177. Ausgabe, ET 21.03.2015

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FREIBURG

UND DIE WELT

Samstag, 21. März 2015

Die neue UB ist toll! Im Sommer 2015 soll die neue Universitätsbibliothek eröffnen. Ein Blick ins Innere überzeugt auf der ganzen Linie: Die neue UB ist hell, geräumig, elegant und durchdacht. Von Barbara Breitsprecher

K

aum ein Neubau hat in Freiburg in den vergangenen Jahren für solchen Wirbel gesorgt, wie der Abriss der alten und Bau der neuen Universitäts-Bibliothek. Der enorme Anstieg der Kosten während der langen Bauphase, der häppchenweise Abriss des alten Betonklotzes, die zeitweise einsam verlassen zwischen Trümmern stehenden alten Treppenhaustürme, die moderne Glasfassade, die oft schwarz wirkt, der Kontrast zu den umliegenden Gebäuden und dem KG I, das Spiegeln und mögliche Blenden der Autofahrer durch Sonneneinstrahlung – all das sind Aufreger.

eine schwungvolle, sich hochschraubende Holztheke entworfen, in der auch eine automatische Bücherrückgabe integriert ist. Die Theke ist sogar absenkbar, falls einer der 2000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf einen Rollstuhl angewiesen sein sollte. Die neuen, freiliegenden Beton-Treppen im Innern, angeblich inspiriert durch den Film „Der Name der Rose“, haben nahezu feine Sichtbetonqualität. (Die alten Treppenhaustürme bleiben als Rettungswege im Vintage-Originalzustand bestehen.) Theke, Holztüren, Toiletten, alles wirkt hochwertig. An der Decke hängen verzinkte Blechpaneelen, schutzverglasung lässt nur 15 Prozent der Sonnenwärme durch, die Wände sind hervorragend gedämmt. Die neue UB, die mit 53 Millionen Euro Gesamtbaukosten rund vier Millionen mehr kosten wird als ursprünglich veranschlagt, soll voraussichtlich im Sommer 2015 eröffnen. Sie wird sieben Tage pro Woche, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr geöffnet sein. Und über alle fünf Stockwerke hinweg wird es einen öffentlichen Bereich geben, das Parlatorium, durch Glaswände abgetrennt vom Lesebereich, der mit Lounge-Charakter und Ledersesseln zum Verweilen und Weiterbilden einlädt.

über der alten UB, die 2011 fast vollständig abgerissen wurde. Der Schweizer Architekt hatte wieder und wieder ein Gipsmodell abgeschliffen, bis der heutige Entwurf, mit dem er als Sieger aus dem Architektenwettbewerb 2006 hervorging, herauskam. Es gibt keine unnötigen Winkel und Vorsprünge mehr wie beim Vorgängerbau, kein vergeudeter Raum mehr. In der Sedanstraße ist, eingefasst von einem eher hässlichen Betonelement, das wie ein Relikt der alten UB wirkt, die schmale Einfahrt hinunter zur Fahrrad-Tiefgarage, wo künftig 450 Räder Platz finden werden. Eine Tiefgarage für Autofahrer wird es

nicht mehr geben, stattdessen sind unterirdisch 700 000 öffentlich zugängliche und weitere 3,7 Millionen Bücher im geschlossenen Bereich untergebracht. Die waren auch während der gesamten Bauarbeiten dort. Die neue UB hat zwei ebenerdige Eingänge, über die sich schräg das Gebäude neigt und so eine Vordachsituation schafft. Der Haupteingang gegenüber dem KG I stülpt sich trichterartig, quasi als Reaktion auf das vor springende Jugendstilgebäude. Das Gebäude kann schwarz wirken, das ist richtig, weil Fenster zunächst einmal immer dunkel wirken. Aber je nach Wetter

Die Universitätsbibliothek: Der Lesesaal mit einzigartigen, extra hergestellten Tischlampen (rechts oben); die offenen Treppenaufgänge und innovativen Lampen (links und Mitte); 2000 Quadratmeter extrem flache Photovoltaikmodule auf dem Dach liefern 180 000 Kilowatt Strom (links oben); Universitäts-Bauamtsleiter KarlHeinz Bühler (links); die geschwungene, hölzerne Theke (rechts unten).

Fotos: Barbara Breitsprecher

und Licht, spiegeln sich die vielen Scheiben hell und werden eins mit dem Himmel. Der großartige AhaEffekt ergibt sich jedoch mit dem Eintritt ins Innere. Während der frühere UB-Bau aus dem Jahr 1978 wenig Licht einließ, wirkt dieses neue Gebäude hell und geradezu lichtdurchflutet, zumal in den oberen Stockwerken. Früher war im alten UB-Erdgeschoss, in bester Lage Freiburgs, die Haustechnik untergebracht sowie die Ticket-Automaten für die Tiefgarage. Jetzt sind hier die Ausleihe, die Caféteria und der öffentliche Bereich. Für die Ausleihe hat Architekt Degelo extra

Und aufregend ist das neue Gebäude in der Tat. Wir durften uns bei einer exklusiven Führung durch den Universitäts-Baumatsleiter KarlHeinz Bühler im Kreise von Architekten selbst ein Bild machen – und sind, das geben wir gerne zu – beeindruckt. Was sich am Rotteckring nun als sehr moderner, spiegelnder, asymetrischer Bau erhebt, ist zunächst einmal rund fünf Kubikmeter kleiner als sein Vorgänger-Bau und bietet dennoch mehr Platz im Innern. Schon an der Milchstraße fällt auf, wie der Neubau, den der Basler Architekt Heinrich Degelo entworfen hat, weiter zurückgesetzt ist gegen-

die für eine auffallend angenehme Akustik sorgen, ebenso aber Heizen und Kühlen können. Kilometerlange Rohre sind in den Betondecken verlegt, durch die dauerhaft acht bis zehn Grad kaltes Grundwasser aus einem Tiefbrunnen, der extra vor dem KG III gebohrt wurde, hindurch läuft und die Raumtemperatur konstant hält. Dann läuft das Wasser zurück in einen Schluckbrunnen. Universitäts-Baumatsleiter KarlHeinz Bühler, unter dessen Obhut das Ganze Bauprojekt fällt, geht davon aus, dass man voraussichtlich gar nicht weiter heizen oder kühlen muss. Die Isolier- und Sonnen-


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