WIEN GEHT 2

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Jine Knapp, Loris Knoll | WildUrb

25 TRACKS UND MEHR ALS

40 POINTS

urbig!

Abenteuerlich, wunderschรถn, erholsam, kontrastreich, lieblich oder verwegen: WEITER GEHEN. Durch und um Wien.

WIEN GEHT2


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01 Dichte Details 02 Reformierte Viertel 03 Entlegene Idylle 04 Zwischenstadt 05 Vielfältige Facetten 06 Abgeschiedene Flur 07 Gemischter Satz 08 Spannende Winkel 09 Endlose Äcker 10 Verriegelte Pforten 11 Planet Hopping 12 Bunte Grätzl 13 Im Speckgürtel 14 Cobenzl Kombi 15 Flache Gefilde 16 Neptunische Gründe 17 Malerische Fauna 18 Kolossale Türme 19 Geteiltes Wasser 20 Goldene Hänge 21 Polymorphe Züge 22 Tiefe Einblicke 23 Gezähmtes Terrain 24 Analytische Wege 25 Reizvolle Kontraste

POINTS (ORTE) 10 14 18 22 26 30 34 38 42 46 50 54 58 62 66 70 74 78 82 86 90 96 100 104 110

01 Wilde Früchte 02 Dunkle Energien 03 Gaumenfreuden 04 Urige Museen 05 Urbaner Anbau 06 Telegenes Pflaster 07 Offene Tore 08 Stumme Schienen 09 Stufen zählen 10 Ins letzte Eck

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SONSTIGES Impressum Vorwort Gesundes Gehen Deine Notizen Übersichtskarte

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TRACKS (WEGE)


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LOS GEHT'S

Inzwischen ist aber auch einiges passiert. Die WildUrb-Gemeinschaft hat sich vergrößert, tolle Bekanntschaften wurden geschlossen, und natürlich haben wir an weiteren Büchern gebastelt, wie WIEN GEHT GASSI (mit Spaziergängen für Zwei- & Vierbeiner), BUSSI BUSSI (die Lektüre für Verliebte), MISSION WIEN (gefüllt mit spannenden Schnitzeljagden durch Wiens 23 Bezirke) so-

wie WIEN GEHT WEIT (für jene URBs, die bereits vom höchst ansteckenden Weitwander-Virus infiziert wurden). Auch in dieser Schwarte haben wir uns bemüht, Wege und Orte zu finden, die äußerst interessant, besonders inspirierend, einfach nur schön und natürlich wieder ein bisschen abWEGig sind. Wir, das sind übrigens ich, Jine Knapp, und mein blutjunger Co-Autor und Wegefinder Loris Knoll. Es geht zum Beispiel durch Viertel, die erst vor kurzem aus dem Boden geschossen sind, sowie Grätzl, denen die Reformierung erst bevorsteht. Wir führen euch durch entlegene Wiener Areale, in denen ihr noch

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Knapp vier Jahre sind vergangen, seit mein erstes Buch WIEN GEHT erschienen ist. Nun ist es wieder so weit, der 2.Teil ist da, und ich hoffe, deine beiden Füße und dein endloser Entdeckergeist haben genauso viel Freude damit!


die Hähne krähen hört oder – umgeben von Stille – dem leisen Rauschen des Donaustroms lauschen könnt. Auch scheinbar »unbegehbare« Gegenden wie Wiens Speckgürtel und Teile der Zwischenstadt werden bewandert. Entlang der Schienen führen wir euch vom Stadtpark bis nach Simmering und von Döbling nach Penzing. Lasst uns dabei wilde Früchte sammeln, unbekannte Filmschauplätze und Bauernhöfe besuchen, lange Treppen besteigen, durch offene Tore schlendern, dunkle Energien spüren, besonderes Essen verspeisen – bis wir die letzten vier Ecken Wiens erreicht haben!

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Nun möchte ich mich noch bei allen URBs bedanken, die uns so eifrig auf www.startnext.de unterstützt haben. Ohne eure Hilfe wäre der Druck dieses Buches nicht zustande gekommen. Dies gilt insbesondere für: Franz Galla, Andreas Rinofner, Markus Pirchner, Ing. Wilhelm Guggenberger, Mag. Dr. Helgo Eberwein, Thomas Kotrba, Rosa Breiteneder, Alfred Diem, Franziska Salzmann, Andrea Klem, Michael Jahoda, Leopold Faltin, Andrea Lehmann, Richard Haderer, John Remus, Daniela Arslan, Peter Salzmann, Verena Knapp und Robert Lender.

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25 TRACKs


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DICHTE DETAILS eG maüntlieicrhend,urucmh Gauafsszeanhlreiche fl etails zu stoßen. D TRACKINFO

Verlauf: Franz-Josefs-Bahnhof, Spittelau, Gürtel, Währinger Park, Altes AKH, Roßau Art: Rundwanderung, leicht Tracklänge: 7,37km Startpunkt: Franz-Josefs-Bahnhof Julius-Tandler-Platz, 1090 Wien Öffis: S40, D, 5, 33 Station FranzJosefs-Bahnhof ( Alserbachstraße)

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Mitten in den dicht bebauten, gürtelnahen Vierteln des 9. und 18. Bezirks gibt es zahlreiche Details zu entdecken, seien es nun historische Bauten, versteckte Durchgänge oder interessante Grätzl. Du stößt hier auf Plätze, die du ansonsten höchstwahrscheinlich nie bewusst wahrnehmen würdest. Aber auch berühmte Stiegenanlagen, Kulturstätten, nette Parks und gleich zwei jüdische Friedhöfe liegen auf dieser Strecke.

TRACKVERLAUF

Kurz die Alserbachstraße entlang, dann links durch die Grundlgasse zum Spittelauer Platz, dort rechts in die Nordbergstraße einbiegen. Nach dem Sportplatz gleich links die Treppe hinauf und auf den Dächern der


GÜRTEL IM WANDEL

Heute ist es kaum vorstellbar, aber die Gürtelstraße war einst eine durchaus beliebte und attraktive Wohngegend. Erst durch die Massenmotorisierung stieg das Verkehrsaufkommen derart an, dass der Gürtel nun die meistbefahrene Landesstraße Österreichs ist. In den 1970ern war die Sehnsucht nach einer autogerechten Stadt so hoch, dass man eine – in Hochlage geführte – Stadtautobahn entlang des gesamten Gürtels andachte. Glücklicherweise siegte jedoch rechtzeitig die Vernunft. Dennoch hat sich im Laufe der Zeit das Erscheinungsbild des Gürtels verändert: Die Stadtbahn wurde zur U6, die Straßenbahn 8 – trotz großer Proteste – eingestellt, und dank EU-Förderungen entwickelte sich in den Bögen der ehemaligen Stadtbahn eine lebendige Lokalszene.

Im Währinger Park gibt es nicht nur den jüdischen Friedhof, sondern auch einen kleinen versperrten Denkmalhain mit 58 kulturgeschichtlich bemerkenswerten Grabsteinen.

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©Bwag/Commons

ehemaligen Wirtschaftsuni den Wegweisern zur Augasse folgen, hindurch und links zur Straßenbahnschleife gehen. Danach über Newaldgasse, Vereinsstiege und Pulverturmgasse zur Sobieskigasse und nach rechts zum Gürtel wandern. Diesen überqueren. Anschließend durch die – zwischen Remise & Friedhof eingezwängte – Schrottenbachgasse marschieren, dann links in die Semperstraße einbiegen und zur Gentzgasse gehen. Dieser nach rechts folgen und bei Nummer 21 durch den Hausdurchgang schlupfen. Weiter geht's durch Hans-SachsGasse und Schulgasse zum Gürtel, um diesen erneut zu überqueren. Am inneren Gürtel befindet sich eine von Otto Wagner geplante Kapelle! Nun hinter der Volksoper die Fuchsthallergasse hinunter, danach links durch die Lustkandlgasse und anschließend rechts dem Fußweg, der zwischen Häusern


VERBORGENE FRIEDHÖFE

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Aus hygienischen Gründen durften ab 1783 innerhalb des Linienwalls keine Beerdigungen mehr durchgeführt werden. Im Gegensatz zu anderen innerstädtischen Grabstätten, wurde der Friedhof Roßau allerdings nicht aufgelöst, da dies der jüdischen Tradition widersprochen hätte. So gilt diese Ruhestätte als der älteste erhaltene Friedhof Wiens. Jüdische Bestattungen fanden, nach dem LinienwallVerbot, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts am Friedhof Währing statt. Beide Ruhestätten wurden in der NS-Zeit teilweise zerstört und sind heute noch in einem üblen Zustand. Denn seit dem Holocaust leben kaum noch Nachkommen der Begrabenen in Österreich. Nach jahrelanger Finanzierungsdiskussion konnten mittlerweile einige Gräber restauriert werden.

hindurchführt, folgen. Diese Schneise war übrigens einst das Bett des Währinger Baches. Jetzt nach rechts in die WilhelmExner-Gasse (WUK), danach die Währinger Straße begehen. Nun den Arne-CarlssonPark (Bunker) queren und den Fußweg links vom Sportplatz entlang marschieren. Bei der Sensengasse die Rampe hinauf, am Narrenturm vorbei und durch die Höfe 6, 7, 8 und 9 des Alten AKHs zur Garnisongasse wandern. Anschließend die Van-SwietenGasse nehmen, danach die Währinger Straße hinunter gehen. Jetzt nach rechts in die Boltzmanngasse und nochmals rechts in die Strudlhofgasse, um die Treppen der berühmten Stiege hinunterzusteigen. Zurück zum Ausgangspunkt gelangst du über folgende Gassen: Liechtensteinstraße, Fürstengasse, Porzellangasse, Seegasse (jüd. Friedhof Roßau) und Rotenlöwengasse.

Unter dem Skaterpark im Arne-Carlsson-Park befindet sich der Erinnerungsbunker. Die Ausstellung soll die Ängste verdeutlichen, denen Menschen in Bunkern ausgesetzt sind.


UMGEBUNGSTIPPS

Jüdischer Friedhof Roßau Montag bis Freitag: 7:00 – 15:00 1090 Wien, Seegasse 9 Zugang durch Pensionistenwohnhaus St. Johannes-Nepomuk-Kapelle Otto Wagners zweites sakrales Bauwerk 1090 Wien, Währinger Gürtel, Bogen 115 www.johanneskapelle.at Erinnerungsbunker Alsergrund 1090 Wien, Arne-Carlsson-Park Führungen auf Anfrage: www.bezirksmuseum.at/default/index.php?id=828 Währinger Park Denkmalhain 58 kulturgeschichtlich bemerkenswerte Grabsteine, Besichtigung auf Anfrage: +43 1 4000 42551 (Gartenbezirk 6)

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TRACKINFO

Verlauf: Erdberg, TownTown, Stadtwildnis, Neu Marx, Eurogate, Quartier Belvedere Art: Streckenwanderung, leicht Tracklänge: 5,63km Startpunkt: Kardinal-Nagl-Platz ( Hainburger Straße), 1030 Wien Öffis: U3, 77A Station Kardinal-NaglPlatz ( Ausgang Kardinal-Nagl-Platz)

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Bei neuen Stadtentwicklungsgebieten denkt man meist an Siedlungen jenseits der Donau – irgendwo am Stadtrand. Dabei gibt es auch im innerstädtischen Bereich viele Areale, die zur Zeit einer enormen Veränderung unterworfen sind. Diesen Zonen begegnest du auf diesem Track. Etwa dem, auf einer U-Bahn-Überplattung liegendem Büroviertel »TownTown«. Oder dem modernen Medienviertel »Neu Marx«, auf den Gründen eines alten Schlachthofs gelegen. Und natürlich das Gebiet rund um den neuen Hauptbahnhof Wien: »Quartier Belvedere«, »Eurogate« und »Sonnwendviertel«. Dazwischen verstecken sich Überbleibsel aus der Vergangenheit, wie etwa eine echte »Gstättn« – eine Rarität im modernen Wien!

Wien Holding/©Eva Kelety

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REFORMIERTE VIERTEL n e d n u k r e e t e i b e g s g n u l Enutwndickder Stadt beim Wusaivceh!sen l k n i s i n d l i W n e u zuscha


AUS VIER HIMMELSRICHTUNGEN

Zunächst stadtauswärts der Hainburger Straße folgen. Beim Fiakerplatz links abbiegen und die Treppen zur Erdbergstraße hinuntersteigen. In diese nach rechts einbiegen und danach die Fruethstraße (Verkehrsmuseum) nehmen. Weiter geht's durch Schlachthaus-, Schnirchgasse und Würtzlerstraße. Dort befindet sich linker Hand eine breite Stiege, die in die »TownTown« hinaufführt. Nach einiger Zeit den Abgang (rechts) zur Erdbergstraße nehmen, diese überqueren und geradeaus weiter – durch einen verwinkelten, öffentlichen Durchgang – bis zur Markhofgasse. Nun nach links marschieren und weiter über den Haeussermannweg zur Baumgasse, der du (rechts) bis zur Maiselgasse folgst. Hier befindet sich linker Hand der Eingang in die »Gstättn« (Stadtwildnis). Diese auf

»Wien Südbahnhof« – diese Bezeichnung ist heute Geschichte. Der ehemals größte Bahnhof Österreichs wurde Ende 2009 abgerissen. Derzeit entsteht an seinem Standort (Gürtel, Ecke Arsenalstraße) gerade das neue Büroviertel Quartier Belvedere sowie eventuell eine Musicalhalle. Die Geschichte des Südbahnhofs reicht bis ins Jahr 1841 zurück: Damals wurde der Gloggnitzer Bahnhof für die Südbahn und bald darauf der Raaber Bahnhof für die Ostbahn eröffnet. In den 1950ern erhielten die Bahnhöfe zwar ein gemeinsames Gebäude, dennoch blieben es zwei Kopfbahnhöfe, an denen Züge wenden mussten. Als Ersatz dient der neue, ab 2015 in Vollbetrieb stehende Hauptbahnhof: Er ermöglicht den Zügen die Durchfahrt aus allen vier Himmelsrichtungen.

In einer Gstättn – die österreichische Bezeichnung für ein brachliegendes, ungenutzte Wiesen- oder Waldstück – lassen sich zahlreiche seltene »Unkräuter« entdecken!

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©Wien Holding/©WSE

TRACKVERLAUF


WIEN WÄCHST

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Seit 2013 ist Wien die zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum – nur Berlin liegt weiter vorne. Im Jahr 2035 könnte die Einwohnerzahl laut Schätzungen die 2-Millionen-Marke überschreiten. Wo sollen die zusätzlichen Menschen leben? Zum Beispiel in den neuen Stadtentwicklungsgebieten. Solche entstehen einerseits in Stadtrandlagen – wie zum Beispiel die »Seestadt Aspern« – andererseits auch in Innenbezirken. Möglich wird das durch die ehemals riesigen Bahnhofsareale, die heute in dieser Form nicht mehr benötigt werden und neuen Nutzungen weichen. So entstehen nicht nur neue Infrastrukturen, sondern auch begehbare Verbindungen zwischen ehemals durch Bahnanlagen (Nord-, Nordwest-, Süd-, Ost- oder Aspangbahnhof) getrennten Bezirksteilen.

mehr oder weniger geradem Weg durchqueren, bis du auf die Henneberggasse stößt. Sie bringt dich zum »Stier-Tor« und anschließend zur Helmut-Qualtinger-Gasse, die dich wiederum zum Rennweg führt. Weiter geht's durch die Grasbergergasse zur Leberstraße. Hier kannst du entweder nach links wandern, um einen lohnenden Abstecher zum »Biedermeierfriedhof St. Marx« zu machen, oder gleich den rechten Weg einschlagen, um die Otto-PremingerStraße (Aspanggründe) zu durchqueren. Bei der Adolf-Blamauer-Gasse nun nach links, anschließend unter dem Gürtel hindurchmarschieren und danach die Ghegastraße durchqueren. Jetzt rechts in die Arsenalstraße biegen, um durch die Canettistraße und die Gerhard-Bronner-Straße zum Hauptbahnhof zu gelangen.

Auf den Aspanggründen entsteht gerade in mehreren Bauphasen die größte Passivhaussiedlung Europas, um den ökologischen Fußabdruck der BewohnerInnen klein zu halten.


UMGEBUNGSTIPPS

Biedermeierfriedhof St. Marx Täglich von 7:00 – 17:00 1030 Wien, Leberstraße 6-8 Verkehrsmuseum 1030 Wien, Erdbergstraße 109 www.wienerlinien.at Stadentwicklungszonen TownTown, www.towntown.at Neu Marx, www.neumarx.at Quartier Belvedere, www.qbc.at Aspanggründe, www.eurogate.at Buchtipp: Wien Südbahnhof. Bestand und Abbruch 2007-2010 erschienen im Springer Verlag ISBN: 978-3709108376

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SPANNENDE WINKEL lF orwidisscdoherfn: kWommuandnearlenn undt n. z ernen Wohnbauprojek e mod TRACKINFO

Verlauf: Floridsdorfer Spitz, Floridsdorfer Markt, Donaufeld, Alte Donau Art: Streckenwanderung, leicht Tracklänge: 7,55km Startpunkt: Bahnhof Floridsdorf ( Franz-Jonas-Platz), 1210 Wien Öffis: U6, S1, S2, S3, S7, 25, 26, 30, 31, 28A, 29A, 33A, 33B Station Floridsdorf

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Der 21. Hieb gehört ja nicht unbedingt zu den Gegenden, die dir in den Sinn kommen, wenn du an einen Spaziergang denkst. Da ein URB jedoch alles erkunden möchte, geht er grad justament dort seiner Wege und wird überrascht. Wer weiß schon, dass in Floridsdorf einst die älteste Erdölraffinerie Europas stand? Zu Beginn wurde dort Petroleum hergestellt, später war es Benzin, das als Fleckputzmittel unter dem Markennamen »Floridsdorfer Fleckwasser« segensreiche Dienste im Auftrag der Sauberkeit leistete. Unser Weg führt sowohl an historistischen Schmankerln als auch an einem nazionalsozialistischen Bunker, dessen Funktion bis heute nicht geklärt ist, vorbei. Liegen dann auch noch Floridsdorfs Gemein-


TRACKVERLAUF

Vom Franz-Jonas-Platz gelangst du über die Schloßhofer Straße zum »Amtshaus Am Spitz«. Über dessen Vorplatz in die Schwaigergasse wandern. Hier zweigt nach rechts der Fußweg Puffergasse ab. Geradeaus bis zur Prager Straße gehen, in diese erneut nach rechts einbiegen, um die Straße dann bei der Ampel zu überqueren. Nun durch die Gerichtsgasse sowie den Paul-HockPark (Brünner Straße queren) zum Floridsdorfer Markt spazieren. Der Pitkagasse (am Markt) folgen und entlang der Nordbahnanlage weitergehen, bis zu einer Unterführung, die dich über die Angerer Straße in

VERHINDERTE HAUPTSTADT

Fast wäre Floridsdorf die Hauptstadt Niederösterreichs geworden. Denn die Großgemeinde zählte um 1900 rund 30.000 Einwohner. Der Standort wäre auch für einen eigenen Hafen an der Alten Donau – mit Anbindung an den geplanten Donau-OderKanal – ideal gewesen. Eine Hafenstadt in direkter Konkurrenz wollte man seitens der Stadt Wien natürlich um jeden Preis verhindern, daher kam es 1905 schließlich erfolgreich zur Eingemeindung. Die große Dimensionierung der Donaufelder Pfarrkirche am Kinzerplatz erinnert noch heute an das damalige Vorhaben, denn sie hätte die Bischofskirche einer neuen Diözese Niederösterreichs werden sollen. Aber ebenso wie die Projekte Floridsdorfer-Hafen und Donau-Oder-Kanal (siehe Reizvolle Kontraste), wurde dieses nie realisiert.

Der nie ganz fertiggestellte Hochbunker in der Gerichtsgasse wird heute liebevoll die »Katzenburg« genannt – da er vielen streunenden Felinen als Unterschlupf dient.

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debauten hinter uns, geht's in Richtung Donaufeld, auf dessen Äckern nicht mehr nur Blumen, sondern auch die obskursten modernen Wohnbauprojekte sprießen.


Äcker des Donaufelds DONAUFELD IM WANDEL

Wo du heute am Donaufeld zwischen Glashäusern und Äckern wanderst, wird ein Stadtteil für 5.000 Menschen entstehen. Ein Viertel der Fläche soll jedoch als Grünraum erhalten bleiben. In den letzten Jahren wurden etliche Wohnbau-Projekte am Donaufeld verwirklicht, die so gut wie alle aktuellen Trends im Wohnbau aufgreifen.

die Pilzgasse bringt. Jetzt durch Böhmgasse, Leopoldauer Straße und bis zum Ende der Ostmarkgasse gehen. Hier nach links in den Satzingerweg (entlang der neuen Wohnsiedlungen), anschließend nach rechts in den Carminweg abzweigen. Nun links in die Donaufelder Straße und sofort wieder nach rechts, in die Alfred-Nobel-Straße biegen, um über die Mihatschgasse und Alois-Negrelli-Gasse durch das 2014 noch ländliche Donaufeld schlendern. Danach rechts in die Nordmanngasse biegen und dieser bis zur großen Kirche am Kinzerplatz folgen. Nun links durch Scheffelstraße, Floridus- und Morelligasse zur Alten Donau und diese über den Birnersteg queren. Nach dem Angelibad gehs's nach rechts auf einem Fußweg bis zum Ferdinand-Kaufmann-Platz. Hier (links) den Bahndamm entlangwandern, bis zur U6-Station Neue Donau.

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Wohnpark »Grüne Schanze« Am Birnersteig kannst du nicht nur das bunte Treiben auf der Alten Donau beobachten, sondern auch den »Florido Tower« mit dem davor gelegenen Wasserpark sehen.


UMGEBUNGSTIPPS

Floridsdorfer Markt Einkaufen wie auf einem Vorstadtmarkt Mo-Fr: 6:00 – 19:30, Sa: 6:00 – 7:00 1210 Wien, Pitkagasse/Floridsd. Markt Hochbunker Floridsdorf Unvollendeter Bunkerbau, der Innenraum ist jedoch leider nicht zugänglich 1210 Wien, Gerichtsgasse 1B Dragonerhäufel Badeplatz und große Liegewiese direkt an der Alten Donau (kein Eintritt) 1210 Wien, Romaplatz Floridsdorfer Wasserpark Hübscher Park mit kleinen japanischen Brücken und einer Vogelinsel (Spielplatz) 1210 Wien, An der Oberen Alten Donau

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Verlauf: Hütteldorf, Ferdinand-Wolf-Park, Wolf in der Au, Wolfersberg, Halterbachtal Art: Rundwanderung, mittel Tracklänge: 5,82km Startpunkt: Linzer Straße 423 ( Ignaz-Prilisauer-Weg), 1140 Wien Öffis: 49 Station Hütteldorf/Bujattigasse ( Ignaz-Prilisauer-Weg/Gasthof Prilisauer)

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Das Weltall, unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer von WildUrb, das mit seiner 3.200 Mann starken Besatzung unterwegs ist, um Wien und seine ungewöhnlichen Zivilisationsformen zu erforschen. Viele Lichtjahre von den üblichen Trampelpfaden entfernt, dringen die URBs in Gegenden vor, die nur wenige Menschen begangen haben. Der Wolfersberg ist so ein Areal, dessen Gassen sogar nach den Planeten unseres Sonnensystems benannt sind. Zu bewundern gibt es hier einiges, vor allem die Gestaltung so mancher Kleingartenhäuser. Kleinkarierte Biederkeit trifft hier auf originelle Architektur. Am Gipfel angelangt, kannst du auf der grünen Wiese liegend, deine Visionen direkt ins weite All senden.


WÖLFE VOR WIEN

Die an der Straßenbahnschleife gelegene Linzer Straße überqueren und zwischen dem Gasthof Prilisauer und dem Halterbach in den Ignaz-Prilisauer-Weg wandern. Bald gelangst du zu einer Halterbach-Brücke, die du aber nicht querst, sondern noch ein Stück geradeaus weitergehst, um kurz darauf in den nächsten Weg (entlang der Mauer) nach rechts einzubiegen. Diesem Pfad, der in die Lindheimgasse übergeht, folgen. Am Ende der Gasse kommst du zu einer Unterführung, die dich an den Wienfluss bringt. Nun immer gegen dessen Fließrichtung schlendern, bis du den Bahnhof Wolf in der Au erreichst. Hier gehst du die Treppen hinauf und überquerst die viel befahrene Hauptstraße an der einzigen Ampel (rechts), die dort steht. Der Zebrastreifen führt dich direkt zum Kolonieweg, der dich

Wolfersberg, Wolf in der Au, Wolfenweg, diese Namen verraten es bereits, dass der Isegrim in Hütteldorf vertreten war. Denn die einst undurchdringliche Au des Wienflusses sowie die dichten Wälder der umliegenden Berge boten einen idealen Lebensraum für Raubtiere. Besonders vom Wolf fühlte sich die Bevölkerung in den Wintermonaten bedroht. Da sich die Jagd in dem unübersichtlichen Gelände schwierig gestaltete, wurde ein »Wolfsgarten« angelegt. Dies war ein umzäunter, mit Einsprüngen versehener Landstrich, in den die Tiere hinein-, jedoch nicht wieder hinausspringen konnten (Utendorfgasse). Die Jagdgesellschaften der Kaiser besorgten dann den Rest. Den letzten Hütteldorfer Wolf erlegte angeblich Erzherzog Franz Karl, der Vater Kaiser Franz Josephs, im Jahre 1846.

Die Anordnung der Planetenwege am Wolfersberg ist sehr willkürlich. So gelangst du von Merkur direkt auf den Neptun, und von Sonne zu Venus ist es nur einen Schritt. ;-)

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TRACKVERLAUF


WO IST PLUTO?

»Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten.« Diese Eselsbrücke, die das Merken der Reihenfolge der Himmelskörper erleichtern soll, hat seit 2006 keine Gültigkeit mehr. Seitdem ist Pluto ja ein Zwergplanet, da es ihm an Masse fehlt. Am Wolfersberg gab es nie einen Plutoweg, denn die Bezeichnungen entstanden dort in den 1920ern, und Pluto wurde erst 1930 wiederentdeckt. Wiederentdeckt? Ja, richtig gelesen. Denn in einem akkadischen Text, der die Entstehungsgeschichte des Sonnensystems erzählt, ist Pluto bereits erwähnt. Interessant ist das Detail, dass in diesem Epos Pluto auch nur ausnahmsweise der Planetenstatus zugespochen wurde. Ehrenhalber sozusagen, da der einstige Saturn-Satellit sich bei einer Kollision opferte und aus der Bahn geworfen wurde.

nach einer scharfen Rechtskurve in den Wolfenweg sowie in die Hans-Muhr-Promenade bringt. Jetzt die Karl-Leeder-Gasse nehmen und über Schützensteig, RudolfHenke-Straße und Bierhäuselberggasse zur Kometengasse gehen, welche die kosmische Reise einleitet: Erdenweg > Mondweg > Siriusweg. Von diesem zweigt rechts ein Pfad ab, über den du den Neptunweg erreichst. Anschließend die Anzbachgasse nach rechts, um in den Merkurweg einzubiegen. Weiter geht es mit Sonnen-, Grenzund Scheiblinweg. Dieser führt auf die Wiese und rund um den Wolfersberg-Gipfel. Der Rückweg führt bergab, zuerst über den Venus-, anschließend über den Uranusweg, der in die Wolfersberggasse mündet. Beim Halterbach angelangt, nach rechts in die Bujattigasse spazieren, und auf dieser zurück zur 49er-Endstation gehen.

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Halterbach Für seine »Göttergattin« Louise baute Otto Wagner diese Villa. Der Maler Ernst Fuchs restaurierte und vervollständigte das Prachtstück. Hingehen, es ist atemberaubend!


UMGEBUNGSTIPPS

Ferdinand-Wolf-Park Kleiner Park mit Wiesen, Kinderspielplatz und Skaterpark (an der Bergmillergasse) 1140 Wien, Zugang Scheiblin-/Venusweg Lagerwiese Wolfersberg Große Wiese mit Blick über Wien, einem Fußballfeld sowie zwei Kinderspielplätzen 1140 Wien, Zugang Scheiblin-/Venusweg Ernst Fuchs Museum Im Architekturdenkmal Otto Wagner-Villa 1140 Wien, Hüttelbergstraße 26 www.ernstfuchsmuseum.at Restaurant & Bierschank Prilisauer Regionale Schmankerl seit 1882 1140 Wien, Linzer Straße 423 www.prilisauer.at

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BUNTE GRÄTZL ebt, i H . 6 1 d n u . 5 1 n e d Duracbhseits von Brunnenmark und Yppenplatz! TRACKINFO

Verlauf: Mareschsiedlung, Ottakringer Brauerei, Auf der Schmelz, Meiselmarkt Art: Streckenwanderung, leicht Tracklänge: 5,17km Startpunkt: Kendlerstraße 38 ( Steinbruchstraße), 1160 Wien Öffis: U3, 10 Station Kendlerstraße ( Steinbruchstraße)

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Ottakring, der ehemalige Prolobezirk, ist ja neuerdings Opfer des massenweisen Einfalls artfremder Individuen. Bobos, Hipster, Yuppies und ähnliche Gesellen haben die Viertel rund um Brunnenmarkt und Yppenplatz für sich entdeckt, was uns entdeckungsfreudige URBs zwingt, neue Wege zu gehen. Ottakring hat nämlich mehr zu bieten als mittlerweile überteuerte Cafés zum Sehen-undGesehen-werden. Wir kehren der Bussi-BussiGesellschaft also den Rücken und erkunden die Grätzl des von galoppierender Gentrifizierung bedrohten Bezirks und schrecken auch nicht davor zurück, den 15. Hieb zu besuchen. Wer Ausgefallenes liebt, wird diesen Track mögen. Wo sonst gibt’s noch eine Brauerei, in der abgefahrene Events


stattfinden. Lässig ist auch das Schutzhaus Zukunft mitten in einer Kleingartensiedlung. Und natürlich durchqueren wir auch die ersten Wiener Arbeiterwohnbauten, deren Freiflächen früher zum Teil als Gemüsegärten dienten, sowie den kuriosen Meiselmarkt, dessen Stände im Untergeschoß eines alten Wasserbehälters untergebracht sind.

DER ERSTE GEMEINDEBAU WIENS?

Die Wohnhausanlage Schmelz wurde als Arbeiterwohnbau während des 1. Weltkriegs geplant, aber erst 1920 fertiggestellt. Der südliche Teil (Mareschsiedlung) konkurriert daher mit dem Metzleinstaler Hof um den Titel des »ersten Wiener Gemeindebaus«. Die große Grünfläche im Inneren des vierseitigen Komplexes wurde zu Zeiten der Lebensmittelknappheit als Gemüsegarten genutzt und ist heute eine Grünoase inmitten der Siedlung. In der zweiten Baustufe (1921–1924) kamen der sogenannte Hufeisenbau (aufgrund seines Grundrisses so benannt) und der Planschbeckenbau hinzu, der seinen Namen dem riesigen Pool verdankt, der sich einst im Hof befand. Im Planschbeckenbau wohnte der spätere Bundespräsident Adolf Schärf. Eine Gedenktafel erinnert heute daran.

TRACKVERLAUF

Die »Alte Schieberkammer«, das »Schutzhaus zur Zukunft« sowie die »Ottakringer Brauerei« werden heute auch für Kulturveranstaltungen, Clubbings und Märkte genutzt.

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©Ottakringer Brauerei

Von der Steinbruchstraße geht's rechts in die Kendlerstraße und kurz darauf nach links über den Sporckplatz, der mehr eine Gasse als ein Platz ist. Nun weiter durch die Ibsenstraße, anschließend nach rechts in die Schraufgasse einbiegen und durch ein überdachtes Portal den Mareschplatz betreten. Dort nach links, um durch die Mareschgasse und den Rohrauerpark zur Gablenzgasse zu gelangen. In diese nach links eintreten,


und auf der andern Straßenseite nach rechts in die Zagorskigasse/Pfenninggeldgasse gehen. Anschließend nach rechts in die Hasnerstraße biegen (vorbei am Schuhmeierplatz), und danach links in die Brüßlgasse/ Eisnergasse marschieren. Neben der Brauerei nach rechts in die Ottakringer Straße biegen und zum Ottakringer Platz wandern. Nach Begehung der Feßtgasse die Thaliastraße in linker Richtung nehmen und über RichardWagner-Platz und Hyrtlgasse rechts in die Gablenzgasse biegen. Gleich darauf den Weg, der durch die Kleingartensiedlung führt, nehmen und danach links in die Oeverseestraße eintreten. Durch die Holochergasse geht's der Kirche entgegen, bei der sich die »Wasserwelt« befindet. Hier nach rechts in die Meiselstraße (Alte Schieberkammer) biegen und nun über die Johnstraße zur Hütteldorfer Straße schlendern.

1911: BÜRGERLICH-LIBERALES WOHNEN

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Heimhof

©Welleschik

Zu den besonderen Wohnanlagen im »Roten Wien« zählt der Heimhof, der auf Initiative von Auguste Fickert entstand. Um berufstätige Frauen von der Heimarbeit zu entlasten, wurden häusliche Arbeiten wie Kochen und Wäschewaschen von Angestellten verrichtet, die von den Mietern bezahlt wurden. Voraussetzung für eine Aufnahme in den Heimhof war die Berufstätigkeit beider Partner. Dieses fortschrittliche Projekt barg jedoch einigen gesellschaftspolitischen Sprengstoff. Die unkonventionelle Wohnform stand im Gegensatz zu der von den Sozialisten gewünschten Reproduktion der Arbeiterklasse, während die Konservativen ein Zerbrechen klassischer Familienstrukturen befürchteten. Wegen finanzieller Probleme wurde der Bau 1924 von der Stadt übernommen.

Der Meiselmarkt ist der einzige Markt in Wien, der nicht im Freien abgehalten wird. Seine »Standeln« befinden sich im Untergeschoß eines alten Wasserbehälters.


UMGEBUNGSTIPPS

Ottakringer Brauerei Führungen/Veranstaltungen auf Anfrage 1160 Wien, Ottakringer Straße 95 www.ottakringerbrauerei.at »Schutzhaus zur Zukunft« Kulinarische und kulturelle Highlights 1150 Wien, im Kleingartenverein Schmelz www.schutzhaus-zukunft.at Meiselmarkt Markt im ehemaligen Wasserbehälter Zu den gewöhnl. Geschäftszeiten geöffnet 1150 Wien, Hütteldorfer Straße 81B Heimhof Ehem. bürgerlich-liberale Wohnanlage für Berufstätige aus dem »Roten Wien« 1150 Wien, Pilgerimgasse 22-24

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COBENZL KOMBI r e d g r e b s u a H r e D Wiener - kennt ihr wirklich jeden Winkel? TRACKINFO

Verlauf: Grinzing, Krapfenwaldl, Cobenzl, Am Himmel, Reisenbergbach Art: Rundwanderung, schwer Tracklänge: 7,69km Startpunkt: Grinzinger Allee 86 ( Sandgasse), 1190 Wien Öffis: 38, 38A Station Grinzing ( Sandgasse/Grinzinger Steig)

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Den Cobenzl braucht man nicht vorzustellen? Weit gefehlt! Denn wer sich abseits der Trampelpfade bewegt, kann allerhand entdecken. Restaurant und Landgut sind bekannte Ziele, aber ein paar Schritte abseits der Menschenmenge wartet Überraschendes. Wer von euch kennt etwa die CobenzlSchanze, die leider kaum noch erhalten ist? 20.000 ZuschauerInnen beobachteten dort den internationalen Skisprung-Wettbewerb mit atemberaubenden Sprüngen von Weiten bis zu 38m. Ein weiterer Fixpunkt ist die Sisi-Kapelle, ein romantischer Ort, abseits des Getriebes von Oktogon und Lebensbaumkreis. Die neugotische Kapelle, errichtet zu Ehren des Kaiserpaares, sollte auch als Grabstelle des Auftraggebers Carl


TRACKVERLAUF

Zu Beginn den Grinzinger Steig begehen, bis links der schmale Ringweg zur Krapfenwaldgasse abzweigt. Dieser bergwärts folgen, bis nach einer Kurve der Mukenthalerweg beginnt. Nach etwa 150m nach links über den Unteren Schreiberweg zum Krapfenwaldlbad gehen. Der Krapfenwaldgasse bis zur Höhenstraße folgen. In diese nach links eintreten und ca. 250m (scharfe Kurfe) weiter wandern. Hier befinden sich ein Schranken sowie ein begehbarer BachTunnel, über diesen die ehemalige Sprung-

WO IST DER COBENZL?

Trotz der Bekanntheit des Cobenzls ist seine Eingrenzung nicht einfach. Umgangssprachlich wird oft die auffälligste Erhebung im Umfeld, der 492m hohe Latisberg, so genannt. Dabei führt kein markierter Weg hinauf, und oben wird man nicht einmal mit einer besondern Aussicht belohnt. Vor dem Latisberg liegt der niedrigere Reisenberg, auch »Am Cobenzl« genannt. Hier hat jedenfalls der Name seinen Ursprung: Der Graf Johann Philipp Cobenzl ließ dort im 18. Jahrhundert ein Schloss errichten, das zu einem beliebten Ausflugsziel wurde. Nach dem 2. Weltkrieg verfiel es und wurde 1966 abgerissen. In den 1930er-Jahren befand sich hier eine Skisprungschanze, die für heutige Sprungweiten allerdings nicht mehr geeignet wäre, da der Gegenhang zu nahe ist.

Von der 1931 errichteten Cobenzl-Schanze auf dem Reisenberg ist noch dieser Tunnel vorhanden, der unter der damaligen Skisprunganlage durchführte.

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Freiherr von Sothen dienen. Die Wiener Friedhofsordnung machte ihm allerdings einen Strich durch die ewige Rechnung. Kombiniert mit Zielen wie Krapfenwaldl und Reisenbergbach steht euch eine Wanderung bevor, die ihr sicher genießen werdet.


HIMMLISCHES AM HIMMEL

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Wie am Cobenzl gab es auch am Pfaffenberg, heute vor allem als »Am Himmel« bekannt, ein Schlössl mit Vergnügungspark. Erbauen ließ es Hofrat Binder von Kriegelstein. Heute ist davon kaum etwas übrig. Dafür wurde im Jahr 1997 vom Kuratorium Wald, das auch Eigentümer des Areals ist, ein »Lebensbaumkreis« auf der Basis eines keltischen Baumhoroskops gepflanzt. Auf den Tonstelen vor den 40 Bäumen kannst du den botanischen Steckbrief sowie die Bedeutung des jeweiligen Gewächses für menschliche Wesen lesen. Dringst du in den daneben liegenden Wald ein, gelangst du zur 1856 erbauten Sisi-Kapelle. Nach Verfall und Zerstörung im 2. Weltkrieg konnte dieses einsam im Wald stehende Gebäude gerettet werden, und es erstrahlt seit 2005 in neuem Glanz.

schanze führt. Von dort wieder zurück zur Höhenstraße. Etwa 15m weiter führt ein unmarkierter Weg steil bergauf. Dieser bringt dich zu einem breiten Wanderweg, dem du nach links folgst. Beim Landgut Cobenzl durch die Himmelstraße (zwischen Gasthaus und Schloss), danach sofort nach rechts, in den Pfad am Waldrand, gehen. Unten stößt du auf einen Weg, über den du (links) wieder zur Höhenstraße kommst. In diese nach rechts einbiegen, um zum Lebensbaumkreis »Am Himmel« zu gelangen. Von dort dem Weg zur Sisi-Kapelle folgen. An der Kapelle den etwas unterhalb gelegenen Pfad in den Gspöttgraben nehmen, um wieder zur Himmelstraße zu kommen. Diese queren und beim »Häuserl am Himmel« dem PaulaWessely-Weg durch Weinberge bzw. entlang des Reisenbergbachs folgen. Die Himmelstraße bringt dich zurück nach Grinzing.

Die Höhenstraße ist Wiens längste Straße. Gebaut wurde sie für den Automobiltourismus. Trotzdem kamen zur Eröffnung 100.000 Menschen zu Fuß und nur 3.500 mit dem Auto.


UMGEBUNGSTIPPS

Weingut Wien Cobenzl Ab-Hof-Verkauf sowie Führungen durch Keller, Presshaus und Weingarten 1190 Wien, Am Cobenzl 96 Landgut Wien Cobenzl Ein begehbarer Bauernhof mit vielen Tieren 1190 Wien, Am Cobenzl 96a www.landgutcobenzl.at Am Himmel Restaurant Oktogon, Lebensbaumkreis, Sisi-Kapelle sowie Kinderspielplatz www.himmel.at Krapfenwaldlbad Das höchstgelegene Sommerbad Wiens mit schöner Aussicht auf die Stadt 1190 Wien, Krapfenwaldgasse 65-73

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FLACHE GEFILDE mn e d : r e s s a w l h ü M s a D Naturparadies in de pur. S r e d f u a n e u a u Dona TRACKINFO

Verlauf: Mühlgrund, Schierlinggrund, Mühlwasser, Stadlau Art: Rundwanderung, mittel Tracklänge: 8,42km Startpunkt: Station Stadlau ( Schickgasse 25), 1220 Wien Öffis: U2, S80, 86A, 87A, 94A Station Stadlau

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Ob auch das Mehl für Kaiser Franz Josephs Lieblingsspeise, den »Kaiserschmarren«, von der Kraft des Wassers gemahlen wurde, ist nicht ganz eindeutig zu eruieren. Doch der Name des Grätzls »Kaisermühlen« lässt genau dies vermuten. An der Alten Donau – einst der Hauptarm des Stroms – gelegen, wurde auf »Schiffsmühlen« Getreide zerkleinert. Auch am Mühlwasser ankerten diese wasserkraftbetriebenen, hausbootartigen Mahlwerke. Im Gegensatz zum bunten Treiben in Kaisermühlen scheinen hier jedoch die Uhren wesentlich langsamer gelaufen zu sein. Nur wenige Badefreunde bevölkern die Ufer dieses, als Naturdenkmal ausgezeichneten, Fleckchens Erde. Statt riesigen Wohntürmen findest du am Mühl-


TRACKVERLAUF

Zu Beginn die Kaisermühlenstraße in südlicher Richtung der Bahn entlanggehen. Bei der nächsten Unterführung geradeaus auf dem Fußweg weiter. Nach Querung einer Brücke links in die Mühlwasserstraße biegen, dann nach rechts am Franz-Pletersky-Weg spazieren. An dessen Ende über den Goldnesselweg zu der Bahnstation Lobau (wird aufgelassen) marschieren und auf der anderen Seite die Rampe hinuntergehen. Anschließend eine scharfe Kurve nach links machen und den Weg, mit Brücke übers

NEUE BAUERN & BÄUERINNEN

Rund um den ehemaligen Gärtnerhof Polzer (Öko-Zentrum Lobau) – dessen Besitzer selbst noch Landwirtschaft betreiben und ihre Produkte direkt vor Ort verkaufen – haben sich kleine Vereine und Einzelpersonen angesiedelt, um zu selbst zu pflanzen. Wie zum Beispiel die LoBauerInnen, eine Interessensgemeinschaft, die ihre Ernährung wieder selbst in die Hand nehmen möchte. Die »neuen« Landwirte bewirtschaften ein 4000m2 großes Feld, gegenüber dem Gärtnerhof. Auch in dessen alten Glashäusern wird eifrig gepflanzt und sogar gezüchtet. Fische sind es, genau genommen die Gattung »Tilapia Niloticus Oreochromis«, die vorzüglich munden soll, sowie »Knabberfische«, die bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Schuppenflechte eingesetzt werden.

Wenn nicht gerade die Gelsen Hochsaison feiern, ist das Mühlwasser ein Ort mit etlichen romantischen Badeplätzen. Zudem gibt's ein kleines Strandbad.

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grund Bauernhöfe, Selbsterntefelder und Pferdekoppeln. Jedenfalls brauchst du auf diesem Rundweg nicht an deinem Verstand zu zweifeln, wenn du eine Ente siehst, aber ein »ia« an dein Ohr dringt. Es war der Esel eines versteckten Hofes, nicht der Vogel. ;-)


STETER ENERGIEWANDEL

Beim Spazieren entlang des Steinspornweges passierst du auch die Rückseite des Kraftwerks Donaustadt. Anhand dieser Anlage wird der Energieerzeugungs-Wandel der letzten Jahrzehnte sichtbar. Beim Entwurf in den 1970er-Jahren wurde noch überlegt, ein Kernkraftwerk zu errichten. Nach der Volksabstimmung zum »AKWZwentendorf« war die Idee natürlich vom Tisch. So entschied sich die Stadt für ein kalorisches Kraftwerk mit zwei Blöcken, deren 150m hoher Rauchfang weithin sichtbar ist. 1987 wurden Rauchgasfilter nachgerüstet. Block 3 entstand 2001 und hat bereits eine wesentlich höhere Brennstoffausnutzung und weniger SchadstoffAusstoß. 2012 ging nun auf dem Gelände das erste Wiener Solarkraftwerk mit Bürgerbeteiligung in Betrieb.

»Kleine Schilloch«, zum Zieselweg nehmen. In diesen nach rechts biegen, um darauf den Kierschitzweg zu betreten. Nun geht's nach links in den Steinspornweg. Beim Biberhaufenweg erneut nach links und über den Reiher- zum Ulanenweg, den du wiederum nach links nimmst. Jetzt über den Musketier-, Murat- und Pionierweg sowie geradeaus weiter zum Ufer des Mühlwassers spazieren, dem du nach links folgst. Beim Binsenweg über die Brücke und in gleicher Richtung, jedoch am anderen Ufer, weiter flanieren. Auf Höhe der nächsten Brücke nach rechts abzweigen und zur abseits gelegenen Gasse Am Mühlwasser gehen. Nun nach links, danach über die Strandbad-Lagerwiese zum Mühlgrundweg. Nach der Siedlung rechts abzweigen und anschließend links in die Mühlgrundgasse, um zum Ausgangspunkt zu gelangen.

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Solaranlage im KW-Donaustadt Am Mühlwasser sind die Biber bereits wieder so aktiv, dass es notwendig wurde, so manchen Baumriesen am unteren Ende mit einem Schutzgitter zu ummanteln.


UMGEBUNGSTIPPS

Strandbad Stadlau Kleines Bad mit Restaurant am Mühlwasser 1220 Wien, Am Mühlwasser 6 www.strand-domizil.at LoBauerInnen (Verein) Selbst Bio-Landwirtschaft betreiben 1220 Wien, Naufahrtweg 14 www.lobauerinnen.at Verein für urbane Fischzucht Biologische Fischaufzucht im Glashaus 1220 Wien, Naufahrtweg 14 www.urbanetilapiafischfarm.jimdo.com Solarkraftwerke Informationen zu den Solarkraftwerken mit Beteiligung von BürgerInnen www.buergersolarkraftwerk.at

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Verlauf: Wehr 2, Donauinsel-Südspitze, Sandinsel, Toter Grund, Steinspornbrücke Art: Streckenwanderung, mittel Tracklänge: 10,00km Startpunkt: Ende der Finsterbuschstraße ( Parkplatz vor Wehr 2), 1220 Wien Öffis: 92b Station Ölhafen ( Ufer der Neuen Donau)

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Falls Poseidon auch einen Sitz in Wien hat, dann begegnen wir ihm am ehesten an den Ufern der südlichen Donauinsel. Dort, wo sich die Donau mit dem Entlastungsgerinne und dem Donaukanal wieder vereint und die gespaltenen Gewässer gemeinsam als großer Strom in Richtung des Schwarzen Meeres weiterziehen. Auch die verträumten Hausboote, die einsamen Angler, die stillen Häfen und das Wissen um die ehemals verschlingenden Stromschnellen gegenüber dem »Friedhof der Namenlosen« verleiten zu diesem Gedanken. Ganz nach Poseidons Geschmack wäre auch die mystische »Sandinsel«, die sich nur bei normalem Wasserstand zeigt, keinen echten Namen hat und wie geschaffen dafür ist, »all-ein« zu sein.


GEWÄSSER AUF DER SÜDLICHEN INSEL

Von der Busstation geht es über den Parkplatz der Finsterbuschstraße zum Ufer der Neuen Donau. Stehst du dort, ist das Wehr, über das du auf die Donauinsel gelangst, nicht zu übersehen. Danach links den asphaltierten Weg bis zur Südspitze weiterspazieren. Auf diesem Stück herrscht reger Radverkehr, doch den verlassen wir nach der Umrundung der Inselspitze. Hier mündet der Asphaltweg, der nun nicht mehr an der Neuen Donau, sondern am »echten« Donauufer entlanggeht, in einen Treppelweg. Ab hier gilt die Faustregel für diesen Track, für den eine exakte Wegbeschreibung wegen der fehlenden Beschilderung unmöglich ist: Du bewegst dich immer stromaufwärts und entlang des Ufers der »echten« Donau! Doch um die schönsten Plätze zu sehen, musst du ab und zu nach rechts oder links

Die Donauinsel wurde zwar erst zwischen 1972 und 1988 errichtet, jedoch wurden dabei einige Auwald-Relikte der ehemaligen Donau-Altarme erhalten. Eines davon ist der »Tote Grund«. Eine Schwelle verhindert heute, dass das Wasser (hier stellenweise zwei Meter tief) abfließt. So konnte ein Teil des einstigen Überschwemmungsgebietes weiterbestehen. Doch auch während der Bauarbeiten wurden durch Absinken der Donauinsel-Oberfläche Biotope angelegt. Die ältesten sind die »Hüttenteiche«. Die geringen Tiefen und der dichte Bewuchs sind ein idealer Laichplatz für viele Amphibien. Etwas neuer ist der »Schwalbenteich«, der aus einer Humusdeponie entstand. Das Gewässer liegt zwischen festsandigen Wänden, in denen sich Uferschwalben ihre Nistplätze anlegen.

Experimentierfreudige URBs können diese 10km Tour ganz ohne Bekleidung bewältigen. Denn der südliche Inselteil ist nicht nur Poseidons Reich, sondern auch das der Nudisten.

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TRACKVERLAUF


©Wolfgang Kruck - Fotolia.com

UFERSCHWALBEN: GESELLIG & SCHNELL

Diese kleinste Schwalbenart Europas zieht ihren Nachwuchs gerne in Kolonien groß. Dazu braucht sie lehmige Steilufer, um ihre Brutröhren anzulegen. Bedingungen, die am Schwalbenteich zu finden sind. Von Mai bis September ist der Vogel dort bei seiner blitzschnellen Jagd nach Insekten dicht über den Gewässern zu beobachten.

abtauchen. Nun die Abwege der Reihe nach. Sandinsel: Am Treppelweg, etwa zwischen der Donauinsel-Südspitze und dem Wehr, auf einem der Böschungspfade zum Ufer hinunter, dieses entlang, bis das Weitergehen nicht mehr möglich ist. An dieser Stelle wieder auf den Treppelweg hinauf. Schwalbenteich: Am schon bekannten Treppelweg, diesmal zwischen Wehr und Walulisobrücke, steht auf einem Schild »Schwalbenkolonie«. Der Teich ist rechts im Dickicht. Hüttenteiche: Der Treppelweg mutiert beim Kraftwerk wieder zu einem asphaltierten Weg und führt nach der Promenade direkt in das Gebiet der Hüttenteiche. Toter Grund: Dieser schließt an die Teiche an und nimmt die ganze Inselbreite ein. Hier empfiehlt es sich, auf die Neue-Donau-Seite zu wechseln. Auch, um nicht die Steinspornbrücke zu übersehen, die zurück auf's Festland führt.

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Sandinsel Ein Blick über das Geländer von Wehr 2: An manchen Tagen sammeln sich hier Schwärme von riesigen Welsen, die durch das seichte Wasser gut zu beobachten sind.


UMGEBUNGSTIPPS

Grillzone Steinspornbrücke Ostbahn- bis Steinspornbrücke (linkes Ufer) Keine Reservierung erforderlich, der Griller ist jedoch selbst mitzubringen (gratis) Holzkohlengrillplätze Steinspornbrücke bis Kraftwerk Freudenau 3 Grillstationen mit Bänken und Tischen Reservierung: +43 1 4000-96496 (€ 10,–) Fischen an der Donau Das Revier »DOK I inklusive Neue Donau« ist bekannt für besonders große Welse! www.fischundwasser.at/dok-i Verbund Wildwasserarena Trainingsstrecke für Wildwasser-Sportler 1220 Wien, Donauinsel Steinspornbrücke www.vienna-wildwasser.at

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MALERISCHE FAUNA : n e m u l B d n u n i e W Krieg,ein Spaziergangs.am g r e b m a s i B s e d e Fuß TRACKINFO

Verlauf: Stammersdorf, Herrnholz, Falkenberg, Magdalenenhof, Kellergasse Art: Rundwanderung, mittel Tracklänge: 11,15km Startpunkt: Bahnhofplatz 1 ( Stammersdorfer Straße), 1210 Wien Öffis: 30, 31 Station Stammersdorf (sowie Regionalbus 125)

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Krieg bringt nichts Gutes. Umso erbaulicher ist es daher, wenn sich alte Militäranlagen in Biotope wandeln. Wer auf diesem Weg das Innere der Schanzenanlagen erkundet, trifft nicht nur auf seltene Pflanzen, sondern auch auf eine reiche Schmetterlingsvielfalt und mit etwas Glück auch auf das berühmte Ziesel. Ja, dann wäre da noch die Traube, die den ganzen Weg über ein treuer Begleiter bleibt. Am Rebstock sowie im Glas.

TRACKVERLAUF

Am Stammersdorfer Bahnhofplatz links in die Josef-Flandorfer-Straße und bei der nächsten Kreuzung rechts in die Herrenholzgasse und danach wieder links in die Stammersdorfer Straße einbiegen. Diese nun bis


VERSCHANZT HINTERM BISAMBERG

Die Alten Schanzen, oder besser gesagt die kreisförmigen Gräben, die heute diese Landschaft prägen, wurden 1866 zur Sicherung Wiens gegen die anrückenden preußischen Truppen ausgehoben. Insgesamt wurden 31 Schanzen errichtet – von Langenzersdorf bis in die Freudenau. Die Verteidigungswerke waren mit über 200 Geschützen und 5.000 Soldaten besetzt. Wegen des baldigen Waffenstillstands kamen die Schanzen allerdings nie zum Einsatz. Auch nicht, als diese im 1. Weltkrieg reaktiviert wurden, um die Stadt vor einem möglichen russischen Angriff zu schützen. Nur gegen Ende des 2. Weltkrieges kam es bei den Alten Schanzen, auf denen man zuvor auch Fliegerabwehrkanonen in Stellung gebracht hatte, zu einer kurzen Konfrontation mit der Roten Armee.

Diese Ruine eines Militärgebäudes aus dem 2. Weltkrieg (Schanze X) ist noch erhalten, das dazugehörige Flugmotorenwerk (im Herrnholz) wurde bereits 2002 beseitigt.

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zum Freiheitsplatz hinaufmarschieren. Hier beginnt rechts die Erbpostgasse, die wir bis zur Nr.30 (Buschenschank Haas) gehen. Dort steht ein Wegweiser, der die Richtung zur Schießstätte zeigt. An der Einfahrt vorbei und den Weg (In den Gabrissen) bis zur nächsten Kreuzung weitergehen. Luckenholzgasse (ab dem Rastplatz Mitterhaidenweg) heißt dieser kreuzende Pfad, in den du nach rechts einbiegst und der dich am Herrnholz (ein Wäldchen) vorbei bis zur nächsten Kreuzung bringt. Hier nach rechts in den Wolfersgrünweg (Wegweiser Schanzenrundweg) spazieren. Diesen Schanzenrundweg gehen wir allerdings nicht, sondern biegen nach einigen Metern links in einen Feldweg ein. Dieser Pfad führt an den Eingängen zu Schanze XII und XI vorbei, macht dann eine Linkskurve und bringt dich zu den Militärruinen (Schanze X). Dem


PANNONISCHE FLORA

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Die Schanzen wurden für Kriege geplant, doch erobert haben sie die Pflanzen. Da sie aufgrund der Geländeverhältnisse nie landwirtschaftlich genutzt werden konnten, wurde ihre Flora bewahrt. So findest du zum Beispiel bei der Schanze X die seltene Riemenzunge. Auf dem Gemäuer der ebenfalls dort stehenden Militärruine sind Arten des pannonischen Trockenrasens zu finden. In den Schanzen XI und XII sind für den Kenner, oder den mit einem Botanikbuch ausgestatteten URB, folgende Pflanzen zu finden: Mauerpfeffer, Fingerkraut, Traubenhyazinthen, Küchenschellen, Gelb-Lauch, Bergfenchel, ZwergGelbsterne und Bunt-Schwertlilien, um nur einige der rund 360 Gewächse zu nennen, von denen nicht wenige zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehören.

Feldweg weiter folgen, bis du wieder am Herrnholz bist. Hier nach rechts, den Hohlweg am Waldrand entlang, danach die Stammersdorfer Kellergasse überqueren und den gegenüberliegenden (leicht nach links versetzten) Pfad begehen. Dieser führt hinauf auf den Falkenberg, dann zur Eichendorff-Höhe (immer am Waldrand entlang) und anschließend zum Magdalenenhof. Hier beginnt die Senderstraße, die dich zur Stammersdorfer Kellergasse bringt. In diese rechts einbiegen und bis zu einem schmalen Durchgang schlendern (bei Nr. 36), der in die Zwerchbreitelngasse führt. Die Gasse, die ständig ihre Beschaffenheit ändert, bis zu ihrem Ende gehen, danach rechts in die Luckenholzgasse und anschließend links in die Clessgasse biegen. Danach stößt du auf die schon bekannte Erbpostgasse und marschierst den Weg zurück zum Bahnhofplatz.

Unser Weg führt auch ein Stück durch die mit Heurigen gesäumte Stammersdorfer Kellergasse. Die offenen Türen verführen sehr zur Einkehr nach einer langen Wanderung.


UMGEBUNGSTIPPS

Magdalenenhof Bodenständige Küche, großer und kinderfreundlicher Garten, täglich geöffnet 1210 Wien, Senderstraße 355 Weinhandwerk: Buschenschank mit Wildkräuter-Spezialitäten und Bio-Weinen 1210 Wien, Senderstraße 27 www.weinhandwerk.at Zum Hexenhaus: Buschenschank mit hausgemachten Snacks und eigenen Weinen 1210 Wien, Stammersdorfer Kellerg. 120 www.zum-hexenhaus.at Ausg’steckt in Stammersdorf Heurigenkalender und Veranstaltungsprogamm der Stammersdorfer Winzer www.weinort-stammersdorf.at

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Verlauf: Donau City, Neue Donau, Donaupark, Alte Donau, Kaiserwasser Art: Rundwanderung, leicht Tracklänge: 6,31km Startpunkt: Platz-der-Vereinten-Nationen ( Isidro-Fabela-Promenade),1220 Wien Öffis: U1 Station Kaisermühlen (VIC) ( Ausgang Schüttaustraße)

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Im ehemaligen Österreich-Ungarn durfte keine Kirche den Südturm des Steffls überragen. Jahrhundertelang blieb er somit das höchste Gebäude Wiens. Heute scheint es ebenfalls ein Gesetz zu geben. Ein ungeschriebenes zwar, aber kein Baumeister hat es bisher gewagt – oder keine Behörde genehmigt – dem Donauturm seinen Titel als »höchstes Bauwerk Österreichs« streitig zu machen. Doch seit 2013 kratzt ein Haus, mit nur vier Metern Unterschied, verdächtig an der 252m Marke des Wahrzeichens: der DC Tower 1. Bei diesem Spaziergang triffst du auf beide Bauwerke sowie auf Büro- und Wohntürme, die ebenso eine beachtliche Höhe erreichen. Lass' dich verführen in einen Stadtteil, in dem du sich sowohl durch


gewaltige Häuserschluchten als auch durch die daran angrenzende »Wiener StrandhausIdylle« bewegst. Auf nach Transdanubien!

DONAU CITY: DIE STADT IN DER STADT

Auf der »Insel« zwischen Neuer- und Alter Donau werden in den kommenden Jahren etwa 15.000 Menschen leben und arbeiten. Die meisten davon in der Donau City. Ein moderner, für Wien untypischer, Stadtteil, geprägt von Türmen und Wohnanlagen mit recht interessanten architektonischen Schmankerln. Für die »Stadt in der Stadt« ist der Autoverkehr tabu, den hat man von Anfang an in den Untergrund verbannt. Dafür gibt es breite Fußgängerpromenaden, eine gute öffentliche Anbindung und eine noch nicht optimale, aber sich verbessernde Nahversorgung. Rundherum mangelt es zudem nicht an Erholungsflächen, wie dem Donaupark und den Donaustränden. Ob sich die in diesem jungen Experiment lebenden Menschen wohlfühlen, wird die nähere Zukunft zeigen.

TRACKVERLAUF

Die »moderne« Donau City hat natürlich eine ebensolche Kirche. Ihr Außenkleid ist aus Chromstahl und daneben steht ein Gerüst mit drei Glocken. Auch ihr Inneres ist sehenswert!

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Durch den Kern der Donau City bewegst du dich am besten anhand unseres Plans, denn erstens mangelt es an Straßenschilder, und zweitens ist dieses Großprojekt noch nicht ganz abgeschlossen. Das heißt, einige Wege werden sich noch wandeln. Aber es gibt eine Lösung: Orientierung anhand der Türme. Kommst du aus der U1 (Ausgang Schüttaustraße), begrüßt dich auf dem Platz der Vereinten Nationen zuallererst die Donau City-Kirche. Du gehst an ihr links vorbei, bis zum Andromeda Tower (ein ovaler, 113m hoher Büroturm). Anschließend durch den breiten Durchgang des Tech-GateVienna zum DC Tower 1(das höchste Ge-


GESCHICHTE IN KRONE-SCHLAGZEILEN

Ausnahmsweise nicht in die Höhe sondern vielmehr in die Länge zieht sich das Denkmal »50 Jahre Republik Österreich«. Jedes Jahr hat darauf eine Schlagzeile bekommen. Die Auswahl traf Hans Dichand, der als Herausgeber der »Krone« großen Einfluss auf die Politik dieser Epoche hatte.

bäude der Donau City). Daran vorbei hinunter zur Copa Cagrana (der mit Lokalen gesäumte Strand der Neuen Donau). Nun ein Stückchen flussaufwärts. Etwa in Höhe des Ares Towers (zwei schmale, hohe Blöcke nebeneinander), führen Stufen hinauf in den Wohnbezirk. Diesen durchquerst du laut Plan und kommst dann, zwischen Mischek- und Saturn Tower, in den Donaupark. Der Donauturm ist hier nicht mehr zu übersehen und wartet darauf, umrundet zu werden. Danach entlang des Irissees zurück zur Donau City, allerdings auf deren Ostseite. Am Vienna International Center vorbei (LeonardBernstein-Straße) über die Wagramer Straße in die Julius-Payer-Gasse marschieren. Über den Gotenweg, Fischerweg und Fischerstrand um das Kaiserwasser herum, und durch nochmaliges Überqueren der Wagramer Straße gelangst du zur U1 zurück.

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Donauturm Baden vor der Donau City-Skyline: Ohne Eintritt zu bezahlen, kannst du diesem Vergnügen im Kaiserwasser (Bild) oder natürlich am Strand der Neuen Donau frönen.


UMGEBUNGSTIPPS

Kunstwerk »50 Jahre 2. Republik« Geschichte in Schlagzeilen (im Wohnbereich der Donau City neben dem Turm) 1220 Wien, Leonard-Bernstein-Straße 4-6 Arisu (im Korea Kulturhaus) Koreanisches Café & Bistro, Terrasse 1220 Wien, Pavillon am Irissee (Donaupark) www.arisu.at Bootsvermietung Eppel Über Kaiserwasser und Alte Donau gleiten 1220 Wien, Wagramer Str. 48a www.eppel-boote.at Zur Alten Kaisermühle Restaurant mit vielen Fischgerichten, Terrasse 1220 Wien, Fischerstrand 21A www.kaisermuehle.at

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ANALYTISCHE WEGE n e g n u t h c i r n i E n e h c i l WisseunnsdcGharfötßen aus veresnc.hiedenen n g e g e b n e t r e d n u h Jahr TRACKINFO

Verlauf: Berggasse, Narrenturm, Neues und Altes AKH, Votivpark, Universität Wien Art: Rundwanderung, leicht Tracklänge: 4,50km Startpunkt: Schlickgasse 5 ( Ecke Berggasse), 1090 Wien Öffis: D Station Schlickgasse ( Berggasse 24)

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Kein anderes Grätzl von Wien ist so geprägt von der Geschichte der Medizin und verwandten Wissenschaften wie die Alservorstadt und Michelbeuern. Spitalsarchitektur aus gut drei Jahrhunderten steht hier dicht nebeneinander. Auf geht's zu einem Spaziergang, der nicht nur einlädt, entlang von Gebäuden, sondern auch durch diese zu flanieren. Ob Freud-Museum, Marpe Lanefesch Denkmal, Narrenturm, Neues und Altes AKH oder Uni Wien. Viele Türen stehen hier offen!

TRACKVERLAUF

Von der Straßenbahnstation Schlickgasse sind es nur ein paar Meter (stadtauswärts) zur Berggasse. In diese nun links einbiegen (Nr.19 Sigmund-Freud-Museum) und hinauf


bis zur Kreuzung Wasagasse. Die Wasagasse nach rechts und die nächste Gasse (Thurngasse) nach links nehmen. Über deren Stufen gelangst du auf die Währinger Straße. Diese (stadtauswärts) bis zu Nr. 23 wandern und in die dort beginnende VanSwieten-Gasse einbiegen. Sie bringt dich geradewegs zum »Marpe Lanefesch« Denkmal (ehemaliges jüdisches Bethaus), und auch der prägnante Narrenturm (Pathologisch-anatomisches Museum) befindet sich dort. An diesem vorbei und den kleinen Weg über Stufen hinunter zur Sensengasse. Die Sensengasse überqueren und ebenso die Spitalgasse, die du erreichst, indem du links am USI-Sportpatz vorbeigehst. Bei der Spitalgasse Nr. 23 ist der Eingang in das Gelände des Neuen AKHs. Nun zwischen den Gebäuden BT84 und BT87 hindurch (das ist das Areal der ehemaligen k&k

MARPE LANEFESCH ...

... ist Hebräisch und bedeutet »Heilung für die Seele«. Das so benannte Denkmal steht beim Alten AKH, anstelle eines ehemaligen jüdischen Bethauses. Im begehbaren Pavillon ist seine Zerstörung in der Nazi- und Nachkriegszeit dokumentiert. Ebenso birgt es das Gedenkbuch der Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien.

Narrenturm: Diese erste »Psychiatrie« der Welt ist nicht nur ein Denkmal zur Geschichte der Medizin im 18. Jahrhundert, sondern zeigt auch deren alchemistisches Gedankengut.

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Marpe Lanefesch Denkmal


DIE »NEUEN KLINIKEN«

Ende des 19. Jahrhunderts war klar, dass ein zeitgemäßer Spitalsbetrieb im »Alten AKH« nicht mehr gewährleistet werden konnte. So erfolgte 1904 die Grundsteinlegung der »Neuen Kliniken«. 20 Pavillons am Gelände des heutigen »Neuen AKHs« sollten es werden. Der Gesamtbau wurde jedoch durch die beiden Weltkriege verhindert. Nur die Frauenklinik mit Kapelle (Spitalgasse 23) und die Gebäude am Lazarettgassenweg konnten vollendet werden. Diese Jugendstilbauten bilden einen bizarren Kontrast zu den beiden kolossalen »Klötzen« – dem heutigen Zentrum des »Neuen AKHs« die seit 1994 von jedem Aussichtspunkt auf Wien auszumachen sind – sowie den einige Jahrzehnte zuvor gebauten Personal-, Schul- und den vor kurzem errichteten Forschungsgebäuden.

Frauenklinik und gehört heute zur Medizinischen Universität Wien) und geradewegs über Stufen hinaufgehen – vorbei am AnnaSpiegel-Forschungsgebäude, bis zum SüdEingang des AKHs. Falls du Interesse an einem Gang durch das Allgemeine Krankenhaus hast, kannst du hier hineinschlüpfen. Einfach nach links, in den breiten Gang, der dich geradewegs – vorbei an der riesigen Fahrsteiganlage und dem Shopbereich – bis zum Haupteingang führt. In den monumentalen Türmen sind übrigens die Bettenhäuser. Im »Grünen« sind die chirurgischen, im »Roten« die internen Kliniken. Auf den darunterliegenden Ebenen befinden sich die Ambulanzen. Nach dem AKH Haupteingang geht's links auf den Südgartenweg bzw. den Südring,

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Türme des Neuen AKHs Anna-Spiegel-Forschungsgebäude: Ein Schwerpunkt der neuen Einrichtung ist, dass Forschungsergebnisse sofort in den Klinischen Bereich integriert werden können.


hier sind die Gebäude der Psychiatrie. Danach rechts in den Prof. Deutsch Weg oder den nachfolgenden Lazarettgassenweg einbiegen, um – zwischen dem Schul- und Personalwohnbereich – zur Lazarettgasse zu gelangen. Dabei passierst du Spitalsarchitektur der 1960er-Jahre sowie zwei Gebäude, die aus der Zeit um 1910 stammen. (Siehe Seitentext »Die "neuen Kliniken"«) Nach dem Überqueren der Lazarettgasse, verlassen wir das Gelände des Neuen AKHs und gehen geradeaus in die Pelikangasse. Gleich gegenüber dem Eingang der Wiener Privatklinik führt ein Durchgang in den Viktor-Frankl-Park. Diesen geradewegs durchqueren, dann links und anschließend erneut durch einen Hauseingang schlendern, der auf die Rummelhardtgasse stößt. Am Ende davon siehst du schon das Gemäuer des

SALUTI ET SOLATIO AEGRORUM

Der Spruch aus dem Jahre 1784, »Saluti et solatio aegrorum« (Zum Heil und Trost der Kranken), der den Torbogen des Eingangs des Alten AKHs ziert, stammte von Kaiser Joseph II. Er ließ das zu einem Armenhaus verkommene ehemalige Soldatenspital zu einem damals sehr fortschrittlichen Krankenhaus umplanen. Angeschlossen an dieses war auch der Narrenturm, der erste Spezialbau für Geisteskranke. Im 19. Jahrhundert war das »Alte AKH« nämlich nicht nur Spital, sondern auch Zentrum medizinischer Forschung, die sogar zu Nobelpreisen führte: Semmelweis machte dort seine Hygiene-Beobachtungen, Landsteiner entdeckte die Blutgruppen, Wagner-Jauregg entwickelte die Fiebertherapie, und Bárány durchschaute den menschlichen Vestibularapparat.

Wer – wie für diesen Track vorgesehen – den Viktor-Frankl-Park durchquert, dem wird bestimmt dieses liebe Baumhaus auffallen. Auch Erwachsene haben darin Platz!

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Chirurg Billroth im Alten AKH


DER »UNIVERSITÄTSPALAST« AM RING

Die Universität Wien ist die älteste Uni im deutschsprachigen Raum. Sie wurde von Herzog Rudolph IV in 1365 unter dem Namen »Alma Mater Rudolphina Vindobonensis« gegründet. Das Hauptgebäude am Ring wurde 1884 errichtet. Ein Palast voller Nostalgie. In den Arkadengängen erinnern 154 Büsten und Tafeln an berühmte Absolventen. Porträts der Nobelpreisträger und ein Verzeichnis aller Uni-Rektoren schmücken die Aula. Zu gendern wäre an dieser Stelle überflüssig, denn nur eine Dame (Marie von Ebner-Eschenbach) ist dabei. Aus unterschiedlichen Gründen haben Ehrungen von Wissenschaftlerinnen jahrzehntelang nicht stattgefunden. Doch eine Schattenintarsie im Arkadenhof mit dem Titel »Der Muse reicht's« macht seit 2009 auf dieses Versäumnis aufmerksam.

Alten AKHs (heute Campus der Universität Wien sowie Veranstaltungsgelände mit vielen Lokalen). Überquerst du die Spitalgasse, ist gleich rechts der Eingang in den Hof 4, der übergeht in den Hof 2. Rechts befindet sich der Durchgang zu Hof 1. Von hier aus nun zum Süd-Ost-Ausgang des Alten AKHs (Bierheuriger Gangl), um im Ostarrichi-Park an der Alser Straße herauszukommen. Danach quer über den Ostarrichipark (hier steht die Nationalbank) in die Frankgasse, die direkt zur Votivkirche führt. Vom südlichen Eck des Votivparks über die Straße des 8. Mai in den Sigmund-Freud-Park, um hier die Universitätsstraße zu überqueren. Nun um das gewaltige Universitätsgebäude herum zum Haupteingang – um dem Palast einen kurzen Besuch abzustatten –, danach am Universitätsring ein Stückchen hinauf zu unserem Trackende: dem Schottenring.

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Schatten der Muse Die Liegestühle im Sigmund-Freud-Park – zwischen Votivkirche und Hauptuniversität – laden alle sonnenhungrigen URBs nach dieser anspruchsvollen Tour zum Verweilen ein!


UMGEBUNGSTIPPS

Sigmund Freud Museum Täglich geöffnet: 9:00 – 18:00 1090 Wien, Berggasse 19 www.freud-museum.at Narrenturm Mi: 10:00 – 18:00, Sa: 10:00 – 13:00 (Feiertags geschlossen), 1090 Wien, Spitalgasse 2, www.narrenturm.at Josephinum (Museum der Medizinischen Universität) Sehr beeindruckend, allerdings nur mit Führung! 1090 Wien, Währinger Str. 25, www.josephinum.ac.at Hauptuniversität am Ring Beim Portier gibt es Audio Guides, um die Uni auf eigene Faust zu erkunden (€ 3,–) 1010 Wien, Universitätsring 1

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Verlauf: OMV Lager, Ölhafen Lobau, Kreuzgrund, Großenzersdorf, Hausmais Art: Rundwanderung, mittel Tracklänge: 14,00km Startpunkt: Finsterbuschstraße ( Ecke Lobgrundstraße), 1230 Wien Öffis: 92b Station Lobgrundstraße ( Zentraltanklager OMV)

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Das Frühjahr und der Herbst sind die schönsten Zeiten, um die »wilde« Lobau zu durchstreifen. Die abwechslungsreichen Landschaftszüge, von feuchter Aulandschaft bis hin zu steppenähnlichen Zonen, kommen hier besonders zur Geltung. Doch dieses Areal hat mehr Kontraste zu bieten: einerseits die seit den 1940er-Jahren dort angesiedelte Ölindustrie mit ihren mächtigen Tanks und andererseits die fruchtbaren Felder der Lobau, auf denen schon seit1987 biologische Landwirtschaft betrieben wird. Lust auf eine Wanderung durch diese Zone, die früher auch viele Aussteiger und Visionäre anzog – wie den Prediger WaLuLiSo oder Peter Waller, der hier1924 das Gottesreich »Parketum Hewo« errichten wollte?


EWIGER KAMPF UM DIE LOBAU

Riechst du Öl? Dann bist du richtig. Denn die Lobgrundstraße führt dich zuerst am Eingang des Zentrallagers der OMV vorbei und anschließend – nach einer Rechtskurve – durch das Gelände. Am Ende der Lobgrundstraße beginnen der Ölhafen sowie der Marchfelddamm. Entlang davon, führt ein asphaltierter Radweg, der EuroVelo 6, in Richtung Orth/Schönau/Hainburg. Parallel zu dem breiten Radweg gibt es aber auch einen Pfad auf dem Damm.

In dem Roman »Austreiben« von Ernst Molden rächt sich Agua, zugleich Nymphe und Vampir, für die Zerstörung der Lobau, indem sie Menschen verführt und mit ihrem Geist beseelt. Ist dies passiert, kann der Betroffene nichts mehr, außer einen bedingungslosen Kampf gegen Umweltsünder zu führen. In der Realität wurde Agua zum Glück nicht gebraucht. Anton Klein hat es 1972 mit seiner Unterschriftenaktion »Die Lobau darf nicht sterben« geschafft, eine Autobahn sowie Industrieansiedelungen zu verhindern. (Die Tanklager existierten bereits). Seit 1978 ist die Lobau Naturschutzgebiet und gehört heute zum Nationalpark Donau-Auen. Ebenfalls ein harter Kampf, der kein Ende finden will. Denn das Thema »Lobau-Autobahn« will nicht aus den Köpfen so mancher Politiker.

Diesen nehmen wir, da die Aussicht hier wesentlich schöner ist. Zuerst führt der Weg durch eine Allee, dann entlang des Ölhafens, bis zu dessen Einfahrt wir wandern. An dieser Stelle befindet sich links auch das Schwarze Loch, eine dunkle Lacke mit einem kleinen Steg.

Die Ölindustrie in der Lobau: Baubeginn der ersten Tanklager war 1939, kurz danach entstand der Ölhafen. Um 1960 erreichte das OMV Zentrallager seine heutige Größe.

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TRACKVERLAUF


DIE LOBAU IM WANDEL

Die Lobau – übersetzt Wasserwald – liegt eigentlich in einem der trockensten Gebiete Österreichs. Doch ihre Lebensader, die Donau, sorgt mit ihren unzähligen Armen für ständige Bewässerung. Durch die Überschwemmungsdynamik des Flusses kam es auch zur ständigen Neu- und Umbildung der Landschaft. Doch seit dem Bau des Marchfeldschutzdammes (1900) wird die untere Lobau von den regelmäßigen Hochwassern abgeschirmt. Nur über den »Schönauer Schlitz« (östlich des Ölhafens) kann das Wasser bei hohen Donauständen in die Lobau zurückfließen. So wird sie fast nur noch von Grundwasser gespeist. Dieser Umstand wandelt nun die Lobau langsam von einer feuchten Landschaft in eine trockene Hartholzau mit vielen steppenähnlichen Zonen um.

Nun den Pfad am Damm verlassen, am parallel verlaufenden EuroVelo 6-Radweg ein paar Meter weiterwandern, bis links eine Abzweigung in die Untere Lobau führt. Die Kreuzung ist gut beschildert (Übersichtskarte Lobau) und weist auch den Weg nach Groß-Enzersdorf. Dorthin zu gelangen ist recht einfach, denn du musst nur den violetten Markierungen (meist Bänder) »Untere Lobau/Groß-Enzersdorf« folgen. Auf diesem Forstweg wird auch die Kreuzgrund Traverse passiert: ein schmaler Übergang zwischen Eberschütt- und Mittelwasser – ein traumhafter Auabschnitt. Kurz vor Groß-Enzersdorf passierst du den Parkplatz des Uferhauses (Gastwirtschaft). Gleich linker Hand zeigt ein Wegweiser die Richtung zum Donau-Oder-Kanal, zu dem wir nun aufbrechen. Der Zugang zum Ka-

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Schwarzes Loch Die Lobau ist ein Paradies für Baumpilze. Einige sind nicht nur darauf spezialisiert, totes Holz zu zersetzen, sondern wurden in der Vergangenheit auch als Brennmaterial genutzt.


nal ist vom Weg aus leicht zu übersehen, doch ein paar Picknickbänke im Gebüsch vor dem einzigen Badeplatz verraten die Stelle. Dieser Abstecher zum Ufer des Donau-Oder-Kanals ist im Sommer auf jeden Fall empfehlenswert, denn das Wasser ist sehr erfrischend und sauber. Kurz nach dem Zugang zum Donau-OderKanal treffen wir auf den nächsten Wegweiser. In Richtung Aspern/Eßling/Lobaumuseum geht es weiter. Hier ändert sich die Landschaft. Statt auf Wald- oder Feuchtgebiete, triffst du immer öfter auf landwirtschaftlich genutzte Flächen. Beim Lobaumuseum angekommen, gibt es die Möglichkeit, einen kurzen Abstecher zum Bibergehege zu machen (siehe Karte). Eine Aussichtsplattform bietet eine gute Übersicht über das Areal, das eigens für den Biber

PROJEKT »DONAU-ODER-KANAL«

Die Idee, zwischen Donau und Oder eine schiffbare Verbindung herzustellen, hatte Kaiser Karl IV. im 14. Jahrhundert. Im Nationalsozialismus wurde diese Vision wieder ausgegraben, und man begann mit dem Bau der künstlichen Wasserstraße, die von Cosel nach Wien führen sollte. Von den geplanten 320km des damals sogenannten »Adolf-Hitler-Kanal« wurden in Polen nur etwa 40km realisiert, und vier kurze Teilstücke am österreichischen Ende. In der Lobau und bei Groß-Enzersdorf befinden sich diese ehemaligen Kanalabschnitte, heute bezeichnet mit DOK I-IV. DOK I ist ein Seitenarm des Ölhafens Wien, DOK II liegt naturbelassen im Nationalpark (mit Badeplatz), und die letzten beiden Teile sind seit den 1960er-Jahren von einer Kleingartensiedlung umgeben.

Bei einem Spaziergang durch die Lobau stößt du auch auf steppenähnliche Landschaftszüge, wo Pflanzen wie Weiß- und Sanddorn sowie seltene Orchideenarten gedeihen.

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Donau-Oder-Kanal DOK II


»Flumy« – ein Findelkind aus dem Wiental – errichtet wurde. Für Tierliebhaber: Auch ein Rehgehege gibt's ums Eck.

LOBAUMUSEUM IN GEFAHR

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Anton Klein, Umweltaktivist, Wegbereiter des Nationalparks Donau-Auen und Betreiber des Lobaumuseums, verstarb 2013. Seitdem ist die skurrile, aber äußerst gehaltvolle Ausstellung zur Geschichte und Ökologie der Lobau geschlossen. Ob sie wieder zugänglich sein wird, ist ungewiss.

Vom Lobaumuseum geht es nun zurück. Zuerst geradeaus, bei der ersten Weggabelung nach links und anschließend in Richtung Donau/Panozzalacke wandern. Bald stößt du auf eine alte Bahntrasse, die du zuerst überquerst und der du dann nach rechts folgst. Die Gleise verschwinden zwar nach einem kurzen Stück aus deinem Blickfeld, doch bald darauf kommen sie wieder zum Vorschein und begleiten dich bis zum Parkplatz an der Lobgrundstraße. Hier nun nicht zur Panozzalacke (Wegweiser), sondern in die gegengesetzte Richtung gehen. Gleich darauf erreichst du die Raffinerie-/ Finsterbuschstraße, an der auch die Bushaltestelle für deine Rückfahrt zu finden ist.

Die landwirtschaftlich genutzten Areale der Lobau wurden bereits 1987 auf biologischen Landbau umgestellt. Das angebaute Gemüse gibt's im Bio-Zentrum Lobau zu erwerben.


UMGEBUNGSTIPPS

Bio-Zentrum Lobau Saisonales Biogemüse der Lobau Ab-Hof-Verkauf (Selbstbedienungsstand) 2301 Groß-Enzersdorf, Lobaustraße 53 NationalparkCampLobau Events für naturbegeisterte Kinder und Erwachsene, 2301 Groß-Enzersdorf, Lobaustraße 1, www.ubw.at Naturbadeplätze der Umgebung Panozza- und Dechantlacke Donau-Oder-Kanal II (am Nord-Ost-Ende) Neue Donau (gesamter Uferbereich)

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Lobaumuseum Skurrile, aber interessante Sammlung über die Geschichte und Ökologie der Lobau Stand 2014: Wiedereröffnung in Diskussion



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40 POINTs


FRÜCHTE – POINTS

1. Walnussbäume Nußdorf, Penzing, Stadlau und Oberlaa 2. Kirschbäume Hetzendorf, Erdberg und Kagran 3. Apfelbäume Hietzing, Innere Stadt und Favoriten 4. Marille, Zwetschke, Ringlotte, Birne Von der Inneren Stadt bis Liesing

Das Stadtobst. Meist liegen die überreifen Früchte auf Gehsteigen, Straßen oder Motorhauben, worüber sich einige AutobesitzerInnen gar nicht freuen, und leider ist diese »Beschmutzung« auch der wahre Grund, warum etliche gesunde Bäume in der Vergangenheit ihr Leben lassen mussten. Also, liebe URBs, geht pfücken! Denn, wenn ein Obstbäumchen auf öffentlichem Grund steht und bei der Ernte nicht beschädigt wird, hat die Stadt gegen diesen Akt nichts einzuwenden. Auch nicht, wenn dabei eine Leiter verwendet wird. Falls ihr Bedenken wegen der Qualität des Stadtobstes habt: Keine Sorge, wir befragten einige ExpertenInnen zu diesem Thema. Und laut deren Meinung sind diese Früchte sogar wesentlich weniger

©focus finder - Fotolia.com

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mit Schadstoffen belastet als jene, die aus konventioneller Landwirtschaft kommen, da sie nicht mit Fungiziden, Pestiziden und anderen Chemikalien behandelt wurden. Damit du Wiens häufigste »Früchtchen« auch findest – hier eine Übersicht: 1. DIE IMPOSANTE WALNUSS

160 Jahre alt kann der stattliche Walnussbaum werden. Erntezeit für seine Nüsse – die anfangs noch in grüne fleischige Hüllen eingepackt sind, aber bei Reife aufspringen – ist von Mitte September bis Ende Oktober. Meist ist die braune Schale bei den Stadtbäumen dünkler, als du es gewohnt bist. Das ist aber ein gutes Zeichen, denn es bedeutet, dass sie nicht gebleicht wurde, wie das für den Handel üblich ist. Nußdorf: Nußberggasse, Zahnradbahnstraße, Eduard-Reyer-Gasse, Schaetzgasse,

SÜSSE BEEREN

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Die glatte, kugelige Reneklode – der offizielle Name unserer Ringlotte – ist eine Unterart der Pflaume und kann grünliche, gelbliche oder bläuliche Früchte haben.

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Vor allem Himbeeren, vereinzelt aber auch Brombeeren und Walderdbeeren sind es, die bei einem Spaziergang am Stadtrand Wiens gesichtet werden. Ein Paradies zum Ernten ist der Lainzer Tiergarten, besonders entlang seiner Mauer. Doch auch um Stammersdorf, am Georgen- und Laaerberg kannst du diese süßen Früchte naschen.


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ERNTEN, WAS GIBT ES ZU BEACHTEN?

Über 1.900 Standorte von Obstbäumen auf öffentlichen Plätzen gibt es in Wien. Beim Pflücken dieser »Public Fruits« solltest du aber beachten, dass keine Äste verletzt werden und unreifes Obst am Baum bleibt. Der Verkauf ist nicht gestattet, und es sollte immer nur die Menge gepflückt werden, die den Eigenbedarf nicht überschreitet.

Nußdorfer Platz, Dennweg; Penzing: Riedstraße, Trennstraße, Genossenschaftsstraße, Edenstraße, Knödelhüttenstraße; Stadlau: Gemeindeaugasse, Hardeggasse, Tamariskengasse, Binsenweg, Am Mühlwasser, Eibengasse; Oberlaa: Weidelstraße, Ampferergasse, An der Hölle, Hasenöhrlstraße, Uhligstraße, Oberlaaer Straße. 2. DIE SÜSSE KIRSCHE

Hauptsächlich die Vogelkirsche ist es, die Wien bevölkert. Sie ist die »Ur-Mutter« aller Süß-Kirschen. Die Früchte der Wildkirsche sind zwar etwas kleiner als die der veredelten Formen, jedoch genauso bekömmlich. Das hartnäckige Gerücht, sie sei giftig, trifft nur auf das Innere ihres Kerns zu, der aber normalerweise fest verschlossen ist. Kirschsamen enthalten im Allgemeinen ein Blausäureglykosid. Darum solltest du sie nicht

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Obstbäume im Dehnepark Wildobst, Himbeeren, Brombeeren, Walderdbeeren, Pilze und sogar einen Exoten hat einer unserer URBs am Heuberg aufgespürt: ein Kürbisgewächs ;-)


essen, wenn der Kern aufgesprungen ist. Hetzendorf: Defreggerstraße, Marschallplatz, Edmund-Reim-Gasse, Sagedergasse; Erdberg: Schlachthammergasse, Schnirchgasse, Fuchsröhrenstraße, Rudolf-Alt-Platz; Kagran: Josef-Baumann-Gasse, Tokiostraße, Rennbahnweg, Kraygasse, Siebenbürgerstraße, Polletstraße, Kagraner Anger. 3. DER VIELSEITIGE APFEL

Allerlei Arten der Gattung »Apfel« gibt es in dieser Stadt zu entdecken. Von süß und groß bis klein und sauer reicht die Palette. Einige sind schon im rohen Zustand ein Gaumenschmaus, andere entfalten erst nach einer Lagerzeit ihr Aroma, und ganz herbe Sorten lassen sich gekocht genießen. Hietzing: Einsiedeleigasse, Trazerberggasse, Münichreiterstraße, Faistauergasse; Innere Stadt: Franz-Josefs-Kai, Vorwärtsplatz, Dr.Karl-Lueger-Platz; Favoriten: August-ForelGasse, Neilreichgasse, Wieselburger Gasse Schroettergasse, Hebbelplatz.

MEHR POINTS ZUM THEMA

Fruchtfliege Smartphone App: Obstbäume auf Wiens öffentlichen Gründen finden http://frucht-fliege.blogspot.co.at StadtFruchtWien Initiative für urbane Selbstversorgung mit dem Fokus auf öffentliche Obstbäume www.stadtfruchtwien.wordpress.com Baumkataster des Stadtgartenamtes Übersichtskarte aller erfassten Bäume www.wien.gv.at/umweltgut/public Buchtipp: Obst haltbar machen – einkochen, einlegen, trocknen usw. erschienen im Leopold Stocker Verlag ISBN: 978-3702012984

Die Marille ist ein selten gewordener Gast in Wien.

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Diese Früchte sind nicht so häufig zu finden, doch wenn, dann gedeihen sie prächtig! Marille: Alois-Hoefler-Gasse, Weintraubengasse; Zwetschke: Lorystraße, Würzburggasse, Himmelbaurgasse, Hofjagdstraße, Tullnertalgasse, Steinbügelweg, Paul-Hopfner-Gasse, Pinkagasse; Ringlotte: Am Kanal, Scherrgasse, Seiseneggergasse, Wienfluss; Birne: Luftbadgasse, Eggerthgasse, Zieglergasse, Heinrich-Collin-Straße, Yppenplatz, Salvatorianerplatz, Hackenberggasse.

©mumi - Fotolia.com

4. MARILLE, ZWETSCHKE, RINGLOTTE, BIRNE


POINT_02

DUNKLE ENERGIEN : r e k n e H n e d h c r u d Tod die Mas enhinrichtungss t ä t e n d e r S t ad t . RICHTPLÄTZE – POINTS

1. Die Angst vor dem Tod 1010 Wien, Hoher Markt (5+11) 2. Die älteste Todesstätte 1090 Wien, Schlickplatz 3. Die letzten Schautoten 1110 Wien, Triester Straße 52 4. Der Tod hinter Pforten 1080 Wien, Landesgerichtsstraße 11

Düster geht es in diesem Kapitel zu, denn wir betreten Plätze, an denen der Tod lange Zeit allgegenwärtig war. Die Gerätschaften zur Vollstreckung sind zwar aus dem Stadtbild verschwunden, doch die Atmosphäre des Grauens lässt sich vielerorts noch erahnen.

1. HOHER MARKT: DIE ANGST VOR DEM TOD

Im Mittelalter – der Blütezeit der Folter und der Todesurteile – gab es etliche Hinrichtungsstätten, die großteils in der Inneren Stadt zu finden sind. Am Neuen Markt, am Schweinemarkt (Lobkowitzplatz) sowie am Platz am Hof, aber auch etwas außerhalb, wie Am Tabor (Gaußplatz) und auf der Gänseweide (Weißgerberlände), wurde eifrigst geköpft, ertränkt, gevierteilt, gehängt und


sogar verbrannt. Diese Art der Hinrichtung wurde allerdings aus »humanitären Gründen« von Kaiser Karl VI. abgeschafft. Am legendären Hohen Markt kam es, anders als oft berichtet, zu vergleichsweise wenigen Vollstreckungen. Doch die »Aura« des Platzes dürfte voller Ängste gewesen sein, denn von 1325 bis 1839 befand sich hier das Wiener Kriminalgericht. Auf der Terrasse des Hauses – auch der Pranger stand hier – wurden die unzähligen Todesurteile, im Beisein des Angeklagten, öffentlich verkündet. Das Gerichtsgebäude hatte auch eine hauseigene Kapelle mit dem bezeichnenden Namen »Zur Todesangst Christi«.

DIE LETZTEN TODESURTEILE

Wer der letzte Hingerichtete in Österreich war, ist reine Ansichtsache. Nach österreichischem Recht wäre es Johann Trnka. Der Raub- und Doppelmörder fand 1950 im Landesgericht Wien seinen Tod durch Erhängen. Dies war die letzte Vollstreckung im zivilen Bereich, denn noch im selben Jahr wurde die Todesstrafe endgültig aus den Gesetzbüchern Österreichs gestrichen. Es kam jedoch in den Besatzungszonen noch bis 1955 zu Vollstreckungen, denn für die Alliierten war das Österreichische Recht nicht von Bedeutung. So wäre der zweite Kandidat, dem der Titel »der letzte Hingerichtete« gebührt, ein ehemaliger Aufseher des KZ-Mauthausen. Sein Name ist aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht öffentlich zugänglich. Bekannt ist aber, dass er ebenfalls gehängt wurde.

2. RABENSTEIN: DIE ÄLTESTE TODESSTÄTTE

Das Wiener Kriminalgericht am Hohen Markt befand sich zuerst bei der heutigen Hausnummer 11 (neben der Ankeruhr), später bei dem Gebäude mit der Nummer 5.

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©Gryffindor

Der Schlickplatz vor der Rossauer Kaserne zieht sich von der Türken- bis zur MariaTheresien-Straße. Und genau diese Dame


sorgte 1747 dafür, dass der Galgen vom Wienerberg (Spinnerin am Kreuz) auf diesen Platz, damals Rabenstein genannt und außerhalb der Stadtmauern gelegen, verlegt wurde. Der Grund: Die »Kaiserin« störte sich an den baumelnden Leichen, die sie auf ihren Reisen in Richtung Laxenburg zu Gesicht bekam. So wurde der Rabenstein in der Epoche des Barocks zu einer der bedeutendsten Hinrichtungsstätten. Doch auch zuvor hat die aus Steinen gemauerte Plattform genug Sterbende gesehen. Denn sie ist Wiens ältester Richtplatz, erstmals erwähnt im Jahr 1311. Ein Ort, wie sein Name schon andeutet, an dem die Raben jahrhundertelang genug Aas gefunden haben.

HINRICHTUNGEN – EIN VOLKSFEST

Dass die WienerInnen eine Leidenschaft für Morbides hegen, ist nicht nur an dem Drang, das eigene Begräbnis zu einem unvergesslichen Fest zu machen, erkennbar. Denn gebührend gefeiert wurde auch der Tod eines Übeltäters. Keine andere Veranstaltung war beim »gemeinen Volk« so begehrt, wie eine öffentliche Hinrichtung. Schon vor dem eigentlichen »Akt« verkauften HändlerInnen Bier und Würstel sowie illustrierte »Flugblätter«, in denen die Tat des Verurteilten mit überzeichneter Grausamkeit dargestellt war. Natürlich fehlte auch die musikalische Untermalung des Spektakels nicht. Zuständig dafür waren Moritatensänger, die ihre Schauerballaden vortrugen. Um 10:00 war es dann meist so weit. Der Henker betrat seine »Bühne«, um mit der Vollstreckung zu beginnen.

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Die ersten Todesurteile auf Wiens wohl bekanntester Hinrichtungsstätte wurden auch

©Gryffindor

Spinnerin am Kreuz

3. WIENERBERG: DIE LETZTEN SCHAUTOTEN

Vom »Rabenstein« ist nichts mehr übrig, doch wo die düstere Stätte stand, ist überliefert: am heutigen Schlickplatz (Erwin-Ringel-Park) gegenüber der Roßauer Kaserne.


schon ab dem 14. Jahrhundert vollstreckt. Aufgrund von Skelettfunden dürfte sich der legendäre Richtplatz im Bereich des heutigen George-Washington-Hofes, unweit der sagenumwobenen gotischen Säule »Spinnerin am Kreuz« befunden haben. Bis auf eine Pause – die sich von Maria Theresias Befehl zur Verlegung bis zur kurzfristigen Abschaffung der Todesstrafe durch Joseph II erstreckte – gingen die morbiden Spektakel bis ins Jahr 1868. Dann war Schluss mit öffentlichen, zu Volksfesten mutierten Hinrichtungen. Kaiser Franz Joseph I. verlegte diese nämlich hinter verschlossene Pforten.

MEHR POINTS ZUM THEMA

Kriminalmuseum Wien Kriminalität und Justiz ab dem Mittelalter 1020 Wien, Große Sperlgasse 24 www.kriminalmuseum.at Foltermuseum Wien Die Geschichte der Folter 1060 Wien, im Esterhazypark www.folter.at Buchtipp: Mörderisches Wien Edition Seyrl, ASIN: 3901697047 erhältlich unter www.kriminalmuseum.at/ publikationen/moerderisches.html Buchtipp: Hexen, Mörder, Henker: Eine Kriminalgeschichte Österreichs erschienen im Amalthea Verlag Wien ISBN: 978-3850025492

Ab 1873 wurden Hinrichtungen, nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit, in das heutige Landesgericht für Strafsachen Wien verlegt. Dieser gewaltige Justizpalast in der Josefstadt entstand 1839, da das Kriminalgericht am Hohen Markt aus allen Nähten platzte. Bis 1919 vollstreckten Scharfrichter etwa 50 Todesurteile im sogenannten »Galgenhof« des Gerichts. Im Vergleich zu früheren Hinrichtungsstätten eine recht geringe Anzahl an Vollstreckungen – hätte nicht der Faschismus die Bühne betreten. Denn während der NS-Zeit wurde nicht nur der alte Galgenhof für Hinrichtungen genutzt, sondern zusätzlich ein Raum mit Fallbeil eingerichtet (heute Gedenkstätte/Weihestätte), in dem allein über 1.000 Menschen ihr Leben lassen mussten. So gehört auch das Landesgericht zu jenen Orten Wiens, an denen die bedrückende Aura des Todes haftet.

Fallbeil zur Enthauptung im Foltermuseum Wien

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4. LANDESGERICHT: TOD HINTER PFORTEN


GAUMEN – POINTS

1. Cuchina 1020 Wien, Lilienbrunngasse 3 2. Grünstern Gartenküche 1020 Wien, Am Augartenspitz (Sommer) 3. Lebenswert-Laden 1190 Wien, Krottenbachstraße 90-92/2/2 4. Corns n'Pops 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 37

Junge KöchInnen und wilde GastronomInnen an die Macht! Sie kochen mit heimischen Zutaten, die ihnen selber schmecken. Sie wissen, wie die Kuh vor der Schlachtung hieß und wer das junge Gemüse gerupft hat. Sie kochen nicht einfach nur. Nein, sie interpretieren die Wiener Küche neu und denken dabei auch an die nächste Generation. Denn immer, wenn es ums Essen geht, ist es die »urb'sche Pflicht«, sich über die eigene Ernährung und das Wohlergehen aller Beteiligten Gedanken zu machen. Wir möchten nicht, dass Lebewesen leiden, damit wir dem Genuss frönen können. Wir erkennen die Zusammenhänge zwischen dem, was wir aufnehmen und den Auswirkungen auf Körper und Geist. Mahlzeit!

©Grünstern

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GAUMENFREUDEN uA szeritichnteighmsecnhleumnmden gehen: . Wiens moderne Küche


1. CUCHINA – RESTAURANT

SCHWINGUNG ESSEN

UND BIO-GREISSLEREI IN EINEM

Materie entsteht durch die Zusammensetzung verschiedener Atome, um deren Kerne unterschiedliche Teilchen kreisen. So ist jede Materie Schwingung und jede Schwingung Energie, da sind sich die Quantenphysiker und die alten Hermetiker einig. Sehr leicht lässt sich dies bei Menschen beobachten, die sich gerade im Zustand Wut befinden. Eine Emotion, die für das Gegenüber extrem ansteckend ist. Doch was passiert, wenn wir diese Schwingungen essen? Die Emotion eines Huhns, das unter der Enge der Legebatterie gelitten hat, oder eine Banane, die statt im Sonnenlicht in der Gaskammer gewachsen ist? Es ist alles schon tot, meinen einige Zweifler, doch neue Erkenntnisse vermuten, dass jedes Atom eine Art Gedächtnis besitzen könnte, das Schwingungen lange speichern kann.

Liebevoll: das cuchina

Im Naturgarten beim Augartenspitz werden von der »Grünstern Gartenküche« saisonale und regionale Lebensmittel zu außergewöhnlichen Gerichten verarbeitet.

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©Lichtwitz

In unmittelbarer Nähe zum Schwedenplatz gelegen, befindet sich das »cuchina« – die Lebensküche. Es ist zugleich Restaurant und Greißlerei. Die Frau am Herd ist Alexandra Gaggl. Sie kocht in ihrem Restaurant vegetarisch, oft vegan, frei von Dogmen, jedenfalls aber immer mit Liebe und nach den Fünf Elementen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Leidenschaft und Respekt sind die wichtigsten Zutaten in ihrer Küche. Neben dem originellen wie bodenständigen Frühstücksangebot gibt es ein täglich wechselndes zweigängiges Mittagsmenü. Das Speisenangebot orientiert sich an Region und Saison. Die verwendeten Zutaten stammen aus regionalen Bio-Kleinbetrieben. Einfach lecker, urbig und empfehlenswert! www.cuchina.at


2. GRÜNSTERN GARTENKÜCHE – SOMMERKINO-GASTRONOMIE IM AUGARTEN

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Kreation von Freiwild

Johann Reisinger und sein Team zaubern im Naturgarten des Filmarchiv Austria – während des »Kino wie noch nie« (Juli und August) – genial einfache Speisen und zelebrieren den Geschmack purer Lebensmittel, die erntefrisch direkt aus eigenem Anbau und von den Feldern Wiener KleinproduzentInnen stammen. In Kooperation mit der Arche Noah wird ein besonderer Schwerpunkt auf Vielfalt und die Einbindung alter Kulturpflanzen gelegt. Wie klingen »Feuerflecken aus Waldstaudenroggen mit Gemüsecreme, frischen Kräutern und Rohschinken« oder »Getreidesalat aus Waldviertler Urgetreide mit frischem Gartengemüse, Gartenmelde und kalt gepresstem Öl« – schon ziemlich lecker, oder? www.grünstern.at

WILD, WILDER, FREIWILD

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©Grünstern

Grünstern-Team in Aktion

©Doris Dannerbauer

Der kulinarische Schwerpunkt dieses jungen Lokals liegt, wie der Name schon verrät, auf Wild. Aber keine Sorge – auch Vegetarier kommen in dieser »hörBar.trink Bar.essBar« nicht zu kurz! Und natürlich verwendet der Küchenchef Alex Lintner Freiland- und Bio-Erzeugnisse für seine wilden Kreationen. www.freiwild.co.at

Grüne Smoothies selber mixen! Im »Lebenswert«-Laden wird bei Seminaren auch verraten, wie du dieses »Sonnenlicht zum Trinken« selbst herstellen kannst.


3. LEBENSWERT-LADEN – AUFTANKEN MIT GRÜNEN SMOOTHIES

Obst und grüne Blätter werden aus vorwiegend heimischer Herkunft, je nach saisonalem Angebot, in Bio-Qualität, mit viel Sorgfalt und Liebe zu einer bekömmlichen, leichten und doch vollwertigen Mahlzeit verarbeitet. Das »Sonnenlicht zum Trinken« kann problemlos eine Mahlzeit pro Tag ersetzen und lässt so, in Kombination mit viel Bewegung, schon bald die Kilos purzeln. Den URBs gefällt natürlich die satte grüne Farbe der »Smoothies to go«, die mit allen anderen Produkten im »Lebenswert«, dem Feinkostladen für Leib und Seele, zu haben sind. Öko, doch mit einem Hauch Futuristik! www.lebenswert-wien.at

MEHR POINTS ZUM THEMA

Wrenkh. Kochsalon & Restaurant Regionale Produkte, internationale Rezepte! 1010 Wien, Bauernmarkt 10 http://www.wiener-kochsalon.com Hollmann Salon Regionale Küche in Altwiener Ambiente 1010 Wien, Grashofgasse 3 www.hollmann-salon.at Restaurant Rasouli Bodenständige und kreative österreichische Gerichte (mit Küche zum Zuschauen) 1160 Wien, Payergasse 12, www.rasouli.at Restaurant Dreiklang Essen-Trinken-Hoagaschtl'n, sogar mit astrologischen Monatsschwerpunkten 1090 Wien, Wasag. 28, www.3klang.info

4. CORNS N'POPS – WIENS ERSTE MÜSLIBAR SAMT COFFEESHOP

cuchina

Immer frisches Müsli: Das geht bei Corns n'Pops!

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©Vienntainment

Eine Ernährungswissenschaftlerin und ein Bioressourcenmanager haben sich vereint, um Wien eine neue Anlaufstelle für gesunde und nachhaltige Ernährung zu schenken. Im Corns n'Pops wird täglich frisch gekocht und gebacken! Besonders eindrucksvoll ist die nette Müslibar, an der du dir aus über 50 Zutaten dein Müsli selbst zusammenmischen kannst. Oder du tankst auf einer der bequemen Couches mit einer Tasse BioMocca in der Hand neue Energie auf und beobachtest das Treiben auf der Gumpendorfer Straße. Und solltest du es einmal ganz eilig haben, kannst du dir die Leckereien von Corns n'Pops auch mitnehmen! www.cornsnpops.com


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URIGE MUSEEN bA suinrfdo,rbmiaztaivr,r,unspgalaßubiglich: Mdieuseen. n e n i e l k s n e i W n i e Ding MUSEEN – POINTS

1. Brennpunkt° Museum der Heizkultur 1120 Wien, Malfattigasse 4 2. Pratermuseum im Planetarium 1020 Wien, Oswald-Thomas-Platz 1 3. Dritte Mann Museum 1040 Wien, Pressgasse 25 4. Condomi-Museum im Liebenswert 1060 Wien, Esterhazygasse 26

Diese Stadt hat im Jahr bestimmt etwa 100 Tage, an denen nicht die Sonne vom Himmel lacht. Das ist auch die ungefähre Anzahl der Museen, die in Wien beheimatet sind. Darunter sind viele kuriose, oft sehr kleine, aber faszinierende Sammlungen. Sie alle zu kennen, ist ein schwieriges Unterfangen. Doch die Neugierde ist eine verlässliche Antriebskraft für diesen Versuch, der meist mit Staunen belohnt wird. Also, falls heute einer dieser 100 trüben Tage ist, hier vier Museen, die unterschiedlicher nicht sein könnten!

1. BRENNPUNKT°

Museum der Heizkultur? Auch wenn sich dies im ersten Moment nicht sehr spannend anhört, das komplette Gegenteil ist der Fall.


Die modern gestalteten Ausstellungssräume zeigen die Geschichte des Heizens sowie den damit verbundenen Lebensalltag des Menschen, beginnend vom »Feuer machen« bis zur zukünftigen Energieversorgung. Anlass zum Schmunzeln gibt's auch: Manche nostalgischen Alltagsgegenstände sind grotesk! www.wien.gv.at/kultur/museen/brennpunkt 2. PRATERMUSEUM

Eigentlich ist das Pratermuseum im Planetarium »nur« ein großer Raum mit Galerie. Trotzdem ist dies kein Indiz für eine kurze Verweildauer. Denn, ob es nun die Schuhe der Liliputanerprinzessin Gisela, der Wahrsageautomat »Internationales-HeirathsVermittlungs-Bureau«, der alte Grottenbahn-Lindwurm oder eine Fotografie der spektakulären ersten Hochschaubahn »American Scenic Railway« ist, an den amü-

Brennpunkt° Museum XXX-SMALL REKORD

Den Titel »Kleinstes Museum der Welt« trägt eine Box, die einen 1/2 Kubikmeter groß ist. Sie wurde mit einem Metallpfosten auf Augenhöhe gebracht. Der Kasten mit fünf Gucklöchern zeigt Wechselausstellungen im Miniformat. Mittlerweile geht das urige Schweizer Museum wegen seiner steigenden Beliebtheit auch gerne auf Reisen.

Nicht nur alte Öfen werden im »Brennpunkt°« gezeigt, sondern du erfährst auch wie die Art des Heizens auf private sowie öffentliche Einrichtungen Einfluss genommen hat.

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Pratermuseum


santen sowie skurrilen Erinnerungsstücken der schaurig schönen Unterhaltungskultur unseres Praters bleibst du einfach hängen! www.wienmuseum.at/de/standorte 3. DRITTE MANN MUSEUM

Museum für Verhütung WELTWEIT EINZIGARTIG ...

... ist das Museum für Verhütung & Schwangerschaftsabbruch. Seit 2003 wird in drei Schauräumen der Kampf um die Kontrolle der Fortpflanzung und Fruchtbarkeit dargestellt. Neben medizinischen Entwicklungen und Medienmeinungen wird auch – ohne zu werten – das Leid der Frauen nach missglückten Abbrüchen thematisiert.

Ganz um den in Wien gedrehten Filmklassiker »Der Dritte Mann« und sein Hintergrundthema – die Besatzungszeit Wiens von 1945 bis 1955 – dreht sich diese kleine Privatsammlung. Die historischen Filmplakate, Kinoprogramme von Premieren und zahlreiche Wiederauflagen aus über 20 Ländern, Originale Drehbücher, 400 Coverversionen des »Harry Lime Themas« sowie die mehr als tausend Dokumente und nostalgischen Gegenstände aus der Wiener Nachkriegszeit, sind nur ein kleiner Auszug der Objekte dieser äußerst liebevoll zusammengestellten Sammlung! www.3mpc.net

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Dritte Mann Museum Im Dritte Mann Museum sind unzählige Exponate des berühmten Films zu sehen, aber auch etliche Alltagsgegenstände der Wiener Nachkriegs- und Besatzungszeit.


4. CONDOMI-MUSEUM

MEHR POINTS ZUM THEMA

Der Abstieg in den Gewölbekeller des Erotikfachgeschäfts »Liebenswert« ist eine kuriose Reise in die Welt der Verhütung und Sexualität. Auf der ca. 100m2 großen Ausstellungsfläche wird die erstaunliche Geschichte des Kondoms anhand von hunderten Exponaten präsentiert. Von Kretas König Minos, der Kondome aus Ziegenblase benutzte, über Casanovas Präservative, die mit Samt gefüttert waren, bis zu »Goodyears« erstem Gummikondom, das schlussendlich den Siegeszug dieses Verhütungsmittels einleitete, führt die Zeitreise. Natürlich fehlen auch die recht amüsanten Erfindungen unserer Epoche nicht im Fundus des Museums: Witzige Scherzkondome, »Kondome des Grauens«, Phobiker-Ganzkörperkondome und viele andere verrückte Stücke findest du hier! www.liebens-wert.at

Alt-Wiener Uhren Sammlung MAK-Expositur Geymüllerschlössel 1180 Wien, Khevenhüllerstraße 2 www.mak.at/das_mak/standorte Bestattungsmuseum Einblick in die Wiener Begräbnisrituale 1110 Wien, am Zentralfriedhof www.bestattungsmuseum.at Fälschermuseum Leben und Werke berühmter Kunstfälscher 1030 Wien, Löwengasse 25 www.faelschermuseum.com Museum für Verhütung & Schwangerschaftsabbruch: Medizin, Medien, Tabus 1150 Wien, Mariahilfer Gürtel 37/1. Stock http://de.muvs.org Pharma- und Drogistenmuseum Interessante Dokumentation eines Berufes 1090 Wien, Währinger Straße 14 www.drogistenverband.at »waschsalon« Karl-Marx-Hof Die Geschichte des »Roten Wien« 1190 Wien, Halteraugasse 7 http://dasrotewien-waschsalon.at Wiener Schuhmuseum Schuhtrends verschiedener Jahrhunderte 1080 Wien, Florianigasse 66 www.schuhmuseum.at

Das private Condomi-Museum bietet allerlei Kurioses rund um die Themen Sex und Verhütung. Vor allem die Scherzkondome der 1990er-Jahre sind ein echter Hingucker.

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©Johann Werfring

Wiener Schnapsmuseum Führung durch einen Alt-Wiener Betrieb mit Verkostung, 1120 Wien, Wilhelmstr. 19–21 www.schnapsmuseum.com


HÖFE – POINTS

1. Die »anderen« Bauern & Bäuerinnen Haschahof, Petra's Rosengarten, Feigenhof 2. Schule Bauernhof City Farm Schönbrunn, Landgut Cobenzl 3. Selbstanbau & Ernte Diverse Anbieter, siehe Seite 145 4. Solidarische Landwirtschaft Ochsenherz, Foodcoops, LoBauerInnen

Den traditionellen Bauernhof, bei dem du täglich frische Milch, ein paar Eier und gleichzeitig selbstgemachte Hauswürstel holen kannst, gibt es fast nur noch in Werbespots. Einerseits, weil der Ab-Hof-Verkauf – vor allem bei Fleisch- und Milchprodukten – hohen Auflagen unterliegt, die enorme Investitionen nötig machen. Andererseits wegen der niedrigen Preise für Agrarprodukte, wo sich nur die Massenproduktion rentiert. Bedingungen, die Bauern & Bäuerinnen mit kleinen Feldern, nach deren Größe die EUFörderung bemessen wird, kaum erfüllen können. Was bleibt dem Kleinbauern des 21. Jahrhunderts, der nicht einsam weiter ackern möchte, um wenigstens den Eigenbedarf zu decken, Geld aber eigentlich nur

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URBANER ANBAU n e t z t e l n e d i e b h c u s e ZBu aBuernhöfen und landWwirite-ns. s c h a f t l ic h e n B e t r i e b e n


bei seinem Zweitjob verdient? Lehrtätigkeit, Spezialisierung oder Vermietung ist die Antwort. So landen meist Pferde statt Kühe in den Ställen, die Felder werden von Privatpersonen bewirtschaftet, findige Bauern & Bäuerinnen entwickeln Erzeugnisse, die sich von der fahlen Masse abheben oder geben ihr umfangreiches Wissen an uns weiter.

BAUERNHOF-PRODUKTE AM MARKT

Mit Ausnahme der Wintermonate stehen am Meidlinger Markt (an der Reschgasse) stets mehrere Bauern und Bäuerinnen mit ihren frischen Produkten. Wer gerne freitags oder samstags mit Innenstadtatmosphäre marktstandln geht, der besuche den Biomarkt auf der Freyung. Bäuerliche Familien, kleine Manufakturen und Produzenten bieten die köstlichsten Köstlichkeiten. Leider zählt dieser Markt nicht zu den günstigsten. Auch Floridsdorf punktet: Neben den Bio-Samstagsmärkten in der Gerasdorfer Straße 61, in der Kugelfanggasse 29–31 am Bruckhaufen und in der Autofreien Siedlung im Hof der Nordmanngasse 27, zeichnet sich der Floridsdorfer Markt jetzt auch dienstags (BioDienstag) in kulinarischer Lebensqualität für den gesundheitsbewussten URB aus.

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Einer der landwirtschaftlichen Betriebe, die es bis ins 21. Jahrhundert geschafft haben, ist der Haschahof. Schon 1987 kehrte Rudolf Hascha der konventionellen Wirtschaftsweise den Rücken und stellte auf biologischen Landbau um. Nicht nur frisches Gemüse und Getreide wird hier kultiviert, sondern auch Kärntner Brillenschafe und Lohmann-BraunLegehennen bevölkern das Gut. Die Produkte kannst du sowohl am Hof als auch

Meidlinger Markt

Der Wiener Honig hat eine hohe Qualität – Schadstoff-Rückstände wurden nie festgestellt, und aufgrund der Pflanzenvielfalt der Stadt gilt er als besonders aromatisch.

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1. DIE »ANDEREN« BAUERN & BÄUERINNEN


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BESONDERE SAMEN

Wer etwas Gutes will, sollte auch gute Samen säen. Der Verein ARCHE NOAH setzt sich für Erhalt und Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt ein. 6.000 verschiedenen Sorten lagern in deren Archiv. Natürlich kannst du einige davon auch käuflich erwerben, beziehungsweise dazu beitragen, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt.

am Karmeliter-, Floridsdorfer- und Bruckhaufenmarkt erwerben. Rosen aus ökologischem Anbau, diese Nische hat Petra Neuwirth für sich entdeckt. Ihre Blumen sind nicht nur zum Verschenken da, sondern aus den getrockneten Blütenblättern kannst du auch Tee zur Stärkung des Herzens brühen sowie Marmelade, Sirup, Schnaps oder Essig herstellen. Petra's Rosengarten liegt im 21. Bezirk, und die edlen Gewächse werden auch dort verkauft. Am Himmelreich in Simmering steht der Feigenhof, und, nomen est omen, hier werden 25 verschiedene Feigen-Sorten kultiviert. Doch auch saisonale Gemüseraritäten und etwa 200 erlesene Kräutersorten bekommst du auf dem Anwesen. Natürlich waren das noch nicht alle Öko-Landwirtschaftsbetriebe Wiens, mehr davon findet ihr in der Themen-Point-Liste!

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©www.cityfarm.at

2. SCHULE BAUERNHOF

Junge Farmer lernen auf der City Farm Schönbrunn das Gärtnern.

Als Vorbild für die City Farm Schönbrunn diente der »Children's Garden« in New York. Doch auch für Erwachsene gibt es tolle Programme. »Urban Gardening - essbarer Balkon«, die »Pflanzen- & Samentauschbörse«, »ab ins Glas« oder die »essbare Wildnis« sind nur einige davon. In diesem städtischen »Erlebnisgarten der Gemüsevielfalt« erfährst du wirklich einiges. Das Landgut Cobenzl hat sich vor allem auf Eltern mit Kinder spezialisiert. Brot backen, Butter schlagen und Kräuter sammeln lernst du dort. Doch die Ställe und Gehege der süßen Bauernhoftiere können von URBs aller Altersgruppen besucht werden (Eintritt kostenpflichtig).


3. SELBSTANBAU & ERNTE

Zu viele Skandale, zu wenig Garantien: Das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie sinkt wie der Meeresspiegel zur Eiszeit. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Vereine bilden, die Felder pachten, um sie gemeinsam zu bestellen. Wer nicht selbst in der Erde wühlen möchte, dem sei »community-supported agriculture« ans Herz gelegt. Entstanden im Japan der 1960er-Jahre, beziehen heute etwa ein Viertel der Haushalte ihre Lebensmittel aus dieser Landwirtschaftsform, die so funktioniert: Die Mitglieder geben dabei dem Bauern oder der Bäuerin eine Abnahmegarantie für ihre Produkte und erhalten im Gegenzug Einfluss auf den Anbau. Diese Partnerschaft unterstützt lokale Produktion und Ernährung. Der »Gärtnerhof Ochsenherz« arbeitet schon nach diesem Prinzip. Ganz neu sind die »Foodcoops«. Hierbei schließt sich eine Gruppe zusammen, um Lebensmittel direkt bei lokalen Höfen einzukaufen. Diese werden dann in Eigenorganisation an die Mitglieder verteilt.

Selbstanbau, Selbsternte & Vereine Haschahof, www.haschahof.at Biohof Radl, www.biohof-radl.at Öko-Ernteland: www.kleingaertner.at Selbsternte®, www.selbsternte.at Ochsenherz, www.ochsenherz.at LoBauerInnen, www.lobauerinnen.at Foodcoops in Wien: www.foodcoops.at Höfe mit Lehrtätigkeit Seminare: cityfarmschoenbrunn.org, www.arche-noah.at, www.stadtimker.at, www.feigenhof.at (auch Kochkurse) Für Kinder: www.viennakidsfarm.at, www.landgutcobenzl.at Besichtigungen: www.gin.at/gaertnerhof, www.annahof-laab.at, www.feigenhof.at, www.arche-noah.at

Direkt bei unseren Bäuerinnen & Bauern einzukaufen lohnt sich!

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4. SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT

MEHR POINTS ZUM THEMA

Ab-Hof-Verkauf von Wiener Produkten Gärtnerhof-Gin, www.gin.at/gaertnerhof Haschahof, www.haschahof.at Schottengüter, www.schottenobst.at Rosengarten, www.petras-rosengarten.at Annahof, www.annahof-laab.at Feigenhof, www.feigenhof.at Bauernhof Steindl, www.ambros-steindl.at Bauernhof Prohaska, Tel: 01/258 60 74 Pilzbau Liebenberger, Tel: 0664/10 30 316 Wiener Honig, www.wiener-honig.at

©vaivirga - Fotolia.com

Gemeinschaftsgärten sprießen zur Zeit wie die Schwammerln aus den urbanen Böden, denn die Sehnsucht nach einem Stückchen Erde steckt in vielen von uns. Sogar die Stadt Wien vergibt bereits Beete. Aber auch Landwirte vermieten Parzellen, die oft schon professionell vorbereitet übergeben werden und mancherorts bereits bepflanzt sind. Du bist anschließend für Bewässerung, Pflege und das Essen der Ernte zuständig.


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