Die Wiederaufbauleistungen der Altösterreicher in der Zweiten Republik

Page 89

88

DIE WIEDERAUFBAULEISTUNGEN DER ALTÖSTERREICHER IN DER ZWEITEN REPUBLIK

Die Krickerhauer Bergleute zogen in das Braunkohlerevier Brüx­Dux. Ende März 1945 verließen die deutschen Bürger Preßburg/Bratislava. Der Großteil von ihnen hatte die Stadt schon vorher freiwillig verlassen. Die Volksgruppen­ führung verließ am 1. April 1945 die Stadt in Richtung Gänserndorf. Die in Ost­ deutschland weilenden Karpatendeutschen zogen abermals weiter, um in den Bereich amerikanischer Truppen zu gelangen. Die in der Slowakei verbliebenen Männer wurden zur Waffen­SS eingezogen und im Protektorat Böhmen und Mähren von der Roten Armee gefangen genommen. Die Evakuierung geschah ohne Reibungen. Die bäuerliche Bevölkerung musste zum Weggehen gezwun­ gen werden. Manche Deutsche bekannten sich wieder als Slowaken und blieben zurück. Im Winter 1944/45 wurden von den 140.000 Deutschen 120.000 evaku­ iert.2

2. Situation der Karpatendeutschen nach dem Einmarsch der Roten Armee Nach Verhandlungen zwischen Vertretern des Londoner tschechoslowakischen Exils mit den Repräsentanten der tschechischen Emigration in Moskau und Ver­ tretern des Slowakischen Nationalrats (SNR), wobei die Sowjetunion mitgewirkt hatte, konnten sich die Kommunisten in der Nachkriegstschechoslowakei großen Einfluss sichern. Clement Gottwald3 gelang es, im Streit zwischen der Londoner Gruppe und dem Slowakischen Nationalrat vermittelnd einzuwirken. Über die Stellung der Slowaken im Rahmen des tschechoslowakischen Staates sollten die im Inland gewählten Volksvertreter entscheiden. Nach der Beendigung der Moskauer Konferenz begaben sich Eduard Beneš4 und seine Begleitung nach Kaschau/Košice in die Ostslowakei. Diese Stadt war schon von der Roten Armee erobert worden. Am 4. April 1945 trat die neue tschechoslowakische Regierung ihr Amt an. Sie verkündete ihr Programm, das unter der Bezeichnung Programm von Kaschau bekannt wurde. Nach einer überschwänglichen Danksagung an die Rote Armee über ihren Einsatz für die Befreiung der Tschechoslowakei wurde die Freude über den Sturz der deutschen und ungarischen Tyrannei ausgedrückt. Für die Nachkriegszeit sah man die Abhaltung von allgemeinen, geheimen Wahlen für die verfassungsgebende Versammlung vor. Deren Aufgabe sei es, ei­ ne feste verfassungsmäßige Grundlage zu schaffen. Ferner waren der Wiederauf­ bau zerstörter Einrichtungen des Staates und der Aufbau einer Armee mit einer engen Zusammenarbeit mit der Roten Armee geplant. Bezüglich der deutschen und ungarischen Bürger waren die Beschlagnahme ihres Eigentums und die Ab­


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.