[Umrisse] 1/2003

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Editorial Neues Bauen … »Baukultur muß (…) auf dem Respekt vor der Geschichte oder eben der Achtung vor historischer Baukultur gründen, im Zweifel immer erst einmal gegen Abriß und für Stehenlassen eintreten. Dies gilt auch für die Bauerzeugnisse unserer jüngeren Vergangenheit. Denn es gibt keinen Grund zu der fortschrittsoptimistischen Annahme, daß fortgesetzter Abbruch und Neubau künftig beständigere und dauerhaftere Resultate zeitigen könnten als in der Vergangenheit. Wenn es richtig ist, daß wir aus unserer Vergangenheit lernen können und wollen, dann müßten wir beispielsweise auch korrekturbedürftige Fehlentwicklungen der Nachkriegsmoderne abstellen, ohne sie abzuräumen oder eben ihre Fehler durch permanenten Rück- und Raubbau am Bestand zu wiederholen.« Zu Anfang eines Jahres schaut man natürlich am liebsten nach vorne, versuchen die meisten wohl eher, zündende Ideen, lukrative Perspektiven und zugkräftige Strategien zu entwickeln als sich mit früheren Fehlern, eingefleischten Gewohnheiten oder ärgerlichen Versäumnissen zu beschäftigen. In einem solchen Moment, insbesondere aber in einer Zeit, in der ein durchaus aufregendes, weil ziemlich gewichtiges und zudem längst überfälliges Vorhaben an Relevanz gewinnt, bleibt es beinahe unabdingbar, sich seiner Wurzeln zu vergegenwärtigen, also in Erinnerung zu rufen, daß jede Form der Veränderung, des Fortschritts wie der Zukunftsorientierung per se auf einem soliden, begrifflich wie stofflich festen Fundament basiert. Und dessen Qualität wie Stabilität speisen sich nun einmal aus Wissen und Erfahrung, mithin aus der Bereitschaft zu stetem Forschen und Lernen, dem Aufspüren und Verorten von geschichtlichen Zusammenhängen wie dem Respekt vor deren baulichem Erbe. Einen vorgefundenen Kontext bloß als störendes Relikt, als unbequeme, möglichst schnell zu entfernende Restriktion oder gar als zu konservierendes Ideal aufzufassen, heißt demnach, die Realität zu verkennen, sich lediglich auf die Oberfläche zu beschränken und derart die Chancen auf Erhaltung und Weiternutzung jener Strukturen zu schmälern, zumal sie

nicht selten nur einer Ergänzung, der Modifizierung oder eben Umwandlung bedürfen, um heutigen Anforderungen zu genügen. Wer freilich nicht gewillt ist, das Alte mit dem Neuen zu konfrontieren, Bedeutung und Wesen der stählernen oder steinernen Zeugen vergangener Epochen zu hinterfragen und ihre Existenz als eine ebenso wünschenswerte wie notwendige Gelegenheit zur intensiven Auseinandersetzung, zu vielschichtigen Analysen und mannigfaltigen Interpretationen zu betrachten, kann letztlich auch keine schlüssigen Antworten geben, weder angemessene Lösungen formulieren noch einleuchtende Konzepte anbieten. Da in den nächsten Monaten einige entscheidende Etappen »Auf dem Weg zur Nationalen Stiftung Baukultur« absolviert werden sollen, deren Gründung ja ein echtes Novum darstellt, erscheint es nicht ganz unangebracht, gerade in Ausgabe 1·2003 der [Umrisse] eine Position zu zitieren, die in fast exemplarischer Weise auf den Inhalt des Heftes hinzuweisen vermag: auf das breite Spannungsfeld, das große Spektrum von divergierenden Interessen und Vorstellungen, in dem sich das »Neue Bauen in einer 2000 Jahre alten Stadt« behaupten muß. Über Jörg Haspels Ausführungen, die den inzwischen versandten Beratungsunterlagen zum ersten Konvent entstammen, läßt sich zwar bestens streiten, vor dem zugehörigen Resümee braucht indessen niemand zurückzuschrecken, zeigt er in seinem versöhnlichen Schlußsatz doch, »wie eng der Grundwert der Nachhaltigkeit mit dem Grundwert der Geschichtlichkeit zusammengeht.« Welche Planungen und Projekte jüngeren Datums diesen hohen Anspruch erfüllen, was sie auszeichnet und warum sie »ausgerechnet« in Regensburg zu finden sind, thematisieren die nachfolgenden Seiten – und umreißen damit das Profil einer Stadt, in der sich historische und moderne Elemente zu wahrlich beeindruckenden Beispielen für eine zeitgenössische Baukunst von erheblicher Dauerhaftigkeit vereinen. Michael Wiederspahn

[Umrisse]


Inhalt Regensburg – Neues Bauen in einer 2000 Jahre alten Stadt

4] Vorworte

Planungskultur

Stadtentwicklung

Freiräume

Neue Stadtquartiere

Bauen im Bestand

Stadt im Wandel Hans Schaidinger

6

Das Zentrum Ostbayerns Günter Stöberl

7

Alles Bauen ist öffentlich Kurt Werner

8

Der Gestaltungsbeirat Hannelore Deubzer, Tanja Hoffmann

12

Architekturkreis Regensburg Ulrich Dotter, Siegfried Dömges

15

Runde Tische und Zukunftswerkstätten Ursula Ammermann, Brigitte Gans

16

PlanungsDialoge Christine Grüger, Ingegerd Schäuble

18

25 Jahre Stadtentwicklungsplan Hans-Joachim Pfeiff

22

High-Tech-Standort an der Donau Dieter Daminger, Toni Lautenschläger

24

Eine Stadt in Bewegung Thomas Feig

26

Öffentliche Räume Peter-Jonas Doerfler

28

Freiflächen in der Altstadt Lydia Lehner, Franz Robold

31

Die Verbindung von Altstadt und Hauptbahnhof Ingrid Burgstaller, Michael Gebhard

34

Brücken sind öffentliche Räume Kurt Werner

36

Die rote Stadt Hannelore Deubzer

42

Entwicklungsmaßnahme Burgweinting Karl-Heinz Bayer

44

Wohnen in Burgweinting Peter Krieger

46

Ein bedeutender Dienstleistungsstandort Siegfried Dömges, Christian Grayer

48

Verdichtetes Wohnen Ingrid Amann

50

Stadtquartier Galgenberg Hans Kohl, Wolf Auch

52

Die Bedeutung der Denkmalpflege Klaus Heilmeier

54

Die Sanierung der Altstadt Walter Schultheiss

56

Der Dom Gerhard Sandner

58


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Öffentliche Bauten

Wissenschaft

Rubriken

Haus an der Eisernen Brücke Jörg Homeier

60

Kostengünstiges Wohnen Klaus Kehrbaum

62

Vielfältige Wohnformen Klaus Nickelkoppe, Hans Teufl

64

Der Posthof Sebastian Schumann

68

Die Ganghofersiedlung Georg Götze, Christian Hadlich

70

Die neue Mehrzweckhalle Manfred Brennecke

72

Ein Modekaufhaus Katrin Kern

74

Ein modernes Turmhaus Manfred Blasch

76

Ein Doppelturm Peter Kulka

78

Die Landeszentralbank Rolf Hoechstetter

79

Anders ist normal Simon Wetzel

80

Die Pfarrkirche St. Franziskus Ulrich Königs

82

Stadttheatersanierung Michael Hermann

85

Das Velodrom Albert Payer

88

Die Universitätsentwicklung Thomas Wolf

90

Das Klinikum der Universität Karl Stock

92

Das Bezirksklinikum Hans Peter Haid

95

Fachhochschule Regensburg Manfred Blasch

99

CityView Joachim Lenz

101

Neue Produkte und Verfahren

102

Nachrichten und Veranstaltungen

110

Termine

113

Impressum

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Stadt im Wandel

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Qualität als Zukunftsmodell

Aus einer überwiegend landwirtschaftlich geprägten Grenzregion und einem Oberzentrum, das mehr durch seine historischen Werte als durch dynamische Wirtschaftskraft auffiel, ist ein aufstrebender Wirtschaftsstandort geworden, der sich sogar im internationalen Wettbewerb profiliert. Regensburg ist heute eine Stadt mit großen Chancen: Die Hauptstadt der Oberpfalz ist die viertgrößte Stadt Bayerns, Hochschulstandort, Bischofsstadt, Sitz der Regierung der Oberpfalz und vieler überregionaler Dienststellen und Behörden. Im Landesentwicklungsplan Bayerns ist Regensburg als Oberzentrum sowie als Wirtschafts- und Versorgungsmittelpunkt der Region mit einem Verdichtungsraum von über 300.000 Einwohnern eingestuft. An drei Hochschulen mit zur Zeit über 20.000 Studenten wird die Vernetzung von Wissenschaft, Kultur, Forschung, Wirtschaft und gesellschaftlichem Umfeld gezielt vorangetrieben. Die wirtschaftliche Struktur der Stadt und der Region wird, wie bei den meisten Großstädten nachindustrieller Prägung, vor allem vom Dienstleistungssektor bestimmt. In Regensburg besteht eine gesunde Mischung von Klein-, Mittel- und Großbetrieben, mit einer grundsätzlichen Orientierung hin zum Mittelstand. Die Industrie umfaßt hauptsächlich die Bereiche Elektro-, Fahrzeug- und Maschinenbau; Regensburg stellt aber deutschlandweit mit der Biotechnologie, der Mikrosystemtechnik, der Informationstechnologie und anderen Zukunftstechnologien eine der ersten Adressen für zukunftsweisende High-Tech-Betriebe dar. Belegt wird der Erfolg dieses Konzeptes durch den Anstieg der Bevölkerung seit 1990 um über 10.000 Personen auf 147.000 Einwohner und der Arbeitsplätze im selben Zeitraum um etwa 15.000 auf deutlich über 100.000 Beschäftigte.

[Umrisse]

Der Schwerpunkt der städtebaulichen Maßnahmen liegt zur Zeit auf der Innenentwicklung, parallel mit dem Ziel der Stärkung des tertiären Sektors. Als aktuelles Beispiel kann die Bebauung an der Friedenstraße, direkt südlich an die Altstadt angrenzend, genannt werden. Hier entstanden und entstehen in der Innenstadt, teilweise auf ehemaligen Bahnflächen, gleich mehrere hochinteressante Projekte, die an der Entwicklungsachse Universität–Altstadt liegen und somit das Zentrum stärken. Angefangen beim 2002 eröffneten Einkaufszentrum »Arcaden« über den Neubau der Galgenbergbrücke mit einer Erweiterungsmöglichkeit für eine Stadtbahnbrücke, dem Ausbau der Friedenstraße, dem Neubau bzw. der Sanierung von Dienstleistungsgebäuden wie dem Posthof bis hin zu einem Fußgängersteg über die Bahnanlagen und der Sanierung des Bahnhofsgebäudes werden derzeit gleich mehrere wichtige Bausteine der Innenentwicklung realisiert. Daneben sind als Hochbauten unter anderen die Stadttheater- und Velodromsanierung anzuführen. Die Neugestaltung von Straßen und Plätzen, zum Beispiel die Maximilianstraße, die Stadtamhofer Hauptstraße und der Kassiansplatz sowie die zur Zeit im Bau befindliche Nibelungenbrücke ergänzen die zukunftsweisenden Projekte im öffentlichen Stadtraum. Schließlich ist als bedeutendes Projekt zur Konsolidierung und Entwicklung des Stadtgebietes die Entwicklungsmaßnahme Burgweinting zu nennen. In diesem südöstlichen Stadtteil entsteht seit 1983 ein Stadtquartier, das sowohl attraktive Wohnungen und preisgünstiges Bauland als auch gut erschlossene und vernetzte Industrie- und Gewerbeflächen bietet. Damit ist eine Entwicklungsphase umrissen, wie sie in der langen Geschichte der Stadt in diesem Tempo noch nicht vorgekommen ist. Es liegt auf der Hand, daß diese Entwicklung der Stadt einen verantwortungsvollen und angemessenen Umgang mit den kulturellen und städtebaulichen Ressourcen wie zum Beispiel

Stadtlandschaft und historischer Bausubstanz erfordert. Die Qualität der baulichen Gestaltung hat in diesem Zusammenhang einen hohen Stellenwert in der Stadt. Gezielt gefördert wird sie durch eine breite Öffentlichkeitsarbeit, kooperative Bürgerbeteiligungen, vorbildhafte öffentliche Bauten, die seit vier Jahren institutionalisierte Beratungsarbeit des Regensburger Gestaltungsbeirates, kontinuierliche Auslobung von städtebaulichen und architektonischen Wettbewerben und eine offene Stadtverwaltung. Sehr erfreulich ist dabei das hohe Engagement der örtlichen Architektenschaft und Investoren bzw. Bauherren. Ziel unserer Stadtpolitik ist es, unseren hohen baukulturellen Anspruch als weichen Standortfaktor auch in Zeiten knapper werdender Finanzen weiter zu fördern, damit er in der Stadtgesellschaft noch mehr bewußt werden kann. Trotz der insgesamt positiven Entwicklung sind nach wie vor energische Schritte erforderlich, um die vorhandenen Kräfte in der Region noch stärker zu bündeln und die Standortqualität kontinuierlich weiter zu erhöhen. Mit dem vorliegenden Heft liegt ein facettenreicher Querschnitt der aktuellen Regensburger Planungs- und Bauvorhaben vor. Die gezeigten Projekte stehen gleichermaßen beispielhaft für die dynamische Entwicklung der Stadt und die Qualität der baulichen Gestaltung. Sie zeigen aber auch, welche vielfältigen und interessanten Aufgaben in einer Stadt mittlerer Größe anstehen. Gerade die kleineren und mittleren Großstädte haben beste Chancen, ihre Zukunft erfolgreich zu gestalten. Hans Schaidinger Oberbürgermeister der Stadt Regensburg


Das Zentrum Ostbayerns

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Motor der Region

Das fast 2.000jährige Regensburg hat in seiner langen Geschichte bereits fast alle Stadien durchlaufen, die einer Stadt zukommen können. Regensburg begann als keltische Siedlung, war jahrhundertelang eine bedeutende Garnisonsstadt für eine römische Legion, stieg auf zur Metropole des ostfränkischen Reiches, war im Hochmittelalter eine der großen Städte des Reiches, bedeutende Handelsmetropole, freie Reichsstadt über mehr als 550 Jahre hindurch. Mit der Beherbergung des Immerwährenden Reichstages von 1663 bis 1806 wird Regensburg, zumindest auf dem Papier, Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Ein Machtzentrum wurde Regensburg dadurch nicht, regiert wurde in Wien oder in den Hauptstädten außerhalb des Reiches. Mit dessen Auflösung 1806 wurde Regensburg für kurze Zeit ein bedeutungsloses Fürstentum, seit 1810 gehört sie zu Bayern und erhielt den Status einer bedeutungslosen Provinzstadt, auch wenn sie später Sitz der Regierung des Bezirkes Oberpfalz wurde. Erst seit ca. 30 Jahren schickt sich Regensburg an, eine Rolle als Oberzentrum für den ihr zugewachsenen Raum im Osten Bayerns wahrzunehmen. In diese Rolle findet sich die Stadt, die jahrhundertelang eine reichsstädtische Insel, umgeben vom Herzogtum Bayern, war, nur sehr zögerlich. Andererseits akzeptiert auch der ostbayerische Raum, der seinerseits auf mehrere kleinere Zentren fixiert war, nicht zuletzt gezwungenermaßen durch die mangelhafte Verkehrserschließung, den Bedeutungszuwachs Regensburgs bloß allmählich. Der Bedeutungszuwachs Regensburgs seit den 1970er Jahren beruht auf mehreren Faktoren. Zum einen war die Errichtung der vierten Landesuniversität bei gleichzeitigem Ausbau der Fachhochschule der Grundstein für eine positive Stadtentwick-

lung. Zugleich setzte man sich mit dem Stadtentwicklungsplan von 1977 das ehrgeizige Ziel, Motor der Regionalentwicklung zu werden, durch eine intensive Anstrengung einen Wandel von einer behäbigen Beamten- und Verwaltungsstadt hin zu einer modernen Industriestadt zu erreichen. Die Ansiedlung zahlreicher großer Firmen wurde genauso energisch betrieben wie die Förderung kleiner und mittlerer Betriebe im produzierenden Bereich. Die Zahlen sprechen für sich. Neben dem Ausbau des produzierenden Bereiches unternahmen Stadt Regensburg und Wirtschaft im Zusammenwirken mit den Hochschulen erhebliche Anstrengungen, die Bedeutung von Regensburg als Forschungs- und Entwicklungsstadt zu fördern. Das Ergebnis langjähriger Bemühungen kann sich sehen lassen. Heute zählt die Region Regensburg in Deutschland zu den dynamischsten Regionen.

Dies seien nur ausgewählte Beispiele jener Anstrengungen. Auch auf anderen Gebieten, im Handel, im Fremdenverkehr usw., war die Stadt nicht minder aktiv. Die Belege dafür finden sich in den Zahlen der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und der Entwicklung der Wirtschaftskraft selbst im Vergleich mit den anderen bayerischen Städten.

High-Tech-Regionen in Deutschland © Prognos-Institut

In Zukunft wird es allerdings notwendig sein, daß die Stadt, die Region, ja ganz Ostbayern intensiver zusammenwirken, um in einem größer werdenden Europa ein stärkeres Gewicht einzubringen. Nur dann kann der sich verschärfende Konkurrenzkampf der Standorte um die Verteilung der sich ergebenden Potentiale erfolgreich bestanden werden. Regensburg ist gut gerüstet, Regensburg ist zur Kooperation bereit, Regensburg will Motor bleiben.

Beschäftigte Ingenieure in Regensburg, Bayern und Deutschland © BfA

Dr. Günter Stöberl Planungs- und Baureferent Stadt Regensburg

[Umrisse]


Alles Bauen ist öffentlich

8]

Stadtplanung in Regensburg

Innenentwicklung als Daueraufgabe

Stadt im Wandel »Der Grundriß alter Städte enthält die Grundrisse vieler Städte.« Diese Aussage von Rudolf Schwarz trifft für viele historische Städte Europas zu. Regensburg, vor knapp 2.000 Jahren als römisches Legionslager am nördlichsten Punkt der Donau gegründet, besteht aus Schichtungen und Erweiterungen urbaner Bereiche, die im Laufe der Zeit aufeinander gefolgt sind. Übereinander und nebeneinander liegen die Stadt der Römer, der Romantik, der Gotik, der Renaissance etc. bis Ende des 19. Jahrhunderts. Die ständige Bautätigkeit innerhalb der ehemals von Stadtmauern auf 120 ha begrenzten Stadt erstreckte sich auf die Erhaltung, Verdichtung und Überformung des Bestandes, dessen Vielfalt der Baustile sich bis heute bei Erneuerungsmaßnahmen bilderbuchmäßig ablesen läßt. Erst durch die Stadt der Moderne im 20. Jahrhundert erfolgte die massive Erweiterung in die Fläche. Das Altstadtensemble mit einem Umgriff von 1,8 km2 mit derzeit 15.000 Bewohnern und knapp 20.000 Arbeitsplätzen hat europäischen Rang. Die besondere Bedeutung der Regensburger Altstadt liegt in ihrem hohen bauhistorischen und städtebaulichen Wert. Ende der 1950er Jahre wurden im Zusammenhang mit der damals beginnenden Sanierung der sehr dicht bebauten Altstadt zukunftsweisende städtebauliche Konzepte mit dem Ziel entwickelt, einerseits den Anforderungen einer modernen Großstadt gerecht zu werden und andererseits die einzigartigen historischen Werte zu erhalten. Durch die Universitätsgründung 1963, den Bevölkerungsanstieg auf ca. 145.000 Einwohner und eine überdurchschnittliche Ansiedlung von Wirtschaftsunternehmen erfuhr die Stadt sowohl eine deutliche Vergrößerung als auch starke wirtschaftliche und kulturelle Impulse.

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Seit Beginn der 1990er Jahre bildet neben der kontinuierlichen Altstadtsanierung die Innenentwicklung einen neuen Schwerpunkt der Stadtplanung. Dabei wird, unter der Zielsetzung eines verantwortungsbewußten ökologischen Städtebaus, vorrangig eine Verdichtung innerhalb des bestehenden Stadtgefüges angestrebt. Für die Schaffung attraktiver Lebensräume in dichter urbaner Bebauung besitzt die in Schichten »gewachsene« Altstadtstruktur noch immer Vorbildcharakter. Bis heute ist sie ein lebendiges Funktionselement innerhalb der modernen Großstadt Regensburg und markiert den Kern ihrer Identität. Die Altstadt ist größter Einzelhandels- und Dienstleistungsschwerpunkt mit oberzentraler Bedeutung. Diesen strategisch zu stärken und zukunftsfähig zu gestalten ist das vorrangige Ziel der Stadtplanung in Regensburg. Priorität bei der Innenentwicklung haben die unmittelbar angrenzenden Gebiete im Süden, Osten und auf den Wöhrden im Norden der Altstadt. Hier können in unmittelbarer Nähe zum historischen Zentrum oberzentrale Funktionen, die in der Altstadt keinen Raum mehr finden, untergebracht werden und diese stärken. Mit dem Bebauungsplan Friedenstraße werden nun die innerstädtischen, brachliegenden Bahnflächen baulich nutzbar gemacht und gleichzeitig die stadtentwicklungsplanerischen Zielvorstellungen mit dem »Sprung über die Bahn« zur Stärkung des Dienstleistungsbandes Klinikum–Universität– Fachhochschule–Stadtquartier Galgenberg–Friedenstraße–Bahnhof–Altstadt umgesetzt. Auch der Ausbau des Güterverkehrszentrums mit der Verknüpfung von Schiene, Straße und Wasserweg einschließlich der Umstrukturierung des Westhafens sowie die Verbesserung des ÖPNV-Angebots für die Gesamtstadt und der Vernetzung mit der Region durch eine S-Bahn-kompatible Stadtbahn sind wichtige Bausteine der Innenentwicklung. Sie basieren auf der Umsetzung einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen, die nur in einem längeren Zeit-

raum von mehreren Jahren oder Jahrzehnten realisierbar waren bzw. sind. Die Innenentwicklung beschreibt daher keinen endgültigen Zustand, sondern ist ein ständiger Prozeß des gleichzeitigen Planens und Bauens, um eine urbane Vielfalt von Wohnen, Arbeiten, Handel und Kultur zu gewährleisten.

Wettbewerbe und interdisziplinäre Zusammenarbeit Im Rahmen dieses Prozesses erfolgen seit über zwei Jahrzehnten die Konkretisierung von Planungszielen und die Qualitätsfindung in der Regel durch die Auslobung von Wettbewerben für alle wichtigen Baumaßnahmen und städtebaulichen Planungen. So bildet bis heute der bereits im Jahr 1982 ausgelobte Wettbewerb zur Neugestaltung von Straßen und Plätzen in der Altstadt eine gültige Grundlage für die kontinuierlich weiterentwickelte Ausformung der öffentlichen Räume. Dabei hat sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Stadtplanern, Ingenieuren, Architekten, Landschaftsarchitekten, Künstlern etc. sowohl während der Wettbewerbsbearbeitung als auch in der Umsetzung bewährt, wie die Vielzahl von realisierten und im Bau befindlichen Ergebnisse der Wettbewerbe Eiserne Brücke, Galgenbergbrücke, Nibelungenbrücke und der städtebaulichen Projekte Friedenstraße und Verbindungsbereich Hauptbahnhof–Altstadt zeigen.


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Leitbild Innenentwicklung Š Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

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Kooperative Bürgerbeteiligung

Gestaltungsbeirat und Öffentlichkeitsarbeit Regensburg gab sich 1998 einen Gestaltungsbeirat, der alle bedeutenden Projekte der Stadt begutachtet und sie hinsichtlich ihrer architektonischen und städtebaulichen Qualität wertet. In der Folge der Arbeit des Beirates bis Ende 2002 sind mehr als 87 Baumaßnahmen betreut und eindeutige Erfolge für die Stadtgestaltung erzielt worden. Hervorzuheben ist hierbei der Neubau eines Textilkaufhauses, der dem Ensemble Altstadt durch seine Volumetrie, Materialwahl und Fassadentextur eine neue Schicht als Zeugnis des eigenen Zeitalters hinzufügt und die Entwicklung positiv fortschreibt. Wichtige Voraussetzungen für die Berufung des Gestaltungsbeirates und seine erfolgreiche Arbeit waren insbesondere – positive Erfahrungen mit beratenden Beiräten bei der Realisierung der Stadtquartiere »Am Rennplatz« und »Siedlungsmodell Burgweinting Mitte«, – die Initiative eines erheblichen Teils der Architektenschaft im Rahmen des seit 1993 aktiven Architekturkreises Regensburg e. V. mit seinen vielfältigen Aktivitäten zur Förderung der Baukultur durch Vorträge, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, gemeinsame Fachexkursionen mit dem Stadtrat etc., – die vorbehaltslose Unterstützung, Betreuung und breite Öffentlichkeitsarbeit durch die Bauverwaltung, – die überwiegend öffentlichen Beiratssitzungen und die kontinuierliche Berichterstattung der Presse sowie – der politische Wille zur Förderung der Baukultur durch hochqualifizierte Beratung öffentlicher und privater Bauvorhaben im gesamten Stadtgebiet von einem unabhängigen Beratungsgremium aus renommierten auswärtigen Architekten.

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Die gesetzlich abgesicherten Beteiligungsmöglichkeiten im Bauplanungs- und Umweltrecht reichen bei immer komplexeren und abstrakteren Aufgabenstellungen nicht aus, um die Bürger in die Lage zu versetzen, Vorhaben und deren Planungsprozeß zu verstehen und ihnen ihre Möglichkeiten aufzuzeigen. Die Schwierigkeit, die Vielzahl konkurrierender öffentlicher und privater Belange zu einem »abgewogenen« Plan zusammenzufassen, ist kaum oder nur sehr schwer vermittelbar, zumal Stadtplanung und Architektur kein fester Bestandteil der Allgemeinbildung sind wie zum Beispiel Film, Musik, Literatur etc. Deshalb setzt die Stadt Regensburg in den letzten Jahren verstärkt auf eine kooperative Beteiligung im Planungsprozeß. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt werden in wichtigen Fragen aktiv mit eingebunden. Probleme und Konflikte können somit frühzeitig erkannt werden, so daß sich Chancen für konsensfähige Lösungen bieten. Dies stärkt einerseits die Akzeptanz und bildet die Grundlage für einen hohen Grad an Identifikation mit dem jeweiligen Projekt und erfordert andererseits Offenheit von Politik und Verwaltung wie der Bürgerschaft. Obwohl die Verfahren das gleiche Ziel verfolgen, wird in der Form der Kooperation unterschieden, abhängig von der jeweiligen Charakteristik und Größe des Projektes und seinen spezifischen Rahmenbedingungen: – Mediationsverfahren 1995 Verkehrsentwicklungsplan – Runde Tische 2000/01 Kultur- und Kongreßzentrum 2000/01 Hochwasserschutz – Planungszellen 2001 Stadtentwicklungsplan – Dialogorientierte Beteiligungsverfahren 2000 Verbindung Hauptbahnhof– Maximilianstraße 2000/01 Unterer Wöhrd – Zukunftswerkstatt 2002 Stadt-Land-Fluß

Die innerhalb weniger Jahre durchgeführten Beteiligungsverfahren für wichtige Bauprojekte und städtebauliche Planungen zeigen, daß größtmögliche Qualität auf allen Ebenen in der Regel nur erreichbar ist, wenn eine breite Mitwirkung der Bürger gewährleistet wird und die Projekte von der Stadtgesellschaft getragen werden.


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Wohn- und Gewerbegebiete in Regensburg 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

An den Klostergründen Blindeninstitut An der Brunnstube Kirchmeierstraße Lilienthalstraße Hermann-Köhl-Straße Boessnerstraße Hochweg Nord/Süd P+R-Anlage Westumgehung Hoppe-/Thurmayerstraße Arnulfsblock/Velodrom Schopperplatz

13. Neugestaltung Hauptstraße Stadtamhof, Touristenbusterminal 14. Am Geiersbergweg 15. Holzgartenstraße 16. Höllbachstraße 17. DEZ 18. Weichs Ost 19. Unterer Wöhrd 20. Verbindung Altstadt–Hauptbahnhof 21. Friedenstraße 22. Stadtquartier Galgenberg 23. Schubertstraße

24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34.

Prinz-Rupprecht-Straße Bajuwarenstraße Güterverkehrszentrum Dr.-Gessler-Straße Ganghofersiedlung P+R Galgenberg Burgweinting Nord/West Burgweinting Mitte Burgweinting Süd/SGB Unterer Ehrweg Johann-Hösl-Straße

Ausgewählte Baugebiete © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Resümee Die Stadtplanung in Regensburg versteht sich nicht nur als steuerndes und lenkendes Korrektiv selbständig ablaufender Prozesse, sondern als Impulsgeber für eine mit Blick auf die Gesamtstadt und Region vorausschauende Entwicklung der Stadt. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für ein zukunftsfähiges, qualitätvolles Bauen hat dabei einen hohen Stellenwert. Die

kommunale Bauberatung und Baupflege zur sorgfältigen Weiterentwicklung der gebauten Umwelt sind eine unverzichtbare Grundlage für die Förderung von sogenannter »Alltagsarchitektur« als prägendem Teil unserer Baukultur – denn alles Bauen ist öffentlich. Leitender Baudirektor Kurt Werner Dipl.-Ing. Architekt BDA Leiter des Stadtplanungsamtes Stadt Regensburg

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Der Gestaltungsbeirat

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Das Regensburger Modell

Demokratie als Bauherr Vermutlich ist es nicht ohne Risiko für eine Stadt, offen und öffentlich die Absicht zu bekunden, einen Gestaltungsbeirat für die eigenen baulichen Belange zu etablieren. Zum einen könnte man damit all jene verunsichern, die stillschweigend und vorbehaltlos ein sicheres Geschmacksurteil der Administration voraussetzen, eine klare Linie, den selbstverständlichen Konsens, den von keinerlei Zweifel und Bedenken vorgezeichneten Weg zu einer Lösung, die am Ende nur so und nicht anders hätte ausfallen können. Zum anderen liefert sich der Bauherr damit zumindest potentiell dem Votum einer Expertenkommission aus, das in seiner Nachwirkung und Tragweite kaum zu kalkulieren ist. Im Grunde aber wird damit nur rechtzeitig in den Planungsprozeß einbezogen, was früher oder später gar nicht zu vermeiden ist: daß sich ein Bauwerk der öffentlichen Kritik zu stellen hat. Es gibt einen Artikel von Manfred Sack, »Alles Bauen ist eine öffentliche Angelegenheit. Reflexionen über Architektur und Moral« ist er überschrieben, und darin heißt es: »Wer ein Haus baut, baut es gewiß für sich oder eine Firma, gleich ob er darin wohnt, sich damit präsentiert oder damit Geld verdienen will. Aber: es existiert vor den Augen vieler, die es sich meist gar nicht gewünscht haben.« Alles also, noch die allerprivateste architektonische Angelegenheit, jedes Reihenhaus und jede in irgendeine, beschönigend »Parks« genannte Gewerbesteppe hineinversteckte Lagerhalle ist demnach nicht nur Sache des Bauherrn, sondern immer auch der Öffentlichkeit. Wenn es in Regensburg darum geht, eine Verabredung zu treffen über den formalen Ausdruck der Stadt, über Material und Farbgebung, über Maße und Proportion, Detail und Design – über alles, was seit langem in den Medien diskutiert und verhandelt wird –, dann bräuchte man doch nur, so ließe sich vermuten, ein wenig Stilgefühl, etwas »Bildung« und ein probates, verläßliches, einigermaßen flexibles

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Regelwerk in den verantwortlichen Bauämtern, Einschränkungen gibt es schließlich genug. Und dennoch schützt, was gesetzeskonform und genehmigungswürdig in den Raum gestellt wird, nicht vor der Frage »Wer hat das erlaubt?«. Gewiß ist, daß sich die Ausdrucksformen der Architektur nun einmal in keinem noch so gut gemeinten Regelwerk erschöpfen, im Gegenteil: Das Bekannte – um eine Hegelsche Anleihe zu nehmen – ist nicht das Erkannte, das vermeintlich Sichere dreht sich im Kreise, während das scheinbar Unmögliche gelingen kann –- wofür die Architekturgeschichte zahllose Beispiele bietet –, die »große Erzählung der Menschheit«, zu der auch die Geschichte ihrer vier Wände gehört, läßt sich mit Kalkül, Routine und Rückversicherung allein kaum gut und kraftvoll fortschreiben. Man könnte annehmen, daß diese Erfahrung zu den signifikanten Phänomen unserer Gegenwart gehört, konkret: zur Erfahrung der engen bürokratischen Spielräume, der knappen Ressourcen, der Beschränkung auf das Nächste und Nötigste. Während der Berliner Bauwochen 1960, vor mehr als 40 Jahren also, hielt Adolf Arnth einen vielbeachteten Vortrag, in dem genau davon die Rede war, so treffend und luzide, daß ich nichts Besseres tun kann, als zwei Passagen daraus zu zitieren:

»Ich halte es für einen Irrtum, daß die Demokratie nur gewählte Organe haben könnte oder gar dürfte. In dem Bereich des Unabstimmbaren obliegt es vielmehr den aus Abstimmung hervorgegangenen Organen, sich durch Berufung ergänzender Organe aus den Kräften der freien Gesellschaft zu vervollständigen. Bedarf es, wie in unserem Fall des Bauens, einer universalen, geistigen Kompetenz, an deren Vollendung viele Künste und Wissenschaften beteiligt sein müssen, so wird der staatliche Repräsentant seinen politischen Rang gerade dadurch erweisen, daß er sich für das Reifen seiner ihm nicht abnehmbaren politischen Entscheidung des sachkundigen Rates, aber auch der initiativen Vorschläge freier und mit ihrem Namen verantwortlicher Bürger in einem

ständigen Beirat vergewissert. (…) Das Entscheidende ist die Gleichgewichtigkeit im Zusammenwirken zwischen Staatsorgan und Gesellschaft mit der Maßgabe, daß die künstlerische und wissenschaftliche Verantwortung, die der Ratgeber vor sich selbst, der Öffentlichkeit und der Geschichte trägt, die politische Verantwortung nicht ersetzen kann und umgekehrt. Demokratie zielt immer auf das Gleichgewicht zwischen Staat und Gesellschaft, Gleichgewicht zwischen Bewahren und Erneuern, und auf das Gleichgewicht nach ihrem Maß, dem wirklichen Menschen, dem widerspruchsvollen Menschen, der gut und böse sein kann, rational und emotional.« Soviel Richtiges, Gültiges aus Adolf Arnths Vortrag über »Die Demokratie als Bauherr«. Es ist aufschlußreich und beruhigend, zu wissen, daß die Kontinuität in der Arbeit des Gestaltungsbeirates nicht als etwas Neues, Unvorhergesehenes, Unerhörtes oder gar als Gängelei mißverstanden werden kann, sondern als Beitrag zu einer souveränen, in den Grundzügen unserer Gesellschaft angelegten Gesprächskultur, die ihren Gegenstand auf diese Weise nachdrücklich fördert und belebt. Seit vor vier Jahren in Regensburg der Gestaltungsbeirat gegründet wurde, sind mehr als 70 Projekte öffentlich diskutiert worden. Worauf sich der Erfolg schließlich immer am verläßlichsten gründet, ist die Professionalität, die fachliche wie persönliche Integrität der Teilnehmer des Gremiums und der Mitglieder des Gestaltungsbeirats. Daß nach anfänglichen Ressentiments und Vorbehalten in der Öffentlichkeit heute ein konstruktives und offenes Klima die gemeinsame Arbeit kennzeichnet, ist vor allem der »ersten Crew« zu danken. Vorbildlich und erfolgreich war die Arbeit dieser Kollegen, in der ausgewogenen Balance zwischen sachlicher Klarheit und persönlicher Begeisterung, im gelungenen Ausgleich, der geglückten Vermittlung zwischen privaten Bauherren, Investoren, Bürgern und den von ihnen gewählten Vertretern.


Die Stadt Regensburg als Anwärterin auf den Eintrag in das Weltkulturerbe ist in einer privilegierten Position: Das Schöne, das Einzigartige der Stadt als Erbe zu bewahren ist eine herausragende Position im Städtevergleich unseres Landes und bei den Bürgern der Stadt längst als selbstverständlich vorausgesetzt. Dennoch oder gerade deshalb stellt sich immer neu die Frage nach dem neuen Bauen in historischer Umgebung. Ziel ist, daß durch die Arbeit des Gestaltungsbeirats diese schwierige Aufgabe immer wieder neu und kritisch wahrgenommen, daß Neues im lebendigen Dialog mit dem Alten zugelassen und gefördert wird und daß mit der sichtbar wachsenden Qualität auch die öffentliche Akzeptanz steigt und die Zuversicht in die Baukultur unserer Zeit sich neu belebt. An kaum einem andern Ort wäre ein entsprechender Nachweis so sinnfällig, beispielhaft und zukunftbildend zu führen wie in dieser Stadt.

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Wohn- und Bürobebauung in der Hemauer Straße; ursprüngliche Konzeption (oben) und realisierte Planung © Bauordnungsamt/Stadt Regensburg

Modehaus am St.-Kassians-Platz; Vorschlag (links) und ausgeführter Entwurf © Bauordnungsamt/Stadt Regensburg

Werkzeug zur Qualitätssicherung In der Überzeugung, daß das Erscheinungsbild einer Stadt nicht zuletzt für die Wahl als Wohn- und Wirtschaftsstandort entscheidend ist, hat die Stadt Regensburg als eine Maßnahme zur Verbesserung des Stadtbildes im Jahr 1998 den Gestaltungsbeirat eingerichtet. Als unabhängiges Sachverständigengremium beurteilt er die ihm vorgelegten Projekte auf ihre architektonische und gestalterische Qualität unter Einbeziehung des städtebaulichen Umfeldes. Die Baugenehmigungsbehörde definiert lediglich den rechtlichen Rahmen; darüber hinaus kann der Beirat völlig frei seine Empfehlungen abgeben, die von Verwaltung und Politik mitgetragen werden. Von entscheidender Bedeutung, nicht

zuletzt für die Akzeptanz der Gestaltungskommission ist, daß die Tätigkeit auf Diskussion, Erfahrungsaustausch und Information gründet und nicht auf Zensur. Architekten und Bauherren haben die Möglichkeit, in öffentlicher Sitzung ihre Projekte vorzustellen. Daran schließt sich eine Art Kritikgespräch mit den Beiräten an. Diese Diskussion wird von vielen Architekten mittlerweile als Chance gesehen, da im alltäglichen Bauablauf die Architektur allzu häufig durch unterschiedlichste Sachzwänge überlagert wird. Ziel ist, durch das Zusammenspiel von Fachwissen, Verantwortung und Kommunikation die bestmögliche Qualität für das jeweilige

Projekt zu erreichen und das Stadtbild insgesamt aufzuwerten. Die Bandbreite der vorgestellten Projekte ist sehr groß und reicht von Wohngebäuden über Büro- und Verwaltungsgebäude bis zur Fassadenneugestaltung. Alle ausgewählten Vorhaben befinden sich an exponierter Stelle oder wirken in besonderer Weise prägend auf ihre Umgebung. Durch die Vielfalt der in den letzten Jahren behandelten Projekte sind vor allem im Bereich der »Zweckbauten« zahlreiche gute Beispiele entstanden, die einen positiven Weg zur Weiterentwicklung von Architektur und Formensprache in Regensburg zeigen.

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Geschäftsgebäude an der Kupfermühler Straße; Erstvorlage © Bauordnungsamt/Stadt Regensburg

Der Gestaltungsbeirat ist ein absolut neutrales Gremium, das sich aus besonders qualifizierten Fachleuten zusammensetzt, die auch über Erfahrungen als Preisrichter verfügen. Jeweils fünf Personen, vom Stadtrat für zunächst zwei Jahre bestimmt, gehören ihm an. Durch einen Wechsel der Mitglieder nach maximal vier Jahren ist sichergestellt, daß ein Austausch von Meinungen aus unterschiedlichen Perspektiven stattfindet und nicht langfristig eine architektonische Sichtweise verfestigt wird. Um Neutralität zu gewährleisten, darf keines der Mitglieder aus dem Raum Oberpfalz kommen. Sie verpflichten sich zudem, während und ein Jahr nach ihrer Tätigkeit nicht in Regensburg zu planen. Die Behandlung eines Projektes im Gestaltungsbeirat bedingt anfangs sicher einen zeitlichen Mehraufwand. Deshalb bietet die Stadt Regensburg an, den Entwurf vor Einreichen eines Bauantrages dem Gremium zu präsentieren. In dieser Planungsphase sind Änderungen noch ohne großen Aufwand möglich. Die im Bauordnungsamt angesiedelte Geschäftsstelle des Gestaltungsbeirates stellt zunächst den Kontakt mit dem Beirat her und betreut die Projekte anschließend weiter. So bleibt gewährleistet, daß nach Vorlage in der Gestaltungskommission das Genehmigungsverfahren zügig durchgeführt und Zeitverluste weitgehend kompensiert werden können. Der Gestaltungsbeirat tagt in der Regel öffentlich. Dadurch werden einerseits die

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Geschäftsgebäude »Atrium«; fertiger Bau © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Entscheidungen transparent gehalten, andererseits wird Architektur als wesentlicher Teil des Stadtraumes stärker in die öffentliche Diskussion gebracht. Nicht zuletzt durch die umfassende Berichterstattung in den Medien ist das Interesse an Architektur und der bebauten Umwelt bei der Bevölkerung deutlich gestiegen. Vier Jahre nach Gründung des Gestaltungsbeirates läßt sich eine überaus positive Bilanz ziehen. Die Kommission hat sich als feste Einrichtung etabliert, und die Sitzungen werden von der Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt. Nicht nur unter Fachleuten hat sich eine neue Diskussionskultur über Architektur als wesentlicher Teil der Stadtkultur entwickelt. Viele Architekten haben die Chance erkannt, mit Hilfe der qualifizierten Kritik aus dem Beirat das Niveau ihrer Projekte zu steigern. Am besten zeigt sich der Erfolg des Gestaltungsbeirates jedoch in der Gegenüberstellung von Erstentwurf und realisiertem Projekt. Es ist gelungen, den Architekturstandard in der Stadt Regensburg deutlich anzuheben. Prof. Hannelore Deubzer Dipl.-Ing. Architektin Gestaltungsbeirat Stadt Regensburg Baurätin Dipl.-Ing. Tanja Hoffmann Leiterin der Geschäftsstelle Gestaltungsbeirat Bauordnungsamt Stadt Regensburg


Architekturkreis Regensburg

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Ein Forum für die Moderne

Tätigkeitsspektrum

Intention Der Chronist Otloh schreibt 1050 zu Regensburg: »Die Stadt Ratisbona ist alt und neu zugleich.« Das gilt nicht immer für die folgenden 900 Jahre der Geschichte der Stadt. Sie wurde alt und lebte von dem romantischen Flair des mittelalterlichen Wunders. Die Notwendigkeit der Auseinandersetzung zwischen neu und alt in dieser Stadt ist aber geblieben. Es war an der Zeit, eine solche Diskussion nicht ausschließlich den Bewahrern und Denkmalpflegern zu überlassen. Die Moderne brauchte ein Forum. Ziel und Zweck der Vereinsgründung des Architekturkreises Regensburg waren daher, eine zeitgemäße wie zukunftsorientierte Stadt- und Umweltplanung sowie eine qualitätsvolle Architektur in Regensburg zu fördern. Nach der Pflege einer etwa drei Jahre andauernden losen Struktur einiger Regensburger Architekten gründeten am 13. Februar 1993 elf Architekten und ein Nichtarchitekt den »Architekturkreis Regensburg«. Innerhalb kurzer Zeit wurde dann ein Mitgliederstand von etwa 100 Architekten, Landschaftsarchitekten sowie architekturinteressierten Bürgern erreicht. Und obwohl sich der Wirkungskreis des Vereins aus organisatorischen Gründen weitgehend auf das Stadtgebiet beschränkt, erstreckt sich die Mitgliederliste auf ganz Ostbayern. Unsere Heimatstadt Regensburg gilt als eines der hervorragendsten Zeugnisse mittelalterlicher Baukunst nördlich der Alpen. Dieses bauliche Erbe ist für den Architekturkreis Verpflichtung und Herausforderung zugleich. Neben den vorhandenen Qualitäten der historischen Substanz wollen wir das Umfeld für moderne Architektur in Regensburg verbessern und so einen Beitrag zur Kultur der Gegenwart leisten.

Zur Umsetzung bedienen wir uns verschiedener Mittel. Seit dem Tag der Vereinsgründung werden regelmäßig Vorträge im dafür bestens geeigneten historischen Salzstadel angeboten. Neben international renommierten Architekten kommen regional tätige Kollegen genauso zu Wort wie Nichtarchitekten, die mit erfrischend anderen Sichtweisen immer wieder aufrütteln und nachdenklich machen. Die Besucher jener Veranstaltungen, die in der Regel drei- bis viermal pro Halbjahr stattfinden, stammen aus allen Bevölkerungsschichten. Seit 1996 werden zudem Architekturfahrten mit interessierten Mitgliedern des Regensburger Stadtrates durchgeführt. Sie sollen die Sensibilität und das Verständnis der Entscheidungsträger für Belange der Architektur und des Städtebaus fördern. Im Rahmen einer solcher Fahrt konnte sich der Planungsausschuß über die Möglichkeit eines Gestaltungsbeirates informieren, der nicht zuletzt auf Initiative des Architekturkreises 1998 für Regensburg eingerichtet wurde. – Das betrachten wir ebenfalls als eine Maßnahme zur »Umfeldverbesserung« für qualitätsvolle Architektur.

der Herausgabe eines Architekturführers sollte im mehr als 2.000 Jahre alten Regensburg neue Architektur ins Gespräch gebracht werden. Die Bayerische Architektenkammer unterstützte unsere Veranstaltung, die stellvertretend für sämtliche bayerischen Architekten initiiert wurde. Langfristiges Ziel des Architekturkreises ist es, durch Weiterführung der bisherigen Arbeit und neue Aktionsformen an der Verbesserung der Rahmenbedingungen zu arbeiten und in Fragen des Städtebaus wie der Architektur im Bürgersinne Kompetenz zu erlangen. Dipl.-Ing. Ulrich Dotter Dipl.-Ing. Siegfried Dömges Architekturkreis Regensburg e. V., Regensburg

Bei wichtigen Planungsvorhaben städtebaulicher wie infrastruktureller Natur und bei konkreten Objektplanungen versucht der Architekturkreis, durch fachliche Statements eine faire und sachliche Diskussion zu fördern und eine klare Sachposition zu beziehen. Als jüngstes Beispiel sei hier die Diskussion um eine Stadthalle für Regensburg erwähnt. Eine Herkulesarbeit hat sich der Architekturkreis im Jahr 2000 angetan. Anläßlich der zentralen Millenniumsfeier des Freistaates Bayern zeigte er über einen Zeitraum von sechs Wochen »Jahrtausendarchitektur« auf dem Schiff. Ein alter Frachtkahn wurde in Österreich gechartert und diente, an der Donaulände vor Anker gegangen, als Veranstaltungsort. Mit Vortrags- und Musikpräsentationen, Ausstellungen und mit Workshops, mit Filmretrospektiven, einem Kurzfilmwettbewerb und

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Runde Tische und Zukunftswerkstätten

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Von unterschiedlichen Wegen zum Ziel

Die Mediation

Die Zukunftswerkstätten Die Stadt Regensburg hatte zum Ziel, rechtzeitig vor Fortschreibung der Gesamtkonzeption für die innerstädtische Flußlandschaft die Bürgerinnen und Bürger als Experten mit ihrem lokalen Vor-Ort-Wissen einzubinden und ihre Sicht der Dinge in die Planung einfließen zu lassen. In drei Zukunftswerkstätten mit drei geographischen Schwerpunkten (Donau-Ost, DonauMitte, Donau-West) entwarfen über 70 Bürgerinnen und Bürger Visionen und konkrete Ideen für die »Stadt-Fluß-Landschaft Donau-Regen« 2001. In einem waren sich alle Teilnehmer einig: Regensburg besitzt mit seiner Flußlandschaft ein einzigartiges Potential an Natur, Erholung, Freizeit- und Kulturlandschaft. Dies gilt es zu erhalten und behutsam weiterzuentwickeln. Die langfristige Sicherung und Stärkung des Naturraumes, die Sicherung und Weiterentwicklung wertvoller Räume für Erholung und Freizeit zogen sich als roter Faden durch alle drei Werkstätten. Projekte wie »Flußlandschaft als grünes Band«, »Kunst- und Kulturpfad entlang Donau und Regen«, »Kulturgenuß im Westen«, »Grüne Schule«, »Naturbad und Yachthafen im Osten« entstanden. Der gemeinsame Wunsch nach Vernetzung, nach Verbindung zwischen Ost und West, Nord und Süd über die Flüsse hinweg und damit die Vision, Donau und Regen nicht länger als trennend, sondern als verbindend und identitätsstiftend zu begreifen, wurde umgesetzt in Vorstellungen von durchgängigen Rad- und Fußwegen, Brücken, Stegen und Bootsverbindungen für Radler und Fußgänger als Markenzeichen für Regensburg. Behutsamer Städtebau verknüpft Stadt und Fluß. Die Altstadt öffnet sich zum Fluß, Wohnen mit dem Fluß wird wiederentdeckt. Den Osten, jetzt der Industrie und dem Hafen gewidmet, sahen die Bürger als große Chance für eine nachhaltige Stadtentwicklung.

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Der Mediation oder Konfliktmittlung zum Kultur- und Kongreßzentrum 2000–2001 lagen dagegen völlig anderen Voraussetzungen zugrunde. Hier ging es nicht um Utopien und Kreativität, sondern um ein Ringen nach einer für die Stadtgesellschaft optimalen Lösung in der Zerreißprobe um den besten Standort für eine Stadthalle. Dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Standort am Donaumarkt hatte die Bürgerschaft 1999 in einem Ratsbegehren eine Absage erteilt, dem Bau des Zentrums an sich aber zugestimmt. In diese Pattsituation sollte ein Verfahren zur Konfliktschlichtung Bewegung bringen. Insgesamt nahmen 22 Interessenvertreter, stellvertretend für die Regensburger Stadtgesellschaft, aktiv am Runden Tisch Platz. Auswahlkriterium waren der Bezug zum Thema und die Bereitschaft, sich offen auf ein gemeinsames Ergebnis einzulassen. Die Teilnehmer kamen aus den Bereichen Natur- und Denkmalschutz, Handel und Wirtschaft, Verkehr, Architektur, Kultur sowie aus Bürgerinitiativen. Politik und Verwaltung durften zuhören. Die Inhalte bestimmten die Teilnehmer selbst, die Moderatorinnen leiteten den Prozeß. Der Runde Tisch setzte sich zunächst intensiv mit dem Konzept für das Kulturund Kongreßzentrum auseinander, gemäß dem Motto: »Erst wenn wir wissen, wozu wir das Zentrum brauchen, können wir den besten Standort dafür finden.« Der bestehende Vorschlag wurde im Konsens modifiziert, so daß er tatsächlich zu den Regensburger Bedürfnissen paßte: Aus der anonymen »Stadt- und Kongreßhalle« wurde das »Regensburger Kultur- und Kongreßzentrum« (RKK). Dann wurden objektiv überprüfbare und wiederum im Konsens verabschiedete Kriterien für die Auswahl des Standortes vereinbart. Die alten Konfliktlinien brachen wieder auf, als sich der Donaumarkt dennoch als der am besten geeignete Standort herausschälte. Die abschließende StärkenSchwächen-Analyse zeigte, daß an drei der vier verbliebenen Stellen unlösbare

Erarbeitung von … © Günter Staudinger/city com

Bürgervisionen © Günter Staudinger/city com


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Probleme einem RKK entgegenstehen: Die Zerstörung des Schloßparks, das ungeeignete Umfeld am Unteren Wöhrd, die mangelnde Größe des Keplerareals. Gegen den Donaumarkt sprachen nach dem Finden akzeptierter Anregungen zu den Aspekten Verkehrsprobleme, Baukörperform, Wochenmarkt etc. keine fachlichen Argumente mehr, außer dem Argument, daß die Bürger den Donaumarkt schon einmal explizit abgelehnt hatten. Der Runde Tisch empfahl daher aus Respekt vor dem Bürgervotum mit Mehrheit, den Donaumarkt und drei andere Standorte mit allen gemeinsam erarbeiteten Lösungen nochmals den Bürgern vorzulegen.

Fazit Beide Verfahren – die spielerische, in den Ergebnissen hocheffektive Zukunftswerkstatt und die Mediation, in der eine jahrelang umstrittene und blockierte Planung entzerrt und geklärt wurde – zeigen aus Sicht der Moderatorinnen, wie sich lebendige Demokratie hier manifestiert. Die Kreativität, Weisheit und das Engagement der Regensburger wurden in der Vergangenheit dazu genutzt, Planungsprojekte zu optimieren. Wir hoffen, daß dies auch der Weg der Zukunft sein wird. Dipl.-Geografin Ursula Ammermann Dipl.-Geografin Brigitte Gans Moderatorinnen und Mediatorinnen Büro für Stadtentwicklung und Kommunikation, München


PlanungsDialoge

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Wege zu qualitätsvoller Stadtentwicklung

PlanungsDialog Maxstraße

Gegenseitige Klärungsprozesse In der Praxis der Stadtplanung gewinnen Informations- und Kooperationsangebote an die Bürgerschaft seit Ende der 1980er Jahre zunehmend an Bedeutung. Es wird fast schon selbstverständlich, in einem gegenseitigen Klärungsprozeß anstehende Sach- und Fachfragen an städtische Vorhaben und Maßnahmen miteinander zu besprechen. Das liegt mit daran, daß die komplexer werdende Stadtentwicklung immer öfter Widerstand auslöst, der die Planungen empfindlich aufhalten, wenn nicht gar verhindern kann. In solchen Verfahren – ob sie als Diskurs, als Werkstatt, als Runder Tisch oder als Konferenz tituliert werden – kommen diverse Kommunikationsformen zum Einsatz, um Bürgerinnen und Bürger zum Gespräch mit Verwaltung, externen Fachleuten und Stadtpolitik zu motivieren. Mit dieser Formenvielfalt sind nicht nur Kosten und ein gewisser Unterhaltungswert, sondern auch Beteiligungs- und Ergebnisqualitäten verbunden. Deshalb lohnt deren sorgfältige Auswahl. Ihr Erfolg mißt sich in der Zufriedenheit der Dialogbeteiligten, und zwar in zwei Richtungen: – Zufriedenheit mit den gemeinsam entwickelten (und umgesetzten) Inhalten bzw. Qualitäten des Vorhabens in einer Planung, – Zufriedenheit mit dem konstruktiven, vertrauensvollen Arbeits- und Gesprächsprozeß in einer offenen und ernsthaften Atmosphäre. Regensburg hat in den vergangenen Jahren unterschiedliche Lösungen, von offenen Beteiligungs- über Stellvertreter- bis zu Zufallsverfahren, gewählt. Zwei stark konfliktbesetzte Vorhaben sind als offene Beteiligungsverfahren von uns durchgeführt worden: die PlanungsDialoge Maxstraße und Unterer Wöhrd.

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Ein Aufschrei des Entsetzens ging 1999 durch die Regensburger Presse und Bevölkerung, als das Wettbewerbsergebnis zur Umgestaltung der Maximilianstraße, der Verbindungsachse vom Hauptbahnhof zur Altstadt, an die Öffentlichkeit gelangte: 200 Bäume im Grüngürtel um die Altstadt sollten einer Esplanade mit Glaskuben weichen und der bebaute Teil ohne jegliches Grün auskommen! Und so drohte der Stadt ein Bürgerentscheid. Die Bürgerschaft war zu dieser Zeit ohnehin in Opposition mit der Stadtplanung, liefen doch bereits einige heftige Diskussionen über den Standort der Stadthalle und eines Einkaufszentrums. Um die Atmosphäre nicht weiter zu vergiften, berief die Stadt ein Moderationsteam, das den konfliktbearbeitenden Dialog in Gang bringen und eine einvernehmliche Gestaltung der Maxstraße als »Entree zur Stadt« ermöglichen sollte.

Umgestaltung der Maximilianstraße; städtebauliches Rahmenkonzept © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg


Das Moderationsteam steckte zuerst die Rahmenbedingungen ab: – Alle Interessierten durften mitarbeiten und ihre Anliegen vortragen. – Die Stadtplanung war als fachliche Ansprechpartnerin und Informationsgeberin bei der Diskussion von Detailfragen dabei. – Das Architektenteam sollte die Entwürfe allgemeinverständlich erläutern und bürgerschaftliche Anmerkungen konstruktiv besprechen. – Die Interessen der Deutsche Bahn AG wurden von einem beauftragten Architekten vertreten. – Die Eigentümergemeinschaft eines im Grüngürtel liegenden markanten Gebäudes, des Keplerbaus, der umgenutzt werden sollte, war vertreten. – EigentümerInnen und Einzelhandel sind gesondert zum Dialog eingeladen worden. – Als Prinzipien der Gesprächskultur wurden Transparenz, Offenheit und Kooperation vorausgesetzt. – Die Moderatorinnen sorgten für Praxisnähe in der Diskussion und – verzichteten auf jeglichen Zwang zum Konsens. Den Auftakt zum PlanungsDialog bildeten dann eine Informationsveranstaltung und Workshops im März 2000, zu denen grundsätzlich alle Interessierten kommen konnten. Bereits im ersten löste sich ein harter Knoten vorhandener Mißverständnisse, als der unzufriedenen Bürgerschaft der Entwurf mit Esplanade, Glaskuben, LichtKunst-Konzept und Verkehrsberuhigung erstmals nachvollziehbar erklärt wurde. Mit dem Verlust von 200 Bäumen waren die Beteiligten dennoch nicht einverstanden, so daß das Architektenteam die Herausforderung annehmen und die Gestaltung mit unterschiedlichen Pflanzvarianten noch weiter erläutern mußte. Diese Gelegenheit ergab sich an einem Arbeitswochenende im Mai 2000: In drei moderierten Arbeitsgruppen sind Empfehlungen zur – Aufenthalts- und Nutzungsqualität der Esplanade, – der Gestaltung der Esplanade und des Alleegürtels sowie – der Neugestaltung von nördlicher Maximilianstraße und Ernst-ReuterPlatz

mit Bürgerschaft, StadträtInnen, EinzelhändlerInnen und EigentümerInnen sowie Vereinen und Initiativen erarbeitet worden. Dabei kamen neben Esplanade und nördlicher Maxstraße auch andere (angrenzende) Stadtentwicklungsprojekte auf den Tisch. Verschiedenste Nutzungsinteressen und Bedürfnisse sind vorgetragen worden, selbst ein Ausflug in die Historie war notwendig, weil ein jüdischer Friedhof im Alleenbereich liegt. In einer Vor-Ort-Besichtigung beschrieben Landschaftsplaner und -architektin Klimafunktion, Geschichte des Grünzugs und Ergebnisse der aktuellen Baumanalyse.

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Vor-Ort-Besichtigung © Uwe Moosburger/Schäuble Institut

Nach der kontroversen Diskussion alternativer Pflanzungen (Nullvariante, konservierende Lösung, moderate Erhaltungs-, Zukunfts- und Radikallösung) wurden in den bürgerschaftlichen Empfehlungen auch Gestaltungsdetails formuliert. Neben der Esplanade war für dortige EinzelhändlerInnen und EigentümerInnen sowie für Bürgerinitiativen die Planung für die nördliche und bebaute Maxstraße von Interesse, vor allem hinsichtlich des Verkehrs. Unter aktiver Mitarbeit von Umweltgruppierungen konnte nach zähem Ringen schließlich eine Empfehlung für die offene Lösung der Wohnverkehrsstraße abgegeben werden. Der Bürgerschaft war, im starken Kontrast zu den Empfehlungen des Architektenteams, an einer Begrünung der Maxstraße gelegen, was vorbehaltlich einer Prüfung der technischen Infrastruktur im Straßenkörper verwirklicht werden sollte. Als in der Stadtratsbeschlußvorlage jene Begrünungsideen nicht mehr vorkamen, empörten sich Presse und Verbände, bis

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Erfolge der Beteiligungsverfahren

der Oberbürgermeister und einige StadträtInnen die weiteren Ausführungsplanungen stoppten. Was war passiert? Die Stadtplanung hatte sich nicht mit der Bürgerschaft, sondern nur in der Fachöffentlichkeit mit den verschiedenen Pflanzvarianten beschäftigt und dort gegen die Bepflanzung entschieden. Nach lautem Protest unter Hinweis auf das Versprechen zur Beteiligung aller Interessierten bekamen die Teilnehmenden des PlanungsDialogs die Gelegenheit, diesen Entscheidungsschritt der Fachleute ebenfalls nachzuvollziehen. Das Bekenntnis vom Stadtrat zur aktiven und konsequenten Beteiligung und der Verzicht auf Abstimmungen in closed shops machten einen weiteren Schritt im Dialog möglich. In einer Abendveranstaltung wurden die Pflanzvarianten für die nördliche Maxstraße im Detail und mit technischen und ästhetischen Schwierigkeiten öffentlich erläutert. Eine engagiert geführte Diskussion mündete letztendlich in der bürgerschaftlichen Empfehlung, auf Baumpflanzungen im bebauten Teil der Maxstraße tatsächlich zu verzichten.

PlanungsDialog Unterer Wöhrd Auch in dem jahrelang schon schwelenden Konflikt um die Bebauung des Unteren Wöhrd vis-à-vis der steinernen Altstadt, der teilweise sogar juristisch ausgetragen wurde, konnten massive Differenzen in einem für alle offenen Beteiligungsprozeß bearbeitet und nach einem halben Jahr vorläufig beendet werden. Die Betroffenen sind unter Moderation in mehreren aufeinanderfolgenden Schritten von Informationsveranstaltung, thematischen Arbeitskreisen, Konsens- und Resümeeworkshops in die Lage versetzt worden, Blockaden zu lösen, so daß sie weitgehenden Konsens über ihre Vorstellungen erzielten und fundierte Empfehlungen an die Stadt aussprachen. Es ist bemerkenswert, daß die Stadt im Laufe des Dialogs von früheren Festlegungen abrückte und zu gravierenden Zugeständnissen und Änderungen des Entwurfs bereit war.

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Im Dialog mit der Bürgerschaft sind in beiden Verfahren die umstrittenen Themen bearbeitet und weitgehend einvernehmlich in Planungen umgesetzt worden. Raum und Zeit für Gespräche in Klein- und Großgruppen waren dafür genauso unabdingbar wie eine vorausgehende gründliche Konflikt- und Hintergrundanalyse, Coachingsitzungen mit Fachämtern und Fachbüros sowie Organisation einer kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit. Bei der Maxstraße standen schon nach wenigen Diskussionen an lediglich zwei Wochenenden die bürgerschaftlichen Empfehlungen fest, und die Planungen konnten weitergehen mit dem Erfolg, daß 18 Monate später sichtbare Veränderungen in der Maxstraße Gestalt annahmen. Beim PlanungsDialog Unterer Wöhrd hat es etwas länger, nämlich fünf Arbeitswochenenden gedauert, bis der 20jährige Konflikt ausgeräumt und der Arbeitsprozeß begonnen wurde. Das Beteiligungsverfahren zur Maxstraße wurde in der Presse als »Mutter der Regensburger Dialogverfahren« tituliert, wohl weil es sich in größerem Umfang mit ähnlicher Vorgehensweise in der äußerst konfliktreichen und spannungsgeladenen Planungssituation am Unteren Wöhrd ebenfalls bewährt hat. Als besondere Qualitäten offener PlanungsDialoge – im Vergleich zu Beteiligungskonzepten, die nur ausgewählte Personen einbeziehen – sind hervorzuheben: – Es sind zügige und kostengünstige Verfahren. – Sie kommen mit einem sparsamen personellen Input der Stadtverwaltung aus. – Sie bringen fachlich-sachliche Kompetenz in Stadtplanungsfragen in die Kommunikation ein, um die Übersetzung zwischen verschiedenen Bereichen leisten zu können. – Sie erlauben eine flexible Handhabung von Moderations- und Mediationstechniken. – Sie forcieren den gemeinsam geführten Diskurs aller Teilnehmenden. – Sie bieten eine detaillierte Dokumentation zur Verständigungsarbeit.

Unspektakuläres Vorgehen, allgemeinverständliche Sprache und vor allen Dingen die Ernsthaftigkeit im Umgang mit Anliegen sind unabdingbare Prinzipien und Charakteristika dieser Beteiligungsform. Die Voraussetzungen in Regensburg sind sicherlich günstig, denn das Engagement ist auf allen Seiten außerordentlich groß. Es stände der Stadt Regensburg gut, über die gesammelten Erfahrungen zu reflektieren und ihre »unverwechselbare lokale Beteiligungskultur« zu finden. Der Erfolg, für die Planungsinhalte wie die wachsende Dialogkultur, könnte so langfristig abgesichert werden. Dr.-Ing. Christine Grüger Dipl.-Soziologin Ingegerd Schäuble Schäuble Institut für Sozialforschung, München


25 Jahre Stadtentwicklungsplanung

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Leitbilder, Leitziele, Leitprojekte

Regensburg-Plan 1977

Einleitung Die Stadt Regensburg würde sich – wie jede andere Stadt – in gewissem Umfang durch die Aktivitäten aller Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Institutionen, Vereine usw. auch »von selbst«, das heißt ohne städtische Planung, entwickeln. Diese Entwicklung wäre aber nicht zielorientiert und würde nicht den sozialen, politischen, ökologischen oder wirtschaftlichen Notwendigkeiten Rechnung tragen. Die Formulierung von Perspektiven auf der Grundlage vorhandener oder künftiger Bedürfnisse und Erfordernisse ist daher ein wesentliches Element der Stadtentwicklungsplanung. Orientierungslos in die Zukunft zu schreiten, kann sich weder jeder Einzelne persönlich noch eine Stadt wie Regensburg leisten. Deshalb ist es eine wesentliche Aufgabe der kommunalen Politik und Verwaltung, mit Vorschlägen an die Stadtgesellschaft heranzutreten, deren Wünsche aufzunehmen, Chancen aufzuzeigen, realisierbare Ziele und Maßnahmen zu definieren, sie zur Diskussion zu stellen und Entscheidungen herbeizuführen. Die nachfolgenden Erläuterungen sollen nun einen Einblick in die Regensburger Stadtentwicklungsplanung geben und an einzelnen Beispielen Veränderungen bei den Leitbildern und Zielen aufzeigen. Die ersten ganzheitlichen Überlegungen gehen auf das Jahr 1967 zurück: Das Seminar der Stiftung Regensburg des Kulturkreises im Bundesverband der deutschen Industrie hat damals die Sanierung der Altstadt nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich im gesamtstädtischen Zusammenhang betrachtet. Jener Ansatz fand zehn Jahre später seine Fortsetzung im ersten Stadtentwicklungsplan.

Der nahezu beispiellos positive Wandel seit Mitte der 1980er Jahre wäre ohne den Stadtentwicklungsplan von 1977 nicht möglich gewesen. Der »Regensburg-Plan 1977« bildete die Grundlage für die wichtigen Eingemeindungen in den Jahren 1977 und 1978, die das Stadtgebiet um fast die Hälfte vergrößerten. Ohne deren Flächen hätte Regensburg heute kein Universitätsklinikum der dritten Stufe, keine Maßnahme Burgweinting mit Wohnungen für über 10.000 BürgerInnen, kein BMW-Werk mit 10.000 Arbeitsplätzen und kein Güterverkehrszentrum mit über 1.000 Arbeitsplätzen, um nur einige Großprojekte zu nennen.

Wohngebiet Burgweinting © Planungs- und Baureferat/Stadt Regensburg

BMW-Werk © Planungs- und Baureferat/Stadt Regensburg

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Güterverkehrszentrum © Planungs- und Baureferat/Stadt Regensburg

Sicher nicht unbeeinflußt durch die Errichtung des BMW-Werks Anfang der 1980er Jahre haben Weltfirmen wie Siemens, Alstom oder die Maschinenfabrik Reinhausen ihr Engagement in Regensburg ausgebaut. Durch weitere Neuansiedlungen konnten nicht bloß verlorengegangene Arbeitsplätze kompensiert, sondern deren Zahl auf insgesamt über 120.000 gesteigert werden. Obwohl in vielen Bereichen deutliche Zuwächse in den letzten 25 Jahren verzeichnet wurden und die Grenzen der räumlichen Entwicklung sichtbar werden, läßt sich auf eine zielorientierte Stadtentwicklungsplanung auch künftig nicht verzichten. Nur stellt sich die Ausgangssituation heute deutlich anders dar, und die Rahmenbedingungen haben sich ebenfalls wesentlich verändert. Galt es Ende der 1970er Jahre, den Anschluß an allgemeine wirtschaftliche Prozesse zu finden, geht es jetzt darum, das Erreichte zu verankern und kontinuierlich zu vertiefen. Das neue Leitbild muß daher weniger auf Expansion als vielmehr auf Bestandssicherung basieren, was deutlich im Entwurf zum Regensburg-Plan 2000 erkennbar ist, der den Stadtentwicklungsplan von 1977 ablösen bzw. fortführen soll.

Regensburg-Plan 2000 Kennzeichnend für den Regensburg-Plan 2000 sind zwei Schwerpunkte. Einer davon ist die Innenentwicklung, der in den nächsten 10–15 Jahren eine große Bedeutung zukommen wird. Konversions- und ehemalige Bahnflächen sowie Gewerbebrachen müssen überplant und quantitative wie

qualitative Defizite im Innenbereich beseitigt werden. Die Auflassung von Bahnflächen zwischen Hauptbahnhof und Friedenstraße bietet die Chance für eine Innenstadterweiterung über die Bahngleise und den Lückenschluß für eine fußläufige Verbindung zwischen Universität und Altstadt, die schon seit Bestehen der Universität (1967) gefordert wird. Während der Regensburg-Plan 1977 einen sehr detaillierten Maßnahmenkatalog mit Angaben zur Fristigkeit aufweist (Feinsteuerung), enthält der Entwurf zum Regensburg-Plan 2000 eine Reihe von Leitprojekten (Grobsteuerung). Sie werden als Einzelvorhaben aufgefaßt, die als Steuerungsinstrument dienen und müssen daher eine gewisse Initialzündung oder Anschubwirkung haben. Die Erweiterung der Innenstadt nach Süden ist ein solches Leitprojekt. Ein weiteres Vorhaben aus dem Bereich »Innenentwicklung« ist das Regensburger Kultur- und Kongreßzentrum, dessen Realisierung bisher an der Standortfrage gescheitert ist. Mit seiner Verwirklichung sollen die noch vorhandenen Potentiale im Regensburger Tourismus besser ausgeschöpft werden. Im Vordergrund steht dabei die Strategie, den Tagungs- gegenüber dem Tagestourismus stärker zu fördern und die erzielten Erfolge in dem Bereich zu festigen und nach Möglichkeit auszubauen. Bei den Übernachtungen konnte eine Steigerung von 200.000 (1977) auf über 600.000 (2001) verzeichnet werden. Mit den Übernachtungszahlen ist auch die der Gästebetten auf 4.000 gewachsen. Der zweite Schwerpunkt des Regensburg-

Plans 2000 betrifft die Vernetzung und Kooperation der Stadt im regionalen Maßstab. Stadtentwicklungsplanung kann nicht mehr an der Stadtgrenze enden. Als wirtschaftliches, administratives und kulturelles Oberzentrum des ostbayerischen Raumes bildet Regensburg einen Kristallisationspunkt für die Region. Als Wirtschaftsstandort braucht es eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur, um im internationalen Wettbewerb die erkämpfte Position halten und intensivieren zu können. Hierzu gehört der Ausbau der Fernstraßen, aber insbesondere der Bau einer Regio-S-Bahn und der Ausbau wie die Ertüchtigung des Eisenbahnnetzes. Eine leistungsfähige Fernbahn-Anbindung zum Flughafen München und die Realisierung einer »DonauMoldau-Bahn«, die München über Regensburg und Pilsen mit Prag in drei statt in sechs Stunden und 20 Minuten verknüpft, sind deshalb wichtige Leitprojekte. Vorhandene Potentiale zu erkennen und zu Kompetenzen auszubauen, diese Zielsetzung zieht sich wie ein roter Faden durch den Entwurf des Regensburg-Plans 2000. So haben die Ansiedlung und der Ausbau der beiden Hochschulen dazu geführt, daß Regensburg heute über große wissenschaftliche Kompetenz verfügt. Dies gilt gerade für den Bereich der Biotechnologie. Hier ist es gelungen, eine enge Kooperation mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft zu bilden, die ihren Niederschlag in der BioPark Regensburg GmbH gefunden hat.

Schlußbemerkung Zurückblickend auf die vergangenen 25 Jahre Stadtentwicklung kann dem Regensburg-Plan 1977 eine außerordentliche Steuerungswirkung bescheinigt werden, die inzwischen freilich weitgehend erschöpft ist. Angesichts der Regensburger »Erfolgsstory« bleibt zu wünschen, daß der Regensburg-Plan 2000 die gleiche Wirkung erzielt und die positive Entwicklung der Stadt in den nächsten 25 Jahren anhält. Bauoberrat Dipl.-Ing. Hans-Joachim Pfeiff Stellvertretender Leiter der Abteilung Entwicklungsplanung Amt für Wirtschaftsförderung Stadt Regensburg

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High-Tech-Standort an der Donau

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Neue Seiten des mittelalterlichen »Wunders«

Wirtschaftsstandort: Auf einer Fläche von rund 140 ha nimmt 1986 das Automobilwerk die Produktion der 3er Reihe auf.

Ein »Newcomer« Technologieorientiert und innovationsfreudig – das waren die Schlagworte in der letzten Zeit bei der Vermarktung von Industriestandorten in Deutschland. Die Befürchtungen der 1990er Jahre, Deutschland würde im internationalen Wettbewerb den Anschluß verlieren, scheinen sich nicht bestätigt zu haben. Im Gegenteil, in der jüngeren Vergangenheit entwickelten sich Wirtschaftsstandorte weiter zu HighTech-Zentren, von denen in den 1970er und 1980er Jahren nur sehr wenig zu sehen und zu hören war. Diese Veränderung spiegelt sich auch in einer Untersuchung des Prognos-Instituts aus Basel (2000) wider, als im Auftrag der »Wirtschaftswoche« die 97 bundesdeutschen Planungsregionen bezüglich ihrer technologischen Kompetenz genauer analysiert wurden. Neben den vielen altbekannten Kapitalen finden sich in der Prognosstudie aber ebenso neue, bisher im nationalen Kontext weniger geläufige Namen wieder. Und dazu gehört die Region Regensburg, die nach München und dem Raum Darmstadt einen dritten Rang einnahm.

Dynamik in der Stadt Seitdem Regensburg in den 1960er Jahren zur Universitätsstadt aufgestiegen ist und 20.000 Studierende nicht nur abends das Stadtbild prägen, vollzog sich im Stillen der Wandel von einer »Sleeping Beauty« zum High-Tech-Standort. Die Gründung der Universität Regensburg (1962) stellt für die städtische Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg einen entscheidenen Meilenstein dar, und sie prägt auch architektonisch als Campus-Hochschule den Übergang zum neuen und modernen Regensburg. Mit der Ansiedlung von BMW Mitte der 1980er Jahre gelingt Regensburg zudem der Durchbruch auf dem Weg zu einem produktions- und technologieorientierten

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Heute übertrifft Regensburg selbst das Wachstum des High-Tech-Landes Bayern, konnte die Stadt doch die Zahl der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe in den letzten 15 Jahren kontinuierlich steigern. Auch bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze im Bereich Forschung und Entwicklung und beim Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt erzielt Regensburg eine Spitzenposition in Bayern.

Regensburgs IndustrieCluster Die Veränderungen, die Regensburg in den letzten Jahren erfuhr, sind vor allem im Osten der Stadt erkennbar. Hier befinden sich der Hauptsitz der SiemensVDO Automotive AG mit neuem Entwicklungs- und Logistikzentrum, hier initiierte die Stadt ein Güterverkehrszentrum mit KLV-Anlage (kombinierter Ladungsverkehr), das, zusammen mit dem größten Hafen im Freistaat, Regensburg zur Drehscheibe Ostbayerns macht. Entlang der A3 nach Wien entstehen an der Leibnitzstraße überdies High-Tech-Ansiedlungen wie das kürzlich eröffnete Werk der Osram Opto Semiconductors GmbH. Daß Regensburg unter den Technologiestandorten zu den Geheimtips zählt, belegt zum einen die bereits zitierte Prognosstudie, aber nicht minder die kürzlich veröffentlichte Imageanalyse des Stadtmarketing Regensburg e. V. In einer bundesweiten Befragung wurde deutlich, daß Regensburg als charmante Stadt mit mittelalterlichem Ambiente, der steinernen Brücke und den Domspatzen zwar als ein Ort mit höchster Lebensqualität und Freizeitwert bekannt ist, jedoch nicht sofort mit einer erfolgreichen, innovativen Wirtschaft in Verbindung gebracht wird. Für die hiesigen Unternehmen ist das durchaus ein Vorteil. Sie können das endogene Potential der Region für ihre weitere Entwicklung nutzen und auf harte wie weiche Faktoren zurückgreifen, von denen manch renommierter Standort lediglich

träumen darf. Um allerdings weitere technologieorientierte Firmen in die Donaustadt zu locken, muß ihr Profil entsprechend geschärft werden. Dabei stehen sechs Branchen im Vordergrund: – Automobiltechnik – Elektrotechnik – Energieversorgung und Mittelspannungstechnik – Maschinenbau – Informations- und Kommunikationstechnologien und – Biotechnologie. Sie definieren das Profil des Standortes und zeigen die Kompetenzen der Regensburger Unternehmen auf.

Fabrikkomplex in Burgweinting © Osram Opto Semiconductors GmbH

Neue Fertigungshalle © Osram Opto Semiconductors GmbH


Fa. SMS Heimicke,

„69% unserer Kunden sagen: Kompetenzführer“ .

Gelände der Universität © Planungs- und Baureferat/Stadt Regensburg

Danke. Das Ergebnis unserer Kundenumfrage ist eindeutig: Sie sind auf dem richtigen Weg mit uns.

Technologiepark Regensburg Der Regensburger Hochschulcampus mit Klinikum, Universität und Fachhochschule bündelt das wissenschaftliche Know-how der Region und kann den ansässigen Unternehmen Kooperationsmöglichkeiten bieten, die im ostbayerischen Raum einzigartig sind. In den nächsten Jahren wird Regensburg freilich noch einen Schritt weiter gehen. Ergänzend zu den neu entwickelten Gewerbegebieten Burgweinting-Ost und Burgweinting-Süd soll im Süden der Stadt in unmittelbarer Nähe zum Hochschulcampus ein Technologiepark erwachsen, der thematisch die regionalen Stärken aufgreift und etablierten sowie jungen Unternehmen eine gemeinsame Perspektive eröffnet. Auf rund 15 ha Fläche werden dort ein Technologiezentrum sowie Ansiedlungsflächen und Bürogebäude für technologieorientierte Firmen entstehen, die auf eine enge Zusammenarbeit mit den Regensburger Hochschulen setzen.

siert:

Fertigungshallen Lagerhallen Verwaltungsbauten Autohäuser Parkhäuser Hangars Freizeithallen Kraftwerke Imagebroschüre

Ich wünsche:

Ein Gespräch

Name: Straße: PLZ/Ort: Telefon: e-mail:

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Dieter Daminger Leiter Toni Lautenschläger Projektleiter Amt für Wirtschaftsförderung Stadt Regensburg

Mich interes-

STAHLHOCHBAU C + P Industriebau GmbH & Co.K G Postfach 1161 · 35233 Breidenbach Tel.: 0 64 64 /9 29 -0 · Fax: 0 64 64 /9 29 -200 e-mail: info@cpbau.de · http://www.cpbau.de


Eine Stadt in Bewegung

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Verkehrsplanung Regensburg

Die Geschichte Wer sich dem Thema »Verkehr« in Regensburg nähert, muß in die Geschichte einer über 2.000jährigen, in ihrer mittelalterlichen Substanz erhaltenen Stadt zurückblicken, nicht nur in die Zeit der Römer, in der die natürliche Grenze Donau den Limes bildete, in der die Straße, von Augsburg kommend, am Südufer der Donau zum Legionslager Castra Regina verlief, in eine Zeit aber, in der die Grenze, der »Eiserne Vorhang«, etwas weiter östlich lag. Eine Zeit also, in der die Bundesautobahn A 93 eine Sackgasse war und die A 3 Richtung Passau wenige Kilometer östlich von Regensburg in eine Bundesstraße mündete. Bereits damals entwickelte sich trotz dieser verkehrsgeographisch schwierigen Situation eine Stadt, die allen zentralörtlichen Funktionen eines Oberzentrums für ihre heute 145.000 Bürger und ihr Umland mehr als gerecht wird: Regensburg ist Sitz von Bezirksregierung und Landratsamt, von Bildungseinrichtungen wie Universität und Fachhochschule, Theater, Universitätsklinik und vielem mehr. Um die Attraktivität der Altstadt zu erhalten, wurden bereits umfangreiche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung umgesetzt. Wegen des mittelalterlichen Straßengefüges ist eine Erschließung für notwendige Kfz-Verkehre nur im Miteinander mit Fußgängern und Radfahrern möglich.

Die A 3 führt heute zum Südosten Europas. Auf ihr zeichnet sich die EU-Osterweiterung ab: Von 1990 bis zum Jahr 2000 stieg das Verkehrsaufkommen von knapp 43.000 auf 60.000 Kfz/d an. Davon waren 1990 ca. 5.300 Kfz dem Schwerverkehr zuzurechnen, heute über 11.500. Von fünf Bahnlinien, die Regensburg sternförmig erreichen, werden ab dem Fahrplanwechsel 2002/2003 nur noch zwei statt

einst vier im Schienenpersonenfernverkehr der DB AG bedient. Insbesondere auf der Ost-West-Relation München–MünchenFlughafen–Regensburg–Pilsen–Prag bedarf es, mit Blick auf Regensburgs neue Lage im Schnittpunkt wichtiger europäischer Verkehrsadern, noch Ergänzungen. 1992 wurde mit der Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals der Traum, Nordsee und Schwarzes Meer auf dem

Verkehrsstraßen in der Altstadt © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Wo liegt Regensburg heute? Noch immer am nördlichsten Punkt der Donau. Aber: Wenn eine Stadt ihre Lage verändern kann, dann Regensburg: Nach der Wiedervereinigung ist die A 93 inzwischen eine der wichtigsten Autobahnverbindungen zwischen München und Berlin geworden. Sie durchquert das Stadtgebiet, gesäumt von Lärmschutzanlagen, in einer 670 m langen Einhausung, gefolgt von einer Donaubrücke, die anschließend in einen Tunnelabschnitt von 1,2 km Länge übergeht. Schon marginale Störungen verursachen bei einer Belastung von rund 76.000 Kfz/d auf den innerstädtischen Abschnitten Stauungen. Verkehrsanbindung von Regensburg © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

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Binnenschiffahrtsweg zu verbinden, Wirklichkeit. Im Regensburger Hafen werden auf einer Fläche von 155 ha ca. 2.000.000 t Schiffsgüter pro Jahr umgeschlagen. Gemeinsam mit dem Güterverkehrszentrum Regensburg sind so Straße, Schiene und Wasserstraße miteinander verknüpft. Nachdem der neue Flughafen Münchens bei Freising realisiert wurde, können von Regensburg aus zwei Flughäfen in weniger als 1,5 h mit dem Pkw oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden.

Potentielle Stadtbahntrassen © Stadtplanungsamt/ Stadt Regensburg

Verkehr im Stadtgebiet Ein modernes Dornröschen: Neuansiedlungen von Firmen in den vergangenen Jahrzehnten führten dazu, daß Regensburg mit 102 Arbeitsplätzen auf 100 (Hauptwohnsitz-)Einwohner auf »Verstärkung« aus dem Umland angewiesen ist. Rund 70.000 Kfz von Einpendlern, Berufstätigen, Schülern, Auszubildenden etc. parken täglich in Regensburg. Weitere 10.000 Personen passieren die Stadtgrenze in Bussen und 6.000 mit Nahverkehrszügen. Im Stadtgebiet sehen die klassischen Verkehrskenndaten, 1999 durch eine Haushaltsbefragung erhoben, wie folgt aus: Jeder Regensburger legt im Schnitt 3,9 Wege zurück. So ergeben sich in der Summe 550.000 Wege bzw. Fahrten pro Tag. Deren Zahl ist rückläufig, obwohl sich der Motorisierungsgrad mittlerweile auf fast 500 Pkw/1.000 Einwohner beläuft. Rund 280.000 der 550.000 Ortsveränderungen werden mit dem Kraftfahrzeug und rund 90.000 in Bussen bzw. Bahnen zurückgelegt. Der Modal-Split, das Verhältnis motorisierter Individual- zu öffentlichem Personennahverkehr, beträgt hier 76:24. Der innerstädtische öffentliche Personennahverkehr wird heute über ein ausgeklügeltes Bussystem mit Durchmesserlinien (Liniennetz ca. 280 km) organisiert. Maßnahmen zur Busbeschleunigung, ein ergänzendes Altstadtkleinbussystem, Semesterticket und dynamische Fahrgastinformationen steigern seine Attraktivität. Wird der »Umweltverbund«, die Summe der Rad- und Busfahrten plus Fußwege, in die Betrachtung einbezogen, ergibt sich, daß etwa die Hälfte aller Ortsveränderungen mit diesen Verkehrsmitteln bewerkstelligt werden.

Eine rückläufige Zahl an Kfz-Fahrten im Binnenverkehr wird aber durch die Zunahme beim die Stadtgrenze überschreitenden Kfz-Verkehr kompensiert. Unabhängig hiervon lassen sich in den Belastungen des Netzes punktuelle und zeitweise Engpässe erkennen, die aktuell durch Verkehrszählungen dokumentiert und in ein Netzmodell übertragen werden.

Regensburg quo vadis Der derzeit in Umsetzung befindliche Verkehrsentwicklungsplan wurde in den Jahren 1991/1994 erstellt und reicht mit seinem Prognosehorizont bis 2010. Obgleich noch wichtige Infrastrukturprojekte im Straßenbau, insbesondere zur Entlastung von Wohngebieten und zur Busbeschleunigung, ausstehen, stellt sich die Frage, wie zukünftig die Qualität des Gesamtverkehrssystems erhalten werden kann. Dabei wächst die Erkenntnis, daß der Funktionsfähigkeit der Region und ihrer inneren Verflechtungen unabhängig bestehender Grenzen eine zentrale Rolle beizumessen ist. Die Verkehrsplanung wird also in Zukunft vermehrt Lösungen im regionalen Kontext suchen: Zwischen Landkreis und Stadt Regensburg wurde zum Beispiel vereinbart, Untersuchungen zum Verkehrsgeschehen, auch zu einem gemeinsamen Nahverkehrsplan, zu erarbeiten. Ziel wird es sein, Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln aufzuzeigen. Im Rahmen des Nahverkehrsplans soll zudem geklärt werden, ob eine Regio-Stadtbahn für Regensburg und seinen Nahverkehrs-

raum sinnvoll ist. Mit der Umsetzung des Verkehrsentwicklungsplanes wurde die Option, zukünftig ein solches System realisieren zu können, offen gelassen. Demzufolge werden im Stadtgebiet entsprechende ÖV-Trassen gesichert. Unabhängig davon ist die Inbetriebnahme zweier neuer Haltepunkte entlang vorhandenen DBTrassen vorgesehen. Über die klassische Arbeit in der Stadt hinaus – Netzgestaltung, Straßen- und Knotenplanung, Lärmberechnungen, Konzepte für Rad- und Fußgängerverkehre sowie Parkraumkonzepte etc. – wird es Aufgabe der Verkehrsplanung sein, auf die Zunahme regionaler Verflechtungen und die Situation nach der EU-Osterweiterung Antworten zu geben. Dabei zeichnet sich eine neue zentrale Position für Regensburg ab, denn im »wachsenden« Europa entstehen oft grenzüberschreitende Regionen: Wirtschafts-, Lebens- und Verkehrsräume mit einem hohen Grad an Autonomie. Die Ausrichtung vorhandener und erst sich ausbildender Verkehrsrelationen sind sichtbare Zeichen. Diese Bezüge gilt es zu erfassen und ihnen als Grundlage funktionierender Wechselbeziehungen eine leistungs- und ausbaufähige Infrastruktur bereitzustellen. Im innerstädtischen Bereich sind jene Verkehre so umwelt-, stadtund sozialverträglich wie möglich zu gestalten, um die Lebensqualität in Regensburg zu erhalten. Bauoberrat Dipl.-Ing. Thomas Feig Leiter der Abteilung Verkehrsplanung Stadtplanungsamt Stadt Regensburg

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Öffentliche Räume

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Neugestaltung von Plätzen, Gassen und Straßen in der Altstadt

Gesamtstrategie

Ausgangslage »Herzoperation Regensburg, Pläne zur Erhaltung der wertvollsten deutschen Altstadt«: Mit dieser Schlagzeile auf dem Titelblatt der europaweit erscheinenden Monatszeitschrift Epoca wurde Regensburg am 4. April 1965 erstmalig nach vielen Jahrzehnten überregional einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Das Projekt der Kulturstiftung im Bundesverband der deutschen Industrie unter Leitung des Hamburger Professors Werner Hebebrand ist einer der bedeutendsten Impulse zur Altstadtsanierung in Regensburg und damit auch zur Neugestaltung der öffentlichen Räume. Es wird wie folgt eingeleitet: »Wenn ein Vergleich mit der Medizin erlaubt ist, dann braucht Regensburg, um am Leben zu bleiben, jetzt eine Herzoperation. Sie wird schmerzhaft und kostspielig sein, sie ist ein Wagnis. (...) Es geht darum, die größte romanisch-gotische Stadt Deutschlands, die in ihrem Kern fast unversehrt erhalten ist, vor Verfall und Auszehrung zu retten. Ein anspruchsvolles Vorhaben. Aber erfolgt der Eingriff nicht, dann wird die Altstadt von Regensburg in zehn bis fünfzehn Jahren von der Wohnbevölkerung verlassen sein, erst Abbruch und danach hemmungsloser Neubau werden ihr geschlossenes Bild zerstört haben. Das ist die Diagnose. Man will versuchen, die Altstadt zu konservieren, um ein Stück Vergangenheit der Nachwelt zu überliefern, man will sie gleichzeitig ausbauen und in den modernen Alltag einer wachsenden Großstadt einfügen. Manche halten das für eine Utopie.« Nun arbeiten wir fast in der dritten Stadtplaner-Generation am Gelingen dieser »Herzoperation« und an der Verwirklichung dieser »Utopie«. Gemäß jenen bildhaften Metaphern können wohl die öffentlichen Stadträume als die Lebensadern und die Stadtplätze als die zentralen Organe zur Erzeugung von vielfältigster Urbanität bezeichnet werden.

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Der erste Schritt mit der umfassenden Verkehrsberuhigung in der Altstadt zur Implementierung von pulsierenden Menschenströmen statt blockierender Staus, die fast täglich zum »Infarkt« in den schmalen Gassen und Straßen geführt haben, wurde in den 70er Jahren gesetzt. Darauf aufbauend wurden mit einem städtebaulichen Ideenwettbewerb 1982 die ersten Gestaltungskonzepte für die Straßen und Plätze entwickelt. Nun konnten kontinuierlich, wohldosiert in der Wahl der Details und qualitätsvoll in der Ausführung seit über 20 Jahren, die Sanierung der Infrastruktur, die Oberflächenerneuerung und die sonstige Ausstattung der einzelnen Plätze, Gassen und Straßen konsequent umgesetzt werden. Bei dieser prozeßhaften und flexibel auf örtliche Besonderheiten eingehenden Realisierung stand stets der Versuch im Vordergrund, mit der Verwendung zumeist einheimischer Granitsteinmaterialien eine homogene Verbundenheit des öffentlichen Raumes mit der umgebenden historisch wertvollen Bausubstanz zu erreichen. Drei wesentliche Schritte kennzeichnen die nutzungs- und gestaltungsbezogene Gesamtstrategie zur Erhaltung und Belebung der öffentlichen Stadträume im histo-

Wohnumfeld © Peter-Jonas Doerfler

rischen Zentrum. Es geht dabei um ein permanentes kooperatives Abstimmungsverfahren zwischen kulturellen, wirtschaftsfördernden und wohnumfeldbezogenen Belangen mit dem Ziel einer lebendigen Mischung. Erstens: Räume mit hoher Aufenthaltsqualität fördern attraktives Wohnen in der Altstadt. Der erste Schritt zur Erhaltung der Altstadt wurde mit dem Sanierungsbeginn der Wohngebiete eingeleitet. In dieser Phase ab ca. 1975, einhergehend mit der umfassenden Erneuerung des Kanalnetzes und der Ausweisung mehrerer Sanierungsgebiete, wurden zahlreiche Gassen und kleine Quartiersplätze verkehrsberuhigt, neugestaltet und zum Teil begrünt. Das Kleinsteinpflaster, in Segmentbögen oder in Reihe verlegt und mit prägnanter Mittelrinne ansprechend gegliedert, funktioniert noch heute als robuster Oberflächenbelag mit ansprechendem Erscheinungsbild. Die Stärkung der Wohnfunktion wirkte sich positiv auf die Einstellung der Bevölkerung aus, ein neues »Altstadtgefühl« konnte sich entwickeln.


Zweitens: Historische Kontinuität von der Raumstruktur bis hin zum architektonischen Detail stärkt das kulturelle Zentrum Ostbayerns. Das nächste übergeordnete Ziel war die Aktivierung der stadtkulturellen Wurzeln und der Erlebbarmachung von entwicklungsspezifischen Bezügen. Möglichst viele mittelalterliche Plätze sollten dabei in das Leben der Stadt eingegliedert werden. Die Verwirklichung dieser Idee erhielt den entscheidenden Impuls durch die Neugestaltung der Platzfolge (1982–1985) vom Haid- und Rathausplatz, dem Kohlen- und Krauterermarkt bis zum Domplatz. Hier flanieren überwiegend die Touristen, es werden die zentralen Aktivitäten und Feste gefeiert sowie die wichtigsten öffentlichen Einrichtungen miteinander verbunden. Die zukünftig erforderliche Anbindung des Arnulfsplatzes, an dem das Stadttheater und das Velodrom liegen, mit der Verknüpfung über die Ludwigsstraße an den Haidplatz ist für die nächsten Jahre geplant. Die Wahl der Gestaltungsmittel mit dem meistgebrauchten, warmtonigen Granitsteinpflastermaterial, der Akzentuierung von besonderen Situationen sowie charakteristischen Details wie Brunnen, Treppen und Toren werden der historischen Bedeutung jener einzigartigen Platzfolge gerecht. Drittens: Oberflächenneugestaltungen geben Investitionsimpulse zur Entwicklung des Einkaufs- und Handelszentrums Innenstadt. Als Ergänzung zur Kulturachse folgte nun die Entwicklung einer Einkaufsmeile mit der Neugestaltung der zweiten durchgängigen Ost-West-Verbindung mit der Gesandtenstraße, Neupfarr- und Kassiansplatz, 1991–2002. Das Ergebnis sind eine umfassende Aufwertung, die gesteigerte Anziehungskraft und Akzeptanz für Kunden und Besucher aus ganz Ostbayern. Dieses neue vitale Rückgrat des »Erlebnis Altstadt« mit Kaufhäusern und einem vielfältigen Angebot von Dienstleistungen verbindet die bisherigen 1a-Lagen um die Königsstraße mit dem historischen Zentrum. Die Fertigstellung der Maximilianstraße und die Anbindung an den Hauptbahnhof über den Ernst-Reuter-Platz komplettieren das Vorhaben. Bei der Wahl der Gestaltungsmittel wurden gemäß der intensiven Handels- und Einkaufsnutzung mit hoher Personenfrequenz gut begehbare, geschnittene, sandgestrahlte und warmtonige Kleinsteinpflastermaterialien ausgesucht.

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Bereiche wie der Neupfarrplatz und die Maximilianstraße erfahren durch großformatige Natursteinplatten eine besondere Hervorhebung als durch neuzeitliche Eingriffe entstandene Stadträume.

Kulturachse © Peter-Jonas Doerfler

Einkaufsmeile © Peter-Jonas Doerfler

Gesamtübersicht © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

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30] Kontinuierliche Vorsorge Die gewählte Qualität der Pflasterbeläge und eine behutsame Platzmöblierung sichern ein dauerhaftes, ansprechendes Erscheinungsbild. Damit wird in den durch die unterschiedlichsten Nutzungsarten und dichten Erschließungsverkehr sehr beanspruchten Bereichen einer Verwahrlosung und dem Vandalismus effizient vorgebeugt. In den letzten Jahren sind die Anforderungen an den öffentlichen Raum zusätzlich gewachsen. Es ergeben sich andere Rahmenbedingungen für die Altstadtkaufleute durch die Konkurrenz von ShoppingMalls, Ladengalerien und neue Märkte im Internet. Daraus resultieren eine forcierte Eventkultur und gesteigerte Wünsche zur Selbstdarstellung mit Werbung und Sondernutzungen. Hinzu kommen die zunehmende Zahl an Straßencafés und Gastronomie unter freiem Himmel, die bis in den späten Herbst für Leben auf den Straßen und Plätzen sorgen. Die wachsende Bedeutung des ÖPNV läßt die Ansprüche an den Einstieg- und Wartekomfort steigen. Mit der Verlängerung der Ladenschlußzeiten bekommen Ausleuchtung und nächtliche Rauminszenierung ebenfalls eine höhere Bedeutung. Diesen alltäglichen Anforderungen gilt es gerecht zu werden, um dem hyperaktiven Stadtorganismus die erforderliche Ruhe und Erholung zu bieten. Dabei sind der restriktive Umgang mit der Genehmigung von Sondernutzungen im öffentlichen Raum, eine deutliche Beschränkung von Werbeanlagen aller Art sowie klare Qualitätsansprüche an die Ausstattung und Möblierung der Gassen und Plätze wirksame Mittel. Für ein Fazit oder eine Diagnose, inwieweit die Verwirklichung der »Utopie« von 1965 gelungen ist und die Altstadt durch die »Herzoperation« dauerhaft geheilt und gestärkt wurde, ist es sicher noch zu früh. in jedem Fall sind aber durch die Umsetzung der Projekte die vielschichtigen positiven Auswirkungen auf die gesamte Stadt und das Leben in der Region schon jetzt eindrucksvoll ablesbar. Baudirektor Dipl.-Ing. Peter-Jonas Doerfler Stadtplanungsamt Stadt Regensburg

Alter Kornmarkt und Domplatz © Peter Stolz/Stadt Regensburg

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Freiflächen in der Altstadt

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Die Aufwertung einer Straßen- und Platzfolge

Gesandtenstraße und in den Gehbereichen des Kassiansplatzes; –

Gesandtenstraße, Kassiansund Neupfarrplatz Die Diskussion um den öffentlichen Raum, um dessen Gestaltung und neu zu interpretierendes Selbstverständnis zeigt, daß die Abwägungskriterien von Gelingen und Scheitern nahe beieinanderliegen. Eine Analyse der Gegebenheiten für diesen Planungsumgriff inmitten der Altstadt ließ sich nun auf eine Reihe von überwiegend positiven Voraussetzungen gründen. Nicht nur, daß Anlieger und Geschäftsleute die Aufwertung der Straßen- und Platzfolge mittrugen, sondern auch die wachsende Akzeptanz, jene Bereiche weitgehend den Fußgängern zu überlassen. Der Neupfarrplatz ist das Relikt einer ständigen Veränderung – im Gegensatz zum Haidplatz, der »guten Stube« Regensburgs, weder historisch gewachsen noch mit mittelalterlicher Bebauung gefaßt, dafür mit rund 7.000 m2 Fläche größter Platz in der Altstadt und stark frequentiert. Die 400 m lange Achse der Gesandtenstraße, die den Bismarckplatz anbindet und mehr Gasse als Straße ist, und den zum Parkplatz degradierten Kassiansplatz, das »Anhängsel« an den Neupfarrplatz, galt es, gestalterisch zusammenzufassen und unter neuen Prämissen zu aktivieren. Die Vorgaben der Stadt Regensburg sahen einen querschnittsgleichen Ausbau des gesamten Gebietes sowie eine gute Begehbarkeit der Oberflächen vor, was ein Materialkonzept bedingte, das auf drei wesentlichen Belagsqualitäten aufbaut: – ein großformatiger Plattenverband aus warm- und kalttonigem Bayerwaldgranit für den Neupfarrplatz, verlegt im Bänderrhythmus und ausgehend vom Sockel der platzmittigen Neupfarrkirche in Nord-Süd-Ausrichtung; – ein gehfreundliches Klein- und Binderstein-Granitpflaster aus dem gleichen Material mit gebrochenen Kanten und gesägter, sandgestrahlter Oberfläche, in Reihen verlegt für die Flächen der

Wiederverwendung des restlichen historischen Hirschlingerpflasters vom Neupfarrplatz für die Rinne der Gesandtenstraße und die Mitte des Kassiansplatzes.

Sonderbeläge aus neuem und gebrauchtem Kalkstein kommen zudem als Vorzonen für die Dreieinigkeits- und Kassianskirche zur Verwendung sowie als Traufpflaster bzw. Vorgelege bei besonderen Gebäudezugängen. Der Konsens mit der Denkmalpflege zum »Bauen in einer 2000 Jahre alten Stadt« basiert auf dem Beibehalten kleinteiliger Pflasterungen, die jedoch gut begeh- und befahrbar sind. Die historischen Hirschlingerflächen konzentrieren sich auf den Kassiansplatz, wobei ein gestaltetes Nebeneinander von glatten und »unbequemen« Materialien dem Fußgänger die freie Wahl des Gehbereichs läßt. Das Studium der römischen Geschichte führte zur Projektion der Hauptstraße des »Castra Regina«, der via principalis, mit seiner westlichen Toranlage auf den Neupfarrplatz. Begrenzt durch beidseitige, schmale Marmorbänder verschwenkt der Belag hier sichtbar quer über den Platz in Ost-West-Richtung. Die »porta principalis sinistra«, also das Westtor des Römerlagers, wird als breites Marmorband senkrecht zur via principalis im Übergang zur Gesandtenstraße dokumentiert. Das Grünkonzept beschränkt sich indessen auf eine Baumreihe an der Altstadt-Bushaltestelle und auf den Kassiansplatz mit Bäumen jeweils vor dem Kirchenportal und im Bereich der möglichen Freisitze. Der vielfache Wunsch nach einem »grünen Platz« konnte wegen der intensiven Belegung des Untergrunds mit Infrastruktureinrichtungen und der Berücksichtigung einer flexiblen Nutzbarkeit der Platzflächen nicht ganz erfüllt werden. Ebenso wurden Elemente der Stadtmöblierung nur sparsam eingesetzt, um die erreichte Großzügigkeit des Neupfarrplatzes nicht wieder zu verstellen.

Neupfarrplatz; südlicher Bereich © Architekturbüro A2

Via principalis; Marmorleiste © Architekturbüro A2

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Ein sorgfältig entwickeltes Lichtkonzept für den Neupfarrplatz setzt überdies nächtliche Akzente, ohne ihn zur Attraktion zu machen. Stelen und Sockelleuchten an der Kirche bringen Licht in die Platzmitte, im Gesamtumgriff wird die bereits in der übrigen Altstadt zu findende, technisch modifizierte »Ratisbona-Leuchte« verwendet. Der nächtliche, lichtunterstützte Hinweis beschränkt sich auf einige Sondersituationen, wie die Bushaltestelle, Sitzbänke und den Kiosk. Nach Abschluß der Maßnahme kam die »Inbesitznahme« des Neupfarrplatzes zunächst nur zögerlich in Gang. Das Marktkonzept konnte bisher nicht dem Platzanspruch gerecht werden, die gastronomische Bewirtschaftung führte zwar zu intensiven Aufenthalten, die aber teilweise von Gestaltungsmängeln beeinträchtigt werden. Bis zu einer adäquaten Nutzung wird jedoch noch ein Zeitraum der Erprobung zu überstehen sein. Schließlich stehen drei Jahre »neuer Neupfarrplatz« in keiner Relation zu 2.000 Jahren Stadtgeschichte.

Gesandtenstraße und Neupfarrplatz © Bernd Schmitz

logischer Feinarbeit konnten zwei guterhaltene Kellertrakte freigelegt und begehbar gemacht werden. Das Aufeinandertreffen der meterdicken Bunkerwände mit dem fragilen, sorgfältig geschichteten Bruchsteinmauerwerk der jüdischen Häuser vermag kaum symbolträchtiger zu sein. Und gleich daneben finden sich das tief hinabreichende Fundament der unmittelbar nach der Zerstörung erbauten Neupfarrkirche und unter dem jüdischen Niveau die Grundrisse der Legionärswohnungen des Castra Regina.

Neupfarrplatz; Schwarzplan © Architekturbüro A2

Document am Neupfarrplatz Die Überraschung war perfekt, als im Juli 1995 die Baggerschaufel handbreit unter dem Pflaster des Neupfarrplatzes die Mauerkrone einer mittelalterlichen Kellerwand freilegte. Im Rahmen der Neugestaltung war auch die Errichtung einer Trafostation vorgesehen, deren Baugrube hier hätte entstehen sollen, nördlich der Neupfarrkirche, mitten auf dem Platz. Selbst die Archäologen hatten nicht erwartet, daß beim »Implantieren« des Ringbunkers im Zweiten Weltkrieg die vorgefundene Substanz von der völligen Zerstörung verschont geblieben war. Obwohl dieses massive Betonbauwerk geradezu eingestanzt ist in den Boden, ließ sich bei der darauffolgenden Stadtkerngrabung auf 3.000 m2 Fläche das ehemalige jüdische Viertel, das im Jahr 1519 bei einem Pogrom zerstört wurde, weitgehend rekonstruieren. Zwar waren Gewölbe eingeschlagen und die Räume verfüllt worden, aber dank archäo-

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Neupfarrplatz; Grabungsareal © Architekturbüro A2

Die Lösung der Aufgabe, jene Funde, Gegensätze und Geschichte in einem Bauwerk gleichzeitig zu bewahren und zu zeigen, war ein Prozeß, der im Grabungsfortschritt immer wieder korrigiert und angepaßt werden mußte. Unterstützt durch intensive Modellarbeit, wurde noch geplant, geändert und angepaßt, als die Baustelle bereits begonnen hatte. Statische

Anforderungen an eine hochbelastbare Decke, befahrbar für Schwerlastfahrzeuge und auf mächtigen Bohrpfählen ruhend, waren mit sensibler Auswahl der Gründungsstandorte in dem archäologisch wertvollen Areal abzustimmen. Der maximale Erhalt der historischen Substanz hatte oberste Priorität, die zu Folgen wie dem temporären Einfügen eines Raum-


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gerüsts und dessen Auffüllung mit Sand führte, um die Erschütterung durch die umfangreichen Bohrarbeiten abzumindern, die das historische Mauerwerk hätten schädigen können. Eine Deckenauswechslung durch eine Stahlkonstruktion im Bereich eines in situ erhaltenen Torbogens bewahrte den feinbearbeiteten Schlußstein zudem vor dem Einbetonieren, die mühevolle, abschnittsweise Unterfangung der fundamentlosen Mauerzüge blieb eine Herausforderung für die Baufirma. Während der Neupfarrplatz jahrelang ein offenes Grabungsfeld war, sind heute nur ein Dreieck aus Edelstahl am Kirchensockel und ein Glasfenster im Platzbelag Zeichen für die unterirdische Dokumentation. In der Stahlröhre, die den Platz durchdringt, geleitet eine flache, langgezogene Treppe hinunter und zwingt dazu, von dem betriebsamen Ort, gleich einer Theatertreppe, langsam hinabzuschreiten ins Halbdunkel des Untergrunds. In einem Foyer, entstanden durch das Heraustrennen eines Bunkerabschnitts, treffen, sparsam auf Schrifttafeln erläutert, 2.000 Jahre Stadtgeschichte aufeinander: römische Grundmauern, jüdische Keller, christliche Kirchenfundamente, der Bunker des Nationalsozialismus. Ein schmaler Steg führt durch die zwei Kellerräume, nur Mauern und Steine sind die Exponate, die jene Informationen des Stadtführers sichtund fühlbar materialisieren. Die wenigen Additionen, Stahlstützen, heller Beton und Edelstahlstege, ordnen sich dem Raumeindruck unter. Licht und Schatten, wechselnde Intensitäten und Diffusionsgrade als wesentliche Gestaltungsmerkmale unterstützen Wegeführung und Raumstimmung.

Document; Modell © Architekturbüro A2

Document; Foyer mit Brücke und Ringbunker © Architekturbüro A2

Bauherr: Stadt Regensburg

Kein Museum, sondern ein Ort der ganz persönlichen Begegnung mit der Stadtgeschichte war die Intention des Documents, wenn der Besucher bereit ist, sich darauf einzulassen. Lydia Lehner Dipl.-Ing. Architektin Franz Robold Dipl.-Ing. Architekt Architekturbüro A2, Regensburg

Projektsteuerung: Stadt Regensburg Planungs- und Baureferat Tiefbauamt

Document; Foyer mit Fundamentschlitz © Architekturbüro A2

Architekten: Architekturbüro A2 Lydia Lehner Franz Robold, Regensburg

Tragwerksplanung: Dipl.-Ing. Gerhard Roider, Laberweinting Ludwig + Weiler, Augsburg Bauphysik: Dr. Schäcke + Bayer, Stuttgart

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Die Verbindung von Altstadt und Hauptbahnhof

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Zur Neugestaltung der Maximilianstraße

Situation Der Verknüpfung von Altstadt und Hauptbahnhof kommt eine enorme Bedeutung als Entree von Regensburg zu. Durch das entlang der Friedenstraße entstehende neue Quartier mit seinem Einkaufszentrum erhält die Verbindung mit der Altstadt eine zusätzliche Wichtigkeit. Wichtigste Wege- und Verkehrsachse dieser Verbindung ist die Maximilianstraße. Sie gliedert sich in ihrem Verlauf von Nord nach Süd in drei Bereiche: – den dichtbebauten Bereich zwischen Kronengasse und Ernst-Reuter-Platz (Maximilianstraße Nord), – den grünen, durch den Alleengürtel führenden Bereich zwischen ErnstReuter-Platz und Bahnhofsplatz (Maximilianstraße Süd), – den Bahnhofsplatz als Ausgangs- und Endpunkt. Als erster Bauabschnitt wurden vom Frühjahr bis Spätherbst 2002 die nördliche Maximilianstraße von der Drei-KronenGasse bis zum Ernst-Reuter-Platz sowie dessen nördlicher Teil realisiert. Die Errichtung des Europabrunnens soll im Frühjahr 2003 abgeschlossen werden.

Maximilianstraße Ausgangspunkt der Neugestaltung der nördlichen Maximilianstraße ist ihre besondere Entstehungsgeschichte. Nach dem Wiederaufbau infolge der Beschießung durch napoleonische Truppen 1806 entwickelte sich eine für die Altstadt untypische, geradlinig verlaufende »Prachtstraße«, in deren Achse südlich zuerst das Keplerdenkmal, später der Bahnhof plaziert wurden. Diese formale und entstehungsgeschichtliche Sonderstellung der nördlichen Maximilianstraße findet in der Gestaltung des öffentlichen Raumes ihren Ausdruck. Als formales Mittel dient dabei das Belagsmaterial in der Wahl seiner Form, seiner Farbe und Gliederung.

Sind die Altstadtstraßen und -gassen zum Großteil mit hochwertigen Pflasterbelägen gestaltet, so kommt für die Maxstraße, im Kontrast hierzu, ein Plattenbelag zur Verwendung. Zur Stärkung der Wirkung des Querschnittsprofiles wurde das vorhandene, aus der Straßenverkehrsfunktion entwickelte und mit seitlichen Gehwegen ausgestattete Dach- in ein Grabenprofil umgewandelt. Dies war auf Grund gleicher Anschlußhöhen der beiden Straßenseiten problemlos möglich. Derart bildeten sich eine Abfolge von ca. 4 m breiten Gehwegen entlang den Gebäuden sowie eine ca. 6,10 m breite ebenengleiche Fahrbahn mit einem freien Lichtraumprofil von 7,5 m.

Pflasterung und Radständer © Morpho-Logic

Maximilianstraße; Perspektive © Morpho-Logic

Die funktional notwendige Zonierung des Straßenquerschnitts wird mittels einer farblich vom Flächenbelag aus grünlichem Naturstein unterschiedenen, hellen Bänderung vorgenommen. Zugleich entsteht ein abwechslungsreiches Belagsmuster, das den Eindruck der Linearität beibehält. Hierzu trägt auch die geplante Beleuchtung mit 6 m hohen Stelen in ca. 75-mAbständen bei, die entlang der Ostseite des Straßenprofils angeordnet werden sollen. Der Aufbau der Stele gliedert sich in drei Teile: Sockel zur Aufnahme der Elektrotechnik; hinterleuchteter, mattierter Glaskörper; Leuchtenkopf mit Lichttechnik. Sie dienen nicht nur der Ausleuchtung, sondern werden durch den hinterleuchteten Glaskörper selbst zu Lichtobjekten. Leuchtstele © Morpho-Logic

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Als erster Teilabschnitt des zusammen mit dem Künstler Markus Heinsdorff entwikkelten Licht-Kunst-Konzeptes, das eine Leitlinie vom Bahnhof in die Altstadt in Form von Lichtelementen vorsieht, werden grünschimmernde Lichtpunkte in einer geraden Reihe entlang der Westseite im Boden eingelassen angeordnet. Einzige weitere feste Komponenten der Möblierung des öffentlichen Raumes sind Sitzgelegenheiten an den Haltestellen des Altstadtbusses, Abfallkörbe sowie, auf der Ostseite, in Gruppen zusammengefaßte Fahrradständer. Für die Möblierung der Freischankflächen und Warenauslagen wurde ferner ein Entwurf mit einer Auswahl an aufeinander und auf die Gesamtgestaltung abgestimmter Details erarbeitet.

Europabrunnen Der Ernst-Reuter-Platz wurde als Auftakt zur neuen Maximilianstraße im Altstadtbereich gestaltet. Gleichzeitig markiert er eine Schnittstelle zwischen dem südlichen und nördlichen Teil der Maximilianstraße. Seiner Vermittlerfunktion soll durch das Übergreifen der Perlenkette von Glaspavillons aus der geplanten Esplanade Rechnung getragen werden. So entsteht hier ein Brunnenpavillon als Auftakt einer Reihe, in Größe und Form exakt übereinstimmend, in seiner Thematik jedoch deutlich unterschieden vom profanen Charakter der übrigen geplanten Pavillons.

Der Pavillon wird als begehbares oder besser durchschreitbares Wasserhaus im Bewegungsfluß des Fußgängerstromes von der Esplanade in die Altstadt und umgekehrt ausgebildet. Er kann auf zwei Brücken, die zwischen drei ca. 7 m hohen Wasservorhängen hindurchführen, durchquert werden. Die ihn durchschreitenden Passanten sind, sobald sie sich im Pavillon befinden, Teil eines Schauspiels aus Wasser, Licht und Bewegung. Tageslicht mit seiner Brechung im Wasser sowie eine Kunstlichtkulisse mit differenziert eingesetzter farbiger Beleuchtung lassen den Pavillon als lebendige Plastik erstrahlen. Auch bei abgeschaltetem Wasserspiel im Winter kann die »Lichtbewegung« für die notwendige Attraktivität des Glaskubus sorgen. Das Thema Europa wird durch Referenzen an Regensburg als Stadt am Strom, die über das System der Flußläufe in Europa vernetzt ist, dargestellt. Eine in linearer Abfolge entlang dem Weg durch den Pavillon angeordnete Abstraktion dieses Systems wird eben jenen Bezug deutlich machen. Ingrid Burgstaller Michael Gebhard Morpho-Logic, München

Bauherr: Stadt Regensburg Architekten: Morpho-Logic Architektur und Stadtplanung Ingrid Burgstaller Michael Gebhard, München Landschaftsarchitektur: Uta Stock-Gruber, Buch am Erlbach Licht-Kunst-Konzept: Markus Heinsdorff, München Lichtplanung: ConceptLicht, Traunreut Tragwerksplanung: Behringer + Müller, München Gebäudetechnik: Kahle und Lezius, München

Europabrunnen © Morpho-Logic

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Brücken sind öffentliche Räume

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Eine interdisziplinäre Planungsaufgabe

Vorwort Das Stadtbild Regensburgs ist vor allem geprägt durch die Topographie seiner beiden Flüsse Donau und Regen. Die einzigartige Flußlandschaft mit ihren »grünen« Inseln steht im spannungsreichen städtebaulichen Kontrast zum »steinernen« Altstadtkern. Dieser exponierten Lage am Fluß wird einerseits durch eine sorgfältige Gestaltung von Baumaßnahmen an den Ufern und andererseits durch die besonders qualitätsvolle Ausführung der Brükkenbauwerke Rechnung getragen.

Steinerne Brücke © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Steinerne Brücke Regensburg bietet mit der historischen Steinernen Brücke und vielen modernen Konstruktionen aus dem letzten Jahrzehnt vorbildhafte Beispiele für qualitätsvolle Bauwerke im städtischen Kontext. Die zwischen 1135–1146 realisierte 16jochige Rundbogenbrücke ist mit einer Länge von 308,70 m das älteste erhaltene, vollständig in Stein errichtete Exemplar ihrer Art in Deutschland und bezeichnete über mehrere Jahrhunderte den einzigen dauerhaften Donauübergang zwischen Wien und Ulm. Sie ist bis heute der wichtigste Stadteingang, welcher den Blick freigibt auf die markante Fluß- und Stadtlandschaft mit der Altstadtsilhouette, dem sogenannten Donauprospekt. Kaiser und Könige zogen nicht umsonst über die Steinerne Brücke in die Stadt. Ihrer herausragenden historischen und städtebaulichen Bedeutung entspricht eine nicht mindere als technisches Denkmal. Ihre Qualität als erstklassiges Werk der romanischen Bau- und Ingenieurkunst stellte die Brücke bei unzähligen Hochwassern und Eisstößen wie auch bei erheblichen Verkehrsbelastungen seit mehr als 850 Jahren unter Beweis.

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Eiserne Brücke Erst in den Jahren 1935–38 führten die stetige Zunahme des Verkehrs und die Ausdehnung der Stadt nach Norden zum Bau der Nibelungenbrücke. Die Altstadt konnte dadurch erheblich entlastet werden. Die Nibelungenbrücke blieb jedoch bis Ende der 1960er Jahre die einzige leistungsfähige Donaubrücke im Stadtgebiet. 1969 wurden ergänzend die Pfaffensteiner Brücke im Westen und 1981 die Schwabelweiser Brücke im Osten der Stadt errichtet, um die rasant steigenden Kfz-Ströme aufzunehmen. Zwischen 1990 und heute folgte der Bau mehrerer Stadtbrücken, deren Lage bzw. Nähe zum Altstadtensemble und zur Steinernen Brücke für die Stadtplanung eine besondere Herausforderung darstellten. Dementsprechend wurden jeweils neben den rein verkehrstechnischen Anforderungen die städtebaulichen Rahmenbedingungen sehr sorgfältig als Grundlage für die Planung ermittelt.

1990/91 wurde die Eiserne Brücke als Ersatz für einen Behelfssteg und als Stadtteilverbindung zum Unteren Wöhrd errichtet. Für ihren Neubau und den einer geplanten Stadthalle am Donaumarkt wurde ein internationaler Wettbewerb ausgelobt, um jenen wichtigen öffentlichen Bauaufgaben gerecht zu werden. Im Kontrast zur schweren Bogenkonstruktion der Steinernen Brücke entwarfen die Architekten Auer + Weber, Stuttgart und München, mit den Ingenieuren Mayer + Ludescher, München, ein reines Stahltragwerk auf zwei Stahlbetonpfeilern, das in seinen Einzelelementen aufgelöst auch für den Benutzer ablesbar ist. Es tritt deutlich in Dialog mit der mittelalterlichen Steinernen Brücke, ohne dominieren zu wollen, und besticht durch Leichtigkeit und Filigranität. Diese wird noch unterstrichen durch die massive Ausbildung der Brückenköpfe in Form von Mauern und Rampen in Weiterführung der neugestalteten Uferbereiche der Thundorferstraße.


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Eiserne Brücke © Auer + Weber

Pfaffensteiner Steg © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Pfaffensteiner Steg 1994 wurde der Pfaffensteiner Steg über den Donauarm am Oberen Wöhrd als »Steg« mit zwei Hauptträgern über vier Felder nach dem Entwurf des Architektenund Ingenieurteams Schultz-Brauns & Partner mit Grassl, München und Regensburg, errichtet. Die Sekundärkonstruktion ist in Neben- und Längsträger aus einfachen Stahlprofilen aufgelöst. Die Oberflächen sind entsprechend ihrer Nutzung differenziert: Holzbohlen auf Lagerhölzern für die Gehwege, Splitmastix für die Fahrbahn.

Brücke über den Europakanal 1998 folgte der Bau einer Fuß- und Radwegbrücke über den Rhein-Main-DonauKanal auf der Grundlage des ersten Preises der Architekten und Ingenieure Schürmann und Mayer + Ludescher, München, im Rahmen eines beschränkten Wettbewerbes. Die Brücke reflektiert die technische Atmosphäre der umgebenden Landschaft und fügt sich zwischen Kanal, Staustufenkraftwerk und Pfaffensteiner Brücke ein. Die ausgeführte Konstruktion nimmt den Charakter der vorhandenen Strukturen auf, Fachwerkträger und schreitende Stützenrahmen der rampenassoziierenden Maschinenelemente. Der im

Inneren des Überbaus integrierte Geh- und Radweg ermöglicht es, beim Überqueren des Kanals den Brückenträger als eigenständigen Raum zu erleben.

Nibelungenbrücke 1997/98 erfolgte die Auslobung des europaweiten Einladungswettbewerbs mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren zum Neubau der Nibelungenbrücke mit integrierter Stadtbahntrasse. Auf der Grundlage des mit dem ersten Preis ausgezeichneten Entwurfes der Architekten und Ingenieure Schultz-Brauns & Reinhart und Grassl sowie des Landschaftsarchitekten Schmidt aus München werden derzeit Ausführungsplanung und Ausschreibung erstellt. Die Nibelungenbrücke ist im Stadtgefüge die wichtigste innerstädtische Verkehrsverbindung über die Donau in exponierter Lage zwischen dem historischen, dichtbebauten Kern und der östlichen, gründerzeitlichen Stadterweiterung. Die Nibelungenbrücke überspannt den Donaunord- und -südarm, das unmittelbar angrenzende Flutgelände beidseitig der Uferbereiche und den Landschaftsraum der Flußinsel »Unterer Wöhrd«, für die eine städtebauliche Rahmenplanung entwickelt wurde.

Brücke über den Europakanal © Architekturbüro Felix Schürmann

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Nibelungenbrücke © Schultz-Brauns & Reinhart

Die vorgeschlagene Stahlverbundlösung ist geteilt in eine Nord- und Südbrücke, so daß die Inselsituation mit der den hier vorgesehenen Baumreihen auf dem Unteren Wöhrd erlebbar wird. Die Aufweitung zwischen den einzelnen Elementen ermöglicht zudem eine Aufweitung besonders der Freiflächen unter der Brücke durch Tageslichteinfall. Die parallelen Träger werden durch die im Nahbereich wirksamen Kragholme optisch gegliedert, und die landschaftsräumliche Einbindung erfolgt über großzügige Treppen- und Rampenanlagen, wobei der Stadteingang auf der Südseite bastionsartig mit einer integrierten kleineren Quartiersgarage ausgebildet wird. Mit dem Bau wurde bereits begonnen. Aufmerksamkeit in der überregionalen Presse erregte die Verschiebung der alten Brücke nach Osten. Dies war nötig, um den Verkehr auf der alten Konstruktion weiterlaufen lassen zu können, während daneben der erste Abschnitt der neuen Nibelungenbrücke errichtet wird. Im Dezember 2002 begannen der Abbruch der alten Brücke und die Errichtung des östlichen Abschnitts der neuen Brücke. Der Verkehr läuft seitdem bereits über den Westarm der neuen Brücke.

südlich des Hochweges einen öffentlichen Park mit anschließender Alleenverbindung, – einen Park-and-ride-Platz für 350 Pkws sowie – einen kleinen Stadtplatz im Bereich der Kirche St. Pius. Mit dieser besonderen Form der Brückenbaumaßnahme ist nach der Fertigstellung erreicht worden, daß bei den prognostizierten 83.000 Kfz/d im Jahr 2010 an den bestehenden Häusern entlang der A 93 die Grenzwerte der »Lärmsanierung« von 60 dB (A) in der Nacht und 70 dB (A) am Tag nicht überschritten werden. Gleichzeitig hat man die Voraussetzung geschaffen, die seit Jahrzehnten getrennten Stadtteile wieder zusammenzuführen. Der Entwurf der Portale und Lärmschutzwände erfolgte durch den Architekten Schürmann aus München, die Oberflächengestaltung wurde vom Landschaftsarchitekturbüro Zimmermann mit dem Stadtplanungsamt Regensburg entwickelt. Mittlerweile ist das Bauwerk fertiggestellt, die Oberflächen mit Rilke-Park, Skateranlage und Park-and-ride-Parkplatz sind befestigt, bepflanzt und nutzbar.

Einhausung der Westumgehung

Ursprünglich (1873) als Parallelfachwerksystem-Brücke über die neue Eisenbahnanlage errichtet, liegt sie östlich des Hauptbahnhofes und verbindet über die Bahnanlagen hinweg den Parkbereich rund um das St.-Peters-Kirchlein bzw. die Geschäftszone entlang der südlichen Dr.Martin-Luther-Straße mit dem für die zukünftige städtebauliche Entwicklung bedeutsamen Areal entlang der Frieden-

1999 bis Herbst 2002: Bau der Einhausung der Autobahn A 93 (Westumgehung) zwischen Hochweg und Prüfeninger Straße als Lärmschutzmaßnahme in Form einer ca. 620 m langen stadtteilverbindenden »Landschaftsbrücke«. Die Konzeption, die in einem Bebauungsplanverfahren rechtlich gesichert wird, sieht drei Nutzungsbereiche vor:

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Galgenbergbrücke

Galgenbergbrücke © Peter Ferstl/Stadt Regensburg


straße und Galgenbergstraße. Die bisherige Brücke wurde 1927 als Ersatz aufgrund der gestiegenen Lastenanforderungen geschaffen und als durchlaufender Fachwerkträger ausgeführt. Auch die Standsicherheit des Brückenbauwerkes war nach 74 Jahren gefährdet. Daher wurde 1999 ein Einladungswettbewerb mit zehn Teilnehmern zur Ermittlung eines Entwurfes, der dieser städtebaulich anspruchsvollen Lage entspricht, durchgeführt. Hierbei sollte eine spätere Erweiterung für die Stadtbahn Berücksichtigung finden. Die ersten Preisträger, F. Schürmann mit E. Dettinger und Mayr + Ludescher, München, haben die Brücke als dreifeldrigen, stählernen Durchlaufträger entworfen. Dem gevouteten Überbau wird ein an einem Pylon einseitig über Seile abgehängtes Tragwerk zur Seite gestellt, welches die Stadtbahn aufnehmen soll. Aufgrund ihres zurückhaltenden Ausdrucks überzeugt die Konstruktion auch in gestalterischer Hinsicht. Die Hauptbrücke wurde bewußt einfach geformt, um eine günstige Einbindung in das städtebauliche Umfeld zu erreichen. Die vorgeschlagenen ergänzenden Maßnahmen zur Stadtgestaltung westlich der Brücke haben eine Integration und Gliederung des großmaßstäblichen Volumens des angrenzenden neuen Einkaufszentrums zum Ziel. Die Brücke ist zur Zeit im Bau.

fältigen übergeordneten Verbindungsfunktionen: Zwischen der Galgenbergbrücke und der Kumpfmühler Brücke – Entfernungen rund 160 m bzw. rund 820 m – bietet er eine weitere »durchgehende« Querungsmöglichkeit für Fußgänger. Es begegnen sich auf dem Brückenbauwerk künftig alle Bahnkunden, die vom Hauptbahnhofgebäude und vom südlichen Zugang durch das Einkaufszentrum zu den Zügen gelangen möchten und umgekehrt. Genauso treffen sich Passanten, die, von der Altstadt über die Maximilianstraße kommend, den direkten Weg in das südliche Stadtgebiet am Galgenberg zum Arbeitsamt, zur Fachhochschule und zur Universität aufsuchen, und die Besucher des Einkaufszentrums, von der zentralen Bushaltestelle Albertstraße kommend oder, später, in die Altstadt strebend. Mit dem Steg wird nun das wesentliche Teilstück der zentralen Verbindungsachse Klinikum–Universität– Altstadt realisiert, welche bereits seit Ende der 60er Jahre anvisiert wird. Den eingeladenen Realisierungswettbewerb gewann 2001 das Regensburger Büro Dömges und Partner zusammen mit Leonhardt, Andrä und Partner, Stuttgart und Dresden. Die Brücke selbst wird mit einer lichten Breite von ca. 6,0 m geplant und eine lichte Durchgangshöhe von mindestens 3,0 m aufweisen. Der gesamte Verkehrsweg mit den Bahnsteigzugängen wird mit einer Verglasung vor Regen und Schnee geschützt. Der Steg soll 2003 fertiggestellt werden.

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Steg über die Bahnanlagen Auf der Südseite des Bahnhofs wird im Zusammenhang mit einem neuen Einkaufszentrum an der Friedenstraße ein zweiter Vorplatz mit entsprechender Infrastruktur und einer Zugangsmöglichkeit zu den Bahnsteigen gebaut werden. Ein Steg zur Überquerung der Gleisanlagen soll künftig das Empfangsgebäude des Regensburger Hauptbahnhofes mit dem Einkaufszentrum verknüpfen und den bestehenden Tunnel ersetzen. Seine herausragende verkehrliche Bedeutung ergibt sich durch die vielSteg über die Bahnanlagen © Dömges + Partner

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➀ Einhausung der A93 ➁ Pfaffensteiner Brücke und Brücke über den Europakanal ➂ Pfaffensteiner Steg ➃ Steinerne Brücke ➄ Eiserne Brücke ➅ Nibelungenbrücke ➆ Schwabelweiser Brücke ➇ Kumpfmühler Brücke ➈ Galgenbergbrücke

Brückenstandorte © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Schlußbemerkung Die Vielfalt der Brückenbauwerke in Regensburg zeigt, daß eine Brücke zu bauen immer eine individuelle und dadurch schwierige Aufgabe sein wird, die höchste Ansprüche an alle Beteiligten stellt und eine starke interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert. Brücken sind als öffentliche Räume stets besonders sensibel, da hohe Anforderungen sowohl an deren Funktionalität als auch an die Einbindung in den städtebaulichen Kontext wie zum Beispiel die Regensburger Fluß- und Stadtlandschaft formuliert werden müssen. Leitender Baudirektor Kurt Werner Dipl.-Ing. Architekt BDA Leiter des Stadtplanungsamtes Stadt Regensburg

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VerkehrsWegebeleben*

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Die rote Stadt

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Wohnen in Regensburg-Königswiesen

Standort Acht Wohnhäuser, fünf für Studenten, drei für Personal des Universitätsklinikums, in günstiger Lage zu Universität und Fachhochschule, sind Hauptbestandteil des Gesamtkonzeptes für den Bereich südlich der Dr.-Gessler-Straße in RegensburgKönigswiesen. Wesentlich zur Prägung des Ortes soll, neben hoher städtebaulicher und architektonischer Qualität, die für Regensburg beispielhafte Berücksichtigung alternativer Wohn- und Organisationsformen sowie flächen- und kostensparender Bauweise beitragen. Gesamtanlage © Deubzer König Architekten

Bebauung Das Bebauungskonzept definiert eine ablesbar verbindende Struktur aus winkelförmigen Gebäuden. Durch die Festlegung einheitlicher Trauf- und Firsthöhen und gleicher Dachformen wird der sehr heterogenen Bebauung in Königswiesen eine homogene, geschlossene entgegengesetzt. Das Grundstück liegt an einem Nordhang. Es fällt zur Dr.-Gessler-Straße hin ab, so daß die Häuser sich von dreigeschossigen Baukörpern im Süden, über vier- zu fünfgeschossigen Gebäuden an der Straße entwickeln. Durch diese Staffelung ergibt sich nun die gewünschte Verdichtung, indem die hohen Häuser an der Straße eine Raumkante bilden. Die kräftige Farbgebung, in ihren Rottönen der Regensburger Altstadt entlehnt, unterstützt das identitätsstiftende Moment der neuen Wohnanlage. Diese Referenz an die herausragende Prägung des historischen Kerns, übertragen auf die städtische Randlage, stabilisiert auf behutsame Weise. Die fünf Gebäude des Studentenwohnheims bieten 456 Lernenden Platz, aufgeteilt in vorwiegend Ein-, aber auch Zweiund Mehrzimmerwohnungen. Für gemeinschaftliche Aktivitäten sind auf allen Ebenen Aufenthaltszonen neben den Treppen-

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räumen vorgesehen; ein zentraler Veranstaltungsraum ergänzt dieses Angebot. Im Sockelbereich, in dem sich Fahrradabstellräume, Fotolabors etc. befinden, sind alle Gebäude untereinander verbunden.

Studentenwohnheim © Christian Richters

Personalwohnungen © Christian Richters


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Bebauungskonzept; Skizze © Deubzer König Architekten

Bauherren: Stadt Regensburg vertreten durch: Stadtplanungsamt Regensburg Freistaat Bayern

Von den drei Wohnhäusern für das Personal der medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums ist bisher nur die Hälfte realisiert. Die fertiggestellten Gebäude bestehen primär aus großzügigen Einzimmerappartements, die sich im obersten Geschoß noch in den Dachraum hinein erweitern. Prof. Hannelore Deubzer Deubzer König Architekten, Berlin

vertreten durch: Universitätsbauamt Regensburg Protestantische Alumneumsstiftung, Regensburg Architekten: Deubzer König Architekten, Berlin Bauleitung: Deubzer König Architekten, Berlin Architekten Peithner, Regensburg Walter Götz Architekt, Regensburg Tragwerksplanung: Herbert Fink GmbH, Berlin Ingenieurbüro Metzger, Regensburg Haustechnik: Ingenieurbüro Martin, Regensburg Freianlagen: Richard Weidmüller, Regensburg

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Entwicklungsmaßnahme Burgweinting

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Ein neuer Stadtteil entsteht

Ziele Neue attraktive Stadtquatiere zu entwickeln und in das Stadtgefüge zu integrieren erfordert neben einer vorausschauenden Planung und dem Willen zur Qualität vor allem einen langen Atem. Der großflächige Grunderwerb durch die Stadt Regensburg im Rahmen der seit 1983 laufenden städtebaulichen Maßnahme einerseits und das bereits 1993 beschlossene und zuletzt 2001 fortgeschriebene Strukturkonzept für den gesamten Stadtteil Burgweinting andererseits waren wichtige Voraussetzungen für die positive Entwicklung des Stadtteils Burgweinting. Regensburg-Burgweinting ist eine der größten Entwicklungsmaßnahmen in Deutschland. Der Bereich umfaßt eine Größe von rund 400 ha, wovon ca. 190 ha für eine gewerblich-industrielle und etwa 210 ha für die Wohnnutzung zur Verfügung stehen. Als Ziele sind unter anderem zu nennen: – Schaffung von Wohnraum für 10.000 Menschen, Wohnraum für 4.000 Personen wurde bereits fertiggestellt; in diesem Zusammenhang waren die damaligen Standortentscheidungen von BMW, in unmittelbarer Nähe zum Entwicklungsbereich ein Zweigwerk mit etwa 5.000–6.000 Arbeitsplätzen zu errichten, sowie der schrittweise Ausbau des Universitätsklinikums für die Wohnungsnachfrage von hoher Bedeutung. – Bereitstellung von preisgünstigem Bauland für den öffentlich geförderten Wohnungsbau. – Föderung der Eigentumsbildung für weite Kreise der Bevölkerung. Im Bereich der Entwicklungsmaßnahme haben sich zwischenzeitlich auf ca. 35 ha Gewerbe- und Industriebetriebe mit ca. 25.000 Beschäftigten angesiedelt. Durch die wohnungsnahen Arbeitsplätze, seine komplette Infrastruktur und den hohen Naherholungswert wird Burgweinting zu einem attraktiven Standort.

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Strukturkonzept © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Umsetzung Er wird in mehreren großen Einheiten erschlossen: Das Wohngebiet Südwest mit etwa 50 ha ist fertiggestellt, das Wohngebiet Mitte mit etwa 24 ha wird im Rahmen der »Offensive Zukunft Bayern« realisiert und ist zu 50% realisiert. Das Stadtquartier Nordwest mit ca. 90 ha befindet sich noch im Planungsstadium. Gemeinschaftseinrichtungen wie Kirche, Pfarrhaus und Sportheime werden bereits gebaut; der erste Abschnitt steht vor der Ausführung. Das Gewerbe- und Industriegebiet Ost mit etwa 105 ha ist bereits zu 50% entwickelt. Für eine leistungsfähige Stadtteilanbindung nach Westen (Klinikum, Universität) wird eine Trasse für den Individualverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr (Stadtbahn) südlich der Autobahn zwischen Obertraublinger Straße und Galgenberg- bzw. Universitätsstraße gebaut. Burgweinting-Mitte ist der zentrale Be-

reich eines neuen Stadtteils im Südosten von Regensburg mit ca. 24 ha: 900 Wohnungen, Studenten- und Altenwohnungen, Kindergarten und -hort, Nahversorgungsund Stadtteilzentrum. Die Aufnahme von Burgweinting-Mitte in das Programm »Siedlungsmodelle Bayern« 1995 erleichterte die Finanzierung und Auslobung von zahlreichen Wettbewerbsverfahren mit dem Ziel, Lösungen für einen preiswerten, ökologischen und sozialen Städte- und Wohnungsbau zu erhalten. Auf der Grundlage von Realisierungswettbewerben wurden seit 1998 die ersten Abschnitte im Geschoßwohnungsbau konsequent umgesetzt und schon Anfang 2000 das Stadtteilzentrum Burgweinting eröffnet. In diesem Zusammenhang ist auf die


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Bedeutung der frühzeitig integrierten Freiraumplanung aller öffentlichen Räume bis ins Detail hinzuweisen, die gerade die Wohnumfeldqualität erheblich mitbestimmt. Parallel wurden frühzeitig ein Blockheizkraftwerk sowie ein viergruppiger Kindergarten mit zweigruppigem Kinderhort in Betrieb genommen. Die Ergebnisse eines offenen künstlerischen Ideen- und Realisierungswettbewerbes finden zur Zeit Eingang bei der Verwirklichung einer Lärmschutzwand zwischen Baugebiet und Bahnlinie. Die in naher Zukunft vorgesehene Wiedereröffnung des Bahnhaltepunktes und die längerfristig konzipierte Stadtbahntrasse sind zudem wichtige Maßnahmen zur ÖPNVVerbesserung.

Quartier Q 6; Architekt: Rudolf Schlamberger, Augsburg © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Lärmschutzwand; Entwurf: Stefan Schütz, Ernst Dietenhauser, Christian Ebenhard, Isen und München © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Quartier Q 8; Schnitt © Bernhard Landbrecht

Besonders hervorzuheben ist das im Wettbewerb ausgezeichnete Kunstkonzept »Farbfluß«, welches seit 1999 schrittweise realisiert wird. Die den Architekten vorgeschlagene reiche und doch geschlossene Farbpalette unterstützt die räumliche Wirkung der straßen- und platzprägenden Gebäude und trägt zur Unverwechselbarkeit wie zur Identifizierung mit dem Stadtteil bei.

Quartier Q 8; Architekt: Bernhard Landbrecht, München © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Die Chancen stehen gut, daß sich mit zunehmendem Baufortschritt der für den Stadtteil Burgweinting modellhafte integrative Ansatz von Städtebau, Architektur, Freiraumplanung und Kunst auch im Alltagsgebrauch durch ihre Bewohner bewährt. Als Instrument der Qualitätssicherung dienen schließlich die regelmäßigen Beiratssitzungen in interdisziplinärer Zusammensetzung, bei denen gemeinsam mit Architekten und Investoren um die jeweils beste Lösung gerungen wird. Dipl.-Ing. (FH) Architekt Karl-Heinz Bayer Stadtplanungsamt Planungs- und Baureferat Stadt Regensburg

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Wohnen in Burgweinting

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Eine Schallschutzbebauung

Ansicht Bundesstraße © Peter Krieger

Vorgaben

Entwurfsidee

Auf einem 90 m langen schmalen Grundstücksstreifen entlang dem Autobahnzubringer und der Bundesstraße von Landshut nach Regensburg am nordwestlichen Rand von Burgweinting-Mitte liegt die Schallschutzbebauung Quartier Q 9. Nur wenige Schritte entfernt davon befinden sich das neue Stadtteilzentrum und der Kindergarten mit Hort. Aufgabe war nun, ein Gebäude mit Schallschutzwohnungstypen zu entwickeln, das gleichzeitig die dahinter angrenzenden Bereiche vom Straßenlärm abschirmen sollte. Ein Kostenlimit von 1.075 €/m2 Wohnfläche inklusive Mehrwertsteuer für die reinen Baukosten war ebenso vorgegeben wie der Niedrigenergiestandard nach Wärmeschutzverordnung. Die Richtgrößen des sozialen Wohnungsbaus gehörten gleichfalls zu den Vorgaben. Darüber hinaus waren die Wohnungen im Erdgeschoß barrierefrei auszubilden.

Unser Ziel war, maßstäbliche und überschaubare Nachbarschaften zu schaffen mit differenzierten Übergängen vom öffentlichen zum privaten Bereich, so daß Räume mit Aufenthaltscharakter entstehen, die geeignet sind für Begegnung und Kommunikation: Die Bewohner wissen, wer hier wohnt, und kennen ihre Nachbarn. Die Zonierung soll genügend Privatheit ermöglichen und gleichzeitig nachbarschaftliche Nähe erlauben. Die zur Parkseite angeordneten Winkelhöfe bieten kleinen Kinder interessante und sichere Areale zum Spielen, während die größeren in den direkt angrenzenden Park oder auf einen der Spielplätze in der Nähe gehen können. Versucht wurde eine Beziehung zu knüpfen zwischen dem Stadtraum und den Gebäuden durch nutzerfreundlich gestaltete Freiräume.

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Treppenhaus und Laubengänge © Peter Krieger


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Hofsituation © Peter Krieger

Stadthäuser © Peter Krieger

Maisonettewohnung © Peter Krieger

Grundrisse Jede Wohnung hat eine eigene Haustür, einen direkten Zugang von außen. Die Wohnungen sind gegliedert in Haupt- und Nebenraumzonen, wobei deren Abmessungen eine flexible Nutzung zulassen. So kann jeder Individualraum als Elternschlaf-, Kinder- oder Arbeitszimmer möbliert werden. Durchgesteckte Räume lassen das Tageslicht aus verschiedenen Richtungen in die Wohnungen dringen. Unterstützt wird die hohe Tageslichtausbeute durch unterzugsfreie Decken und raumhohe Fensterelemente. Alle Einheiten verfügen über 6,5 m2 große Balkone bzw. im Erdgeschoß über kleine Gartenanteile mit Holzterrassen. Von Zweizimmerwohnungen mit 36,8 m2 über Maisonetten mit 78,6 m2 bis zu den Stadthäusern mit 102 m2 und fünf Zimmern reicht hier das Spektrum.

Parkierung Die Tiefgarage bietet Platz für 30 Fahrzeuge. Sie liegt mit 989 m2 knapp unter 1.000 m2 und ist damit noch »Mittelgarage« nach der Garagenverordnung. Somit entfallen eine mechanische Entlüftung, getrennte Zu- und Abfahrten und der zusätzliche Gehweg an der Rampe. Übersichtlich organisiert, fällt genügend Tageslicht auf die Parkflächen. Die Decke ist

flach ohne Unterzüge, keine Leitungen sind an der Decke verzogen, sie verlaufen entlang der Außenwand, geschützt durch Leitplanken. Ihre Unterverteilung erfolgt im Bereich der Abstellräume, die an die KfzPlätze direkt angrenzen. Auf Erschließungsflure konnte damit verzichtet werden. Die Stellplatzbreite mißt komfortable 2,95 m, und bei Bedarf lassen sie sich nachträglich mit Garagentoren abtrennen.

Konstruktion Verschiedene strukturelle Alternativen wurden untersucht, von der weitgehenden Vorfertigung bis hin zur Ortbetonausführung. Die Kosten waren schließlich ausschlaggebend. So wurde eine Lösung in Ortbeton mit Halbfertigteildecken und Wärmedämmverbundsystem gewählt. Die Laubengänge bestehen aus Stahlbetonfertigteilen mit rutschfester Oberfläche, die Pultdächer sind als Kaltdach ausgebildet mit Stehfalzdeckung in Titanzink. Balkone und Geländer kamen als Stahlkonstruktion zum Einsatz, die Brüstungen sind mit Sicherheitsglas versehen. Senkrechte, über drei Geschosse reichende Lärchenholzlamellen zwischen den Balkonen sorgen außerdem für eine Abschirmung zum Nachbarn. Die offenen Stahltreppenhäuser sind überdies mit waagrecht angeordneten Lärchenholzlamellen verkleidet.

Bauherr: Stadtbau-GmbH Regensburg Architekten: Krieger Architekten, Samerberg Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Graf, Regensburg Haustechnik: Ingenieurbüro Gebauer, Regensburg Elektrotechnik: Ingenieurbüro Anthofer, Regensburg Bauphysik: Ingenieurbüro Graf, Regensburg Freiflächen: Stiegler Landschaftsarchitekten, Rosenheim

Architekt Peter Krieger Krieger Architekten, Samerberg

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Ein bedeutender Dienstleistungsstandort

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Die Umwandlung der Lilienthalstraße

Die Anfänge Wer hätte gedacht, daß an jener Stelle, an der in den 1920er und 30er Jahren Flugzeuge starteten, Otto Lilienthal (1848–96) heute nur noch als Namenspatron für eine Straße fungiert, die durch einen bedeutenden Dienstleistungsstandort Regensburgs führt. Die Gründung des Verkehrsflugplatzes 1925 im äußeren Westen von Regensburg war das Zeichen eines Ausbruchs aus der Enge und Isolation einer ostbayerischen Stadt. In der Folge und als staatliche Strukturförderung wurden 1936 die MesserschmittWerke auf einem Areal zwischen »Fürstlichem Rennplatz« und Altstadt, gut zwei Kilometer vom Zentrum angesiedelt. Mit dieser ersten großindustriellen Niederlassung in Regensburg hatte sich der LasnePlan vom Anfang des 20. Jahrhunderts, der für den Westen ein weitläufiges Wohnquartier in »Licht, Luft und Sonne« vorsah, zerschlagen. Im Interesse der nationalsozialistischen Propaganda entstand hier ein Bau von herausragender architektonischer Qualität, mit »modernsten« Produktionsformen, Sozial- und Berufsstrukturen. Nach dem Krieg lagen erhebliche Teile der Anlagen durch Bombentreffer in Schutt und Asche. In der Diskussion um seine Entwicklung favorisierte die Stadtverwaltung zunächst die radikale Lösung der völligen Entfernung aller Industriekomplexe und die Rückkehr zum Lasne-Plan. Die dringende Notwendigkeit, Arbeitsplätze zu schaffen, zog jedoch eine Liberalisierung der Planung nach sich. Der 1947 entworfene »Drei-Zonen-Plan« teilte das Messerschmitt-Gelände in die Nutzungszonen Wohnen, Industrie und Gewerbe sowie Sport unter Beibehaltung des Wegesystems der Werksstruktur. In den 1950er Jahren wurde der Prozeß von Ideen, wie zum Beispiel eine Kongreßhalle, das

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Schulzentrum West oder die vierte Landesuniversität zu installieren, überlagert. Der Flugplatz, von einer amerikanischen Flugstaffel genutzt, wurde 1952 von der Stadt mit dem Ziel, Wohnungen zu bauen, erworben und schließlich zur ersten großindustriellen Gründung nach dem Krieg an Siemens weiterverkauft. Während mehrere Parzellen des Messerschmitt-Areals Zug um Zug mit kleinteiligem Wohnungsbau, Schulen und Sportanlagen bedeckt wurden, fielen in diesem Bereich alle Werksgebäude. Westlich der Lilienthalstraße wurde der Messerschmitt-Verwaltungsbau in eine Berufsschule umgewandelt, das restliche Gebiet blieb gewerblich genutzt, denn es hatten sich unterschiedlichste Unternehmen angesiedelt, die überwiegend die noch intakten Werksgebäude für ihre Produktion nutzten.

Die jüngste Umwandlung Eine weitere Umwandlung vom Gewerbegebiet zum Dienstleistungssektor begann Anfang der 1990er Jahre. Als erste hat sich die Sparkasse Regensburg für den Neubau ihrer Zentrale den Standort an der Lilienthalstraße ausgewählt. Der ausgeschriebene Wettbewerb, von Dömges + Partner, Regensburg, 1990 gewonnen, blieb auf das Grundstück und das unmittelbare Umfeld des Gebäudes beschränkt.

1 Bürogebäude; Architekt: Walter Götz 2 BRK-Gebäude; Architekten: Hanns J. Huber + Partner 3 Funkhaus; Architekt: Manfred Blasch 4 Landeszentralbank; Architekten: Hoechstetter und Partner 5 Sparkassenzentrale; Architekten: Dömges + Partner 6 Betreutes Wohnen; Architekten: Dömges + Partner

Standorte der Neubauten © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg


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Hauptkantine (1938) Gesundheitshaus (1943) unbekannt Vorproduktion, Stanzerei (1939/49) Spenglerei, Metallpresse (1937) Lackiererei (1937)

Sparkassenzentrale © Artur Schnabl

In einem weiteren städtebaulichen Wettbewerb, dessen erster Preis an arc Architekten, Biesterfeld–Brennecke–Ilig–Richter, München und Bad Birnbach, ging, wurde 1993 die städtebauliche Grundstruktur für das Gelände zwischen der Lilienthalstraße, dem Rennplatz, der ehemaligen Verwaltung der MesserschmittWerke und heutigen Berufsschule und dem Areal der Sparkasse festgelegt und in einen rechtsgültigen Bebauungsplan übergeführt. Der Verlauf der Lilienthalstraße entspricht noch immer der ursprünglichen Erschließungstrasse der MesserschmittWerke. Sie wurde, wie 1947 im Drei-ZonenPlan vorgesehen, in den Bebauungsplan genauso wie der wertvolle Baumbestand integriert. Unmittelbarer südlicher Nachbar der Sparkasse wurde das Gebäude der Landeszentralbank, ebenfalls das Ergebnis eines Wettbewerbs, den die Architekten Hoechstetter und Partner, Darmstadt, siegreich abschlossen. Damit war die Umwandlung der Lilienthalstraße in einen Dienstleistungsstandort weitgehend sichtbar geworden. Vollendung fand dieser Prozeß durch die jüngsten Neubauten des Funkhauses (Architekt: Manfred Blasch, Regensburg), das BRK-Bürogebäude (Architekten: Hanns J. Huber + Partner, Regensburg) und das Bürogebäude an der Ecke Prüfeninger Straße (Architekt: Walter Götz, Regensburg). Die Wohnanlage für betreutes Wohnen mit Gewerbeeinheiten zur Nahversorgung, geplant von Dömges + Partner und im Frühjahr 2002 fertiggestellt, setzt im nordöstlichen Bereich vorerst den Schlußpunkt der aktuellen Aktivitäten. Die Großformen der Verwaltungsbauten mit ihren städtebaulichen Solitärlagen

Gebäude der Messerschmitt-Werke © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Funkhaus © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Bürogebäude © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

BRK-Gebäude © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Betreutes Wohnen © Juliane Zitzlsperger

haben das Erbe der Industriehallen-Struktur der Messerschmitt-Werke angetreten. So rauschen heute nicht mehr die Flugzeugmotoren als Zeichen der Modernität und des Fortschritts, sondern die Datenhighways der Büroarbeitsplätze. Siegfried Dömges Dipl.-Ing. Architekt BDA, Regensburg Christian Grayer Dipl.-Ing. Architekt, Regensburg

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Verdichtetes Wohnen

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Das Planungsgebiet Hochweg Nord

Block als Antwort Das circa 1,6 ha große Planungsgebiet liegt im Stadtgebiet von Regensburg knapp 3 km westlich des Zentrums. Umgeben von Wohngebäuden unterschiedlicher Bauform und Höhe, wurde das innerstädtische Grundstück bislang für Gewerbe genutzt. Der Entwurf muß in jener suburbanen Situation auf einen räumlich unverbindlichen Ort antworten und setzt daher auf das Prinzip einer dichten städtebaulichen Ordnung mit präzisen Linien und räumlichen Kanten. Diese Ordnung, die auch die Topographie der Hanglage einbezieht, verleiht dem Geviert seine Besonderheit und Identität. Die Gesamtform zeigt sich als ein ablesbares Wohnkarree, zusammengesetzt aus vier einzelnen Quartieren, drei davon für Geschoßwohnungsbau und eines für Reihenhäuser. Die traditionelle Blockstruktur bildet einen eindeutigen Rahmen, in der Differenzierung von innen und außen. Die bewährte Typologie wird aufgenommen, denn der traditionelle urbane Block erweist sich wie ehemals als vorteilhaft, angenehm proportionierte Außenräume mit guten Wohnungen zu verknüpfen. Die Innenräume sollen durchlässig sein, mit Lichteinfall und offenen Perspektiven. Der Block ist keine Großfigur, sondern zusammengesetzt aus ablesbaren Einzelhäusern. Jeweils vier Stadtvillen fügen sich zu einem Wohnquartier um einen gemeinsamen grünen Innenhof. Die Staffelung der Einzelhäuser, die zwischen drei und fünf Geschossen variiert, vermittelt zwischen den unterschiedlichen Höhen der umgebenden Bebauung und schafft ein konzeptionell einheitliches Bild.

Strukturelles Grundmuster Der Grundriß der Wohnungen ist nach einem strukturellen Grundmuster aufgebaut, das eine breite Palette von Wohnungsgrößen zuläßt. Die Gesamtzahl der Wohnungen und die geschoßweise Orga-

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nisation der Stadtvillen – Zwei-, Drei- und Vierspänner – sind variabel. Der exemplarische Wohnungsschlüssel schlägt eine Mischung von Spännertypen vor. Jede Wohnung verfügt über einen eigenen Freibereich, der als Garten, Dachterrasse, Balkon oder als »hängender Garten« ausgebildet ist.

Wohnhäuser © Amann & Gittel Architekten

Modell © Amann & Gittel Architekten

Die Freiraumgestaltung des Gebietes ergänzt das bauliche Konzept durch Baumreihen entlang den Wegen und Plätzen. Die Innenhöfe der Stadtvillen schließen als begrüntes halböffentliches Wohnumfeld an die öffentlichen Grünzüge an. Diese zusammenhängenden durchgängigen Freiflächen dienen der Verbesserung der klimatischen Verhältnisse und der Erhöhung der Wohnqualität. Ingrid Amann Amann & Gittel Architekten, München

Alleenplatz © Amann & Gittel Architekten

Auftraggeber: Regional Projekt GmbH, Regensburg Architekten: Amann & Gittel Architekten, München Schallschutz: Dipl.-Ing. Wolfgang Harbauer, Regensburg


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Stadtquartier Galgenberg

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Ein städtebaulicher Entwurf

Bebauung Das Stadtquartier Galgenberg liegt auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Brauerei Thurn und Taxis. Der mit dem ersten Preis des städtebaulichen Wettbewerbs ausgezeichnete Entwurf gliedert sich in vier Baufelder, die mit geschlossenen Rändern und Punkthäusern klar definierte Quartiere bilden. Eine strenge Reihe von Einzelgebäuden bzw. Kopfbauten definiert die Kante im unmittelbaren Blickfeld der Altstadt. Der sich zum Zentrum hin aufweitende NordSüd-Grünzug wird ebenso von Einzelhäusern gefaßt; an den Eckpunkten werden die Viertel durch turmartige Geländeüberhöhungen akzentuiert, und die so zu Orientierungspunkten in der Stadtsilhouette. Das Ensemble »Alte Mälzerei« und »Kneitinger«, durch einen längsorientierten Baukörper ergänzt, begrenzt den Straßenraum des Kellerweges.

Skizze © Otto Steidle

Nutzungen und Typologie Das Quartier 1 an der Galgenbergstraße, überwiegend für eine Büronutzung vorgesehen, ist als U-förmiger Baukörper geplant, der in markanten Kopfbauten endet. Bis auf das Eckgebäude haben alle Bauteile ein bzw. zwei zurückgestaffelte Dachgeschosse. Im Quartier 2 sind neben dem BRK-Heim und den Häusern für das Betreute Wohnen ein Nahversorgungszentrum und ein Ärztehaus mit Praxis- und Büroflächen untergebracht. Die Quartiere 3 und 4 sind reine Wohnquartiere, in denen unterschiedliche Formen des Zusammenlebens realisiert werden können. Das Angebot reicht von Geschoßwohnungen in Mehrspännertypen über Kleinwohnungen mit Laubengangerschließung, Maisonettewohnungen bis hin zu Stadthäusern. Auch hier werden in den längsorientierten Bauteilen Staffelgeschosse ausgebildet.

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Jedes der Quartiere verfügt über eine eigene Tiefgarage, die direkt von den einzelnen Häusern aus zugänglich ist. Bei dem keilförmigen Ergänzungsbau östlich des Kellerweges ist zudem eine kulturelle Nutzung geplant.

Verkehrserschließung Die neuen Quartiere werden von der Bischof-Konrad-Straße aus über eine Stichstraße (Quartier 4) bzw. den bügelförmig verlaufenden Kellerweg (Quartiere 1, 2, 3), der nördlich des Biergartens als Einbahnstraße auf die Galgenbergstraße führt, erschlossen. Den Stellplatzbedarf, der sich aus der Büronutzung des Quartiers 1 ergibt, deckt eine zweigeschossige Tiefgarage. Das starke Gefälle der Galgenbergstraße in diesem Bereich ermöglicht es, die Zufahrt auf der unteren Parkebene mit einer geringen Rampe auszubilden und die Ausfahrt

niveaugleich von der oberen zurück auf die Galgenbergstraße zu leiten. Die Tiefgarage des Quartiers 2 wird über einen neuen Südarm des Kellerwegs, der am westlichen Rand von Mälzerei und Biergarten angeordnet ist, erschlossen. Diese Stellplätze dienen einerseits Ärztehaus, BRK-Einrichtungen und Nahversorgung, andererseits können sie vom Kulturzentrum und Biergarten wechselseitig mitgenutzt werden. Die Tiefgarage des Quartiers 2 ist über einen unabhängigen öffentlichen Zugang erreichbar. Die Anbindung des Quartiers 4 erfolgt ferner über den Kellerweg.


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Lageplan © Realgrün

Modell © Steidle + Partner

Freiräume Die Gliederung des Stadtquartiers Galgenberg wird bestimmt von zwei Grünachsen. Die eine verläuft in Ost-West-Richtung und folgt der Hangkante nördlich des Neubaugebietes; hier werden der Quellenpark und der umfangreiche Baumbestand integriert. Der zweite liegt westlich der Quartiere 2 und 3, er ist Bestandteil eines übergeordneten innerstädtischen Grünzuges, der von Süden über das Universitätsgelände in die Stadt reicht. Die Brückenanlage von der Hangkante zum Einkaufszentrum an der Bahn überwindet die Friedenstraße barrierefrei. In die öffentlichen Freiräume sind verschiedene Sonderzonen für Freizeitaktivitäten eingebettet. Im Inneren der Quartiere befinden sich halböffentliche Wohnhöfe, die von den öffentlichen Bereichen mit einer durchgehenden Sockelkante getrennt sind. Die Privatgärten zwischen den Punkthäusern und an der Süd- und Westseite des Quartiers 4 sind gegenüber öffentlichen und halböffentlichen Bereichen erhöht.

Als südlicher Abschluß des Quartiers 2 wird an der Bischof-Konrad-Straße ein in weiten Teilen unter deren Niveau liegender Platz ausgebildet. Diese Lage entzieht ihn von deren unmittelbaren Einflüssen. Der Platz ist nicht nur Quartierszentrum, sondern übernimmt identitätsstiftende Funktion, welche über das Neubaugebiet hinaus wirksam wird. Hans Kohl Steidle + Partner, München

Bauherr: Fürst von Thurn und Taxis, Regensburg Entwurf: Steidle + Partner Architekten, München Realgrün Landschaftsarchitekten, München

Wolf Auch Realgrün, München

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Die Bedeutung der Denkmalpflege

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Von der königlichen Laune zum gesellschaftspolitischen Anliegen

Einige Vorbemerkungen Die Regensburger Altstadt ist ein seit der Antike gewachsenes, mittelalterlich geprägtes und seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland singuläres Stadtgefüge. Bedeutung und Stellenwert der Denkmalpflege manifestieren sich nicht ausschließlich in den vielfältigen Aktivitäten zum Schutz der überkommenden Bausubstanz in der jüngeren Vergangenheit. Bereits im frühen 19. Jahrhundert kam es in Regensburg auf breiter gesellschaftlicher Ebene zu einer Auseinandersetzung mit städtebaulichen Strukturen und Einzelobjekten. Der entscheidende Impuls zur Bündelung der Initiativen zum Erhalt von »historischen Denkmalen« ging von König Ludwig I. von Bayern aus, der die Denkmalpflege als wesentliches Element von Volksbildung erkannte. Auf seine Anregung hin sollten sich »Geschichts- und Altertumsvereine« gründen mit dem Ziel, sich ehrenamtlich jener Aufgabe anzunehmen. 1830 formierte sich in Regensburg der »Historische Verein des Regenkreises«, der sich für die Stadt wie für Bereiche der heutigen Oberpfalz verantwortlich fühlte. Mit dem Historischen Verein stand nun erstmals ein Anwalt für die Interessen der Denkmalpflege zur Verfügung. So konnte er sich bereits in seinen Anfangsjahren mit der Fertigung einer Bauaufnahme und der Rettung von Architekturteilen der 1838 abgebrochenen Augustinerkirche profilieren. Denkmalpflege und -schutz waren also nach kurzer Zeit gesellschaftspolitische Anliegen, die man engagiert, manchmal auch kontrovers diskutierte.

stellte 1896 treffend fest: »Regensburg hat im Verhältnis zur Vergangenheit eine kleine Gegenwart (…) es sollte sich also wohl hüten, das beste Kapital, das es besitzt, seine ehrwürdige Altertümlichkeit, zu vergeuden. Nur die Altertümlichkeit vermag hier Fremde anzuziehen.« Insofern galt das Interesse der Zeitgenossen damals vorwiegend den denkmalpflegerischen »Highlights«, wie den romanischen, gotischen und barocken Kirchen, dem Alten Rathaus und der Steinernen Brücke. Deren Unantastbarkeit wird dank konsequenter denkmalpflegerischer Aufklärung inzwischen nicht mehr ernsthaft in Zweifel gezogen. Noch im frühen 20. Jahrhundert aber hatten vermeintlich weitblickende Stadtplaner, ökonomischen Visionen folgend, keine Skrupel, Kernbereiche der Altstadt und die Steinerne Brücke zur Disposition zu stellen. Daß uns dies heute geradezu unglaublich erscheint, zeugt von gewachsenem denkmalpflegerischen Verantwortungsbewußtsein. Es der Allgemeinheit zu vermitteln war und ist freilich nicht einfach.

Nach dem Zweiten Weltkrieg Als 1945 viele historisch hochrangige städtebauliche Ensembles in Deutschland unwiederbringlich zerstört waren, fiel Regensburg dank seines unversehrt gebliebenen mittelalterlichen Stadtkerns das Prädikat des Singulären zu. Die Erhaltung dieser nunmehr einzigen mittelalterlichen Großstadt Deutschlands wurde als nationale Aufgabe erkannt.

Neue Impulse Neue Aspekte ergaben sich schon wenige Jahrzehnte später. Für den zum Ende des 19. Jahrhunderts aufkommenden Fremdenverkehr waren in Regensburg die herausragenden Baudenkmäler eine wesentliche Grundlage. Der damalige Vorsitzende des Historischen Vereins, Graf Walderdorff, Die Altstadt; Blick vom Domturm © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

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Allerdings präsentierte sich Regensburg zu Beginn der 1950er Jahre keineswegs als liebenswertes historisches Kleinod, sondern als schier hoffnungsloser Sanierungsfall. Die bautechnischen Probleme waren unüberschaubar, Finanzierungsfragen ungeklärt. Die Denkmalpflege wurde auf eine harte Probe gestellt. Im ständigen Ringen mit den vielfältigen Planungsinteressen der Nachkriegszeit, etwa mit der Erschließung der Altstadt für den rasch zunehmenden Individualverkehr, mußte die Position des Denkmalschutzes mehr mit dem persönlichen Engagement seiner Exponenten als mit rechtlichen Instrumentarien vertreten werden. Daß es dabei für die Denkmalpflege auch in Regensburg schmerzliche Niederlagen gab, liegt auf der Hand. Gleichwohl sind spätestens seit jenen Tagen denkmalpflegerische Belange in Regensburg Gegenstand einer ständigen Diskussion in Politik und Gesellschaft.

schutzsatzung« zurückgreifen, ein bauordnungsrechtliches Regelwerk, das sich seit 1976 bestens bewährt. Die Regensburger Altstadt als Ganzes und die Vielzahl der Einzelbaudenkmäler – rund 1.500 Objekte umfaßt die Denkmalliste der Stadt – sind längst zu einem »weichen« Standortfaktor für Regensburg geworden. Atmosphäre, Aufenthaltsqualität und Lebensgefühl in der Altstadt sind einzigartig und nicht auf andere Zentren übertragbar. Um diese Stadtlandschaft zu bewahren – und dies ist eine Erkenntnis der letzten Jahre – ist es nicht damit getan, das äußere Erscheinungsbild eines Baudenkmals oder des Ensembles zu konservieren. Vielmehr hat die denkmalpflegerische und planerische Aufmerksamkeit dem Erhalt all jener sozialen und wirtschaftlichen Funktionen zu gelten, die urbanes Leben letztlich ausmachen.

Erhalten und Erneuern Als eine erfolgreiche Epoche der Denkmalpflege kann sicher das letzte Quartal des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Gestützt auf ein solides rechtliches Instrumentarium – das Bayerische Denkmalschutzgesetz trat 1973 in Kraft – und getragen von einer breiten Akzeptanz in Politik und Gesellschaft gelang es, große Teile des Altstadtensembles unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu erneuern und den vielfältigen Nutzungsansprüchen anzupassen. Dabei stand stets der Erhalt der authentischen Struktur im Vordergrund. Das Eingehen auf das Einzelobjekt, die individuelle Lösungsfindung auf Basis der denkmalpflegerischen Wertigkeit der Bausubstanz und die Klärung der differenzierten Nutzungsanforderungen mit dem Eigentümer erbrachten aus Sicht der Denkmalpflege überwiegend erfreuliche Resultate. Darüber hinaus war es möglich, das Ensemble »Altstadt Regensburg mit Stadtamhof« auch unter Aspekten der Baugestaltung planerisch zu begleiten. Als administratives Instrumentarium kann die Denkmalpflege dabei auf die »Altstadt-

Der Neupfarrplatz mit Augustinerkirche; Gemälde von Adam Friedrich Wiedamann, um 1830 © Stadt Regensburg

Ein Erbe zu bewahren heißt auch, es verantwortungsbewußt weiterzuentwickeln. In jenem Kräftespiel die richtige Balance zu finden, ist die hohe kulturelle Aufgabe der Denkmalpflege. Bauoberrat Klaus Heilmeier Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde Stadt Regensburg

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Die Sanierung der Altstadt

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Von gestern bis heute

Die Anfänge Der Verlust der Reichsfreiheit Anfang des 19. Jahrhunderts war für Regensburg ein tiefer Fall in die Bedeutungslosigkeit einer bayerischen »Landgemeinde«. Die Stadt wurde von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung des beginnenden Industriezeitalters fast völlig abgekoppelt, später kamen dann die beiden Weltkriege mit jeweils schwierigen Folgejahren hinzu. Ergebnis war, daß die Erhaltung der Regensburger Altstadt insgesamt und der meist privaten Anwesen im besonderen über lange Zeit vernachlässigt wurde und ab 1940 selbst notwendigste Reparaturen unterblieben. Die Unversehrtheit der Stadt führte jedoch Tausende von Flüchtlingen hierher: Allein im Jahr 1945 fanden 28.000 Personen Aufnahme. Der Wohnungsnotstand war eminent und erzwang eine viel zu dichte Belegung und Nutzung auch ältester Häuser ohne Freiflächen und mit völlig unzureichender Sanitärausstattung. Die Folge war ein immer schnellerer Niedergang zahlreicher Anwesen bis hin zur Baufälligkeit. Die Erhaltung und Revitalisierung ihrer frühmittelalterlichen Strukturen ist seit 1955, also erst seit knapp 50 Jahren, ein großes Anliegen der Stadt und ihrer Bürger. Regensburg gehört damit zu jenen Städten in der Bundesrepublik, die sehr früh und gezielt begannen, ihren historischen Kern zu erneuern. Zum damaligen Zeitpunkt war dies ein mutiger Schritt. Denn Altstadtsanierung war ehedem weder ein gesellschaftliches noch städtebaupolitisches Thema. Alle gesetzlichen Grundlagen fehlten, das gesamte Förderinstrumentarium war auf Neu- oder den Wiederaufbau angelegt. Um so bemerkenswerter ist es, daß schon zu Anfang Leitziele entwickelt wurden, die bis heute grundsätzlich gültig sind. Sie sahen nun anstelle eines generellen Stadtumbaus eher behutsame und maßstäbliche Veränderungen unter Beachtung denkmalpflegerischer Belange und Wahrung des Regensburger Altstadtbildes vor. Sanie-

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rungen sollten gegenüber Neubaumaßnahmen Vorrang haben, die Verkehrsplanung auf dem bestehenden Straßennetz basieren, der historische Kern folglich auch in Zukunft zentraler Standort des Einzelhandels, der Dienstleistung, der Kultur und des Fremdenverkehrs, der Verwaltung, überregionaler Einrichtungen und attraktiven Wohnens sein.

Die letzten 30 Jahre Mit dem 1971 in Kraft getretenen Städtebauförderungsgesetz wurden vier Sanierungsgebiete förmlich festgelegt, die mit einem Umgriff von fast 50 ha die gesamte westliche Hälfte der Altstadt überdeckten. Zwei davon konnten, nachdem sie sich zu begehrten Wohnvierteln gewandelt hatten, aus der Festlegung wieder entlassen werden. Über ein Jahrzehnt wurde die Sanierung vom städtischen Hochbauamt getragen, die künstlerische Oberleitung oblag Professor Hans Döllgast. Dabei zeigte sich, daß man ohne private Investitionen dem Stadtdenkmal Regensburg nicht zu helfen vermag: In den ersten zehn Jahren wurden lediglich neun Anwesen erneuert. 1967 wurde dann die Stadtbau-GmbH mit der Fortführung betraut. In den nächsten Jahren zeigte sie großes Engagement, dennoch konnten keine weiteren privaten Sanierungen initiiert werden. Erst die erhöhten Steuerabschreibungen brachten ab 1974 eine Änderung der Situation. Jene Vergünstigungen in Verbindung mit der öffentlichen Förderung machten die Sanierung für Kapitalanleger attraktiv. Dabei galt es, die Belange der Bewohner nicht aus den Augen zu verlieren. Bei der Förderung von Einzelmaßnahmen wurden deshalb vorrangig Mittel des sozialen Wohnungsbaus sowie Städtebauförderungsmittel eingesetzt. Derart blieben die Mietpreise gebunden, die Wohnungen bezahlbar und betroffene Haushalte weiterhin im Quartier. Dieses Finanzierungsmodell erstreckte sich in gleicher Weise auf private wie auch Maßnahmen des Sanierungsträgers.

Wahlenstraße mit Goldenem Turm © Amt für Städtebauförderung und Wohnungswesen/Stadt Regensburg


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Haidplatz mit Café Goldenes Kreuz © Amt für Städtebauförderung und Wohnungswesen/Stadt Regensburg

Neben den Häusern wurde auch das Wohnumfeld entscheidend verbessert. Nebengebäude, Schuppen und Werkstätten verschwanden und begrünte Hofräume entstanden. Das Wohnen wurde hier interessant, seit Beginn der 1980er Jahre die Altstadt zunehmend von der jüngeren Bevölkerung als idealer Wohnstandort geschätzt. Die Preise für nichtsanierte Gebäude zogen erheblich an. Da nur die Modernisierungskosten, nicht jedoch der teure Erwerb bei der Steuer geltend gemacht werden konnte, wurden Sanierung und anschließender Verbleib der Immobilie beim Investor unattraktiv. Seit den frühen 1990er Jahren wird die Sanierung daher nahezu ausschließlich von Bauträgern betrieben, die dann die einzelnen Wohnungen veräußern. Die Erneuerung der Altstadt beschränkte sich aber nicht auf die Instandsetzung von Wohnhäusern. Öffentliche Gebäude wurden ebenfalls saniert und tragen zum positiven Erscheinungsbild bei. Neben dem privaten Wohnumfeld wurden in den letzten 30 Jahren auch verstärkt die Straßen und Plätze umgestaltet. Voraussetzung hierzu war, daß der Verkehr mehr und mehr zurückgedrängt werden konnte. Heute ist der Umstand, daß ein Großteil des Ost-West- und West-Ost-Verkehrs durch die Altstadt geleitet wurde, nur noch schwer vorstellbar. Die Neugestaltung von Straßen und Plätzen hat entscheidend dazu beigetragen, den Erlebniswert des historischen Zentrums zu erhöhen.

Wohl zu keinem Zeitpunkt war die Altstadt in einem baulich besseren Zustand als heute. Eine solche Attraktivität will aber erkämpft sein, denn gerade das bestehende Nutzungsgefüge, das Nebeneinander von Wohnen, Einzelhandel, Verwaltung, Dienstleistung, Gastronomie und Kultur macht sie liebenswert. Die Tatsache, daß die Altstadt ein Theater, nämlich das Velodrom, gewonnen, jedoch im gleichen Zeitraum vier Filmtheater verloren hat, zeigt, daß es nicht immer einfach ist, sich zu behaupten. Walter Schultheiss Amt für Städtebauförderung und Wohnungswesen Stadt Regensburg

Weitingergasse 9 © Amt für Städtebauförderung und Wohnungswesen/Stadt Regensburg

Stahlzwingerweg 8 © Amt für Städtebauförderung und Wohnungswesen/Stadt Regensburg

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Der Dom

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750 Jahre Baustelle

Die immerwährende Aufgabe Als 1663 der »Immerwährende Reichstag« in Regensburg seine Arbeit aufnahm, bestand die »immerwährende Baustelle« des Domes schon 400 Jahre. Das Ende des Immerwährenden Reichstages 1806 hat die nämlichen Wurzeln wie die Säkularisation des Kirchenbesitzes und wie dann der Übergang des Eigentums samt Bauunterhaltspflicht am Dom auf den Bayerischen Staat – als Wiedergutmachung der Enteignung. König Ludwig I. ließ die im Mittelalter nicht vollendeten Reste, die Türme ab dem Oktogon und den Querhausgiebel, ergänzen und das Innere »regotisieren« (1859–1869). Mit dem Weggang des Dombaumeisters Josef Denzinger 1871 wurde auch die Bauhütte eingestellt. Ab 1872 hatte dann die Staatsbauverwaltung – damals »Königliches Landbauamt«, jetzt »Staatliches Hochbauamt« – lediglich die Aufgabe, den Bauunterhalt zu organisieren. Die Ausführung wurde, wie sonst üblich, an Fachfirmen vergeben, und zwar mit mäßigem Erfolg, was aber erst 1923 endlich die Erkenntnis durchgesetzt hat, einen eigenen qualitätsbestimmten Steinmetz-Fachbetrieb zu installieren.

Dieses sehr spezielle Wissen wird, wie im Mittelalter, von Mann zu Mann weitergegeben, denn man kann es nicht durch Ausschreibungen von Fall zu Fall einkaufen. Es in den gängigen Betrieben zu erwerben und vorzuhalten ist nicht lohnend. Im Mittelalter bestimmte es aber den Marktwert von Meisterfamilien wie den Parlern.

Wasserspeier; Aufnahme von 1986 © Staatliches Hochbauamt Regensburg

Wasserspeier; Aufnahme von 2002 © Staatliches Hochbauamt Regensburg

Die Dombauhütte Als Teil eines fächerverbindenden Planungsbetriebes ist sie in der Lage, die Qualität in der Ausführung zu garantieren: Die (wiederbelebte) mittelalterliche Behandlungstechnik der Steinoberflächen mit Zahnbeilen und Eisen wird so selbstverständlich angewandt wie Laser zum Vermessen und Kartieren oder Ionenaustauscher zum Reinigen. Die Basis jener Sparte ist die solide handwerkliche Ausbildung des Hüttenmeisters und seiner Mitarbeiter. Sie findet in der eigenen und in Verbindung mit den anderen Dom- und Münsterbauhütten statt und betrifft den Umgang mit Stein und Fuge ebenso wie das Wissen um das Bauen der Gerüste.

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Es ist nicht die Art eines Architekten oder Handwerkers, das, was er geplant oder gebaut hat, auch noch zu dokumentieren, vor allem das nicht, was nicht spektakulär, was nur »Stand der Technik« ist. So hat Klenze bei der Publikation der Walhalla den innovativen Eisendachstuhl zwar genau beschrieben, doch die Gründung der Mauern an der Hangkante verschwiegen – seinerzeit wohl Stand der Technik, heute ein Objekt der Forschung.

Solche Erfahrungen führten im Jahre 1923 nicht nur zur Gründung des Handwerksbetriebes der Dombauhütte, sondern gleichzeitig zur Einrichtung des Dombaubüros als eines Teils des Bauamtes mit der Aufgabe einer bau- und kunstgeschichtlichen Betreuung der Hütte und der Erbringung der notwendigen Architektenund Ingenieurleistungen: Dr. Karl Zahn, Architekt, Bauforscher, Autor, verkörperte dies in seiner Person.


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In der Zeit nach dem Krieg waren die Architekten des Amtes durch die Herausforderungen des Wiederaufbaus und der allgemeinen Neubaueuphorie an »standesgemäßere« Projekte gebunden. Der Bauforschung nahmen sich die Hochschulen an. Und eine zunehmend kunstgeschichtslastige Denkmalpflege verlagerte die Gewichte vom Bauunterhalt zu einer musealen Konservierungsideologie, von der Begleitung eines Prozesses zum Versuch, eben jenen einzufrieren.

Die Verantwortung Das Staatliche Hochbauamt hat die Verantwortung dafür, daß der Dom erhalten bleibt: Der Kampf gegen den Zerfall darf nie zum Stillstand kommen. Das bedeutet nicht hektisches Drauflossanieren, vielmehr vor allem: Nichts darf unwissentlich aufgegeben werden. 1998 ist es gelungen, im Dommesnerhaus Räume zu gewinnen, in denen Pläne, Fotos und Schriftgut zusammengeführt und mit Hilfe einer Datenbank bearbeitet werden.

Hauptportal; Schadenskataster © Staatliches Hochbauamt Regensburg

Im Jahr 2000, befördert durch die Beteiligung an der Expo, wurde ein CAD-Programm entwickelt, mit dem Schäden digital erfaßt, kartiert, bewertet, Maßnahmen festgelegt und ausgeschrieben und nach der Ausführung archiviert werden. Und 2002 wurde durch den erstmaligen Einsatz von Ionenaustauschern unter den »schwarzen Krusten« am Westportal eine feine Polychromierung der Figuren feststellbar. Zur Zeit stehen nun die bessere Unterbringung des Lapidariums und die Erfassung seiner Bestände an. Die steinernen Zeugnisse vom Dom sind die originalsten: Jede Generation muß sie selbst »lesen« können, um das jeweils Bestmögliche tun zu können. Eine wichtige Aufgabe, sicher. Eine immerwährende Baustelle wird der Dom trotzdem bleiben. Gerhard Sandner Staatliches Hochbauamt Regensburg

[Umrisse]


Haus an der Eisernen Brücke

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Die Neugestaltung des westlichen Brückenkopfes

Struktur und Elemente Der Entwurf orientiert sich an der bestehenden städtebaulichen Struktur durch die Ausbildung eines Rückgrates an der Wöhrdstraße als Fortführung der vorhandenen Baukörpergliederung und Weiterentwicklung der kleinteiligen Bebauung entlang der Werftstraße mit maßvoller Höhenstaffelung zur Uferzone hin. Das Rückgrat markiert durch seine Höhe und Form den Brückenkopf und läßt als Pendant zur westlichen Aussichtskanzel einen öffentlichen platzartigen Raum entstehen, der den Auftakt für die Fußwegbeziehung zur Werftstraße und zur Schiffsanlegestelle bildet. Der Baukörper folgt der Straßenführung bis in die Auffahrtskurve zur Brücke mit seiner »schildartigen«, gegenüber dem Verkehrslärm geschlossenen Fassade, während er sich zur Flußseite und zur Stadt hin öffnet. Durch die Anlage der Aussichtsterrasse über dem Tiefgaragengeschoß wird zudem eine Akzentuierung der durch das Brückenbauwerk geschaffenen Widerlagersituation erreicht. Von hier aus sind die flußseitigen Trakte und ein kleiner Innenhof erschlossen, während die Zugänge für das Rückgrat von der Wöhrdstraße erfolgen. Um den vielfältigen Nutzungsanforderungen gerecht zu werden, ist das Gebäude als Skelettbau mit Treppenhauskernen konzipiert. Diese Struktur und die Orientierung der Baukörper erlaubten auch noch in der Ausführungsphase, auf kleinteilige und großflächige Nutzungsänderungen flexibel zu reagieren. Letztlich wurden die unteren Geschosse mit Büroflächen und gewerblicher Nutzung belegt. Die oberen sind, wegen des einzigartigen Ausblicks auf den Fluß und die Altstadt mit Dom und Steinerner Brücke, den Wohnungen vorbehalten. Das Terrassengeschoß ist mit großzügigen Maisonetteeinheiten gekoppelt.

[Umrisse]

Gesamtansicht © Karl Kroupa

Besondere Aufmerksamkeit wurde der Hochwassersituation des Grundstücks geschenkt. Die von der Werftstraße zu erreichende Tiefgarage dient als Sockelgeschoß für den flußseitigen zweigeschossigen Bau und wird bei sehr hohem Wasserstand überflutet. Hierzu wurde der Fußboden mit starkem Gefälle für den Wasserrückgang ausgebildet.

Lageplan © Architekten am Pündterplatz


Internationale Fachmesse für Technische Textilien und

Hightex. It’s our Future.

Herbert P., Architekt und Techtextil-Besucher

Rückgratgebäude © Karl Kroupa

Südfassade © Karl Kroupa

Vor den Nebenraumzonen zur lärmintensiven Wöhrdstraße sind die Fassaden geschlossen gestaltet, die bündig sitzenden Glasfenster Teil eines gestaffelten Schallschutzsystems, das eine Lüftung der dahinterliegenden Räume, unter Ausschaltung des Verkehrslärms, erlaubt. Zwei »Glasprismen« durchstoßen hier die schildartige Wand und öffnen so die Sicht aus den Wohnräumen auf den Dom. Die flußseitige Fassade öffnet sich, entsprechend der Nutzung der dahinterliegenden Aufenthaltsräume, großflächig verglast zur Stadt. Die vorgelagerten bandartigen Balkone ermöglichen einen Austritt und betonen die horizontale Struktur. Zusammen mit den individuell verschiebbaren, geschoßhohen Gitterrostelementen gewährleisten sie ferner den notwendigen Sonnenschutz, ohne den Ausblick zu verwehren. Ihre wechselnde Stellung erzeugt eine sich ständig ändernde Fassade und ein interessantes Schattenspiel. Prof. Dipl.-Ing. Jörg Homeier Architekten am Pündterplatz, München

Bauherr: Bauherrengemeinschaft Schmid, Regensburg Architekten: Jörg Homeier Gerold Richter Prof. Dipl.-Ing. Architekten, München Bauüberwachung: Karl Schmid, Regensburg Tragwerksplanung: Metzger und Partner, Regensburg Haustechnik: Keller + Scholz, Regensburg

Das Haus steht für die Architektur und das Bauen – und ist deshalb das Symbol für den Anwendungsbereich Buildtech auf der Techtextil 2003. Unter diesem Zeichen präsentieren Ihnen weltweit führende Anbieter interessante Innovationen für den Einsatz technischer Textilien im Membran-, Leicht- und Massivbau sowie im Erd-, Wasser- und Straßenbau. Zum Beispiel neue Produkte für Lärmschutz und Wärmedämmung. Darüber hinaus bieten die Techtextil und das parallel vom 7.– 10.4.2003 stattfindende Symposium Gelegenheit zum interdisziplinären Dialog. Das bedeutet für Sie und Ihre Arbeit neue Perspektiven, Anregungen und Kontakte. Weitere Informationen erhalten Sie bei der Messe Frankfurt GmbH Telefon + 49 69 75 75 - 69 1 2 / -66 8 2 Telefax + 49 69 75 75 - 67 9 0 techtextil@messefrankfurt.com www.techtextil.com

Elektrotechnik: Ingenieurbüro Schicho, Regensburg

Frankfurt am Main 8.– 10. April 2003


Kostengünstiges Wohnen

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Der Neubau an der Greflinger Straße

Planung Der Neubau befindet sich mit seiner Nordseite an der Greflinger Straße. Raumbildend konzipiert, dient er gleichzeitig als Schallschutz für die südlich liegenden Wohnhäuser und Freiflächen. Das Gebäude selbst hat keine Aufenthaltstrakte nach Norden. An der Greflinger Straße sind die Zugänge mit Durchwegungen zur Gemeinschaftszone im Süden angeordnet. Alle Wohnungen haben helle »durchgesteckte« Wohnbereiche als Zentrum mit vorgelagerten verglasten Windfängen, auch die weiteren Räume erschließen. Im Norden wurden Laubengänge, im Süden Loggien mit seitlichen Abstellnischen angefügt. Die Kostenreduzierung ergab sich durch eine einfache Bauweise und Konstruktion, große Serien und die endgültige Festlegung von Konstruktion und Baukosten durch Verhandlungen mit den Anbietern. Das fünfgeschossige Gebäude mit Teil-

unterkellerung besteht aus Betonschotten mit glatter Oberfläche als Raum- und Wohnungstrennwände sowie aus Betondecken unter Verwendung von Halbfertigteilen mit glatter Untersicht. Fertigteilpodeste und die Fertigteile der Balkone und Laubengänge haben ebenfalls sichtbare Oberflächen, die Giebelwände sind als Betonschotten mit außenliegender Wärmedämmung verputzt und gestrichen. Den minimierten Ausbau prägen die sichtbaren »Rohelemente«. Nichttragende Trenn- und wettergeschützte Außenwände an den Balkonen und Laubengängen sind zudem als Gipskarton-Ständerkonstruktion ausgeführt worden. Für Balkon- und Laubenganggeländer und die Wandteile der Abstellräume, Abstellnischen und Aufzugsschächte kam hingegen eine Metall-Riegelkonstruktion mit Drahtglas zum Einsatz. Klaus Kehrbaum Kehrbaum Architekten BDA, Augsburg

Fassadenstruktur © Kehrbaum Architekten BDA

Bauherr: Stadtbau-GmbH Regensburg Planung: Kehrbaum Architekten BDA Nachfolger Architekt Hans Engel, Augsburg

Längsansicht © Kehrbaum Architekten BDA

Tragwerksplanung: Wolfgang Rösner, Augsburg Haustechnik: Ingenieurbüro Brundobler, Ihrlerstein Elektrotechnik: Kaulich + Hofmann, Lappersdorf

Giebelwand © Kehrbaum Architekten BDA

[Umrisse]

Regelgrundriß © Kehrbaum Architekten BDA

Bauphysik: UTP GmbH, Regenstauf



Vielfältige Wohnformen

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Drei Neubau- und Sanierungsprojekte

Alemannenstraße Das Gebiet südlich der heutigen Alemannen- und früheren Burgunderstraße war bis in die 1990er Jahre der Standort der Raffler-Kaserne. Nach deren Auflassung ist das Quartier in drei Bereiche gegliedert worden. Der östliche Teil wird bald, nach Umbau des Bestandes, von staatlicher Nutzung geprägt sein. Entlang der stark frequentierten Bajuwarenstraße ist eine gewerbliche Nutzung vorgesehen. Zwischen dieser und der Alemannenstraße entstanden auf ca. 16.000 m2 191 öffentlich geförderte Mietwohnungen. Jener Teil stellte sich bis 1995, zum Zeitpunkt des Erwerbes, mit einer Tankstelle, mehreren Hallen und wertvollem Baumbestand dar. Letzterer war von besonderer Bedeutung für den Bebauungsplan der Stadt Regensburg. Zwischen dem Straßenbegleitgrün und einer ebenfalls in Ost-West-Richtung verlaufenden Baumachse befindet sich nun, den Straßenraum schließend, eine fünfgeschossige Wohnbebauung. Sie ist sozusagen das Rückgrat der Anlage. Dazu senkrecht grenzt ein ebenfalls fünfgeschossiger Wohnbau die Anlage nach Osten hin ab. Hierzu parallel gibt es vier gleichartige, ein Geschoß niedrigere Bauten, die das Quartier in fünf Höfe gliedern. Von der Eineinhalb- bis zur Vierzimmerwohnung ergibt sich ein vielfältiges Angebot, wobei mehr als zwei Drittel Drei- und Vierzimmerwohnungen sind. Ein Großteil ist als Maisonettewohnungen ausgebildet, die entweder im Erdgeschoß eine Terrasse mit Vorgarten besitzen oder mit dem dazugehörigen Freiraum im obersten Terrassengeschoß dreistöckig angelegt sind. Alle Erdgeschoßwohnungen sind barrierefrei zu erreichen. Besondere Aufmerksamkeit wurde den Zwischenräumen geschenkt. Eine hohe Qualität ist hier genauso wichtig wie der Anspruch an die Wohnung selbst. Dabei spielt eine gewisse Zonierung von öffentlich zu privat eine große Rolle.

[Umrisse]

Alemannenstraße; Lageplan © Stadtbau-GmbH Regensburg

Bemerkenswert ist, daß man das Projekt auch als kostengünstig bezeichnen kann. Die reinen Baukosten pro Quadratmeter Wohnfläche liegen nämlich deutlich unter 1.000 Euro, und zwar unter Berücksichtigung des Niedrigenergiestandards und des Aufwands mit der Ausbildung des Terassengeschosses, der Barrierefreiheit im Erdgeschoß und der 100% Erfüllung der Stellplatzpflicht mittels Errichtung einer Tiefgarage.

Alemannenstraße; Innenhof © Stefan Hanke/Stadtbau-GmbH Regensburg

Bauherr: Stadtbau-GmbH Regensburg Planung und Bauleitung: Stadtbau-GmbH Regensburg Tragwerksplanung: Hofmann & Mann, Regensburg

Die Lochfassaden zeigen sich komplementär zum Grün mit kräftiger Farbe gen Norden und Osten, zum Licht Richtung Westen und Süden öffnen sie sich hell und einladend. Mit jenem Quartier erfährt eine Siedlung aus den 50er und 60er Jahren ihre Abrundung.

Alemannenstraße; Osthof © Stefan Hanke/ Stadtbau-GmbH Regensburg

Heizung und Sanitär: Ingenieurbüro Hieger, Regensburg Elektrotechnik: Ingenieurbüro Martin, Regensburg Außenanlagen: Richard Weidmüller, Regensburg


[65 Rote-Löwen-Straße Auch im Altbestand läßt sich barrierefreies Wohnen verwirklichen. Im Sanierungsgebiet »Westnerwacht«, im Westteil der Regensburger Altstadt, wurde der Gebäudekomplex einer ehemaligen Brauerei saniert. Zwischen zwei schmalen Gassen, die unmittelbar zum Donau-Ufer führen, bietet die Baugruppe insbesondere für Bevölkerungsgruppen mit eingeschränkter Mobilität, wie Alte, Behinderte und Familien mit kleinen Kindern, alle Vorzüge des zentrumsnahen Wohnens. Die sozialen Einrichtungen, Einkaufs- und Erholungsmöglichkeiten der Altstadt sind auf kurzem Wege zu erreichen. Die Bausubstanz war vergleichsweise gut, denn bei einem umfassenden Umbau waren Wohn- und Wirtschaftshaus, Brauhaus, Braustadel und Stallungen zwischen 1890 und 1918 bereits in Wohnungen umgewidmet worden. Nur die Brauereischänke erinnert noch an die alte Nutzung, und Teilbereiche des Kellergeschosses sind mittelalterlichen Ursprungs. Ein verformungsgerechtes Aufmaß ergab, daß die Stockwerkshöhen der verschiedenen Gebäude nahezu auf gleichem Niveau lagen. Dadurch war es machbar, die gesamte dreiflügelige Anlage mit drei Geschossen und einem Mansarddach vom schmalen Innenhof aus über Stege mit einem freistehenden, zentralen Aufzugsturm barrierefrei zu erschließen. Innenliegende Aufzüge schieden aus denkmalpflegerischen und wirtschaftlichen Gründen aus. So entschied man sich für ein zeitgemäßes Element, wobei die Verbindungsstege so breit gestaltet wurden, daß sie auch einen Balkonersatz darstellen. Die Erschließung der beiden Hauptgebäude durch Mittelflure ist zudem ebenso effizient wie sparsam. Das Angebot reicht hier vom Appartement bis zur Vierzimmerwohnung. Darüber hinaus wurden soziale und öffentliche Einrichtungen in den Komplex integriert. In einer ehemaligen Kegelbahn, die in einem nördlichen, zweigeschossigen Anbau untergebracht war, ist eine Krabbelstube für Kleinkinder eingerichtet worden. Die Gaststätte blieb im Erdgeschoß, das sich bloß teilweise für eine Wohnnutzung eignete. Außerdem wurden Räume für Vereine, eine Sozialstation und verschiedene gewerbliche Nutzungen ausgewiesen.

Rote-Löwen-Straße; Schnitt © Stadtbau-GmbH Regensburg

Rote-Löwen-Straße; Innenhof © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Rote-Löwen-Straße; Eingangstor © Stefan Hanke/Stadtbau-GmbH Regensburg

Alle diese Einrichtungen tragen zur Einbindung der Behinderten bei und fördern gemeinschaftliche Aktivitäten der Bewohner und ihrer Nachbarn im Quartier.

Bauherr: Stadtbau-GmbH Regensburg Planung und Bauleitung: Stadtbau-GmbH Regensburg Tragwerksplanung: Hofmann & Mann, Regensburg Heizung und Sanitär: Ingenieurbüro Gebauer, Regensburg Elektrotechnik: Ingenieurbüro Anthofer, Regensburg Außenanlagen: FLU Planungsteam, Regensburg

[Umrisse]


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Humboldtstraße; Bürgertreff © Manfred Blasch

Humboldtstraße; Gesamtansicht © Herbert Stolz/Stadtbau-GmbH Regensburg

Humboldtstraße Am Unterislinger Weg wurde von 1955 bis 1961 ein Neubaugebiet mit der heutigen Bezeichnung »Humboldtstraße« errichtet. Es ist ein reines Wohnquartier mit einer Größe von 8,67 ha und wurde 1999 auf Grund zahlreicher sozialer Belastungen in das Bund-Länder-Förderprogramm »Soziale Stadt« aufgenommen. Heute leben hier ca. 1.200 Personen aus 33 Nationen in 680 Haushalten. Abweichend vom Regensburger Durchschnitt gibt es mehr ältere Menschen, Kinder und Jugendliche, aber wenig mittlere Jahrgänge. Der Ausländeranteil ist mit 23% dreimal so hoch wie im sonstigen Stadtgebiet. 60% aller BewohnerInnen sind nicht erwerbstätig, über 11% aller Haushalte beziehen Sozialhilfe. Auch gibt es Hinweise auf eine hohe Kriminalität. Im Rahmen des Förderprogramms wurde nun ein Quartiersmanagement installiert; die betroffene Bevölkerung wurde und wird in jeder Phase des Programms einbezogen. Trotz zahlreicher Kritik an den baulichen und sozialen Mängeln besteht eine hohe Zufriedenheit mit dem Wohngebiet. Die öffentliche und private Versorgung weisen gravierende Mängel auf. Eines seiner Potentiale sind die großzügigen Grünflächen. Bei einem erheblichen Teil der Häuser besteht jedoch dringender Renovierungsbedarf. Teilweise fehlen Sanitäreinrichtungen, die meisten Gebäude haben Ofenheizungen.

Die ersten Gebäude wurden inzwischen unter ökologischen Gesichtspunkten saniert, weitere Modernisierungen laufen. Die Neugestaltung der Quartiersmitte mit einem Bürgertreff und einer Quartiersgarage ist zur Zeit in Planung. Für die Durchführung des Programms wurden vor allem folgende Grundsätze und Handlungsprinzipien festgelegt: – Der Gebietscharakter soll in seiner städtebaulichen Struktur mit großen Abstandsflächen und viel Grün erhalten bleiben. – Die Humboldtstraße wird nicht nach Westen weitergeführt. – Der Wohnungsbestand ist auf einen zeitgemäßen Standard zu modernisieren. – Die Mietpreise sind so zu halten, daß der Verbleib auch für Einkommensschwächere möglich ist. – Die Außenbereiche sind kommunikativ und einladend zu gestalten. – Die Insellage im sozialen und baulichen Sinn ist zu reduzieren. – Die angestammte Wohnbevölkerung genießt besonderen Schutz. – Eine Stärkung der sozialen Kompetenz der BewohnerInnen ist anzustreben. – Beim Zuzug neuer Bewohner werden junge, deutsche Familien bevorzugt, die ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften können.

Die Gestaltung von Wohnraum und Außenbereichen soll Rücksicht auf Familien, auf Senioren und Behinderte nehmen. – Auf Dauer soll das Image des Quartiers nachhaltig verbessert werden. Ein Abschluß der baulichen Maßnahme ist für das Jahr 2008 mit der Umgestaltung des Straßenraumes geplant. Klaus Nickelkoppe Dipl.-Ing. Architekt Dipl.-Ing. (FH) arch. Hans Taufl Stadtbau-GmbH Regensburg

Bauherr: Stadtbau-GmbH Regensburg Projektsteuerung: Stadt Regensburg Planung und Bauleitung: Stadtbau-GmbH Regensburg Manfred Blasch Architekt, Regensburg Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Rauch, Regensburg Ingenieurbüro Graf, Regensburg Ingenieurbüro Hofmann, Regensburg Gebäudetechnik: Michael Gammel, Abensberg Kellner & Scholz, Regensburg Elektrotechnik: Gerd Meyer, Regensburg Außenanlagen: Richard Weidmüller, Regensburg Elisabeth Merkl, Tegernheim

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Der Posthof

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Umnutzung und Ergänzung eines Denkmals

Die Lage Der Posthof wurde im Jahr 1927 als »Kraftposthinterstellungshalle« südlich der Bahnachse und gegenüber vom Hauptbahnhof auf einem ca. 0,7 ha großen Grundstück errichtet. Er liegt am unteren Ende des von hier ansteigenden Nordhangs an der Kreuzung von Frieden- und Galgenbergstraße. Unmittelbar westlich des Baus wird künftig ein Grünzug verlaufen, der die Fuß- und Radwegebeziehung von der Universität über bestehende und neue Wohngebiete vorbei am Posthof und südlichen Bahnhofsvorplatz über die Bahnachse hinweg bis zur Altstadt herstellt. Der Haupteingang zum Posthof wird dann von Westen erfolgen, so daß die Orientierung des Areals bereits heute nach Westen hin ausgerichtet ist.

Die Architektur Die regelmäßig strukturierte, dreigeschossige Dreiflügelanlage der historischen Substanz mit Außenabmessungen von 80 m auf 100 m öffnet sich nach Westen hin. Der Innenhof mit 60 m x 80 m liegt im Mittel 2 m unter dem Niveau der Friedenstraße. An der Kreuzung von Frieden- und Galgenbergstraße weist das Gebäude als typologische Sonderform und Reaktion auf die städtebauliche Bedeutung einen Kopfbau mit annähernd quadratischem Grundriß und steilgeneigtem Walmdach auf. Gemäß seiner ursprünglichen Nutzung als Garagen-, Lager- und Werkstatthalle für die Post wurde es überwiegend als Stahlbetonbau mit Mauerwerksausfachungen konstruiert. Der Bestand zeichnet sich durch eine unpretentiöse Schlichtheit aus, die spröde Schönheit ausstrahlt. Funktionale Details wie Rammschutzeinfassungen aus Flacheisen an unverputzten Stahlbetonstützen oder rotbraune Backsteinverkleidungen an Toren und Durchfahrten geben der Anlage den Charakter einer Industriearchitektur. Als frühe Stahlbetonlösung der Münchener Postbauschule der

[Umrisse]

Gesamtensemble © Schumann + Partenfelder

1920er Jahre unter Robert Vorhoelzer ist der Posthof Regensburg ein Pionierbau von überregionaler Bedeutung, in dem sich traditionell historisierende Handwerkskunst mit modernen Materialien sowie klassisch modernen Architekturelementen vermischt. Das Gebäude ist als Einzeldenkmal in die Denkmalliste eingetragen.

Die Umnutzung Im Jahr 1998 erwarb die Gmach GmbH das Areal von der Deutschen Post AG, um die Bestandsgebäude Büro- und Gewerbenutzungen zuzuführen. Zusätzlich sollte im Innenhof ein Neubau mit Tiefgarage errichtet werden. Um den Zusammenhang zwischen alt und neu herzustellen, wurde großer Wert auf die Gestaltung der Freiräume gelegt. Der Innenhof funktioniert heute als Erschließungszone für das gesamte Ensemble. Vier kubische Aufzugstürme markieren als vertikale Elemente die neuen Eingänge zu den Treppenhäusern im Altbau. Die dem Hof zugewandten erdgeschossigen Bereiche sind teilweise gastronomisch belegt. Der zwischen Alt- und Neubau angeordnete Hof wurde als Biergarten mit Bäumen und entsiegelter, wassergebundener Kiesoberfläche konzipiert.

Innenhof mit Biergarten © Schumann + Partenfelder


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Die Umnutzung des denkmalgeschützten Bestands schafft in den Obergeschossen Büros mit Loft-Charakter. Eingefügte Installationsschächte bilden hier Fixpunkte, an die je nach Bedarf der Mieter haustechnische Einheiten andocken kann, Hohlraumböden ermöglichen zudem flexible Veränderungen der elektrischen Ausstattung.

Drei neue Gebäuderiegel © Schumann + Partenfelder

Zwischenhof mit Aufzugsturm © Schumann + Partenfelder

In die bis 5 m hohen ehemaligen Garagenbzw. Werkstatt-Trakte wurden Stahlgalerien eingebaut. Stets sind die nachträglichen Ergänzungen und Veränderungen ablesbar gestaltet. Garagentore wurden durch großflächige Fassadenelemente ersetzt, wobei deren Teilung und Proportion übernommen wurde. Die Dachgeschosse sind teilweise ausgebaut worden und zum Hof hin durch Atelierfenster belichtet.

Bauherr: Gmach GmbH, Regensburg Entwurf: Schumann + Partenfelder Architekten, München Ausführungsplanung: Schumann + Partenfelder Architekten, München

Die Neubauten Das oberirdische Neubauvolumen gliedert sich in drei Gebäuderiegel mit Außenabmessungen von jeweils ca. 15 m x 38 m, zwischen denen begrünte Innenhöfe liegen, die als geometrisch gestaltete Grünanlage einen Ausgleich zu den übrigen Versiegelungen schaffen. Laubbäume sichern Sonnenschutz im Sommer und natürliche Belichtung im Winter. Zwei transparente Brückenbauten in den Obergeschossen verbinden die drei Riegel; mit je drei Geschossen haben der östliche und mittlere Neubau Pavilloncharakter. Der westliche Baukörper schließt mit seinen fünf Geschossen die historische Dreiflügelanlage auf ihrer vierten Seite ab. Hier im Westen zum späteren Grünzug liegt auch der Haupteingang mit Plaza und frei geformtem, lochblechverkleidetem Erker, der einzigen Sonderbauform am Neubau. Großflächige Oberlichter und Lufträume gewährleisten die natürliche Belichtung der innenliegenden Treppenhäuser bis in die zweistöckige Tiefgarage mit ihren 240 Stellplätzen, Hohlraumböden eine flexible Unterteilung der Bürogeschosse in Einheiten ab 150 m2. Unverkleidete Stahlbetondecken mit Betonkernaktivierung kühlen im Sommer und heizen im Winter; zudem

Architekturbüro Oberberger, Regensburg Bauleitung: Architekturbüro Oberberger, Regensburg

Lochblechverkleideter Erker © Schumann + Partenfelder

schaffen sie in den Neubauten den erwünschten Charakter von Loftbüros. In bewußtem Kontrast zum massiven Bestand wurden die Pfosten-Riegel-Fassaden metallfarben und transparent gestaltet. Glatt und ohne Vor- oder Rücksprünge unterstützen sie die Prägnanz der drei Neubauten. Die Erdgeschosse sind großflächig verglast mit schmalen, vertikalen Öffnungsflügeln, um hier eine maximale Entmaterialisierung zu erzielen. Die Fassaden der Obergeschosse betonen durch ihre horizontale Bänderung die liegende Längsrichtung der Riegel. Geschlossene Paneelelemente an den Stirnseiten zeigen dabei die Position der haustechnischen Gebäudekerne gegenüber den Altbauten. Sebastian Schumann Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt Schumann + Partenfelder Architekten, München

GBT GmbH, Beratzhausen Tragwerksplanung: Dipl.-Ing. Stefan Michailow, München Dr. Ralf Adler, Dresden Haustechnik: Lackenbauer + Mack, München Kellner + Scholz, Regensburg Elektrotechnik: ELplan, Obertraubling Lichtplanung: Light and Airdesign AG, München Gebäudesimulation: Ingenieurbüro Schönleber, Regensburg Landschaftsarchitekten: Becinic – Hohlbein – Melzer, Regensburg

[Umrisse]


Die Ganghofersiedlung

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Das Erhaltungs- und Entwicklungskonzept

Gründung und Geschichte Am Nordhang des Ziegetsberges, südwestlich der Altstadt, ist ein umfangreiches Ensemble erhalten, das sich noch 65 Jahre nach seiner Entstehung im Originalzustand zeigt. Als Siedlung der Bayerischen Flugzeugwerke 1937–1938 durch die Bayerische Heimstätte im Zuge der Kriegsvorbereitungen errichtet, erhielt sie den Namen »Göringheim«. Dem ersten Bauabschnitt der terrassenartig angelegten Struktur mit 152 typgleichen Einzel- und 76 Vierfamilienhäusern folgten bis 1941 weitere 39 Mehrfamilienhäuser. Nach Kriegsende war sie durch das Flüchtlingswerk der Uno zur Unterbringung von bis zu 6.000 »displaced persons« vorübergehend beschlagnahmt. Zerstörte Gebäude wurden in den 1950er Jahren wiederaufgebaut, eine Nachverdichtung durch Punkthäuser erfolgte in den 1960er Jahren. Als Beispiel nationalsozialistischer Siedlungspolitik wurde sie dann 1999 durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege als Ensemble eingetragen.

nung und Umsetzung mit Rücksicht auf die gewachsenen Verhältnisse als langfristigen Prozeß.

Städtebauliche Konzeption Die kleinteilige Struktur des Siedlungsinneren wird im bestehenden Maßstab weiterentwickelt, die sanierten Einzelhäuser sollen durch moderne Anbauten familiengerecht vergrößert werden. Dadurch bildet sich eine Sekundärstruktur als ergänzender Gegensatz zum Bestand, dessen Authentizität gewahrt und gestärkt wird. Die Geschoßbauten erhalten Balkonund Terrassenzonen und die Option des Dachgeschoßausbaues.

Typenhäuser an der Franz-von-Kobell-Straße © Götze + Hadlich

Probleme und Lösungsansätze Die schlechte Bausubstanz und der Modernisierungsrückstand der Häuser, der für heutige Ansprüche niedrige Ausstattungsund Flächenstandard sowie die geringe Rentabilität stellten ihre Erhaltung in Frage. Zudem beeinträchtigt die Lärmbelastung durch den Zubringer zur A 93 die Wohnqualität im Nordteil. Das Konzept sieht nun vor, umgehend mit der denkmalgerechten Sanierung der Gebäude zu beginnen und parallel dazu im kooperativen Verfahren mit Stadt und Eigentümerin die Bauleitplanung zu entwickeln. Ein mit der Denkmalpflege abgestimmter Katalog von Sofortmaßnahmen beschreibt die Ausführungsstandards bezüglich Materialien, Details und Farbgebung. Im Laufe der Jahrzehnte sind hier hohe soziale Qualitäten und starke emotionale Bindungen entstanden. Architekten und Eigentümer begreifen daher die Pla-

[Umrisse]

Insbesondere an den Siedlungsrändern sind strukturelle Verbesserungen erforderlich. Hier haben sich die Bedingungen durch Straßenlärm und Stadtwachstum seit der Entstehungszeit gravierend verändert. Daher erfahren sie die umfassendsten Modifikationen mit einer geschlossenen und höheren Bebauung. Die an der Boelckestraße eignet sich dank der lärmabgewandten Südseite zudem für eine konsequente Lärmschutztypologie.

Erweiterungssystem für Einfamilienhäuser © Götze + Hadlich


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Mehrfamilienhäuser im Ostteil der Siedlung © Götze + Hadlich

Eigenheime im Rohbau; Aufnahme von 1937 Aus: Markus Harzenetter: Die Ganghofer-Siedlung

mit straßenweise unterschiedlichen Großbäumen kann nach historischem Vorbild rekonstruiert werden. Viele der über 1.000 Obstbäume haben ein hohes Alter erreicht und sind langfristig nachzupflanzen, wobei ein Verteilungsschlüssel deren Anteil sichert. Über 6.000 m2 Streuobstwiesen werden den naturschutzrechtlich geforderten Ausgleich für die zusätzliche Bebauung erbringen.

Originales Holzfenster © Götze + Hadlich

Planungsinstrumente und Verfahren

Gesamtkonzept © Götze + Hadlich

Eigentümer: IGEWO GmbH & Co. Wohnungsunternehmen KG, München Architekten: Götze + Hadlich Architekten, München Landschaftsarchitekten: Lewald-Brudi und Schulze, München und Berlin Lärmschutzgutachten: Steger & Piening, München

Landschaftsplanung Während die Gebäude viele Jahrzehnte weitgehend unverändert blieben, haben die Außenräume ihren eigenen Charakter entwickelt: intensiv genutzte Mietergärten, großzügige Wiesenflächen und ein einzigartiger Baumbestand prägen das Bild der Siedlung. Diesen Werten wird im Grünordnungsplan Rechnung getragen. Ausgehend von fast 2.000 kartierten und bewerteten Bäumen wurde eine differenzierte Freiraumplanung entworfen. Die Bepflanzung

Im Bebauungs- und im Grünordnungsplan sind die städtebaulichen Zielsetzungen festgeschrieben. Die Gestaltungssatzung formuliert zusätzlich die denkmalpflegerischen und architektonischen Ansprüche an die Sanierungen und Neubauten; sie wird durch eine bebilderte Handreichung für den privaten Bauherrn ergänzt. Ein städtebaulicher Vertrag gewährleistet unter anderem die Belange des Mieterschutzes und definiert die gegenseitigen Verpflichtungen von Kommune und Eigentümern. Schon früh wurde die Öffentlichkeit in die Planung einbezogen. Die Bewohner der Siedlung waren eingeladen, sich auf einer Bürgerversammlung zu informieren. Ein Mitarbeiter des Architekturbüros steht ihnen außerdem als Sanierungsberater regelmäßig zur Verfügung. Entscheidend für das Gelingen werden weiterhin die Kooperation und Kreativität aller beteiligten Planungspartner sein, die das Projekt zu einem erfolgversprechenden Zwischenstand begleitet haben. Georg Götze Christian Hadlich Architekten, München

[Umrisse]


Die neue Mehrzweckhalle

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Ein »offenes« Haus am Donaumarkt

Situation Überschwemmungsgebiet, schlechter Baugrund, denkmalgeschützte Bausubstanz, eine dicke Natursteinwand, Altstadtsatzung, die Aussicht auf historische Funde im Untergrund, ein kleines Grundstück, noch dazu in dichtbebauter Umgebung – und für die Lösung der Aufgabe nur eine kurze Bearbeitungszeit: Es waren die »idealen« Ausgangsbedingungen für einen Wettbewerb der Ideen. Bauherr und Schulleitung mögen oft von einem Gelände draußen auf der grünen Wiese geträumt haben, einer einfachen Situation ohne Probleme, ohne Nachbarn und andere widrige Umstände. Andererseits war man froh über den schönen Standort der »Mädchenrealschule Niedermünster« mitten in der Altstadt am Kornmarkt und das nahegelegene Grundstück für eine neue Mehrzweckhalle, das von der Stadt Regensburg erworben werden konnte. Eine Altstadt ist nicht einfach, sondern vielfach oder, besser gesagt, »viel-fältig«, so wie ein kostbares Kleid oder Gewand eben viele Falten hat. Die Stadt Regensburg hat diese vielen Falten ihrer Altstadt frühzeitig in ihrem Wert erkannt und als eine der ersten in Bayern einen Gestaltungsbeirat zur Unterstützung in baulichen Belangen ins Leben gerufen. Ihm ist es zu verdanken, daß eine intensive Auseinandersetzung mit der Identität des Ortes zustande kam und der Bauherr unter verschiedenen Lösungen die beste Wahl treffen konnte.

Entwurf Inspiriert hatte uns beim Entwurf die unmittelbare Nachbarschaft von Donau und Donauschiffahrt, und so interpretierten wir das mächtige Volumen der Sporthalle als Haus ähnlich einem Schiff, das hier gestrandet war. Demzufolge hat es ein klares ruhiges Dach mit flacher Höhenentwicklung. Es unterstreicht die Dominanz

des Österreicher Stadls und läßt auch den übrigen Nachbarn Licht und Luft. Mit einem einige Stufen erhöhten, großzügig überdachten Vorplatz schaut das neue Gebäude anteilnehmend von der Westecke her in den Donaumarkt, umgekehrt findet der Besucher von dort leicht zum Haupteingang.

Ansicht von der Feuerhausgasse © arc Architekten

Fassade an der Gichtlgasse © arc Architekten

Im Inneren wollten wir die Großzügigkeit des Hallenraums erhalten, es entstand der Gedanke einer Galerie mit eingestellten Kabinen für Umkleiden und Waschraum. Schule ist heute nicht nur ein Ort zeitgemäßer Wissensvermittlung. Zunehmend verändert sie sich zum wichtigen, den Menschen prägenden Lebensraum. Transparenz, Einblick und Offenheit helfen, Kommunikation zu erleichtern und einer Ausgrenzung entgegenzuwirken. Ein Haus ohne Fenster ist wie ein Leben ohne Halleninnenraum mit Galerie © arc Architekten

[Umrisse]


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Gespräch. Daher verschließt sich die Halle nicht, sondern öffnet sich mit einem Eck zum Donaumarkt, bezieht mit einem Glasfeld den Hof zum Österreicher Stadl mit ein. Licht und Farbe gehören zu den Eigenschaften eines Gebäudes, die unsere Seele in besonderer Weise bewegen und berühren. Helle Hölzer, wenige klare Farben und Tageslicht von Fassade und Oberlicht bilden so den angemessenen Rahmen für sportliche, aber auch kulturelle Veranstaltungen. Manfred Brennecke Dipl.-Ing. Architekt BDA arc Architekten, Bad Birnbach

Die Systeme mono & duo sind die wirtschaftliche

Haupteingang am Donaumarkt © arc Architekten Bauherr: Provinzialat der Armen Schulschwestern, München

Regensburg

Regensburg

Tragwerksplanung: Seeberger Friedl und Partner, Pfarrkirchen

Freianlagen: arc Architekten, Bad Birnbach

Gebäudeplanung: arc Architekten Biesterfeld - Brennecke - Illig - Richter, Bad Birnbach und München

Haustechnik: Brühning & Zehetmayr, Weißenfeld

Objektüberwachung: Fabi-Krakau,

Elektroplanung: Gafke GmbH,

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Ein Modekaufhaus

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Der Neubau am Kassiansplatz

Organisation

Städtebauliche Situation Der Kassiansplatz, prägend für den Standort des neuen Modehauses, besteht aus zwei Teilen mit der St. Kassianskirche als Angelpunkt: Ein länglicher Teil, der sich nach Süden trapezförmig verbreitert, und ein kleiner, viereckiger Nordteil, ursprünglich durch den Baublock zwischen Schlossergasse und Am Spielhof gegen Westen geschlossen, der sich nach dem Abbruch dieser Häusergruppe in einer breiten Schneise zum Neupfarrplatz öffnet. Der mit Ausnahme der Kirche meist neuzeitliche Baubestand hatte darüber hinaus empfindliche Einbußen erlitten; bedauerlich war besonders der Verlust des barocken Nachfolgebaus des Augsburger Hofes, der die Ostseite des Platzes prägte und 1969 einem Sparkassengebäude weichen mußte.

Städtebaulich werden die bestehende Entwicklungsachse unterstützt und Kassiansplatz wie Weiße-Lilien-Straße gleichberechtigt einbezogen. Der Eingangsbereich an der Schwarze-Bären-Straße öffnet sich in Form von großzügigen Arkaden. Hier wurde die ehemals barocke Bebauung des Platzes zitiert. Durch die zu erhaltenden Kellerwände war der Grundriß im großen und ganzen vorgegeben. Um die Geschosse, vor allem das Erdgeschoß mit Verkaufsbereich, möglichst offen gestalten zu können, besteht die innere Tragstruktur aus wenigen

Kassians-Platz © Stadtplanungsamt/ Stadt Regensburg

Bauen im Kontext Die Geometrie des Kaufhauses ist geprägt von der Ausformung des mittelalterlichen öffentlichen Raumes. Der Grundriß wird durch die zu erhaltenden Kelleraußenwände vorgegeben. Dieser wird volumetrisch mit einem Satteldach verschnitten. Die Traufhöhen beziehen sich auf die Gebäude in direkter Nachbarschaft. Im Entwurfsprozeß wurden die architektonischen Möglichkeiten der Altstadtsatzung erforscht. Ziel war es, die Regensburger Architektur zu interpretieren und das Ergebnis darzustellen. Die entstandene Form schließlich behält die geometrische Eigenart der alten Bebauung bei. Dabei war eine möglichst klare Artikulierung der volumetrischen Form wichtig. Auch in der Proportion der Fassade wird bestehende Architektur interpretiert. Sie öffnet sich im unteren Bereich durch die Anordnung der Schaufenster und des Eingangsbereiches im Erdgeschoß, während sie im oberen Bereich mit einzelnen kleineren Öffnungen nach außen eher geschlossen wirken. Gebäudeansichten © Mahler Günster Fuchs

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Stützen und einem L-förmigen Paravent, der Treppenhäuser und Technikräume faßt. Der Aufzug wird an der Grundrißprojektion der Firstlinie ausgerichtet, so daß alle Geschosse erreicht werden können. Das zweite Obergeschoß wurde mit einer eingestellten Funktionsschiene möbliert, wodurch auch eine Erweiterung der Verkaufsfläche des Erdgeschosses ermöglicht wird. Der entstandene Dachraum bietet ausreichend Platz für Lager, Technik etc.


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Konstruktion Auch in der Konstruktion wurde Vorgefundenes interpretiert. Beim Betrachten der Regensburger Architektur fallen verschiedene Merkmale ins Auge wie Schindeldächer, Natursteinwände, ausgeprägte Fensterleibungen. Der Baukörper des neuen Textilkaufhauses besteht aus einer Betonkonstruktion mit Innendämmung. Das Dach wird mit Kunststoff-Flüssigfolie gedeckt, was den zunächst vorgesehenen WU-Beton ersetzt und die Ausbildung des Dachs als »fünfte Fassade« verdeutlicht. Die Kunststofffläche, eingerahmt vom Dachrand, verstärkt diesen Effekt. Die Wand besteht aus einer Grundkonstruktion aus Beton und Innendämmung mit einer Natursteinfassade, als verlorene Schalung ausgebildet. Auch die Fensterleibungen werden thematisiert. Für die Schaufenster wird Isolierverglasung in Stahlwinkeln vor die Betonleibung geklebt. Die Innenräume der Vitrinen bestehen aus Holz und geben der Fassade zusätzlich Tiefe.

Eingangsfront © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Fassadenstruktur © Stadtplanungsamt/Stadt Regensburg

Katrin Kern Mahler Günster Fuchs Architekten, Stuttgart

Bauherr: Baubetreuung für Gewerbe- und Wohnbauten GmbH, Regensburg Entwurfs- und Genehmigungsplanung: Mahler Günster Fuchs Architekten, Stuttgart Ausführungsplanung: Bayer Kellner Viehbacher Architekten, Regensburg

Grundriß Erdgeschoß © Mahler Günster Fuchs

Tragwerksplanung: Fischer + Friedrich, Stuttgart

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Ein modernes Turmhaus

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Wohnen in der westlichen Altstadt

Kontext Das Wohnen im Ambiente der historischen Altstadt erfreut sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Der Wunsch ist dabei immer eng mit dem Bild einer großzügigen, lichtdurchfluteten, ruhig gelegenen Altbauwohnung mit entsprechenden Raumhöhen verbunden, wohl deshalb, weil »neue« Wohnungen wegen vermeintlich nicht vorhandener Grundstücksflächen in der Vorstellung der Interessenten nicht gegenwärtig sind. Aber es gibt sie, diese Grundstücksflächen in den Altstadtbereichen. Sie sind meist unscheinbar, wirken auf den ersten Blick nicht bebaubar, da viel zu klein oder ungünstig geschnitten. Aber gerade sie bieten hochinteressante Möglichkeiten für individuelle, moderne Lösungen im historischen Gefüge und für die Ergänzung der »Denkmalzone Altstadt« mit zeitgemäßen Projekten. Eine jener seltenen Baulücken wurde in der westlichen Altstadt aufgespürt. Ein vorhandenes Gartenareal konnte für eine kleine Parzelle halbiert werden, und es bot sich die Chance, mit dem darauf entwickelten Neubau gleichzeitig städtebauliche Verbesserungen zu erreichen. So wurde mit dem Wohnturm die Ostseite des Herrenplatzes geschlossen und im Zusammenspiel mit dem bereits existenten, gegenüberliegenden Turmhaus und dem die südliche Platzwand begrenzenden ehemaligen Klostergebäude die Torsituation zum Altstadt-Eingangsbereich verstärkt.

Konzeption Ziel war es, auf den zur Verfügung stehenden 55 m2 Bauland alle für ein Wohnhaus für zwei Personen notwendigen Raumfunktionen unterzubringen und gleichzeitig die hier besonders wertvollen Pkw-Stellplätze und seltenen Freiflächen in der Planung mit zu berücksichtigen.

Torsituation © Lothar Reichel

Für die Konzeption der letztendlich realisierten Lösung war die singuläre Qualität des Standorts von entscheidender Bedeutung: an der Westseite der großzügige, kastanienbestandene Herrenplatz als grüne innerstädtische Oase, in Blickrichtung Osten die steinerne Altstadt mit Dom und Geschlechtertürmen. – Die Wohnräume wurden daher auf beide Gegenpole hin inszeniert. Die Entwicklung des Entwurfs folgte unter anderem auch einer Theorie von Adolf Loos, der, in einer Theaterloge sitzend, einmal festgestellt hatte, daß deren Enge durch den freien Ausblick in den Theaterraum mehr als eliminiert werde. In dem Turmhaus wird für die flächenmäßig relativ kleinen Wohnräume dieser Effekt des Ausblicks in den »Theaterraum Altstadt« durch die großen Fensteröffnungen erreicht. Von der nach Osten und Westen hin einladend verglasten Wohnraumkanzel in den oberen Geschossen erlebt man nun eindrucksvoll das Grünvolumen der großen Kastanienbäume des Herrenplatzes oder, wahlweise, auf der gegenüberliegenden Seite das Panorama der Altstadtsilhouette. Wohnbereiche © Lothar Reichel

[Umrisse]


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In seinem Habitus nimmt das Wohnhaus das Motiv der für Regensburg typischen und traditionellen Geschlechtertürme auf und formuliert jenes Thema des Lebens und Wohnens in der Altstadt neu. Das Gebäude ist auch im Innern individuell gestaltet, um auf kleinstem Raum optimale Nutzungen zu ermöglichen, wobei Einbaumöbel Doppelfunktionen als Treppen oder Brüstungen haben. Das so entstandene moderne Bauwerk wurde im Oktober 2002 vom Arbeitskreis historischer Städte Deutschland mit einem Preis für »Vorbildliches Neues Bauen in Altstädten« ausgezeichnet.

Schlafraum © Lothar Reichel

Innere Erschließung © Lothar Reichel

Bauherren: Anette und Manfred Blasch, Regensburg Architekt: Manfred Blasch Dipl.-Ing. Architekt BDA, Regensburg

Manfred Blasch Dipl.-Ing. Architekt BDA, Regensburg

Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Graf, Regensburg Haustechnik: Ingenieurbüro Martin, Regensburg

Mixed Media gelb


Ein Doppelturm

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Wohnen und Arbeiten im Stadttor

Entwurf Der Entwurf transportiert ein Leitbild aus dem mittelalterlichen Regensburg, das der Tor- und Geschlechtertürme, in die Moderne. Das Grundstück am Peterstor 3 spiegelt die Vergangenheit der Stadt: Mauer und Reste des alten Peterstores sind noch im Graben vorhanden. Nach Niederlegung der Stadtbefestigung im 19. Jahrhundert und Anlage eines Grüngürtels bleibt das Areal am Peterstor als einziger Stadtgraben von späteren Auffüllungen verschont. Der Neubau soll nun ein unverwechselbares und spannungsvolles Zeichen von heute sein. Die gegeneinander leicht versetzten Türme akzentuieren den Stadteingang im Süden und vom Bahnhof her. Die vorhandenen, denkmalgeschützten Mauern werden als Zeitschichten sichtbar belassen. Der »steinerne« monolithische Turm baut auf den Maßen des ehemaligen Stadttores auf. Er dient der Erschließung und Versorgung sowie den unveränderbaren Funktionen. Der transparente, von vier windmühlenartig angeordneten Scheiben getragene Turm ist hingegen offen für Geschäfts-, Büro-, Atelier- und Wohnräume. Prof. Peter Kulka Dipl.-Architekt BDA, Köln

Städtebauliche Silhouette © Prof. Peter Kulka

»Graben-Perspektive« © Prof. Peter Kulka

Modell © Prof. Peter Kulka

Bauherren: Dipl.-Ing. Martin Scheuerer AIS, Regensburg Entwurf: Peter Kulka Henryk Urbanietz Architekten, Köln

Grundriß Grabenniveau © Prof. Peter Kulka

[Umrisse]


Die Landeszentralbank

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Ein transparenter Neubau

Gebäudekonzeption Der vorhandene Baumbestand der Lilienthalstraße ergibt einen parkähnlichen Charakter. Für den Bau der Landeszentralbank wurde daher ein quadratischer Solitär mit drei Geschossen plus Dach gewählt. Der klar ablesbare Baukörper soll sich innerhalb der Nachbarbebauung des Gebietes behaupten können. Die Eingänge für die Fußgänger liegen an der Lilienthalstraße. Die Erschließung für Kurzparker, Tiefgarage und Ladehof erfolgt über die südliche Anliegerstraße. In dem Kubus sind alle Funktionen über kurze Wege miteinander verknüpft. Ein Gerüst aus Stützen und Unterzügen bildet den Rahmen für die unterschiedlichen Bereiche. Innerhalb dieses umfassenden Tragund Raumgerüstes wird jedes Bauteil, Kassen, Tresor, Büros, Ladezone, Wohnungen, entsprechend seiner Aufgabe optimiert. Die klare Geometrie des Gebäudes mit dem zentral gelegenen Lichthof und dem darunterliegenden allgemeinen Kundenraum garantiert trotz der Kompaktheit eine optimale natürliche Belüftung und Belichtung. Entlang der alleenartigen Lilienthalstraße ist innerhalb des Hauses eine transparente Erschließungsspange in Form einer Vitrine mit den notwendigen, vertikalen Elementen untergebracht. Und damit zeigt die Bank Offenheit zu und gegenüber der Stadt. Der eingeschossige allgemeine Kundenraum, direkt an der Erschließungshalle angeordnet, befindet sich im Zentrum des Gebäudes. Über ein umlaufendes Oberlicht werden die Arbeitsbereiche der Schalterzone und Giroabteilung mit Tageslicht versorgt. Der darüber vorgesehene Innenhof bietet zudem eine direkte Belichtung und Belüftung für die angrenzenden Diensttrakte im ersten und zweiten Obergeschoß.

Der Grundriß ist flexibel durch große, zusammenhängende Geschoßflächen und kann sich notwendigen Veränderungen gut anpassen. Die Wohnungen auf dem Dach sind nach Osten und Westen orientiert, vorgelagerte Terrassen erweitern überdies jene Räumlichkeiten. Insgesamt wurde versucht, durch die Wechselwirkung zwischen dem vorgefundenen Baumbestand und der hinzugefügten Architektur eine neue Qualität für das Ganze zu erreichen. Prof. Dipl.-Ing. Rolf Hoechstetter Hoechstetter und Partner Architekten BDA, Darmstadt

Lageplan © Hoechstetter und Partner

Bauherr: Landeszentralbank im Freistaat Bayern Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank, München Architekten: Hoechstetter und Partner Architekten BDA, Darmstadt Bauleitung: Erich und Frank Stürzl Architektur- und Ingenieurbüro, Regensburg Tragwerksplanung: Dr.-Ing. Norbert W. Franz, München

Erschließungsspange © Clemens Mayer

Haustechnik: Rentschler & Riedesser, Stuttgart Elektrotechnik: Hero-Projekt, Ottobrunn Bauphysik: Institut für Akustik und Bauphysik, Oberursel Lichtplanung: Ingenieurbüro Zinik, Frankfurt am Main Brandschutz: Dipl.-Ing. K. Klingsohr, Ottenhofen

Eingangshalle © Dieter Leistner/artur

Landschaftsplanung: Dipl.-Ing. Sommerlad + Partner, Gießen

[Umrisse]


Anders ist normal

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Die Blindeninstitutsstiftung am Schloß Prüfening

Tiefe wie ein angehobener Bühnenraum und setzt die Türme des Schlosses Prüfening in Szene. Jene Zäsur wird mit dem Eingriff qualitativ erhalten und neu interpretiert. Die Schulgebäude schmiegen sich so weit wie möglich an den westlichen Stadtrand, die alte Verbindungsstraße nach Prüfening, und bauen ein Gegenüber zum Schloßensemble auf. Es wird eine Stadtkante gebildet, die den Abstand zu der ehemaligen Klosteranlage festschreibt. Das Wohngebiet im Osten wird in diesem festgesteckten Rahmen arrondiert. Die alternierenden Reihen von Baukörpern mit ihren terrassierten Gärten knüpfen an die gewachsene Siedlungsstruktur an. Der transformierte Landschaftsraum zwischen Schloß und Neubauten setzt nun mit einer parkartigen Begrünung, die an den Waldbestand anschließt, die neuen und die bestehenden Architekturen in Beziehung.

Modell Wettbewerb © Georg Scheel Wetzel

Gebäude und Landschaft Das zur Zeit in Ausführung befindliche Projekt einer Schule und Tagesstätte für sehund mehrfachbehinderte Kinder im Westen von Regensburg erhielt den ersten Preis in einem EU-offenen, zweiphasigen Wettbewerb, der von der Blindeninstitutsstiftung und dem fürstlichen Haus Thurn und Taxis ausgelobt wurde. Das Grundstück erstreckt sich östlich des Schlosses Prüfening, einstmals Klosteranlage und heute ein denkmalgeschütztes Gebäudeensemble mit einem verwunschenen Park, der von einer charakteristischen Kalksteinmauer umfriedet wird. Sie macht die Anlage noch heute als solitäre Insel im Landschaftsraum lesbar, der sich weiter nach Süden als Erholungsgebiet über die Hügel bis zur Donau hinzieht. Im Osten sind die vorstädtischen Strukturen hingegen bereits weiter an das Schloßareal herangerückt. Die Schwelle zwischen Stadtrand und Landschaft ist am Ort auch als räumliche Zäsur erfahrbar: Der ansteigende, von einer Waldkante gefaßte Hang entwickelt Transformierter Landschaftsraum © Georg Scheel Wetzel

[Umrisse]


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Figur und Topographie Die Baukörperfigur der Blindeninstitutsstiftung interpretiert zum einen die vorgefundene landschaftliche und topographische Situation, zum anderen setzt sie die sehr differenzierten organisatorisch-funktionalen Anforderungen des Nutzers in eine bauliche Gestalt um. Die Blindeninstitutsstiftung betreut schwer seh- und mehrfachbehinderte Kinder, die zum großen Teil auf fremde Hilfe und damit auf schwellenloses Ineinandergreifen der Räumlichkeiten angewiesen sind. Daher entstanden eingeschossige Schulbereiche, die sich den Hang in geringen Höhenschritten hinaufstaffeln und sich mit dazwischenliegenden intimen Höfen fingerartig in die Landschaft entwickeln. Sie sind Teil einer gebauten Topographie, die zu einem Erlebnisraum für die Kinder wird. Ihre Stütz- und Umfriedungsmauern modellieren das Gelände zu einem Relief, aus dem sich die Häuser erheben, gewissermaßen als Reflexion der Mauerarchitekturen im ehemaligen Klosterareal von Prüfening. Die verwendeten Materialien kommentieren das bauliche Gegenüber mit hellem Sichtbeton und einem grün-grauen Kohlebrandziegel für die geschlossenen Wandflächen, der das Farbspiel der Bruchsteinmauer beantwortet. Der erhöhte polygonale Vorplatz, gebildet von einer zweigeschossigen Gebäudespange und einem abgesetzten Baukörper,

Von der Prüfeninger Schloßstraße © Georg Scheel Wetzel

der Sporthalle und Therapiebad aufnimmt, ist als Referenzort an der Grenze zwischen Stadt und Landschaft das stadträumliche »Foyer« der Schule. Die Haupteingänge in den Komplex, zu denen die Kinder mit Bussen gebracht werden, befinden sich auf der Ebene des entsprechend der Topographie leicht ansteigenden Plateaus. Von dort gelangt man in die jeweiligen Schulbereiche und den über Rampen ansteigenden Korridor, an dem sich die allgemeinen Fachräume befinden. Das Obergeschoß des zweigeschossigen Gebäudeteils beherbergt Therapie- und Verwaltungsräume mit Blick auf Landschaft und Schloß. Die Durchwegung der einhüftig konzipierten Anlage ist durch die Präsenz der unterschiedlichen Freiräume charakterisiert. Der Hauptkorridor öffnet sich vollständig zum Vorplatz, die Flure der Schulbereiche ihrerseits zu den darunterliegenden Gartenhöfen. Damit wird nicht nur der allmähliche Übergang in den Landschaftsraum erfahrbar, die innere Organisation bildet auch ein einfaches Orientierungssystem, das mit hierarchisierten Wegebeziehungen arbeitet und für die Kinder wiedererkennbar bleibt. Es wird durch die natürlichen Lichtverhältnisse und durch das Erlebnis der Topographie im Gebäude gestützt: Der Hang wird zum bestimmenden organisatorischen Kriterium.

Bauherr: Blindeninstitutsstiftung, Würzburg und Regensburg Architekten: Georg Scheel Wetzel Architekten, Berlin Bauleitung: Architektur- und Ingenieurbüro Stürzl, Regensburg Wamsler Rohloff Wirzmüller, Regensburg Projektsteuerung: Blasch Architekten, Regensburg Tragwerksplanung: Frohloff Staffa Kühl Ecker, Berlin Ingenieurbüro Dr. Lammel, Regensburg Haustechnik: Ingenieurbüro Martin, Regensburg Ingenieurbüro Meyer, Regensburg REA beratende Ingenieure, Würzburg Bauphysik: Müller-BBM, München und Berlin Landschaftsarchitektur: Büro Kiefer, Berlin

Simon Wetzel Georg Scheel Wetzel Architekten, Berlin

Schulbereich © Georg Scheel Wetzel

Gartenhof © Georg Scheel Wetzel

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Die Pfarrkirche St. Franziskus

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Der Neubau in Burgweinting

Die Außenwirkung Die neue Pfarrkirche liegt unmittelbar am Eingang von Burgweinting auf einem um wenige Meter erhöhten Plateau. Die Umgebung ist von der typischen Heterogenität eines ausfransenden Ortsrandes geprägt, der gesamte Kirchengrund wird von einer Mauer eingefaßt und schließt außer dem Neubau auch den Friedhof, die alte Kirche, das Wohnhaus des Pfarrers, das Pfarrheim und einen freistehenden Glockenturm ein. Nach Westen öffnet sich die Anlage mit einem Vorplatz, der von den Nebengebäuden flankiert wird und auf das Hauptportal der Kirche ausgerichtet ist. Das Konzept des Ensembles und die ungefähre Ostung der Kirche folgt so einer Anordnung, wie sie häufig anzutreffen ist. Im Gegensatz dazu trägt die Form der Kirche kaum typische Erkennungsmerkmale: Kein angebauter (Zwiebel-)Turm, kein kreuzförmiger Grundriß und keine kreisbogenförmige Apsis sind hier vorhanden. Das schlichte äußere Rechteck in Grund- und Aufriß macht sich lediglich durch den beschriebenen Kontext und vielleicht noch durch seine ungewöhnliche Masse mit einer atypischen Fenstergliederung bemerkbar. Nach dem Durchschreiten der Vorhalle, die durch die großflächige Verglasung und ihre Proportion eher dem Außenraum zugehörig erscheint, betritt der Besucher über eine niedrige Schleuse das Innere. Und er trifft auf eine völlig andersartige Raumgeometrie und Lichtführung, als er es hätte erwarten können. Weiche, nicht-geometrische Konturen, vertikal sich diskontinuierlich neigende Wände mit unterschiedlichen Öffnungen und ein heller, diffuser Tageslichteinfall über einen ellipsoiden Dachausschnitt bestimmen den Eindruck. Lediglich der geschlämmte Ziegelstein hat sich von außen nach innen unterschiedslos fortgesetzt.

Der Spannungsbogen Dieser Spannungsbogen zwischen der profanen Außenwirkung und dem sakralen Innenraum, zusammengehalten durch den

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monochromen Einsatz des Baumaterials, bildet einen Schwerpunkt der Konzeption. Deren Hintergrund ist die Transzendenzerfahrung, das wohl wichtigste Motiv des katholischen Kirchenbaus seit Jahrhunderten. Als Folge der divergierenden Volumina von innen und außen ergibt sich ein Zwischenraum, der als Masse in Erscheinung tritt. Neben- oder konchenartige Seitentrakte sind wiederum als autonome Körper darin eingeschnitten. Die von außen erkennbaren Fensteröffnungen leiten zu diesen Zwischenräumen, in Anordnung und Größe folgen sie der individuellen Form- und Funktionszuweisung. Die Fenster sind vom Hauptkirchenraum aus nicht direkt sichtbar. Hier fällt das Tageslicht über den Filter einer transluzenten Membran über den Dachraum ein. Die Membran besteht aus einem Teflongewebe, welches, in Bahnen vernäht, frei über den ellipsoiden Deckenrand spannt. Darüber befindet sich mit 2 m Abstand eine Stahlkonstruktion, die sich als Sheddach in Querrichtung über die gesamte Rechteck-

Gesamtanlage © Königs Architekten

form des Baukörpers erstreckt. Geschlossene Paneelflächen wechseln sich ab mit mattierten Glasfeldern und Klarglassegmenten. Außerhalb der Ellipse sind die Vertikalen geschlossen und die Schrägen verglast, unmittelbar über der Membran ist es umgekehrt. Je nach Sonnenstand bedingt diese Verteilung eine im Tages- und Jahresverlauf sich verändernde Lichtwirkung. Der Grad der Transluzenz der Membran läßt die Erkennbarkeit des Daches aber nicht zu. Man kann also weder von innen noch von außen diese Konstruktion nachvollziehen, nur deren Effekt, ein immaterielles Licht- und Schattenspiel, bleibt als Abbildung auf der Membran erlebbar und der Kirchenraum mit seiner geheimnisvollen Lichtführung so ein Ort meditativer Ruhe mit Konzentration auf das Wesentliche. Das Motiv der Öffnung zum Himmel ist seit Jahrhunderten elementarer


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Vorplatz © Jens Willebrand

Bestandteil von Kirchenbauten, der hier eine neue, zeitgemäße Interpretation erfährt. Dem immateriellen Dach sind eine bewußt materialbezogene Wand- und Bodenstruktur entgegengesetzt. Die erdschwere monolithische Masse erscheint im Inneren wie ausgehöhlt. Die Wahl des Ziegels erklärt sich nun aus dem Wunsch nach Maßstäblichkeit und der tektonischen Oberflächenqualität. Der komplizierte Geometrieverlauf ließ sich derart mit einem fehlerfreundlichen Baustoff ausführen. Seine materialimmanente Tektonik verursacht eine bereichernde Binnendifferenzierung der monolithischen Konstruktion. Deren notwendige Balance wurde durch eine weißgrüne Schlämmschicht erreicht.

Baukörperstruktur © Jens Willebrand

neigung der Innenschale. Nur an zwei Stellen, in den beiden Wendepunkten, ist sie tatsächlich lotrecht. Die Innenwand aus einer 36,5 cm dicken Ziegelschale ist als bewehrtes Mauerwerk konzipiert. Die Lagerfugen sind, der diskontinuierlichen Neigung folgend, verkippt angelegt, so daß die glatte Wandansicht möglich wurde. Sie nehmen auch den notwendigen Höhenausgleich auf, der durch die unterschiedlichen Streckenlängen der gekippten Abschnitte entsteht.

Es handelt sich bei St. Franziskus offensichtlich weder um eine »ablesbare« noch um eine »materialgerechte« Konstruktion. Vielmehr sind Material- und Konstruktionswahl in den Dienst einer konzeptionell übergeordneten Schichtung gestellt, die auf das Wesentliche im Kirchenbau abzielt: die Schaffung eines heiligen Ortes zur Versammlung der Gemeinde und Verkündigung der Botschaft unseres Glaubens. Dipl.-Ing. Ulrich Königs Königs Architekten, Köln

Die Konstruktion Es handelt sich um einen Massivbau aus normalformatigen Ziegelsteinen. Durch seine Geometrie ergibt sich teilweise ein doppelschaliger Wandverlauf mit dazwischenliegenden Hohlräumen. Die Deckenscheiben und notwendige vertikale Aussteifungselemente sind hingegen in Stahlbetonbauweise realisiert. Dort, wo die Stahlbetondecken sich im offenen Übergang zum Haupt- oder Außenraum befinden, wurden sie mit in die Schalung eingelegten Ziegeln als Unterdecke verkleidet. Durch die Inkongruenz von innerer Bodenlinie und ellipsoidem Deckenrand ergibt sich die ständig sich verändernde Wand-

Kircheninnenraum © Königs Architekten

[Umrisse]


Bauherr: Katholische Kirchenstiftung, Regensburg

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Architekten: Königs Architekten, Köln Bauleitung: Ingenieurbüro Siegmüller, Regensburg Tragwerksplanung: Arup GmbH, Düsseldorf Ingenieurbüro Orthuber, Regensburg Haustechnik: Ingenieurbüro Martin, Regensburg Akustik: Graner und Partner, Bergisch Gladbach Lichtplanung: Dipl.-Ing. Annette Hartung, Köln

Ansicht von Süden © Jens Willebrand

Kunst: Robert Weber, Grafling

Innovative Erleuchtung... Neue Licht- & Akustikgewebe setzen Maßstäbe in der Innenarchitektur

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Besonders in Großraumbüros, Besprechungsräumen, öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen, in denen oft viele Menschen kommunizieren, ist das Thema Lärm und Licht ein besonders wichtiger Punkt. Es gilt eine Atmosphäre zu schaffen, die einerseits die Lärmbelästigung minimiert und andererseits eine angenehme Lichtdurchflutung garantiert. Beides konnte bisher nur mit hohem wirtschaftlichen Aufwand erreicht werden. Die neuen Artex® Akustik- und Helioflon® Lichtgewebe bieten völlig neuartige Lösungen.

Pfarrzentrum St. Franziskus, Regensburg (Computeranimation/ Königs Architekten, Köln) Das Tageslicht fällt durch eine tranzluzente Membrane (Helioflon®) über das Dach in den Kircheninnenraum und bewirkt je nach Tageszeit ein stimmungsvoll wechselndes, immaterielles Licht- und Schattenspiel. Durch diese neue zeitgemäße architektonische Interpretation des Kirchenraumes und seiner geheimnisvollen Lichtführung, entsteht ein Ort meditativer Ruhe, mit der Konzentration auf das Wesentliche.

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Stadttheatersanierung

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Eine umfassende Maßnahme

Südfassade © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Rahmenbedingungen Der Umbau von Theatern hat Tradition. Es wurde, auch in Regensburg, eigentlich immer umgebaut. Seit dem Brand und der Wiedererrichtung des Theaters 1852 kamen allein über 30 Änderungen zur Ausführung, so daß man feststellen kann: Alle fünf Jahre wurde gebaut, geändert oder saniert! Auch die hier beschriebene Maßnahme versteht sich als ein Teil der Geschichte dieses klassizistischen Hauses. Anläßlich seiner drohenden Schließung auf Grund gravierender Mängel und nach einer langen, aber fruchtbaren Diskussion erhielt das Hochbauamt 1994 den Auftrag, in Zusammenarbeit mit dem Theater Raumprogramm, Entwurf und Kosten für eine umfassende Generalsanierung zu erstellen. Zunächst wurden intensive Gebäudeuntersuchungen, Bestandsanalysen und Abstimmungsgespräche mit Denkmalpflege, Tragwerksplanung und Theater geführt. Ziel war es, ein umfassendes Wissen über das Haus, seine Geschichte und die sich daraus ergebenden technischen und funktionellen Möglichkeiten und Zwänge zu erhalten, um konkrete und zuverlässige Aussagen machen zu können. Um mit dem letzten und oft wichtigsten zu beginnen: Die ermittelten Kosten betrugen 1995 ca. 50 Millionen DM mit Drehbühne. Rechnet man die während der Bauzeit nachträglich und zusätzlich bestellten Extras heraus, so wurde das Theater letztlich mit einem Aufwand von ca. 51 Millionen DM hergerichtet.

Mit den Rahmenbedingungen zur Nutzung, einem detaillierten Raum- und Funktionsprogramm und der Zustimmung zu den ermittelten Kosten durch den Stadtrat konnten die konkreten Planungen 1995 beginnen. 1997 wurden sie dann mit allen erforderlichen Genehmigungen in die Ausführungsplanung der von der Stadt beauftragten Architektengemeinschaft Dotter, Payer, Würschinger und Hans Heid übernommen. Nach dem Auszug des Theaters und den erforderlichen Entkernungsarbeiten wurde das Haus in dreijähriger Bauzeit vollständig saniert und nach dem Rückzug des Theaters in einem Festakt 2001 feierlich wiedereröffnet.

Konzeption Entwurfsbestimmend für das zwischenzeitlich realisierte Konzept war die Idee, alle Infrastruktureinrichtungen in zwei Spangen in das Gebäudeinnere zu verlagern, um so die Aufenthaltsbereiche für Mitarbeiter und Besucher an die attraktiven Außenseiten des Hauses mit Bezug zu den städtischen Plätzen legen zu können. Die Belange der Denkmalpflege sollten im Zuschauerraum und Festsaal ebenso Beachtung finden wie funktionale Zusammenhänge und Abhängigkeiten bei Bühne, Technik und Betrieb. Dank der Archivalienforschung waren nicht nur Farbkonzepte, Muster und detaillierte Baubeschreibungen von Victor Keim aus der Zeit des Wiederaufbaus bekannt, sondern auch

Grundrißpläne und Aussagen zu den wichtigsten Architekturelementen. Bedeutend erschienen uns hierbei eine Kutschendurchfahrt quer durch das Gebäude, die als Erschließung für Pferdegespanne der »besseren« Gesellschaft diente, eine imposante dreiläufige Treppe als Kernstück und Verbindung zum bürgerlichen Festsaal, dem Neuhaussaal, und ein zentraler Lichthof, der das Problem der Belichtung und Belüftung schon damals einfach, aber sinnvoll löste. Diese drei Elemente des Gebäudes sollten neben Zuschauerraum und Festsaal fortbestehen und als Zitate an die Historie des Hauses mit neuer Funktion weiterentwickelt werden. Seine beiden großen Veranstaltungsbereiche, Zuschauerraum und Neuhaussaal, mußten unabhängig voneinander funktionieren, um eine Doppelnutzung zu ermöglichen. Sie werden über eigene Treppenanlagen erschlossen, haben eigene Foyers, Toilettenanlagen, Garderoben und Cateringzonen. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ließ sich davon überzeugen, daß der südwestliche Teil des Gebäudes entkernt werden durfte. Während die Außenwände als Original erhalten blieben, konnten die Umbauten der letzten Jahrzehnte im Inneren vollständig entfernt werden. Diesem Umstand ist auch die größte Erweiterung zu verdanken, die Unterkellerung. Der gesamte Entkernungsbereich wurde unterkellert und für Technik, Fundus und

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Orchester genutzt. Die Obergeschosse bieten jetzt den angemessenen Platz für repräsentative Foyers, Verwaltung und Ballett. Kernstücke der Sanierung waren der Zuschauerraum und der bürgerliche Festsaal. In ihrer Authentizität nur noch in Bruchstücken vorhanden, jedoch durch historische Beschreibungen, Pläne, Zeichnungen und Fotos gut dokumentiert, sollten sie in Abstimmung mit der Denkmalpflege rekonstruiert werden, um dem Thema Klassizismus, wie von den Erbauern des Hauses beabsichtigt, wieder zu neuer, strahlender Erscheinung zu verhelfen. Alle Bemalungen der Ränge, Brüstungen und Decken wurden detailgetreu rekonstruiert oder sinngemäß neu entwickelt, so daß mit der passenden Bestuhlung, eigens für das Theater entworfen und gefertigt, ein schlüssiger und perfekter Gesamteindruck der Säle entstanden ist. Die Kronleuchter, Wandbeleuchtungen, Draperien und Schmuckelemente wurden mangels Originalbefund ebenfalls im Stile des Klassizismus konzipiert und speziell für Zuschauerraum und Festsaal erstellt. Als dominanter Bauteil fällt den Passanten das Magazingebäude in einer Seitenstraße auf. Neben der Anlieferung und einer Kantine befinden sich hier vor allem Büros. Mit

Neuhaussaal © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Grundriß Erdgeschoß © Hochbauamt/Stadt Regensburg

Zuschauerraum © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

seiner strengen, klaren Architektur ist es Kontrast und Übergang in einem, vermittelnd zwischen der Repräsentanz des Klassizismus und der Kleinteiligkeit der anschließenden mittelalterlichen Bebauung. In zwei historischen und denkmalgeschützten, ehemals mittelalterlichen und dann barock überformten Gebäuden, die sich dem Theaterkomplex anschließen, sind alle Wasch-, Schmink- und UmkleidebereiPassage © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

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che für Solisten, Extra- und Chor untergebracht, Maskenwerkstatt und Abendmaske sowie die Sozial-, Arbeits- und Waschräume der Bühnentechniker. Ein System von Treppen und Fluren, alle mit Blickkontakt zu Straße und Plätzen, bietet optimale Orientierung, kurze Wege zur Bühne und die Schaffung der gesetzlich notwendigen Flucht- und Rettungswege. Ein neues Treppenhaus am nördlichen Platz wurde als gläserner Turm mit der notwendigen Transparenz geschaffen. Hier befinden sich die Pforte, der Künstlerzugang und der für das Orchester. Sein Gegenstück, eine ebenfalls gläserne Treppe in der Nebenstraße, vermittelt zwischen mittelalterlicher und moderner Erscheinung und thematisiert als Fuge die Trennung zwischen Theater und Wohnhäusern. Beide Treppenanlagen stellen mit dem Magazin den »Schwerpunkt« der Neubauten. Sie sind bewußt sachlich und zurückhaltend gestaltet, da sie keine Konkurrenz zu der unbestritten dominanten Fassade des klassizistischen Theaterblocks sein wollen.

Siegreich auf allen Untergründen:

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KEIM Anbau in der Drei-Mohren-Straße © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Treppenhaus am Arnulfsplatz © Peter Ferstl/Stadt Regensburg

Neben jenen baulichen und planerischen Arbeiten soll die Technik, die immerhin die Hälfte der Gesamtkosten beanspruchte, nicht unerwähnt bleiben. Es wurde nicht bloß die gesamte Heizungs-, Sanitär- und Elektrotechnik komplett erneuert, sondern genauso die Lüftungsanlage und die Bühnentechnik. Die Bühne verfügt jetzt über hydraulische Podeste, Vor- und Drehbühne sowie über elektrische Züge, Tore und Prospektlager. Auf Grund ihrer historischen Enge kann man sicher nicht von optimalen, aber dank der Technik optimierten Verhältnissen sprechen. Nach einem Jahr Erprobungs- und Spielzeit bestätigt sich nun das beschriebene Sanierungskonzept des Hauses im täglichen Betrieb, die Zukunft wird allerdings erst zeigen, ob sich die Tradition der Umbauten wieder fortsetzen muß. Leitender Baudirektor Michael Hermann Hochbauamt Stadt Regensburg Bauherr:

Stadt Regensburg

Architekten:

Stadt Regensburg/Hochbauamt Planungsgruppe DPW Dotter Payer Würschinger, Regensburg

Tragwerksplanung:

Ingenieurbüro Hagmann, Regensburg

Bauphysik:

Müller-BBM, München

Elektrotechnik:

Ingenieurbüro Meier, Regensburg

Haustechnik:

Ingenieurbüro Krieger, Regensburg

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Das Velodrom

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Eine vielschichtige Sanierung

Ostfassade © Planungsgruppe DPW

Historie Der Regensburger Bürger Simon Oberndorfer betrieb vor ca. 100 Jahren am Arnulfsplatz 4 ein Fahrradgeschäft und war gleichzeitig ein erfolgreicher Kunstradfahrer und auch sonst ein sehr umtriebiger Mensch. 1897 konzipierte er im Rückgelände seines Hauses im westlichen Teil der Altstadt einen Saalbau mit dem Charakter einer multifunktionalen Veranstaltungshalle. Ein zweigeschossiger Hauptsaal mit den Abmessungen 25 m x 36 m wird von, für die damalige Zeit, hochmodernen Eisenbindern aus gewalzten Profilen mit genieteten Knotenblechen überspannt. Die innen dreiseitig eingestellte Galerie ruht auf filigranen, jedoch eher traditionellen Gußeisensäulen und wird durch ein serielles, formenreiches Gußeisengeländer mit Holzhandlauf gefaßt. Nach knapp einjähriger Bauzeit war das Velodrom mit seinem modernen Dachstuhl fertiggestellt und für vielfältige kulturelle und politische Aktivitäten eröffnet. Seine Glanzzeit endete dann mit der Umgestaltung zum Kinosaal 1929. In den Jahren des Nationalsozialismus gerät der Jude Simon Oberndorfer aus der Bahn des gesellschaftlichen und geschäftlichen Erfolges, wird 1939 aus Regensburg vertrieben und 1943 in Sobibor ermordet.

Neue Nutzung Nach mehreren Umbauphasen gerät das Velodrom Anfang der 1990er Jahre in ernste Gefahr, als ein größeres Areal zur Er-

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richtung eines Wohn- und Gewerbekomplexes freigemacht werden sollte und der Stadtrat bereits den Abbruch beschlossen hatte. Die Öffentlichkeitsarbeit des Velodromvereins und die Idee, es als Ersatz für das Theater während dessen Modernisierung zu nutzen, führten zum heutigen Ergebnis. Der Auftrag zur Sanierung 1997 war in mehrfacher Hinsicht eine Nagelprobe im Spannungsfeld der Interessen aller Projektbeteiligten. Die politische Beschlußlage, in Verbindung mit den Überlegungen des Stadttheaters, erzwang eine extrem kurze Planungs- und Bauzeit mit Fertigstellung im Juni 1998: Das Theater Regensburg mußte sich für eine dreijährige Interimslösung mit räumlichen und technischen Provisorien begnügen und wollte sein Stammpublikum nicht verlieren. Die Denkmalpflege verlangte die Erhaltung wesentlicher Elemente. Dem widersprachen teilweise die bauordnungsrechtlichen Forderungen an eine Versammlungsstätte, insbesondere bei Brand-, Wärmeund Schallschutz. Die Stadt Regensburg wollte die Investitionen für die notwendigen bühnentechnischen Einbauten minimieren, um nicht von vornherein das Budget für das Stadttheater zu belasten. Die Absicht des Velodromvereins war, das Velodrom langfristig wieder einer kulturellen Nutzung zuzuführen sowie die Vita von Simon Oberndorfer im Gebäude und damit im Bewußtsein der Regensburger Bevölkerung zu verankern. Diese teilweise divergierenden Interessen sollten in einem glaubwürdigen Gestaltungskonzept zusammengeführt werden.

Konzept und Durchführung Nach Abbruch der Kinoeinbauten wurde der erbarmungswürdige Zustand des Hauses offensichtlich und der notwendige Sanierungsaufwand für eine Theaternutzung deutlich. Gleichzeitig traten die wesentlichen Gestaltungselemente in Erscheinung, die Ausgangspunkt für ein neues Konzept wurden. Hauptsächlich sind


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Querschnitt © Planungsgruppe DPW

hier die genieteten Eisenfachbinder des Dachtragwerks und die gußeisernen Säulen der Galerie zu nennen. Diese sollten mit den durch die künftige Funktion ausgelösten Ansätzen zu einer selbstverständlichen Einheit verquickt werden. Die notwendige Erneuerung über dem Vorbau führte nun zu der Idee, ein einladendes Vordach mit der Dachstruktur des eingefügten verglasten Mittelteils und der Konstruktion für Licht- und Tonregie im Saalbau zu verknüpfen. Durch diese Verklammerung von alt und neu findet dessen Großzügigkeit zur Eingangssituation hin ihre Fortsetzung und öffnet sich den Besuchern, die vom Arnulfsplatz her das Haus aufsuchen. Während der drei Jahre dauernden Sanierung des Stadttheaters fungierte das Velodrom mit überwältigender Akzeptanz durch die Regensburger Bevölkerung als Ersatzspielstätte. Die exzellenten Platz- und Sichtverhältnisse prädestinieren den relativ flächigen Saalbau für Opern, Operetten und Musicals. Angesichts jener Entwick-

Galerieebene © Planungsgruppe DPW

Alte und neue Elemente © Planungsgruppe DPW

Grundriß Erdgeschoß © Planungsgruppe DPW

lung wollte das Theater Regensburg auch nach Inbetriebnahme seines neuen Hauses nicht gänzlich auf das Velodrom verzichten und verlängerte den Mietvertrag. Albert Payer Dipl.-Ing. Architekt Planungsgruppe DPW, Regensburg Bauherr: Oswald Zitzelsberger, Regensburg Architekten: Planungsgruppe DPW Dotter Payer Würschinger, Regensburg Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Graf, Regensburg Ingenieurbüro Reitmeier, Regensburg

Haustechnik: Kellner + Scholz, Regensburg Elektrotechnik: Ingenieurbüro Schicho, Regensburg Bühnentechnik: Huneke + Partner, Bayreuth Schallschutz: Franken-Consult GmbH, Bayreuth

Zuschauerraum © Planungsgruppe DPW

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Die Universitätsentwicklung

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Stadtsüden mit Fachhochschule, Universität und Klinikum

Zur Gesamtsituation Der Stadtsüden bleibt der Lehre und Forschung vorbehalten. Auf einem Areal von rund 150 ha – das entspricht in etwa der Fläche der Altstadt – ist hier die Universität angesiedelt, im Süden das Klinikum, im Norden ergänzen Gebäude der Fachhochschule die neuentstandenen städtebaulichen Strukturen: ein riesiger Campus für heute etwa 20.000 Studenten. Welchen Impuls dies auf Stadt und Region ausgeübt hat und ausübt, muß nicht vertieft werden. 1962 ist das Gründungsjahr der vierten bayerischen Landesuniversität, 1966 wird bereits gebaut, und zehn Jahre später ist das Stammgelände weitgehend fertiggestellt. Im Anschluß beginnen die Planungen für das Klinikum, einen weiteren gewaltigen Komplex mit klarer baulicher Gliederung jenseits der Autobahn. Aus Ackerland wird eine herrlich durchgrünte Parklandschaft, die mit den Gebäuden eine wunderbare Symbiose eingeht.

südlich die Naturwissenschaften situiert und am südlichen Rand die Sportanlagen. Die räumliche Gestaltung sollte in den zentralen Gebäuden ihren Höhepunkt erhalten, die Einrichtungen für die Fakultäten entstanden als zusammenhängende Hof- und Kettenbebauungen mittlerer Höhe. Die äußeren Freiraumzonen bilden zugleich Erweiterungsflächen. Eine strikte Trennung von Fußgängern und Fahrverkehr ist durch die Erschließung in unterschiedlichen Ebenen möglich. Das Hochschulareal ist zu Fuß in einer guten Viertelstunde zu durchqueren, die vielgestaltigen Kunstobjekte im

Das Stammgelände der Universität Die Neugründung war die Chance, ein für die Zukunft tragfähiges Konzept zu entwickeln, Strukturen zu schaffen, die der Bedeutung der Universität im Stadtraum von Regensburg auch städtebaulich entsprechen. So entstand ein komplexes System von Anlagen mit großzügigen Freiräumen, Wegen und Plätzen von etwa 170.000 m2 Nutzfläche, das bei späteren Erweiterungen wirksam bleiben kann. Höhenlage und freie Sicht auf die Stadtsilhouette waren Dreh- und Angelpunkt für die Konzeption, Leitlinien für die Planung der dominierende Nord-Süd-Grünzug mit Blickbezug zu den Domtürmen und die Anordnung der Bauten auf einem kreuzförmigen Achsensystem, in dessen Schnittpunkt sich das Zentrum der Universität mit allen Einrichtungen befindet. Hier liegen neben dem Hörsaalgebäude die Verwaltung, das Studentenhaus mit Theater sowie Mensa, Zentralbibliothek und Rechenzentrum. In den vier Quadranten sind jeweils die Gebäude für die Fakultäten, nördlich die Geisteswissenschaften,

[Umrisse]

Hochschulgelände und Altstadt © Universitätsbauamt Regensburg

Freiraum lassen dies zum Erlebnis werden. Durchgehende Konstruktionen in Stahlbeton erzeugen den architektonischen Zusammenklang aller Universitätsbauten, die Beschränkung in der Materialwahl sorgt zudem für eine kraftvolle Homogenität, ein gezielter Kontrast zum Grün der Freiräume. (Architekten: Kurt Ackermann und Partner, München; Alexander Freiherr von Branca, München; Max Dömges, Regensburg; Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart; Kaup und Betsch, München; Universitätsbauamt Regensburg)


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Klinikum; Ansicht von Südwesten © Universitätsbauamt Regensburg

Das Klinikum der Universität Das Regensburger Universitätsklinikum nähert sich seit dem ersten Architekturwettbewerb etappenweise seiner Vollendung. Das bestechend einfache Konzept der Anlage fädelt alle Gebäudeteile entlang zweier Hauptachsen auf und läßt dadurch eine stufenweise Entwicklung problemlos zu. Hier ist es aber nicht der Sichtbeton, hier sind es rote Ziegelfassaden, die das übergeordnete gestalterische Thema definieren. Nicht Kompaktheit, wie noch Jahre zuvor im Klinikbau als alternativlos gepriesen, sondern Offenheit in der Grundrißfigur, mäßige Höhenentwicklung, bestmögliche Ausnutzung der Topographie und vielfältige Blickbeziehungen hinaus in die freie Landschaft waren Ziele der Architekten (Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart; Schuster Pechtold, München; Universitätsbauamt Regensburg). Der erste Bauabschnitt, die Zahn-, Mundund Kieferklinik, entstand zwischen 1978 und 1983. Der zweite ließ zwischen 1985 und 1992 ein für das Studium der Medizin fast vollständiges Universitätsklinikum erwachsen. Bau- und Einrichtungskosten betrugen bis dahin insgesamt 455 Millionen DM. Den dritten und letzten Bauabschnitt zur Vervollständigung des kompletten Fächerspektrums hat man aufgeteilt und noch nicht vollständig realisiert. In einer Größenordnung von weiteren 300 Millionen DM sind im wesentlichen die vorhandenen Fächer der klinisch-praktischen Medizin auf eine Kapazität von nunmehr über 800 Betten erweitert worden. Für ein Forschungsgebäude mit Lehreinrichtungen begannen im Jahr 2002 die Arbeiten. Dieser Neubau führt die Struktur des Klinikums konzeptgetreu nach Westen weiter.

Die Fachhochschule Historisch bedingt sind die Gebäude der Fachhochschule auf mehrere Standorte verteilt. Langfristiges Ziel ist jedoch eine Bündelung aller Einrichtungen unmittelbar im nördlichen Anschluß an die Universität. Übergeordnete städtebauliche Vorgaben, wie für die Universitätsbauten realisiert, lassen sich problemlos am Fachhochschulgelände weiterführen. Genannt seien hier der zentrale Grünzug und die mäßige Höhenentwicklung der Baukörper. Mit den Neubauten für den Fachbereich Maschinenbau (Architekten: Manfred und Bernhard Blasch, Regensburg) und den Studiengang Mikrosystemtechnik (Architekt: Universitätsbauamt Regensburg) ist ein erster Schritt in diese Richtung getan. Als nächstes folgen Neubauten für eine Mensa (Architekt: Hans-Dieter Hecker, Freiburg) und die Zentralbibliothek (Architekt: Universitätsbauamt Regenburg), situiert an einer großzügigen Wasserfläche und parkartig gestalteten Freiflächen (Landschaftsarchitekt: Peter Kluska, München). Zusammen mit dem gegenüberliegenden Neubau Maschinenbau werden sie künftig das zentrale Forum der Fachhochschule bilden. Auf dem Areal ist noch genügend Fläche verfügbar, um die übrigen Fachbereiche komplett zu verlagern. Universität und Fachhochschule können dann einen gelungenen gemeinsamen Campus mit besten Voraussetzungen für ein angenehmes Studieren bieten. Baudirektor Thomas Wolf Dipl.-Ing. Architekt Leiter des Universitätsbauamtes Regensburg

Forum der Universität © Universitätsbauamt Regensburg

Fachhochschule; Zentralbibliothek und Mensa © Universitätsbauamt Regensburg

[Umrisse]


Das Klinikum der Universität

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Eine weitreichende Konzeption

Horizontale Schichtung © Herbert Stolz/Universitätsbauamt Regensburg

Vorwort Was erhielt die Stadt Regensburg mit dem 1992 in Betrieb genommenen Klinikum? Neben einer medizinischen Versorgung auf höchster Stufe für einen Einzugsbereich von ca. zwei Millionen Einwohnern aus der Oberpfalz und Niederbayern einen städtebaulichen Komplex mit über 60.000 m2 technisch hochinstallierter Hauptnutzfläche, neben einer Hochschule mit augenblicklich 1.230 Studenten der Human- und Zahnmedizin einen architektonisch hochwertigen Funktionsbau, neben einem Arbeitgeber mit ca. 3.000 Bediensteten eine eigene Stadt in bzw. vor der Stadt, die sich an die südliche Hangkante schmiegt und der man von außen ihre beachtlichen Umsatzzahlen mit jährlich über 130.000 Patienten nicht gleich ansieht.

Planung und Bau Mit der Gründung der Volluniversität 1962 war die künftige Errichtung der medizinischen Fakultät und des Klinikums bereits vorgesehen. Als erster Schritt ging das Vorklinikum 1970 auf dem Stammgelände der Universität in Betrieb.

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Der Architekturwettbewerb 1971 basierte auf einem Raumprogramm mit 1.600 Betten, Sieger war das Stuttgarter Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner. Ein auf 990 Betten gekürztes Raumprogramm führte zu Entwurfsüberarbeitungen in den Jahren 1973–1977. Der Grundstein für das Klinikum konnte 1978 gelegt werden. In den folgenden Jahren bis 1983 entstand mit der Zahn-, Mund- und Kieferklinik der erste Bauabschnitt mit ca. 62 Millionen DM. Eine erneute Raumprogrammkürzung auf rund 400 Betten erforderte 1982 eine Überarbeitung des Konzeptes durch den Gewinner des Architekturwettbewerbes. Dieser zweite Abschnitt umfaßte alle Fächer, die zur Ausbildung von Zahnmedizinern und zur Klinikfunktion erforderlich waren. Baubeginn war im Herbst 1985, Fertigstellung und Inbetriebnahme 1992, die Bau- und Einrichtungskosten betrugen bis dahin 455 Millionen DM. Ein 1989 durchgeführter Wettbewerb für den dritten Abschnitt sah eine Erweiterung des Klinikums auf 1.022 Betten und die zusätzlichen Fächer Gynäkologie, Geburtshilfe, Pädiatrie und Urologie sowie die Ergänzung bereits existenter Kliniken vor. Dem Auf und Ab der bisherigen Planungsund Baugeschichte folgend konnte auch dieser dritte Bauabschnitt auf Grund der ausstehenden finanziellen Beteiligung des Bundes nicht in einem Zuge realisiert werden. Mit dem in den Jahren 1994–1999 erstellten ersten Teilabschnitt wurden die vorhandenen Fächer erweitert, jedoch keine neuen zusätzlichen eingerichtet. Die Zahl der stationären Betten erhöhte sich von 494 auf 818, die Gesamtausgaben beliefen sich auf 299 Millionen DM. Geplant haben diesen Teilabschnitt die Architekten Schuster Pechtold, München, und Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart, sowie das Universitätsbauamt Regensburg.


Spielbank Kötzting Architekt BDA Freiherr von Branca München

Fassadenstruktur © Herbert Stolz/Universitätsbauamt Regensburg

Michaelisquartier Hamburg Architekten BDA Steidle + Partner München

Struktur und Architektur Von der Eingangshalle aus orientieren sich nahezu gleich ausgeformte Gebäudeteile an zwei Hauptachsen. Offene Grundrißformen ermöglichen vielfältige Sichtbeziehungen und dadurch eine optimale Orientierung. Die Bauten sind als kubische Solitäre harmonisch in die Landschaft eingebunden. Das Klinikum basiert überwiegend auf dem Organisationskonzept der horizontalen Schichtung. So befinden sich in der Eingangsebene die Kliniken und Polikliniken, darüber die dazugehörigen Bettenstationen und in den Ebenen darunter die auf Grund der Hanglage bereits mit Tageslicht versehenen OP-Einheiten und die Haustechnik. Dennoch ist eine geringe Höhenentwicklung an der exponierten Lage im

Stadtsüden möglich und die gewünschte Maßstäblichkeit ablesbar. Das am Klinikum vorherrschende Material ist der in verschiedenen Formen eingesetzte rote Ziegel in Verbindung mit weißen, strukturierten Metallfassaden. Das Ziegelrot verdeutlicht einerseits den Gestaltungswillen, sich von dem in Beton errichteten Stammgelände der Universität eigenständig abzusetzen, und andererseits die Absicht, am Ende der Stadt liegend, einen Übergang zu den Vororten und Dörfern mit dem rot-weißen Farbenspiel in grüner Landschaft zu bilden. Einsehbare Flachdächer sind daher konsequent als Extensiv- bzw. Intensivgründächer konzipiert.

Geschichtswissenschaftl. Institut München Planung: Unibauamt München

Neubau Pfarrkirche Waldram – Wolfratshausen Architekten BDA Claus und Forster München

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Bauabschnitte © Universitätsbauamt Regensburg

Ausblick Mit der Großzahl an natürlich belichteten Arbeits-, Behandlungs- und Pflegeräumen konnte das gesteckte architektonische Ziel erreicht werden, humane, maßstäbliche und erlebnisreiche Orte für Behandlung, Pflege, Forschung und Lehre zu schaffen, den Kranken einen menschenwürdigen Aufenthalt zu gewährleisten, durch positive Stimulans die Genesungskräfte zu fördern und bei den forschend, heilend und pflegend Tätigen die Arbeitsfreude zu stärken.

Derzeit entsteht im direkten westlichen Anschluß an den Bestand ein Forschungsbau, in dem die neuen, bisher im Raumprogramm nicht vorgesehenen klinisch-theoretischen Fächer Immunologie, Humangenetik, Epidemiologie und Präventivmedizin untergebracht werden. Die Architektenleistung übernimmt das Büro Schuster Pechtold und Partner, München. Mit diesem Projekt hat sich das bisherige Strukturkonzept wieder als nachrüstbar und sehr anpassungsfähig auch für zukünftige Aufgaben erwiesen. Bauoberrat Karl Stock Dipl.-Ing. Architekt Abteilungsleiter Universitätsbauamt Regensburg

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Das Bezirksklinikum

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Neuordnung und Erweiterung einer psychiatrischen Einrichtung

Psychiatrie und Architektur Das Bezirksklinikum Regensburg hat über Jahrzehnte einen Wandel durch organisatorische und additiv bauliche Ergänzungen und Änderungen vollzogen. Eine enger werdende Kooperation mit der medizinischen Fakultät der Universität Regensburg führte zudem zur Verflechtung somatischer, wissenschaftlich gleichgerichteter Disziplinen mit der universitären Psychiatrie. Die Vision einer integrierten Gesundheitseinrichtung ist für Patienten mit Symptomen gestörter oder geschädigter Nervensysteme aber mehr als die Summe additiv gewachsener Teile. Deshalb sollte mit einer Entwicklungsplanung der Versuch unternommen werden, das binäre System zu modifizieren. Sir Karl Popper hat uns verdeutlicht, daß die Naturwissenschaften nicht alle Fragen lösen können. Architektur wurde letztlich von der Erfüllungsfunktion der Naturwissenschaft befreit; sie darf demnach gleichzeitig als »Philosophie« Einfluß auf die Dinge nehmen. Die Heilung von kranken Menschen ist also nicht nur Sache der medizinischen Wissenschaft und der dienenden materiellen Hülle eines Hauses, sondern von anderen Faktoren abhängig. Eine Studie aus Pennsylvania, USA, belegt, daß Architektur die Rekonvaleszenz maßgeblich beeinflußt. Weder allein der rationale Gedanke noch die Irrationalität münden isoliert voneinander in eine Lösung, sondern die Integration beider in einer Weise, die ein ganzheitliches Konzept ergeben.

mit 300 Patienten schon überbelegt, mußte die Anlage periodisch erweitert werden. 1928 umfaßte sie 1.000 Plätze. In den 1930er Jahren wurden turbulente Bewegungen im Krankenstand aufgezeichnet und mit 1.330 Plätzen die maximale Belegung erreicht. Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau zerstörter Gebäude, und die Behandlungsweise orientiert sich an einer humanen Psychiatrie. Ab dem Jahr 1954 setzte dann eine rege Bautätigkeit ein, die bis heute anhält. Ein Meilenstein war hier die Realisierung einer neurologischen Klinik einschließlich einer neuro-radiologischen Abteilung, die 1996 in die medizinische Fakultät der Universität Regensburg überführt wurde. Mit der Einrichtung zentraler Aufnahmen und einer psychiatrischen Institutsambulanz, einer Suchtambulanz und einer Tagesklinik manifestiert sich das Bezirksklinikum Regensburg heute als eine offene Anlage zur Stadt und Region. Begleitet wird diese Entwicklung stets von wissenschaftlichen Fortschritten wie der Gründung eines schlafmedizinischen Zentrums, das gleichzeitig Sitz der europäischen Schlafforschungsgesellschaft ESRS ist.

Das Areal des Bezirksklinikums mit 28 ha liegt zwischenzeitlich im Zentrum von Regensburg. Mit einem Höhenunterschied von 35 m neigt sich das Grundstück nach Norden zur historischen Kernstadt. 46 Einzelgebäude bilden den Ort, im nördlichen Teil mit der denkmalgeschützten Urzelle, dem Kloster, konzentrieren sich die Erweiterungsbauten des 19. Jahrhunderts, während sich jene des 20. Jahrhunderts mittig gruppieren. Der Süden ist frei von Bebauung.

Genius loci Als Kloster der Benediktiner wurde der Ort 997 erstmals urkundlich erwähnt und bereits 1130 soll es eine Fremdenherberge sowie eine Armen- und Krankenanstalt enthalten haben. Nach der Säkularisierung 1803 wurde das Kloster aufgelöst und eine Heil- und Pflegeanstalt errichtet. Ab 1867

Städtebauliche Netzstruktur; Istzustand © Haid + Partner

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Ideen der Neuordnung Die pavillonartige, über zwei Jahrhunderte gewachsene Besiedlung führte zu einem weitläufigen Erschließungskonzept und autarken Betriebsstellen. Letztlich resultieren hieraus ein Überangebot an Nutzflächen sowie ein unwirtschaftlicher Betrieb. Insbesondere die Zeiten knapper Ressourcen fordern wirtschaftlich orientierte Konzepte. Ein Bezirksklinikum mit einem langfristig hohen Gebrauchswert läßt sich dauerhaft nur dann gut nutzen, technisch gut erhalten und hat eine kulturelle Identität, wenn sich die zu schaffenden Orte den betrieblichen Erfordernissen anpassen. Der Konflikt zwischen dem Festen, Dauerhaften und dem Variablen, dem Vergänglichen verlangt geeignete Verhaltensweisen in der Konzeptfindung. Zu diesem Zweck arbeiten wir nach einem dreistufigen Planungsschema: das Prozeß-, das Organisations- und das Betriebskonzept mit lang-, mittel- und kurzfristigen Zeitachsen bestimmen unsere Ergebnisse. In der Managementtheorie gibt es den Begriff der losen Kopplung. Der Begriff soll eine Organisationsform beschreiben, in der Rationalität und Unbestimmtheit gleichzeitig möglich sind. Wichtig ist, daß jene Koppelungen nicht bloß in der Planung, sondern auch in der Realität bei der Baudurchführung »lose« bleiben. Auf der Suche nach betriebswirtschaftlichen Einsparungsalternativen und einer zukunftsweisenden neuen Ordnung der Betriebsstellen mit offenen Organisationsstrukturen wurde derart der Organismus »Bezirksklinikum« qualitativ und quantitativ analysiert. Als Resultat sollen zentrale Einrichtungen der Diagnose und Therapie fokussiert werden. Die nutzenden Anlagen jener Zentren situieren sich satellitenartig um das Herz der Anlage. Die Schaffung von wirtschaftlichen Einheiten und die Gliederung der medizinischen Bereiche nach funktionalen Gesichtspunkten initiierten die Entwicklungsplanung. Das Ziel, Synergien zu erwirken, ist Ausgangspunkt

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Modell; Gesamtanlage © Haid + Partner

der Überlegungen. Einerseits wird es eine Konzentration von interdisziplinären Einrichtungen geben, andererseits können komplementäre Dienste und ausgrenzbare Funktionsstellen die freigewordenen Bereiche adäquat nutzen. Durch diese Neustrukturierung wird sich in der Mitte des Klinikums eine stadträumliche Symbiose zwischen Alt- und Neubauten ergeben, die die Werte des Genius loci sichtbar machen wird.

Ordnung der medizinischen Disziplinen; Sollzustand © Haid + Partner


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Rahmenplan © Haid + Partner

Bausteine zur Neuordnung Die bauliche Konzentration von funktionsgerechten Bedarfsflächen ermöglicht die Ausbildung eines signifikanten Zentrums als Herz der pavillonartigen Ansammlung von Einzelgebäuden. Hiermit kommt man auch einer erlebbaren, städtebaulichen Gesamtstruktur näher. Die Unterbringungstrakte für Patienten der Allgemeinpsychiatrie liegen tangential zum U + B-Bereich. Hingegen werden Patientengruppen mit intensiver Nutzung der Diagnose- und Therapiezonen, insbesondere also die somatischen Disziplinen Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie, direkt in den Kern des Areals integriert. Die Räume der Forschung und Lehre mit Hörsaal sowie die Betten der medizinischen Fakultät der Universität für die Neurologie befinden sich neben dem Diagnostikum mit seiner sozio-therapeutischen Station in zentraler Lage. Im Mittelpunkt des »offenen Krankenhauses« entsteht somit ein Kommunikationsort mit sämtlichen sozialen Einrichtungen, ein Ort der Begegnung mit urbanem Charakter. Von dort aus entwickelt sich ein Wegenetz der unterschiedlichen Zielgruppen. Der vorhandene Wirtschaftskomplex wird an die südliche Peripherie verlagert. Die leeren Konversionsflächen sind danach für komplementäre Einrichtungen, zum Beispiel für rehabilitativ arbeitende Funktions-

stellen, verfügbar. Diese disziplinierte, ressourcenschonende Neuordnung unter Beachtung städtebaulicher und architektonischer Prinzipien erfordert nach Bewertung der nutzungsadäquaten Substanz nur ein begrenztes Neubauvolumen. Die Umsetzungszeit des entwickelten Szenarios ist zunächst auf 10–15 Jahre veranschlagt und bedarf in Etappen einer Evaluation.

Baustein Forensik Der Neubau für die Forensik wird in der Nähe einer bereits existenten forensischen Psychiatrie errichtet, in die vorhandene Topographie integriert und markiert mit dem bestehenden Haus 2 einen umschlossenen Freibereich, der zu einem gesicherten Forensikpark erweitert werden soll. Das Gebäude nimmt die städtebauliche Ordnung auf und ist in Ost-West-Richtung entlang den Höhenlinien plaziert. Die vorherrschende Grünordnung im nördlichen Bereich des Klinikums ist durch alten Baumbestand parkartig geprägt, eine Verzahnung des Neubaus mit den naturräumlichen Gegebenheiten schafft nun positive Auswirkungen auf das Innenraummilieu.

Forensik; Südfassade © Haid + Partner

Forensik; Regelgrundriß © Haid + Partner

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Zentralbereich; Modell © Haid + Partner

Hörsaalgebäude; Isometrie © Haid + Partner

Baustein Hörsaalgebäude Der kompakte Baukörper grenzt kommun an eine vorhandene Mehrzweckhalle an und bildet mit ihr ein Konferenzzentrum. Im Zusammenhang mit dem künftigen Zentralgebäude ermöglicht das eine höchst flexible Nutzung im Schnittpunkt der bezeichneten Entwicklungsachsen. Die prägnante Form des Hauses ist aus der inneren Funktion abgeleitet. Mit dem introvertierten geschlossenen Volumen des Hörsaals, abgesetzt vom Gelände, wird eine interessante Erscheinung mit einfachen Mitteln erzielt. Die allseits verglasten Seminarräume liegen unter diesem Kontinuum, ebenengleich zum Campus. Gegenüber jener Nutzungszone werden an der durchlichteten Erschließungsmagistrale im kubisch geformten Nebentrakt dienende Funktionen angelegt, sie bezeichnen die Nahtstelle zwischen neuer und alter Architektursprache. Zwischen dem benachbarten Direktions- und dem Hörsaalgebäude greift der nördliche Naturraum ein und hält die wesentlichen Blickbeziehungen aus dem Herz der Anlage zum historischen Kartaus und zur Stadtsilhouette offen. Prof. Dipl.-Ing. Hans Peter Haid Architekt BDA, Nürnberg

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Hörsaalgebäude; Schnitt © Haid + Partner

Bauherr: Bezirk Oberpfalz Zielplanung: Haid + Partner Architekten + Ingenieure, Nürnberg Gebäudeentwurf und -planung: Haid + Partner Architekten + Ingenieure, Nürnberg

Gebäudeausrüstung: Ingenieurbüro Hieger, Regensburg Ingenieurbüro PEMA, Regensburg Ingenieurbüro Degel, Regensburg Ingenieurbüro Meyer, Regensburg

Bauleitung: DPW Architekten, Regensburg

Bauphysik: Ingenieurbüro Sorge, Nürnberg

Tragwerksplanung: Seidl + Partner, Regensburg

Freianlagen: FLU Planungsteam, Regensburg

Ingenieurbüro Siegmüller, Regensburg

BHM Landschaftsarchitekten, Regensburg


Fachhochschule Regensburg

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Der Neubau für den Fachbereich Maschinenbau

Das Planungskonzept Der Neubau des Hörsaal- und Labor-Gebäudes für den Fachbereich Maschinenbau besteht aus drei in sich abgeschlossenen Baukörpern, die durch 140 m lange, vollverglaste Erschließungsachsen miteinander verbunden sind. Diese markanten Flure erlauben neben einer besonders guten Orientierung und intensiven Außenraumbezügen beliebig variable bauliche Erweiterungsmöglichkeiten. Sie nehmen zudem die gesamte Infrastruktur, Haupterschließung, Treppen, Aufzüge, Sanitäranlagen, Neben-, Installations- und Technikräume, auf. Dadurch ist eine in hohem Maße flexible Nutzung der dazwischenliegenden Funktionsflächen gewährleistet. Der Neubau besticht durch seine klare funktionale und architektonische Gliederung. So sind Hörsäle und Seminarräume dem zentralen Grün- und späteren Forumsbereich, die Konstruktionssäle sowie Professorenbüros den ruhigen Innenhöfen zugeordnet, Labor und Werkstätten hingegen zur verkehrsreichen lauten Galgenbergstraße ausgerichtet. Dem Nord-Südorientierten Grünzug entsprechend sind im Erdgeschoß die großzügige Eingangshalle und die stark frequentierten Nutzungsbereiche wie die Cafeteria und der große ellipsenförmige Haupthörsaal untergebracht.

Neben funktionalen, städtebaulichen und gestalterischen Aspekten spielten ökologische Überlegungen bei der Planung eine wichtige Rolle. Die Dachentwässerung erfolgt über extensiv begrünte Eindeckungen zeitverzögert in Regenrückhalteteiche in den Innenhöfen. Dadurch wird das Kanalnetz entlastet und das Kleinklima in den Innenhöfen begünstigt. Für die Warmwassergewinnung sorgt eine Solaranlage.

Die Architektur Mit seiner kubischen Erscheinungsform in der Konstruktionsart wie der Materialwahl lehnt sich das Gebäude an die Architektursprache der nahegelegenen Universitätsbauten an: Stahlbetonwandscheiben und -stützen dominieren als tragende Elemente, die Sichtbetonflächen geben ihm einen rohen und robusten Charme. Die Fassaden der drei Haupttrakte sind mit Aluminium-Glas-Systemkomponenten geschlossen. Im Zusammenspiel mit den vorgehängten, filigranen Reinigungsbalkonen und den lamellenartigen Sonnenschutzvorrichtungen spiegeln sie das Innenleben mit seiner technischen Nutzung wider.

Erschließungsachse © Lothar Reichel

Hauptfassade © Lothar Reichel

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Dieses Gestaltungsanliegen wird in der Nord- und Südansicht durch die an einem inneren Stahlgerüst punktgehaltene Glashülle entlang den Erschließungsfluren im ersten und zweiten Obergeschoß weitergeführt. In Verbindung mit den offenen Erschließungsachsen im Erdgeschoß hat der langgestreckte flache Baukörper hier einen entmetallisierten, transparenten und technisch filigranen Charakter. Entwurfsziel war es auch, die verwendeten Hauptbaustoffe wie Sichtbeton, Aluminium, Stahl, Glas, Granit und Holz in ihrer natürlichen Materialität und kühlen Farbigkeit zu belassen, um eine durchgängige Harmonie zu schaffen. Als Kontrapunkt zur Rationalität des Gesamteindrucks finden sich im Inneren immer wieder warme Naturholz-

Wiederkehrende Ausstattungselemente © Lothar Reichel

Innenhof © Dieter Nübler

Ansicht und Grundriß Erdgeschoß © Blasch Architekten

flächen bis hin zur vollkommen holzverkleideten, introvertierten »Rückzugsbox« im Foyer. Wiederkehrende Ausstattungselemente, wie Treppenanlagen, Brüstungen, Geländer und Ganzglasfassadenkonstruktionen, wurden in ihrer Detailausformung »maschinenbauadäquat« ausgearbeitet, das heißt intensiv technisch-konstruktiv gestaltet. Die Innenräume vermitteln durch ihren einfachen Grundrißzuschnitt und ihre ausgewogenen Proportionen von robusten, massiven Schalen auf der einen und transparenten, filigranen Hüllflächen auf der anderen Seite für die Arbeit und das Studium Ruhe und Spiritualität. Manfred Blasch Dipl.-Ing. Architekt BDA, Regensburg

Bauherr: Freistaat Bayern vertreten durch: Universitätsbauamt Regensburg Architekten: Blasch Architekten, Regensburg Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Dr. Lammel, Regensburg Haustechnik: Ingenieurbüro Gammel, Regensburg Elektrotechnik: Ingenieurbüro Schicho, Regensburg Bauphysik: Ingenieurbüro Sorge, Nürnberg Freianlagen: Richard Weidmüller, Regensburg Kunst: Alexander Rogl, Regensburg

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CityView

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Das grafische Auskunftssystem

Ausgangslage Bereits 1996 lagen beim Amt für Vermessung und Statistik flächendeckende digitale Datenbestände verschiedenster Themenbereiche vor. Diese wurden jedoch mit dem Fachsystem der Vermessung erfaßt und fortgeführt und waren deshalb weiteren Ämtern nur über Plots oder durch Umsetzung in andere Datenformate zugänglich. Der Zugriff sollte nun aber digital, doch ohne den Einsatz von teurer Spezialsoft- und Hardware, also mit handelsüblichen PCs, möglich sein. Jene Überlegung war der Leitgedanke für die Einführung von »CityView«. Trotz immer wieder auftauchender Vorurteile wurde es dann in Zusammenarbeit mit einer Regensburger Firma als grafisches Auskunftssystem entwickelt.

Ein Überblick Der Benutzer von »CityView« muß über keinerlei spezifische Kenntnisse verfügen. Alle Funktionen werden nur mit Mausklick im entsprechenden Menüfenster ausgeführt. Thematisch zusammengehörende grafische Informationen sind in verschiedenen Schichten zusammengefaßt und abgespeichert, den »Layern«, der digitalen Version der früheren »Decker«, die jeweils eigene Informationen enthalten und übereinandergelegt zu ganz beliebigen, neuen Karten zusammenkopiert wurden. Auch die einzelnen »Layer« können beliebig miteinander verknüpft und überlagert sowie in frei wählbaren Maßstäben ausgedruckt oder am Bildschirm betrachtet werden. Um dem Benutzer die Arbeit zu erleichtern, sich aus den mittlerweile über 60 »Layern« eine Karte zusammenzustellen, wurden Standardkarten definiert. Damit ist sichergestellt, daß alle bei Anwahl einer Standardkarte dasselbe Bild auf ihrem Schirm haben. Für Benutzer, die digitale Daten in anderen CAD-Programmen weiterverarbeiten wollen, steht eine Schnittstelle zum Export von dxf-Dateien zur Verfügung. Die Aktualisierung erfolgt jeweils am Wochenende.

Standardkarten Die wichtigste ist die Stadtgrundkarte. Sie

enthält neben den Eigentumsgrenzen und den zugehörigen Flurstücksnummern alle Gebäude mit Hausnummer, die Straßennamen, umfangreiche Topographie wie Bordsteinkanten, Böschungen, Lampen, Ampeln und eingemessene Bäume. Weitere wichtige Standardkarten sind: die Übersichtskarte, die Grundbesitzkarte, die Realnutzungskarte, die Stadtkarte 1:5.000, die Karte der Altlastenverdachtsflächen, die Karte der Geltungsbereiche von Bebauungsplänen, die Denkmalschutzkarte und die Karte der Schutzgebiete. Die Möglichkeit, auch bei Standardkarten einzelne »Layer« aus- oder sich zusätzliche einzublenden sowie die Darstellungsart einzelner »Layer« zu verändern, ist immer gegeben. Jeder Benutzer kann sich so eine Karte nach seinen ganz speziellen Bedürfnissen zusammenstellen.

Suchfunktionen Eine der wichtigsten Funktionen von »CityView« ist die Suchfunktion. Bei ihrer Anwendung muß der Benutzer schon relativ genau wissen, was er braucht. »CityView« zeigt dann exakt, wo sich der Ort oder das Objekt befindet. So kann man zum Beispiel gezielt nach Straßen und Hausnummern sowie einzelnen Grundstücken über die Flurstücksnummer fahnden. Nach jedem Vorgang erscheint auf dem Bildschirm der Inhalt der vorher angewählten Karte bzw. jener der selbst zusammengestellten Karte, und der gefundene Ort oder Punkt ist durch einen grünen Kreis markiert. Neben der Präsentation von rein grafischen Daten bietet »CityView« auch die Möglichkeit, sich Informationen (Sachdaten) über ausgewählte Punkte oder Orte anzeigen zu lassen. Es können beispielsweise die Höhen von Kanalschächten, die Adressen von Gebäuden oder die Flurstücksnummern von Grundstücken abgefragt werden. So wurden unter anderem das städtische Höhenfestpunktverzeichnis sowie das Luftbildarchiv mit derzeit ca. 10.000 Exponaten in »CityView« integriert. Alle Bilder sind digitalisiert, und man hat beim Luftbildarchiv zusätzlich die Möglichkeit, sich die Schrägaufnahmen durch

Anklicken des dargestellten Bildmittelpunktes anzusehen. Neben Vektor- sind ferner georeferenzierte »Pixeldaten« wie der Amtliche Stadtplan, der Flächennutzungsplan und flächendeckende Orthofotos – grob verallgemeinert sind dies entzerrte Senkrechtaufnahmen – verschiedenster Jahrgänge als eigene Layer abgespeichert. Sie können ebenfalls im Maßstab geändert, mit anderen Layern überlagert und ausgedruckt werden. Mit »CityView« lassen sich zudem die Berechnung von Flächeninhalten sowie Entfernungsbestimmungen durchführen. Als weitere Bearbeitungsfunktion steht die Erfassung, Speicherung und Darstellung einfacher Grafik zur Verfügung. Damit hat der Anwender die Möglichkeit, für sein Aufgabengebiet einfache Aufgaben zu bewältigen, diese, wenn gewünscht, auf seinem Laufwerk zu speichern und bei Bedarf an alle anderen CityView-Nutzer zu übermitteln. Die Darstellung der einzelnen Karten oder ausschnitte auf dem Bildschirm liegen im Sekundenbereich. So dauert die Visualisierung der Stadtgrundkarte des gesamten Stadtgebietes von Regensburg mit Umgriff (12,5 km x 13 km) nur 8 s.

Weitere Planungen Derzeit haben ca. 1.400 PCs über das städtische Netz Zugriff auf »CityView«. Je nach Anforderung der Benutzer wird das System laufend weiterentwickelt, auf Wunsch Datenbestände, die sich zur grafischen Darstellung eignen und von anderen Fachämtern benötigt werden, erfaßt und dargestellt. »CityView« mit vollem Funktionsumfang und fast allen Daten ist auf CD für jedermann zu haben. Und damit ist es gelungen, ein sehr kostengünstiges, einfach zu bedienendes und bei den Fachämtern sehr gut angenommenes grafisches Informationssystem für die Stadt Regensburg zu schaffen. Joachim Lenz Abteilungsleiter Vermessung und Kartographie Amt für Vermessung und Statistik Stadt Regensburg

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Niedrigenergie-Einfamilienhaus in Pocking

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Optimale Lösungen von Schlagmann

Großzügige, lichtdurchflutete Räume und ein direkter Bezug zum Garten für alle Familienmitglieder, das war der Wunsch der Bauherren. Durch die Lage des Grundstücks an der Ecke einer dichten Neubausiedlung ergab sich der Anspruch, das Haus durch die Situierung der Baukörper von den umlaufenden Straßen abzuschirmen. Jedem Wohnraum wurde daher ein speziell zugeordneter Freiraum im Garten vorgelagert. Die eingeschobenen, eingeschossigen Baukörper geben nun die interne Parzellierung am Grundstück vor, und die insgesamt 155,06 m2 Wohnfläche sind optimal aufgeteilt: Im Erdgeschoß bietet die Ausrichtung der Wohnbereiche nach Süden durch die große Glasfassade einen herrlichen Blick auf den Garten, und ein Teil des Hauses wird durch einen dichten Pflanzengürtel von der Straße getrennt. Im Osten des Gebäudes wurde ein abgesenkter, blühender Garten angelegt, der durch seine Geometrie die äußere Erschließung des Kellers samt einer optimalen Belichtung ermöglicht. Zum Obergeschoß gelangt man über eine Treppe zwischen Eß- und Wohnbereich, die durch einen Lichtschlitz im Dach optisch effektvoll ausgeleuchtet wird, die Schlafzimmer mit den jeweiligen Bädern sind direkt von der Galerie aus zu betreten. Die Einfachheit der Baukörper verlangt nach klaren Materialien: Die eingeschossigen, eingeschobenen Nebengebäude sind mit großformatigen Fassadentafeln verkleidet, das Mauerwerk ist einheitlich verputzt, die Garage ist aus Sichtbeton, alle Öffnungen wurden in Glas-Alu-Konstruktion ausgeführt. Architekt, Bauunternehmer und Bauherr wollten ein ökologisches Niedrigenergiehaus, die von der EnEV 2001 geforderten Werte einhalten und keine künstliche Dämmung verwenden. Gemeinsam entschieden sie sich für den neuen PorotonT9®. Dieser verbindet die optimalen bauphysikalischen Eigenschaften des Ziegels mit der ökologischen Wärmedämmung von Perlit. In die 14 Wärmekammern des Poroton-T9® wird Perlit gefüllt und dadurch die für Ziegel bisher völlig einzigartige

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Baukörperanordnung © Schlagmann Baustoffwerke GmbH & Co. KG

6 SCHAUDENECKER

ANSICHT NORDOST

Ansicht Nordost © Schlagmann Baustoffwerke GmbH & Co. KG

Ansicht Südwest © Schlagmann Baustoffwerke GmbH & Co. KG

Wärmeleitzahl von 0,09 W/(mK) erreicht. Perlit ist thermisch expandiertes, leichtes und nicht brennbares Vulkangestein ohne Ausdünstungen und Schadstoffe. Besonderen Wert legte Bauherr Michael Schaudenecker auch auf kostenoptimiertes Bauen, ein weiterer Grund für die Verwendung des Poroton-T9®: Durch die integrierte Perlit-Dämmung entfällt der Arbeitsaufwand für das Anbringen des Wärmedämmverbundsystems, für die Putzarmierung, für Winddichtfolien und Dampfsperrschichten. Zudem spart die Verarbeitung in Planziegelbauweise Zeit und Material. Auch in den Details auf der Baustelle erweist sich der Poroton-T9® als problemlos: Der Zuschnitt kleinerer Ziegelteile mit der Naßsäge oder das vertikale Schlitzen für Leitungen funktioniert einwandfrei, der Baufortschritt geht zügig voran. Mit der Planziegelwalze wird das Glasfaservlies mit beidseitigem Dünnbettmörtel schnell und sicher aufgetragen, das fertige Mauerwerk ist sauber und homogen.

Der Bauherr wollte zudem die Kellerräume als Wohnräume nutzen. Durch die Verwendung des Kellerplanziegels wird ein gleichbleibend gutes Wohnklima erreicht, feuchte Mauern haben keine Chance. Für den Keller des Einfamilienhauses wurden Kellerplanziegel für eine Fläche von 120 m2 vermauert und anschließend außen mit einer Bitumen-Dickbeschichtung versehen. Wegen der glatten Stirnflächen muß nicht verputzt, sondern kann einfach nur verschlämmt werden: Das spart ebenfalls Zeit, Material und Kosten.


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Schlagmann lieferte für das Einfamilienhaus außerdem 220 m2 im Werk vorgefertigte Elementdecken just-in-time auf die Baustelle, um einen reibungslosen Baufortschritt zu gewährleisten. Die Elementdecken wurden nur noch gespachtelt und gestrichen, hohe Putzkosten entfielen. Keine Schalung, verlegbar bei jedem Wetter, keine Verputzkosten, kürzere Bauzeit: einige der vielen Vorteile der Beton-Fertigtreppe von Schlagmann. Wohl deshalb fiel die Entscheidung für den Einsatz einer geraden Fertigteiltreppe im Wohnbereich leicht, noch dazu war die Treppe sofort nutzbar und half, wertvolle Arbeitszeit zu sparen. Für die Beheizung der Räume mit einer Grundwasser-Wärmepumpe war eigentlich kein Kamin notwendig. Die Hausherren wünschten sich aber zusätzlich einen Warmluftofen für eine schnelle Beheizung der Räume und suchten nach einer kostengünstigen Lösung für die Abgasleitung. Die Wahl fiel auf den geschoßhohen Techno® von Krauss Kamin, der schließlich in einer Höhe von 6,55 m geliefert und sofort versetzt wurde. Seine biegesteife Eckbewehrung verhindert eine Rissebildung zwischen den Mantelsteinen und gewährleistet die Standsicherheit über Dach ohne zusätzliche Hilfsmaßnahmen. Alle Revisions-, Reinigungs- und Einlaßöffnungen wurden bereits werkseitig eingebaut, was Verarbeitungsfehler nahezu ausschließt. Schlagmann Baustoffwerke GmbH & Co. KG Lanhofen 100, 84367 Tann Tel.: 0 85 72/17-0 Fax: 0 85 72/81 14

Verlegen der Elementdecke © Schlagmann Baustoffwerke GmbH & Co. KG

Fertigtreppe © Schlagmann Baustoffwerke GmbH & Co. KG

Geschoßhoher Kamin © Schlagmann Baustoffwerke GmbH & Co. KG

Bezug zum Garten © Schlagmann Baustoffwerke GmbH & Co. KG

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Futuristischer Holzbau

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Das Chesa Futura in St. Moritz von Holzbau Amann

Baukörperform © Holzbau Amann GmbH

Ja, es gibt ihn, den futuristischen Holzbau: räumlich gekrümmte, völlig unsymmetrische Flächen als gebäudeumschließende Wände. Einer der bedeutendsten Architekten unserer Tage, Lord Norman Foster, geht völlig neue Wege in den Formen des Holzbaues. Um so bemerkenswerter ist dabei, daß Lord Foster bisher noch kein Holzbauwerk kreiert hat. Auf dem Grundstück stand ein unansehnliches Haus aus den 50er Jahren. Foster, begeisterter Freund der Schweizer Berge, überzeugte mit seinem Entwurf des Chesa Futura nicht nur den Bauherren, sondern auch die Behörde in St. Moritz. Die ausschließlich konvexe Form des Baukörpers gestattet die optimale Ausnutzung des an einem steilen Hang liegenden Geländes. Begünstigend wirkt hier die Aufständerung auf acht »Beinen«, acht schrägliegende, 30 cm x 50 cm ovalen Stahlstützen und zwei Betonkernen, die einen Zugang in die Treppen- und Aufzugstürme sowie eine Zufahrt in die Tiefgarage ermöglicht. Ein Höhenversprung von 65 cm in der Längsachse mit Treppe und Rampe paßt das Gebäude an die Topographie an. Eine weitere optische Raffinesse ist die Neigung der Gebäudehülle in Längsrichtung um 3°. Stützen und Betonkerne tragen nun eine horizontale Stahlbetonplatte, auf welcher die drei Geschosse gänzlich aus Holz und Holzwerkstoff errichtet werden. Unter der Platte werden sämtliche HaustechnikInstallationen untergebracht. Die Form des Bauches bilden genau auf Form gefräste BSH-Rippen, die unterseitig vollflächig

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Umfeld © Holzbau Amann GmbH

abgeschalt sind. Auf jene Schalung werden dann die handgespaltenen Lärchenschindeln genagelt. Die Besonderheit bei dieser Handwerksarbeit liegt darin, daß keine Schindelreihe »auf null auslaufen« darf. Möglich war das nur durch Vorgabe der Linien aus London, wo CAD-Spezialisten die Anordnung der Schindelreihen am Computer editierten. Oberhalb des Betontisches befinden sich auf drei Etagen zehn Appartements verschiedener Größe. Rechte Winkel gibt es in den Wohnungen höchstens an den inneren Trennwänden. Die gewölbten Außenwände auf der Nordseite sind für die zukünftigen Nutzer sicherlich eine ungewöhnliche Erfahrung. Um den Umgang mit den nördlichen Fenstern unter solchen Bedingungen zu erleichtern, sind sie per Fernsteuerung zu bedienen.

Aufständerung © Holzbau Amann GmbH


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Aufbauend auf die Erfahrungen mit dem Expo-Dach in Hannover und basierend auf den Angaben von Foster and Partners, London, konnte so der Chefkonstrukteur, Zimmerermeister Martin Pfundt, in der Holzbaufirma Amann in Deutschland, der Konstruktion alle notwendigen Holzbauteile und Verbindungsmittel einfügen. Zum Teil wurden Elemente und Anschlüsse im Hause Amann optimiert und per statischem Nachweis nach Schweizer Norm bemessen. So wurden über 3.850 Einzelteile kreiert, von denen nahezu alle ein klein wenig unterschiedlich sind. Nahezu das gesamte Gebäude ist in einzelne Komponenten zerlegt, die mit voraussichtlich 70 Transporten über den Julierpaß nach St. Moritz befördert werden. Die Montage gestaltet sich derzeit absolut unkompliziert. Die Paßgenauigkeit verblüffte auch Lord Foster, und nicht zuletzt waren die Mitarbeiter der Holzbaufirma ebenfalls angenehm überrascht. Für den europäischen Holzbau ist das Chesa Futura ein Zeichen dafür, daß die Grenzen und Möglichkeiten des außergewöhnlichen Baustoffes Holz noch lange nicht erreicht sind. Holzbau Amann GmbH Albtalstraße 1, 79809 Weilheim-Bannholz Tel.: 0 77 55/92 01-0 Fax: 0 77 55/92 01-26

Holzbau Albtalst D-7980 Weilhei PHONE 0049 (0 FAX

Ausschnitt Nordwand © Holzbau Amann GmbH

Ausschnitt Südwand © Holzbau Amann GmbH


Das BMW-Werk in Regensburg

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Neue Rohbauhalle von C + P Industriebau

BMW ist weiterhin auf Expansionskurs. Im Frühjahr 2004 will der Automobilhersteller mit der Serienproduktion der »kleinen« 1er Reihe in Regensburg beginnen. Für diesen künftigen Golf-Konkurrenten wurde eine neue Rohbauhalle von C + P Industriebau errichtet. Das bundesweit tätige Stahlbauunternehmen, das unter anderem in Regensburg durch eine Niederlassung präsent ist, realisierte die komplette Stahlkonstruktion mit einer Gesamttonnage von ca. 4.000 t. Lediglich 15 Wochen benötigte C + P Industriebau für die technische Bearbeitung, Fertigung und Montage. Die Halle ist 330 m lang, 60 m breit und 14 m hoch. Ihre ungewöhnlichen Proportionen ergeben sich aus der Bestandssituation vor Ort, denn die neue Produktionsstätte wurde an eine vorhandene angeschlossen. Die Fassade der bestehenden Halle wurde entfernt und beide Gebäude in allen Ebenen miteinander verbunden. Der Neubau fügt sich mit seiner in dezentem Silbergrau gehaltenen Hülle in das einheitliche Bild des BMW-Werksgeländes ein. Die Hallenkonstruktion besteht aus eingespannten Kastenstützen mit Fachwerkbindern, die sich aus Haupt- und Nebenträgern zusammensetzen. An den Fachwerkbindern sind bei 8 m und 11 m zwei Förderebenen abgehängt. Dort werden zukünftig die Rohkarossen der Fahrzeuge von einem Produktionsschritt zum nächsten transportiert. Auf einer weiteren Ebene bei 5,6 m sind die Sozialräume untergebracht. Mittig auf jene Konstruktion wurde ein sogenanntes Penthouse zur Unterbringung der Technikzentrale aufgelegt, mit einer Breite von 16,8 m und einer Länge von 60 m verläuft sie über die gesamte Hallenbreite. Die Dachlast der Rohbauhalle wird über Dachpfetten auf Fachwerk-Neben- und weiter über Fachwerk-Hauptbinder auf Kastenstützen in die Fundamente abgetra-

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gen. Die als Einfeldträger ausgebildeten Nebenbinder haben ein Einzelgewicht von 7,5 t bei einer Regelspannweite von 22,4 m und einer Bauhöhe von ca. 3,8 m. Die 11 t schweren und 3,8 m hohen Hauptbinder wurden in Abständen von 22,4 m als Durchlaufträger montiert und dadurch innerhalb der Rohbauhalle ein stützenfreier Raum von 22,4 m x 16,8 m geschaffen. Die unter dem Penthouse plazierten Binder sind etwas höher und schwerer als die übrigen, da sie die Stahlbetonverbunddecke und deren eigentliche Last zusätzlich tragen müssen. Die Stahlkonstruktion der an den Bindern abgehängten Förderebenen bildet ein Trägerrost aus Längsund Querträgern, der zum Befestigen der Sicherheitsblechprofilroste dient. Bei dem gesamten Vorhaben wurden ca. 38.000 m2 gezahnte und ca. 4.000 m2 geschlossene Sicherheitsblechprofilroste verlegt. Zur Aussteifung des Gebäudes in Längsrichtung sind unter der Technikzentrale 17 t schwere Kastenstützen eingespannt und ergänzend im Stützenkopfbereich mit dem Hauptbinder als Rahmeneck ausgebildet worden. In Querrichtung kommen in einigen Bereichen ebenfalls Einspannstützen zum Einsatz, in anderen ist die Konstruktion über den Anschluß an die bestehende Halle stabilisiert. Zur Zeit wird die fertiggestellte Rohbauhalle seitens BMW mit der notwendigen Fördertechnik und den Fertigungsanlagen ausgestattet, so daß einem Produktionsstart Anfang 2004 nichts mehr im Wege steht. C + P Industriebau GmbH & Co. KG Postfach 11 61, 35233 Breidenbach Tel.: 0 64 64/9 29-2 08 Fax: 0 64 64/9 29-1 16

Montage der … © C + P Industriebau GmbH & Co. KG

Stahlkonstruktion © C + P Industriebau GmbH & Co. KG


Neues Leben in der »Schraubzwinge«

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Denkmalgerechte Dacheindeckung von Wiekor

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts leisteten die Deutschen Werkstätten Hellerau Pionierarbeit bei der Entwicklung hochwertiger Serienmöbel. Von dem kleinen, heute in die Stadt Dresden eingemeindeten Ort gingen außerdem wichtige Impulse für den Holz- und Fertighausbau aus. Der traditionsreiche Handwerksstandort bedurfte nun selbst einer handwerklichen Überarbeitung: Im Rahmen einer Gesamtsanierung erhielten die Gebäude der Werkstätten eine denkmalgerecht erneuerte Dachdeckung mit Biberschwanzziegeln. Der Tischler und spätere Möbelfabrikant Karl Schmidt sowie der Architekt Richard Riemerschmid waren die geistigen Väter des Reformprojekts in Hellerau. Schmidt wollte aus Holz »billige, einfache, aber künstlerisch gestaltete Gebrauchsgegenstände« herstellen und lud deshalb namhafte Dresdner Künstler zur Mitwirkung ein. Gleichzeitig setzte er konsequent auf eine rationelle Fertigung, um sein selbstgesetztes Ziel der erschwinglichen Preise zu erreichen. In Schmidts Werkstätten wurden Anbaumöbel, Schrankwände und Einbauschränke in Serie gefertigt, später entwickelte er kostengünstige Serienhäuser aus Holz und war damit ein Vorreiter des Fertighausbaus. Riemerschmid begann 1909 in Hellerau mit dem Bau eines neuen Domizils für die Deutschen Werkstätten. Der Grundriß der Produktionsgebäude ähnelt einer Schraubzwinge, wodurch das Ensemble seinen (inoffiziellen) Namen bekam. Nach 90 Jahren ununterbrochener Nutzung mußten die Gebäude der Werkstätten jedoch grundlegend saniert werden. Im Anschluß an eine Mauerwerkstrockenlegung, die Öffnung von 150 zugemauerten sowie den Einbau von rund 1.000 neuen Fenstern erhielten 12.000 m2 Fassadenfläche einen neuen Putz. Zu erneuern war außerdem die gesamte Haustechnik, wobei die frühere Abfallholzverbrennung zur Wärme- und Stromgewinnung durch ein modernes Blockheizkraftwerk ersetzt wurde. Den krönenden oberen Abschluß der sensiblen und am historischen Vorbild orientierten Wiederherstellung der Schraub-

Abwechslungsreiche Dachlandschaft © Wiekor Dachprodukte GmbH

Torbogen mit sechsfacher Deckung © Wiekor Dachprodukte GmbH

zwinge bildet das neue Dach. Für die Neudeckung stand ein den alten Bibern entsprechender Ziegel aus dem Riesaer Werk der Wiekor Dachprodukte GmbH, Langenzenn, zur Verfügung. Es handelte sich dabei um das sogenannte Berliner Format mit 15,5 cm Breite, 38 cm Länge und einem Segmentschnitt. Mit den naturroten Ziegeln in Kronendeckung konnte die historische Dachansicht im denkmalpflegerischen Sinne neu hergestellt werden. Viele Details, etwa die verschiedenen Gaubenformen oder die Deckung der Vordächer und Treppentürmchen, entsprechen ihren Vorbildern. Für die Spitzen der Turmdächer wurden als Sonderanfertigung sogar Walmkappen mit den hier benötigten fünf Abgängen für die Grate geliefert. 13.500 m2 Nutzfläche stehen in der Schraubzwinge seit dem Abschluß der Sanierungsarbeiten als Büros, Laborräume, Lofts, Ateliers und Veranstaltungs-

räume zur Verfügung. Hauptnutzer sind die Möbelwerkstätten, deren Produktion seit der Eröffnung 1910 nie zum Erliegen kam. Heute konzentriert man sich hier auf exklusive Inneneinrichtungen und kann als Referenzobjekte beispielsweise auf den Sächsischen Landtag oder das Taschenbergpalais in Dresden verweisen. Daneben hat sich eine Reihe von innovativen Unternehmen aus den Geschäftsfeldern Software, Mikroelektronik und Biotechnologie, aber auch verschiedene Architektur- und Ingenieurbüros angesiedelt. Mit diesem Firmenmix hat der traditionsreiche Standort Hellerau die aussichtsreiche Chance, ein zweites Mal zur branchenübergreifenden Zukunftswerkstatt und Ideenschmiede zu werden. Wiekor Dachprodukte GmbH Ziegenberg 2, 90579 Langenzenn Tel.: 0 91 01/6 07-0 Fax: 0 91 01/6 07-43

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Dach mit Spitzenfunktionen

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Wintergärten von Solarlux

Das in München auf der BAU 2003 erstmals von der Bissendorfer Solarlux Aluminium Systeme GmbH vorgestellte neue Aluminium-Wintergartendach »SDL-Akzent plus« bietet zahlreiche Vorteile. Die Wärmedämmung ist um 45% verbessert, das Dach hat bei außenliegender Statik einen U-Wert von 1,3, den zur Zeit höchsten Wärmeschutz bei diesem Konstruktionstypus. In Verbindung mit der Profilserie SL 80 bzw. SL 81, einem thermisch getrennten Profilsystem für Faltelemente, werden ferner alle Anforderungen der EnergieEinsparverordnung erfüllt. Darüber hinaus sorgen zahlreiche Detaillösungen für eine einfache, sehr rationalisierte und somit kostengünstige Montage mit hohem Vorfertigungsgrad. Außenliegende Anschläge und innenliegende Glasleisten erlauben zudem eine gleichermaßen wirtschaftliche, schnelle und konstruktionstechnisch sichere Montage der senkrechten Elemente.

Das neue Aluminium-Dachsystem besitzt durch seine Stahlarmierung in Sparren und Traufe eine große Tragfähigkeit. Dadurch sind auch maximale Öffnungsweiten sowie eine nahezu unbegrenzte Zahl verschiedener Dachformen möglich. Besonderen Wert hat Solarlux auf die konsequente, kaskadenförmige Entwässerung aller Profile gelegt und so Kondensatschwachstellen bei allen Anschlüssen vermieden. Beispielsweise sorgt ein Höhenversatz von 11 mm im Glasstoß zwischen Sparre und Sprosse für eine kontrollierte Entwässerung. In den Entwässerungsebenen fehlen folglich jegliche Sprossenverschraubungen im Sparren. Die Stützen nehmen senkrechte Elemente in Bautiefen von 50–80 mm auf. Der außenliegende Anschlag (25 mm) erlaubt einen optimalen Ausgleich von Bau- und Montagetoleranzen. Mit der inneren Abdichtung durch Glasleisten ist eine zusätzliche Versiegelung und Verleistung nicht länger

erforderlich. Die verstellbare Fußkonsole der Stützen bietet überdies eine Toleranzaufnahme von 40–170 mm. Die Eckstützen sind sowohl in 90° als auch in variabler Ausführung lieferbar.

Verbindung von Sparren und Sprosse © Solarlux Aluminium Systeme GmbH

Solarlux Aluminium Systeme GmbH Gewerbepark 9–11, 49143 Bissendorf Tel.: 0 54 02/4 00-0 Fax: 0 54 02/4 00-2 00

Innovative Metalldachsysteme Neuauflage der technischen Dokumentation von Rheinzink

Mit der überarbeiteten und um die SolarInnovationen Rheinzink®-Solar PV und Rheinzink®-SolarThermie ergänzten dritten Auflage der Technischen Dokumentation Quick Step® unterstreicht Rheinzink seine führende Rolle im Marktsegment der Metalldachsysteme. Dieses Kompendium beschreibt die Anwendung des mittlerweile multifunktionalen und bereits zweifach prämierten Dachdeckungssystems für allgemein ausgeführte Dächer in Westeuropa. Auf Basis baupraktischer Erfahrungen und dem gegenwärtigen Stand der Technik ist sie die Grundlage für die sachgemäße Planung und Ausführung. Die in der Anleitung abgebildeten Detailzeichnungen erläutern die Standarddetails des Systems. Unter Beachtung des gegenwärtigen

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Standes der Bautechnik und gesicherter Entwicklungstendenzen ist jene Anleitung eine Orientierungshilfe für den Planer und das ausführende Unternehmen. Die Technische Dokumentation Quick Step® ist ebenso wie die entsprechenden Ausschreibungstexte, Aufmaß- und Checklisten als stets aktuellste Digitalversion im Internet unter www.rheinzink.de/download abrufbar. Alternativ ist auch die gedruckte Version kostenfrei zu beziehen. Rheinzink GmbH & Co. KG Bahnhofstraße 90, 45711 Datteln Tel.: 0 23 63/6 05-0 Fax: 0 23 63/6 05-3 06

Neues Kompendium © Rheinzink GmbH & Co. KG


Das Swiss Re-House in London

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Gitternetz aus MSH-Profilen

Das derzeit im Bau befindliche Swiss ReHouse in London demonstriert auf imposante Weise die Konstruktionsmöglichkeiten im Stahlbau mit MSH-Profilen. Nach seiner Fertigstellung im Jahre 2004 wird das 180 m hohe Gebäude gemeinsam mit dem Tower42 (183 m) und dem Commercial Union Building (120 m) ein »Triumvirat an der Themse« bilden. Das 40geschossige, zigarrenförmige Bauwerk nach dem Entwurf von Lord Norman Foster besitzt einen zentralen Stahlkern, von dem aus strahlenförmig die Bodenträger auf die äußere Stahlrohrkonstruktion zulaufen. Durch diesen Grundaufbau entstehen völlig stützenfreie Innenräume, die Tageslichtführung kann somit ungehindert über die transparente Fassade bis tief in den Gebäudekern hinein erfolgen. Die extravagante Form folgt also den klar definierten Funktionen. Die als »verdrehtes Gitternetz« sichtbare äußere Struktur wird gebildet von doppelgeschossigen, A-förmigen Rahmen, die durch Bolzen miteinander verschraubt sind. Jeder Rahmen besteht aus einem Säulenpaar, das an einem Stahlknoten fixiert ist. Die Säulen haben kreisförmige

Endplatten, die mit den passenden Verbindungsplatten der Knoten durch Bolzen fixiert werden. Die Säulen bestehen aus kreisförmigen MSH-Profilen von Vallourec & Mannesmann Tubes, die weitgehend den einheitlichen Außendurchmesser von 508 mm und Wanddicken von 32–40 mm aufweisen. Die filigrane Stahlrohr-Fassadenkonstruktion, die für die Steifigkeit des Gebäudes verantwortlich ist, erhält später noch eine Ummantelung aus Mineralwolle mit quadratischer Aluminiumbekleidung. Diese baulichen Brandschutzmaßnahmen lassen die Gitterstruktur etwas weniger schlank erscheinen, als es statisch möglich gewesen wäre. Derzeit werden die MSH-Profile »just in time« an der Baustelle angeliefert. Der V & M-Kunde Salzgitter Stahlhandel GmbH hatte zuvor bereits die insgesamt 926,5 t Rohre in neun Chargen an den belgischen Stahlhochbau-Spezialisten Buyk geliefert, der sie verschiffte und im englischen Dartford einlagerte. Von Dartford aus gehen seither täglich zwei Rohrladungen zur Londoner Baustelle: exakt so viele Rohre, wie auf der engen und von Hochhäusern umringten Baustelle verarbeitet

Visualisierung des fertigen Gebäudes © V & M Deutschland GmbH

werden können. Der aktuelle Baufortschritt beträgt ca. zwei Stockwerke in 14 Tagen. Davon wird allein eine Woche benötigt, um die äußeren A-Rahmen in ihre fixe Position zu bringen. V & M Deutschland GmbH Theodorstraße 90, 40472 Düsseldorf Tel.: 02 11/9 60-0 Fax: 02 11/9 60-22 67

Architektur mit Textilien Spezialbeschichtungen von Ferrari

Seit zehn Jahren bietet das französische Unternehmen Ferrari Architekten vielseitige Gestaltungsmittel auf Textilbasis. Bei deren Herstellung kommt eine spezielle Technologie zur Oberflächenbehandlung zum Einsatz: Das Verfahren Fluotop® T2 verbindet Polyvinylidenfluorid (PVDF) mit härtenden Substanzen. Bei gleichbleibender Beständigkeit weisen die so behandelten Textilien eine höhere mechanische Festigkeit und eine größere Witterungsbeständigkeit auf; außerdem bleibt ihr Aussehen über lange Zeit gewahrt. Textile Architektur kann künftig auch als Schutz gegen Verschmutzungen wirken. PVDF wird seit Jahrzehnten zur farbigen

Verzierung von Gebäuden genutzt. Ferrari hat die PVDF-Technik, die seit jeher erfolgreich auf hartem Untergrund eingesetzt wird, jetzt auch auf Überzüge aus flexiblen Materialien übertragen. Dabei konnte die Fluorpolymer-Behandlung der Oberfläche von Vinylbeschichtungen optimiert werden: Die Kombination von Fluor und Kohlenstoff verleiht dem PVDF eine einzigartige Festigkeit, die Beschichtung ist gegenüber UVStrahlen und atmosphärischen Verschmutzungen sehr beständig. Die neue Fluotop®-T2-Generation verbindet die Ästhetik der so erzeugten Oberfläche mit einer hohen Alterungsbeständigkeit. Gebäude, die seit mehr als zehn Jahren mit

Fluotop®-T-Beschichtungen ausgestattet sind, haben eine bessere Beständigkeit gegenüber Verschmutzungen. Die fluorhaltigen Polymere bewahren 80% ihres ursprünglichen Glanzes, die Farbe bleibt intakt. Bei anderen Beschichtungen liegt diese Quote bei nur 20%. Außerdem zeichnen sich diese Beschichtungen durch eine große Lichtdurchlässigkeit aus. Das exklusiv genutzte Précontraint-Ferrari®-Verfahren verleiht den Strukturen aus Fluotop® T2 eine einzigartig hohe Maßgenauigkeit und ebene Struktur. Der Beschichtungsprozeß erfolgt unter strenger Kontrolle. Kett- und Schußfäden werden gleichmäßig beschichtet, so daß die

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Spannungen in beiden Richtungen ausgeglichen bleiben. Die so bearbeiteten Textilien bilden ein Baumaterial, das sich durch Langlebigkeit, Homogenität und Kriechbeständigkeit auszeichnet und an alle textile Infrastrukturen angepaßt werden kann, wie sie beispielsweise in Stadien, Tribünen, Bahnhöfen und Einkaufszentren anzutreffen sind. Auch harmonisieren diese Textilien mit leichten

architektonischen Strukturen, wie sie sich für Schul- und Innenhöfe, Vordächer und Fußgängerdurchgänge eignen. Ferrari SA BP 54 ZI, F-38352 La Tour du Pin Tel.: 00 33/4 74 97 41 33 Fax: 00 33/4 74 97 67 20 Fizit Französisches Informations-Zentrum für Industrie und Technik Walter-Kolb-Straße 9/11, 60594 Frankfurt am Main Tel.: 0 69/60 50 19-0 Fax: 0 69/60 50 19-66

Centre Mondial du Cyclisme in der Schweiz © Fizit

interlift 2003 Leitveranstaltung der AFAG Messen und Ausstellungen

Vier Tage lang, vom 14. bis 17. Oktober 2003, ist Augsburg wieder das Mekka für Aussteller und Besucher aus der internationalen Aufzugsbranche. Für die Fachwelt ist die Präsenz auf der »interlift« ein Muß, denn dort wird »alles« repräsentativ abgebildet. In Augsburg werden die neuesten Entwicklungen, Innovationen, Problemund Systemlösungen sowie Dienstleistungen vorgestellt. Und wer nach Zukunftsperspektiven im Zusammenhang mit der Aufzugstechnologie sucht oder seine Kundenstruktur bzw. die Kundenlinien verbessern will, liegt bei der »interlift« ebenfalls richtig. Als Leitmesse ist sie seit 1991 wichtigster Treffpunkt der Hersteller sowie der Einkäufer und Entscheider aus aller Welt. Selbst schwierige Bedingungen auf vielen Märkten konnten die dynamische Entwicklung und weitere Internationalisierung der Fachmesse für Aufzugstechnik in Augsburg nicht bremsen. Der erneute Zuwachs an Neuausstellern aus dem In- und Ausland wird ihre Angebotsstruktur und -dichte weiter verbessern. Bei der ersten Sitzung des Messebeirats im Dezember des vergangenen Jahres wurden das von der AFAG vorgestellte Messekonzept, Struktur und Programm des interlift-Forums sowie der weltweite Auftritt der Messe verabschiedet. Darüber hinaus hat der Messebeirat unter Leitung des wiedergewählten Beiratsvorsitzenden Werner A. Boehm, Geschäftsführer LiftEquip Elevator Components, und des Vor-

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sitzenden des deutschen Verbandes für Aufzugstechnik VFA-Interlift e. V., Achim Hütter, die Vorschläge der AFAG-Messeleitung zur weiteren Optimierung des Besucherservice, der Besuchererfassung und der Messetests diskutiert und grünes Licht für die Realisierung der Planung gegeben. Neu: Das interlift-Messeforum in Halle 6 präsentiert der Fachwelt und dem Berufsnachwuchs hochkarätige und aktuelle Themen rund um die Entwicklung, den Bau, den Betrieb, den Service und die Vermarktung von Aufzugsanlagen. Darüber hinaus werden im interlift-Forum Innovationen von Ausstellern, Problemund Systemlösungen angeboten. Das interlift-Forum ist direkt in den Messerundgang der Fachbesucher eingebunden und wird mit Kurzvorträgen für eine Informationsverdichtung sorgen. Im interlift-Forum sind folgende Themenblöcke vorgesehen: »Produkt-Innovationen«, »Problemlösungen für Planer«, »Innovationen bei Tools und Dienstleistungen«, »Selbstbestimmtes Wohnen im Alter« sowie anläßlich des »Jahres der Behinderten« das Thema »Eingeschränkte Mobilität«. AFAG Messen und Ausstellungen GmbH Messezentrum, 86159 Augsburg Tel.: 0 18 05/8 60 70 03 90 Fax: 0 18 05/8 60 70 03 49


Techtextil 2003

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Breites Themenspektrum der Messe Frankfurt

Es gibt viele Gründe, warum ein Brand ausbrechen kann. Elektrischer Kurzschluß, Unachtsamkeit, Brandstiftung. Wenn es dann erst einmal brennt, hängt die Geschwindigkeit, mit der sich das Feuer ausbreitet, auch von den Schutzmaßnahmen ab, die in das Gebäude integriert wurden. Beim Bau von öffentlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel Theatern, Diskotheken oder Flughäfen, können Bauherren heutzutage bewußt Materialien einplanen und auswählen, die das schnelle Ausbreiten der Flammen verhindern. Zwei Hersteller, die unter anderem Glasgewebe für den Brandschutz entwickeln und produzieren und Lösungen in dem Bereich des Brandschutzes anbieten, sind die Interglas Technologies AG und die Klevers-Glasgewebe GmbH & Co. KG, die beide Neuentwicklungen vorzuweisen haben. Ein weiterer Hersteller ist die h.k.o. Isolier- und Textiltechnik GmbH, die verschiedene Gewebearten in den Bereichen Brandschutz und Rettungsausrüstungen produziert. Neu im Programm der Interglas Technologies AG sind zum Beispiel zwei Materialien, die nach Herstellerangaben eine sehr hohe Temperaturbeständigkeit aufweisen. Sie können einem Brandherd nicht nur eine beziehungsweise zwei Stunden standhalten, sondern auch die Temperaturentwicklung deutlich reduzieren. Ihre Wirkung zeigen die beiden Textilgewebe dadurch, daß die Chemikalien (Silikon, Gummi, Polyurethan), mit denen sie beschichtet sind, im Brandfall aufquellen und so eine Dämmschicht bilden. Zusätzlich wurde in eines der Materialien Draht eingewebt. Deshalb kann dieses Gewebe einem Brandherd zwei Stunden standhalten. Die Materialien sind laut Hersteller hochflexibel und eignen sich auch gut für den Einsatz bei Rolltoren und Kabelummantelungen. Für die Vorhänge gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, sie so ausstatten zu lassen, daß sie sich bei einem Brand automatisch abrollen. Was die menschliche Behausung anbetrifft, so hat sich seit den Zeiten der Neandertaler viel getan. Als unsere Vorfahren noch in Höhlen lebten, kam es vor allem darauf an, sich nachts und in den Winter-

monaten vor Kälte zu schützen. Tierfelle, Feuer und eine Höhlenwand waren damals die einzigen Möglichkeiten, sich warm zu halten. Ein Problem, das die Menschen von damals jedoch noch nicht kannten, war Lärmbelästigung. »Protechnic« bietet für beide Probleme eine Antwort. Zu den Neuentwicklungen in der Produktpalette der französischen Firma gehören Membranfolien aus Polyurethan oder Polyester. Beide Materialien werden direkt mit heißklebenden Vliesen beschichtet und bilden so auf Textilien, Schaum oder Glasfaserwolle eine Lärm- wie Feuchtigkeitsbarriere. Mit Rollenware kaschiert, kann das fertige Produkt im Baubereich eingesetzt werden. Hinter Mauern, unter Dächern oder hinter den Rahmen von Fenstern und Türen verschwindet es und schützt so vor Lärm und Kälte. »Protechnic« hat außerdem Folien im Programm, die nicht atmungsaktiv sind und zur Kaschierung zusammen mit Dekorationsmaterialien genutzt werden. In Form von Tapeten oder Isolationsplatten schützen sie ebenso vor Lärm. Der italienische Aussteller »Haute Technologie« stellt ein Spinnsystem vor, bei dem neuartige technische Fasern produziert werden. Im sogenannten Kammgarnspinnverfahren werden deutlich längere Fasern eingesetzt, als es beim DreiZylinder-Garnsystem üblich ist. Das gibt den Garnen mehr Festigkeit und eine höhere Elastizität, und es besteht kein sogenanntes »pilling«, bei dem sich auf der Materialoberfläche kleine Fusselansammlungen bilden. Außerdem wird anstelle von gerissenem ein homogenes Fasermaterial mit gleicher Schnittlänge eingesetzt, welches dem Garn eine bessere Gleichmäßigkeit verleiht. Aus dem Garn werden Gewebe hergestellt, mit denen sich Lärmschutz, Isolierung gegen Kälte, Wärmeschutz, Brandschutz oder auch eine Kombination erreichen läßt.

Häusern, Sporthallen und in Gebäuden des öffentlichen Verkehrs eingesetzt werden. Dort ist es besonders in Fußböden ein Schutz gegen die Geräusche, die durch Stöße oder Schläge verursacht werden. Auf Grund seiner technischen Eigenschaften ist Polipren T ein vielseitig verwendbares Produkt, auch was das Design betrifft. Will man Umweltschutz ernst nehmen, dann muß man zur Lärmdämmung auch umweltverträgliche Materialien einsetzen. Deshalb verwendet O.R.V. 60% synthetische und 40% natürliche Materialien, wodurch sich die Produkte zu 100% recyceln lassen. Ein ganz anderes Gewebe zur Schalldämmung zeigt die Julius Heywinkel GmbH aus Bramsche. Es handelt sich um ein Material, das aus zwei Lagen besteht, die durch ein durchgewebtes Fadensystem verbunden oder auf Abstand fixiert werden. Gefüllt mit Dämmstoffen, wie zum Beispiel Quarzsand, kommt es unter anderem als Lärmschutz an verkehrsreichen Straßen und in Wohnanlagen zum Einsatz. Laut Hersteller wird das PVC, mit dem das Gewebe beschichtet ist, selbst nach Jahren nicht durch Umwelteinflüsse beschädigt, da es so ausgestattet wird, daß es fungizid, UV-beständig und unempfindlich gegenüber Umwelteinflüssen ist. Diese und andere interessante Entwicklungen werden auf der »Techtextil«, der Internationalen Leitmesse für Technische Textilien und Vliesstoffe in Frankfurt am Main, vom 8. bis 10. April 2003 zu sehen sein. Angefangen hat die Techtextil im Jahre 1986 mit 195 Ausstellern und 5.914 Besuchern, 2001 waren es 785 Aussteller (ca. 65% aus dem Ausland) und 17.200 Besucher. Messe Frankfurt GmbH B62, Techtextil Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main Tel.: 0 69/75 75-69 02 Fax: 0 69/75 75-65 41

Das Unternehmen O.R.V. definiert Lärmbelästigung gleich als einen Aspekt der Umweltverschmutzung. Mit Polipren T möchte die italienische Firma beiden Problemen entgegentreten. Das Produkt kann zur Schallisolierung vor allem in

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Auszeichnung für junge Planer

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Förderpreis des Münchener Architekten- und Ingenieurvereins

Der Münchener Architekten- und Ingenieurverein (MAIV), der 1833 unter anderem von Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner gegründet wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis zwischen Architekten und Ingenieuren zu fördern. Aus diesem Grunde wird in jedem Jahr ein Förderpreis für ein Team, bestehend aus je einem Architektur- und Bauingenieurstudenten oder natürlich einer -studentin, verliehen. In diesem Jahr mußte auf dem Areal der Straßenbahnschleife zwischen Dachauerund Schwere-Reiter-Straße eine SkateBowl mit einem überdachten Grundriß von ca. 600 m2 entworfen werden. Dazu sollten Serviceeinrichtungen sowie ein kleines Café mit den entsprechenden Sitzflächen, Toiletten und Putzräume eingeplant werden. Darüber hinaus waren entsprechende Zuschauerplätze für Wettkämpfe vorzusehen. Die Gestaltung der überdachten Bowlfläche, die Anordnung der Außenanlagen sowie die Materialwahl für die Konstruktion blieben den einzelnen Teams vorbehalten. Die Arbeiten werden in jedem Jahr vom Lehrstuhl für Baukonstruktion, Professor Eberhard Schunck, Technische Universität München, betreut und im Rahmen einer Vertieferarbeit zusätzlich zu den in Aussicht gestellten Preisen auch benotet. Dem Preisgericht aus Professor Eberhard Schunck mit seinen Assistenten, dem Vorstand des MAIV, bestehend aus Lutz Hofmann, Norbert Koch, Werner Hoffmann und Dieter Lang, sowie den Beiräten Dieter Grömling und Markus Lettl ist es heuer sehr schwer gefallen, aus den eingereichten acht Arbeiten die ursprünglich vorgesehenen drei Preisträger zu ermitteln. Deshalb wurden kurzfristig das bisherige Preisvolumen von 3.000 auf 3.500 Euro aufgestockt und zwei dritte Preise verliehen.

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Sieger dieses Wettbewerbes waren: – Architektur 1. Preis: Stefano Barbagli 2. Preis: Johannes Föckersperger 3. Preise: Christine Neumann und Peter Werner – Bauingenieur 1. Preis: Andreas Makowka 2. Preis: Markus Weber 3. Preise: Simon Kröniger und Wolfgang Pech Der Förderpreis des MAIV, der 1988 zum ersten Mal ausgelobt wurde und seit vier Jahren regelmäßig wieder für die Architektur- und Bauingenieurstudenten ausgeschrieben wird, wurde diesmal im Rahmen einer Vortragsveranstaltung in der Technischen Universität München zum Thema »Allianz-Arena« verliehen. Tim Hupe vom Architekturbüro Herzog de Meuron, Darren Paine vom Ingenieurbüro Ove Arup und Dr.-Ing. Erhard Garske vom Büro Sailer Stepan und Partner referierten über die sehr intensive und konstruktive Zusammenarbeit für dieses unter äußerstem Termindruck stehende und mit vielen konstruktiven Neuerungen versehene Bauwerk. Dieter Koppe als Generalplaner erläuterte dem Auditorium im überfüllten Hörsaal zudem die Aufgaben eines Generalplaners gerade bei einem solch herausfordernden Bauvorhaben.

Preisträger des MAIV-Wettbewerbes © MAIV

1. Preis für Stefano Barbagli und Andreas Makowka © MAIV

2. Preis für Johannes Föckersberger und Markus Weber © MAIV

Münchener Architekten- und Ingenieurverein e. V. c/o CBP Cronauer Beratung Planung Heßstraße 4, 80799 München Tel.: 0 89/2 86 33-2 02 Fax: 0 89/2 86 33-2 17

3. Preis für Peter Werner und Wolfgang Pech © MAIV

3. Preis für Christine Neumann und Simon Kröniger © MAIV


Nouvelles Tendances de l’Architecture en Europe et au Japon

Graz 03. Kulturhauptstadt Europas Diverse Ausstellungen und Veranstaltungen während des ganzen Jahres; Auskünfte und Informationen: Stadt Graz, Infocenter Mariahilferplatz 2, A–8020 Graz Tel.: 00 43/3 16/20 03

Ausstellung im Arc en Rêve – Centre d’Architecture in Bordeaux bis 23. März; Di–So 11 bis 18 Uhr. Arc en Rêve – Centre d’Architecture 7 Rue Ferrère, F–33000 Bordeaux Tel.: 00 33/5/56 52 78 36

Ausstellung des Architekturmuseums Schwaben im Jüdischen Museum Franken in Fürth bis 2. März; Di 10 bis 20 Uhr, Mi–So 10 bis 17 Uhr. Jüdisches Museum Franken Königstraße 89, 90762 Fürth Tel.: 09 11/77 05 77

Ausstellung im Kunsthaus Bregenz bis 23. März; Di–So 10 bis 20 Uhr, Do 10 bis 21 Uhr. Kunsthaus Bregenz Karl Tizian Platz, A–6900 Bregenz Tel.: 00 43/55 74/4 85 94-0

screen[ing] architecture Ausstellung im Architekturforum Tirol in Innsbruck bis 28. März; Mo–Fr 14 bis 19 Uhr. Architekturforum Tirol Erlerstraße 1/1, A–6020 Innsbruck Tel.: 00 43/5 12/57 15 67

Emerging Architecture 3 Ausstellung im Architekturzentrum Wien bis 10. März; täglich 10 bis 19 Uhr. Architekturzentrum Wien Museumsplatz 1, A–1070 Wien Tel.: 00 43/1/5 22 31 15

Glas im Bauwesen 13. Fachforum in Regensburg am 11. und 12. März 2003; Auskünfte und Anmeldung: Otti Technik-Kolleg Wernerwerkstraße 4, 93049 Regensburg Tel.: 09 41/2 96 88-0

LeichtBauen Tagung an der Technischen Universität Darmstadt vom 13. bis 14. März; Auskünfte und Anmeldung: Technische Universität Darmstadt Institut für Stahlbau und Werkstoffmechanik Alexanderstraße 7, 64283 Darmstadt Tel.: 0 61 51/16 23 37

Stiva da morts. Gion A. Caminada, Vrien

Food Design Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur bis 30. März; Di–So 10 bis 17 Uhr, Do 10 bis 20 Uhr. Gewerbemuseum Winterthur Kirchplatz 14, CH–8400 Winterthur Tel.: 00 41/52/2 67 51 36

Wave Ufo. Mariko Mori

Der Architekt Fritz Landauer. Synagogenbau und Projekte in Fürth und Nürnberg

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ISH 2003 Internationale Fachmesse für Gebäudeund Energietechnik und Erlebniswelt Bad in Frankfurt am Main vom 25. bis 29. März; Auskünfte und Anmeldung: Messe Frankfurt GmbH Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main Tel.: 0 69/75 75-64 77

A new World Trade Center Design Proposals Ausstellung im Deutschen Architektur Museum DAM in Frankfurt am Main bis 6. April; Di–So 10 bis 17 Uhr, Mi 10 bis 20 Uhr. Deutsches Architektur Museum Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main Tel.: 069/21 23-0

Geist und Galanterie. Kunst und Wissenschaft im 18. Jahrhundert aus dem Musée de Petit Palais, Paris Ausstellung in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn bis 6. April; Di–Mi 10 bis 21 Uhr, Do–So 10 bis 18 Uhr. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn Tel.: 02 28/91 71-2 01

Architektur in Franken 1995–2001

Techtextil 2003

Ausstellung im Architekturmuseum Schwaben in Augsburg bis 30. März; Di–So 14 bis 18 Uhr.

Internationale Fachmesse für Technische Textilien und Vliesstoffe in Frankfurt am Main vom 8. bis 10. April; Auskünfte und Anmeldung:

Architekturmuseum Schwaben Thelottstraße 11, 86150 Augsburg Tel.: 08 21/22 81 83-0

Messe Frankfurt GmbH Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main Tel.: 0 69/75 75-67 38

Les nouveaux Albums des jeunes Architectes

Holz innovativ

Ausstellung im Arc en Rêve – Centre d’Architecture in Bordeaux bis 30. März; Di–So 11 bis 18 Uhr.

Symposium mit Fachausstellung im Kulturund Kongreßzentrum Rosenheim am 9. und 10. April; Auskünfte und Anmeldung:

Arc en Rêve – Centre d’Architecture 7, Rue Ferrère, F–33000 Bordeaux Tel.: 00 33/5/56 52 78 36

Bayern Innovativ GmbH Gewerbemuseumsplatz 2, 90403 Nürnberg Tel.: 09 11/2 06 71-1 46

Ausstellung im Architekturfoyer der ETH Zürich bis 20. März; Mo–Fr 8 bis 22 Uhr, Sa 8 bis 12 Uhr. Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Institut für Geschichte und Theorie der Architektur ETH Hönggerberg, CH–8093 Zürich Tel.: 00 41/1/6 33 29 36

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Deutscher Bautechnik-Tag 2003 Veranstaltung des Deutschen Beton- und Bautechnik-Vereins e. V. unter dem Motto »BauKompetenz im Dialog« in Hamburg vom 9. bis 11. April; Auskünfte und Anmeldung: Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein e. V. Postfach 11 05 12, 10835 Berlin Tel.: 0 30/23 60 96-25

Bodytravel. Reise in den Körper Ausstellung im SiemensForum München bis 27. April; So–Fr 9 bis 17 Uhr. SiemensForum München Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Tel.: 0 89/6 36-3 26 60

André Masson. Bilder aus dem Labyrinth der Seele Ausstellung im Institut Mathildenhöhe in Darmstadt vom 9. März bis 27. April; Di–So 10 bis 18 Uhr. Institut Mathildenhöhe Sabaisplatz 1, 64287 Darmstadt Tel.: 0 61 51/13 27 78

Walter Niedermayr. Fotografische Sequenzen Ausstellung in der Kunsthalle Wien bis 27. April; täglich 10 bis 19 Uhr. Kunsthalle Wien Museumsplatz 1, A–1070 Wien Tel.: 00 43/1/5 21 89-33

lightstyle 2003 Internationale Fachmesse für Wohnraumleuchten in Frankfurt am Main vom 26. bis 29. April; Auskünfte und Anmeldung: Messe Frankfurt GmbH Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main Tel.: 0 69/75 75-64 77

Gusso Reuss 1885–1962. Entdeckungen des Keramikkünstlers Ausstellung Stadtmuseum Fürstenfeldbruck bis 4. Mai; Mi–Fr 13 bis 17 Uhr, Sa–So 11 bis 17 Uhr. Stadtmuseum Fürstenfeldbruck Kloster Fürstenfeld, 82256 Fürstenfeldbruck Tel.: 0 81 41/ 6 11 30

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Alles Abfall? Recycling im Design

Zürcher Architektur: Aufbruch ins neue Jahrtausend. Investoren, Programme, Architekten

Ausstellung im Museum Bellerive in Zürich bis 11. Mai; Di–Do 10 bis 20 Uhr, Fr 10 bis 17 Uhr, Sa–So 11 bis 17 Uhr.

Plakatausstellung im kleinen Forum in der Stadelhofer Passage in Zürich bis zum Frühjahr.

Museum Bellerive Höschgasse 3, CH–8034 Zürich Tel.: 00 41/1/3 83 43 76

Oscar Niemeyer. A Legend of Modernism Ausstellung im Deutschen Architektur Museum DAM in Frankfurt am Main bis 11. Mai; Di–So 10 bis 17 Uhr, Mi 10 bis 20 Uhr.

Colliers CSL AG Immobilien Management und Beratung Siewerdtstraße 8, CH–8050 Zürich Tel.: 00 41/1/3 16 13 46

Wasser – Bad – Design. 150 Jahre Badkultur Ausstellung im Deutschen Museum in München bis 1. Juni; täglich 9 bis 17 Uhr. Deutsches Museum Isarinsel, 80333 München Tel.: 0 89/2 17 91

Deutsches Architektur Museum Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main Tel.: 0 69/21 23-0

Polymere im Beton Steinfurter Stahlbauseminar 2003 22. Veranstaltung der Fachhochschule Münster in der Stadthalle Rheine am 14. Mai; Auskünfte und Anmeldung: Fachhochschule Münster Lehrgebiet Stahlbau und Festigkeitslehre Stegerwaldstraße 39, 48565 Steinfurt Tel.: 0 25 51/9 62-1 95

Architektur mit der Sonne Entscheiderforum in Bad Staffelstein vom 15. bis 16. Mai; Auskünfte und Anmeldung: Otti Energie-Kolleg Wernerwerkstraße 4, 93049 Regensburg Tel.: 09 41/2 96 88

11. Internationaler Kongreß ICPIC in Berlin vom 2. bis 4. Juni; Auskünfte und Anmeldung: Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung Unter den Eichen 87, 12205 Berlin Tel.: 0 30/81 04-10 01

Take a Seat! 200 Jahre Designgeschichte aus der Sammlung des Vitra Design Museums Ausstellung im Vitra Design Museum Berlin bis 22. Juni; Di–So 11 bis 20 Uhr, Fr 11 bis 22 Uhr. Vitra Design Museum Berlin Kopenhagener Straße 58, 10437 Berlin Tel.: 0 30/47 37 77-0

Ettore Scottsass & Associati Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst in Köln bis 25. Mai. Stadt Köln, Museumsreferat Richartzstraße 2–4, 50667 Köln Tel.: 02 21/2 21-2 23 34

Stone + tec 2003 13. Internationale Fachmesse für Naturstein und Natursteinbearbeitung in Nürnberg vom 29. Mai bis 1. Juni; Auskünfte und Anmeldung: Nürnberg Messe GmbH Messezentrum, 90471 Nürnberg Tel.: 09 11/86 06-86 46

Parken 2003 Fachmesse und Tagung für Bau und Unterhaltung von Einrichtungen des ruhenden Verkehrs in Wiesbaden vom 25. bis 26. Juni; Auskünfte und Anmeldung: Messe Frankfurt Ausstellungen GmbH Taunusstraße 7 a, 65183 Wiesbaden Tel.: 06 11/9 51 66-43


Impressum [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur ISSN 1437 - 2533 Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar. Herausgeber: Chefredaktion:

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Helga Müller Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar 2003.

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Mixed Media Konzepts Birgit Siegel Wohnbebauung Alemannenstraße, © Stefan Hanke/Stadtbau-GmbH Regensburg Planungsgebiet Hochweg Nord, © Amann & Gittel Architekten Neupfarrplatz mit Augustinerkirche, © Stadt Regensburg Doppelturm, © Prof. Peter Kulka Steinerne Brücke, © Peter Ferstl/Stadt Regensburg Gesandtenstraße und Neupfarrplatz, © Bernd Schmitz Pfarrkirche St. Franziskus, © Königs Architekten BRK-Gebäude, © Peter Ferstl/Stadt Regensburg Schmidt & more Medientechnik GmbH Schmidt & more Drucktechnik GmbH Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur erscheint 6 x pro Jahr. Einzelheft: 9,50 Euro Doppelheft: 18,– Euro Jahresbezugspreis: 57,– Euro Abonnement Ausland: 63,– Euro



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