100 beste Plakate 2008

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100 BESTE PLAKATE 08 DEUTSCHLAND ÖSTERREICH SCHWEIZ

Verlag Hermann Schmidt Mainz



INHALT CONTENT VORWORT/FOREWORD Prof. Henning Wagenbreth

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VORWORT/FOREWORD Bastien Aubry & Dimitri Broquard

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PREISTRÄGER�PLAKATE/AWARD WINNERS’ POSTERS JUROREN�PLAKATE/POSTERS OF THE JURY DIE PREISTRÄGER/THE AWARD WINNERS

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DIE AUFTRAGGEBER/THE CLIENTS

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DIE DRUCKEREIEN/THE PRINTING HOUSES

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40 PLAKATE AUS 40 JAHREN DDR PLAKATKUNST/40 POSTERS FROM

159

40 YEARS OF GDR POSTER ART Dr. Sylke Wunderlich DOKUMENTATION DER GESTALTUNGSKONZEPTE/DOCUMENTATION OF THE

201

DESIGN CONCEPTS FH Potsdam, Nauka Kirschner, Prof. Hermann Weizenegger WERDEN SIE MITGLIED/BE A MEMBER

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DANK/ACKNOWLEDGEMENTS

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IMPRESSUM/IMPRINT

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REGISTER/INDEX

Booklet


Prof. Henning Wagenbreth, Präsident 100 Beste Plakate e. V.

DAS AUGE IST DER MUND WIE MAN GUTE PLAKATE KOCHT EINE GESCHMACKSSACHE

Über Geschmack lässt sich streiten. In der Diskussion über Gestaltung ist das Wort »Ge-

schmackssache« ein Totschlag-Argument. Es zieht sich auf subjektive Positionen zurück, wenn die objektiven Argumente ausgehen. Der Grund dafür mag darin liegen, dass wir uns in der

genauen Beschreibung von Geschmäckern schwertun und unsere Definition von Geschmack

lediglich auf süß, sauer, bitter und salzig, oder auch nur gut und schlecht beschränken. Damit wollen wir uns hier aber nicht abfinden. Wenn die Auswahl der 100 besten Plakate eine Geschmackssache wäre, dann wäre das Auge gewissermaßen ein Mund: Wir brauchen visuelle Informationen wie das tägliche Brot. Wie ein Mund nimmt unser Auge täglich Informationen auf. Sie werden aufgenommen, betastet, gekostet, zerkaut und verschluckt. Unser Mund nimmt die materielle Nahrung auf, unser Auge die geistige. Wir sind, was wir sehen. Man ist, was das Auge isst. Die einen Informationen können wir leicht verdauen, die gehen runter wie Öl. Andere liegen uns schwer im Magen. Die werden wir nie vergessen, wenn wir sie nicht gleich wieder ausspucken. Wiederum andere ekeln uns an. Wir finden sie zum Kotzen. Wenn das Auge der Mund ist, dann wäre ein Plakat ein zubereitetes Gericht: Jedes Essen, wie jedes Plakat, hat seine Zutaten. Diese bestehen beim Essen aus pflanzlichen und tierischen Produkten, beim Plakat aus Schrift und Bild. Typografie-Plakate sind sozusagen für Vegetarier. Für den volleren Geschmack sollte schon ein Bild dabei sein. Ein Stück Fleisch allein ohne Beilage macht auch nicht satt. Wenn der Gestalter kochen muss, geht er zunächst die Zutaten einkaufen. Er wählt – je nachdem – Konserven, wenn er faul ist, Tiefgefrorenes, wenn die Zeit knapp ist, oder er kauft Frisches auf dem Markt. Die Feinschmecker bauen ihr Material im eigenen Garten an. Andere klauen auch schon mal die Früchte aus Nachbars Garten. Apfel C, Apfel V, das geht schnell und wird nicht immer gleich entdeckt. Als Nächstes geht es an die Zubereitung oder eben die Gestaltung. Die zu verwendenden Schrift- und Bildelemente werden je nach geplantem Gericht sortiert und griffbereit zurechtgelegt. Die Textinformation wird gereinigt und in konsumierbare Abschnitte zerlegt. Bilder sollten von Ballast befreit werden. Ihnen wird sozusagen das überflüssige Fett weggeschnitten. Dann wird gekocht, geräuchert, gebraten und geschmort. Die Qualitäten eines guten Plakats sind denen eines guten Essens ähnlich. Die einzelnen Zutaten sollten sich nicht nur voneinander unterscheiden, sondern im Kontrast zueinander stehen. Sie sollten nicht weichgekocht werden, sondern bissfest bleiben. Erst wenn jedes Element


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seinen eigenen Geschmack behält, wird ein Essen ein gutes Ge-

Hochdruck, Siebdruck und Offsetdruck lassen sich Farben in gro-

samterlebnis. Die richtigen Mengenverhältnisse, ein klarer Rhyth-

ßer Leuchtkraft und Farbtiefe auftragen. Die Druckfarben gehen

mus, abgestimmte Farben und Lesbarkeit machen ein Essen und

mit unterschiedlichen Papieren unterschiedliche Fusionen ein. Die

ein Plakat zu einem Kunstwerk.

Digitalisierung der Druckvorstufe hat viele Kosten und Umweltressourcen gespart. Im Druckprozess selbst erreicht der Digitaldruck

Wenn das Plakat ein Gericht ist, dann wäre der Gestalter der

noch nicht seine alten Vorbilder. Die besten Ergebnisse der Druck-

Koch: Ein guter Koch kocht für jedes Budget. Ist der Kühlschrank

und der Kochkunst bestehen noch immer aus analoger Alchemie.

leer, gibt es nur ein Schwarz-Weiß-Plakat. Es kann dennoch gut

Bratwurst als E-Mail-Attachment zu verschicken, Kartoffelsuppe

zubereitet sein und seine Funktion erfüllen. Für ein Festessen

zum Download oder Spaghetti zum Ausdrucken sind Visionen, die

werden auch schon mal sechsfarbige Plakate in Serien auf Groß-

wir uns noch nicht auf der Zunge zergehen lassen können.

flächen serviert. Ein Koch sollte wissen, was seinen Gästen schmeckt. Die alten Re-

Wenn der Gestalter der Koch ist, dann sind wir alle seine Gäste:

zepte garantieren ein gutes Ergebnis. Damit das Essen auf die

Jedem von uns schmeckt etwas anderes. Plakate sollen sich des-

Dauer aber nicht zu hausbacken wird, sollte der Koch auch mal

halb unterscheiden. Wir wollen uns abwechslungsreich ernähren.

was Neues probieren und seine Gäste mit ungewöhnlichen Ideen

Dennoch verändern wir unsere Seh- und Essgewohnheiten nur un-

herausfordern. Warum nicht ein Schnitzel im Teekessel braten oder

gern. Was wir nicht kennen, fressen wir erst mal nicht. Es muss

eine Suppe auf dem Kuchenblech kochen? Auch wenn es mal an-

uns erst schmackhaft gemacht werden. Es wurden in Europa wohl

brennt oder überkocht: Es lebe das Experiment und die Risikofreu-

noch nie so viele Lebensmittel und Drucksachen produziert wie

de. Wenn es schmeckt, ist es gut. Geht es schief, probiert man das

heute. Wir leben hier im Überfluss. Gerade deshalb sollten wir auf-

nächste Mal was Neues aus.

passen, was uns aufgetischt wird. Skandale über verunreinigte Le-

Köche und Gestalter sind am besten, wenn ihnen nicht zu viel

bensmittel gibt es häufig. Skandale über gesundheitsgefährdende

reingeredet wird. Der Auftraggeber sollte dem Gestalter genug

Plakatgestaltung eher selten.

Spielraum lassen und erst das fertige Endprodukt bewerten. »Hat

Sieht ein Plakat nur gut aus oder hat es auch einen Nährwert?

es geschmeckt?«, kann man erst nach dem Essen fragen. Forde-

Welche Lügen und Halbwahrheiten werden uns von PR-Strategen

rungen, wie hier eine Schriftzeile größer zu setzen oder da die

als Amphetamine oder Schlaftabletten ins Essen gemischt? Ein

Aussage eines Bildes zu entschärfen, pfuschen dem Koch ins

gutes Plakat soll uns überzeugen und nicht mit Tricks überlisten.

Handwerk. Viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Ganz zu

Ehrlichkeit ist am Ende nachhaltiger. Humor steht nicht auf der

schweigen von den vielen Sponsoren-Logos, die einem in jedes

Liste der unerlaubten Nahrungsergänzungsmittel im Wettbewerb

Essen geworfen werden. Die machen den Geschmack fade, und wir

um die besten Plakate, Demagogie und Desinformation dagegen

alle müssen das auslöffeln. Einem guten Gastgeber sollte es rei-

schon. Der Wettbewerb um die 100 besten Plakate zeigt nur einen

chen, auf der Speisekarte genannt zu werden.

Ausschnitt des Plakatschaffens, der in erster Linie für Grafiker und Plakatliebhaber relevant ist.

Wenn der Gestalter der Koch ist, dann wäre die Druckerei seine

Wir können uns die Welt nicht schönsaufen. In der Gestaltung hat

Küche: Hier riecht es nach Druckfarben und Lösungsmitteln. Im

sich längst eine Zweiteilung der Wirklichkeit etabliert, die man in


der Ernährung Fastfood und Slowfood nennt, nur haben wir dafür noch keine entsprechend griffigen Worte gefunden. Wer es sich leisten möchte, bekommt eine Langsamgestaltung, wer nicht, ist mit einer Schnellgestaltung glücklich. Für welches Essen Sie sich auch entscheiden, in diesem Buch sind die besten Plakatköche aus dem deutschsprachigen Raum zu finden – und alle kochen auf großer Flamme!


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Prof. Henning Wagenbreth, President of 100 Beste Plakate e. V.

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THE EYES ARE THE MOUTH HOW TO COOK UP GOOD POSTERS A MATTER OF TASTE

Taste is debatable. In the debate about design the phrase »a mat-

fat is – so to say – trimmed off. Then it’s time to boil, smoke, fry

ter of taste« puts any argument to death. When we run out of ob-

or braise it. The qualities of a good poster are similar to those of

jective arguments, we resort to subjective standpoints. Perhaps

good food. Each of the ingredients not only should be different

this is because it is difficult for us to precisely describe flavours

from one another, but contrast with one another. They shouldn’t

and our definition of taste is limited to sweet, sour, bitter and

be too soft boiled, but cooked al dente. When each element retains

salty, or even only good and bad. Yet, we won’t resign ourselves to

its own flavour it makes a meal a good overall experience. The

this here.

right amounts, clear rhythm, harmonized colours and readability make a meal and a poster a work of art.

If the selection of the 100 best posters were a matter of taste, then the eyes would, effectively, be the mouth: We need visual

If the poster is a dish, then the designer would be the cook: A

information like we need our daily bread. Like a mouth, our eyes

good cook can work on any budget. If the refrigerator is empty we

intake information daily. It is ingested, felt, tasted, chewed and

get a black and white poster, which can nonetheless be well pre-

swallowed. Our mouth ingests material nourishment; our eyes the

pared and fulfil its function. For a banquet, sometimes six-colour

intellectual. We are what we see. We are what our eyes eat. We can

posters are served in courses on large tables.

easily digest some information; it goes down like butter. Other in-

A cook ought to know the guests’ tastes. The old recipes ensure

formation lies heavy in our stomachs. We will never forget it if we

good results, but for a meal that is not too homespun, the cook

don’t spit it out immediately. Yet other disgusts us; makes us sick.

should occasionally try out new things and challenge the guests with unusual ideas. Why not fry a cutlet in the teapot or cook the

If the eyes are the mouth, then posters would be a prepared

soup in a cake tin? Even if it may scorch or boil over: experimenta-

dish: Every meal, like every poster, has its ingredients. In a dish,

tion and risk-taking can be fun. If it tastes good, it is good. If it

these consist of vegetable and animal products. In a poster they

fails, there will always be a next time to try something new.

are the fonts and images. Typographical posters are, so to say, for

Cooks and designers are at their best when left to their own de-

vegetarians. For fuller flavour, there has to be an image. A cut of

vices. The client should give the designer sufficient leeway and

meat alone without a side dish is also lacking something.

await the finished product before judging it. You cannot ask »Did

When the designer plans to cook something, he first goes shop-

you enjoy the meal?« until it’s been eaten. Demands to set a line

ping for the ingredients. He chooses preserves if he’s lazy, frozen

of type larger here or to defuse an image’s impact there merely

food if he’s short on time or he may buy fresh produce at the

throw a spanner in the works of the cook. As they say, too many

market. The gourmets grow their own produce in their gardens.

cooks spoil the broth. Not to mention the many sponsor logos

Some steal the fruit from their neighbour’s garden now and then.

thrown into every dish. They muddle up the flavour and we all have

Apple C, apple V, it’s fast and isn’t always discovered right away.

to spoon them out. A good host should be happy enough to be

The next phase is preparation, or the design. The font and image

mentioned on the menu.

elements are sorted, according to the recipe, and arranged on the countertop. The textual information is cleaned and chopped into

If the designer is the cook, then the printing house would be

bite-sized pieces. Images need to be freed of gristle and the extra

the kitchen: It smells of printing ink and solvents here. With let-


terpress, silkscreen and offset printing, the colours can be applied

have to make do with fast design. Whatever meal you choose from

with great brilliancy and depth. The inks merge in varying ways

the menu, this book presents the best posters cooked up in Ger-

with the different types of paper. Pre-press digitalization saves

man-speaking countries and all of them created by master chefs.

costs and environmental resources, but in the printing process itself, digital printing is not yet on par with its predecessors. The best results of the printing and the cooking art still consist of analogue alchemy. Sending a bratwurst as an email attachment, downloading potato soup or printing out spaghetti are mere visions that we cannot yet savour on the tongue. If the designer is the cook, then we are all the dinner guests: Each of us likes different flavours, so posters should differentiate. We want a varied diet, yet we hesitate to change our habits of seeing and eating. We won’t eat things we’ve never had before; we first need to get a taste for them. In Europe, more foods and printed products are being produced than ever before. We are living amidst plenty; all the more reason to be cautious of the dishes put before us. There are frequent scandals about contaminated foods, but rarely scandals about poster design posing a health risk. Is a poster only pretty to look at or is it nutritious, too? What lies and half-truths are being stirred into our food by PR strategists as amphetamines or sleeping pills? A good poster ought to persuade us, but not dupe us with tricks. Ultimately, honesty is longer lasting. Humour is not on the list of prohibited dietary supplements in the competition for the best posters, but demagogy and disinformation certainly are. The competition for the 100 best posters presents merely an excerpt of poster production, which is primarily relevant to graphic artists and poster lovers. We cannot make the world better than it is. In design, a dichotomy of reality has long become established. In nutrition they are called fast food and slow food, but we have not yet found any correspondingly fitting words for them in design. Those who can afford it get slow design, those who cannot


Bastien Aubry & Dimitri Broquard, Vorsitzende der Jury

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45 CM

EIN HOHER STAPEL

Für unsere erste Teilnahme an einer internationalen Jury waren wir aufgeregt und neugierig, als wir Ende letzten Februar in Berlin eintrafen. Wie sollten wir innerhalb von zwei Tagen aus mehr als 1500 Einsendungen 100 Plakate auswählen – und vor allem: nach welchen Kriterien? Wir treffen also an einem grauen Donnerstagmorgen in der prächtigen Aula einer Kunstschule ein. Ein schwacher Wind der Nostalgie des Ex-Sowjetblocks weht in dem immensen und ein wenig überalterten Schulsaal, der mit Holztäfelungen verkleidet ist. Wir treffen die vier anderen Mitglieder der Jury, zwei Grafiker, eine Kunsthistorikerin und einen weiteren Illustrator. Die Stimmung ist entspannt und herzlich. Bei einer ersten Auslese genügt eine einzige Stimme, um ein Plakat für eine zweite Auslese zu behalten. Nach einem halben Tag sind die 1521 Plakate – immerhin ein Stapel von mehr als 45 Zentimeter Höhe! – an unseren Augen vorbeigezogen. Etwa zwei Drittel der Plakate scheiden während dieses Prozesses aus. Der zweite Durchgang läuft nach dem Mehrheitsprinzip ab, allerdings ist die Auswahl nicht so leicht und der Stapel mit dem »Vielleicht« nimmt nur langsam ab. Trotz der mehrstündigen Diskussionen am Ende des zweiten Tages, um die exakte Anzahl von 100 Plakaten, nicht 98 oder 103, zu erreichen, konnten wir feststellen, dass in der Jury kaum Uneinigkeit bezüglich der Auswahl bestand. Denn selbst unter Einfluss unterschiedlicher Horizonte und der Subjektivität im Geschmack jedes Einzelnen waren wir alle der Ansicht, dass ein gutes Plakat einen Gedanken, ein Lächeln, eine Provokation oder sogar, warum auch nicht, eine Ablehnung hervorrufen sollte. Wenn man diesen Gedankengang ins Extreme ausführt, könnte man fast sagen, dass ein gutes Plakat nicht zwangsläufig ein schönes Plakat ist. Der zweite Punkt, bei dem die Jury ebenfalls einhelliger Meinung war, ist die Tatsache, dass die Schrift ein essenzieller Bestandteil des Plakates ist. Sie ist es, die die rationelle Nachricht transportiert, und außer lesbar zu sein muss sie auch in perfektem Einklang mit dem Motiv stehen. Und, obwohl oftmals sehr starke Bilder verwendet wurden, waren wir leider oft gezwungen festzustellen, dass es keine vorangegangene Überlegung bezüglich des Schriftgebrauchs gegeben hatte. Kurz gesagt, die Schrift wird oft nur dort platziert, »wo noch Platz ist«. Für uns ist ein schönes Plakat, dessen Aussage wir nicht verstehen und dessen verschiedene grafische Elemente nicht kohärent sind, ein misslungenes Plakat. Es ist zweifellos diese gemeinsame Sensibilität der Jury, die in der Auswahl dieses Jahres einen großen Anteil an rein typografischen Vorschlägen erklärt. Ein weiterer Punkt, der uns auffiel, ist die Menge – und die Qualität – der Studentenprojekte. Der Jury zufolge hat sich die Frage gestellt, ob so viele Schulprojekte prämiert werden sollten.


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Im Allgemeinen ist es sicherlich leichter für Studenten, interessante und experimentelle grafische Lösungen zu finden, da sie nicht den Zwängen der Profis unterworfen sind. Allerdings war der Standpunkt der Jury, nicht diesen Parameter einzubeziehen, sondern vor allem die Qualität des Plakates zu bewerten. Die Überlegung war außerdem, die junge Generation im Vordergrund zu sehen, die letztendlich die visuelle und grafische Landschaft von morgen prägen wird. Schlussfolgernd können wir sagen, dass die Erstellung eines Plakates ein Fachgebiet ist, das sich kontinuierlich erneuert. Die Illustration und die Fotografie, die unter den prämierten Plakaten relativ schwach vertreten waren, haben uns den Eindruck vermittelt, dass die aktuelle Tendenz zu typografischen und grafisch »personalisierten« oder auch »interpretierten« Lösungen geht. Die aktuellen Grafiker suchen ihre eigene visuelle Sprache, um jedes Mal ein einmaliges Expressionsobjekt zu erschaffen. Sie orientieren sich mehr und mehr an der Handschrift des Autors. Dies ist ein Fakt, der uns zu guter Letzt sehr positiv erscheint – und letztendlich auch logisch ist –, da das Plakat trotz seiner Zwänge zweifellos das Medium ist, das die meisten grafischen und kreativen Experimentiermöglichkeiten bietet! Wir ermuntern alle nicht prämierten Kandidaten, ihr Glück im nächsten Jahr wieder zu versuchen, wir beglückwünschen die Preisträger und wir danken noch einmal dem Gremium des Wettbewerbs der 100 besten Plakate für ihren Empfang und ihre Professionalität und ebenso den Studenten, die uns zwei Tage in Folge all dieses bedruckte Papier vorgeführt haben!


Bastien Aubry & Dimitri Broquard, jury chairs

A STACK A FOOT�AND�A�HALF HIGH

When we arrived in Berlin last February for our first participation

various graphic elements are not coherent, a beautiful poster is a

in an international jury, we were excited and curious. How were we

poor poster. Without a doubt this shared sensitivity of the jury

to choose 100 posters from more than 1,500 entries within two

explains the large number of purely typographical entries in this

days and, above all, using what criteria?

year’s selection.

So, on a gray Thursday morning we arrive in the magnificent audi-

Another thing that was striking to us is the amount – and the

torium of an art academy. The faint breeze of nostalgia for the

quality – of students’ projects. Consequently the jury asked itself

ex-Soviet bloc wafts in the huge and somewhat outdated school

whether so many school projects ought to be awarded. Generally

hall with its wooden panelling. We meet the four other members

speaking, it is surely easier for students to come up with interest-

of the jury, two of them graphic artists, one an art historian and

ing and experimental graphic solutions since they are not under

another illustrator. The mood is relaxed and cordial.

the same constraints as the professionals. Nevertheless, the jury

One vote is enough in the first selection to keep a poster for the

decided not to bring in this parameter, but to chiefly assess the

second selection. After half a day, the 1,521 posters – a stack more

quality of the poster. The idea was also to place the young genera-

than 18 inches high! – have passed before our eyes. Approximate-

tion in the spotlight, since it will ultimately shape the visual and

ly one third of the posters are eliminated during this process. The

graphic landscape of the future.

second go-through is carried out according to majority rule, how-

Consequently, we can say that poster production is a field that is

ever the choice is not as easy and the »maybe« stack diminishes

constantly renewing itself. Illustration and photography, which

only very slowly.

were relatively weakly represented among the awarded posters,

In spite of the hours of debate at the end of the second day need-

gave us the impression that the current trend is moving towards

ed to reach the exact number of 100 posters – not 98 or 103 – we

typographical and graphically »personalized« or even »interpret-

were able to ascertain that the jury was hardly at odds in its

ed« solutions. Modern graphic artists are seeking their own visual

choices.

languages so that they can create a unique object of expression

For even under the influence of differing horizons and the per-

every time. They orient themselves more and more to the personal

sonal subjectivity of each of our tastes, we all agreed that a good

style of the author. This is a fact that we consider very positive –

poster must evoke an idea, a smile, provocation, yes, even rejec-

and ultimately also logical – since posters, in spite of their con-

tion. If we take this thought process to the extreme, we can almost

straints, are beyond doubt the medium that offers the most

say that a good poster is not necessarily a beautiful poster.

graphic and creative scope for experimentation!

The second point in which the jury was also unanimous is the fact

We encourage all candidates who were not selected to try their

that the text is an essential element of a poster. It is what trans-

luck again next year, we congratulate the prize winners and again

ports the rational message, and besides being legible it must also

thank the committee of the competition for the 100 best posters

be in perfect harmony with the images. And although very strong

for their reception and their professionalism and also thank the

images were often used, we often were forced to realize that there

students who showed us all this printed paper for two days in a

may have been no prior consideration made of the typography. In

row!

brief, the text is often just positioned »where there’s room left over«. For us, if we do not understand the message and if the


Bastien Aubry & Dimitri Broquard, Présidents du jury

UNE PILE DE 45 CENTIMÈTRES Originalfassung in Französisch/original version in French

Pour notre première participation à un jury international, nous étions

pographie. Dit simplement, celle-ci est trop souvent mise «où il reste

assez excités et curieux lorsque nous sommes arrivés à Berlin, fin

de la place». Pour le jury, une belle affiche dont on ne comprend pas

février dernier. Comment allions nous sélectionner, en 2 jours, 100

l’information et dont les différents éléments visuels ne sont pas co-

affiches sur les plus de 1500 reçues et surtout selon quels critères?

hérents est une affiche ratée.

Nous arrivons donc un jeudi matin gris dans le magnifique amphi-

C’est sans doute cette sensibilité commune du jury qui explique,

théâtre d’une école d’art. Un petit air de nostalgie de l’ex-bloc sovié-

dans la sélection de cette année, la grande proportion d’affiches

tique flotte dans l’immense et quelque peu désuète salle de l’école

choisies avec des propositions purement typographiques.

tapissée de boiseries.

Un autre point qui nous est apparu est la quantité – et la qualité –

Nous rencontrons les quatre autres membres du jury dont deux sont

des projets d’étudiants retenus. Pour le jury, la réflexion s’est posée

graphistes, une est historienne de l’art et un autre illustrateur. L’am-

de savoir si autant de projets d’école devaient être primés. En effet,

biance est décontractée et bon enfant.

généralement, les contraintes n’étant pas les même que pour les

Pour une première sélection, une seule voix du jury suffit pour qu’une

professionnels, il est sans doute plus aisé pour les étudiants d’arriver

affiche soit réexaminée postérieurement. En une demi-journée, les

à des solutions graphiques plus intéressantes et expérimentales.

1521 affiches – tout de même une pile d’une hauteur de plus de 45

Mais le point de vue du jury fut de ne pas tenir compte de ce para-

centimètres! – ont défilé sous nos yeux. Environ les deux tiers des

mètre et de primer avant tout la qualité de l’affiche. La réflexion fut

affiches seront éliminés par ce processus.

aussi de mettre en avant la jeune génération qui, en fin de compte,

Lors du second tour, la sélection se fait à la majorité, mais le choix

fera le paysage visuel et graphique de demain.

n’est pas très facile et la pile des «peut-être» mettra longtemps à se

En conclusion, nous pouvons dire que la création de l’affiche est un

résorber.

domaine qui ne cesse de se renouveler. L’illustration et la photogra-

Malgré les quelques heures de discussions à la fin de la seconde

phie étant relativement peu représentées parmi les affiches primées,

journée pour atteindre le chiffre exact de 100 affiches et non pas 98

nous avons l’impression que la tendance actuelle va vers des solu-

ou 103, nous avons pu constater que le jury n’a pas eu de grande

tions typographiques et graphiques «personnalisées» ou encore «in-

discordance pour effectuer son choix.

terprétées». Les graphistes actuels cherchent leur langage visuel

En effet, malgré les horizons différents et la subjectivité du goût de

propre pour créer à chaque fois un objet d’expression unique. Ils

chacun, nous étions tous d’avis qu’une bonne affiche doit suggérer

s’orientent de plus en plus vers un graphisme d’auteur. Ceci est un

une réflexion, un sourire, une provocation ou même pourquoi pas un

fait qui nous paraît, en fin de compte, être une très bonne chose – et

rejet. Si l’on pousse ce raisonnement à l’extrême, on pourrait presque

finalement assez logique – car l’affiche est, malgré ses contraintes,

dire qu’une bonne affiche n’est pas forcément une belle affiche.

sans doute le média qui offre le plus de possibilités d’expérimenta-

Le deuxième point où le jury fut aussi unanime est le fait que la ty-

tions graphiques et de créativité. Nous encourageons tous les candi-

pographie soit un élément essentiel de l’affiche. C’est elle qui trans-

dats non-primés à tenter leur chance à nouveau l’année prochaine,

porte le message rationnel et donc, en plus d’être lisible, elle doit

nous félicitons les lauréats et nous remercions encore le comité d’or-

être parfaitement en accord avec le motif. Malgré parfois des images

ganisation du concours des 100 plus belles affiches pour leur accueil

fortes, nous étions malheureusement souvent obligés de constater

et leur professionnalisme ainsi que les étudiants qui ont défilé deux

qu’il n’y avait pas eu de réflexion en amont sur l’utilisation de la ty-

jours durant pour nous présenter tout ce papier imprimé!




PREISTRÄGER�PLAKATE AWARD WINNERS WINNERS'’ POSTERS POSTERS



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TOBIAS BECKER Halb 5 Vortragsreihe/Four-Thirty Lecture Series – Wolf Kahlen, A1 Projektauftrag an der/Project commission at the Hochschule Darmstadt Betreuung/Supervision: Charalampos Lazos, Christina Hackenschuh Auftrageber/Client: Hochschule Darmstadt, Fachbereich Gestaltung Druckerei/Printing House: Druckwerkstatt der Hochschule Darmstadt, Siebdruck/Silkscreen


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