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Zeitschrift des VCP | Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder 1 P 1963 Nr. 1/2014 | ISSN 1651-2441

anp Gemeinschaft

Leben

Jugend

Besinnung

auf neuem Pfad

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Raus?!


vcp aus dem Verband

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EDITORIAL 3

Impressum ISSN 1615-2441 anp (seit 1921) ist die Zeitschrift für die Mitglieder des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP). Sie erscheint viermal im Jahr. Anschrift: VCP-Bundeszentrale Wichernweg 3 D-34121 Kassel

Vorneweg

http://publizieren.vcp.de

Tel.: 0561/7 84 37-10, Fax: 05 61/7 84 37-40 E-Mail: anp@vcp.de, Internet: www.vcp.de Verleger: Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) e. V. Herausgegeben im Auftrag der Bundesleitung von Roman Heimhuber Chefredaktion: Diane Tempel-Bornett FOTO: PETER BRÜMMER

Ständige Redaktionsmitglieder: Christian van den Boom (Kellertreppe), Peter Brümmer, Jascha Buder, Marc Forkmann, Sandra Grünewald (KrimsKrams), Verena Kunberger, Chris Pollak, Andreas Witt (Himmelsleiter), Philipp Zedelius. Mitarbeit an dieser Ausgabe: Marc Heinemann, FSJler in der VCP-Bundeszentrale Illustration: Jascha Buder (www.jabu.de) Fotoredaktion: Peter Brümmer Satz und Layout: Chris Pollak (chrispollak.com) und Peter Brümmer (drazilgraphix.de) Druck: Druckerei Strube, Felsberg Anzeigenverwaltung: Dirk Rumpff Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich die Kürzung von Artikeln und Leserbriefen vor. Die Redaktion behält sich in Einzelfällen unter Berücksichtigung der gesetzlichen Grundlage entsprechende Bearbeitungen von Veröffentlichungen vor. (Informationen: www.vcp.de) Der Umwelt zuliebe wird anp auf 100 % Recyclingpapier gedruckt, das mit den Umweltzeichen „Blauer Engel“ und „Nordischer Schwan“ ausgezeichnet ist. Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung und Förderung unserer Arbeit.

Titelbild: Fred vom Stamm Seattle in Ehningen fragt sich, ob er raus soll. Foto: Peter Brümmer

Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Pfadfinderinnen und Pfadfinder, raus aus dem gewohnten Trott und raus mit den Inhalten aus dem gedruckten Heft! Dafür haben wir uns Anfang Februar zu einer eher ungewöhnlichen anp-Redaktionssitzung getroffen. Dabei waren neben der anp-Redaktion auch die Fachgruppe Netzstecker und Kommunikationsmitarbeiter aus dem VCP-Bundeslagers „Volldampf“. Was dabei herausgekommen ist, haltet ihr hier als gedrucktes Heft in den Händen. Das liest sich erstmal wie eine „ganz normale anp”, findet sich aber auch online unter http://publizieren.vcp.de Warum wir das machen? Weil wir’s können und weil wir’s ausprobieren wollen! Pfadfinden heißt auch immer rausgehen, entdecken und erforschen. Pfadfinden und digitale Kommunikationswege gehören für uns völlig selbstverständlich zusammen. Das richtige Maß zu finden, sich auf gemeinsame Umgangsformen zu einigen und dabei den Spaß nicht zu verlieren, das braucht ein bisschen Forschergeist und Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Wir schauen genau auf das, was passiert und wie die Reaktion unserer Leserinnen und Leser darauf sein wird. Das Jahr 2014 wollen wir nutzen, um die anp weiter zu entwickeln und das geht natürlich nicht ohne euch, die Pfadfinderinnen und Pfadfinder im VCP! Ob uns unser Experiment gelungen ist, wissen wir nur, wenn ihr es uns sagt! Dazu bieten wir euch Gelegenheit mit der Kommentar-Funktion in unserem Blog, auf der Facebook-Seite des VCP oder in einem klassischen Leserbrief an die Redaktion. Wir hoffen, unser kleines Experiment mit Medien, Inhalten und einem veränderten Redaktionskreis macht euch Freude und inspiriert euch, ein bisschen raus zu gehen und ausgetretene Pfade zu verlassen! Eure anp Redaktion


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Ausschnitt aus dem Isenheimer Altar

Leid und Hoffnung: Jener Mensch Gott – Der ökumenische Kreuzweg der Jugend 2014 http://go.vcp.de/anp1401kreuzweg

Leid und Schmerz nehmen ihr den Atem. Jegliche Kraft ist aus ihrem Körper gewichen. Würde der junge Mann neben ihr sie nicht festhalten, sie würde auf den Boden sinken. Ihr blasses Gesicht wendet sich dem Geschehen vor ihr zu, aber sie hält die Augen geschlossen, um nicht sehen zu müssen, was sie nicht wahr haben will, aber doch wahr ist: Ihr Sohn Jesus hängt sterbend am Kreuz. Von Esther Koch, Kassel

Der beschriebene Bildausschnitt entstammt dem Isenheimer Alter und wurde von Matthias Grünewald gemalt. Sein Altarbild ist es, das in diesem Jahr die Stationen des diesjährigen ökumenischen Jugendkreuzwegs illustriert.

nicht ganz die Hoffnung aufgegeben hat, dass Gott sie in ihrem Elend sieht; eingreift und sich doch alles noch zum Guten wendet. Und diese Hoffnung ist es, die sie letztendlich trägt.

Dem Künstler Grünewald gelingt es sehr eindrucksvoll, die Gefühle Marias darzustellen. Ihre Trauer, ihr Schmerz, ihre Hilflosigkeit, ihre Angst, aber auch ihre Wut sind regelrecht spürbar. Als Betrachterin ergreift mich die Szene und ich kann zumindest erahnen, wie Maria sich in diesem Moment gefühlt haben muss, selbst wenn für ihre Trauer und Ohnmacht die Worte fehlen. Auch wir oder Menschen in unserem Umfeld, müssen manchmal erfahren, dass unser Leben aus allen Angeln gehoben wird, plötzlich der Boden unter den Füßen wegbricht und Lebensläufe durchkreuzt werden. Wir fühlen uns dann allein, hilf- und schutzlos, ohnmächtig. Was hält uns dann?

Es war ein Anliegen des Künstlers Matthias Grünewald, diese Hoffnung deutlich zu machen. Denn im Mittelpunkt seines Gemäldes steht ein erschütternder Jesus, der mit leidet. In allem was wir erleben und erleiden, ist er an unserer Seite und trägt die Last mit.

Maria wird in ihrer Situation gehalten. Johannes, der Lieblingsjünger Jesu ist bei ihr, stützt sie und hält ihre Hände, die sie zum Gebet gefaltet hat. Trotz allem Leid betet Maria. Betet, weil sie noch

In der Passions- und Osterzeit erinnern wir uns an die Leiden Jesu, dürfen aber auch wissen, dass Jesus alles Leid und den Tod überwunden hat. Er kann uns heilen und befreien und uns zu einem glückenden Leben helfen. Es ist Anliegen des ökumenischen Kreuzwegs der Jugend, sich im gemeinsamen Gebet dieser Botschaft wieder neu bewusst zu werden und sich gegenseitig in der Hoffnung bestärken. Alle Gruppen, die diesen Kreuzweg selber gestalten und mitbeten wollen, finden Infos, Materialien und Bilder dazu unter www.jugendkreuzweg-online.de


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BREITGETRETEN 11

Raus in die Weite von Diane Tempel-Bornett, Kassel Fotos: Dirk Obermann und Diane Tempel-Bornett Andachtsraum

http://go.vcp.de/anp1401weite

Absolute Freiheit, Abenteuer und Weite bis zum Horizont – zur See fahren. Oder gibt es diese Freiheit nur in alten Seemannsschnulzen? anp war mit Dirk Obermann von der Seemannsmission in Bremerhaven unterwegs.

Weltweit gibt es mehr als 1 Millionen Seeleute. 30.000 davon kommen jährlich zum Seemannsclub in Bremerhaven. Aber schon das „kommen“ ist nicht so einfach wie man denkt. Die Häfen sind abgeriegelt und eingezäunt und dürfen ohne Ausweis und Genehmigung nicht betreten werden. Und „betreten“ stimmt auch nicht – zu Fuß gehen ist streng verboten. Wer mit dem Auto hereinfahren darf, setzt ein rotes Blinklicht aufs Autodach, um nicht übersehen zu werden. Vorab haben wir auf einem Plan geschaut, welche Schiffe für ein paar Stunden im Hafen liegen. Mit dabei haben wir eine Tasche mit Telefonkarten und Einladungen für den Seemannsclub „Welcome“. Die Seeleute können einen Shuttlebus rufen, um dann in den Seemannsclub zu fa-

hren. Er ist von 15.00 bis 22.30 Uhr geöffnet. So haben die Seeleute nach dem Abendessen drei bis vier Stunden Zeit, die sie an Land verbringen. Wenn der Club schließt, werden sie wieder aufs Schiff gebracht. anp fragte Dirk Obermann: Was ist den Seeleuten in ihrer freien Zeit am wichtigsten? Der Austausch mit den Familien. Sie mailen, sie skypen. Aber sie können auch andere Leute als ihre Crew sehen. Sie reden, sie spielen Billard. Billard ist übrigens das zweitwichtigste. Denn Billard kannst du auf einem Schiff nicht spielen. Es gibt noch einen kleinen Sportplatz – auch eine Besonderheit. Im Laden decken sich die Seeleute gerne mit Süßigkeiten und Drogerieartikeln ein. Viele sind ganz wild

Eintrag in einem Gästebuch im Andachtsraum der Seemannsmission

auf Schokolade, aber nicht nur, um sie an Bord zu essen, sondern auch , um sie ihren Familien mitzubringen. Wie groß ist die Mannschaft auf einem Containerschiff? Kleiner als man denkt. Es gibt eine Bemannungsverordnung, die besagt, wie viele Leute auf dem Schiff arbeiten müssen. Die meisten großen Containerschiffe haben etwa zwanzig Leute an Bord. Wie muss ich mir eine Schiffscrew vorstellen? Kommen alle aus einem Land? Das gibt’s auch, es gibt Schiffe mit einer komplett indischen oder chinesischen Besatzung. Aber häufiger ist es so, dass bei deutschen Reedereien der Kapitän


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FOTO: ROMAN HEIMHUBER

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Endlose Weite: Ladefläche eines Autotransportschiffes

und der Erste Offizier Deutsche sind, die Schiffsoffiziere aus Osteuropa und Russland kommen und die Crew von den Philippinen. Kommuniziert wird auf Englisch. Wenn wir jetzt an Bord gehen, werden wir da freundlich empfangen? Bestimmt. Im Allgemeinen werden wir hochgeschätzt. Die Seemannsmission hat einen guten Ruf – bei den Reedern wie bei der Crew. Das liegt aber auch daran, dass normalerweise kein Besuch an Bord kommt – höchstens Behörden, um etwas zu kontrollieren. Wir bringen etwas mit: Zeit, Telefonkarten, damit sie nach Hause telefonieren können, Zeitungen. Wir kommen, um sie zu unserem Club einzuladen und vor allem, um zu zuhören. Das ist unsere seelsorgerische Tätigkeit. Zuhören. Wir bieten ihnen die Möglichkeit, auch mal vom Schiff wegzukommen. Für viele Seeleute ist ein Ausflug in die Stadt oder nur mal in den Supermarkt eine echte Abwechslung. Was magst du besonders an deiner Arbeit für die Seeleute? Ich mag ihre Mentalität. Die allermeisten Seeleute sind Weltbürger. Sie müssen mit vielen Nationen, Kulturen und auch stänHafenplan: hier wird verzeichnet, wo die Schiffe gerade liegen

dig wechselnden Umständen klarkommen. Sie kommen mit dem zurecht, was sie gerade haben. Auf dem Schiff wird dir keiner sagen: Das geht jetzt aber gerade nicht. Da gibt es etliche Parallelen zum Pfadfinden. Seeleute sind sehr höflich, vielleicht weil sie fast immer Gäste sind. Wir reden immer von Seemännern. Gibt es auch Seefrauen? Ja, einige wenige. Das sind meist Nautikerinnen, also Kapitäninnen oder Offiziere, seltener sind Frauen im Maschinenraum. Und wie kommen die Frauen in dieser eher männlich geprägten Welt zurecht? Auf dem Schiff gibt es eine starke Hierarchie. Der Kapitän hat das Sagen. Da spielt das Geschlecht erst in zweiter Linie eine Rolle. Dazu kommt die eben schon erwähnte Höflichkeit. Von vielen Seeleuten habe ich auch gehört, dass das Klima und der Umgangston sich verbessern, wenn Frauen an Bord sind. Was ist denn noch dran am Seemannsmythos von der endlosen Freiheit auf dem Meer? Nichts. Ich denke, man muss schon eine gewisse Sehnsucht nach der Ferne mitbringen, sonst kann man gar nicht zur

See fahren. Aber frei und ungebunden sind die wenigsten. Sie haben fast alle Familien oder Beziehungen. Sie fahren zur See, um Geld zu verdienen. Die meisten sind neun oder zehn Monate auf See, dann zwei oder drei Monate zuhause, dann fahren sie wieder los. Im Rückblick sagen viele Seeleute, dass sie von ihren Kindern fast nichts mitbekommen haben. Geburtstage, Schulfeste… sie haben einfach viel verpasst. Trotzdem sind sie nicht bedauernswert – fast alle haben diesen Beruf selbst gewählt und es gibt auch viele schöne Momente an Bord. Und es gibt auch einen Mannschaftsgeist. Der ist nicht so ausgeprägt wie man sich den in der Seefahrerromantik vorstellt, denn die Besatzung verändert sich unterwegs. Manche gehen früher von Bord, dafür kommen andere. Es ist eher eine Zweckgemeinschaft. Wie hat sich das Leben der Seeleute verändert? Die Bedingungen sind deutlich schlechter geworden – durch die Finanzkrise und die wirtschaftliche Konkurrenz zwischen den Reedereien. Die Schiffe werden immer größer, die Liegezeiten immer kürzer und viele Seeleute kommen gar nicht mehr vom Schiff. Viele sind froh, wenn


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Das Wichtigste gibts im Kiosk der Seemannsmission: Süßigkeiten und Drogerieartikel

die Schiffsmaschine mal nicht läuft und deshalb das Schiff nicht ständig vibriert. Eine der Folgen der Anschläge des 11. September sind die Verschärfung der Sicherheitsvorschriften. Seitdem sind alle Häfen eingezäunt und so abgesichert, so dass man kaum noch rein und raus kommt. Die Angst vor Piraten ist natürlich präsent. Und die Angst vor wirtschaftlichem Ruin. Manchmal werden Schiffe von ihren Reedereien aufgegeben, die liegen dann in zweiter Reihe im Hafen – mit ihrer Besatzung, die keine Heuer mehr bekommen, nichts zu essen haben und nicht wissen, wie es weitergeht. Einer sagte mir mal: Weißt du, was der einzige Unterschied zwischen einem Schiff und einem Gefängnis ist? Das Gefängnis kann nicht untergehen. Haben Seeleute denn bestimmte Rituale? Gibt es die Äquatortaufe noch? Ehrlich gesagt, vermutlich wenn Touristen an Bord sind. Das nimmt auch zu, dass große Schiffe Passagiere mit an Bord nehmen. Oder vielleicht bei der Marine. Aber von wegen Ritual: Der Speiseplan an Bord ist ganz wichtig, damit die Crew das Gefühl für die Wochentage nicht verliert: Donnerstag gibt’s Kuchen zum Kaffee, Freitag Fisch und Sonntagabend nur kaltes Essen.

Stimmt es, dass sich Seeleute beim Landgang tätowieren lassen? Die meisten kommen ja kaum raus. Und sie fahren zur See, um möglichst viel Geld zu verdienen. Das geben sie dann vermutlich nicht für sowas aus. Wenn, dann ziehen eher die jüngeren Seeleute abends mal los, die älteren bleiben meist an Bord und sind froh, wenn sie ihre Ruhe haben. Was macht ihr bei Krisenfällen? Wenn es Probleme an Bord gibt, versuchen wir zu vermitteln und stellen auch Kontakte zur ITF (International Transportworkers Federation) her. Wenn es zu einem Todesfall auf dem Schiff gekommen ist, machen wir eine Trauerfeier. Manchmal wird das Schiff auch wieder gesegnet. Das wichtigste ist aber, mit den Leuten an Bord zu sprechen und ihnen zuzuhören. Wenn etwas Schlimmes passiert, muss der Kapitän immer den Kopf hinhalten. Dazu kommen umfangreiche Untersuchungen durch die Polizei und die Versicherung. Ich erinnere mich an einen Fall, wo auf der Themse ein noch sehr junger Seemann über Bord gegangen ist. Der Kapitän ließ das Schiff umkehren, um den Jungen zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn finden würde, war

gering, trotzdem machte er es. Die Reederei hat ihm dafür Vorwürfe gemacht. Meiner Meinung nach – und das habe ich ihm auch gesagt – hat er völlig richtig gehandelt. Es war auch erstaunlich, wie die Crew damit umgegangen ist: Ein alter Seemann wollte es einfach nicht glauben. Er war steif und fest davon überzeugt, dass der Junge sich irgendwo auf dem Schiff versteckt habe und wieder auftauchen würde. Die Seeleute haben dann an der Stelle, wo der Junge verschwunden war, eine Trauerzeremonie veranstaltet. Sind Seeleute gläubig oder eher abergläubig? Eigentlich nicht, aber die philippinischen Seeleute sind sehr katholisch. Ich glaube aber schon, dass Seeleute häufig einen anderen Umgang mit ihrem Glauben haben, weil sie Gefahren und den Naturgewalten ganz anders ausgeliefert sind als wir an Land. Vor sich sehen sie endloses Meer, über sich den Himmel und die Sterne. Da kommt man dann schon ins Nachdenken.

Dirk Obermann


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Raus aus der er Gruppe

Mobbing ing

FOTOS: DIANE TEMPEL-BORNETT, PETER SCHEFFLER

Das Wort Mobbing bedarf keiner ausführlichen Erklärung. Wir sind alle mindestens einer Form des Mobbing bereits begegnet. Leider. Von Philipp Zedelius, edelius, Karlsruhe

Mo Mobbing – ein aus dem englischen Wort „m „mob“ (= ein Haufen Menschen) abgeleitet tetes Modewort, beherrscht die Medien ebe ebenso wie Gespräche im Lehrerzimmer. Es beschreibt die Schikane, Qual und die psy psychische Gewalt, die Opfer von Mobbin bing erleiden, häufig von einer oder mehrer reren Personen im direkten Umfeld. Wie im Sonntagabend-Tatort spricht ma man von Opfern. Und von Tätern. Deshal halb eignet das englische Wort „Bullying“ bes besser für eine Präventionsdiskussion. Es löst die anonyme Masse des „Mob“ auf und nimmt den Täter, den Bully (=Tyrann) iin d den Blick. Der weich klingende Anglizis zismus ism wirkt zunächst weniger fatal als sei seine in deutschen Äquivalente „Quälerei“ ode oder e gar „Folter“. Dabei sollte man die sch schwerwiegenden hw Folgen von Mobbing nic nicht cht h herunterspielen. Wie äußert sich Mobbing? Wer ist davon n betr betroffen? Warum tun Menschen so etw etwas? was? W Wie kann man sich schützen? Mobbin Mobbing beginnt meist unauffällig, selt selten ten mit offenen verbalen Auseinander dersetzungen rsetzunge oder Handgreiflichkeiten, den denn: nn: Mobbin Mobbing ist feige. Gemobbt wird: zw zwei wei gegen ein einen, groß gegen klein, Angeb geber ber gegen Sc Schüchterne, Starke gegen Sch Schwache, hwache, „Cool „Coole“ gegen „Nerds“. Kleine,, gezischte Gehässigkeiten, Geh Geflüster und d Gekicher, abwertende abwe Bemerkungen übe über er Klamotten und un andere Äußerlichkei keiten iten sind meistens der Anfang. In der Sch Schule hule folgen oft er erste Sachbeschädigu gungen ngen wie das Wegwerfen Wegw des Mäppche chens, ens, Diebstahl des Pau Pausenbrotes, Aus-

leeren der Schultasche in den Mülleimer. All das soll das Opfer demütigen und sein Selbstwertgefühl demontieren. Opfer kann praktisch jeder werden. Gefährdet sind häufig eher schüchterne Kinder ohne einen großen Freundeskreis, Jugendliche mit ungewöhnlichen Hobbys, besonderen sozialen Hintergründen oder alternativen Kleidungsstilen und körperlich oder geistig beeinträchtigte Menschen. Aber auch eine neue Schülerin, die intelligenter ist als der Klassendurchschnitt, wird es bei der tonangebenden Clique sicher schwer haben. Viele Opfer sind auch zuhause nicht mehr vor Angriffen ihrer Peiniger sicher, denn mit digitalen Medien und Netzwerken kann das Mobbing, aufbereitet mit peinlichen Bildern und Videos, fortgesetzt werden. Warum? Wir bemühen die Zoologie: Mobbing ist ein perfides Auswahlsystem, das – ähnlich der Nahrungskette in der Savanne – das schwächste Mitglied der Herde fangen und fressen will. Es geht um die Erstellung einer „Hackordnung“ wie im Hühnerstall. Wer ist der Boss? Oder die Kampfhenne? Und wer steht ganz unten an der Hühnerleiter? Mobbing ist nicht nur ein Thema bei Heranwachsenden. 30 % aller Angestellten geben an, schon einmal gemobbt worden zu sein – von der Leitung ebenso wie vom Kollegium. Das äußert sich (immer noch) durch Tratsch, der abbricht, wenn die entsprechende Person den Raum betritt und z.B. das demonstrative

Ausschließen vom gemeinsamen Lunch, aber auch durch das Zuteilen sinnloser oder zusätzlicher Arbeitsaufträge. Das hat die Folge – manchmal auch das Ziel! – dass, das Opfer irgendwann kündigt. Für den Betrieb ist so eine Kündigung kostengünstiger als eine Entlassung und hat nicht selten System: Raus mobben. Was kann man tun? Als Zeuge: nicht schweigend zusehen. Stellung beziehen und versuchen, auf den Täter einzuwirken. Für Opfer von Mobbing gilt: Hilfe suchen. Schülerinnen und Schüler sollten den Vertrauenslehrer ansprechen, dieser wiederum kann sich an Sachverständige wenden. Gruppenkinder können ihre Gruppenleitung ansprechen. Wenn die Gruppenleitung mobbt, dann muss die übergeordnete Ebene informiert werden. Im Internet findet man viele Adressen und Foren, die Rat und Hilfe für Kinder und Jugendliche, aber auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anbieten. Mobbing: ein altes Problem mit neuen Namen. Vielleicht gelingt es ja einer jungen Generation von Eltern, Lehrpersonal und Gruppenleitungen, Kindern und Jugendlichen Werte wie Toleranz und Empathie zu vermitteln, damit es irgendwann eine Gesellschaft gibt, in der Alphatiere und Introvertierte miteinander leben können. http://go.vcp.de/anp1401mobbing


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Gemeinschaft | Raus?!

Inhalt

v AUS DEM VERBAND PFADFINDEN WELTWEIT ……………………………………… 04 FRÜHLINGSERWACHSEN AUF UNSEREM ZELTPLATZ …………… 05 VOLLER TATENDRANG WOLLEN WIR KRITISCH ………………… 06 ALLE THEMEN KOMMEN BEI MIR AN ………………………… 07 VOLLDAMPF! ………………………………………………… 08

c CHRISTLICHES LEBEN HIMMELSLEITER:

„Maria wird in ihrer Situation gehalten. Johannes, der Lieblingsjünger Jesu ist bei ihr, stützt sie und hält ihre Hände, die sie zum Gebet gefaltet hat. Trotz allem Leid betet Maria. Betet, weil sie noch nicht ganz die Hoffnung aufgegeben hat, dass Gott sie in ihrem Elend sieht; eingreift und sich doch alles noch zum Guten wendet. Und diese Hoffnung ist es, die sie letztendlich trägt.“ Aus: E. Koch: Leid und Hoffnung. S. 10

LEID UND HOFFNUNG ………………………………………… 10

p PFADFINDEN BREITGETRETEN: RAUS?! RAUS IN DIE WEITE …………………………………………… 11 ICH FASTE FACEBOOK ………………………………………… 14 DER FRÜHJAHRSPUTZ – EINE WOHLTAT ………………………… 15 AB IN DEN WALD ……………………………………………… 16 UND RAUS BIST DU! …………………………………………… 18 MOBBING ……………………………………………………… 19 RAUS IN DIE NEUE WELT ……………………………………… 20 FRISCHLUFT STATT KREIDESTAUB ……………………………… 21

„Die Seemannsmission hat einen guten Ruf – bei den Reedern wie bei der Crew. Das liegt aber auch daran, dass normalerweise kein Besuch an Bord kommt – höchstens Behörden, um etwas zu kontrollieren. Wir bringen etwas mit: Zeit, Telefonkarten, damit sie nach Hause telefonieren können, Zeitungen. Wir kommen, um sie zu unserem Club einzuladen und vor allem, um zu zuhören. Das ist unsere seelsorgerische Tätigkeit.“ Aus: D. Tempel-Bornett, Dirk Obermann: Raus in die Weite. S. 11

KRIMSKRAMS ……………………………………………… 22

KELLERTREPPE ………………………………………………… 26 BUCHECKE …………………………………………………… 28 STÄMME VOR ORT | St. Georg, Region Mulde-Fuhne ……………… 29 SERVICE/TERMINE ……………………………………………… 30

„Viele Opfer sind auch zuhause nicht mehr vor Angriffen ihrer Peiniger sicher, denn mit digitalen Medien und Netzwerken kann das Mobbing, aufbereitet mit peinlichen Bildern und Videos, fortgesetzt werden. “ Aus: P. Zedelius: Mobbing. S. 19


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