[Umrisse] 2-3/2020

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Landschaft als Herausforderung Naturpark-Haus Längenfeld im Ötztal Klinik auf Gaflei im Fürstentum Liechtenstein Besucherpavillon im De Hoge Veluwe National Park in Hoenderloo Zentrum für zeitgenössische Choreographie und Performance in Zürich Feuerwehrhaus mit Gemeindesaal in Mühlbach im Ahrntal Wohnhaus im oberösterreichischen Oberschlierbach

Außer der Reihe Haus für Kinder in München

BIM-Special Hauptquartier von Markas in Bozen

Aktuell 20. Symposium der Verlagsgruppe Wiederspahn in Leipzig

[Umrisse] Zeitschrift für Baukultur


] Xxxx INDIVIDUALBRAND PROFILKLINKER GEISTMARKT

JEDER STEIN FOLGT IHREM PLAN. DIE FASSADE IST DAS GESICHT IHRES BAUWERKS: NUTZEN SIE UNSER KLINKERKÖNNEN, UM IHM EINE EINZIGARTIGE ÄSTHETIK ZU GEBEN. WIR BRENNEN FÜR IHRE IDEEN – UND ENTWICKELN GEMEINSAM MIT IHNEN GENAU DEN STEIN, DER IHREN ENTWURF UNVERWECHSELBAR MACHT. PROJEKT: GEISTMARKT MÜNSTER ANDREAS HEUPEL ARCHITEKTEN BDA, MÜNSTER

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NEUES AUS KLINKER

[Umrisse]

DIE GANZE KLINKERFOLGSSTORY DES GEISTMARKTS MÜNSTER AUF WWW.HAGEMEISTER.DE/GEISTMARKT


Wissen um Wechselwirkungen

[Umrisse]

Wer in den letzten Wochen das Haus oder seine Wohnung verlassen hat, um ein bisschen frische Luft zu schnappen und sich die Füße zu vertreten, dürfte erstaunt gewesen sein, dass Straßen und Plätze, Park- und Gartenanlagen, die sonst eher spärlich aufgesucht wurden und werden, weil sie kaum bis keine an- oder aufregenden Verweilmöglichkeiten aufweisen, jetzt ziemlich be- und mitunter sogar übervölkert anmuteten. Eine zweite Beobachtung, die sich einem fast unweigerlich aufdrängte, war nicht minder überraschend: Orte, die früher zur Begegnung, zum Austausch und zum Kennenlernen, ja zur (zwischenmenschlichen) Kommunikation einzuladen pflegten, schienen ihre Funktion eingebüßt oder auch nur stark verändert zu haben, dienten nun vor allem als Parcours für Spaziergänger und Jogger, die hier ihre Runden drehten, in der Regel flankiert oder umrahmt von Kleinfamilien, Liebes- oder Freundespaaren mit und ohne Kinder, diversen Sonnenanbeter(innen) und einigen wenigen Lesern von Bücher oder Zeitschriften, die in gebührender Entfernung von- und zueinander auf den angrenzenden Wiesen, Stufen und Bänken in zumeist lockeren Zweier- oder Dreiergruppierungen saßen oder lagen. Beide Phänomene speisen sich selbstredend nicht aus irgendwelchen Verschwörungstheorien, also einem immer beliebteren Erklärungsmuster von und für Menschen, die des Willens oder der Fähigkeit zur Reflexion ermangeln, sondern resultieren schlicht und einfach aus den coronabedingt verhängten Ge- und Verboten. Kleiner Einschub: Selbige müssen per se, im Übrigen genau wie alle (anderen) Gesetze, An- und Verordnungen, kritisch diskutiert und in puncto Sinnhaftigkeit kontinuierlich überprüft werden, damit sie nicht an (demokratischer) Legitimation verlieren.

Gleichwohl sollten die zwei zuvor beschriebenen Phänomene (mehr) Aufmerksamkeit genießen, spiegelt sich in ihnen doch eine häufig ignorierte Frage in beinahe exemplarisch zu nennender Form, nämlich jene nach der Übereinstimmung oder eben Diskrepanz zwischen ursprünglicher Entwurfsintention und den Präferenzen der späteren Nutzer, was de facto Kriterien der Ästhetik und der Gebrauchstauglichkeit mit einschließt. Gerade im Fall von Landschaft oder Landschaften, eines ohnehin zu den unterschiedlichsten Interpretationen animierenden Begriffs, wie bereits die einleitenden, aus Swantje Duthweilers Text »Landschaft und Natur als Gestaltungsreservoir« stammenden und in dem Buch »Vier Perspektiven landschaftsarchitektonischen Denkens« zu findenden Zeilen andeuten, gilt es im Vorfeld gründlich nachzudenken und höchst sorgfältig zu analysieren, ob, wo und wie ein Bauwerk realisiert werden kann, das überzeugt, indem es zu einem Einklang aus Natur und Kultur führt, das ergo sein Umfeld ergänzt, akzentuiert und bereichert, anstatt es zu erdrücken oder zu beeinträchtigen – und zwar unter Berücksichtigung der stets vorhandenen Interdependenzen und des (unverzichtbaren) Wissens um die sich nicht selten erst nach Jahren zeigenden Wechselwirkungen. Bleiben Sie gesund, und grämen Sie sich nicht über die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Immerhin eröffnen sie (auch) die Chance zu einer intensiveren Lektüre qualitätvoller Druckwerke – wie der [Umrisse] und infolgedessen eines Heftes, das »Landschaft als Herausforderung« thematisiert. Michael Wiederspahn

[Editorial

»Der Begriff ›Landschaft‹ bezeichnet einen nach dem äußeren Erscheinungsbild fest umrissenen Geländeausschnitt, der als Einheit empfunden oder als solcher bewertet wird. (Vgl. Brockhaus 2006: 283) Diese Definition von Landschaft beinhaltet eine Kernaussage, die sich auf verschiedene Freitraumtypen übertragen lässt. Neben der geographischen Bedeutung ist der Begriff Landschaft seit seiner ideen- und kulturgeschichtlichen Prägung in der Renaissance in besonderem Maße positiv besetzt. Ob als Wortzusatz kombiniert zur ›Erlebnislandschaft‹, ›Stadtlandschaft‹ oder ›Industrielandschaft‹, immer schwingt unbewusst eine Erwartung von Freiheit, Strukturiertheit und Größe mit. (...) Als Fazit ist festzustellen, dass die Bilder, die wir als Landschaften kategorisieren, vielfältig sind. Sie haben eine naturwissenschaftlich greifbare, geomorphologische Seite, bei der Standort und Vegetation ein wesentlicher Indikator und prägendes Element sein können, tragen aber auch Emotionen und Erinnerungen. Sie spiegeln Kindheitsund Erwachsenenerlebnisse und werden immer wieder mit neuen Erfahrungen angereichert. Dadurch bleibt auch der Begriff ›Landschaft‹ etwas Dynamisches, etwas, das sich mit der Entwicklung des Menschen verändert.«

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] Inhalt

Editorial

Wissen um Wechselwirkungen Michael Wiederspahn

Landschaft als Herausforderung

Riegel vor Bergkulisse Roger Skade

Natur als helfende Heilerin Christoph Mayr, Andreas Metz

Heide, Dünen, Wälder und Kunst Stefan Teufel

Stadt – Fluss – Tanzhaus Stefan Teufel

»Feuerhaus« im Hang Angelika Bachmann, Helmut Stifter

Schwebende Scheune in den Bergen Stefan Teufel

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6 11

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[Umrisse]


[Inhalt

Außer der Reihe

Pfeilspitze als Erlebnisraum Oliver Betz

42

BIM-Special

»Luft nach unten« Hans Kotek, Stefan Köll

48

Aktuell

Brückenbau mit Tradition und Perspektiven Bernhard K. Heck

54

Rubriken

Immobilienmarkt

60

Produkte und Projekte

63

Software und IT 71

Nachrichten

73

Termine

76

Bücher

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Impressum

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[Umrisse]

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Gesamtansicht mit Teichbiotop © Günter Richard Wett

Riegel vor Bergkulisse Naturpark-Haus Längenfeld im Ötztal Längenfelder Badl In der Mitte des Ötztals, dort, wo der aus dem Sulztal kommende Fischbach in die Ache mündet, umgeben von den Gipfeln der Stubaier und der Ötztaler Alpen, befindet sich die Gemeinde Längenfeld. Erstmals urkundlich um 1250 erwähnt, war der auf 1.173 m über dem Meeresspiegel gelegene Tiroler Ort mit seinen heute knapp

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4.000 Einwohnern schon im 16. Jahrhundert für seine schwefelhaltigen heißen Quellen und deren Heilwirkung als Längenfelder Badl bekannt. Diese lagen ein wenig oberhalb der Gemeinde im heutigen Ortsteil Oberlängenfeld an einem schroffen Steilhang, versiegten allerdings in den 1970er Jahren.

Probebohrungen entlang der Ache Mitte der 1980er Jahre führten dann zur Entdeckung weiteren Thermalwassers, und in der Folge entstand ein paar Hundert Meter weiter am Fluss eine als Aqua Dome bekannt gewordene neue Thermenwelt.

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Blick über das Gründach © Günter Richard Wett

Eingang © Günter Richard Wett

Das Naturpark-Konzept

Vielschichtig und ambivalent

Der Bereich des alten Quellengebiets wurde 2015 als Standort für eine neue Themenausstellung zum Naturpark Ötztal bestimmt. Als zentrale Verwaltungs- und Ausstellungseinrichtung konzipiert, soll im neuen Naturpark-Haus Besuchern und Wanderern in modernen, vielfach multimedialen Formaten die Vielfalt des mit 510 km2 zweitgrößten Naturparks Tirols aufgezeigt werden. Seine weitläufigen Gletschergebiete, Bergwälder, Almen, Seen- und Felslandschaften samt ihrer jeweiligen Flora und Fauna warten hier auf ihre Entdeckung. Gleichzeitig soll die Ausstellung für den behutsamen und nachhaltigen Umgang mit diesem einzigartigen Lebensraum sensibilisieren. Es galt also, für das Ausstellungskonzept und insbesondere für die Architektur eine eigene Form zu finden, die jenseits üblicher touristischer Vermarktung oder musealer Konservierung einem zeitgemäßen Erleben, einer Naturbegegnung, einen angemessenen und besonderen Raum gibt.

Diesen gestaltete der Innsbrucker Architekt Hanno Schlögl entlang dem durch einen Schutzdamm vor Felssturz gesicherten 1.558 m² großen Areal. Vor die beeindruckende Kulisse des Steilhangs lagerte er einen rauen 46 m langen flachen Betonriegel mit expressiv gerahmten bzw. akzentuierten Öffnungen und einem markanten Wasserspeier zur Abführung des Niederschlags aus dem extensiv begrünten Flachdach in einen vorgelagerten kleinen Teich. Die Oberfläche des monolithisch wirkenden, tatsächlich zweischaligen Baukörpers ist durch den Einsatz einer sägerauen Brettschalung texturiert. Die landschaftlich gestaltete Wegeführung entlang dem Bach führt den Besucher direkt auf den großzügig überdachten Eingang mit seiner vorgestellten und um 6° geneigten, horizontal geschlitzten Betonscheibe zu.

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Die Besonderheit des Bauwerks liegt in seiner Ambiguität. Diese tritt je nach Jahres- und Tageszeit, Lichteinfall und persönlicher Befindlichkeit des Betrachters in vielfältigster Weise zu Tage. Insbesondere die archaisch wirkenden, geometrischen, überdimensioniert aus der Fassade hervortretenden Elemente der Fensterrahmungen sowie der Wasserspeier erlauben unzählige Assoziationen. Das sägeraue Schalungsbild gibt dem Bauwerk gleichzeitig die Anmutung eines Holzstapels, einer geologischen Gesteinsschichtung oder auch einer Alpenhütte mit grob behauenen Holzbrettern.

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Gesamtansicht von Westen © Markus Bstieler

Lageplan © Architekturbüro Hanno Schlögl

Querschnitt © Architekturbüro Hanno Schlögl

Grundriss © Architekturbüro Hanno Schlögl

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Eingangsbereich von Süden © Günter Richard Wett

Die Fensteröffnungen, besonders die schmalen, nördlich ausgerichteten, lassen sich als Sichtscharten eines alpinen Hochsitzes interpretieren, und der Wasserspeier lässt Erinnerungen an gleiche Elemente in Wehrburgen oder im mittelalterlichen Kathedralenbau aufkommen, was dem Ort eine insgesamt mythisch enthobene Stimmung verleiht.

Kassenbereich mit Zugang zur Ausstellung © Günter Richard Wett

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Nordwestliche Gebäudeecke © Günter Richard Wett

Die geneigte, abgeschrägte Betonscheibe des Eingangsbereichs mag in dieser Komposition aus der Entfernung ein wenig manieriert wirken. Aus einem seitlichen Blickwinkel hingegen steht sie in direkter Korrespondenz zu den Steilhängen der Umgebung.

Es ist diese Vieldeutigkeit, die dem eigentlich schlicht angeordneten Baukörper eine eigene Kraft gibt, mit der er gegenüber der Intensität der umgebenden Bergwelt bestehen kann.

Mehrzwecksaal © Günter Richard Wett

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Bauherr Verein Naturpark Ötztal, Längenfeld, Österreich Entwurf und Ausführungsplanung Architekturbüro Hanno Schlögl, Innsbruck, Österreich Tragwerksplanung KLAN, Längenfeld, Österreich Örtliche Bauaufsicht Sponring Engineering, Mils, Österreich

Blick vom Schutzdamm auf Erzählpfad und Naturpark-Haus © Günter Richard Wett

Landschaftsplanung i.b.EDER Ingenieurbüro für Biologie, Absam, Österreich

Operatives Zentrum Neben einem Verwaltungsbereich für die Naturpark-Mitarbeiter, einem Shop und einem 69 m2 großen Mehrzwecksaal für Seminare, Vorträge oder auch Wechselausstellungen beherbergt das NaturparkHaus mit seinen insgesamt 580 m2 Nutzfläche einen mit 270 m2 großzügig dimensionierten Ausstellungsraum, für dessen Einrichtung die pronatour GmbH Innsbruck inhaltlich und gestalterisch verantwortlich zeichnet. Entgegen dem Äußeren sind die Betonwände im Inneren glatt. Die zweischalige Umfassungswand mit innenliegender XPS-Perimeterdämmung wurde unter Verwendung von Stahlsystemschalungen errichtet. Die strukturierte äußere Oberfläche entstand durch eine Aufdopplung der Schalungsoberfäche mit sägerauen Brettern. Die Beheizung erfolgt über eine Luftwärmepumpe. Das 2019 fertiggestellte Naturpark-Haus Längenfeld bildet das große operative Zentrum des Naturparks, der, einer gemeinsamen Initiative des Landes Tirols, der Ötztaler Gemeinden und des Tourismusverbandes Ötztal folgend, an insgesamt sieben verschiedenen Standorten Stationen, sogenannte Infopoints, unterhält.

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Ursprünglich hatte es zur Gestaltung des Hauses sowie aller Infopoints einen von der Abteilung Hochbau des Amtes der Tiroler Landesregierung ausgeschriebenen beschränkten Wettbewerb gegeben. Geänderte Anforderungen und gesetzliche Bestimmungen führten jedoch 2017 dazu, dieses Vorhaben aufzugeben. In einem neuen nichtoffenen Vergabeverfahren konnte dann Hanno Schlögl mit seinem Vorschlag überzeugen. Unter seiner Projektkoordination entstand in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit Fachleuten für Ausstellungsgestaltung und Landschaftsarchitektur auch der Entwurf für den direkt südlich entlang dem Bach anschließenden Erzählpfad. Die weiteren Stationen wurden in eigenen Vergaben von anderen Architekten gestaltet.

HKLS-Planung Klimathern GmbH – Ingenieurbüro für Gebäudetechnik, Zirl, Österreich Elektroplanung A3 Jenewein Ingenieurbüro GmbH, Aldrans, Österreich Lichtplanung Bartenbach GmbH, Aldrans, Österreich Ausstellungsgestaltung pronatour GmbH, Innsbruck, Österreich

Roger Skade Fachjournalist, Frankfurt am Main

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Natur als helfende Heilerin Klinik auf Gaflei im Fürstentum Liechtenstein

Blick vom unteren Berghang auf das Klinikum © Bruno Klomfar

Gaflei – Ein Ort mit Geschichte Mit dem Aufkommen des alpinen Tourismus Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Liechtenstein der naturnahe Weiler Gaflei am Westende der Ostalpen als Standort für ein Kurhaus mit 100 Betten bestimmt. Der erste Kurort des Fürstentums lag auf ca. 1.500 m Höhe im Norden von Triesenberg, der größten und höchstgelegenen Gemeinde des Landes. Zusätzlich richtete man eine Poststelle ein und legte einen für die damalige Zeit fortschrittlichen Anschluss zum Gemeindeelektrizitätswerk der Hauptstadt Vaduz. Seine Blütezeit erlebte der Ort von Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1940er Jahre.

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1955 erwarb die Gemeinde Vaduz den alten im regionalen Alpenstil erbauten Kurhauskomplex, um ihn in den Folgejahren abzureißen und 1966 durch einen zeitgenössischen Hotelbau zu ersetzen. Doch der Erfolg und die Gäste blieben aus. Trotz großzügiger Ausbauten der Freizeitanlagen in den 1970er Jahren konnte der Ort an die historischen Zeiten der Hochphase des Kurtourismus nicht mehr anknüpfen. Es folgten rasche Pächterwechsel und zwischenzeitliche Leerstände. Als der letzte Mieter 2003 aufgab, entschied die Gemeinde, die Liegenschaft aufzugeben.

Die Bestandsbauten wurden 2005 abgerissen, doch der Ort blieb weiterhin ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Und er ist seit langem als Sehnsuchtsort im kollektiven Gedächtnis der Liechtensteiner verwurzelt, teilen doch viele von ihnen gemeinsame Erinnerungen an in ihrer Jugend dort im Freibad oder auf den Tennisplätzen verbrachte Stunden.

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Landschaftliche Einbettung © Bruno Klomfar

Grundriss Obergeschosse © J2M Jeckel Mayr Metz Architekten PartGmbB

Untergeschoß mit Terrasse © Bruno Klomfar

Grundriss Erdgeschoß © J2M Jeckel Mayr Metz Architekten PartGmbB

Grundriss Untergeschoß © J2M Jeckel Mayr Metz Architekten PartGmbB

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Quer- und Längsschnitt © J2M Jeckel Mayr Metz Architekten PartGmbB

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Untergeschoß gegen den Hang © Bruno Klomfar

Anspruchsvolle Topographie Seit der Erschließung des Berges für den Tourismus führt bis zum heutigen Tag nur eine Straße nach Galfei, was die Ruhe und Abgeschiedenheit des Ortes ausmacht. Der Klinikneubau steht auf einem natürlichen, sowohl tal- als auch bergseits von Almwiesen und steilen Berghängen umgebenen Plateau in einem mittlerweile als Landschaftsraum ausgewiesenen Areal außerhalb der Bauzone. Allerdings hatte sich die Gemeinde Vaduz als Eigentümerin des Hotelkomplexes von der Gemeinde Triesenberg im Zuge des beschlossenen Abrisses 2004 das Plateau selbst im damals zeitgleich neuerstellten Zonenplan als Sonderzone für einen künftigen Hotel- bzw. Hospitalbau bestätigen lassen. Nur so war nach all den Jahren ein Neubau an dieser Stelle überhaupt genehmigungsfähig.

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Dieser war jedoch mit einigen Auflagen verbunden. So war es beispielsweise aufgrund einer neuen Einstufung der Gefahrenzonen für Lawinen und Steinschlag erforderlich, durch den Bau eines Walls eine topographische Sicherung des Geländes vorzunehmen. Eine weitere Auflage bestand darin, im Falle einer Neubebauung einen öffentlich zugänglichen Gastronomiebereich einzurichten. Knapp zehn Jahre später fand sich mit der Clinicum Alpinum AG ein finanzstarker Interessent, der mit seinem Konzept für den Bau einer Privatklinik zur Behandlung von schweren Depressionen und Erschöpfungszuständen die Gemeinde Vaduz als Grundstückseignerin überzeugte, die ihm für dieses das Baurecht einräumte. Den nachfolgend von der AG als zukünftiger Betreiberin ausgeschriebenen geladenen Wettbewerb gewannen J2M Architekten.

In abgeschiedener Lage sollte ein Umfeld geschaffen werden, das die Therapie von Patienten mit Stressfolgeerkrankungen mittels einer stationären Aufenthaltsdauer von sechs bis zwölf Wochen bestmöglichst unterstützt und fördert. Neben der Integration des Bauvolumens in die Alpenlandschaft bestand eine weitere Herausforderung der Entwurfsaufgabe darin, einen Ort zu gestalten, der als Schnittstelle zwischen der Zurückgezogenheit des Klinikbetriebs und der Außenwelt vermittelt, da die Wanderparkplätze für Bergtourengeher ebenso erhalten bleiben sollten wie ein für diese und weitere Besucher zugängliches Restaurant entstehen sollte. Die neue Privatklinik weist in 48 Einzelzimmern und zwei Suiten insgesamt Betten für 50 Gäste mit einer jährlichen Auslastung von 300 Klienten auf. Hinzu kommen die Räumlichkeiten für Therapien, ein Spaund Poolbereich sowie das Restaurant. Am 1. April 2019 wurde das Gebäude übergeben und ist nach einmonatigem Probebetrieb seit Mai 2019 in Betrieb.

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Eingangsbereich mit Wegeführung © Bruno Klomfar

Architektur Um die ca. 35.000 m3 große Baumasse in die Landschaft zu integrieren, wurde der Raumbedarf nach Nutzungen separiert und in klar ablesbaren Schichten übereinandergestapelt. Funktionsbereiche, die kein Tageslicht benötigen, wie die Tiefgarage oder Infrastrukturen wie Technikräume, die Wäscherei oder die Gastronomieküche, wurden in den Hang integriert. Dagegen öffnen sich die Therapie- und Spa-Bereiche im massiven Sockel mit großzügigen Terrassen zur Landschaft. Analog zur Topographie zeichnen die Freibereiche mit ihren sich verschränkenden Brüstungen die Landschaft in abstrakter Form nach und geben dieser Gebäudeschicht somit ein eigenes landschaftliches Gepräge.

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Über dem massiven Sockel befindet sich die offene Eingangsebene mit der Lobby, dem Restaurant und einem Saal. Diese Ebene ist ganz bewusst auf den Blick in die Landschaft hin konzipiert. Die eingestellten Betonkuben beherbergen die dienenden Räume wie Küche und Erschließung, aber auch die Einbauten für das Café, Restaurant, Kaminzimmer und eine Lounge. Diese massiven Elemente strukturieren den offenen, fließenden Raum der Eingangsebene und bilden gleichzeitig das Tragwerk für die darüber liegenden Ebenen. Diese oberste Schicht ist als schlichter kubischer Körper ausgebildet und nimmt in ihrer Materialwahl, Bauart und Gestaltung Bezug auf die ortstypischen Wirtschaftsgebäude.

Die insgesamt 50 Gastzimmer, die Verwaltungsräumlichkeiten sowie die Mitarbeiterapartments bilden auf zwei Ebenen ein Geviert um einen Patio, der als minimalistisch gestalteter Freiraum einen kontemplativen Ruhepol gegenüber der überwältigenden Berglandschaft bietet. Anklänge an eine Klosteranlage mit Kreuzgang waren dabei durchaus beabsichtigt: Denn wie in einer solchen soll auch die Architektur des Klinikbaus baulicher Ausdruck dafür sein, dass hier eine Gemeinschaft Besinnung, Sammlung und das »Wieder-zu-sich-Finden« als wichtige Themen hat.

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Noch befindet sich die Gestaltung des Innenhofs im Wachsen und Werden. Wenn sie abgeschlossen ist, wird er in Anlehnung an Zen-Gärten eine mit Bäumen und Farnen bepflanzte miniaturisierte Berglandschaft aus Mooshügeln und Findlingen auf einer Kiesfläche aufweisen und sich in seiner Aufenthaltsqualität sowohl klimatisch als auch akustisch von den außenliegenden Terrassenbereichen deutlich unterscheiden. Mit einer auf der gesamten Länge angebrachten Sitzbank bietet er bereits jetzt eine geschützte Aufenthaltsmöglichkeit bei stark auftretenden Föhnwinden und ist durch die auskragenden Obergeschosse auch bei Regen oder starkem Schneeaufkommen begehbar. Blick in den Innenhof auf Erdgeschoßebene (noch unbepflanzt) © Bruno Klomfar

»Steinerne« Schwimmgrotte © Bruno Klomfar

Ansicht der skulpturalen, alle Geschosse verbindenden Haupttreppe © Bruno Klomfar

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Das klare Konzept der Zonierung funktioniert einerseits durch die Trennung von Anlieferung und öffentlich zugänglicher Gastronomie gegenüber den von außen nicht einsehbaren Patientenwegen und andererseits durch verschiedene Höhenniveaus, die als bauliche Zäsuren dienen. Anstelle von Wänden begrenzen Rampen und erhöhte Ebenen die Bereiche bzw. trennen Brüstungen die Zonen. Die Raumwirkung wird verstärkt durch die oszilierenden Höhen der Betonbrüstungen, die sich an verschiedenen Punkten treffen.

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Blick in das 2. Obergeschoß mit der zentralen Treppe © Bruno Klomfar

Gastzimmer mit Loggia und Badbereich © Bruno Klomfar

Konstruktion und Materialwahl Der Materialkanon des gesamten Gebäudes, sowohl außen wie innen, reduziert sich mehrheitlich auf zwei Komponenten: Holz und hydro-gejetteten Beton. Dies dient nicht nur der landschaftlichen Integration, sondern befördert eine ruhige und konzentrierte Grundstimmung und schafft damit den geeigneten Hintergrund für die verschiedenen Therapiemaßnahmen, die in diesem Haus Anwendung finden. Aufgrund der geringen Tragfähigkeit des Untergrunds auf dem Plateau war eine Rammpfahlgründung notwendig. Die steinerne Anmutung des in Stahlbeton ausgeführten Sockelgeschosses und der gleichfalls in Stahlbeton errichteten Kuben im Erdgeschoß sowie der das Haus durchziehenden skulpturalen Treppenanlage entstand durch den Einsatz eines Hochdruckwasserstrahlverfahrens, wodurch die natürliche Struktur der Gesteinskörnung – gebrochener Rheinkies der Korngruppe 16–32 mm – sichtbar gemacht wurde. Die darüber liegenden Geschosse wurden in Hybridbauweise aus Stahlbeton und Holz erstellt. Der Stahlbeton wurde aufgrund des freien Grundrisses im Erdgeschoß und der daraus resultierenden großen Spannweiten sowie des Brand- und Schallschutzes für alle tragenden Bauteile verwendet.

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Rückzugsort Kaminzimmer © Bruno Klomfar

Die beiden Wohngeschosse wirken dabei mit den Deckenplatten und den Wandscheiben zwischen jedem zweiten Zimmer als Raumträger, was die großen Auskragungen über dem Erdgeschoß ermöglicht. Die Loggien wurden anschließend als vorgefertigte Holzelemente in die dafür vorgesehenen Aussparungen der Geschoßdecken eingefügt. Die auf Zahnleisten geschraubten massiven Holzbalken der Fassade mit Abmessungen von 10 cm x 10 cm fassen die beiden Patientenebenen zu einem schwebenden Holzkörper zusammen und bilden die Absturzsicherung für die Loggien aus.

Gleichzeitig wird das große Volumen durch die horizontalen Lamellen aufgelöst und zitiert die Strickbautradition der Wirtschaftsgebäude in der Umgebung. Die geschoßweise Verschuppung bildet einen zusätzlichen konstruktiven Holzschutz und erhöht, wie vom Betreiber gewünscht, die Brüstungstiefe. Die komplett autarke Energieversorgung des Klinikums wird durch eine Pelletheizung, auf dem Dach installierte Photovoltaikelemente sowie eine FEKA-Anlage zur Abwasserwärmerückgewinnung gewährleistet.

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Heilende Räume Die Wirkung einer »Healing Architecture« ist aus vielfältigen Studien und Projekten bekannt. Die Besonderheit des Clinicums Alpinum liegt nicht nur in der speziellen Ausgestaltung der Räume mit spezifischen Farben oder Materialien, sondern in erster Linie an der Besonderheit des Ortes: der Almwiese, dem Bergwald, dem großartigen Panoramablick ins Rheintal und dem Felsen des Alpspitz im Rücken, ein Ort wie geschaffen, um abzuschalten, in sich zu gehen und neue Perspektiven zu entwickeln, und insbesondere dafür, Patienten ihre alltäglichen belastenden Situationen vergessen zu lassen. In einem solchen Umfeld kann und muss sich Architektur dienend zurückhalten und die Landschaft »die Arbeit« machen lassen. Geborgenheit findet der Patient in verschiedenen Raumsituationen, sei es durch abgeschiedene Nischen, Bänke oder Rückzugsorte oder durch die vielfältigen Blickbeziehungen und Orientierungspunkte. Auch der geschützte Innenhof, gebildet vom Geviert aus Gästezimmern und Verwaltungsräumen, bietet einen perfekten Rückzugsort. Die »Holzschürze« zum Innenhof gibt dem Freiraum einen räumlichen Abschluss in einem menschlichen Maßstab. Die größte Intimität bietet allerdings das Gastzimmer selbst. Viel Holz, Lehmputz, Textilien an Wand und Boden sowie Bequemlichkeit ausstrahlende Möbel schaffen eine Atmosphäre von Wärme und Geborgenheit. Und auch hier werden die Landschaft und Natur einbezogen, nicht nur durch die Loggia, die jedem Gastzimmer zugeordnet ist, sondern auch durch das Bad, bei dem die Badewanne direkt an der Fassade, an einem Panaromafenster angeordnet ist. So wird jedes Bad zum privaten Wellnessbereich, einem Ort, an dem der Patient animiert wird, aktiv an seiner Genesung zu arbeiten.

Balkon eines Patientenzimmers mit Aussicht © Bruno Klomfar

Der reduzierte Kanon an Materialien wie beispielsweise der Lehmputz der Wände, leistet dabei vielfach einen Beitrag zum Raumklima. Bewegung ist ein Teil der Therapie, weshalb jeder Weg von den Patientenzimmern in die jeweiligen Bereiche über die zentrale, komplexe Treppenskulptur führt. Auch die Nutzung der verschiedenen Therapieräume – Musik, Bewegung, Werken – lebt von der Verknüpfung zwischen dem geschützten Innen- und der Kraft des Naturraums. Christoph Mayr und Andreas Metz J2M Jeckel Mayr Metz Architekten PartGmbB, München

Bauherr Clinicum Alpinum Immobilien Anstalt, Schaan, Liechtenstein Entwurf J2M Jeckel Mayr Metz Architekten PartGmbB, München Tragwerksplanung Hoch + Gassner AG, Triesen, Liechtenstein Gebäudetechnik Büchel Haustechnik Est., Bendern, Liechtenstein, Risch Elektro Telecom Anstalt, Triesen, Liechtenstein Brandschutz Planing Ingenieurunternehmung AG, Balzers, Liechtenstein Außenanlagen J2M Jeckel Mayr Metz Architekten PartGmbB, München

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Ansicht des »Doppelhauses« vom Parkplatz im Nordosten © Stijn Bollaert

Heide, Dünen, Wälder und Kunst Besucherpavillon im De Hoge Veluwe National Park in Hoenderloo Natur- und Kunsterleben Ein Nationalpark in dem sich die zweitgrößte Van-Gogh-Sammlung der Welt befindet und Werke von Claude Monet, Georges Seurat, Pablo Picasso sowie Piet Mondrian zu entdecken sind, das dazugehörige Museum entworfen von einem Wegbereiter der Moderne, ein Skulpturengarten, der als der größte Europas gilt, ein Jagdhaus, geschaffen von einem bedeutenden niederländischen Architekten, das sind, verknappt zusammengefasst, die Besonderheiten, die den De Hoge Veluwe National Park in der niederländischen Provinz Gelderland – neben der beeindruckenden wechselvollen Landschaft – zu einem einzigartigen Ort machen.

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1909 hatte die Kaufmannsfamilie KröllerMüller das nordwestlich von Arnhem gelegene rund 5.500 ha große Areal als Jagdrevier erworben. In dessen Norden entstand an einem See bis 1920 nach einem Entwurf des Architekten Hendrikus Petrus Berlage das große, dem englischen Landhausstil nachempfundene Jagdhaus Sint Hubertus. Während Anton Kröller als begeisterter Jäger das Gebiet umzäunen und in diesem unter anderem Mufflons, Rothirsche und Wildschweine aussetzen ließ, war seine deutschstämmige Ehefrau Helene Müller schon sehr früh als Sammlerin damals zeitgenössischer Kunst tätig.

Für ihre wachsenden Bestände entwarf der belgisch-flämische Architekt Henry van de Velde das heute als Kröller-MüllerMuseum bekannte Ausstellungsgebäude. Obwohl der Auftrag für den Entwurf bereits 1919 erging, konnte er aufgrund der Weltwirtschaftskrise nicht ausgeführt werden. Im Zuge derselben geriet auch die Kaufmannsfamilie in finanzielle Bedrängnisse. Der niederländische Staat kaufte daraufhin die Kunstsammlung auf, deren Veräußerung jedoch mit der Auflage verbunden war, diese vor Ort zu erhalten und van der Velde mit der Fertigstellung des Museums zu beauftragen, um die Einheit aus Naturund Kunsterleben aufrechtzuerhalten.

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Hauptansicht mit geschwungener Fassade © Stijn Bollaert

Landhaus als Besucherpavillon Heute befinden sich das in den 1970er Jahren durch den niederländischen Architekten Wim G. Quist maßgeblich erweiterte Museum und der Park jeweils im Besitz einer eigenen privaten Stiftung und die dort gezeigten Kunstwerke im Besitz des Staates. Rund 600.000 Besucher zählt der Nationalpark jährlich, von denen viele sowohl die Vielfalt an Pflanzen und Tierarten sowie die einzigartige Landschaft aus Wäldern, Heide und Sand als auch die Kunst genießen. Was bislang fehlte, war ein Empfangsgebäude, das die Einzigartigkeit des Nationalparks und seiner Aspekte vermittelte.

Als das in der Nähe des Museums und der Besucherparkplätze gelegene alte Restaurant den Erfordernissen nicht mehr entsprach, bot sich die Chance, viele für den Parkbetrieb notwendige Einrichtungen in einem zentralen Neubau zu vereinen. Der auf einer Lichtung mitten im Nationalpark gelegene neue Pavillon – ein Gemeinschaftsentwurf der Rotterdamer Büros Monadnock und De Zwarte Hond – bildet das »Herz« des Hoge Veluwe und dient auch als Ausgangspunkt für einen Tagesausflug in die Umgebung. Mit ihrem eigenwilligen Vorschlag hatten sich die beiden

Entwerferteams in einem von der Stiftung des De Hoge Veluwe National Parks ausgeschriebenen mehrstufigen offenen Wettbewerbsverfahren gegen ein breites Bewerberfeld durchsetzen können. Dem Entwurf liegt der Gedanke zugrunde, dass das Gebäude sich als ein natürlicher Bestandteil der Heidelandschaft in das Parkensemble einfügen und dabei als neues Wahrzeichen gleichzeitig einen deutlichen Akzent in dieser setzen sollte. Als Leitmotiv hierfür wählten sie – in Anlehnung an das Jagdhaus – die Idee eines Landhauses in moderner Interpretation.

Südwestliche Stirnseite mit Terrasse © Stijn Bollaert

[Umrisse]

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Dachaufsicht © Monadnock

Grundriss 1. Obergeschoß © Monadnock

Lageplan © Monadnock

Grundriss Erdgeschoß © Monadnock

Querschnitt © Monadnock

Längsschnitt © Monadnock

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Foyer mit Informationsschalter © Stijn Bollaert

Blick entlang dem Restaurantbereich © Stijn Bollaert

Motive und Zitate Vom Parkplatz aus sind die markante Silhouette des Doppeldaches und die lange geschwungene und mit einer »gefalteten« Glasfassade versehene südöstliche Front sofort erkennbar, die das Gebäudeinnere in helles Licht taucht und überwältigende Ausblicke ermöglicht. Expressiv hervortretende Gauben akzentuieren die Dachlandschaft des insgesamt 3.300 m2 großen Bauwerks. Durch sie und die bewusst niedrig angesetzte Traufhöhe wirkt das Gesamtvolumen nicht übermächtig. Hier befindet sich der Eingangsbereich, der in den entlang der Glaswand gelagerten zentralen Raum führt: ein großes »Wohnzimmer« mit einer stilvoll in die Wand eingelassenen Treppe in der Mitte. Unter einem imposanten Tonnengewölbe findet sich der Informationsschalter mit dem Shop zur einen und dem Restaurant mit einem großen Kamin zu anderen Seite. Neun Kronleuchter erleuchten den Raum und projizieren dabei ein Licht-SchattenMuster an die Decke. Die Lichtinstallation basiert auf einem Algorithmus, der den Einfall von Sonnenstrahlen im Wald nachempfindet, wodurch bewegte Schattenbilder entstehen, die das Gefühl erwecken, unter einem dichten Laubdach zu sitzen und so die umgebende Natur in das Gebäude »hineinziehen«. Die geschwungene Rückwand ist fast durchgängig mit Holzpaneelen verkleidet.

Der nördlich zum Wald hin gelagerte zweigeschossige rückwärtige Gebäudeteil zeigt eine geschlossenere Fassade. Dort finden sich im Erdgeschoß die Restaurantküche, Lagerräume, Umkleiden, Büros, ein kleiner zusätzlicher Restaurantbereich sowie die Besuchertoiletten. Das Obergeschoß weist vier Konferenzräume samt großem Foyer sowie zugehörigen Nebenbereichen auf und wird von einem fast umlaufenden Balkon eingefasst, der Ausblicke direkt auf den angrenzenden Wald erlaubt. Das nicht unterkellerte Gebäude auf einem Betonfundament besteht aus einer leichten Stahlrahmenkonstruktion, die komplett – mehrheitlich mit Holzelementen und in Teilen mit Ziegeln – verkleidet ist. Durchgängiges Element der Verkleidung sind lamellenartig vorgestellte Elemente, die auch als Sonnenschutz dienen, im Bereich der Ziegel jedoch dekorative Funktion haben.

Fassade mit »gefalteten« Nischen © Stijn Bollaert

Kamin mit Delfter Fliesen als Reminiszenz © Stijn Bollaert

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Mischkonstruktion in Holz- und Ziegelbauweise © Stijn Bollaert

Innenräume und Außenleben

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Was sich beim Besuch des Gebäudes so scheinbar selbstverständlich zusammenfügt und erschließt, ist der intensiven Zusammenarbeit vieler Gestalter zu verdanken. Neben den beiden für den Entwurf verantwortlich zeichnenden Büros waren Innenarchitekten, Möbeldesigner und Landschaftsarchitekten für die Erscheinung des Bauwerks verantwortlich und zahlreiche Fachplaner im Hintergrund tätig.

So ist der flexibel teilbare Parkpavillon mit Sonnenkollektoren sowie einem Wärme- und Kühlspeicher ausgestattet, und die scheinbar natürlich auf das Gebäude zuwachsende Umgebung wurde sorgfältig von Landschaftsplanern komponiert. Der Pavillon scheint sich in ruhiger Eigenwilligkeit wie eine Wanderdüne gelassen in die Landschaft gesetzt zu haben.

Sowohl in seiner Materialität als auch Farb- und Formgebung greift er die Elemente der umgebenden Heidesandlandschaft auf und fügt sich in diese als eine eigenständig mehrdeutig amorphe Gestalt ein.

Treppenaufgang ins Obergeschoß © Stijn Bollaert

Stirnseite Saal im Obergeschoß © Stijn Bollaert

Fenster gegen Südwesten im Obergeschoß © Stijn Bollaert

[Umrisse]


»Landhaus« in der Dämmerung © Stijn Bollaert

Zugleich zitiert er Formen des alten Jagdhauses: im Inneren sehr eindeutig mit dem großen grünen Kachelofen des Restaurantbereichs, dessen Pendant in identisch ungewöhnlicher Farbe sich im Arbeitszimmer des Jagdhauses Sint Hubertus findet, im Äußeren eher beiläufig durch die Wahl der Ziegel als Baustoff sowie durch die Aufnahme des Kreissegments als hier wie dort entwurfsbestimmendem Element.

Einzig von einem Zitat des Van-der-VeldeBaus oder einer Interpretation desselben nahmen die Architekten Abstand. Die feierliche Eröffnung erfolgte in Anwesenheit des niederländischen Königs am 21. Juni 2019. Stefan Teufel Fachjournalist, München

[Umrisse]

Bauherr Stiftung Het Nationale Park De Hoge Veluwe, Hoenderloo, Niederlande

Landschaftsgestaltung H+N+S Landschapsarchitecten, Amersfoort, Niederlande

Entwurf Architektenkombination Monadnock/ De Zwarte Hond, Rotterdam, Niederlande

Lichtinstallation Decke BeersNielsen lichtontwerpers, Rotterdam, Niederlande

Tragwerksplanung und Brandschutz Antea Group, Heerenveen, Niederlande

Inneneinrichtung Monadnock/De Zwarte Hond, Rotterdam, Niederlande, mit Vos Interieur, Groningen, Niederlande

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Ansicht vom gegenüberliegenden Badesteg des Flussbadbereichs © Simon Menges

Stadt – Fluss – Tanzhaus Zentrum für zeitgenössische Choreographie und Performance in Zürich

Brand und Wettbewerb Seit dem Spätsommer des letzten Jahres säumt ein eigenwilliges Bauwerk das Ufer der Limmat im Zürcher Stadtteil Wipkingen. Auf den ersten flüchtigen Blick könnte man es, je nach Perspektive, für eine Verkehrsinfrastrukturanlage oder eine massiv ausgelegte Uferbefestigung halten. Von einem höheren Betrachtungswinkel aus erinnert es ein wenig an die Terrassen einer barocken Gartenanlage. Im weitesten Sinn ist es ein wenig von allem – hauptsächlich und zuallererst handelt es sich jedoch um einen Kulturbau, nämlich um das unter dem Namen Tanzhaus bekannte Zentrum für zeitgenössische Choreographie und Performance, die einzige Produktionsstätte für zeitgenössischen Tanz in der Deutschschweiz.

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Das hatte seit seiner Gründung 1996 an ebendieser Stelle in der Wasserwerkstrasse 127a in der ehemaligen Maschinenhalle einer Seidenweberei seine Heimstatt. Das im städtischen Besitz befindliche Ursprungsgebäude aus dem Jahr 1812 war um 1945 zum Sitz der Schweizerischen Textilfachschule (STF) ausgebaut und in den Folgejahren unter Erhalt seines äußeren Erscheinungsbilds an deren sich wandelnde Bedürfnisse angepasst worden. Ab Mitte der 1990er Jahre teilten sich die STF und das Tanzhaus die Räumlichkeiten. In einem angrenzenden Gebäudeteil der ehemaligen Textilfabrik entstanden zusätzliche Tanzstudios und Übungsräume. Vermieter blieb die Stadt Zürich, die das Tanzhaus auch finanziell unterstützt.

Im Herbst 2012 wurde das Gebäude durch einen Schwelbrand fast bis auf die Grundmauern zerstört. Gemäß dem im Planungsund Baurecht (PBG) des Kantons Zürich festgelegten Brandstattrecht kann in einem solchen Fall an gleicher Stelle ein Ersatzbau errichtet werden, der dem zerstörten Gebäude hinsichtlich Art, Umfang und Lage zu entsprechen hat, wenn hierzu innerhalb von drei Jahren ein Bauantrag eingereicht wird. Um im Rahmen dieser Frist zu bleiben, führte die Liegenschaftsverwaltung der Stadt von daher bereits 2014 einen anonymen, einstufigen Projektwettbewerb im selektiven Verfahren durch, bei dem insgesamt sechs Büros aufgefordert waren, Entwürfe einzureichen.

[Umrisse]


Ansicht entlang der Limmat © Simon Menges

Die Aufgabenstellung forderte, einen Neubau mit Bühnen, Studios, Foyer, Aufenthalts- und Garderobenräume zu entwerfen, der zusätzlich im Inneren und im Außenraum Angebote für einen Publikumsverkehr bieten und sich in die mehrheitlich zweibis dreigeschossige, teilweise denkmalgeschützte Umgebungsbebauung einfügen sollte. Zusätzlich waren Wege durch das Gelände, eine Öffnung zum Flussraum hin und eine frei zugängliche Terrasse auf einem Teil der Dachfläche zu schaffen.

drei Ebenen angelegte Freifläche, die durch Treppenanlagen zu beiden Seiten des Bauwerks erschlossen ist und das umgebene Quartier von der Wasserwerkstrasse über das Tanzhaus mit dem Fluss verbindet. An diesem liegt der Haupteingang und zu ihm hin wendet sich das Ge-

bäude mit seiner einzigen ebenso expressiven wie beiläufigen Fassade; expressiv durch die überstreckten bodentiefen trapezförmigen Fenster- und Türöffnungen und beiläufig durch deren regelmäßige Anordnung in der durchlaufenden Sichtbetonfassade.

Dynamische Trapeze Wie zwei weitere Wettbewerbsteilnehmer auch, verzichteten Barozzi Veiga darauf, die komplette Tiefe des Baufeldes zu nutzen und blieben zum Fluss hin hinter der Baukante zurück, um eine entlang dem Ufer verlaufende, zwar viel frequentierte, aber ehemals unattraktiv dunkle Fußgängerverbindung, den Kloster-Fahr-Weg, zu einer Promenade aufzuweiten. Eine Besonderheit ihres Entwurfs war, dass sie die zweigeschossige Anlage als in den Hang rückgestuftes Raumvolumen anlegten, wodurch sich zum Limmat hin ein größerer Freiraum öffnet und der Fluss sowie die umgebende Landschaft erlebbar werden. Eine weitere damit verbundene Besonderheit stellt die Wegführung durch das »Gebäude-Gelände« dar. Durch die Staffelung der beiden Geschosse entstand unter Einbezug der Dachterrasse eine auf Hauptfassade mit verbreiterter Fußgängerpromenade © Simon Menges

[Umrisse]

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Lageplan © Barozzi Veiga Terrassierter Gebäudekörper mit Bestandsbau © Simon Menges

Grundriss Hanggeschoß © Barozzi Veiga

Grundriss Obergeschoß © Barozzi Veiga

Querschnitte © Barozzi Veiga

Längsschnitt © Barozzi Veiga

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[Umrisse]


Neu- und Bestandsbau mit verbindender Außenanlage © Simon Menges

Bei ihrer Gestaltung ließen sich die Architekten nach eigenen Angaben von der teilweise stark industriell geprägten direkten Umgebung entlang dem Fluss sowie dem Tragwerk der stählernen Überführungen und der nahegelegenen Brücke über die Limmat inspirieren. In Anlehnung an Stützmauern transformierten sie deren orthogonale Anordnung in eine trapezoide Form

Vorgelagerte Wegeterrasse im Obergeschoß © Simon Menges

und entwickelten eine durchgängige, in leistungsfähigem Dämmbeton ausgeführte Fassade, die das Gebäude gleichzeitig gegen den Hang zu stützen scheint und ihm seine charakteristische Erscheinung verleiht.   Es sind die Feinheiten, welche seine Wirkung ausmachen, insbesondere die versetzte Anordnung der oberen und unteren

Dreiecksöffnungen, die zwar jeweils eine regelmäßige Reihung aufweisen, jedoch nicht in einem symmetrischen Achsenbezug der Ebenen monoton zueinander angeordnet sind. Durch diese Rhythmisierung – 36 schmalere und niedrigere Bögen in der oberen und 25 höhere und breitere Bögen in der längeren unteren Ebene – erhält die Fassade ihre Dynamik.

Dachterrasse mit Blick auf die Stadt © Simon Menges

[Umrisse]

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Foyer im Hanggeschoß © Simon Menges

Verwaltungsbereich im oberen Geschoß © Simon Menges

Ein städtischer Sockel Die Textilfachschule ist nicht, wie während des Wettbewerbs noch vorgesehen, wieder eingezogen; sie hatte sich zwischenzeitlich neue Räumlichkeiten gesucht. Dem Tanzhaus steht von daher das komplette Gebäude zur Verfügung. Dafür musste es einige Räumlichkeiten aufgeben. Lediglich eine Bühne im angrenzenden Gebäudeteil wird weiterhin genutzt. Der Altbau ist über eine Außentreppe und einen bis ins Erdgeschoß führenden Aufzug mit dem Neubau verbunden. Letzterer scheint, von der Flussseite aus betrachtet, eine Art Sockel für das denkmalgeschützte Gebäudeensemble an der Wasserwerkstrasse zu bilden.

Großer zweigeschossiger Saal zur Flussseite hin gesehen © Simon Menges

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Indem sie große Teile der Verkehrsfläche in den terrassierten Außenbereich verlegten, konnten die Architekten die Erschließung im Inneren minimieren. Das Raumprogramm ist entsprechend den zwei Ebenen organisiert. Die obere Ebene beherbergt die Verwaltung und notwendige Backstage-Räume, die öffentlichen Nutzungen liegen im Hanggeschoß. Hinter dessen großflächigen Öffnungen erstreckt sich das die gesamte Länge der Fassade einnehmende schmale Foyer, in dem sich als Treffpunkt für und mit den Künstlern auch eine öffentliche Cafébar befindet, die im Sommer einen Teil des verbreiterten Fußwegs als zusätzliche Servicefläche nutzt.

Dadurch wird nicht nur dessen Aufenthaltsqualität maßgeblich gesteigert, sondern auch einer Schwellenangst interessierter Passanten entgegengewirkt. Der Eingang befindet sich – eher beiläufig zurückgesetzt – in einer Ebene mit den Fenstern in einer Trapezöffnung. Er ist lediglich an der massiven Edelstahltür erkennbar. Hinter dem Foyerbereich liegen drei große Studio- und Übungsräume und eine zweigeschossige multifunktionale Halle, die mit einer großen mobilen Zuschauerbühne ausgestattet ist und über die obere Reihe der Trapezfenster belichtet wird. Die Studios werden über tiefe in die Dachterrasse eingelassene Lichtschächte mit Tageslicht versorgt.

Hauptsaal mit eingestellter mobiler Tribüne © Simon Menges

[Umrisse]


Bauherr Immobilien Stadt Zürich (IMMO), vertreten durch Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Schweiz Entwurf Barozzi Veiga, Barcelona, Spanien Tragwerksplanung Pöyry Schweiz AG, Zürich, Schweiz TGA hps energieconsulting AG, Küsnacht, Schweiz, Walter Salm, Meier & Partner AG, Zürich, Schweiz, Gerber + Partner Haustechnik GmbH, Volketswil, Schweiz Über Lichtschacht beleuchteter Studio- und Übungssaal im Hanggeschoß © Simon Menges

Bauphysik und Energieberatung EK Energiekonzepte AG, Zürich, Schweiz Fassadentechnik (Fenster) GKP Fassadenplanung AG, Aadorf, Schweiz Medien- und Bühnentechnik Tokyoblue GmbH, Zürich, Schweiz

Den Sonnenschutz der großflächigen Öffnungen überließen die Architekten der Natur. In die Trapeze eingespannte Drähte dienen als Rankgerüste für verschiedene Kletter- und Staudenpflanzen, deren dichtes Blätterwerk im Sommer die Sonnenstrahlen filtert. Im Herbst und Winter mit niedrigem Sonnenstand und ohne abschirmendes Blattwerk kann das Licht bis tief in das Gebäude fallen und so zu dessen Erwärmung beitragen. Als vertikales Gartenelement ergänzt die Begrünung die bepflanzte Dachterrasse. Ob und wie sich dieses System langfristig bewährt, werden die nächsten Jahre zeigen. Das Tanzhaus ist nach dem 2016 eröffneten Bündner Kunstmuseum in Chur und dem kürzlich fertiggestellten Musée Cantonal des Beaux-Arts in Lausanne bereits der dritte aufsehenerregende Bau, den das spanische Büro in kurzer Zeit in der Schweiz realisieren konnte.

Fachplanung Akustik Rocket Science GmbH, Zürich, Schweiz Landschaftsplanung Müller Illien Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich, Schweiz

Stefan Teufel Fachjournalist, München

Interne Treppe zwischen den Geschossen © Simon Menges

[Umrisse]

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Feuerwehr- und Gemeindehaus im Hang © Oliver Jaist

»Feuerhaus« im Hang Feuerwehrhaus mit Gemeindesaal in Mühlbach im Ahrntal

Im Hang des Ahrntals Der kleine Weiler Mühlbach liegt auf 1.500 m über dem Meeresspiegel an einem steilen Berghang 700 Höhenmeter über dem Talboden des Tauferer Ahrntals. Mit seinen knapp 140 Einwohnern gehört Mühlbach zur Gemeinde Gais. Kirche samt Friedhof, ein Gasthaus und wenige angrenzende Gebäude bilden einen kleinen Dorfkern, um den herum weitläufig verstreut weitere Gebäude liegen. Die Kulturlandschaft ist geprägt von den Bergbauernhöfen mit Milchwirtschaft, und es gibt ein bescheidenes Angebot für den Tourismus. Trotz der abgeschiedenen Lage ist in Mühlbach so gut wie keine Abwanderung zu verzeichnen. Im Gegenteil, viele junge von hier gebürtige Leute haben in den letzten Jahren im und um das Dorf neue Wohnhäuser errichtet und pendeln jeden Tag zur Arbeit in die Umgebung.

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Die dorfeigene Grundschule wurde allerdings vor über zehn Jahren aufgegeben, und im Pfarrgebäude wohnt schon lange kein Pfarrer mehr. Und mit Ausnahme einer kleinen Friedhofserweiterung gab es in den letzten Jahrzehnten auch keine öffentlichen Bauvorhaben mehr. Umso erfreulicher war es deshalb, dass die zuständige Gemeinde Gais 2012 für die vergleichsweise kleine Bauaufgabe eines Feuerwehrhauses einen geladenen Planungswettbewerb ausschrieb.

[Umrisse]


Der Weiler Mühlbach © Oliver Jaist

Die Aufgabe Hierfür sollte ein in den 1970er Jahren direkt entlang der Gemeindestraße am Ortsausgang mehr schlecht als recht errichtetes Feuerwehrgebäude rückgebaut und an gleicher Stelle durch einen modernen Anforderungen entsprechenden Neubau ersetzt werden. An das steile inmitten von Wiesen und Feldern gelegene 923,00 m² große Grundstück grenzt zum Dorf hin ein kleines Wohnhaus aus den 1960er Jahren an. Die Notwendigkeit eines neuen Feuerwehrgebäudes stand außer Frage, da in einem Notfall die Einsatzfahrzeuge für die Anfahrt vom Tal zu viel Zeit benötigen. Zudem hat die Feuerwehr mit ihren 35 Freiwilligen eine wichtige soziale Funktion im Dorfgefüge, da es in Mühlbach aufgrund der Topographie anders als in vielen weiteren kleinen Orten keine Sportvereine gibt. Die Auslobung des Wettbewerbes beschränkte sich im Wesentlichen auf technische Vorgaben und zeichnete so das Bild eines Zweckbaus vor. Eine Bezugnahme auf den landschaftlichen Kontext und auf die gebaute Umgebung oder eine erweiterte Nutzung des Gebäudes für die Dorfgemeinschaft kamen darin nicht vor.

[Umrisse]

Allerdings zeugte allein die Durchführung des geladenen Planungswettbewerbes mit acht Büros aus der näheren Umgebung von einer klaren Haltung des Auftraggebers für diese sensible Bauaufgabe.

Der Entwurf

Die traditionellen Hofstellen der Gegend setzten sich aus zwei Baukörpern zusammen, dem »Feuerhaus« (Wohngebäude) und dem »Futterhaus« (Stall und Scheune). Diese zwei Baukörper sind in ihren Proportionen sehr ähnlich dimensioniert und im Grundriss meist nahezu quadratisch. Sie weisen jeweils ein Satteldach auf, und ihre Firstausrichtung erfolgt orthogonal zum geneigten Gelände. Mit Ausnahme des gemauerten Sockelgeschosses wurden die Volumina von Feuerhaus und Futterhaus in Holz errichtet, die Dacheindeckung erfolgte mit Holzschindeln aus händisch gespaltenem Lärchenholz.

Leider wurden in den letzten Jahrzehnten in den Weilern Mühlbach und Tesselberg zahlreiche dieser Bauernhöfe dem Verfall preisgegeben. Andere wurden häufig mit wenig Rücksicht auf ihre Typologie saniert und dadurch überformt. Und in einigen Fällen sind erhaltene Ensembles durch in ihrem direkten Umfeld falsch platzierte und meist überdimensionierte Ersatzneubauten bis zur Unkenntlichkeit verfremdet worden.

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Lageplan © Stifter + Bachmann

Feuerwehrhaus im Steilhang © Oliver Jaist

Ansicht Süd © Stifter + Bachmann

Ansicht Ost © Stifter + Bachmann

Grundriss Erdgeschoß © Stifter + Bachmann

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Grundriss Obergeschoß © Stifter + Bachmann

[Umrisse]


Der siegreiche Entwurf des Büros Stifter + Bachmann griff diese Typologie auf. Statt einer funktionalen Fahrzeughalle für die Feuerwehr, die wiederum eine Störung im traditionellen dörflichen Gefüge dargestellt hätte, entstand ein Gebäude, das sich als kombiniertes »Feuer-« und »Futterhaus« lesen lässt und in seiner modernen Interpretation dieser Bauformen eine Verknüpfung sowohl mit der Landschaft als auch mit der gebauten Umgebung schafft. Dabei wurde der Hausgedanke ausgeweitet und die Feuerwache über ihr vorgegebenes Raumprogramm hinaus tatsächlich als nutzbares »Haus« für die Dorfgemeinschaft konzipiert. Im Wettbewerb waren ein Schulungs- und Vereinsraum für die Feuerwehr sowie im Außenbereich des Steilgrundstücks Platz für Veranstaltungen mit bis zu 150 Personen gefordert worden. Da Mühlbach über keinen Gemeindesaal verfügt, schlugen die Architekten ein zweigeschossiges Gebäude vor, das statt eines klein dimensionierten Schulungsraums über ein Obergeschoß mit einem deutlich größeren Mehrzwecksaal für das ganze Dorf verfügt.

Ansicht der Fassade von Südwest © Oliver Jaist

Die verbleibende Grundfläche des Obergeschosses wiesen sie als erhöhten und somit geschützten Außenbereich aus. Aus diesem Ansatz heraus entwickelten sie ein zweigeschossiges, zum Dorf hin

sehr präsentes Gebäude, das mit seinem Satteldach, den holzverschalten Fassaden und der Holzeindeckung der Dachflächen in der Tradition der regionalen Hofstellen steht.

Terrassenbereich im Obergeschoß © Oliver Jaist

[Umrisse]

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Mehrzwecksaal im Obergeschoß © Oliver Jaist

»Weiterbauen« Der im Grundriss in der Mittelachse »geknickte« Baukörper mit einem Raumvolumen von insgesamt 2.720,00 m³ schafft durch seine zurückgenommenen Gebäudekanten einerseits einen sicheren und übersichtlichen Vorbereich entlang der vorbeiführenden Straße und gliedert andererseits die lange Fassade in zwei Segmente. Die Toranlage der Fahrzeug- und Gerätehalle im Erdgeschoß tritt bewusst hinter dem witterungsgeschützten Einschnitt

zurück. Die Fenster hingegen sind als große vor die Fassade gesetzte »Kästen« ausgebildet. Die Gesamtnutzfläche von 540,00 m² teilt sich auf in ein 330 m2 großes Erdgeschoß mit einer 185 m2 messenden Fahrzeughalle und den angelagerten Räumlichkeiten für die Werkstatt, Stiefelwäsche, die Atemschutzpflege, Umkleiden sowie die Kommandozentrale, den Nachrichtenraum und die Sanitär- und Lagerräume.

Im Obergeschoß bilden der 105 m² große Schulungsraum, ein Foyer und eine Küche eine funktionale Einheit, wobei alle Räumlichkeiten auch flexibel und einzeln genutzt werden können. Für größere Veranstaltungen in der wärmeren Jahreszeit können der Mehrzweckraum, der sich mit einer großen Glasfront zur Außenanlage öffnet, und der 195 m² große Terrassenbereich zusammengeschaltet werden. Die allseitig umschlossene Terrasse wurde zum geschützten halböffentlichen Platz mit Aussichten in die Landschaft und Sichtbezügen zum Dorf hin; ein einladend offener und gleichzeitig von einer eigenen Intimität geprägter Ort. Während des Abrisses und Neubaus musste eine Scheune als Ersatzquartier eingerichtet und die Bauzeit extrem kurz gehalten werden, um schnellstmöglich die volle Einsatzbereitschaft wiederherzustellen. Wie wichtig eine eigene Feuerwehr für Mühlbach ist, zeigte sich, als gerade in dieser Zeit, zwei Brandeinsätze zu bewältigen waren, davon ein Großbrand einer Hofstelle infolge eines Blitzschlages. Mit dem Ende 2018 fertiggestellten neuen Gebäude ist sie nun bestens für weitere Einsätze gerüstet. Der Entwurfsansatz, mit dem Neubau am Dorf »weiterzubauen«, und die Idee der Zusatznutzung für die dörflichen Vereine wurden nicht nur von der Wettbewerbsjury honoriert, sondern haben auch unter den Ortsansässigen viel Zuspruch erfahren. Denn am Ende ist für die Dorfgemeinschaft und die verschiedenen Vereine viel mehr entstanden als »nur« ein Feuerwehrgebäude. Dr. Arch. Angelika Bachmann Dr. Arch. Helmut Stifter Stifter + Bachmann

Bauherr Gemeinde Gais (BZ), Italien Entwurf, Planung und Bauleitung Stifter + Bachmann, Pfalzen (BZ), Italien

Gerahmter Ausblick von der Terrasse in die Landschaft © Oliver Jaist

Tragwerksplanung Planungsbüro Dr. Ing. Stefano Brunetti, Bruneck (BZ), Italien Haustechnik und Sicherheitstechnik Bergmeister GmbH, Vahrn-Neustift (BZ), Italien Akustik Dr. Arch. Christina Niederstätter, Ritten (BZ), Italien

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[Umrisse]


Zugang aus dem Ort © Christian Flatscher

Schwebende Scheune in den Bergen Wohnhaus im oberösterreichischen Oberschlierbach

Auf der Wiese Mitten im Hang zu leben, vom Wohnbereich direkt auf die Wiese laufen zu können und von allen Räumen auf die meist schneebedeckten Alpengipfel zu schauen, dieses Konzept lag dem Entwurf eines Wohnhauses im oberösterreichischen Oberschlierbach zugrunde. Die Streusiedlung mit knapp 500 Einwohnern liegt im Traunviertel am Kamm der östlichen Almtaler und Kirchdorfer Flyschberge, circa 115 km nordöstlich von Salzburg. In rund 800 m Höhe über dem Meeresspiegel hat man von hier aus einen unvergleichlichen Rundblick über das Obere Kremstal und das Alpenvorland.

[Umrisse]

Das 4.000 m2 große, zum Tal sanft abfallende Hanggrundstück oberhalb einer kleineren Gehöftgruppe befand sich im Besitz der Familie des Bauherrn. Hier hatte einst eine kleine Hütte seiner Großmutter gestanden. Als sich die Bauherrschaft, ein junges Lehrerehepaar aus der Umgebung, das zum Zeitpunkt des Hausbaus sein erstes Kind erwartete, dazu entschloss, genau hier ein Wohnhaus in Holz zu bauen, fiel ihre Wahl auf das Berliner Architekturbüro Sigurd Larsen, das sich mit zahlreichen modernen Holzbauten einen Namen gemacht hat. Von ihrer Seite gab es sehr

wenige Vorgaben, was viel Spielraum für gestalterische Kreativität ließ. Lediglich ein paar Wünsche bezüglich der Raumaufteilung galt es zu berücksichtigen. So sollten die insgesamt drei Schlafzimmer eher klein und intim ausfallen, der Wohnbereich hingegen von Großzügigkeit geprägt sein.

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Lageplan © Sigurd Larsen Design & Architecture

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Ansicht von oberhalb © Sigurd Larsen Design & Architecture

Längsschnitt © Sigurd Larsen Design & Architecture

Grundriss Hanggeschoß © Sigurd Larsen Design & Architecture

Grundriss Eingangsgeschoß © Sigurd Larsen Design & Architecture

Ansicht Süd © Sigurd Larsen Design & Architecture

Ansicht Nord © Sigurd Larsen Design & Architecture

[Umrisse]


Haus im Hang © Christian Flatscher

Eine hölzerne Eckbank Im rechten Winkel von der »Hauptstraße« abgesetzt, scheint das Haus auf einem gläsernen Sockelgeschoß, das unter anderem auf einer kleinen Sonnenterrasse des Vorgängerbaus errichtet wurde, über dem Hang zu schweben. Ein entwurfsbestimmendes Element des Hauses war die »Eckbank«. Da, wie der Architekt betont, diese in österreichischen Häusern einen wichtigen Ort, sozusagen den Lebensmittelpunkt bildet, hat er sie – in linear moderner Form – genau dort platziert, wo das Haus auf den grünen abfallenden Berghang trifft; sozusagen als, je nach Sichtweise, Angel- oder Ankerpunkt des Hauses. Inwieweit eine solche romantisierende Sichtweise generell heutigen Gegebenheiten entspricht, mag dahingestellt sein, für den alpinen Raum jedoch ist sie durchaus nachvollziehbar und im Kontext des Entwurfs sehr schlüssig. Gemeinsam mit der offenen Holztreppe bildet sie das Zentrum, um das herum die eindrucksvolle Landschaft in Szene gesetzt ist.

[Umrisse]

Staffelung von Terrasse, Hang- und Eingangsgeschoß im Berg © Christian Flatscher

Das 2019 fertiggestellte lange schmale Haus wurde aus werksseitig vorgefertigten Pfosten-Riegel-Wandteilen errichtet und die Geschoßdecke als massives Brettsperrholzelement ausgeführt. Es weist mit Ausnahme der Nordfassade durchgängig geschoßhohe Fenster auf. Außen ist es mit einer Lärchenholzfassade verkleidet, die eine anthrazitfarbene Imprägnierung erfuhr. Die Wände und Einbauten im Inneren sind in Kiefernholz gehalten.

Architekt Larsen, der dänische Wurzeln hat, ließ es sich nicht nehmen, in Tradition vieler skandinavischer Architekten auch das Innere, insbesondere Teile der Möbelelemente, zu entwerfen. Holz als Material bot sich im Vergleich zu Beton nicht nur aus Gewichtsgründen an. Gerade der Innenausbau profitierte davon, dass die Zimmerleute und Tischler der Umgebung auf teilweise jahrhundertealte Erfahrungen im Umgang mit Holz zurückgreifen können.

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Flurbereich Eingangsgeschoß © Christian Flatscher

»Wiese« und »Hütten« Die insgesamt 180 m2 Wohnfläche verteilen sich auf zwei Ebenen. Dieser vorgelagert ist straßenseitig ein Garagen- und Lagerbereich, der durch die umlaufende Fassade optisch in das Bauwerk integriert ist.

Schlafzimmer mit Blick in die Landschaft ... © Christian Flatscher

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Der von der Straße zurückgesetzt gelegene geschützte Haupteingang befindet sich im Durchgang zwischen dem Garagentrakt und dem Wohnbereich auf der oberen Ebene.

Hier bietet eine Abfolge von kleineren Schlaf- und Arbeitsräumen mit hohen zum Satteldach hin offenen Decken sorgfältig gerahmte Ausblicke in die im Süden gelegene Bergwelt und die hangaufwärts im Norden befindlichen Kiefernwälder. Im Gegensatz zu dem im gläsernen Untergeschoß »mitten auf der Wiese« gelegenen Wohn- und Essbereich sollen die darüber liegenden bzw. schwebenden Schlaf- und Arbeitszimmer das Gefühl von kleinen als Rückzugsorte ausgebildeten Hütten im Berg vermitteln: Privatheit oben, öffentliches Leben unten. Dieser Aufteilung entspricht auch die fließende Grundrissgestaltung auf der unteren Ebene. Hier finden sich nur wenige frei stehende Wände, die das Geschoß zonieren, dabei als Auflager für die darüber auskragende Ebene dienen und zusätzlich als Möbelelemente ausgebildet sind.

... und Einbauten © Christian Flatscher

[Umrisse]


Zentralbereich mit Eckbank und Treppe im Hanggeschoß © Christian Flatscher

Wohnbereich © Christian Flatscher

Küchenzone mit Einbauten © Christian Flatscher

Blick entlang der Fassade © Christian Flatscher

[Umrisse]

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Hanggeschoß mit Durchblicken und verspiegelten Glaselementen © Christian Flatscher

Die transparente Fassade des unteren Geschosses besteht im Terrassenbereich sowie entlang der nördlichen Seite mehrheitlich aus verspiegeltem Glas, worin die angrenzenden Bäume und die Wiese reflektiert werden, so dass von außen je nach Betrachtungswinkel der Eindruck

Spiegelung in der Fassade © Christian Flatscher

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entsteht, die Landschaft fließe unter dem auskragenden Obergeschoß hindurch. In diesem Geschoß mit seinen großflächigen Fenster- und Türöffnungen wurde gegen Norden und Süden jeweils auf vorgelagerte Terrassen verzichtet. Dadurch reichen die Almwiesen bis fast an die Fassade

heran, und man kann mit nur einem Schritt direkt ins Grüne treten. Lediglich am südöstlichen Hausende befindet sich, aufgelagert auf erhaltenen Fundamenten des Vorgängerbaus, eine kleinere Terrasse.

Zugang zur Wiese © Christian Flatscher

[Umrisse]


Konstruktion und Realisierung Die größte Herausforderung des Projektes war seine Realisierung. So galt es, die Baumaschinen für die Erschließung und die Fundamente sowie wenig später die einzelnen Wandmodule und Brettsperrholzelemente auf 800 m Höhe zu bringen. Dabei hatten die Tieflader jeweils eine kleine unterhalb liegende Ortschaft zu passieren, in der es eine sehr scharfe Kurve gab. Insbesondere bei der Anlieferung der Holzelemente gab es dabei einige prekäre Momente.

Der Garagen- und Eingangsbereich lagern auf eigenen Fundamenten im oberen Hangbereich. Für das Untergeschoß wurde das bestehende Fundament erweitert und verstärkt. Die Last des auskragenden Teils des Obergeschosses wird über die als Scheiben ausgebildeten zwei frei stehenden Holzwände des Untergeschosses abgetragen. So ist ein Wohnhaus entstanden, das auf den ersten Blick in seiner Anmutung an ein regionales Wirtschaftsgebäude erinnert und auf den zweiten seine Raffinessen offenbart. Stefan Teufel Fachjournalist, München

Bauherr privat Entwurf Sigurd Larsen Design & Architecture, Berlin Tragwerksplanung Holzbau Hurth GmbH & Co KG, Schlierbach, Österreich

Eingangsbereich mit Aussicht in die Bergwelt © Christian Flatscher

[Umrisse]

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Ansicht von Westen auf Eingangsbereich mit gestaltetem Vorplatz und Kunstwerk von Afra Dopfer © Oliver Betz

Pfeilspitze als Erlebnisraum Haus für Kinder in München

Hoher Bedarf im Norden Der Bedarf an Kindertageseinrichtungen ist in München – wie in den meisten deutschen Großstädten – nach wie vor hoch. In Feldmoching, dem nördlichsten und in Bezug auf seine Fläche größten Stadtteil der Landeshauptstadt, stehen nur für 35 % der Kinder unter einem Jahr Plätze zur Verfügung. Bei den Ein- bis Dreijährigen sind es gerade einmal 49 %, und auch das Angebot an Kindergartenplätzen deckt nur 83 % des Bedarfs ab. Um hier zumindest in Teilen Abhilfe zu schaffen, entschied sich das Baureferat der Stadt, auf einem in städtischem Besitz befindlichen, aufgrund von vorhandenen Infrastrukturen jedoch schwierig bebaubaren Grundstück ein »Kinderhaus« mit zwei Krippen- und zwei Kindergarteneinheiten bauen zu lassen.

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Der Planungsauftrag an das Münchner Büro Betz Architekten erfolgte in Direktvergabe. Das 1957 von Walther und Bea Betz gegründete Büro wird seit 20 Jahren von Oliver Betz geleitet. International bekannt wurde es 1981 mit dem spektakulären Bau des seit 2006 denkmalgeschützten HypoHochhauses in München. Heute zählen Schulbauten und Kindertagesstätten mit zu den Schwerpunkten der Büros. Ziel bei diesen ist es immer, anspruchsvolle Gebäude zu planen, die Kindern neue innen- und außenräumliche Erlebnisse ermöglichen und ihnen, aber auch dem betreuenden Personal damit neue Perspektiven als die von Haus aus gewohnten bieten.

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»Pfeilspitze« mit Eingang © Oliver Betz

Pfeilspitze oder Tortenstück Hierfür bot das Grundstück in der Dülferstraße reichlich Anlass, aber auch Herausforderungen. Im direkten Umfeld einer klassischen Wohnblockbebauung aus den 1950er Jahren eingebettet, bestand eine Herausforderung des Neubaus darin, einen Akzent gegenüber der umgebenden Bebauung zu setzen, ein erlebnisreiches Gebäude von hohem Identifikationswert zu schaffen, von dem Kinder mit Stolz sagen: »Das ist unser Kindergarten!« Eine weitere lag darin, den auf dem Areal vorhandenen schützenswerten Baumbestand zu erhalten, darunter zwei große Kiefern und eine Robinie.

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Die größte aber stellten im Boden quer versetzt durch das leicht unregelmäßige Grundstück verlaufende und nicht veränderbare Kanal- und Wasserleitungen dar, die lediglich in einem sehr eingeschränkten Bereich eine Überbauung zuließen. Diese »Beschränkung« wurde zum entwurfsbestimmenden Element. Indem der Baukörper den Querverlauf aufgreift, entstand ein in seiner Grundrissfläche spitzwinkliges Dreieck. Der schlankste Winkel des Dreiecks ist südlich auf die Dülferstraße hin ausgerichtet. Von der Straße aus gesehen wirkt das Gebäude auf den Betrachter von daher je nach seiner Vorstellungswelt wie ein überdimensionales Tortenstück – oder auch als Pfeilspitze.

Durch die markante, geometrisch klare Form und spannungsvolle Positionierung auf dem Grundstück erhält es zum einen einen eindeutigen Wiedererkennungswert und kann sich damit in seinem Umfeld behaupten. Zum anderen ergeben sich durch die außergewöhnliche Form Innenräume, die anregende Raumerlebnisse ermöglichen.

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Grundriss Erdgeschoß © Betz Architekten Planungsgesellschaft mbH

Grundriss 1. Obergeschoß © Betz Architekten Planungsgesellschaft mbH

Grundriss 2. Obergeschoß © Betz Architekten Planungsgesellschaft mbH

Schnitt © Betz Architekten Planungsgesellschaft mbH

Drei Geschosse, drei Raumspangen Treppenhalle © Oliver Betz

Treppe im 2. Obergeschoß mit Lichtauge © Oliver Betz

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Obwohl für sogenannte Kitas in der Regel zweigeschossige Bauten üblich sind, werden sie in München aufgrund der Grundstücksknappheit bereits seit längerem auch dreigeschossig ausgeführt. In Anbetracht des Grundstücks und seiner Möglichkeiten sowie der Grundrissform war auch in diesem Fall das vorgeschriebene Raumprogramm nur auf drei Geschossen realisierbar. Die Raumaufteilung erfolgte in einer für diese Bauaufgabe relativ klassischen Verteilung: In der westlichen Raumspange sind die Diensträume, in der östlich zum Garten gelegenen die Räume für die Kinder und in der nördlichen der Garderobenbereich untergebracht. Gelagert sind diese drei Spangen um eine innere große Treppenhalle.

Das Gebäude wird auf der westlichen Seite über einen von der Straße abgehenden Fußweg erschlossen. Der langgezogene Eingangsbereich ist durch die darüber auskragenden Obergeschosse geschützt. Im Erdgeschoß befindet sich, direkt am Eingang gelegen, das Leitungszimmer mit einem Sichtfenster auf den Straßenraum. Hier liegt auch der große Mehrzweckraum mit Blick in den Garten auf die beiden Kiefern, der auch für sportliche Aktivitäten genutzt werden kann, da er mit einer Kletterwand ausgestattet ist. Der ebenfalls ebenerdige Küchenbereich ist in der Gebäudespitze untergebracht und wird auch von dort beliefert. Alle Geschosse verfügen über raumhohe Fenster und Türelemente.

[Umrisse]


In den beiden Obergeschossen befinden sich in der Gebäudespitze die Gruppenräume. Die westliche Gebäudespange beherbergt die Personalräume, die östliche zur Gartenseite hin Krippen- und Multifunktionsräume. Da diesen Balkone vorgelagert sind, die als zweiter Fluchtweg dienen, gehen hier bei geöffneten Türen innere und äußere Spielflächen ineinander über. Durch alle Geschosse führt eine asymmetrisch angelegte, offene Treppenhalle mit buntgestaltetem Geländer, die sich zur Hallendecke mit einem großen Oberlicht öffnet. Die Halle ist das eigentliche Zentrum des Gebäudes, da alle Verkehrsflächen von den Kindern als Spiel- und Aufenthaltsraum genutzt werden können. Gesamtansicht von Nordost mit Außenspielbereich © Oliver Betz

Nordansicht mit Blick auf Fluchttreppenhaus © Oliver Betz

Wechselwirkung Holz- und Sichtbetonfassaden © Oliver Betz

Besondere Anforderungen Aufgrund der Gebäudegeometrie und den daraus resultierenden hohen statischen Anforderungen, die in Ziegelbauweise nicht realisierbar gewesen wären, entschieden sich die Architekten für eine Ausführung in Stahlbeton mit Sichtbetonqualität. Für die Fassade wählten sie kindgerecht eine Holzverkleidung aus Lärche, die funktionsbedingt an einigen Stellen durch eine vorgehängte Fassade aus Fer-

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tigteilen in Sichtbetonqualität akzentuiert wird; eine Kombination aus zwei Oberflächen, die im Laufe der Zeit eine natürliche Patina entwickeln und von daher auch langfristig eine harmonische Einheit bilden werden. Eine Herausforderung bestand darin, die im Entwurf angelegte Dynamik und filigrane Erscheinung des Gebäudes auf die Konstruktion insgesamt und auf die Gestal-

tung der auskragenden Betonfertigteile zu übertragen. Dies betraf insbesondere die Fertigteile der Deckenstreifen auf der Westseite sowie die Balkone und das Dach auf der Ostseite. In Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner galt es, die Grenzen des Machbaren sowohl unter konstruktiven als auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten auszuloten.

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Gesamtansicht von Nordosten © Oliver Betz

Um Wärmebrücken zu vermeiden, entwickelte das Ingenieurbüro hierfür insgesamt 80 verschiedene tragende Wärmedämmelemente, über die die Lasten der Balkone und der Decken an der Gebäudespitze bis tief in das Gebäude hinein abgeleitet werden. Die größten Teile für Balkone und Dach auf der Ost- und die Deckenstreifen auf der Westseite weisen jeweils Längen von 4 bis 5 m auf. Insgesamt waren für die Errichtung rund 30 verschiedene Einzelformen für die Fertigteile notwendig, von denen nur zwei jeweils dreifach verwendet werden konnten. Die an der Nordseite platzierte äußere Fluchttreppe wurde in Ortbetonbauweise mit Stufenkörpern errichtet. Auch die zum Wohngebiet hin notwendige Schallschutzwand als Abschluss des Außenspielbereichs entstand in Ortbeton in Sichtbetonqualität. Um trotzdem Ausblicke in die Umgebung zu ermöglichen, ist sie an einigen Stellen in kindgerechten Höhen mit ausgesparten »Gucklöchern« versehen. Seit Anfang Februar 2020 bietet das Haus nun Platz für 74 Kinder. Oliver Betz Betz Architekten Planungsgesellschaft mbH, München

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Gebäudespitze mit Schallschutzwand © Oliver Betz

Bauherr Landeshauptstadt München, Baureferat H46, München Planung und Bauleitung Betz Architekten Planungsgesellschaft mbH, München Tragwerksplanung Tischner Pache Ingenieure GmbH, Dachau Gebäudetechnik Ingenieurbüro Eder, München

Elektrotechnik Ingenieurbüro Kasprowski GmbH, Grünwald Brandschutz Betz Architekten Planungsgesellschaft mbH, München Küchenplanung MW Projekt & Design, München Aufzugsplanung AAE Aufzugs-Anlagen-Engineering GmbH, Unterschleißheim

[Umrisse]


Lesen Sie – wann und wo immer Sie wollen! Die [Umrisse] standen und stehen auch online zur Verfügung. Die jeweils aktuelle Ausgabe finden Sie auf unserer Website: www.verlagsgruppewiederspahn.de Ältere Hefte, alle weiteren Zeitschriften und sämtliche Tagungsbände sind unter folgendem Link abrufbar: www.issuu.com Die Lektüre via Smartphone, Tablet oder Laptop ist also jederzeit möglich. Dieses »digitale« Angebot war und bleibt kostenlos. (Sämtliche Texte und Abbildungen sind natürlich urheberrechtlich geschützt.)

VERLAGSGRUPPE W I E D E R Smit MixedMedia P A Konzepts HN

Biebricher Allee 11 b | 65187 Wiesbaden | Tel.: +49/611/98 12 920 | Fax: +49/611/80 12 52 kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de www.verlagsgruppewiederspahn.de | www.mixedmedia-konzepts.de | www.symposium-brueckenbau.de

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»Luft nach unten« BIM-Einsatzmöglichkeiten beim Bau des Hauptquartiers von Markas in Bozen

»Nachwachsender« Bau Am Rande der Bozner Innenstadt entstand mit dem neuen Hauptsitz des international erfolgreichen Dienstleistungsunternehmens Markas nach knapp zwei Jahren Bauzeit Anfang 2019 ein städtebauliches Highlight der besonderen Art. Der zwölfgeschossige Büroturm im Entwicklungsareal der ehemaligen Schlachthofgründe ist fußläufig aus der Innenstadt erreichbar und zeigt mit seinem innovativen Ansatz auch neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Quartiersentwicklung auf. Als eines der höchsten Gebäude der Stadt ist das Hauptquartier für Reisende von der vorbeiführenden Brennerautobahn weithin sichtbar und allein schon seine markante Fassadengestaltung ein Eyecatcher. Aber erst im Näherkommen entdeckt man seine Raffinesse. Die in Bozen seit vielen Jahren verwurzelte Markas GmbH stand vor der Herausforderung, für künftige Mitarbeiter langfristig mehr Platz zu schaffen als am alten Standort verfügbar war. Für den neuen Firmensitz schrieb das Unternehmen einen geladenen Realisierungswettbewerb aus, den ATP architekten ingenieure 2016 mit einem ungewöhnlichen Vorschlag für sich entschieden.

Im strengen Korsett der städtebaulichen Vorschriften und der strikten Vorgaben des Bebauungsplans, der unter anderem eine maximal zulässige Bauhöhe von 40 m vorgab, und unter Einbezug des Bauherrnwunsches nach einer eleganten städte-

baulichen Präsenz überzeugte ihr Entwurf, der das erwartete Wachstum des Unternehmens berücksichtigte und den Bebauungsplan in einem »Top-Down-Ansatz« kreativ interpretierte.

Ansicht mit Vorplatz © ATP/Becker

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Gesamtansicht mit Umgebung © ATP/Becker

Autoren

Unter Ausnutzung der zulässigen Grundfläche von 986 m² und der Bauhöhe entwickelten sie eine V-förmige Fachwerkstruktur aus dunkel eingefärbtem selbstverdichtendem Stahlbeton als vorgestellte Fassade, die in Kombination mit einem zentralen Kernbereich, in dem sich alle Erschließungen und Infrastrukuren befinden, das Tragwerk bildet. Die Hybridstruktur besteht aus Stahlträgern im Kern und einem Stahlbetonmantel. Der hochflüssige Beton wurde dabei von unten in eine hierfür eigens gefertigte Stahlschalung eingebracht. Auf diese Weise konnte auch die hohe Oberflächenqualität erzeugt werden.

Dipl.-Ing. Hans Kotek Gesamtprojektleitung Markas Tower ATP architekten ingenieure, Innsbruck, Österreich

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Untersicht Tragwerk mit »eingehängten« Geschoßdecken und Treppenloch © ATP/Becker

Die Struktur trägt an den Knotenpunkten das gesamte Gebäude und bildet einen »Rahmen«, der über Raum für insgesamt zehn Geschosse verfügt.

Da der mittelfristige Platzbedarf nur fünf Geschosse umfasst, wurden auch nur diese »eingebaut« – allerdings beginnend im sechsten auf einer Höhe von 20 m, was allen Mitarbeitern beeindruckende Ausblicke auf Bozen und die umgebende Landschaft erlaubt. Die darunterliegenden »Luftgeschosse« bilden die Ausbaureserve und bieten derweil Raum für kreative Zwischennutzungen. Im Zuge der Baumaßnahme wurde zeitgleich direkt hinter dem Büroturm ein Erweiterungsbau für den Hoteliers- und Gastwirteverband Südtirol mitrealisiert, der wie auch der Büroturm eine zweigeschossige Tiefgarage aufweist.

Dipl.-Ing. Stefan Köll Gesamtprojektleitung Markas Tower ATP architekten ingenieure, Innsbruck, Österreich

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»Stadt- und Grünraum« Der untere Bereich des energieeffizienten Büroturms wurde bis auf den eingestellten gläsernen Foyerbereich vorerst als offener Stadtraum belassen, unter dem sich die zweigeschossige Tiefgarage befindet. Der großzügige Vorplatz ist durch Wasser- und Grünflächen gegliedert und mit bis zu 8 m hohen Eiben und Rotföhren bewaldet, die durch die Luftgeschosse in das Gebäude hineinragen. Das Wasserbecken setzt einen gestalterischen Akzent und dient mittels abiater Kühlung als Klimaregulator, wodurch der thermische Komfort sowie die Luftqualität im direkten Außenbereich besonders in den heißen Sommermonaten verbessert werden.

In 14 m Höhe befindet sich ein zweigeschossig angelegter »Dachgarten«, der über eine Wendeltreppe direkt mit dem darüberliegenden Kantinen- und Cafeteriabereich verbunden ist. Darüber schlie-

ßen vier Bürogeschosse an. Der offene, intensiv bepflanzte Grünraum ist biologische Klimaanlage und Ruheoase zugleich und hat sich mittlerweile auch für Veranstaltungen und Teammeetings bewährt.

Gartenebene im 4. Geschoß © ATP/Becker

Eingangsbereich mit Foyer und »Stadtlandschaft« © ATP/Becker

Wendeltreppe zwischen den Gartengeschossen © ATP/Becker

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Interne Verbindungstreppe im 9. Geschoß © ATP/Becker

Offene Bürogestaltung im 6. Geschoß © ATP/Becker

Flexible Raumkonzepte Aufgrund des außenliegenden Tragwerks mit innerem Kern sind die Büroflächen im siebten bis zehnten Geschoß stützenfrei und erlauben so eine flexible Raumgestaltung mit Trennwandanschlüssen in jeder Fensterachse. Damit können für die einzelnen Abteilungen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen jeweils passende Raumkonzepte verwirklicht werden. Auf Wunsch des Bauherrn hatten die Architekten die Mitarbeiter aktiv in den Planungsprozess eingebunden, um die Arbeitsplätze und Funktionszonen mit ihren jeweiligen Anforderungen zu definieren, was sich heute in den sehr unterschiedlichen Geschoßgestaltungen zeigt.

Besprechungsraum im 10. Geschoß © ATP/Becker

Beleuchtung

Thermische Behaglichkeit Bereits in der frühen Planungsphase wurde, da die Bozner Außentemperatur zwischen Sommer und Winter um bis zu 50° schwanken kann, dem technischen Gebäudeausbau große Aufmerksamkeit beigemessen, um in diesen Extremen eine annähernd konstante Innentemperatur zu sichern. Neben dem Brandschutz galt es deshalb vornehmlich, auch mögliche Kältebrücken und statische Bewegungen in Betracht zu ziehen. Für die Raumtemperierung entwickelten die Fachplaner von ATP eine spezielle Kombination von zonenweise umschaltbaren Niedertemperatursystemen in Form von Heiz- und Kühldecken mit einer kontrollierten mechanischen Lüftung, die über Bodenauslässe und -konvektoren die konditionierte Luft bedarfsgerecht in die Räume einbringt. Die Außenluft wird im Bereich der intensiv bepflanzten und verschatteten Außenanlagen des Wasserbeckens angesaugt. Unterstützt wird das Raumklima durch einen automatisierten Sonnenschutz.

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Dieser ist in die Verbundfensterfassade integriert, die darüber hinaus in einem einzigen Element alle Anforderungen an einen hohen thermischen und visuellen Komfort, Blendschutz, eine Öffenbarkeit zur leichten Reinigung und Wartung sowie die akustische Trennung jedes Elements zum flexiblen Einbau von Trennwänden in allen Fensterachsen verbindet. In Kombination mit einer Reihe weiterer Maßnahmen erfüllt das Gebäude die Kriterien des internationalen WELL-Zertifikats für Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Über eine Reihe zusätzlicher Energieeffizienzmaßnahmen und den Einsatz einer Wärmepumpe in der Nähe der kompakten Dachtechnikzentrale konnte eine Klimahaus-A-Zertifizierung in Südtirol erreicht werden. Betrieb und Wartung der haustechnischen Anlagen werden, wie nachfolgend ausgeführt, durch CaFM (Computer-aided Facility Management) in Verbindung mit dem digitalen Gebäudezwilling unterstützt.

Das spezielle Fassadenkonzept ermöglicht es, die Innenräume mit Tageslicht zu fluten. Durch die 485 Fenster werden 58 % der Nutzfläche mit einem Tageslichtfaktor von über 2,0 ausgeleuchtet. Neben dem visuellen Komfort erhöht der hohe Anteil natürlichen Tageslichts nachweislich das Wohlbefinden und damit die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter. Für die weniger sonnigen Tage wurde der gesamte Büroturm mit Tunable-White LEDs ausgestattet, deren Lichtfarbe tageszeitabhängig dem natürlichen Lichtrhythmus angepasst wird.

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Ansicht Gesamtareal mit Bahnhof und Altstadt im Hintergrund © ATP/Becker

Lageplan © ATP architekten ingenieure

Grundriss 9. Obergeschoß © ATP architekten ingenieure

Grundriss Erdgeschoß © ATP architekten ingenieure

Grundriss 7. Obergeschoß © ATP architekten ingenieure

Grundriss 6. Obergeschoß © ATP architekten ingenieure Schnittaxonometrie © ATP architekten ingenieure

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Visualisierung Architektur und TGA, ... © ATP architekten ingenieure

... HKLS ... © ATP architekten ingenieure

... sowie HKLS zu Tragwerk © ATP architekten ingenieure

BIM-gestütztes Facility Management Anders als in herkömmlichen Planungsprozessen, in denen zunächst ein Architekt einen Entwurf erstellt, den Tragwerksplaner und Gebäudetechniker in der Folge modifizieren, sitzen bei ATP von Anfang an Experten aller Planungsdisziplinen an einem Tisch, um gemeinsam einen integralen Entwurf im virtuellen Gebäudemodell zu entwickeln. So konnten auch für die Markas GmbH bereits in einem sehr frühen Planungsstadium die besten integralen Lösungen erarbeitet werden. Diese kollaborative Haltung trug bei diesem Projekt in Kombination mit der Bearbeitung in BIM wesentlich dazu bei, dass es zu keinen Informationsverlusten an den Schnittstellen kam. Das Zusammenführen der Expertisen in einem gewerkeübergreifenden digitalen Zwilling erzeugte bereits in der frühen Planung ein tiefes Projektverständnis bei allen Planungsbeteiligten und führte zu einer gesteigerten Effizienz sowie Transparenz von Projektabsprachen. Wie alle Projekte von ATP seit 2012, wurde auch der Neubau des Hauptquartiers durchgehend mit der BIM-Software Revit geplant. Der Planungsaustausch mit den externen Planern gestaltete sich sehr unproblematisch. Der virtuelle Gebäudezwilling lieferte auch dem Bauherrn belastbare Prognosen für Kosten und Zeit

und somit eine tragfähige Grundlage für wirtschaftliche Entscheidungen. Die virtuellen Rundgänge (Live View in Enscape) mit 3-D-VR-Brille waren eine zusätzliche Hilfestellung – sowohl für den Bauherrn als auch für die Mitarbeitenden, die mittels VR-Technologie in den Gestaltungsprozess ihrer künftigen Arbeitsplätze miteinbezogen wurden. Eine weitere Besonderheit bei Markas ist der Einsatz eines CaFM-Modells – das heißt die Nutzung der Software auch nach der Errichtung des Gebäudes für BIMunterstütztes Facility Management. Hier leistet ATP Pionierarbeit. Durch das Hinterlegen sämtlicher Informationen, was wann wo wie mit welchen Kosten verbaut wurde, kann das Modell aus der Programmoberfläche durch automatische Pushbenachrichtigungen auf bevorstehende Wartungsarbeiten aufmerksam machen. Diese automatisierte Form des Gebäudemanagements ist zukunftsweisend und ein großer Effizienzboost. Theoretisch können solche Modelle sehr weit gehen – etwa, wenn jedes wartungsrelevante Teil mit einem Sensor ausgestattet wird und die Informationen für den automatisierten Datenfluss im Modell intelligent hinterlegt werden.

Schon im jetzigen Ausbau mit einer aktuellen Grundfläche von 12.870 m2 bietet das Gebäude Wachstumsreserven und interne Ausbaumöglichkeiten, weshalb eine Erweiterung nach unten derzeit nicht geplant ist. Grundsätzlich könnte die Grundfläche jedoch um fünf zusätzliche Geschosse – und damit um. 5.000 m² BGF – erweitert werden. Für einen solchen Ausbau sind bereits alle Vorkehrungen getroffen. So sind die Dimensionen der Schächte und die gesamte Statik des Gebäudes sowie die Anschlusspunkte in der statischen Struktur für ein zehngeschossiges Gebäude vorausgeplant. Dipl.-Ing. Hans Kotek Dipl.-Ing. Stefan Köll Gesamtprojektleitung Markas Tower, ATP architekten ingenieure

Bauherr Markas GmbH, Bozen, Italien Integrale Planung ATP architekten ingenieure, Innsbruck, Österreich Gesamtprojektleitung Dipl.-Ing. Hans Kotek Dipl.-Ing. Stefan Köll, ATP architekten ingenieure, Innsbruck, Österreich Tragwerksplanung Lokaler Planungspartner vor Ort KTB – Kauer Ingenieure GmbH, Bozen, Italien Lichtplanung Bartenbach GmbH, Aldrans, Österreich

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Brückenbau mit Tradition und Perspektiven 20. Symposium der Verlagsgruppe Wiederspahn in Leipzig

Themen und Akzeptanz Neue Projekte und Verfahren sowie durch Wettbewerbe erzielte Gestaltungsvielfalt standen beim Jubiläumssymposium der Verlagsgruppe Wiederspahn am 11. und 12. Februar 2020 in Leipzig auf der Agenda. Das Who is Who der Brückenbauer, Vertreter von ausführenden Bauunternehmen, Planer, Auftraggeber und Wissenschaftler, tauschte hier Informationen aus – und die mehr als 200 Teilnehmer gewannen dank der sehr instruktiven Vorträge und der Möglichkeit zu intensiven Pausengesprächen viele neue Anregungen. Die Zahlen von ca. 200 Teilnehmern und 22 Referenten zeigten einmal mehr höchst eindrucksvoll, welche Relevanz das Thema Brückenbau hat und wie groß die Akzeptanz der in dieser Form einmaligen Veranstaltung ist.

Eröffnung der Jubiläumsveranstaltung © Christian Modla/Verlagsgruppe Wiederspahn

Großprojekte in Deutschland Den Reigen der Referenten eröffnete Dipl.-Ing. Gregor Gebert, DEGES, mit »Ersatzneubau der Norderelbbrücke in Hamburg. Anlass und Durchführung des Realisierungswettbewerbs«. Informativ und klar gegliedert informierte er über die Randbedingungen mit der Konsequenz, dass die künftige Brücke im Zuge der Bundesautobahn A 1 insgesamt zwölf Fahrspuren zuzüglich Standstreifen zu überführen hat und damit mehr als doppelt so breit sein wird wie der Bestandsquerschnitt. Mit einstimmigem Votum wurde hier, wie er sagte, der erste Preis an die Planungsgemeinschaft aus Leonhardt, Andrä und Partner, Hamburg, und gmp, Berlin, vergeben, den zweiten Preis erhielt die Planungsgemeinschaft aus Ingenieurbüro Grassl, Hamburg, und PPL Architektur und Stadtplanung, Hamburg, deren Konzeption er ebenfalls erläuterte.

Kompliment dem Veranstalter Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn führte souverän und mit gekonnten Einleitungsempfehlungen als Moderator durch die gelungene Veranstaltung. Dabei wurden die Themen von allen Seiten beleuchtet und Bauwerkserläuterungen, die Kriterien des Entwurfs und deren Planungsmodalitäten anhand von Beispielen charakterisiert. Eindrücke über Finanzierung, Charakteristika von Konstruktionen und Montage rundeten die Referate ab. Besonders die klar strukturierte Begleitung für die Teilnehmer ist in dem Zusammenhang beeindruckend – neben der 156 Seiten umfassenden Ausgabe 1/2 • 2020 der Fachzeitschrift »Brückenbau«, die als Tagungsband vorlag und sämtliche Referate in Schriftform beinhaltet. Und: Elisabeth Wiederspahn, eine Institution der Verlagsgruppe Wiederspahn, gab vielen der Teilnehmer persönlich die Hand und demonstrierte einmalig ihre Verbundenheit mit den Teilnehmern. Chapeau!

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Nach diesem gelungenen Aufgalopp folgte mit dem Duo Dipl.-Ing. Bernd Endres, Autobahndirektion Nordbayern, und Dipl.Ing. Tobias Mansperger, Leonhardt, Andrä und Partner, ein weiterer Höhepunkt, nämlich Entwurf und BIM-Planung beim Ersatzneubau der Mainbrücke Mainflingen, wobei Bernd Endres betonte: »Für den Ersatzneubau der Mainbrücke Mainflingen ging aus dem Wettbewerb eine Zügelgurtkonstruktion als Siegerentwurf hervor. Wir sind der Überzeugung, dieser Entwurf wird sowohl den höchsten gestalterischen Ansprüchen als auch allen technischen Herausforderungen der Konstruktion gerecht wird.« Eine Art bayrisches Schmankerl präsentierte danach M.Sc. Jacqueline Donner, Ingenieurbüro Grassl, indem sie in ihrem überzeugenden Vortrag die integrale Bogenfachwerkbrücke über die A 3 am Autobahnkreuz (AK) Fürth-Erlangen als eine Innovation charakterisierte, die als Auftaktbauwerk den sechsstreifigen Ausbau jenes Bundesautobahnabschnittes quasi einleiten soll.

Gratulation durch Uwe Heiland »vor« stets hochinteressierten Teilnehmern © Christian Modla/Verlagsgruppe Wiederspahn

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Gregor Gebert, Uwe Heiland, Peter Curran, Dr. Jörg Ahlgrimm und Rico Stockmann (v.l.n.r.) © Christian Modla/Verlagsgruppe Wiederspahn

Als genauso interessant erwies sich das Referat von Dipl.-Ing. Tilo Behrmann, sbp schlaich bergermann partner, stellte er doch »Eine Brückenfamilie für Riedlingen« vor, die bis dato eine neue Donaukanalquerung für den Straßenverkehr sowie zwei Fußgängerstege umfasst und demnächst um eine weitere Straßenbrücke über die Donau ergänzt werden wird: allesamt moderne, elegante Tragstrukturen, die ihre historische oder natürliche Umgebung bereichern. Große Beachtung erfuhren auch die Ein- und Ausblicke von Dipl.-Ing. Martin Steinkühler, DEGES, das Koppeln von Alt und Neu und damit die Verbreiterung der Hochstraße Elbmarsch im Zuge der A 7 in Hamburg thematisierend. »Insgesamt gesehen, sei«, so Steinkühler, »der Erhaltungszustand des ›Tausendfüßlers‹ mit über 600 Stützen gut, lediglich im Bereich der Fugen werden umfangreichere Instandsetzungen an den Unterbauten und hier vor allem an den Stützenriegeln erforderlich«, um die monolithische Kopplung der Fahrbahnplatten sowie der dafür notwendigen Verlängerung der Querspannglieder des Bestandsbauwerkes realisieren zu können. Anschließend beleuchtete Dr. sc. techn. Peter Kosza, Leonhardt, Andrä und Partner, die Ertüchtigung und teilweise Erneuerung der Mainbrücke Gemünden, deren vorhandene Strompfeiler wiederverwendet werden sollten, weshalb sich für das Flussfeld der Entwurf einer leichten Stahlverbundstruktur, für den Vorlandbereich hingegen der eines Spannbetonquerschnitts als optimale Lösungen anboten.

Fluss Niger zwischen den Städten Asaba und Onitsha in Nigeria wird derzeit eine zweimal dreispurige Autobahnbrücke, die sogenannte Second River Niger Bridge errichtet, und zwar als Kernstück einer geplanten Südumgehung, um die bestehende Flussquerung zu entlasten. Der nächste Referent war laut Programm Peter Curran Bsc, CEng, MICE, MI StructE von Ramboll mit dem »Mumbai Trans Harbor Link«. Diese Autobahnbrücke, auch bekannt als die Sewri-Nhava Sheva Trans Harbor Link, ist 21,80 km lang, verbindet Mumbai mit Navi Mumbai, einer Satellitenstadt, und wird nach ihrer Fertigstellung die längste Seequerung in Indien sein. Dank ihrer Entstehung wird sich die Entfernung zwischen den beiden Städten um ca. 17 km und die entsprechende Fahrzeit um ca. 1 h verringern. Die Projektumsetzung erfolgt in einem Naturschutzgebiet mit 38 ha Mangrovenwäldern und 8,80 ha Wald, so dass im Vorfeld die Anfertigung diverser Studien und Untersuchungen unabdingbar blieb, um eine Bedrohung für geschätzt 20.000– 30.000 kleinere und größere Flamingos zu vermeiden oder wenigstens zu verringern. Ähnlich großen Anklang fanden die Erläuterungen von Dipl.-Ing. Mathias Fabich von PNC Norge, der über Planung und Realisierung der Loftesnes-Brücke in Sogndal, immerhin eines Wahrzeichen im Herzen der norwegischen Fjorde, informierte.

Das mit dem European Steel Bridge Award ausgezeichnete, in Summe 194 m lange Bauwerk war aber lediglich ein Teil des Auftrags, der zudem die Errichtung einer Stützmauer und die Anlage eines Kreisverkehrs, mehrerer Rad- und Gehwege sowie von Rast- und Parkplätzen in unmittelbarer Nähe beinhaltete.

Bahnbrücken im In- und Ausland Mit »Investitionsprogramm Schienenverkehr« der Deutschen Bahn landete Dipl.-Ing. Jens Müller, DB Netz, einen Volltreffer. Das Thema hatte viel Brisanz, denn die Deutsche Bahn hat 2015–2019 das bisher größte Modernisierungsprogramm in ihrer Geschichte verwirklicht und 900 Eisenbahnbrücken erneuert: ein Volumen, das mit der nächsten Leistungsund Finanzierungsvereinbarung (LuFV III) nochmals gesteigert werden wird, stehen für die kommenden zehn Jahre doch ca. 86 Mrd. € zur Verfügung. Sichtlich stolz erklärte Müller, »dass diese Investitionen unter anderem in die Erneuerung von circa 2.000 km/a für Gleise und 2.000 Weichen sowie ca. 7 Mrd. € allein in die Stellwerkstechnik fließen«. Außerdem werde die Erneuerung von 2.000 weiteren Eisenbahnbrücken in Angriff genommen und so die Modernisierung der gesamten Infrastruktur insgesamt vorangetrieben.

Blick über Ländergrenzen Noch vor der Mittagspause wurden die Teilnehmer von Dr.-Ing. Georg Merzenich, Julius Berger International, an den Niger entführt, was die Internationalität des Leipziger Symposiums nachdrücklich veranschaulichte: Über den 1.200 m breiten

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Simultandolmetscher und Veranstaltungstechniker © Christian Modla/Verlagsgruppe Wiederspahn

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Auszeichnung zum Jubiläum Die nächsten zwei Vorträge lenkten den Blick ins benachbarte Ausland: »Eisenbahnbrücken in Österreich. Ein Streifzug durch die letzten Jahre« von Dipl.-Ing. Martin Muncke, ÖBB-Infrastruktur, sowie »Ersatzneubau der Thurbrücke Ulisbach« von Dr.-lng. Robert Wagner, Schweizerische Südostbahn. Martin Muncke rückte zwei besondere Bauwerke in den Mittelpunkt seines Vortrages, nämlich die Donaubrücke Tulln mit einer Gesamtlänge von 441,80 m, bei der eine Erneuerung im Bestand notwendig war, sowie aktuell die 59 m breite Brücke über den Meidlinger Einschnitt, beides Stahlkonstruktionen mit Verbundfahrbahnplatten, wobei er unter anderem die Interaktion von Schiene mit Embedded-Rail-System und Tragwerk nachvollziehbar zu erhellen wusste. Dr.-lng. Robert Wagner widmete sich hingegen einem Ersatzneubau, der eine Spannweite von 46 m hat und 8,20 m breit ist, aber als eigentlich bemerkenswertes Attribut einen Betontrog mit 3,35 m hohen Seitenwänden aufweist. Die gewählte Tragkonstruktion sei von großer Robustheit und werde daher, so seine Einschätzung, mehr als 100 Jahre halten. Von einem besonderen Bauwerk, das Ende 2020 unter Verkehr gehen soll, berichteten Dipl.-Ing. Rico Stockmann, Leonhardt, Andrä und Partner, und Dr.-lng. Jörg Ahlgrimm, Hamburg Port Authority. So wird die neue Bahnbrücke Kattwyk in Hamburg nach ihrer Inbetriebnahme zu den weltgrößten Hubbrücken zählen. Als zweigleisige Querung konzipiert, war hier eine der Hauptherausforderungen, einen hohen Fertigstellungsgrad auf dem Vormontageplatz in Cuxhaven zu erreichen und die Stahlbrückenschwellen mit den zugehörigen Winkeln als Feste Fahrbahn zu montieren. Die »alte« Kattwyckbrücke bleibt im Übrigen erhalten und wird dem Straßenverkehr ohne Einschränkungen durch bahnbedingte Wartezeiten dann wieder langfristig dienen können. Für die passende Abrundung sorgte danach Dipl.-Ing. Uwe Heiland, SEH Engineering, da er unter der Überschrift »Planen und Bauen an der neuen Kattwykbrücke. Exzellent?« die Fertigungsschritte und Montagedetails kompetent vertiefte – und in dem Zusammenhang auch die hervorragende, in jeder Hinsicht zielorientierte Zusammenarbeit zwischen Bauherrn, Ingenieurbüro und Stahlbaufirma nicht zu erwähnen vergaß.

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Mit der Intention, anlässlich der Jubiläumsveranstaltung Lösungen in Erinnerung zu rufen, die Anspruch und Inhalt des Symposiums in besonderer Weise repräsentieren und damit zugleich die Entwicklung des Brückenbaus exemplarisch widerspiegeln, hatte die Verlagsgruppe Wiederspahn eine Jury berufen, die eine Auswahl treffen sollte – unter allen in den vorhergehenden Jahren in Leipzig vorgestellten Bauwerken, und zwar anhand der Veröffentlichungen in den jeweiligen Tagungsbänden. Mit Dipl.-Ing. Volkhard Angelmaier, MR a.D. Prof. Dipl.-Ing. Karl Goj, MR Prof. Dr.-Ing. Gero Marzahn (Vorsitzender), Prof. Dipl.Ing. Jürgen Weidinger und Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn war sie erstklassig besetzt, ihre Begutachtung und Bewertung erfolgten auf Basis der Kriterien Ästhetik, Wirtschaftlichkeit, Erhaltung bzw. Dauerhaftigkeit, Landschafts- bzw. Kontexteinfügung, Innovationsgehalt (zur Entstehungszeit) und Umweltgerechtigkeit bzw. -verträglichkeit, verbunden mit der Untergliederung in acht Kategorien:

AUSZEICHNUNG »20 Jahre Symposium Brückenbau in Leipzig« 11. und 12. Februar 2020 in Leipzig

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Dokumentation zum Jubiläum © Verlagsgruppe Wiederspahn

Auswahlgremium der »Auszeichnung« © Paul Müller/Verlagsgruppe Wiederspahn

Straßenbrücken Deutschland, Straßenbrücken International, Eisenbahnbrücken Deutschland, Eisenbahnbrücken International, Erhaltung und Ertüchtigung, Herstellungstechnologie, Bewegliche Brücken, Sonderbauwerke. Im Ergebnis entschieden sich diese fünf Preisrichter für 21 Bauwerke, deren Bauherren, Entwurfsverfasser, Planer und ausführende Bauunternehmen vor Ort dementsprechend eine Urkunde sowie die Dokumentation »Auszeichnung ›20 Jahre Symposium Brückenbau in Leipzig‹« überreicht bekamen. Solcherart gewürdigt wurden die Talbrücke Wilde Gera, die Waschmühltalbrücke, die Hochmoselbrücke, das Rote Steigle, der Viaduc de Millau, die Taminabrücke, die Forth Replacement Crossing, die Allerbrücke bei Verden, die Kienlesbergbrücke, die Rheinbrücke zwischen Österreich und der Schweiz, die Zweite Hinterrheinbrücke in Reichenau, die Brücke über den Sinibach, die Kochertalbrücke, die Brücke Köln-Mülheim, der Rückbau der Döllbachtalbrücke, der Wertachtalübergang bei Nesselwang, die Chenab-Brücke, die Rethebrücke in Hamburg, die Lower Hatea River Crossing, die Wildbrücke aus Holz im Zuge der B 96n und die Kunststoffbrücke bei Schwerin. Nach einer halbstündigen Pause schloss sich nun der Abendevent an, für den der Veranstalter mit dem historischen Saal im sogenannten Ring Café eine ob seiner Geschichte berühmten Institution Leipzigs und zudem eine hervorragende Location ausgesucht hatte. Bei einem opulenten Büfett und exzellenten Weinen erfreuten sich die Teilnehmer hier an Gesprächen und Diskussion zu Tagesthemen wie dem Brückenbau und dessen besten Beispielen.

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Ertüchtigung und Technologien Den zweiten Symposiumstag eröffnete Dr.-Ing. Hussein Alawieh, Director of Structural Testing Laboratory, mit »Bauteilprüfungen für den Brückenbau«, profunde Einblicke in ein Arbeitsgebiet vermittelnd, das für die angestrebte Nutzbarmachung von neuen Elementen wie für den technischen Fortschritt im Brückenbau unter praxisrelevanten Aspekten von kaum zu unterschätzender Bedeutung ist. Prof. Dr.-Ing. Jürgen Feix, Universität Innsbruck, setzte den Reigen der Referenten mit »Verstärkung von Ingenieurbauwerken unter laufendem Betrieb. Entwicklung und Anwendung eines bauaufsichtlich zugelassenen Verfahrens« dann fort: Um die Defizite an vorhandener Querkraftbewehrung in bestehenden Strukturen auszugleichen, benötige man, so Jürgen Feix, innovative Systeme, wobei er für neuartige Betonschrauben bzw. sogenannte Verbundankerschrauben plädierte, da mit ihnen erhebliche Potentiale an Tragfähigkeit zu aktivieren und sie zudem einfach einzubringen seien. Historisch geprägt war der Vortrag von Dipl.-Ing. (FH) Klement Anwander, Konstruktionsgruppe Bauen, zur Instandsetzung der König-Ludwig-Brücke in Kempten, denn er schilderte zunächst die Bau-, Umbau- und Wiederaufbaugeschichte der bisherigen Illerquerung, um dann die

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Überreichung von Urkunden und Dokumentation © Christian Modla/Verlagsgruppe Wiederspahn

jetzigen Maßnahmen zur Rettung jenes Wahrzeichens der Ingenieurbaukunst und dessen Ertüchtigung als Fußgängerüberweg zu vertiefen. Mit einem zur Gänze anderen Schwerpunkt wartete indessen Ali Kara, Senior Project Engineer, Public Works Authority Qatar, auf, galten seine Betrachtungen doch »Challenges in Design and Build Project

Management in Qatar«, also den Herausforderungen beim heutigen Planen und Bauen am Persischen Golf und insofern einem Thema, das dem Auditorium mannigfaltige Einblicke in außerordentlich spannend anmutende Rand- wie Rahmenbedingungen und die aus ihnen resultierenden Lösungsalternativen zu gewinnen erlaubte.

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Über die gewissermaßen raue Wirklichkeit, beim Autobahnbrückenbau berichteten Dipl.-Ing. Dr. Alois Vorwagner, AIT Austrian Institute of Technology, und Dipl.-Ing. Dr. Michael Kleiser, ASFiNAG Baumanagement, am Beispiel der Hochstraße Inzersdorf, weil vor deren Realisierung die »Auswirkungen von Verkehrsschwingungen auf den erhärtenden Beton« zu untersuchen waren, und zwar mit dem Ziel, auf Grundlage von Untersuchungen und der Entwicklung einer parametrisierten Finite-Elemente-Berechnung inklusive Metamodell eine möglichst exakte Prognose treffen und derart die wirtschaftlichste Herstellungsmethode auswählen zu können. Bei der Zweiten Hinterrheinbrücke in Reichenau, deren Entwurf und dessen Umsetzung bereits 2019 in Leipzig veranschaulicht worden waren, wurden vor der Inbetriebnahme umfangreiche Belastungsversuche zur Verifizierung ihres Tragverhaltens und als Referenz für die Überwachung des Bauwerksverhaltens über die Lebensdauer durchgeführt, wie Dr. sc. ETH Andreas Galmarini, WaltGalmarini, einleitend sagte, um dann deren Anordnung, Ablauf und Resultate samt Perspektiven ebenso kompetent wie detailliert zu erläutern. Mit der Falkensteinbrücke bei Obervellach als Pilotprojekt für die Brückeninspektion 4.0 war das Duo Dipl.-Ing. Peter Furtner, VCE Vienna Consulting Engineers, und Mag. Albrecht Karlusch, Palfinger Structural Inspection, zu einem Vortrag eingeladen worden, das nun begründete, wann und warum der Einsatz von Drohnen sinnvoll ist. Zentraler On-Board-Sensor solcher Drohnen ist eine Systemkamera mit hoher Auflösung, so dass sich auf Basis der aufgenommenen Bilder sowohl ein 3-D-Modell generieren als auch die unterschiedlichsten Schadenstypen erkennen lassen, wie unter anderem Risse, Abplatzungen, Durchfeuchtung und Chloridgehalt. Der »Schwingungsreduktion durch den Einsatz passiver Systeme« widmete sich wiederum Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Christian Bucher, Technische Universität Wien, wobei er sich insbesondere auf die Frage konzentrierte, ob derartige Systeme für Brücken unter Erdbebenbelastung gleichermaßen wirksam sein können, was er mit Verweis auf eine numerische Analyse und die aus ihr abgeleiteten Entwurfsformeln bejahte.

www.maurer.eu

Ausgabe 1/2 . 2020

20. Symposium Brückenbau in Leipzig

www.verlagsgruppewiederspahn.de

Schriftfassungen sämlicher Vorträge © Verlagsgruppe Wiederspahn

Fazit und Ausblick Über den Abbruch des Neckartalübergangs der A 6 referierten anschließend M. Eng. Gunter Schmid und Stefan Scholz, Staatlich geprüfter Bautechniker, beide von Max Wild: Da die Brücke aus vier Bauwerken mit einer Gesamtlänge von 1.326 m bestand und die topographischen Verhältnisse zudem sehr unterschiedlich waren, kamen hier vier verschiedene Abbruchtechniken zur Ausführung, was eine höchst anspruchsvolle Aufgabe war, zumal eine Vollsperrung der Schifffahrt auf dem Neckar an zwei Wochenenden schon sehr frühzeitig beantragt und danach terminlich auch eingehalten werden musste. Mit einem speziellen Vortrag wartete Josef Teupe, Vorstand des Güteschutzverbandes Stahlgerüstbau und Leiter des Arbeitskreises Technik bei der Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk, auf. So zeigte er am Beispiel der Rheinbrücke Düsseldorf-Flehe und der Rheinbrücke Emmerich, welche Anforderungen und Lösungen in puncto Gerüststellungen bei der Sanierung von Hänge- und Schrägseilbrücken zu bewältigen und jeweils projektspezifisch zu entwickeln sind, zumal die meisten Arbeiten vor Ort nur im Rahmen einer schützenden Einhausung abgewickelt werden können.

Das diesjährige Brückenbau-Symposium in Leipzig als das 20. seiner Art hatte dank seines Jubiläums einen ganz besonderen Charakter und ein wirklich besonderes Flair. Es bot mit dem Hotel The Westin wiederum einen sehr angenehmen Rahmen und eröffnete, wie immer, viele Gelegenheiten zur intensiven Kontaktpflege für die Teilnehmer – nicht zuletzt bei der Abendveranstaltung, den Mittagessen und während aller Kaffeepausen, die in der begleitenden Fachausstellung stattfanden, in der ausgewählte Anbieter und Hersteller von Produkten und Systemen mit weiteren Informationen aufwarteten. Die kompetenten Referenten sorgten zudem für umfassenden Erkenntnisgewinn durch ihre Bauwerkserläuterungen, Kriterien des Entwurfs und der Planung, Spezifika bei Detaillierung und Finanzierung sowie Charakteristika von Konstruktion und Montage gleichermaßen berücksichtigend. Das 20. Symposium »Brückenbau« in Leipzig wurde seinem hohen Anspruch also einmal mehr gerecht. Und: Nicht wenige Teilnehmer hatten sich in den ausliegenden Kalendern den 8. und 9. Februar 2021 als nächsten Termin schon rot angestrichen. Die Schriftfassungen sämtlicher Referate lassen sich nachlesen – in Ausgabe 1/2 • 2020 der Fachzeitschrift »Brückenbau«, die als Tagungsband fungierte und direkt über die Verlagsgruppe Wiederspahn und den Buchhandel zu beziehen ist. Bernhard K. Heck Freier Journalist, Dresden

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ISSN 1867-643X

Bernhard K. Heck © Privat

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Und wieder konnten wir Aussteller begrüßen, die erfolgreich ihre Verfahren und Produkte den Referenten, Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigten und erklärten. © Christian Modla/Verlagsgruppe Wiederspahn

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Deutschlands größtes Parkhaus

Immobilienmarkt

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Umfassender Realisierungsauftrag für Goldbeck Am größten deutschen Flughafen soll 2023 ein drittes Terminal fertiggestellt werden: Goldbeck, Deutschlands führender Parkhausanbieter, erhielt den Auftrag für 8.500 Stellplätze direkt vor dem neuen Terminal in Frankfurt am Main – und damit für das aktuell größte Parkhausprojekt im Lande. Parkhaus und Terminal entstehen zeitgleich, und beide werden schon 2021 teilweise in Betrieb genommen, zwei Fußgängerbrücken werden sie dann verknüpfen, ergänzt um eine Anbindung an das Passagier-Transportsystem. Das achtgeschossige Parkhaus gliedert sich in zwei gegenüberliegende Gebäudeteile, die über vier Spindelrampen miteinander gekoppelt sind. E-Ladestationen, eine Einzelplatzerfassung und ein Farbleitsystem gehören hier ebenso zur Ausstattung wie technische Schnittstellen, die es ermöglichen, die Gebäudetechnik zentral aus dem Technik-Headquarter des Flughafens zu steuern. Die Dachflächen werden begrünt, für die Fassade wird elegan-

Vertragsunterzeichnung am Frankfurter Flughafen © Fraport AG

tes Edelstahlgewebe in Kombination mit Streckmetall und triangulierten Blechen zur Ausführung kommen. Direkt angrenzend wird zudem ein 1.600 m² umfassendes Bürohaus für Autovermieter errichtet, das auch reservierte Stellplätze beinhalten soll. »Neben dem wirtschaftlichsten Angebot und der kurzen Bauzeit war die weitgehende Wartungsfreiheit ein wesentliches Ar-

gument dafür, den Auftrag an Goldbeck zu vergeben«, so Jürgen Herdt von Goldbeck. Für Goldbeck ist das Parkhaus eines von mehreren Projekten im Umfeld des Flughafens, wurden hier doch schon zwei Bürogebäude in Gateway Gardens, diverse Hallen und weitere Parkhäuser, zum Beispiel das am »The Squaire«, realisiert. www.goldbeck.de

Wohnen auf Helgoland Klimafreundliche Häuser von Sandberg

Englische Kolonie, Seebad der Oberklasse, intellektueller deutscher Marinestützpunkt während der Weltkriege und von britischen Sprengungen bedroht: Helgoland hatte eine turbulente Existenz, bis das Gebiet in den frühen 1950er Jahren erneut an Deutschland übergeben wurde, was einen Wiederaufbau der Insel einleitete. Heute ist Helgoland eine gefragte und gut funktionierende Insel, die wie viele andere einen Tourismusboom erlebt. Es besteht allerdings ein großer Bedarf an bezahlbarem Wohnraum: »Für uns ist das ein Leuchtturmprojekt gleich in mehrfachem Sinn«, so Bürgermeiser Jörg Singer. »Die neuen Wohnungen sind attraktiv, bezahlbar und klimafreundlich. Wir sind mit dem neuentstehenden Wohnraum auf Helgoland sehr zufrieden.« Die Häuser auf Helgoland sind Sandbergs erstes deutsches Holzgebäude in Modulbauweise, basierend auf dem kulturellen Erbe der Insel. So handelt es sich um einfache

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Holzgebäude in Modulbauweise © Christoph Tewis

Satteldachhäuser mit Holz- und dunklen Zinkfassaden, deren Farben sich an der Umgebung orientieren. Als klimafreundliche Holzkonstruktionen konzipiert, bestehen sie aus vorgefertigten Holzmodulen mit Stahlrahmen, die in einer

Fabrik auf dem Festland hergestellt und vor Ort nur noch montiert werden. Und: Sie gelten als Niedrigenergiehäuser und »unterstützen« derart das Ziel von Helgoland, eine emissionsfreie Insel zu werden. www.sandberg.com

[Umrisse]


Ehemalige Kuvertfabrik in München Neues Wohn- und Gewerbeprojekt von Bauwerk Ein knappes Jahr nach dem Start des Rohbaus für die fünf neuen Wohnhäuser auf dem Areal des künftigen Viertels namens »kupa Quartier Kuvertfabrik Pasing« beginnt nach Abschluss notwendiger Vorbereitungen nun die Revitalisierung des früheren Fabrikgebäudes: Der Projektentwickler Bauwerk plant, hier auf vier Etagen insgesamt ca. 4.550 m² Bruttogrundfläche für moderne Büroräume mit ca. 250 Arbeitsplätzen zu realisieren, wobei das ehemalige Kesselhaus für eine gastronomische Nutzung technisch vorgerüstet wird. »Das ursprünglich 1906 errichtete Gebäude haben wir im Sommer im Rahmen eines Forward-Deals bereits an die Stadtsparkasse München veräußert. Die Baumaßnahmen werden daher in enger Abstimmung mit dem Käufer erfolgen«, so Roderick Rauert von Bauwerk Development. Die wesentlichen Abbruch- und Entkernungsmaßnahmen in der alten Kuvertfabrik an der Landsberger Straße im Münchner Stadtteil Pasing hatten bereits Ende 2018 stattgefunden, und zwar inklusive des Abtransports von ca. 1.300 t Bauschutt. Von Frühjahr bis Sommer 2019 erfolgten dann umfangreiche Unterfangungsarbeiten mittels Hochdruckinjektionen sowie diverse Analysen am Dachstuhl, an den historischen Holzfenstern und der Putzfassade. Nach außen sichtbar sein werden diese »Veränderungen« ab Mitte 2020 mit der Anpassung der neuen Fensteröffnungen und der Ergänzung von mehreren Dachgauben. www.kupa-quartier.de www.bauwerk.de

»DIE VERSTECKTEN« Lassen Sie Ihr Auto verschwinden!

Historisches Gebäude in Pasing © Pasinger Archiv e.V.

Mit den WÖHR Produktreihen Parklift 461 – 463 verschwinden Autos unsichtbar und sicher unter der Erde. Die Stellplätze werden harmonisch in das Gesamtobjekt eingebunden und nur bei Bedarf kurzzeitig angehoben, um das Auto ein- oder auszuparken. So gewinnen Sie mehr Platz zum Leben mit den »Versteckten«. Für Sanierungs- und Neubauten und überall dort, wo Platz fehlt und Oberflächen erhalten bleiben sollen.

WIR VERDICHTEN PARKRAUM. Künftiges Erscheinungsbild des Areals © xoio/Bauwerk Capital GmbH & Co.KG

[Umrisse]

WÖHR Autoparksysteme GmbH Ölgrabenstr. 14 | 71292 Friolzheim | Deutschland | woehr.de

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Al Shaheed Park in Kuwait

Immobilienmarkt

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Überzeugende Begrünung dank ZinCo Das Emirat Kuwait liegt auf der Arabischen Halbinsel am Persischen Golf – und in der Hauptstadt Kuwait-Stadt ist in Phase I und II der nunmehr 355.000 m² große Al Shaheed Park als Bindeglied zwischen Stadtzentrum und Peripherie entstanden. Es handelt sich um das bedeutendste Infrastrukturprojekt des Landes und mit ca. 55.000 m² gleichzeitig um das bisher größte Gründachprojekt im arabischen Raum. Dank vollständiger Begrünung aller Tiefgaragendecken konnte eine durchgängige Landschaft gestaltet werden, wobei das heiße und trockene Klima eine besondere Herausforderung darstellte. So fiel die Wahl auf den ZinCo-Systemaufbau »Tiefgaragenbegrünung« als stabile Basis für die Vegetation und für die gewünschten Belagsflächen, die einer Beanspruchung durch Personen und Fahrzeuge wie Besucher-Caddies und Lieferverkehr standhalten müssen. Der ZinCo-Systemaufbau startete auf der 1 % geneigten, bereits wurzelfest abgedichteten Tiefgaragendecke mit einer Isolierschutzmatte, gefolgt von einem äußerst stabilen und druckfesten Dränage- und Wasserspeicherelement. Nach Verfüllung der Elementmulden mit mineralischer Bimsmischung schließen sich dann ein hochwertiger Systemfilter sowie das örtlich vorhandene (gemischte) Substrat in einer Schütthöhe von 0,40–1,50 m an, das vor allem der Druckverteilung dient. Für die Bepflanzung des Al Shaheed Park wurden im Übrigen ausnahmslos lokal typische Pflanzen ausgewählt, die an das subtropische Klima bestens angepasst sind.

Grüngürtel über mehrgeschossigen Tiefgaragen © Al-Hani Construction and Trading Company/ZinCo GmbH

Bepflanzung mit Bäumen und Dattelpalmen © Al-Hani Construction and Trading Company/ZinCo GmbH

Der Al Shaheed Park ist sozialer Treffpunkt, kulturelle Oase und Schaufenster in die Geschichte des Landes. Und: Der Grüngürtel vermag aufgrund seiner enormen Größe die Luftverschmutzung zu reduzieren und dient sogar als Schutz vor Sandstürmen. Ein Erfolgsprojekt mit Zukunft, seine Fortführung ist deshalb bereits mit Phase III und weiteren ca. 30.000 m² Gründachfläche in Planung. www.zinco-greenroof.com www.zinco.de Gebäude (auch) mit Gründächern © Al-Hani Construction and Trading Company/ZinCo GmbH

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[Umrisse]


Grand Hotel in Rovinj »Riesige« Isolierglasscheibe von sedak

Neubau direkt am Jachthafen © Jure Živković/sedak GmbH & Co. KG

Spiegelungen als gewünschter Effekt © Jure Živković/sedak GmbH & Co. KG

Blick aus dem zentralen Ballsaal © Jure Živković/sedak GmbH & Co. KG

Da sich der Neubau dieses Fünfsternehotels zudem terrassenförmig mit hoher Zurückhaltung an die natürliche Erhöhung am Hafenbecken schmiegt, entsteht eine spannende Wechselbeziehung zwischen historischer Stadt und modernem Hotel, betont und akzentuiert durch die Reflexion des Glases: Es entfaltet sich quasi ein

[Umrisse]

Dialog in der Spiegelung der Stadtszenerie, die auf eine bald 2.000-jährige Geschichte zurückblickt. Damit die Effekte wie gewünscht gelingen, muss das Glas höchsten Qualitätsansprüchen gerecht werden. Nach seiner vollautomatischen Fertigung bei sedak wurde es gut verpackt und nach Rovinj geliefert. Dort wurde das 50 t schwere

[Produkte und Projekte

Die Sichtachse auf die pittoreske Altstadt der kroatischen Hafenstadt Rovinj, das Mittelmeer und die vorgelagerte Insel St. Katharina waren für die Architekten von 3LHD der Schwerpunkt beim Entwurf des neuen Grand Park Hotel Rovinj. Und so öffnet sich die Nordwestseite des zentralen Ballsaals mit einem 3,20 m x 15 m großen Isolierglas von sedak und gibt den Blick auf dieses adriatische Idyll frei.

»Stück« von einem Kran mit einem 50-mAusleger behutsam über das Hotel an seinen Bestimmungsort gehoben und mit Hilfe von Führungsschienen in seiner Halterung platziert. Selbige trägt im Übrigen neben der Scheibe noch einen vorgelagerten ca. 5 m auskragenden Balkon, der das Fenster in Schatten hüllt. www.sedak.com

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KTM Motohall in Mattighofen

Produkte und Projekte

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Komplette Klima- und Lüftungstechnik von Schütz Auf einer Gesamtfläche von 10.000 m² entstand im Herzen der oberösterreichischen Stadtgemeinde Mattighofen eine in jeder Hinsicht einzigartige Ausstellungs- und Erlebniswelt: die KTM Motohall, die jedem Besucher ein ganz besonderes Erlebnis bietet. So geht es hier quasi um Helden, ihre Maschinen und Abenteuer, um Geschichte und Innovationen, Technologie und Technik rund um die Motorradmarke KTM. Innenausstattung und Ausstellungskonzeption stammen vom Atelier Brückner aus Stuttgart, das spektakulär anmutende Gebäude haben Hofbauer Liebmann Wimmesberger Architekten, Wels, in enger Kooperation mit X architekten, Linz, entworfen und realisiert. Und: Damit sich Besucher und Mitarbeiter das ganze Jahr über wohlfühlen, wurde eine Flächenheizung in Verbindung mit einer Bauteilkühlung und einer bedarfsabhängig gesteuerten Lüftungstechnik namens Airconomy® der Schütz GmbH & Co. KGaA aus Selters installiert. Airconomy vereint eine WarmwasserFußbodenheizung mit einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, ist also ein Komplettsystem, das hier in der Ausstellung, im Eingangsbereich, im Shop

Erlebniswelt in Oberösterreich © Sebas Romero/Schütz GmbH & Co. KGaA

sowie im Untergeschoß im Innovation Lab und in der »lebenden« Werkstatt auf insgesamt 3.500 m2 Fläche verlegt wurde. Das heißt, die Lüftungsleitungen wurden in die Fußbodenheizung eingefügt: Die frische Luft strömt unter den Heizrohren entlang und tritt durch den geringen Luftvolumenstrom zugluftfrei durch unauffällige Luftauslässe im Fußboden aus. Außerdem dient das Systemmodul als Wärmetauscher und bringt die Frischluft genau auf die gewünschte Raumtemperatur.

Motorradgeschichte zum Staunen © Sebas Romero/Schütz GmbH & Co. KGaA

Einbau der Airconomy-Systemkomponenten © Schütz GmbH & Co. KGaA

Grundriss »mit« Wirkungsprinzip © Schütz GmbH & Co. KGaA

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Eine Filtertechnologie sorgt zudem dafür, dass Pollen und Staub nicht in das Gebäude eindringen. Airconomy besitzt auch eine integrierte Kühlfunktion, was die zusätzliche Installation einer Klimaanlage überflüssig macht. Die Beheizung erfolgt ebenfalls über die integrierte 4-l-Wärmepumpe, welche die erforderliche Energie aus Brunnenwasser bezieht und somit einen sehr niedrigen Strombedarf aufweist. Airconomy kommt im Übrigen ohne zusätzliche Schalldämpfung im Zuluftkanalnetz aus, wobei die Durchgangsdämpfung, bestätigt vom Fraunhofer-Institut in Stuttgart, bei ca. 40 db liegt. www.airconomy.net

[Umrisse]


Schräge Eleganz in Structural-Glazing Mehrfach preisgekröntes Flachdachfenster von Lamilux Bereits vor einem Jahr kam das neuentwickelte Lamilux-Flachdachfenster FE auf den Markt – und schon diese nicht geneigte Variante gewann zahlreiche Designpreise wie den German Design Award, den Red Dot Award oder zwei Plus X-Awards. Nun verbessert die um 3° geneigte Variante zusätzlich die Funktionalität des Oberlichts. Das Erscheinungsbild des neuen Oberlichts ist durchweg homogen, also ohne störende Verbindungselemente. Denn bei seiner Herstellung wird eine optimierte Fügetechnologie angewendet, wodurch sich die Rahmenteile an den Eckpunkten ohne sichtbare Verschraubungen oder Schweißnähte zusammensetzen lassen. Zudem nutzt Lamilux die Structural-Glazing-Bauweise, um Glasscheiben und Rahmen ohne sichtbare Halterungen zu verbinden.

Homogenes Oberlicht mit Neigung © Lamilux Heinrich Strunz Holding GmbH & Co. KG

Dies ermöglicht, dass Regenwasser und Schmutz schon beim ungeneigten Oberlicht auf der planebenen Oberfläche an allen vier Seiten ablaufen können. Bei der um 3° geneigten Variante wird ein zusätzliches Gefälle geschaffen, wodurch das Wasser noch schneller zu einer Seite hin abläuft. Ebenso unsichtbar ist die Integration von Antrieben, Netzteilen und Kabeln in den Rahmen des Oberlichts: Blickt man im Gebäudeinneren auf das Element, ist weder Motor noch Verblendung zu erkennen. Gestaltungsspielraum im Design bieten unter anderem die Vielzahl an individuellen Sonderformen sowie eine breite Palette an Alternativen in puncto Verglasung und Größen von mehr als 2,50 m, und zwar bei frei wählbaren Außenund Innenfarben des Oberlichts. www.lamilux.de

[Umrisse]

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Lüftung mit Wärmerückgewinnung

Produkte und Projekte

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Dezentrales System ohne Lüftungskanäle von Renson Die »Endura Twist« ist das dezentrale Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung von Renson, das auf oder neben einem Fenster installiert werden kann. Da keine Lüftungskanäle erforderlich sind, eignet es sich besonders für die Renovierung und Sanierung. Darüber hinaus lässt es sich perfekt mit dem Fixscreen-Sonnenschutz von Renson kombinieren. Die Wärmerückgewinnung bei Endura Twist wird durch ein Doppelmodul erreicht: Die Ein- und Auslassmodule für Außenund Innenluft ändern zyklisch ihre Richtung, so dass die abgesaugte Warm- die einströmende Frischluft erwärmt. Die wechselnden Zyklen werden durch Temperatursensoren zudem so gesteuert, dass ein Optimum an Wärmerückgewinnung stets gewährleistet bleibt. Diese sensorgesteuerte alternierende mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung deckt dank ihres modularen Aufbaus ein breites Leistungsspektrum ab. Mit einem Wirkungsgrad der Wärmerückgewinnung ≥ 80 % bei 30 m³/h Luftleistung erreicht das System die beste Effizienzklasse A+. Und: Die integrierte Bypasstechnik umgeht bei Bedarf den Wärmetauscher und erlaubt so beispielsweise im Sommer eine Nutzung als automatische Be- und Entlüftung. Mit einer Mindestlänge von nur 750 mm sind mit »Endura Twist« sogar sehr schmalle Fensteröffnungen nutzbar. Die zentrale Einheit der Endura Twist ist nur 110 mm hoch, 345 mm breit und bis 6.000 mm lang, womit sie auch für große Schiebefenstersysteme oder Glasfronten geeignet ist.

Je nach Einbausituation, integriert oder sichtbar, sind unterschiedliche Luftführungen in den Innenraum realisierbar: nach oben, nach unten oder zur Seite. Das System lässt sich ohne Filter betreiben, bei Bedarf aber ebenso mit G3- oder F7-Feinstofffiltern ausrüsten. Um den unterschiedlichsten Lüftungsbedürfnissen in kleinen wie großen Räumen mit wenigen oder vielen Fenstern gerecht zu werden, hat Renson das System modular so aufgebaut, dass je ein bis sechs Module zum Einsatz kommen können. Pro Modul wird eine Luftwechselrate von 15 m³/h erzielt, das heißt, bei sechs Modulen pro Fenster erreicht man eine nominale Luftwechselrate ≤ 90 m³/h, in »Boost«-Funktion lassen sich ≤ 180 m³/h lüften.

Modularer Aufbau im Schnitt © Renson

Prinzipielle Wirkungsweise bei verschiedenen Fenstertypen © Renson

Renson bietet drei Steuerungsvarianten an: Bei der Standardvariante wird die Luftwechselrate, also die Drehzahl der Ventilatoren, per Tastatur eingestellt, der Wechsel von Zu- auf Abluft erfolgt über Temperatursensoren. Das optionale Touchdisplay enthält zusätzlich Luftqualitätssensoren und erlaubt damit, über die eigentliche Temperatursteuerung hinaus, eine individuelle Lüftung über CO2-Sensoren. Das bedeutet, das System reagiert automatisch auf die gemessene Luftqualität und erhöht bei Bedarf die Leistung oder

wird, zum Beispiel bei Abwesenheit der Bewohner, heruntergefahren. In der dritten Variante ist zudem ein Gebäudemanagementsystem integrierbar, dann wird die Endura-Twist-Ansteuerung vom zentralen Managementsystem übernommen. Zum Betrieb von Endura Twist ist eine 230-V-Wechselspannung notwendig. Bei zwei installierten Lüftungsmodulen und einer Luftwechselrate ≤ 30 m³/h verbraucht das System der Energieeffizienzklasse A+ nur ca. 4,60 W. www.renson.eu

Eignung für große und kleine Glasfronten © Renson

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[Umrisse]


Ästhetik mit Sicherheit Licht-im-Handlauf-System von Lux Glender Nach »Basic« und »Safe« komplettiert diese Neuheit das Handlaufsystem der baden-württembergischen Ideenschmiede. Speziell für den öffentlichen Raum entwickelt, und dank vergossener Abdeckung rundum gegen mutwillige Zerstörung, Umwelterosionen und Spritz- oder Meerwasser geschützt, bietet sie langlebige Ästhetik. Die mit mehreren Preisen ausgezeichneten Komplettsysteme finden überall dort Anwendung, wo Licht und Handläufe benötigt werden: an Treppen und in Treppenhäusern, als Brücken- und Tunnelbeleuchtung, an Fuß- und Radwegen, in Seniorenheimen, Hotels oder im privaten Bereich. Ohne Streuverluste und zugleich energiesparend, helfen sie, Treppen und Wege sicher und punktgenau zu erhellen. Und selbst in Situationen mit nur geringem Platzangebot, zum Beispiel auf Brücken, oder als Akzentbeleuchtung sind sie eine mehr als probate Lösung. www.lux-glender.de

[Produkte und Projekte

Mit ihrem Licht-im-Handlauf-System hat die Lux Glender GmbH im vergangenen Jahr eine sinnvolle Verbindung von Handläufen aus Edelstahl und LED-Licht vorgestellt: eine adaptive Lösung, die Sicherheit, Ästhetik und Funktionalität mit umweltfreundlicher Technologie verbindet und zusätzlich mit einer einfachen Installationsweise aufwartet. Und nun folgt als Neuheit die vandalensichere Lösung »Ultra Safe«.

LAMILUX MEHR ALS ERWARTET

Kombination aus Edelstahl und LED-Leuchten © Lux Glender GmbH

Design mit Farbe Unterschiedlichste Beschläge von astec Der Wunsch nach Individualität wächst zusehends, und zwar sogar in puncto Details. Diesem Trend entspricht das süddeutsche Unternehmen astec, indem es jetzt alle Beschläge seines Sortiments in fünf unterschiedlichen Farben anbietet. So sind die astec-Beschläge aus Edelstahl neben »Chrom hochglanz« nunmehr auch in den PVD-Beschichtungen »Schwarz matt«, »Messing matt« und »Bronze matt« erhältlich: Resultat eines umweltfreundlichen Aufdampfverfahrens, das für eine brillante Farbqualität und hervorragende mechanische Eigenschaften sorgt. Die aus Aluminium gefertigten Beschläge gibt es wiederum in den Varianten »Farblos«, »Leichtbronze«, »Mittelbronze«, »Dunkelbronze« und »Schwarz«. Sie sind eloxiert: Die Eloxalschicht dringt einige Mikrometer in die Oberfläche ein und bildet derart eine starke molekulare Verbindung – mit der Folge einer harten, verschleißfesten Schicht, die das darunterliegende Aluminium schützt. www.astec-design.de

[Umrisse]

LAMILUX Flachdach Fenster FE 3° Schräge Eleganz Das neue Flachdach Fenster FE 3° sorgt mit seiner Neigung sowie der StructuralGlazing-Bauweise für einen planebenen Wasserablauf. Das Ergebnis: Ein klarer Blick in den Himmel und stets maximaler Tageslichteinfall. • • • • • •

Elemente aus Edelstahl und Aluminium © astec gmbh

Modernes, cleanes Design mit planebenem Wasserablauf Individuelle Größen sowie anwendungsspezifische Verglasungen Vielseitige Antriebsvarianten Wärmebrückenfreie Gesamtkonstruktion Einfache Verarbeitung auf der Baustelle dank komplett vormontierter Lieferung Funktionale Adapterrahmen für den Sanierungsfall

LICHTKUPPELN | FLACHDACH FENSTER | LICHTBÄNDER GLASARCHITEKTUR | RWA | OBJEKTENTRAUCHUNG

LAMILUX HEINRICH STRUNZ GMBH Postfach 15 40 | 95105 Rehau [67 Tel.: 0 92 83/5 95-0 | information@lamilux.de www.lamilux.de


Gestaltung im Außenbereich

Produkte und Projekte

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Langlebige Terrassendielen von Deceuninck Nicht grundlos ein beliebter Urlaubsort: der eigene Garten. Bei der Gestaltung der Terrasse ist es jedoch wichtig, die richtige Auswahl an Materialien zu treffen. Unbeschwert lässt es sich beispielsweise auf den Twinson-Terrassendielen »Character Massive« und «Majestic Massive Pro« entspannen. Diese Massivdielen aus einem patentierten Holz-Kunststoff-Verbund überzeugen als umweltfreundliche und pflegeleichte Alternative zu Holzdielen. Da sie keine Hohlkammern besitzen, lassen sie sich leicht und präzise zuschneiden und so exakt an alle Grundrisswünsche anpassen – ob Terrasse, Gartenweg, Balkon oder sogar rund um den Pool. Zudem sind sie äußerst rutschfest, langlebig und brandsicher.

Pflegeleichte Alternative für jedes Ambiente © Deceuninck Germany GmbH

Ihre Oberfläche ist der Beschaffenheit von Holz nachempfunden, erhältlich sind sie in sechs verschiedenen, natürlichen bzw. in vier authentischen Bi-Color-Farben. Sie verfügen zudem über eine zusätzliche 360°-Kunststoffummantelung, so dass Flecken und Feuchtigkeit gar nicht erst eindringen können, Reinigung und Pflege besonders einfach sind und sogar Kratzer so gut wie keine Chance haben.

Recyclingkern im Innern © Deceuninck Germany GmbH

Dank eines neuen schraubenlosen ClipSystems sind noch einfacher zu verlegen und überzeugen zugleich mit Nachhaltigkeit: Sie sind zu 100 % recyclingfähig und besitzen einen Recyclingkern, der sich zu je 50 % aus PEFC-zertifiziertem Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und recyceltem PVC zusammensetzt. www.deceuninck.de

Freiräume für Kinder Zertifiziertes Spielsystem von Brügmann TraumGarten

Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten © Brügmann TraumGarten GmbH

Sind Spielplätze frei zugänglich, gelten sie als öffentliche Spielanlage – und die dort anzutreffenden Geräte müssen dann hohe Ansprüche erfüllen. Die Anforderungen an Spielgeräte im öffentlichen Spielund Wohnumfeld sind in den Normen DIN EN 1176 und DIN EN 1177 geregelt: DIN EN 1176 befasst sich mit den Bereichen, die sich »oberhalb des Bodens«

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Große Stabilität dank Fichtenholz © Brügmann TraumGarten GmbH

befinden, während DIN EN 1177 die Bodenbeschaffenheit, Fallhöhen und eventuell erforderliche Fallschutzmaßnahmen definiert. Entspricht eine öffentliche Spielanlage nicht diesen Normen, so besteht die Gefahr, dass der Betreiber für Unfälle haften muss. Der Spielgerätespezialist Brügmann TraumGarten bietet mit »Winnetoo Pro«

nun ein frei konfigurierbares System an, das die gesetzlichen Anforderungen erfüllt und mit einem außergewöhnlich attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis aufwartet, das in enger Zusammenarbeit mit dem TÜV Süd entwickelt wurde und nach DIN EN 1176 zertifiziert ist. Neben zahlreichen Einzelkomponenten, die sich nach einem Baukastenprinzip zusammenstellen lassen, umfasst es auch vollständig vorkonfigurierte Anlagen in verschiedenen Größen, die ein Maximum an Anpassbarkeit an örtliche Spezifika gewährleisten. Für ihre besondere Stabilität sorgt die durchgehende Verwendung von kesseldruckimprägniertem Fichtenholz in Verbindung mit verleimten Siebdruckplatten. Dieses Holz ist im Übrigen gemäß DIN 68800 »Maßnahmen zum Holzschutz« chromfrei druckimprägniert und damit gesundheitlich unbedenklich. Und: Winnetoo Pro eignet sich für Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren. www.traumgarten.de

[Umrisse]


Beton-Monitoring in Echtzeit Intelligente Funksender von Paschal

[Produkte und Projekte

Bei dem Betonierprozess sehen sich die Beteiligten mit vielen Herausforderungen konfrontiert: Fehlende Echtzeiteinsicht in den Betonreifestatus, zeitaufwendige Datenerfassung und -verarbeitung sowie fehleranfällige Proben verhindern einen schnellen und reibungslosen Betonierprozess.

Funktionsweise von Paschal Maturix™ © Paschal-Werk G. Maier GmbH

Echtzeitanalyse der Betonfestigkeit © Paschal-Werk G. Maier GmbH

Hierfür bietet Paschal Maturix™ die Lösung! Denn mittels intelligenter, kabelloser Funksender wird eine Analyse der Betonfestigkeit durchgeführt – und dies erlaubt sowohl eine verbesserte Planbarkeit als auch ein orts- und zeitunabhängiges Monitoring in Echtzeit. Aufgrund der Echtzeitanalyse der Betonfestigkeit wird der optimale Zeitpunkt des Ausschalens ermittelt, so dass sich zum einen die Fehlerzahl wegen zu frühen Ausschalens reduziert und zum anderen keine überflüssigen Wartezeiten während der Betonreifephase entstehen. Ganz bequem erhält der Anwender eine Benachrichtigung, sobald der Zielwert erreicht wurde oder eine zu hohe Differenz der Innentemperatur auftritt. Um eine bestmögliche Betonqualität zu garantieren, kann die Betontemperatur zudem mit Hilfe der Steuerung von Beheizungs- und Kühlanlagen ortsunabhängig kontrolliert und angepasst werden.

Durch die Übermittlung der benötigten Aushärtungszeit des überwachten Betons kann besser geplant und die Kapazität optimal genutzt werden. Die Maturix-Software ist eine benutzerfreundliche webbasierte Anwendung, auf die sich von überall her zugreifen lässt.

Dank der Analysen und der aufgezeichneten digitalen Dokumentation von Messergebnissen wird der administrative Aufwand erheblich verringert. Die fundierten Daten liefern darüber hinaus die Grundlage für Entscheidungen und dienen als Qualitätsnachweis. www.paschal.de

Wir danken dir von Herzen für deine

Unterstützung des Corona-Nothilfefonds

www.drk.de

[Umrisse]

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Minimierung des ökologischen Fußabdrucks

Produkte und Projekte

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Vortreffliches (Einfamilienhaus-)Mauerwerk von Jasto Im Einfamilienhausbau sind Wände mit sehr guten Wärmedämmeigenschaften heute die Regel, doch nur wenige Architekten, Bauunternehmer oder Bauherren sind sich im Klaren, welche Umweltauswirkungen sich im Herstellungsprozess eines Wandbaustoffes verbergen. Mit Hilfe der Produktdeklarationen des Instituts Bauen und Umwelt e.V. (IBU) legen nun viele Mauersteinhersteller die entsprechenden Kennwerte ihrer Produkte offen. Mauerwerk aus Leichtbeton kann hier mit hervorragenden Werten bei Primärenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen aufwarten: Steine von Jasto setzen während der Herstellung besonders geringe

Mengen an CO2 frei, denn bei ihnen finden regional abgebauter Bims als natürlicher Leichtzuschlag und als Bindemittel Trasszement Verwendung. So entstehen bei der Produktion von 1 m³ Leichtbeton 75 kg CO2, im Vergleich dazu fallen bei Ziegeln 209 kg CO2 an. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit 150 m² Wohnfläche benötigt ca. 250 m² Außenmauerwerk (Dicke: 36,50 cm) und 400 m² Innenmauerwerk (Dicke: 17,50 cm), das komplette Gebäude kommt damit auf ca. 161 m³ Mauerwerk, was bedeutet, dass bei der Wahl des Jasto-Wandbaustoffs im Vergleich beispielsweise zu Ziegeln ca. 21,60 t CO2 eingespart werden. www.jasto.de

Wandbaustoff mit überzeugenden Kennwerten © Jakob Stockschläder GmbH & Co. KG

Oberflächenschutz für Parkhäuser Rissüberbrückende Beschichtung von MC-Bauchemie

Wenn ein Parkhaus neu errichtet oder instand gesetzt wird, geht es nicht zuletzt darum, den Stahlbeton vor Chlorideintrag zu schützen sowie Risse und Fugen wasserdicht zu verschließen. Dabei sind Lösungen gefragt, die robust und dauerhaft sind und bestenfalls nur minimale Sperrund Ausfallzeiten verursachen, wie sie eben der geprüfte OS 10-Systemaufbau der MC-Bauchemie erfüllt. Dieses System besteht aus einer Grundierung, einer zweischichtigen Dichtungsschicht, der Einstreuschicht inklusive Quarzsandabstreuung sowie einer Deckversiegelung, kann aber bei Bedarf nach der Grundierung auch mittels einer Kratzspachtelung umgesetzt werden. Während andere OS 10-Systeme zum Teil unterschiedliche Bindemittel innerhalb der Schichtabfolge verwenden, was nicht selten zu einer Haftungsminderung führt, erfolgt der gesamte Systemaufbau bei MC mit derselben Bindemittelkomponente, die auf der KineticBoost-Technology® basiert. Alle Komponenten des Systems, für das ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP) vorliegt, nutzen den Einfluss von Feuchtigkeit aus der Umgebung und

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Eignung (auch) für frei bewitterte Flächen © MC-Bauchemie Müller GmbH & Co. KG

wandeln ihn in eine zusätzliche, beschleunigte Erhärtungsreaktion um. Damit wird eine enorme Haftung auf allen gängigen Betonuntergründen erzielt, gepaart mit Spitzenwerten bei Abriebwiderstand und Kratzfestigkeit sowie Rissüberbrückung. Da das neue OS 10-System darüber hinaus UV- und vergilbungsbeständig ist, eignet es sich genauso für die Beschichtung frei bewitterter Flächen. Neben der Kombi-

nation aus sehr hoher Rissüberbrückung, hoher mechanischer Verschleißfestigkeit und Langlebigkeit bietet es zudem eine sehr gute Reinigungsfähigkeit nach DIN EN 11998, und sein Brandverhalten ist mit Bfl-s1 ausgewiesen. Und: Selbst bei widrigen Bedingungen kann die Realisierung innerhalb von zwei Tagen ohne Einhausung oder Beheizung durchgeführt werden. www.mc-bauchemie.de

[Umrisse]


Entwurf von Lärmminderungsstrategien Aktualisierte und erweiterte Kartierungssoftware von SoundPlan

[Software und IT

Die aktuelle Version der weltweit führenden Kartierungssoftware, Version 8.2 von SoundPlanNoise, die sich in der Planungsund Entwurfsphase einsetzen lässt, verfügt über viele neue und neugestaltete Funktionen zur Modellierung und Berechnung von Lärmpegeln und deren Ausbreitung. Sie ist somit ein entscheidendes Werkzeug zur Bekämpfung von Lärmbelastungen. Verwendung findet sie zur Identifizierung von Ursache, Ort und Ausbreitung des Schalls. Mit einer Lärmkarte ist es zudem möglich, nicht nur die momentanen, sondern auch die prognostizierten Lärmpegel darzustellen. Und das bedeutet, dass der Lärm bereits in der Planungsphase kartiert und gemindert werden kann, bevor mit dem Bauen begonnen wird. Sie erlaubt infolgedessen, Szenarien zu testen und die besten Optionen zu bewerten und auszuwählen.

Verbindung von Umweltdaten und Geländekarten © SoundPlan GmbH

Diese professionelle Lärmsimulationssoftware ist daher wohl das beste und innovativste Werkzeug zur Lösung von Lärmproblemen. Ob Verkehrs-, Gewerbeund Freizeitlärm oder Raumakustik: Es findet sich stets eine effiziente und passende Lösung. Das SoundPlan-Team besteht im Übrigen aus Physikern, Informatikern, In-

genieuren und Geographen, arbeitet interdisziplinär und verfügt über ein weltweites Netz an Vertriebspartnern. Und so profitieren bereits viele kommunale Verwaltungen, Immissionsschutzbeauftragte, Ingenieurund Architekturbüros von der langjährigen Erfahrung des Marktführers SoundPlan. www.soundplan.eu

Qualitätsmanagement und BIM Hilfreicher Model Checker von Solibri Nicht nur im konventionellen Planungsalltag, sondern vor allem bei herausfordernden BIM-Projekten zahlt sich eine softwaregestützte, regelbasierte Qualitätskontrolle und -sicherung aus, wobei die Beteiligten vor allem die damit verbundenen Optionen für Zeit-, Kosten- und Ressourcenoptimierungen schätzen. Qualitativ hochwertige Bauwerke erfordern eine optimale Konzeption und Ausführung. Dass am Ende auch das vom Bauherrn gewünschte Resultat erreicht wird, hängt allerdings extrem davon ab, mit welchen Systemen und Standards das Qualitätsmanagement erfolgt – und in dem Zusammenhang spielt die Transformation von Wissen in Form bereits vorliegender spezifizierter Prüfregeln eine entscheidende Rolle. Stehen diese Prüfregeln in einer Software direkt zur Verfügung und sind sie so flexibel, dass jeder Anwender individuelle Parameter definieren kann, ist eine professionelle Qualitätskontrolle und -sicherung das Ergebnis.

[Umrisse]

Anwendung spezifizierter Prüfregeln © Solibri DACH GmbH

Wie vielfältig und konkret der Nutzen durch die Umsetzung der regelbasierten Qualitätskontrolle und -sicherung von BIM-Modellen ist, zeigt insbesondere der Model Checker von Solibri: ein Tool, das höchste Ansprüche zu erfüllen vermag. www.solibri.com

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Verwaltung großer Datenmengen

Software und IT

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Verbessertes Tool-System von AmpereSoft Der sogenannte Cl@ss-Standard hat sich mittlerweile etabliert, bedingt allerdings einheitliche Datenformate als Voraussetzung für den automatisierten Informationsaustausch zwischen Maschinen und somit für das Industrieprojekt 4.0. Dabei gilt es nun aber, die Masse der dafür erforderlichen Daten performant zu verwalten: Eine entsprechende Lösung bietet AmpereSoft mit der neuen Version ihres ganzheitlichen Tool-Systems an, das Planer beim effizienten und zunehmend automatisierten Engineering unterstützt. Die integrierte Materialdatenbank MatClass erleichtert zudem die Pflege von Daten und besitzt überdies eine Schnittstelle für die Cloud-Anbindung. Mit Hilfe des eCl@ss-Standards können Produktdaten mit einer großen Informationstiefe abgebildet werden, doch entstehen durch die detaillierten Beschreibungen auch entsprechend große Dateien. Mit der Bereitstellung einer eigenen Cloud-Platt-

Engineering plus Cloud-Anbindung © AmpereSoft GmbH

form ist AmpereSoft bereits für die kommenden Aufgaben gerüstet, erkennbar unter anderem an der Tatsache, dass der Datenfluss zwischen den einzelnen Anwendungen des Tool-Systems stets gewährleistet bleibt. Neben der Verwaltung aller eCl@ss-Daten aus der Cloud gibt es noch einen zweiten

Ansatz bzw. Lösungsvorschlag, nämlich die Beschaffung: Statt sie allein dem Anwender zu überlassen, könnten Hersteller ihre Produktdaten künftig nach einer übergreifend abgestimmten Spezifikation als eigenen Webservice oder auf einem Datenportal verfügbar machen. www.amperesoft.net

Design für Aufzüge und Fahrtreppen Überarbeitetes Online-Planungstool von Otis Otis, der weltweit führende Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller, präsentiert das neue Online-Planungstool »Otis Create«, das die Funktionalitäten des bisher nur international verfügbaren »Architect’s Assistent« mit dem beliebten KabinenKonfigurator »CabCreate« vereint.

Otis Create bietet eine Übersicht von insgesamt sechs Aufzugstypen und fünf Fahrtreppenmodellen, wobei Anwender unter Angabe von nur drei Parametern bereits eine standardisierte Planungszeichnung mit den wichtigsten Schachtabmessungen erhalten. Benutzerdefinierte Zeichnungen berücksichtigen dann beispielsweise auch die gewünschten Türabmessungen und

können in verschiedenen Dateiformaten gespeichert werden. Und für die Link™ Fahrtreppe lassen sich mit Hilfe des Tools Planungs- und Spezifikationszeichnungen erstellen, was die Effizienz erhöht und schon im Vorfeld einen detaillierten Einblick in die geplante Neuanlage zu gewinnen erlaubt. www.otiscreate.com www.otis.com

Digitalisierung für (kleine) Betriebe Branchenweite Hilfsaktion der Initiative Vernetzt Digital Die Initiative Vernetzt Digital stellt ab sofort Handwerks- und Fachhändlerbetrieben umfassende Digitalisierungsmaßnahmen für ihre Kundenkommunikation kostenfrei zur Verfügung. Initial unterstützt wird die Hilfsaktion von etablierten Partnern der Bauwirtschaft. Weitere Unternehmen aus der Branche sind aufgerufen, sich ebenfalls zu beteiligen. Die durch das Coronavirus bedingten Einschränkungen machen deutlich: Kommunikation findet vor allem online statt.

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Wer online nicht präsent ist, verliert den Kontakt zu seinen Kunden, wobei die eigene Website die wichtigste Schnittstelle ist. Hier setzt die Initiative an und stattet Handwerks- und Fachhändlerbetriebe mit bis zu 25 Mitarbeitern kostenfrei mit einem digitalen Auftritt aus. In nur 48 h werden alle relevanten Informationen und Funktionen in die Website eingebunden, passende Inhalte und Online-Marketing mitgeliefert sowie die technische Infrastruktur bereitgestellt.

Dieses kostenfreie Angebot gilt vorerst für die ersten 1.000 Betriebe und ist bis zum 31. Dezember 2020 gültig. Es wird in Kooperation mit einem starken Partnernetzwerk aus der Bauwirtschaft betrieben: Die Würth-Gruppe, Strabag SE, die Zentraleinkauf Holz + Kunststoff eG, die Kann GmbH, Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, die Prüm-Türenwerk GmbH und Garant Türen u. Zargen GmbH sowie die Wertbau GmbH zählen bereits zu den Unterstützern. www.vernetzt-digital.de

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Strahlenrisiko durch Wasserstraßenbau Studienergebnis von Zoologischer Gesellschaft und ACRO

[Nachrichten

Pripyat mit Überflutungsflächen und Altarmen © Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt

Die Regierungen von Belarus, Polen und der Ukraine riskieren die Gesundheit von Millionen Menschen, wenn sie die Errichtung einer 2.000 km langen Wasserstraße (E 40) von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer weiterverfolgen, denn ihr Bau erfordert das Ausbaggern der Flüsse Pripyat und Dnjepr innerhalb der Sperrzone von Tschernobyl. Radioaktiv kontaminierte Sedimente aus der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl könnten so erneut aufgewühlt werden – und das heißt: Sedimente, die nach Empfehlung der Internationalen Atomenergiebehörde besser ungestört bleiben sollten. Zu diesem Schluss kommt die Studie »Chernobyl heritage and the E40 trans-

»Herz« von Europas größtem Wildnisgebiet © Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt

Europe waterway«, die von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt bei der französischen Nichtregierungsorganisation Association pour le Contrôle de la Radioactivité dans l‘Ouest (ACRO) in Auftrag gegeben worden war. Millionen Menschen würden in jenem Fall potentiell durch radioaktiv verseuchtes Wasser einem erhöhten Strahlenrisiko und die Bauarbeiter des »E 40 Waterway« sogar gefährlichen -belastungen ausgesetzt, mehrere sogenannte Strahlungs-Hotspots würden zudem erheblich gestört werden. Trotz solcher Risiken schreiten die Planungen in der Ukraine und in Belarus voran. Und: Der Bau der E40-Wasserstraße würde nicht nur die Gesundheit von Menschen

gefährden, sondern zugleich das Herz von Europas größtem Wildnisgebiet zerschneiden, der Polesie. Sie erstreckt sich im Grenzgebiet von Belarus, Polen, Russland und der Ukraine und wird als »Amazonas Europas« bezeichnet. Ihre unberührten Flüsse, darunter der mehr als 750 km lange Pripyat, sowie riesige Überschwemmungsund Feuchtgebiete beherbergen einige der arten- und kulturreichsten Regionen Europas. Eine riesige Vielfalt an Wildtieren, großen Säugetieren wie Wisente, Braunbären und Luchse sind hier ebenso zu Hause wie zahlreiche Vogelarten, wie unter anderem der weltweit bedrohte Seggenrohrsänger. Außerdem ist die Polesie ein wichtiges Rastgebiet für Millionen Zugvögel. www.savepolesia.org www.fzs.org

BaumCloud als harmonisiertes Gesamtkataster Angebot des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung Kommunale Baumkataster sind äußerst heterogen in Datenformat und -struktur, basieren sie doch auf verschiedenen botanischen Nomenklaturen oder liegen in unterschiedlichen Koordinatensystemen vor. Und selbst Angaben zum Kronendurchmesser oder zur Höhe von Bäumen sind manchmal in Metern, manchmal in Zentimetern angegeben. Fehlt aber ein einheitlicher Standard, ist die Einbindung der Daten in Web-Applikationen kaum realisierbar, auch sind großflächige Auswertungen von Stadtbaumdaten für vergleichende Studien so nicht möglich.

[Umrisse]

Mit Hilfe eines neuen Tools lassen sich diese Mankos nun beseitigen. Die sogenannte BaumCloud hilft dabei, unterschiedliche Baumkatasterdaten zu vereinheitlichen und damit besser nutzbar zu machen. Das heißt, hier können Kommunen und Gemeinden ihre Stadtbaumdaten einpflegen, um zu einer homogenisierten Stadtbaumdatenbank beizutragen. Die hochzuladenden Datensätze müssen dabei einige Kriterien erfüllen, zum Beispiel ein bestimmtes Format aufweisen oder als offene Daten hochgeladen werden. Derzeit bietet die neue Anwendung Informationen zu 1,60 Mio. Bäumen aus 16 kommunalen Baumkataster-Datensätzen in harmonisierter Form als Open Data an.

Interessierte können sämtliche Angaben ab sofort zentral über einen internetgestützten Zugriff (wfs-Link) und in einem einheitlichen Format beziehen. Selbiges Angebot kommt jedoch nicht allein der Wissenschaft zugute, denn es steht ebenso der Allgemeinheit zur Verfügung – was nicht zuletzt den Datenaustausch zwischen Ämtern, mit Planern und in der interkommunalen Zusammenarbeit zu vereinfachen hilft. Download-Link und Metadaten sind via mCloud-Plattform des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) erhältlich. www.baumcloud.org www.ioer.de

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Lebende Querungen dank alter Bautechniken

Nachrichten

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Forschungsprojekt an der Technischen Universität München

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Vom nordindischen Meghalaya-Plateau führen unzugängliche Täler und Schluchten in die weiten Flächen Bangladeschs. In den Monsunmonaten schwellen die Gebirgsbäche in den Wäldern zu wilden Strömen an. Um diese überwinden zu können, bauten schon die indigenen Khasiund Jaintia-Völker ihre Brücken aus den lebenden Luftwurzeln des Gummibaums Ficus elastica. »Solche stabilen Brücken aus ineinander verschlungenen Wurzeln können mehr als 50 m lang und mehrere Hundert Jahre alt werden«, so Ferdinand Ludwig, Professor für Green Technologies in Landscape Architecture an der Technischen Universität München (TUM). Gemeinsam mit Thomas Speck, Professor für Botanik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat er 74 solcher lebenden Brücken analysiert. »In den Medien und auf Blogs sind die lebenden MeghalayaBrücken schon viel besprochen worden, wissenschaftliche Untersuchungen gab es bislang allerdings wenige«, so Ludwig. »Außerdem war das Wissen um die alten Bautechniken bislang kaum schriftlich dokumentiert«, fügt Wilfrid Middleton von der Fakultät für Architektur an der TUM hinzu. Die Forscher führten Interviews mit den Brückenbauern und -bauerinnen, um den Herstellungsprozess besser zu verstehen. Und um einen Überblick über die komplexe Wurzelstruktur zu gewinnen, machten sie mehrere Tausend Fotos und generierten daraus 3-D-Modelle, ergänzt um die erstmalige Kartierung ebenjener Brücken. »Üblicherweise beginnt der Bauprozess mit einer Pflanzung: Wer eine Brücke plant, pflanzt einen Setzling des Ficus elastica an einem Flussufer oder am Rand einer Schlucht ein. Zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Wachstums entwickelt die Pflanze Luftwurzeln«, so Speck. Die Luftwurzeln werden dann um eine Hilfskonstruktion aus Bambusstangen oder Palmenstämmen geschlungen und horizontal über den Fluss geleitet. Wenn die Wurzeln bis ans andere Ufer gewachsen sind, werden sie dort eingepflanzt. Sie entwickeln dann kleinere Tochterwurzeln, die ebenfalls an das Ufer gelenkt werden, wo sie wiederum eingepflanzt werden.

»Gewachsenes« Bauwerk am Meghalaya-Plateau © Technische Universität München

Konstruktion aus Ficus elastica © Technische Universität München

Durch das stetige Pflanzenwachstum und verschiedene Schlingtechniken bilden die Wurzeln des Ficus elastica hochkomplexe Strukturen, die den Brücken eine große mechanische Stabilität verleihen. Eine wichtige Rolle spielen die Eigenschaften des Ficus elastica: »Die Wurzeln reagieren auf mechanische Belastungen mit einem sekundären Wurzelwachstum. Außerdem sind die Luftwurzeln zu Verwachsungen fähig: Bei Verletzungen kommt es zur sogenannten Überwallung und Kallusbildung, ein Prozess, den man auch vom Wundverschluss bei Bäumen kennt. So können sich zum Beispiel zwei Wurzeln, die zusammengepresst werden, miteinander verbinden und verwachsen«, so Speck. Errichtet und instand gehalten

werden die Brücken von Einzelpersonen, Familien oder eben mehreren Dorfgemeinschaften, die sie letztlich nutzen. »Die lebenden Brücken sind also zum einen eine menschengemachte Technik, zum anderen aber auch eine ganz spezielle Form der Kultivierung einer Pflanze«, so Speck. Bis eine lebende Brücke aus Ficus elastica fertig ist, vergehen Jahrzehnte, bisweilen sogar Jahrhunderte. Ludwig: »Die Brücken sind ein einmaliges Beispiel für vorausschauendes Bauen. Davon können wir viel lernen: Wir stehen heute vor Umweltproblemen, die nicht nur uns betreffen, sondern vor allem nachfolgende Generationen. Dieses Thema sollten wir angehen wie die Khasi.« www.tum.de

[Umrisse]


Komplettierung der Führungsebene Ergänzung zur Vorstands-Quadriga bei ATP Sein interdisziplinärer Zugang und seine umfangreiche TGA-Fachexpertise sind ausgezeichnete Voraussetzungen, unsere Kultur der Integralen Planung mit BIM weiter auszubauen.« Im nunmehr vierköpfigen ATP-Führungsteam sind außerdem Architekt Horst Reiner und Bauingenieur Gerald Hulka tätig. Thilo Ebert lehrt seit 2016 als Professor für Nachhaltiges Bauen an der Hochschule München und gilt als Experte für Building Information Modeling (BIM). »Ich bin überzeugt, dass wir heute insbesondere durch eine Integrale Planung mit BIM die notwendige Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen übernehmen können«, so der ATP-Neo-Vorstand. »Umso mehr

Thilo Ebert © ATP architekten ingenieure

[Nachrichten

Als ausgewiesener Fachmann der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) komplettiert jetzt Thilo Ebert den Vorstand von ATP, Europas stärkstem Büro für Integrale Planung, das damit die immer wichtiger werdende Disziplin der TGA auch in der höchsten Führungsebene kompetent abbildet. »Integrale Zusammenarbeit ist in unseren Augen die einzig sinnvolle Form einer zukunftstauglichen Gebäudeplanung und Voraussetzung des effektiven Einsatzes von BIM«, so ATP-Vorstandsvorsitzender Christoph M. Achammer. »Mit Thilo Ebert haben wir einen TGA-Experten gefunden, der ambitioniert unsere Haltung teilt, nachhaltig und damit auch möglichst verschwendungsfrei zu planen.

freut es mich, dass ich diese Zukunft nun im Vorstand eines Unternehmens mitgestalten kann, das diese Verantwortung seit langem verinnerlicht hat.« www.atp.ag

25 Jahre Entwerfen, Planen und Bauen Bürojubiläum des Architekten Ingo Schrader Vor beinahe exakt 25 Jahren oder eben genau am 1. April 1995 hat Ingo Schrader sein Architekturbüro in Frankfurt am Main gegründet – und hätte sich damals nicht vorstellen können, dass dieser Jahrestag einmal in eine Zeit fallen würde, die sich wohl als surreal bezeichnen lässt. Ein gemeinsames Feiern ist deshalb nicht möglich, ein paar Gedanken will er aber gerne teilen, die wir hier auszugsweise wiedergeben: »Was war für mich wesentlich in den vergangenen 25 Jahren? Eigentlich sind es zwei Dinge, die meine Arbeit als Architekt ebenso wie als bildender Künstler bestimmen: der Mensch und der Raum.

Schon in meinem Studium, aber auch seit meinen beruflichen Anfängen waren mir der Austausch und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Menschen besonders wichtig. Aus diesen Begegnungen lerne ich ständig Neues, Entwürfe entwickeln sich durch diesen Austausch weiter. Das zweite Thema ist der Raum. Dieses unsichtbare, geheimnisvolle Phänomen ist eigentlich die Grundlage von allem. Die Leere zwischen den soliden Begrenzungen eines Bauwerks, die erst seine Nutzung ermöglicht. Die Dimension und Proportion eines Raums, die dessen Atmosphäre und damit auch die Stimmung und das Lebens-

gefühl der Menschen in diesem Raum bestimmt. Der Raum als Abstand zwischen den Menschen, als Abbild der Beziehungen zueinander. Diese Dinge sind jetzt deutlicher zu spüren: ›Social Distancing‹ regelt den Mindestabstand untereinander auf 2 m. Die öffentlichen Räume sind entleert und fehlen uns als Treffpunkt und Ausdruck, ja Vergewisserung unseres Gemeinwesens. (...) Ob es ›danach‹ weitergehen wird wie bisher? Wohl kaum ...« www.schrader-architekt.de

nungsfugen her. Neben den Fugenprofilen, wie zum Beispiel wasserdichten Fugensystemen, Schwerlast- und Hygiene- sowie seismischen Profilen, werden in Wülfrath aber auch individuelle Lösungen für anspruchsvolle Großvorhaben entwickelt, die dann unter anderem in Flughäfen, Bahnhöfen, Industrieanlagen, Parkgebäuden, Einkaufszentren, Messehallen oder Kliniken eingesetzt werden. Derzeit ist Migua in über 60 Ländern präsent, wobei der deutsche und der polni-

sche Markt mit eigenen Vertriebsteams betreut werden. 2015 erfolgte zudem die Gründung einer Tochterfirma in Dubai. Und: Als international tätiges mittelständisches Unternehmen übernimmt Migua auch soziale Verantwortung und bekämpft als Teil des Oxfam-Netzwerks »Unternehmer für Unternehmer« die weltweite Armut, als Fördermitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald beteiligt sich Migua darüber hinaus an ökologischen Projekten. www.migua.com

Marktführer mit Jubiläum 100 Jahre Migua Fugensysteme Die Migua Fugensysteme GmbH, am 4. Mai 1920 in Blankenburg im Harz gegründet und inzwischen deutscher Marktführer im Bereich der Konstruktion, Herstellung und des Einbaus von Fugenprofilsystemen, feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Für innovative Produkte und herausragende Services ist Migua als international agierendes Traditionsunternehmen bekannt: Der Mittelständler mit Hauptsitz in Wülfrath stellt Produkte zum Überbrücken, Verschließen und Abdichten von Deh-

[Umrisse]

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Raimund Abraham

Nachrichten

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Ausstellung im Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien bis 19. Juli; Di 10–21, Mi–So 10–18 Uhr.

MAK Museum für angewandte Kunst Stubenring 5, A – 1010 Wien Tel.: 00 43/1/7 11 36-2 48

Ausstellungen Énergie animale Ausstellung im Museum für Gestaltung in Zürich bis 7. Juni; Di–So 10–17 Uhr, Mi 10–20 Uhr.

Museum für Gestaltung Zürich Ausstellungsstraße, CH – 8031 Zürich Tel.: 00 41/43/4 46 67 67

Experience in Action! Designbuild in der Architektur Ausstellung im Architekturmuseum der Technischen Universität München in der Pinakothek der Moderne in München bis 14. Juni; Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr.

Architekturmuseum der Technischen Universität München in der Pinakothek der Moderne Arcisstraße 21, 80333 München Tel.: 0 89/2 38 05-0

Widerstand und Wandel. Über die 1970er Jahre in Tirol Ausstellung im aut. architektur und tirol in Innsbruck bis 20. Juni; Di–Fr 11–18, Sa 11–17 Uhr.

aut. architektur und tirol Lois-Welzenbacher-Platz 1, A – 6020 Innsbruck Tel.: 00 43/5 12/57 15 67

Aby Warburg: Bilderatlas Mnemosyne Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt in Berlin bis 22. Juni; Di–So 10–18 Uhr.

Haus der Kulturen der Welt John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin Tel.: 0 30/3 97 87-0

Balkrishna Doshi. Architektur für den Menschen Ausstellung im Architekturzentrum Wien bis 29. Juni; täglich 10–19 Uhr.

Architekturzentrum Wien Museumsplatz 1, A – 1070 Wien Tel.: 00 43/1/5 22 31 15

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Happy Birthday Karl Marx! Ausstellung im Architekturzentrum Wien bis 31. Juli; täglich 10–19 Uhr.

Architekturzentrum Wien Museumsplatz 1, A – 1070 Wien Tel.: 00 43/1/5 22 31 15

Die Neue Heimat (1950–1982) und ihre Bauten Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main bis 2. August; Di–So 10–18 Uhr.

Deutsches Architekturmuseum Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main Tel.: 0 69/2 12-3 63 18

Anna Rubin. In die Luft gebaut Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur bis 16. August; Di–So 10–17 Uhr.

Gewerbemuseum Winterthur Kirchplatz 14, CH – 8400 Winterthur Tel.: 00 41/52/2 67 51 36

Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein bis 23. August; täglich 10–18 Uhr.

Vitra Design Museum Charles Eames Straße 1, 79576 Weil am Rhein Tel.: 0 76 21/7 02 32 00

Norm. It‘s not complicated Ausstellung im Museum für Gestaltung in Zürich bis 6. September; Di–So 10–17 Uhr, Mi 10–20 Uhr.

Museum für Gestaltung Zürich Ausstellungsstraße, CH – 8031 Zürich Tel.: 00 41/43/4 46 67 67

Die City – das Land Ausstellung im Museum der Moderne in Salzburg bis 13. September; Di–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr.

Museum der Moderne Mönchsberg 32, A – 5020 Salzburg Tel.: 00 43/6 62/84 22 20

Richard Neutra. Wohnhäuser für Kalifornien Ausstellung im Wien Museum in Wien bis 20. September; Di–So 10–18 Uhr.

Wien Museum Felderstraße 6–8, A – 1010 Wien Tel.: 00 43/1/5 05 87 47-8 51 73

Was, wenn ...? Zum Utopischen in Architektur, Kunst und Design Ausstellung im Neuen Museum in Nürnberg bis 20. September; Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr.

Neues Museum Luitpoldstraße 5, 90402 Nürnberg Tel.: 09 11/2 40 20-0

Terunobu Fujimori Ausstellung in der Raketenstation Hombroich bis 4. Oktober; Fr–So 12–17 Uhr.

Stiftung Insel Hombroich Raketenstation Hombroich 4, 41472 Neuss Tel.: 0 21 82/8 87-0

Ingo Maurer intim. Design or what? Ausstellung in der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne in München bis 18. Oktober; Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr.

Neue Sammlung in der Pinakothek der Moderne Arcisstraße 21, 80333 München Tel.: 0 89/2 38 05-0

Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen (Zentral-)Ausstellung im Audi-Bau in Zwickau bis 1. November; Mo–So 10–18 Uhr.

Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Sächsische Landesausstellung Postfach 120162, 01002 Dresden Tel.: 03 51/48 46-2 78

[Umrisse]


Messen Wettbewerbe

Light + Building 2020

Messe Frankfurt GmbH Ludwig-Erhard-Anlage 1 60327 Frankfurt am Main Tel.: 0 69/75 75-0

Deutscher Ingenieurbaupreis 2020

Veranstaltungen Graz Kulturjahr 2020 Ganzjährige Veranstaltung mit Ausstellungen, Besichtigungsmöglichkeiten, Diskussionen etc. zum Thema der urbanen Zukunft in Graz bis 31. Dezember; Auskünfte und Anmeldung:

Tagungen ift-Energieberatertag Tag(ung) in Rosenheim am 25. Juni; Auskünfte und Anmeldung:

ift Rosenheim Theodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim Tel.: 0 80 31/2 61-21 54

Trafo Schillerstraße 29, A – 8010 Graz Tel.: 00 43/6 60/1 02 41 80

Auszeichnung(en) für beispielhafte Ingenieurbauwerke oder -leistungen, Anmeldeschluss ist der 28. Mai; Auskünfte und Anmeldung:

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin Tel.: 0 30/1 84 01-0

[Termine

Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik in Frankfurt am Main vom 27. September bis 2. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

Bayerischer Ingenieurpreis 2021 Alle zwei Jahre verliehene und mit 10.000 € dotierte Auszeichnung für »große und kleine Ingenieurleistungen, Projekte und Bauwerke aller Fachrichtungen, die auf ihre jeweils ganz besondere Weise herausstechen«, Einreichungstermin ist der 30. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

Bayerische Ingenieurekammer-Bau Schloßschmidstraße 3, 80639 München Tel.: 0 89/41 94 34-21

Essener Membranbau Symposium Fünfte derartige Veranstaltung in Essen am 25. September; Auskünfte und Anmeldung:

Universität Duisburg-Essen Institut für Metall- und Leichtbau Universitätsstraße 12, 45141 Essen Tel.: 02 01/1 83-38 73

EBH 2020 Europäischer Kongress zum Thema »Energieeffizientes Bauen mit Holz im urbanen Raum« (EBH) in Köln vom 21. bis 22. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

forum-holzbau Bahnhofplatz 1, CH – 2502 Biel Tel.: 00 41/32/3 27 20 00

Garten- und Landschaftskultur Siebtes Stralsunder Symposium zur Garten- und Landschaftskultur in Stralsund vom 23. bis 25. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

Stralsunder Akademie für Garten- und Landschaftskultur Dr. Angela Pfennig Sarnowstraße 6 d, 18435 Stralsund Tel.: 0 38 31/28 93 79

Europäische Baukulturkonferenz 2020 Tagung in Gelsenkirchen vom 29. bis 31. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Deichmanns Aue 31–37, 53179 Bonn Tel.: 02 28/9 94 01-12 19

[Umrisse]

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Bücher

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Perspektiven für Landschaft(en)

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Was Frau oder Mann unter »Landschaft« verstehen, ja verstehen können, muss per se stark variieren, findet sich dieser Begriff doch in den unterschiedlichsten Zusammenhängen, so dass sich bisweilen der Eindruck aufdrängt, er ließe sich je nach Gusto verwenden und mit Gedankenschwere aufladen, und zwar unabhängig von seiner ursprünglichen, laut Duden relativ streng umrissenen Bedeutung. Über die Frage diskutieren zu wollen, ob Behörden-, Geheimdienst-, Kunst- oder Parteienlandschaften, zumindest in puncto Sprachgebrauch, sinnstiftend sind, erscheint deshalb wohl eher müßig. Ähnliches, aber keineswegs Gleiches gilt für die Landschaftsgestaltung, ergo für eine durchaus ehrwürdig zu nennende akademische Disziplin von (weiterhin) kaum zu bestreitender Relevanz, die in der öffentlichen Wahrnehmung dank vieler Baumarktprospekte und -anleitungen dennoch oft und gerne mit einem Betätigungsfeld für mehr oder weniger motivierte Laien verwechselt wird – mit höchst unschönen Resultaten, wie zahllose Vorgärten in den meisten Vororten fast aller Groß- und Kleinstädte mit Aplomb zu veranschaulichen pflegen. Ein Buch, das dem (originären) Wesenskern von Landschaft und Landschaftsgestaltung nachzuspüren, ihn letztlich einzukreisen und solcherart substantiell zu unterfüttern versucht, vermag hier also für Abhilfe zu sorgen. Und genau das leistet »Vier Perspektiven landschaftsarchitektonischen Denkens«, indem es den Blick auf grundlegende Problemstellungen lenkt und derart nicht nur diskurskundige Experten zum (kritischen) Nachdenken über eine Profession anregt, bei der das enge, sich gegenseitig befruchtende Zusammenwirken von Theoriebildung, Reflexion und Entwurfserarbeitung stets eine oder eben die Prämisse für qualitätsvolle Realisierungsbeispiele war und ist. In mancher Hinsicht auf den von Jürgen Weidinger zuvor im selben Verlag herausgegebenen Publikationen »Entwurfsbasiert Forschen«, »Designing Knowledge« und »Atmosphäre Entwerfen«, inzwischen sogar in zweiter Auflage lieferbar, basierend und sie in gewisser Weise (thematisch)

ergänzend und auch vertiefend, gliedert sich der jetzige Band in drei umfassende, im Prinzip als elementar einzuordnende Kapitel namens »Einleitung«, »Aufsätze« und »Gespräche« – samt und sonders der Intention verpflichtet, in Auseinandersetzung mit den Konzepten »Urbaner Metabolismus«, »Designing Urban Nature«, »Alltagstauglichkeit« und »Atmosphäre« zu (er)klären: »Was ist gute Landschaftsarchitektur?« Das heißt, es wird zunächst analysiert und später beantwortet, welche Impulse jene vier Konzepte vermitteln und wie sie im Endeffekt das Entwerfen beeinflussen (sollten), wobei selbiges Vorgehen als eine Form der Reflexion bezeichnet wird, durch die sich landschaftsarchitektonisches Denken de facto definiere. Eine detaillierte Beschäftigung mit den in Summe 256 Seiten voller Inhalt lohnt sich (infolgedessen) uneingeschränkt. Michael Wiederspahn Sebastian Feldhusen (Hrsg.): Vier Perspektiven landschaftsarchitektonischen Denkens. Universitätsverlag der Technischen Universität Berlin, Berlin 2019. 256 S., zahlr. Abb., kt., 15 €.

Rosaroter Panzer-Schneepflug Eine Besonderheit guter Tagungsdokumentationen ist ihre meist breitangelegte Perspektive auf ein wichtiges Thema. Eine weitere lag in Vor-Corona-Zeiten in der Möglichkeit, den Austausch samt aufgekommenen neuen offenen Fragen in einem Resümee zusammenzutragen und so eine lebendige Momentaufnahme von Debatten zu geben. Die nachfolgend vorgestellte und – das sei vorweggenommen – außerordentlich empfehlenswerte Publikation weist vieles davon auf. Sie ist die Dokumentation einer gemeinsamen Tagung, die das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum (BLDAM) mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF Potsdam) im Herbst 2017 unter dem Titel »Kommunismus unter Denkmalschutz? – Denkmalpflege als historische Aufklärung« veranstaltete. Wurde bis Anfang der 2000er Jahre vielfach abgerissen oder eingelagert, stellen sich fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung mehrheitlich restauratorische Fragen bezüglich der verbliebenen Zeitzeugen.

Und die lassen sich, wie ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt, nicht immer eindeutig klassifizieren. Denn mittlerweile ist es zu Überschreibungen, Überlagerungen und teilweise zu verfälschenden Aneignungen der einstmals eindeutigen Botschaftsträger gekommen. Damit wären wir beim rosaroten Panzer. Das ehemalige Panzerdenkmal in Kleinmachnow scheint in diesem Kontext wie ein Brennglas, das die vielfältigen Formen der Rezeption, Aneignung und auch Überformung der »Hinterlassenschaften« bis hin zur Relokation dieser Zeit exemplarisch verdeutlicht. Vom Panzer zum rosaroten Schneepflug, vom Siegessymbol zur trotzigen Gegenweltdarstellung, versinnbildlicht es in einem Objekt die Schwierigkeiten, mit denen die Tagung sich konfrontiert sah. Die Herausgeber haben es verstanden, die Exzerpte der Vorträge in mehrheitlich knapp und verständlich gefasste Darstellungen zu überführen und mit großzügigen, häufig farbigen Abbildungen illustrieren zu lassen. Und ja, auch in dieser Veröffentlichung finden sich ein paar thematische Ausreißer, die eher verwirren denn erhellen. Auch hätte man sich im Nachgang der Veranstaltung in der Dokumentation eine resümeehafte Zusammenfassung der offenen Fragen und der Kontroversen gewünscht, die es – wie ein auf Youtube zugänglicher Mitschnitt verdeutlicht – eindeutig gab. Das in seiner Komplexität überzeugende, gelegentlich in scheinbarer Widersprüchlichkeit gefangene und dabei immer verständlich bleibende Dokument einer immer neue Fragen aufwerfenden Vergangenheitsbewältigung sei mit seinen kleineren handwerklichen Schwächen jedem empfohlen, der sich, von medialen Erregungsmechanismen befreit, mit den baulichen Hinterlassenschaften sozialistischer Vergangenheit kritisch zu befassen bereit ist. Elisabeth Plessen Danyel, Jürgen; Drachenberg, Thomas; Zündorf, Irmgard (Hrsg.): Kommunismus unter Denkmalschutz?. Denkmalpflege als historische Aufklärung. Reihe: Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg Band 16. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2018. 178 S., zahlr. Farb- und SW-Abb., geb., 39 €

[Umrisse]


Herausgeber

Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn

Chefredaktion Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de

Verlag

VERLAGSGRUPPE W I E D E R Smit MixedMedia P A Konzepts HN

Biebricher Allee 11 b 65187 Wiesbaden Tel.: 06 11/84 65 15 Fax: 06 11/80 12 52 www.verlagsgruppewiederspahn.de

Satz und Layout

Christina Neuner

Fotos Titel und Inhalt

Naturpark-Haus Längenfeld im Ötztal © Günter Richard Wett Klinik auf Gaflei im Fürstentum Liechtenstein © Bruno Klomfar Klinik auf Gaflei im Fürstentum Liechtenstein © Bruno Klomfar Besucherpavillon im De Hoge Veluwe National Park in Hoenderloo © Stijn Bollaert Besucherpavillon im De Hoge Veluwe National Park in Hoenderloo © Stijn Bollaert Zentrum für zeitgenössische Choreographie und Performance in Zürich © Simon Menges Zentrum für zeitgenössische Choreographie und Performance in Zürich © Simon Menges Feuerwehrhaus mit Gemeindesaal in Mühlbach im Ahrntal © Oliver Jaist Wohnhaus im oberösterreichischen Oberschlierbach © Sigurd Larsen Design & Architecture Haus für Kinder in München © Oliver Betz Hauptquartier von Markas in Bozen © ATP architekten ingenieure

Druck

Schmidt printmedien GmbH Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg

Erscheinungsweise [Umrisse] und Bezugspreis Zeitschrift für Baukultur erscheint 6 x pro Jahr. Einzelheft: 9,50 € Doppelheft: 19,00 € Jahresbezugspreis: 57,00 € Abonnement Ausland: 63,00 €

[Impressum

[Umrisse] Zeitschrift für Baukultur ISSN 1437 - 2533 20. Jahrgang Ausgabe 2/3∙2020 www.umrisse.de Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.


[Umrisse] Zeitschrift für Baukultur

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Ausgabe 1 • 2020

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Wo werben? [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur Die Zeitschrift für Architekten, Ingenieure, Planer und Investoren, Projekt- und Grundstücksentwickler, Fondsgesellschaften, Bau- und Consultingunternehmen. Die Zeitschrift erhalten und lesen rund 7.500 Architekten, Ingenieure und Planer, die in hohem Maße in der freien Wirtschaft ebenso aber auch in Städten und Kommunen sowie den Bauverwaltungen des Bundes und der Länder und der Deutschen Bahn tätig sind. Sicher wird auch Ihre Zielgruppe damit von uns erreicht.

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