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28 – automotivebusiness

Freitag, 4. Mai 2012

Auto China Auf der größten Automesse Asiens in Peking zeigen chinesische Hersteller ihre Version von Zukunft

Kommentar

Kreativität und Sicherheit aus dem Reich der Mitte

Sind wir noch zu retten?

Neben Optik und Verarbeitung holen die Chinesen auch in Sachen Sicherheit ordentlich auf. Peking. Wo noch vor einigen Jahren viele Millionen Fahrräder die Straßen bevölkerten, quetschen sich heute rund sechs Mio. Autos tagtäglich durch die Stadt. Peking – ein Meltingpoint aus jahrtausendealter chinesischer Kultur, frisch erlangtem Reichtum und dem stetigen Streben nach Kapitalismus und westlichem Chíc. Das Auto wird zum Statussymbol, wie auch vor vielen Jahrzehnten in den USA. Einzig der Platz in den Millionenmetropolen Asiens ist enden wollend. Auch im Fahrzeugbereich ist die Schlacht um den Kunden voll im Gange und ausnahmslos alle europäischen Marken kämpfen in China, dem derzeit hoffnungsträchtigsten und größten Automarkt der Welt, um ein saftiges Stück vom fetten Kuchen. Doch auch die einheimischen Hersteller haben den Weltmarkt für sich entdeckt und streben nach Aufmerksamkeit und Anerkennung. medianet unternahm einen exklusiven Lokalaugenschein auf der größten Automesse Asiens, der „Auto China“.

Gregor Josel

G

eringe CO2-Emissionen, innovative Antriebskonzepte und umweltfreundliche Konzernlayouts – die Autohersteller lassen sich den Umweltschutz ganz schön was kosten. Das ist auch gut so. Die Frage ist nur, ob uns all das auch wirklich vor dem Klimakollaps retten wird. Der Besuch der Pekinger Messe „Auto China“ zeigt den Widerspruch all dessen ungeschönt und direkt: Drinnen viel Hybrid und Elektro und draußen kann man auch an einem wolkenlosen Tag die Sonne nicht sehen vor lauter Smog. Sport im Freien gilt als gesundheitsschädlich. Der hart erarbeitete Wohlstand schlägt sich in Asien auf die Zulassungszahlen nieder. In Peking hat man die täglichen Neuzulassungen nun auf 1.000 (!) beschränkt und allein in China gibt es mehr als 50 Städte mit mehr als einer Million Einwohner, allen voran Shanghai mit rund 20 und Peking mit rund 17 Millionen Einwohnern. Doch es sind nicht nur die Fahrzeuge, die das Kraut fett machen, denn in China kommen rund 73% des Stroms aus Kohlekraftwerken. Und ohne nun schwarzmalen zu wollen, stellt sich da doch irgendwie die Frage, ob und wie weit der CO2-Zug schon abgefahren ist, oder nicht. Denn die Wohlstands-Hausse in Asien ist noch lange nicht vorbei, der Hunger nach Luxus schier unerschöpflich. Und China ist gerade mal das erste Beispiel von vielen.

Es weht ein anderer Wind In China gibt es rund 100 verschiedene Fahrzeughersteller, die mit mehr als 900 Modellen um den Käufer buhlen. Auf die Auto China schaffen es nur die größeren und bekannteren Hersteller und sorgen mit zahlreichen Studien, aber auch ansehnlichen Serienmodellen für Aufsehen Die europäischen Hersteller treten noch als gern gesehene Gäste auf, bringen exklusive Modelle mit und richten ihren Fokus auf die gutverdienende Oberschicht, die in China traditionellerweise gern mit Chauffeur durch den Alltag fährt. Doch auch

AMG Performance Center

Store in Peking

Der „McCar“ von Geely hätte auch in Europa gute Chancen. Das Design stimmt und in Sicherheitsfragen holen die Chinesen auf.

sportliche Fahrzeuge finden in China immer mehr Anklang, denn der erfolgreiche Chinese findet Geschmack daran, selbst hinter dem Steuer des Statussymbols zu sitzen. Bei den einheimischen Herstellern weht mittlerweile jedoch ein anderer Wind. Die Plagiats-Exzesse der letzten Jahre stehen nicht mehr im Vordergrund und zahlreiche neue chinesische SUVs, Limousinen und pfiffige Kleinwagen können in Sachen Design und Ausstattung bereits mit der europäischen Konkurrenz mithalten. Geely etwa präsentiert mit dem „GX7“ das erste SUV-Modell der Marke, das auch in Europa gefallen würde, und mit dem „McCar“ einen wahlweise hybrid oder rein elektrisch angetriebenen Kompakten, der sich optisch

nicht vor der japanischen oder koreanischen Konkurrenz verstecken muss. Der Hersteller Baic, der noch vor einem Jahr mit einer frechen Kopie der Mercedes B-Klasse für Aufsehen sorgte, zeigt auf der Auto China 2012 eine sportliche SUVStudie namens „C51X“, die vom Design den aktuellen SUV-Modellen à la Mazda CX-5 oder Range Rover Evoque entspricht.

Eine Frage der Sicherheit? Wir erinnern uns noch sehr gut an die ersten Euro NCAP-CrashTests, bei denen die meisten chinesischen Modelle als gemeingefährlich eingestuft wurden. Allen voran der Jiangling „Landwind“ – ein Opel Frontera-Verschnitt, der

dem Fahrer bei einem Crash kaum Überlebenschancen bot. Doch auch dieses Blatt wendet sich zusehends, denn die Chinesen haben Lunte in Europa gerochen und wollen auch hierzulande Autos verkaufen. So konnten unlängst der „Geely Emgrand EC7“ (Kompaktklasse) und die Fließheck-Limousine „MG6“ von SAIC vier Sterne beim Euro NCAPCrashtest einheimsen; sie sind damit auf bes-tem Kurs gen Westen. Ähnlich wie die ehemals belächelten und mittlerweile sehr erfolgreichen Koreaner à la Hyundai und Kia könnten somit schon bald auch chinesische Hersteller den europäischen Traditionsmarken in ihren Heimatmärkten mit zahlreichen neuen Modellen gefährlich werden. www.china-autoshow.com

Continental Erfolgreicher Start ins neue Geschäftsjahr

Rosenbauer Feuerwehrausrüster mit Umsatzrückgang

Hannover. Der deutsche Autozulieferer und Reifenhersteller Continental ist trotz der Krise auf Europas Automärkten mit kräftigen Zuwächsen ins Jahr 2012 gestartet. Nach vorläufigen Angaben verdiente der Konzern im ersten Quartal vor Zinsen und Steuern 766 Mio. €, in den drei Auftaktmonaten 2011 waren es noch 634 Mio. Den Umsatz konnte das Unternehmen auf 8,3 Mrd. € steigern – rund eine Milliarde mehr als vor einem Jahr.

Leonding. Die Budgetknappheit der öffentlichen Hand in Europa und den USA hat dem oberösterreichischen Feuerwehrausrüster Rosenbauer im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von neun Prozent auf 541,6 Mio. € beschert. Der Nettogewinn ging um 20% auf 32,1 Mio. € zurück. Im laufenden Jahr soll es aber bereits wieder aufwärts gehen: Für 2012 wird wegen eines Rekordauftragsbestands ein Umsatz von über 600

Bei den Erlösen wollen die Hannoveraner im laufenden Jahr noch einmal um über fünf Prozent auf mehr als 32 Mrd. € zulegen. „Der gelungene Start stimmt uns zuversichtlich, dass wir unsere gesetzten Ziele sicher erreichen werden“, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart. Bereits 2011 hatte Conti Rekordzahlen eingefahren und einen Gesamtertrag von 1,242 Mrd. € erwirtschaftet. www.conti-online.com

Mio. € und ein Betriebsgewinn von mindestens 42 Mio. € anvisiert, erklärte Rosenbauer-CEO Dieter Siegel. Um über genügend Kapazitäten zu verfügen, werden in den kommenden Jahren rund 30 Mio. € in die Rosenbauer-Werke in Österreich und Deutschland investiert. Der Auftragsbestand per Jahresende 2011 im Vergleich zum Jahr davor hat um 73% auf 682,3 Mio. € zugelegt. www.rosenbauer.co.at

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„Gesetzte Ziele sicher erreichbar“ 2012: Zurück auf die Erfolgsschiene

In Peking wurde nun der erste „Stand-alone“-AMG-Store eröffnet.

Peking. AMG zeigt Flagge im Reich der Mitte und eröffnete dieser Tage sein erstes Performance Center in Peking: Anders als bei den weltweit bisher 195 Shops ist der neue Store allerdings als „Stand-alone“-Shop konzipiert und nicht in ein Merceds-Benz-Autohaus integriert. „Davon versprechen wir uns eine attraktive Ansprache und Betreuung bestehender und potenzieller AMG-Kunden“, sagt Ola Källenius, Vorsitzender der Geschäftsführung der Mercedes-AMG GmbH. www.daimler.com

© Gregor Josel

Gregor Josel

Geht es nach den vorläufigen Zahlen, steuert Conti auf ein neues Rekordergebnis zu.

Im laufenden Jahr will Rosenbauer seinen Umsatz auf über 600 Mio. Euro steigern.


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