Die Wiederaufbauleistungen der Altösterreicher in der Zweiten Republik

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DIE WIEDERAUFBAULEISTUNGEN DER ALTÖSTERREICHER IN DER ZWEITEN REPUBLIK

1955 und in den Folgejahren findet ein weiterer Ausbau der Marktgeltung und Schaffung zusätzlicher Marken neben den bereits etablierten Viennaline­Produk­ ten statt. 1956 kommt die Schibrille der Marke CARRERA auf den Markt, welche zu den meistverkauften Schibrillen gehört. Das neue Jahrzehnt mit dem Jahr 1960 bringt den Beginn eines neuen Konzeptes. Anger versucht die Brillenfertigung von der Rohstoff­ und Erzeugungstechnolo­ gie auf eine neue Basis zustellen. Die bisherigen Fertigungstechniken waren ge­ kennzeichnet durch hohe Lohnintensität und lange Lieferfristen des Rohmaterials, das waren Cellulose­Azetat­Platten, welche in der spanabheben­ den Fertigungsweise mit bis zu 60 einzelnen Arbeitsgängen pro Brille verbunden waren. Aber noch waren keine Patentlösungen gefunden. Das war auch der Grund, dass sich Wilhelm Anger mit den bisherigen Erfolgen nicht zufrieden gab. Der damals bereits so zukunftsträchtigen Kunststoffindu­ strie galt sein besonderes Interesse. Schon bald hatte er entdeckt, woran es die­ sem Industriezweig mangelte. Es gab Rohstofflieferanten, Maschinenhersteller und Kunststofferzeuger. Gerade letztere verloren viel Zeit, ehe sie das marktreife Produkt herstellten und lieferten. Inzwischen wurde 1953 die „Wilhelm Anger Kunststoffwerk Ges.m.b.H.” ge­ gründet, die einige Jahre später verkauft wurde. In die Zeit der Gründung der Rohrfabrik (1953) fällt auch der Beginn des Kunststoffmaschinenbaues mit der Entwicklung neuer Extrudertypen. Erster Höhepunkt war die Vorstellung eines Extruders auf der Düsseldorfer Kunststoffmesse 1959. Während bisher die Pro­ duktion vom Pulver über das Granulat erfolgte, konnten die neuen „Anger­Ex­ truder“ direkt von Pulver ausgehen und so einen Produktionsvorgang überbrücken. 1962 beschäftigte das Unternehmen bereits 50 Mitarbeiter im Ex­ truderbau und die Brillenfertigung in Traun musste Betriebsflächen an die Ex­ truderfertigung abtreten. 1963 wurde in Micheldorf eine Halle angemietet, in die schließlich die Erzeugung der Kunststoffmaschinen verlegt wurde. Am Produk­ tionsprogramm standen Schnecken, Zylinder, Formdüsen für Kunststoffmaschi­ nen u. a. m. Unmittelbar nach der Kunststoffmesse 1959 in Düsseldorf wurde die „Anger Plastik Maschinen Ges.m.b.H“ in München gegründet und fast gleichzeitig die „Artplast Kunststofferzeugung“ in Hutthurm bei Passau gekauft. Die Expansion setzte sich mit der Errichtung eines Betriebes für die Erzeugung von Azetatbril­ len in Irland „auf der grünen Wiese“ fort. Im irischen Betrieb waren über zwei hundert Mitarbeiter beschäftigt. 1962 wurde in Micheldorf auf einen rund 25.000 m2 großen Grundstück eine Fabrikshalle für die Fertigung von Extrudern und


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