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02Z030068, P.b.b. Verlagspostamt 1200 Wien, DVR-Nr.0956015

Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS), Dresdnerstr. 89, 1200 Wien

Ausgabe Österreich 4/2015

Beschäftigung ist wichtig w w w. s c h w e i n e . a t


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Fachtag Schweinehaltung 11. Februar 2016 in Wels Von 08. bis 12. Februar 2016 findet die Wintertagung des Ökosozialen Forums – die größte agrarische Informations- und Diskussionsveranstaltung Österreichs – statt. Nächstes Jahr steht die Veranstaltung unter dem Motto „Billig gibt’s nicht, irgendwer zahlt immer“. Dabei wird die grundlegende Frage in Mittelpunkt stehen, auf welchen Märkten unsere Betriebe in Zukunft erfolgreich wirtschaften können und wettbewerbsfähig sein werden. Am Donnerstag den 11. Februar 2016 findet in Kooperation mit dem VÖS – mittlerweile schon zum 2. Mal in der Messe Wels – der Fachtag Schweinehaltung statt. Auch im nächsten Jahr wartet auf die Besucherinnen und Besucher ein interessantes und anspruchsvolles Programm, das den Fokus auf Märkte und Tiergesundheit legt: So werden unter anderem die Auswirkungen der neue Schweine-Gesundheitsverordnung für die Bäuerinnen und Bauern diskutiert. Weiters stehen Zertifizierungsstrategien für den Export sowie Verteidigungsstrategien für den heimischen Markt auf dem Programm. Die Teilnahme am Fachtag Schweinehaltung entspricht einer Stunde TGD-Weiterbildung. Eine Übersicht über das komplette Programm des Fachtages Schweinehaltung sowie aller anderen Fachtage finden Sie ab Anfang Dezember auf der Homepage des Ökosozialen Forums unter www.oekosozial.at.


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Ausgabe Österreich 4/2015

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Interview zu Ethik und Nutztierhaltung

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... wer trägt die Verantwortung?

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Inhalt

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Leitartikel

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Kommentar

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Interview

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Initiative Tierwohl

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Stellungnahme

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Markt

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Mit dem Rüssel in Brüssel

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Ferkelmarkt

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Pro-Sau

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Lüftung

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AMA

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Beschäftigungsmaterial

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Abzesse vermeiden

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Schwanzbeißen

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Schwanzkupieren

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Forschungsaktivitäten

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Klauengesundheit

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Exportoffensive

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AMA-Gastrosiegel / Herkunftsangabe

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Berichte

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Rezept & Info-Stall

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Berichte

IMPRESSUM

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Beschäftigungsmaterial

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Klauengesundheit ... Lahmheiten und deren Auswirkungen werden oft unterschätzt ...

Schwanzbeißen

... ein nicht zu vernachlässigendes Problem bei Aufzucht und Mast ...

... beschäftigt Schweine und Schweinehalter ...

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Pro-Sau

... das Forschungsprojekt liefert erste Daten ...

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Rezept

... Rouladen mit marinierten Dörrzwetschken ...

Herausgeber u. Verleger: Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS), Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/33417 21 DW31, E-Mail: office@schweine.at - IBAN-Nr. AT 71 3200 0000 0384 2333, BIC-Nr.: RLNWATWW Für den Inhalt verantwortlich: DI Alexandra Kreuzer, VÖS-Geschäftsführerin. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Herausgeber wieder. Grafik und Satz, Layout: Mag. Heinz u. Susanne Ebner GmbH, Sandwirtgasse 9/6, 1060 Wien, E-Mail: ebner@fresco.at Ständige Autoren: Dr. Peter Knapp, Dr. Johann Schlederer, DI Johann Stinglmayr, Hans Peter Bäck, Ing. Franz Strasser Anzeigen: Regina Söncksen, Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/334 17 21 DW31 MINISTERIUM FÜR EIN Druck: Leykam Druck GmbH&CoKG, Bickfordstr.21, 7201 Neudörfl LEBENSWERTES Titelfoto: AGRARFOTO Mit freundlicher Unterstützung von ÖSTERREICH

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Walter Lederhilger VÖS-Obmann

Märkte konsequent bearbeiten Die Verlängerung der Wirtschaftssanktionen Russlands, eine steigende EU Produktion mit 4% mehr Schlachtungen als 2014 und stagnierende Verbrauchszahlen haben ihre Spuren hinterlassen. Die Marktpreise sind massiv unter Druck geraten und setzen den bäuerlichen Betrieben ordentlich zu. Exporte sind für die Stabilisierung des Schweinemarktes enorm wichtig. Die Bemühungen, in anderen Drittlandmärkten stärker Fuß fassen zu können, erfüllten sich nicht im erhofften Umfang. Erfahrungsgemäß sind mindestens 2 Jahre Vorlaufzeit zu kalkulieren, bis tatsächlich erste Lieferungen und Geschäfte anlaufen können. BM Rupprechter hat mit Wirtschaftsdelegationen Länder wie China, Südkorea und Japan bereist, um auf politischer Ebene die entsprechenden Kontakte herzustellen. Veterinärrechtliche Fragen und Standards nehmen im Exportgeschäft mittlerweile eine zentrale Rolle ein. Die Fleischexportbetriebe

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haben sich strengen Audits zu unterwerfen, die je nach Zielland unterschiedliche Anforderungen beinhalten. Auf der Ebene der Schweinehalter ist eine Hygieneverordnung erforderlich, in der die wesentlichen Mindeststandards der Produktionsstufe beschrieben sind. Österreich ist eines der letzten Länder, die hier Nachholbedarf haben. Derzeit ist eine Schweinehygieneverordnung in Begutachtung und soll 2016 in Kraft treten. Um die Bemühungen und Chancen im Export zu verbessern, werden künftig die Kompetenzen und Kräfte gebündelt. Mit 1. Jänner 2016 soll in der AGES eine Exportservicestelle eingerichtet werden.


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Herkunftskennzeichnung ist unzureichend Was am heimischen Frischfleischmarkt erreicht wurde, sollte generell zum Standard werden. Dort ist es wirklich gelungen, mit dem AMA Gütesiegel und der SUS Herkunftskennzeichnung unsere heimische Ware gut abzusichern. Der weitaus größere Teil – über 80% – wird in Gastronomie, Großküchen und Fleischverarbeitungsbetrieben vermarktet. Dort ist die Nachvollziehbarkeit des Rohstoffes oft nur mehr schwer erkennbar. Es muss uns auch hier gelingen, den regionalen Bezug besser zu verankern. Chancen gibt es: Neben dem AMA GastroSiegel ist das AMA Gütesiegel so aufgebaut, dass zusätzliche Module wählbar sind, in denen höhere Standards von der Haltung bis hin zur Wurst- und Schinkenproduktion festgeschrieben sind.

Imageschaden Die völlig überzogenen Meldungen der WHO, dass mit dem Genuss von Wurst- und Fleischwaren das Krebsrisiko deutlich ansteige, hat eine Welle von Protesten ausgelöst. Es ist skandalös, wissenschaftliche Studien so zu interpretieren und davon massive Gesundheitsgefährdungen abzuleiten. Sollte nicht die Wissenschaft der Objektivität und Seriosität verpflichtet sein? In den Berichten der WHO wird in keiner Weise erwähnt, dass es Länder mit hohem Fleischverzehr gibt und dennoch die Darmkrebsraten sehr niedrig sind. Wenn es um den Fleischkonsum geht, werden auch ständig falsche Zahlen kolportiert. Die Österreicher verzehren lt. AMA nicht wie oft behauptet 100 kg sondern ca. 66 kg Fleisch pro Jahr. Gesundheit und Ernährung haben zu Recht in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Es steht wohl außer Streit, dass abwechslungsreiche Kost, hohe Qualität und regionale Produkte die wichtigsten Parameter für eine ausgewogene Ernährung sind. Fleisch ist dabei ein wertvolles Lebensmittel, das uns mit hochwertigem Eiweiß, Eisen und Vitaminen versorgt.

Was bleibt, ist eine weitere Verunsicherung der Verbraucher und ein Imageschaden für die gesamte Branche, die ohnehin mit schwierigen Marktverhältnissen zu kämpfen hat.

Tierzuchtpakt Im Rahmen der nationalen Förderung wird die Arbeit der Tierzucht- und Vermarktungsverbände finanziell unterstützt. Durch das Bundesfinanzrahmengesetz hat das Landwirtschaftsministerium beträchtliche Einsparungen umzusetzen. In allen Bereichen wurden die Ausgaben kritisch hinterfragt. Umso erfreulicher ist es, dass bei der Landwirtschaftsmesse in Ried der Tierzuchtpakt 2020 unterzeichnet wurde, der die Kooperation und die Unterstützung der Verbände auch für die nächsten Jahre im selben Umfang garantiert. Es wurde auch eine intensivere Zusammenarbeit und Kommunikation vereinbart, indem die Exportoffensive des Ministers unterstützt und die Themen „Öffentlichkeitsarbeit“ und „Tierwohl“ aktiv bearbeitet werden. Der Tierzuchtpakt ist ein klares Bekenntnis zu den bäuerlich organisierten Tierzucht- und Vermarktungsorganisationen, die hier gemeinsam ihre Interessen erfolgreich vertreten haben.

EU Hilfspaket Nach dem enormen Preisverfall bei Schweinen und Milch hat nun auch die EU-Kommission auf Druck vieler Mitgliedsstaaten ein Maßnahmenpaket von 500 Millionen € geschnürt. 80 Millionen sind für Marktstabilisierungsmaßnahmen seitens der EU vorgesehen. Eine zum richtigen Zeitpunkt eröffnete Private Lagerhaltung ist ein wertvolles Instrument, um schwierige Absatzphasen besser zu bewältigen. Insbesondere dann, wenn auch fettere Teilstücke förderbar und die Einlagerungsprämien attraktiv sind. 420 Millionen € werden direkt den Mitgliedsstaaten zugeteilt. Österreich erhält 7 Millionen €, die je zu 50 % im Milchund Schweinesektor aufzuteilen sind. Derzeit wird an einem gerechten Verteilungsschlüssel gearbeitet, mit der klaren Vorgabe bis März/April 2016 dieses Geld direkt an die bäuerlichen Betriebe anzuweisen. Die Ankündigung des Ministers, diese Summe zu verdoppeln, werden wir gezielt nutzen, um im Bereich Tierwohl vernünftige Initiativen zu fördern.

©Foto Weinwurm

Diese Initiative wird vom Landwirtschaftsministerium unterstützt und wird dazubeitragen, das für unsere Branche so wichtige Exportgeschäft zu professionalisieren.

DI Alexandra Kreuzer VÖS-Geschäftsführerin

Herkunftskennzeichnungen Mit 1. April 2015 muss neben der bereits bestehenden verpflichtenden Kennzeichnung der Herkunft von Rindfleisch auch bei verpacktem frischen Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelfleisch die Herkunft auf dem Etikett angegeben werden. Die Kennzeichnungspflicht gilt nicht für be- oder verarbeitetes Fleisch. In der Gastronomie muss die Herkunft des angebotenen Fleisches auch nicht angegeben werden. Mit Genussregionen, die von der AMA und dem BMLFUW ins Leben gerufen wurden und auch mit Herkunftsbezeichnungen wie g.g.A. und g.U. seitens der EU, wird auf den besonderen Stellenwert regionaler Produkte hingewiesen. Auch beim Konsumenten wächst das Interesse für regionale Lebensmittel. Diese Chance sollte genützt werden! Im Restaurant ist der Blick für die regionale Herkunft der Zutaten noch nicht so geschult und geschärft wie im Supermarkt. Aber hier können sowohl Konsumenten als auch die Produzenten selbst Einfluss auf die Herkunft der Zutaten nehmen. Österreichische Produzenten erzeugen Nahrungsmittel in bester Qualität, die natürlich aber auch ihren Preis haben. Frei nach dem Motto „du bist, was du isst“ einfach öfter nachfragen, woher das Fleisch fürs Schnitzel oder den Schweinsbraten stammt und auf heimisches Qualitätsfleisch hinweisen. Erkennen kann man Gastronomiebetriebe, die heimische Produkte verwenden, zum Beispiel am AMAGastrosiegel. Weitere Informationen zu Herkunftsbezeichnung und AMA-Gastrosiegel finden Sie auf Seite 31.

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Mag. Christian Dürnberger Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Messerli Forschungsinstitut, Abteilung Ethik der Mensch-Tier-Beziehung (Veterinärmedizinische Universität Wien, Universität Wien, Medizinische Universität Wien) sowie am Institut TTN an der LMU München.

Ethik und Nutztierhaltungwer trägt Verantwortung? Die Landwirtschaft im Allgemeinen und die Nutztierhaltung im Speziellen stehen immer öfter im Fokus der Öffentlichkeit. Die Vorstellungen, was tiergerechte Haltung und Tierwohl eigentlich sind, gehen dabei oft stark auseinander. Das liegt mitunter daran, dass jeder subjektive Wertvorstellungen bezüglich des Umgangs mit Nutztieren hat. Wir konnten mit Mag. Christian Dürnberger ein Gespräch über die Rolle der Ethik in diesem Diskurs führen. Sie forschen am Messerli Forschungsinstitut (Veterinärmedizinische Universität Wien, Medizinische Universität Wien und Universität Wien) in der Abteilung „Ethik der Mensch-Tier-Beziehung“. Können Sie kurz beschreiben, worum sich die Forschung an diesem Institut bzw. in der Abteilung dreht?

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Das Messerli ist ein Forschungsinstitut, das den Gedanken der Interdisziplinarität ernst nimmt. In drei Abteilungen beschäftigen sich Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Perspektiven mit Fragen der MenschTier-Beziehung: Die Komparative Medizin (Prof. Erika Jensen-Jarolim) versteht sich als starke Brücke zwischen der veterinären und


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humanen Medizin, die Vergleichende Kognitionsforschung (Prof. Ludwig Huber) widmet sich allem voran aktuellen Fragen der Kognition und Emotion von Tieren und die Ethik der Mensch-Tier-Beziehung (Prof. Herwig Grimm) arbeitet schließlich an den vielfältigen moralischen Aufgabenstellungen, die sich rund um unseren Umgang mit Tieren stellen. Beispielsweise: Welche ethischen Konflikte sind in der nutztierhaltenden Landwirtschaft auszumachen und wie könnten Lösungswege aussehen? Wie lässt sich die Debatte um Tierversuche besser strukturieren? Oder welche moralischen Dilemmata sind in der Heimtierhaltung zu identifizieren?

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Wie kann die Ethik dazu beitragen, bei Fragen des Tierschutzes und des Tierwohls Fortschritte zu erzielen bzw. Konsens zwischen unterschiedlichen Standpunkten und Meinungen herzustellen? Die Ethik leidet oft an gesellschaftlichen Missverständnissen: Die Einen verstehen darunter den bloßen Austausch von „Bauchgefühlen“, der im Grunde zu nichts führt. Die Anderen erwarten von ihr eindeutige Handlungsanleitungen angesichts komplexer Schwierigkeiten. Nach meinem Verständnis ist Ethik das vernünftige Nachdenken über moralische Probleme. Eine Ethik der Mensch-TierBeziehung muss in diesem Sinne die moralischen Argumente rund um unseren Umgang mit Tieren kritisch prüfen, sie muss emotionale Kontroversen adäquat beschreiben und sie kann – last but not least – auf diesem Weg moderierend und versachlichend wirken. Das gemeinsame vernünftige Nachdenken kann also Debatten eröffnen und unterschiedliche Positionen in ein sachliches, konstruktives Gespräch bringen. Und gerade wenn es um Fragen des Tierwohls in der Landwirtschaft geht, kann eine konkrete, sachliche Debatte auf Augenhöhe wahrlich nicht schaden. In diesem Sinne wurde an unserer Abteilung in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit erst jüngst ein Diskussionsprozess zu Eingriffen an Nutztieren durchgeführt, an dem Stakeholder und Wissenschaftler die Möglichkeiten und Alternativen zu schmerzhaften Eingriffen gemeinsam strukturiert erarbeitet haben.

Der Tierschutz in der Nutztierhaltung wird in der Öffentlichkeit immer präsenter, in Deutschland wurde die Initiative Tierwohl ins Leben gerufen, der wissenschaftliche Beirat beim deutschen Landwirtschaftsministerium stellt die Forderung nach einem Umdenken bei den Haltungsbedingungen. Wie sehen Sie die Situation in Österreich? Im Grunde lässt sich die Situation in Deutschland mit jener in Österreich vergleichen. In beiden Ländern ist zu beobachten, dass Fragen des Tierwohls in der Landwirtschaft immer größere gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Insofern ließe sich tatsächlich von einem „Wertewandel“ sprechen: Den Bürgerinnen und Bürgern sind Aspekte wie Tierwohl oder regionale Herkunft der landwirtschaftlichen Produkte ein weit wichtigeres Anliegen als noch vor einigen Jahrzehnten. Dennoch wäre ich vorsichtig damit, diesen „Wertewandel“ und seine Auswirkungen zu überschätzen: Bei der tatsächlichen Kaufentscheidung im Supermarkt spielen dann eben doch noch andere Faktoren wie allem voran der Preis eine ganz entscheidende Rolle. Ich spitze dies in meinen Workshops und Vorträgen manchmal auf die Formel zu: Dem Bürger ist Tierwohl natürlich ein zentrales Anliegen – dem Konsumenten aber noch nicht. Die Bäuerin oder der Bauer tragen für das Wohlergehen ihrer Nutztiere die Verantwortung. Lässt sich hier die Frage beantworten, wo die Verantwortung des Tierhalters bzw. der Tierhalterin beginnt und wo sie endet? Die Landwirtin und der Landwirt sind tatsächlich für die Umsetzung des Tierwohls vor Ort verantwortlich. Dafür sind sie ausgebildet worden. Zugleich aber dürfen wir als Gesellschaft Landwirten nicht den „schwarzen Peter“ zuschieben. Wenn wir mit dem grundsätzlichen Standard des Tierwohls in unserer Landwirtschaft unzufrieden sind, dürfen wir nicht mit dem moralischen Zeigefinger auf die Praktiker deuten, sondern müssen unsere eigene Verantwortung wahrnehmen.

Wir sind es als Konsumenten aber insbesondere als verantwortliche Bürger, die maßgeblich bestimmen und mitgestalten, was in unserer Landwirtschaft möglich ist und was nicht. Moderne Haltungs- und Produktionssysteme landwirtschaftlicher Nutztiere haben sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Sie sind oftmals das Resultat von gesetzlichen Anforderungen an den Tierschutz und marktorientierter Produktion mit dem Zweck, dem Betrieb ein Einkommen zu erwirtschaften. Wo liegt hier der Spielraum für die Erzeuger, um dem Tierwohl Sorge zu tragen bzw. es gegebenenfalls zu verbessern? Moderne Haltungs- und Produktionssysteme in der Landwirtschaft haben nicht zuletzt das folgende Problem: Sie passen nicht so recht in das idyllische Bild, das viele Menschen von der Landwirtschaft haben. Im Agrarmarketing wird uns ein Bild von Landwirtschaft fern von Technik und Fortschritt präsentiert. Die neueste Melkanlage habe ich jedenfalls noch in keinem Werbespot für Milch gesehen. Hier stellt sich die Frage, ob es die Landwirtschaft nicht ein Stück weit verabsäumt hat, ihre Konsumenten über den tatsächlichen Stand der Dinge zu informieren. Gerade für die Frage des Tierwohls kann dies Auswirkungen haben. Viele Konsumenten sehen einen veralteten Stall und mögen die „Beschaulichkeit“, die er ausstrahlt. Dass ein neuer Stall oft höhere Standards der Tiergerechtheit umsetzt, bleibt dem fachfremden Auge meist verborgen. Die Tiergerechtheit eines Haltungssystems oder das Tierwohl wird oftmals mit den „Five Freedoms“ in Verbindung gebracht. Was sind diese „Five Freedoms“ und inwieweit kann man sich davon anleiten lassen? Die „Fünf Freiheiten“ sind eine Richtlinie, an der entlang im Besonderen die Haltung von Nutztieren diskutiert wird. Die Tiere sollen demnach frei sein von (1) Hunger und Durst, (2) Unbehagen, (3) Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten sowie von (4) Angst und Stress. Schließlich ist (5) die Frage zu stellen, -

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inwieweit die Tiere frei sind, um ihre normalen Verhaltensmuster ausleben zu können. Die „Fünf Freiheiten“ sind sicherlich ein gutes Handwerkszeug, um sich der Frage nach einer guten Haltung anzunähern, zugleich aber sind sie keine simple Checkliste, die man einfach Punkt für Punkt abhaken könnte. Was ist zum Beispiel mit einem „normalen Verhaltensmuster“ gemeint? Gehört hierzu das Aufziehen des eigenen Nachwuchses? Auch wenn sich viele auf die Bedeutsamkeit der „Fünf Freiheiten“ im Abstrakten einigen können, werden konkrete Haltungsbedingungen oft komplett unterschiedlich eingeschätzt. Manche Menschen lehnen die Nutzung von Tieren, z.B. zur Erzeugung von Nahrungsmitteln kategorisch ab, halten aber gleichzeitig Haustiere. Sehen Sie darin einen Widerspruch? Ein solcher Fall ist sicherlich Ausgangspunkt für eine spannende Diskussion: Inwieweit ist auch in der Heimtierhaltung von einer „Nutzung von Tieren“ zu sprechen? Und ab wann wird diese Nutzung zu einer Verdinglichung und damit moralisch fragwürdig? Grundsätzlich ist festzuhalten, dass moralisch relevante Fragen nicht nur in der Nutztier- sondern durchaus auch in der Heimtierhaltung auftauchen. Ist beispielsweise von einer guten Haltung zu sprechen, wenn Menschen die Ernährungsweise ihres Hundes auf vegan umstellen? Oder ist es tiergerecht, Katzen in Schönheitssalons zu stylen? Dass es in vielen Fällen in der Heimtierhaltung zu einer Vermenschlichung des Tiers kommen kann, die durchaus tierschutzrelevant ist, wird ebenso in der Ethik zum Thema.

Kontakt: christian.duernberger@vetmeduni.ac.at http://www.vetmeduni.ac.at/messerli/

„Initiative Tierwohl“ In der Ausgabe 01/2015 des VÖS Magazins berichteten wir über das Projekt „Initiative Tierwohl“. Der branchenübergreifende Zusammenschluss von Landwirtschaft, Fleischverarbeitung und Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland befand sich da gerade in der Anmeldephase. Die Zahl der Landwirte, die sich am Projekt beteiligen wollen, war damals noch unklar. Wir möchten Sie jetzt auf den neuesten Stand der Information bringen. Insgesamt haben sich in der ersten Registrierungsphase 4.687 schweinehaltende Betriebe registrieren lassen. Von diesen insgesamt 4.687 Betrieben konnten im ersten Schritt 2.142 Betriebe mit 12.030.514 Tieren zugelassen werden. Diese teilen sich auf in 1.345 Schweinemastbetriebe mit 4.492.567 Tieren, 324 Ferkelaufzuchtbetriebe mit 2.822.322 Tieren und 473 sauenhaltende Betriebe mit 4.715.625 Tieren. Damit war im Mai die Registrierungsphase abgeschlossen. Die am häufigsten ausgewählten Kriterien in entsprechender Reihenfolge sind • in der Schweinemast: „zusätzliches organisches Beschäftigungsmaterial“, „10 Prozent mehr Platz“ und „Saufen aus offener Fläche“ • in der Ferkelaufzucht: „zusätzliches, organisches Beschäftigungsmaterial“, „Saufen aus offener Fläche“ und „10 Prozent mehr Platz“ • in der Sauenhaltung: „zusätzliches organisches Beschäftigungsmaterial“, „ständiger Zugang zu Raufutter in der Gruppenhaltung, Bereitstellung von organischem Nestbaumaterial“ und „10 Prozent mehr Platz“ Für die über 2.500 registrierten aber bislang nicht zugelassenen Betriebe besteht aufgrund der Dynamik des Systems der Initiative Tierwohl eine Chance auf spätere Zulassung. Betriebe auf der Warteliste haben die Möglichkeit nachzurücken, wenn weitere Mittel zur Auszahlung an die Betriebe zur Verfügung stehen. Dies geschieht z . B., wenn Betriebe das Audit nicht bestehen sollten und die für sie reservierten Mittel frei werden. Darüber hinaus unternimmt die Initiative Tierwohl jetzt Schritt für Schritt Anstrengungen, sowohl weitere Lebensmitteleinzelhändler als auch Fleischerhandwerksbetriebe, fleischverarbeitende Industrie oder auch die Gastronomie für eine Teilnahme zu gewinnen und damit das Fondsvolumen zu erhöhen. Die Auditierungen, welche seit Mai 2015 laufen, waren bis Ende Juli großteils abge-

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schlossen. Bei 2.121 kontrollierten Schweineställen erfüllten 1.996 die Voraussetzungen und bestanden somit das Audit. Mit ca. 94 % hat also ein Großteil der Betriebe die notwendigen Anforderungen zur Prämienzahlung erfüllt und kommt nun über 3 Jahre hinweg in den Genuss des Tierwohlentgelts. Die Betriebe müssen aber auch spontane Kontrollen in diesen 3 Jahren bestehen. Bei 71 Mastbetrieben, 31 Ferkelaufzüchtern und 23 Ferkelerzeugern waren die Anforderungen des Programms zu hoch, sie bestanden das Erstaudit nicht. Dies lag vor allem an einer unzureichenden Anzahl Tränken oder an den nicht erfüllten Anforderungen an die Stallböden. Der Geschäftsführer der Initiative Tierwohl, Dr. Alexander Hinrichs, dazu: „Wir bedauern, dass nicht alle Betriebe ausreichend vorbereitet waren. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse aber, dass unser Kontrollsystem funktioniert und wir mit der Initiative auf dem richtigen Weg sind“. Seit September 2015 nimmt wird ein weiteres Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels an der Initiative Tierwohl teil. Somit sind die teilnehmenden Unternehmen auf Seite des Lebensmittelhandels ab September: Aldi Nord, Aldi Süd, Teile der Edeka Gruppe, Kaiser’s Tengelmann, Kaufland, Lidl Deutschland, Netto Marken-Discount, Penny-Markt, real-SB-Warenhaus GmbH, Teile der Rewe Gruppe und die Wasgau Produktions und Handels AG. Quelle: www.initiative-tierwohl.de


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Viel Aufregung ums Fleisch Im Oktober 2015 wurden von der WHO bzw. der IARC (International Agency for Research on Cancer), einer auf Krebsforschung spezialisierten Einrichtung der WHO, die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung erhielten große Aufmerksamkeit seitens der Medien. Dabei ließ die Berichterstattung in einigen Medien eine gewisse Objektivität bei der Darstellung der Ergebnisse vermissen. Der VÖS hat sich in diesem Zusammenhang deshalb mit Univ. Prof. Dr. Jürgen König, Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien, in Verbindung gesetzt und ihn um eine Stellungnahme in Zusammenhang mit den Studien des IARC gebeten. Im Folgenden die Stellungnahme von Prof. König im Wortlaut. „Grundsätzlich ist die vom IARC herausgegebene Studie derzeit schwer zu beurteilen, da die vollständige Veröffentlichung und damit die für die getroffenen Aussagen verwendeten Daten noch nicht im Detail vorliegen. Umso überraschender ist es, dass die IARC überhaupt bereits im Vorfeld entsprechende Pressemitteilungen herausgibt.

mit, dass weltweit 34.000 Krebsfälle auf den Konsum von verarbeitetem Fleisch zurückzuführen seien. Weltweit sind 3.544.914 Todesfälle (von insgesamt knapp 56 Millionen Todesfällen) auf Krebs im Allgemeinen und 333.443 Todesfälle auf Kolorektalkrebs zurükkzuführen. Insgesamt ist die Zahl der Fälle, die auf den Konsum von verarbeitetem Fleisch zurückzuführen ist, im Vergleich zu den Gesamtzahlen also als relativ gering zu bezeichnen.

rend der eigentlich auslösende Faktor oder ein Bündel von mehreren Faktoren unerkannt bleiben. Im Moment lassen sich die von der IARC berücksichtigen Faktoren allerdings nicht bewerten, da die vollständige Auswertung noch nicht vorliegt. Die IARC bemerkt selbst, dass der Konsum von Fleisch mit gesundheitlichen Vorteilen verbunden ist. Zudem ist die IARC nicht in der Lage, eine sichere Zufuhrmenge zu formulieren. Insgesamt ist daher festzuhalten, dass der Konsum von Fleisch per se nicht ungesund ist, sondern es um die Höhe des Konsums geht. Eine Reduktion des Fleischkonsums wird von vielen Ernährungsgesellschaften aus vielen Gründen empfohlen, nicht aber der völlige Verzicht. An dieser Empfehlung hat sich auch auf Basis der Bewertung durch die IARC nichts geändert.“

Die IARC stuft weder rotes Fleisch noch verarbeitetes Fleisch als in gleichem Maße krebserregend ein, wie andere Produkte aus den jeweiligen Gruppen (Group 1 und Group 2A). Die Einstufung bezieht sich lediglich auf die wissenschaftliche Evidenz und nicht auf das Ausmaß der möglichen krebserregenden Wirkung. Dennoch ist die Aussage relativ eindeutig: für verarbeitetes Fleisch stellt die IARC eine krebserregende Wirkung für Kolorektalkrebs fest, während für rotes Fleisch eine starke, aber immer noch begrenzte Evidenz für eine Assoziation mit Kolorektalkrebs genannt wird.

Die Bewertung durch die IARC basiert auf unterschiedlichen Studientypen. Gemeinsam ist diesen Studientypen, dass es sich um Assoziationen handelt, also um statistisch feststellbare Zusammenhänge, die jedoch keine kausalen Bewertungen erlauben. Bei dieser Art von Studien sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen, die miteinander in Verbindung stehen können. So ist etwa die Gesamtenergieaufnahme zu berücksichtigen, da sowohl die Aufnahme an Fleisch als auch die Aufnahme an Energie miteinander zusammen hängen, und möglicherweise ein hohes Körpergewicht als Ergebnis einer zu hohen Energieaufnahme ebenfalls als Faktor für die Entstehung von Krebserkrankungen eingestuft werden muss. Diese Faktoren können statistisch zwar in gewissem Maße berücksichtigt werden, es können aber nicht alle relevanten Faktoren in ausreichendem Ausmaß er-mittelt werden. So kann es sich um die ermittelten Assoziationen durchaus um statistische Artefakte handeln, wäh-

Zur Ermittlung dieser Assoziationen wurden laut IARC über 800 Studien ausgewertet, wobei festzuhalten ist, dass die reine Zahl der Studien keine Aussagen über die wissenschaftliche Evidenz zulässt. Für verarbeitetes Fleisch basiert die ermittelte Evidenz auf Ergebnissen aus 18 Studien, von denen 12 Studien über eine positive Assoziation berichten. Eine zusammenfassende Analyse (Metaanalyse) zur Dosis-Wirkungsbeziehung basierte auf 10 Studien, in der eine 18 %ige Risikoerhöhung pro 50 g täglichen Konsums an verarbeitetem Fleisch ermittelt wurde. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es sich um ein relatives Risiko handelt. Die IARC teilt in ihrer Pressemitteilung selbst

Ergebnis der IARC-Studie: Fleisch an sich ist nicht ungesund - die konsumierte Menge ist entscheidend. Foto: AMA

Aufgrund der vorliegenden Daten sind folgende Bemerkungen zu treffen:

Weitere übersichtsmäßige Informationen finden Sie auf der Seite der WHO: http://www.who.int/features/qa/ cancer-red-meat/en/ und auf der Website des IARC: http://www.iarc.fr/en/mediacentre/pr/2015/pdfs/pr240_E.pdf Detailliertere Ergebnisse der IARC Studie werden in der Ausgabe 114 der IARC Monografien zu finden sein: http://www.iarc.fr/en/publications/list/ monographs/index.php

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Alte Probleme und neue Hoffnungen am Schweinemarkt Mit einem durchschnittlichen Basispreis von unter € 1,30 bilanziert das zu Ende gehende Jahr im 5-Jahresvergleich an letzter Stelle. Russland – der Spielverderber des Jahres Das primär durch die Russlandkrise ausgelöste Minus der Jahre 2014 und 2015 im Vergleich zu 2012 und 2013 beträgt in Summe 20 % bzw. € 25,- je Schlachtschwein. Den Großteil des Schadens trugen 2014 die Mäster, 2015 die Ferkelerzeuger. Dr. Johann Schlederer Koordinator Ö-Börse

Es gibt aber weitere Faktoren die die EU-weite Krise mitbestimmen. Neben dem Wegfall des russischen Exportes (zuletzt 900.000 t/Jahr) sinkt auch der Verbrauch in einigen namhaften EU Ländern wie z. B. Deutschland seit einigen Jahren im Bereich -1 % bis -2 %. Und trotz schon länger anhaltender Krise ist die Produktion am Binnenmarkt nicht rückläufig, sondern wieder im Steigen. Länder wie Holland, Dänemark oder Spanien legen im Bereich 3 % bis 6 % zu. Daraus resultiert ein ständig steigender Eigenversorgungsgrad am Binnenmarkt, der zurzeit bei 115 % liegt. Die nüchterne Konsequenz daraus: Die Abhängigkeit von Absatzmöglichkeiten am Weltmarkt steigt.

Mehr EU-Schweinefleisch nach China

Auch am Weltmarkt entwickeln sich die Dinge dynamisch. Während jüngste Daten zeigen, dass sich die USA nach dem PED Dilemma des letzten Jahres, wo mehr als 10 Millionen Ferkel verloren gingen, inzwischen mit Rekordproduktion zurück gemeldet hat, scheint es in China derzeit umgekehrt zu laufen. Aufgrund von Seuchenzügen, bei denen die PED eine maßgebliche Rolle spielen dürfte, ist der Schweinebestand im Land der aufgehenden Sonne deutlich d. h. um ca. 75 Millionen Stück bzw. ca. 15 % gesunken. Dies ist aber einer der wenigen Hoffnungsschimmer für EU-Schweinebauern, die derzeit für 2016 ausfindig gemacht werden können.

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Bereits 2015 konnte China die Funktion eines Überdruckventiles für den EU-Schweinemarkt ausüben. So stieg allein im Zeitraum von Jänner bis September bei Schweinefleisch frisch/gefroren die Menge aus EU-Ländern um 110.000 Tonnen auf 377.000 Tonnen sowie bei Nebenerzeugnissen vom Schwein um 82.000 Tonnen auf summa summarum 413.000 Tonnen. So erfreulich dieser Mengenzuwachs ist, so ernüchternd ist auch die Tatsache, dass die erzielten Preise sich am Weltmarkt orientieren mussten, der aktuell von Billiganbietern aus Nord- und Südamerika bestimmt wird. Noch weniger lukrativ ist das Geschäft nach China, wenn es, wie von österreichischen Exporteuren, über den Umweg Hongkong abgewickelt werden muss.

Exportteam soll Direktexport nach China ermöglichen

Wie schon in vorangegangenen VÖS Magazinen berichtet, waren die Bemühungen österreichisches Schweinfleisch direkt nach China liefern zu können bisher nicht erfolgreich. Der Umweg über die Einfuhrschleuse Hongkong kostet den heimischen Exporteuren eine erhebliche Spanne, € 1,- und mehr pro Kilo Sonderzoll ist zu berappen, was die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Exporteure im internationalen Vergleich deutlich schwächt. Der Fahrplan zur Beschleunigung des ChinaDirektexportes sieht jetzt vor, dass ab Neujahr fünf bis sieben Fachleute, die in einer Abteilung der AGES stationiert sein werden, zur Unterstützung des Gesundheitsministeriums ihre Arbeit aufnehmen werden. Sobald wie möglich sollen dann die potentiellen Exporteure bei der Betriebszulassung unterstützt werden. Es ist zu hoffen, dass sich die neue AGES Abteilung rasch bewähren wird. Dass es kein Ding der Unmöglichkeit ist, direkt nach Peking zu liefern, zeigt die Liste jener Länder, die es schon geschafft haben: Deutschland, Dänemark, Spanien, Belgien, Ungarn, Rumänien.


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Mit dem Rüssel in Brüssel EU-Studie bestätigt: Europas Schweinebauern haben um ca. 40 % höhere Produktionskosten als USA Unsere kritische Haltung zu TTIP erfährt nun auch eine offizielle Bestätigung. Waren es bisher die Ergebnisse der internationalen Expertengruppe von Interpig, auf die wir unsere Besorgnis stützten, so wurde nun durch eine offizielle EU-Studie mehr als deutlich bestätigt, dass zwischen EU und USA gravierende Unterschiede bei den Produktionskosten bestehen. Ziel der Studie war es, zu bewerten, welche Kosten Landwirte im Bereich Umwelt, Tierschutz und Lebensmittelsicherheit auf EU-Ebene erfahren, wie diese Resultate im internationalen bzw. globalen Vergleich zu bewerten sind und welchen Einfluss sie auf die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Schweinebauern haben. In Dänemark lagen die Produktionskosten für 1 kg Schweineschlachtkörper bei ca. € 1,40; in Deutschland bei ca. € 1,50; in Holland bei ca. € 1,45 und in Polen bei ca. € 1,30.

Das Vollkostenniveau für Brasilien lag bei € 1,10; das der USA unter 90 Cent. Österreich war nicht Teil der Studie, bei Interpig haben wir im Schnitt der Jahre höhere Kosten als die BRD: Die durchschnittliche Betriebsgröße der untersuchten Schweinehalter, die laut Studie im geschlossenen System arbeiten, beläuft sich auf 614 Zuchtsauen in Dänemark, 187 in Deutschland, 369 in Holland, 50 in Polen sowie 500 bzw. 570 in Brasilien und 3.200 in den USA mit der jeweils angeschlossener Schweinemast. Nicht nachvollziehbar ist der Schweinepreis in Brasilien, welcher bei knapp € 1,50 dargestellt wird. Hier dürfte der Studie ein Fehler unterlaufen sein oder man untersuchte eine Marktphase, die kurzfristig so günstig für brasilianische Schweinebauern vorlag. Ansonsten zeigt auch die Studie die allgemein bekannte Tatsache, dass Marktpreise

am Schweinesektor praktisch immer unter den Vollkosten liegen und Länder, die billig erzeugten auch billig verkaufen. Diese Tatsache und der unvergleichbar große Vorsprung in der Wettbewerbsfähigkeit der Nord- und Südamerikaner gegenüber den europäischen Schweinebauern sollte jedenfalls den verantwortlichen Politikern in Bezug auf TTIP klarmachen, dass Schweinefleisch nicht nur ein sensibler Sektor ist, sondern eigentlich gar nicht miteinander auf einem freien Markt in Verbindung gebracht werden darf.

Afrikanische Schweinepest bleibt Bedrohung Da die Afrikanische Schweinepest (ASP) im Baltikum und in Polen nicht mehr so häufig in den Schlagzeilen der heimischen Medien vertreten ist, mag es den Anschein erwecken, dass dieses Thema an Bedeutung oder Bedrohung verloren hätte. Leider nicht, im Gegenteil. Es konnte zwar die Ausbreitung über die bisher betroffenen Gebiete hinaus verhindert werden, allerdings ist das ASPVirus in den Sperr- bzw. Schutzzonen nach wie vor sehr virulent. So wurden im Zeitraum Oktober 2014 bis Oktober 2015 mehrere 100 neue Fälle von ASP bei Wild- aber auch Hausschweinen festgestellt. Allein in Litauen waren es im abgelaufenen Jahr 120 Fälle bei Wildschweinen, 80 bei Hausschweinen in Hinterhofhaltung, aber auch ein Fall eines professionellen Großbetriebes. In Polen wurde Ende August der letzte Fall bei Wildschweinen bestätigt. Polen vollzieht offensichtlich strengere Biosicherheitsmaßnahmen als die baltischen Staaten. Brüssel empfiehlt jedenfalls, die Wildschweinepopulation mittels Fütterungsverbot und Abschuss um 70 % zu verringern und Landwirte sowie Jäger in die Biosicherheitsmaßnahmen intensiv miteinzubezie-

hen. Laut EU-Kommission breitet sich das Virus von Wildschweinen nicht mehr wie früher festgestellt 200 bis 250 km pro Jahr aus, sondern nur mehr etwa 50 km. Der größte Bedrohungsfaktor für die Verbreitung über weitere Distanzen bleibt der Mensch. So konnte auch bei einem Hausschweinefall in Estland, der mehr als 500 km von bisherigen Fällen entfernt lag, als menschenverursacht nachgewiesen werden.

Was heißt das für uns? Zum einen bedeutet die beschriebene Faktenlage für den Export nach Russland nichts Gutes. Unabhängig vom politischen Embargo verlangen die Russen, dass wegen der anhaltenden ASP-Fälle nur dann wieder aus der EU nach Russland Schweinefleisch exportiert werden darf, wenn das Baltikum und Polen sowie die angrenzenden Staaten davon ausgeschlossen sind. Dies verstehen russische Veterinäre unter dem Begriff „Nationale Regionalisierung“. EU Veterinäre hingegen meinen, dass das Dreizonen-Überwachungsregime als Regionalisierung auf Bezirksebene ausreicht und damit nicht

betroffene Bezirke als exportzugelassenes Gebiet zu sehen sind. Zu hoffen ist, dass auch Brüssel einsieht, dass der Käufer, in diesem Fall Russland, Kunde ist und die Wünsche des Kunden zu akzeptieren sind und nicht weiter versucht werden soll, Veterinärprogramme den Russen aufzuzwingen die sie nicht akzeptieren wollen. Würde Brüssel die russische Version von ASP-Regionalisierung akzeptieren, könnten ab sofort wieder fette Schweineprodukte exportiert werden, da diese vom pol. Embargo ausgenommen sind. Das würde ein Plus von bis zu 10 Cent beim Schweinepreis bringen, meint z. B. Knud Buhl, der globale Vertriebsleiter der dänischen Schlachtereien. Darüber hinaus besteht dringend Handlungsbedarf, denn sollte in wenigen Monaten das politische Embargo aufgehoben werden und dieses Problem bis dahin nicht gelöst sein, bleibt die Exportsperre für alle Schweinefleischprodukte nach Russland aufrecht – zum massiven Schaden der europäischen Schweinebauern. Dr. Johann Schlederer Koordinator Ö-Börse

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Auf sehr dünnem Eis Hans-Peter Bäck Koordinator Ferkelausschuss

Selbst die größten Optimisten können den derzeitigen Entwicklungen auf dem Ferkelmarkt auch nur im Ansatz positives abgewinnen. Die nahezu das ganze Jahr über hinweg negative Einkommenssituation, die drängende Mengenproblematik und die dadurch entstandene resignative Stimmung haben dazu geführt, dass auf vielen Betrieben keine Vorwärtsstrategie mehr gelebt wird. Vielmehr werden auf einer nicht geringen Anzahl an Betrieben Überlegungen in Richtung Betriebsaufgabe, Bestandsreduktion oder die Entwicklung hin zum Geschlossenen Betrieb getätigt. Bestandsrückgang Die Viehzählung vom 1. Juni 2015 spricht eine deutliche Sprache. Mit dem Rückgang von insgesamt -3,74 % bei den Schweinen (Mastschweine -8,6 %, Ferkel -2,1 %) ist ein Trend aufgezeigt, der bei weiterem Anhalten der Misere mit Sicherheit noch verstärkt wird. Europaweit zeigt sich diese Entwicklung etwas anders, maßgebliche Länder wie Deutschland und Spanien stocken ihre Bestände wenn auch etwas gebremst -weiter auf und bringen dadurch Länder, in denen die Produktion in eher klein- und mittelstrukturieren Familienbetrieben stattfindet, weiter unter Druck.

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Auch aus dem Süden von Deutschland werden ähnliche Entwicklungen wie bei uns berichtet.

Steine (Felsen), die im Weg liegen An und für sich hat die Schweineproduktion ja gelernt mit Phasen umzugehen, in denen der Schweinepreis am Boden ist. Man weiß, dass sich so eine Situation auch wieder einmal ändert und hat(te) Reserven für diese Zeiten. Nunmehr, im Jahr 2015, scheinen viele der Reserven aufgebraucht zu sein, wofür es eine Vielzahl an Gründen gibt.


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In jedem bedeutenden Bundesland gab es in den vergangenen Jahren witterungsbedingt Situationen, die viel Geld gekostet haben. Und wenn es dann einmal bessere Erträge gab, ließ die Qualität des Erntegutes die Leistungen fallweise in den Keller rutschen. Im heurigem Jahr scheint man in diesem Punkt im Großen und Ganzen mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein. Allerdings schmälern durch den Maiswurzelbohrer bedingte Fruchtfolgeauflagen die zur Verfügung stehende Futtermenge. Dennoch ist die Liquidität der Betriebe entlang der Produktionskette als angespannt zu bezeichnen. Einerseits fehlt oft schon das Geld, um die Ferkel termingerecht zu bezahlen und auf der anderen Seite wird bei der Remontierung gespart. Von notwendigen Investitionen möchte ich gar nicht erst hinweisen, denn hier laufen wir Gefahr, dass wir durch die Nichtinvestition sukzessive an Leistung und somit an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Wie an dieser Stelle vielfach schon erwähnt, liegt der Schweineproduktion die Änderung der Steuergesetzgebung schwer im Magen und ist mit den finanziellen Auswirkungen aufgrund noch nicht vollständig vorliegender Bescheide noch immer nicht vollinhaltlich abschätzbar.

Unbestreitbar ist auch, dass sich das Liefer- und Bestellverhalten wesentlich verändert hat. Angebots- und Nachfragespitzen sind in einem Ausmaß verschärft worden, sodass die eigentlich eingespielten Ferkelvermittlungen vor allergrößte Probleme in der Bewältigung der Mengenströme gestellt werden. Dabei ist es besonders frustrierend, wenn man auf Ferkelbergen sitzt aber genau weiß, dass es freie Kapazitäten gäbe, die aufgrund steuerlicher Überlegungen nicht belegt werden.

das System der Österreichischen Schweineproduktion mit dem gut gelebten Zusammenspiel von Schweinezucht, Ferkelproduktion und Schweinemast auch in dieser schwierigen Zeit hält und dass die langjährigen Lieferbeziehungen auch in schwierigen Zeiten hochgehalten werden. Für dieses Vertrauen möchte ich mich bedanken und hoffe darauf, dass ich für das nächste VÖS Magazin einen positiveren Artikel verfassen kann.

Ausblick Prognosen zum Markt- und Preisverlauf gleichen ein wenig denen der Meinungsforscher vor den Wahlen. Wenn dann aber die Wahl geschlagen ist, hat man in Windeseile neben der Wählerstromanalyse auch die Begründung, warum die Prognose nicht zutreffend war und genau diese Blamage möchte ich mir ersparen. Im Gegenteil klammere ich mich immer wieder an die oft gehegte Hoffnung, dass der derzeit schwer gestörte Schweinezyklus auch wieder einmal in die positive Richtung ausschlägt. Einer der wenigen Punkte, die mich etwas positiver stimmen ist die Tatsache, dass

Die Viehzählung ergab 2015 einen Ferkelrückgang von -2,1%. Foto: Köppl

Entwicklung der Basispreise für Ferkel im Jahr 2015. Quelle: Bäck 4 2015 | Ferkelmarkt | 13


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Forschungsprojekt Pro-SAU DI Johann Stinglmayr Koordinator Ausschuss Recht & Politik

Das Forschungsprojekt Pro-SAU hat Daten und Fakten zu liefern, die eine Entscheidungsgrundlage für den Gesetzgeber zur Präzisierung der 1. Tierhaltungsverordnung darstellen. Projekt mit weitreichenden Auswirkungen Die aktuelle 1.Tierhaltungsverordnung legt nämlich derzeit nur fest, dass in Österreich ab dem 1. Jänner 2033 alle Zuchtsauen in der Abferkelbucht nur mehr zeitweise fixiert werden dürfen. Sie sagt aktuell noch nicht, ab wann Betriebe, die ihre Abferkelbereiche neu- oder umbauen, neuartige Abferkelbuchten einzubauen haben. Und genau dieser Termin soll eben von den beiden zuständigen Ministerien (BMG, BMLFUW) über eine Präzisierung der 1. Tierhaltungsverordnung festgelegt werden Der aus heutiger Sicht frühestmögliche Stichtag, wäre der 1.1.2018. Dafür muss aber das bis mindestens Ende 2016 laufende Projekt die tatsächliche Praxistauglichkeit neuartiger Buchten bestätigen und positive Erkenntnisse in Bezug auf Tierschutz und Wirtschaftlichkeit liefern.

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Projekt Pro-SAU ist voll im Laufen Seit Mitte 2014 werden nun 3 von den Landwirtschaftskammern NÖ, OÖ, Stmk. und Kärnten gemeinsam mit Sauenhaltern und den heimischen Stallbaufirmen sowie der HBLFA Raumberg-Gumpenstein entwickelte neuartige Abferkelbuchten unter Praxisbedingungen getestet und wissenschaftlich erforscht. In 3 Forschungsbetrieben und 6 Ferkelerzeugern in NÖ, OÖ und der Steiermark sind über 150 neue Abferkelstände mit den Namen Flügel-, Knickund Trapezbucht eingebaut. In den Forschungsbetrieben werden darüber hinaus 2 Buchten aus Holland und Dänemark überprüft.

Praxisbetriebe mit Pioniergeist Die enorme Bedeutung und Wichtigkeit der Bereitschaft von 6 heimischen Ferkelerzeugerbetrieben an diesem Projekt mitzuarbeiten, muss bei dieser Gelegenheit einfach einmal festgehalten werden. Ohne dem Pioniergeist


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und der Risikobereitschaft der Betriebsleiterfamilien wäre das Forschungsprojekt Pro-SAU in dieser Form nicht umsetzbar. Sie sind bewusst das Wagnis eingegangen, in weitgehend praxisunerprobte neue Abferkelbuchten zu investieren. Sie sind bereit ihre Stallungen für die wissenschaftliche Arbeit zu öffnen, externen Personen das Erheben von Daten und Fakten zu ermöglichen und Praxiserfahrungen an die heimischen Stallbaufirmen und an die Beratung weiterzugeben.

• Ökonomie Ist eine wirtschaftliche Ferkelproduktion mit diesen neuen Buchten im internationalen Wettbewerb gewährleistet?

Eine Entwicklungsarbeit mit dem Ziel, den heimischen Sauenhaltern bereits ab dem rechtlichen Umsetzungszeitpunkt praxisgetestete neuartige Abferkelbuchten mit höchster Produktionssicherheit zur Verfügung zu stellen, wäre ohne diese Bäuerinnen und Bauern unmöglich.

Vorsichtig positiver Ausblick

Niederösterreich: • Familie Klampfer • Familie Scheriau Oberösterreich: • Familie Hofinger • Familie Schiefermayr

• Arbeitswirtschaft Ist mit den neuen Buchten eine praxistaugliche Herdenführung unter Bedachtnahme des Arbeitszeitbedarfes, der Handhabung, der Bedienerfreundlichkeit und des Personenschutzes möglich?

Die ersten Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Vortest- und laufenden Forschungsphase der in Österreich neu entwickelten Abferkelbuchten sind vielversprechend, belastbare wissenschaftliche Ergebnisse wird es jedoch erst nach Projektabschluss im Laufe des Jahres 2017 geben: • Die gemeinsame Entwicklungs- und Weiterentwicklungsarbeit mit den heimischen Stallbaufirmen läuft hervorragend und hat einen wesentlichen Einfluss auf die bis dato erfolgreiche Projektarbeit.

Steiermark: • Familie Holler • Familie Nistlberger

• Die Zusammenarbeit zwischen Praxis, Beratung, Wissenschaft und Industrie ist von einer gemeinsamen Zielverfolgung und hoher gegenseitiger Wertschätzung geprägt. • Die Grundausrichtung der in Österreich entwickelten neuen Buchten nach den Vorgaben der 1. Tierhaltungsverordnung scheint erfolgreich zu sein. • Die Handhabung der neuen Buchten wird von den Betriebsleitern als praxistauglich eingestuft. • Die notwendigen Anforderungen an einen Personen- und Arbeitsschutz werden bei den Projektbuchten erfüllt. • In Detailfragen betreffend verwendeter Materialien und technischer Lösungen ist eine ständige Weiterentwicklung notwendig. • Die größte Herausforderung bei diesen neuen Buchten stellt die Bodengestaltung dar.

Forschungsinhalt Während der zweijährigen Versuchsphase werden die unterschiedlichen Buchtenvarianten einer eingehenden Prüfung unterzogen. Dafür ist eine umfangreiche Datenerhebung und Datenauswertung notwendig, die in enger Abstimmung mit der wissenschaftlichen Begleitung der Universitäten für Bodenkultur und Veterinärmedizin sowie dem landwirtschaftlichen Forschungszentrum in Raumberg-Gumpenstein und der AGES erfolgt. Der Forschungsauftrag umfasst Wesentlichen 4 Fragestellungen:

im

• Tierwohl Erfüllen die neuen Buchten die tierschutzrechtlichen Anforderungen in den Bereichen Verhalten, Tiergesundheit und Ferkelverluste? • Fixierungsdauer Wie lange dauert die kritische Lebensphase der neugeborenen Ferkel, in der die Muttersau auch zukünftig fixiert werden darf?

Die umfangreichen Datenerhebungen und Datenauswertungen finden in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Universität für Bodenkultur und der Veterinärmedizinischen Universität Wien statt. Foto: Stinglmayr 4 2015 | Pro-SAU | 15


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Werfen Sie Ihr Geld nicht zum Kamin hinaus! Ordentliche Planung und fachgerechter Betrieb von Lüftungsanlagen helfen, den Stromverbrauch im Schweinestall zu verringern. Die ungünstige Marktsituation und steigende Energiepreise machen einen effizienten Energieeinsatz in der Schweinehaltung unerlässlich. Der größte Anteil der in der Schweinehaltung benötigten Elektroenergie entfällt auf die Stallklimatisierung. Die Lüftungstechnik beansprucht in der Ferkelerzeugung ca. 59 % und in der Mastschweinehaltung ca. 74 % der elektrischen Gesamtenergie. (siehe Abb. 1) Demnach kann durch die Optimierung der Lüftungsanlage ein enormes Einsparpotential erzielt werden.

Strom sparen beginnt bei der Planung der Lüftungsanlage In jedem Lüftungskanal muss der Luftstrom einen gewissen Widerstand überwinden.

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Um die Strömungswiderstände in den Lüftungskanälen möglichst gering zu halten, bedarf es einer ordentlichen Planung und Dimensionierung der Luftführung in den Stallungen. Da der Luftdurchsatz von Ventilatoren durch Strömungswiderstände abgesenkt wird, erhöhen sich dadurch der Energieverbrauch und die Stromkosten für den Luftwechsel. Mit steigender Luftgeschwindigkeit steigt auch der Widerstand im Lüftungskanal. Es muss daher darauf geachtet werden, dass die Querschnitte der Zu- und Abluftkanäle so gewählt werden, dass die Luftgeschwindigkeit nicht mehr als 3 m/s beträgt. Wird der Luftstrom im Lüftungskanal umgelenkt, erhöht sich ebenfalls der Strömungswiderstand und somit auch der Energieverbrauch. Lassen sich Umlenkun-

gen des Luftstroms in der Planung nicht vermeiden, empfiehlt sich der Einbau von rund gebogenen Leitblechen im Lüftungskanal (siehe Abb. 2). Der Gestaltung des Abluftkamins muss ebenfalls große Beachtung geschenkt werden. Da im Abluftkamin Luftgeschwindigkeiten von 5 m/s und mehr erreicht werden, erzielen oft einfache Änderungen große Wirkung im Energieverbrauch. Die Montage einer Anströmdüse im Abteil kann den Volumenstrom um bis zu 10 % erhöhen (siehe Abb. 3). Die Abluft soll möglichst ungehindert abgeführt werden können. Verengungen an der Austrittsöffnung bzw. Abdeckhauben stellen einen zusätzlichen Widerstand dar und erhöhen den Energiebedarf um bis zu 25 %.


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Messungen haben gezeigt, dass der sog. Diffusor strömungstechnisch die idealste Lösung darstellt (siehe Abb. 4). Es muss aber bedacht werden, dass durch den größeren Querschnitt die Austrittsgeschwindigkeit der Luft verringert wird und somit eine Verfrachtung der verbrauchten Stallluft in höhere Luftschichten verhindert wird. Im schlimmsten Fall wird die Abluft wieder über die Zuluftöffnungen in den Stall gesaugt.

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Moderne Regeltechnik bringt Energieeinsparung

Frequenzumrichter einen Sinusfilter eingebaut hat, damit bestehende Leitungen und Ventilatoren weiterhin verwendet werden können. Die EC-Technik ist noch etwas effektiver im Stromverbrauch als der Frequenzumrichter, aber auch in der Investition etwas teurer. Vor allem bei Neu- und Ersatzinvestitionen sollte eine Investition in moderne Frequenzregeltechnik bzw. EC-Technik angedacht werden. Diese Technik amortisiert sich in der Regel nach 3 bis 6 Jahren.

Leistungsbremse Verschmutzung Auch regelmäßige Pflege und Wartung der Lüftungsanlage hilft Strom sparen. Durch die feuchte Stallluft und Staub in den Stallungen bilden sich Verkrustungen in den Abluftkanälen und an den Ventilatoren. Besonders die Schutzgitter an den Zu- und Abluftöffnungen müssen immer sauber gehalten werden. Starke Verschmutzungen können die Stromaufnahme um 10 % oder mehr erhöhen. Dipl.-Päd. Gottfried Etlinger, LK NÖ

Ventilatoren einer Lüftungsanlage laufen in unseren Breiten nur ca. 20 % der Jahresstunden im oberen Leistungsbereich. Den Großteil des Jahres bewegt sich die Lüftungsanlage im unteren Leistungs- bzw. Drehzahlbereich. Die Drehzahlregelung der eingebauten Ventilatoren erfolgt elektronisch. Man unterscheidet Spannungssteuerungen, sog. Phasenanschnittsteuerungen und Traforegelung (Stufenregelung) oder die Steuerung mittels Frequenzumrichter oder EC-Technik im Motor des Ventilators. Die verschiedenen Arten der Regelung haben direkten Einfluss auf den Stromverbrauch, v. a. im unteren Drehzahlbereich ist der Unterschied groß (siehe Abb. 5).

Abb. 1: Anteil der Energie für die Stallklimatisierung an der gesamten Elektroenergie. Daten: LK NÖ, Etlinger

Trafosteuerungen liegen im Stromverbrauch ca. 10 – 15 % unter dem der Phasenanschnittsteuerung. Die Steuerung mittels Frequenzumrichter oder EC-Technik bringt eine Verringerung des Energieverbrauchs um bis zu 40 %. Für den Einsatz eines Frequenzumrichters muss oft nicht einmal der Klimacomputer getauscht werden. Der Frequenzumrichter kann zwischen dem Klimacomputer und den bestehenden Ventilatoren nachgerüstet werden. Es ist wichtig, dass der

Abb. 2: Bei Umlenkungen des Luftstroms in der Planung empfiehlt sich der Einbau von rund gebogenen Leitblechen im Lüftungskanal. Quelle: LK NÖ, Etlinger

Abb. 4: Diffusoren stellen strömungstechnisch die Ideallösung dar. Daten: LK NÖ, Etlinger

Abb. 3: Die Montage einer Anströmdüse im Abteil kann den Volumenstrom um bis zu 10 % erhöhen. Quelle: LK NÖ, Etlinger

Abb. 5: Im unteren Drehzahlbereich ist der Unterschied groß zwischen den verschiedenen Regelungsarten. Daten: LK NÖ, Etlinger 4 2015 | Lüftung | 17


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„Unsere Sorgfalt, unser Siegel“ AMA dreht neue Werbespots in der Steiermark. Neupositionierung der AMA-Gütesiegelwerbung. Exklusiver Blick hinter die Kulissen des Drehs. Unter der Regie von Andreas Schmied (u.a. „Die Werksstürmer“) wird die AMA-Gütesiegelwerbung neu aufgestellt. Marketingmanager und Projektleiter Rudolf Stückler will den Konsumenten die AMA und deren Leistungen anschaulich darstellen. Das AMA-Gütesiegel ist seit 20 Jahren ein fixer Bestandteil im Lebensmittelhandel und eines von drei staatlich anerkannten Zeichen im Lebensmittelbereich. Laut Stückler kennen 91 Prozent der Bevölkerung das Qualitätssiegel, 70 Prozent vertrauen diesem sehr. In der Vergangenheit wurde jeder Produktbereich einzeln beworben. Die möglichen Synergieeffekte zwischen den Produktbereichen hätten besser genutzt werden können, so Stückler. Im Zuge des Geschäftsführerwechsels vor fast drei Jahren entschloss sich die AMA, ihre Gütesiegelwerbung neu zu positionieren. Unter dem Slogan „Unsere Sorgfalt, unser Siegel“ sollen die Anforderungen für das Siegel aufgezeigt werden. An 19 verschiedenen Locations, unter anderem in der Südoststeiermark (Kerngebiet Schweine, Geflügel, Obst) und im Raum Knittelfeld (Kerngebiet Rinderhaltung, Milch und Mast) wurden 38 Einstellungen gedreht.

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Die einzelnen Protagonisten führen den Slogan „Ich schau drauf“ fort, beispielsweise lautet der Satz von Helmut Rumpf, Landwirt aus Stocking: „Ich schau drauf, dass meine Schweine Futter vom eigenen Hof haben.“

Protagonisten der Spots sind authentische Personen, die im Be- und Verarbeitungsbetrieb der Landwirtschaft tätig sind. Kontrolltätigkeiten werden eingeblendet, um Konsumenten das dreistufige Kontrollsystem zu erklären.

Die Spots sind rund 35 Sekunden lang, zum Schluss wird die Adresse der neuen Webseite www. amainfo.at eingeblendet.

Die Spots werden bis Juni 2016 österreichweit gesendet.

Gedreht und fotografiert wurde für die neue Kampagne an 19 verschiedenen Locations in der Steiermark. Foto: AMA


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Ziele der neuen Kampagne Marketingmanager Rudolf Stückler im Interview über die neue AMA Werbelinie, die Inhalte der Kampagne und gewünschte Effekte bei den Kunden. Warum gibt es neue AMA Werbespots? Ziel ist eine produktübergreifende Dachkampagne und eine Neupositionierung des AMA-Gütesiegels durchzuführen, um nicht mit anderen Siegeln und Zeichen verwechselt zu werden. Wie ist die neue Kampagne aufgebaut? Unter dem Motto „Unsere Sorgfalt, unser Siegel“ wollen wir Menschen, die hinter dem Gütesiegelprogramm stecken, vor den Vorhang holen. Vorerst wurden sechs verschiedene Spots produziert. Womit beschäftigen sich die Spots? Herkunft, Qualität und Nachverfolgbarkeit der Produkte stehen im Vordergrund. Wir drehen Spots für Fleisch allgemein, einen für Rind- und einen für Schweinefleisch, zusätzlich noch einen für Milch allgemein und einen für Milchverarbeitungsprodukte. Unser Mediavolumen bis Mitte nächsten Jahres beträgt über 2 Millionen Euro, gestartet wurde am 8. November.

Dr. Rudolf Stückler AMA-Marketingmanager Studium an der Universität für Bodenkultur Wien (Nutztierwissenschaften) - Dissertation im Bereich Lebensmittelwissenschaft - seit 1995 Leiter des AMA-Marketing für Fleisch-, Ei- u. Geflügelwerbung, Fleischermeister. Foto: AMA

Welche Rolle spielen dabei die Protagonisten? Wichtig ist, dass die Menschen die „Ich schau drauf“-Botschaft gut präsentieren, authentisch sind und einen eindeutigen, lokalen Bezug zum Lebensmittel haben. Vom Schlachthof über die Molkerei und den Obstbereich bis hin zum Lebensmittelgeschäft – wir bilden eine große Bandbreite ab. Welches Ziel haben die neuen Werbespots?

„Ich schau drauf ...“ - diesen Slogan ergänzen die Protagonisten und fassen damit in 6 Spots alle Produktbereiche in der neuen Kampagne zusammen. Foto: AMA

Wir wollen den Konsumenten verdeutlichen, welche Leute hinter dem Gütesiegel stehen und hohe Anforderungen erfüllen. Die drei Kernaussagen der AMA, Herkunft, Qualität und Kontrolle, werden in den Spots genau und anschaulich aufgelöst.

„Ich schau drauf ...“ - die Kampagne wird durch Inserate ergänzt. Foto: AMA 4 2015| AMA | 19


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Beschäftigungsmaterial für Mastschweine – was ist praktikabel?

Franz Strasser ABL, Berater LK-OÖ

Spätestens seit der Begriff „Beschäftigungsmaterial für Schweine“ im Tierschutzgesetz verankert ist, sind alle Schweinehalter selbst damit beschäftigt. Der Gesetzgeber hat dazu in der Formulierung gewisse Ausführungsdetails offen gelassen, sodass vieles jetzt erprobt und gewisse Erfahrungen gemacht werden. Jeder Schweinemäster bietet ein mehr oder weniger attraktives Spielzeug an. Franz Strasser von der BSP in Wels hat dieses Thema in den Arbeitskreisen Schweinemast ausgiebig diskutiert und die Erfahrung von kombinierten Betrieben und Mästern gesammelt.

Was soll Beschäftigungsmaterial können? Wie beim Spielzeug für Kinder gilt auch hier: es muss attraktiv und interessant sein. Für Schweine ist etwas interessant, in das sie hineinbeißen können und was sich dabei bewegt. Stroh hätte aus dieser Sicht ohne Zweifel einen hohen Beschäftigungseffekt, da der Wühltrieb damit auch noch ausgelebt werden kann. In der Mastschweinehaltung kann es aber nur in den wenigsten Fällen ohne Probleme eingesetzt werden. Beim Stroh selbst muss auf eine hygienisch beste Qualität mit geringer Staub- und Mykotoxinbelastung Wert gelegt werden. Im Jahrhundertsommer 2015 war die Strohbergung kein Problem,

aber wir hatten auch schon andere Jahre. Bei Strohraufen können sich die Schweine die Halme selbst durch den engmaschigen „Korb“ ziehen. Eine darunter montierte Auffangschale verhindert ein starkes Verschmutzen und das Stroh bleibt länger interessant.

Bewegliche Materialien In vielen Betrieben wird als Beschäftigungsmaterial eine Kette plus Kunststoffrohr angeboten. Dabei wird an Teilen der Aufstallung eine kleingliedrige Kette gehängt, an der ein Stück Polykal- oder Fütterungsleitungsrohr eingefädelt ist.

Vorteil dieses Materials ist, dass es sehr dauerhaft ist. Darüber hinaus ist es hygienisch, da es auf Grund der glatten Oberfläche nicht leicht verschmutzt. Die Schweine nehmen es auch gerne an, da sie es mit dem Maul gut fassen können. Für die Tiere ist dabei wichtig, dass sich die Teile bewegen. Großer Vorteil dabei ist, wenn die Kette mit Polykalrohr auf einer beweglichen Wippe angebracht ist, die in die Nachbarbox ragt und dort wieder eine Kette mit Polykalrohr hängt. Spielen nun Schweine mit dem Ding, bewegt sich der Balken und damit auch das Spielzeug in der Nachbarbox. Dies ist für die Schweine wieder interessant und regt zum Spielen an.

Kette mit Gummilappen – erfüllt die Mindestanforderung.

Holz in einem stehenden Rohr ist in Eigenregie herzustellen.

Quelle: Strasser

Quelle: Strasser

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Autoreifen oder Teile davon an der Kette sind abzulehnen, da der im Gummimantel eingearbeitete Stahlgürtel mit zunehmendem Verschleiß die Schweine verletzen könnte.

Forderung im AMA-Gütesiegel: Organisches Material Seit Mai 2013 fordert die AMA von Ihren Gütesiegelbauern die Verwendung von einem organischen Material. Wird dieser Forderung nicht nachgegangen, ist mit einer höheren Kontrollfrequenz zu rechnen. In der Praxis wird einfach Holz dazu geschraubt. Holz als Hebebalken, an einer Kette angebracht, oder in ein stehendes Rohr eingeschoben, haben die Schweine als Spielzeug gerne. Das Holzstück kann benagt werden und als Hebebalken montiert bietet es auch die Möglichkeit es anzuheben und den arttypischen Wühltrieb auszuleben. Als nachteilig bei der Verwendung von

Holz ist die mangelnde Hygiene zu nennen, ausgefranste Holzstücke sind oft dreckig, da der Schmutz gut haftet. Weichholz verschleißt stark und muss nach jedem Umtrieb erneuert werden. In der Praxis wird auch von Problemen mit abgespalteten Holzteilen berichtet, die im Gülleabflusssystem oder bei Ausbringgeräten zu Verstopfungen führen.

Fazit Es gibt viele Möglichkeiten, Schweine zu beschäftigen. Je nach Haltungssystem muss sich jeder Schweinehalter das für seine Tiere passende Material suchen. Aus hygienischen Gründen muss das Beschäftigungsmaterial aber immer über dem Spaltenboden angebracht werden, da es sonst schnell in die Kotecke geschoben und in verschmutztem Zustand nicht mehr angenommen wird. Holz als Material ist eine gute Lösung, da es benagt werden kann und zum Abreagieren des natürlichen Beschäftigungstriebes dient.

Eine Kette alleine ist zu wenig! Quelle: Strasser

Eine Strohraufe wird gut angenommen, ist aber viel Arbeit. Quelle: Strasser

Was steht im Gesetz zum Thema Beschäftigungsmaterial? Rechtsnorm: 1.ThVO, Anlage 5 ,2.7: Schweine müssen ständigen Zugang zu ausreichenden Mengen an Materialien haben, die sie untersuchen und bewegen können, wie z. B. Stroh, Holz, Sägemehl, Pilzkompost, Torf oder eine Mischung dieser Materialien durch die die Gesundheit der Tiere nicht gefährdet werden kann. Erfüllt ist diese Rechtsnorm wenn: Schweine ständig Zugang zu ausreichenden Mengen an Materialien haben, die sie untersuchen und bewegen können und die nicht gesundheitsschädlich sind.

Ideenwettbewerb „Beschäftigungsmaterial für Zuchtsauen, Ferkel und Mastschweine“ Das richtige Beschäftigungsmaterial für unsere Schweine in jeder Produktionsstufe beschäftigt nicht nur die Tiere, sondern auch Bauern und Berater. Es ist nicht leicht, ein attraktives „Spielzeug“ zur Verfügung zu stellen, dass auch noch kostengünstig und vom Arbeitsaufwand her zumutbar ist. Der VÖS lädt daher alle Schweinebauern ein, ihr verwendetes Beschäftigungsmaterial im Deck- und Wartestall, Abferkelstall, sowie im Ferkelaufzucht und Mastbereich zu fotografieren und uns zu mailen. Eine Jury bestehend aus Bauern, Tierärzten und Beratern wird die eingehenden Vorschläge bewerten und die interessantesten 3 Ideen in jeder Kategorie für die Prämierung vorschlagen. Diese werden namentlich in der nächsten Ausgabe des VÖS Magazins veröffentlicht. Den Einsendern der besten Vorschläge winken 5x 50 € Gutscheine aus dem „Gustino“ Online- Shop! Bitte sende das Foto Deines Beschäftigungsmaterials in Verwendung an: office@schweine.at mit dem Betreff „Beschäftigungsmaterial“. Mach dazu bitte auch Angaben über das verwendete Material: Lebensdauer, wo es gekauft oder ob es selbst hergestellt wurde, Kosten, etc. Ansprechpartner für den Ideenwettbewerb: Franz Strasser ABL (franz.strasser@schweineboerse.at)

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Abszesse vermeiden – aber wie? Jeder Mäster kann ein Lied davon singen: Bei einzelnen Schweinen, die an und für sich gut entwickelt waren, werden am Schlachthof unerwartet große Teilstücke entfernt oder sie werden sogar ganz als „untauglich“ beurteilt. Auf Nachfrage beim zuständigen Beschautierarzt erhält man dann die Auskunft, dass der Schlögel wegen eines Abszesses oder gleich das ganze Schwein wegen multipler Abszesse zur TKV ging. Oft unerkannt Abszesse (Eiterbeulen) müssen nicht immer von außen sichtbar sein. Sie können sich auch gerne in der Tiefe verbergen und sind dann auch oft erst nach dem Spalten sichtbar. Typische Lokalisationen sind dabei die Schwanzbasis, das Becken und die Wirbelsäule. Teilweile können Abszesse auch im Unterkiefer oder in den inneren Organen sitzen.

Eintrittspforten Kleinste Verletzungen reichen schon aus, damit Eitererreger in den Körper gelangen können. Geradezu klassisch sind hier Abszesse nach unhygienischer Kastration bzw. Nabelinfektionen. Eine der häufigsten Eintrittspforten für Bakterien und Ausgangspunkt für Abszesse im Schwein ist der jedoch der Schwanzkannibalismus.

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Gelegentlich treten auch Streptokokkenabszesse der Halslymphknoten auf. Am Schlachtband wird dann mitunter der ganze Kopf entfernt. Häufig werden auch Abszesse der Brustwirbelsäule gesehen. Diese werden jedoch weniger durch Schwanzkannibalismus bedingt, als vielmehr durch eitrige Lungenentzündungen, wie z. B. als Folge einer Actinobacillus-Pleuropneumonie. An der Entstehung dieser können eine Vielzahl an Erregern neben dem Bakterium Actinobacillus pleuropneumoniae mitbeteiligt sein wie z. B: Streptokokken, Staphylokokken, Pasteurellen, …etc.

Hygienerisiko am Schlachthof Wenn am Schlachthof Abszesse herausgeschnitten werden müssen oder Abszesse in der Wirbelsäule oder im Becken beim Spalten eröffnet werden, dann kann es zur Kontamination des restlichen Schlachtkörpers oder auch der Umgebung kommen, was klarerweise ein Hygienerisiko darstellt.


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Um also das Anschneiden von Abszessen und Entzündungsherden möglichst zu vermeiden, werden am Schlachthof veränderte Teile großzügig umschnitten und „im Gesunden“ abgetrennt. Zudem bestimmt auch oftmals die Anatomie die Schnittführung. Beine werden demnach mit einem Schnitt durch das nächste Gelenk abgetrennt. So entstehen hier gut und gerne Verluste von 7–10 Kilogramm Schlachtgewicht, obwohl der veränderte Bereich deutlich kleiner war. Bei Abszessen in der Wirbelsäule geht der ganze Schlachtkörper „in die Tonne“.

Wann und wie entstehen Abszesse Abszesse sind nicht behandelbar, da es sich dabei in der Regel um in der Tiefe liegende schwere Gewebsveränderungen handelt, die zudem gut abgekapselt und daher auch kaum mit antibakteriell wirkenden Substanzen zu erreichen sind. Im Bereich der Wirbelsäule ist zudem die umliegende Knochensubstanz aufgetrieben und verdickt. In der Praxis bleibt daher nur die Vorsorge und die beginnt schon bei einer sauberen Kastration, wo das Kastrationsbesteckt regelmäßig gewechselt und zwischendesinfiziert wird (z. B. Eintauchen der Klinge in eine Jodlösung). Tritt in einem Bestand Kannibalismus auf, so ist das immer ein Alarmzeichen! Hier ist es auch egal um welche Form von Kannibalismus es sich handelt: Schwanzbeißen, Ohrenbeißen, Flankenbeißen, Vulvabeißen bei Zuchtsauen – alle diese Formen können zur Ausbildung von Abszessen führen. Die Ursachen für Kannibalismus können dabei vielfältig sein: Mängel der Umweltbedingungen (z. B.: zu wenig Beschäftigungsmaterial, Fliegen, Überbelegung, Wassermangel, etc.) des Stallklimas (z.B: Zugluft, zu kalt/zu warm, Schadgasbelastung, etc.), der Fütterung (z.B: Nährstoffmangel, Mycotoxine, zu feines Futter, etc.) oder auch Krankheitsfaktoren (z. B: Parasiten, Circovirus-Infektionen, Durchfall, etc.).

Ist die Problematik vorangeschritten, sind verletzte Tiere in Krankenbuchten zu verbringen und entsprechend zu behandeln (siehe unten). Zusätzlich können in der betroffenen Bucht zusätzlich stark riechende Sprays, Holzteer und ähnliches eingesetzt werden. Auch das Anbieten von zusätzlichem Beschäftigungsmaterial und das kurzfristige Abdunkeln von Stallungen können zu einer Besserung führen. Tritt immer wieder Kannibalismus auf, dann sollte man sich auf jeden Fall gemeinsam mit dem Betreuungstierarzt oder dem Berater der SBS auf die Suche nach möglichen Fehlerquellen machen!

Schwanzkannibalismus Gerade von einem entzündeten Schwanz aus kann sich die Infektion rasch in Richtung Wirbelsäule ausbreiten und dann dort mitunter auch multiple Abszesse verursachen, was wiederum zum Verwerfen des ganzen Schlachtkörpers führen würde. Erste Anzeichen für ein Voranschreiten der Infektion sind dabei eine deutliche Verdickung der Schwanzbasis und eine Gangunsicherheit in den Hinterbeinen („Sitzer“). Diese Gangunsicherheit ist ein Anzeichen dafür, dass bereits Nerven vom Entzündungsgeschehen im Wirbelkanal betroffen sind, die mit ihren Ausläufern die Hinterbeine versorgen.

„Blauspray“ alleine reicht nicht Eine alleinige Behandlung des verletzten und entzündeten Schwanzes mit einem „Chlortetracyclin-Spray“ („Blauspray“) reicht hier bei weitem nicht aus, zumal der Spray auch das breite Keimspektrum nicht abdeckt. Hier müssen antibiotisch wirkende Substanzen zum Einsatz kommen, die über mehrere Tage per Injektion oder per oral eingesetzt werden sollten, die sich im Gewebe anreichern und auch das Keimspektrum inklusive Streptokokken abdecken (z. B. Amoxicillin). Da auch oft große, „schlachtreife“ Mastschweine vom Kannibalismus betroffen sind, müssen auch Wirkstoffe mit guter Resistenzlage vor allem bei Staphylokokken und Streptokokken und kurzer Wartezeit eingesetzt werden. Jede falsch gewählte Therapie kann Abszesse begünstigen und so zu Verwerfungen am Schlachthof führen. Wirkstoffe mit langen Wartezeiten wiederum führen zu einer verspäteten Vermarktung der Schweine und somit auch zu wirtschaftlichen Einbußen.

FAZIT Abszesse sind nicht behandelbar, aber vermeidbar! Dr. Tanja Kreiner SBS Schweineberatung Steiermark

Maßnahmen bei Kannibalismus Sobald erste Fälle von Kannibalismus wahrgenommen werden, sollten aggressive Tiere von der Gruppe getrennt werden, sofern man sie identifizieren kann.

Abzesse müssen am Schlachthof entfernt werden. Foto: Kreiner 4 2015 | Abzesse| 23


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Schaden durch Schwanzbeißen Prof. Eberhard von Borell Martin Luther Universität Halle-Wittenberg Institut f. Agrar- u. Ernährungswissenschaften

Das Schwanzbeißen bei Aufzuchtferkeln und Mastschweinen stellt ein bedeutendes Problem in der Schweinehaltung dar. Die daraus resultierenden Schäden am Tier führen auch zu wirtschaftlichen Verlusten. Durch das Kupieren des Schwanzes nach tierärztlicher Indikation können zwar die Auswirkungen dieses Verhaltens vermindert werden, das Grundproblem und die Auslöser dieser Verhaltensweise lassen sich damit aber nicht lösen bzw. ausschalten. Ursachen für Schwanzbeißen Das Schwanzbeißen wird oftmals mit einer Überforderung der Tiere in Zusammenhang gebracht. Mangelnde Tiergesundheit, eine reizarme Haltungsumwelt und zu wenige Beschäftigungsmöglichkeiten werden als Hauptursache für dieses umorientierte Verhalten angesehen. Oftmals wird daher versucht, mit Hilfe von Beschäftigungsmaterialien die Erkundung und Manipulation an anderen Schweinen zu vermindern. Die Effektivität einzelner Maßnahmen wird jedoch zunehmend angezweifelt.

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Vergleich von kupierten und unkupierten Schweinen Im Rahmen eines Projektes wurden kupierte und unkupierte Schweine von der Geburt bis zur Schlachtung über verschiedene Haltungsabschnitte begleitet. Dabei sollte untersucht werden, welchen Einfluss der Einsatz bestimmter Beschäftigungsmaterialien in Kombination mit Managementmaßnahmen auf das Auftreten von Schwanzbeißen besitzt. Daher wurde auch schon in der Aufzuchtphase mit Präventionsmaßnahmen begonnen. Im Hauptversuch wurden sowohl Tiere mit unkupierten Schwänzen als auch kupierte Schweine gehalten. Unkupierte Tiere wurden ausschließlich mit zusätzlicher Beschäftigungstechnik und erhöhtem Platzangebot gehalten, die Haltungsumwelt in der Kontrollvariante mit den kupierten Tieren entspricht jener von kon-


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ventionellen Systemen. Vier kupierte und fünf unkupierte Würfe wurden nach der Säugezeit in einen Aufzuchtstall gebracht. Die unkupierten Tiere kamen hier erstmals mit den Beschäftigungsmaterialien in Kontakt, welche sie bis zum Ende der Mast begleiten sollten. Es handelte sich dabei um Wühltürme, welche während der Aufzuchtphase mit Langstroh oder Maissilage gefüllt wurden, zusätzlich wurde täglich eine Schaufel Maissilage auf den Festflächen vorgelegt. Nach 78 Lebenstagen wurden alle Ferkel vom Aufzuchtbetrieb in den Mastbetrieb umgestallt. Die Erfassung der Verletzungen begann bereits im Aufzuchtstall, hier wurden Verletzungen und Schäden an Kopf, Ohren, Schultern, Flanken, Schinken, Schwanz und Vulva erfasst. Während der Aufzuchtphase wurden diese Erhebungen viermal durchgeführt, in der Mast achtmal. Die Noten zu den beobachteten Verletzungen wurden in vier Kategorien zusammengefasst.

Unterschiede in den Verletzungen vor allem in der Mast Während der Aufzuchtphase wiesen die kupierten Ferkel zu den ersten drei Erhebungsterminen einen höheren Schädigungsgrad auf, wenn sich dieser auch auf einem überwiegend gering- bis mittelgradigem Niveau bewegte. Bei den unkupierten Tieren kam es ab dem 99. Masttag zu ersten Schwanzteilverlusten, ab dem 125. Tag trat allerdings wieder eine leichte Verbesserung der Situation ein. Zu den gefundenen Ergebnissen ist zu sagen, dass diese nicht unbedingt für allgemeingültige Schlussfolgerungen geeignet sind, da dazu unter anderem eine brei-

tere Datengrundlage notwendig wäre. Was jedoch gesagt werden kann ist, dass sich durch das Kupieren der Schwänze das Ausmaß der Schäden vermindern lässt. Auch mit einfachen Maßnahmen im Bereich der Haltungsumwelt und des Managements, wie einer Umweltanreicherung und einer Verminderung der Besatzdichte, lassen sich Schwanzbeißereignisse nicht verhindern.

Betriebsindividuelle Risikoberatung und Kombination von Maßnahmen Untersuchungen im Rahmen des Schwanzbeißinterventionsprogramms (SchwIP) haben hingegen gezeigt, dass das Auftreten von Schwanzbeißen in solchen Betrieben geringer ist, in denen eine betriebsindividuelle Beratung mit der Ableitung und Implementierung von bestimmten Handlungsempfehlungen stattgefunden hat. Flankierende Maßnahmen wie eine intensive Tierbeobachtung zur frühzeitigen Identifizierung der „Täter“, das Aufrechterhalten eines hohen Gesundheitsstatus der Tiere, eine optimierte Fütterung, geringere Besatzdichten und optimiertes Stallklima sowie die Kombination mit Beschäftigungsmaterial sind notwendig, damit auf das Kupieren der Schwänze verzichtet werden kann. Typische „Kümmerer“ sind dokumentierte Risikofaktoren für das Auftreten von Schwanzbeißen.

Endotoxine als Auslöser? Gleichzeitig kann aber auch festgehalten

werden, dass kleine Neurome und Nekrosen am Schwanz (ob kupiert od. unkupiert) die Duldung des Schwanzbekauens durch andere Schweine begünstigen und bis zu einem gewissen Grad das Bekauen der betroffenen Stellen im Heilungsprozess als angenehm empfunden wird. Beim Entstehen von Nekrosen bei intakten Schwänzen scheint auch die Qualität der Futtermittel eine Rolle zu spielen. In anderen Untersuchungen wurde in Schwanznekrosen ein hoher Anteil an E.coli und gramnegativen Lipopolysacchariden gefunden. Diese Endotoxine führen zu einem Verschluss kleiner Gefäße, die daraufhin absterben und Juckreiz auslösen. Die Folge ist, dass das Beißen anderer Schweine als angenehm empfunden wird. Ab einem bestimmten Grad kann es aber zu blutigen Wunden und zu einem Ausbruch des Schwanz- und Ohrenbeißens kommen.

Akzeptanz beim Konsumenten steigern Ein genereller Ausstieg aus dem Schwanzbeißen ist ohne begleitende Maßnahmen nicht zu empfehlen. Ein längerfristiges Ziel in der Schweinehaltung sollte aber die Haltung von intakten und unversehrten Tieren in sozial verträglichen Gruppen sein. Dies in erster Linie aus Tierschutzgründen, in weiterer Folge aber auch, um die Akzeptanz der Schweinehaltung beim Konsumenten und in der Gesellschaft zu erhöhen.

Verlauf der Kategorien 0 bis 3 für das Merkmal "Schwanz" nach Kupierstatus während der Aufzucht (Lebenstage 29-76) und Mast (Lebenstage 86-175). Quelle: von Borell • Kategorie 0 (grün) = keine Schäden oder Verletzungen • Kategorie 1 (gelb) = Kratzer und flächige Wunden • Kategorie 2 (orange) = Schorf bzw. schwarze abgestorbene Gewebeteile • Kategorie 3 (rot) = Verlust von Schwanzteilen 4 2015 | Schwanzbeißen | 25


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Schwanzkupieren: AMA-GütesiegelRichtlinie Schweinehaltung Bei Kontrollen auf Betrieben im Rahmen des AMA-Gütesiegel-Programms „Schweinehaltung“ zeigt sich, dass die Anforderungen zum Kupieren von Schwänzen nicht immer eingehalten werden. Das Schwanzkupieren bei Schweinen ist laut EU-Gesetz nur in Anlassfällen gestattet.

Organisches Beschäftigungsmaterial anbieten

Die AMA-Gütesiegel-Richtlinie „Schweinehaltung“ folgt den EU-gesetzlichen Vorgaben über die Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen und der Österreichischen Tierhaltungsverordnung (THVO). Sie besagt unter anderem, dass ein Eingriff nur dann zulässig ist, wenn dieser zur Vermeidung von weiteren Verletzungen der Tiere notwendig ist und höchstens die Hälfte des Schwanzes entfernt wird.

Besonders die Vorlage von geeignetem Beschäftigungsmaterial, das den Bedürfnissen der Schweine nach Schnüffeln, Wühlen und Bekauen entgegen kommt, kann Schwanzbeißen verhindern bzw. reduzieren. Nicht nur das Angebot an sich, sondern auch die Abwechslung zwischen verschiedenen Materialien spielt eine entscheidende Rolle.

Die Ursachen für Kannibalismus sind sehr komplex. Faktoren wie Bestandsdichte, Fütterung, Klimaverhältnisse und das Angebot von Beschäftigungsmaterial, aber auch die Genetik der Tiere oder einzelne „Beißer“ spielen eine Rolle. Darum sollte bei festgestelltem Schwanzbeißen vorrangig durch eine Optimierung der Haltungsbedingungen versucht werden das Problem zu beheben.

Als Mindestanforderung an das Beschäftigungsmaterial schreibt die AMA-Gütesiegel-Richtlinie das Angebot von natürlichen, organischen Materialien vor. Ebenso sind über die Art und Menge des verwendeten Beschäftigungsmaterials sowie über das Auftreten von Kannibalismus Aufzeichnungen je Bucht zu führen.

... zu kurz kupierter Schwanz. Quelle: VÖS 26 | Schwanzkupieren | 4 2015

Fazit Die AMA-Gütesiegel-Richtlinie Schweinehaltung fordert hinsichtlich „Schwanzkupieren“ die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften. Die Optimierung der Haltungsumwelt und organisches Beschäftigungsmaterial sind Grundlage für die Produktion. Durch einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere soll das Auftreten von Schwanzbeißen zumindest reduziert werden. Diese Forderung und das Ausmaß des Schwanzkupierens von max. der Hälfte des Schwanzes werden von den Kontrollorganen im Rahmen der AMA-Gütesiegel-Kontrolle geprüft und dokumentiert.

Georg Urban, Qualitätsmanagement Landwirte Rind und Schwein, AMA Marketing

Organisches Beschäftigungsmaterial entsprechend den Bedürfnissen der Tiere anbieten. Quelle: VÖS


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Aktuelle Forschungsaktivitäten Spermaqualität wird laufend verbessert Die Besamungsstationen Steinhaus, Hohenwarth und Gleisdorf als Mitglieder des internationalen Forschungsverbundes FBF (Förderverein Bioökonomieforschung) haben sich dazu verpflichtet an regelmäßigen Spermaqualitätsüberprüfungen teilzunehmen. Ziel ist es die Qualitätsstandards des Spermas von unabhängigen Referenzlabors zu überprüfen und das Qualitätsniveau mit den anderen FBF Mitgliedern (26 Besamungsstationen in Deutschland und der Schweiz) zu vergleichen. Die Ergebnisse des aktuellen Monitorings haben gezeigt, dass sich die Spermaqualität auf einem sehr hohen Qualitätsniveau bei allen Mitgliedern noch weiter verbessert hat. 2015 haben 98,8% der Proben die FBF Standards von 1,8 Mrd. Spermien pro Tube mit 80ml Volumen und einer Spermienmotilität von 65% nach 72 Stunden erfüllt. Auch die über die Routinediagnostik hinausgehenden spermienmorphologischen Untersuchungen bestätigen die laufende Verbesserung. Beim Hygienecheck wird die bakterielle Kontamination in den Tuben und im Labor erfasst und auf mögliche Antibiotikaresistenzen überprüft. Auch hier bestätigen die Ergebnisse das hohe Hygieneniveau der FBF Mitgliedsstationen. Dr. Peter Knapp

Schweinezüchter aktiv gegen Atemwegserkrankung Die Tierzucht ist neben der Haltung und Fütterung ein wichtiges Instrument, um die Tiergesundheit und das Tierwohl zu verbessern. Diese Verantwortung nehmen die im Förderverein Bioökonomieforschung e.V. (FBF) gebündelten Organisationen der Schweinezucht und -besamung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr ernst. Sie engagieren sich im Projekt „PleuroRes - Genmarker zur Resistenzzüchtung gegen Pleuropneumonie beim Schwein“, das im März 2015 startete. Das Forschungsprojekt wird vom deutschen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für drei Jahre gefördert. Das Vorhaben richtet sich gezielt gegen die durch App-Bakterien (Actinobacillus pleuropneumoniae) hervorgerufene Lungenentzündung, die in der Schweinehaltung weltweit eine häufige Ursache für Atemwegsprobleme ist. Mit den inzwischen verfügbaren molekulargenetischen Technologien sollen im Projekt Genmarker identifiziert werden, mit deren Hilfe schließlich resistente Schweine gezielt selektiert werden können. Die züchterische Nutzung von Resistenzen in der Schweinezucht ist sehr komplex. So unterstützt der FBF bereits seit 2005 die Grundlagenforschung im Bereich der Atemwegserkrankungen.

Auf diesen Ergebnissen baut das Projekt PleuroRes auf. Insgesamt ist es für die Züchter also ein langer Weg bis zum „resistenten Schwein“. Doch er wird sich lohnen, denn über die Zuchtprogramme der beteiligten Organisationen können die Projektergebnisse flächendeckend in den jeweiligen Schweinepopulation verbreitet werden. Wenn den Projektpartnern die zuverlässige Selektion resistenter Tiere gelingt, ist das ein entscheidender Schritt für mehr Tiergesundheit, ein großes Plus für das Tierwohl und ein deutlicher Beitrag zur Reduktion des Arzneimitteleinsatzes. Die PleuroRes Projektpartner vereinen in idealer Weise Kompetenzen aus Veterinärmedizin, Mikrobiologie, Molekulargenetik und praktischer Tierzucht. Projektkoordinator ist Prof. Dr. Dr. Gerald Reiner von der Justus-Liebig-Universität Gießen. Weitere Partner sind die Tierärztliche Hochschule Hannover, die Technische Universität München und die über den FBF gebündelten Organisationen. Der FBF ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und Verbänden in der Tierzucht und Besamung mit dem Ziel der gemeinsamen, praxisnahen Forschung. Dr. Inga Schiefler Gef. Förderverein Bioökonomieforschung

Dr. Martin Schulze und Dr. Karin Rüdiger vom Referenzlabor in Schönow/Berlin beim Qualitätscheck an der Besamung Steinhaus. Quelle: Knapp 4 2015 | Forschungsbericht | 27


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Lahmheiten bei der Sau schmerzhaft und teuer Lahmheiten und deren Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Produktivität der Sauen werden oft unterschätzt. Abhängig vom Aufstallungssystem findet man bei 10 % bis 15 % der Sauen in unseren Beständen mittelgradige bis schwere Lahmheiten1. Lahmheiten stellen den zweithäufigsten Abgangsgrund dar und haben einen empfindlichen Einfluss auf die Profitabilität des Betriebes. Lahme Sauen bewegen sich ungern, haben Probleme beim Aufstehen und Hinlegen. Dadurch kommt es zu doppelt2 so vielen Ferkelverlusten durch Erdrücken als bei fußgesunden Sauen. Auch andere Abschürfungen und Verletzungen (z. B. an der Schulter) werden dadurch begünstigt und verursachen Behandlungskosten. Schmerzen drosseln den Appetit und verleiden der Sau das Aufsuchen von Tränke und Futterplatz. Sie sind in der Rangordnung unterlegen und haben dadurch auch mehr Stress. Wenn die Sau dann letztendlich zum Schlachter muss, ist das ein weiterer finanzieller Verlust, denn schwerere Altsauen bringen mehr Schlachterlös. Besonders bei der Merzung von jüngeren Sauen (1.-3. Wurf), die ihr Leistungspotenzial noch gar nicht erreicht haben, entstehen höhere Remontierungskosten, die den Ertrag schmälern.

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Lahmheiten spielen also in verschiedene Betriebskennzahlen hinein: Remontierungsquote, Umrauschen, Leertage, Ferkelverluste, Tierarztkosten, etc.

Ursache Umwelt In erster Linie ist dem Stallboden Beachtung zu schenken. Scharfe Ecken und Kanten, hervorstehende Verschraubungen etc. können Gründe für Verletzungen an der Klaue sein. Es entstehen mechanische Schädigungen, wie Hornspalten oder Risse an der weißen Linie. Selbst bei einer korrekten Breite der Spalten kommt es bei der Verlegung der Platten manchmal zu größeren Spalten als erwünscht. Hier kann die Klaue hineinkippen und hängen bleiben. Aber auch schmale Gänge und enge Kurven oder Stufen erhöhen das Risiko von Klauenverletzungen. Dazu kommt vielleicht noch ein nasser oder rutschiger Boden, der einen sicheren Gang erschwert.


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Auch die Treibwege sollten regelmäßig auf solche Gefahren überprüft werden.

Ursache Klauenpflege und Management

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Oft wird das Problem erst erkannt, wenn die Sau ein Bein kaum mehr belastet und deutlich lahmt. Der schmerzhafte Prozess hat aber schon viel früher begonnen und bereits zu finanziellen Einbußen geführt. Zeitmangel und hohe Arbeitsbelastung können Gründe sein, dieses frustrierende Problem eine Zeit lang zu zu übersehen. Überlange Klauen führen zu abnormer Winkelung und starker Belastung von Sehnen und Bändern. Es entstehen lokale Blutungen am Koronarsaum und im Extremfall können überlange Klauen eine richtige Gehbehinderung darstellen. Auch die Afterklauen sollten auf die richtige Länge gekürzt werden, da sie besonders häufig durch hängen bleiben verletzt werden.

Waagrechte Hornspalten entstehen durch Hineinkippen in zu breite Spalten. Quelle: Strohmaier

Ein regelmäßiger Klauencheck, am besten in der Abferkelbucht, sollte ins routinemäßige Arbeitsprotokoll aufgenommen werden. Dazu gibt es verschiedene Boniturschemen, wie z.B. das SUS-Schema von Dr. Ziron3 oder das von Zinpro. Dazu werden die Klauen mit Hilfe einer Taschenlampe begutachtet und auch abgetastet, wenn die Sau liegt. Dokumentiert werden die unterschiedlichen Veränderungen und ihr Schweregrad. Bereits bei der Auswahl von Jungsauen sollte auf ein korrektes Fundament und gesunde Klauen geachtet werden. Gleich große, nicht zu eng stehende und mängelfreie Klauen sowie korrekte Beinstellung und Winkelung sind die Grundlagen für eine lange Nutzungsdauer. Wer schon einmal einen eingewachsenen Zehennagel hatte, der kann sich vielleicht vorstellen, wie sehr eine verletzte Klaue schmerzen muss, die noch dazu das gesamte Gewicht der Sau beim Gehen trägt. Aber nicht nur aus Gründen des Tierschutzes, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen sind Routinekontrollen der Klauengesundheit im Sauenbestand eine sinnvolle und empfehlenswerte Maßnahme. Hier kommt die Prävention tatsächlich günstiger als das in Kauf nehmen von Leistungseinbußen und Ausfällen. Dr.vet. Margit Strohmaier

Die Afterklauen sollten nicht den Boden berühren. Quelle: Strohmaier 1 Plym et al. (2011) Belgien, geht von 9,7 % im Durchschnitt aus, Green et al. (2010) England, fand 11 %, Leeb et al. (2010) fand in österreichischen Bio-Betrieben 14 %, die NAHMS Studie in den USA (2007) stellte 15 % mittel- bis hochgradig lahme Sauen in den Beständen fest. 2 Adaptiert nach Grandjot, Seminar „Klauengesundheit beim Schwein fördern“, Haus Düsse, Deutschland, 2006. 3 Prof. Dr. Martin Ziron, Fachhochschule Südwestfalen, Klauenprobleme bei Zuchtsauen in der Ferkelerzeugung (2009 -2011).

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Neue Exportservicestelle geplant Bundesminister Andrä Rupprechter und der Präsident des österreichischen Bauernbundes, Jakob Auer, setzten sich in den vergangenen Monaten intensiv dafür ein, die Exportzulassungen für österreichische Betriebe zu beschleunigen. Ganz in diesem Sinne begrüßte Bundesminister Andrä Rupprechter den chinesischen Minister für Lebensmittel, Bi Jingquan, in Neusiedl bei Hernstein, um gemeinsam einen heimischen Landwirtschaftsbetrieb zu besichtigen. Das Ziel ist die Chancen zu nützen, die der chinesische Markt für die österreichische Landwirtschaft bietet. Nun konnte ein wesentlicher Fortschritt verzeichnet werden: Landwirtschaftsministerium (BMLFUW), Gesundheitsministerium (BMG), Landwirtschaftskammer (LKÖ) und Wirtschaftskammer (WKÖ) legten einvernehmlich fest, gemeinsam ein „Büro für veterinärbehördliche Zertifizierung“ in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) einzurichten. Eine entsprechende Gesetzesvorlage wurde bereits an den Nationalrat übermittelt. Das Büro kann den Exportsektor tatkräftig entlasten: Es soll Vorarbeiten für Exportzertifikate – wie zum Beispiel veterinärbehördliche Fragebögen – erledigen. Außerdem ist geplant, exportinteressierte Schlacht-, Zerlegungs- und Verarbeitungsbetriebe im Vorfeld von Inspektionsbesuchen ausländischer Behörden (Audits) gemeinsam mit der WKÖ zu begleiten und zu unterstützen. Auch Seminare und Infoveranstaltungen für Exportinteressierte könnten in die Zuständigkeit dieser Exportservicestelle fallen. Der Export ist von großer Bedeutung für die österreichische Agrarwirtschaft.

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So stieg die Ausfuhr von Schweinefleisch (frisch, gekühlt oder gefroren) von 2013 bis 2014 trotz Russlandsanktionen um 10 Prozentpunkte auf 420,7 Millionen Euro. Besonders erfolgreich waren gefrorenes Schweinefleisch ohne Knochen, Bauchspeck und frischer oder gekühlter Schinken. Auch der ostasiatische Markt gewinnt für Österreich an Bedeutung, in Südkorea und Japan konnten die größten Zugewinne verzeichnet werden. Die Importsanktionen Russlands, sowie Währungs- und Nachfrageschwankungen im asiatischen Raum verschärften jedoch vor allem im ersten Halbjahr 2015 die Situation am heimischen Markt und in den Exportmärkten. Maßnahmen wie die Exportservicestelle oder die Exportinitiative des BMLFUW tragen maßgeblich dazu bei, die Exportwirtschaft zu unterstützen und Arbeitsplätze zu erhalten. Lebendtiere und tierische Erzeugnisse sind aufgrund ihrer guten Qualität nicht nur im EU-Ausland, sondern auch in nicht EU-Ländern sehr gefragt. Alle für den österreichischen Export wichtigen Drittländer verlangen bei der Einfuhr dieser

Produkte allerdings spezielle Veterinärbescheinigungen (Exportzertifikate). Nach intensiven Verhandlungen einigten sich die beteiligten Stellen in einem „Memorandum of Understanding“, dass die Exportservicestelle realisiert werden soll. Die entsprechende Änderung des Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetzes (GESG) befindet sich zurzeit im parlamentarischen Beschlussfassungsprozess. Danach soll die Servicestelle schrittweise umgesetzt werden. Für die heimische Lebensmittelwirtschaft sowie die österreichische Landwirtschaft sind stabile Absatzmärkte unverzichtbar. Nur eine effiziente Produktionsauslastung und die Veredelung der Primärprodukte sichern das wirtschaftliche Überleben der Betriebe. Die Exportservicestelle kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Prozesse für die Erschließung neuer Absatzmärkte in Drittländern zu beschleunigen.


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AMA-Gastrosiegel: Herkunftssicherung für Gastronomie und Hotellerie

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Immer mehr Gäste und Konsumenten wollen wissen, woher die Rohstoffe in den Speisen stammen. Mit der Einführung des AMA Gastrosiegels wurde diesem Trend nachgekommen, die Verwendung heimischer Produkte wird so nachvollziehbar gemacht. Das AMA- Gastrosystem ist ein Herkunftskennzeichnungssystem für landwirtschaftliche Rohstoffe. Es garantiert die transparente Kenn-

Das AMA-Gastrosiegel mit 1.300 Betrieben dient als verlässlicher Wegweiser für geprüfte Rohstoffherkunft. Quelle: AMA-Marketing

zeichnung von qualitativ hochwertigen, regionalen Produkten auf der Speisekarte. Der Gast kann somit auf einen Blick erkennen, aus welchen Rohstoffen das Gericht zubereitet wurde. Gastbetriebe, welche die Philosophie des regionalen Einkaufs umsetzen, erhalten mit der Zertifizierung eine besondere Wertschätzung, da Transparenz bei der Rohstoffherkunft Vertrauen schafft. Immer mehr Gastronomen kennzeichnen regionale Produkte in der Speisekarte. Auch die Bereitschaft, die Verwendung regionaler Zutaten regelmäßig kontrollieren zu lassen, nimmt laut einer AMAUmfrage zu. Mit dem AMA-Gastrosiegel machen schon 1.300 Betriebe die Rohstoffherkunft schon jetzt transparent. Ganz auf dem neuesten Stand ist auch die Präsentation des AMAGastrosiegels auf Facebook und Co. Unter www.facebook.com/ama.gastrosiegel gibt es News zum Thema Essen, Porträts von Mitgliedsbetrieben, Rezepte und Gewinnspiele. Besonders empfehlenswert ist das „Schmankerl- Navi“ für Smartphones. Damit lassen sich neben Ab-Hof-Betrieben und Bauernläden auch Bauernregale im Supermarkt und viele AMA-Gastrosiegel-Wirtshäuser österreichweit bequem mit dem Handy finden.

Anmeldung EU-weit geschützter Herkunftsangaben für Lebensmittel wird erleichtert EU-weit geschützte Herkunftsangaben (geografische Angaben und Ursprungsbezeichnungen) werden immer bedeutender für die österreichische Landwirtschaft und verarbeitende Betriebe. Wie beispielsweise beim Gailtaler Speck heben solche Angaben die regionale Herkunft von Lebensmitteln hervor und unterstützen die Konsumentinnen und Konsumenten bei ihrer Kaufentscheidung. Vertreterinnen und Vertreter der österreichischen Landwirtschaft wiesen in den letzten Monaten immer wieder darauf hin, dass das komplexe System für eine Anerkennung dieser EU-weit geschützten Herkunftsangaben in Österreich vereinfacht werden muss.

geltende EU-Recht in Bezug auf geschützte Herkunftsangaben und traditionelle Spezialitäten vereinfacht.

Auf Initiative von Bundesminister Andrä Rupprechter und dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer, Hermann Schultes, wurde nun nach langen Verhandlungen im Nationalrat eine Vereinfachung beschlossen. Mit dem EU-Qualitätsregelungen-Durchführungsgesetz wird das

Österreichische Produzentinnen und Produzenten werden geschützte EU-Herkunftszeichen einfacher und unbürokratischer anmelden können, um diese sowohl am Heimmarkt als auch im Export erfolgreich einzusetzen.

So ist mit dem Patentamt in Zukunft nur noch eine Stelle für die Abwicklung zuständig.

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Jung, dynamisch, engagiert ... ... und mutig genug, brisanten Themen auf den Grund zu gehen: So präsentierten sich die rund 300 Landwirtinnen und Landwirte im Francisco Josephinum in Wieselburg. Anlass dazu bot der „Bäuerliche Jungunternehmertag“, zu dem die Landjugend in Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium am Dienstag, 6. Oktober, einlud. Aktuelle Themen, hochkarätige Referenten und Erfahrungsaustausch standen dabei im Mittelpunkt. Sie standen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Rede und Antwort. Fixpunkte am „Bäuerlichen Jungunternehmertag“ waren Infovorträge zu den Förderungsmöglichkeiten für Junglandwirte, über neue Wege in der Agrarkommunikation, die richtige Unternehmensstrategie oder auch Erfahrungsberichte aus der Praxis seitens der Referenten.

Kompetenz & Know How Den Anfang machte dabei Stefanie Schloffer vom Campaigning Bureau mit ihrem Vortrag über „Neue Wege in der Agrarkommunikation“. DI Gerhard Salzmann, Förderungsexperte der LK NÖ, welcher auch schon im VÖS Magazin 02/2015 über die Investitionsförderung informierte, erläuterte die vielfältigen Förderungsmöglichkeiten. Den Kreis der kompetenten Referenten erweiterte Unternehmensberater Benno Steiner, welcher in seinem Vortrag auf strategische Unternehmensführung einging.

Das schaffen wir einerseits mit der Jungübernehmerförderung in der neuen GAPPeriode, und andererseits mit Veranstaltungen wie dem bäuerlichen Jungunternehmertag, bei dem Praktiker und Experten wertvolle Tipps geben“, so Bundesminister Rupprechter. Denn Weichenstellungen für die Zukunft sind gefragter als je zuvor, um marktfähig bleiben zu können. Innovation, Modernisierung und die direkte Ansprache der Konsumenten lauten hierbei die Zauberwörter der heutigen Zeit. Etwas, das die Junglandwirtinnen und Junglandwirte bereits erkannt haben und entsprechend umzusetzen wissen.

Zukunfts-Fit „Mit unserer Jugend werden unsere heimischen land- und forstwirtschaftlichen Betriebe zukunfts-fit, wovon auch die Bevölkerung am Land auf unterschiedlichste Art und Weise profitiert.“ Um dies der Bevölkerung vermehrt ins Bewusstsein zu rufen, braucht es allerdings entsprechende Maßnahmen. Dabei geht es laut Rupprechter, Pernkopf und Schultes vor allem darum, bei den Konsumenten ein realisti-

sches Bild der Land- und Forstwirtschaft zu zeichnen und Vorteile auf beiden Seiten transparent zu machen. In Niederösterreich kommt in diesem Zusammenhang der Initiative „Erlebnis Bauernhof“ eine Vorreiterrolle zu. „Mit dieser Initiative wollen wir schon bei den Konsumenten von Morgen den Dialog beginnen und Kindern unterschiedlicher Altersstufen einen Blick hinter die Kulissen der Landwirtschaft ermöglichen. Eine wichtige Funktion dabei nehmen auch angehende Hofübernehmer ein, die eine Schulklasse besuchen und von ihren Erfahrungen als Junglandwirte berichten“, so Pernkopf und Schultes. Ziel dieser Vorreiter-Initiative ist es, Landwirtschaft so herzuzeigen wie sie tatsächlich ist, um jungen Bäuerinnen und Bauern das Vertrauen und die Nähe der Konsumenten auch in Zukunft zu sichern. Vertrauen, das durch den Blick hinter die Kulissen durch persönliche Kontakte und Gespräche mit den Landwirten gestärkt werden soll. Presseaussendung der Landjugend Österreich

Über seine Erfahrungen als Jungunternehmer sprach DI (FH) Leopold Höller, danach rundeten die Lebens- und Sozialberater Susanne Fischer und Erhard Reichsthaler die Vortragsreihe ab. In der anschließenden Diskussionsrunde hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann Gelegenheit, mit den Referenten sowie mit Bundesminister Andrä Rupprechter, Landesrat Stephan Pernkopf und Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes zu diskutieren. „Fakt ist, dass wir der jungen Generation in der Land- und Forstwirtschaft praxistaugliche Unterstützungsmaßnahmen in die Hand geben müssen, um unsere bäuerlichen Familienbetriebe in unserem Land auch in Zukunft erhalten zu können.

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Großes Interesse der 300 TeinehmerInnen am „Bäuerlichen Jungunternehmertag“ auch an der Diskussionsrunde. Foto: LJÖ


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Onlinekurs des LFI hilft Tierkrankheiten bedeuten für Bäuerinnen und Bauern oft zusätzlichen Arbeitsaufwand, hohe Kosten und auch wirtschaftliche Einbußen. Nützen Sie den TGD-Onlinekurs „Biosicherheitsmaßnahmen am landwirtschaftlichen Betrieb – Wie schütze ich meinen Tierbestand vor Krankheiten“ um sich gezielt über Krankheitserreger und deren Übertragungsmöglichkeiten zu informieren. Denn dann ist es möglich, gezielte Maßnahmen zur Verhinderung von Krankheitsübertragungen auf den eigenen Tierbestand zu setzen und sich selbst und seinen Tieren viel Ärger zu ersparen. Der TGD-Onlinekurs kann in ca. 120 Minuten orts- und zeitunabhängig von Zuhause aus am Computer absolviert werden und vermittelt die wichtigsten theoretischen Grundlagen und praktische Hinweise zum Thema Biosicherheit. Weitere Informationen und eine kostenlose Demo finden Sie unter www.elearning.lfi.at

Info Anerkennung als Weiterbildungsveranstaltung TGD 2 Stunden für alle Tierarten, nach erfolgreichem Wissens-Check

Moderne Medien wie das Internet helfen den eigenen Tierbestand gesund zu halten. Foto: TGD

Voraussetzung/Ausstattung für die Teilnahme Computer oder Tablet mit aktuellem Browser (Internet Explorer, Firefox, …) und Breitbandinternetanbindung Kosten € 20,- Einführungspreis bis 31. August 2016 Anmeldung Beim jeweiligen LFI auf Bundeslandebene oder unter www.lfi.at Nach Anmeldung erhalten Sie Ihre persönlichen Zugangsdaten für die Lernplattform eLFI. Der Onlinekurs steht nach der Anmeldung 1 Jahr zur Absolvierung zur Verfügung. Die Teilnahmebestätigung kann nach Absolvierung des WissensCheck vom System ausgestellt werden.

BERUFSTITELVERLEIHUNG In feierlichem Rahmen fand am 8. September 2015 die Verleihung des Berufstitels „Ökonomierat“ bzw. „Ökonomierätin“ im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser-

wirtschaft statt. Bei dieser Gelegenheit wurde dieser Titel von Bundesminister DI Andrä Rupprechter auch an VÖS Obmann Walter Lederhilger vergeben. Wir gratulieren recht herzlich!

VÖS- Obmann ÖR Walter Lederhilger und seine Frau Brigitte nehmen die Auszeichnung von BM Rupprechter entgegen. Foto: BMLFUW Fuchs

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Rouladen mit marinierten Dörrzwetschken Zutaten für 4 Portionen

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Zubereitung Dörrzwetschken in 4cl Zwetschkenbrand 1 Stunde marinieren. Schnitzel zwischen der Frischhaltefolie behutsam klopfen und auf beiden Seiten salzen. Jedes Schnitzel mit zwei Zwetschken belegen, einrollen und mit Zahnstochern verschließen.

Foto: AMA

In einer Pfanne Öl erhitzen, Röllchen darin bei mittlerer Hitze rundum anbraten. Fleisch aus der Pfanne heben und beiseite stellen. Bratrückstand mir 4 cl Zwetschkenbrand und Suppe ablöschen. Von den Röllchen die Zahnstocher entfernen und durch Rosmarinzweige ersetzen. Röllchen in die Sauce legen und fertigdünsten.

8 Schweinsschnitzel (dünn geschnitten) 16 Dörrzwetschken (ohne Kerne) 2 EL ÖL 70 ml klare Suppe 12 Rosmarinzweige 8 cl Zwetschkenbrand Salz Zubereitungszeit: 40 Minuten (ohne Marinieren)

Tipp: Das Schnitzelklopfen zwischen einer Frischhaltefolie verhindert, dass die Fleischfasern verletzt werden.

... im VÖS RÄTSEL-Stall

Kennst du typisch österreichische Speisen vom Schwein? Hier verstecken sich 4 Namen von Speisen. Kreise sie farbig ein.

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SPOTMIX WELFARE – automatische Zuteilung von Beschäftigungsmaterial für Tiere Die EU Schweinehaltungsverordnung schreibt den Schweinehaltern vor, den Tieren Beschäftigungsmaterial zum Wühlen und Spielen anzubieten. Da zufriedene Tiere auch leistungsfähigere Tiere sind, ist diese Regelung grundsätzlich im Sinne der Tierhalter, jedoch verursacht die manuelle Verabreichung oft einen erheblichen Arbeitsaufwand.

Mit SPOTMIX WELFARE, einer Funktionserweiterung der bewährten Spotmix Multiphasen Fütterungsanlage, kann nun auch bedarfsgerecht und voll automatisch auf den Liegeflächen in den Buchten gehäckseltes Stroh, Sägespäne sowie pelletiertes Einstreu- und Wühlmaterial bis 30 mm Faserlänge in bedarfsgerechten Mengen ausgeteilt werden.

Die Dosierung erfolgt zeitgesteuert und vollautomatisch. Die Verteilung erfolgt pneumatisch. An jeder Futterstelle wird über einen Zyklon die Förderluft vom Beschäftigungsmaterial getrennt, sodass ohne wesentliche Staubentwicklung das Material auf die Liegeflächen der Buchten gefördert wird.

Spotmix Welfare ermöglicht die vollautomatische Verteilung von Beschäftigungsmaterial im Schweinestall und fördert damit das Wohlbefinden der Tiere. Quelle: Schauer

VÖS-Mitgliederversammlung 2015 Am 4.11.2015 fand die diesjährige Mitgliederversammlung des VÖS im Schloss Weinzierl des Francisco Josephinum Wieselburg statt. In diesem geschmackvollen Ambiente fanden sich viele Interessierte aus allen Bundesländern ein. Nach der Begrüßung durch Obmann ÖR Walter Lederhilger sprachen auch der Direktor des LFZ Francisco Josephinum,

HR DI Alois Rosenberger und der Vizepräsident der LK NÖ Otto Auer, Grußworte an die versammelten Besucher. Im Anschluss an die Berichte aus den Ausschüssen informierten AMA Marketingmanager Dr. Rudolf Stückler und Mag. Eduard Böhler über die neu konzipierte AMA Kampagne.

Die Mitgliederversammlung des VÖS fand 2015 im Schloss Weinzierl statt. Quelle: VÖS

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