Die Wiederaufbauleistungen der Altösterreicher in der Zweiten Republik

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DIE WIEDERAUFBAULEISTUNGEN DER ALTÖSTERREICHER IN DER ZWEITEN REPUBLIK

Auslandsbeteiligungen und 19 Vertriebsgesellschaften. 1977 erzielte Anger mit seinen Werken und Vertriebgesellschaften einen Jahresumsatz von über 1,5 Mil­ liarden Schilling. Die Banken sahen in dem Expansionskurs von Wilhelm Anger ein gewisses Risiko, beschränkten den Kreditrahmen und stoppten so seine un­ ternehmerischen Planungen, sodass er sich entschloss das gesamte Brillenimperi­ um zu verkaufen. Fünf potente Interessenten bewarben sich um dieses zukunftsträchtige Unternehmen, darunter die verstaatlichte ÖMV und der fran­ zösische Brillenkonzern Essolor. Den Zuschlag erhielt der Hamburger Heinrich Bauer Verlag. Dass der Bauer­Verlag ein gewinnträchtiges Unternehmen übernahm, zeigte die Entwicklung der nächsten zehn Jahre. So hieß es in einem Magazin nach einem Jahrzehnt: „Als Zaubermittel Nummer eins bei der Eroberung ausländischer Märkte erwies sich freilich ein schon vom Vorbesitzer Wilhelm Anger initiierter genialer Marketingstreich: die wundersame Metamorphose des hässlichen Sehbehelfs zum hochmodischen Accessoire mit prestigeträchtigen Namen. Vor allem letzteren verdankte der unter seiner Firmenbezeichnung kaum bekannte Konzern seinen weltweiten Erfolg." Markennamen wie Alfred Dunhill, Paloma, Picasso, Christian Lacrois, Porsche Design, Christian Dior, Carrera und andere, taten das ihre zu den Erfolgen der Designerbrille. Mit den Werken in Traun, Wien, Passau, und Jugoslawien erziel­ te der Bauer­Verlag einen Umsatz von 3,5 Mrd. Schilling. Inzwischen machte Wilhelm Anger einen weiteren Schritt nach vorn und präsen­ tierte 1988 die so genannten Eyemetric­Brillen in Modulbauweise, die dem Kun­ den optimal angepasst werden.. Seit 1998 setzte er einen weiteren Schritt, um der Modulbrille zum Durchbruch zu verhelfen. Weltweit begannen Optikerketten so auch in Österreich, den Verkauf dieser Brillen. In Österreich ist die Leistung von Wilhelm Anger kaum beachtet worden. Sein Lebensweg von Schmiedeberg zum Schöpfer der modischen Brillen und einem Brillenimperium mit dem Namen Optyl ist ein typisch sudetendeutsches Schick­ sal nach 1945 in Österreich. Auch sein Bruder Anton, sowie seine Schwester An­ neliese mit ihrem Gatten Arnold Schmied aus Braunseifen bei Römerstadt haben mit der in Linz bekannten Firma „Silhouette“ markante Spuren in der oberöster­ reichischen Wirtschaftsgeschichte hinterlassen und sind heute noch ein begehr­ ter Arbeitgeber.

Silhouette International – Schmied GmbH & Co.KG Bis 1963 arbeitete das Ehepaar Arnold und Anneliese Schmied, als leitende Mit­ arbeiter und Teilhaber bei der Wilhelm Anger OHG. Sie hatten schon damals


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