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verbundene Fragen der Lebensmittelproduktion, grüne Gentechnologie und die generelle Skepsis der Bevölkerung gegenüber Forschung und Technologien zählen dazu. In Österreich ist Letztgenanntes eine Dauerkrise. Die Statistiken des jüngsten Eurobarometers von 2013 weisen den Österreichern eine im Europa-Vergleich geringe Begeisterung für Wissenschaft und Forschung nach. Interesse daran bekunden nur 45 Prozent, im Vergleich zu etwa drei Vierteln der Schweden. Und weniger als ein Drittel der Österreicher fühlt sich über Entwicklungen in Wissenschaft und Technologie informiert, ein Wert im Schlussfeld. Drei Jahre zuvor bekannte mehr als die Hälfte der Öster­ reicher, Kenntnisse über Wissenschaft und Forschung ­ seien für das tägliche Leben nicht von ­Bedeutung. Ein peinlicher Spitzen­ wert in Europa. Und das, obwohl seit der Jahr­tausendwende viel öffentliches Geld für Wissenschaftskommunikation in die Hand ­ genommen wurde.

Foto: Zara Pfeifer

Annäherungsversuche „Auf die Birne kommt es an“ – mit diesem Slogan warb 2005 eine vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) initiierte Kampagne. Damit sollte das Interesse für Forschung und Innovation in der Bevölkerung gesteigert oder vielleicht geweckt werden? Die Kampagne war rück­ blickend wenig nachhaltig, dennoch zog sie einige „Open Science“-Bemühungen nach sich, von der Kinder-Uni über neue Ma­ga­zine und Zeitungsbeilagen bis hin zu Groß­ veranstaltungen. Überlebt haben solche Projekte nur punktuell, die Kinder-Uni und die „Lange Nacht der Forschung“ ge­hören dazu. Forschungsbewusstsein durch Festivals zu schaffen erfolgt bis heute in vielen Ländern Europas: In Deutschland mit den Wissenschaftsjahren, in Großbritannien mit seiner langen Tradition in „Science Communication“ gleich durch eine Fülle an Festivals, und die Schweiz feiert alle vier Jahre „Science et Cité en Fête“. „In einer Mediengesellschaft haben große Events zweifellos ihre Berechtigung. Doch darin kann und darf sich Wissenschafts­ kommunikation nicht erschöpfen“, sagt Josef Seethaler, Medienforscher an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,

und fordert den Abschied von der „Popularisierung der Wissenschaft“. In eine ähnliche Richtung stößt Alexander Martos. Er brachte die Idee eines Wissenschaftsfestes nach Österreich und realisierte mit anderen die erste „Lange Nacht der Forschung“. Vermittlung, so Martos, stelle sich nicht von selbst her, Großformate gingen in Ordnung, wenn es jemand machte, der was davon versteht.

Der Geistesblitz hat schon zu so mancher unerwarteten Lösung verholfen. Je mehr nachdenken, umso besser.

Der Zug Richtung Edutainment Eines zeigt sich deutlich: Edutainment gehört offenbar heute dazu. Eine von Alexander Gerber in Deutschland durchgeführte Delphi-Studie zur Zukunft der Wissenschaftskommunikation lässt erwarten, dass künftig das Erleben immer stärker vor

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