MEDIENGRUPPE Kinderredaktion Friedrichstraße 34-38 45128 Essen

5 Welt erkunden K Nachrichten in Bildern: Schallplatten – Luftgitarre – Säge im Wasser – Quakende Kunst – Kugeliges Schaf. Seite 5 K Schulbücher: Wie werden sie eigentlich hergestellt? Seite 7 K Schiedsrichterinnen: Auf dem Fußballplatz haben Lena und Laura das Sagen. Meistens pfeifen sie Jungen-Spiele. Seite 8 K Flasche rein, Bon raus: Wie ein Pfandautomat funktioniert. Seite 9 K Deutsch-Englisch: Vom Alltag einer Reitlehrerin. Seite 10

11 Neues entdecken K Die große Serie: Diesmal erzählt Oma Gisela vom Knickern, einem alten Murmelspiel. Seite 11 K Violetta: Die Kinderreporterinnen Jola und Feli trafen Schauspielerin Martina Stoessel. Das Interview findest du auf den Seiten 12/13 K Wie ein Pendel die Drehung der Erde beweist. Seite 14 K Wackelzähne und Co: Interessantes rund um unser Gebiss erklärt eine Kinderzahnärztin im Interview. Seite 15

16 Freizeit erleben K Kinderchor: Diego ist 11, übt Singen wie ein Profi und stand auch schon oft auf der großen Bühne im Aalto-Theater in Essen. Seite 16 K Kinderzimmer: Vier Jungs und ganz schön viele Nerfs. Seite 17 K Gewinnen: Sieben Rätsel und drei tolle Preise auf den Seiten 17/18

20 Sport treiben K Fußball-EM: Island ist dabei. Warum das eine Überraschung ist. Seite 20

E-Mail: kinder@funkemedien.de Telefon: 0201/804-2632 Fax: 0201/804-1804

K Basketball-EM: Deutschland ist leider ausgeschieden. Seite 20

Online: FUNKE DIGITAL GmbH & Co. KG

K Rugby unter Wasser: Eine anstrengende Sportart. Seite 21

Verantwortlich für Anzeigen: Markus Röder Anzeigen und Vertrieb: FUNKE MEDIEN NRW GmbH, Friedrichstraße 34-38, 45128 Essen E-Mail: anzeigenzentrale@funkemedien.de Fax: 0201/804-2418

23 Stars sehen K Prominente Hilfe: Wie Stars Flüchtlinge unterstützen. Seite 23

Leserservice: Telefon: 0800 / 60 60 720* *kostenfrei E-Mail: leserservice@funkemedien.de Verlag: FUNKE MEDIEN NRW GmbH Friedrichstraße 34-38, 45128 Essen Telefon: 0201/804-0 Geschäftsführer: Manfred Braun, Michael Wüller Druck: Druckzentrum Hagen GmbH Hohensyburger Straße 67, 58099 Hagen Zur Herstellung der Kinderzeitung wird Recyclingpapier verwendet.

Dein nächstes n azi g a m n te h c i r h c a N erscheint am : 21.Oktober

Du willst mehr Nachrichten? Dann lies die tägliche Kinderseite in der WAZ.


Welt erkunden

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SCHALLPLATTEN sind auf einmal wieder angesagt. Mit den großen, runden Scheiben hörte man Musik, bis die CD Ende der 1980er Jahre eingeführt wurde. Dann verschwand die große schwarze Platte aus den Geschäften. Jetzt wird sie wiederentdeckt. In diesem Presswerk für Schallplatten im Land Tschechien ist daher viel zu tun. Vor ein paar Jahren war es noch geschlossen. FOTO: DPA

LUFTGITARRE Was macht denn dieser Mann? Er tut so, als ob er Gitarre spielt. Das Instrument fehlt ihm allerdings. Man nennt das Luftgitarre spielen. Auf unserem Bild siehst du den aktuellen Weltmeister an der Luftgitarre, er heißt Kereel Blumenkrants und kommt aus Russland. Bei der Luftgitarren-WM in Finnland belegte Kereel den ersten Platz. FOTO: DPA

GROSSE SCHNAUZE Da ragt eine riesige Säge aus dem Wasser. Es ist die Schnauze eines Ganges-Gavials, eines Krokodil. Die Tiere leben in großen Flüssen, etwa im Land Indien. Dort gehen sie mit ihrem langen Maul auf Beutejagd. Die Krokodile sind stark bedroht. Menschen jagen sie wegen ihrer Haut und ihres Fleisches. Außerdem macht den Tieren die Verschmutzung der Flüsse zu schaffen. FOTO: DPA

KUGELRUND Dieses Schaf sieht ganz schön dick aus, beinahe wie eine Kugel. Es heißt Chris und lebt im Land Australien. Chris hat aber nicht zu viel gegessen. Er war nur sehr lange nicht beim Frisör. Denn Chris ist ausgebüxt und jahrelang allein durchs Land gezogen. Inzwischen aber konnte er aber kaum noch laufen. So fanden ihn Tierschützer vor und nahmen ihn mit. Eine Stunde lang dauerte es, bis Chris geschoren war. Bei anderen Schafen dagegen dauert das nur drei Minuten. Die Wolle wog am Ende mehr als 40 Kilogramm. FOTO: DPA

QUAKENDE KUNST Haha, wie lustig! Wer hat denn der Mona Lisa einen Entenschnabel verpasst? Die Mona Lisa ist ein weltberühmtes Gemälde - eigentlich. Die Enten-Mona-Lisa gehört zu einer besonderen Ausstellung. In der dreht sich alles um berühmte Kunstwerke und Comic-Enten wie Daisy, Donald und Dagobert. Die „Duckomenta“ ist in der Stadt Mannheim im Bundesland Baden-Württemberg zu sehen. Duck ist englisch und heißt Ente. FOTO: DPA


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Welt erkunden Affe holt Drohne aus der Luft

Arnheim. Was für ein lästiges Ding! Das haben Schimpansen in einem Zoo in den Niederlanden wohl so empfunden. Eine Drohne war über das Gehege mit den Affen geschwirrt. Eine Drohne ist ein kleines Fluggerät. Mehrere Affen schnappten sich Zweige vom Boden und kletterten auf ein Klettergerüst. Die Schimpansin Tushi attackierte die Drohne mit ihrem langen Stock – und sie erwischte das Fluggerät. Es fiel zu Boden. Die Drohne hat alles gefilmt. Schlaue Schimpansin Das geschah im April. Forscher haben dazu nun einen Artikel veröffentlicht. Der Vorfall sei ein weiterer Beweis dafür, dass Schimpansen gezielt Werkzeuge benutzen, auch als Waffen. Die Art und Weise, wie der Affe den Stock benutzt hat, schien sehr durchdacht, so die Forscher. Hier kannst du dir das Video anschauen. www.youtube.com/ watch?v=Z_zw8h4epQM

Neuer Name für hohen Berg Wie heißt der höchste Berg in Nordamerika? Bis vor Kurzem lautete die richtige Antwort: Mount McKinley (gesprochen: maunt mäk kinläi). Der Berg steht in Alaska in den USA. Nun wurde dieser Berg aber umbenannt. Richtig ist jetzt: Denali. Diesen Namen haben Ureinwohner von Alaska dem Berg gegeben. Denali bedeutet „der Hohe“. In Alaska wurde dieser Name auch verwendet. Im Rest des Landes USA aber war die Bezeichnung Mount McKinley geläufig. William McKinley war einmal Präsident der USA. Alaska hatte sich seit langer Zeit dafür starkgemacht, dass der Berg im ganzen Land Denali heißt. Der Präsident der USA, Barack Obama, hat nun zugestimmt.

Auf dem Fußballplatz allein unter Jungs

Abstoß oder Ecke? Lena und Laura sind Schiedsrichterinnen Emmerich. Nicht nur als Spielerinnen

stehen Lena und Laura oft auf dem Platz, sondern auch als Schiedsrichterinnen. Dafür mussten die Mädchen allerdings erst eine Prüfung bestehen. War das jetzt ein Foul oder nicht? Gibt es Ecke oder Abstoß? Bei Fußball-Spielen im Fernsehen hilft bei solchen Fragen die Zeitlupe. Lena und Laura müssen ohne die Wiederholung auskommen. Sie entscheiden blitzschnell. Denn Lena und Laura sind Schiedsrichterinnen – und finden ihren Job klasse. Für Schiedsrichterinnen sind die beiden Mädchen recht jung. Lena ist 17 Jahre alt, Laura 16. Sie leben in der Stadt Emmerich. Dort sind Lena und Laura Mitglied im gleichen Fußball-Verein. Seit einigen Monaten stehen sie auch mit der Pfeife auf dem Platz. „Wir sind durch meinen großen Bruder dazu gekommen“, sagt Lena. Er ist seit zwei Jahren Schiedsrichter. „Er ist total begeistert und hat uns viel davon erzählt.“ Da die beiden Freundinnen Fußball super finden, beschlossen sie: Das machen wir auch.

Unterricht und Prüfung Um Schiedsrichterin zu werden, macht man eine Ausbildung. Fachleute nennen das Lehrgang. Lena und Laura hatten zwölf Abende Unterricht bei erfahrenen Schiedsrichtern. „Da haben wir die Regeln ganz genau gelernt“, erzählt Lena. Dass die Mädchen selbst Fußball spielen, ist natürlich praktisch. „So hat man schon ein bisschen Ahnung, wie es läuft“, sagt Laura. Im Unterricht schauten sie sich mehrere Videos von Spiel-Situationen an. „Die haben wir besprochen: Was würde man jetzt als Schiedsrichterin machen?“ Genau solche Fragen beantworteten die beiden

Laura (links) und Lena stehen eigentlich allein auf dem Platz, wenn um sie herum 22 Jungs Fußball spielen. Da müssen sich die Mädchen Respekt verschaffen. FOTO: DPA

in ihrer Schiedsrichterwar der schriftliche Teil IHR HABT GEWÄHLT Prüfung. Ohne den Test der Prüfung kein Probzu bestehen, darf A: Schiedsrichterinnnen lem. Auch den Lauf62% Test bestanden die beiman nicht pfeifen. B: Leuchttürme Netterweiden locker. „Zwei Run38% den um den Fußballse half Lenas großer Bruder platz in einer bestimmten Zeit. Das war den beiden ein biss- easy“, sagt Lena. chen beim Lernen. So

Erstes Spiel nach einer Woche

„OCH NEE, EIN MÄDCHEN“ K In Deutschland pfeifen viele Tausend Jugendliche und Erwachsene Fußballspiele. Die Schiedsrichterinnen Laura und Lena haben meist mit männlichen Kollegen zu tun. Wenn die beiden Mädchen im Einsatz sind, sind sie sogar nur von Jungs umgeben. Denn sie pfeifen bislang ausschließlich Jungen-Spiele.

K Lena erzählt: „Auf dem Platz merkt man manchmal, dass einige erst mal denken: Och nee, ein Mädchen als Schiedsrichter. Das hat bestimmt keine Ahnung.“ Aber wenn die Partie läuft, müssen sie und ihre Freundin sich schnell Respekt verschaffen. Die Jungs sollen merken, dass die Mädels das können.

Schon eine Woche nach der Prüfung pfiffen die Schiedsrichterinnen jeweils ihr erstes Spiel – beide in der E-Jugend. „Da war ein erfahrener Schiedsrichter dabei und hat zugeschaut. Er konnte einem dann noch ein paar Tipps geben“, erzählt Laura. Inzwischen steht niemand mehr am Spielfeldrand, wenn die beiden im Einsatz sind. Sie entscheiden allein: Freistoß oder nicht? Abstoß oder Ecke?


Freizeit erleben

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Zwei Treffer – und raus bist du

Noah, Jonas, Paul, Tom: Wie vier Jungs das Kinderzimmer zur Nerf-Kampfzone machen Velbert. Noah stürmt ins Kinderzim-

mer, in den Händen ein buntes Spielzeug-Gewehr aus Plastik. Eine Nerf Strongarm. In Sekundenschnelle durchstreift Noahs Blick das helle, große Zimmer. Da ist es zu spät. Sein Bruder Jonas schnellt hinter der Tür hervor und schießt. Schuss. Klakklak, nachgeladen. Zweiter Schuss. Laut lachend sinkt Noah zu Boden, wälzt sich dort noch ein bisschen, während er ruft: „Ich bin raus.“ Denn Noah wurde zweimal getroffen. Das tut zwar nicht weh, aber die Spielrunde hat der Zwölfjährige verloren. So sind die Regeln.

Fair spielen Diese Regeln hat Noah mit Jonas, Tom und Paul verabredet. Wichtig ist, dass man ehrlich sagt, wenn man getroffen wurde. Meist läuft es so ab, erklärt Paul: „Wenn wir zu viert spielen, sind immer zwei oben und zwei unten. Die von unten kommen rauf, suchen die anderen und dann schießen wir.“ Zwei- bis dreimal pro Woche treffen sich die Jungs. Manchmal aber auch über längere Zeit gar nicht. „Ich finde es gut“, sagt Noah, „dass man sich mit Nerfs abschießen kann und es nicht weh tut.“ Ein Nervenkitzel sei es außerdem, „denn es kann ja immer jemand aus einer Ecke gesprungen kommen.“ Nerf ist eine Marke der Firma Hasbro. Die Spielzeuggewehre wurden in ihrer heutigen Form 2012 in Deutschland eingeführt – mit

Jonas (links) und Paul schleichen die Treppe hinauf zum Kinderzimmer.

Brüder gegen Brüder: Jonas (links) und Noah spielen gegen Paul und Tom (rechts) mit ihren Nerfs. Das große Gewehr vorne heißt Retaliator, Tom hat eine Strongarm in der Hand. FOTOS (3): LARS HEIDRICH

der Elite-Serie. Bei den Vorgängern flogen die Darts genannten Geschosse längst nicht so weit wie heute. Darts sind aus Styropor und ungefähr so groß wie ein Lippenstift.

schied. Man kann mit Nerfs niemanden verletzen oder töten wie mit echten Waffen“, erwidert Noah. Noch nicht einen blauen Fleck hat Noah von einem Treffer.

Die Eltern überzeugen

Immer mehr Auswahl

Die Darts von Noah und Jonas fliegen bis zu 30 Meter. Als sich die Jungs vor zwei Jahren zum ersten Mal für Nerfs interessierten, mussten erst die Eltern überzeugt werden. „Bei Mama war es schwieriger als bei Papa“, erinnert sich Jonas. „Bei uns war es umgekehrt“, sagt Tom, Pauls Bruder. Verstehen kann Tom, dass sein Vater Nerfs zunächst ablehnte. „Er findet Waffen nicht gut. Und es stimmt ja auch: Man schießt mit Nerfs und auch mit Waffen.“ „Das ist aber ein Unter-

Inzwischen ist die Auswahl an Nerfs riesig – denn der Hersteller will immer neue Produkte verkaufen. Funktionierten Nerfs bislang nur mit Luftdruck, so gibt es jetzt auch eine elektronische Variante. Mit Batterie und Geräuschen. Eigentlich ist das nicht das Richtige für die Spielart von den Vieren. „Wir schleichen uns ja an und damit würde man gehört“, sagt Tom. „Cool“ finden sie die Nerf N-Strike Elite XD dennoch. Ihr Name ist allerdings schwer zu merken. Andreas Graw

ZWEI NERF-MODELLE Wenn es klemmt, ist es wohl eine Retaliator. Spannt man sie, um den nächsten Dart abschussbereit zu machen, hakt sie häufig, so Noah: „Dann hat man meistens verloren.“ Zuverlässiger sei die Strongarm. Im Bild siehst du, wie sie gespannt wird. Zieht man den grauen Hebel zurück, kommt der nächste Dart in den Lauf. Betätigt man den Abzug, schießt er hinaus.

Die Welt spielt in Essen Spiel ‘15: Riesige Messe zeigt Brett- und Kartenspiele. 800 Neuheiten. Ausprobieren erwünscht So viele waren es noch nie: 900 Aussteller aus 40 Ländern zeigen vom 8. bis 11. Oktober ihre Neuheiten und Klassiker. 160 000 Spiele-Fans – Erwachsene und Kinder – werden erwartet. Wer hingeht, kann die neuesten Spiele ausprobieren – 800 Neuheiten gibt es. Etwa „Card’N’Go“. Bei dem Kartenspiel müssen die Spieler

Aufgaben erfüllen – und das so schnell wie möglich. Am besten ist es, wenn sie rennen. Angesagt sind auch Brettspiele mit Elektronik wie „Captain Black“. Dabei wird der Kapitän auf einem Piratenschiff elektronisch gesteuert. Die Spieler sind seine Matrosen. Sie be-

folgen seine Befehle und versuchen gemeinsam, einen Schatz zu finden. Doch auf dem Meer lauern Gefahren auf die Schiffsbesatzung. Spiel ‘15 findet statt in der Messe Essen. Geöffnet: Do-Sa: 10 bis 19 Uhr, So: 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 11,50 €, Kinder bis 12 Jahre 6,50 €.

i Mitspielen! Viele Spiele kannst du auf der Spiel ‘15 ausprobieren. FOTO: DPA


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Sport treiben

Basketball-EM jetzt ohne Deutschland Die Europameisterschaft im Basketball dauert noch bis Sonntag, 20. September. Doch für die deutsche Nationalmannschaft ist das Turnier vorbei. Sie verlor viele Spiele bei der EM. Oft war es zwar knapp, aber die Mannschaft ist ausgeschieden. Für den deutschen Superstar Dirk Nowitzki war die Niederlage besonders bitter. Schließlich könnte es für ihn das letzte Spiel in der Nationalmannschaft gewesen sein. Dirk Nowitzki ist 37 – für einen Profi-Basketballer ist das ziemlich alt. „Die Fans haben mich noch mal gefeiert“, sagte er. „Das war natürlich noch einmal ein toller Moment für mich.“ Ganz ausschließen wollte er eine Rückkehr in die Nationalmannschaft aber noch nicht. Nächstes Jahr könnte noch ein weiteres Turnier für ihn anstehen. Dann geht es darum, ob sich die deutsche Mannschaft für Olympia qualifiziert.

Jubel in Island: Nach einem 0:0 gegen Kasachstan ist Islands Nationalmannschaft für die EM qualifiziert. Vorher konnte Island sogar die Niederlande schlagen. Viele Spieler schnürten schon als Jugendliche zusammen die Fußballschuhe. FOTO: DPA

Eine kleine Nation trumpft ganz groß auf

Island ist überraschend bei der Fußball-EM 2016 dabei Reykjavík. 90 Minuten fällt Regen vom

Himmel. Ein Tor dagegen fällt nicht. Und doch tanzen und singen die Fans der isländischen Nationalmannschaft 90 Minuten lang und mit dem Schlusspfiff gibt es eine Riesen-Party. Denn das Unentschieden gegen Kasachstan reicht. Das kleine Island spielt im kommenden Jahr zum ersten Mal bei einer Fußball-EM mit. Raus mit Applaus: Im entscheidenden Spiel gegen Spanien verlor die deutsche Mannschaft erneut. Das Publikum feierte Superstar Dirk Nowitzki trotzdem. FOTO: DPA

SPALTEN-WITZ Ein Polizist hält eine Frau an, die zu schnell gefahren ist. Er sagt: „Sie können doch wirklich nicht mit 80 durch das Dorf fahren!“ Antwortet die Frau: „Ach, das ist nur mein Hut, der mich so alt macht.“ Helene Schwertfeger (10)

Das ist erstaunlich für ein Land, in dem weniger Menschen leben als in der Stadt Bochum. 330 000 Menschen wohnen in Island. Zum Vergleich: In

Deutschland leben 82 Millionen, in den Niederlanden knapp 17 Millionen. So ein kleines Land hat es bislang noch nie zur EM geschafft. Wie aber wird aus so wenigen Menschen eine so erfolgreiche Fußballmannschaft? Zunächst sind die Isländer grundsätzlich sehr sportbegeistert. Auch im Handball spielt die Nationalmannschaft immer wieder knapp hinter der Weltspitze.

Hallenbau führt zum Erfolg So weit ist es im Fußball noch nicht. Doch vor einigen Jahren wurden in Island viele Sporthallen gebaut, in denen

Deutschland fast durch Ein Punkt fehlt noch für die EM-Qualifikation Der Weltmeister hat sich zurückgemeldet. Nach zunächst schwachen Auftritten und einer Niederlage gegen Polen hat sich das Team gefangen. Zuletzt besiegte die Elf von Trainer Jogi Löw zunächst Polen (3:1) und dann Schottland (3:2). Wieder einmal trug Stürmer Thomas Müller (Foto) viel dazu bei: Insgesamt schoss er drei Tore in den bei-

den Spielen. Nun stehen die Deutschen auf Platz 1 in ihrer Gruppe. Bei zwei ausstehenden Spielen genügt ein einziges Unentschieden. Die nächsten Spiele: 8.Oktober: Irland - Deutschland 11.Okt.: Deutschland - Georgien

Fußball trainiert werden kann. Denn es herrscht ein arktisches, kaltes Klima auf Island. In den Fußballhallen wuchs eine Generation von richtig guten Fußballspielern heran.

Eine Mannschaft seit der Jugend Diese Mannschaft spielt seit Jahren zusammen. Im Jahr 2011, noch als U21Nationalmannschaft, gewannen die Isländer gegen den deutschen Nachwuchs mit 4:1. In der deutschen Elf waren Stars von heute wie Mats Hummels und Benedikt Höwedes. Es sieht so aus, als ob man auch in Zukunft mit Island rechnen müsste. Viele Spieler könnten noch einige Jahre in der Mannschaft sein. Unter dem schwedischen Trainer Lars Lagerbäck hat Island einen Sprung nach vorn gemacht: Auf der Weltrangliste von Platz 108 auf Platz 23. In der Qualifikation zur EM konnten sie Tschechien, die Türkei und sogar die Niederlande bezwingen. Jetzt steht Island auf Platz 1 und fährt zur Europameisterschaft in Frankreich – egal wie die letzten beiden Spiele ausgehen. Die nächste Party ist also schon gesichert. Andreas Graw


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