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duelle Beratung kaum möglich sein, sich für das Richtige zu entscheiden. Viel wichtiger als der Garantiezins sind für die Versicherten die laufende Überschussbeteiligung und der am Ende der Laufzeit gewährte Schlussüberschussanteil. Wieviel es am Ende über die Garantien hinaus an Leistungen gibt, ist der entscheidende Mehrwert und Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Versicherungsunternehmen. Die Ablaufrenditen setzen sich unterschiedlich zusammen (siehe Grafik). In der jetzigen Periode sinken sie seit vielen Jahren. Auswirkungen und Reaktionen Für die Versicherungsvermittler ist die Reform der Reformen ebenso wie für ihre Kunden eine riesige Herausforderung zum Jahreswechsel. Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute e. V. (BVK), Michael H. Heinz, beantwortet die Frage nach den Konsequenzen des LVRG für Kunden und Vermittler: „Das Lebensversicherungsreformgesetz hat weitreichende Auswirkungen. Negativ für die Kunden ist, dass für ab dem 1.1.2015 abgeschlossene Verträge ein Garantiezins von nur noch 1,25 % gilt. Auf der anderen

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Es ist unerlässlich, privat für das Alter vorzusorgen, weil die gesetzlichen Renten immer geringer ausfallen werden.

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Seite steigt die Beteiligung der Kunden an den Risikoüberschüssen von 75 auf 90 %, und durch die Absenkung des höchsten Zillmer-Satzes entstehen bei Verträgen, die vorzeitig gekündigt werden, höhere Rückkaufswerte. Für die Vermittler ist es aufgrund der Garantiezinssenkung natürlich noch schwieriger, Lebensversicherungen zu vermitteln. Hinzu kommt, dass in der Bevölkerung der Konsum einen höheren Stellenwert hat als die Altersvorsorge. Darüber hinaus versuchen viele Unternehmen unter Berufung auf die Absenkung des Zillmer-Satzes Provisionen bzw. Courtagen zu senken, obwohl das LVRG nichts dafür hergibt. Sie wälzen die sich

Jubiläum

Die Gesamtverzinsung einer Lebensversicherung ... setzt sich zusammen aus Garantien und Überschüssen. Zusammensetzung der Gesamtverzinsung

Marktdurchschnittliche Gesamtverzinsung*

5% Schlussüberschuss

4%

laufende Überschussbeteiligung

3%

Höchstrechnungszins (Garantiezins)

Schlussleistungen Laufende Verzinsung Zinsniveau 10-jähr. Bundesanleihen (Jahresdurchschnittswerte)

5,10 5,00 5,10 5,00 4,90 5,00 4,80 4,70 4,66

4,24

2% 1% 0%

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 *) Die Höhe der laufenden Verzinsung ist als Durchschnitt aller bestehenden Verträge dargestellt. Der Höchstrechnungszins variiert in den einzelnen Vertragsgenerationen. Für Neuverträge liegt er aktuell bei 1,75 %, ab 01.01.2015 bei 1,25 %.

Quelle: Assekurata © GDV – Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft

für sie daraus ergebenden Nachteile auf die Vermittler ab, die somit doppelt belastet sind. Einmal durch die sinkende Anzahl an Verträgen und zum anderen durch gesenkte Provisionen.“ Auf Seiten der Versicherungsunternehmen war die Reaktion bis Anfang Dezember 2014 nicht sicher. Jetzt haben aber doch die ersten Versicherer offiziell Stellung bezogen. Der Marktführer Allianz senkt demnach die laufende Verzinsung (inklusive der Überschussbeteiligung) ab dem Jahr 2015 auf 3,4 Prozentpunkte. Im laufenden Jahr 2014 sind es noch 3,6 %. Die gesamte Verzinsung, zu der am Ende der Vertragslaufzeit noch der SchlussüberschussAnteil hinzukommt, liegt ab 2015 bei 4,0 %. Im laufenden Jahr 2014 sind es noch 4,2 %. Die Allianz Lebensversicherung betonte, dass sie die Anteile am Schlussüberschuss stabil gehalten habe, um die Vertragstreuen angemessen an den Gewinnen zu beteiligen. „Die Vier vor dem Komma für die Verzinsung der Verträge unserer Kunden steht. Damit setzen wir ein Zeichen. Eine Rentenversicherung der Allianz lohnt sich“, sagt Dr. Markus Faulhaber, Vorstandsvorsitzender der Allianz Lebensversicherung AG. Der Hintergrund für die Absenkung der laufenden Verzinsung um 0,2 Prozentpunkte sei dem Marktführer nicht leicht gefallen, aber ein Lebensversicherer müsse auf die lang anhaltenden Niedrigzinsen im Markt verantwortlich reagieren. Das Zinsniveau von Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren habe sich nahezu halbiert und sei von Jahresbeginn 2014 bis Ende November 2014 von 1,95 auf 0,77 Prozentpunkte gesunken. Das Engagement in Rentenpapiere sei für deutsche Lebensversicherer ein Pflichtpro-

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gramm. In der Kür werden Versicherer wie die Allianz und andere Marktteilnehmer sich zukünftig wieder stärker in Aktien engagieren, um mittel- und langfristig für die Kunden von steigenden Kursen profitieren zu können. Zukunft der Lebensversicherung Die deutsche Assekuranz hat schon schlimmere Herausforderungen, wie Währungsreformen und Krisen an den Finanzmärkten, erfolgreich bewältigt. Das muss die Branche jetzt wieder leisten, denn zur Bekämpfung der Altersarmut gibt es zur Lebensversicherung keine biometrische Alternative. „Wenn etwas 125 Jahre währt und sich während dieser langen Zeit bewährt, dann kann es sich im Großen und Ganzen nur um eine Erfolgsgeschichte handeln“, betonte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in ihrer Rede zum 125-jährigen Jubiläum der Deutschen Rentenversicherung Anfang Dezember 2014. Sie stellte aber auch klar: „Ohne ergänzende private und betriebliche Altersvorsorge wird es zukünftig wohl nicht gehen.“ Fazit: Nach der Reform ist vor der Reform. d.braun@visavis.de

Der Autor Dietmar Braun ist Spezialist für Assekuranz und Banken. Nach mehrjähriger Berufspraxis in der Versicherungswirtschaft lehrt er heute als Hochschuldozent an der Hochschule Heilbronn (HHN) und an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Stuttgart. Als Fachjournalist machte sich Braun unter anderem in Print- und Onlinemedien wie Versicherungsmagazin und Finanzwelt einen Namen.

Seit 125 Jahren gibt es nunmehr die Gesetzliche Rentenversicherung – ein stolzes Jubiläum. Ihre Gründung im Jahr 1889 markiert einen Epochenwechsel der sozialen Sicherung, an den es zu erinnern lohnt: Mit dem „Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz“, das neben der bestehenden gesetzliche Kranken- und Unfallversicherung einen weiteren wichtigen Baustein in der Geschichte der Deutschen Sozialversicherung bildete, wurde damals eine richtungsweisende Entscheidung getroffen, die das System der Alterssicherung bis heute prägt. In der Anfangszeit der gesetzlichen Rente verhinderten hohe Hürden die Rentenleistung. Vorrang hatten zunächst die Invalidenrenten. Die Altersrente wurde erst ab dem 70. Lebensjahr gewährt – bei einer damaligen Lebenserwartung, die weit darunter lag. So hatte die gesetzliche Rente eher eine Ergänzungsfunktion, im Alter zum Lebensunterhalt beizutragen. Erst mit der ersten Rentenreform 1957 wurde der Weg freigemacht, die Renten als Lebensstandard sichernde Leistungen mit Lohnersatzfunktion fortzuentwickeln. Mittlerweile haben die betriebliche Altersversorgung und die private Vorsorge aus Lebensversicherungen in dem heutigen Drei-Säulen-System die bisherige Ergänzungsfunktion übernommen. Mit der Änderung der Formel zur Rentenanpassung (Demografiefaktor) und der Einführung einer staatlichen Förderung der kapitalgedeckten Zusatzvorsorge (RiesterRente) wurden zuletzt die Weichen der Gesetzlichen Rentenversicherung neu gestellt. Die Entwicklung der Renten blieb fortan hinter der Lohnentwicklung zurück. Zum Ausgleich des sinkenden Rentenniveaus wurde daraufhin beschlossen, die kapitalgedeckte Altersvorsorge zu stärken. Spätestens seit Umsetzung dieser Reformen sind umlagefinanzierte und kapitalgedeckte Vorsorge eng verbunden. Und es ist klar geworden: Damit die Rentenpolitik zukunftsfähig bleibt, bedarf sie einer ausgewogenen Balance zwischen Solidarität und Eigenverantwortung.


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