WBGU Hauptgutachten: Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte

Page 340

São Paulo: Die fragmentierte Metropole  5.8 Abbildung 5.7-9 Urbane Transformation zur Nachhaltigkeit: Rahmenbedingungen in Kigali. Quelle: WBGU

Afrikas Business Metropole der Zukunft?

Eigenart

• Postkonfliktstadt • Hohe Armut • Hohes städtisches Bevölkerungswachstum • Informell besiedelt • Autokratisch regiert

Kigali

Teilhabe

Beispiel für Probleme und Lösungen informeller Urbanisierungsdynamiken

- Autokratische Strukturen - Engmaschige Kontrolle des Staates - Hohe Disparitäten - Einschränkungen der Meinungsfreiheit, Teilhabe an politischen Prozessen nur im Einklang mit der Regierung + Vorreiter in der Gleichstellung von Frauen im politischen System + wenig Korruption und Reformen + Hohe öffentliche Sicherheit + Gemeinsame organisierte Teilhabe an städtischen Aufgaben (verpflichtender Tag kommunaler Arbeit Umuganda)

vergleichbare Städte entwickelt, auch wenn weiterhin fundamentale Probleme in der Stadtentwicklung gegenwärtig sind. So entstehen durch fehlende Strukturen der Abfall- und Abwasserentsorgung Umweltprobleme, die sich ohne Gegensteuern bei anhaltendem städtischen Wachstum weiter verschlimmern können. Der wirtschaftliche Fortschritt geht mit einer extremen Ungleichverteilung der Einkommen einher. Die Nationalregierung strebt derzeit an, dass Kigali ein „Green Business Hub“ wird. So soll eine wissensbasierte Wirtschaft wachsen, die höhere Einkommen für größere Teile der Bevölkerung ermöglichen soll. Weil Kigali heute als vergleichsweise wenig korruptionsanfällig gilt, ist die Stadt attraktiver für ausländische Direktinvestitionen geworden. Auch im Bildungssektor sind gute Grundvoraussetzungen geschaffen worden: So sind die Einschulungsraten in Ruanda die höchsten Afrikas. Fast alle Kinder bekommen eine Grundschulbildung, auch in der höheren Bildung wurden in den vergangenen Jahren Fortschritte erzielt (UNICEF, 2015). Dennoch bleibt weiter offen, wie die angestrebte Transformation zu einer nachhaltigen Stadt mit einer lebendigen Wirtschaft vollzogen werden könnte und ob dies den Wünschen der ruandischen Bevölkerung entspricht oder eine Vision von und für Eliten bleibt. Während durch die autoritären Strukturen und die staatliche Kontrolle

Nachhaltigkeit

+ Geringe Emissionen und geringer Ressourcenverbrauch (jedoch größtenteils durch Armut bedingt) + Abkehr vom Leitbild eines fossilen Entwicklungsparadigmas + Starke Zielsetzungen, hoher politischer Wille zur Transformation - Fehlende finanzielle Ressourcen um Reformen durchzuführen - Große lokale Umweltproblematiken (Abwasser und Abfallentsorgungssysteme, zunehmende Luftverschmutzung)

ein wiederholtes Ausbrechen von ethnischer Gewalt verhindert wurde und verschiedene Reformen ökonomisches Wachstum förderten, ist es fraglich, ob ohne kritische zivilgesellschaftliche Impulse langfristig genügend Innovationspotenzial besteht, um eine Transformation zu einer lebenswerten Stadt für alle Bewohner zu erreichen.

5.8 São Paulo: Die fragmentierte Metropole In Brasilien gibt es neben innovativen stadtplanerischen Ansätzen auf lokaler Ebene zusätzlich auf nationaler Ebene eine intensive Beschäftigung mit urbanen Fragestellungen und Lösungsangeboten. Parallel dazu sind den Kommunen viele Kompetenzen übertragen worden, um ihre Entwicklung selbstständig zu gestalten. São Paulo ist mit ungefähr 20 Mio. Einwohnern die größte Metropolregion Südamerikas und der südlichen Hemisphäre und steht vor der Aufgabe, typische Herausforderungen einer Megastadt in einem Schwellenland zu meistern. Der Text dieses Kapitels 5.8 wurde mit Zustimmung der Autoren in gekürzter Form aus der vom WBGU beauftragten Expertise Coy und Töpfer (2015) entnommen.

307


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.